Uwe Mutz öH-SKRIPT 'J t:!f) SHOP ersetzt nicht das Studium der gängigen Literatur und den Besuch der Lehrveranstaltungen OCW Open Courseware Denise Rudel ÖH Shop-Referentin Julia Sageder ÖH Vorsitz-Team Susi Aichinger ÖH Vorsitz-Team Liebe Kollegin, lieber Kollege! Vor dir siehst du ein Skript des Open Courseware Projekts der ÖH Linz, welches allen Studierenden und Interessierten frei und kostenlos zur Verfügung steht. Das OCW- Projekt der ÖH Linz Im Jahr 2007 haben der Vorsitz der österreichischen HochschülerInnenschaft Linz und das Referat für Skripten, Lernbehelfe und OCW mit der Umsetzung von Open Courseware an der Johannes Kepler Universität begonnen. Alle Skripten sollten den Studierenden und Interessierten kostenlos zugänglich sein, zudem sollten die Unterlagen frei verändert und vervielfältigt werden dürfen um die Qualität und Aktualität der Unterlagen zu verbessern. Zu diesem Zweck wurden alle Unterlagen, deren Lizenz bei der ÖH liegt, digitalisiert, mit einer Struktur und Suchfunktion versehen und über eine Homepage allen InternetnutzerInnen zugänglich gemacht. Darüber hinaus wurde den Lehrenden an der JKU die Möglichkeit gegeben jederzeit Verbesserungen und Ergänzungen bei den Unterlagen vorzunehmen. Lizenz Um die freie Verbreitung rechtlich zu gewährleisten steht dieses Werk unter einer Creative Commons Lizenz 3.0 Österreich. Du darfst das Werk vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen sowie Bearbeitungen des Werkes anfertigen. Jedoch musst du dich dabei an gewisse Bedingungen halten: • Du musst den Namen der/des Autorin/Autors / Rechteinhabers/Rechteinhaberin in der von ihm festgelegten Weise nennen. • Das Werk darf nicht kommerziell genutzt werden. • Die Weitergabe ist nur unter gleichen Bedingungen erlaubt, also unter der gleichen Lizenz. Weitere und genauere Informationen über Creative Commons findest du unter http://www.creativecommons.at. Solltest du noch weitere Fragen zum OCW Projekt haben, oder dich beteiligen wollen, erreichst du uns unter [email protected] oder +43 732 2468 8535. Wir wünschen dir viel Spaß mit den OCW Skripten und viel Erfolg bei deinen Kursen! Das Open Courseware Projekt der ÖH an der JKU Linz | Altenbergerstr. 69 | 4040 Linz Vorwort Es ist auf den ersten Blick etwas eigenartig, daß dieses Skript nicht auf der Aufschlag-, sondern auf der linken Seite bedruckt ist. Der simple Grund dafür ist, daß man so etwaige Bemerkungen und Notizen viel leichter mitschreiben kann, ohne dabei den Text zu verdecken (es gibt eben doch mehr Rechts- als Linkshänder auf dieser Welt). An manchen Stellen war es für mich wichtig, weitere Anmerkungen zu den Resultaten zu machen. Solche Stellen sind gesondert durch eine andere Schriftart gekennzeichet. Auch sind die Beispiele etwas kleiner abgedruckt, um sie sofort zu erkennen. Ich hoffe, daß dies im Sinne des Autors Prof. Titulaer ist. Ganz wichtig: Eigentlich wollte ich dieses Skript in Tex schreiben, konnte aber keine lauffähige Version bekommen. Also ist dieses Skript in Lotus AmiPro entstanden, wec1ches mit eigenem Formeleditor die Formeln ins Tex - Format konvertieren kann (blablabla). Das Problem dieses Formeleditors ist jedoch, daß er keine n darstellen kann, worauf ich mich entschlossen habe, die in der Thermodynamik eigentlich gebräucWichere Schreibweise mit h = 21tn zu verwenden. Falls Ihr also irgentwelche Abkürzungen mit hq findet, so soll das ein /i sein. Ich hab' mich zwar bemüht, alle hq auf h umzuändern, aber es kann immer sein, daß ich trotzdem einige übersehen hab'. Langer Rede kurzer Sinn: hq = h = h/21t Weiters mächte ich noch anmerken, daß dieses Skript zur Vorbereitung auf eine Prüfung sehr gut verwendbar ist, die Vorlesung aber auf keinen Fall ersetzen kann!!! Deshalb der <Appell an alle Studenten (mich inkludiert): Geht zur Vorlesung - Ihr werdet Euch mit Sicherheit beim Lernen auf die Prüfung leichter tun! Uwe Inhaltsverzeichnis 1 Grundbegriffe der Thermodynamik Seite 1 1.1 Thennodynamik und statistische Physik Seite 1 1.2 Thennodynamische Systeme; Temperatur und Wärme Seite 2 1.3 Der erste Hauptsatz / die innere Energie Seite 4 1.3.1 Mikroskopisches Intermezzo 1.4 Quasistatische Prozesse / Differentialformen 2 Der Zweite Hauptsatz Seite 5 Seite 8 Seite 13 2.1 Kreisprozesse und Maschinen Seite 13 2.2 Der Zweite Hauptsatz der Thennodynamik Seite 17 2.3 Die metrische Entropie Seite 21 2.4 Systeme in Kontakt; Gleichgewichtsbedingungen Seite 26 2.5 Teilchenaustausch, chemische Potentiale und der Dritte Hauptsatz Seite 29 3 Thermodynamische Potentiale I Anwendungen der Thermodynamik Seite 33 3.1 Thennodynamische Potentiale und Legendretransfonnationen 3.1.1 Extremaleigenschaften von F und G Seite 33 Seite 36 3.2 Anwendungen und Beispiele Seite 38 3.3 Die van-der-Waals'sche Zustandsgleichung Seite 42 3.4 Allgemeineres über Phasenübergänge und Phasengleichgewichte Seite 46 3.4.1 Der kritische Punkt Seite 50 3.4.2 Kontinuierliche Phasenübergänge Seite 51 4 Grundbegriffe der Statistischen Physik Seite 53 4.1 Schwankungen, Entropie und Wahrscheinlichkeit Seite 53 4.2 Die Maxwell-Boltzmann Verteilung Seite 58 4.3 Die kanonische Gesamtheit Seite 62 4.4 Kanonische Gesamtheit und Thennodynamik Seite 68 5 Quanteneffekte und einfache Anwendungen 5.1 Die kanonische Gesamtheit für Quantensysteme Seite 74 Seite 74 InhaItsverzeichnis 5.2 Zum Einfluß der Ununterscheidbarkeit auf die Zustandssumme Seite 78 5.3 Der Festkörper in harmonischer Näherung (klassisch) Seite 80 5.4 Der Festkörper in harmonischer Näherung (quantenmechanisch) Seite 83 5.5 Ideale Gase aus Teilchen mit inneren Freiheitsgraden Seite 90 5.5.1 Klassische Behandlung, unterscheidbare Teilchen Seite 93 5.5.2 Klassische Behandlung, einige Atome identisch Seite 93 5.5.3 Quantenmechanische Behandlung, unterscheidbare Atome Seite 94 5.5.4 Quantenmechanische Behandlung, identische Atome Seite 94 5.5.5 Die thermodynamischen Größen Seite 96 6 Weitere Gesamtheiten I Bose- und Fermistatistik Seite 98 6.1 Die mikrokanonische Gesamtheit Seite 98 6.2 Gesamtheiten für offene Systeme Seite 102 6.2.1 Die Druckgesamtheit Seite 103 6.2.2 Die großkanonische Gesamtheit (Grand canonical ensemble) Seite 106 6.3 Die großkanonische Gesamtheit für nicht-wechselwirkende Quantensysteme Seite 110 6.4 Ideale Bose- und Fermigase Seite 116 6.4.1 Das ideale Bose-Gas / Bose-Einstein Kondensation Seite 123 6.5 Näheres zur Bose-Einstein Kondensation Seite 127 6.6 Die Zustandsgleichung verdünnter Gase Seite 129 7 Stark wechselwirkende Systeme Seite 138 7.1 Das Isingmodell des Ferromagnetismus Seite 138 7.1.1 Für ein eindimensionales System Seite 139 7.1.2 Zweidimensionales Gitter Seite 141 7.1.3 Dreidimensionales System Seite 141 7.1.4 Die Molekularfeldnäherung Seite 142 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Thennodynamik 1 Grundbegriffe der Thermodynamik 1.1 Thermodynamik und statistische Physik In dieser Vorlesung werden wir uns mit dem Verhalten makroskopischer Systeme beschäftigen, d. h. mit Systemen, die aus vielen Teilchen bestehen. Im Prinzip könnte man versuchen, das Verhalten solcher Systeme dadurch zu bestimmen, daß man die Bewegungsgleichungen (Newton-, Hamilton- oder Schrödingergleichung) für gegebene Anfangsbedingungen löst. Dabei treten aber (mindestens) zwei Schwierigkeiten auf: . Die Anfangsbedingungen sind in der Praxis nie genau bekannt. Weiters stellt sich heraus, daß die Einzelheiten der Lösungen sehr empfindlich von den Anfangsbedingungen abhängen. . Sogar falls es gelingt, die Lösungen zu erhalten, was mit modemen Großrechnern und für relativ einfache Systeme wohl möglich ist, so erhält man damit einen völlig unbehandelbaren Datenberg. Wir brauchen also -, eine Vorschrift, die uns gestattet, die für das makroskopische Verhalten relevante Information zu identifizieren. Als Leitfaden bei der Suche nach den relevanten Variablen werden wir eine phänomenologische Theorie makroskopischer Systeme heranziehen - die Thermodynamik. Diese ist älter als unsere Vorstellung über die mikroskopische Struktur der Materie. Sie beschäftigt sich vorwiegend (aber nicht ausschließlich) mit Systemen im Gleichgewicht. Die Gleichgewichtszustände lassen sich mittels den sogenannten Zustandsfunktionen sehr einfach charakterisieren. Deren Existenz wird aus einigen sehr allgemeinen, der Erfahrung entnommenen Prinzipien, den Hauptsätzen der Thermodynamik hergeleitet. Weiters werden noch gewisse Beziehungen zwischen den Zustandsgrößen aus den Hauptsätzen hergeleitet. Die Zustandsfunktionen selbst werden aber innerhalb der Thermodynamik nicht berechnet, sondern letztendlich dem Experiment entnommen. In der statistischen Mechanik des Gleichgewichts wird gezeigt, wie man die Gesetze der Thermodynamik mikroskopisch begründen und die Zustandsgrößen wenigstens im Prinzip - berechnen kann. Dabei braucht man i. a. die mikroskopischen Bewegungsgleichungen nicht explizit zu lösen; statt dessen benutzt man statistische Überlegungen. Die Rechtfertigung dieser statistischen Seite 1 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Thermodynamik Postulate ist bisher nur unvollständig gelungen; wir werden in dieser Vorlesung nur ganz oberflächlich darauf eingehen. Die Diskussion der Gleichgewichtszustände wird den größten Teil dieser Vorlesung ausmachen. Sowohl in der Thermodynamik, als auch in der statistischen Physik beschäftigt man sich aber auch mit der Annäherung zum Gleichgewicht. Eine gut ausgebaute thermodynamische Beschreibung existiert vor allem für Systeme in der Nähe des Gleichgewichts, wo sich lokal schon ein thermodynamisches Gleichgewicht eingestellt hat, global aber noch nicht. Solche Systeme werden in der Thermodynamik irreversibler Prozesse behandelt. Um Systeme weiter weg vom Gleichgewicht behandeln zu können, muß man mehr Details über die mikroskopische Struktur in die Rechnungen hineinstecken, als in der Thermodynamik üblich ist. Dies geschieht in der kinetischen Theorie. Das berühmteste Beispiel einer kinetischen Behandlung ist Boltzmann's Beschreibung eines verdünnten Gases mittels der Boltzmanngleichung. Die statistische Mechanik des Nichtgleichgewichts versucht die Gleichungen der Thermodynamik irreversibler Prozesse und der kinetischen Theorie aus der mikroskopischen Beschreibung herzuleiten. Dies ist ein aktives Forschungsgebiet und die Methoden und Ergebnisse sind noch nicht so gesichert und allgemein akzeptiert wie diejenigen der statistischen Mechanik des Gleichgewichts. Zum ScWuß dieses einführenden Abschnitts noch eine Bemerkung zum Aufbau der Vorlesung. Die Thermodynamik läßt sich fast axiomatisch aufbauen, ganz unabhängig von jeglicher Annahme über die mikroskopische Struktur der Materie. Dies liefert eine mathematisch sehr schöne, aber auch sehr abstrakte Theorie. Wir werden einen eher phänomenologischen Zugang wählen, aber den logischen Aufbau auch unabhängig von mikroskopischen Vorstellungen halten. Zur Veranschaulichung werden wir aber einige einfache Beispiele diskutieren, deren Eigenschaften wir mit einfachen mikroskopischen Überlegungen plausibel machen werden. 1.2 Thermodynamische Systeme / Temperatur und Wärme Mit dem Ausdruck 'thermodynamisches System' bezeichnen wir einen Körper oder eine Menge irgendeiner Substanz, dessen Wechselwirkungen mit dem Rest der Welt für gewisse Zwecke vernachlässigt oder wenigstens genau kontrolliert werden können. Weiters sollen einige für das Verhalten des Systems relevante Parameter vom Experimentator in gewissen Grenzen beliebig einstellbar sein (sog. 'Deformationskoordinaten'). Das kanonische Beispiel ist eine Menge Gas in einem Dewargefäß, dessen Volumen über einen Stempel frei regulierbar ist. Andere Beispiele sind: polarisierbare oder magnetisierbare Körper, bei denen das äußere elektrische Feld die Deformationskonstante ist. Als weitere Koordinaten kommen die Stoffmengen der im Gas anwesenden Substanzen in Betracht (Molekülsorten, falls chemische Reaktionen vernachlässigt werden können, sonst die Mengen der verschiedenen Elemente). Die Erfahrung zeigt, daß ein isoliertes System, das nach Einstellung der Koordinaten für einige Zeit sich selbst überlassen bleibt, allmählich zur Ruhe kommt. Der Zustand des Systems, der sich so einstellt, heißt Seite 2 Grundbegriffe der Thermodynamik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Gleichgewichtszustand. Der so entstandene Zustand ist nicht völlig durch die Deformationskoordinaten festgelegt, aber die Spezifikation eines einzigen weiteren Parameters genügt l • Dieser weitere Parameter heißt 'empirische Temperatur'. Für eine Menge Gas unter einem Stempel wäre eine solche empirische Temperatur der Druck, den man auf den Stempel ausüben muß, um das Volumen auf dem konstanten Wert V zu halten. Ein Gleichgewichtszustand ist also voll charakterisiert durch den Wert x der Deformationskoordinaten und den Wert 8 der empirischen Temperatur. 8 ist vorläufig nur feste x definiert. Eine spezielle Art, den Zustand eines Systems zu ändern, ist mittels Zufuhr von Energie ohne Änderung der Koordinaten (z. B. über ein elektrisches Heizelement oder durch Bewegen eines Schuppemades innerhalb des Gases). Energie, die so zugeführt wird, werden wir als 'Wärme' bezeichnen. Nach dieser Wärmezufuhr soll das System wieder ins Gleichgewicht geraten können. Wir nennen jetzt eine Temperatur 8 1 heißer als die Temperatur 82, falls der Zustand (x,8 1) aus dem Zustand (x, 8 2 ) durch Zufuhr von Wärme erreicht werden kann. Falls man jetzt zwei verschiedene Systeme so miteinander in Kontakt bringt, daß sich die Deformationskoordinaten nicht ändern können (rein thermischer Kontakt), so wird im allgemeinen Wärme von einem der Systeme in das andere fließen. Dadurch, daß man das System, aus dem Wärme fließt, als das heißere bezeichnet, kann man jetzt die empirischen Temperaturen von zwei verschiedenen Systemen über eine 'Eichkurve' miteinander in Beziehung bringen (siehe Figur 1-1 ). 9, I heißer als 11 6, := e, 11 heißer als I L . . . - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - i o 5, Figur 1-1: Eine 'Eichkurve' Damit der Zusammenhang - wie gezeichnet - monoton ist und damit die Eichkurven für alle Paare von Systemen miteinander kompatibel sind, müßte man in einer rein axiomatischen Theorie einige technische Annahmen über die Beziehung 'heißer als' machen. Wir werden nicht in solche Einzelheiten gehen und I Zumindest rur sog. 'einfache' Systeme, auf die wir uns hier beschränken werden Seite 3 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Thermodynamik einfach die Existenz einer so konstruierten universellen empirischen Temperatur annehmen (für verschiedene Systeme und damit indirekt auch für verschiedene Werte der Deformationskoordinaten eines einzelnen Systems). Diese Annahme wird als Nullter Haupsatz der Thermodynamik bezeichnet. Wir werden diese empirische Temperatur weiter mit dem Buchstaben 8 bezeichnen. Der Buchstabe T bleibt reserviert für die später einzuführende absolute Temperatur. 1.3 Der erste Hauptsatz; die innere Energie Eine Reihe von Manipulationen an einem thermischen System, bei der sowohl Anfangs- und Endzustand Gleichgewichtszustände sind, heißt thermodynamischer Prozeß. Während des Prozesses können z. B. die Deformationskonstanten geändert werden. Dazu muß i. a. Arbeit geleistet werden (oder wird Arbeit gewonnen), z. B. für die Bewegung eines Stempels gegen den Gasdruck. Die insgesamt geleistete Arbeit wird mit I1A bezeichnet. Weiters kann während des Prozesses eine Menge Energie I1Q in Form von Wärme dem System zugeführt werden. Der erste Hauptsatz der Thermodynamik sagt aus: Die Summe I1A + I1Q hängt nur von Anfangs- und Endzustand ab, nicht vom genauen Verlauf des Prozesses. Die Summe wird mit I1U bezeichnet und heißt die Änderung der inneren Energie des Systems: I LlU ~LlA+LlQ (1.1) Dadurch, daß wir den Wert der Größe 'Innere Energie' für irgendeinen Referenzzustand willkürlich festlegen, können wir eine ZustandsJunktion U(x, 8) für alle Gleichgewichtszustände festlegen. Der erste Hauptsatz ist lediglich eine Umformulierung des allgemeinen Energieerhaltungssatzes. Beispiel!: Das ideale (einatomige) Gas Für gewisse einfache Gase gilt in geschickt gewählten Bereichen vom Temperatur und Dichte, daß das Produkt pV nur von der (empirischen) Temperatur abhängt und proportional zur Teilchenzahl ist: (1.2) Dabei ist k B eine Konstante, die die Skala von T festlegt. Mit k B = 1,3807 . 10-23 J/K ist T die ideale Gastemperatur, die mit der später einzuflihrenden absoluten Temperatur identisch ist. Ein Gas, das obiger Gleichung gehorcht, heißt ideales Gas. Für ideale Edelgase findet man - bei geschickter Wahl des Referenzpunktes - den Zusammenhang Seite 4 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Thermodynamik 3 U = U(T) = "2NkBT(8) (1.3) Man beachte, daß die innere Energie U unabhängig von V ist. 1.3.1 Mikroskopisches Intermezzo Obige Ausdrücke für p und U kann man (nach Maxwell) aus der Annahme, daß die Orts- und Geschwindigkeitskoordinaten der einzelnen Gasteilchen unabhängig sind herleiten. Für jedes Teilchen sei weiters die Wahrscheinlichkeit für Ort und Geschwindigkeit die Werte r und v zu finden mit Toleranzen d 3r und d 3v gegeben durch (1.4) mit ß = k~ T . Die +00 e-ax2dx = f!f auf -00 'Ij Ci Verteilung ist mittels fd3 r fd 3vP MB (r, v) = 1 wegen 1 Die Verteilung PMB(r, v) heißt eins normiert. 'Maxwell-Boltzmann Verteilung'. Für die mittlere kinetische Energie eines Moleküls findet man (1.5) mit fMB(r, v) = VPMB(r, v) und f:e-ax2dx=~j7ta-~. Dies führt sofort zum obigen Ausdruck für U, falls das Teilchen keine weitere Energie trägt, was für Edelgasatome zutrifft, solange man annehmen kann, daß alle Atome im elektronischen Grundzustand sind. Der Druck läßt sich ebenfalls aus diesem mikroskopischen Bild errechnen. Man nimmt an, daß in einer Zeit 1" alle Atome eines Zylinders mit Volumen V x1" (genaue Lage abhängig von der Richtung v) auf eine ausgewählte Fläche von lcm2 an einer Wand auftreffen und dort den Impuls 2mv x übertragen (Stöße der Teilchen untereinander werden dabei vernachlässigt). Seite 5 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Thermodynamik 1 cm~ V;t ( ) Figur 1-2 Der gesamte Impulsübertrag ist also (bei Teilchendichte NN) ~T 00 f 2mvxvxfMB(v)d3v= ~T(mv2>= ~TkBT (1.6) -00 Für den Druck, d. h. den Impulsübertrag (oder die Kraft) pro Flächeneinheit lcm2 der Wand und pro Zeiteinheit T finden wir also (1.7) was als Zustandsgleichung für das ideale Gas schon erwähnt wurde. Beispiel 2: Hohlraumstrahlung Aus der Planckverteilung für Photonen in einem Hohlraum haben wir in der Vorlesung Quantenmechanik für die mittlere Energie U(V, T) = VCT 4 (1.8) . .. . C 81l5k~ k hergleltet, wobeI C ellle Konstante mIt dem Wert = - 3 - 3 ist. Für den Druc 15h c findet man mittels einer der obigen äquivalenten Rechnung 1 4 =-1U peT) = -CT 3 3V (1.9) Der Unterschied zum idealen Gas ist auf die unterschiedliche Beziehung zwischen Impuls und Energie zurückzuführen. Seite 6 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Thermodynamik Beispiel 3: Der ideale Paramagnet Für einen magnetisierbaren Körper kann man die Magnetisierung als 'temperaturartige' Variable, also als das Analogon des Druckes für das Gassystem, genommen werden. Eine Substanz heißt ideal paramagnetisch, falls für die Energie gilt U(B, T) = -BM(B, T) (1.10) Für ein System aus N Spins 1/2 mit gyromagnetischem Verhältnis y gilt M(B, T) = 4~Hhtanh[4'rrßhyB ] (1.11) Zur mikroskopischen Herleitung: analog zur Maxwell - Annahme für das ideale Gas und der entsprechenden Annahme bei der Herleitung der Planckverteilung setzen wir für die relativen Wahrscheinlichkeiten der Spineinstellung parallel bzw. antiparallel zum B - Feld an: p+/p_ = e 2,[1 ßh Y8 (1.12) Für das mittlere magnetische Moment eines Spins erhält man so 1 1 (/l) = -hyp+ - -hyp_ 4n 4n 1 = -hy = 4'rrhytanh[4'rrßhyB ] 4n ef,;ßhyB_ e-4';;ßhyB I e ~ßhyB I + e -:;;;ßh)'ß = (1.13) Obiger Ausdruck für M folgt daraus unmittelbar. Die grundlegende Annahme ist wieder, daß die magnetische (oder sonstige, z. B. Austausch-) Wechselwirkung zwischen den Spins vernachlässigt werden kann. Bemerkung: Gelegentlich (z. B. in Becker: Theorie der Wärme) wird als DefInition der inneren Energie eines magnetisierbaren Körpers U = U + M . B gewäWt, was für den idealen Paramagneten U = 0 beinhalten würde. Dies ist weitgehend eine Konventionssache; welche Konvention die bequemste ist, hängt von den genauen Prozessen ab, die man studieren will (siehe auch Kapitel 3). Seite 7 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Thermodynamik 1.4 Quasistatische Prozesse / Differentialformen Wir betrachten jetzt Prozesse, die so langsam durchgeführt werden, daß das System während des Prozesses nicht merkbar aus dem Gleichgewicht gerät. Ein solcher Prozeß heißt quasistatisch. Er läßt sich als eine Kurve im durch x und e parametrisierten Raum der Gleichgewichtszustände - kurz Zustandsraum darstellen. Die Größen ~U, ~A und ~Q können auch als Integrale entlang der Prozeßkurve dargestellt werden. Für ein infinitesimales Wegstück gilt [ dU=dA+dQ I (1.14) Die Notation dA drückt aus, daß wir es zwar mit einer infinitesimalen Größe zu tun haben, aber nicht mit der Änderung einer Zustandsgröße A. Während man (mit der Gastemperatur T als empirische Temperatur) dU(x, T) = ""T &ci au dXj + au BT dT (1.15) schreiben kann, ist eine solche Darstellung dür dA nicht möglich, da es keine Zustandsgröße A(x, T) gibt. Es gibt aber eine Differentialform (eine Differentialform ist eine Formel, die eine infinitesimale Größe dA(x, t) in den Änderungen zu unabhängigen Variablen Xi und T ausdrückt) vom Typ dA = L Ai(x, T)dxj, (1.16) i wobei aus der mechanischen Spezifikation des Systems folgt, was man für Ai(x, T) wählen muß. So gilt für einen Behälter mit Gas - dA = -p(V, T)dV (1.17) und für einen magnetisierten Körper - dA = -M(B, T)dB (1.18) Die Ausdrücke für die Aj(x, T) heißen thermische Zustandsgleichungen, der Ausdruck für U(x, T) heißt auch kalorische Zustandsgleichung. Falls diese Zustandsgleichungen bekannt sind, folgt die Wärmeform dQ aus dem ersten Hauptsatz: Seite 8 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Thennodynamik dQ = L b(x, T)dx + Cx(x, T)dT (1.19) wobei C x die spezifische Wärme bei konstanten Deformationskonstanten ist und die li latente Wärmen genannt werden. Dabei gilt AI Il=8U_ 1 &xi lundl C ~8U>O I 8T (1.20 a,b) X Zur Veranschaulichung betrachten wir diese Beziehungen etwas näher für ein Gas in einem Behälter - dQ = CydT ~ + ~ y=const T wird verändert mit I = p + (~~) T (1.21 a,b) T=const. y wird verändert Wir haben für die partielle Ableitung eine in der Thermodynamik übliche Notation verwendet, in der die bei der Differentiation konstant gehaltene Größe explizit angegeben wird. Falls wir das Gas unter thermischer Isolation expandieren (dQ = 0) ,so ändert sich die Temperatur gemäß I dT=--dV Cy (1.22) Falls wir hingegen den Behälter während der Expansion im dauernden thermischen Kontakt mit einem Wärmebad lassen, d. h. mit einem System mit sehr großem C x , so wird aus dem Wärmebad eine Wärmemenge IdV in das Versuchssystem Gas + Behälter hineinfließen. Als weiteres Beispiel für das Rechnen mit Differentialformen betrachten wir die Erwärmung des Gases bei konstant gehaltenem Druck. Es muß dann gelten: dV = ( 8V) dT+ (8V 'I dp = ( 8V) dT \.8p)T 8T p 8T p (1.23) '------y-----J =0, da p=const. -dQ = CydT + IdV = CydT + I(8V) 8T dT == CpdT (1.24) p mit C p = C y+ 1(8V) 8T Seite 9 (1.25) p Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Thermodynamik Beispiel 1: Ideales einatomiges Gas C v = (au) aT uen =..~NkB T } => pV =NkBT = lNk B V 2 Cp=Cv+I(~) p =Cv+P+ = lNk B + Nk B = ~NkB 2 2 also (1.26) IV 5 C p =Cv+- = -NkBT T 2 Beispiel 2: Wärmestrahlung u = U(V, n = CVT 4 peT) = ~CT4 Cv = } => (~) v = 4CVT3 I=p+(au) =p+CT 4 =4p av T "-v--J cr 4 =3p C p läßt sich nicht definieren, da p nicht von T unabhängig variiert werden kann (Aufheizen bei konstantem Druck nicht möglich). Beispiel 3: Idealer Paramagnet mit Spin 1/2 U = U(B, T) = -BM(B, M(B, T) = n 4~NßhyBtanh[4~ßhyB ] } => Das Analogon von C p wäre hier CM = CB + Seite 10 1(:) .Es gilt aber immer Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik dM = Grundbegriffe der Thermodynamik (aM) dT aB T dB + (aM) aT M (1.27) und damit dM verschwindet, muß gelten, daß dB dT (~)B = -(aM) ffi T ~ (~) (aB) aT M (1.28) = -(aM) ffi T (dies ist das Verhältnis, das zwischen dB und dT entlang 'Kurven' konstanter Magnetisierung gelten muß, was der Definition von (~~) M entspricht). Also ist (1.29) Das Ergebnis C M = 0 bedeutet auch, daß bei Anderung von Bohne Wärmeaustausch die Magnetisierung konstant bleibt. Schließlich deuten wir noch kurz am Beispiel des idealen Gases an, wie durch Integration der Differentialformen die Größen /).A und /).Q errechnet werden können. Betrachte in der 01, T) - Ebene die zwei skizzierten Prozesse zwischen den Zuständen 01 I, TI) und 012, T 2 ): T .---_ _---=-_--01,;".,;"T,) a, b, L----------------+v Figur 1-3 U = U(T) = ~NkBT } pV = Nk B T Seite 11 Obi~eChnUng siehe für das ideale Gas Cv = ~NkB { 1= p Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Thennodynamik Wega: f f p(V, T)dV = a2 =- f NRTldVl - f NRT2dVl =-NRT 2In V2 ~aA = - p(V, T)dV al VI VI V2 VI VI . (l.30a) V I V1 =0 T2 T2 VI V2 ~aQ= CvdT+ IdV= fCvdTl+ f C v dT 2+ fldVl+ fldV2= al+a2 al+a2 TL T2 VI VI f f '--------v----- '-'----y--' =0 =0 (1.30b) (1.30c) Weg b (analog zu Weg a): (1.31a) (1.31b) (1.31c) Wie erwartet, gilt ~b U = ~a U. Die Größen ~A und ~Q sind aber von der gewählten Prozeßführung (also vom gewählten Weg im TV - Diagramm) nicht unabhängig. Seite 12 Der zweite Hauptsatz Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik 2 Der Zweite Hauptsatz 2.1 Kreisprozesse und Maschinen In dem am Ende des letzten Kapitels diskutierten Beispiel kann man auch einen Kreisprozeß durchführen, indem man zuerst den Prozeß a vorwärts und danach den Prozeß b rückwärts durchführt. Am Ende ist das System wieder in seinen Ausgangszustand zurückgekehrt. Folgende Nettoeffekte gelten: 1. Eine Menge Arbeit ,1.A = -,1.aA + ,1.bA = Nk B(T2 - T dln ~~ ist vom System geleistet worden (Vorzeichen beachten!) 2. Eine Menge Wärme ,1.aQ = ~NkB(T 2 - TI) + Nk BT2ln ~~ ist vom System aus der Umwelt aufgenommen worden 3. Eine Menge Wärme ,1.bQ = ~NkB(T2 -TI)+NkBTdn~~ ist vom System an die Umwelt abgegeben worden Die dem System zugeführte Wänne ist also zum Teil in Arbeit umgesetzt worden, ein anderer Teil ist aber als Abwänne wieder in die Umwelt abgeführt worden. Wir definieren jetzt den Wirkungsgrad dieses Kreisprozesses als vom System geleistete Arbeit M 11-- vom System aus der Umwelt aufgenommene Wänne - ,1.aQ (2.1) Für unser obiges Beispiel erhalten wir den etwas unhandlichen Ausdruck (2.2) Der Wirkungsgrad ist immer kleiner als eins, im allgemeinen sehr viel kleiner. Dies könnte aber vielleicht an der ungeschickt gewählten Führung des Seite 13 Der zweite Hauptsatz Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Kreisprozesses liegen. Es ist in der Tat mäglilch, eine effizientere Prozeßführung zu entwerfen, nämlich den Carnot'schen Kreisprozeß. Hierbei führt man die Erwärmung und Abkühlung nicht bei konstantem Volumen, sondern mittels Kompression bzw. Expansion ohne Wärmezufuhr durch. Das System bewegt sich dann entlang der Kurven, dür die dQ = 0 gilt. Diese Kurven heißen Adiabaten. Beispiel: Für ein ideales Gas werden sie bestimmt durch - 3 3 NkBT dQ = CydT + IdV = 2:NkBdT + pdV = 2:NkBdT + "dV = 0 => dY = _;?dT Y 2 T (2.3) Durch Integration auf beiden Seiten erhält man I 3 InT=> dY 3 JdT -=>-nV=J -=Y 2 T 2 I => T = cv-l I ... Adiabatengleichung (2.4) wobei c eine Integrationskonstante ist. Man bildet nun den in Figur 2-1 beschriebenen Kreisprozeß ABCDA, bestehend aus den Isothermen AB/CD und den Adiabaten BC/DA. T B T, ··'D-------..::..c L..