Superwahljahr 2017: Das sollten Anleger wissen

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Superwahljahr 2017: Das sollten Anleger wissen | HVB
MÄRKTE: EUROPA
Superwahljahr 2017: Das sollten Anleger
wissen
In den Niederlanden läuft die Regierungsbildung. Im April und Mai folgt die
Präsidentschaftswahl in Frankreich, und im September wählt Deutschland – nach
drei Landtagen zuvor – einen neuen Bundestag. Was Anleger über das
Superwahljahr 2017 wissen sollten.
> Warum Sie diesen Artikel lesen sollten: Das Superwahljahr 2017 wirft für Anleger viele Fragen auf. Ist
der Höhenflug der Nationalisten und Populisten gestoppt, oder waren die Niederlande nur ein
Rückschlag? Folgt dem „Brexit“ der „Frexit“ (Frankreich verlässt die EU)? Bröckelt dann der Euro? Droht
dem Kontinent sogar eine Rezession? Fundierte Antworten und wichtige Fakten lesen Sie hier.
Wer dieser Tage die Zeitungen aufschlägt, den kann das Gefühl beschleichen, dass die Rechtspopulisten
in Europa längst die Macht an sich gerissen hätten. In Frankreich wettert eine Marine Le Pen im
Wahlkampf gegen Überfremdung, bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden holte Geert Wilders die
zweitmeisten Stimmen. Doch gemach: Bei einer hohen Wahlbeteiligung blieb Wilders deutlich hinter
seinen Ambitionen zurück, während sein Erzrivale, der rechtsliberale Ministerpräsident Mark Rutte, einen
überzeugenden Sieg einfuhr. Auch in Frankreich sprechen die Demoskopen gegen eine
Regierungsbeteiligung der EU-feindlichen Front National. Hier steht der erste Wahlgang am 23. April an,
gefolgt von einer Stichwahl am 7. Mai.
„Die Präsidentschaftswahl in Frankreich wird in den Medien hochgespielt, hat aber auf die Märkte bisher
nur geringen Einfluss“, erklärt Oliver Postler, Chief Investment Officer für Privatkunden bei der
HypoVereinsbank. „Auch die Risikoaufschläge bei Staatsanleihen in Frankreich sind derzeit weit weg von
einer etwaigen Krisenstimmung.“ Erst etwa vier Wochen vor einem Wahltermin könnten die
Kapitalmärkte möglicherweise mit Ausschlägen reagieren, sollte sich das Stimmungsbild in den
Umfragen nochmals verschieben. „Im Euroraum dürften die Auswirkungen der wachsenden politischen
Risiken aber größtenteils auf das betroffene Land beschränkt sein“, so der HVB-Experte.
Vertrauen in die Wirtschaft steigt stetig an
Gestützt wird Postlers Einschätzung durch positive wirtschaftliche Rahmendaten. So ist die
Weltwirtschaft mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet, der globale Handel klettert beharrlich in
Richtung eines Zweijahreshochs. Und auch in Europa selbst ist die Stimmung zuversichtlich, das Klima
anlegerfreundlich: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist auf nachhaltigem Wachstumskurs, und auch die
Vertrauenswerte in die europäische Wirtschaftskraft steigen seit einem guten Jahr stetig an. Selbst die
Spekulationen um einen Euro-Austritt Griechenlands oder eine drohende Rezession scheinen angesichts
der makroökonomischen Realitäten weit in den Hintergrund gerückt.
Auch die politischen Umfragen der Meinungsforscher sprechen derzeit gegen ein Szenario, in dem
radikale Kräfte für grundlegende Verschiebungen sorgen. Demnach könnte Marine Le Pen spätestens im
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zweiten Wahlgang dem unabhängigen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron unterliegen. Und
selbst wenn sie gewinnen sollte und das von ihr angekündigte Referendum zum EU-Austritt Frankreichs
starten würde (was verfassungsrechtlich gar nicht so einfach ist), so dürften ihr die EU-freundlich
gesinnten Franzosen die Mehrheit hierfür verweigern. „Den Euro sehe ich also derzeit nicht in Gefahr“, so
Postler.
Anleger könnten von den Wahlen profitieren
Im Gegenteil: Für Frankreich sieht Postler eher positive Marktimpulse durch die politischen Aussichten. So
dürfte sich ein vermuteter neuer Präsident Macron durchaus reformfreudig zeigen. Das könnte die
Stimmung ins Positive drehen. „Unserer Einschätzung nach könnte die französische Wirtschaft insgesamt
profitieren, was sich wiederum positiv auf die Finanzmärkte niederschlagen würde“, so Oliver Postler.
Anleger könnten so mindestens mittelfristig von den Wahlen profitieren.
