Seite 8 AUSFLÜGE Urlaub in Wien – gleich bei Berlin Hohen Neuendorf. Schon rein äußerlich steht das „Kaffeehaus Morgenrot“ in der repräsentativen Villa Hundeshagen dem Stammhaus des Cafés Einstein im Berliner Stadtteil Schöneberg in nichts nach. Das „Morgenrot“ serviert sogar noch eine breitere Vielfalt an Kaffeespezialitäten. Und es behauptet sich ganz im Norden, direkt vor den Toren der Stadt! gelmäßig Kaffee-Seminare und Heurigen-Abende an. Außer mit dem Auto über die B 96 ist das „Kaffeehaus Morgenrot“ auch vom S-Bahnhof Hohen Neuendorf fußvom Berliner Norden aus als Ziel Kaffeehaus Morgenrot Scharfschwerdtstraße 1 16540 Hohen Neuendorf Tel. 03303 – 40 98 04 www.kaffeehaus-morgenrot.de Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag/Feiertage 10 bis 18 Uhr. VON LIZZY BREITNER FOTOS: HARTMUT VOIGT Als ich das erste Mal vom Norden Berlins mit dem Auto die Bundesstraße in Hohen Neuendorf entlang fuhr und dabei das kleine braune Hinweisschild für Sehenswürdigkeiten mit der Aufschrift „Kaffeehaus Morgenrot“ entdeckte, konnte ich es kaum glauben: Ein echtes Kaffeehaus direkt hinter der Stadtgrenze? Aber tatsächlich: Die prächtige Jugendstilvilla Hundeshagen leuchtet ihren Besuchern in Weiß und Ziegelrot durch das Laub der Bäume trinkt, der ganz stilecht mit heißem Wasser zum Nachgießen gereicht Alt-Wiener-Kaffeehauskultur in wird – und so seinen Namen wirkvollendeter Behaglichkeit. lich verdient hat. Es ist die legendäre Wiener Mi- Auch die „Wiener Melange“ kommt schung aus privatem und öffentli- auf einem Silbertablett. Der Löffel chem Raum. Sie wird hier erzeugt liegt, wie es sich in Wien gehört, von schönen Stuckdecken, hohen über dem Wasserglas. Obwohl ich Bücherregalen, echten Teppichen, auf Kaffee mit solch zartporigem einem Klavier und einer ganz per- Milchschaum gerne auch mal etwas Zucker streue, wäre das in diesem speziellen Fall eine Sünde. Denn die Melange im „Morgenrot“ schmeckt so samtweich und schokoladig, dass sie einfach pur genossen werden muss. Wer trotzdem etwas Süßes dazu probieren möchte, sollte den traumhaften Kaiserschmarrn mit Zwetchenröster oder ein Stück selbstgemachte Torte bestellen – darunter solche Klassiker wie die Sacher- oder Esterházy-Torte. Eine fruchtige Alternative dazu ist die Marillen-Torte. sönlichen Bilderauswahl an den Wänden. Im Erker mit Wintergarten kann man sich samt seiner Zeitung im Korbsessel zurücklehnen und ist so dem Blick der übrigen Gäste entzogen. Etwa für die Zeit, in der man einen „Verlängerten“ Das „Morgenrot“ ist außerhalb Österreichs das einzige Kaffeehaus, das unter dem strengen Auge des „Klubs der Wiener Kaffeehausbesitzer 1683“ für würdig erachtet wurde, als „Botschafter“ in ihren Kreis aufgenommen zu werden. Auch von der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ ist es seit Jahren als eines der besten Cafés Deutsch- (Zahlungsmittel: nur Bargeld, keine Karten. An Wochenenden wird um Reservierung gebeten). lands gelistet. Für das Land Brandenburg wurde es sogar Testsieger. Gleich unterliegt man dem Eindruck, sich hier in einem privaten sächlich wohnt die Betreiberfamilie Bollmann im ersten Stock der Villa damals noch in der Werbebranche tätig, saß 2005 im Wintergarten der über dem Kaffeehaus. Cafétier Eva Tiffany Bollmann umsorgt die Gäste mit aufrichtiger Freundlichkeit, so dass man gern immer wiederkommen möchte. Ihr Mann, der lange Zeit in Wien gelebt hat, ist in der Küche verantwortlich für die perfekte Zubereitung der Speisen und Getränke. Um die Mittagszeit wird auch gern mal ein Wiener Saftgulasch bestellt; dazu eines von den österreichischen Bieren oder ein erlesener Bergapfelsaft. Die Dame des Hauses erzählt gern, wie das „Kaffeehaus Morgenrot“ zu seinem Namen kam: Das Ehepaar, Zum Dank an das erhellende Morgenrot erhielt das Kaffeehaus schließlich seinen Namen. Die über 20 Wiener Kaffeespezialitäten kann man sich natürlich auch schon zum Frühstück schmecken lassen – besonders wienerisch wären dann die Eier mit Schnittlauch im Glas. Die Frühstücksbrötchen heißen allesamt auf österreichisch „Gebäck“, auch wenn sich einige Berliner darunter wohl eher Kekse vorstellen. Das Kaffeehaus – ansonsten nur an fünf Tagen die Woche bis zum frühen Abend geöffnet – bietet re- mit ihnen weitergehen sollte. „Im Morgengrauen kam uns die Idee“, berichtet Bollmann. „Lasst uns ein Kaffeehaus machen.“