---------------~v Figur 2-1 Für die Isothermen erhält man (siehe Kreisprozeß - Rechnung weiter oben) ilQAB = NkBT2ln ~: und ilQCD = NkBT Iln ~~ , also AQCD = _ Tz AQAB TI Aus der Adiabatengleichung folgt Seite 14 (2.5) (2.6) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz (2.7) Mit i1U = i1A + i1Q = 0 ~ ~ i1A = i1QAB+ i1QBC i1QCD + ~ =0, da Adiabate = i1QAB + i1QCD = +i1QDA ~ =0, da Adiabate Tz-Tl Tz i1QAB (2.8) erhält man einen besonders einfachen Ausdruck flir den Wirkungsgrad (2.9) Diesen Ausdruck erhält man nicht nur flir das ideale Gas, sondern beispielsweise auch, wenn man als "Arbeitssubstanz" die Wärmestrahlung nimmt (etwas akademisch, aber vielleicht instruktiv!). Für die Adiabatengleichung findet man dQ = CvdT + IdV = 4CT 3 VdT + jCT 4 dV = 0 ~ T = oder VT 3 = c = const. cv-t (2.10) Entlang der Isothermen erhält man i1QAB = VB Tz VB VB VA Tz VA VA f IdV+ f CvdT= f 4pdV = f jCTidV = jCTicvB - VA) (2.11) '------v------- =0 i1QCD = jCT1(VD - V c) (:!i) Tz 3VD-VC VB-V A (2.12) (2.13) aus den obigen drei Gleichungen erhält man (2.14) Also (2.15) Seite 15 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz Auch das dritte Beispiel, der ideale Paramagnet, führt zum gleichen Ergebnis. Hier sind die Adiabaten die Kurven M = const., also BIT = const. l' ~------------~.B ..................A.r-- c Jr<:-----------------------------------------~v Figur 2-2 Weiters gilt 1= __I_ Ny 2 h 2 B cosh-2 [ 16112 kBT yhB ] 411k BT =~ Il) 1\ T (2.16) Für die Isothermen kann man also sagen ~QAB ~ ) ß J I\ ~ dB = T2 Jg(x)dx BA a BB = ~QCD a = TI Jg(x)d(x) L'>QAB T => - = - -2 L'>QCD TI (2.17) ß was auf dasselbe Ergebnis führt wie oben. Bemerkung 1: Wie wir später sehen werden, folgt das Ergebnis für den Wirkungsgrad der Carnotmaschine aus den statistischen Annahmen, die wir zu Herleitung der Zustandsgleichungen unserer Beispiele herangezogen haben. Insbesondere kommt dabei immer irgendwie die Boltzmannverteilung über die Energien mit ins Spiel. Die hergeleiteten Zustandsgleichungen stimmen aber auch - wenigstens in gewissen Bereichen der Temperatur und der Dichte - mit den tatsächlich gemessenen Zustandsgleichungen überein. Daß diese gemessenen Zustandsgleichungen für die drei "idealen Substanzen" zum selben Wirkungsgrad für mit diesen Substanzen betriebenen Camotmaschinen führen, ist sicher keine triviale Aussage. Bemerkung 2: Falls die Camotmaschine in vorher beschriebenen Sinne betrieben wird, funktioniert sie als ein Kraftwerk: sie setzt Wärme teilweise in Arbeit um. Seite 16 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz Im umgekehrten Sinne betrieben, ist sie eine Wärmepumpe: es wird Arbeit verwendet, um Wärme aus einem kälteren in ein heißeres Wärmebad zu transportieren. Ein Kühlschrank funktioniert etwa nach diesem Prinzip (obwohl nicht mit einem idealen Gas als Arbeitssubstanz; in der Tieftemperaturphysik wird für Kühlzwecke aber sehr wohl mit fast idealen Paramagneten gearbeitet). Auch für die Raurnheizung wäre eine elektrisch betriebene Wärmepumpe viel effizienter als die Erhitzung eines Widerstandes, da: = öA für eine Wärmepumpe gilt: öQ = ÖA T \ für einen Widerstand gilt: öQ T 2- 1 Bei der Annahme von T2 = 295K und Tl = 275K liefert dies einen Verstärkungsfaktor von 14.75. In der Praxis ist der Gewinn etwas niedriger, da Verluste beim Antrieb der Wärmepumpe auftreten und sie nicht quasistatisch (d. h. sehr langsam) betrieben werden kann. Wärmepumpen sind in der Praxis noch nicht großräumig eingesetzt worden, da die Investitions- und Wartungskosten noch zu hoch sind. 2.2 Der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik Wir haben für einige idealisierte Arbeitssubstanzen den gleichen Wirkungsgrad für einen Carnotprozeß gefunden. Könnte man durch geschickte Wahl der Arbeitssubstanz einen noch besseren Wirkungsgrad erreichen? Diese Möglichkeit wird durch den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik ausgeschlossen. Nehmen wir an, es gäbe einen Carnotprozeß zwischen zwei Temperaturen Tl und T2, der mit einem Wirkungsgrad 1111 > 111 eine Wärmemenge Q2 aus dem Bad T 2 in Arbeit wnsetzt.Dabei wird eine Menge (l -11U)Q2 als Abwärme in dem Bad Tl hinterlassen. Jetzt setzen wir zwischen denselben Wärmebädern einen Camotprozeß mit idealer Arbeitssubstanz als Wärmepwnpe ein. Unter Verwendung einer Arbeit gleich (2.18) kann jetzt die Wärmemenge (l-11I1)Q2 wieder hochgepumpt werden. Falls 11 II > 11 I, so gilt auch 1-1111 11n > 111 1 -111 Seite 17 (2.19) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz also ist diese Menge Arbeit kleiner als die im ersten Prozeß gewonnene. Netto haben wir also eine Wärmemenge gleich (2.20) vollständig in Arbeit umgewandelt. Eine Maschine, die so etwas leistet, heißt Perpetuum Mobile zweiter Art. Eine solche Maschine wäre die endgültige Lösung des Energieproblems: sie würde es z. B. erlauben, Energie schlicht dadurch zu gewinnen, daß man an irgendeinem Wärmebad (Fluß, Meerwasser, Außenluft) Wärme entzieht. Nach einer solchen Maschine wurde lange, aber vergebens gesucht. Von Lord Kelvin wurde deshalb vorgeschlagen, deren Nichtexistenz zum Postulat zu erklären: Kelvin - Postulat: Es gibt keine Maschine, die einen Kreisprozeß durchläuft und dabei auf ihre Umgebung keine anderen Effekte hat als den Entzug einer Menge Wärme aus einem Wärmebad und deren vollständigen Umwandlung in Arbeit. Wie wir oben sahen, hat dies sofort zur Folge, daß alle quasistatisch durchlaufenen Carnotprozesse zwischen zwei Temperaturen T 2 und T] denselben Wirkungsgrad haben. Bemerkung: Wir haben den Betrag dieses universellen Wirkungsgrades aus einer Rechnung für ideale Wirksubstanzen hergeleitet. Daraus ergibt sich, daß die Temperaturskala mit den Eigenschaften einer im strengen Sinne nichtexistenten Substanz verknüpft ist. Dies läßt sich aber vermeiden, da aus dem Kelvin Postulat auch folgt, daß der Wirkungsgrad eines Carnotprozesses zwischen zwei Wärmebädern mit empirischen Temperaturen 8 2 und 8] nur eine Funktion dieser beiden Temperaturen ist. Es gilt also Wir können jetzt aber die Abwärme dieses Prozesses nutzen, um einen Carnotprozeß zwischen 8] und einer tieferen Temperatur 83 laufen zu lassen. Falls der kombinierte Prozeß einen Wirkungsgrad hätte, der von demjenigen eines direkt zwischen 8 2 und 8 3 arbeitenden Carnotprozesses verschieden wäre, so hätten wir einen Widerspruch zum Kelvin - Postulat. Seite 18 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz f 21 f 23 f 13 Figur 2-3 Also muß gelten: (2.21) Diese Funktionalgleichung hat als einzige Lösung (s. Übung) (2.22) Die Funktion g(8) heißt absolute Temperatur. Unsere Berechnung des Carnot Wirkungsgrades zeigt, daß sie bis auf eine Konstante mit der idealen Gastemperatur identisch ist. Eine mit dem Kelvin - Postulat äquivalente Aussage ist das Clausius - Postulat: Es gibt keine Maschine, die einen Kreisprozeß durchläuft und dabei auf ihre Umgebung keinen anderen Effekt hat als den Entzug einer Wärmemenge an einem Wärmebad und deren Abgabe an ein Wärmebad höherer Temperatur. Die Äquivalenz dieses Postulats mit dem Kelvin - Postulat ist leicht nachzuweisen: Carnotprozeß kombiniert mit einer von Clausius verneinten Maschine ergeben ein Perpetuum Mobile zweiter Art und umgekehrt. Auch läßt sich leicht zeigen, daß ein Gegenbeispiel für das Clausius - Postulat konstruiert werden kann, falls es einen Carnotprozeß mit einem Wirkungsgrad abweichend von demjenigen für eine ideale Arbeitssubstanz gibt. Seite 19 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz Andererseits enthalten sowohl das Kelvin- wie auch das Clausius - Postulat nicht nur Aussagen über quasistatische Prozesse. Da jeder quasistatische Prozeß auch rückwärts durchlaufen werden kann, folgt z. B. aus dem Clausius - Postulat, daß es keinen quasistatischen Kreisprozeß gibt, der nur Wärme von einer höheren zu einer niedrigeren Temperatur transportiert. Ein nicht quasistatischer Prozeß dieses Typs läßt sich aber leicht konstruieren: man braucht nur ein Wärmeleck zwischen den beiden Wärmebädem anzubringen. Das Wärmeleck selbst ist dabei nicht im Gleichgewicht, es besitzt z. B. keine homogene Temperatur. Genauso ist auch die Umsetzung von Arbeit und Wärme durchaus möglich, z. B. durch Rühren in einer Flüssigkeit oder in einem Gas. Das Kelvin- bzw. Clausius - Postulat beinhaltet, daß solche natürlich verlaufenden Prozesse nicht wieder rückgängig gemacht werden können (ohne weitere Effekte auf die Umwelt). Diese Grundidee war für Caratheodory Anlaß ein Postulat aufzustellen, von dem gezeigt werden kann, daß es dem Kelvin- bzw. Clausius - Postulat äquivalent ist: Caratheodory-Postulat: in der Nähe jedes Gleichgewichtszustandes (x, 8) eines Systems gibt es andere Gleichgewichtszustände, die aus (x,8) nicht durch adiabatische Prozesse erreicht werden können. Dabei verstehen wir unter einem adiabatischen Prozeß einen solchen, der unter Aufrechterhaltung der Wärmeisolation des Systems durchgeführt wird. Wärmezufuhr durch mechanische Einwirkung ist aber gestattet. Eine nähere Analyse zeigt, daß man die Gleichgewichtszustände dann mittels einer Zustandsfunktion L (x, 8), die empirische Entropie (Durchmischungsgrad), so ordnen kann, daß gilt (Xl, 8 1) adiabatisch erreichbar aus (x2,8 2) dann und nur dann, falls L(Xl,8 l ) ~ L(X2,8Ü Wir werden im nächsten Abschnitt eine metrische Entropie S(x,8) mit genau dieser Eigenschaft konstruieren, aber ohne Verwendung des Caratheodory Postulats. Die Schritte, die von diesem Postulat zur Existenz der empirischen und von dort zur metrischen Entropie führen, sind zwar mathematisch raffiniert, aber physikalisch eher weniger relevant. Aus dem Vorhergehenden folgt, daß auf jeden Fall adiabatische Kurven, d. h. solche entlang welchen dQ = 0 gilt, auf Flächen gleicher Entropie L (x, 8) = const.liegen müssen. Für Systeme mit nur einer Deformationskoordinate ist die eine Trivialität, für Syteme mit mehreren Deformationskoordinaten ist es aber mathematisch durchaus nicht selbstverständlich, daß sämtliche durch einen Punkt (x, 8) gehende adiabatische Kurven eine (Hyper-) Fläche definieren. Fazit: Wir sind in diesem Abschnitt einer Reihe von mathematisch äquivalenten Aussagen begegnet: 1. Das Kelvin - Postulat 2. Das Clausius - Postulat Seite 20 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz 3. Die Aussage: "Alle Carnot - Prozesse zwischen zwei Wärmebädern T 2 und T I haben den gleichen Wirkungsgrad; sonstige Kreisprozesse zwischen denselben Wärmebädern haben einen niedrigeren Wirkungsgrad." 4. Das Caratheodory - Postulat 5. Die Aussage: "Es gibt eine Zustandsfunktion - die empirische Entropie -, die bei adiabatischen Prozessen nicht kleiner wird. Jede dieser Aussagen könnte als der Zweite Hauptsatz bezeichnet werden und für jede gibt es wohl mindestens ein Lehrbuch, worin dieses auch tatsächlich geschieht. Wir werden im nächsten Abschnitt noch eine weitere äquivalente Aussage kennenlernen (die Existenz der metrischen Entropie) und diese als den Zweiten Hauptsatz bezeichnen. Dies ist aber eine reine Bequemlichkeitssache, da physikalisch die verschiedenen Aussagen alle äquivalent sind: alle bringen zum Ausdruck, daß es in der makroskopischen Welt gewisse 'spontan' verlaufende Prozesse gibt, die sich nicht ohne weiteres rückläufig machen lassen. 2.3 Die metrische Entropie Im vorherigen Abschnitt haben wir für den Carnotprozeß gefunden, daß i1QAB i1QCD --=- T2 (2.23) TI Diese Beziehung läßt sich auch als da Integral über die Diffentialform schreiben: - dQ l'1 T = (2.24) 0 mr Carnotprozesse Diese Beziehung läßt sich aber auf beliebige Kreisprozesse verallgemeinern. T A 0 c, B T, ... .-------r"___+-----,. c L.-------------~v Figur 2-4 So muß im gezeichneten Prozeß gelten: Seite 21 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz (2.25) da der Prozeß als 'Summe' der Camotprozesse AGEFA und GBCDG aufzufassen ist. Ein beliebiger Kreisprozeß kann beliebig genau durch Polygone aus Adiabaten und Isothermen angenähert werden. Für jede solche Polygonnäherung gilt fdQ/T = 0 und die Differenz mit dem richtigen Kreisintegral soll mit der Maschenweite der Näherung nach Null streben. Es muß also gelten: - 1di = 0 :für jeden quasistatischen Kreisprozeß (2.26) Dies bedeutet aner auch (vgl. mit der Diskussion des 1. Hauptsatzes auf S. 11), daß gelten muß: cl; Das Wegintegral W hängt nur von den Endpunkten ab, nicht aber vom gewäWten Weg im Zustandsraum. Das Integral kann also dazu verwendet werden, eine Zustandsfunktion Sex, T) mittels dQ x,T f T == S(x,T) (2.27) xo,T o zu defineren. Diese Funktion S, die noch vom Bezugspunkt (xo, T 0) abhängt, heißt metrische Entropie. Wir werden die metrische Entropie im weiteren schlicht 'Entropie' nennen, da empirische Entropien in der Vorlesung weiter keine Rolle spielen. Obige Beziehung läßt sich auch in differentieller Form als - dQ =TdS (2.28) schreiben. Der 1. Hauptsatz kann nun in der Form - dU=dA+TdS oder (mit dA = l:j Ajdxj) in der Form Seite 22 (2.29) Der zweite Hauptsatz Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik (2.30a) dU(x, T) = TdS(x, T) + L Ai(x, T)dxi i I A oder dS(x, T) = TdU(x, T) - ~ TI dXi (2.30b) geschrieben werden. Aus letzterer Gleichung geht hervor, daß man sämtliche Zustandsgleichungen aus der Funktion S = Sex, U) herleiten kann, da gilt: as) (axj Ai(x,U)=-T - v J' x (as) au und -I = T (2.3 Ia,b) x Die Inversion der letzten Beziehung liefert die kalorische Zustandsgleichung U = U(x, T), Substitution dieses Ausdrucks in den ersten Gleichungen liefert die thermische Zustandsgleichungen Ai = Aj(x, T). Die Beziehung S = Sex, U) heißt deshalb 'Fundamentale Zustandsgleichung', sex, U) heißt 'thermodynamisches Potential' (Achtung: gilt nur, wenn S in Termen von U und x ausgedrückt ist!). Wir diskutieren diese Zusammenhänge wieder an unseren Beispielen: Beispiel 1: Das ideale Gas 3 dT k S(V,T)= 2:Nks"T+N S(V, T) - S(V 0, To) = f[ 3 NkBT} dQ = CvdT + IdV = 2:NksdT + "dV dQ => S(V, T) = fT v=~ kB dVJ Sv + In..Y..J = Nks[I2 In.I. Ta Va S(U, V) - S(Uo, Vo) = + In..Y..J = Nks[I2 In..!:L Va Va Hieraus folgt wieder: 1.=(os) T oU also =(2.-) oU V =INkBund'p'=_Ai=(as) =(as) :=NkB 2 U T T Oxj Xj,U av U V u:= 1NksT { pV:=2 kaT (2.32) Beispiel 2: Wärmestrahlung dQ = CvdT + IdV S(V, T) = - } fdi woraus wiederum folgt: Seite 23 => V=CT4V { S(V, T) = ~C 3V mi.t S(V, T = 0) I S(U, V) = ~(CU3V)4 =0 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz Beispiel 3: Der ideale Paramagnet dQ=_B(aM) dT-B(aM) dB aT aBT B Die Berechnung von S aus der Differentialform ist recht mühsam; wir werden sie später mit Hilfe der statistischen Mechanik direkt berechnen. Zum Schluß dieses Abschnitts bemerken wir noch, daß man aus der Darstellung in den Koordinaten T und S den Wirkungsgrad irgendeines Kreisprozesses sofort bestimmen kann. In diesen Koordinaten wird die geleistete Arbeit durch die umfaßte orientierte Oberfläche dargestellt (ein Camotprozeß wäre in diesen Koordinaten ein Rechteck). T T2 • • • • . • • • • • r----~........::-----___, e f TI I- ~........::; ___J b ~----=-----------=-----~s Figur 2-5 Für den skizzierten Prozeß gilt: ~oA=a ~oQ = a+ b+e+f Abwärme= b + e + f 11 0 Seite 24 a = a+b+e+f (2.34a) (2.34b) (2.34c) (2.34d) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz für den 'umgeschriebenen' Carnotprozeß gilt: (2.35a) (2.35b) M=a+c+d+e+f ~Q = a+ b+c+d+e+f Wie man leicht nachprüfen kann, gilt 1 a+c+d a+c+d+e+f T 2 -T I 11 0 = a + b + e + f < a + b + c + d + e + f < a + b + c + d + e + f = 11 = T 2 = 11 Carnot (2.36) In Worten: Der Camotprozeß hat immer einen höheren Wirkungsgrad als ein willkürlicher anderer Kreisprozeß, der zwischen denselben extremen Temperaturen abläuft. Mit Diagrammen dieser Art sieht man auch sofort, wie die Existenz von adiabatischen Prozessen mit ~S < 0 (wie DA in der Figur) zu einem Perpetuum Mobile zweiter Art führt. B A a c D :-----<l~-----' C b "'--------------------,» S Figur 2-6 Der Kreisprozeß DABCD mit DA nicht quasistatisch und den Rest quasistatisch durchlaufen hat ~Q=a+b+c} => - -a+c- > a Abwärme = b 11 - a+b+c a+b - 11 Camot Seite 25 (2.38) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz Wir hätten also einen Kreisprozeß mit dem Wirkungsgrad größer als der Carnot'sche und das Perpetuum Mobile wird konstruiert wie auf Seite 18 skizziert. 2.4 Systeme in Kontakt; Gleichgewichtsbedingungen Eine von Clausius stammende Formulierung der zwei Hauptsätze der Thermodynamik lautet: "Die Energie der Welt ist konstant; die Entropie der Welt strebt einem Maximum zu. " Wir werden uns - zur Vermeidung kosmologischer und theologischer Fragen nicht mit der Welt als Ganzes, sondern mit einem vom Rast der Welt isolierten Systemen beschäftigen. Weiters soll man beachten, daß die Größe Entropie nur für Gleichgewichtszustände definiert worden ist; eine Erweiterung auf willkürliche Nichtgleichgewichtszustände ist bisher noch nicht gelungen und wahrscheinlich auch nicht möglich. Es ist aber möglich, mit der bis jetzt entwickelten Theorie Vorgänge des nachfolgenden Typs zu analysieren: Zur Zeit t = 0 seien zwei voneinander und von der Umwelt isolierte Systeme jedes für sich im Gleichgewicht. Ab t = 0 wird dann thermischer und ev. mechanischer Kontakt zwischen den Systemen hergestellt, bis sie auch miteinander ins Gleichgewicht gelangt sind. Bei dieser Vorgangsweise haben Anfangs- und Endpunkt eine wohldefinierte Entropie und man kann die beiden miteinander vergleichen. Wir werden diese Analyse an einem speziellen System vorführen, nämlich an zwei durch eine adiabatische (d. h. für Wärme undurchlässige) Wand getrennte Behälter mit Gas. Figur 2-7 Zur Zeit t = 0 ist jede Gasmenge für sich im Gleichgewicht, die Parameter sind wie in der Skizze angegeben. Ab t = 0 wird die Trennwand wärmedurchlässig Seite 26 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz gemacht. Im endgültigen Gleichgewichtszustand ist eine Menge Wärme gleich Ll1 U durch die Trennwand geflossen. Vor dem Kontakt gilt S = Sl(U 1, V 1) + S2(U2, V2, wobei SI und S2 noch verschieden sein können (die Gase brauchen nicht identisch zu sein). Im Endzustand gilt (2.39) Der Wert von Ll1U ist durch die Gleichgewichtsbedingung Tl gilt: = T2 gegeben, also (2.40) Dies bedeutet aber zugleich (2.41) Aus allen 'denkbaren' Zuständen - hier: Werten von LlU - wird also derjenige realisiert, der die Entropie stationär macht. Um zu zeigen, daß S tatsächlich ein Maximum erreicht, bilden wir (2.42) Seide Summanden sind wegen (2.43) negativ definit (sowohl T, als auch Cv sind definitionsgemäß immer positive Größen). Wir machen jetzt die Trennwand auch noch beweglich. Es wird sich ein neuer Gleichgewichtszustand einstellen, wobei Änderungen Ll2U der Energie und LlV des Volumens der Teilsysteme auftreten (Ll2 U *" Ll1 U wegen der latenten Wärme). Die Gleichgewichtsbedingungen sind jetzt: Gleichheit von Temperatur und Druck der beiden Teilsysteme. Seite 27 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz Figur 2-8 Wegen (OSi) au und 1 y_ (aSav (2.44) = Ti 1) = Pi (i = 1,2) Vi Ti (2.45) bedeutet dies wieder, daß die Entropie stationär sein soll. Beim zweiten Schritt muß aber die Entropie zugenommen haben. Nachdem der Wärmekontakt hergestellt worden ist, ist das Ganze zu einem einzigen thermodynamischen System mit zwei Deformationskoordinaten - V 1 und V 2 - geworden. Dessen Entropie kann bei adiabatischen Prozessen nur zunehmen! Da dies für jeden Anfangszustand mit vorgegebenen Werten von U = U 1 + U 2 und V = VI + V 2 zutrifft, ist es klar, daß der durch (2.45) bestimmte stationäre Punkt tatsächlich ein Maximum ist. Dies beinhaltet auch, daß die Matrix der zweiten Ableitungen der Teilentropien a2 Sj a2 Sj au 2 auav 02 i -- a2 sj (2.46) auav av 2 negativ (semi-) definit sein soll. Bemerkung: Bisher wurde dies nur für die Summe der beiden Teilentropien gezeigt. Durch Betrachten von Gleichgewichten mit verschiedenen Gasmengen rechts und links der Trennwand läßt sich diese Eigenschaft auch leicht für jedes Teilsystem getrennt nachweisen. Seite 28 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz Die Konkavität der Entropie als Funktion seiner Variablen hängt mit der Stabilität des Gleichgewichtszustandes zusammen. Da immer gilt S(axi + (1- a)x2, aU I + (1 - a)U2) ;::: aS(xI, U I) + (1- a)S(x2, U 2), 0 < a < 1 (2.47) kann für ein System nicht dadurch Entropie gewinnen, daß es sich spontan in Teilbereiche mit verschiedenen Werten der Koordinaten aufteilt. Dies würde auch heißen, daß gewisse Schwankunken von Koordinaten und Temperaturen spontan anwachsen würden. Bei dieser Interpretation haben wir stillschweigend angenommen, daß die Koordinaten der Größe des Systems proportional sind. Solche Koordinaten (wie U, V oder Teilchenzahl N) heißen extensiv. Von der Systemgröße unabhängige Koordinaten (wie p, T oder B) heißen intensiv. Falls gewisse Koordinaten intensiv sind, bleiben sowohl die Konkavität der Entropie, als auch die Interpretation als Stabilitätseigenschaft gültig; die Formulierung der letzteren wird aber etwas komplizierter. s L...- ~ XI ~ X X2 Figur 2-9 2.5 Teilchenaustausch, chemische Potentiale und der Dritte Hauptsatz Bisher haben wir die Teilchenzahl eines Systems immer als eine Konstante angesehen. Bei der im vorhergehenden Abschnitt diskutierten Versuchsanordnung könnte man aber auch die Trennwand entweder für alle Teilchen oder nur für Teilchen einer gewissen Sorte durchlässig machen. Um dann die Gleichgewichtsbedingungen aufstellen zu können, muß man die Entropie als Seite 29 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz Funktion von U, V und die Teilchenzahl der im System vorhandenen Spezies kennen. Falls wir weiters die chemischen Potentiale (2.48) einführen, so lauten die zusätzlichen Gleichgewichtsbedingungen /l~l) (2.49) = /l~2) für alle i Dabei können sich die Indizes (1) und (2) sowohl auf verschiedene Teilsysteme, als auch auf unterschiedliche Phasen beziehen. Die experimentelle Bestimmung von S(U, V, {Nd) kann im Prinzip durch Messung der Produktion von Arbeit und Wärme bei Mischung von Substanzen, chemischen Reaktionen und Phasenumwandlungen erfolgen. Dabei muß darauf geachtet werden, daß diese Prozesse quasistatisch druchgeführt werden. Vor allem bei chemischen Reaktionen erfordert dies das Vorhandensein der berühmten 'semipermeablen Membrane', die nur für gewisse Arten von Teilchen durchlässig sind (Becker: Theorie der Wärme, §17). In der Praxis läßt sich dieses Verfahren aber umgehen und zwar wegen der Gültigkeit des Dritten Hauptsatzes: Der Grenzwert für T ~ 0+ der Entropie eines Systems existiert und ist unabhängig von den Deformationskoordinaten. Wegen der Beziehungen (_as) au = 1 und (_a2_s), = __l_ x \aU 2 T x (2.50a,b) T2 Cx ° braucht man zur Bestimmung von S(U, x) 'nur' C x bis zu T = zu messen und aufzuintegrieren. Der Dritte Hauptsatz wurde von Nernst als Generalisierung von Beobachtungen vorgeschlagen. Die obige Formulierung stammt von Planck. Der dritte Hautpsatz ist erfüllt für Wärmestrahlung und für den idealen Paramagneten, wo wir zeigen konnten, daß S nur von M abhängt. Für T ~ 0+ gilt weiters, daß M seinen Sättigungswert 4h1tNy erreicht und zwar unabhängig von B. Das Verhalten im Punkt B = 0, T = ist allerdings für dieses Modell nicht richtig. Für das ideale Gas ist der Dritte Hautpsatz wegen des Terms NkBln V nicht erfüllt. Wir schließen deshalb, daß das Ideale-Gasgesetz nicht für beliebig niedrige Temperaturen gültig bleiben kann. Auch die Erfahrung zeigt, daß alle Gase bei genügend niedriger Temperatur T flüssig oder fest werden. Der Dritte Hauptsatz hat einige wichtige Konsequenzen: ° Seite 30 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Der zweite Hauptsatz 1. Das Verschwinden der spezifischen Wärmenfür T ~ 0+. Wegen TC Sex, T) = f TXdT + sex, ° (2.51 ) o muß das Integral für T ~ 0+ gegen Null gehen, was nur der Fall ist, wenn (2.52) 2. Das Verschwinden des latenten Wärmenfür T TdS ~ 0+. Wegen = CxdT + L ljdxj (2.53) i und der Unabhängigkeit von S von den Xi muß gelten: · I/x, T) 0 11m = T~O+ T (2.54) 3. Die Unerreichbarkeit des absoluten Nullpunktes. Die Ebene T = 0 ist eine Adiabatenfläche, der man üblicherweise den Wert Sex, T) = 0 zuteilt. Wegen C x > 0 gilt dann für alle sonstigen Werte von x und T, daß Sex, T) > O. Die Abkühlung auf eine Temperatur T 0 geht im Prinzip auf drei Weisen: (a) durch Wärmekontakt mit einem Wärmebad mit einer Temperatur T ~ T o. Für T 0 = 0 steht dies nicht zur Verfügung. (b) durch quasistatische adiabatische Änderung von Deformationskoordinaten. Dazu muß man sich aber auf einer Adiabatenfläche befinden, die auch Punkte der angestrebten Temperatur enthält, was nach unseren obigen Überlegungen für S = 0 nicht vorkonunt. (c) durch nicht-quasistatische adiabatische Prozesse. Dabei kann die Entropie aber nur zunehmen (2. Hauptsatz). Dies führt also noch weniger zum Ziel als die Alternative (b). Fazit: T = 0 ist überhaupt nicht erreichbar! Man kann sich leicht klarmachen, wie man durch Abwechslung von adiabatischen und isothermen Prozessen dem Nullpunkt wohl inuner näher konunen kann, ihn aber nie erreicht. Das inuner 'flacher' werden der Adiabaten entspricht dem nach Null Gehen der Ableitungen aS/8xj. In Figur 2-10 kann man sehen, daß der absolute Nullpunkt nicht in endlich vielen Schritten erreichbar ist. Seite 31 Der zweite Hauptsatz Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik ~-------------~ T Figur 2-10 Bemerkunf!: Der Dritte Hauptsatz ist ohne weiteres nur für Gleichgewichtszustände gültig. Vor allem bei niedrigen Temperaturen dauert es oft sehr lange, bis ein System das Gleichgewicht erreicht. So ist bei normalen Temperaturen und Drucken z.B. Graphit die thermodynamisch stabilere Phase des Kohlenstoffes, aber Diamanten haben trotzdem ein beachtliches Maß an Stabilität. Auch für langlebige Nichtgleichgewichtszustände (metastabile Zustände) läßt sich eine Entropie definieren. Oft geht auch diese Entropie für T ~ 0+ gegen Null, z. B. für Diamant, gelegentlich aber auch nicht: Gläser z. B. besitzen immer eine sog. Restentropie. Wir werden uns nicht mit der Kasuistik der Erweiterungen des 3. Hauptsatzes beschäftigen; die Lage wird sowieso aus der statistischen Erklärung dieses Satzes klar. Bei den Anwendungen des 3. Hauptsatzes ist man weiters auch nie sicher, ob man in der Temperatur wirklich genügend tief heruntergegangen ist und nicht z. B. einen Phasenübergang bei sehr niedriger Temperatur übersehen hat. Auch hier muß man meistens eine mikroskopische Theorie zur Beruhigung heranziehen. Der 3. Hauptsatz ist also für die Praxis nicht immer so zuverlässig wie die restlichen Prinzipien der makroskopischen Thermodynamik. Seite 32 Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik 3 Thermodynamische Thermodynamik Potentiale I Anwendungen der 3.1 Thermodynamische Potentiale und Legendretransformationen Wir haben auf Seite 23 gesehen, daß sämtliche Zustandsgleichungen eines Systems aus der Funktion S(U, V, {Nj}) hergeleitet werden können. In der Differentialbeziehung (3.1) treten weiters auch die intensiven Variablen T, p und {I..lj} auf. Gelegentlich ist es bequemer, statt einigen der extensiven Variablen U, V, {Nd die korrespondierenden intensiven Variablen als Koordinaten des Systems zu wählen. Das dazu geeignete mathematische Verfahren ist die Legendre - Transformation. In der klassischen Mechanik wird eine solche Transformation beim Übergang L(~,qj) ~ H(~,pj) benutzt. Wir betrachten nun eine konvexe Funktion y = f(x). Es gibt genau einen Punkt, wo die Ableitung f/(x) den Wert f/(x) = p annimmt. Wir bezeichnen diesen Punkt mit x = x(p) und definieren danach eine Funktion g(P) durch g(p) = px - fex) mit x = x(P) bestimmt durch :~ = p Dies ist also der Abstand zwischen der Kurve fex) und der Geraden y = px. Seite 33 Thermodynamische Potentiale I Anwendungen der Thermodynamik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik f ~ f(x.) ~ ~.- ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ "-----~----'--------~x x(p) Figur 3-1 Für das Differential von g(p) gilt df dg =xdp+pdx- -dx= xdp dx ~ dg - =x dp (3.2) 2 2 d = dx =...E. [d ]-1 = [d-f]-1 und damit auch ~ dp 2 dp dx dx 2 (3.3) Die Funktionen fex) und g(p) legen einander also eindeutig fest und weiters ist mit f(x)auch g(p) eine konvexe Funktion. fex) und g(P) sind gegenseitig durch Legendre - Transformationen verknüpft. Bei der Anwendung auf die Thermodynamik betrachten wir U(S, V, {Nj}) als die Ausgangsgröße: dU = TdS - pdV + L /ljdNj (3.4) j Statt dessen wollen wir jetzt T als unabhängige Variable betrachten. Dazu bilden wir I F=U-TS I Für das Differential gilt Seite 34 (die Freie Energie) (3.5) Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik dF = -dU - TdS - SdT oder (3.6a) (3.6b) dF = -SdT -pdV +L /-!jdNj '-----v-' '-----v-' (1) (2) j '--v-' (3) woraus hervorgeht, daß F als Funktion F = F(V, T, {Nj}) zu betrachten ist. Aus dieser Funktion sind wieder sämtliche Zustandsgleichungen herleitbar: s = -(~~) V,{N • T j }' • P= , -(~~) T,{N ... aus (1) aus (2) j }' 't j.lj ~ C:J T,V{N}" J (3.7a-c) I;t::J aus' (3) Weiters gilt das für Legendre-Transformierte charakteristische Paar von Beziehungen (das Vorzeichen in F ist nicht-kanonisch!). (3.8a,b) Eine weitere Legendre - Transformierte von U entsteht durch Ersetzen von V durch p als unabhängige Variable: H = U + pV (die Enthalpie) (3.9) wofür gilt dH = dU +pdV + Vdp oder dH = TdS + Vdp + L /-!jdNj (3.10a) (3.10b) j Die Enthalpie H ist ein thermodynamisches Potential, falls es m der Form H = H(S, p{Nj}) geschrieben wird. Es gilt (3.11a,b) Schließlich kann man sowohl S als auch V zugunsten von T und p eliminieren und erhält Seite 35 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik G = U - TS + pV = F + pV = H - TS mit Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik (Freie Enthalpie) (3.12) (3.13) Die freie Enthalpie G ist ein thermodynamisches Potential, falls es in der Form G = G(T, p, {Nj}) geschrieben wird. 3.1.1 Extremaleigenschaflen von Fund G Auf Seite 27 haben wir gefunden, daß für ein isoliertes System die Entropie S immer den maximal erreichbaren Wert annimmt. Wir betrachten jetzt ein System mit festem Volumen, das auf konstanter Temperatur gehalten wird. Man kann sich dies so realisiert denken, als daß das System im thermischen Kontakt mit einem Wärme bad (ein System mit sehr großer Wärmekapazität) steht. Bad T Figur 3-2 Das Gesamtsystem (System + Bad) soll wieder thermisch isoliert sein, also muß gelten (mit Indizes Sund B für System und Bad respektive) Stot = Ss + SB maximal (3.14) Da die Deformationskoordinaten des Systems festgehalten werden, gilt für den Wärmeübertrag an das Bad ilSB = ilQB = _ ilUs T T Also gilt bis auf eine Konstante, daß Seite 36 (3.15) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Stot Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik = Ss -Us - (3.16) T Da T bei dem Ganzen als Konstante zu behandeln ist, ist die Bedingung Stot maximal gleichbedeutend mit -TS tot = Us - TSs = Fs minimal (3.17) Also: ein System im Kontakt mit einem Wärmebad versucht seine freie Energie F zu minimieren. Betrachten wir jetzt ein System mit frei beweglichem Stempel. ISystemE Bad T Figur 3-3 Dieses System kann mit dem Bad sowohl Wärme austauschen, als auch mechanisch mit ihm wechselwirken. Dabei sei das Bad so groß, daß der von ihm ausgeübte Druck nicht spürbar vom Volumen des Systems abhängt. Die dem Bad übertragene Wärme ist jetzt (3.18) und es gilt wegen der Konstanz von T und p während des Austausches also Stot = Ss - Us+pV s T + const. (3.19) Die Maximalität von Stot korrespondiert nun also mit der Minimalität der freien Enthalpie des Systems: - TS tot Seite 37 = Us + pV s - TS s = Gs minimal (3.20) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Thennodynamische Potentiale / Anwendungen der Thennodynamik Die Größen F, Hund G sind besonders bequem bei der Diskussion von Prozessen, wo T, p oder beide konstant gehalten werden. So gilt für die vom System geleistete Arbeit bei konstanter Temperatur T und Tei1chenzahl Nj: A= v2 V2 VI VI f p(V,T)dV= f dF=F(V2,T)-F(Vi,T) (3.21) F ist also derjenige Anteil der inneren Energie, der über isotherme Prozesse in Arbeit umgewandelt werden kann (daher auch die Bezeichnung 'freie Energie'). Die Enthalpie und die freie Enthalpie sind besonder bei Phasenumwandlungen und chemischen Reaktionen wichtig, da diese oft in Experimenten mit gleichbleibendem Druck untersucht werden. 3.2 Anwendungen und Beispiele Aus den Differentialausdrücken für die verschiedenen thermodynamischen Potentiale kann man nützliche Beziehungen zwischen den Ableitungen thermodynamischer Größen herleiten. Alle diese sog. Maxwellbeziehungen folgen letztendlich aus der Identität (3.22) So folgt z.B. aus dF = -SdT - pdV + ~j I-ljdNj (3.24) und aus dem entsprechenden Ausdruck für dG folgt z. B. (3.25) Eine andere nützliche Beziehung folgt aus der Extensivität von sowohl S als auch seiner natürlichen Variablen U, V und {Nj} : S(AU,AV, {ANj}) = AS(U, V, {Nj}) Differentation nach A (und dann A= 1 setzen) liefert: Seite 38 (3.26) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik S = as au u+ as av '-.r-' Thennodynamische Potentiale / Anwendungen der Thennodynamik V +L (3.27a) j '-.r-' 1 P T T vgl. die Seiten 28 und 30 oder U - TS + PV - L JljNj = 0 (3.27b) j d. h. mit der Definition der freien Enthalpie Gibbs-Duhem Gleichung (3.28) Insbesondere gilt für ein einkomponentiges System G=NJl oder dG = NdJl + JldN (3.29a) (3.29b) Wegen dG = -SdT + Vdp + JldN gilt auch dG = NdJl + JldN } dG = -SdT + Vdp + JldN => NdJl = -SdT + Vdp (3.30a) oder (3.30b) Für ein einkomponentiges System ist Jl also keine neue unabhängige Variable, sondern lediglich eine Funktion der anderen beiden intensiven Variablen p und T: Jl= Jl(p,T) (3.31) Statt p und T wählt man gelegentlich auch Jl und T als unabhängige Variablen, p wird dann eine abhängige Variable p = p(Jl, T) Beispiel!: Das ideale Gas S(U, V, N) = ~Nksln ~o + Nksln ~ (vgl. mit Seite 23) Seite 39 (3.32) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Thennodynamische Potentiale / Anwendungen der Thennodynamik Dabei sind U 0 und Y 0 im Prinzip frei wählbar, wir müssen jedoch die Extensivität gewährleisten. Eine bequeme Wahl ist (3.33) Dabei heißt a die Entropiekonstante, welche (vgl. mit dem 3. Hauptsatz) im wesentlichen vom Verhalten des Gases im Bereich, wo das Ideale-Gasgesetz nicht zutrifft, bestimmt. Für die freie Energie erhält man F = U - TS = ~NkBT- ~NkBTlnT -NkBTln~ -NTa (3.34) Hieraus folgt für das chemische Potential J.l = (;~) T,V = ~kBT - ~kBTln T +kBTln ~ + kBT - aT = = ~kBT + kBTlnn- ~kBTlnT -aT (3.35) wobei n = NN die Dichte des Gases ist. Dieser Ausdruck wäre auch über J.l = - T(8S/8N)u,v zu erhalten gewesen. Für die Enthalpie des idealen Gases erhalten wir (3.36) und für die freie Enthalpie G = F +pY = F +NkBT = ~NkBT - ~NkBTlnT +NkBTlnn-NTa = Na (3.37) womit auch die Gibbs-Duhem Beziehung erfüllt ist. Beispiel 2: Hohlraumstrahlung 1 S(U, Y) = U=CT 4y P = CT4 t ~(CU3y)± F = U - TS = CT 4y - ~T(CU3y);; = )-..... -- 1 = CT 4y - ~T(C4T12y4);; = -t CT4y H=U+py=~CT4y G=F+pY=O !!! (3.38a-c) Da N nicht als Variable vorkommt, ist das chemische Potential nicht definiert. Über die Gibbs-Duhem Gleichung würde man aber zum Wert J.l = 0 geraten. In Seite 40 OCW Open Courseware Denise Rudel ÖH Shop-Referentin Julia Sageder ÖH Vorsitz-Team Susi Aichinger ÖH Vorsitz-Team Liebe Kollegin, lieber Kollege! Vor dir siehst du ein Skript des Open Courseware Projekts der ÖH Linz, welches allen Studierenden und Interessierten frei und kostenlos zur Verfügung steht. Das OCW- Projekt der ÖH Linz Im Jahr 2007 haben der Vorsitz der österreichischen HochschülerInnenschaft Linz und das Referat für Skripten, Lernbehelfe und OCW mit der Umsetzung von Open Courseware an der Johannes Kepler Universität begonnen. Alle Skripten sollten den Studierenden und Interessierten kostenlos zugänglich sein, zudem sollten die Unterlagen frei verändert und vervielfältigt werden dürfen um die Qualität und Aktualität der Unterlagen zu verbessern. Zu diesem Zweck wurden alle Unterlagen, deren Lizenz bei der ÖH liegt, digitalisiert, mit einer Struktur und Suchfunktion versehen und über eine Homepage allen InternetnutzerInnen zugänglich gemacht. Darüber hinaus wurde den Lehrenden an der JKU die Möglichkeit gegeben jederzeit Verbesserungen und Ergänzungen bei den Unterlagen vorzunehmen. Lizenz Um die freie Verbreitung rechtlich zu gewährleisten steht dieses Werk unter einer Creative Commons Lizenz 3.0 Österreich. Du darfst das Werk vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen sowie Bearbeitungen des Werkes anfertigen. Jedoch musst du dich dabei an gewisse Bedingungen halten: • Du musst den Namen der/des Autorin/Autors / Rechteinhabers/Rechteinhaberin in der von ihm festgelegten Weise nennen. • Das Werk darf nicht kommerziell genutzt werden. • Die Weitergabe ist nur unter gleichen Bedingungen erlaubt, also unter der gleichen Lizenz. Weitere und genauere Informationen über Creative Commons findest du unter http://www.creativecommons.at. Solltest du noch weitere Fragen zum OCW Projekt haben, oder dich beteiligen wollen, erreichst du uns unter [email protected] oder +43 732 2468 8535. Wir wünschen dir viel Spaß mit den OCW Skripten und viel Erfolg bei deinen Kursen! Das Open Courseware Projekt der ÖH an der JKU Linz | Altenbergerstr. 69 | 4040 Linz Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik der Tat werden wir später die Wärmestrahlung als ein Gas von Photonen mit chemischem Potential fl = 0 beschreiben: die mittlere Photonenzahl wird nur von der Temperatur bestimmt und nicht von irgendeinem unabhängig einstellbaren 'Photonenreservoir' . 3. Beispiel: Der ideale Paramagnet Die obigen Betrachtungen sind zugeschnitten auf ein System mit dem Volumen V als eine der Deformationskoordinaten. Für ein magnetisches System korrespondiert aber mit dem Übergang Energie - Enthalpie ein Übergang von B auf M als unabhängige Variable. Die Legendre-Transformation lautet für diesen Fall: U(M, T) = U +MB (3.39) Für einen idealen Paramagneten führt dies zu I U= 0 I(vgl. auch mit der Bemerkung auf Seite 7). Bemerkung: In den letzten zweI Beispielen sind wir uneigentlichen Legendre-Transformationen begegnet. So ist für Hohlraumstrahlung die Funktion F = F(T, V) in V nicht echt konvex, sondern linear und die auf Seite 34 skizzierte Konstruktion (Figur 3-1) kann überhaupt nicht durchgeführt werden. Auch das ideal paramagnetische System ist - wie man sieht - pathologisch, falls man (was wir bisher immer vermieden haben) die Energie U in den natürlichen Variablen Sund Bausdrückt. Wie auf Seite 16 gezeigt, ist M eine Funktion von S allein. In den Variablen Sund Bist U(S, B) als Funktion von B linear und nicht echt konvex. Dieser Umstand führt letztendlich zum überraschenden Ergebnis U = O. Anmerkung: Ein wichtiges Resultat aus den obigen Überlegungen Maxwell-Relationen, welche untenstehend angegeben werden: sind die sog. VAT UXG S H P Diese Relationen sind wie folgt zu behandeln: Eine Zustandsgröße steht zwischen ihren Variablen (z. B. H = H(S, P) oder U = U(V, S)) und die entsprechenden Relationen ergeben sich aus den Ableitungen den Pfeilen folgend (ansonsten Vorzeichenwechsel), wie z.B. (aH(S, P) 1 _ T d (aA(V, T) 1 __ p \ as ) p - 0 er \ av ) T - Seite 41 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik 3.3 Die Van-der-Waals'sche Zustandsgleichung Auf Seite 40 haben wir die freie Energie des idealen Gases den Ausdruck Fideal 3 = 2"Nk BT - 3 V 2"Nk BTlnT -NkBTln -NTcr N (3.40) hergeleitet. In dieser Herleitung wurde die Wechselwirkung zwischen den Gasmolekülen völlig vernachlässigt. Wir werden jetzt diese Wechselwirkung nach einer Idee von van der Waals wenigstens näherungsweise berücksichtigen. Das Potential sieht etwa aus wie untenstehend skizziert (Figur 3-4): wechselwirkendes Potential wer) Figur 3-4 Ein sehr steiler (abstoßender) Teil bis zu einer Entfernung da und ein relativ langsam variierender (attraktiver) Teil w(r). Wir bringen dies qualitativ dadurch in Rechnung, daß wir im obigen Ausdruck (l) das Volumen V durch das tatsächlich zugängliche Volumen V - Nb ersetzen, wobei b ein 'ausgeschlossenes Volumen' um jedes der anderen Teilchen der Ordnung d6 ist. (2) die Energie um den Betrag fN 2 1 -N -w(r)d 3 r == -N -a 2 V V (3.41) erniedrigen. Der Faktor lIz erscheint, da sonst der Beitrag jedes Paares doppelt gezählt werden würde. Seite 42 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Thennodynamische Potentiale! Anwendungen der Thennodynamik Beide Ausdrücke sind nur Näherungen, da man in Cl) vernachlässigt, daß die Ausschließungsvolumina sich überlappen können und in (2) vernachlässigt wird, daß die lokale Dichteverteilung um ein Teilchen nicht mit der über das Gesamtvolumen gemittelten Dichte identisch zu sein braucht. Wir hoffen aber trotzdem, ein zumindest qualitativ korrektes Ergebnis zu erhalten. Mit den obigen Modifikationen erhalten wir für die freie Energie eines realen Gases 3 3 V -Nb N 2 F= 2"NkBT-2"NkBTlnT-NkBTln N -ya-NTcr '--------..---- '------y-----' Y-b ~ (3.42) v Hieraus folgt für den Druck 8F) p=- ( av . V T,N NkBT 2N 2 kBT a =V-Nb -V2a=~-~ (3.42) mIt v=- N Diese Gleichung heißt die van-der-Waals'sche Zustandsgleichung. Die Isothermen im pV-Diagramm sehen wie folgt aus: für genügend niedrige Temperaturen findet man zwei Äste: einer mit hoher Dichte (die Flüssigkeit) und einer mit niedriger Dichte (das Gas); dazwischen liegt ein Gebiet mit (Bp/8Vh > O.Letzteres ist physikalisch nicht akzeptabel, da es mit der Konkavität der Entropie nicht verträglich ist. p '----v:;-:-.----:v':-.---------~ V Figur 3-5 Wie auf Seite 29 dargelegt, könnte ein solches System dadurch Entropie gewinnen, daß es sich in Gebiete höherer und niedrigerer Dichte aufteilt. Die Grenze dieses instabilen Bereichs wird durch die Kurve Seite 43 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik (~)T = Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik 2 NkBT + 2N a= 0 0l-Nb)2 V3 (3.43a) oder (3.43b) gegeben. Die linke Seite hat ein Maximum gleich 4/27 für v = 3b. Oberhalb einer kritischen Temperatur (3.44) tritt also kein instabiler Bereich auf und die Isothermen sind monoton. Für T < T kr gibt die Figur 3-6 weiters die Dichten v+ und v_ an, wo Flüssigkeits- und Gasast der Isotherme enden. Zwischen den korrespondierenden Drücken p+ und p_ gibt es bei vorgegebenen p und T immer zwei auf den ersten Blick akzeptable Lösungen: das System wird dort versuchen, seine freie Enthalpie minimal zu machen, d. h. den Zustand mit dem niedrigsten chemischen Potential zu realisieren. (l-vlb)' (v/b)' ,,"Tb 2a LL_~---':_ _-=:::=====--~v b v. v.. v. Figur 3-6 Zum Vergleich der chemischen Potentiale benützen (Seite 39) d~ WH die Differentialform = -sdT + vdp und integrieren entlang der Isotherme. Dort gilt dT = 0 und durch die Differenz der Gebiete I und II gegeben. Seite 44 (3.45) ~(V2) - ~(vd wird Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik p p, '----=----------'---------~ V, v V, Figur 3-7 Im Fall der Zeichnung gilt ~(V2) > ~(Vl), d. h. der Flüssigkeitszustand ist der thermodynamische Gleichgewichtszustand beim Druck PI. Falls wir den Druck noch etwas erniedrigen, erreichen wir den Siedepunktsdruck ps, bei dem Gas und Flüssigkeit dasselbe Potential haben. Er wird dadurch charakterisiert, daß die Waagrechte von der Isotherme gleich große Flächen abschneidet (Maxwell-Kriterium). Bei diesem Druck können also Gas und Flüssigkeit miteinander im Gleichgewicht sein. Die physikalische Isotherme ist aufgebaut aus (1) Flüssigkeitsast bis zu v f (2) Gasast ab v g (3) einem waagrechten Stück, das inhomogenen Zuständen entspricht: in einem Teil des Volumens befindet sich Flüssigkeit mit der Dichte Vf, im Rest Gas mit der Dichte v g . p '----....:..-----'------'---------~ v, v. v. V V, Figur 3-8 Mit den Abschnitten (Vf, v_) und (v+, v g) der Van-der-Waals-Isotherme korrespondieren Zustände mit konkaver Entropie, die aber keine Gleichgewichtszustände sind. Sie sind stabil gegen infinitesimale Dichteschwankungen, aber Seite 45 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik nicht gegen gewisse Schwankungen endlicher Amplitude. Solche Zustände heißen metastabil. Physikalisch entsprechen sie einer überhitzten Flüssigkeit bzw. einem unterkühlten Dampf In einer mechanischen Analogie lassen sich stabile, instabile und metastabile Zustände wie folgt charakterisieren: \ •• stabil instabil metastabil Figur 3-9 Eine Sondersituation tritt beim kritischen Punkt auf. Dort hat die Isotherme eine waagrechte Tangente. Die Kompressibilität wird unendlich und erst die Terme höherer Ordnung in 8V bewirken die Konkavität der Entropie. Es ist daher plausibel (und es läßt sich auch streng zeigen), daß in der Nähe des kritischen Punktes spontan auftretende Dichteschwankungen besonders langsam abgebaut werden. Dies führt zu einer starken Lichtstreuung (kritische Opaleszenz). 3.4 Allgemeineres über Phasenübergänge und Phasengleichgewichte Die im vorigen Abschnitt durchgeführte Modellrechnung zeigt einige allgemeine Züge, die in verschiedenen thermodynamischen Systemen immer wieder auftreten. Für eine allgemeinere Diskussion betrachten wir ein angemessenes thermodynamisches Potential, z. B. für ein einkomponentiges System das chemische Potential Il(p, T). Für die meisten Werte von p und T ist m eine glatte (technisch: analytische) Funktion seiner Argumente. Für gewisse Werte tritt aber nichtanalytisches Verhalten auf. Im einfachsten Fall zeigt z. B. Il(p, T) bei konstanter Temperatur T Knicke, die Ableitung v = (81l/Bph - die inverse Dichte zeigt dort Sprünge. Dabei ändert sich oft auch das makroskopische Erscheinungsbild der untersuchten Substanz: sie ändert sich z. B. von gasförmig in flüssig oder von flüssig in fest. Die Gebiete an beiden Seiten der Knicke nennt man (homogene) Phasen des Systems, mit den Knicken korrespondieren die sog. Phasenübergänge erster Ordnung. Die Funktionen lli(P, T) lassen sich in diesem Fall über den Phasenübergang hinaus analytisch fortsetzen und beschreiben dort metastabile Zustände (unterkühlte oder überhitzte Flüssigkeiten, überhitzter Dampf). Seite 46 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik 1----7':l~-----------?p Figur 3-10 Eine gute Übersicht erhält man, falls man die Phasenübergangslinien in einem (p, T)-Diagramm aufträgt, dem sog. Phasendiagramm. p fest flUssig gasf6rmig """-----------------+T Figur 3-11 Falls man die chemischen Potentiale für die einzelnen Phasen mit ~i(P, T) bezeichnet, so wird die Übergangslinie von 1 nach 2 durch die Gleichung ~1(P, T) = ~2(P, T) (3.46) bestimmt. Entlang der Übergangslinie muß also gelten d~I(P, T) == d~2(P, T) (3.47a) oder \. ~) dp + 8T (3.47b) (8~1' vp T (8~1) dT = \.(8~2' (8~2) ~) dp + 8T dT p vp T P d. h. v1dp-s1dT=V2dp-S2dT (vgl. S. 39) Seite 47 (3.48) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik Hieraus folgt für die Richtung der Übergangslinie Ps(T) dps dT = (3.49) S2 - SI V2- V I Der Entropieunterschied führt über ~Q = T ~S zu emer Übergangswärme pro Teilchen q. Obige Beziehung führt dann zu dps _ q dT - T(v2 - VI) (Clausius-Clapeyron Gleichung) (3.50) Da q beim Übergang in eine Hochtemperaturphase immer positiv sein soll (sonst wäre durch Überqueren der Phasentrennlinie eine Temperaturerhöhung unter Wärmeentzug möglich), hängt die Richtung der Treenlinie mit dem Dichteunterschied der Phasen zusammen. Die Übergänge fest-gasförmig und flüssig-gasförmig sind immer mit Volumensvergrößerung verbunden und die Trennlinie ist positiv gerichtet. Der Übergang fest-flüssig ist meistens auch mit einer Volumensvergrößerung verbunden, aber es gibt Ausnahmen (Wasser), bei denen dann die Schmelztemperatur mit zunehmendem Druck abnimmt. Im obigen Diagramm sieht man weiters noch zwei besondere Punkte: der kritische Punkt (pkr, T kr), wo der Unterschied zwischen Flüssigkeit und Gas aufhört der Tripelpunkt (ptr, T tr ), wo drei Phasen miteinander im Gleichgewicht sind. Ehe wir auf die Eigenschaften des Systems in der Nähe des kritischen Punktes etwas näher eingehen, betrachten wir noch zwei weitere Darstellungen des Zustandsraumes : Seite 48 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Thennodynamische Potentiale / Anwendungen der Thennodynamik (a) das TV-Diagramm: In den Bereichen unter den Kurven gibt es keine homogenen Phasen; dort tritt immer ein Gemisch der Phasen links und rechts vom gewählten Punkt auf. Das Gebiet unter den Kurven heißt Koexistenzgebiet. T f T. L.-----""-_-'-- v. ---L V v.. Figur 3-12 (b) das pV-Diagramm: es ergibt ein ähnliches Bild wie das TV-Diagramm; zusätzlich sind noch einige Isothermen eingezeichnet. p Pu DT" P. '----'--""""------------'------+ v Figur 3-13 Seite 49 Thennodynamische Potentiale / Anwendungen der Thennodynamik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik 3.4.1 Der kritische Punkt Im kritischen Punkt berühren sich zwei charakteristische pV-Diagramm mit waagrechter Tangente und zwar Kurven 1m (1) die kritische Isotherme (2) die Grenzkurve des Koexistenzgebietes (Koexistenzkurve) Der waagrechte Verlauf der kritischen Isotherme beinhaltet die Divergenz der isothermen Kompressibilität und damit die marginale Konkavität der Entropie und das Vorkommen von besonders großen Schwankungen der Dichte. Bemerkung: Wir haben hier vorläufig ohne Beweis angenommen, daß Schwankungen umso seltener sind, je mehr Entropie man 'zahlen' muß, um Schwankungen zustande zu bringen. Dieses Ergebnis wird später aus der statistischen Deutung der Entropie bewiesen werden. Der waagrechte Verlauf der Koexistenzkurve bedeutet, daß der Unterschied im spezifischen Volumen zwischen Flüssigkeit und Gas mit dem Abstand (p - Pkr) schneller als linear anwächst. Dies bedeutet auch, daß der Sprung in (8J.l/Oph entlang der Übergangslinie mit dem Abstand zum kritischen Punkt rascher als linear anwächst, weshalb auch J.l(p,T) in der Nähe des kritischen Punktes ein komplizierteres nichtanalytisches Verhalten zeigen muß. Im van-der-Waals Modell hatten wir angesetzt, daß die freie Energie im kritischen Punkt analytisch ist, woraus folgt, daß auch die kritische Isotherme und die Koexistenzkurve analytische Kurven sind. Das Experiment zeigt aber, daß F(T, V) im kritischen Punkt singulär sind. Die Singularitäten ändern sich in typischen gebrochenen Potenzen gewisser thermodynamischer Größen in der Nähe des kritischen Punktes, den sog. kritschen Exponenten. Beispiele solcher kritischer Exponenten sind: (a) für die spezifische Wärme Cy oberhalb T kr: Cy oc (T - Tkr)-a für y = Vkr (b) für die Dichtedifferenz entlang der Übergangslinie: Iv fl - V gl oc IT - T kr (c) für die isotherme Kompressibilität oberhalb Tkr: ,-ß (~) T oc (T - Tkr)-Y für v = Vkr (d) für die Form der kritischen Isotherme: I Iv - Ykrl oc Ip - PkrlSsgn(p - Pkr) für T = Tkr Folgende Werte für die Exponenten ergeben sich , aus der Van der Waals-Theorie experimentell Seite 50 a ° 0,1 ß y ö 0,5 1 3 0,33 1,24 4,8 '-'. Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik Die Zahlen sind weiters universell, d. h. unabhängig von der Art der Substanz. Auch bei gewissen anderen Phasenübergängen - z. B. bei einigen magnetischen Übergängen sowie bei Entmischungsübergängen in Legierungen und Flüssigkeitsgemischen - treten die seIben Zahlen auf. Die Erklärung ist erst in den letzten Jahrzehnten mit Hilfe einer raffinierten neuen Theorie, die insbesondere den Einfluß der anomal großen Schwankungen auf die thermodynamischen Größen korrekt errechnent (Renormierungsgruppentheorie von Wilson; Nobelpreis 1982), gelungen. 3.4.2 Kontinuierliche Phasenübergänge Obwohl der Übergang flüssig-gasförmig üblicherweise ein Übergang erster Ordnung ist (mit z. B. Übergangswärme und der Existenz metastabiler Phasen), kann man den Übergang auch kontinuierlich durchführen, indem man z. B. ein Glasrohr mit einer Menge eines Fluids mit genau der kritischen Dichte Vkr von einer Temperatur T 0 > T kr abkühlt. Beim Erreichen von T kr bildet sich dann in der Mitte des Röhrchens auf einmal 'aus dem Nichts' ein Meniskus zwischen zwei zuerst nur infinitesimal unterschiedlichen Phasen. Eine latente Wärme tritt nicht auf (die Temperatur bleibt bei T kr nicht hängen), wohl aber sind die anomalen Schwankungen mit dem bloßen Auge als erhöhte Lichtstreuung (kritische Opaleszenz) wahrnehmbar. Sowohl das thermodynamische Potential (freie Energie oder freie Enthalpie), als auch seine Ableitungen sind am Übergangspunkt stetig; der Phasenübergang heißt kontinuierlicher Phasenübergang oder Phasenübergang höherer Ordnung. Frühere Bestrebungen von Ehrenfest und Landau, die kontinuierlichen Phasenübergänge weiter nach der Ordnung der niedrigsten nicht mehr stetigen Ableitung des thermodynamischen Potentials zu klassifizieren, haben sich als irrelevant herausgestellt, da im allgemeinen höhere Ableitungen am kritischen Punkt überhaupt nicht existieren. Beim Übergang gasförmig-flüssig erfordert es einiges Geschick, den Übergang kontinuierlich durchzuführen. Dazu muß immer die mit dem sog. Ordnungsparameter (d. h. der Größe, worin sich die Phasen unterhalb T Ja voneinander unterscheiden - hier die Dichte) verbundene physikalische Größe genau auf den kritischen Wert eingestellt werden. Bei magnetischen Übergängen ist der Ordnungsparameter die Magnetisierung, welche sich sehr leicht auf den kritischen Wert M = 0 halten läßt und zwar dadurch, daß man das äußere Magnetfeld auf Null hält. Bei einigen Phasenübergängen (Supraleitung, Suprafluidität) ist der Ordnungsparameter oberhalb T kr automatisch gleich Null, was dem kritischen Wert entspricht. Solche Phasenübergänge finden immer kontinuierlich statt, falls sie überhaupt kontinuierlich stattfinden können (dies ist eine Frage, die nur von Fall zu Fall durch genaue Untersuchung bestimmt werden kann). Zum Schluß dieses Abschnitts wiederholen wir kurz nochmals die Charakteristiken der zwei Arten von Phasenübergängen: Erste Ordnung: zwei relevante Minima (Maxima) im relevanten thermodynamischen Potential ändern ihre relative Lage als Funktion eines Steuerungsparameters: Seite 51 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik metastabil stabil gleich stabil Thermodynamische Potentiale / Anwendungen der Thermodynamik stabil metastabil Figur 3-14 Metastabilität tritt auf, die Schwankungen bleiben nonnal Höhere Ordnung: ein Maximum wird marginal stabil und spaltet sich in mehrere Minima auf: T<I\,. Figur 3-15 Keine Metastabilität, Übergangspunkt. Seite 52 aber anomal große Schwankungen am Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik 4 Grundbegriffe der Statistischen Physik 4.1 Schwankungen, Entropie und Wahrscheinlichkeit Im bisherigen Teil der Vorlesung haben wir zwar gelegntlich mikroskopische Argumente benutzt, um die expliziten Ausdrücke für die thermodynamischen Funktionen (z. B. die der idealen Substanzen) plausibel zu machen, aber die Theorie in ihrem logischen Aufbau war von solchen Überlegungen unabhängig. Etwas unbefriedigend dabei war, daß eine zentrale Größe - die Entropie (und in gewisser Hinsicht auch die Temperatur) - ein ziemlich abstraktes Gebilde geblieben ist, ohne anschauliche Interpretation. Ein zweiter Einwand gegen die bisherige Behandlung ist, daß der Gültigkeitsbereich des Zweiten Hauptsatzes nicht ganz klar geworden ist. Obwohl der Zweite Hauptsatz aussagt, daß die Entropie eines abgeschlossenen Systems immer zunehmen muß, treten in realen Systemen Schwankungen verschiedener Zustandsgrößen auf, die auch mit Schwankungen der Entropie verbunden sein müssen. Also wenigstens im Bereich der Schwankungen nimmt die Entropie gelegentlich auch mal ab! Zur Erläuterung betrachten wir zuerst ein einfaches, erstmals von Maxwell und Ehrenfest ausführlich analysiertes Beispiel. In seiner vornehmeren Fassung besteht es aus einem idealen Gas mit 2N Teilchen, das sich in einem Behälter befindet, der aus zwei gleich großen Kammern besteht. In der Trennwand befindet sich ein kleines Loch, das von außen geöffnet oder geschlossen werden kann. Wir öffnen jetzt das Loch eine Weile, schließen es wieder und lassen die beiden Teile des Systems wieder ins Gleichgewicht geraten. Seite 53 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik v Grundbegriffe der Statistischen Physik v Figur 4-1 Falls wir annehmen, daß sich nach Schließen des Loches N + öN Teilchen in der linken Kammer befinden, so ist die Entropie nach Erreichen des thermischen Gleichgewichts gegeben durch S(öN) = SeT, V,N +öN) + SeT, V,N - öN) = = (N + ÖN)(~kßln T + kßln V + 0") - (N + öN)kBln (N + öN)+ +(N -ÖN)(~kBlnT+kBlnv+0") -(N -öN)kBln(N -öN) = = S(O) - kBln (N + ÖN)N+ÖN(N - ÖN)N-öN 2 (4.1) (NN) Da der zweite Term immer negativ ist (beachte, daß f(M) = MlnM konvex ist), ist die Entropie maximal für öN = 0, wie erwartet: Gleichgewicht zwischen den zwei Kammern setzt Gleichheit der chemischen Potentiale voraus, was nur für öN = 0 erfüllt ist. Für dieses einfache Beispiel läßt sich aber auch die Wahrscheinlichkeitsverteilung für öN leicht errechnen: die Teilchen sind in einem idealen Gas voneinander unabhängig und nach genügend langer Zeit hat jedes Teilchen die gleiche Wahrscheinlichkeit, sich in der linken oder rechten Kammer zu befinden. Also gilt (3) W(ÖN) (1) =2 ~ 2N (2N)! (N + oN) ! (N -oN)! '---y---J. (1) • (2) (4.2) ~ (2) Bemerkungen: (I) Jedes Teilchen hat die Wahrscheinlichkeit ~, sich in der linken oder rechten Kammer zu befinden (2) Teilchen in der linken (-) oder rechten (+) Kammer Seite 54 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik (3) Da die Teilchen nicht unterscheidbar sind und sich 2N Teilchen auf2N Plätze verteilen, gibt es (2N)! Möglichkeiten für die Platzverteilung der Teilchen Obiger Ausdruck kann mit Hilfe der Stirling'schen Formel ln(N!) ::::; für große N NlnN-N (4.3) auch in der Form f((!) rJ I)2N Ln W(oN) = Ln 2" = In (2N)! + oN)!