Programm - hmt - Hochschule für Musik und Theater Rostock

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Pro
Festival für Neue Musik
in MecklenburgVorpommern
19. - 27.
Novemb
er 2011
Unsere Förderer, Sponsoren und Partner
Wir danken der Ernst von Siemens Musikstiftung für die großzügige Unterstützung,
ohne die das Projekt nicht hätte realisiert werden können.
sowie der
Art Mentor Stiftung, Lucerne
Ministerium für Bildung,
Wissenschaft und Kultur
des Landes Mecklenburg-Vorpommern
NDR
Krüll Motorcompany
Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern
hmt Rostock
Volkstheater Rostock
Grußworte....................................................... 4
Vorwort.......................................................... 8
Wolfgang Rihm...............................................10
Musikalische Strukturen als Umbruch .......................11
Notizen über den Eigenwert von
Programmhefteinführungen......................................13
Die Association of Baltic Academies of Music .............14
Sonnabend, 19.11.2011 19.30 Uhr 19.30 Uhr
Philharmonisches Konzert .........................................15
Konzert des Hochschulorchesters ...............................16
Sonntag, 20.11.2011
11.00 Uhr
17.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr
Workshop I ................................................................22
Lecture I .....................................................................22
Philharmonisches Konzert .........................................22
Konzert des Hochschulorchesters................................22
Montag, 21.11.2011
11.00 Uhr
15.30 Uhr 20.00 Uhr Workshop II ...............................................................23
Studio -Konzert I .......................................................23
Lecture II....................................................................27
Philharmonisches Konzert .........................................27
Klavierwerke von Wolfgang Rihm .............................27
Dienstag, 22.11.2011
11.00 Uhr 15.30 Uhr 19.30 Uhr
Workshop III ..............................................................29
Studio -Konzert II ......................................................29
Kammerkonzert I .......................................................31
Mittwoch, 23.11.2011 11.00 Uhr
17.30 Uhr 19.30 Uhr Workshop IV ..............................................................34
Lecture III ..................................................................34
Der lange Wolfgang Rihm Abend...............................34
Donnerstag, 24.11.2011 11.00 Uhr
15.30 Uhr 17.30 Uhr 19.30 Uhr
Öffentliche Probe .......................................................40
Studio -Konzert III .....................................................40
Lecture IV ..................................................................43
Kammerkonzert II .....................................................44
Freitag, 25.11.2011
20.00 Uhr
Sonnabend, 26.11.2011 16.00 Uhr
19.30 Uhr
Neue Kammermusik I ................................................46
11.00 Uhr
Neue Kammermusik II ..............................................57
17.30 Uhr
19.30 Uhr
Sonntag, 27.11.2010
Orgelmusik von Wolfgang Rihm ...............................51
Konzert mit dem Morgenstern Trio ............................52
Erwin Sellering
Grußwort des Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern ist schon lange ein Paradies für Musikliebhaber. Festivals wie
die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, das Usedomer Musikfestival, die Greifswalder
Bachwoche, der Schönberger Musiksommer, die Schweriner Schlossfestspiele oder die
Schlossgartenfestspiele in Neustrelitz ziehen Jahr für Jahr tausende Musikliebhaber weit über
die Grenzen unseres Landes hinaus an. Auch die Neue Musik hat inzwischen ihren festen
Platz gefunden. »Brücken«-Festival – dieser Titel spiegelt die Absicht der Organisatoren auf
eindrucksvolle Weise wider: Trennendes überwinden, Verbinden, Interesse für Neues wecken.
Auch 2011 gibt es wieder Werkstattaufführungen, Workshops für Musikstudenten,
Diskussionen mit zeitgenössischen Komponisten der ersten Reihe, wissenschaftliche
Vorträge und natürlich jede Menge Konzerte.
Das Besondere bei diesem Festival: Studierende im Fach Komposition von Musikhoch­schulen
der Association of Baltic Academies of Music (ABAM) kommen zu einem Meisterkurs bei
einem der berühmtesten zeitgenössischen Komponisten zusammen, lernen, diskutieren
und zeigen bei Konzerten, was sie können. Ich bin überzeugt, dass daran alle Beteiligten –
Lehrende wie Lernende – und natürlich das Publikum ihre Freude haben werden.
Ich danke allen, die an der Vorbereitung des Festivals ihren Anteil haben, dem Landes­
verband des Deutschen Komponistenverbandes, dem Verein für Neue Musik MecklenburgVorpommern, der Hochschule für Musik und Theater Rostock.
Ich wünsche viel Spaß, interessante Stunden und gewinnbringende Erkenntnisse.
4
Erwin Sellering
Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Christfried Göckeritz
Sehr geehrte Festivalbesucher, liebe Studierende, verehrte Gäste,
zum siebenten Male findet in diesen Tagen das Festival »Brücken« für Neue Musik
statt, zum siebenten Mal weilen hochkarätige Musiker und Komponisten in Rostock
und, besonders schön und beachtenswert, zum wiederholten Mal finden sich junge
Komponistinnen und Komponisten der ABAM-Hochschulen zu einem internationalen
Meisterkurs und Austausch an unserer Hochschule ein: dies alles lässt eindrucksvoll die
Kerngedanken Musikausübung und Musikvermittlung unserer Hochschule sinnfällig
werden. Auf vielfältige Weise werden Brücken geschlagen in den Tagen des Festivals:
Zwischen Komponisten und Interpreten, zwischen Studierenden und Hochschullehrern,
zwischen den Künstlern und dem Publikum, vor allem aber, so hoffe ich, Brücken der
Verständigung untereinander.
Allen Teilnehmern am »Brücken«-Festival wünsche ich anregende Tage, allen Mitwirkenden
gutes Gelingen, unseren Gästen eine erlebnisreiche Zeit in Rostock.
Den Verantwortlichen und Partnern danke ich für diese Initiative, die im besten Sinne des
Wortes eine Brückenfunktion übernimmt.
Prof. Christfried Göckeritz
Rektor der Hochschule für Musik und Theater Rostock
5
Peter Manfred Wolf
Liebe Musikfreunde,
sehr herzlich lade ich Sie zur siebten Ausgabe der Veranstaltungsreihe »Brücken«-Festival für
Neue Musik in Mecklenburg-Vorpommern ein.
Wir alle wissen es: Musik ist wichtig. Sie ist ein unverzichtbarer Teil unserer kulturellen
Identität, und dies gilt in vollem Umfang auch für die Neue Musik. In diesem Sinne wendet
sich unser Festival an alle Musikliebhaber, so wie die Musik es selbstverständlich tut.
Auch in diesem Jahr erwartet uns wieder ein besonderes, ein vorzügliches Programm. Dabei
bilden die drei Säulen des Festivals: composer in residence, Gastensemble und regionale Szene
für Neue Musik, mit den Komponisten aus Mecklenburg-Vorpommern und den Interpreten
aus der HMT sowie dem Ensemble »mv-connect« das Grundgerüst des Festivals. Mit Wolfgang
Rihm (Karlsruhe) als composer in residence, dem ensemble recherche als Gastensemble,
Siegfried Mauser (München) als Klaviersolisten und dem Morgenstern Trio konnten wir
auch in diesem Jahr wieder außerordentlich renommierte Künstler nach Rostock einladen.
In zwei eigenen Konzerten haben auch die Komponisten aus Mecklenburg-Vorpommern
wieder ihren Platz im Gesamtprogramm.
Ich bin sehr glücklich, dass die Norddeutsche Philharmonie Rostock unter der Leitung ihres
neuen GMD Florian Krumpöck nach dem gelungenen Debüt beim »Brücken«-Festival im
6 letzten Jahr auch in diesem Jahr wieder mit dabei ist und das Festival mit dem ersten von drei
Philharmonischen Konzerten eröffnen wird.
Außerordentlich dankbar bin ich außerdem dafür, dass das Hochschulorchester unter Leitung
unseres Rektors, Prof. Christfried Göckeritz, sein Orchesterprojekt an den Anfang des Festivals
gelegt hat und sich gemeinsam mit der Mezzosopranistin Aukse Petroni der sehr selten
aufgeführten 2. Abgesangsszene von Rihm widmet.
Ganz besonders freue ich mich über die starke internationale Beteiligung an dem Meisterkurs
Komposition bei Prof. Rihm, zu dem sich in diesem Jahr Studierende aus sieben ABAM
Hochschulen und der Hochschule für Musik Karlsruhe angemeldet haben.
Wie in den vergangenen Jahren auch erlangt unser Festival theoretische Vertiefung
durch begleitende wissenschaftliche und analytische Lectures von Komponisten und
Musiktheoretikern.
Mit herzlichem Dank an alle Förderer – insbesondere an die Ernst von Siemens Musikstiftung
und die Art Mentor Foundation Lucerne –, und an alle Helfer und Beteiligte wünschen wir Ihnen,
liebe Besucherinnen und Besucher, eine spannende und unterhaltende Woche mit vielen
Begegnungen in an- und aufregenden Veranstaltungen.
Peter Manfred Wolf
Künstlerischer Leiter
7
Wolfgang Rihm (© Universal Edition / Eric Marinitsch)
Wolfgang Rihm
8
1952
geboren am 13. März in Karlsruhe
1963
erste Kompositionsversuche
1968-72
Kompositionsstudium bei Eugen Werner Velte an der
Staatlichen Hochschule für Musik in Karlsruhe noch während
seiner Schulzeit am Humanistischen Gymnasium;
weitere Kompositionsstudien bei Wolfgang Fortner und Humphrey Searle
erstmals bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik
1970
1972
Abitur am Gymnasium und Staatsexamen in Komposition und
Musiktheorie an der Musikhochschule
1972/73
Kompositionsstudium bei Karlheinz Stockhausen in Köln
1973–76
Kompositionsstudium bei Klaus Huber und musikwissenschaftliche Studien
bei Hans Heinrich Eggebrecht in Freiburg im Breisgau
1973–78
gelegentliche Lehrtätigkeit in Karlsruhe
Faust und Yorick – Kammeroper Nr. 1 (Jean Tardieu/Frithjof Haas)
1976
1977/78
Jakob Lenz – Kammeroper Nr. 2 (Georg Büchner/Michael Fröhling)
1978
Berliner Kunstpreis-Stipendium;
Kranichsteiner Musikpreis Darmstadt;
Reinhold Schneider–Preis der Stadt Freiburg
seit 1978
Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen
1979
Stipendium der Stadt Hamburg
1979/80
Stipendium an der deutschen Künstlerakademie,
Villa Massimo in Rom (Rom–Preis)
Beethoven–Preis der Stadt Bonn; Lehrtätigkeit in München
1981
seit 1982 Präsidiumsmitglied des Deutschen Komponisten-Verbandes
Stipendium der Cité des Arts in Paris
1983
1983/86 Die Hamletmaschine (Heiner Müller/Rihm)
1984/85 Fellow des Wissenschaftskollegs Berlin;
Mitherausgeber der Musikzeitschrift Melos (bis 1989);
Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrates
1984–89
musikalischer Berater der Deutschen Oper Berlin
seit 1985
Professor für Komposition an der Karlsruher Musikhochschule
als Nachfolger seines Lehrers Velte;
Kuratoriumsmitglied der Heinrich–Strobel–Stiftung des SWF Baden–Baden
Rolf-Liebermann-Preis für die Oper Hamletmaschine
1986
1986/87
Oedipus (Textzusammenstellung von Rihm nach Sophokles,
Hölderlin, Nietzsche, H. Müller)
1987/91
Die Eroberung von Mexico (Antonin Artaud/Rihm)
seit 1989
Im Aufsichtsrat der GEMA
1989 Bundesverdienstkreuz
1990-93
musikalischer Berater des Zentrums für Kunst und Medientechnologie
in Karlsruhe (ZKM)
1991
Festredner bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele;
Mitglied der Akademien der Künste München, Berlin und Mannheim
1994
Séraphin – Musiktheater ohne Text, UA in Frankfurt am Main;
Februar: Großes Rihm–Portrait (35 Werke) im Rahmen von
Éclat – Tage für Neue Musik, Stuttgart
szenische EA von Séraphin in Stuttgart
1996
1997
Erhält den Prix de Composition Musical de la Fondation
Prince Pierre de Monaco;
Composer-in-residence bei den Internationalen Musikfestwochen Luzern
1998
Erhält den Jacob Burckhardt-Preis der Johann Wolfgang von Goethe-Stiftung;
Ehrendoktorat der Freien Universität Berlin
9
2000
Composer in residence bei den Salzburger Festspielen und
beim Festival Musica in Straßburg;
Erhält den Bach-Preis der Stadt Hamburg
2001
Royal Philharmonic Society Award für Jagden und Formen;
Das französische Ministerium für auswärtige Angelegenheiten ernennt
Wolfgang Rihm zum ›Officier dans l’Ordre des Arts et des Lettres‹.
2 001/2002
Rihm wird anlässlich seines 50. Geburtstages europaweit gefeiert
(Festivals, Uraufführungen)
2003
überreicht;
Der Ernst von Siemens-Musikpreis wird Rihm zugesprochen.
Der Preis wurde ihm am 22. Mai 2003 im Münchner Cuvilléstheater
7. November: Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Karlsruhe
2004
8. Mai: Rihm wird die Verdienstmedaille des Landes
Baden-Württemberg verliehen
2006
27. Oktober: Uraufführung der Oper Das Gehege (nach Botho Strauß‘
Schauspiel »Schlusschor«) in der Bayerischen Staatsoper in München
2009
2. Mai: Uraufführung des Monodramas Proserpina
im Rokokotheater Schwetzingen
2010
27. Juli: Uraufführung der Oper Dionysos (eine Opernphantasie
nach Texten von Friedrich Nietzsche, Libretto vom Komponisten)
im Rahmen der Salzburger Festspiele
2010
30. September: Rihm wird der Goldene Löwe 2010 des Bereichs Musik der
Biennale di Venezia für sein Lebenswerk zugesprochen
2011
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zum
Tag der Deutschen Einheit
Der Komponist lebt in Karlsruhe und Berlin.
10
(Vgl. für diese Vita: www.universaledition.com)
Wolfgang Rihm
Musikalische Strukturen als Umbruch
Das Wesen musikalischer Struktur ist der fließende Wandel, der jähe Sprung, das Un­
berechen­bare, der Umbruch selbst.
Was sich äußerlich ändert – und wie ein Umbruch aussieht –, ist die Einstellung der
Komponisten zur Struktur. Es ist möglich, in der Struktur der Musik bereits das Ziel
musikalischer Komposition zu erblicken. Dabei rückt der »Satz« an die Stelle der Erfin­
dung, Struktur wird zur Textur. Diese Position wird von jeher von akademischer Seite
eingenommen, da die Vermittelbarkeit satztechnischer Kriterien optimal gewährleistet ist,
wenn nichts Unvorhergesehenes die Strukturerstellung stört. Komponieren gerät so zum
vielbeschworenen »Denkmodell« etwa kontrapunktischer oder serieller Art, das besonders
dem Anfänger im Kompositionsunterricht anempfohlen wird, um – wie man vermutet – die
kompositorische Phantasie zu trainieren, sie möglicherweise erst hervorzurufen.
Dem gegenüber steht eine Haltung, die das Strukturelle jeder Musik nicht wegleugnet,
dieses aber nicht in den Mittelpunkt der Analyse und schon gar nicht als Ziel der Erfindung
plaziert. Aus der Einsicht, daß musikalische Struktur gekennzeichnet ist durch Vieldeutigkeit
und genuine Beziehungsvielfalt, wird der Strukturbegriff weiter gefaßt: psychophysische
Reaktionen, sowohl des komponierenden Subjekts wie des personalisiert Komponierten,
werden berücksichtigt. Es wird versucht, nicht die offensichtliche Zahlenentsprechung
einer Klangproportion anzustreben, sondern die innere Schwerkraft der Klänge selbst zu
vernehmen. Das Unbekannte als Einbruch in stimmige Koordinaten kennzeichnet das
gesellschaftliche Wesen nicht domestizierter Musik. Produktive Verunsicherung ist vor
11
diesem Hintergrund nichts Vermeidenswertes mehr.
Die Hauptschwierigkeit dürfte sich im Verständnis für den Entstehungsprozeß solcher
Musik auftun, die nicht mehr auf das Nacherzählen von Strukturen anderer (als ihrer
eigenen) Dimension angelegt ist. Also: Wieweit ist es möglich, Musik zu erfinden, ohne
vorher außerhalb der Musik – etwa im Zahlenbau – ähnliche Strukturen errichtet zu haben,
als die man sie in der Musik wiederzufinden gedenkt? Hier ist ein radikaler Umbruch
spürbar. Das irrationale Wesen von Musik wird akzeptiert und am Produktionsvorgang
»zugelassen«. Dieser ist nicht mehr Vorarbeit im Anderen (etwa in der Mathematik),
sondern bereits Aufenthalt im Eigentlichen (also schon Musik selbst).
Der direkte Umgang mit Klängen, Tonfolgen, Rhythmen ermöglicht erst den Vorstoß
in deren unerschlossene Bezirke; Spekulation wird so in der Sache selbst möglich, ohne
nur vorgegebene Struktureigenschaften auszubauen oder umzustellen. Eine weitere
Umwertung geschieht mit dem, was man Improvisation nennt. Dieses ist nicht allein
mehr der Ort spontaner Musikerfindung. Durch das Notat ist der Komponiervorgang
bereits sehr vermittelt. Er wird aber durch eine neue Haltung zum Strukturellen keinesfalls
improvisierbar, eher erschwert diese den beliebigen Zugang.
Es gab in der Geschichte der Musik immer wieder vergleichbare Phasen befreiter
Musikerfindung. Besonders charakteristisch ist die Phase »Freier Atonalität«, markiert
durch Schönbergs Komponieren um 1910 und in den folgenden Jahren.
Wolfgang Rihm (© Astrid Karger)
Phasen wie diese neigen dazu, sich in Systemfindungen zu konsolidieren, was darauf
hinweist, daß die Innenspannungen einer befreiten Erfindung derart aufreizend sind,
daß sie sich einer Konservierung sperren beziehungsweise nur durch Zwang und Raster
vermeintlich bewahrt werden können. Die systembezogen erfundene Musik Schönbergs
verweist sowohl durch insistierenden Tonfall als auch oft auffallende Klassizität auf das
Faktum: Freier Ausdruck kann nicht konserviert werden, da »Bewahren« seiner innersten
Beschaffenheit diametral entgegensteht.
Es wäre also falsch, jetzt schon wieder, nachdem Möglichkeiten für das Komponieren
aufgebrochen sind, diese Möglichkeiten zu katalogisieren und handelbar machen zu
wollen etwa im Sinne vermittelnder Lehre. Das Objektive an dieser sehr subjektiven
Umbruchssituation ist nicht die Liste gemeinsamer Faktoren, sondern die allgemeine
Befreiung des Ausdrucks. Dieser Zustand ist zugegebenermaßen nicht von einer Generation
junger Komponisten aufgreifbar und zu handhaben; als wäre das nun das Zeitgenössische.
