Ausblick 2017: Fokus auf Fiskalpolitik und Populismus Dezember 2016 Während die Marktteilnehmer nach einem weiteren ereignisreichen Jahr Bilanz ziehen, sollten Anleger drei Dinge im Blick behalten: zunehmende populistische Strömungen in der Politik, die Rückkehr Chinas als globaler Wachstumsmotor und die erneute Konzentration auf die Staatsausgaben in einem Umfeld weiterhin niedriger Zinsen. Ausblick für 2017 - Das Wichtigste in Kürze Populismus sorgt für volatile Märkte Umfeld niedriger Zinsen bleibt bestehen Fiskalpolitik als neuer Hoffnungsträger In einem Umfeld mäßigen Wachstums der Weltwirtschaft steht Europa vor einem Jahr politischer Unsicherheit, die sich vor allem aus dem „Brexit“ ergibt. Während sich die Politik in den USA stärker auf die inneren Verhältnisse konzentriert, werden China und Russland unserer Erwartung nach selbstbewusster auftreten. Das Szenario der Finanziellen Repression hält weiter an, da die Welt darin einen neuen Weg zum Schuldenabbau gefunden hat. Entscheidend ist dabei die Rolle der Inflation, doch zeigt sie erst auf Sicht von Jahrzehnten Wirkung. In Anbetracht von Volatilität und niedrigen Erträgen am Gesamtmarkt müssen Anleger aktiv sein und Alpha anstreben. Die Politik negativer Zinsen und expansiver Geldpolitik wird sich weiterentwickeln, während sich die Aufmerksamkeit in vielen Ländern von der Geld- zur Fiskalpolitik verschiebt. Allerdings könnten neue fiskalpolitische Bemühungen zu gering sein oder wirtschaftlich wirkungslos bleiben. Das abgelaufene Jahr hielt viele Anleger in Atem: China begann mit der Neuausrichtung seiner Volkswirtschaft, die US-Notenbank erhöhte nicht wie angekündigt die Leitzinsen, Europa hatte mit dem Brexit-Votum zu kämpfen, die Spannungen in der Ukraine und im Nahen Osten nahmen zu und die USA erlebten einen anstrengenden Wahlkampf, an dessen Ende Donald Trump gewählt wurde. Obwohl jedes einzelne dieser Ereignisse zu einem gravierenden Kursrückschlag hätte führen können und die Weltwirtschaft nur langsam wuchs, hielten sich die Märkte trotz kurzfristigen Volatilitätsschüben wacker. Die Notenbanken haben im abgelaufenen Jahr mit ihrer extremen Geldpolitik fast ihr gesamtes Pulver verschossen. Dies hat zu einer Ausblick 2017: Fokus auf Fiskalpolitik und Populismus | Dezember 2016 Verschiebung des Fokus auf eine expansive Fiskalpolitik geführt. Sie stellt eine der wenigen noch bestehenden Möglichkeiten für die Regierungen dar, das dringend benötigte Wirtschaftswachstum anzuregen. Darüber hinaus macht den Volkswirtschaften auf der ganzen Welt das gewaltige Ausmaß der Staatsschulden zu schaffen, die nur bei extrem niedrigen Zinsen bedient werden können. Unter dem Strich erwarten wir für 2017 ein positives nominales Wachstum und niedrige Kapitalerträge da das von uns bereits vor längerem formulierte Szenario der Finanziellen Repression weiterhin uneingeschränkt gegeben ist. Fünf zentrale Anlagethemen im Jahr 2017 Während die Märkte einen Schlusstrich unter das abgelaufene Jahr ziehen und sich dem nächsten zuwenden, müssen Anleger die treibenden Faktoren hinter dem Markt- und Wirtschaftsgeschehen verstehen, um gut begründete Entscheidungen treffen zu können. Die folgenden wesentlichen Anlagethemen sind im neuen Jahr im Blick zu behalten: Wachstum der Weltwirtschaft bleibt mäßig Anleger sollten sich auf schwaches Wirtschaftswachstum einstellen, da die USA in die Spätphase des Konjunkturzyklus eintreten, Japan mit der Alterung seiner Bevölkerung zu kämpfen hat und Europa unter „Brexitis“ leidet. Zwar dürfte es den USA und der Eurozone letztlich gelingen, eine Rezession zu vermeiden, doch befinden sie sich weiterhin in einer der schwächsten jemals verzeichneten Wachstumsphasen. Etliche Schwellenländer dagegen sollten prosperieren, da China seine Volkswirtschaft auf eine neue Grundlage stellt und viele Länder Asiens wachstumsfreundliche