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JugendSinfonieorchester
Aargau
Femmes
Fatales?
Jo a n Towe r (*19 3 8)
Fanfare for the Uncommon Woman (1986)
Graż yna Bacewicz (1909–1969)
Uwertura (1943)
Hector Berlioz (1813 –1869)
Les nuits d’été H 81 op. 7 (1856)
Solistin: Christina Daletska, Mezzosopran
Villanelle – Le spectre de la rose – Sur les lagunes – Absence –
Au cimetière – L’île inconnue
Pause
Jo a n Towe r (*19 3 8)
Second Fanfare for the Uncommon Woman (1989)
Georges Bizet (1838 –1875)
(arr. Ernest Guiraud)
Carmen Suite Nr. 1 (1882)
Prélude – Aragonaise – Intermezzo – Séguedille – Les Dragons
d'Alcala – Les Toréadors
Carmen Suite Nr. 2 (1887)
Marche des Contrebandiers – Habanera – Nocturne – Chanson
du Toréador – La Garde Montante – Danse Bohème
Fanfare als musikalische Form und dem Kolossalklang von Blech und
Perkussion hat Tower in ihren Fanfaren mit unverschämter Direktheit
Orchester
Violine 1
Nora Peterhans (KZM), Gioia
Steiner, Qurin Epe, Selina Gretener,
Anna Holm, Laura Klingman,
Diana Tobler, Larissa Siafakas
Violine 2
Jonas Bürgin (Stf.), Nadine Ackermann, Omar Barone, Michael
Bettati, Alexandra Bissig, David
Müller, Michelle Rahm
Viola
Flor Stammer (Stf.), Patrick
Ackermann, Suleyman Pysthyev,
Malte Scheck
Cello
Ramin Abbassi (Stf.), Rebekka Benz,
Xenia Burkhard, Ralf Birrer,
Sophia Kohler, Deborah Di Marco,
Valentin Roniger, Janine Schneider,
Michael Müller
Oboe
Mirjam Frei, Sibylle Emmenegger
Klarinette
Daniela Braun, Francesca Grasso,
Kevin Sommer (bcl)
Fagott
Leonardo Bizzotto, Linus Meier
Horn
Sandra Güttinger, Noé Lehmann,
Raphael Fischer, Maurus Schaffner
Tromp e te
Andrea Braun, Lucien Erdin,
Magdalena Wey
Posaune
Silvio Benz, Martin Chorell,
Miguel Esteve Doménech
Tu b a
Chin-Tso Lee
Kontrabass
Marton Prinyi (Stf.), Lina Humbel,
René Näf
Harfe
Julia Püntener
Flöte
Evamaria Felder, Malena Lötscher,
Christina Leistner
Schlagzeug
Gabriele Bartezzati, Sebastian Vogel,
Isabelle Süess
instrumentalen Ausschlägen und verstecktem Atemholen, abgerundet in
einem sehnigen Schlussfurioso.
Christina Daletska,
Mezzosopran
Christina Daletska, geboren in
Lemberg (Ukraine), spielte vorerst
Geige und begann 2006 ihr
Gesangsstudium mit Ruth Rohner
in Zürich. Sie gewann bereits
ein Jahr später Preise in drei
internationalen Gesangswettbewerben. Sie ist eine der faszinierendsten und vielseitigsten jungen
Sängerinnen ihrer Generation. Die
Künstlerin gab mit 23 Jahren
ihr Bühnendebüt als Rosina in «Il barbiere di Siviglia» am Teatro Real
Madrid. Jüngste Erfolge und künftige Projekte umfassen unter anderem ein
Solorezital beim Beethovenfest Bonn, die Uraufführung von Philippe
Manourys neuer Oper «Kein Licht», Nonos «Prometeo» mit Ingo Metzmacher und SWR, «Cherubino» am Opernhaus Zürich. Christina Daletska
ist offizielle Botschafterin für Amnesty International Schweiz. Sie
wird unterstützt vom Aargauer Kuratorium.
Hugo Bol lschwei ler,
Dirigent
Hugo Bollschweiler (Zürich/Luzern) schloss seine Viola- und Dirigierstudien an den Hochschulen von Fribourg, Basel, Baltimore (USA)
und Zürich mit dem Solistendiplom ab. Er war Solobratschist beim Schweizer
Kammerorchester, dem Peabody Symphony Orchestra (USA) und vielen
weiteren Orchestern. Engagements beim Tonhalle-Orchester Zürich, Orches-
auf der Bühne zu sehen waren, wurde gemeuchelt, zugestochen, gelogen
und betrogen und verführt. Nicht mal eine tröstliche Schlussrunde wurde der
ter der Oper Zürich, kammerorchesterbasel, Collegium Novum
Zürich, der Camerata Bern und
dem Freiburger Barockorchester
führten ihn in Konzertsäle
und Festivals auf fünf Kontinenten.
