Bielefeld, 21. und 22. November 2007 Workshop 1 „Architektur und Städtebau“ Moderation: Dipl. Ing. Hartmut Miksch (Präsident der Architektenkammer NRW) Gregor Moss (Beigeordneter der Stadt Bielefeld, Dezernat Bauen / Planen Zusammenfassung der Ergebnisse Grundlage des Workshops waren vier Thesenblöcke: 1. 2. 3. 4. Die Vitalität der Städte stärken Schrumpfungsprozesse begleiten Vielfältige Lebenstile erfordern ein vielseitigeres Wohnungsangebot Neue Rahmenbedingungen für Architektur und Städtebau Da zuviel Vitalität in den Städten (Anhäufung von Events) auch zu einem Problem werden kann, kam man überein, den ersten Thesenblock, der am ausführlichsten diskutiert wurde, umzuformulieren in 1. Die Lebensqualität der Städte stärken Da die Städte und Gemeinden in zunehmendem Wettbewerb um den Zuzug neuer und der Bindung vorhandener Einwohner sowie um die Ansiedlung von Unternehmen stehen, werden kommunale Zielvereinbarungen stark an Bedeutung gewinnen. Das derzeit noch vorhandene Konkurrenzdenken benachbarter Kommunen muss überwunden werden. Stattdessen müssen in der Region untereinander Vereinbarungen getroffen werden, was z. B. die Ausweisung von Bauflächen oder die Ansiedlung von Betrieben angeht. Darüber hinaus muss es zu einer sinnvollen Aufgabenteilung kommen. Ein kooperatives Verhältnis zwischen Kernstadt und Umland ist erforderlich. Die Devise muss Qualität vor Quantität lauten. Um im Wettbewerb der Kommunen untereinander bestehen zu können, darf nicht auf Masse gesetzt werden, sondern müssen qualitative Verbesserungen im Bereich der Infrastruktur, des Bauflächenangebots, der öffentlichen Räume und der gesamten Stadtstruktur erreicht werden. Um dem Schrumpfungsprozess der Städte entgegen zu wirken, ist es notwendig, Architektur und Städtebau stärker auf die Innenentwicklung auszurichten. Gewerbliche Grundstücke und Wohnungsneubau sollten auf innerstädtischen Brachflächen ausgewiesen werden – nicht zuletzt auch, um unnötigen Verkehr zu vermeiden. In vielen Innenstädten bestehen seit dem Zweiten Weltkrieg immer noch etliche Baulücken. Ziel muss es sein, Baulücken zu schließen. Es wurde angeregt, bebaubare Grundstücke in zentraler städtischer Lage mit einer höheren Grundsteuer zu belegen. Bei der Wohnungsauswahl werden künftig Aspekte wie die innerstädtische Wohnqualität, das Wohnumfeld und die Identifikation mit dem Wohnquartier im Vordergrund stehen. In einer immer älter werdenden Bevölkerung und bei einer wachsenden Zahl an Ein-Personen-Haushalten gewinnt eine gute Nachbarschaft zunehmend an Bedeutung. Bei der Rückgewinnung des urbanen Lebens spielt die Unverwechselbarkeit der historischen Stadt eine große Rolle als Identifikationsmerkmal. Wichtig ist daher die Stärkung der Stadtkerne und Innenstadtbereiche. Dazu gehören etwa ein aktives Stadtmarketing und tragfähige Verkehrskonzepte, die eine Erreichbarkeit der Geschäfte gewährleisten. Ziel muss es zudem sein, öffentliche Räume attraktiver zu machen. Es müssen Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werden, die gut gestaltet, sicher und sauber sind. 2. Schrumpfungsprozesse begleiten Politik und Verwaltung müssen gemeinsam mit den relevanten Akteuren in einer Stadt Überlegungen anstellen, um einen geordneten Planungsprozess zu erreichen. Darin muss auf jeden Fall auch die Wohnungswirtschaft einbezogen werden. Es ist notwendig, den Gebäudebestand auf seine Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen. Energetische Verbesserungen, seniorengerechte Umbauten und Umnutzungen von Gebäuden im stadtnahen Bereich müssen künftig im Vordergrund stehen. In einigen Regionen Nordrhein-Westfalens wie z. B. in der Rheinschiene und in Münster ist darüber hinaus in den nächsten Jahren zusätzlicher Wohnungsbau erforderlich, um einen ausgeglichenen Wohnungsmarkt zu ermöglichen. 3. Vielfältige Lebensstile erfordern ein vielseitigeres Wohnungsangebot Die Altersstruktur der Bevölkerung ändert sich fundamental: Der Anteil der Deutschen über 65 Jahre wird bis 2050 von 22 auf 30 Prozent steigen. Vor diesem Hintergrund gewinnt das barrierefreie, altengerechte Wohnen erheblich an Bedeutung. Zudem müssen Wohnungsangebote für Stadtrückkehrer geschaffen werden. Die Wohnungswirtschaft muss ihr Angebot erweitern und Dienstleistungen wie Hilfe- und Pflegeleistungen, Umzugsmanagement usw. anbieten. 4. Neue Rahmenbedingungen für Architektur und Städtebau Eindeutig ist, dass flexibler gebaut werden muss. Man plant Gebäude nicht mehr für 100 Jahre, sondern geht z. B. bei Kindertagesstätten von einer 10- bis 15-jährigen Nutzungsdauer aus, nach der eine Umnutzung stattfinden muss. Die Ausbildung von Architekten und Stadtplanern muss diese Veränderungen berücksichtigen und stärker auf die Zukunft ausgerichtet werden.