Laser 2/2011 Heft Nr. 2, 25. Jahr gang, Mai/Juni 2011 L A S E R TECHNOLOGIE F O R U M Entwicklung und industrielle Anwendung Titelbeitrag 8 Hochbrillante Diodenlasermodule für das optische Pumpen von Faserlasern Strahlquellen 16 Laservielfalt für eine wirtschaftliche Anwendung 20 Mikrobearbeitung im Fokus Lasermaterialbearbeitung 24 Prozesssicherheit durch Prozessoptimierung Kongressberichte 40 UKP-Laser – die Werkzeuge der Zukunft 44 Lasermikrobearbeitung in Theorie und Praxis Sonderteil Photonics 54 Klaviatur der Farben b-Quadrat Verlags GmbH & Co. KG 58 Optische Nanoskopie auf dem Weg zum Routineverfahren 60 Superauflösung mit Mikroskopsystemen 72 Neue Produkte und Komponenten VERLAGS GMBH&CO.KG titelbeitrag Hochbrillante Diodenlasermodule für das optische Pumpen von Faserlasern Durch die Optimierung von Halbleiterstrukturen und Optikkonzepten wurden anwendungsoptimierte, fasergekoppelte Laserdiodenmodule entwickelt. Die zugrundeliegenden Konzeptionen und Techniken sind geeignet für die vollautomatische Produktion. ür die optische Anregung von Festkörperlasern haben sich in vielen Anwendungsbereichen MultimodeLaserdioden entweder als Einzelemitter oder als Laserdiodenarray (auch Laserdiodenbarren) durchgesetzt. Im Einsatz für das optische Pumpen von Faserlasern besitzen diese beiden Laserdiodentypen jeweils Vor-und Nachteile. Während sich der Einzelemitter durch die Tauglichkeit zur Massenproduktion sowie durch sein relativ gutes, thermisches Management auszeichnet, vereint der Laserdiodenbarren die Vorteile der optischen Brillanz, der auf die optische Leistung bezogenen geringen Baugröße und die Möglichkeit der Strahlformung vieler Emitter durch die Justage weniger, monolithischer, optischer Elemente. Durch die Entwicklung spezieller Chipstrukturen für Laserdiodenbarren, die für den Einsatz in Pumpmodulen für Faserlaser optimiert wurden, kann ein Laserdiodenbarren Der Autor auch für die automatisierte Produktion und Faserkopplung, bei gleichzeitig reduzierter, thermischer Beeinflussung benachbarter Emitter, eingesetzt werden. F Dr. Jörg Neukum hat Physik an der Technischen Universität Darmstadt studiert und auf dem Gebiet der Selten-Erd-Spektroskopie promoviert. Nach Positionen als Produkt Manager bei einem japanischen LaserdiodenHersteller und einigen Jahren als Europäischer Vertriebsleiter für Coherent Semiconductor ist er seit 2004 bei der Dilas Diodenlaser GmbH für Marketing, Vertrieb sowie für die Geschäftseinheit Dilas Industrial Laser Systems verantwortlich. 8 Kompakte Anordnung des auf Mini-Barren basierenden, fasergekoppelten Basismoduls. epitaktisch gewachsenen Schicht beschreiben. Dieser Chip hat in der Regel eine Breite von 10 mm und eine Resonatorlänge der Laseremitter, die mit ca. 1 mm um etwa eine Größenordnung kleiner ist als die Arraybreite. Diese monokristallinen Halbleiterstrukturen werden zunächst entlang einer Ebene senkrecht zu den Emittern gebrochen. Die freigelegte Facette wird im Anschluss mit einer Spiegelbeschichtung versehen. Zu Beginn der Nutzung von Hochleistungslaserdioden wurde die extrahierbare optische Leistung wesentlich durch die Zerstörschwelle (COMD = catastrophic optical mirror damage) der optischen Spiegelbeschichtung auf der Facette bestimmt, weshalb eine Leistungsskalierung durch breitere Emitter und eine erhöhte Anzahl an Emittern erreicht wurde. Dies bedingt sowohl eine größere optische Divergenz in der Chipebene, aufgrund der breiteren Emitter, Optimierte Chipgeometrie Klassisch lässt sich ein Laserdiodenbarren als eine Anordnung (Array) lithografisch definierter Laseremitter auf einer sehr dünnen, Schematischer Aufbau der Grundplatte des fasergekoppelten Basismoduls. Alle Abb.: Dilas Laser 2-2011 titelbeitrag als auch eine gewisse thermische Beeinflussung benachbarter Emitter (thermal crosstalk) und geht mit dem Verlust der Strahlformung einzelner Emitter einher. Durch die Weiterentwicklung im Bereich der optischen Facettenbeschichtung lassen sich heutzutage sehr viel robustere Spiegel herstellen, sodass für die Leistungsskalierung auf eine Vergrößerung der Resonatorlänge bei gleichzeitiger Verschmälerung der Emitterbreite (Verringerung der Divergenz) und Vergrößerung des Emitterabstands (Verringerung des thermischen crosstalk) zurückgegriffen werden kann. Ein solcher Laserdiodenbarren