Von 2007 bis 2009 leitete er als
Artist-in-Residence und Professor
für Viola und Kammer musik
die Streicherabteilung der Northern
Kentucky University (USA) und
als Artistic Director das Norse Chamber Music Festival. Er ist Mitglied des
Galatea Quartett, der CHAARTS und der camerata zürich, Guest Artist
der Colorado und Coolidge String Quartets und Mitbegründer des Barockorchesters Capriccio. Neben dem Jugend-Sinfonieorchester Aargau ist er
auch künst lerischer Leiter und Dirigent des stadtorchesterSCHLIEREN, der
Orchestergesellschaft Affoltern am Albis und der Neuen Streicherschule Zürich.
Das Jugend-Sinfonieorchester Aargau
Das JSAG wurde 2005 gegründet. Das innovative Vermittlungs- und
Bildungsprojekt ist das kantonale Schwerpunktprojekt des Künstlerhauses
Boswil im Bereich der musikalischen Nachwuchsförderung. Es bringt jedes
Jahr im Januar und im August bis zu 70 motivierte und begabte musikbegeisterte Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Kanton Aargau und
Umgebung im Alter von ca. 17 bis 25 Jahren zusammen. Das JSAG
konzertiert regelmässig mit aufregenden jungen SolistInnen der Gegenwart,
es widmet sich dem Konzertrepertoire für Sinfonieorchester, erforscht
die musikalische Landschaft des Kulturkantons Aargau und ist gleichzeitig
mit Kompositionsaufträgen und zeitgenössischen Erstaufführungen
fest in der Gegenwart verankert.
Programmnotizen
«If I can,t be me,
I don,t want
to be anybody»
– Joan Crawford
«Wenn wir ein Frauenzimmer die Violin’, oder das Horn, oder den Baß
spielen sehen, so empfinden wir ein gewisses Gefühl des Unschicklichen»
(Carl Ludwig Juncker, 1783). Junckers Geisteshaltung hat sich in mäandrierender Form und unterschiedlicher Schärfe bis in die heutige Zeit
erhalten. In der Geschichte der klassischen Musik erscheint die Frau
als Zuträgerin, Staffage, Vamp oder Muse, selten bis gar nicht als schöpferisches Ich, frei von Männerwille und -wahn. Die Tatsache, dass das Thema
«Frau und Musik» überhaupt ein solches ist, kann als plakativer Beweis
dafür gelten, dass die künstlerische Selbstverwirklichung von Frauen lange
und gerne als attraktives Nice-to-have, kaum je aber als zwingende Notwendigkeit individuellen Ausdrucks gesehen wurde. Die Rollen waren klar
definiert. Der Mann schöpft, die Frau leuchtet demütig an der Seitenlinie
– gönnerhaft wahrgenommen, jovial komplimentiert.
J o a n To w e r : F a n f a r e f o r t h e U n c o m m o n Wo m a n (1 9 8 6 )
S e c o n d F a n f a r e f o r t h e U n c o m m o n Wo m a n (1 9 8 9 )
«Unless it has lyrics, music is genderless.» Die eminente amerikanische
Komponistin, Dirigentin und Pianistin Joan Tower verstand sich seit je
als pointierte Advokatin von Minderheitspositionen und hat sich
unermüdlich für die adäquate öffentliche Wahrnehmung von Frauen im
konservativen Universum der klassischen Musik eingesetzt. Mit ihren
vier an Coplands «Fanfare for the Common Man» angelehnten Fanfaren hat
sie ein unüberhörbares Ausrufezeichen gesetzt für die starke kreative
Frau: «All four fanfares are dedicated to women who are adventurous and take
risks.» Mit Beethoven als zentrale künstlerische Inspiration, der heldischen
Fanfare als musikalische Form und dem Kolossalklang von Blech und
Perkussion hat Tower in ihren Fanfaren mit unverschämter Direktheit
die heiligen Männer-Kühe der klassischen Musik geschlachet. Musik
ist geschlechtsneutral, in der Tat. Towers Musik ist geprägt durch pulsierende Rhythmen und schillernde Orchesterfarben, beeinflusst von
ihrer in Südamerika verbrachten Kindheit. Tower schreibt ganz bewusst
für ihre jeweiligen Interpreten. Diese Nähe hat ihren Werken zu unangepasster Fasslichkeit verholfen, eine seltene Qualität, die nicht unwesentlich scheint für den unverminderten Erfolg bei Kritik und Publikum:
«One of the most successful woman composers of all time» (New York Times).
G r a ż y n a B a c e w i c z : U w e r t u r a (1 9 4 3)
«In Polen hat Grażyna die Türen weit aufgestossen für Komponistinnen...