Vielmehr muß jeder einzelne diese Erfahrung in seiner Sprache, mit seinen Sprachmitteln
selbst machen. So erst entsteht eine später wahrnehmbare Zeittypik. Diese zu katalogisieren
ist nicht unsere Aufgabe, da wir gerade den Umbruch konstatieren oder besser: ihn an uns
erfahren.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Musikalische Struktur erfährt eine Umwertung
nicht durch Addition neuer Strukturwerte, sondern durch eine neue Einstellung der
Komponisten zur Struktur. Musikalische Struktur wird erkannt als Gegebenheit, nicht aber
als Voraussetzung von Musik. Durch die Erweiterung der Struktur-Vorstellung gelangen
Energien in der Musik zum Tragen, die hörbar machen: Das Wesen der musikalischen
Struktur ist der Umbruch.
12 Von daher wird die Musik wieder erfahrbar als freieste Kunst, als Kunst herrschaftsloser
Freiheit. Weil sie die Potenz zum Gegenentwurf besitzt, wird sie auch wieder gefährlich für
Systeme jeder Art. Und das ist gut so.
(1981/1997)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Wolfgang Rihm
Notiz über den Eigenwert von Programmheft-Einführungen
Nahezu alle Programmheft-Texte zu eigenen Kompositionen habe ich widerwillig verfaßt.
Konfrontiert einerseits mit meiner Unfähigkeit NEIN zu sagen (vor allem, wenn Freunde
mich um einen Text baten) und der Überzeugung andererseits, daß Einführung in Kunst
für sich etwas Raubendes, Energieableitendes ist und an sich niemals vom Künstler
selbst geleistet werden sollte, versuchte ich in dieser Unmöglichkeit die Chance zu ihrer
Verdeutlichung zu erkennen und schrieb so jene Texte, denen man sofort den Unwillen
anliest und die nur aus dem Augenblick für den Augenblick gedacht und verständlich sind,
deren Grundklang aber unüberhörbar lautet: Erklärung ist (mir) unmöglich. Welchem
Mißtrauen in die Anschauung, in das Zuhören, verdanken wir all jene in einer Art voraus­
eilenden Dienstleistungsgebarens erbrachten Hinweise, die vorgeblichen »Hörhilfen«, jenes
alles befingernde »NÄMLICH«? Weder der eigenen Sache noch dem jeweils möglichen
anderen Verstehen durch einen anderen trauen wir etwas zu? Als wäre das Geschaffene
stumpf und der Rezipient dumpf – a priori dumpf und stumpf? Erhellungsbedürftig das
Werk wie der, dem es begegnet? Jahrzehntelang verstellte die Veranstaltung »Der Künstler
erklärt sein Werk« die Zugänge. Ich kenne keinen Kollegen, der gern und überhaupt sich
13
zur Erklärung rüstet und zum Aufklären schreitet.
Das Werk ist Klärung, Aufklärung. Der Künstler schafft Klarheit. Das Werk – zum Erklärungs­
anlaß geschrumpft – verschweigt sich und alle seine Möglichkeiten. Zu seinen Möglichkeiten
zählen auch die Mißverständnisse. Diese vorsorglich ausräumen zu wollen offenbart geistige
Hausputzmentalität. Und der »Vorteil«, im vorhinein eingeordnet werden zu können, kann
nicht als das Wunschkonzept eines Künstlers figurieren. Auch nicht im nachhinein.
Ich glaube an die genuine Unverständlichkeit und Unvereinbarkeit von Kunst. »Absichtliche
Unverständlichkeit« kommt nur in den Vorstellungsmühsalen von Möchtegernkünstlern
und deren Kritikerpendants vor. Denn selbstverständlich ist alle Kunst verstehbar. Aber
Verstehen ist Prozeß und nicht Numerierung, Abhakung. Die beste Voraussetzung des
Verstehens ist Voraussetzungslosigkeit, die um sich weiß. Verstehen ist also immer utopisch.
Nicht die Kunst, das Verstehen ist unverständlich, genauer: Es ist die zunehmende Einsicht
in die Unverständlichkeit. Gleichzeitig ist es gesteigerte Erlebnisintelligenz … »Ja – und
das Gefühl?« höre ich einige rufen.
Vor diesem Hintergrund sollen Programmheft-Texte verfaßbar sein? Ich versuche es
dennoch immer wieder, denn just diese Situation spiegelt Kunst, spiegelt die Veranstaltung
ihrer Hervorbringung aus paradoxen und ambivalenten Klarheiten.
(1993)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, Offene Enden, München 2002)
Die Association of Baltic Academies of Music (ABAM)
wurde im Herbst 1995 auf Initiative der Rektoren Prof. Juozas Antanavicius (Lithuanian
Academy of Music in Vilnius) und Prof. Wilfrid Jochims (Hochschule für Musik und
Theater Rostock) als regionales Netzwerk von Musikhochschulen des Ostseeraums
gegründet. Zu Beginn umfasste die ABAM acht Hochschulen, deren Rektoren zu einer
Gründungsversammlung in Rostock Ende Oktober 1995 zusammenkamen. Dies waren die
Hochschulen von Tallinn, Riga, Vilnius, Gdansk, Poznan, Krakow, Rostock und Odense. Als
assoziiertes Mitglied trat die Jerusalem Academy of Music and Dance hinzu.
Schon 1996 wuchs die Anzahl der Mitgliedshochschulen bedeutend durch den Beitritt der
Sibelius Academy (Helsinki), der Chopin Academy (Warsaw), der Royal Academy of Music
in Stockholm und der Academy of Music in Piteå und wenig später durch das Hinzukommen
der Norwegian Academy of Music (Oslo) und der Hochschulen von St. Petersburg, Lübeck
und Hamburg. Nun wurde ein Beitrittsstopp vereinbart, um das Netzwerk flexibel und
kraftvoll und trotzdem als eine mit wenig Verwaltungsaufwand zu betreibende Einheit zu
erhalten. Vor kurzem ist Oslo aus dem Verbund ausgeschieden, hinzugekommen ist die
Königliche Hochschule in Kopenhagen.
Zentrale Ziele waren und sind Studierenden- und Dozentenaustausch, Meisterklassen (mit
Sommerkursen) und gemeinsame Großprojekte, wie das ABAM-Orchester und das ABAMKammerorchester, Oper sowie zeitgenössische Musik und Musikpädagogikprogramme.
Die ABAM kommt von Beginn an mit einem sehr kleinen bürokratischen Aufwand aus:
Ein Präsident und ein Vizepräsident (gewählt für eine zweijährige Amtszeit) und eine
jährliche Rektorenkonferenz bilden die direkte Basis für Entscheidungen. Es gibt kein
eigenes Büro und auch keine eigenständige Geschäftsführung. So beruhen die Projekte
und Tagungen auch heute noch auf einfachen finanziellen Grundlagen: Die entsendenden
Hochschulen kommen für die Reisekosten ihrer Teilnehmer auf, während die gastgebende
Hochschule die Aufwendungen für die Verpflegung und Unterbringung der Gäste trägt.
Internationale Austauschprogramme wie Nordplus, Tempus und Socrates haben zusätzliche
Hilfe für bestimmte Projekte beigetragen. Über die Jahre hinweg haben bedeutende
Projekte stattgefunden, wie z. B. der jährlich stattfindende Sommercampus in Rostock,
jährliche gemeinsame Orchesterphasen in Odense, ein großes Opernseminar in Litauen,
Kammermusikseminare in Tallinn, Riga und Vilnius, ein Seminar für zeitgenössische Musik
in Gdansk und viele andere Initiativen und Kontakte (häufig auf bilateraler Basis), so wie
z. B. als Highlight die Teilnahme am Stockholm Arts and Science Festival – mit einem
speziellen ABAM-Marathontag im Kulturhaus von Stockholm.
Inzwischen wurde, zur Aufrechterhaltung dieser vielfältigen Aktivitäten, ein eng bemessener
Mitgliedsbeitrag eingeführt.
14 Präsidenten: 1995 – 1999: Wilfrid Jochims (Rostock) 1999 – 2007: Bertel Krarup (Odense)
2007 – 2009: Peep Lassmann (Tallinn) seit 2009: Jörg Linowitzki (Lübeck)
Vizepräsidenten: 1995 – 2002: Juozas Antanavicius (Vilnius) 2002 – 2007: Peep Lassmann
(Tallinn) 2007 – 2009: Jörg Linowitzki (Lübeck) seit 2009: Inger Allan (Odense)
Gustav Mahler
Sonnabend 19.11.2011, 19.30 Uhr, Volkstheater Rostock, Theaterzelt
Philharmonisches Konzert
Norddeutsche Philharmonie Rostock
Leitung: GMD Florian Krumpöck
Wolfgang Rihm (* 1952)
Nähe fern 1 (2011)
für Orchester
Gustav Mahler
(1860–1911)
Kindertotenlieder
1. Nun will die Sonn’ so hell aufgehn
2. Nun seh’ ich wohl, warum so dunkle Flammen
3. Wenn dein Mütterlein tritt zur Tür herein
4. Oft denk’ ich, sie sind nur ausgegangen
5. In diesem Wetter, in diesem Braus
Takako Onodera, Mezzosopran
Pause
Gustav Mahler (1860–1911)
Sinfonie Nr. 1 D-Dur
1. Langsam. Schleppend.
Wie ein Naturlaut – Im Anfang sehr gemächlich
2. Kräftig bewegt, doch nicht zu schnell
3. Feierlich und gemessen, ohne zu schleppen
4. Stürmisch bewegt
15
Jean Sibelius
Johannes Brahms
Sonnabend 19.11.2011, 19.30 Uhr, hmt Rostock, Katharinensaal
Konzert des Hochschulorchesters der hmt
Leitung: Prof. Christfried Göckeritz
Wolfgang Rihm
(*1952)
2. Abgesangsszene
für mittlere Stimme und Orchester (1979)
Gesänge nach Fragmenten
von Friedrich Nietzsche und Novalis
Jean Sibelius (1865-1957)
Violinkonzert d-Moll op. 47
Aukse Marija Petroni, Mezzosopran
1. Allegro moderato
2. Adagio di molto
3. Allegro ma non tanto
Michael Barenboim, Violine
Pause
Johannes Brahms 16 (1833-1897)
Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90
1. Allegro con brio
2. Andante
3. Poco allegretto
4. Allegro
Textfragmente in der 2. Abgesangsszene:
Erster Gesang
Der Einsamste (Bruchstück)
Nun, da der Tag
des Tags müde ward, und aller Sehnsucht Bäche
von neuem Trost plätschern,
auch alle Himmel, aufgehängt in Goldspinnetzen,
zu jedem Müden sprechen: »Ruhe nun!« –
Was ruhst du nicht, du dunkles Herz,
was stachelt dich zu fußwunder Flucht …
wes harrest du?
(Friedrich Nietzsche)
Zweiter Gesang
…
– Da seid ihr, Freunde! – Weh, doch ich bins nicht,
zu dem ihr wolltet!
Ihr zögert, staunt – ach, daß ihr lieber grolltet!
Ich – bins nicht mehr? Vertauscht Hand, Schritt, Gesicht?
Und was ich bin, euch Freunden – bin ichs nicht?
Ein andrer ward ich? und mir selber fremd?
mir selbst entsprungen?
ein Ringer, der zu oft sich selbst bezwungen?
zu oft sich gegen eigne Kraft gestemmt,
durch eignen Sieg verwundet und gehemmt?
…
(Friedrich Nietzsche, aus: »Aus hohen Bergen«)
Dritter Gesang Jenseits des Nordens, des Eises, des Heute,
jenseits des Todes,
abseits:
unser Leben, unser Glück!
…
(Friedrich Nietzsche, aus: »Bruchstücke zu den Dionysos-Dithyramben«)
Die Wüste wächst: weh dem, der Wüsten birgt!
Stein knirscht an Stein, die Wüste schlingt und würgt.
Der ungeheure Tod blickt glühend braun
und kaut –‚ sein Leben ist sein Kaun …
(Friedrich Nietzsche, aus: »Unter Töchtern der Wüste«)
17
Vierter Gesang Das eherne Schweigen
Fünf Ohren – und kein Ton darin!
Die Welt ward stumm …
Ich horchte mit dem Ohr meine Neugierde:
fünfmal warf ich die Angel über mich,
fünfmal zog ich keinen Fisch herauf. –
Ich fragte, – keine Antwort lief mir ins Netz …
Ich horchte mit dem Ohr meiner Liebe:
(Friedrich Nietzsche)
Fünfter Gesang Ich bin Du.
(Novalis, Fragmente)
Einige Gedanken zur Karlsruher Uraufführung der Zweiten Abgesangsszene
Abgesangsszenen (1979–1980): ein Zyklus von fünf Kompositionen: Nr. 1 und Nr. 5 sind
reine Orchesterstücke, in den mittleren dreien tritt Gesang dazu; eine Art Vokal-Symphonie,
im Charakter verhalten und dunkel. Als Ideal schwebte mir bei den Gesangsstücken eine
Mischung von Orchesterliedreflexion (Abgesang) und Bühnendramatik (Szene) vor.
Ferner ist der ganze Zyklus von Anfang an symphonisch konzipiert. In der Zweiten
Abgesangsszene sind es vor allem die Zwischenspiele, in denen der symphonische Verlauf
spürbar wird. […]
Ihren Beweggrund hat diese Musik in ihrem Atem, nicht in ihren Mitteln. Es ist also besser,
sich auf das Ohr zu verlassen, das allerdings vorher geöffnet sein sollte. Und dieses: von
innen, durch die Bereitschaft, Musik nicht erst einmal als das Vorverständnis ihrer selbst
zu begreifen. Das hat mich schon als kleinen Jungen geärgert, wenn ich im sonntäglichen
Symphoniekonzert von »wissenden« Konzertroutiniers hörte: wie langweilig doch der Haydn
gegenüber dem Tschaikowsky sei, wie banal dieser Mahler doch klänge oder wie »abgeklärt«
doch Mozart sei … dabei hatte er mich eben erst so erregt und verwirrt durch seine herrliche
Unausgewogenheit. […]
Worauf es mir bei den Abgesangsszenen vor allem ankam: eine Welt der Mischformen zu
erzeugen, ein Zwischenreich. Während ich in anderen Stücken oft Al-fresco-Darstellungen
affektiver, emotionaler Situationen versuche, geht hier die Phantasie ins Detail, suchte sie
die Verästelung bei eher kühler Grundhaltung.
Dabei war nicht etwa immer der Text als erster an seinem Platz, um dann die Musikerfindung
nach sich zu ziehen. Oft waren Klang und Stimmung schon vollständig gefaßt und riefen
dann den Text hervor, auf dessen Suche ich mich nun zu begeben hatte. Das Ineinander
18 von Klangverbalisierung und Wortmusikalisierung bestärkte natürlich die integrierende
Arbeitsweise. Das Ergebnis kommt meiner Vorstellung von Mischtypus sehr nahe: integriert
aus Orchesterlied, Opernszene und Symphoniesatz.
Wolfgang Rihm (1980)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Gegenstand musikästhetischer Kontroversen: Jean Sibelius und Johannes Brahms
Sibelius war die zentrale Figur für die Entwicklung einer finnischen Stimme in der Musik des
späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Der auf den ersten Blick »extrem untheoretische«
Komponist Sibelius, wie Wolfgang Rihm in seinem Text »Musik als schweifende Form«
bemerkt, ist ästhetisch schwer einzuordnen und, so Rihm weiter, »zu einer genaueren Analyse
verstellen oft Ressentiments die Sicht«. Einer der Exponenten dieser extremen Vorurteile ist
Theodor W. Adorno, der im Jahr 1936 in seiner »Glosse über Sibelius« kein gutes Haar an
dem Komponisten lässt. So schrieb Adorno in einem Anflug von Herablassung: »Sibelius
mag sich um die musikalische Kolonialisierung seines Heimatlandes erhebliche Verdienste
erworben haben.« Adorno ist außerdem der Auffassung, dass bei Sibelius zwar »alles
Einzelne alltäglich und vertraut« klinge, »die Motive aber in einen sinnlosen Zusammenhang
gebracht« seien. Rihm entgegnet diesem Skeptizismus, dass sich bei Sibelius »viele geirrt«
hätten und dass Sibelius heute als »Komponist hochaktueller Verlaufsformen, als Protagonist
zellularen Komponierens gefeiert« werde. Seine dynamische Form speist sich aus der Wiener
Klassik, der skandinavischen Tradition und den großen russischen Komponisten, in erster
Linie Tschaikowsky.
Sibelius’ Violinkonzert in d-Moll ist eines der bekanntesten Werke des Komponisten. Die
Erstfassung komponierte er auf Anregung des Geigers Willy Burmester im Jahr 1903 – 19
zwischen seiner zweiten und dritten Sinfonie. Burmester konnte die Uraufführung jedoch
nicht spielen, so dass die Uraufführung am 8. Februar mit Geiger Viktor Nováček unter
Leitung des Komponisten in Helsinki stattfand. Das Werk fiel jedoch beim Publikum durch,
so dass Sibelius sich in den Jahren 1904/05 an eine Überarbeitung machte. Die Neufassung
wurde am 19. Oktober 1905 in Berlin mit dem Geiger Carl Halir unter der Leitung von
Richard Strauss mit großem Erfolg uraufgeführt, so dass das Werk schnell zu einem Klassiker
der Violinkonzertliteratur im 20. Jahrhundert wurde.
Das Konzert wirkt stilistisch weitaus weniger »nordisch« oder »finnisch« als Sibelius’
vorangegangene Werke und steht in der Tradition spätromantisch-virtuoser Violinkonzerte
wie etwa demjenigen Tschaikowskys. Von lediglich zur Schau gestellter Virtuosität ist das
Konzert jedoch weit entfernt. Dafür sind seine formalen Einfälle zu eigenwillig, die auf
originelle Weise die Probleme eines Solokonzerts lösen. Die Kadenz steht beispielsweise
in der Satzmitte, an der Stelle der Durchführung, und übernimmt mit einer komplexen
Verarbeitung der Themen auch tatsächlich deren Funktion im formalen Verlauf. Ähnlich
prominent wie in der Satzmitte dominiert die Solovioline bereits den Anfang des Konzertes:
Über einem Orchesterteppich setzt die Solovioline mit einer weit gespannten, nicht endenwollende Melodie ein, die sukzessive in einen Dialog mit dem Orchester tritt. Erst nach einer
kurzen Solokadenz bekommt das Orchester Gelegenheit zu einem ersten Tutti.
Der zweite Satz ist dreiteilig angelegt und führt die bereits aus dem ersten Satz bekannte
Anlage weiter, indem sich die lyrische Einleitung in ein Orchesterzwischenspiel verwandelt
und die Violine in der Reprise zur Begleiterin des Orchesters wird. Der tänzerische dritte
Satz schließlich folgt mit seinem energischen Thema der Solovioline und der Stretta mit
den technisch herausfordernden Oktavdoppelgriffen stärker als der Rest des Konzerts den
Erwartungen an ein virtuoses Solokonzert.
