sgm News - Klinik SGM

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sgm News
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Inhalt
Auch Erwachsene sind betroffen
Mehr Lebensqualität
Das Chamäleon ADHS
ADHS: Der Zappelphilipp wird erwachsen
Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) wurde lange als eine auf das
Kindes­alter beschränkte Entwicklungsstörung betrachtet. Heute zeigt sich, dass bis zu 50% der
Betroffenen auch als Erwachsene darunter leiden. > Seite 2
Liebe Leserin,
lieber Leser
Vor 20 Jahren lernten Medizinstudenten, dass es das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) nur im
Kindesalter gäbe und es sich
im Jugendalter «auswachse».
Heute wissen wir, dass dem
nicht so ist. Zappelphilipp wird
erwachsen und zappelt weiter.
Gewiss, viele finden ihre
Nischen, andere aber leiden
unter ihrer Erkrankung. Sie
kommen zum Beispiel ungewollt mit dem Gesetz in Konflikt oder ecken immer wieder
in ihren Beziehungen an.
Lassen Sie sich mit den vor­
liegenden SGM-News über
die Erkrankung und ihre
Behandlungsmöglichkeiten
informieren.
Dr. med. Christian Schäfer
Chefarzt Psychiatrie
Thema
Auch Erwachsene
sind betroffen
ADHS betrifft nicht nur Kinder: bis zu 50% der Betroffenen leiden
auch als Erwachsene darunter.
Bei Erwachsenen mit ADHS verliert sich die typische motorische Hyper­
aktivität häufig und wird nur als starke innere Unruhe wahrgenommen.
Aber die Aufmerksamkeitsstörung bleibt oft bestehen (z.B. erhöhte Ab­
lenkbarkeit, Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit). Weitere Merkmale
des ADHS im Erwachsenenalter sind desorganisiertes Verhalten, Impul­
sivität, sowie Affektlabilität und Störung der Affektkontrolle (häufige Stimmungswechsel, erhöhte Reizbarkeit, verminderte Frustrationstoleranz).
« ADHS-Betroffene
sind oft sehr kreative,
spontane, originelle
und ausser­ordentlich
begabte Persönlich­
keiten!»
Nicht selten ist das ADHS bei
Erwachsenen durch psychische
Erkrankungen wie Depressionen, Sucht oder Angststörungen überlagert. Darum ist in
der Psychiatrie eine sorgfältige
Diagnostik und psychotherapeutische Behandlung wichtig.
In vielen Fällen bewährt sich eine medikamentöse Behandlung kombiniert
mit Verhaltenstherapie. Ziel der Therapie ist, dass Betroffene ihr oft vermindertes Selbstwertgefühl wieder aufbauen, ihre soziale Kompetenz verbessern, Bewältigungsstrategien zur Kompensation der Defizite erarbeiten und
das vorhandene individuelle Potential ausschöpfen können. Denn ADHSBetroffene sind oft sehr kreative, spontane, originelle und ausserordentlich
begabte Persönlichkeiten!
Marianne Hiltbrunner, Dipl. Psychologin
Erfahrungsbericht
Mehr Lebensqualität
Mit 37 Jahren erhielt ich die Diagnose ADHS. Der Arzt stellte dies
durch diverse Tests und nach mehreren Gesprächen fest.
Wie sah mein Leben vorher aus?
Ich wechselte häufig den Job, bei kleinsten Problemen schmiss ich alles
hin. Auch war ich sehr dünnhäutig und voller Selbstzweifel. Entscheid­ungen
fielen mir furchtbar schwer und ich brauchte permanent Bestätigung von
anderen. Wutanfälle und Gereiztheit wechselten sich mit Liebenswürdigkeit
und Geselligkeit ab. Ständig hatte ich neue Ideen und hatte Mühe, mich auf
einzelne Dinge zu konzentrieren. Ich wollte stets alles auf einmal erledigen.
Dazu kam, dass ich mich, wenn mir alles zuviel wurde, mit Alkohol zuschüttete um «runter zu kommen». Dies auch, um der ewigen Unstetigkeit zu
entfliehen und nicht permanent Angst zu haben, etwas zu verpassen.