Nach ihr hatten wir einen offenen Weg, und niemand würde überrascht ausrufen:
‹Meine Güte, eine Komponistin!› Bacewicz war schon da, also hatten alle nach
ihr auch ein Recht, zu existieren» (Bernadetta Matuszczak). Grażyna Bacewicz
gilt als eine der wichtigsten Stimmen des polnischen Musikschaffens der Neuzeit
und als eine der wenigen Frauen, die sich international nachhaltig im
männerdominierten Komponisten-Kanon etablieren konnte. Nach Abschluss
ihrer Violin- und Kompositionsstudien in Warschau und Paris bei Carl Flesch
und Nadia Boulanger begann für Bacewicz eine spektakuläre Karriere
als Solistin und Konzertmeisterin im In- und Ausland, bis sie sich in den späten
1950er Jahren ausschliesslich dem Komponieren zuwandte. Während des
2. Weltkriegs blieb sie in Warschau, wo sie weiterhin komponierte und illegale
Konzerte im Untergrund gab. Sie blieb auch hinter dem eisernen Vorhang
eine unabhängige Stimme und widersetzte sich allen stalinistischen Konformitätszwängen. Ihre Musik verbindet neoklassizistische Elemente mit folkloristischen Motiven und wirkt durchwegs vital und schlank. Bacewicz lässt ihre
Musik durchsichtig atmen, instrumentale Klangballungen vermeidet sie,
fettabweisend sind ihre genau getimten Orchestrierungen. Zwölfton-Techniken,
aleatorische Elemente und stilistische Experimente und Collagen waren in
der späten Phase natürliche Teile ihres kompositorischen Stoffes. Immer aber
musste die Form stimmen: «There is a saying: the house will fall down if it were to
be built without principles.» Die Ouvertüre für Orchester ist Hochleistungsturnen für Orchester: ein kompaktes Bravourstück, gnadenlos angetrieben
durch einen moto perpetuo-ähnlichen Sechzehntelmotor, irrlichternd zwischen
instrumentalen Ausschlägen und verstecktem Atemholen, abgerundet in
einem sehnigen Schlussfurioso.
H e c t o r B e r l i o z : L e s n u i t s d ’ é t é H 81 o p . 7 (1 8 5 6 )
Berlioz hat sich oft und gerne zu allem Möglichen geäussert. Auf der Suche
nach den Umständen, die zur Entstehung des Liederzyklus «Les nuits d’été»
geführt haben, begegnen wir allerdings einer grossen Leerstelle. Selbst in
seinen teilweise exhibitionistischen Memoiren finden sich kaum Spuren der
mysteriösen Sommernächte. Das hat gute Gründe: Es ist eines seiner
persönlichsten und intimsten Werke geblieben. Les Nuits d’été – in Anlehnung an Shakespeare’s Midsummer Night’s Dream – stehen im Fadenkreuz von zwei Frauen: Im Beziehungsraum von Berlioz, seiner Frau Harriet
Smithson und der Geliebten Marie Recio spielten sich zur Entstehungszeit
des Liederzyklus entscheidende Szenen ab, die schliesslich zu Trennung und
neuer Liebe führten. Mit dem Liederzyklus trug Berlioz seine Liebe zu
Harriet Smithson, einst Muse der «Symphonie fantastique», künstlerisch
zu Grabe. Die Midsummer Night’s Dream-Referenz ist vor dem Hintergrund
von Smiths Karriere als gefeierte Shakespeare-Interpretin zu sehen.
Der Strauss höchst melancholischer Gesänge verströmt den Duft von
Abschied, Erinnerung und Wehmut. Berlioz, ein begnadeter Instrumentationskünstler, erreicht in den sechs Liedern, die er schrittweise aus den
originalen Klavierfassungen ins Orchestrale übertrug, einsame Höhen in
der Orchesterbehandlung: weniger spektakulär als in seinen oft pathetischen und plakativen sinfonischen Monumenten, dafür umso plastischer,
leuchtender und verfeinerter. Ein fast kammermusikalisches Gefühl flutet
sanft durch die polyphonen Strukturen des Werks, während der grosse
Klangapparat nur sporadisch zu voller Blüte kommt und dabei immer als
ebenbürtiger quasi-vokaler Partner zur Singstimme aufsteigt.
G e o r g e s B i z e t : C a r m e n S u i t e n N r . 1 u n d 2 (1 8 8 2 / 8 7 )
«Als Musiker kann ich Ihnen versichern, dass sie ohne Verwendung von Ehebruch,
Fanatismus, Verbrechen, bösem Willen und Aberglaube keine einzige Note mehr
schreiben könnten.» Georges Bizets musikdramatisches Credo liesse sich auch als
maximal verdichtete Inhaltsangabe seiner Jahrhundertoper Carmen lesen.