Reformen vornehmen. Geldpolitik: Zinsen bleiben insgesamt niedrig Wir rechnen damit, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen moderat anhebt. Gleichzeitig dürfte es in den Schwellenländern zu Zinssenkungen kommen, da die Inflationsraten dort zurückgehen. Die Europäische Zentralbank und die japanische Notenbank werden voraussichtlich an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. Die global verfügbare Liquidität dürfte ihren Gipfel überschritten haben, während die Notenbanken negative Zinsen durchgesetzt haben, um damit vermehrte Staatsausgaben zu begünstigen. China bleibt der Star und Asien generell attraktiv Den größten Beitrag zum Wachstum der Weltwirtschaft leistet nach wie vor China. Dabei benötigt es inzwischen weniger Industrierohstoffe und stattdessen mehr Rohöl und Agrarrohstoffe, während die Urbanisierung rapide fortschreitet. Zwar bestehen Bedenken hinsichtlich seiner finanziellen Situation, doch könnte Chinas großangelegtes Infrastrukturprojekt „One Belt, One Road" zur Stärkung von Handel und Kapitalverkehr der neue Marshall-Plan sein, den die Welt nach der globalen Finanzkrise benötigt. Da inzwischen auch Indien und Indonesien erhebliche Reformfortschritte machen, bietet Asien insgesamt die beste Mischung aus Wachstum und Investitionen. Öl: Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht Schon seit einiger Zeit raten wir Anlegern, nicht zu lange mit einem sehr niedrigen Ölpreis zu rechnen; diese Position beginnt sich inzwischen zu bestätigen. Denn es ist gerade der niedrige Ölpreis, der zu einem Rückgang der Investitionen in der Energiebranche geführt und damit zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage beigetragen hat. Wir meinen zwar, dass ein leichter Ölpreisanstieg im Jahr 2017 die Investitionen im Ölsektor beflügeln und auch die globale Inflation anfachen könnte. Jedoch erwarten wir nicht, dass dies zu einem erneuten Boom der unkonventionellen Ölförderung in den USA führt. Die Angebotsseite wird angesichts der angespannten politischen Situation im Nahen Osten, in Lateinamerika und in Afrika weiterhin unter Druck stehen. Eine politische Trendwende zeichnet sich ab Die Tendenz zur Deregulierung war im Jahr 2016 weiterhin auf dem Rückzug, während sich Nationalismus und Populismus ausbreiteten: dazu trugen das „Brexit- Votum“, die Ablehnung des CETAAbkommens durch die belgische Region Wallonien sowie die US-Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders und Donald Trump bei. Da 2017 in Europa wichtige Wahlen anstehen, sollte die Politik weiterhin eine wichtige Rolle bei Anlageentscheidungen spielen. Möglicherweise meiden einige Investoren auch lediglich bestimmte Märkte, obwohl diese attraktiv bewertet sind. Auch die Geldpolitik wird stärker von politischen Einflüssen geprägt sein, da sie Teil einer ausdrücklichen Regierungsstrategie wird, in der die Fiskalpolitik dominiert. Das Geld, das die Notenbanken dem Staat zur Verfügung stellen, wird nach unserer Einschätzung in den kommenden Jahren in vielen Ländern vor allem in die heimische Infrastruktur und Militärausgaben fließen. Ausblick 2017: Fokus auf Fiskalpolitik und Populismus | Dezember 2016 Asien investiert durch verstärkte Forschung & Entwicklung in seine langfristige Wettbewerbsfähigkeit in Korea und Japan ist der Prozentanteil der Ausgaben für Forschung & Entwicklung am BIP am höchsten Quellen: Nomura, Allianz Global Investors; Datenstand: Dezember 2013. *Daten für die USA, Kanada und Israel von Dezember 2012. Der Kreisdurchmesser spiegelt den relativen Anteil der jährlichen Ausgaben für Forschung & Entwicklung im jeweiligen Land wider. Ausblick 2017 nach Regionen USA: Ob sich das Wirtschaftswachstum beschleunigt, ist ungewiss. Während die Notenbank Zinserhöhungen anstrebt, steigen die Löhne der Verbraucher nur geringfügig, gleichzeitig beginnen