hat eine nahezu quadratische Grundfläche, somit also eine Resonatorlänge, die in etwa der Arraybreite entspricht, bei einer Emitteranzahl, die nur ca. 25 % Emitterbreite gleichzeitig verbesserte Divergenz kommt einer Faserkopplung weiter entgegen. Automatische Hartlot-Montageverfahren sind bereits für Standardbarren im Einsatz und werden auch für die oben beschriebenen Mini-Barren eingesetzt. Durch die geringere Barrenbreite des Mini-Barren ist auch die Ebenheit des montierten Barrens – auch Durchbiegung oder Barren-Smile genannt – geringer als bei einem 10 mm breiten Laserdiodenbarren. Durch diese Ebenheit wird auch die nachfolgende optische Justage von FAC-Linse (für die Kollimation der Divergenz senkrecht zur Montageebene) und SAC-Linsenarray (für die Kollimation der einzelnen Emitter in der Montageebene) erleichtert und ist entsprechend automatisiert worden. Aufgrund des hohen Aspektverhältnisses, welches bei der Kopplung eines einzelnen Emitters (~ 100 µm Breite bei ~ 1 µm Höhe) immer zu einer Unterfüllung der Apertur der optischen Faser führt, lässt sich durch eine geeignete Strahlformung und optische Stapelung einer ganzen Anzahl von Emittern die Apertur der optischen Faser optimal ausnutzen. Um dies zu erreichen, werden mehrere, wärmeleitungsgekühlte Mini-Barren in einer zweidimensionalen Anordnung auf eine von unten gekühlte Grundplatte aufgebracht, und zwar zusammen mit den für die Strahlformung notwendigen Mikro-Optiken. Die Montage der wärmeleitungsgekühlten Mini-Barren erfolgt automatisiert, ebenso wie die aktive Justage der Mikro-Optiken. Diese mit Mini-Barren und Mikro-Opti- Familie der auf Mini-Barren basierenden, fasergekoppelten Dilas Laserdiodenmodule. Das fasergekoppelte Basismodul Ausgefahrene Kennlinie und elektro-optische Effizienz des fasergekoppelten 976-nm-Basismoduls, welches mit 135 W aus einer 200 μm, NA0.2 spezifiziert ist. im Vergleich zum Standardbarren ausmacht. Somit steht bei einem solchen Laserdiodenbarren ungefähr das gleiche aktive Volumen zur Verfügung, wie bei einem Standardbarren, womit sich in etwa auch die gleiche optische Leistung extrahieren lässt. Solche Barren werden in der Literatur als Mini-Barren, Superbarren, oder auch „T-bar“ (tailored-bar = angepasster Barren) bezeichnet. Der große Abstand der Emitter erlaubt weiterhin die Nutzung einfach herstellbarer SAC-Linsenarrays (SAC = SlowAxis Collimator) für die Kollimation aller Emitter. Die durch die geringere Laser 2-2011 Um bei einem Faserlaser mit möglichst wenigen Kopplungspunkten für die Pumpstrahlung auszukommen, sollten die eingesetzten Pumpmodule eine möglichst hohe optische Leistung besitzen. Das Ziel bestand zunächst darin, ein auf Mini-Barren und zusätzlich vereinfachtem – und dadurch automatisierbarem – Optikkonzept basierendes Modul zu entwickeln, welches als Äquivalent zu einem existierenden, aus Standardbarren aufgebautem 976-nm-Pumpmodul dient, das 135 W optische Leistung aus einer 200 µm Faser (NA0.2) ohne Mantelmoden (cladding-free) erzeugt. Selbstverständlich gilt auch hierbei die Erhöhung der optischen Leistung als weiteres Ziel, um bei bestehenden Material- und Fertigungskosten die Kosten pro Watt weiter zu senken. Ausgefahrene Kennlinie und elektro-optische Effizienz eines auf vier Basismodulen aufgebauten, integrierten fasergekoppelten Moduls bei 976 nm (200 μm, NA0.2). ken bestückte Grundplatte lässt sich im Prinzip mit einer automatisch bestückbaren Platine vergleichen. Ein wichtiger Unterschied liegt im vorliegenden Fall jedoch darin, dass eine aktive Justage der Mikro-Optiken unter Berücksichtigung der für die Faserkopplung notwendigen Randbedingungen vorzunehmen ist. Die Automatisierung gewährleistet zusammen mit der aktiven mikro-optischen Justage eine sehr hohe Reproduzierbarkeit der Strahleigenschaften des überlagerten und kollimierten Strahls, und damit auch der Faserkopplung. 