Der drastische Realismus und die unverhüllt zur Schau gestellten moralischen
Verwerfungen haben das zeitgenössische Publikum nachhaltig schockiert
und verärgert. Abgesehen von der empörenden Tatsache, dass rauchende Frauen
auf der Bühne zu sehen waren, wurde gemeuchelt, zugestochen, gelogen
und betrogen und verführt. Nicht mal eine tröstliche Schlussrunde wurde der
Theater-Bourgeoisie zugestanden: Carmen liegt im Sterben, ohne
mit einer letzten ergreifend-schönen Todesarie dem Publikum
versichern zu dürfen, dass die Tragik ja auch sein ästhetisch Gutes
habe. Die originalen schnörkellosen Dialoge, die anstelle der
nach Bizets Tod von seinem Freund Ernest Guiraud nachträglich
eingefügten schwerfälligen Rezitative die Handlung vorantrieben,
taten ein Übriges, um dem Stück eine proletarische Direktheit
und einen dramatischen Schub zu verleihen, der jegliches sentimentale Verharren verunmöglichte. Mittlerweile ist Bizets Opus Maximum Legende, Carmen als Figur ein Mythos. Nicht zuletzt aufgrund
seiner ungezähmten Hauptdarstellerin hat das Stück damals
zum Skandal geführt. Unstet und aggressiv nimmt sich Carmen,
was sie will und gibt mit ihrem sittenwidrigen Lebenshunger Bizets
genialer Musik das perfekte Figurengefäss. Powerfrau, Vamp,
Psychopathin: Carmen verkörpert wie keine zweite Opernfrau das
Faszinosum Femme fatale. Trotz scharfer Typisierung der einzelnen
Figuren verschieben sich die Sympathiewerte immer wieder
aufs Neue. Alle bleiben sie Gefangene eines Systems, das letztlich nur
Carmen mit ihrem kompromisslosen Wahrheitsanspruch zu
sprengen versteht. Der Preis ist gesellschaft licher und physischer Tod.
Die Radikalität von Bizets Oper wurde nach den ersten Geburtswehen schnell erkannt und hinlänglich gewürdigt. Tschaikowskis
magistrale Segnung steht stellvertretend für die globale Popularität,
die dieses Werk zu einer der meistgespielten Opern der Musikgeschichte gemacht hat: «Carmen ist in jeglicher Hinsicht ein Meisterwerk... eine dieser raren Schöpfungen, die die Anstrengungen
einer ganzen musikalischen Epoche ausdrücken.» Letztlich und
entscheidend aber bleibt es die unmissverständlich-rigorose
One-Woman-Show von Carmen, der Frau, für die gilt, was Joan
Crawford als Femme fatale des Hollywoodschen Film Noir gelebt hat:
«If I can,t be me, I don,t want to be anybody».
Hugo Bollschweiler
Dank und
Impressum
Dank
Das JSAG bedankt sich herzlich
für die Unterstützung:
Kanton Aargau (Swisslos Fonds)
NEUE AARGAUER BANK
(Hauptsponsorin)
Josef Müller-Stiftung Muri
Theodor und Bernhard
Dreifuss-Stiftung
Gönnerverein Pro JSAG
Kontakt
Stiftung Künstlerhaus Boswil
Flurstrasse 21
5623 Boswil
056 666 12 85
[email protected]
www.kuenstlerhausboswil.ch
www.jsag.net
Impressum
Künstlerische Leitung:
Hugo Bollschweiler
Orchestermanagement und
Redaktion:
Stefanie C. Braun
Design:
Büro für Kommunikationsdesign FHNW Basel
Druck:
Kasimir Meyer AG, Wohlen
Dirigent:
hugo.bollschweiler@
kuenstlerhausboswil.ch
Orchestermanager:
stefanie.braun@
kuenstlerhausboswil.ch
PRO JSAG: Elisabeth Widmer,
[email protected]
Josef Müller-Stiftung Muri; Pro JSAG;
Theodor und Bernhard Dreifuss-Stiftung
RAIFFEISEN
KLASSISCHES KONZERT
Dieses Jahr feiern die Raiffeisenbanken Aare-Rhein und
Böttstein gemeinsam ihr 100-jähriges Jubiläum. Dies haben
wir vielen engagierten Mitarbeitern, loyalen Mitgliedern
und speziell unserer treuen Kundschaft zu verdanken.
Ein besonderer Geburtstag soll mit Besonderem geehrt
werden. Das Konzert des Jugend-Sinfonieorchesters ist
Teil einer Veranstaltungsreihe im Jubiläumsjahr 2016.
Unser nächster Anlass:
3. September, ab 16 Uhr, in Rietheim
Volksfest Brauerei Kündig
www.100-jahre.ch
Aare-Rhein & Böttstein
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