Wie Sibelius war auch Brahms bereits zu Lebzeiten der Gegenstand heftiger musikästhetischer
Kontroversen. Wenn im »Neuen Musiklexikon« aus dem Jahr 1926 über Brahms gesagt wird,
dass er für die Moderne der zweifellos »einflussloseste aller Meister« sei, kontrastiert diese
Sichtweise Arnold Schönbergs Auffassung, der zufolge Brahms »ein großer Fortschrittler im
Bereich der musikalischen Sprache« gewesen ist. In seinem wichtigen Aufsatz »Brahms der
Fortschrittliche« konstruiert Schönberg ein Brahms-Bild, in dem sich der ›moderne‹ Brahms
in einer selbstreflexiven Konzeption von Musik manifestiert, die auf der vielschichtigen
Integration unterschiedlicher musikalischer Sprachen und Vorbilder beruht und damit von
der musikalischen Tradition nicht zu trennen ist. Tradition und Fortschritt sind in Brahms’
musikalischem Denken dieser Perspektive nach dialektisch aufeinander bezogen – eine
Konstellation, die Brahms für den »konservativen Revolutionär« Arnold Schönberg zu einem
zentralen Bezugspunkt gemacht hat.
Brahms’ stetige Auseinandersetzung mit der musikalischen Tradition hat zu einer besonderen
Auseinandersetzung mit der Gattung der Sinfonie geführt, die durch das übermächtige
Vorbild Beethoven belastet war. Sein sinfonischer Erstling ließ auf diese Weise lange auf
sich warten. Nachdem dieser ›Knoten‹ mit der Uraufführung der 1. Sinfonie c-Moll im Jahr
1876 geplatzt war, folgten die weiteren drei Sinfonien in umso schnellerer Folge. Brahms
komponierte seine dritte Sinfonie im Sommer des Jahres 1883 während eines Aufenthaltes
in Wiesbaden. Die Sinfonie entstand damit sechs Jahre nach seiner zweiten Sinfonie D-Dur
und dicht gefolgt von der 1884/85 komponierten vierten Sinfonie in e-Moll.
Die »Dritte« ist nicht nur Brahms’ kürzeste Sinfonie, sie unterscheidet sich von ihren
Schwestern auch durch ein eine besondere Satzanlage: Zwei monumentale Ecksätze
umrahmen zwei intermezzohafte Mittelsätze. Eine spannungsvolle Folge von drei Bläserakkorden ist dem in großen Intervallschritten gleichsam herabstürzenden Hauptthema des 1.
Satzes vorangestellt. Gegenüber der Dramatik des 1. Satzes vermittelt das folgende Andante
in A-B-A-Form den Eindruck serenadenhafter Simplizität. Brahms beschränkt sich im
wesentlichen darauf, das schlichte Hauptthema in immer neuen Varianten zu umspielen.
Der melancholische 3. Satz, im Gestus weit entfernt von anderen dramatischen ScherzoSätzen, wird häufig als klischeehafte Repräsentation für den »Brahms’schen Ton« angeführt.
20 Im Charakter einer »Valse sentimentale« entwickelt sich das Hauptmotiv und erscheint –
wie auch im 2. Satz – in immer neuen Abwandlungen. Erst im 4. Satz kehrt die sinfonische
Dramatik zurück, allerdings nicht in der für das 19. Jahrhundert typischen, auf einen
strahlenden Schluss hin gerichteten Anlage. Die Sinfonie verklingt vielmehr still und friedlich.
Jan Philipp Sprick
Christfried Göckeritz wurde in Mildenau (Erzgebirge) geboren und ist seit 1994 Professor für Dirigieren, Partiturspiel
und Korrepetition an der hmt Rostock und leitet das Hochschulorchester. Seit 2004 ist er Rektor der hmt Rostock
und darüber hinaus Vizepräsident des Landesmusikrats Mecklenburg-Vorpommern.
Ehe er sein Studium im Fach Orchesterdirigieren an der Hochschule für Musik »Franz Liszt« Weimar bei Prof. Olaf
Koch und Prof. Günther Blumenhagen aufnahm, war er mehrere Jahre Mitglied des Dresdner Kreuzchores, die
letzten vier Jahre davon als erster Chorpräfekt. Nach seinem Studium begann er zunächst als zweiter Kapellmeister
und Studienleiter am Volkstheater Rostock, stieg jedoch bald zum ersten Kapellmeister auf und hatte diese Stellung
bis 1992 inne. In dieser Zeit leitete Göckeritz auch das Hochschulorchester an der Hochschule für Musik »Hanns
Eisler« (Außenstelle Rostock) und wurde als Gastdirigent u.a. beim Gewandhausorchester Leipzig, bei der
Dresdner Philharmonie und der Dresdner Staatskapelle eingeladen.
Die in Klaipada (Litauen) geborene Sopranistin Aukse Marija Petroni studierte Klavier am Konservatorium in Vilnius
und Schauspiel an der Akademie für Musik und Theater. Neben ihren Studien arbeitete sie als Moderatorin für
das litauische Fernsehen, lieh ihre Stimme mehreren Trickfilmfiguren und nahm privaten Gesangsunterricht. Ihr
erstes Chorengagement folgte 1989 an der Litauischen Nationaloper.
Von 1995 bis 2000 studierte Petroni Gesang bei Prof. Anthony Baldwin an der hmt Rostock und absolvierte
ihr Diplomexamen mit »Auszeichnung«. 2000/01 war sie Stipendiatin der »Horst-Rahe-PostgraduiertenStiftung« und wurde in dieser Zeit von Michail Jurowski entdeckt. Mit der Titelpartie der Margarita in »Der
Meister und Margarita« gelang ihr auf der Expo 2000 in Hannover bei einem Gastspiel des Volkstheaters Rostock
der Durchbruch. Von 2001 bis 2004 folgte ein Engagement an das Stadttheater Hildesheim. Petroni erhielt den
Kunstpreis der Theaterfreunde Hildesheim. Seit 2006 ist sie Dozentin für Gesang an der Hochschule für Musik
und Theater Rostock und arbeitet als freischaffende Sängerin.
Michael Barenboim wurde 1985 in Paris geboren. Er nahm seinen ersten Geigenunterricht im Alter von 7 Jahren in
Berlin bei Abraham Jaffé und Axel Wilczok. Seit 2000 ist er Mitglied des West-Eastern Divan Orchestra und fungiert
seit 2003 als dessen Konzertmeister. Ebenfalls 2003 wurde er stellvertretender Konzertmeister im Gustav Mahler
Jugendorchester unter der Leitung von Claudio Abbado. Als regelmäßige Aushilfe bei den Wiener Philharmonikern
spielte er unter Zubin Mehta und Daniel Barenboim sowie bei den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon 21
Rattle. Darüber hinaus wurde er bereits mehrfach als Konzertmeister zu Konzerten der Filarmonica della Scala
eingeladen.
Als ein leidenschaftlicher Kammermusiker spielte er unter anderen beim Salzburg Festival, beim Rheingau Festival,
beim Beethoven Fest Bonn und dem Jerusalem Chamber Music Festival und ist Gründer und Primarius des
Erlenbusch Quartetts. Als Solist trat er im Konzerthaus und der Staatsoper in Berlin, in Lissabon, in Chicago,
Caracas und vielen weiteren Städten auf. Im Sommer 2009 spielte er Alban Bergs Kammerkonzert mit Mitgliedern
des West-Eastern Divan Orchestra in London, Salzburg, Genf, Essen und Berlin. Im April 2010 konzertierte er mit
Pierre Boulez Anthèmes 2 in der Staatsoper Berlin in Anwesenheit des Komponisten.
Sonntag, 20.11.2011, 11.00 Uhr - 13.00 Uhr, hmt Rostock, Seminarraum O1 01
Workshop I (Leitung: Prof. Wolfgang Rihm)
Kompositionsstudierende der ABAM und der Hochschule für Musik Karlsruhe stellen ihre Werke vor
Sonntag, 20.11.2011, 17.30 Uhr, hmt Rostock, Kammermusiksaal
Lecture I
Spuren und Funde
Analytische Anmerkungen zu einigen »frühen« Werken Wolfgang Rihms
Prof. Peter Manfred Wolf
Das sogenannte Frühwerk Rihms ist in besonderem Maße von der Musikpublizistik
begleitet worden. Die vorschnelle Einordnung des Komponisten in die eigens kreierte
Kategorie der »Neuen Einfachheit«, Ende der siebziger/Anfang der achtziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts, verkennt in ihrer Andeutung der Integration von deutlich
wahrnehmbaren Rückgriffen auf Historisches indessen, dass dieses Neue keinesfalls einfach
und, andersherum, die scheinbare Simplizität der Satztechniken einiger Werke dieser, vom
»Durchbruch« des Komponisten in eine breitere Öffentlichkeit geprägten Phase, sowenig
modellhaft war, wie sie stattdessen in gleichem Maße bahnbrechend wirkte.
Einige punktuelle Untersuchungen beleuchten das Verhältnis zwischen neu und einfach
und lassen die Singularität der Werke deutlich werden.
Prof. Peter Manfred Wolf wurde 1958 in Hamburg geboren und erhielt Unterricht in den Fächern Musiktheorie und
Gehörbildung bei dem aus der Hindemith-Schule hervorgegangenen Komponisten und Dirigenten Artur Grenz.
Von 1978 bis 1986 studierte er an der Musikhochschule Lübeck Schulmusik, Musiktheorie und Komposition
u.a. bei Prof. Roland Ploeger und Prof. Dr. Friedhelm Döhl. Peter Manfred Wolf unterrichtete von 1985 bis 1988
Musiktheorie/Gehörbildung und Analyse an der Musikhochschule in Lübeck und war ab 1988 hauptamtlicher
Dozent für Musiktheorie/Tonsatz an der Hochschule für Musik Detmold/Abteilung Dortmund. Von 1987 bis 1990
absolvierte er ein Aufbaustudium an der Hochschule für Musik Karlsruhe bei Prof. Wolfgang Rihm.
1994 übernahm Peter Manfred Wolf eine Lehrstuhlvertretung für das Fach Musiktheorie an der Hochschule für
Musik und Theater Rostock, wo er 1995 zum Professor für Musiktheorie/Tonsatz und Komposition berufen
wurde. Peter Manfred Wolf ist Vorsitzender des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen
Komponistenverbandes und seit 2004 der künstlerische Leiter des Festivals »Brücken«-Festival für Neue Musik
in Mecklenburg-Vorpommern. Er ist seit Juli 2004 Prorektor an der Hochschule für Musik und Theater Rostock.
Peter Manfred Wolfs Werkverzeichnis umfasst szenische Kompositionen, Orchesterwerke, Kammermusik und
zahlreiche Solo-Werke, die in Deutschland, mehreren Ländern Europas und in Amerika zur Aufführung gelangten.
Einladungen führten ihn zu bedeutenden Festivals für Neue Musik.
Sonntag, 20.11.2011, 19.30 Uhr, Volkstheater Rostock, Theaterzelt
Philharmonisches Konzert Siehe für Programm S. 15
Norddeutsche Philharmonie Rostock
22 Leitung: GMD Florian Krumpöck
Sonntag, 20.11.2011, 19.30 Uhr, hmt Rostock, Katharinensaal
Konzert des Hochschulorchesters der hmt Siehe für Programm S. 16
Leitung: Prof. Christfried Göckeritz
Montag, 21.11.2011, 11.00 Uhr - 13.00 Uhr, hmt Rostock, Seminarraum O1 01
Workshop II (Leitung: Prof. Wolfgang Rihm)
Kompositionsstudierende der ABAM und der Hochschule für Musik Karlsruhe stellen ihre Werke vor
Montag, 21.11.2011, 15.30 Uhr, hmt Rostock, Kammermusiksaal
Studio-Konzert I
Werke von Studierenden der ABAM und der Hochschule für Musik Karlsruhe
Ensemble der hmt Rostock
Leitung: Konstantin Heuer
Tiina Myllärinen
Squarcio
Lars Opfermann
(1989)
Choreographie II (2011)
für Trompete und Schlagwerk
Anastasia Maryy, Flöte
Heinrich Klassen, Oboe
Joshua Löhrer, Klarinette
Richard Weiß, Trompete
Matthes Günther, Posaune
‚
Stefan Veskovic, Klavier
Triin Ruubel, Violine I
Hsin-Hua Hsieh, Violine II
Aline Cousy, Viola
Hsin-Chen Yeh, Violoncello
Maximilian Hirning, Kontrabass
23
Mutsumi Shimamaru, Trompete
Futoshi Shimizu, Schlagwerk
Oskars HerliņšSkaņdarbs klarnetei solo (2011)
Joshua Löhrer, Klarinette
Justina Trinkūnaitė
Keturi nepažįstamieji
Triin Ruubel, Violine I
Hsin-Hua Hsieh, Violine II
Ekatarina Sinitsyna, Viola
Hsin-Chen Yeh, Violoncello
Julius Aglinskas
Dot at the Beginning, Beginning at the End (2010)
Dongdong Liu
(*1983)
Pozhenzi Teil VI –
Musik für Posaune (2011)
Konstantin Heuer
(*1989)
Kammerkonzert (2010)
Stefan Veskovic,
´ Klavier
Hidehisa Idane, Posaune
Frederike Hambach, Flöte
Heinrich Klassen, Oboe
Joshua Löhrer, Klarinette
Vincent Burkowitz, Bassklarinette
Bora Park, Fagott
Matthes Günther, Posaune
Paul Wagner, Schlagzeug
Kärt Ruubel, Celesta
Stefan Veskovic,
´ Klavier
Triin Ruubel, Violine I
Julia Hoffmann, Violine II
Neasa Ní Bhriain, Viola
Maximilian Hirning, Kontrabass
After bachelor degree in performing arts (classical guitar) Tiina Myllärinen started to study composition, first in
Conservatory of Naples in Italy, and from 2005 at the Sibelius-Academy, Finland. She’s studying with Veli-Matti
Puumala, and is getting her master’s degree at the end of this school year. Myllärinen has composed solo, choir,
orchestra and chamber music and her compositions have been performed in several festivals in Finland and
abroad. She has also composed for workshops with the Finnish Radio Symphony Orchestra, Avanti! chamber
orchestra, St. Christopher Woodwind Quintet and EMO ensemble. Myllärinen has complemented her studies
in several masterclasses with Jukka Tiensuu, Magnus Lindberg, Esa-Pekka Salonen, Brian Ferneyhough, Sergei
Newski, Hanspeter Kyburz, Eivind Buene, Hans Thomalla, Niels Rosing-Show, Kent Olofsson and Ivar Frounberg.
Oskars Herlinš
, created his first compositions using a PC ZX-Spectrum 128 which has 3 audio channels and 8-bit
sound. A few years later he started to play the electric guitar, formed several rock bands, and wrote music for
them. He also took private trumpet lessons, started to study philosophy at the University of Latvia. From 2004 to
2008 Herliņš studied composition under the supervision of a composer Maija Einfelde at the night music school
24
›Rīdze‹. In 2008 Herliņš took private lessons in composition and studied electronic music under David Mondrup’s
supervision at the Engelsholm Folk High School in Denmark for two semesters in 2009 and 2010. In 2010 Herliņš
was enrolled at Jāzeps Vītols Latvian Academy of Music and started bachelor studies in composition under the
guidance of composer Rolands Kronlaks. More information: www.myspace.com/oskarsherlins
Lars Opfermann wurde 1989 im hessischen Homberg geboren. Neben der instrumentalen Ausbildung an der
dortigen Musikschule wirkte er bei mehreren TheaterJugendOrchester-Projekten des Staatstheaters Kassel mit,
wo er außerdem etwa ein Jahr lang Dirigierunterricht bei Kapellmeister Christopher Ward erhielt. Anschließend
studierte er von 2009 bis 2010 zunächst Musikwissenschaften und Germanistik in Halle, seit Herbst 2010
dann Komposition bei Prof. Peter Manfred Wolf in Rostock. Er ist unter anderem zweifacher Preisträger des
Bundeswettbewerbs Kompostion (2008 und 2009) und Gewinner des Nachwuchspreises des 10. internationalen
Carl-von-Ossietzky-Kompositionswettbewerbs (2010).
Choreographie II
Choreographie II geht von einer reich ornamentierten Melodie aus, die die Instrumente zum
Teil virtuos und einem Tanz gleich aufeinander reagieren lässt.
Lars Opfermann
.
Justina Trinkunaite
Singing and choir conducting was my first step in the world of music. Church choir and solo
performing gave me a lot of experience too. Actually, it opened the doors to composition. My first 25 pieces were
vocal music. I continued my studying at Čiurlionis Art School in Prof. Mindaugas Urbaitis class of composition.
The last 3 years was a period of great changes. I had a chance to know instrumental music, to create new pieces
for young players and famous professional artists. I had a possibility to compose music for symphony orchestra.
The Trio for violoncello, clarinet, and marimba, Minor Mass were works created at school. By the way, this piece
for string quartet was one of the first, which encouraged me to look for something new. My last work called All of
the mountain got the second place in choral music competition Vox Juventutis. Now I’m studying composition
at the Lithuanian academy of music and theatre in Prof. Rytis Mažulis class. As I say, this time is a new beginning
of a looking for the best ways to send a particular message to audience.
Dongdong Liu wurde 1983 in Liaoning (China) geboren. Sie erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von sechs
Jahren. An der Zentralen Nationaluniversität Peking studierte sie von 2002 bis 2006 die Fächer Komposition und
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Musiktheorie. Von 2007 bis 2009 studierte sie im Aufbaustudium Komposition bei Prof. Peter Manfred Wolf an
der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Seit dem WS 2009/2010 befindet sie sich, ebenfalls bei Prof. Wolf,
im Studium zum Großen Kompositionsexamen an der hmt Rostock.
Pozhenzi (Teil VI) – Musik für Posaune (2011)
Die Idee des Stückes basiert auf dem Gedicht POZHENZI (1188) des Chinesischen Dichters
QIji Xin. In diesem Gedicht blickt der Autor auf seine Lebenszeit zurück. Diese war geprägt
von dem Kampf um ein von der Mongolei befreites China. Dieser Traum scheint aber immer
noch unerreichbar zu sein. Das Gedicht drückt seine Traurigkeit und Empörung aus.
Mein Stück fängt auch mit nachdenklichen Melodien an. Darauf folgend kommt eine quasi
parabolische Figur vor. Die Musik verläuft von tief bis hoch und wieder zurück, wiederholt
sich mit verschiedenen Tempi und Dynamiken. Im mittleren Teil des Stückes zieht sich
die Sprache durch viele Artikulationen und Geräusche hindurch. Man kann hören, dass
der Spieler manchmal ein paar Buchstaben spricht. Der Schlussteil besteht aus gemischten
Materialien der vorhergegangenen Abschnitte und häufigem Gebrauch der Singstimme. Die
Musik klingt allmählich aus.
Träume sind immer schwer zu verwirklichen, weil unsere Fähigkeiten und Lebensdauern
begrenzt sind. Aber es ist nicht leicht aufzugeben. Meine »Ode« gilt diesem Streben.
