5 FÜR EINE GUTE AUS- UND FORTBILDUNG Liebe Kolleginnen und Kollegen, „Bildung eröffnet Perspektiven. Sie ermöglicht es jedem Einzelnen, seine Talente zu entfalten. Bildung ist der Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe, sozialen Aufstieg und ein erfülltes Leben …. Die Qualität des Bildungssystems zu erhalten, ist die gemeinsame Aufgabe des Staates, der Unternehmen, der Wirtschafts- und Sozialpartner und der Zivilgesellschaft.“ 1 Diesem Zitat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist nichts hinzuzufügen, vermittelt es doch, dass der Bildungspolitik in Deutschland ein hoher Stellenwert beigemessen wird. Doch wie gestaltet sich die Priorität für Bildung in der Realität? Welche Signale setzt die Politik in der akademischen und beruflichen Bildung? PROF. LYDIA HAACK LISTENPLATZ 2 BDA-KAMMERWAHL.DE BDA-BAYERN.DE Während die europäischen und weltweiten Ausbildungsstandards im Fachbereich Architektur heute eine Mindeststudiendauer von fünf Jahren in kombinierten Bachelor- und Master-Studiengängen voraussetzen, setzt sich in Deutschland ein Sonderweg mit einer nur vierjährigen Ausbildung als Bestandteil der Berufsanerkennung für Architektinnen und Architekten durch. Dies steht im Wiederspruch zu den mit dem Bologna Prozess neu formulierten Ausbildungszielen. Die Vereinheitlichung der Strukturen für eine durchgängige Hochschulbildung in Europa und der damit verbundenen wachsenden Mobilität für die Studierenden ist so gefährdet. Ziel muss es sein, das hohe Ansehen der deutschen Abschlüsse im europaweiten Vergleich durch eine fünfjährige Mindeststudiendauer zu stützen und auszubauen! In Kombination mit einer nachfolgenden zweijährigen Berufspraxis, die sich bestens bewährt hat und die durch die Länderkammern als Eingangsvoraussetzung umsichtig überprüft wird, ist ein hohes und konkurrenzfähiges Ausbildungsniveau gegeben! Investitionen in Bildung sind Investitionen in unsere Zukunft - auch in die Zukunft unseres Landes! Angesichts der weitreichenden Herausforderungen unserer Zeit, ist ein umfassendes Studium wichtiger denn je: Klimawandel, demografische Veränderungen, die gesellschaftliche Integration von Einwanderern und nicht zuletzt die Notwendigkeit einer starken internationalen Wettbewerbsfähigkeit machen unseren Berufsalltag immer komplexer. Als Architektinnen und Architekten können wir den steigenden Anforderungen nur gerecht werden, wenn wir ihnen mit Wissen, Erfahrung und persönlicher Integrität begegnen. Die Position des berufsständischen Nachwuchses und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Architekten muss daher insgesamt und besonders auch auf dem europäischen Markt gestärkt und nicht durch die Senkung von Ausbildungsstandards im internationalen Vergleich geschwächt werden. Bildung ist der Schlüssel zur Integration! Als Architekten sind wir in der Verantwortung räumliche Welten für kommende Generationen zu schaffen, die Zukunft zu gestalten und zu- gleich unser bauliches Erbe zu bewahren. Unser Berufsstand leistet damit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität des Standortes Deutschland. Der Flüchtlingszustrom lässt sich beispielsweise langfristig sicher nur bewältigen, wenn in Bildung investiert und mehr Wohnraum gebaut wird. Diese Aufgaben sind zentrale Aufgaben und für das Fortbestehen unseres gesellschaftlichen Friedens von herausragender Bedeutung. Aus- und Fortbildung kann sich heute nicht allein auf den Besuch von Fortbildungsseminaren beschränken. Wenn es darum geht, den Beruf erfolgreich und verantwortungsvoll auszuüben, müssen Aus- und Weiterbildung als politischer Auftrag verstanden werden – wie im einführenden Zitat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung klar formuliert. Wir im BDA setzen uns dafür ein – konsequent und verlässlich. Mit Angeboten, die die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen aufgreifen. Mit Initiativen für ein konkurrenzfähiges Ausbildungsniveau. Durch Engagement im Rahmen berufspolitischer Gremien. Beispiele dafür sind unsere Mitwirkung im ASAP, im Rahmen der BDA-Hochschultage, die Auslobung eines