(N - oN}! ] = 2N + In [(2N)!] -In [(N + oN)!] -In [(N - oN)!] = ::::; 2Nln! + [2Nln2N - 2N] - [(N + oN)ln(N + oN) - (N + oN)]- ~:~Ft:;:~]~~~~~~::~~~ -Ö~N~N =ln[N 2N ]+ln[ (N + oN) +ö 1(N - oN) -öN ] = ]= 2 =ln[ N . (N + oN) N+8 - oN)N-li ] (4.4) geschrieben werden. Berücksichtigt man noch die Anfangszustände, so kann man schreiben 2N W(oN) [ N ] W(O) - (N + ON)N+oN(N _ ON)N-öN (4.5) Der Vergleich der beiden Formeln liefert (4.6) W(ON)] S(oN) - S(O) = kBln [ W(O) Diesen für ein einzelnes Beispiel gefundenen Zusammenhang werden wir später als allgemeines Postulat einführen (der Normierungsfaktor [W(O)r 1 ist für unsere Zwecke unwichtig; es erweist sich später - im Zusammenhang mit dem Dritten Hauptsatz - sogar als notwendig, Wals eine nicht auf eins normierte Wahrscheinlichkeit zu definieren): Seite 55 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik =kBlnW (BollZmanll) oder Grundbegriffe der Statistischen Physik (4.7a,b) s W=e kß (Einsteill) In der Boltzmann'schen Form erlaubt die Beziehung das Errechnen einer thermodynamischen Größe - der Entropie - aus wahrscheinlichkeitstheoretischen Überlegungen, die ihrerseits auf ein mikroskopisches Modell Bezug nehmen. In der Einstein'schen Form erlaubt sie die Bestimmung der Wahrscheinlichkeit, womit bestimmte Schwankungen in Zustandsgrößen aus den damit verbundenen Schwankungen der Entropie auftreten. Auf diese letzte Beziehung haben wir schon in unserer Betrachtung über die kritischen Schwankungen und die kritische Opaleszenz vorgegriffen. Ehe wir auf diese Zusammenhänge weiter eingehen, betrachten wir mittels eines einfachen statistischen Modells noch das Zeitverhalten der Größe oN. Da die Teilchen voneinander unabhängig und die Kammern gleich groß sind, hat jedes Teilchen die gleiche Chance, während der Öffnung des Loches durch dieses hindurchzugehen. Falls wir diese Chance pro Zeiteinheit mit r andeuten, so gilt für die Änderung der Wahrscheinlichkeit P(oN, t), um zur Zeit t einen Überschuß oN zu haben: dP(öN) dt = r(N - (oN - 1))P(oN - 1) + r(N + (oN + 1))P(öN + 1) - 2rNP(öN) (4.8) Dabei beschreiben Übergang [N +oN -1,N -öN + 1] ~ [N +öN,N -öN] (Gewinn) der zweite Term: Übergang [N +öN + I,N -öN -1] ~ [N +oN,N -öN] (Gewinn) der erste Term: der dritte Term: Übergänge [N +oN,N -oN] [N + oN,N - oN] und ~ ~ [N +oN + I,N -oN -1] [N + oN -1,N - oN + 1] (Verluste) Der Vorfaktor gibt immer die Zahl der Teilchen, deren Durchgang durch das Loch den betreffenden Übergang erwirkt. Aus der obigen Gleichung (ein Beispiel einer Mastergleichung) können wir einige wichtige Schlüsse ziehen: 1. P(öN) ist dann (und nur dann) stationär, wenn mit der obigen Form für die Verteilung W(oN) gilt: peoN) = W(öN) (4.9) P(öN) für Bemerkung: Wir benutzen immer Wahrscheinlichkeitsverteilungen bei vorgegebenen Anfangsbedingungen und W(öN) für die apriori Wahrscheinlichkeiten. Seite 56 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik 2. Der Mittelwert (öN) = L öNP(öN gehorcht der Gleichung ÖN d(d ) = r L (N - öN + 1)öNP(öN - 1) + (N + öN + 1)öNP(öN + 1) - 2NöNP(öN) = t öN = r L [(N - öN)(öN + 1) + (N + öN)(öN - 1) - 2NöN]P(öN) öN = -2r L öNP(öN) = -2r(öN) (4.10) Der Mittelwert geht also exponentiell mit der Rate 2r gegen Null. 1m Mittel nimmt die Entropie S(öN) immer zu. 3. Für das zweite Moment findet man auf gleiche Weise d(öN 2) d = r L [(N - öN)(öN + 1)2 + (N + öN)(öN - 1)2 - 2NöN 2Jp(ÖN) = t öN = r L [2N -4ÖN 2]P(öN) = 2rN -4r(öN 2) (4.11) öN Hieraus folgt sofort für i1 2 N p = (öN 2)p öN: - (ÖN)~, das Quadrat der Streuung in (4.12) Die Breite der Verteilung P(ÖN) nähert sich also exponentiell dem Wert i1 2 N w = ~ an. Zur Berechnung der Streuung i1 2 N w gehen wir aus von (p + q) 2N _ ~ N+öN N-öN (2N)! q (N + öN---'-)-!(N-:"----Ö-N-)! - ~p (4.13) Durch Differenzieren erhalten wir 82 2N 2N-2 Bp8q(P+q) =2N(2N-l)(p+q) = -.L L pN+ÖN q N-ÖN(N 2 -ÖN 2) = pq öN Falls wir jetzt p = q = N(N -!) = N 2 also (ÖN )w = Seite 57 2 - ~ (2N)! (N + öN)!((N - öN)! (4.14) ksetzen, erkennen wir die W(öN) wieder und erhalten (öN 2 )w (4.15a) (4.15b) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik und wegen (öN)w Grundbegriffe der Statistischen Physik = 0 gilt also auch (4.16) Man betrachte jetzt wieder das Zwei-Kastensystem mit dem Anfangswert P(öN) = ö(öN - öoN). (4.17) Es gilt dann für t = 1": (öN)p - öoN = öoN[e-2rr - 1] (4.18) JN, so gilt sehr bald, daß der Mittelwert von (8N) - 80N um viele Falls öoN » Standardabweichungen von dem Wert Null entfernt liegt. Für 1" - Werte mit (8N) - 8 oN» 1 bedeutet dies, daß Werte mit löNI > 8 0 extrem unwahrscheinlich sind: Eine Zunahme der Entropie ist extrem unwahrscheinlich für Anfangszustände, die sich makroskopisch vom Gleichgewichtszustand J unterscheiden. Falls öoN mit 11 2 N w vergleichbar ist, so ist die Zunahme der Entropie noch immer wahrscheinlicher als Abnahme, aber auch eine Abnahme kommt mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit vor. Bemerkung: Um die oben benutzte Mastergleichung herzuleiten, braucht man die Annahme, daß die Teilchen ihre Geschwindigkeit (z. B. durch inelastische Stüße mit der Wand) genügend rasch (in Größe und Richtung) ändern und zwar in einer Zeit, die kurz im Vergleich mit der zeit zwischen zwei sukzessiven Durchgängen durch das Loch ist. Da die ganze Rechnung ohnehin nur als heuristische Einfilhrung in die statistische Betrachtungsweise gedacht ist, gehen wir auf Feinheiten dieser Art hier nicht näher ein. 4.2 Die Maxwell-Boltzmann Verteilung Als nächster Schritt in unserer heuristischen Einführung in die statistische Physik verallgemeinern wir die 'Kästen' aus dem vorigen Beispiel etwas. Wir beschränken uns noch immer auf ein ideales Gas aus N Teilchen mit Masse m, die sich weiters noch in einem äußeren Potential ~(r) befinden. Die Energie eines Teilchens wird gegeben durch E(r, v) = !mv 2 + ~(r) Seite 58 (4.19) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik Wir teilen jetzt den I-dirn. (r, v)-Raum in Zellen der Größe L1 auf. Diese Zellen seien mit einem Index i indiziert und so gewählt, daß c(r, v) innerhalb der Zelle nur wenig variiert und durch eine Konstante Ci ersetzt werden kann. Die Zellen seinen aber so groß, daß sich viele Teilchen in einer Zelle befinden können. Wir charakterisieren jetzt den Zustand des Systems durch die Zahl der Teilchen in jeder Zelle. Dies ist eine etwas detailliertere Beschreibung als wir bisher begegnet sind, aber immerhin eine im Prinzip makroskopisch meßbare: aus dem Spektrum von an dem Gas quasielektrisch gestreutem Licht genügend niedriger Wellenlänge läßt sich die Geschwindigkeitsverteilung der Teilchen im Prinzip messen. Die Frage ist jetzt: was sind die wahrscheinlichsten Werte der Besetzungszahlen Ni? Dazu bestimmen wir zuerst die Zahl der Realisierungsmäglichkeiten des Zustandes {Ni}, die sich nur durch eine verschiedene Numerierung der Teilchen unterscheiden. Diese Zahl ist gegeben durch N! ~ (4.20) W({Nd) = ITNi! i Boltzmann ordnete den Zuständen {Ni} jetzt eine Entropie gegeben durch S({Nd) = kßln W({Nd) + const. (4.21) zu. Der Gleichgewichtszustand {N~} eines abgeschlossenen Systems mit Energie E und Teilchenzahl N wird jetzt berechnet durch Maximierung von S({Nd) mit den Nebenbedingungen LNi =N undL ciNi =E (4.22a,b) i i Falls wir die Teilchen Ni als kontinuierliche Variablen auffassen, führt dies mit Hilfe von Lagrange-Multiplikatoren a und ß zum Gleichungssystem a~ i[ In W({Ni}) - a ~ Ni - ß ~ ciNi] = 0 (4.23) für Ni = N~ Nach Einsetzen der Stirling'schen Näherung lnN! = N lnN - N erhält man (bedenke: N = Li Ni) lnN -lnN~ - a - ßCi = 0 oder Seite 59 I N~ = Ne- a - ßci I (4.24a) (4.24b) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Die Multiplikatoren a und ß folgen aus den Nebenbedingungen L Ni = N => e a = L ei E = Ne-aL Grundbegriffe der Statistischen Physik ßEj (4.25) i Eje- ßEj (4.26) i Es ist jetzt zweckmäßig, von der Schreibweise der Zelleneinteilung m eme kontinuierliche Schreibweise mittels der Korrespondenz (4.27) überzugehen. Die Funktion fMB(r, v) heißt Maxwell-Boltzmann Verteilung. Summen über Zellen gehen mittels der Korrespondenz ~Nfgj ~ ffMB (r,v)g(r,v)d 3 rd 3 v (4.28) 1 in Integrale über den 6-dim. I.l-Raum über. Die Funktion f MB folgt aus dem obigen Ausdruck für Nf . Durch triviales Umdefinieren von Konstanten erhält man (4.29) mit den Bedingungen (4.30) und (4.31a) (4.31b) Der Ausdruck für (E) läßt sich auch als (4.32) Seite 60 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik umschreiben. Die Konstante ß wird dadurch festgelegt, vorgeschriebenen Wert EIN haben muß. daß (E) den Bemerkung 1: Die Größe W({Nd kann als eine noch unnormierte apriori Wahrscheinlichkeit das Zustandes {Nd für solche Zustände, die den Nebenbedingungen ~i Ni = N und ~i EjNi = genügen, aufgefaßt werden. Dabei muß allerdings in der letzten Beziehung einige Toleranz eingebaut werden, da bei vorgegebenen Ei und E die Bedingung i. a. nicht exakt erfüllbar ist. Beim Einsetzen von E(r, v) durch Ei sind aber ohnehin einige kleine Fehler gemacht worden, die ein Maß für die Toleranzbreite liefern. Details dieser Art werden ohnehin verwischt, sobald wir die Ni als kontinuierliche Variable behandeln. Bemerkung 2: Die Maxwell-Boltzmann Verteilung kann einfach auf Systeme von Teilchen mit innerer Struktur verallgemeinert werden. Dies geschieht dadurch, daß man die Energie E(r, v) durch eine entsprechende Funktion, die auch die inneren Freiheitsgrade enthält, ersetzt. Der fl-Raum muß dazu dann entsprechend erweitert werden, wie in den Übungen an diesem Beispiel erläutert wird. Bemerkung 3: Die bisherige Behandlung ist rein klassisch, was z. B. dadurch zum Ausdruck kommt, daß wir die Energie als kontinuierliche Variable behandelt haben und kombinierte Wahrscheinlichkeiten für die nichtvertauschenden Variablen r und v angesetzt haben. Die erforderlichen Modifikationen für ein echtes Quantensystem werden später diskutiert. Bemerkung 4: Anders als im vorherigen Abschnitt haben wir bisher keine Aussagen über die Zeitentwicklung des Systems erhalten. Eine Mastergleichung für P({Nd)existiert zwar, hat aber seinen Weg bis in die Lehrbücher noch nicht gefunden. Viel bekannter ist die Gleichung für die Erwartungswerte der {Ni}, die man zu einer stetigen Funktion f(r, v) zusammenfügen kann. Für f(r, v) hat Boltzmann für den Fall verdünnter Gase eine Evolutionsgleichung aufgestellt. Boltzmann konnte zeigen, daß seine Gleichung die Eigenschaft hat, daß das Entropiefunktional (4.33) während der Evolution immer zunimmt, bis die Funktion f(r, v) seinen Endwert fMB(r, v) erreicht hat. Das Funktional S[f] kann aus kBln W({Nj} durch Einsetzen der Stirling-Formel und Übergehen auf die kontinuierliche Schreibweise hergeleitet werden. Da f(r, v) nur Information über die Mittelwerte der Ni(t) enthält, ist aus einer Evolutionsgleichung für f(r, v) keine Information über die Schwankungen der Entropie zu erwarten. Seite 61 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik 4.3 Die kanonische Gesamtheit Die im vorherigen Abschnitt skizzierte Behandlung nach Boltzmann ist im Wesentlichen auf ideale Systeme beschränkt, da die apriori Wahrscheinlichkeiten nur für den Fall der Nichtbeeinflussung der Teilchen untereinander gelten. Wir werden jetzt eine von Gibbs stammende Verallgemeinerung der Boltzmann'schen Idee diskutieren, die diese Beschränkung auf ideale Systeme aufhebt. Dazu betrachten wir zuerst die Maxwellverteilung noch von einer etwas anderen Seite. Da die Teilchen alle identisch sind, ist auch die Wahrscheinlichkeit, daß ein willkürlich herausgegriffenes Teilchen in d 3 rl um rl mit einer Geschwindigkeit in d 3 vI um VI angetroffen wird, gegeben durch (4.34) Für die Wahrscheinlichkeit f~d(rl, VI; r2, V2), um zur gleichen Zeit Teilchen 1 um (rl, VI) und Teilchen 2 um (r2, V2) anzutreffen, würde man wegen der Unabhängigkeit der Teilchen ansetzen (4.35) und für die entsprechende Wahrscheinlichkeit für alle N (ideales Gas) (4.36) Die obige Gleichung kann nicht genau stimmen, da diese Verbundwahrscheinlichkeit für den Fall Li E(rj, Vi) *- E nicht verschwindet. Wir werden aber später zeigen, daß die Werte {ri, Vi}, für die große Fehler auftreten, ein sehr kleines statistisches Gewicht bekommt, falls N genügend groß ist. Wegen fMB(r, v) = const . e-ßs(r,v) (4.37) kann die obige Beziehung auch geschrieben werden als (4.38) oder unter Verwendung kanonischer Koordinaten qi, Pi: Seite 62 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik (4.39) Diese Form ist bisher für den Fall eines idealen Systems hergleitet worden, wo H eine Summe von Ein-Teilchen-Energien ist. In der obigen Form ist die Verallgemeinerung auf Systeme mit Wechselwirkungen naheliegend: wir heben einfach die Einschränkung auf, daß H eine Summe von Ein-Teilchen-Beiträgen sein soll. Dabei braucht dann allerdings auch der Normierungsfaktor nicht mehr die angegebene Form haben. Falls wir die 6N Koordinaten und Impulse zu einem 6N-dim. Vektor X N zusammenfassen, so können wir die Verallgemeinerung der obigen Form als (4.40) schreiben, wobei (4.41) Die Wahrscheinlichkeitsverteilung fN(XN) heißt 'kanonische Verteilung' oder 'kanonische Gesamtheit'2. Das für die Normierung benötigte Integral Z~(ß) heißt 'kanonisches Zustandsintegral' (bis auf einen später zu bestimmenden Faktor; das Sternchen bei Z~(ß) und weiteren von Z~(ß) abgeleitenden Größen deutet an, daß diese Modifikation noch nicht stattgefunden hat). Ehe wir den mathematischen Formalismus weiterentwickeln, ist erst einiges über die physikalische Bedeutung dieser von Boltzmann und Maxwell eingeführte, aber erst durch die Arbeit des amerikanischen Physikers Gibbs in einem breiteren Kreis bekannt gewordene Verteilung zu sagen. Die grundlegende Idee ist, daß mit einem makroskopischen Zustand eines Vielteilchensystems nie ein ganz bestimmter mikroskopischer Zustand X korrespondieren kann. Dies folgt schon allein aus der Existenz von Schwankungen. Die Gibbs'sche Idee ist jetzt, mit einem Makrozustand eine Wahrscheinlichkeitsverteilung über Mikrozustände zu assoziieren. Mit jeder meßbaren Größe korrespondiert eine Funktion g(XN). Der wahrscheinlichste Meßwert in der kanonischen Gesamtheit ist offensichtlich der Mittelwert (4.42) 2 Im Englischen: canonical ensemble Seite 63 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik Wir brauchen uns aber nicht auf die Berechnung von Mittelwerten zu beschränken: das Quadrat der Streuung im Meßergebnis (die Messung findet bei jeder Wiederholung in einem anderen Mikrozustand statt) beträgt z. B. (4.43) Für viele Größen g(X N) wird man finden, daß die Streuung ( ~~g) 1/2 gegenüber (g)ß vernachlässigbar klein ist, oft sehr viel kleiner als die Meßgenauigkeit für g. Für solche Größen wird jede Messung - bis auf vernachlässigbar seltene Ausnahmen - dasselbe Ergebnis liefern. Dies ist für fast alle in der Thermodynamik diskutierten Größen der Fall (ausgenommenfür spezielle Umstände, z. B. für Systeme in der Nähe eines kritischen Punktes). Es gibt aber durchaus auch Größen, deren Messung von Fall zu Fall verschiedene Ergebnisse liefert, z. B. die Position eines Brown'schen Teilchens, das in einer Flüssigkeit im thermodynamischen Gleichgewicht ist. Nach diesem Intermezzo betrachten wir die Größen fN(X N) und Z~(ß) noch etwas näher. Im X N-Raum wird durch die Gleichungen (4.44) eine Schar (6N -l)-dim. Hyperflächen gebildet, auf denen fN(XN) den konstanten Wert e- ßH hat. Wir können jetzt Z*(ß) (für eine nach unten beschränkte Funktion H(X N)) auf die Form 00 Z*(ß) = f e-ßEro*(E)dE (4.45) Emin bringen. ro *(E) heißt 'Strukturfunktion' des Systems. Die Größe ro *(E) ist dabei das Volumen im XN-Raum (auch r -Raum genannt) zwischen den Hyperflächen H(X N) = E und H(X N) = E + dEo Die Strukturfunktion ist völlig durch die Funktion H(X N) und damit durch die Struktur des Systems bestimmt. Der Integrand in obiger Gleichung gibt die Wahrscheinlichkeit dafür an, daß die Gesamtenergie des Systems den Wert E hat: W(E)dE = -*_l-e-ßEro(E)dE ZN(ß) (4.46) Der erste Faktor im obigen Ausdruck nimmt für großes N sehr rasch mit E ab. Falls ro *(E) mit E rasch ansteigen würde, erhielte man für W(E) eine Funktion mit einem sehr scharfen Maximum (siehe Figur 4-2), die man in der Praxis durch eine eS-Funktion annähern könnte Seite 64 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik 0) • (E)e-ßE Z~(ß) = <>(E - Grundbegriffe der Statistischen Physik E (ß)) (4.47) 0 wobei die Lage des Maximums Eo(ß) von ß bestimmt wird. " .'. Figur 4-2 Eo(ß) ist fast identisch mit dem Mittelwert (H>b' der durch die Gleichung (4.48a) (4048b) gegebenen Gleichung. Eine weitere Differentiation liefert (kompakt geschrieben) .2!:...-lnZ* aßl = _.2- fHe- ßH = fH1e- ßH _ (f He - ßH ) 1 aß fe- ßH fe- ßH fe- ßH (4.49a) oder (4.49b) Für unabhängige Teilchen gilt streng (4.50) mit (E>ß unabhängig von N. Für ein System wechselwirkender Teilchen mit der Hamiltonfunktion Seite 65 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik wobei w(qj - qj) mit wachsendem Abstand genügend rasch abnimmt, wird man für den Grenzfall N ~ 00, V ~ 00, ~ konstant (4.52) den sog. 'Thermodynamischen Limes', wird man ein Verhalten wie in (H)ß erwarten. Falls die Beziehung gilt, so hat man immer gH __1_ J--/P(E)p (H)ß - IN ce _1_ also wird im Grenzfall N ~ vemachlässigbar. 00 der Wert N(E)ß (4.53) IN (e) = Jt-.~H gegenüber (H)ß In der Tat Beispiel: Das ideale Gas (4.52) Die Funktion H(x) ist ganz einfach: sie hängt von den CU überhaupt nicht ab und von den pj nur über die symmetrische Kombination Lj Die Hyperfläche H(X) = E ist also eine Art 'Hyperzylinder': pJ. in ihrer P-Abhängigkeit eine 3N-dim. Kugel mit Radius J2mE in ihrer Q-Abhängigkeit eine Hyperebene Seite 66 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik "(2mB)""" Q "V" p, ~-----------~PI Figur 4-3 Die Strukturfunktion ro * (E) wird deshalb durch aj2mE (4.53) aE ~ Funktionaldeterminante Oberfläche einer 3N-dim. Kugel mit Radius J2mE gegeben. Zur Berechnung von S v(1) betrachten wir das Integral (2 f ... f e- x)+...+X +00 +00 -00 -00 2)y d Xl ... dXv = [+oo]v f e-x2 dX = 2y 1[ (4.54) -00 Mittels eines Übergangs aufPolarkoordinaten erhält man (4.55) y Sv(1) = :(~) (4.56) und 3N ro *(E) = V N (2mE) T E (4.57) r(~) Wie versprochen erhalten wir eine sehr rasch mit E ansteigende Funktion, falls N genügend groß ist. Zur Kontrolle berechnen wir auch noch Seite 67 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Z;'(ß) ~ Grundbegriffe der Statistischen Physik le-ßEro ' (E)dE ~ yN (~(;~ le-ßEE 'J'-l dE ~ yN ( 2;;m );N ~ [Z· (ß)]N (4.58) wobei z*(ß) den Normierungsfaktor der Ein-Teilchen Verteilungsfunktion darstellt. Wir sind ihm schon auf S. 61 begegnet (beachte aber beim Vergleich, daß wir inzwischen von der Variable v auf die Variable p übergegangen sind). Zum Abschluß dieses Abschnitts berechnen wir noch die mittlere Energie (4.59) wobei wir die längst vermutete Identifikation ß = (k BT)-l gemacht haben, die wir im nächsten Abschnitt auch allgemein begründen werden. Für das Schwankungsquadrat erhalten wir t1~H = - ~ (H>ß = ~Nß-2 = ~N(kB T)2 = kBT 2 (~NkB) (4.60) '-.,-' C v des idealen Gases 1 Wie erwartet ist die Streuung der relativen Ordnung N-2 . 4.4 Kanonische Gesamtheit und Thermodynamik Wir betrachten ein N-Teilchensystem, dessen Hamiltonfunktion von einern oder mehreren äußeren Parametern (al, ..., an) abhängt (4.61) Mit einer Änderung der Parameter ist auch eine Änderung der Energie des Systems verbunden. Falls wir uns auf Systeme, für die H gleich der Gesarntenergie ist beschränken, so ist für eine Änderung da der Parameter ein Arbeitsaufwand (4.62a) (4.62b) Seite 68 Grundbegriffe der Statistischen Physik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik erforderlich. Wir identifizieren jetzt die thermodynamischen Größen V und Ai mit den Mittelwerten von H(XN; a) und Ai(X N; a) über die kanonische Gesamtheit (4.63) (4.64) Mit Hilfe der Definition von Z*(ß, a) lassen sich diese Beziehungen auch als U(ß, a) = alnZ~(ß, a) (4.65) aß (4.66) schreiben. Diese Differentialausdruck Ergebnisse können zusammengefaßt werden 1m (4.67) dlnZ~(ß, a) = -V(ß, a)dß - ß L Aj(ß, a)dai j Wir suchen nun ein thermodynamisches Potential, das denselben Differentialausdruck besitzt. Dazu betrachten wir zuerst den Differentialausdruck von V (S. 21) in leicht abgeänderter Notation dV(T, a) = TdS(T, a) + L Aj(T, a)daj (4.68) j Der Übergang auf F = V - TS liefert dF(T, a) = -SeT, a)dT + L Aj(T, a)daj (4.69) i Nachdem wir eingangs schon vermutet hatten, daß ß = (kb T)-1 sem wird, betrachten wir nun d(-F(T, a)1 \ ks T ) __1_ L Aj(T, a)daj \ks T ) k s T i ( 1 1 I" =-V(T, a)d\k T) - k T Aj(T, a)dai s s = -(F + TS)d(_1_1 t Seite 69 = (4.70) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik Wir können also einen Zusammenhang zwischen thermodynamischen Potentialen und Mittelwerten über die kanonische Gesamtheit mittels der Idendifikation I;:D (4.71) ~ und F~(T, a) = -kBTlnZ~(ß, a) (4.72) finden. Dabei bezeichnet das Sternchen bei F ~, daß später noch eine Modifikation vorgenommen werden soll, um auch die N-Abhängigkeit von F(T, a, N) in Ordnung zu bringen. Dies korrespondiert mit dem Festlegen einer durch (4.70) noch unbestimmten Konstante. Die Beziehung zwischen F ~ und der Verteilungsfunktion kann besonders kompakt in der Form (4.73) geschrieben werden. Aus dem Ausdruck für F~ lassen sich Ausdrücke für sämtliche thermodynamischen Funktionen herleiten, z. B. S,,=U-F" T oder S· =_( (4.74a) 8P") ar (4.74b) a Eine andere interessante Beziehung erhält man durch Betrachtung der Ableitungen von U nach den aj : (4.75) Wir sehen also, daß (latente) Wärme diejenige Energie ist, die benötigt wird für die, für das Erreichen des Gleichgewichts' bei den neuen a-Werten erforderliche, Umverteilung über die Mikrozustände (in der Übung wird sich zeigen, daß auch die spezifische Wärme auf ähnliche Weise ausgedrückt werden kann). Mit Hilfe eines Tricks läßt sich obige Beschreibung auch auf den Parameter V das Volumen - anwenden. Einfachheitshalber betrachten wir nur ein Gas in einem zylindrischen Behälter mit beweglichem Stempel. Seite 70 Grundbegriffe der Statistischen Physik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik A -x o L Figur 4-3 Den Einfluß des Stempels beschreiben wir mit einem Wandpotential W(rj,L)= W(xj-L), das für xi~L sehr rasch nach unendlich geht und unendlich bleibt für Xj > L. Die Hamiltonfunktion lautet N H=Ho + L W(Xj -L) (4.76) i=l Es gilt also aH = L aW(Xj - L) = -L aW(Xj - L) aL j aL j axj (4.77) Die Summe der Kräfte, die auf die Teilchen vom Stempel ausgeübt werden, ist also gleich K tot = aH/aL. Deswegen ist der Druck des Systems gleich P= -l(~~ ) = -( ~~ ) (4.78) also bis auf das konventionell bestimmte Vorzeichen dasselbe wie für den allgemeinen Parameter a. In der Praxis braucht man die Überlegungen mit dem Wandpotential nicht explizit durchzuführen und schreibt einfach -1 alnZ~(ß, V) ß av p( ß ,V) - Seite 71 (4.79) Grundbegriffe der Statistischen Physik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Beispiel: Das ideale Gas Aus dem Ausdruck auf S. 67 folgt F'(V, T) >k BTlnZ~(ß, V) ~ -k = -~Nks TIn T - ß TIn [ (2ß') 'i' VN] ~ NksIn V - ~Nks TIn (2mnks) (4.80) Wie schon erwähnt, kann sich dieser Ausdruck noch um eine N-abhängige Konstante von thermodynamischen F(T, V) unterscheiden. Für letzteres haben wir auf S. 40 gefunden F(T, V) = -~NksTInT -NksTIn~ + ~NksT-N (4.81) Der einzige in F*(T, V) fehlende Term, der nicht in (J untergebracht werden kann, ist der Beitrag Nk s TIn N. Diesen Term erhält man dadurch daß man die Rechnung mit ~! Z~(ß) statt mit Z~(ß) durchführt. Es bleibt dann noch das Problem der Bestimmung von cr .Wie schon früher diskutiert wurde, wird cr vom Verhalten des Systems bei niedrigen Temperaturen bestimmt. Dort ist aber zu erwarten, daß Quanteneffekte eine wesentliche Rolle spielen. Im nächsten Abschnitt werden wir zeigen, daß der quantenmechanische Ausdruck für Z~(ß) für hohe Temperaturen zum Grenzwert h-3NZ~(ß) geht. Dabei ist h die Planck'sche Konstante. Wir definieren deshalb die Zustandssumme ZN(ß) als (4.82) 1 ZN(ß,a) = -3N Z~(ß,a) h N! und erhalten daraus für die freie Energie i F(ß, a) = -k ß T InZN(ß, i a) (4.83) Für das ideale Gas bedeutet dies (4.84) womit wir für die Entropiekonstante (J den Wert 3 2 cr = -ksIn Seite 72 2nmk s h 2 5 + -k s 2 (Sackur-Tetrode) (4.85) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Grundbegriffe der Statistischen Physik gefunden haben, was aus rein thermodynamischen Überlegungen nicht möglich gewesen wäre. Dieser absolute Wert von cr spielt bei der Bestimmung von Dampfdruckkurven dür das chemische Gleichgewicht eine Rolle (siehe Becker, §15 und 17). Zum Schluß dieser Überlegung bemerken wir noch, daß die Modifikation Z~(ß) zwar nur für das ideale Gas hergeleitet worden ist, aber eine allgemeinere Gültigkeit hat. Der Faktor, der Z~ mit ZN verknüpft, soll unabhängig von ß und a sein. Da man aber erwarten soll, daß sich viele Substanzen für genügend hohe Temperaturen oder genügend niedrige Dichten wie ein ideales Gas verhalten, kann die Modifikation ohne weiteres auf solche Systeme erweitert werden. Wir werden die obige Form für ZN allgemein für klassische Flüssigkeiten oder Gase benützen. In Zweifelsfällen sollte immer auf die quantenmechanische Theorie zurückgegriffen werden. Falls wir die Beziehung zwischen ZN(ß) und der Strukturfunktion ro(E) aufrecht erhalten wollen, müssen wir auch eine modifizierte Strukturfunktion einführen ro(E) 1 = -3N ro *(E) (4.86) h N! Wie wir schon auf S. 65 gesehen haben, hat ro(E)e- ßE im thermodynamischen Limes ein sehr scharfes Maximum, das für genügend große Teilchenzahl N bei (H) = U liegt. Daraus läßt sich eine alternative Verknüpfung zwischen Statistik und Thermodynamik herleiten ~[ro(E)e-ßE] BE also ß = ro/(U) ro(U) E=U = e-ßU~ro(E)1 BE E=U -ßro(U)e- ßu =0 (4.87) = Blnro(E) I BE Der Vergleich mit der thermodynamischen Beziehung (S. 23) ~ Zusammenhang S(U, a) = kBln ro(U, a) (4.88) E=U = ;~ liefert den (4.89) eine direkte Verallgemeinerung der Boltzmann'schen Beziehung S = kBln W. Die physikalische Interpretation hat sich leicht geändert: statt der Zahl der Realisierungsmäglichkeiten eines Makrozustandes bezeichnet ro(U, a) das Volumen im Phasenraum, das mit U < H(X N, a) < U + dU verträglich ist. Es läßt sich leicht nachrechnen, daß aus dem auf S. 67 bestimmten Wert für ro*(E) eines idealen Gases der aus der Thermodynamik bekannte Wert für die Entropie eines idealen Gases (S. 36) mit dem oben bestimmten Wert von cr (bis auf Terme, die im Grenzfall N ~ 00 vernachlässigbar sind) folgt. Seite 73 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen 5 Quanteneffekte und einfache Anwendungen 5.1 Die kanonische Gesamtheit für Quantensysteme Die Vorschrift zur Berechnung der thermodynamischen Größen eines quantenmechanischen Systems ist denkbar einfach. Wir postulieren für die Strukturfunktion co (E)dE = Zahl der Eigenzustände des Operators H mit Eigenwerten zwischen E und E + dE (5.1) Dies ist sogar näher zur ursprünglichen Boltzmann'schen Idee als die entsprechende Interpretationsregel für ein klassisches System. Das Zustandsintegral f Z(ß) = dEco(E)e-ßEdE (5.2) kann jetzt als eine Summe über alle Eigenzustände geschrieben werden Z(ß) = Le-ßEi (5.3) i wobei i sämtliche Eigenzustände von H durchläuft. Der obige Ausdruck wird auch als Zustandssumme bezeichnet. Die weiteren Berechnungen thermodynamischer Größen folgen - wie für ein klassisches System - aus S = kBlnco oder F = -kBTlnZ Seite 74 (5.4a) (5.4b) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen Etwas tiefergehende Überlegungen sind allerdings erforderlich, falls wir auch das quantenmechanische Analogon der Verteilungsfunktion fN(XN) bestimmen wollen. Wie schon erwähnt, kann man den Mittelwert einer klassischen physikalischen Größe g(X N) in der durch fN(XN) beschriebenen Gesamtheit über (5.5) errechnen. In der Quantenmechanik korrespondiert mit g(X N) ein Operator G, über dessen Meßwerte auch in einem reinen quantenmechanischen Zustand I\f') nur statistische Aussagen gemacht werden können (falls I\f') nicht Eigenzustand von G ist). Der Mittelwert (oder Erwartungswert) von G wird bekanntlich durch (G)'P = (\f'IGI\f') (5.6) gegeben. Für ein makroskopisches System im thermischen Gleichgewicht kann man nicht erwarten, den Zustand I\f') genau vorhersagen zu können. Man wird sich vielmehr damit zufriedengeben müssen, Wahrscheinlichkeiten Pi dafür anzugeben, daß sich das System im Zustand I\f') befindet, wobei die Zustände I\f'i) zueinander orthogonal sein sollten und die Summe der Pi gleich eins sein sollte. Für den Erwartungswert erhält man so (5.7) Wir haben es hier mit zwei hintereinander geschalteten Mittelungen zu tun: zuerst eine quantenmechanische Mittelung in den Zuständen I\f'i) und danach eine statistische Gewichtung der verschiedenen möglichen Zustände mit den Gewichtsfaktoren Pi. Um den obigen Ausdruck noch etwas umgescheiben zu können, führen wir den Dichteoperator P = L Pi I\f'j)(\f'i I (5.8) i ein und definieren weiters die Spur eines Operators mittels Sp{A} = L (~j IAI~j) (5.9) j wobei {I~j)} ein willkürliches Orthonormalsystem im Hilbertraum der möglichen Zustände des Systems ist. Man überzeugt sich leicht, daß das Ergebnis von der Wahl des Orthogonalsystems unabhängig ist: Seite 75 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen Falls {I~i)} und {IXj)} zwei Orthogonalsysteme sind, so gilt (5.10) und deshalb Li (~i IAI~i) = Lijk (~d IXj)(Xj IAlxk)(Xkll~i) = =L (xkll~i)(~d IXj)(Xj IAlxk) = kij = L (xkIIXj)(XjIA!Xk) = L (xkIAlxk) kj k (5.11) Mit Hilfe dieser Definition läßt sich der Ausdruck für den Erwartungswert in die Form I (G)p = Sp{pG} I (5.12) umschreiben. Der Dichteoperator der kanonischen Gesamtheit wird jetzt dadurch festgelegt, daß wir für jeden Eigenzustand lEi) des Hamiltonoperators des Systems die Besetzungswahrscheinlichkeit e- ßEj Pi = LJi '\' e -ßE (5.13) I postulieren. Der Dichteoperator - bezeichnet mit p ß - wird also zu Li e- ßEj IEi)(Ei I e- ßH pß = Li e-ßEj = Sp{e-ßH} (5.14) Wir finden also für die Zustandssurnme