TRADERS´BASICS Im Detail verstehen, anwenden und gewinnbringend einsetzen Fibonacci – weit mehr als nur Zahlentheorie – Teil 2 Nachdem in der vergangenen Ausgabe (TRADERS´ 09/2010) auf die Basics bezüglich des Ursprungs und des Wirkungskreises der Fibonacci-Zahlen in unserer Welt eingegangen wurde, dient der heutige Teil der Annährung an deren praktische Verwendung. Dabei stellen wir insbesondere die Beziehung der Fibonacci-Zahlen sowohl zu den Finanzmärkten selbst als auch zum Anleger und Trader her. In diesem Kontext gilt es, die eigentlichen Fibonacci-Relationen her- und eben die damit verbundene praktische Anwendung einzuleiten. Das Folgende klingt zunächst abstrakt, aber geht man 84 davon aus, dass sich der Ursprung jeder Marktbewegung auf eine naturwissenschaftliche Basis zurückführen lässt, gelangt man mithilfe der Verwendung von Zahlen und Verhältnissen im Sinne der Naturgesetze schlussendlich zum Verständnis der Märkte und des Anlegerverhaltens. Dieses Verhalten wurde schon immer von menschlichen Gefühlen wie Angst und Gier beeinflusst. Doch wie lässt sich diese Erkenntnis konkret anwenden? metrie und Numerologie forciert, durch die dynamische Formen entstehen. Während die klassische Geometrie von der eigentlichen Form handelt, betrachtet die antike Geometrie das Sich-Entfalten einer jeden Form aus der vorherigen. Wenn nun der Investor diesen Ansatz der damals gelehrten Geometrie auf die Finanzmärkte überträgt, eröffnet sich mit Hilfe der modernen Charttechnik und ihrer Formationen die Erkenntnis, dass auch diese Märkte hinsichtlich ihrer Verhältniswerte zur dynamischen Fortsetzung neigen. Die Verbindung zu den Finanzmärkten Die Verbindung zum Anleger und Trader Jeder Chart zeugt von klassischen Trendbewegungen im Sinne der Dow-Theorie, einhergehend mit höheren Hochs und Tiefs (oder im umgekehrten Sinne mit tieferen Hochs und Tiefs). Diese Trends verlaufen in diversen Wellen, die sich dennoch in gewisser Art und Weise an strikte geometrische Formen halten. Und ganz gleich ob Crash oder Rallye – das Anlegerverhalten beeinflusst eben diese Bewegungen. Dies war seit Beginn der Börsenentwicklung im 15. Jahrhundert, also vor rund 600 Jahren, schon so und wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Bereits in der Antike wurde von Gelehrten wie Plato oder Pythagoras eine dynamische Geo- Um 1920 führte der Elliott-Wave-Anhängern bekannte Ralph Nelson Elliott in seinem Buch „Nature´s Law“ die FibonacciVerhältnisse als Ordnungsprinzip der Welt und insbesondere als Grundlage seiner Elliott-Wave-Theorie ein. Der bis dahin in mancher Hinsicht vernachlässigte Fibonacci erfuhr dadurch geradezu eine Wiederbelebung. Gelingt es dem Trader, bestimmte geometrische Chartkonstellationen zu identifizieren, kann er mit dem richtigen Verständnis potenzielle Wendepunkte erkennen und sich entsprechend im Markt positionieren. Da es hierbei dennoch immer um den Handel mit Wahrscheinlichkeiten geht, kann beziehungsweise muss er im Oktober 2010 | www.traders-mag.com TRADERS´BASICS Fall einer falschen Einschätzung die Position aufgrund seiner vorherigen Erkenntnisse frühzeitig schließen (oder per StoppLoss schließen lassen). Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Preis- und Zeitanalyse in etwa wie eine mathematische Annährung an potenzielle Wendepunkte funktioniert. Die Vielfalt der Anwendungen kennt keine Grenzen. Wir widmen uns jetzt der eigentlichen Grundidee und nähern uns den wesentlichen Fibonacci-Zahlen und ihren Verhältnissen an. Wiederholung: Die Fibonacci-Zahlenreihe Im letzten Teil wurde bereits auf die sogennate „FibonacciHasenfrage“ eingegangen. Diese lautet: „Wie viele Kaninchenpaare können in einem geschlossenen Raum in einem Die Fibonacci-Zahlenreihe ist also durch eine unendliche Zahlenfolge definiert, bei der sich jede Zahl aus der Summe der beiden vorherigen ergibt. Das Bekannte an dieser Zahlenreihe ist jedoch nicht das absolute Ergebnis, sondern die Verhältnismäßigkeit der Zahlen zueinander. Die Fibonacci-Verhältnismäßigkeit Neben dieser Zahlenfolge und der Verhältnismäßigkeit sind weitere interessante Eigenschaften zu erkennen. Nicht zuletzt die, dass zwischen den Zahlen ein beinahe konstantes Verhältnis besteht, das als Goldener Schnitt bekannt ist. • Die Summe von zwei aufeinander folgenden Zahlen ergibt die nächsthöhere Zahl (siehe Formel). Daher: 1; G’DAY Wir freuen uns auf Sie. Wir sagen herzlich: „Guten Tag!“ Mit „G’Day“ begrüßt man bei uns in Australien Freunde und gute Geschäftspartner. Und genau das würden wir für Sie gerne sein: Ihr Partner, wenn Sie in innovative Aktienanleihen, Hebelprodukte oder Zertifikate investieren möchten. Darum bieten wir Ihnen eine breite Produktpalette auf die wichtigsten Indizes und Aktien, eine hohe Handelsquali- tät, aktuelle Marktinformationen und den bestmöglichen Service. 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Soweit nichts Gegenteiliges erwähnt wird, übernimmt MBL weder Garantien noch anderweitige Gewährleistungen für die Verpflichtungen dieser Tochterunternehmen. einzigen Jahr aus einem einzigen Kaninchenpaar gezüchtet werden, wenn jedes Paar in jedem Monat ein neues Paar zur Welt bringt, angefangen im zweiten Lebensmonat?“ Die Antwort: Die Zahl der Kaninchenpaare bleibt in den beiden ersten Monaten konstant bei 1, weil logischerweise jedes Paar einen Monat benötigt, um zeugungsfähig zu werden und dann jeden Monat ein weiteres Paar hervorzubringen. Daraus entstand die populäre Fibonacci-Zahlenreihe: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, 233 und so weiter bis unendlich. Die mathematische Formel dazu lautet: F(n+2) = F(n+1) + F(n) • • 1+1 = 2; 1+2 = 3; 2+3 = 5; 3+5 = 8; 5+8 = 13 und so weiter. Das Verhältnis einer Zahl zu ihrer nächsthöheren Zahl nähert sich nach den ersten vier Gliedern der Reihe dem Wert 0,618. Zum Beispiel 1/1 = 1,00; 1/2 = 0,5; 2/3 = 0,67; 3/5 = 0,60; 5/8 = 0,625; 8/13 = 0,615; 13/21 = 0,619 und so weiter. Interessant ist hierbei die Art und Weise, wie die Werte der ersten Brüche abwechselnd über und unter 0,618 liegen, wobei sich die Schwingungsweite grundsätzlich verkleinert. Das Verhältnis einer Zahl zur nächstniedrigeren Zahl beträgt ungefähr 1,618 (der Goldene Schnitt, Phi). Dies entspricht dem Kehrwert von 0,618. Oktober 2010 | www.traders-mag.com 85 TRADERS´BASICS B1) 10-Jahres-Chart des DAX • Am Beispiel: 13/8 = 1,625; 21/13 = 1,615; 34/21 = 1,619. Grundsätzlich lässt sich festhalten: Je größer die Zahl ist, desto genauer nähert sich das Verhältnis an Phi an. Das Verhältnis zwischen einer Zahl und der übernächsten Zahl nähert sich überdies dem Wert 2,618 beziehungsweise dem Kehrwert 0,382. Zum Beispiel 13/34 = 0,382; 34/13 = 2,615. Hier schließt sich der Kreis zur Technischen Analyse Eindrucksvoll stellt sich hier die Häufigkeit der folgenden Impulsbewegungen im Hinblick auf das 38,2%Fibonacci-Retracement-Niveau und das 61,8%-Fibonacci-Retracement-Niveau dar. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass hierbei wieder der Goldene Schnitt zum Tragen kommt. Quelle: www.tradesignalonline.com B2) 5-Jahres-Chart des DAX In der klassischen Technischen Analyse verwendet man die Fibonacci-Zahlen beziehungsweise eben deren Verhältnismäßigkeiten in mehreren Bereichen: Bei Konsolidierungen oder Korrekturbewegungen werden mit ihrer Hilfe Unterstützungszonen ausfindig gemacht (auch als „FibonacciRetracements“ bekannt). Gleiches gilt bei Ausbrüchen und kontinuierlichen Anstiegen, wo anhand von FibonacciExtensions Preiszielzonen aufgespürt werden. Am bekanntesten sind die Niveaus 38,2, 50 und 61,8 Prozent im Sinne einer Korrektur und 161,8 beziehungsweise 261,8 Prozent im Sinne einer Zielprojektion. Insbesondere die vorzeitige Beendigung einer Korrekturbewegung im Bereich des 38,2Prozent- beziehungsweise des 50-Prozent-Fibonacci-Retracements spricht für eine innere Stärke des übergeordneten Trends. In einem prinzipiell schwächeren Trendumfeld treten zumeist Korrekturbewegungen bis zum 61,8-ProzentNiveau auf. In der Praxis – DAX und Fibonacci Ein Beispiel zur Kombinationsanwendung von Fibonacci-Retracements. Der Zoom vom Großen ins Kleine mitsamt zweier Fibonacci-Retracement-Projektionen verdeutlicht anschaulich die Relevanz bestimmter Levels im Markt. Quelle: www.tradesignalonline.com Christian Kämmerer Christian Kämmerer, Certified Financial Technician (CFTe) sowie stellvertretender Regionalgruppenmanager der VTAD e.V. in München ist seit vielen Jahren im Bereich der Technischen Analyse tätig. Als Gründer des Webdienstes TA4YOU.com ist er stets an Kooperationen im Bereich des Tradings und der Technischen Analyse interessiert. Ab Januar 2011 ist er zudem hauptberuflich als Technischer Analyst bei BörseGo/GodmodeTrader aktiv. Kontakt: [email protected] 86 Oktober 2010 | www.traders-mag.com Als Beispiel, das den zweiten Teil der Serie abschließen soll, präsentieren sich der 10- und der 5-Jahres-Chart des DAX (Bilder 1 und 2). Es zeigt sich hierbei die Relevanz der Folgebewegungen im Hinblick zu den eben dargestellten Fibonacci-Niveaus. Hervorzuheben ist das Korrekturende im März 2009. Interessanterweise korrigierte der DAX im Frühjahr 2009 exakt bis an das 61,8%-Fibonacci-Retracement-Niveau der Aufwärtsbewegung vom Frühjahr 2003 bis zum Sommer 2007, um im April 2009 mit einer höchst bullischen Kerze den gelungenen Abprall zu bestätigen. Auf Wochen- und Tagesbasis ließen sich zu dieser Zeit zudem sehr ansprechende Candlestick-Formationen identifizieren. Aktuell wird zudem mit Blick auf den 5-Jahres-Chart (Bild 2) deutlich, dass mit Überschreiten des 61,8%-FibonacciRetracements-Niveaus bei rund 5950 Punkten in Bezug zur gestarteten Korrekturbewegung seit den Allzeithochs das Ende dieser Bewegung vollzogen wurde, da eben mehr als 62 Prozent der letzten Abwärtsbewegung im positiven Sinne korrigiert wurden. Ein hypothetischer Folgeimpuls bis zum nächsten Retracement bei rund 6700 Indexpunkten sollte dementsprechend keine Überraschung sein. Ausblick Im dritten Teil werden wir tiefer in die Fibonacci-Welt einsteigen und deren interessante Vielseitigkeit in Bezug auf die weiteren Anwendungsmöglichkeiten aufzeigen. Freuen Sie sich auf zahlreiche Beispiele zur Anwendungsbreite von Fibonacci in Form von Fanlines oder Timerelations sowie von eher unbekannten Projektionsniveaus.