Dongdong Liu
Konstantin Heuer
Konstantin Heuer wurde 1989 in Leipzig geboren. Seit Oktober 2009 studiert er Komposition an der Hochschule
für Musik und Theater Rostock in der Klasse Prof. Peter Manfred Wolf.
Kammerkonzert (2011)
Mein Ensemblestück fußt auf einer Analogie zwischen Harmonik, Rhythmik und Form.
Unsere Art Rhythmus aufzuschreiben basiert auf rationalen Proportionen von Dauern.
Um den Rhythmus mit den Tönen unseres Tonsystems analogisieren zu können, habe ich
diese durch ihre schlichteste rationale Schwingungsproportion in Bezug auf einen Grundton
herzuleiten versucht (Quinte 2:3; Terz 4:5). Wenn ich nun diesem Grundton einen Puls aus
ganzen Noten zuordne, ergeben sich die analogen Pulse zu anderen Tonhöhen.
Der Rhythmus, in dem die Harmonien sich ändern, entspricht in jedem Formteil einer
dreistimmigen Pulsüberlagerung. Bei einer Überlagerung von Pulsen mit rationalem Verhältnis
gibt es einen Punkt, an dem die pulsbildenden Zeitpunkte aller Pulse zusammentreffen. An
diesem »Phasenanfang« lasse ich die, der Pulsüberlagerung analoge, Harmonie erklingen.
Die Dauernfolge der Formteile, mit der sich der Rhythmus ändert, bestimmt sich aus einer
dreistimmigen Pulsüberlagerung, an deren Phasenanfang ein Formteil mit dem analogen
Rhythmus beginnt, an dessen Phasenanfang die analoge Harmonie erklingt. Dieser Zeitpunkt
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liegt im goldenen Schnitt der Länge des Stücks.
Konstantin Heuer
Montag, 21.11.2011, 17.30 Uhr, hmt Rostock, Kammermusiksaal
Lecture II
Wolfgang Rihm und das Trio
Dr. Jan Philipp Sprick
Rihms Kammermusikwerk ist unüberschaubar. Es fällt jedoch auf, dass neben den zwölf
Streichquartetten – und damit einer klassischen Gattung – ein Schwerpunkt auf unterschiedlichen
Triobesetzungen liegt. Diese folgen teilweise etablierten Gattungskonventionen wie beispielsweise
die »Fremden Szenen« für Klaviertrio oder die in der Tradition des Streich­trios stehende »Musik
für drei Streicher«. Hinzu treten eine Fülle von Werken in ungewöhnlichen Triobesetzungen,
wie Violoncello, Schlagzeug und Klavier (»Paraphrase«) oder Bassklarinette, Violoncello
und Klavier (»Chiffre IV«). Ich möchte in meinem Vortrag über die Rolle der Triobesetzung
in Rihms Kammermusikwerk nachdenken und die Frage stellen, welche kompositorischen
Potenziale in dieser Besetzung liegen.
Dr. Jan Philipp Sprick studierte Musiktheorie, Musikwissenschaft, Geschichte und Viola in Hamburg, Harvard und
wurde 2010 mit einer Arbeit zur Geschichte der Musiktheorie im 19. Jahrhundert an der Humboldt-Universität
zu Berlin promoviert. Neben seiner Tätigkeit als Dozent für Musiktheorie an der HMT Rostock ist er seit 2007
Lehrbeauftragter für Musiktheorie an der UDK Berlin. Anfang 2012 geht er für drei Monate als Visiting Assistant
Professor an das Music Department der University of Chicago (USA). Er ist Vorstandsmitglied der »Gesellschaft
für Musiktheorie« (GMTH) und Mitherausgeber der Zeitschrift dieser Gesellschaft (ZGMTH). Neben seiner
Lehr- und Forschungstätigkeit ist er als Bratscher in diversen freien Ensembles aktiv.
Montag, 21.11.2011, 19.30 Uhr, Volkstheater Rostock, Theaterzelt
Philharmonisches Konzert Siehe für Programm S. 15
Norddeutsche Philharmonie Rostock
Leitung: GMD Florian Krumpöck
Montag, 21.11.2011, 20.00 Uhr, hmt Rostock, Kammermusiksaal
Klavierwerke von Wolfgang Rihm
Prof. Dr. Siegfried Mauser, Klavier und Moderation
Wolfgang Rihm
(* 1952)
Klavierstück 6
Bagatellen (1978)
Zwiesprache (1999)
Klavierstück 7 (1980)
Pause
Nachstudie (1994)
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Siegfried Mauser
Siegfried Mauser studierte Klavier bei Rolf Koenen, Rosl Schmid und Alfons Kontarsky an der Musikhochschule München,
außerdem Musikwissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten München und Salzburg. 1981
veröffentlicht er seine Dissertation über Das expressionistische Musiktheater der Wiener Schule (Bärenreiter/Bosse).
Nach einer Dozentur für Musikwissenschaft und Klavier an der Musikhochschule München wird er 1982 als
damals jüngster Professor Deutschlands an die Staatliche Hochschule für Musik Würzburg berufen; es folgt ein
Ruf an die Universität Mozarteum Salzburg, wo er ein Forschungsinstitut für musikalische Hermeneutik gründet,
bevor er nach fünfzehn Jahren wieder an die Münchner Hochschule für Musik und Theater zurückkehrt, der er
seit dem Wintersemester 2003 auch als Präsident vorsteht. Ferner ist er ein gefragter Pädagoge bei internationalen
Meisterkursen in den Fächern Klavier, Liedgestaltung und Kammermusik.
Siegfried Mauser wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Interpretationsstipendium der Stadt München
(1981), dem Bayerischen Kulturförderpreis (1984) und dem Preis „Neues Hören“ (2001), verliehen durch die
Sommerakademie der Universität Mozarteum in Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen (Erstverleihung),
dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2009), sowie dem deutschen Bundesverdienstkreuz
am Bande (2010). Seit 1990 ist er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, seit 2002
auch Direktor deren Musikabteilung.
Zahlreiche Konzerte als Solist und Kammermusiker haben Siegfried Mauser in alle Welt geführt, u.a. in die wichtigen
Musikmetropolen Berlin, Hamburg, Köln, Wien, London, Paris, Moskau, Peking und Tokyo, mehrfach auch in die
USA (u.a. New York, Washington und Los Angeles). Er ist regelmäßiger Gast bei renommierten Festivals wie der
Münchner Biennale, dem Klavierfestival Ruhr und den Salzburger Festspielen. Als Solist hat er mit bedeutenden
Orchestern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Münchner Kammerorchester, dem RadioSinfonie-Orchester Frankfurt, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin u.v.m. zusammengearbeitet. Durch
Siegfried Mauser wurden wegweisende zeitgenössische Kompositionen, etwa die Klaviermusik und -konzerte
von Wolfgang Rihm, Wilhelm Killmayer, Hans Werner Henze und Jörg Widmann zur Uraufführung gebracht.
Die Liste seiner vielbeachteten CD-Einspielungen ist umfangreich: neben dem kompletten Klavierwerk von Paul
Hindemith, Alexander Zemlinsky und Karl Amadeus Hartmann sind Produktionen mit Klaviermusik (Debussy,
Rihm, Killmayer uvm.) und Kammermusik (u.a. von Bialas und Hindemith), sowie viele Lieder, z.B. von Gustav
Mahler (mit Siegfried Jerusalem), erhältlich. Eine Aufnahme aller Klaviersonaten W.A. Mozarts ist in Vorbereitung.
28 Siegfried Mauser verfasst und initiiert zahlreiche Veröffentlichungen zu den Themen Musikalische Analyse,
Musikästhetik und Musikgeschichte des 19. u. 20. Jahrhunderts und ist Herausgeber des Handbuchs der
musikalischen Gattungen, der Studien zur musikalischen Hermeneutik (Laaber) und von Beck Wissen Musik
(C.H. Beck). Jüngere Buchpublikationen: Beethovens Klaviersonaten (München 2001), Lexikon des Klaviers
(Kammertöns/ Mauser, Laaber 2006). Beim Carl Hanser Verlag ist zudem eine Musikphilosophie in Vorbereitung.
Dienstag, 22.11.2011, 11.00 Uhr - 13.00 Uhr, hmt Rostock, Seminarraum O1 01
Workshop III (Leitung: Prof. Wolfgang Rihm)
Kompositionsstudierende der ABAM und der Hochschule für Musik Karlsruhe stellen ihre Werke vor
Dienstag, 22.11.2011, 15.30 Uhr, hmt Rostock, Kammermusiksaal
Studio-Konzert II
Werke von Studierenden der ABAM und der Hochschule für Musik Karlsruhe
Ensemble der hmt Rostock
Leitung: Konstantin Heuer
Derik Listemann
(*1987)
state of nature (2011)
Hans Höglund
Uppklang av en ensam röst (2007)
Jagoda Szmytka
¿i? Study of who where when
for harpsichord, metronome, dictaphones,
electronic sounds, light and video
Patrik Jarlestam I vacker dyster melankoli (2011)
Chanhee Lim
(1985)
Lichtwellen (2011)
für 16 Streicher
Yeh-Suh Kim, Sopran I
Eunyoung Kim, Sopran II
Yeh-Sung An, Tenor
Frieder Post, Bariton
Frederike Hambach, Flöte
Paul Wagner, Schlagzeug
Kärt Ruubel, Cembalo
Frederike Hambach, Flöte
Fumika Hayashi, Harfe
Ekatarina Sinitsyna, Viola
Patrik Jarlestam, Live-Elektronik
Chaein Kim, Miga Kim, Gayoung Jung, Violine
Neasa Ní Bhriain, Dorothea Schröder,
Yu Kyung Kwon, Viola
Bori Lee, Kook-Hwan Oh, Katharina Groß,
Majella Münz, Violoncello
Sebastian Stolz, Sunghoon Song,
Friedemann Schneeweiß, Fang Chen,
Maximilian Hirning, Kontrabass
29
Nach erstem Unterricht auf dem Waldhorn im Alter von 9 Jahren wurde Derik Listemann Mitglied im Blasorchester
Greifswald (BO), später im Landesjugendorchester MV und im Landesjugendblasorchester MV (LJBO). Beim
Wettbewerb »Jugend Musiziert« gewann er mehrere Preise auf Landes- und Bundesebene.
Seit seiner frühesten Jugend ist Derik Listemann auch kompositorisch tätig. Besonderen Reiz übte für ihn von
Anfang an der große Orchesterklang und die Verbindung von Film und Musik aus. Nach einer Zeit als Jungstudent
an der hmt Rostock studiert er dort seit 2008 in den Hauptfächern Horn und Komposition bei Prof. Günter
Weidlich und Bodo Werner (Horn) und Prof. Peter-Manfred Wolf.
Listemann erhielt Kompositionsaufträge u.a. von dem LJBO MV, von der Norddeutschen Philharmonie Rostock,
der Universität Rostock, dem Richard-Wagner-Verband International und dem BO Greifswald. Derik Listemann
erhielt Stipendien von der Richard-Wagner-Stipendienstiftung und der ad-infinitum-foundation.
state of nature (2011)
state of nature (2011) besteht aus zwei Großteilen, welche ineinander fließen. Der erste
Teil beschreibt mithilfe eines 78 Minuten andauernden braunen Rauschens ein Ergebnis
der Beobachtung der Erdrotation. Der zweite Teil besteht aus der von den Gesangssolisten
aufgeführten Musik, welche sich wiederum in fünf Teile gliedert und sich mit der Idee des
Naturzustandes im Empirismus bei John Locke befasst. Dabei entsteht über die ersten drei
Teile Wissen aus dem Nichts, welches in den letzten beiden Teilen wieder zerstört wird und
sich ins Nichts zurück auflöst. Dieses »Nichts« wird frei nach Ernst Bloch als Teil des »NochNicht-Seins« mit Hilfe des braunen Rauschens beschrieben.
Derik Listemann
»To understand political power right, and derive it from its original, we must consider, what
state all men are naturally in, and that is, a state of perfect freedom to order their actions, and
dispose of their possessions and persons, as they think fit, within the bounds of the law of
nature, without asking leave, or depending upon th will of any other man. Every man hath
a right to punish the offender, and be executioner of the law of nature.«
Aus: Second Treatise of Civil Government (Kapitel II) von John Locke
Uppklang av en ensam röst (2007)
Uppklang av en ensam röst (losely translated as: »calling up a lonely voice«) was written for
flutist Lars Linna and percussionist Marcus Gruvstedt. It is partially a study in the percussive
and timbral qualities of the flute; most important is the use of non-standard fingerings and
alternations between these, which produce a rich and varying harmonic material reminiscent
of bells.
Hans Höglund
¿i? Study of who where when
The piece is a study of subject, sound, time and place. Each element belong to different
30 dimension. When and where does the sound begin … and … if?
Jagoda Szmytka
Chanhee Lim wurde 1985 in Daejeon, Südkorea geboren. Nach seinem Wehrdienst ging er nach Deutschland und
studiert seit Wintersemester 2009/10 an der hmt Rostock bei Prof. Peter Manfred Wolf.
Lichtwellen für 16 Streicher (2011)
Ich habe einmal beobachtet, wie sich die Himmelsfarbe während des Sonnenauf- und
untergangs allmählich veränderte, ähnlich wie bei einem Regenbogen – von rosa nach lila.
Inspiriert durch diesen Anblick habe ich mir Gedanken über den Zusammenhang zwischen
der Himmelsfarbe, dem Regenbogen und der Tageskreisbewegung gemacht und versucht, die
von mir festgestellten Parameter zum Klingen zu bringen.
Chanhee Lim
Dienstag, 22.11.11, 19.30 Uhr, hmt Rostock, Katharinensaal
Kammerkonzert I mit dem ensemble recherche (Freiburg)
Wolfgang Rihm
(* 1952)
Paraphrase (1972)
für Violoncello, Schlagzeug und Klavier
Von weit (1993)
für Violoncello und Klavier
Pause
Deploration (1973)
für Flöte, Violoncello und Schlagzeug
Vier Male (2000)
für Klarinette
Chiffre IV (1983/84)
für Bassklarinette, Violoncello und Klavier
Åsa Åkerberg, Violoncello
Martin Fahlenbock, Flöte
Shizuyo Oka, Klarinette
Christian Dierstein, Schlagzeug
Jean-Pierre Collot, Klavier
Das ensemble recherche macht Musikgeschichte: mit über 500 Uraufführungen seit der Gründung 1985 hat das
Ensemble die Entwicklung der zeitgenössischen Kammer- und Ensemblemusik entscheidend mitgestaltet. Impulse
werden gesetzt mit Konzerten, Musiktheater, Kursen für Komponisten und Instrumentalisten, Produktionen zum
Hören und Sehen, mit Kinder- und Jugendklangprojekten, der „Klangpost“ und der gemeinsam mit dem Freiburger
Barockorchester veranstalteten Ensemble-Akademie Freiburg. Das neunköpfige Solistenensemble bestimmt
mit seiner eigenen dramaturgischen Linie das internationale Musikleben mit. Im Repertoire sind Klassiker des
ausgehenden 19. Jahrhunderts, Impressionisten wie Expressionisten, Komponisten der Zweiten Wiener und der
Darmstädter Schule, Spektralisten und experimentierfreudige Avantgardisten der Gegenwartskunst. Rund 50 CDs
hat das ensemble recherche veröffentlicht, sie wurden mehrfach ausgezeichnet mit internationalen Preisen, u.a.
dem Jahrespreis der Dt. Schallplattenkritik und dem Diapason d’Or.
31
ensemble recherche (© Maurice Korbel)
Åsa Åkerberg kommt aus Stockholm. Sie studierte am Sveriges Radios Musikinstitut bei Frans Helmersson sowie
an der Hochschule der Künste und der Karajan Akademie in Berlin. Sie war Solocellistin an der Stockholmer Oper
(1983 bis 1989) und in der Västerås Sinfonietta (seit 1995). Als festes Mitglied spielte sie u.a. im Kammarensemblen
und im Stockholms Barockorkester. Seit Januar 2006 Cellistin des ensemble recherche.
Martin Fahlenbock schloss sein Studium an der Musikhochschule Hamburg bei Prof. Karlheinz Zöller 1986 mit dem
Konzertexamen »mit Auszeichnung« ab. Meisterkurse bei Jean-Pierre Rampal, Peter Lukas Graf und André Jaunet.
1984 bis 1987 intensive Mitarbeit im Ensemble Modern. 1987 bis 1992 stellv. Soloflötist im Philharmonischen
Orchester Freiburg. Seit 1991 Flötist des ensemble recherche.
Shizuyo Oka studierte Klarinette bei Michel Arrignon und Bassklarinette bei Jean-Noel Crocq am CNSM in Paris
und schloss mit drei 1er Prix für Klarinette, Bassklarinette und Kammermusik ab. 1992 Preisträgerin des Valentino
Bucchi-Wettbewerbs in Rom und 1995 in Tokyo. Seit 2000 Mitglied des Silk Road Ensemble mit Yo-Yo Ma. Seit
1998 Mitglied des ensemble recherche.
Christian Dierstein studierte bei Bernhard Wulff an der Freiburger Musikhochschule und Gaston Sylvestre in Paris.
Preisträger zahlreicher Wettbewerbe, Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und der Akademie
Schloß Solitude Stuttgart. Zusammen mit Marcus Weiss und Yukiko Sugawara bildet er das Trio accanto. Intensive
Beschäftigung mit außereuropäischer Musik und der freien Improvisation. Europaweit Solokonzerte in der Reihe
Rising Stars. Eigene Kompositionen für Hörspiel und Theater. Rundfunk- und CD-Einspielungen. Leiter der
Schlagzeugklasse an der Musikhochschule in Basel. Seit 1988 Mitglied des ensemble recherche.
Jean-Pierre Collot geboren in Metz, studierte bei Jean-Claude Pennetier, Christian Ivaldi und Jean Koerner an der
Pariser Hochschule (CNSM) und schloss mit drei 1er Prix für Klavier, Kammermusik und Klavierbegleitung ab.
Er widmet sich der Musik des 20. Jahrhunderts mit einem besonderen Interesse für Stockhausen, Messiaen, Cage.
32 Als Solist wirkte er in Paris bei Ensemble Intercontemporain (1993 bis 1999), TM+ und Ensemble Fa (Mitglied
von 1994 bis 2002) mit. Collot hat Werke zahlreicher Komponisten uraufgeführt (u.a. Jean Luc Hervé und Brice
Pauset). Seit September 2003 Mitglied des ensemble recherche.
Paraphrase
Paraphrase für drei Spieler komponierte ich größtenteils 1972 in Köln. Die Komposition geht
von einfachen Gegensatzpaaren aus, gelangt über permutierende Klangfarbenzuordnungen
zu komplexer Schichtpolyphonie, streift entropische Zustände und zerbricht an ihrer eigenen
Rotation. Dieser Prozeß ist in sechs Stadien gegliedert. Prozesse beherrschen ebenfalls die
Einzelverläufe bis in die Kleinstgestalten. – Als gestische Vorstellung rhythmischer Argumente
gelangt das Stück zu stark tänzerischer Deklamation: ein abstraktes Ballett, »Pas de trois«.
