AUF EINEN BLICK Gebäudetechnik Dünnschichtmodule verändern Photovoltaik Herausforderungen an die Systemtechnik Knappe Ressourcen machen erfinderisch. Der weltweite Siliziummangel führt zu einem Aufschwung bei Dünnschicht-Modulen. Vor allem große Anlagen auf Hallendächern und im Freiland boomen. Die Systemtechnik stellt dies vor neue Herausforderungen. Speziell bei den Wechselrichtern gilt es, bei der Auswahl und Auslegung einige Besonderheiten zu beachten. Aufgrund der Siliziumknappheit gewinnen Dünnschichtmodule an Bedeutung. Der verstärkte Einsicht dieser Technik stellt die Systemtechnik vor neue Herausforderungen. Dies betrifft mechanische und elektrotechnische Komponenten gleichermaßen. K ristalline Siliziumzellen dominieren derzeit den Solarstrommarkt. Um den Material- und den Energieverbrauch zu senken, sucht die Solarindustrie schon seit einigen Jahren verstärkt nach alternativen Technologien. Mit Erfolg: Die verschiedenen Dünnschichtverfahren verzeichnen ein sehr großes Marktwachstum von rund 30 % pro Jahr. Die Hersteller von Dünnschichtmodulen bringen photoaktive Halbleiter mit einer großflächigen, aus der Displaybeschichtung bekannten Technik als dünne Schichten auf ein Trägermaterial auf. Als Halbleiter haben sich amorphes Silizium (a-Si), KupferIndium-Diselenid (CIS) und CadmiumTellurid (CdTe) durchgesetzt. Die drei Technologien haben gemeinsam, dass die photoelektrisch aktive Schicht nur wenige Mikrometer dünn ist. Als Trägermaterial verwenden die Hersteller preiswerte Substrate wie Glas, Metalloder Plastikfolien. Durch die geringeren Wirkungsgrade erhöhen sich jedoch die Nebenkosten für das Gestell und die Montage. Für die Systemtechnik schafft die Dünnschichttechnologie neue Herausforderungen. Die realen Messwerte variieren bei Dünnschichtmodulen deutlich stärker als bei konventionellen Technologien. Eine Abweichung von 15 % vom MPP-Spannungswert ist realistisch. Bei der Wech- Bild 2: Cadmium-Tellurid-Modulen wurden an der Universität Magdeburg installiert Bild 4: Die weltgrößte Freiflächenanlage mit CIS-Modulen wurde im spanischen Albacete errichtet Bild 3: Auf diesem Reiterhof hat man sich für den Eisnatz von a-SiModulen entschieden selrichterdimensionierung müssen die Abstände zu den Grenzwerten daher etwas großzügiger gewählt werden als bei konventionellen Modulen. Damit der Markt mit zukunftsfähigen und verlässlichen Lösungen bedient werden kann, muss sich der Austausch zwi- Bild 1: Die Wechselrichter des Schweizer Herstellers Sputnik Engineering AG verfügen über einen breiten Eingangsspannungsbereich und ein breites MPP-Fenster. Bei den Strangwechselrichtern liegt der MPP-Bereich zwischen 100 V und 550 V, bei den Zentralwechselrichtern sind es 400 V bis 800 V (SolarMax-S-Serie) beziehungsweise 430 bis 800 Volt (SolarMax-C-Serie) 54 schen Dünnschichtmodul- und Wechselrichterherstellern weiter verbessern. Großer Verschaltungsaufwand Im Vergleich zu kristallinen Modulen haben Dünnschichtmodule niedrigere Ströme bei höheren Modulspannungen. Typisch für ein kristallines Modul ist beispielsweise eine Spannung von 12 V bei einem Strom von 5 A. Bei Dünnschichtmodulen sind es dagegen zum Beispiel 80 V und 2 A. Für die Verschaltung und die Anlagenauslegung hat man daher weniger Möglichkeiten, denn es lässt sich eine deutlich kleinere Anzahl an Solarde 20/2008 MEHR INFOS »de«-Dossier Photovoltaik: www.de-online.info -> Fachthemen -> Gebäudetechnik -> Photovoltaik modulen zu einem Strang in Reihe schalten. Weil man mehr Stränge parallel schalten muss, ist der Verschaltungsaufwand größer, was die Komplexität und die Montagezeit erhöht. Um die