den alternativen Ausdruck (5.15) und für den Erwartungswert in der kanonischen Gesamtheit (5.16) Seite 76 Quanteneffekte und einfache Anwendungen Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Beispiel: das ideale Gas in einem kubischen Gefäß Die Eigenfunktionen für ein einzelnes Teilchen sind ~ . (j1tx) . (hY) . (I1tZ) = (2) L sm L sm L sm L und E'kl = .....!i..... ·2 + k 2 + 12 ) J 8mL2 O tri T jkl mitj, k, I natürliche Zahlen (5.17) (5.18) Dabei ist m die Masse des Teilchens und L die Kante des Kubus. Die Zustandssumme für ein einzelnes Teilchen wird deshalb (5.19) (5.20) Für N unterscheidbare und nicht wechselwirkende Teilchen erhält man (5.21) Die Größe Z~u (ß) kann als eine Gittersumme im 3N-dim. Raum aufgefaßt werden. Für genügend großes Uy darf diese Summe durch ein Integral ersetzt werden und man erhält (5.22) Dabei ist Z~(ß) der auf S. 68 berechnete Wert für das klassische Zustandsintegral. Das Ergebnis kann auch als (5.23) mit Ath = hJ 2:m (5.24) geschrieben werden. Ath bezeichnet die de Broglie-Wellenlänge, d. h. die de Broglie-Wellenlänge eines Teilchens mit einer typischen thermischen Energie ~mv2 = nk BT. Die oben definierte Größe y ist bis auf einen trivialen Faktor mit Ath identisch. Wir erhalten also als Bedingung für die Gültigkeit der Ersetzung von Summen durch Integrale Ath Seite 77 «L (5.25) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen Bisher haben wir aber nur den Fall unterscheidbarer Teilchen diskutiert. In der Praxis haben wir es aber immer mit ununterscheidbaren Teilchen zu tun. Aus der Vorlesung Quantenmechanik wissen wir, daß dann nur symmetrische oder nur antisymmetrische Wellenfunktionen (bezüglich Vertauschung von Teilchenindizes ) akzeptabel sind, je nachdem ob das System aus Bosonen oder aus Fermionen besteht, Dadurch wird das Abzählen der möglichen Zustände sehr viel komplizierter als für unterscheidbare Teilchen. Das Problem vereinfacht sich aber stark, falls das System nichtentartet ist, d. h. falls in Z~u (ß) Produktzustände, in denen zwei Teilchen diesselben Quantenzahlen haben, ein vemachlässigbares Gewicht haben. Die Chance dafür, daß ein Einteilchenzustand i doppelt besetzt ist, wird durch (5.26) gegeben. Damit dies vemachlässigbar klein ist, soll gelten, daß (5.26) Also soll Ath klein gegenüber dem mittleren Abstand zweier Teilchen sein. Falls diese Bedingung erfüllt ist, kommen fast nur Zustände vor, die Produkte von N verschiedenen Ein-Teilchen Zuständen sind. In Z~u hat jeder solcher Zustand einen Entartungsfaktor N!. Für identiche Teilchen ist jedoch nur eine einzige Linearkombination zulässig, deshalb wird die Zustandssumme für identische Teilchen durch zq,id(A) N I-' für Ath = _1 Zq,u(A) = Z~(ß) N! N I-' N!h 3N (5.27) I «V J gegeben. Hiermit ist die auf S. 72 eingeführte Modifikation der klassischen Zustandssumme bewiesen. Auf die Effekte der Entartung werden wir später ausführlich zurückkommen. Seite 78 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen 5.2 Zum Einfluß der Ununterscheidbarkeit auf die Zustandssumme (Näheres zur Herleitung von Gig. (5.27)) Für ein System N unterscheidbarer Teilchen hat der Zustand, in der nikl Teilchen die Quantenzahlen (j, k, 1) haben, das Gewicht N! IIjkl (njkl!) (5.28) Der Umstand, daß der Nenner unendlich viele Terme enthält, macht keine Schwierigkeiten, da die njkl bis auf endlich viele (höchstens N) gleich Null sind und O! = 1 ist. Für ununterscheidbare Teilchen ist das entsprechende Gewicht immer Eins (Bosonen) oder nur dann gleich Eins, falls alle njkl Eins oder Null sind und sonst Null (Fermionen). Da eine typische Wellenzahl j,k oder 1 den Wert n = L/Ath hat und Wellenzahlen, die um eine Größenordnung größer sind, aus energetischen Gründen extrem unwahrscheinlich sind, hat ein Tripel (j, k, 1) eine Chance der Ordnung (Ath/L)3, um Quantenzahlen eines bestimmten Teilchens (in einem System unterscheidbarer Teilchen) zu sein und eine Chance N(A th lL)3, um überhaupt als Tripel von Quantenzahlen realisiert zu sein. Die Zahl der Paare von Teilchen mit gleichen QuantenzaWen ist also der Größenordnung (5.29) (höchsten N mal die Chance, daß das Teilchen ein schon besetztes Tripel 'auswählt'). Die Zahl der k-fach besetzten Stellen ist dementsprechend der Ordnung Ath) 3(k-l)] nk=O [ N k ( L (5.30) und deshalb für k > 2 unter der Annahme N(~th ) 3 « 1 (typische Besetzungszahl) (5.31) völlig vernachlässigbar. Für Bosonen ist der 'typische' Fehler im Vorfaktor gleich (5.32) Seite 79 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen Der Logarithmus dieser Zahl ist für große N (5.33) was unter der Bedingung für typische Besetungszahlen (5.31) nicht signifikant von N In N - N verschieden ist. Für Fermionen dürfen nur solche Konfigurationen mitgezählt werden, in denen überhaupt kein Paar vorkommt. Die Chance, daß dies für eine willkürlich gewählte Konfiguration der Fall ist, ist der Ordnung (5.34) Auch der Logarithmus dieses 'extra Unterdrückungsfaktors' ist gegenüber NlnN -N unter der Bedingung für typische Besetzungszahlen (5.31) vemachlässigbar. 5.3 Der Festkörper in harmonischer Näherung (klassisch) Die Berechnung des Grundzustandes einer Substanz im festen Zustand bei vorgegebenem Druck ist ein kompliziertes quantenmechanisches Problem, das nur mit großem numerischen Aufwand lösbar ist. Es zeigt sich aber, daß für die meisten Kristalle die Bewegungen der Atome (bzw. Ionen) um den Gleichgewichtszustand in guter Näherung mittels einer Hamiltonfunktion vom Typ H = Eo(V) + H harm (5.35) beschrieben werden kann, wobei Hharm für emen Kristall aus Teilchen emer einzigen Sorte die Form (5.36) hat, wobei der Index n die Gitterpunkte indiziert und qn die Auslenkung des Teilchens am Gitterpunkt n aus seiner Gleichgewichtslage ist. Die Kraftkonstanten ~ Üm müssen entweder aus einer quantenmechanischen Strukturrechnung bestimmt oder an das gemessene Spektrum der Schallwellen (Phononen) angepaßt werden. Seite 80 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen Da die Matrix der Kraftkonstanten symmetrisch ist, läßt sich kanonischen Transformation in die Form Hharm mittels einer (5.37) bringen (dies funktioniert sogar für einen Kristall, der Bausteine mehrerer Sorten enthält). Die Funktionaldeterminante einer kanonischen Transformation hat immer eine Determinante mit Betrag Eins. Beweis: die kanonischen Bewegungsgleichungen lassen sich in der Form a( p) = (0I -I0 )(: l i 1) ~( : '1 H(p, q) == J at q li ) (5.38) H(p, q) zusammenfassen. Unter einer Koordinatentransformation transformiert der Vektor ~(p, q) mit der Transfomationsmatrix (5.39) der Vektor (:p, ~) hingegen mit der adjungierten Matrix ~. Die Invarianz der kanonsichen Bewegungsgleichung bedeutet ~~~ ~ (5.40) MJM=J Durch die Bildung der Determinante finden wir (5.41) Da (~'1 Det~ M) genau die Funktionaldeterminante ist, ist damit unsere Behauptung bewiesen. I Da das Volumselement d 3N pd 3N q mit Detti klassische Zustandsintegral in Seite 81 I transformiert, können wir das Quanteneffekte und einfache Anwendungen Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik (5.42) umschreiben. Dabei fehlt der Faktor (N!)-I , da jetzt die Teilchen unterscheidbar sind: sie können durch ihren Gitterplatz identifiziert werden3 • Das obige Zustandsintegral ist mittels der Ergebnisse von Übung 23 einfach auswertbar und wir erhalten (5.43) Hieraus folgt für die freie Energie F=-kBTlnZN(ß,V) = Eo(V)+kBT EI In (12nßhcou(V)) 3N (5.44) und für die innere Energie u = - alnZN = Eo(V) + 3NkBT aß (5.45) Die innere Energie hängt klassisch also überhaupt nicht von den Kraftkonstanten ab. Dasselbe gilt für die spezifische Wärme Cv = (aU) aT v = 3Nk B (5.46) Diese Größe ist also nur von der Zahl der Atome (oder Ionen) abhängig. Dieses Gesetz von Dulong und Petit ist für viele Kristalle bei genügend hohen Temperaturen gut erfüllt; bei niedrigen Temperaturen gibt es aber große Abweichungen, die mit Hilfe der Quantentheorie gut erklärt werden können. Wir werden gleich sehen, daß das Ergebnis für U auch ohne Rechnen aus dem Gleichverteilungssatz herzuleiten ist. Zuerst werfen wir aber noch einen Blick auf die Entropie des Kristalls: S= UF= 3Nk B- k BEI In [12n ßhcou (V) ] T 3N (5.47) Diese Größe hat keinen endlichen Grenzwert und auch die Ableitung nach dem Volumen J alternativ: behandle die Teilchen als identisch, aber gib jeder Gleichgewichtskonfiguration ein Gewicht Ni wegen der N! möglichen Arten, die Teilchen über die Gleichgewichtspositionen zu verteilen Seite 82 Quanteneffekte und einfache Anwendungen Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik 8S = -k '" 8V B~ 8In[~ßhwa(V)] 8V = -k '" 8Inw a (V) ( 0' ) B~ 8V l.a. "* (5.48) geht für T ~ 0+ nicht nach Null. Der dritte Hauptsatz ist also auch für den klassischen harmonischen Kristall nicht erfüllt. Auch dies wird von der Quantentheorie in Ordnung gebracht werden. Der Gleichverteilungssatz besagt, daß jeder Freiheitsgrad, der quadratisch in der Hamiltonfunktion vorkommt, einen Beitrag tkB T zur inneren Energie liefert (dabei sind Ort und Impuls als separate Freiheitsgrade betrachtet). Dies folgt aus den allgemeineren Beziehungen (Pi~ )=( qig~)= 8ijks T '------.----" ~ ocEkin ocEpo, (5.49) Beweis: f 8H) = -1 - dPdQpi8H e -ß H(P,)= Q ( Pi8pj ZN(ß) 8pj = - k BT ZN(ß) fdPdQpi...Q...[ e-ßH(P,Q) ] = 8pj (5.50) = k BT8ij wobei der letzte Übergang über eine partielle Integration erfolgt. Die Beziehung mit den qk wird genauso bewiesen. Für 2 H harm = '" Pn 1 '" ,hnm(V)qj11 qjm LJ -2 + 2- ""' 't'ij 11=1 m (5.51) 11m zeigt man leicht daß Hhaml 8 118] = -2IN3[ ~ ~ Pni~ +qj -811 11=1 i=l Pm qj (5.52) woraus (H) = U = 3Nk B T mittels (5.49) folgt. 5.4 Der Festkörper in harmonischer Näherung (quantenmechanisch) Wir betrachten jetzt das Quantensystem mit der Hamiltonfunktion Seite 83 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen (5.53) Da diese Hamiltonfunktion ein System nichtwechselwirkender harmonischer Oszillatoren beschreibt, wird auch die Zustandssumme ein Produkt von Zustandssummen der einzelnen Oszillatoren sein. Jeder einzelne Oszillator hat die Energieeigenwerte (beachte: v = ;7t) E na = (n+ !)hV a mit n = 0, 1,2, ... (5.54) und deshalb die Zustandssumme Za(ß) 00 =L (1) e-ßh n+ 2 n=O Va. _lßhva. 1 - e- ßhva = --=-e_2_ _ (5.55) Für den gesamten Kristall erhält man ZN(ß) = e-ß[Eo(V)+L: a khva.(V) Jrr (1 _ e-ßhva.(V))-1 (5.56) a=1 Gegenüber den klassischen Ausdruck gibt es zwei Änderungen: 1. Die Grundzustandsenergie ist um L: a thva(V) erhöht. Dies kann für die von zwei möglichen Bestimmung der relativen Energielage Kristallstrukturen eine Rolle spielen. 2. Im letzten Faktor ist der Ausdruck II a (ßhv a ) -I durch II a (1 _ e-ßhVa.)-1 ersetzt worden. Wie zu erwarten war, geht der quantenmechanische Ausdruck für genügend großes T (kleines ß) in den klassischen Ausdruck über. Das genaue Kriterium lautet I kBT»hv o (5.57) für alle a Für dieses Verhalten ist wieder der Faktor h- 3N im klassischen ZN(ß) wesentlich. Aus dem obigen Ausdruck für ZN(ß) thermodynamischen Größen bestimmen: Seite 84 kann man wieder sämtliche Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen 1 F = -k BTin ZN(ß) = Eo(V) + ~ -2 hV a + k BT ~ In (1 - e- ßhva ) a U =Cv = (5.58) a 8ln~ß(ß) = Eo(V) + ~ ~hVa + ~ hVa[eßhva -1 fI (5.59) (au) = kB~ (hV a ,2 e ßhva aT v a ~kBT) (eßhva _1)2 (5.60) S = U -F T =1 ~ hV a -kB~ In(l-e-ßhVa) ßhva T a e - 1 a (5.61) Für T ~ 00 gehen sämtliche Ausdrücke in die klassischen Ausdrücke über. Jetzt ist aber auch das Verhalten für T ~ + - jedenfalls für j eden Oszillator separat mit dem dritten Hauptsatz verträglich (sowohl in C v als auch in S geht jeder Summand exponentiell nach null). Um Näheres aussagen zu könne, brauchen wir Information über die Verteilung der Eigenfrequenzen. Die primitivste Näherung erhält man, wenn man alle Eigenfrequenzen durch eine einzelne Frequenz co E ersetzt. Dieser VorscWag wurde von Einstein gemacht, um die Abweichungen vom Dulong-Petit'schen Gesetz (bei nicht zu niedrigen Temperaturen) zu erklären. Das durch diese Näherung bedingte exponentielle Verschwinden von C v fürT ~ 0+ entspricht aber nicht dem Experiment. Im Prinzip kann man natürlich sämtliche Eigenfrequenzen durch Diagonalisieren der Matrix ~ ijm bestimmen. Da ~ ijm eine 3N x 3N Matrix ist, erscheint dies auf den ersten Blick als eine ziemlich hoffnungslose Aufgabe. Man kann sich aber die Translationsinvarianz von ~ij zunutze machen und eine räumliche Fouriertransformation durchführen. Dies funktioniert am einfachsten, wenn wir für das Volumen V einen Kubus wählen und dem System periodische Randbedingungen auferlegen (damit die Translationsinvarianz nicht von den Randbedingungen zerstört wird). Wir können dann ansetzen ° (5.62) wobei R m die Gleichgewichtslage des Atoms m darstellt; dabei durchläuft k die Werte k = (k x , k y , k z) mit k j = nj ~ mit nj = 0, ±1, ±2, ... (5.63) Diese Wahl stellt sicher, daß die periodischen Randbedingungen erfüllt sind. Weiters kann man sich bei den Vektoren k auf solche beschränken, die zu unterschiedlichen Auslenkungen führen. Für ein einfach kubisches Gitter mit Gitterabstand a = (v/N) 1/3 kann man sich auf das Gebiet -~a Seite 85 < k 1<- 1:a (erste Brillouinzone) (5.64) OCW Open Courseware Denise Rudel ÖH Shop-Referentin Julia Sageder ÖH Vorsitz-Team Susi Aichinger ÖH Vorsitz-Team Liebe Kollegin, lieber Kollege! Vor dir siehst du ein Skript des Open Courseware Projekts der ÖH Linz, welches allen Studierenden und Interessierten frei und kostenlos zur Verfügung steht. Das OCW- Projekt der ÖH Linz Im Jahr 2007 haben der Vorsitz der österreichischen HochschülerInnenschaft Linz und das Referat für Skripten, Lernbehelfe und OCW mit der Umsetzung von Open Courseware an der Johannes Kepler Universität begonnen. Alle Skripten sollten den Studierenden und Interessierten kostenlos zugänglich sein, zudem sollten die Unterlagen frei verändert und vervielfältigt werden dürfen um die Qualität und Aktualität der Unterlagen zu verbessern. Zu diesem Zweck wurden alle Unterlagen, deren Lizenz bei der ÖH liegt, digitalisiert, mit einer Struktur und Suchfunktion versehen und über eine Homepage allen InternetnutzerInnen zugänglich gemacht. Darüber hinaus wurde den Lehrenden an der JKU die Möglichkeit gegeben jederzeit Verbesserungen und Ergänzungen bei den Unterlagen vorzunehmen. Lizenz Um die freie Verbreitung rechtlich zu gewährleisten steht dieses Werk unter einer Creative Commons Lizenz 3.0 Österreich. Du darfst das Werk vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen sowie Bearbeitungen des Werkes anfertigen. Jedoch musst du dich dabei an gewisse Bedingungen halten: • Du musst den Namen der/des Autorin/Autors / Rechteinhabers/Rechteinhaberin in der von ihm festgelegten Weise nennen. • Das Werk darf nicht kommerziell genutzt werden. • Die Weitergabe ist nur unter gleichen Bedingungen erlaubt, also unter der gleichen Lizenz. Weitere und genauere Informationen über Creative Commons findest du unter http://www.creativecommons.at. Solltest du noch weitere Fragen zum OCW Projekt haben, oder dich beteiligen wollen, erreichst du uns unter [email protected] oder +43 732 2468 8535. Wir wünschen dir viel Spaß mit den OCW Skripten und viel Erfolg bei deinen Kursen! Das Open Courseware Projekt der ÖH an der JKU Linz | Altenbergerstr. 69 | 4040 Linz Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen beschränken, da für jedes R m (5.65) gilt, falls K = (Kx,Ky,K z) mit K j = 2: ni mit ni = O,±1,±2, ... (5.66) Für jedes andere Gitter kann man ein reziprokes Gitter von Vektoren K konstruieren, die der Bedingung (5.65) gehorchen. Die erste Brillouinzone enthält nur die Vektoren k, wofür es kein k + K gibt mit K aus dem reziproken Gitter, das dem Ursprung näher liegt (mit Zusatzbestimmungen für k, die genau auf dem Rand liegen). Die erste Brillouinzone enthält genau N Vektoren k. Wir substituieren jetzt in Hhann für q~ den Ausdruck (5.62) und für qj dessen komplex konjugierte. Falls wir etwas ähnliches für pn machen, erhalten wir schließlich (5.67) (5.68) wobei wir den Ursprung in der Gleichgewichtslage des Teilchens mit Index gelegt haben und weiter die Identität 0 (5.69) benutzt haben (der Index n zählt die Atome in der Einheitszelle ab). Nachdem wir in die oben gegebene Form (5.67)gebracht haben, brauchen wir statt einer (3N x 3N)-dimensionalen nur noch eine k-abhängige (3 x 3) Matrix zu diagonalisieren. Für ein relativ einfaches Modell (und für emige hochsymmetrische Richtungen im k-Raum) wird die Rechnung in §64 von Becker durchgeführt. Das allgemeine Verfahren wurde schon 1913 von Born und von Karman diskutiert. Da eine gleiche Auslenkung aller Atome lediglich eine Translation des ganzen Kristalls bedeutet, muß die Matrix ~~) für k = 0 verschwinden: das Spektrum der Eigenfrequenzen fangt also bei co = 0 an. Hhann Seite 86 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen g(oo) L.-c:::.------------~oo Figur 5-1 Das Ergebnis für die Verteilungsfunktion der Eigenfrequenzen g(co) ist definiert durch: g(co)dco =Zahl der Eigenfrequenzen zwischen co und co + dco (5.70) Diese Verteilungsfunktion beschreibt eine Kurve, die etwa WIe obenstehende Skizze aussieht. Eine sehr einfache Näherung wurde 1912 von Debye vorgeschlagen. Er nutzte die Beobachtung aus, daß für genügend lange Wellenlängen sich ein hochsymmetrischer Kristall wie ein isotropes eleastisches Konituum verhält. In einem solchen Kontinuum ist die Dispersionsrelation gegeben durch co = cllkl für longitudinale Schallwellen co = ctlkl für transversale Schallwellen (5.71a) (5.71b) Durch Abzählen der auf S. 85 angegebenen Wellenvektoren kommt man zur Verteilungsfunktion gD(co)dco = (f )3 ( - \ + 1t Cl ~) 41tco dco für kleine co 2 (5.72) Ct Es ist zu beachten, daß der Faktor 2 zum Ausdruck bringt, daß es zweI unabhängige transversale Polarisationsrichtungen gibt. Debye's Näherung besteht darin, daß er diesen Ausdruck für alle co ansetzt, bis zu einer Abschneidefrequenz co D bestimmt durch Seite 87 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen roD f go(ro)dro (5.73) 3N = ~ o Anzahl der Freiheitsgrade woraus folgt (5.74) g(co) '-='------------'-~co Figur 5-2 Mit Hilfe dieses Parameters läßt sich der Ausdruck für g(ro) als 2 (5.75) go(ro) = 9N ro 2 für 0< ro < roD roD schreiben. Statt roD gibt man oft die Debye-Temperatur 8 0 = :7troo/kB = hvo/k B an. Sie entspricht der Temperatur, oberhalb der die Quanteneffekte allmählich unwichtig werden. Einige typische Werte sind 8D CI Pb Au Cu Fe C (Diamant) 88 1200 169 315 3710 453 5100 ~2000 [K] ~8000 [m/s] (Graphit) Die Korrelation zwischen 8 0 und der Härte der entsprechenden Materialien ist offensichtlich. Einsetzen des obigen Ausdrucks für g(ro) in unsere allgemeinen Ausdrücke für die thermodynamischen Größen liefert für die innere Energie Seite 88 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik U = Eo(V)+ 3N f o Wo ( hro Quanteneffekte und einfache Anwendungen hro 4+ (" ) 7t 27t e ß2,;w - 1 ] 3ro 2 - 3 dro ro 0 = 80 9 ( T) = Eo(V) + gNkBS D + 9Nk BT So mit _1 ßhro = 27t 3 f o T Tj3 dTj ell _ 1 (5.76) Tj Für genügend niedrige Temperaturen kann man die obere Grenze durch ersetzen4 und man erhält für das Integral S(4) 00 (5.77) '------r-' Riemannsche Zetafunktion woraus folgt (für kleine Temperaturen) (5.78) Dies ergibt für die spezifische Wärme (5.79) das berühmte T 3 -Gesetz für den Beitrag der Gittterschwingungen zur spezifischen Wärme, das auch experimentell gut bestätigt worden ist. Auf ähnliche Weise berechnet man die sonstigen thermodynamischen Größen. Insbesondere findet man für S wie für Cy ein Verhalten im Einklang mit dem dritten Hauptsatz. Nachtrag: Wärmestrahlung Wie wir schon in der Vorlesung Quantenmechanik gesehen haben, ist auch das Strahlungsfeld als ein System unabhängiger harmonischer Oszillatoren mit einer Verteilungsfunktion der Eigenfrquenzen (5.80) 4 Auch die Beiträge des Gebietes, wo go(") keine gute Näherung für g(ro) ist, verschwinden für genügend niedrige Temperaturen Seite 89 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen aufzufassen (beachte: exakt für den gesamten Bereich!). Es treten hier keine longitudinalen Schwingungen auf. Falls wir die Nullpunktsenergie vernachlässigen (zur Vermeidung unendlicher Terme) erhalten wir für die innere Energie (5.81) (5.82) was bereits in den Übungen gefunden wurde. Für die freie Energie erhält man entsprechend (5.83) Mit Hilfe einer partiellen Integration läßt sich das Integral in (5.83) auf dasjenige in (5.81) zurückführen. Weiters findet man (5.84) Damit sind die auf S. 40 angegebenen Beziehungen für die thermodynamischen Größen der Hohlraumstrahlung auch ohne kinetsche Überlegungen für den Strahlungsdruck statistisch hergeleitet. 5.5 Ideale Gase aus Teilchen mit inneren Freiheitsgraden Bisher haben wir nur ideale Gase aus strukturlosen Teilchen betrachtet. Nun betrachten wir ein Gas aus Molekülen mit je s Atomen. Falls wir annehmen, daß das Molekül in seinem elektronischen Grundzustand ist, gibt es nur die 3s Freiheitsgrade der Kerne. Davon sind · 3 Schwerpunktskoordinaten · 3 Eulerwinkel für die Orientierung 1m Raum (oder 2 Winkel der Symmetrieachse für s = 2) · 3s - 6 Schwingungskoordinaten (oder 3s - 5 = 1 für s = 2 ) Seite 90 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen Die Schwerpunktsbewegung ist immer von der inneren Bewegung entkoppelt. Rotation und Schwingungen sind im Prinzip gekoppelt, aber die entsprechenden Effekte sind i. a. klein für relativ steife Moleküle und werden daher weiter vernachlässigt. Weiters werden wir die Schwingungen als harmonisch behandeln. Die Hamiltonfunktion für N nichtwechselwirkende Moleküle mit Grundzustandsenergie -EO lautet dann N H = L [H;r + Hfot + H;ib - co] (5.85) 1=1 mit 2 H;r = i~ (Pi Schwerpunktsimpuls; M Gesamtmasse) (5.86) Für zweiatomige Moleküle hat man weiters H Rot i 1 L2 = 21 I ( = 21 2 PSi 1 2 ) (5.87) + sin 2 Gi Pe; Dabei ist I das Trägheitsmoment des Moleküls: (5.88) mit den ri als den Gleichgewichtsabständen des i-ten Atoms zum Schwerpunkt. Für den Schwingungsanteil gilt H Vib i 1 2 I = 2mPi + 2"mco 2 2 (5.89) ri mit den fj als den Abweichungen des Relativabstandes zum Gleichgwicht und den Pi als den zugehörigen Impulsen. Die Schwerpunktsbewegung darf immer klassisch behandelt werden. Ob dies auch mit den Rotations- und Schwingungsbewegungen der Fall ist, hängt vom Verhältnis der charakteristischen Energien zu k B T ab. Dazu führen wir die charakteristischen Temperaturen TRot und T Vib über k B T Rot h2 = 8n 2 I und k B T Vib h = hv = 2n co ein. Einige typische Werte sind in der untenstehenden Tabelle angegeben. Seite 91 (5.90a,b) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik TRot Quanteneffekte und einfache Anwendungen H2 Hel N2 O2 85,4 15,2 2,9 2,1 T Yib 6100 4140 3340 2230 [K] [K] Es ergibt sich, daß die Rotation (außer für Wasserstoff) fast immer klassisch behandelt werden darf, die Schwingungen aber fast immer quantenmechanisch. Für mehratomige Moleküle darf die Rotation praktisch immer klassisch behandelt werden5 • Die entsprechende Ein-Teilchen Hamiltonfunktion lautet (5.91) wobei die Ii die Trägheitsmomente und die Li die Komponenten des Drehimpulses entlang den entsprechenden Hauptträgheitsachsen sind. Falls die Hamiltonfunktion sich als Summe unabhängiger Terme schreiben läßt, kann die Zustandssumme dementsprechend als Produkt geschrieben werden: (5.92a) (5.92b) Dabei bezeichnet go den Entartungsgrad des Grundzustandes verursacht durch die verschiedenen Einstellmöglichkeiten der Kernspins und des Gesamtdrehimpulses der Elektronenhülle. Der Term '-NkBTlngo' in der freien Energie ist für die Berechnung der Entropiekonstante cr von Bedeutung. Die oben gegebene Faktorisierung (5.92b) ist im Quantenfall nicht erlaubt, falls die Moleküle mehrere identische Kerne enthalten (auf diesen Fall werden wir später in diesem Abschnitt zurückkommen). Bis auf zRot(ß) sind die Faktoren des obigen Ausdrucks (5.92b) entweder trivial oder schon früher diskutiert worden. Für zRot(ß) unterscheidet man mehrere Fälle: 5 Eine Ausnahme bildet eH4, das aber drei gleiche Hauptträgheitsmomente hat Seite 92 Quanteneffekte und einfache Anwendungen Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik 5.5.1 Klassische Behandlung, unterscheidbare Teilchen 8=2: zRot(ß) =~ h f f ffe lt 2lt co co Il (2 I Pe2) -21 Pe+ sin 2e d8d~dpedp~ = ~ 0000 dq dp '---v-----' = 2 I 1t ßh 2 . 81t 21t f 8d8= lt -..,.... Sill Jd~ JJdpodp, Jda '-v-J ßh kanonisch konjugiert 2 2 = -212 q q ßh (5.93) s = 3: Für 8 = 3 hat man drei sog. Euler'sche Winkel: die Winkel 8 und ~ für die Orientierung der Hauptträgheitsachse und den Winkel \jf (0< \jf < 21t), der die Orientierung des Moleküls bezüglich der Hauptachse beschreibt. Man erhält so (5.94) Die Vorfaktoren h-2 bzw. h-3 sind in Analogie mit früheren Fällen eingeführt worden. Sie sollen letztendlich mittels einer quantenmechanischen Rechnung gerechtfertigt werden. 5.5.2 Klassische Behandlung, einige Atome identisch In diesem Fall soll bei der Winkelintegration nur über physikalisch unterscheidbare Orientierungen integriert werden. Dies führt zu einer Reduktion um einen Faktor cr- 1 , wobei cr die Zahl der äquivalenten Orientierungen darstellt: · cr = 2 für Hz oder HzO · cr = 3 für NH3 ( dreiseitige Pyramide) · cr = 12 für CH4 (Tetraeder) oder für C 6H 6 (ebenes Sechseck) Seite 93 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen 5.5.3 Quantenmechanische Behandlung, unterscheidbare Atome Wir behandeln nur den zweiatomigen Fall. Da L 2 die Eigenwerte h 2 /4n 2 l(l + 1) mit jeweiliger Entartung 21 + 1 hat, erhält man für die Zustandssumme ßh 2 /(I+I) zRot(ß) = L (21 + l)e -~ dx (5.95) I Den klassischen Grenzfall erhält man durch Ersetzen der Summe durch em Integral 00 ßh2 x(x+1) 2 2 00 zRot(ß) = f(2x + l)e -~ dx = 8n I fe-;;ds,= 8n I == 1 o ßh 2 0 ßh 2 1' (5.96) '--v-----' =1 Dies stimmt mit dem Ergebnis unter 5.5.5 überein. Korrekturen zum klassischen Grenzfall erhält man über die Euler-McLaurin'sche Formel 00 00 ~ f(n) = Jf(x)dx + ~f(O) - /2 fl (0) + ~! ['" (0) - 30~40 [<5)(0) + ... (5.97) Dieser Ausdruck ist für analytische Funktionen fex) gültig. Das Ergebnis dieser Hochtemperaturentwicklung ist Z Rot(ß) ~ :r1[1 + 31' 1 + 151' 1 2 + 3151' 4 3 + ... ] = (5.98) 2 T ßh q unter Beachtung von 't = ~ot = 2I Aus obiger Entwicklung läßt sich herleiten, daß der Beitrag der Rotation zur spezifischen Wärme von oben zu seinem klassischen Wert Nk s geht. 5.5.4 Quantenmechanische Behandlung, identische Atome Da TRat « T Vib, darf man annehmen, daß sich die Moleküle bei Temperaturen, wo die Rotation einer quantenmechanischen Behandlung bedarf, im Schwingungsgrundzustand befinden. Falls wir uns wieder auf zweiatomige Moleküle beschränken, so sind die in Betracht kommenden Eigenzustände der Energie durch die Quantenzahlen 1und m der Rotationsbewegung und die Werte S und Sz des Gesamtspins, gebildet aus den zwei Kernspins und dessen z-Komponente, zu beschreiben. Dabei können S von 0 bis 2cr (cr ist der Spin eines Seite 94 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen einzelnen Kerns) und Szvon -S bis +S variieren, beide in ganzzahligen Schritten. Der Energieeigenwert hängt nicht von S, Sz oder m ab und beträgt h 2 l(l + l)/8n 2 r. Als Eigenzustände kommen aber nur solche in Betracht, die gerade unter Vertauschung der Teilchen für ganzzahlige cr bzw. ungerade unter Vertauschung der Teilchen für halbzahlige cr sind. Für den Ortsanteil bedeutet Teilchenvertauschung eine Änderung des Vorzeichens des Abstandes r zwischen den Teilchen. Für den Teilchenvertauschungsoperator II gilt also II\}J(r) = \}J(-r) oder II\}J(r, e, ~) = \}J(r, n - e, n + ~) (5.99) Aus den Eigenschaften der Kugelfunktionen Y Im (e, ~) leitet man einfach her (5.100) Für den Spinanteil folgt aus dem Formalismus der Drehimpulskopplung (Skript Quantenmechanik, VII, 4), daß der Zustand S = 2cr, Sz = 2cr gerade unter Vertauschung ist. Dasselbe gilt für das ganze Multiplett S = 2cr und weiters findet man noch, daß (5.101) Für den Spinanteil der Wellenfunktion erhält man so z. B.: · für cr = ~: 3 gerade Zustände (S = 1) und einen ungeraden (S = 0) Zustand · für cr = 1: 6 gerade (S = 2,0) und 3 ungerade (S = 1) Zustände Wegen der Behandlung der Vertauschungssymmetrie Gesamtwellenfunktion (Produkt aus Orts- und Spinteil) haben: für die · für cr = ~ (Fermionen) Zustände mit geradem I eine Spinentartung 1, solche mit ungeradem I eine Spinentartung 3 · für cr = 1 (Bosonen) Zustände mit geradem I eine Spinentartung 6, solche mit ungeradem 1eine Spinentartung 3 Seite 95 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen Für die Rotationszustandssumme bedeutet dies alles schließlich l ( z(ß) = L 1=0.2.... 