Dieser Aspekt soll nicht die den Prozessen innewohnende starke Emotionalität übertünchen,
die sowohl bei der Produktion vorhanden war als auch für die Rezeption wünschenswert
wäre. Wurde ich doch bei der Arbeit an diesem Stück eigentlich erst zum Komponisten,
indem ich mich erstmals in jenem hierfür so bezeichnenden Spannungsfeld befand: zwischen
verantwortungsvoller Imaginationsbereitschaft und anarchistischen Subjektverlust. Als
Spiegel im Stück: die Polaritäten und erste zaghafte Versuche, Dinge an ihr Ende zu treiben.
Wolfgang Rihm (1976)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Deploration
Deploration hat oft den Charakter des Vor-sich-hin-Weinens, des Wimmerns. Der ständige
Wechsel von »gebunden« und »frei« in elf stadienartigen Abschnitten erzeugt schwankendes
Terrain. Alles spielt sich am Rand ab. Nichts kommt in die Mitte, ins Licht. Ein schöpferischer
Mensch war gestorben [Ingeborg Bachmann, d. Red.]. Ihm wird nachgeweint im Puls von eben
gerade noch Schöpferischem. Konstruktivität ist, wenn sie erscheint, zentriert; oft eine Spirale,
die ausweglose Chiffre, und wirft lange Schatten. Diese Schatten sind das eigentliche Stück.
33
11
5+1+5
So verstanden verschwinden die Ereignisse hinter sich selbst. Die rituelle Haltung zwingt
zudem alles in ein Gespinst aus Glas und Draht.
Wolfgang Rihm (1973)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Chiffre IV
Die Stücke, die ich Chiffre nenne, sind Zeichen im Klang, nur im Klang mögliche Zeichen, gar
nicht erst unverschlüsselt, von sich aus: Zeichen. Das vierte – hier – ist innerhalb des Zyklus
das stillste. In den anderen Chiffre-Stücken werden Zeichen gemeißelt, hier – im vierten –
stehen die Zeichen da, sozusagen an der Wand. Manchmal: kurz bevor sie verschwinden,
oder erst erscheinen. Nur drei Instrumente (die anderen Chiffre-Stücke sind größer besetzt,
meist mit fünfzehn Spielern): Baßklarinette, Violoncello und Klavier – Hauch, Tonfaden
und jähe Berührung – sind als »Orchester« aufgefaßt. Der Tonraum, der entsteht, ist nicht
der von Kammermusik.
Wolfgang Rihm (1984)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Mittwoch, 23.11.2011, 11.00 Uhr – 13.00 Uhr, hmt Rostock, Seminarraum O1 01
Workshop IV (Leitung: Prof. Wolfgang Rihm)
Kompositionsstudierende der ABAM und der Hochschule für Musik Karlsruhe stellen ihre Werke vor
Mittwoch, 23.11.2011, 17.30 Uhr, hmt Rostock, Kapitelsaal
Lecture III
Fremd oder vertraut: Klangfarben bei Rihm.
Wieland Kröger
Aus dem umfangreichen Werk Wolfgang Rihms sei das Werk »Styx und Lethe. Musik für
Violoncello und Orchester« von 1997/98 ausgewählt. Die Analyse wird sich hierbei auf
das klangliche Erscheinungsbild beschränken. Vergebens wird man in Rihms Musik eine
»Formel« suchen, die dem kundigen Hörer das Eigentliche des Werkes erst erschließt. Es
genügen offene Ohren.
Betrachtet wird als ein roter Faden durch die musikalische »Erzählung« der Einsatz der
Orchesterinstrumente und des Soloinstruments, wobei Rihm aber in unterschiedlichem
Grade an eine vertraute Instrumentenbehandlung anknüpft. In dieser Musik vollzieht sich
nicht ein starrer Prozess, sondern eher eine Art amöbenartige Fortspinnung, nachvollziehbar,
aber doch in ihren Einzelheiten unvorhersehbar: mit Umwegen, mit Aberrationen. Auch
ist das Verhältnis von Soloinstrument und Orchester schwankend: Ist das Violoncello ein
Protagonist, dem das Orchester nur als Verstärkung dient? Treibt es, oder wird es getrieben?
Begegnen einzelne Instrumente bzw. Instrumentengruppen dem Violoncello als Spiegel, als
Partner oder eher als Gegenspieler? Dies sei an ausgewählten Stellen im Detail beobachtet.
Wieland Kröger, geb. 1960 in Bielefeld, dort 1979 Abitur. Studium der Schulmusik, Komposition und Musiktheorie
von 1980-89 an der Musikhochschule Lübeck. Beschäftigung mit elektroakustischer Musik. 1989/90 Referendariat
Lehramt Musik an Gymnasien. 1995-2000 und ab 2010 Lehrauftrag für Tonsatz bzw. Instrumentenkunde an der
Hochschule für Musik und Theater Rostock. Verheiratet, zwei Kinder.
Mittwoch, 23.11.2011, 19.30 Uhr, hmt Rostock, Katharinensaal
Der lange Wolfgang Rihm Abend
mit Dozenten und Studierenden der hmt Rostock
I. Teil: 19.30 Uhr
Wolfgang Rihm
(*1952)
34 Auf einem anderen Blatt (2000)
für Klavier (Pierre Boulez zum 75. Geburtstag)
Sehr ruhig
Johann Blanchard, Klavier
Stück für 3 Schlagzeuger (1988/89)
Fabian Friedrich, Axel Meier, Jacob Przemus, Schlagzeug
Ländler (1979)
für Klavier
Anne-Kathrin Gieseking, Klavier
Das Rot (Karoline von Günderode) (1990)
für Sopran und Klavier
Daraus:
• Hochrot
• Des Knaben Morgengruß
• Des Knaben Abendgruß
Misato Mochizuki, Sopran
Jing Lee, Klavier
Gesangsstück (2002)
Eine Triophantasie für Violine,
Klarinette und Klavier
Konstanze Glander, Violine
Joshua Löhrer, Klarinette
Katharina Groß, Klavier
Pause
II. Teil: 20.45 Uhr
Vier Gedichte aus »Atemwende« (Paul Celan) (1973)
35
für Stimme und Klavier
• In den Flüssen
• Die Zahlen
• Stehen
• Fadensonnen
Zwei kleine Schwingungen (2004/05)
für Klavier
Nr. 1 Slow
Nr. 2 Calmo
Antlitz (1993)
Zeichnung für Violine und Klavier
Magdalena von Rohden, Sopran
Anna von Rohden, Klavier
Johann Blanchard, Klavier
Triin Ruubel, Violine
Kärt Ruubel, Klavier
Wölfli-Liederbuch (Adolf Wölfli) (1980/81)
für Bassbariton und Klavier
(zwei große Trommeln)
• Ich habe Dich, geliebet
• Ich habe dich geliebet
• Auf dieser Brücke, steht ein Mann!
• Das Schimmern zweier Steerne
• Ich kenn’ ein wunderschönes Kind.
• Graab-Innschrift 1,868
• Wölfli arbeitet wie irr. schreibt
Klavierstück Nr. 5 (Tombeau) (1975)
Waldemar Wild, Bassbariton
Claudia Wolf, Klavier
Paul Wagner und Jose Antonio Moreno-Romeo,
große Trommeln
Vasyl Kotys, Klavier
Pause
III. Teil: 22.15 Uhr
Grat (1970)
für Violoncello Solo
Tutuguri VI (Kreuze) (1981)
Musik nach einer Dichtung von Antonin Artaud
für sechs Schlagzeugspieler
Julian Steckel, Violoncello
Jose Antonio Moreno-Romeo, Paul Wagner,
Manuel Grund, Axel Meier, Fabian Friedrich,
Woo Ri Cho, Schlagzeug
Stück für 3 Schlagzeuger
Dieses ist ein Stück. Daher heißt es so. Es endet anders, als es anfängt, was nichts ändert.
Aber so fängt es an: Die Spieler(innen) kauern, hocken oder knien in der Mitte einer leeren
Bühne nah beieinander, wie eine Tiergruppe oder wie vergessene, verwilderte Forscher …
36 Ein Feuer? Ein Loch? Ein Totes …? Vielleicht ein Rest? Leihmaterial? Rest! Ja, so könnte das
Stück auch heißen. Dann würde es anders beginnen, als es endet. Mitten in der Wüste liegt
eine Partitur im Geröll … verblichen …ausgehackt … durchschossen …
Wolfgang Rihm (1989)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Vier Gedichte aus »Atemwende« (Paul Celan)
Dichtung von Paul Celan – sie ist nicht vertonbar. Um dies zu erfahren, muß man es versucht
haben: am besten als junger Mensch noch, der von nichts etwas weiß und von allem eine
Ahnung hat. Das kann dann auch stehenbleiben, so wie es ist.
Alle späteren Versuche brachen mir weg.
Vielleicht wird später, ganz spät, wieder ein Ton möglich. Dann, wenn das eigene Sprechen
nicht mehr »ich« sagen muß; und selbst darauf nicht mehr achtet …
Wolfgang Rihm (1996)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Wölfli-Liederbuch
Wölflis Arbeit: überhaupt das Schöpferische.
Der Primärimpuls liegt bloß.
Aus Verletzung arbeiten.
(Verdingbub.)
Immer wieder sucht er erotisch nach dem Kind.
(Kindheitslos, ohne Kindheit.)
Später, die Arbeit donnert das still und stetig zu; hervor.
Ich habe nur Gereimtes herausgegriffen, weil dort das Ungereimte als Musik möglich wird.
Als Liederzyklus ist das komponiert. So wie die Gedichte im Ton von Gedichten geschrieben
sind: im Ton eines Liederzyklus. (Liednovelle, Kindsvorführung.)
Das kann inszeniert werden, aber »arm«. Reich an Raum. Kein singender Irrer, schon gar
kein irrer Künstler. Vielleicht sitzt Wölfli nur da und hört die Lieder an, die ihm vorgesungen
werden. Dann malt und schreibt er. Unablässig; das ist das Bild. […]
Wolfgang Rihm (1981)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Klavierstück Nr. 5 (Tombeau)
Klavierstück Nr. 5 (Tombeau) ist Ausdruck zwanghafter Kraft. Ein dunkler und in seiner
formalen und klanglichen Konsequenz stark depressiver Affekt formuliert sich als aggressiver
Block. Den Spannungskurven bleibt kein Ausweg, ich selbst suche noch Zugang.
Dennoch teilt sich jedes Detail direkt mit, da diese Musik in gewisser Weise doch sorglos
ist. Sie muß sich um keine äußere Konvention kümmern, ist also frei für ihren eigenen
unabwendbaren inneren Zwang.
Wolfgang Rihm (1976)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
37
Tutuguri VI (Kreuze)
Diese Musik nach Artaud entstand 1980–1981 und ist integraler Bestandteil einer
Komposition für Tänzer und großes Orchester – das perkussive Hörbarmachen der Kreuze.
Beim Komponieren: Beschäftigung mit dem Werk Arnulf Rainers.
Antonin Artaud hat den Ritus der schwarzen Sonne formuliert in seinem Hörspiel Pour en
finir avec le jugement de Dieu (Schluß mit dem Gottesgericht, 1947).
1948 schrieb Artaud eine zweite Fassung des Gedichts »Tutuguri«, die dann posthum in dem
Band Les Tarahumaras erschien.
Wolfgang Rihm (1981)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Antonin Artaud
Tutuguri
Der Ritus der schwarzen Sonne
Da unten, wie am Fuße des bitteren Hanges,
grausam verzweifelt vom Herzen,
öffnet sich der Kreis der sechs Kreuze,
weit unten,
wie eingeschlossen in die Mutter Erde,
ausgeschlossen von der ekelhaften Umarmung der sabbernden
Mutter.
Die Erde aus schwarzer Kohle
ist der einzige feuchte Platz
in dieser Felsspalte.
Der Ritus besteht darin, daß die neue Sonne an sieben
Punkten vorüberzieht, bevor sie am Loch der Erde explodiert.
Und es gibt sechs Männer,
einen für jede Sonne,
und einen siebten Mann,
der die ganz
grelle
Sonne ist,
schwarz gekleidet und von rotem Fleisch.
Nun, dieser siebte Mann
ist ein Pferd,
ein Pferd mit einem Mann, der es führt.
38
Aber das Pferd
ist eine Sonne
und nicht der Mann.
Auf das Zerreißen einer Trommel und einer
Trompete, langgezogen,
seltsam,
springen nacheinander wie Sonnenblumen
die sechs Männer auf,
die sich flach auf die Erde gelegt,
zusammengekrümmt hatten,
keine Sonnen,
sondern drehende Sonnen,
Wasserlotus,
und jedem Aufspringen
entspricht der immer dunkler werdende
und von der Trommel
gedämpfte Gong,
bis man plötzlich, in vollem Galopp, mit irrsinniger
Geschwindigkeit
die letzte Sonne
ankommen sieht,
den ersten Mann,
das schwarze Pferd mit einem
nackten Mann,
völlig nackt
und jungfräulich
darauf.
Aufgebäumt, nähern sie sich, kreisförmigen Krümmungen
folgend,
und das Pferd aus blutendem Fleisch verliert den Kopf und
tänzelt unablässig
auf seinem Felsgipfel,
bis die sechs Männer
fertig sind,
die sechs Kreuze
vollständig zu umzingeln.
Nun, das Dur des Ritus ist, mit Recht,
DIE ABSCHAFFUNG DES KREUZES.
Fertig mit dem Umkreisen,
verpflanzen sie
die Erdkreuze,
und der nackte Mann
auf dem Pferd
richtet
ein riesiges Hufeisen auf,
das er in die Wunde seines Blutes getaucht hatte.
(abgedruckt in: Der Komponist Wolfgang Rihm, Frankfurt/Main 1985)
39
Donnerstag, 24.11.2011, 11.00 Uhr, hmt Rostock, Katharinensaal
Wolfgang Rihm probt mit dem ensemble recherche
Donnerstag, 24.11.2011, 15.30 Uhr, hmt Rostock, Kammermusiksaal
Studio-Konzert III
Werke von Studierenden der ABAM und der Hochschule für Musik Karlsruhe
Ensemble der hmt Rostock
Leitung: Konstantin Heuer
Jorge Rodriguez-Caballero
(* 1969)
Rostock molto adagio
Anastasia Maryy, Flöte
Heinrich Klassen, Oboe
Joshua Löhrer, Klarinette
Janine Hildebrandt, Trompete
Matthes Günther, Posaune
Triin Ruubel, Violine I
Hsin-Hua Hsieh, Violine II
Aline Cousy, Viola
Hsin-Chen Yeh, Violoncello
Maximilian Hirning, Kontrabass
Hans Fischer
(* 1987)
WATER (2011)
Ignacy Zalewski
(* 1990)
Die Spinnerin (2010)
Alexey Pegushev
Les Images
Ralph Bernady
(* 1988)
Streichquartett
40 Laura Gustovska
(* 1986)
Daniel Sjövall, Klavier
Frederike Hambach, Flöte
Paul Wagner, Schlagzeug
Joshua Löhrer, Klarinette
Triin Ruubel, Violine I
Hsin-Hua Hsieh, Violine II
Ekatarina Sinitsyna, Viola
Hsin-Chen Yeh, Violoncello
Jūras Sonāte
Joshua Löhrer, Klarinette
‚
Stefan Veskovic, Klavier
Eun-Ji Lee
(* 1982)
Semais
Frederike Hambach, Flöte
Patricia Schneider, Flöte
Heinrich Klassen, Oboe
Joshua Löhrer, Klarinette
Vincent Burkowitz, Bassklarinette
Adrian von Oppeln, Fagott
Masumi Kusaka, Kontrafagott
Simen Fegran, Horn
Janine Hildebrandt, Trompete
Matthes Günther, Posaune
Mingfei Cao, Tuba
Triin Ruubel, Violine I
Hsin-Hua Hsieh, Violine II
Conception Cabello-Rubio, Viola
Hsin-Chen Yeh, Violoncello
Maximilian Hirning, Kontrabass
Jorge G. Rodríguez-Caballero was born in Las Palmas de Gran Canaria in 1969, and earned a BA at Royal Welsh
College of Music (UK), under the supervision of Peter Reynolds and Tim Raymond. He composed prolific
chamber works, worked closely with the Millenium Ensemble and got his final piece, the overture Exposición y
Transformación played and recorded by the BBC NOW, with principal guest conductor Jac van Steen.
He was awarded a MA cum laude at the Estonian Academy of Music (with Toivo Tulev and Helena Tulve) and
is currently in his 2nd year doctorate program in composition at the same academy. His final MA work, Dos
Mundos guitar concerto, was played at St John’s Church in Tartu, Estonia, with a national broadcast recording. 41
Other works include the orchestral prelude Der Zauberberg. He is currently involved in a major work for two
choirs and symphony orchestra.
Hans Fischer (*1987) wurde in Stuttgart geboren. Mit sieben Jahren erhielt er seinen ersten musikalischen Unterricht
am Klavier und begann bald darauf Chöre zu begleiten und sich ehrenamtlich an verschiedenen öffentlichen
Einrichtungen musikalisch zu engagieren. So wirkte er oft als Organist in seiner evangelischen Gemeinde und
als Begleitung in verschiedenen Seniorenstiften. Bald darauf begann er sich autodidaktisch das Komponieren
beizubringen und schrieb für die Chöre diverse Arrangements und Stücke.
Nach seinem Abitur leistete er seinen Zivildienst und bereitete sich seit 2008 intensiv auf eine Aufnahmeprüfung
an einer Musikhochschule vor. Seit Februar 2010 studiert er an der hmt Rostock in der Klasse von Prof. Peter
Manfred Wolf und hatte seither kleinere Kompositionsaufträge.
WATER (2011)
WATER (2011) ist Teil eines Zyklus von vier Stücken für Klavier. Die Idee war, dass die
einzelnen Stücke zwar getrennt aufgeführt werden können, innerhalb des Zyklus aber nahtlos
ineinander übergehen, sodass man sie in einer Schleife spielen kann. Die Melodie und die
Begleitung haben eine voneinander verschiedene Intervallreihe (basierend u.a. auf dem
Ionischen Modus), die im mittleren Teil (dem Choral) auf die Melodie reduziert und im
anschließendem Epilog verfeinert wird. Das Stück endet mit dem repetierten Ton »e«, der
gleichzeitig den Anfang des nächsten Stückes »Air« darstellt.
Hans Fischer
Ignacy Zalewski (born 1990), studies composition at the Fryderyk Chopin University of Music in Warsaw with
Prof. Marcin Blazewicz. He is prize-winner of several all-polish composers‘ competitions (1st prize at the 51st
Tadeusz Baird Composers‘ Competition, Warsaw 2010; 1st prize at the 9th Student‘s Music Forum Composers‘
Competition Warsaw 2009 etc.). His works were performed in the National Philharmonic Hall in Warsaw, the
Polish Radio Concert Studio »W. Lutoslawski«, the Great Hall of Warsaw Royal Castle, the Lviv Philharmonic Hall,
the Ballroom of Lancut Castle etc. He was a scholarship-holder of the Polish Minister of Culture and National
Heritage (2008).