Flexibilität zu steigern, sollte der entsprechende Wechselrichter über ein breites Eingangsspannungsfenster verfügen. Damit der Wechselrichter stets im optimalen Arbeitspunkt (Maximum Power Point, MPP) des Solargenerators arbeitet, ist deshalb ein großes MPP-Fenster nötig (Bild 1). Ein großes Spannungsfenster ist auch wegen einer anderen Besonderheit der Dünnschichttechnik von Vorteil: Insbesondere amorphe Siliziummodule degradieren in den ersten Monaten. Anfangs ist die Spannung erhöht und die Module liefern etwa 10% mehr Leistung. Bei der Anlagenauslegung muss man daher beachten, dass die erhöhte Anfangsspannung den Wechselrichter nicht beschädigen kann. Mit dem Auslegungsprogramm »MaxDesign« kann man diese Spannungserhöhung in den Griff bekommen. Die Software bietet die Option, Grenzwerte sowohl mit stabilisierten Endwerten als auch mit Initialspannungen zu berechnen. Verschiedene Modultypen verfügbar Das amerikanische Unternehmen First Solar zählt zu den Marktführern unter den Anbietern von Cadmium-TelluridModulen (Bild 2). Die Module sind vor Wechselrichter-Rückwirkungen geschützt. Zentralwechselrichter mit galvanischer Trennung arbeiten bereits seit einigen Jahren problemlos mit diesen Modulen. Die Abweichung des MPP-Spannungswerts bei Standard-Testbedingungen beläuft sich nach Herstellerangaben auf maximal ±10%. Die Abweichung durch Degradation beträgt über die Lebensdauer des Systems etwa –10%. Für eine optimale Auslegung sollte die Betriebsspannung des Solargenerators bei Standardtestbedingungen daher um 10% unterhalb der oberen MPP-Spannungsgrenze des Wechselrichters und um 20% oberhalb der unteren MPP-Spannungsgrenze des Wechselrichters liegen. Für einen zuverlässigen Betrieb über die gesamte Lebensdauer muss man daher eine Stringlänge finden, die diese Kriterien erfüllt und dabei die maximale Systemde 20 /2008 Link zum Hersteller: www.solarmax.com spannung des Wechselrichters nicht überschreitet. Zu den Marktführern bei a-Si-Modulen zählt das US-amerikanische Unternehmen Unisolar. Die Module werden in Triple-Junction-Technologie gefertigt, wobei drei amorphe Siliziumzellen übereinander gestapelt sind. Die Zellen nutzen das Sonnenspektrum besser aus. So absorbiert die untere Subzelle rotes Licht, die mittlere gelb/grünes, die obere blaues. Als Trägermaterial verwendet man Plastikfolien. Mit diesem Aufbau wird das Gewicht der Module reduziert. Da die Module für Spannungen von bis zu 1000V freigegeben sind, ist der Verschaltungsaufwand geringer (Bild 3). Die transformatorlosen Wechselrichter von Sputnik sind für die Kombination mit diesen Modulen freigegeben. Solarmodule aus Kupfer-IndiumDiselenid erreichen die höchsten Wirkungsgrade im Dünnschicht-Vergleich. Sie lassen sich sowohl mit Transformator- als auch mit transformatorlosen Wechselrichtern kombinieren. Den Markt dominiert derzeit Würth Solergy aus Schwäbisch Hall. Seit vergangenem Jahr verkauft das Unternehmen SolarMax-String- und Zentralwechselrichter als OEM-Produkte namens solarSTAR im Megawattbereich. Im spanischen Albacete hat Würth Solergy in diesem Jahr die weltgrößte Freiflächenanlage mit CISModulen und SolarMax-Wechselrichtern errichtet (Bild 2). Das System hat eine Leistung von 3,26 MW. Literatur [1] Michael Powalla, Zentrum für Sonnenenergieund Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg: Einführung in die Dünnschichtphotovoltaik, 4. Anwenderforum Dünnschichtphotovoltaik 2008. [2] Jörgen Klammer, First Solar GmbH: Wechselrichter aus Sicht des Dünnschicht-Modulherstellers, 4. Anwenderforum Dünnschichtphotovoltaik 2008. Iris Krampitz, Presse Agentur Krampitz, Köln