3 (21 + 1) ~ t Entartungsfaktor für Bosonen Triplett: 3 Unterzustände ParaH z (5.102) l ( z(ß) = 6 t 5+1 L 1=0,2,... ßhZI(I+I) (21 + 1) e --z81t ID ßhzl(I+I) + 3 ~ t Entartungsfaktof für Bosonen Triplett: 3 Unterzustände 1=H.... [ (21 + l)e- z 81t I J D ParaD z (5.103) Im Grenzfall hoher Temperaturen spielen die alternierenden Spinentartungsfunktionen keine Rolle mehr, der mittlere Entartungsfaktor jedoch ist genau die Hälfte des Wertes für unterscheidbare Teilchen. So wird der Faktor ~, der unter 5.4.7 bei der Integration über die Orientierungswinkel auftrat, auch im klassischen Grenzfall aus der quantenmechanischen Behandlung wiedergedunden. 5.5.5 Die thermodynamischen Größen Falls Z(ß) als Produkt von Beiträgen von Translation, Rotation und Vibration geschrieben werden kann, so lassen sich die thermodynamischen Größen, die aus In Z(ß) herleitbar sind, als Summen von entsprechenden Beiträgen schreiben. Ein besonders charakteristisches Bild bietet die spezifische Wärme. Für Temperaturen weit unterhalb der jeweiligen charakteristischen Temperatur (TRat, T Vib oder T Tr = h~7t2 /2rnL 2k B) tragen die entsprechenden Freiheitsgrade kaum zur spezifischen Wärme bei (man nennt sie dort 'eingefroren'). Für Temperaturen viel größer als die charakteristische Temperatur erreicht der Beitrag zu C v den aus dem Gleichverteilungssatz folgenden Wert: . ~NkB für die Translation Seite 96 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Quanteneffekte und einfache Anwendungen . Nk B oder ~NkB für die Rotation (zwei- oder mehratomiger Fall) . k BT pro Eigenschwingung für die Vibration Das Ergebnis ist unten qualitativ wiedergegeben: CvINk. (s=2) 7/2 3s-3 .,---- 5/2 3/2 ":'-:--------:::c----=:-------+ T L...,-,-----=-----..",....---=-----+ T Tn T... Tv, ... T.... Figuren 5-3 und 5-4 Bei noch höheren Temperaturen kommen auch noch die elektronischen Anregungen ins Spiel. Das System wird dann rasch sehr kompliziert, da die intermolekularen Kräfte und damit die Schwingungsfrequenzen vom elektronischen Zustand abhängen (gelegentlich sind elektronisch angeregte Moleküle sogar instabil gegen Dissoziation). Bei sehr niedrigen Temperaturen kann man die Kemspinzustände nicht mehr als entartet betrachten. Für die Praxis ist dies aber eher unwichtig, da die charakteristischen Temperaturen im Mikro-Kelvin Bereich liegen und dort sämtliche Substanzen längst keine idealen Gase mehr sind. Seite 97 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik 6 Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik 6.1 Die mikrokanonische Gesamtheit Die kanonische Gesamtheit beschreibt ein System, in dem die Temperatur kß-l, die Deformationskoordinaten a (z. B. das Volumen) und die Teilchenzahl N einen genau festegelegten Wert haben. Dagegen sind die jeweils konjugierten Größen, die innere Energie, die Arbeitsparameter A (z. B. der Druck) und das chemische Potential Il nicht scharf bestimmt. Diese Größen unterliegen Schwankungen, deren mittlere Quadrate mit den zweiten Ableitungen der Zustandssumme zusammenhängen. Man prüft leicht nach, daß z. B. gilt: (6.1) also gilt (6.2) Für ein genügend großes homogenes System wird der Erwartungswert von H proportional zur Systemgröße N sein. Wir unterscheiden jetzt zwei Fälle: 1. aj ist proportional zu N. Der Erwartungswert <8H/8aj) wird dann für große N unabhängig von N sein und sein mittleres Schwankungsquadrat hat die Größenordnung N- 1 . 2. aj ist unabhängig von N. Der Erwartungswert <8H/8ai) und das mittlere Schwankungsquadrat sind dann von der Ordnung N. In beiden Fällen haben die Schwankungen die relative Größenordnung N-1/2 und sind für genügend große Systeme vemachlässigbar klein. Der prinzipielle Seite 98 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten I Bose- und Fermistatistik Unterschied in der Behandlung der zwei Klassen von Variablen kommt also für genügend große Systeme kaum zum tragen (jedenfalls nicht auf dem Niveau der Erwartungswerte thermodynamischer Größen). In diesem und im folgenden Abschnitt werden wir uns trotzdem darum bemühen, statistische Gesamtheiten - d. h. Verteilungen f(X) über Mikrozustände bzw. quantenmechanische Dichtematrizen - zu konstruieren, in denen jeweils andere Größen als fest vorgegeben behandelt werden. Dafür gibt es im wesentlichen drei Gründe: 1. Für nicht sehr große Systeme kann man durchaus zu etwas unterschiedlichen Ergebnissen kommen. 2. Falls man an den Schwankungen gewisser Größen interessiert ist, führen die verschiedenen Ansätze durchaus zu verschiedenen Ergebnissen. Es ist dann wichtig, diejenige Gesamtheit zu wählen, die den tatsächlichen experimentellen Gegebenheiten entspricht. 3. Sogar für den Fall, daß verschiedene Ansätze zum gleichen Ergebnis führen, kann die tatsächliche Berechnung für die eine Gesamtheit wesentlich einfacher ausfallen als für die andere. Isolierte Systeme Wir fangen mit unserer Suche nach geeigneten Gesamtheiten mit einem isolierten System mit festen Werten der Deformationskoordinaten a und der TeilchenzaW N an. Weiters betrachten wir das Problem quantenmechanisch (der klassische Grenzfall kann später immter noch betrachtet werden). Eine erste Voraussetzung für die zu konstruierende Dichtematrix ist die Stationarität: die Dichtematrix soll einen G1eichgewichtszustand beschreiben. Falls zur Zeit t = 0 gilt p(O) = L Pi l\Fi>N'j I (6.3) i so gilt - aufgrund der Schrödingergleichung - für eine spätere Zeit t (6.4) Durch Differentiation erhält man die von Neumann-Gleichung d . dtP(t) = - ~ [H, p(t)] ~ q 6 Diese Gleichung unterscheidet sich im Vorzeichen von der Heisenberg'schen Bewegungsgleichung einer Observablen Seite 99 (6.5) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Damit pet) stationär ist, soll p mit H kommutieren, also diagonal auf der Basis der Eigenzustände von H sein. Diese Bedingung gilt übrigens nicht nur für isolierte Systeme, sondern war sie z. B. auch für die kanonische Gesamtheit erfüllt. Die zweite Bedingung ist spezifisch für isolierte Systeme: die Energie soll einen makroskopisch scharfen Wert haben. Deshalb soll das statistische Gewicht Pi für mit Energieeigenwerten außerhalb eines Toleranzbereiches Zustände E < Ei < E + dE verschwinden. Damit wir es mit einem makroskopischen System zu tun haben, sollen innerhalb dieses Toleranzbereiches immer noch viele Eigenwerte Ei liegen. Als letzte Bedingung für eine Dichtematrix, die einen Gleichgewichtszustand beschreiben soll, verlangen wir Robusteit gegenüber kleinen Störungen. Solche Störungen werden durch Zusatzterme EW(t) zur Hamiltonfunktion beschrieben. Die Störterme bewirken Übergänge zwischen den Eigenzuständen lEi> und zwar gegeben durch (vgl. Skript mit Übergangswahrscheinlichkeiten Wji Quantenmechanik, XI, 1)7 E2 Wji = h 2 1<Ej IW(üJji)IEi>1 2 q mit hqCOji = Ej - Ei und W(co) = (6.6) fW(t)eieotdt Aus der Hermitizität von W(t) folgt nun (6.7a) (6.7b) W(COji) = W+(COij) oder Wji =Wij Die unvenneidlichen kleinen Störungen führen i. a. zu Änderungen der Pi(t), die duch die Mastergleichung ~tPiCt) = ~ [wijpj(t) -WjiPi(t)] = -~ Wij[Pi(t) -Pj(t)] J (6.8) J beschrieben werden können. Damit dieser Ausdruck verschwindet, ist es hinreichend, daß alle Pi den gleichen Wert haben. Weiters sieht man auch, daß das größte pj(t) nicht zunehmen und das kleinste plt) nicht abnehmen darf. Falls es also genügend viele nichtverschwindende wij gibt, ist die einzige stationäre Lösung der Gleichung (6.8) diejenige, wo alle Pi gleich sind. Dies ist die sogenannte mikrokanonische Gesamtheit: Pi = [co(E)dEr Pi = 0 1 l für E < Ei< E + dE für Ei < E oder Ei > E + dE neo (6.9) Die energetische Isolierung beinhaltet offensichtlich, daß nur Frequenzen mit < dE vorkommen dürfen (makroskopischer Energiegewinn ist ausgeschlossen, aber Austausch innerhalb der ToJeranzbreite dE nicht) Seite 100 Weitere Gesamtheiten I Bose- und Fermistatistik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Dabei ist m(E) die auf S. 64 eingeführte Strukturfunktion. Die Strukturfunktion hängt natürlich noch vom Hamiltonoperator und damit von dessen Parametern a und N ab. Die Größe E ist mit der inneren Energie U zu identifizieren. Mittels der schon früher diskutierten Korrespondenz (6.1 0) I S(U,a,N) = kBln(j)(U,a,N) I lassen sich aus m(U, a, N) sämtliche thermodynamischen Größen herleiten. Beachte: die Entropie S als Funktion der oben spezifizierten Variablen ist ein thermodynamisches Potential (vgl. S. 23). Bemerkung: Zusätzliche Lösungen der Mastergleichung (6.8) gibt es nur, falls die Zustände lEi) in Gruppen, zwischen welchen auch die Störungen keine Übergänge vermitteln können, eingeteilt werden können. Dies beruht üblicherweise auf der Existenz erhaltener oder fast-erhaltener Größen (z. B. der Drehimpuls eines Sterns oder die Magnetisierung eines Ferromagneten im Feld B = 0 unterhalb der Curie-Temperatur). In solchen Fällen benützt man 'submikrokanonische' Gesamtheiten, in denen nur solche Zustände ein von Null verschiedenes Gewicht erhalten, in denen auch die zusätzlichen Erhaltungsgrößen innerhalb gewisser Toleranzbreiten ihre vorgegebenen Werte haben. Für ein klassisches System wird die mikrokanonische Gesamtheit durch feX) feX) = [m *(E)dEr I =0 für E < H(X) < E + dE ftir H(X) < E oder H(X) > E + dE definiert. In diesem Fall darf man auch den Limes dE dann feX) = m*~) 8(H(X) - E) ~ (6.11) 0+ nehmen. Man erhält (6.12) Der Normierungsfaktor m*(E) wurde schon auf S. 64 spezifiziert. Die thermodynamischen Größen erhält man jetzt nicht aus m*(E) selbst, sondern aus dem unnormierten m(E). Für ein System aus N identischen Teilchen mit je s Freiheitsgraden liefert dies S = kBlnm(E) m*(E) mit m(E) = - N!h SN Seite 101 (6.13) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Falls man jeweils Ni Teilchen der Sorte i hat (i = 1, .. ,n), wobei ein Teilchen der Sorte i jeweils Si Freiheitsgrade hat, so erhält man entsprechend ro(E) = ro*(E)I1 i 1 Ndh (6.14) N 8 Sj j 6.2 Gesamtheiten für offene Systeme Als nächstes betrachten wir ein System, welches aus Teilsystemen, deren Wechselwirkungsenergie vernachlässigt werden kann, aufgebaut ist. Die Hamiltonfunktion ist dann die Summe zweier Terme für die jeweiligen Teilsysteme (6.15) und für die Strukturfunktion gilt (im klassischen Fall) f co (E) = dX I dX2 o (I-I I (X ,) + I-h(X2) - E) = f = dEI dXjoCHl(Xl) -EI) = fdElro~(Edco;(E2) fdX2o(H2(X2) - E+E 1) = (6.16) Im quantenmechanischen Fall gilt eine entsprechende Gleichung für die ro(E). Die Abhängigkeit von ai und Ni wurde nicht explizit angegeben. Wir betrachten jetzt den Fall, daß die zwei Teilsysteme Wärme austauschen können, aber das Gesamtsystem isoliert ist. Die geeignete Gesamtheit ist dann die mikrokanonische Gesamtheit für das kombinierte System, dessen Strukturfunktion wir gerade berechnet haben. Wir beschränken uns weiters auf den Fall, daß das zweite System sehr groß gegenüber dem ersten System ist. Wir können dann die Entropie des zweiten Systems S; = kBlnro; nach EI entwickeln. Dazu benützen wir die Formel (vgl. S. 73) olnco(E) oE =ß (6.17) wobei kß-I die Temperatur des 'Wämebades' 2 ist. Einsetzen in (6.16) ergibt (6.18) g Der Reduktionsfaktor soll in diesem Fall nur Vertauschungen von Teilchen der gleichen Sorte berücksichtigen Seite 102 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik oder kBlnco *(E) = kBlnco;(E) + kBlnZi (ß) (6.19) Mittels der Interpretationsregel S * = kBln co * und der Additivität der Entropie erhält man nun (falls man den thermodynamischen Gleichgewichtswert von Ei bei vorgegebenem ß mit U I bezeichnet) S ~(U I) + S;(E - U 1) = S;(E) + kBlnZi(ß) (6.20) und nach Entwicklung von S; (E - U I) (6.21) was äquivalent zur schon bekannten Beziehung -kBTlnZi(ß)=UI-TSi =Fi(ß) (6.22) ist. Die Sternchen können durch geeignetes Urnnormieren entfernt werden. Die obige Rechnung hat gezeigt, daß die thermodynamischen Größen eines Systems im thermischen Kontakt mit einem Wärmebad über das kanonische Zustandsintegral bestimmt werden können. Auch die Verteilungsfunktion selbst kann mittels einer ähnlichen Überlegung bestimmt werden: die Wahrscheinlichkeit, im System 1 die Energie EI zu haben, kann mit der dazu benötigten Entropieerniedrigung des Wärmebades über EI j P(E I) =e -k [S2(E-E j )-S2(E)] B =e --k T B (6.23) berknüpft werden, was sofort zur kanonischen Verteilungsfunktion oder zum kanonischen Dichteoperator führt. 6.2.1 Die Druckgesamtheit Als nächstes betrachten wir ein System 1, das vom System 2 durch einen beweglichen und wärmeduchlässigen Stempel getrennt ist. Das kombinierte System ist wieder isoliert und das System 2 sei so groß, daß für seine Entropie der linearisierte Ausdruck Seite 103 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik 1 P2 S2(E - EI, V - V t) = S2(E, V) - T2E I - T 2V I (6.24) verwendet werden darf. Dabei sind T 2 und P2 die Temperatur und der Druck im System 2. E,V Figur 6-1 Für die Strukturfunktion gilt entsprechend ffitot(E, V) = fdEI fdV Iffi I(EI, V l) ffi 2(E - EI, V - V I) = = dEI dVlffil(EI,VI)e-ß2E\-ß2P2vlffi2(E,V)== (6.25) == ffi2(E, V)Y I(ß2, P2, N I) mit (ß V I) = Y I (ß , p, N) I = fe -ßPviZ NI' f fdVle-ßpvl dXNle-ßH(XN],VI) N1 VI h INI! (6.26) S oder dem entsprechenden quantenmechanischen Ausdruck. Mittels S = kBlnffi und der Additivität der Entropie erhält man wie oben kBln Y I(ß,P, V I) = kBlnffitot(E, V) - kBlnffi2(E, V) = SI (U I, V~) - tu I- ~V~ (6.27) wobei V~ = V~ (p, T) dem thermodynamischen Gleichgewichtswert von V 1 bei vorgebenem p und T bezeichnet. Eine einfache Umschreibung führt zu Seite 104 Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fennistatistik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik (6.28) Aus dem Logarithmus von Y, dem Normierungsintegral der Druckgesamtheit, läßt sich also die freie Enthalpie berechnen. Wie wir schon auf S. 37 gefunden haben, ist diese in der Tat das angemessene thermodynamische Potential für ein System, das mittels eines beweglichen und wärmedurchlässigen Stempels mit der Außenwelt verbunden ist. Beispiel: Das ideale Gas 3N Z (ß V) = _1_VN(21tm) T N, h3NN! ß Y(ß P N) " (6.29) 3N = _1_(21tm) Toofe-ßPVVNdV = 1..[ (21tm)23]N 3N . h NI ° ß ßp i (6.30) h3 pß2 5 3 27tmkB -kBTIn Y(ß,p,N) == NkBTlnp - 2NkBTlnT - 2NkBTln h 2 - NkBTInkB (6.31) Diesen Ausdruck vergleichen wir mit dem thermodynamischen Wert auf S. 40: G = ~NkBT- ~NkBTlnT+NkBTln~ -NTcr Elimination von V zugunsten von p über NN (6.32) = P/(kB T) ergibt G = ~NkBT - ~NkBTInT +NkBTInp-NkBTlnk B -NTcr (6.33) und ein Vergleich ergibt, daß -kB TIn Y = G, wobei wir rür die Entropiekonstante wieder den auf S. 72 gefundenen Wert cr 3 27tmk + -kB 5 = -kBln-2 h2 2 (Sackur- Tetrode Gleichung) (6.34) einsetzen müssen. Wir können nun die Druckgesamtheit verwenden, um das mittlere Volumen V~ und dessen Schwankungen zu bestimmen VO = fVro(E,V)e-flE-flPVdEdV Y(ß,p) (V 2) - (V)2 = -kB T ~ (V) Seite 105 a = -kB Op In Y (ß, p) (6.35) (6.36) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fennistatistik Die Volumsschwankungen hängen also mit der isothermen Kompressibilität zusammen. Für das ideale Gas erhält man die bekannten Beziehungen (V) = NkBT P 2 ' und ~ß p V = (6.37) Nk~T2 _ (V? p 2 - (6.38) N Also sind die relativen Schwankungen von der Ordnung N- 1I2 . 6. 2. 2 Die großkanonische Gesamtheit (Grand canonical ensemble) Das oben skizzierte Verfahren kann genauso verwendet werden, um eine beliebige extensive Deformationskoordinate aj zugunsten des entsprechenden Arbeitsparameters Aj zu eliminieren. Die für die Praxis wichtigste Anwendung ist die Elimination der Teilchenzahl N zugunsten des chemischen Potentials f..l. Wir betrachten wieder ein System 1, das mit dem Bad 2 diesmal sowohl Energie, als auch Teilchen austauschen kann. Wie üblich wird die Entropie des Bades linearisiert S2(E- EI,N - N I) EI 2 = S2(E,N) - T f..l2N I +--:r;- (6.39) Für die Wahrscheinlichkeit eines Mikrozustandes mit Werten EI, N I erhalten wir also (6.40) Bei der Betrachtung der Strukturfunktionen muß beachtet werden, daß jetzt jedes der N Teilchen sowohl in 1 als auch in 2 sein kann. Dies führt zu einem zusätzlichen Entartungsfaktor im Ausdruck für die Strukturfunktion (6.41) Beim Übergang auf die ungestemten Größen fällt der Zusatzfaktor aber genau wieder weg und wir erhalten Seite 106 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Ci) 101 Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik f (E N) = L dE I ro I (E I NI ')ro 2 (E - E) ,N - N )) = NI = ro2(E N)L dE t wl(E),N ))e-ß2EI-U2NI == NI == ro2(E, N)8(a2, Ih) J (6.42) Dabei heißt 8(a, ß) das großkanonische Zustandsintegral, welches auch in der Fonn (6.43) geschrieben werden kann. Der Zusammenhang mit der Thennodynamik erfolgt wieder über S = kBlnro: (6.44) oder (6.45) wobei N~ - analog zu früheren Fällen - den Gleichgewichtswert von N I bei vorgegebenen Werten von a und ß dargestellt. Für Systeme mit mehreren Teilchensorten kann man genauso vorgehen. Falls alle Teilchensorten ausgetauscht werden könne, erhält man (6.46) Das großkanonische Zustandsintegral erhält die Fonn (6.47) und der Zusammenhang mit der Thennodynamik wird über -k BTln8({ a O)}, ß) = F - L I-l (i)NO(i) i hergestellt. Für homogene Systeme gilt die Gibbs-Duhem Gleichung (S. 39) Seite 107 (6.48) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik L J.I. (i)NO(i) = G = F + pV (6.49) i sodaß gilt (beachte: das Volumen ist in unserer Rechnung eine feste Größe) (6.50) Aus dem großkanonischen Zustandsintegral folgt also direkt die Zustandsgleichung für ein Gas oder Gasgemisch. Die Erwartungswerte der Getzt nicht mehr scharfen) Größen E und N°(i) folgen durch Ableitung (6.51) (6.52) Nach dem inzwischen vertrauten Rezept erhält man für die Schwankungen und Korrelationen usw. Die Korrelationen und mittleren Schwankungsquadrate sind für ein homogenes System proportional zur Systemgröße V, die relative Größenordnung der Schwankungen ist also wieder V-1/2 • Das ideale Gas In diesem Fall ist auch S(a, ß) in geschlossener Form auswertbar: 3N aN S(a ß) = L e-aNZN(ß) = L e- V N(27tm) 2" 'N N N! ßh 2 = exp [ ve- a (27tm) ßh2 3N] 2" (6.55) Für den Druck ergibt dies 3N pV = k B TInS = k B Tve-a (27tm) ßh 2 Seite 108 2" (6.56) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Zur Vereinfachung bestimmen wir auch die mittlere Teilchenzahl (6.57) Die Zustandsgleichung nimmt also die vertraute Form (6.58) an. Weiters folgt für den Parameter e-a der Ausdruck (6.59) mit n = NON und A als die thermische de Broglie-Wellenlänge (vgl. S. 77). Zum Schluß dieses Abschnitts betrachten wir noch die Schwankung in der Teilchenzahl: (6.60) JNo . Dies folgt auch aus der Tatsache, Die mittlere Schwankung ist also genau daß die Wahrscheinlichkeitsverteilung für die Teilchenzahl -aN 1 p(N) = h~NN! Z~(ß)3(a, ß) (6.61) für den Fall Z~(ß) = [Z(ß)]N genau die Form der Poisson-Verteilung (6.62) annimmt. Dabei gilt, wie man leicht nachprüft, daß (6.63) Seite 109 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik 6.3 Die großkanonische Gesamtheit für nicht-wechselwirkende Quantensysteme Der großkanonische Formalismus ist besonders bequem für die Beschreibung von Quantensystemen nicht-wechselwirkender Teilchen. Der Hamiltonoperator für ein N-Teilchen System ist dann eine Summe von Ein-Teilchen Beiträgen: (6.64) wobei die Hi alle (bis auf die Variablen, auf die sie wirken) gleich sind. Falls der Einteilchenoperator Hi die Eigenwerte l':y und die Eigenfunktionen ~v(ri, Si) hat, wobei rj und Si respektive die Koordinate und der Spin des i-ten Teilchens bezeichnen, so sind die Eigenwerte von HN durch N E{v;} =L (6.65) l':Yj i=1 und die zugehörigen Eigenfunktionen für unterscheidbare Teilchen durch ~{Yd(r!,s!; ... ; rN,sN) = N II ~vi(rj,si) (6.66) i=! gegeben. Für identische Teilchen sind dies wegen der fehlenden Vertauschungssymmetrie keine zuläsigen Eigenfunktionen. Für Bosonen (ganzzahlige Spins) sind die zulässigen Eigenfunktionen gegeben durch (6.67) wobei über alle Permutationen P der Teilchenindizes summiert wird und C eine Normierungskonstante ist. Für Fermionen (halbzahlige Spins) sind die entsprechenden Eigenfunktionen (6.68) wobei Y]p die Parität der Permutation P bezeichnet. Der obige Ausdruck ist eine kompakte Schreibweise für die Slaterdeterminante Seite 110 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik ~FD{Yd - =C Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fennistatistik ~YI(rl,sl) ~YI(r2,sÜ ~YI (rN, SN) ~Y2(r2,s2) ~Y2(r2,SÜ ~Y2(rN, SN) (6.69) Dieser Ausdruck verschwindet, falls zwei der Vi gleich sind; falls alle verschieden sind, gilt C= N- 1/2 (6.70) Für Bosonen erhält man ein determinantenähnliches Gebilde, in dem nur alle Summanden das gleiche positive Vorzeichen haben. Dieser Ausdruck wird auch Permutante genannt, welche invariant unter Vertauschung der Spalten ist. Sowohl die Determinante, als auch die Permutante sind durch den nichtgeordneten Satz {Vi} vollständig bestimmt. Dieser nichtgeordnete Satz kann auch dadurch spezifiziert werden, daß man für jeden Einteilchen-Zustand Iv) festlegt, wie oft die Zahl V unter den Spaltenindizes {Vi} vorkommt. Diese Größe heißt Besetzungszahl n y des Einteilchen-Zustandes Iv). Für ein System von Bosonen kann n y beliebige ganzzahlige und nichtnegative Werte annehmen, für ein System von Fermionen sind nur n y = und n y = 1erlaubt (Pauli-Verbot). ° ° Beispiel: 2 Spin-Y2-Teilchen im Feld B = Es gibt zwei energetisch entartete Einteilchen-Zustände 1+) und 1-). Falls wir den Satz von Besetzungszahlen mit (n+,n_) andeuten, so gibt es: · für unterscheidbare Teilchen: (2,0), (0,2) und zweimal (1, 1) · fur Bosonen: (2,0), (0,2) und (1, 1) · fur Fermionen: (1, 1) In der mikrokanonischen Gesamtheit wird allen Zuständen mit der vogegebenen Gesamtenergie dasselbe statistische Gewicht gegeben. Im betracheten Fall ist also für unterscheidbare Teilchen die Wahrscheinlichkeit, beide Teilchen im gleichen Zustand anzutreffen, gleich 112. Für Fermionen ist diese Chance wegen des Pauli-Verbotes gleich Null, für Bosonen dagegen ist sie gleich 2/3. Bosonen im Gleichgewicht haben also eine 'Neigung', Einteilchen-Zustände zu besetzen, die schon von identischen Teilchen besetzt sind (ein schon bekanntes Beispiel ist die stimulierte Emission). Wir kehren jetzt zur Diskussion der quantenmechanischen Gesamtheiten für nichtwechselwirkende Teilchen zurück. Statt über die Quantenzahlen {Vi} können wir auch über die Besetzungszahlen n y summieren. Dabei gilt N = L n y und E = L Eyn y y y Für die großkanonische Gesamtheit gilt also Seite 111 (6.71a,b) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik (6.72) Der Strich über der zweiten Summe gibt an, daß nur über {ny} mit ~v n v = N summiert werden darf. Diese Beschränkung wird aber durch die erste Summation wieder aufgehoben! Wir können also den Strich und die erste Summation auch gleich wieder weglassen. Die resultierende Summe ist dann ein Produkt von Summe über einzelne Moden: 3(a, ß) = II L e-(a+ßEy)n v (6.73) n Der Bereich der Summe ist unterschiedlich für Bosonen und Fermionen. Für Bosonen läuft die Summe von 0 bis 00, für Fermionen sind nur die Werte 0 und 1 zugelassen: >:<BE(a ~ , ß) -- IIv [ 1 - 1 e-(a+ßEy) 3 FD (a, ß) = II [1 + e-(a+ßE y) ] ] /Bosonen\Y (6.74) (Fermionen) (6.75) \' v Für den Bose-Fall müssen wir die Zusatzbedingung (a + ßE v ) > 0 stellen, damit die obige Summe (6.73) auch wirklich konvergiert. Dies bedeutet, daß das chemische Potential ~ = -a/ß kleiner sein soll als die Grundzustandsenergie: ~ < 80 (Bosonen) (6.76) Weiters bemerken wir noch, daß wir im Bose-Fall für den Spezialfall a = 0 - bis auf einen Faktor, der die Nullpunktsenergie enthält - die Zustandssumme für ein System harmonischer Oszillatoren erhalten. Die Anregungsquanten der Gitterschwingungen (Phononen) verhalten sich also wie Bosonen mit a = O. Dasselbe gilt für: Die Quanten des StraWungsfeldes (Photonen) Quantisierte Spinwellen in (Anti-) Ferromagneten (Magnonen) Quantisierte 'Wirbel' im suprafluiden 4He (Rotonen) Quantisierte Plasmaschwingungen im Elektronengas (Plasmonen) und viele andere Elementaranregungen in der Physik der kondensierten Materie. Das Ergebnis ~ = a = 0 hatten wir für die Wärmestrahlung schon auf S. 41 erhalten (obwohl auf nicht ganz einwandfreie Weise). Das Ergenis a = 0 hängt Seite 112 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik damit zusammen, daß für die hier betrachteten Systeme die Teilchenzahl keine Erhaltungsgräße ist. Dadurch verschwindet auch der Unterschied zwischen der kanonischen und der großkanonischen Gesamtheit. Nach diesen Zwischenbemerkungen bestimmen wir jetzt noch einige thermodynamische Größen: Bosonen: BlnS U = .- Eve-u-ßev Ev 1 _ e-u-ßev = ~ eu+ßev - 1 aInS e- u- ßev 1 -Ba = Lv 1 -e -u-ße v = Lv e u+ße v_ 1 ~ =~ <N> = .- (6.76) (6.77) Diese Ausdrücke können auch als U = Lv Ev(nv> <N> = Lv (nv> (n v>= (eu+ßevrl geschrieben werden. Die Zahl (n v >ist die mittlere Besetzungszahl des Zustandes äquivalenten Ausdruck für die großkanonische Gesamtheit (6.78) Iv>, was auch aus dem (6.79) hervorgeht. Man verifiziert leicht, daß (n v >-__ BlnS BßE v (6.80) Für die Schwankungen in (n v > erhält man: (6.8Ia) also (6.81b) Seite 113 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik »> Für (n v)« 1 erhält man also das klassische Ergebnis, für (n v 1 (extremer Quantenlimit) sind die Schwankungen sehr viel größer als für klassische Teilchen zu erwarten ist. Diese erhöhten Schwankungen haben mit dem Wellencharakter der quantenmechanischen Teilchen zu tun. Es ist z. B. die Photonenzahl mit dem Quadrat der komplexen Feldamplitude verknüpft. Im Falle eines thermischen Feldes darf man erwarten, daß Real- und Imaginärteil dieses Feldes unabhängige gaussisch verteilte Variablen sind. Da für die Gauß'schen Variablen gilt, daß (a4) = 3(a 2), gilt unter Vernachlässigung des Quantencharakters der Felder, also für große (n v): (n~) oc (E~) = ((Re(Ev))4) + 2( (Re(E v)) 2)( (Im(E v))2) + ((Im(E v))4) = = 3( (Re(E v))2 / + 2( (Re(E v))2)( (Im(E v)2) + 3( (Im(E v))2)2 (6.82) Da weiters ((Re(E v»2) = ((Im(Ev))2) sein soll (unbestimmte Phase 1m thermodynamischen Gleichgewicht), erhalten wir schließlich (6.83) oder (6.84) was mit dem zweiten Term in (6.81b) übereinstimmt. Die Schwankungen der Teilchenzahl für Bosonen sind also additiv aus 'teilchenartigen' und 'wellenartigen' Schwankungen aufgebaut. Eine Unterstützung dieser Interpretation liefert das Laserlicht. Dort ist die Welle kohärent (d. h. in der Phase statistisch wohlbestimmt) und in den Schwankungen der Photonenzahl tritt nur der 'Teilchenterm' 8. 2n v = (n v) aue Fermionen: Die thermodynamischen Größen sind wieder U = L Ev(n v) (6.85) v N =L (n v ) (6.86) v wobei jetzt aber gilt, daß 9 Laserlicht ist nicht in thermodynamischem Gleichgewicht und deshalb nicht durch eine der bisherigen Gesamtheiten beschreibbar Seite 114 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik (6.87) Die Größe (n v > liegt immer zwischen 0 und I und der Übergang findet etwa bei a = -ßE v (oder Jl = Ev ) statt. Bei T = 0 heißt die Energie 8F, bei welcher Jl = Ev gilt, Fermi-Energie oder Ferminiveau für die Differenz zwischen 8F und Jl. Die Funktion (n(E) > fällt in einem Gebiet der Breite k s T von I auf O. <n(E» '-----------=~e Ef Figur 6-2 Zum Schluß berechnen wir noch die Schwankungen in (n v >: (6.88) Diesmal unterdrückt der 'Wellenterm' die Schwankungen und bringt SIe für (n v >= I gänzlich zum Verschwinden. Der klassische Grenzfall: Falls a + ß8 v » I, also (8 v - Jl) » k s T gilt, so gilt für Bosonen wie Fermionen: (6.89) Für die Schwankungen erhält man in diesem Grenzfall (6.90) also nur den Term, den man auch für klassische unabhängige Teilchen erwarten würde. Falls (6.89) für alle 8 v gilt, kommt der Bose- oder Fermicharakter der Teilchen überhaupt nicht zum Tragen: auch falls wir die Teilchen als unterscheidbar behandeln würden, hätten Zustände, in denen mehr als ein Seite 115 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Teilchen im selben Einteilchenzustand ist, ein vernachlässigbares statistisches Gewicht. Man kann dann zuerst die Ununterscheidbarkeit der Teilchen vernachlässigen und sie später durch einen Faktor (N!)-l im Gewicht jedes N-Teilchenzustandes pauschal berücksichtigen, wie wir es auf S. 77 für das ideale Gas gemacht haben. Eine solche Behandlung heißt Boltzmann-Statistik. 