„Wirkstofftestung an vitalen biologischen Krankheitsmodellen auf Biosensoren“ (V5) Prof. Dr. rer. nat. Andrea A. Robitzki Biotechnologisch-Biomedizinisches Zentrum, Universität Leipzig Kurzvita: Prof. Dr. rer. nat. Andrea A. Robitzki wurde 2002 auf die Professur für Molekularbiologischbiochemische Prozesstechnik an die Universität Leipzig berufen und ist seit 2003 Direktorin des Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrums. Zuvor hatte sie die Position einer Abteilungsleiterin für den Bereich „Biohybride Systeme“ am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) in St. Ingbert inne. Sie war u.a. auch am Aufbau der Technologiefelder Biosensoren, mobile diagnostische und therapeutische Implantate und Mikroelektroden-Arrays für die biomedizinische Anwendung im Fraunhofer-IBMT Technology Center Hialeah (FTeCH) in Miami / Florida (USA) und in der Fraunhofer-IBMT Außenstelle China in Shenzhen (FTECS) sowie Xiamen (FTECX) beteiligt. Abstract: „Wirkstofftestung an vitalen biologischen Krankheitsmodellen auf Biosensoren – Innovative mikrotechnologische Ansätze in der Medikamentenentwicklung“ Die Anforderungen an Wirkstofftests für die Medikamentenentwicklung werden immer komplexer und fordern innovative Entwicklungen für ein schnelles, sensitives Hochdurchsatz-Screening. An dieser Stelle greift die Mikrosystem- und Sensortechnik in Verbindung mit der Biologie. In den letzten Jahren ist es stetig gelungen seitens der technischen Ausrichtung neuartige, diverse Mikroelektrodenstrukturen für Biosensoren zu entwickeln, die vitale biologische Zellen und Gewebe in ihrem physiologischen Zustand, ihren molekularen Eigenschaften und ihrem Verhalten in Gegenwart von bioaktiven Wirkstoffen in Echtzeit und online aufzeichnen können. Im Zuge der heute immer weiter fortschreitenden „stratifizierten“ oder „personalisierten“ Therapieansätze bedarf es auch immer genauerer, schnellerer Screening-Verfahren der potenziellen Wirkstoffkandidaten z.B. zur Behandlung in der (a) Onkologie, (b) Neurologie oder (c) der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Verknüpfung solider biologischer Krankheitsmodelle mit sensorischen Einheiten eröffnet eine neue Generation von Testverfahren. So konnten für Tumorgewebe bzw. -äquivalente bei Hautkrebs (z.B. Melanoma-Metastasen), Brustkrebs (Mammakarzinoma) oder Gehirntumoren (Glioblastoma, Neuroblastoma) im Zuge der Vorhersage der sogenannten Chemosensitivität oder -resistenz bzw. Wirkung von Therapeutika sogenannte Mikrokavitäten-Elektroden-Arrays entwickelt und validiert werden. Für den Hochdurchsatz ist es sogar gelungen den Biochip einem „Scale-up“ zu unterziehen und Mikrotiterplatten-Kavitätenarrays mit 96 Positionen zu generieren. Das Messverfahren zur Echtzeitdetektion des Tumormaterials bzw. des Wirkstoffeinflusses auf die Tumoren ist die Impedanzspektroskopie d.h. das frequenzabhängige Messen des extrazellulären Widerstandes der biologischen Objekte im Wechselstromfeld. Mit diesem Sensor wurden Chemotherapeutika sowie neuartige Biopharmazeutika d.h. „Biologika“ auf Wirkung und Nebenwirkungen geprüft. Darüber hinaus konnten aber auch neurodegenerative Prozesse („Morbus Alzheimer on Chip“) an vitalen Hirnkulturmodellen etabliert und in Echtzeit gemessen werden. Zielstellung ist es stets die Dynamik und Kinetik von Wirkstoffen und ihre Einflüsse im biologischen Krankheitsverlauf auf derartigen Biosensoren zu simulieren.