Ralph Bernardy wurde 1988 in Trier geboren. Nach Instrumentalunterricht und ersten Kompositionsversuchen
begann er 2006 ein Studium der Violine und Klavier am Conservatoire de Luxembourg. Ab 2007 erhielt er
dort zusätzlich Kompositionsunterricht bei Alexander Mullenbach. 2008 Uraufführung eigener Werke in der
Luxemburger Philharmonie. Seit Oktober 2008 Kompositionsstudium bei Prof. Wolfgang Rihm an der Hochschule
für Musik Karlsruhe. Seit 2009 zusätzlich Studium im Hauptfach Musiktheorie bei Michael Reudenbach.
Laura Gustovska, geb. 1986, studiert seit ihrem Schulabschluss auf einem musikalischen Gymnasium im Jahr
2006 Komposition an der Jazeps Vitols Latvian Music Academy. Nach ihrem Bachelor im Jahr 2010 studiert
sie nun in einem Master-Programm bei Prof. S. Mence. Neben Ihrer Arbeit als Lehrerin für Musiktheorie und
Komposition komponiert sie Werke für unterschiedlichste Besetzungen, in erster Linie Kammer- und Chormusik.
Sie ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe, zuletzt beim Arēna-Wettbewerb 2011. Im Jahr 2008 hat sie an den
internationalen Meisterkursen in Donaueschingen teilgenommen.
Eun-Ji Lee wurde 1982 in Seoul geboren. 2007 graduierte sie an der dortigen Yonsei Universität in Komposition
(BA) und anschließend an der Musikhochschule Stuttgart bei Marco Stroppa und Oliver Schneller (MA). Seit
2010 ist sie im Solistenexamen bei Wolfgang Rihm und Denis Lorrain in Karlsruhe. Im Rahmen des ERASMUS
Programms studiert sie seit 2011 zusätzlich bei Beat Furrer in Graz. Ihre Werke wurden für die Next-Generation
der Donaueschinger Musiktage, das Kulturfestival im Kloster Volkenroda und das Impuls-Festival 2011 ausgewählt.
Ihre Musik wurde bereits vom Vogler Quartett, dem Iturriaga Quartett, dem Ensemble Gelberklang, den Neuen
Vokalsolisten Stuttgart, dem Ensemble Echtzeit und der Badischen Staatskapelle aufgeführt.
Semais
»Schlaf ein, mit einem Auge im Mondlicht, mit dem anderen im Sonnenlicht.« Dieser
Satz von Paul Eluard, ist ein Zitat aus Das Leben anderswo von Milan Kundera. Beim
Nachdenken über den Satz kamen mir folgende Assoziationen. Trotz des Widerspruchs,
dass zwei Gegensätze nicht koexistieren können oder dürfen, kann die Grenze zwischen
beiden während eines kurzen Augenblicks der Berührung verschwimmen. Als ich diesen
Satz gefunden habe, war ich so fasziniert, weil ich beim Komponieren viele kontrastierende
Elemente und Klänge verwende, die an ihren gegenseitigen Grenzen hin und her springen.
Außerdem inspiriert mich dieser Satz zu einer klanglichen Darstellung, in der die Klänge
wie Sonnenlicht und Mondlicht durch ihre Helligkeit charakterisiert sind. In diesem Stück
erscheinen häufig kurze synchronisierte Klänge in vielfältigen Kombinationen, die ich wie
das Bild von Sonne und Mond dargestellt habe. Während des gesamten Stücks bleibt dieses
Klangmotiv wichtig. Dazu kam in diesem Stück eine neue Kompositionsebene und zwar
42
die räumliche Gestaltung, die in jedem Teil auf unterschiedliche Weise relevant wird (z.B.
metallisch oder luftig).
Ich versuche zur Zeit eine Form zu bilden, die mit verschiedenen unterbrochenen vertikalen
Bildern durch Fragmentierung dennoch einen kontinuierlichen Eindruck macht. Ich
möchte bei dieser Form, möglichst ohne Gestaltungswiederholung, einen einheitlichen
Gesamteindruck aufbauen. Ich habe in diesem Stück mit unterschiedlicher Gestaltung
gearbeitet, aber durch ähnliche Gestik und wichtige Klangobjekte sie wieder in einer Form
gebracht.
Das Stück endet mit zwei kurzen kontrastierenden Impulsen (Punkten), die das »mit einem
Auge im Mondlicht, mit anderem im Sonnenlicht« darstellen und eine wichtige Inspiration
für das ganze Stück waren.
Eun-Ji Lee
Donnerstag, 24.11.2011, 17.30 Uhr, hmt Rostock, Kapitelsaal
Lecture IV
Struktur und Ausdruck in Tutuguri von Wolfgang Rihm
Maik Rechter
Rihms Ballett Tutuguri aus den Jahren 1980 bis 82, das auf dem gleichnamigen Gedicht
von Antonin Artaud basiert, zeichnet sich – auch – durch seine besondere Ausdrucksstärke
aus. Aber: Was bedeutet in der Musik Ausdruck? Ergebnis der Reflexion über tradierte
musikalische Strukturen, die der Komponist aufnimmt und sich zu eigen macht, oder
Wiederspiegelung per se außermusikalischer Vorstellungen? Mit diesem Vortrag soll, vor
dem Hintergrund ästhetischer Ausführungen Rihms, dem Zusammenhang zwischen
musikalischer Struktur, musikalischer Idiomatik und dem Gedicht des poème dansé
43
nachgespürt werden.
Maik Rechter wurde im Jahr 1975 in Hamburg geboren und erlangte dort seine Allgemeine Hochschulreife. An
der hmt Rostock studierte er Tonsatz, Gehörbildung und Komposition bei Prof. Peter Manfred Wolf. Das Fach
Komposition schloss er mit dem Großen Kompositionsexamen ab. Darüber hinaus studierte er an der hmt
Rostock Musik für das Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Philosophie und Erziehungswissenschaft an der
Universität Rostock.
Rechter setzt sich in seiner Dissertation im Fach Musikwissenschaft unter der Betreuung von Prof. Dr. Walter
Werbeck (Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald) mit der Musikästhetik Helmut Lachenmanns auseinander.
Das kompositorische Œuvre Rechters umfasst bisher vor allem kammermusikalische Vokalwerke.
Er unterrichtet an der Greenhouse School Graal-Müritz, einer integrierten Gesamtschule, an der hmt Rostock
sowie am Konservatorium »Rudolf Wagner-Régeny« der Hansestadt Rostock.
Recherche Trio (© Maurice Korbel)
Donnerstag, 24.11.2011, 19.30 Uhr, hmt Rostock, Katharinensaal
Kammerkonzert II mit dem ensemble recherche (Freiburg)
Wolfgang Rihm (* 1952)
Musik für drei Streicher (1977)
für Violine, Viola und Violoncello
Erster Teil:
I Lento
II Assai sostenuto
III Double: Molto allegro (inquieto)
Zweiter Teil:
IV Canzona I
V Canzona II. Adagio – Intermezzo
VI Canzona III. Adagio assai, molto semplice
Dritter Teil:
VII Energico
44 ensemble recherche Vita siehe Seite 31
Melise Mellinger, Violine
Barbara Maurer, Viola
Åsa Åkerberg, Violoncello
Melise Mellinger studierte Violine in Freiburg bei Wolfgang Marschner und in Amsterdam bei Hermann Krebbers,
war vier Jahre Mitglied des Frankfurter Opern- und Museumsorchester. Seit Sommer 2000 Dozentin bei den
Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Intensive Konzerttätigkeit und zahlreiche CD-Veröffentlichungen,
darunter auch Luigi Nonos La lontananza nostalgica utopica futura. Gründungsmitglied des ensemble recherche.
Barbara Maurer studierte bei Attila Balogh und bei Ulrich Koch an der Musikhochschule Freiburg, an der Accademia
Chigiana in Siena und mit einem Stipendium des DAAD bei D. Takeno in London. 1986 Kranichsteiner Musikpreis.
Zusammenarbeit mit vielen in- und ausländischen Ensembles für zeitgenössische Musik. Solistin zahlreicher
Uraufführungen. Seit 1998 Dozentin bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Seit 1989 Mitglied des
ensemble recherche.
Åsa Åkerberg Vita siehe Seite 32
Wolfgang Fuhrmann und Peter Oswald sehen in Rihms Musik für drei Streicher ein »Triptychon
[…], dessen differenzierte Angaben zu Tempo und Ausdruckscharakter schon darauf verweisen,
dass für Rihm Musik affektive Bewegtheit in sich schließt.« Zur Referenzaufnahme dieses
Werkes durch das Trio Recherche schreiben die beiden Autoren zum formalen Aufbau des
Werkes: »Der zweite Teil gewinnt darüber hinaus Einheit dadurch, dass jeder seiner drei Sätze
›Canzona‹ (italienisch: Gesang) überschrieben ist, ein Hinweis auf die weitgehend ruhige,
wenn auch keineswegs idyllische Haltung dieser Sätze, die zumindest über weite Strecken
das Gegengewicht halten zu der oft harschen und katastrophischen Klanglandschaft der
Außenteile. Versteht man den monumentalen letzten Satz als Finale, den dritten Satz als
Scherzo, so lässt sich den ersten beiden, kürzeren Abschnitten einleitender, vorläufiger,
vorbereitender Charakter zusprechen. Dazu passt Rihms Bemerkung, dass der Anfang
des ersten Satzes und damit des gesamten Werkes erst spät entstanden, keineswegs eine
ursprüngliche, initiierende Setzung gewesen sei; das Werk sei gewissermaßen ›von innen 45
nach außen‹ komponiert worden.«
(zitiert nach: CD-Booklet, Musik für drei Streicher, Kairos 1999)
Tote Natur …
Stilleben …
Stilles Leben, noch am Leben …
Natur: tot …
Was am Ende übersteht, hat kaum etwas von Neuanfang, auch nichts von Resignation.
Eher ist es »letzte Stimme«, Volkslied ohne Volk. Oder ein dünner Strich, Faden. Stilleben,
musikalisch heißt das natürlich nicht Bewegungslosigkeit. Aber es kann heißen: reine
Anschauung. Die angeschauten Objekte – da es in der Musik keine Natur, immer nur
Kunst gibt – sind Bewegungs- und Energieverläufe meiner Musik für drei Streicher (1977);
genaugenommen aus dem dritten Teil. Diese Verläufe werden verlegt, beleuchtet, exorziert,
ausgebeutet. Das heißt auch ihrer Natur beraubt, denaturiert, getötet. In dieser toten Natur
– nach der Verheerung – bewegt sich noch etwas …
Wolfgang Rihm [1979]
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Freitag, 25.11.2011, 20.00 Uhr, hmt Rostock, Kammermusiksaal
Neue Kammermusik I
Komponisten aus Mecklenburg-Vorpommern stellen sich vor
Ensemble »mv-connect«
Leitung: Ulrike Mai
Reinhard Lippert
(*1951)
Worte und Töne (2011)
Verwandlung für Solo Klavier um das Gedicht
»TÄUSCHUNG BLAUKLAR« (Reinhard Lippert)
Don Bowyer
(*1958)
Bass Trombone Concerto
(For William T.) (2009)
1. Adagio
2. Adagio
3. Allegro
Sven Daigger
(*1984)
Strom (2010)
Quartett für Flöte, Klarinette,
Violoncello und Klavier
Pause
Mathias Husmann
(*1948)
»Immer wieder« – Variationen über
das Jahreszeiten-Thema
zu Gedichten von Karl Krolow
für Sopran und Klavier (2010)
Meiner Familie gewidmet
1. Thema
2. Ein heißer Tag
3. Im Herbstnebel
4. Einschneien
Peter Manfred Wolf
(*1958)
Spikes (1985)
für Violine solo
Dongdong Liu
46 (*1983)
Pozhenzi (2011)
Teil II für Gitarre, Flöte, Fagott,
Schlagzeug und Streichquintett
Teil III für Fagott, Violoncello und Klavier
Ensemble »mv-connect«
Anja Setzkorn-Krause, Flöte
Steffen Dillner, Klarinette
Katja Jahn (Wolf), Violine
Gesine Müller, Violine
Angelika Engel, Viola
Norbert Wölz, Violoncello
Frank Thoenes, Kontrabass
Ulrike Mai, Klavier
Gäste:
Edith Salmen, Percussion
Mazumi Kusaka, Fagott
Hsin-Hhen Yeh, Violoncello
Uriel Alatriste, Gitarre
Hidehisa Edane, Posaune
Reinhard Lippert, Klavier und Rezitation
Frauke Wehrmann, Sopran
Mathias Husmann, Klavier
Das Ensemble mv-connect gründete sich 2005 als jüngstes Ensemble für zeitgenössische Musik in MecklenburgVorpommern. Dabei können die Musiker schon auf eine langjährige Zusammenarbeit mit zeitgenössischen
Komponisten, v.a. des hiesigen Komponistenverbandes und zahlreiche Uraufführungen zurückblicken. Zum
festen Stamm des Ensembles unter Leitung der Pianistin Ulrike Mai zählen Musiker/innen der Norddeutschen
Philharmonie sowie freischaffende Künstler/innen.
47
Das Ensemble hat es sich zur Aufgabe gemacht, einem breitem Publikum neben Werken der klassischen Moderne
insbesondere Musik der Gegenwart nahe zu bringen. Der Name steht programmatisch für das Konzept, denn
zum Repertoire zählen neben zeitgenössischer Musik aus Deutschland ebenso Kompositionen aus den baltischen
Ländern und aus Asien. Durch die Zusammenstellung der Kompositionen unter einer besonderen thematischen
Verbindung wie zum Beispiel das Element Wasser, Wortkunst und Malerei, sollen sich dem Publikum neue
Höraspekte eröffnen. Besonderes Anliegen ist jedoch das Erarbeiten von Werken Mecklenburger Komponisten.
»mv-connect« konzertiert je nach Anforderung in erweiterter Besetzung mit Gastmusikern bei verschiedenen
Festivals und als ausführendes Ensemble beim internationalen Kompositionswettbewerb »Gebrannte Größe in
Ton« 2007 in Rostock.
Der Klarinettist Steffen Dillner studierte bei Prof. Mäder in Leipzig und in der Klasse von Reiner Wehle und Sabine
Meyer in Lübeck. Er war Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie, des RIAS-Jugendorchesters und des
Schleswig-Holstein-Musik-Festivalorchesters.
Als Klarinettist des arirang-quintetts ist er Gewinner zahlreicher nationaler und internationaler Kammermusik­
wettbewerbe sowie des Stipendiums des Deutschen Musikwettbewerbs. Zahlreiche Konzerte führten ihn auf
nahezu alle Kontinente und wurden in Funk und Fernsehen dokumentiert.
Die Geigerin Katja Jahn begann ihre Ausbildung an der Spezialmusikschule der Hochschule für Musik »Hanns
Eisler« in Berlin und studierte dort anschließend bei Axel Wilczok sowie bei Uwe-Martin Haiberg an der
Hochschule der Künste in Berlin. Darüber hinaus nahm sie an zahlreichen Meisterkursen teil. Sie war Stipendiatin
der Ferenc-Friscay-Stiftung. Im Deutschen Sinfonieorchester arbeitete sie u.a. mit Günter Wand und Wladimir
Ashkenazy. Seit 1997 ist sie als stellv. Stimmführerin in der Norddeutschen Philharmonie Rostock engagiert.
Der Cellist Norbert Wölz besuchte die Spezialschule für Musik in Weimar und studierte anschließend an der
Hochschule für Musik »Franz Liszt« in Weimar. Seit 1982 ist er Solocellist der Norddeutschen Philharmonie
Rostock. Er verfügt über langjährige Kammermusik- und Kammerorchester-Erfahrung (u.a. Internationales
Musikseminar Weimar, Tage Alter Musik Trondheim und Sopron).
Der Kontrabassist Frank Thoenes war Mitglied beim europäischen Jugendorchester und bekam im Anschluss
an sein Studium bei Prof. Heister an der Folkwang Hochschule in Essen ein Stipendium als Solobassist an der
Deutschen Kammerakademie Neuss. Seitdem wirkte er bei zahlreichen CD-Produktionen sowie Solo- und
Kammermusikkonzerten mit. Bei den »Internationalen Tagen für Neue Musik« in Darmstadt war er Stipendiat
und erhielt außerdem einen Interpretationspreis.
1996 nahm er ein Engagement als Solokontrabassist bei der Norddeutschen Philharmonie in Rostock an. Seit dem
Wintersemester 2005/06 ist er außerdem Dozent an der Hochschule für Musik und Theater Rostock.
Die Pianistin Ulrike Mai studierte bis 1998 an der Hochschule für Musik und Theater Rostock bei Prof. Karl-Heinz
Will und Prof. Bernd Zack. Meisterkurse u.a. bei Prof. Kämmerling und Vitaly Margulis, Goldmedaille beim
Wettbewerb zu Ehren Robert Schumann in Zwickau, 1. Preis beim Internationalen Klavier-Wettbewerb in Tabor.
Seit Beendigung ihres Aufbaustudiums freiberuflich tätig als Kammermusikerin und Solistin u.a. in Deutschland,
Israel und der Schweiz. Lehrauftrag am Institut für Kirchenmusik der Universität Greifswald.
Im Bereich der zeitgenössischen Musik engagiert sich Ulrike Mai in einer stetigen Zusammenarbeit mit dem
Komponistenverband für Uraufführungen zeitgenössischer Musik in Mecklenburg-Vorpommern und gründete
in diesem Zusammenhang das Ensemble »mv-connect«, dessen künstlerische und organisatorische Leiterin sie
ist. Sie veröffentlichte bisher zwei Solo-CD´s mit Werken u.a. von Peteris Vasks, John Cage, Claude Debussy u.a.
48
Frauke Wehrmann studierte Gesang in Freiburg im Breisgau und in ihrer Vaterstadt Hamburg (Lied und Oratorium). Ihr
Repertoire reicht von Klassik bis zur Moderne. Mehrfach wurden Werke für Wehrmann und ihren Partner Matthias
Husmann geschrieben. Ausgedehnte Konzerttätigkeit seit 1971. In der Zusammenarbeit mit dem Ratzeburger
Domorganisten Neithard Bethge fanden zahlreiche Uraufführungen und Aufnahmen statt.
Zusammenarbeit mit diversen Orchestern bei Oratorien und Sinfoniekonzerten, so mit den Hamburger
Philharmonikern, den Bochumer Symphonikern, dem Orchester des Nationaltheaters Mannheim, dem
Rundfunkorchester des Saarländischen Rundfunks, und der Magdeburger Philharmonie. Aus Wehrmanns langjähriger,
solistischer Praxis entwickelte sich ihre gesangspädagogische Arbeit, zunächst selbständig, dann als Hochschul- und
Privatdozentin. Von 2000 bis 2010 unterrichtete Frauke Wehrmann auch an der Sängerakademie Hamburg.