die Gesundheitskosten anzuziehen. Unter Präsident Trump steigen die Ausgaben für Infrastruktur und Rüstung und für die Unternehmen werden Anreize geschaffen, im Ausland unterhaltene Bankguthaben in die USA zurückzuholen. Beim US-Dollar könnte es zu einer Abwertung kommen. Europa: Die Anleger werden zunehmend nervös, da anstehende Wahlen und das Verfahren zum Ausstieg Großbritanniens aus der EU den Ausblick trüben. Die Banken im Euroraum dürften geschwächt werden, wenn die EZB anfängt, ihr Anleihenkaufprogramm auslaufen zu lassen. In einem Marktumfeld, das durch expansive Geldpolitik und Negativzinsen verzerrt ist, erscheinen Aktien attraktiv und werfen hohe laufende Erträge ab. Das Wirtschaftswachstum dürfte sich abschwächen. Asien und Emerging Markets: Eine grundlegende wirtschaftliche Neuausrichtung in China, Indien und Indonesien gleicht den Effekt eines stärkeren US-Dollars und einer geringeren Dynamik des Welthandels aus. Die globale Ausbreitung protektionistischer Tendenzen kommt der Entwicklung der Binnenkonjunktur zugute und regt die lokalen Konsumausgaben an. Die Perspektiven für Rohstoffe wandeln sich, da sich die Nachfrage Chinas stärker zu Rohöl und Agrarrohstoffen hin verlagert. Japan: Das Wachstum ist nach wie vor schwach, da die Altersstruktur und politische Unsicherheiten das Vertrauen in der Wirtschaft beeinträchtigen. Die neue Führungsrolle der Fiskalpolitik erlaubt es der Regierung (mit Unterstützung der Notenbank) die Inflation mit gesetzlichen Maßnahmen anzufachen. Dies stärkt die Binnenkonjunktur und schwächt zugleich den Yen. Ausblick 2017: Fokus auf Fiskalpolitik und Populismus | Dezember 2016 Handeln – mit verstärktem Fokus auf aktive Anlagen In vielerlei Hinsicht wird das Jahr 2017 für die Anleger nichts anderes bereithalten als 2016: Angesichts niedriger Marktrenditen werden für Anleger, die keine ausreichenden Risiken eingehen, auch keine hinreichenden Erträge abfallen. Die aus der Vergangenheit gewohnte langfristige Wertentwicklung, die viele Anleger wieder zu erzielen hoffen, dürfte weiterhin eine Illusion bleiben. In Zukunft ist eine aktive, gezielte Suche nach Quellen von Kapitalzuwachs und laufenden Erträgen notwendig, während wir darauf warten, dass eine konjunkturelle Wende ein Jahr näherrückt. Ziele erreichen heißt: Risiken eingehen Die am breiten Markt erzielbaren Erträge (Beta) könnten in vielen Anlageklassen durchaus noch weiter zurückgehen: Wenn das von den Marktteilnehmern erwartete Ertragswachstum ausbleibt, können die Anleihenrenditen nicht mehr sinken und die Aktienkurse nicht weiter steigen. Geht man ein gewisses Bonitäts- und Durationsrisiko ein – und verfolgt ausschüttungsorientierte Strategien – kann dies zum Kaufkrafterhalt der Ersparnisse beitragen, während die Inflation die Gesundheits-, Ausbildungs- und Lebenshaltungskosten langsam nach oben treiben dürfte. Selektiver und aktiver vorgehen Wenn das Markt-Beta instabiler wird müssen die Anleger ihr Streben nach Kapitalzuwachs (mittels realer Anlagen wie Wachstumsaktien und Immobilien) mit ihrem Bedarf an laufenden Erträgen (aus Anleihen und kurzfristigen Anlagen in Asien, den USA und Schwellenländern) abgleichen. Dann können Anleger in angemessener Weise aktive Strategien verfolgen, um über dem Durchschnitt liegende Erträge (Alpha) zu erzielen. Dabei kann auch eine deutliche Diversifikation mittels alternativer Anlagen hilfreich sein. Investieren erfordert Geduld Während sich die Marktteilnehmer zunehmend auf das kurzfristige Geschehen konzentrieren, müssen Anleger umso geduldiger sein und gegen den Konsens gerichtete Positionen einnehmen: Bei wachstums- und ertragsorientierten Strategien dauert es einige Zeit, bis der Zinseszinseffekt Wirkung zeigt. Deshalb ist eine langfristige Perspektive wesentlich, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Diversifikation, nicht