6.4 Ideale Bose- und Fermigase Im vorherigen Abschnitt haben wir gezeigt, daß die thermodynamischen Eigenschaften eines Quantengases aus nichtwechselwirkenden Teilchen aus k BTln3(a, ß) = kBT L v ln~(a, ßE v ) (6.91) herleitbar sind, wobei ) - _ e-(a+ßE 1 sJ::(a , ßE v-I v) ~(a, ßE v ) = 1 + e-(a+ßEv) (Bosonen) (6.92) (Fermionen) (6.93) Im klassischen Grenzfall werden beide Ausdrücke identisch und man könnte sie durch ~(a, ßE v) = exp ( e-(a+ßEV)) (Boltzmann-Statistik) (6.94) ersetzen. Für praktische Berechnungen ist es zweckmäßig, die oben angegebenen Summen mittels der Zustandsdichtefunktion g(E) , welche wieder über die Zahl der Einteilchenzustände mit E < Ev < E+ dE definiert wird, durch Integrale zu ersetzen. Wir erhalten so ln3(a, ß) = fdE g(E) ln~(a, ßE) (6.95) Die Funktion g(s) dE folgt Z. B. für die Elektronen in einem Kristall aus einer Bandstrukturrechnung. Wir werden in diesem Abschnitt einige Rechnungen für freie Teilchen in einem Volumen V durchführen. Für dieses System haben wir auf S. 77 die Eigenwerte bestimmt: SjkJ Seite 116 = 2 h 20 2 +k 2 +1 2 ) mitj,k,l als natürliche Zahlen 8mV3" (6.96) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Die Zahl derEigenwerte =:; E ist gleich der Zahl der Gitterpunkte eines kubischen Gitters mit Abstand 1 im ersten Oktanten einer Kugel mit dem Radius (6.97) Diese Zahl ist (6.98) Also gilt (6.99) wobei gs den Spinentartungsfaktor (2s + 1) für Teilchen mit Spins darstellt. Aus dieser Form von g(E) kann man sofort schließen, wie InS(a, ß) von ß und V abhängt: In8(a, ß) ~ g, 2::' (2m)l fdEElln~(a, ßE) ~ g,( ~~~ r 3 Vh(a) (6.100) mit (6.101) Der Vorfaktor in h(a) ist so gewählt, daß lnS(a, ß) = gs ~ h(a) (6.102) Ath gilt mit Ath als der auf S. 78 eingeführten thermischen de Broglie-Wellenlänge. Falls wir für ln~(a, E) den Boltzmann-Ausdruck ln~(a, E) == e-a - E wählen, so gilt (6.103) Seite 117 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik und wir erhalten (bis auf den Faktor gs) das auf S. 108 gefundene Ergebnis fiir S(a, ß). Unabhängig von der Wahl für s(a, ß) gilt aufgrund von (6.102) u=_alnS=lln>=< aß 2ß ~ pV =ksTlnS (vgl. S. 108) (6.104) (6.105) Aus den obigen Beziehungen folgt sofort (6.106) was die Beziehung fiir das klassische ideale Gas ist. Dort gilt aber zusätzlich der Zusammenhang U = 3/2Nk s T, welcher fiir Quantengase wesentlich komplizierter ist. Um diesen Zusammenhang zu errechnen, muß man die Variable a zugunsten von NO über (6.107) oder f NO = g(E)no(a, ßE)dE (6.108) mit nO(a, ßE) = (6.109) ß1 eU+ E ± 1 eleminieren. Letzerer Ausdruck ist bequemer, falls wir den Grenzfall ß ~ 00 bei festem /! = EF betrachten. Fermionen bei T = 0 (s = ~) Es gilt jetzt (n)(E) = 8(EF - E), also (6.111) Ein Vergleich liefert für die Nullpunktsenergie Seite 118 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fennistatistik (6.112) wobei 8F eine Funktion der Dichte n 8F = h (3n) 8m 2 = NON ist: 2 (6.113) 3 7t Wegen pV = 2/3U korrespondiert hiermit auch ein Nullpunktsdruck (6. 114a) oder h (3)i n ~ 2 Po = 5m 7t J (6. 114b) Für das Elektronengas in Metallen erhält man sowohl für 8F als auch für po beachtliche Werte. Für Au korrespondiert 8F zu etwa 50.000 K und po beträgt etwa 10 5 atm. Bei noch höheren Dichten kann 8F des Elektronengases so hoch werden, daß der Zerfall von Neutronen verhindert wird: sogar der Zustand maximaler kinetischer Energie des Elektrons in n~p+e+v (6.115) ist schon besetzt und das Neutron ist stabilisiert. Umgekehrt kann ein Proton ein Elektron einfangen: p+e~n+v (6.116) Dies ist der Mechanismus, durch den sich ein genügend stark komprimierter kalter Stern in einen Neutronenstern umwandelt (der Stern wird ein einziger riesiger 'Atomkern'). Bei der Berechnung des Übergangsdruckes muß man allerdings relativistische Korrekturen zur Zustandsdichte berücksichtigen. Seite 119 Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Fermionen niedriger Temperatur (ksT« 8F) ""' \gleiChe I/FläChen 'tFigur 3-3 Die Funktion (6.117) läßt sich in der Form (6.118) schreiben. Dabei ist d(8) eine antisymmetrische Funktion um 8 = j.L: = eßx1+ 1 für x > 0 d(x) = ß} - 1 für x< 0 d( ) x e +1 (6. 119a) (6. 119b) Mit Hilfe der obigen Umformung kann man jedes Integral der Form (6.120) als Seite 120 Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik 00 ° Il f 00 ff(l::) nO(E) dE = ff(E) dE+ f(/-l+x) d(x) dx+ ff(/-l+x) d(x) dx o -Il 0 ° (6.121) geschrieben werden. Da d(x) für Ißxl » 1 sowieso rasch abnimmt, können wir im zweiten Integral die untere Grenze durch -00 ersetzen und die Integrale zusammennehmen: (6.122) Letzteres läßt sich auch mittels -x-1- = _~-x = e +1 e +1 i: (-1t+Ie-nx (6.123) n=1 mittels als C;(2) ausdrücken und man erhält den Wert n 2 /12. Als Anwendung berechnen wir die mittlere Teilchenzahl NO und die Innere Energie U: Korrekturen werden vernachlässigt (6.125) Wir betrachten jetzt ein System mit festem, temperaturunabhängigem N. Dies bedeutet, daß /-l eine Funktion von T sein muß, wobei die Temperatureabhängigkeit im zweiten Term aber vernachlässigt werden darf. Wir erhalten so: Seite 121 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik (6.126) (6.127) I für den Spezialfall g(E) ~ E2. Für die innere Energie erhalten wir (6.128) Nach Einsetzen der obig gefundenen Beziehung (6.126) ergibt sich hieraus O(T 4 ) (6.129) '--v----' wird vernachlässigt Für die spezifische Wänne erhält man entsprechend Cy (au) n2 2 = aT y == "'3 k B T g () EF (nicht-wechselwirkende Elektronenyo (6.130) also einen linearen Verlauf in T mit einem Koeffizienten proportional zur Zustandsdichte an der Fermikante. Falls g(E) ~ E1/2, so gilt (6.131) und wir erhalten für die spezifische Wänne (6.132) '0 gilt auch ruf Festkörper, wo g(e) ;t e'/2 Seite 122 Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik also einen Ausdruck sehr viel kleiner als der klassische Ausdruck 3/2Nok s , da nur die Fermionen in einer Schale der Dicke k s T um die Fermikante zur spezifischen Wärme beitragen. Trotzdem überwiegt in Metallen bei niedrigen Temperaturen der Beitrag der Elektronen zur spezifischen Wärme über denjenigen der Gitterschwingungen, der ja wie T 3 nach Null geht (Ausnahme: Supraleiter). Fermionen im klassischen Grenzfall: Für diesen Fall erweist es sich als zweckmäßig, die Darstellung ln3(a, ß) . mIt =2 ~ h() a = (6.133) h(a) Ath 2 fd~E ~! E2 (6.134) fit von S. 117 zu wählen und den Logarithmus zu entwickeln. Dies ergibt [-a - -e-52a +e-- 33a. - ~ V e In.::.(a,ß) =23 Ath Nach Elimination Zustandsgleichung e-a (6.135) 32' 22 von ... ] zugunsten von NO erhält man für die 3 1 t klassisch + nAth 7 +... (6.136) 22 '-----.r----' zusätzlicher Druck (pauli-Verbot) Wir finden also, daß der Entartungsparameter nAth als Entwicklungsparameter auftritt. Falls nA 3 « 1, so sind Quanteneffekte vernachlässigbar, wie wir schon auf S. 77 gesehen haben. 6.4.1 Das ideale Bose-Gas / Bose-Einstein Kondensation Abgesehen von den masselosen Bosonen (Photonen und elementare Anregungen) haben alle Bose-Teilchen eine Masse von der Ordnung der Protonmasse. Typische Quanteneffekte treten also bie irdischen Dichten für Bosonen nur bei niedrigen Temperaturen auf. Das wichtigste Quantensystem aus Bosonen ist das flüssige 4He, das allerdings ein stark wechselwirkendes System ist, auf das unsere bisher entwickelte Theorie nicht ohne weiteres zutrifft. In jüngster Zeit ist es gelungen, ein Gas aus Alkaliatomen (es, Na, ...) mit ungeradem Kernspin in einer Seite 123 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik magnetischen Falle soweit abzukühlen (Mikrokelvin-Bereich!), daß Bose-Einstein Kondensation auftritt. In diesem Fall handelt es sich aber um ein Gas von (in guter Näherung) nichtwechselwirkenden Teilchen in einem äußeren Potential; sie sind auch nicht wirklich im Gleichgewicht. Der echte Gleichgewichtszustand wäre ein Festkörper, der aber nicht erreicht werden kann, da die Elektronenspins im Magnetfeld ausgerichtet werden; für gleiche Spins ist die Wechselwirkung in den betrachteten Fällen abstoßend. Die Theorie des idealen Bosegases ist also noch weitgehend eine Theorie auf der Suche nach einer Anwendung. Wir behandeln die trotzdem, da: 1. sie die einfachste Theorie ist, in der man die Existenz emes Phasenüberganges streng nachweisen kann 2. dieser Phasenübergang (die Bose-Einstein Kondensation) elmge Analogien mit dem Übergang in die suprafluide Phase des 4He zeigt. Wegen dieser Analogie werden wir im weiteren immer Teilchen mit Spin 0 betrachten (gs = 1). Ganz analog zum Fermionenfall (vgl. S. 123) erhalten wir dann: InS(a, ß) = ~ h(a) Ath mit h(a) = _-.1..J7t (6.137) Jd8 8 k ln[l-e- -€] = L ~ o. 00 n=! -na (6.138) n"2 Da für Bosonen mit Grundzustandsenergie 80 = 0 das chemische Potential negativ sein muß (vgl. S. 112), ist a immer positiv und die Reihe für h(a) ist immer konvergent, da sie durch die Reihe für (,(5/2) majorisiert wird. Für die mittlere Teilchenzahl erhält man entsprechend NO = _alnS e-no. Ba = y '\ 3 ~ ~ ;J. /\'th n=! n 2 (6.139) (divergent für a < 0) Diese Reihe läßt sich invertieren und das Ergebnis ist eine Entwicklung in der Form e 3 [ nAth ] - nAth 1 - 2 ~ + ... (6.140) -0. _ Substitution dieses Ergenisses in den Ausdruck Hochtemperaturentwicklung für die Zustandsgleichung für In S liefert dei (6.141) Seite 124 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Wie im Fermionenfall ist also der Entwicklungsparameter nA~h und die Quanteneffekte sind vernachlässigbar für nA~h «I. 11 Zunächst betrachten wir, was passiert, falls a seinem unteren Grenzwert a = 0 (genauer: a = ßEo mit EO als der Grundzustandsenergie, die aber sehr nahe bei Null liegt) immer näher kommt. Aus dem obigen Ausdruck für NO würde folgen, daß (6.142) Wir erhalten also das paradoxe Ergebnis, daß NO nicht über einen festen endlichen Wert herauskommen kann! Dies ist physikalisch umealistisch. Der Fehler liegt im Ersetzen der Summe über v auf S. 116 durch ein Integral. Dies ist nur erlaubt, falls der benachbarte Terme sich nicht sehr stark voneinander unterscheiden. Dies ist aber nicht länger der Fall, falls a mit dem Abstand zwischen den zwei niedrigsten Energieniveaus (6.143) (6.144) vergleichbar wird. Dann muß man mindestens den ersten Term in der Summe (6.145) getrennt behandeln. Der korrekte Ausdruck ist also durch (6.146) gegeben. Da g(E) einen Faktor V enthält, ist der erste Term so lange unwichtig, bis a + ßEo der Ordnung V-I erreicht, was sehr nahe bei Null ist. Der nächstgrößere Term in der Summe ist dann wegen (E I - EO) = O(V-2/ 3 ) um einen Faktor der Ordnung V- 1I3 kleiner und braucht für genügend große Systeme nicht mehr getrennt behandelt werden. Aus dem Ausdruck (6.146) für den Zusammenhang zwischen NO und a ergibt sich folgendes physikalisches Bild: für Dichten unterhalb der kritischen Dichte 11 Der Unterschied zu (6.136) im Exponenten - 5/2 statt 7/2 - kommt von fehlender Spinfunktion Seite 125 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik n* S(l) Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fennistatistik ! = _2 = 2.61(21tlnk2 BT)"Z A?th \ (6.147) h verhält sich das Gas normal (mit einem Wert für a der Ordnung 1). Falls wir n über n * hinaus erhöhen, ändern sich die Besetzungszahlen der Energieniveaus mit E > 0 nicht weiter und alle zusätzlichen Teilchen werden im Grundzustand 'untergebracht'. Die Besetzungszahl (no) dieses Grundzustandes erreicht einen makroskopischen Wert der Ordnung V: 1 (no) = - - eU -1 mit ii = a + ßEo der Ordnung V-I Wegen L12no = (no) + (no)2 makroskopischer Größe. sind (6.148) (6.149) auch die Schwankungen In no von TI "suprafltlid" normal '-----=::....---------~ T Figur 6-4 Auch bei der Berechnung anderer thermodynamischer Größen muß der Beitrag der Teilchen im Grundzustand getrennt behandelt werden: (6.150) (6.151) (6.152) O(V J13) vernachlässigbar BinS BV p = kBT-- = kB T Ath ~ - 3 - LJ n=1 e-nu -5- n2" [+(N -NO)~~ ] O(V-Z/3) vernachlässigbar Seite 126 (6.153) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Wir sehen also, daß die Teilchen im Grundzustand zur inneren Energie und zum Druck keinen Beitrag liefern. Die Beziehung pV(kB T bleibt im thermodynamischen Limes gültig, da der erste Term in (6.150) der Ordnung In V ist, was für die Thermodynamik also unwichtig ist. Falls wir UN und p als Funktion von n = NON durch Inversion der obigen Beziehung für NO ausdrücken, so finden wir, daß sie oberhalb n* die konstanten Werte (6.154) und p. = 0.513 kBT n* (6.155) erreichen. Für jedes endliche V ist der Übergang zu diesem asymptotischen Wert thermodynamischen Limes sehr rasch aber stetig. Im sog. (V ~ 00, N ~ 00, NN konst.) schrumpft das Übergangsgebiet zusammen und U(n) und p(n) sind für n > n * streng konstant. Entlang der Kurve n = n *(T) tritt also eine Singularität in den thermodynamischen Größen, d. h. ein Phasenübergang auf. Da die ersten Ableitungen von 2: alle stetig sind, ist dies ein Phasenübergang höherer Ordnung. Im flüssigen 4He tritt ein Phasenübergang höherer Ordnung in den sog. suprafluiden Zustand auf. Bei normalem Druck ist die Übergangstemperatur 2.19 K. Der Übergang tritt nicht für eine Flüssigkeit aus 3He auf, also ist der Bosecharakter für diesen Übergang wesentlich. Die thermodynamischen Eigenschaften von suprafluidem Helium können mit Hilfe eines Zwei-Flüssigkeiten-Modell verstanden werden: das suprafluide Helium besteht aus einer Mischung einer normalen Komponente und einer suprafluiden Komponente. Letztere liefert keinen Beitrag zur Entropie, zum Druck und zur inneren Energie. Es liegt also nahe, die suprafluide Komponente mit den Teilchen im Grundzustand für das fluide Bosegas in Zusammenhang zu bringen. Die Analogie ist nicht perfekt, da die Dichte der suprafluiden Komponente in 4He im Gegensatz zum Fall des idealen Bosegases räumlich homogen ist. Auch einige weitere Einzelheiten stimmen nicht genau überein. Andererseits liegt die Übergangstemperatur eines idealen Bosegases mit der Dichte des flüssigen 4He bei 3.13 K, was wenigstens die richtige Größenordnung ist. 6.5 Näheres zur Bose-Einstein Kondensation Ein üblicheres Bild des Phasenüberganges erhält man, wenn man bei festem N und V die Temperatur erniedrigt. Den Druck als Funktion von T erhält man durch Elimination von a aus Seite 127 OCW Open Courseware Denise Rudel ÖH Shop-Referentin Julia Sageder ÖH Vorsitz-Team Susi Aichinger ÖH Vorsitz-Team Liebe Kollegin, lieber Kollege! Vor dir siehst du ein Skript des Open Courseware Projekts der ÖH Linz, welches allen Studierenden und Interessierten frei und kostenlos zur Verfügung steht. Das OCW- Projekt der ÖH Linz Im Jahr 2007 haben der Vorsitz der österreichischen HochschülerInnenschaft Linz und das Referat für Skripten, Lernbehelfe und OCW mit der Umsetzung von Open Courseware an der Johannes Kepler Universität begonnen. Alle Skripten sollten den Studierenden und Interessierten kostenlos zugänglich sein, zudem sollten die Unterlagen frei verändert und vervielfältigt werden dürfen um die Qualität und Aktualität der Unterlagen zu verbessern. Zu diesem Zweck wurden alle Unterlagen, deren Lizenz bei der ÖH liegt, digitalisiert, mit einer Struktur und Suchfunktion versehen und über eine Homepage allen InternetnutzerInnen zugänglich gemacht. Darüber hinaus wurde den Lehrenden an der JKU die Möglichkeit gegeben jederzeit Verbesserungen und Ergänzungen bei den Unterlagen vorzunehmen. Lizenz Um die freie Verbreitung rechtlich zu gewährleisten steht dieses Werk unter einer Creative Commons Lizenz 3.0 Österreich. Du darfst das Werk vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen sowie Bearbeitungen des Werkes anfertigen. Jedoch musst du dich dabei an gewisse Bedingungen halten: • Du musst den Namen der/des Autorin/Autors / Rechteinhabers/Rechteinhaberin in der von ihm festgelegten Weise nennen. • Das Werk darf nicht kommerziell genutzt werden. • Die Weitergabe ist nur unter gleichen Bedingungen erlaubt, also unter der gleichen Lizenz. Weitere und genauere Informationen über Creative Commons findest du unter http://www.creativecommons.at. Solltest du noch weitere Fragen zum OCW Projekt haben, oder dich beteiligen wollen, erreichst du uns unter [email protected] oder +43 732 2468 8535. Wir wünschen dir viel Spaß mit den OCW Skripten und viel Erfolg bei deinen Kursen! Das Open Courseware Projekt der ÖH an der JKU Linz | Altenbergerstr. 69 | 4040 Linz Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik ~ IßV d _ 5) Inc(a, ß) = .')..,,~ 1\e U; 2" NO = = Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik ßpV Yde -- a . 1) '1 31\ co mit fex; k) (6.157) '? /\,th =L (6.156) - xnn k (6.158) n=! Der Phasenübergang findet bei a = 0, also bei Te ~ ----=.:h,----2 ( P ) 2nmk B 2.61m ~ (6.159) statt (p/m ist die Teilchendichte n). Der entsprechende Druck ist P * = kBTed1'~) ')..,,3 1\ '2 e ~ 1.34 kBTe = 1.34(2nm lek T)~ ')..,,3 \. h 2 ) B e (6.160) e Es herrscht also ein Unterdruck bzgl. des idealen Gases von ~= 1.36 NkBT 2.61 (6.161) Unterhalb Tc ist ein Anteil 1- v/v* der Teilchen im Grundzustand. Nur der Anteil v/v* trägt zu den thermodynamischen Größen bei. Man erhält also (6.162) (6.163) Die spezifische Wärme dU/dT verhält sich also unterhalb Tc wie T 3/ 2 . Für reale Gase oder Flüssigkeiten erhält man aber wegen der endlichen Kompressibilität (endliche Schallgeschwindigkeit) immer ein T 3 -Verhalten. Genau am kritischen Punkt beträgt die spezifische Wärme (6.164) also etwas höher als der Wert 1.5 k B für das klassische Gas. Oberhalb pe gilt (vgl. S. 102) Seite 128 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik 1 dU 3 dp Cv=--=-vN dT 2 dT (6.165) Da mit ansteigendem T der Entartungs-Unterdruck abnimmt, liegt dp/dT überall oberhalb des klassischen Werts 3/2NkB, ist aber eine monoton fallende Funktion, wie sich aus einer expliziten numerischen Auswertung ergibt. Bei Tc ist C v stetig und endlich, seine Ableitung ändert aber das Vorzeichen und macht einen Sprung. Auch hier ist das Verhalten also deutlich anders als beim flüssigen Helium, wo die spezifische Wärme am suprafluiden Übergangspunkt (logarithmisch) divergiert. Um die Form der Isotherme am kritischen Punkt zu berechnen, brauchen wir die Funktion für fex; p) für x = 1 - E. Es läßt sich zeigen, daß gilt: j' x; 2"5) 1\ j' x; 2" 3) 1\ :!. == 2.36 . (-lnx)z + 1.34 + 2.61 ·lnx + ... ! == -3.54· (-lnx)z + 2.61-1.46 ·lnx + ... (6. 166a) (6.166b) Die Beziehung zwischen N* und a wird dann asymptotisch 1 NV[)') N=-+--3.54j(i ] a j,,3 Vc (6.167) woraus sich für v = v c (v Volumen pro Teilchen) ergibt (T > Tc): z a =( 3.54 N V c,-3 j,,3 ) (6.168) Für Op/Ba und 8v/Ba erhält man endliche Werte, sodaß Op/8v am kritischen Punkt endlich bleibt. Die höheren Ableitungen BOp/Ba 0 sind aber der Ordnung N(2o-1)l3 und explizites Auswerten liefert (6.169) Der Isotherm ist also waagrecht, aber die dritte Ableitung divergiert. 6.6 Die Zustandsgleichung verdünnter Gase In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit einem System aus N Teilchen mit Paarwechselwirkungen. Die Hamiltonfunktion lautet Seite 129 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik (6.170) wobei wir einfachheitshalber nur Teilchen einer einzigen Sorte betrachten. Bei der Bildung der Zustandssumme ist die Integration über die Pi trivial und man erhält (6.171) (6.172) Ensprechend einer Idee von Mayer schreiben wir jetzt (6.173) Man erhält für den Integranden in QN(ß) e -ß Li<j ~(ri-rj) = 1 + ~ fij + ~ _~ fijfu + ... I<) I<) (6.174) i<j Gedes Paar kann nur einmal vorkommen) Der Vorteil dieser Schreibweise ist, daß in jedem Term die Intergration über nichtauftretende Indizes trivial wird, da der erste Term y N ergibt und der zweite Term QN,2 == yN-2~ fdrj fdrlij(ri - rj) = (~ ) yN-2y fdr f(r) I<) v (6.175) v liefert. Für ein Potential mit kurzer Reichweite [~(r) ::; ac3- E für r -) 00] kann man im obigen Integral das Integral über rj durch ein Integral über (rj - ri) ersetzen und dieses Integral über den unendlichen Raum berechnen, da ohnehin nur eine sehr kleine Umgebung von ri dazu beiträgt und die wenigen Teilchen, für die rj sehr nahe dem Rand liegt, für genügend große Systeme ohnehin nicht ins Gewicht fallen. Man erhält so für jeden Summanden in QN,2 fdrl fd(r2 - rl) fij(r2 - rl) = y fdr f(r) = 2b2 Y V 00 00 Die so definierte Größe b2 heißt das Clusterintegral der Ordnung 2. Seite 130 (6.176) Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Als nächstes betrachten wir jetzt die Beiträge zu QN, in denen drei verschiedene Indizes vorkommen. Dies passiert genau dann, wenn i oder j oder beide mit i oder j identisch sind. Wir definieren das Clusterintegral der Ordnung 3 mittels der Beziehung (6.177) und man überzeugt sich leicht, daß sämtliche Beiträge zu QN mit bis zu 3 verschiedenen Teilchenindizes durch (6.178) gegeben sind. Die verschiedenen Terme in b 3 können symbolisch durch Graphen, in denen jede Koordinate, über die integriert wird, durch einen Knoten und jeder Faktor fij durch eine Verbindungslinie dargestellt werden: 1 2 3 3 (6.179) 2 3 1 3 1 2 1 2 Da Graphen, die sich nur durch die Numerierung der Knoten unterscheiden, identische Beiträge liefern, kann man auch schreiben: (6.180) Allgemein gilt für das Gewicht W ki des i-ten Graphen mit k Knoten k' Wki=-' (6.181) Ski wobei die sog. Symmetriezahl Ski die Zahl derjenigen Permutationen der Indizes ist, welche topologisch äquivalente Knoten ineinander überführen. Im Graphen Seite 131 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fennistatistik (6.182) sind nür die äußeren Knoten äquivalent und die Symmetriezahl beträgt 2! = 2, im Graphen (6.183) sind sämtliche Knoten äquivalent und die Symmetriezahl beträgt 3! = 6. Bei der Auswertung von b 3 f,illt noch auf, daß sich der Beitrag des ersten Graphen in b 2 ausdrücken läßt: (6.184) Unter den Termen mit 4 verschiedenen Indizes gibt es 3 Terme 1 1 3 1 2 2 IIIIII + 2 4 (6.185) + 3 4 4 3 welche mit nicht-zusammenhängenden Graphen korrespondieren (diese werden wir später getrennt betrachten). Die restlichen Terme korrespondieren mit zusammenhängenden Graphen, welche wir im Clusterintegral bF 4/V[ 12 U +4 ~ + 12 SI D ISJ 0J ] +3 + + (6.186) zusammenfassen. Insgesamt gibt es also 6 Typen von Graphen mit Gesamtgewicht 28. In den ersten drei Graphen gibt es sog. Angelpunkte (articulation points), in denen zwei oder mehr sonst nicht zusammenhängende Seite 132 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Teilgraphen zusammenkommen. Der Beitrag solcher Graphen läßt sich - bis auf Faktoren Y - immer als Produkt von Graphen niedrigerer Ordnung schreiben: (6.187) (6.188) Ein Graph ohne Angelpunkte heißt Blockgraph (star). Da nur die Blockgraphen zu echt neuen Beiträgen führen, definieren wir neben dem Clusterintegral I bk = k!ly t Wkihi (6.189) wobei die Summe über alle zusammenhängenden Graphen mit k Knoten läuft und hi das entsprechende Integral darstellt, da sog. Blockintegral der Ordnung k: 11 ßk = k!ly t Wk+l)k+l,i (6.190) wobei die Summe über alle Blockgraphen mit k + 1 Knoten läuft (die etwas unlogische Definition des Index ist ein historisches Relikt, das sich in der Literatur gefestigt hat). Mit Hilfe der obigen Definitionen und Ergebnisse prüft man leicht nach, daß (6.191a) (6.191b) (6.191c) gilt. Diese Beziehungen lassen sich invertieren: Seite 133 Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik (6. 192a) (6.192b) ßl = 2b2 ß2 = 3 b 3 - 6b~ 830b~ (6.192c) = 5b s -40b 2b 4 - ~bj + 180b~b3 -140bi (6.192d) ß3 = 4 b 4 - 24 b 2b 3 ß4 wobei die letzte Beziehung eine Zugabe ohne Beweis ist. Ein Ausdruck für QN Unsere nächste Aufgabe ist es, einen Ausdruck für QN zu erhalten, in dem auch die Beiträge nichtzusammenhängender Graphen berücksichtigt werden. Dazu betrachten wir zuerst einen allgemeinen Graphen für ein System aus z. B. 14 Teilchen: I (6.193) Diesen Graphen kann man sich aus zusammenhängenden Teilgraphen oder Clustern aufgebaut denken. Im obigen Beispiel gibt es 3 isolierte Punkte (Einercluster), einen Zweiercluster, einen Vierercluster und einen Fünfercluster. Ein allgemeiner Graph hat m, Cluster der Größe I mit ~I ml = N. Bei vorgegebenen {mI} lassen sich die Teilchenindizes auf w - {md - N! II Im, . !(.ll)m . l (6.194) verschiedene Arten in Cluster unterteilen. Eine Summation über alle zusammenhängenden Graphen in einem I-Cluster ergibt nach unserer vorherigen Definition einen Faktor V l! bl' Da sich der Beitrag eines nicht-zusammenhängenden Graphen als Produkt der zusammenhängenden Teile schreiben läßt, gilt letztendlich (6.195) wobei das Symbol (N) bei der Summation die Einschränkung bezeichnet. Für die Zustandssumme ZN(ß, N, V) gilt ZN(ß, N, V) = L {mI} Seite 134 [ (N) Vb I ~I m] =N (2ltlll) ~I] ß h6 rrI m ] . I (6.196) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik wobei natürlich auch die bt noch von ß abhängen können. Um die lästige Beschränkung LI mt = N bei der Summation loszuwerden, empfiehlt es sich, auf die großkanonische Zustandssumme überzugehen: (6.197) Einführen der Hilfsvariable (6.198) der sog. Fugazität und Vertauschen der Summationen führt zur kompakten Darstellung :3(a, ß, V) = exp [i: V bl SI] (6.199) 1=1 Da bekanntlich In:3 = ßpV ist, erhalten wir die Zustandsgleichung (6.200) Dabei ist allerdings der Druck als Funktion der ziemlich unphysikalischen Variable S dargestellt. Diese läßt sich aber mittels der Beziehung (6.201) eliminieren. Division der obigen beiden Beziehungen durch V liefert (6.202) (6.203) Die gesuchte Beziehung für die Zustandsgleichung (in traditioneller Form) ist dann Seite 135 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fennistatistik (6.204) Die B rn heißen Virialkoeffizienten. Das Eliminationsverfahren liefert (in symbolischer, aber hoffentlich verständlicher Notation): p* = 1 b 2 b3 = 1 2b2 3b 3 P -b 2p 2 = (-2b 3 + 4b~) p3 = -b 2 -2b3 b4 4b4 -3b 4 -6b 2b 3 -4b~ -b2 -4b~ 4b~ - 2b3 6b2b3 4b~ -3b 4 4b~ - 2b3 -12b 2b 3 24b~ 18b 2b 3 -20b~ 3b 4 (6.205) Wir erhalten also für die ersten Virialkoeffizienten B rn : (6.206a) (6.206b) (6.206c) wobei wir die oben hergeleiteten Beziehungen zwischen den benutzt haben. Man vermutet einen Zusammenhang der Form ßk und den bl (6.207) Wie zuerst von J. Mayer bemerkt wurde, würde ein solcher Zusammenhang aus dem Ansatz s = p e-ljl(p) (6.208) 00 mit tj>(t) = L ßv tV (6.209) v=l folgen. Aus p = s ßp* las und dem obigen Ansatz folgt nämlich p* f f = ds (P(s)) = eljl(p) d[p e-ljl(p) ] = p - f p atj>(p) dp = p o S 0 0 ap f --.Y......ßv t v+1 v=] V + 1 (6.210) Seite 136 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Weitere Gesamtheiten / Bose- und Fermistatistik was mit den Ansätzen (6.204) und (6.207) äquivalent ist. Der Mayer'sche Ansatz (6.208) läßt sich auch aus allgemeinen graphentheoretischen Überlegungen herleiten. Dazu sei auf die Spezialvorlesung 'Statistische Physik' verwiesen. Seite 137 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Stark wechselwirkende Systeme 7 Stark wechselwirkende Systeme 7.1 Das Isingmodell des Ferromagnetismus Bisher haben wir uns - wenigstens in Anwendungen - fast ausschließlich mit Systemen, die entweder aus nichtwechselwirkenden Teilchen bestehen oder - wie der Kristall in der harmonischen Näherung - auf Systeme nichtwechselwirkender Teilchen zurückgeführt werden können, beschäftigt. Zum Schluß dieser Vorlesung werden wir noch kurz ein System diskutieren, in dem die Wechselwirkung eine wesentliche Rolle spielt: das Isingmodell des Ferromagnetismus. In diesem Modell werden die nachfolgenden vereinfachenden Annahmen gemacht: 1. Auf jedem Gitterplatz eines regelmäßigen d-dirn. Gitters befindet sich genau ein Spin 2. Dieser Spin hat genau zwei mögliche Einstellrichtungen, nämlich die ±z-Richtung. Diese Annahme führt zu erheblichen mathematischen Vereinfachungen. Es gibt aber auch reale Systeme, wo diese Annahme in sehr guter Näherung erfüllt ist. Es handelt sich dabei um Systeme mit halbzahligen Spins s > ~, wobei aufgrund der Spin-Bahn-Kopplung und der Kristallfeldaufspaltung die Zustände mit verschiedenem ISz I nicht länger entartet sind. Der Grundzustand kann bei Vernachlässigung der Austauschwechselwirkung mit den Nachbarn zweifach entartet sein und bei genügend niedriger Temperatur kommen die höheren Niveaus nicht ins Spiel. 3. Die Austauschwechselwirkung hat nur zwischen nächsten Nachbarn einen beträchtlichen Wert. Wir bezeichnen den Wert für ein Paar paralleler Nachbarn mit denjenigen für ein Paar antiparalleler Nachbarn mit -H, +H. Die Hamiltonfunktion für das Modell in einem Feld B in der z-Richtung lautet also (7.1) Seite 138 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Stark wechselwirkende Systeme Dabei ist crj eine Variable, die die Werte ±l annehmen kann. Die zweite Summe im ersten Term läuft über die nächsten Nachbarn des Gitterplatzes i und Ilo = he/(2nmc) ist das magnetische Moment eines Spins. Die thermodynamischen Eigenschaften des Systems folgen aus der Zustandssumme L Z(ß, B) = (7.2) e-[3H({cr},B) {cr} t Summe über alle Konfigurationen Die Auswertung dieser Summe ist nur in sehr wenigen Fällen exakt möglich (siehe die folgenden 4 Abschnitte). 7.1.1 Für ein eindimensionales System Zur Vereinfachung denken wir uns die Kette zu einem Ring geschlossen, d. h. wir fügen einen Term -~ ~ 0'1 crN in H zu. Die Hamiltonfunktion läßt sich dann als (7.3) schreiben, wobei wir O'N+l = 0'1 (Kette) nehmen müssen. Der Beitrag Hi läßt sich als eine 2 x 2-Matrix auffassen. Die Zustandssumme kann jetzt als Z(ß, B) = L L ... L T cr]cr2 cr] cr2 T cr20"J···T crNO"] (7.4) crN geschrieben werden. Dabei ist (7.5) die sog. Transfermatrix. Die Zustandssumme läßt sich als die Spur der Matrix T N schreiben: (7.6) Diese Spur kann in den Eigenwerten "'1,2 von T(ß,B) ausgedrückt werden: Z(ß,B) Seite 139 = ",f(ß,B)+"'~(ß,B) =",f(ß,B) (7.7) Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Stark wechselwirkende Systeme Der letzte Übergang ist im Grenzfall N ~ 00 gerechtfertigt, falls wir für I.., 1 den Eigenwert mit dem größten Betrag nehmen. Falls wir Tals T= (ee- ll ee- ll U U + U mit a = !