Reinhard Lippert, geb. 1951 in Leipzig, studierte an der Musikhochschule »Felix Mendelssohn-Bartholdy« in Leipzig
Viola bei Kurt Fuchs und Komposition bei Siegfried Thiele und Fritz Geißler. Von 1973–1992 war er Solo-Bratscher
bei der Schweriner Philharmonie. Während seines Engagements im Orchester absolvierte war er Meisterschüler
von Günter Kochan an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin. Seit 1992 unterrichtet Reinhard Lippert
an der Schweriner Kunstschule »Ataraxia« (Komposition, Musiktheorie, Klavier, Violine/Viola und Korrepetition).
Darüber hinaus ist er als Komponist, Interpret, Improvisator und Performance-Künstler tätig. Lipperts Werk
umfasst vielfältige Kammermusik- und Orchester-Kompositionen.
Don Bowyer is Professor of Music and Chair of the Department of Music at the University of Alabama in Huntsville,
where he teaches Jazz and Music Technology. With a Doctor of Arts from the University of Northern Colorado, Bowyer
has taught at every level from kindergarten through university in the United States, the U.S. Virgin Islands, and Sweden.
Bowyer has published more than 60 pieces of music with Walrus Music Publishing, Cimarron Music Press, TAP
Music Sales, and UNC Jazz Press. His two largest unpublished compositions are a Wedding Mass, composed for
his own wedding, and a Forty-Year Requiem, composed for the 40th anniversary of the passing of his mother.
With an active interest in computer-assisted instruction in music, Bowyer is the creator of Dolphin Don‘s Music
School, an educational computer game that teaches music reading and ear training for children. As a trombonist,
he has performed in more than 40 countries on five continents, including eleven cruise ships in the Caribbean,
the Mediterranean, and the Gulf of Alaska. The first ten didn‘t sink.
Bass Trombone Concerto
This concerto for bass trombone and string orchestra includes three movements. The first
49
movement opens with a slow introduction based on quartal harmony. The main portion of
the movement is an allegro that explores changing meters, with an ostinato based on three
measures of 7/8 time followed by one measure of 6/8 time. Toward the end of the movement,
this ostinato is compressed as the meters become smaller and smaller.
The second movement is slow, with a mournful character. The modal harmony is centered
around D minor alternating with Eb minor. Following a brief interlude, a cadenza for the
soloist brings a return to the opening theme.
The third movement is in an Afro-Caribbean style, with the violins substituting for the typical
piano montuno in the main theme. Following this, the soloist adopts the montuno pattern
while the violins play a soaring melody. This is followed by a call-and-response between
the strings, serving as a chorus, and the soloist, which leads back to the original theme. The
movement concludes with an extended cadenza for the soloist.
Don Bowyer
Sven Daigger wurde 1984 in Eberbach/Neckar geboren und ist in Heidelberg aufgewachsen. 2007 zog er nach
Norddeutschland um an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock Komposition bei Prof. Peter Manfred
Wolf und seit 2009 Musiktheorie bei Prof. Dr. Birger Petersen, zu studieren.
Das Studienjahr 2010/11 verbrachte er am Salzburger Mozarteum bei Prof. Adriana Hölszky. Daigger nahm an
den Internationalen Ferienkursen für neue Musik in Darmstadt, sowie an der dortigen Frühjahrstagung teil.
Darüber hinaus besuchte er Meisterkurse bei Helmut Lachenmann, Martin Smolka, Beat Furrer, Adriana Hölszky
und Friedhelm Döhl. Seine Werke werden im In- und Ausland aufgeführt (u.a. bei der Salzburg Biennale 2011,
ORF Österreich 2011, ARD Musikwettbewerb München 2010). Internationale Preise und Stipendien. Seit 2010
Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und Stipendiat der ad infinitum foundation (2010/11).
Strom (2010)
Motto: »Es ist doch dieses, was du meinst: daß der Fluß überall zugleich ist, am Ursprung und
an der Mündung, am Wasserfall, an der Fähre, an der Stromschnelle, im Meer, im Gebirge,
überall zugleich, und daß es für ihn nur Gegenwart gibt, nicht den Schatten Vergangenheit,
nicht den Schatten Zukunft.«
Hermann Hesse
Mathias Husmann studierte Dirigieren, Klavier und Komposition in seiner Vaterstadt Hamburg und debütierte mit 22
Jahren bei den Hamburger Philharmonikern und der Hamburgischen Staatsoper. Langjährige Engagements führten ihn
nach Darmstadt, Mannheim und Dortmund. Berufungen zum GMD und Chefdirigenten folgten nach Ulm, Magdeburg
sowie Greifswald und Stralsund (2002–2009). Als Konzertdirigent produzierte er CD- und Fernsehaufnahmen vor allem
neuer Musik (Bialas, Eisler, Goldschmidt) und gastiert im In- und Ausland mit namhaften Orchestern und Solisten.
Sein außerordentliches Konzert- und Opernrepertoire führten ihn als Gastprofessor an die Hochschulen in Berlin,
Hamburg und Stuttgart und an die Sängerakademie Hamburg. Als Liedbegleiter erarbeitete er mit seiner Frau
Frauke Wehrmann ein umfangreiches Konzertrepertoire. In den letzten Jahren ist das Komponieren sehr in den
Vordergrund getreten: In Annerkennung für die Oper Zugvögel (UA Stralsund 2009) erhielt Mathias Husmann
die »Jean-Sibelius-Geburtshaus-Medaille« der Jean Sibelius Gesellschaft Hämeenlinna in Finnland.
Peter Manfred Wolf Vita siehe Seite 22
Spikes (1985)
In dem Stück findet eine ständige Wiederholung eines zu Anfang dargestellten Grundvorgangs
statt. Jeder Wiederholungsvorgang wird jedoch gleichzeitig von einem aus dem Materialbestand
des Beginns gespeisten weiteren Verlauf überlagert.
Durch die fortgesetzte Anwendung dieses Bau-Prinzips kommt es zu einer für ein solistisch
verwendetes Melodieinstrument sehr untypischen Schichtung mehrerer Ebenen. Die
einzelnen Verläufe sind gekennzeichnet durch die Pole äußerster Ruhe und Stille und heftigster
Bewegung, sowie ihre Vermittlung in unterschiedlichen Annäherungsgraden. Spikes, kleine
Nägel, kennzeichnen dabei Beginn und Abschluss eines jeden Verlaufes.
Peter Manfred Wolf
Dongdong Liu Vita siehe Seite 25
Pozhenzi (2011)
Die Idee des Stückes basiert auf dem Gedicht POZHENZI (1188) des Chinesischen Dichters
QIji Xin. In diesem Gedicht blickt der Autor auf seine Lebenszeit zurück. Diese war geprägt
von dem Kampf um ein von der Mongolei befreites China. Dieser Traum scheint aber immer
50 noch unerreichbar zu sein.
Mein Werk Pozhenzi hat sieben Teile. Sie kreisen um »Traum« und »Realität«. Teil II stellt
die Rückbesinnung eines alten Mannes dar, Teil III ist geprägt vom leidenschaftlichen Kampf
in der jüngeren Vergangenheit.
Dongdong Liu
Christina und Birger Petersen
Samstag, 26.11.2011, 16.00 Uhr, Ev.-Luth. Dorfkirche Bentwisch
Orgelmusik von Wolfgang Rihm
Wolfgang Rihm
(* 1952)
Drei Fantasien für Orgel (1967)
Gestalt und Form in der Orgelmusik
des jungen Wolfgang Rihm.
Einführungsvortrag von Prof. Dr. Birger Petersen
Contemplatio per Organo (1967)
Siebengestalt für Orgel und Tamtam (1974)
Christina und Birger Petersen, Orgel
Paul Wagner, Tamtam
Gestalt und Form in der Orgelmusik des jungen Wolfgang Rihm
Josef Häusler unternahm im Jahr 2000 erstmalig den Versuch, das bisherige Schaffen
Wolfgang Rihms in Schaffensphasen zu unterteilen und bietet für drei unterschiedlich lange
Zeiträume verschiedene stilistische und gestalterische Merkmale der Kompositionen Rihms
an; tatsächlich beginnen seine Betrachtungen erst mit dem Jahr 1974 und den Kompositionen
Déploration und Morphonie. Vor 1974 entstand nun bereits ein gut 150 Kompositionen
51
umfassendes Repertoire, zu dem auch der Großteil der Werke Rihms für Orgel gehört.
Die Entwicklung der späteren Schaffensphasen nach Häusler lässt sich erstaunlich leicht
ablesen an den frühen Orgelkompositionen Rihms; gleichzeitig sind – insbesondere an den
Orgelkompositionen der sechziger Jahre – unterschiedliche Wurzeln erkennbar, die bislang
nicht ohne weiteres im Fokus der Forschung standen. Die Komposition Siebengestalt
wiederum schließt den ersten Zeitraum eines »Prä-Œuvres« ab und verweist auf nicht nur
hinsichtlich ihres Entstehungszeitraums verwandte Werke wie Klavierstück 4.
Christina Petersen wurde 1980 in Bergen auf Rügen geboren und lernte dort Klavier bei Helga Kreutzkamm
und Marina Lebedèva sowie Orgel bei Dieter Kreutzkamm. Sie studierte am Institut für Kirchenmusik und
Musikwissenschaft der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Kirchenmusik (Orgel bei Helga Günther und
LKMD Frank Dittmer); 2005 schloss sie ihr Kirchenmusikstudium mit der B-Prüfung ab. Sie unterrichtet Klavier
an der Neuen Musikschule »Carl Orff« in Rostock und ist als freie Organistin und Pianistin tätig.
Univ.-Prof. Dr. Birger Petersen wurde 1972 in Lübeck geboren und studierte Komposition und Musiktheorie an
der Musikhochschule Lübeck und Musikwissenschaft, Theologie und Philosophie an der Christian-AlbrechtsUniversität Kiel (Promotion 2001). Sein künstlerisches Schaffen wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
Zahlreiche Veröffentlichungen, vor allem zu den Themenbereichen Musiktheorie des 17. und 18. Jahrhunderts
und zu Theodor W. Adorno. Er war neben seinen Lehrtätigkeiten in Lübeck, Bremen, Herford, Greifswald und
Osnabrück zunächst neun Jahre Kirchenmusiker im holsteinischen Eutin und von 1997 bis 2011 an der hmt
Rostock tätig, seit 2004 als hauptamtlicher Dozent und seit 2008 als Professor für Musiktheorie sowie als Sprecher
des Instituts für Musik. Seit dem Wintersemester 2011 unterrichtet er als Professor für Musiktheorie an der
Hochschule für Musik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Samstag, 26.11.2011, 19.30 Uhr, hmt Rostock, Katharinensaal
Konzert mit dem Morgenstern Trio
Robert Schumann
(1810–1856)
Trio Nr. 1, d-moll, op. 63 (1847)
Wolfgang Rihm (* 1952)
Fremde Szene I (1982)
1. Mit Energie und Leidenschaft
2. Lebhaft, doch nicht zu rasch
3. Langsam, mit inniger Empfindung
4. Mit Feuer
Pause
Robert Schumann
(1810–1856)
52 Wolfgang Rihm
(* 1952)
Trio Nr. 3, g-moll, op. 110 (1851)
Bewegt, doch nicht zu rasch
2. Ziemlich langsam
3. Rasch
4. Kräftig, mit Humor
Fremde Szene III (1983/84)
Morgenstern Trio
Catherine Klipfel, Klavier
Stefan Hempel, Violine
Emanuel Wehse, Violoncello
»Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis« – dass Christian Morgensterns Lyrik voller Musik steckt, wusste
man schon lange. Trotzdem dauerte es bis zum 90. Todestag des Poeten, bis sich ein Kammermusikensemble nach
ihm benannte.
3
Zum krönenden Abschluss des Jahres 2009 hat das Morgenstern Trio den Kalichstein-Laredo-Robinson International 5
Trio Award gewonnen und damit eine der wichtigsten internationalen Auszeichnungen für Klaviertrio: Er
beinhaltet mehr als 20 Konzerte in den USA (u.a. Carnegie Hall, New York), eine CD Produktion und die Vergabe
von alten italienischen Leihinstrumenten.
Die USA Tourneen schließen damit in den nächsten zwei Jahren nahtlos an die in dieser Saison stattfindenden
»Rising Stars« Konzerte an. Das Morgenstern Trio wurde dafür auf Vorschlag der Kölner Philharmonie und
der Elbphilharmonie Hamburg von ECHO (European Concert Hall Organisation) ausgewählt und wird in den
wichtigsten Sälen der europäischen Musikzentren debütieren (Paris, Wien, Amsterdam, Köln, Barcelona, Brüssel,
Birmingham, Stockholm, Athen etc.).
Die Musiker des Morgenstern Trios fanden sich an der Folkwang Hochschule in Essen zusammen und wurden
innerhalb kurzer Zeit mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht: Dem 1. Preis beim Haydn-Wettbewerb
in Wien im April 2007 folgten Preise in Melbourne und beim renommierten ARD-Wettbewerb in München, dort
sogar mit Publikumspreis. Im Jahr zuvor gewannen die Drei bereits das begehrte Stipendium des deutschen
Musikwettbewerbs. Die Folkwang Hochschule in Essen hat das Trio zum »Ensemble in Residence« ernannt. Auf
dem Konzertpodium konnte sich das Morgenstern Trio bei der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler des
Deutschen Musikrats und bei der Konzertreihe »Best of NRW« einen Namen machen.
Gastspieleinladungen führen das Ensemble zu Festivals wie dem Pablo Casals Festival nach Prades/Frankreich,
den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Sommets Musicaux Gstaad und dem Kuhmo Chamber Music
Festival in Finnland. Zahlreiche Rundfunkmitschnitte (u.a. BR, SWR, HR, ORF, ABC Classic/Australien) und die
Debüt-CD dokumentieren die Arbeit des Ensembles.
Wichtige künstlerische Impulse erhielt das Trio von Vladimir Mendelssohn, Menahem Pressler, Vesselin Paraschkevov
und Dirk Mommertz, dem Alban Berg Quartett und durch die ECMA (European Chamber Music Academy).
Robert Schuhmann
Wolfgang Rihm
Auszug aus »Fremde Blätter (über Robert Schumann)«
Was ist anders an Schumanns Musik? Daß etwas anders ist – anders als sonst –, spüren wir
sicher; sonst, das sind die Anderen, die ja auch nicht schlecht sind, aber deren Sprache selbst im
entlegenen Tonfall vertraute Laute und Verbindungen meist nicht vorenthält. Vertraut sind uns
Schumanns Laute heute sicher, aber geheuer nicht ganz, wohl: nie ganz, besonders wenn sie so
nebeneinander stehen, diese Laute, auf der Stelle – abgewandt – und in den Grund sich treten
wie in dem letzten Trio. Natürlich ist an diesem späten Trio der für Schumanns Frühwerke
überaus typische feurige und schwankend-leidenschaftliche Ton nicht so sicher erkennbar wie
etwas am früheren d-Moll-Trio, das ja auch nicht nur energetisch dynamisch sich bewegt.
Aber dieses letzte Trio in g-moll hat eine losgelöste Sprache, welche Musik ganz zuständlich
und situativ artikuliert und nicht als Ergebnis eines Verarbeitungsprozesses von Themen und
Motiven präsentiert ist. Es gibt Themen und Motive genug, aber dann gibt es auch »ein weites
Feld« oder einen Strom, und die Themen und Motive tauchen auf und ab; es gibt keine
Orientierungsmarken, die Musik zeugt sich fort, am auffälligsten vielleicht im langsamen
Satz, in dem es schwerfällt, einen Schwerpunkt auszumachen; alles fließt und strömt und ruht
aber doch. Das Scherzo ist der übersichtlichste Satztypus in diesem Gebilde-Reigen, aber sein
Thema ist vorrangig: das verweigerte Fortkommen. Immer wieder und immer wieder wird
die kreisend insistierende Gestalt herangezwungen, an ihrem Anfang zurückgebogen und zum
»Wiederum« verurteilt. Das Bild des Sysyphos ist sicher nicht zu weit her …
Musik, deren Anstrengung spürbar ist: Wie weiter? Wie geht es weiter? – denn es muß,
54 unentwegt, und wenn es nur der Bewegungstypus selbst ist, der sich in Bewegung setzt und
hält und etwas – ja was? Musik vielleicht – hinandrückt, heranschiebt und wieder verliert
ans Neuansetzenmüssen, von unten, bis obenhin, wo wieder kein Ziel ist, nur der Verlust
der heraufgezwungenen Last. Das ist anders als sonst, wo wir einen durchgeführten Verlauf
verfolgen können, mit Ziel und Zweck. Die Ortlosigkeit, nicht so sehr die stilistische als
vielmehr die Ortlosigkeit des Verlaufs, macht Schumanns Musik, vor allem seine späte,
schwer erträglich für den (vor-)gebildeten musikalischen (Vor-)Verstand, der seiner
Bildung Entsprechendes erwartet, dann aber Vor-Zuständen begegnet: Ungeformtem,
kreisenden Formen, latenten Verläufen, Andeutung und Irrlicht, das zusammen er – der
Vor-Gebildete – als Versagen auffassen muß. Die Liebe zu Schumanns Spätwerk ist nichts a
priori Auszeichnendes, aber der so Liebende erfährt (verstärkt auch durch die Äußerungen
berufener Gegnerschaft) seine eigene Geartetheit; er lernt benennen, was ihn dahin treibt.