Nachwuchspreises sowie ganz aktuell die Werkstatt „Flucht nach Vorne - Bauliche Lösungen zur Integration von Geflüchteten in unsere Gemeinschaft“, die wir gemeinsam mit der Bundesstiftung Baukultur im März in München veranstalten. Diese Aktivitäten richten sich explizit auch an den berufsständischen Nachwuchs und dessen innovatives, kreatives Potenzial. Unterstützen Sie unser Engagement mit Ihrer Stimme! Ihre Lydia Haack 1 www.bmbf.de/de/aufstieg-durch-bildung-1240.html AKTIVITÄTEN UND STIMMEN ZUR FÖRDERUNG DES NACHWUCHSES UND ZUR SICHERUNG DES AUSBILDUNGSNIVEAUS. „Erstmalig wird der Nachwuchspreis 2016 im Rahmen des «BDA Preis Bayern» in einer eigenen Kategorie vertreten sein und erfährt damit eine besondere Würdigung.… Mit der Auszeichnung herausragender Arbeiten aus dem Masterstudium und durch die Prämierung von Master- und Bachelorthesen möchte der BDA aktiv die Qualität in der Ausbildung unterstützen, fördern und würdigen.“ (Präambel aus der Auslobung des BDA Nachwuchspreises Bayern 2015/2016) „Akteure unterschiedlicher Disziplinen sind eingeladen, gemeinsam Strategien zu entwickeln und Ausblicke in die Zukunft zu wagen.…Es geht darum, Vorschläge zu machen, die zurück in die Politik fließen, Inspirationen zu liefern, die Projekte hervorbringen und Erfahrungen weiterzugeben, von denen zukünftige Projekte profitieren können.“ (Zitat aus der Ankündigung Flucht nach Vorne – Bauliche Lösungen zur Integration von Geflüchteten in unsere Gemeinschaft – Werkstatt mit der Bundesstiftung Baukultur, Februar 2016) „Um die gute Architekturausbildung dauerhaft sichern zu können ist eine verantwortliche und kontinuierliche Überprüfung dessen, was an Hochschulen getan wird, erforderlich. Zu fragen ist dabei: Was sind die Kernaufgaben und dementsprechend Kerninhalte einer guten Architekturlehre und durch welches Lehrkonzept zeichnet sich die Hochschule aus? Und dies möglichst im etablierten Exkurs unter Kollegen - sei es im ASAP, im Rahmen der BDA-Hochschultage oder aber auch vor Ort als Austausch zwischen Akteuren und Experten. Für diesen Austausch ist die Beteiligung berufsständischer Interessenvertreter aus Kammern und Verbänden, hier dem BDA, erforderlich, die sich deutlich zur generalistischen Ausbildung in einem fünfjährigen Studium bekennen und dafür einsetzen.“ Prof. Dipl.-Ing. Clemens Bonnen, Architekt BDA Leiter der School of Architecture der Hochschule Bremen Vorsitzender des Akkreditierungsverbundes für Studiengänge der Architektur und Planung e.V. Zu überwiegenden Teilen ist in Deutschland ein hoher Ausbildungsstand mit fünf Jahren entsprechend der UNESCO/UIA Charter erreicht, ein Ausbildungsstand, der in nahezu allen EU-Mitgliedsstaaten Normalität ist. Wir müssen weiterhin dafür eintreten, dass der Wert der Architektur nicht eines Tages durch bildungspolitische Sparmaßnahmen geopfert werden wird. Prof. Ingrid Burgstaller, M.Sc. Dipl.Ing. Architektin BDA, Stadtplanerin DASL Vorstandsmitglied Bayerische Architektenkammer, stellvertretende Vorsitzende des Akkreditierungsverbundes für Studiengänge der Architektur und Planung e.V. „Der BDA fordert und fördert Ausbildung und ständige Weiterbildung. Eine nur vierjähige „Mindestausbildungszeit“, eine Ausbildung auf Minimalniveau, kann der zunehmenden Komplexität aus dem zeitgemäßen Berufsbild in der notwenigen Breite und Tiefe und der Entwicklung einer persönlichen Haltung des angehenden Architekten gegenüber Gesellschaft und Umwelt nicht ausreichend Rechnung tragen. Nahezu alle EU-Mitgliedsstaaten verfügen über eine fünfjährige Mindeststudienzeit. Künftigen Absolventen der deutschen Universitäten und Hochschulen und den jungen Architekten dürfen jedoch im freiberuflichen Dienstleistungsverkehr keine Nachteile entstehen. Der berufliche Wechsel und die Dienstleistungserbringung von einem europäischen Staat in den anderen muss Chancengleichheit voraussetzen. Das Qualifikationsniveau für Architekten muss durch Aus- und Fortbildung hoch sein und bleiben.“ Prof. Dr.-Ing Hartmut Niederwöhrmeier Freier Architekt BDA und Stadtplaner Vorsitzender der AG Aus- und Fortbildung der BYAK