ß~ ) (7.8) U- (7.9a,b) und 11 = ßlloB schreiben, so sind die Eigenwerte durch 1..,1,2 =eucosh11 ± Je2Ucosh211-2sinh2a = = e c{ cash" ± Jsinh211 +e-4cx ] (7.10) gegeben. Für den Logarithmus der Zustandssumme erhalten wir also (7.11) Die Magnetisierung, d. h. den Mittelwert von Li aj erhhält man aus sinh 11 -.M..- _ .1 aIn Z Nllo - N 8'r1 - (1 + coshhll ) ---;:::::::J=sin=h=211=+e=-=4a= = -;:::=s=inh=11=== cosh11 + Sinh2 11 +e-4u J Sinh2 11 +e-4a (7.12) J Für sehr kleine Felder (11 « 1) erhält man (7.13) (7.14) Dieser Ausdruck divergiert für ß ~ 00, also für T ~ O. Das Modell zeigt also einen 'Phasenübergang' bei T = O. Für hohe Temperaturen läßt sich die inverse Suszeptibilität entwickeln: (7.15) Eine naive Extrapolation täuscht einen Phasenübergang bei T = Seite 140 ~/kB vor. Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Stark wechselwirkende Systeme 7.1.2 Zweidimensionales Gitter mit B = 0 Auch hier kann die Transfennatrixmethode angewandt werden, wobei aber die Rechnung sehr viel komplizierter ist. Sie führt zu einem Phasenübergang bei einer endlichen Temperatur mit nicht-klassischen kritischen Exponenten. Dieses Ergebnis wurde zuerst von Onsager 1944 bestimmt (mit einer etwas anderen Methode). 7.1.3 Dreidimensionales System Für dreidimensionale Systeme sind wir auf Näherungen angewIesen. Ein systematisches Verfahren ist die Hochtemperaturentwicklung: (7.16) Bei der Summation liefert jede gerade Potenz von O'j eine Zwei und jede ungerade Potenz eine Null. Die niedrigsten Tenne sind leicht auswertbar: · Ordnung ßO : 2 N · Ordnung ßl : 0 (nur ungerade Potenzen jedes O'i) · Ordnung ß2 : hier treten zwei Arten von nichtverschwindende Beiträge geben: Tennen auf, die (7.17) und (7.18) wobei z die Zahl der nächsten Nachbarn angibt. Der Faktor 2 im zweiten Beitrag gibt an, daß im zweiten Faktor in (H 2 ) i und j vertauscht werden dürfen. . Ordnung ß3 : hier tritt aufjeden Fall ein Tenn der Ordnung ß3 Jl~B2~ auf: (7.19) Seite 141 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Stark wechselwirkende Systeme Dabei gibt der Faktor 6 an, daß (1) in H 3 jeder der Faktoren der Faktor mit ~ sein kann und (2) die beiden anderen Faktoren entweder crj oder crj enthalten können. Zusätzliche Terme können in Gittern auftreten, wo es geschlossene Dreiecke aus nächsten Nachbarn gibt, z. B. für das Dreiecksgitter in zwei Dimensionen. Falls dies nicht der Fall ist, haben wir bis zur angegebenen Ordnung: Z =2 = N [ i i i 2 2 1 + N YJ + Nza2 + Nza YJ + ... = i i J exp [ Nln2 + N ( YJ2 + za2 + zaYJ2 + ...) J (7.20) Die höheren Terme kann man durch emsiges Auszählen aller möglichen Beiträge erhalten (dieses Programm ist inzwischen für B = 0 und für einfache Gitter bis zur etwa 20° Ordnung durchgeführt worden). Auch das in den Exponenten bringen der linearen Korrektur läßt sich durch eine Analyse der Beiträge höherer Ordnung rechtfertigen (Übergang auf zusammenhängende Cluster, vgl. S. 134). Als eine einfache Anwendung berechnen wir die Magnetisierung (1) M 18lnZ N/-lo = N ---all = YJ(1 + za) = ß/-loB 1 + 2zß~ + ... (7.21) und die Suszeptibilität (Curie-Weiss) (7.22) was für z = 2 mit der Hochtemperaturentwicklung des exakten Ergebnisses in einer Dimension (vgl. S. 140) übereinstimmt. Die Entwicklung von In Z in Potenzen von ß wir in den meisten Fällen einen endlichen Konvergenzradius haben. Der Konvergenzradius für B = 0 kann aus den Koeffizienten der Taylorreihe InZ(ß) = o aißi abgeschätzt werden und liefert die Lage des Phasenüberganges. Durch genaue Analyse kann man auch die Art der Singularität in der freien Energie bei ß = ßkr abschätzen (kritische Exponenten). Die Übereinstimmung mit dem Experiment ist überraschend gut. I: 7.1.4 Die Molekularfeldnäherung Die Hochtemperaturentwicklung ist systematisch, bricht aber in der Nähe des Phasenüberganges zusammen. Wir betrachten jetzt eine nichtsystematische Näherung, die aber durch den ganzen Temperaturbereich hindurch anwendbar ist. Sie beruht auf der Vernachlässigung der Korrelationen zwischen Nachbarspins. Dies erlaubt es, die Energie einer Konfiguration {crj} durch die Zahl der positiv Seite 142 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Stark wechselwirkende Systeme gerichteten Spins auszudrücken. Falls wir annehmen, daß es N+ solcher Spins gibt, so gilt: Li O"j = 11N (7.23) 't (2N+-N) ml 11= N (7.24) und in der angegebenen Näherung L Lj O"iO"j == NZ112 (7.25) also H({cr}) == E(N+) = -i~ZN112 - JloBNll (7.26) j Für die Zustandssumme erhalten wir dadurch (7.27) Der wahrscheinlichste Wert von N+ entspricht dem größten Term Zustandssumme: 8 8N+ [NlnN - N+lnN+ - (N - N+)ln(N - N+) - ßE(N+)] =0 In dieser (7.28) oder (7.29) Eine nützliche Parameterdarstellung dieser Gleichungen erfolgt über (7.30) Die Gleichung (7.29) liefert jetzt eine zweite Beziehung: (7.31) Seite 143 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Aus diesen zwei Beziehungen zwischen 11 und Wir müssen zwei Fälle unterscheiden: 0. Stark wechselwirkende Systeme läßt sich 11 grafisch bestimmen. . Falls T> Tkr = 24>k: ' so ist die Gerade steiler als der Tangens Hyperbolicus und es gibt nur einen Schnittpunkt. Falls T < Tkr, so gibt es für ein genügend kleines B immer drei Schnittpunkte. Die physikalische Lösung ist diejenige mit dem maximalen Wert von (7.32) T>T" , 'I --------/<':-'------_0 " . " ", "," 'I ;0;'''' " " ,I' ""'" /"' , J.1B~,T\i ,, Figur 7-1 Es stellt sich heraus, daß dies immer diejenige äußere Lösung ist, wofür h das gleiche Vorzeichen wie B hat. Für B = 0 gibt es zwei gleich wahrscheinliche Lösungen mit von Null verschiedener Magnetisierung. Als Funktion der Temperatur verläuft diese spontane Magnetisierung etwa wie in Figur 7-2 angedeutet. In der Nähe von Tkr kann man den tanha entwickeln und erhält: tanha f 1 3 0.--0. 3 2k B T T =0.--=0.~z Tkr (7.33) kleines a also 0. = 3(Tkr - T) (7.34) Tkr M und 11 = __ s == 0. NJ.!o (7.35) Die spontane Magnetisierung nimmt also wie (Tkr - T) 1/2 in der Nähe von Tkr ab (der kritische Exponent ß beträgt 1'2). Seite 144 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Stark wechselwirkende Systeme '---------'---~ T Figur 7-2 Für T > Tkr kann man die Magnetisierung für ein kleines B auch durch Linearisierung des Tangens Hyperbolicus erhalten: (7.36) Die Suszeptibilität pro Spin beträgt also 2 X= Ilo ks(T - Tkr) (Curie-Weiss) (7.37) Sie divergiert für T ~ Tkr mit dem kritischen Exponenten y = 1. Schließlich betrachten wir noch die innere Energie U. Es gilt (7.38) Für T > Tkr und B = 0 gilt Tl = 0, also U und damit auch die spezifische Wärme verschwinden. Für T < Tkr aber T - Tkr« Tkr gilt: (7.39) . Bei T = Tkr macht C s also einen Sprung von ~kBN aufNull. Seite 145 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Stark wechselwirkende Systeme Bemerkung 1: Die Bezeichung Molekularfeldnäherung läßt sich wie folgt verstehen: die Wechselwirkung mit den Nachbarspins kann man als ein effektives FeId der Größe (7.40) auffassen. Im Mittel hat dieses Feld den Wert Wahrscheinlichkeiten p+/p_ erhält man so B= 2<!>z110 11. Für das Verhältnis der (7.41a) (7.41b) Auf diese Weise haben wir die auf S. 143 erhaltene Gleichung wiedererhalten. Man erhält so aber nicht die Zustandssumme und damit die vollständige thermodynamische Beschreibung des Systems. Bemerkung 2: Das Ersetzen der Zustandssumme durch ihren größten Term ist ein auch allgemein anwendbarer Trick. Etwas genauere Werte erreicht man, falls man in der Summe Z = Ln Zn den In Zn um das Maximum entwickelt. Die Summe kann durch ein Gauß'sches Integral angenähert werden. Da aber die Breite das Maximums für große Systeme der Ordnung N 1/2 ist, spielt sie für die thermodynamischen Eigenschaften kaum eine Rolle, da die In Zn selbst i. a. der Ordnung N sind. Bemerkung 3: Einige unrealistische Züge der Molekularfeldnäherung, wie das Verschwinden der spezifischen Wärme oberhalb T kr, können dadurch behoben werden, daß man die relative Wahrscheinlichkeit von Konfigurationen von Clustern untersucht. Das einfachste Beispiel ist die Bethe-Peierls Näherung. Dort betrachtet man einen Cluster bestehend aus einem Zentralspin und den 'Ring' seiner nächsten Nachbarn (Becker, §71). Die Hamiltonfunktion des Clusters wir als ~ Hel z = -- L 2 j=l crocrj - ~oB z L crj - j=O _ ~oB z L crj (7.42) j=l - angesetzt. Das Molekularfeld B wird aus der Bedingung (7.43) (7.44) Seite 146 Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik Stark wechselwirkende Systeme bestimmt. Ohne Beweis geben wir zwei wichtige Ergebnisse dieser Näherung: . Die Curietemperatur wird aus der Gleichung tanh ~ - _1_ 2ksTkr z-l (7.45) bestimmt. Dies ist immer kleiner als der Molekularfeldwert T kr = ~ z/2k s . Weiters gibt es für z = 1 keine Lösung; für z = 2 erhalten wir T kr = 0 in Übereinstimmung mit dem exakten Ergebnis für die lineare Kette. . Es gibt in der Bethe-Näherung Korrelationen zwischen nächsten Nachbarn. Falls wir die mittlere Zahl der antiparallelen Nachbarpaare mit N+bezeichnen, und die Zahl der parallelen Nachbarpaare mit (j = + 1, bzw, (j = -1 mit N++ bzw, N-, so gilt in der Bethe-Näherung (7.46) Diese kurzreichweitige Korrelationen führen zu einem Nichtverschwinden des U und einem Nichtverschwinden des C s oberhalb Tkr. Die Bethe-Näherung kann durch Mitnehmen noch größerer Cluster (Kikuchi-Näherung) noch verbessert werden. Man kommt so z. B. für das 2-dim. Isingmodell der exakten Lösung immer näher, erhält aber für die kritischen Exponenten immer noch die klassischen Werte. Um nichtklassische Werte zu erhalten, muß man auch langreichweitige Spinkorrelationen mitnehmen. Dies geschieht z. B. in der Renormierungsgruppenmethode, mit deren Hilfe es in den letzten Jahrzehnten gelungen ist, die tatsächlich experimentell gefundenen Exponenten sehr genau zu reproduzieren. Seite 147 Stark wechselwirkende Systeme Theoretische Physik IV - Thermodynamik und Statistik 4- Onsager '--. : : / Bethe - Peierls Molekularfeld (Bragg - Williams) O........-=-------..-------r-----+-----+T T",ünn,,, 1,75 T",On",,, 1.28 T'"ünn,,, Figur 7-3 Seite 148 Index A absolute Temperatur, Seite 19 Adiabaten, Seite 14 Angelpunkte, Seite 132 Anwendungen der Thermodynamik, Seite 33 Arbeitsaufwand, Seite 68 8 Besetzungszahl, Seite 111 mittlere, Seite 113 Bethe-Peierls Näherung, Seite 146 Blockgraph, Seite 133 Blockintegral, Seite 133 Boltzmann-Statistik, Seite 116 Boltzmannform, Seite 56 Born, Seite 86 Bose-Einstein Kondensation, Seite 123, Seite 127 Bosegas ideales, Seite 116, Seite 123 Bosestatistik, Seite 98 Bosonen, Seite 111, Seite 112, Seite 113 Brillouinzone erste, Seite 85 c canonical ensemble, Seite 63 Caratheodory, Seite 20 Carnot'scher Kreisoprozeß, Seite 14 Carnot'scher Kreisprozeß, Seite 14 chemische Potentiale, Seite 29, Seite 30 chemische Reaktionen, Seite 38 Clausius-Clapeyron Gleichung, Seite 48 Clausius-Postulat, Seite 19 Cluster, Seite 134 Clusterintegral, Seite 130 Curietemperatur, Seite 147 D Debye, Seite 87 Dichteoperator, Seite 75 Dritter Hauptsatz der Thermodynamik, Seite 29, Seite 30, Seite 83 Druckgesamtheit, Seite 103 Dulong, Seite 82 E Ehrenfest, Seite 51, Seite 53 einkomponentiges System, Seite 39 Einsteinform, Seite 56 Elementaranregungen, Seite 112 empirische Entropie, Seite 20 empirische Temperatur, Seite 3 Energie freie, Seite 34 Energieerhaltungssatz, Seite 4 ensemble canonical, Seite 63 Entartungsgrad, Seite 92 Entartungsparameter, Seite 123 Enthalpie, Seite 35 freie, Seite 36 Entropie, Seite 53 empirische, Seite 20 metrische, Seite 20, Seite 21, Seite 22 Entropiekonstante, Seite 40 erste Brillouinzone, Seite 85 Erster Hauptsatz der Thermodynamik, Seite 4 Exponenten kritische, Seite 50 extensiv, Seite 29, Seite 33 extensive Variablen, Seite 33 Extensivität, Seite 38 Extremaleigenschaften von Fund G, Seite 36 F Fermi-Energie, Seite 115 Fermigas ideales, Seite 116 Fermikante, Seite 122 Fermionen, Seite 112, Seite 114, Seite 118, Seite 120, Seite 123 Fermistatistik, Seite 98 Festkörper in harmonischer Näherung (klassisch) Seite 80 ' Festkörper in harmonischer Näherung (quantenmechanisch), Seite 83 Freie Energie, Seite 34 Freie Enthalpie, Seite 36 Fugazität, Seite 135 Fundamentale Zustandsgleichung, Seite 23 Funktionaldeterminante, Seite 81 G Gesamtheit für offene Systeme, Seite 102 großkanonische, Seite 106, Seite 11 0 kanonische, Seite 62, Seite 63, Seite 68 mikrokanonische, Seite 98, Seite 100 Gesetz von Dulong und Petit, Seite 82 Gewichtsfaktoren, Seite 75 Gibbs, Seite 62, Seite 63 Gibbs-Duhem Gleichung, Seite 39 Gitter reziprokes, Seite 86 Gleichgewichtsbedingungen, Seite 26 Gleichgewichtszustand, Seite 3 Gleichgewichtszustände, Seite 32 Gleichheit von Temperatur und Druck, Seite 27 Gleichverteilungssatz, Seite 83 Grand canonical ensemble, Seite 106 Graphen, Seite 131 großkanonische Gesamtheit, Seite 106 großkanonische Gesamtheit für nicht-wechselwirkende Quantensystem, Seite 110 Index großkanonische Zustandssumme, Seite 135 großkanonisches Zustandsintegral, Seite 107 Limes H M Hauptsatz der Thermodynamik Dritter, Seite 29, Seite 30, Seite 83 Nullter, Seite 4 Zweiter, Seite 17 Magnetisierung, Seite 7 spontane, Seite 144 Magnonen, Seite 112 makroskopischer Zustand, Seite 63 Mastergleichung, Seite 56, Seite 100 Maxwell, Seite 53 Maxwell-Boltzmann Verteilung, Seite 58, Seite 60 Maxwell-Kriterium, Seite 45 Maxwell-Relationen, Seite 38, Seite 41 Mayer, Seite 130 metastabile Zustände, Seite 32 metastabiler Zustand, Seite 46 metrische Entropie, Seite 20, Seite 21, Seite 22 mikrokanonische Gesamtheit, Seite 98, Seite 100 mikroskopischer Zustand, Seite 63 mittlere Besetzungszahl, Seite 113 mittlerer Abstand, Seite 78 Molekularfeldnäherung, Seite 142 Ideale Gase aus Teilchen mit inneren Freiheitsgraden, Seite 90 ideales Bosegas, Seite 116, Seite 123 ideales Fermigas, Seite 116 ideales Gas, Seite 108 inhomogener Zustand, Seite 45 Innere Energie, Seite 4 intensiv, Seite 29, Seite 33 intensive Variablen, Seite 33 Isingmodell des Ferromagnetismus, Seite 138 Isolierte Systeme, Seite 99 isoliertes System, Seite 36 isotherme Kompressibilität, Seite 106 K Kalorische Zustandsgleichung, Seite 8 kanonische Gesamtheit, Seite 62, Seite 63, Seite 68 kanonische Gesamtheit fur Quantensysteme, Seite 74 kanonische Gesamtheit und Thermodynamik, Seite 68 kanonische Verteilung, Seite 63 kanonisches Zustandsintegral, Seite 63, Seite 103 Karman, Seite 86 Kelvin-Postulat, Seite 18 Kernspin, Seite 92 Kikuchi-Näherung, Seite 147 klassisches Zustandsintegral, Seite 81 Koexistenzgebiet, Seite 49 Kompressibilität isotherme, Seite 106 Kondensation Bose-Einstein, Seite 123, Seite 127 Kontinuierliche Phasenübergänge, Seite 51 Kraftwerk, Seite 16 Kreisprozeß, Seite 13 Kreisprozesse und Maschinen, Seite 13 kritische Exponenten, Seite 50 kritische Opaleszenz, Seite 46, Seite 51 kritischer Punkt, Seite 46, Seite 48, Seite 50 L Landau, Seite 51 Laserlicht, Seite 114 latente Wärme, Seite 9, Seite 70 Legendre-Transformation, Seite 33 uneigentliche, Seite 41 thermodynamischer, Seite 66, Seite 127 N Näherung Bethe-Peierls, Seite 146 Kikuchi, Seite 147 Nernst, Seite 30 Neutronenstern, Seite 119 Neutronenzerfall, Seite 119 Nullpunktsdruck, Seite 119 Nullter Haupsatz der Thermodynamik, Seite 4 o Onsager, Seite 141 Opaleszenz kritische, Seite 46, Seite 51 Ordnungsparameter, Seite 51 p periodische Randbedingungen, Seite 85 Permutante, Seite 111 Perpetuum Mobile zweiter Art, Seite 18 Petit, Seite 82 Phasengleichgewicht, Seite 46 Phasenübergang, Seite 46, Seite 127 erste Ordnung, Seite 46, Seite 51 höhere Ordnung, Seite 51, Seite 52 kontinuierlicher, Seite 51 Phasenübergang höherer Ordnung, Seite 51 Phasenumwandlung, Seite 38 Phononen, Seite 112 Photonen, Seite 112 Planck, Seite 30 Plasmonen, Seite 112 Potential thermodynamisches, Seite 23 Index Potentiale chemische, Seite 29, Seite 30 thennodynamische, Seite 33 Q Quanteneffekte, Seite 72 Quanteneffekte und einfache Anwendungen, Seite 74 quasistatisch, Seite 8 R Raum der Gleichgewichtszustände, Seite 8 Reaktionen chemische, Seite 38 Renonnierungsgruppenmethode, Seite 147 Restentropie, Seite 32 reziprokes Gitter, Seite 86 Rotationsbewegung, Seite 94 Rotonen, Seite 112 5 Sackur-Tetrode Gleichung, Seite 105 Schwankungen, Seite 53 Siedepunktsdruck, Seite 45 Slaterdetenninante, Seite 111 spezifische Wänne, Seite 9, Seite 82 Spinentartungsfaktor, Seite 117 spontane Magnetisierung, Seite 144 Stabilität, Seite 29 star, Seite 133 Stark wechselwirkende Systeme, Seite 138 Stationarität, Seite 99 Statistik Boltzmann, Seite 116 Bose, Seite 98 Fenni, Seite 98 Stirlingfonnel, Seite 55 Stoffmengen, Seite 2 Strukturfunktion, Seite 64, Seite 10 1 suprafluides Helium, Seite 127 Symmetriezahl, Seite 131 System einkomponentiges, Seite 39 isoliertes, Seite 36, Seite 99 stark wechselwirkendes, Seite 138 thennodynamisches, Seite 2 Systeme in Kontakt, Seite 26 T Teilchenaustausch, Seite 29 Teilchenzahl, Seite 29 Temperatur absolute, Seite 19 empirische, Seite 3 Thennische Zustandsgleichungen, Seite 8 Thennodynamische Potentiale, Seite 33 thennodynamischer Limes, Seite 66, Seite 127 thennodynamischer Prozeß, Seite 4 thennodynamisches Potential, Seite 23 thennodynamisches System, Seite 2 System, thennodynamisches, Seite 2 Transfennatrix, Seite 139 Translationsinvarianz, Seite 85 Tripelpunkt, Seite 48 u Übergangswahrscheinlichkeit, Seite 100 Umverteilung über die Mikrozustände, Seite 70 uneigentliche Legendre-Transfonnation, Seite 41 universelle empirische Temperatur, Seite 3 v Van-der-Waals'sche Zustandsgleichung, Seite 42 van-der-Waals'sche Zustandsgleichung, Seite 43 Variablen extensiv, Seite 33 intensiv, Seite 33 Verteilung kanonische, Seite 63 Maxwell-Boltzmann, Seite 58, Seite 60 Verteilung der Eigenfrequenzen, Seite 85 von Neumann-Gleichung, Seite 99 w Wahrscheinlichkeiten, Seite 75 Wahrscheinlichkeitsverteilung, Seite 54, Seite 63 Wandpotential, Seite 71 Wänne, Seite 3 latente, Seite 70 spezifische, Seite 82 Wännebad, Seite 9, Seite 36 Wänneisolation, Seite 20 Wännepumpe, Seite 17 Wellencharakter, Seite 114 Wirkungsgrad, Seite 13 z Zählfunktion, Seite 137 Zeitverhalten, Seite 56 Zustand inhomogener, Seite 45 makroskopischer, Seite 63 metastabiler, Seite 46 mikroskopischer, Seite 63 Zustände metastabile, Seite 32 Zustandsdichtefunktion, Seite 116 Zustandsfunktion, Seite 4 Zustandsgleichung fundamentale, Seite 23 van-der-Waals'sche, Seite 42, Seite 43 verdünnte Gase, Seite 129 Zustandsintegral großkanonisches, Seite 107 Index kanonisches, Seite 63, Seite 103 klassisches, Seite 81 Zustandsraum, Seite 8 Zustandssumme, Seite 74 großkanonische, Seite 135 Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik, Seite 17 Korrektur - Beilage zum Thermodynamik - Skriptum Korrektur und Ableitung einiger Ausdrücke des Vorlesungsskriptums von Arnold Bartel Seite 2 : Andere Beispiele sind: polarisierbare oder magnetisierbare Körper, bei denen das äußere elektrische oder magnetische Feld die Deformationskoordinate ist. Seite 5 : Die beiden Ausdrücke zur Integration lauten: 00 f e-a.x dx = ~ 2 -00 und -00 Die mittlere kinetische Energie berechnen wir mittels eines Tricks : --w -00 Die Integralformen ergeben f f 00 00 Nenner = d 1 d 3 -00 3 3 v e-tmv2ß = V(~ßY -00 und damit Division liefert den gewünschten Ausdruck für die mittlere kinetische Energie (1.5). Seite 6 : Es werden nur Teilchen mit positiver Geschwindigkeit Vx im Integral berücksichtigt (denn nur diese bewegen sich in Richtung zur Wand), also integrieren wir nur von obis unendlich. Für den Impulsübertrag ergibt sich also (1.6) Die Gleichheit gilt, da Vx nur quadratisch vorkommt. Da keine Richtung bevorzugt ist, setzen wir also f 2 (-) 300 NIl 2mv f N ( =-'t MB v cl v=-'t mv V 23 -00 3V 2) =-'tkBT N V Beispiel 2 : Hohlraumstrahlung Ein Photon trifft in einem Zeitintervall 't durchschnittlich t-l'tmal auf eine bestimmte Würfelfläche (c ... Lichtgeschwindigkeit, R... Kantenlänge). Der Impuls eines Photons beträgt ~ , der Impulsübertrag bei einem Stoß an die Wand somit 2 ~ (E '" Energie eines Photons). Der gesamte Impulsübertrag pro Zeiteinheit (also die gesamte Kraft) auf eine Fläche beträgt also Um den Druck zu erhalten, dividieren wir dieses Ergebnis durch die Fläche (1.9) NIE=lU =lCT4 P =Nl-&= 3.e 3 v3 3V 3 mit U=N E der Gesamtenergie des Systems. Der Unterschied zum idealen Gas ist auf die unterschiedliche Beziehung zwischen Impuls und Energie zurückzuführen : 2 klassisch E = L2m relativistisch E = pe Seite 7 : (1.11) M(B, T) = 4~ Nh tanh[ 4~ ßhyB] bzw. M(B, T) =t Nn tanh[t ßnyB] Seite 9 : l=P+(8U) av (1.21 b) T Seite 10 : Beispieli: Ideales einatomiges Gas Cv=(~)v =tNkB , R=P+(~)T =P also (1.26) Beispiel 3 : Idealer Paramagnet mit Spin ~ bzw. statt Seite 11 : bei (1.28) und (1.29) muß es jeweils heißen: da (:~)T =0 Seite 14 : (2.6) I :::::::>T=cy-t I _fdV :::::::> -lny=1.l T v --1.fdT 2 T 2 n (2.4) Adiabatengleichung also folgt mit (2.7) Seite 15 : (2.7) L\U = L\A + L\Q = 0 :::::::> (2.8) :::::::> L\A = L\QAB + L\QBC + L\QCD + L\QDA '-v--' '-.r---J =0, da Adiabate =0, da Adiabate (2.13) aus (2.10) Seite 16 : Figur 2-2 : Auf der Abszisse ist B aufgetragen, B/T=const gilt wegen (1.11) mit ß = k~ T Seite 23 : ", Beispiel 1 : Das ideale Gas :::::::> .. .} U=iNkBT { .. .. Seite 24 : (2.33) also U=Cvr4 { p=tc~ Seite 25 : (2.36) Seite 27 : (2.39) 11 - a o - a+b+e+f < a+c+d a+b+c+d+e+f < a+c+d+e+f -11 a+b+c+d+e+[ - _ Carnot - T2 -T1 T2 Seite 35 : (3.6a) dF = dU - TdS-SdT Seite 38 : (3.21) A= V2 V2 VI V1 f p(V, T) dV = - f dF = F(Vl> T) - F(V2' T) Seite 40 : (3.37) G= F + pV = F+ NkBT= "iNkBT-fNkBTlnT+ NkBTlnn - NTcr = Nil Seite 41 : Anmerkung: Ein wichtiges Resultat aus den obigen Überlegungen sind die sog. Maxwell-Relationen, welche untenstehend angegeben werden: UXG V F T S H P Diese Relationen sind wie folgt zu behandeln: Eine Zustandsgröße steht zwischen ihren Variablen (z.B. H = H(S,p) oder U = U(V,S»), und die entsprechenden Relationen ergeben sich aus den Ableitungen den Pfeilen folgenden (ansonsten Vorzeichenwechsel), wie z.B. ( OH(S,P») = T oder (OF(V, T») =_p oS p oV T Seite 43 : (3.42) ( OF) p = - oV . tnlt Y 2 T,N NkBT N kBT a = V - Nb - -v2 a = -Y---b - -y 2 V =- N Seite 46 : ... Für die meisten Werte von p und T ist 1.1 eine glatte (technisch: analytische) Funktion seiner Argumente.... ... Die Funktionen /li(P, T) lassen sich in diesem Fall über den Phasenübergang hinaus analytisch fortsetzen und beschreiben dort metastabile Zustände (unterkühlte oder überhitzte Flüssigkeiten, unterkühlter Dampf). Seite 50 : (b) für die Dichtedifferenz entlang der übergangslinie: IYfl -ygl oc IT- Tkrl ß Seite 52 : Höhere Ordnung: ein Minimum wird marginal stabil und spaltet sich in mehrere Minima auf Seite 54 : (4.1) folgt aus (3.33) mit U=tNkBT und NkBln~=NkBlnV-NkBlnN S(O) 2 S(öN) gilt, da f(M) = MlnM konvex ist, also f(aN I +(1-a)N 2 )::;af(Nd+(1-a)f(N 2 ) mit O<a<l also mit a=t NI=N-öN N 2 =N+öN gilt f(N) ::; t f(N - öN) + t f(N + ÖN) => 2N In N ::; (N - öN) In(N - öN) + (N + öN) In(N + öN) • Seite 57 : zu (4.10) : Die Umfonnung von der ersten auf die zweite Zeile erfolgt durch Ersetzen von oN durch oN+l beim ersten Term bzw. durch oN-l beim zweiten Tenn. Dabei N-I N+I müßte man aber auch die Grenzen der Summation auf L bzw. L oN=-N-I oN=-N+I anpassen. Wenn wir aber die Werte an den Grenzen der Summation einsetzen, dann ergibt sich jeweils ein Summand von null, da entweder der Vorfaktor null ergibt, oder aber wir erhalten P(-N -1) bzw. P(N+1), zwei verschwindende Wahrscheinlichkeiten also, da sich nicht mehr als 2N Teilchen in einer der beiden Kammern befmden können. Zwischenschritte von (4.13) auf (4.15) : ( + )2N _" N+oN N-oN (2N)! P P q q (N +öN)!(N -ÖN)! iN ~ Opoq 2N(2N _1)(p+q)2N-2 =_1 LpN+ONqN-ON(N2 -ÖN2) (2N)! pq oN (N +ÖN)!(N -öN)! 2N(2N -1) = 4L(N2 -ÖN2) (.l)2N oN 2 , (2N)! (N + ÖN)!(N - öN)! W(3N) , 2 2 N(N -t) = N LW(öN) - LöN W(öN) oN oN '-----y--J ''------.-----' =1 (ÖN2)w 2 2 N(N -t) = N - (ÖN Jw Seite 61 : Bemerkung J: Die Größe W({Nd) kann als eine noch unnormierte a prIOr! Wahrscheinlichkeit des Zustandes {Nd für solche Zustände, die den Nebenbedingungen L Ni = N und LEiNi = E genügen, aufgefaßt werden. Seite 64 : (4.46) Seite 65 : Eo(ß) ist fast identisch mit dem Mittelwert (H)ß' der durch die Gleichung f dXNHe-ßH(XN) (4.48a) Z~(ß) (H)ß= fEoo*(E)e-ßEdE = foo*(E)e-ßEdE ~Eo(ß) oder I (H)ß = -*InZ~(ß) I (4.48b) gegeben wird. Seite 67 : 00 *(E) = (4.57) N V (2mnE)\- r(3f) E Seite 68 : Z;.,(ß) ~ (4.58) 1 e-ßE ro '(E) dE o r[ ~ yN (2~~N 1e-ßE E'!'-I dE ~ yN ( 2'ß ~ z'(Mt 2 0 dA(XN;ä)= LA;(XN;ä)da; (4. 62a) ; Seite 69 : zu (4.70) d(-ßF) -ßl ~ -Fdß -ßdF~-Fdß -SdT+ ~A, da,) ~ aT 1 =-Fdß + ßS aß dß - ß~Ai dai _=1 -Fdß + ßS k ß2 T- kBß 1 B dß - ß~Ai dai = = -(F +TS)dß-ßLA; da; = -Udß-ßLA; da; i i Seite 72 : Aus dem Ausdruck auf S. 68 folgt (4.80) (4.81) -kBTInZ~(ß, V) = -kBTIn[eß )3f VN ] = = -! Nk BTIn T - Nk BTIn V -! Nk BTIn(21tffikB) F*(V, T) = F(V, T) = -tNk BTInT-Nk BTIn*+tNkB T-NTa 1 Seite 74 : (5.2) Seite 75 : Man wird sich viehnehr damit zufriedengeben müssen, Wahrscheinlichkeiten Pi dafür anzugeben, daß sich das System im Zustand I'Pi) befindet, wobei die Zustände I'Pi) zueinander orthogonal sein sollten und die Summe der Pi gleich eins sein sollte. Seite 82 : (5.42) (5.43) Seite 83 : na] H N3 (5.52) H hann =2 L ~ [ Pni apam. + qi Ei? n=l ,=1 q, 1 Seite 86 : (5.69) n Seite 88 : (5.75) Seite 89 : (5.79) Seite 90 : (5.81) Cy (au) 4 ( )3 12 T = aT y=S7tNk B 0 D hann Seite 91 : HRot _ _ 1 i - 21 (5.87) e -__ 1( + 21 Pe, 2 . 1 sm 2 2 ) e Pcj>i i Seite 93 : (5.93) (5.94) Seite 94 : (5.95) Seite 101 : Die thennodynamischen Größen erhält man jetzt nicht aus ro *(E) selbst, sondern aus dem umnormierten ro(E). Seite 102 : I =I dElI dXlö(HI(XI)-EI)f dX ö(H (X2)-E+EI)= =I dElro;(EI)ro;(E-EI) ro*(E) = dXldX2Ö(HI(XI)+H2(X2)- E) = (6.16) weiter unten : wobei 2 (kBßfl 2 die Temperatur des 'Wännebades' 2 ist. Seite 104 : (6.26) Seite 105 : (6.34) Sackur-Tetrode Gleichung o (6.35) V= a jVro(E,V)e-ß(E+PV)dEdV Y(ß,p)= -k B TOp In Y(ß,p) ~ Seite 106 (6.41) Seite 108 ~ (6.55) otN ';::;'( ß) = ~ -ONZ (ß) = ~ e...... Cl, ~e N ~ N! 3N = [V_ot(2mn)"23l VN(2mn)2 ßh exp e ßh 2 2 3 (6.56) PV = k B TIn 2: = k B TVe -ot( ~;)"2 Seite 109 : für den Fall annimmt. Z~(ß)=[z*(ß)r genau die Form der Poisson-Verteilung (6.62) Seite 111 : <l>v] (rps l) <l>v (r2,S2) _ - <l>v (rl,sl) <l>v (r2,S2) <l>FDhl - C : <l>v] (rN,SN) <l>V (rN,SN) 1 (6.69) 2 2 2 <l>vJrp SI) <l>VJr2,S2) Seite 113 : (6.78) (N) = L(n v ) v (n v ) = (ea+ßE Y -Ir l Seite 115 : (6.87) Seite 117 : Falls wir für In~(a, 'E) den Boltzmann-Ausdruck In~(a, 'E) = e-a-e wählen, so gilt (6.103) Seite 118 : (6.110) (6.109) Seite 119 : (6. 114b) Seite 121 : Für das Integral im zweiten Term in (6.122) gilt mit (6.123) 00 00 00 00 00 f-f-dx = f XL(-lt+le-nxdx = L(-lt+ f xe-nxdx = 1 oe +1 0 n=l n=l 00 00 0 00 =L~if~~~nx~m-~ =L~if~~ n=l x=o n=l wobei im letzten Schritt die Grenzen der Integration eingesetzt wurden. 00 00 (6.124) L(-lt+1n-a = n=l 00 00 Ln-a-2L(2nra = (1-21- a )Ln-a = (1-2 n=l 1 a - n=l n=l (a>l) ... Riemann'sche Zetafunktion 00 mit S(a)= Ln- a n=l Seite 122 : (6.129) Seite 123 : v[ (6. 135) -2a -3a lnE(a,ß)=2-3- e- a _ e ~ + e ~ _ ... Ath 22 32 N ] ~ V [ -a __ e-2a __ e-3a __ ] o =_oln2{a,ß)=2_ an 3 e ~ + ~ ... Ath 22 32 Seite 124 : (6. 138) f . 2 ~~.l [ __ ~] tnlt h(a) = - - ds s21n l-e a E = .Jit na eL~ 00 n=l n 2 Seite 126 : (6. 151) na = _l_+~ ~ eN o = _ B1n2{a,ß) an Ci 3L. ~ e - 1 Ath n=l n 2 )s(a) Seite 127 : Die Beziehung pV kBT = In S bleibt im thennodynamischen Limes gültig, da ... (6.154) (6.155) Seite 128 : In S(a, ß) = A~ (6. 156) f( e-(X; 1-) = ß pV 00 mit f(x;k) = Lxnn-k (6.158) n=l (6. 160) (6.161) *= P kBTc A3 c f(12.) ~ 1.34 '2 3 kBTc A3 = 1.34 (27tffi)2(k T)~ 2 c h B c p V = 1.34 NkBT 2.61 Genau am kritischen Punkt beträgt die spezifische Wänne pro Teilchen (6.164) also etwas höher als der Wert 1.5 kB für das klassische Gas. Oberhalb pe gilt (vgl. S 118) Seite 130 : (6. 171) Seite 132 : . . . . . . =-1-l12~• .... . . 12..... . .... . . . ... (6. 186) • • b4 4!V • : +4 .., ... ... : + •: : + 'x" ... ... Insgesamt gibt es also 6 Typen von Graphen mit Gesamtgewicht 38. Seite 133 : (6. 191c) Seite 134 : (6. 192c) Im Text muß es jeweils LI ffil = N heißen (auch auf Seite 135). (6. 195) (6. 196) Seite 135 : Vb [ 00 (6.197) B(a, ß, V) = Le-aNZ(ß,N,V) = LIl N=O {mI} 1 (2mn) ß 1 h2 11 2 e-a1 ]111 1 I ffi]. Einführen der Hilfsvariable (6.198) der sog. Fugazität und Vertauschen der Summationen führt zur kompakten Darstellung ·.,:1 Seite 136 : (6.210) Seite 142 : Z = 2N [1+±N1]2 +tNza2 +±Nza1]2 + ] = (7.20) := eXP[Nln2 +±N(1]2 +tza2 + za1]2 + )] mit In(1+x):=x Seite 143 : (7.29) Seite 144 : Es stellt sich heraus, daß dies immer diejenige äußere Lösung ist, wofür 11 das gleiche Vorzeichen wie B hat. Seite 145 : (7.36) Seite 146 : (7.41b) oder 1+1] =e2ß ,uo(B+B) =e2ß ((j>zT/+,u oB) 1- 1] Theor. Physik IV, Thernodynanik 1111111111111I111111111111I111 10 € 8,50 €