Es sind dies sicher: die Ablehnung akademischer Folgerichtigkeiten – jeder Art, auch der
revolutionär avantgardistisch sich verstehenden – und die Sympathie mit dem Zuständlichen
in der Kunst. Alles Aufbereitete verliert Anziehung und Kraft vor dem Ausgebreiteten, dem
freien Wachstum der Phantasie. Da gerade im Spätwerk Schumanns Stellen verhältnismäßig
starker akademischer Webart auffallen, die es zum Beispiel bei Beethoven überhaupt
nie gibt, der am Ende so frei spricht, wie keine Sprache es weitertragen kann – aber er
spricht willensgesteuert frei, während Schumanns freie Sprache triebhafte Struktur zeigt –,
daß also im Spätwerk Schumanns Stellen verhältnismäßig starker akademischer Webart
auffallen, mag an der großen Verunsicherung liegen, die das ungebundene Sprechen dem
so Sprechenden, der sich ja allein vorfindet, immer wieder auferlegt. Immer wieder muß er
nachweisen, was als »Können« im überkommenen Sinn und somit als Gesellschaftsbezug
verfügbar ist. Das zermürbt in Augenblicken der Mutlosigkeit, macht schwach und anfällig für
momentan gewährte Sicherheit einer allgemein akzeptierten Kunstsprache. Aber selbst diese
akademischen Weichstellen sind bei Schumann anders. Sie geben offen Auskunft über ihren
Zweck: notdürftige Pflaster auf unverschließbaren Wundkratern sein zu müssen. Sie wirken
durch die kreisend trübe Verlorenheit ihrer Diktion schon wieder als Ausdruckswert, hektische
Flecken, Schlieren verdickten Flusses. Parallelen zu physischen Zuständen, psychologischen 55
Vorkommnissen, sind unüberhörbar. Der Ton im Kopf –
Die Könner-Beweise aber werden gefordert und zwar vom verinnerlichten Anspruch eben
jenes äußeren Musiklebens, das zu repräsentieren Schumann trotzdem immer wieder antrat
(zuletzt in Düsseldorf als Musikdirektor) und mit dem er nicht übereinkommen konnte, weil
er nicht dessen hierarchische Struktur verkörpern und es somit nicht repräsentieren konnte,
gegenstrukturiert wie er war und wie uns seine Musik heute noch klingt. Auch Clara Schumann
forderte – unbewußt? – jene Beweise kompositorischer Könnerschaft. Sie bewies es indirekt,
indem sie zum Beispiel Schumanns Violinkonzert (mit einem der aufregendsten langsamen
Sätze, die es überhaupt gibt), beraten von den Jung-Akademikern Joachim und Brahms, unter
Verschluß halten zu müssen glaubte, sicher in der Meinung, so dem armen Irren weniger
zu schaden als durch die Herausgabe des in ihren – und deren – Augen untergeordneten
Produkts. Belassen wir es bei der Andeutung: Frei Geformtes und unvermittelte Konvention
stehen beieinander wie in eilends und rastlos möblierten Interieurs, die Aufenthalt und Letztes
nahelegen. Schumanns Spätwerk erscheint äußerlich unerfüllt, unbehaglich zwanghaft und
fremd in der Physiognomie. Der seinen ähnlich: mit gedunsenen Zügen, aufgelöstem Umriß,
schmollendem Mund, drückender Haarkappe und verquollenen Sehschlitzen.
Sicher ist es falsch, gegeneinander auszuspielen, was nicht gegeneinander geschaffen ist
(zum Beispiel Schumann versus Brahms). In Schumanns Musik aber – auch in seinem
Spätwerk, dort sogar radikalisiert – spüre ich Beziehung (über jene vielzitierte Verpflichtung
des Brahmsschen Satzes für Schönberg hinaus) zu uns heute, in unsere Vorstellung einer
möglichen Formung von Musik. Ich hege eine tiefe Sympathie für diese Art widersprüchlicher
Produktion und Person, mehr als für manche aufdringliche Gelungenheit, die nur sich selbst
vorführt und keinen weiteren Ansatz läßt.
Wolfgang Rihm (1984)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
Fremde Szenen
Fremde Szenen sind Versuche für Klaviertrio, auch: über »Klaviertrio«, jene möbellastige
Besetzung, die es nicht mehr gibt, die aber noch herumsteht. Wie in verlassenen Räumen
kann hier Unerlaubtes geschehen. Wir werden zu Zeugen befremdlicher Szenerien. Am
Anfang ist das mißverständlich, einige könnten meinen, es werde (leider oder endlich)
rückwärts geblickt. Aber seit wir wissen, daß das andere Sprechen – etwa der Tonfall der
de Sadeschen Philosophie im Boudoir in Heiner Müllers »Quartett« – nicht bedeutet, daß
vergangene Zeiten herbeigesehnt werden und restaurativ im Jetzt verankert sein sollen – seit
wir das wissen, wissen wir auch, daß ein Schumann-Tonfall nicht heißt »Wir treffen uns im
Kaffeebaum! In Originalkostümen!« (Aber Musik[hör]er sind langsam.) Also – fremd und
szenisch, Kammermusik ist das nicht erst, seit es keine Kammern mehr gibt. (Schumanns
Plan: ein Klaviertrio »Scena«.) Fremde Szene ist fast jede Musik, der beigewohnt wird; deren
Vollzug wir beiwohnen. (Wie wunderbar die Exaltationen aus der Nähe.)
I. (1982)
Aus kalten Intervallen den heißen Klang suchen. Feuer im Eis. Für mich auch wundervolle
Fremdheit am Uraufführungsort Salzburg: das Stück stand wie Karl Valentins Hose (ohne
Valentin) schräg herum, jeder verstand es für sich, es füllte sich mit den verschiedenen (Mißund anderen) Verständnissen und ging weg.
III. (1983–1984)
Eigentlich nur verrufene Stellen.
Konzentration und deren Verlust.
Wolfgang Rihm (1985)
(abgedruckt in: Wolfgang Rihm, ausgesprochen. Schriften und Gespräche, Winterthur 1997)
56
Sonntag, 27.11.2011, 11.00 Uhr, Rostock Dierkow, Autohaus Krüll
Neue Kammermusik II
Komponisten aus Mecklenburg-Vorpommern stellen sich vor
Ensemble »mv-connect«
Leitung: Ulrike Mai
Don Bowyer
(*1958)
Five Preludes (2007)
für Klavier solo
1. Play-lude
2. Prayer-lude
3. Pre-lewd
4. Prelude Solitude
5. Pre-ludicrous
Peter Tenhaef
(*1953)
Fraktales Trio UA (2010)
für Streichtrio
Lutz Gerlach
(*1962)
e-mobil (2010)
für Klavier solo
E + 3-mobil UA (2011)
für Klavier und Violine
Wolfgang Rihm
(*1952)
Hölderlin- Fragmente (1976)
für Gesang und Klavier
Fragment 57 und 92 Langsam
Fragment 19 An meine Schwester
Fragment 14 Langsam
Fragment 27 Schnell
Fragment 7 Empedokles auf dem Ätna
Fragment 22 Gestalt und Geist
Fragment 4 Lied des Schweden
Malte Hübner
(*1953)
Der Wanderer (2010)
für Klavier solo UA
Benjamin Lang
(*1976)
Gleaming Blur (2010)
für Flöte, Klarinette, Violine,
Violoncello und Klavier UA
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Anja Setzkorn-Krause, Flöte
Steffen Dillner, Klarinette
Katja Jahn, Violine
Gesine Müller, Violine
Angelika Engel, Viola
Norbert Wölz, Violoncello
Ulrike Mai, Klavier
Nils Pille, Bariton
Ensemble »mv-connect« Vita siehe Seite 47
Don Bowyer Vita siehe Seite 49
Five Preludes (2008)
Each of these five short preludes is one to two minutes in length.
Prelude 1: »Play-lude«
The main idea of this prelude uses parallel fourths in the left hand with short, dissonant
statements in the right hand. The contrasting second idea has a tonal bass line progression
below a chromatic figure. The 3/8 time signature gives the piece a quasi-swing feel.
Prelude 2: »Pray-lude«
This prelude alternates between F major and Gb major, with slow reflective melodic
statements over sustained roots. The statements gradually become shorter and shorter until
the recapitulation.
Prelude 3: »Pre-lewd«
This whimsical prelude uses a five-note synthetic scale throughout (1, m3, P4, m6, M7), but
the scale modulates in a pattern that suggests a standard 16-measure blues progression. There
is a repeating figure in the bass using the same modulating scale.
Prelude 4: »Prelude Solitude«
This slow prelude in 7/4 time has an ostinato bass line that never varies. The six notes of the
bass line (Eb, E, F, Ab, A, Bb) form a synthetic scale from which the entire piece is derived.
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Prelude 5: »Pre-ludicrous«
This prelude uses the same six-note synthetic scale throughout (C, Eb, E, G, Ab, B). Harmonic
motion is established through a repeated bass line, with chords built from every other note
of the scale.
Don Bowyer
Peter Tenhaef wurde 1953 in Geldern (Niederrhein) geboren und besuchte ab 1965 das musische Gymnasium
Gaesdonck bei Goch, wo seine ersten Kompositionen entstanden. Von 1974 bis 1982 studierte er Musikwissenschaft
in Münster und schloss dieses Studium mit einer Promotion ab. Seitdem arbeitet er als Musikwissenschaftler
an Universitäten und Hochschulen in Regensburg, Münster, Dortmund, Greifswald und Rostock und auch in
Tschechien. 1997 folgte seine Habilitation. Seit Ende der 90er Jahre beschäftigt sich Peter Tenhaef wieder verstärkt
mit der Komposition. Er entwickelte einen Stil aus der durchgängigen proportionalen Aus- und Einfaltung der
natürlichen Zahlenreihe in allen Parametern der Komposition. Erste Aufführungen, vor allem geistlicher Werke,
erfolgten überwiegend in Tschechien (Olmütz und Kremsier) und in Mecklenburg-Vorpommern.
Fraktales Trio (2010)
Der Begriff »Fraktal« meint Bruchstücke eines Ganzen, das sich in allen Teilen selbst ähnlich
ist. In der Musikgeschichte begegnen solche Strukturen schon früh in Kanons, Fugen etc. Die
Selbstähnlichkeit bezieht sich hier in der Regel aber auf die Wiederkehr von Themen oder
ganzen Melodien, kaum auf deren innere Struktur und auch nicht auf die Form als Ganze.
Das Fraktale Trio macht den Versuch, auch diese Aspekte in die Selbstähnlichkeit
hineinzuziehen. Das hat eine größere motivische Armut zur Folge aber auch eine strukturelle
Verdichtung. Die hier erklingende dritte Fassung des Trios verwendet einen Tonvorrat, der der
Naturtonreihe auf G entnommen ist, im mittleren Satz auf C. Dabei finden vom ersten zum
dritten Satz zunehmend auch ungewöhnliche höhere Teiltöne (7., 11., 13.) Verwendung die
der motivischen Monotonie entgegenwirken. Sowohl die fraktalen Strukturen der Melodik
und Rhythmik als auch der nur in sich bewegte Naturtonklang haben einen eher statischen
Charakter, weshalb eine meditative Interpretation dieser Musik eher gerecht werden dürfte
als eine dramatisierende.
Peter Tenhaef
Lutz Gerlach, geb. 1962 in Berlin, studierte Klavier im Hauptfach an der dortigen Musikhochschule »Hanns Eisler« bis 59
zum Examen 1988. Seitdem arbeitet Lutz Gerlach freiberuflich und veröffentlichte mehr als 30 CD-Produktionen
mit eigenen Projekten.Seine Solo-Piano-Kompositionen sind auch in mehreren Notenbänden erschienen zuletzt
2003 in einer 150 seitigen Gesamtausgabe beim AMA-Verlag. Ergänzend zu seiner kompositorischen Arbeit
kommt eine rege Konzerttätigkeit hinzu. Außerdem ist Gerlach mit der Organisation von Festivals (u.a. den
»Zingster Klaviertagen« und »Naturklängen« in M/V) und zahlreichen künstlerischen Großprojekten (u.a. die
Klang-Lichtgestaltung des Schweriner Schlosses 2002, »Styles in Stijl« bei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci
oder »Hommage an Lyonel Feininger« 2007 im Pommerschen Landesmuseum Greifswald) hervorgetreten. Lutz
Gerlach lebt heute in der Künstlerkolonie Ahrenshoop und betreibt dort die LGM-Klanggalerie »Das Ohr«.
»e-mobil« für Klavier Solo und »E + 3-mobil« für Klavier und Violine
Ein E-Mobil erreicht im Unterschied zu einem herkömmlichen Auto mit Verbrennungsmotor
sofort seinen vollen Wirkungsgrad und so beginnt auch die gleichnamige Komposition sofort
in vollem Tempo. Der Ton »E« wird dabei »mobil« in den verschiedensten Oktavlagen, tonalen
und rhythmischen Kontexten erklingen. Gleichzeitig soll das kleine Werk eine Hommage an
die Entwicklung umweltschonender Fahrzeuge und Technologien sein.
»E + 3-mobil« für Klavier und Violine bezieht sich auf die Komposition des Vorjahres. Nach
einem Radiobeitrag über den diesjährigen Composer in Residence, Wolfgang Rihm, ließ sich
Lutz Gerlach von dessen Technik inspirieren und stellte das Konzept des ursprünglichen
Werkes (E-Mobil) wiederum in einen neuen Kontext. Zu dem »mobilen Ton E« gesellen sich 3
weitere Töne auf der Violine, die an unterschiedlichen Positionen des ursprünglichen Werkes
eingefügt wurden. So entstand mit wenigen musikalischen Mitteln ein völlig anderer Gestus.
Lutz Gerlach
Malte Hübner, geb. 1953 in Potsdam, studierte von 1971–75 Violine an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler«
bei Heinz Helmut Klinge und Kontrapunkt bei Andre Asriel.
Werke (Auswahl): Violinkonzert (1994), »Il Viatore«- Concertino für Violoncello und Orchester (2003);
Nachtkantate (2003); 3 Märchenmusiken (1987, 2001, 2004); diverse Kammermusikkompositionen in versch.
Besetzungen; Liederzyklus Un arco in discesa, für Streichquartett und Sopran auf Hesse-Gedichte (1997);
Concertino piccolo für Streicher (2000); »Traumszenen«-Concertino für Flöte und Streichorchester (2002).
Die von mir zur Aufführung gelangende dritte Sonatine für Klavier Der Wanderer ist Ergebnis
von Wanderungen durch unterschiedliche italienische Landschaften. Die in mir ausgelösten
musikalischen Vorstellungen wurden dann in freier Form zueinander in Beziehung gesetzt.
Malte Hübner
Benjamin Lang, geboren 1976, studierte Komposition (bei Adriana Hölszky, Johannes Schöllhorn und Michael
Edwards), Musiktheorie (u.a. bei Peter M. Wolf, Hubert Moßburger, Andreas Gürsching) sowie Dirigieren (bei
Giorgio Bernasconi) in Rostock, Salzburg, Hannover, Lugano, Bremen und Edinburgh.
Nach Lehraufträgen in Musiktheorie und Komposition an den Musikhochschulen in Hannover, Bremen, Rostock
sowie an der Hochschule Osnabrück und an der Universität Lüneburg wurde er 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter
für Komposition, Kompositionspädagogik und Musiktheorie am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück.
Seit 2010 lehrt er an der Zürcher Hochschule der Künste.
Seine Kompositionen wurden auf unterschiedlichen Festivals im In- und Ausland (ur)aufgeführt. Mehrere CDProduktionen. Seit 2010 ist die CD »Halt’s Maul und mach was«, auf der Benjamin Lang das »oh ton Ensemble«
dirigiert, im Handel erhältlich.
Gleaming Blur
Gleaming Blur exponiert vage Vorstellungen von Gegenständlichkeiten innerhalb farb­
differenzierter Klangmomente. Wie durch dreckiges Wasser durchschimmernde Flecken
und Kleckse entwickeln sich hin und wieder scheinbare Ecken, Spitzen und Ränder. Die
glänzenden, schimmernden oder schillernden Gegenstände werden nie eindeutig erkennbar,
sondern verbleiben als ein vages Gefühl von Konturen.
Die Kontur, die am Deutlichsten hervortritt, ist eine in die Zeit gedehnte Silhouette. Durch
ein übermäßiges »Heranzoomen« an diese überdeutliche Figuration erhält das Stück seinen
formalen Ablauf. Dies führt wiederum zur Detailwahrnehmung und lässt auf diese Weise
die einzelnen formalen Einschnitte eher ungewiss erscheinen.
Stellen Sie sich einen trüben Fluss oder See vor, an dem über Jahrtausende hinweg Menschen
lebten und hin und wieder wertvolle Gegenstände, z.B. beim Überqueren verloren gingen. Sie
schreiten an dem trüben Wasser entlang oder durchfahren es und erfreuen Sie sich an dem
Schimmern, Schillern, Funkeln und Glänzen, das Sie wahrnehmen und das Sie vermuten
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lässt, was alles unter der Wasseroberfläche verborgen sein könnte.
Viel Vergnügen!
Benjamin Lang
Sie interessieren sich für Neue Musik!
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Sie wollen mehr Neue Musik erleben!
Neue Musik ist die kritische kompositorische Auseinandersetzung mit dem musikalischen Erbe und
seinem Hineinwirken in die Gegenwart. Neue Musik benötigt mehr Aufmerksamkeit – Aufmerksamkeit im Detail (intensiveres Zuhören), aber auch erhöhte Zuwendung im Sinne der Öffentlichkeit: Sie wird zu selten gespielt. Beide Aspekte bedingen einander: Der Neuen Musik kann kritische
Aufmerksamkeit nur entgegengebracht werden, wenn sie mehr zum Gegenstand der Auseinandersetzung wird.
Der Verein für Neue Musik Mecklenburg-Vorpommern e.V. trägt zur Förderung der Neuen Musik
im Land Mecklenburg-Vorpommern durch organisatorische Arbeiten insbesondere in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Komponisten-Verbandes
(DKV) bei und somit zur Bildung kultureller Identität unseres Landes.
Der Verein für Neue Musik Mecklenburg-Vorpommern e.V. veranstaltet Konzerte wie das »Forum
Junger Komponisten; organisiert Festivals wie »Brücken. Festival für Neue Musik in MecklenburgVorpommern« oder »Neue Kammermusik«; führt Roundtable-Diskussionen und Symposien, Vorträge und Fortbildungen durch.
Werden Sie Mitglied im Verein für Neue Musik Mecklenburg-Vorpommern e.V.!
Mitglied werden können alle an Neuer Musik Interessierten – Musiker (Interpretinnen und Interpreten, Komponistinnen und Komponisten), Musikwissenschaftlerinnen und Musikwissenschaftler,
Musikliebhaber und Politiker, Vereine und Gesellschaften.
Senden Sie einen Aufnahmeantrag an den »Verein für Neue Musik Mecklenburg-Vorpommern«
e.V.! Sitz: Hochschule für Musik und Theater Rostock, Beim St.-Katharinenstift 8, 18055 Rostock.
Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt € 30.- bzw. € 15.- für Schüler und Studenten, Rentner und
Schwerbehinderte sowie € 45.- für Ehepaare. Nähere Informationen und die Satzung entnehmen Sie
bitte unserer Webseite: www.neue-musik-mv.de
Verein für Neue Musik Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Sitz: Hochschule für Musik und Theater Rostock
Beim St.-Katharinenstift 8 ∙ 18055 Rostock
www.neue-musik-mv.de
Vorsitzender: Prof. Dr. Birger Petersen
Am Wall 4 ∙ 18184 Poppendorf ∙ Tel. 0 38 202 – 440 71 ∙ E-Mail: [email protected]
Stellvertretender Vorsitzender: Prof. Peter Manfred Wolf
Am Mühlbachtal 3 ∙ 18184 Poppendorf ∙ Tel. 0 38 202 – 30 226 ∙ E-Mail: [email protected]
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Impressum
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in Zusammenarbeit mit der
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Beim St.-Katharinenstift 8
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Eintritt zu den Vorträgen, Diskussionsrunden
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Redaktion:
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Für die beiden Hochschulorchesterkonzerte gilt der reguläre
Eintritt von 10,50 EUR, ermäßigt 5,50 EUR
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sind direkt über das Volkstheater Rostock erhältlich:
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