Konzentration Viele Vermögensanlagen sind derzeit eng miteinander korreliert und unterliegen starken Kursschwankungen. Dies kann dazu führen, dass es in unterschiedlichen Anlageklassen gleichzeitig zu heftigen Kursausschlägen in dieselbe Richtung kommt. Die extremen politischen Maßnahmen der Notenbanken – wie negative Zinsen und Ausweitung der Geldmenge – haben ebenfalls dazu beigetragen, dass viele Anleger identische Positionen eingegangen sind. Da hierdurch das Ertragspotential sinken kann, sind Strategien ratsam, die eine Verringerung des Risikos und verbesserte Diversifikation erwarten lassen, beispielsweise alternative Anlagen. Volatilität ist unvermeidlich, aber beherrschbar Die Märkte werden zunehmend anfällig für Kursschwankungen, da sich innen- und geopolitische Faktoren, unterschiedliche Geldpolitiken und interne Marktstrukturen alle gleichzeitig bemerkbar machen und sich laufend ändern. In einem derartig unsicheren Umfeld Kurs zu halten, erfordert eine klare Zielsetzung und eine aktive Grundhaltung, bei der Anleger flexibel in punkto Asset-Allokation sein müssen, auf ihre Prozesse vertrauen und gründliches Research betreiben müssen. Ausblick 2017: Fokus auf Fiskalpolitik und Populismus | Dezember 2016 Maße, die im Blick zu behalten sind Inflation Volatilität Die Befürchtungen hinsichtlich einer Desinflation oder gar einer Deflation könnten sich bei steigenden Teuerungsraten legen Die Ausbreitung passiver Anlagen und regulatorische Einflüsse könnten zu phasenweise erhöhter Volatilität führen • Wenn die Geldpolitik dazu übergeht, die Fiskalpolitik zu unterstützen, könnte dies einen Preisanstieg in der Realwirtschaft auslösen. • Die Neuausrichtung der chinesischen Volkswirtschaft – sowie niedrigere Rohstoffpreise und ein Einbruch der Investitionsausgaben– wird die globalen Lieferketten unter Druck setzen und stärkeren Akteuren die Durchsetzung höherer Preise ermöglichen. • Die angestrebte Dominanz der Fiskalpolitik wird es den Regierungen ermöglichen, Inflation mittels Gesetzgebung zu erzeugen, beispielsweise durch höhere Mindestlöhne und andere inflationsfördernde Maßnahmen. • Der weltweite Trend zu passiven Anlagen hat die Kapitalzuflüsse auf bestimmte Marktsegmente konzentriert. Dort könnte es zu verstärkten Kursausschlägen kommen, wenn sich die Kapitalabflüsse wieder umkehren. • Infolge regulatorischer Änderungen sind die Märkte weniger liquide geworden. Auch die Zunahme des Hochfrequenzhandels und auf Algorithmen basierender Handelsstrategien hat dazu geführt, dass die Märkte weniger stabil sind. 0,2 % 1,2 % 13,29 20,90 Inflationsrate im Euroraum im 4. Quartal 2016 Volatilitätsindex (VIX) am 30. September 2016 Inflationsrate im Euroraum in einem Jahr Quelle: Europäische Zentralbank; Stand: 18. November 2016. Inflation ist hier die Veränderung des von Eurostat veröffentlichten Harmonisierten Verbraucherpreisindex über den 1-Jahreszeitraum. VIX-Durchschnitt von 1996 bis 30. September 2016 Quelle: FactSet; Stand: 30. September 2016. Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und Erträge daraus können sinken oder steigen. Investoren erhalten den investierten Betrag gegebenenfalls nicht in voller Höhe zurück. Die dargestellten Einschätzungen und Meinungen sind die des Herausgebers und/oder verbundener Unternehmen zum Veröffentlichungszeitpunkt und können sich – ohne Mitteilung darüber – ändern. Die verwendeten Daten stammen aus verschiedenen Quellen und wurden als korrekt und verlässlich bewertet, jedoch nicht unabhängig überprüft; ihre Vollständigkeit und Richtigkeit sind nicht garantiert. Es wird keine Haftung für direkte oder indirekte Schäden aus deren Verwendung übernommen, soweit nicht grob fahrlässig oder vorsätzlich verursacht. Bestehende oder zukünftige Angebots- oder Vertragsbedingungen genießen Vorrang. 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