Mein Leben nach der Diagnose
Seit der Diagnose ADHS und der Behandlung
mit Ritalin fällt mir vieles leichter. Ich kann
meine Verhaltensweisen einordnen, es fällt mir
leichter, Konflikte zu lösen und in Stresssituationen sowohl im Beruf als auch in der Familie
zu bestehen. Ich bin entspannter und kann den
Augenblick geniessen, was mir zu viel mehr
Lebensqualität verhilft. Obwohl ich immer
noch Selbstzweifel habe, lerne ich mich zu
behaupten und kann – wo nötig – hartnäckig
bleiben. Ich fange an, meine Stärken zu erkennen, diese zu spüren und mich nicht mehr über andere Menschen zu definieren. Die viel bessere Konzentrationsfähigkeit macht mich wesentlich
effizienter und leistungsfähiger. Doch muss ich aufpassen, dass mein «Motor» nicht überdreht. Zu diesem Zweck wurde mir vom Arzt ein Mittel
gegen Stimmungsschwankungen verschrieben, welches mich gelassener
werden lässt.
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Fluch oder Segen?
Zu wissen, dass meine Verhaltensweisen in einer Entwicklungsstörung
begründet liegen, ist eine Hilfe. Das schlechte Image von Ritalin ist jedoch
ein Problem für mich und es kam zu Konflikten in der Familie. Doch ist das
Medikament kein Selbstläufer, ich muss gleichzeitig ständig an mir arbeiten. Die Kombination von Ritalin und Psychotherapie hat mein Leben und
das Zusammensein mit meinen Mitmenschen erleichtert.
Name der Redaktion bekannt
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Die Klinik SGM Langenthal
ist eine anerkannte
Fachklinik für Psychiatrie,
Psychotherapie und
Psychosomatik mit
stationären, tagesklinischen und ambulanten
Behandlungsangeboten.
Klinik SGM Langenthal
Weissensteinstrasse 30
CH-4900 Langenthal
Telefon 062 919 22 11
Fax 062 919 22 00
E-Mail [email protected]
Website www.klinik-sgm.ch
Literatur /
Anlaufstellen
«Wir fühlen uns anders! Wie
betroffene Erwachsene mit
ADS/ADHS sich selbst und
ihre Partnerschaft erleben»
von Doris Ryffel-Rawak
ISBN-10: 3-456-84515-4
CHF 28.40
«Der Struwwelpeter»
von Heinrich Hoffmann
ISBN-10: 3-480-06334-9
CHF 9.90
Infos über ADHS im Internet
www.adhs.ch
www.adhs-schweiz.ch
Kontaktstelle für
Selbsthilfegruppen
www.kosch.ch
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Aktuelles
Fachvortrag
«ADHS: eine
Krankheit?»
Dienstag, 22. Februar 2011,
16.00 – 17.00 Uhr
Herzliche Einladung zum
Fachvortrag mit Dr. med.
Feichtin­ger. Der Facharzt für
Erwachsenen-, Kinder- und
Jugendpsychiatrie ist als Oberarzt in der Klinik Sonnenhalde
in Riehen tätig. In seinem Vortrag wird er sich unter anderem
mit der Frage der kulturellen
Bedingtheit der Diagnose ADHS
und dem Bindungsverhalten
bei Menschen mit ADHS
aus­einandersetzen. Der Eintritt
ist frei.
Veranstaltungsort:
Klinik SGM Langenthal,
Tagesklinik 3. Stock,
Saal «Smaragd»,
Weissensteinstrasse 30,
CH-4900 Langenthal
Augenzwinker
«Zappelphilipp hat seine
Nische gefunden»
Unser Behandlungsangebot
Das Chamäleon ADHS
Die Diagnose von ADHS ist nicht einfach. Anders als bei vielen
anderen Erkrankungen gibt es weder einen Bluttest noch eine Röntgenuntersuchung, um ADHS festzustellen.
Das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom ist wie ein Chamäleon: einmal
kommt es verträumt daher, dann wieder laut und unruhig. Oft wird ein
ADHS durch andere Erkrankungen wie Depressionen, Suchtmittelmissbrauch oder diffuse Ängste überdeckt. Eine ausführliche Anamnese
und psychologische Tests können am ehesten Hinweise auf ein ADHSSyndrom geben. Dazu werden etwa 2– 3 ambulante Therapiestunden
benötigt. In die Behandlung sollten bei festgestellter Diagnose auch die
Angehörigen mit einbezogen werden.
Die Behandlung mit Methylphenidat (Ritalin, Concerta) kann bei sachgemässer Anwendung «Wunder» wirken; diese sollte jedoch immer mit
einer begleitenden Psychotherapie erfolgen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die besten Ergebnisse bei der Behandlung
des ADHS in einer Kombination von medikamentöser und psychotherapeutischer Therapie erzielt wurden.
Dr. med. Christian Schäfer, Chefarzt Psychiatrie
November 2010
Impressum
Herausgeberin: Klinik SGM Langenthal | Satz & Gestaltung: Himmelblau AG | Auflage: 23 100 Ex. | Druck: Lüthi Druck AG
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