Aufruf zur Diskussion: Biologische Vielfalt in der Stadt – die Bedeutung von Umweltund Naturschutzverbänden Im Februar 2012 wurde das Bündnis "Kommunen für biologische Vielfalt" gegründet. Anlass gab die Tatsache, dass die internationalen und nationalen Bemühungen, den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 zu verlangsamen bzw. zu stoppen, bisher nicht ausreichend waren[1]. Es bedarf noch stärkerer Anstrengungen der Akteure auf allen politischen und sozialen Ebenen, die biologische Vielfalt zu erhalten. Städte und Gemeinden spielen dabei Schlüsselrollen, denn ihre umfassenden Aufgaben in Planung, Verwaltung und Politik haben zahlreiche direkte und indirekte Einflüsse auf die lokale Biodiversität. Beispielsweise können sie über Festsetzungen in der Bauleitplanung gezielt auf eine angemessene Siedlungsdichte, die Vernetzung von Biotopsystemen und eine siedlungsnahe Durchgrünung hinwirken[2]. Die Stadt Frankfurt am Main erkannte als eines von 60 Gründungsmitgliedern diese Verantwortung an. Eine zentrale Bedeutung in diesem Prozess haben lokale Umwelt- und Naturschutzverbände. Als zivilgesellschaftlicher Akteur und „Interessenvertreter des Gemeinwohls“ [3] tragen sie eine große gesellschaftliche Verantwortung. In der 2007 vom Bundesumweltministerium herausgegebenen Broschüre „Nationale Strategie zu Biologischen Vielfalt“ wird diese Rolle ebenso betont wie in der im Juni 2013 erschienenen „Hessischen Biodiversitätsstrategie“. Der hessische Aktionsplan sieht vor, den ehrenamtlichen Naturschutz verstärkt in den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Umsetzung der Strategie einzubinden - und stellt hierfür sogar Finanzmittel ein. Schwerpunkte der Beteiligung von Umwelt- und Naturschutzverbänden sehen die Ministerien vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung, bei Stellungnahmen zu aktuellen Fragen des Natur- und Umweltschutzes und der intensiven naturschutzfachlichen Begleitung von Infrastrukturprojekten, in der Mitarbeit bei der Entwicklung von neuen Konzepten für die Innenentwicklung von Städten und die Freiraumsicherung und bei der Beteiligung an Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen und dem Monitoring. Der BUND Frankfurt ist qualifiziert, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Denn seit der Gründung des Kreisverbands Frankfurt am Main am 1976 sind wir als wichtiger Akteur im Umwelt- und Naturschutz etabliert. Wir sind stark in der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung, haben weitreichende Erfahrungen beim Erstellen naturschutzfachlicher Stellungnahmen beispielsweise im Rahmen von städtischen Bauvorhaben, und werden als aktiver Verband beim praktischen Naturschutz wahrgenommen. Zahlreiche Einladungen zu fachlichen Beiträgen bei Veranstaltungen zum u.a. Stadtnaturschutz, Urbanes Gärtnern und Nachhaltige Landwirtschaft bestätigen unsere politische Einflussnahme Doch was sich nach aktivem Austausch und Zusammenarbeit auf Augenhöhe anhört, nimmt in der Praxis leider nur selten Gestalt an: Meist arbeiten Kommune und Verbände in parallelen, isolierten Projekten. Auch sollten die Vorstellungen über eine solche Zusammenarbeit und die Identifizierung möglicher Arbeitsbereiche nicht nur von einer Seite formuliert werden. Wir im BUND möchten ebenso unsere Wünsche, Anliegen und Forderungen an die Verwaltung der Stadt Frankfurt richten, um eine gute Basis für eine tatsächliche Zusammenarbeit zum Erhalt der biologischen Vielfalt in der Stadt zu schaffen. Über die Möglichkeiten und Wünsche an eine solchen guten, praktischen Zusammenarbeit zwischen dem BUND (und weiteren Verbänden) und der Politik möchten wir gern mit Ihnen diskutieren und laden alle Interessierten dazu ein, sich zu beteiligen. Wir planen weiterhin, dass Thema im Rahmen einer Abendveranstaltung aufzugreifen. Möglicherweise kann dies der erste Schritt für eine neue Arbeitsgruppe sein, die sich - stärker als das wir das bisher leisten können mit Stellungnahmen zu aktuellen Planungsprozessen in Frankfurt beschäftigt oder an der Entwicklung von Konzepten zum Schutz der biologischen Vielfalt in der Stadt beteiligt. ------------Katja Heubach, Kreisverband Frankfurt Leitung des Projekts „Bio in die Restaurants“ Katrin Jurisch, Kreisverband Frankfurt Projekte: Stadtnaturschutz und Urbanes Gärtnern ------------[1] http://www.kommunen-fuer-biologischevielfalt.de/fileadmin/images/Dateien/Deklaration/Deklaration_final.pdf [2] Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg und Vorstandsvorsitzender des Bündnisses „Kommunen für biologische Vielfalt“ e.V. [3] Lehrack; D. 2000. Die Rolle der Umweltverbände. In: Jänicke, J. (Hrsg.). Umweltplanung im internationalen Vergleich. S. 199-202. Bild: http://www.thueringen.de/th8/tmlfun/naturschutz/biologische_vielfalt/ ------------Zum Weiterlesen: Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ (http://www.kommunen-fuer-biologische-vielfalt.de/70.html) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) 2007. Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt. (http://www.bmu.de/service/publikationen/downloads/details/artikel/bmu-broschuerenationale-strategie-zur-biologischen-vielfalt/?tx_ttnews[backPid]=452) Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.) 2013. Hessische Biodiversitätsstrategie. (https://hmuelv.hessen.de/sites/default/files/HMUELV/hessische_biodiversitaetsstrategie_ web_endgueltigv2.pdf