Fraglos sei die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone reformbedürftig. „Die Verschuldungsquote liegt
hier bei 96 Prozent des Bruttoinlandsprodukts“, gibt Postler zu bedenken. „In Deutschland liegt dieser
Wert nur bei 72 Prozent.“ Impulse wären absolut nötig, denn die französische Wirtschaft leidet unter ihrer
Exportschwäche und einer weiter negativen Handelsbilanz.
Europas Wirtschaft kann so schnell nichts erschüttern
Die Finanzmärkte zeigen sich indes stabil, die Stimmungsindikatoren versprechen für die europäische
Wirtschaft insgesamt eine freundliche Zukunft. Postler: „Seit einem Jahr lässt sich sowohl in den
entwickelten Wirtschaftsräumen – also Europa, USA und Japan – als auch in den Schwellenländern, ein
positives wirtschaftliches Momentum beobachten. Die Stimmung steigt, die harten realwirtschaftlichen
Daten ziehen an und auch die nachläufigen Indikatoren weisen nach oben. So ist die Arbeitslosigkeit in
Europa zurück auf unter zehn Prozent gesunken und die Inflation zieht an. Das ergibt ein sehr robustes
Gesamtbild der wirtschaftlichen Entwicklung.“
Indizien sind auch die zunehmende Vergabe von Unternehmenskrediten – die auf eine starke
Investitionskonjunktur schließen lässt – und die anhaltende Konsumdynamik. Die Kapitalmärkte
entwickeln Frühlingsgefühle auf guter Basis. Steigende Unternehmensgewinne sind ein fundamentaler
Unterbau für eine solide Aktienmarktentwicklung. Von der Anleihenseite ist nicht viel zu erwarten. Wer
keine ausreichenden Risiken nimmt, wird auch keine hinreichenden Chancen auf einen realen Werterhalt
haben. Zeit also für einen Frühjahrsputz im Depot. Je nach Anlagehorizont und Risikobereitschaft sollten
Aktien beigefügt werden. Konsolidierungen die immer wieder kommen können, bieten eher
Einstiegsgelegenheiten.
Die größeren Fragezeichen lassen sich derzeit im politischen Feld finden – nicht nur in Europa, sondern
weltweit. So wird sich erst in den folgenden Monaten zeigen, was die Präsidentschaft Donald Trumps
wirtschaftlich bedeutet: „Bei der US-Administration sind Steuersenkungen und Deregulierungen im
Gespräch als Stimuli für die Wirtschaft, die das bei einem Wachstum von 2,7 Prozent eigentlich nicht
benötigt“, verdeutlicht Postler. „Sollte es aber zu harten protektionistischen Maßnahmen kommen, wie
etwa Strafzöllen, dann könnte das für den globalen Handel und auch die private Wirtschaft hierzulande
schlecht sein.“
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Für Anleger heißt es: Ruhe bewahren und diversifizieren
In Deutschland selbst ist nach wie vor unklar, wie groß der Einfluss der rechtspopulistischen AfD auf das
Wahlergebnis am 24. September tatsächlich sein wird. Ein mögliches Szenario wäre aus heutiger Sicht die
Fortsetzung der großen Koalition, wobei die SPD mit der Nominierung von Martin Schulz im Moment
Auftrieb bekommen hat. Die Märkte würden auf eine Fortsetzung der großen Koalition unter einem
Bundeskanzler Martin Schulz womöglich gar nicht so negativ reagieren, meint Postler, weil sich auch in
der Vergangenheit unter einer SPD-geführten Regierung die wirtschaftliche Entwicklung durchaus sehen
lassen konnte. Gleichwohl: Eine teilweise Zurücknahme der Agenda 2010 könnte die Flexibilität im
Arbeitsmarkt und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen hierzulande abschwächen.
Als größte Wirtschaftsmacht in der EU steht Deutschland momentan allerdings glänzend da und treibt
das Wachstum des gesamten Euroraums voran. Wirtschaftliche Reformen hierzulande haben also
europaweites Gewicht. Dabei sprechen die positiven Fakten für sich: „Wir haben eine sehr niedrige
Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent, die Wirtschaft wächst um knapp 2 Prozent“, so Oliver Postler. „Den
Unternehmen geht es gut, die Beschäftigung und die Löhne steigen. Die Lage ist nicht so negativ, wie sie
teilweise dargestellt wird. Ich rate also zu einem Realitätscheck.“
Soll heißen: Um vor möglichen Risiken im Superwahljahr gewappnet zu sein, sollten Anleger Ruhe
bewahren und auf eine ausgewogene Diversifizierung ihres Portfolios setzen, also zum Beispiel auf einen
Mix aus Aktien, Anleihen und – als Beimischung – Gold. Wer mit seinem Vermögen dagegen nur in
risikoarme Anlagen investiere, verliere allein durch die Inflationsrate schon Geld, so Postler. Denn seiner
Einschätzung nach könnte das Leitzinsniveau in Europa bis Ende nächsten Jahres bei null verharren.
© HypoVereinsbank
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