9 titelbeitrag auf den Einsatz als Faserlaser-Pumpmodule hin entwickelt sind, sind optische Sensoren zur Leistungsüberwachung sowie Temperatursensoren ebenso enthalten wie Schutzfilter gegen die Faserlaser-Wellenlänge. Unabhängig von den hierbei erzielten bzw. von den prinzipiell erzielbaren optischen Ausgangsleistungen werden sich die final spezifizierten optischen Ausgangsleistungen immer an den vom Markt erwarteten Lebensdauern orientieren. Robuste Konzeption Durch die angesprochene hohe Konsistenz der Module ist es nicht notwendig, den kollimierten Strahl für die Faserkopplung auf eine fest angebrachte Faser zu fokussieren. Stattdessen können die Module mit einer abnehmbaren Faser ausgestattet werden, was wiederum den Aufbau eines Faserlasers erleichtert. Das fasergekoppelte Basismodul ist mit 135 W mantelmodenfreier Pumpleistung aus einer Faser mit 200 µm Kerndurchmesser (NA0.2) und mit wassergekühltem SMA Modestrip-Stecker spezifiziert. Diese elektro-optischen Parameter werden bei einem Betriebsstrom von < 30 A und einer Versorgungsspannung von < 12 V erreicht. Damit wird dieses Modul praktisch im Maximum der Effizienz betrieben. Die Robustheit des beschriebenen Konzepts ist bereits der Kennlinie zu entnehmen, welche auch bei weit höheren als den spezifizierten Betriebsströmen noch kein thermisches Überrollen zeigt. Wie schon erwähnt, wird mittelfristig an einer Leistungssteigerung des Basismoduls und der enthaltenen Mini-Barren gearbeitet, um bei einer Wellenlänge von 976 nm bis zu 200 W aus 200 µm, NA0.2 zu spezifizieren. Die kompakte Bauform des Basismoduls (130 x 65 x 39 [mm]), zusammen mit dem niedrigen Gewicht von < 1 kg, erlaubt auch die dichte Anordnung solcher Module. Dadurch wird es mit z. B. zwölf Basismodulen möglich, eine Gesamtpumpleistung von 12 x 135 W = 1.620 W zu erzeugen, welche ausreicht, um einen 1 kW Faserlaser aufzubauen. Pumpmodule, die diese Technologie nutzen, werden auch in den Produktreihen unserer Muttergesellschaft, der Rofin-Gruppe, eingesetzt, z. B. in den Lasern der FL-Serie. Hochintegrierte fasergekoppelte Module Durch räumliche Überlagerung und durch Polarisations-Multiplexing ist eine weitere Skalierung der Leistung 10 Integriertes fasergekoppeltes Modul (600 W, 200 μm, NA0.2) als Standardmodul, ohne und mit VBG. möglich, sodass bei einer Wellenlänge (derzeit 976 nm) eine ganze Serie von fasergekoppelten Modulen verfügbar wird. Mit bis zu vier voll bestückten und gekoppelten Basisplatten lässt sich mit einem Modul bereits heute eine Leistung von > 600 W in eine 200 µm-Faser (NA0.2) erzielen. Natürlich sind bei solchen Leistungen normale SMA Fasern nicht einsetzbar, sodass hier derzeit Hochleistungsfasern mit Wasserkühlung zum Einsatz kommen. Auch die räumlichen Dimensionen eines solchen Moduls sind mit derzeit 285 x 250 x 100 [mm] noch immer sehr kompakt. Da alle beschriebenen Module speziell Danksagung Die in diesem Artikel aufgezeigten Ergebnisse beruhen auf der Arbeit vieler Kollegen der Dilas Diodenlaser GmbH sowie deren Partnerfirmen. Ohne die Kreativität, Ideen und Anstrengungen dieser Kollegen wären das beschriebene Konzept und dessen Umsetzung nicht möglich gewesen. An dieser Stelle möchte sich der Autor sehr herzlich für die Unterstützung bei der Erstellung des Artikels bedanken. Ein Teil der Arbeit wurde im Rahmen des Förderprogramms »Optische Technologien« durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt (Themenfeld »Integriert-optische Komponenten für Hochleistungs-Laserstrahlquellen – INLAS«). Einengung der spektralen Linienbreite Durch den Einsatz von virtuellen BraggGittern (VBG) lässt sich auch mit den oben beschriebenen Laserdiodenmodulen eine Verringerung der spektralen Linienbreite erreichen. Auch solche Bragg-Gitter sind im Prinzip automatisch justierbar. Die spektralen Linienbreiten solcher Module mit VBG sind typischerweise < 1 nm bei 90 % Leistungsinhalt. Zusammenfassung Mit dem vorgestellten Konzept wird die erste Generation von anwendungsoptimierten Faserlaser-Pumpmodulen, basierend auf wärmeleitungsgekühlten Mini-Barren, mit weitgehend automatisierten Produktionsverfahren gefertigt. Mit dem auf der Lasermesse 2011 in München offiziell vorgestellten, fasergekoppelten Laserdioden-Basismodul (135 W, 200 µm, NA0.2) ist das erste Modul einer Serie leistungsskalierbarer Module verfügbar. Module mit höheren Ausgangsleistungen, bis hin zu 600 W, wurden bereits demonstriert und werden nach weiteren Optimierungen ebenfalls verfügbar. Das benutzte Konzept ist auch offen für den Einsatz optischer Zusatzelemente wie virtueller Bragg-Gitter (VBG) zur Einengung der spektralen Linienbreite und zur Wellenlängenstabilisierung. KONTAKT Dilas Diodenlaser GmbH www.dilas.com Laser 2-2011