Originalarbeit Hämangiomtherapie im Kindesalter: medikamentöse Therapiemöglichkeiten und ihre Grenzen Medical Treatment of Children with Hemangiomas and its Limitations Autoren E. Q. Haxhija 1, H. Lackner 2, M. E. Höllwarth 1 Institute 1 2 Schlüsselwörter " Hämangiom l " Therapie l " Medikamente l Key words " hemangioma l " treatment l " drugs l eingereicht 8. 1. 2008 akzeptiert 18. 6. 2008 Bibliografie DOI 10.1055/s-2008-1038772 Online-publiziert 15. 12. 2008 Handchir Mikrochir Plast Chir 2009; 41: 78 – 82 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 0722‑1819 Korrespondenzadresse Dr. med. Emir Q. Haxhija Universitätsklinik für Kinderund Jugendchirurgie Medizinische Universität Graz Auenbruggerplatz 34 8036 Graz Österreich [email protected] Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Medizinische Universität Graz, Österreich Klinische Abteilung für Hämato-/Onkologie der Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Graz, Österreich Zusammenfassung Abstract ! ! Kinder mit lebensbedrohlichen oder verunstaltenden Hämangiomen bedürfen immer einer systemischen medikamentösen Therapie. Als initiales Medikament wird Prednisolon in einer Dosierung von 2 – 3 mg/kg/Tag per os verabreicht. Bei nicht genügendem Ansprechen auf Kortison kann die Therapie durch Gabe von Interferon-α in Dosierungen zwischen 1 – 3 Millionen E/m2/ Tag subkutan erweitert werden, jedoch muss auf die Nebenwirkungen, allen voran auf die Spastizität der unteren Extremitäten engmaschig geachtet werden. Eine Alternative zu Interferon-α sind zytostatische Substanzen, vor allem das Zytostatikum Vincristin, das in einer Dosierung von 0,05 mg/kg für Kinder unter 10 kg und 1,5 mg/m2 bei Kindern über 10 kg bei einmaliger wöchentlicher streng intravenöser Gabe in der Hämangiomtherapie erfolgreich eingesetzt wurde. Bei fehlendem Ansprechen der lebensbedrohlichen Hämangiome auf die schon erwähnten Medikamente wurde auch eine Therapie mit Zyklophosphamid in einer Dosierung von 10 mg/kg/ Tag intravenös an 3 aufeinanderfolgenden Tagen erfolgreich eingesetzt. Medikamentöse Therapie bleibt weiterhin eine anspruchsvolle Aufgabe für alle Betroffenen und soll nur in den dafür spezialisierten Zentren durchgeführt werden. Children with disfiguring and/or life-threatening hemangiomas need medical treatment. Initial therapy comprises the oral administration of prednisolone in a dosage between 2 – 3 mg/kg/ day. In cases of insufficient response to prednisolone the therapy may be extended by additional subcutaneous administration of interferon-α in a dosage between 1 – 3 million U/m2/day. However, due to the possible serious side effects of interferon-α, such as irreversible spastic diplegia, this therapy must be accompanied by close and meticulous neurological examinations of the treated children. The chemotherapeutic substance vincristine has nowadays become an alternative to interferon-α for life-threatening hemangiomas. The substance proved effective in a dosage of 0.05 mg/kg for children less than 10 kg and 1.5 mg/kg for children more than 10 kg given weekly strictly intravenously. In worst-case scenarios, a successful disease control has been achieved by intravenous administration of cyclophosphamide in a dosage of 10 mg/kg/day given on 3 consecutive days. Medical treatment of children with life-threatening hemangiomas still remains challenging for all involved persons and should always be performed in specialised centres. Einleitung nate kommt. In der Regel kann die Wachstumsphase bis zum Ende des ersten Lebensjahres dauern. Danach tritt die Involutionsphase ein, während der es zu einer wiederum unterschiedlich schnellen Regression der Läsion kommt. Die Inzidenz der Hämangiome ist hoch – es sind bis zu 10 % aller Säuglinge davon betroffen – und in 50 % der Fälle ist die ästhetisch ungünstige Lokalisation im Gesicht/Kopf gegeben [6, 19]. Die Klassifikation der Hämangiome unterscheidet zwischen den lokalisierten, den segmenta- ! Unter dem Begriff „Hämangiom“ versteht man den häufigsten Tumor des Kindesalters, welcher sich aus vaskulären Endothelzellen, die extrem rasch proliferieren können, zusammensetzt [3]. Die typischen „frühkindlichen Hämangiome“ sind bei der Geburt meist nicht sichtbar, sondern treten innerhalb der ersten Lebenswochen auf, wonach es zu einem unterschiedlich schnellen Wachstum innerhalb der nächsten Lebensmo- Haxhija EQ et al. Hämangiomtherapie im Kindesalter … Handchir Mikrochir Plast Chir 2009; 41: 78 – 82 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 78 Originalarbeit 79 Abb. 1 Segmentales frühkindliches Hämangiom mit Ulzeration unter Kortisontherapie, die im Alter von 7 Wochen begonnen wurde. Systemische Glukokortikoide ! len und den multifokalen frühkindlichen Hämangiomen [5, 10]. Das lokalisierte Hämangiom ist die häufigste Form der Hämangiome, das meist solitär vorzufinden ist und eine charakteristische, rundliche bis ovale Form in unterschiedlicher Größe aufweist. Diese Hämangiome haben meist eine sehr gute Prognose im Sinne einer zufriedenstellenden Spontanregression und bedürfen nur in Ausnahmefällen einer systemischen oder lokalen Therapie, wie zum Beispiel bei ungünstiger Lokalisation mit Verdrängung oder Behinderung vitaler Strukturen. Je nach der Größe hinterlassen die lokalisierten Hämangiome nach der Involution entweder eine glatte und nahezu narbenfreie oder eine überschüssige unregelmäßige Hautnarbe, die bei ungünstiger Lokalisation eine spätere ästhetische chirurgische Korrektur erfordern könnte. " Abb. 1) Die segmentalen, landkartenförmigen Hämangiome (l sind seltener, jedoch mit angeborenen Fehlbildungen kombi- Über die erfolgreiche systemische Anwendung von Kortison in der Behandlung von Hämangiomen wurde erstmals vor 40 Jahren berichtet [29]. Nach wie vor ist der Wirkmechanismus dieser Therapie ungeklärt. Diskutiert wird, dass es sich bei der Kortisontherapie um eine antiangiogenetische Wirkung in Kombination mit Vasokonstriktion und Reduktion der Gefäßpermeabilität handelt [14, 15]. Die Indikation zur Kortisontherapie ist in Fällen von segmenta" Abb. 2) und bei Anzeichen einer potenziell len Hämangiomen (l bedrohlichen viszeralen Beteiligung frühestmöglich zu stellen. Weitere Indikationen bestehen auch bei lokalisierten Hämangiomen, welche vitale Strukturen verdrängen beziehungsweise obturieren, wie zum Beispiel Hämangiomen im Bereich der Or" Abb. 3), oder im Urogenitalbereich. Eine bita, der Luftwege (l weitere Indikation sind auch Hämangiome, die zwar keine unmittelbare vitale Bedrohung darstellen, jedoch durch destruierendes Wachstum bleibende, chirurgisch schwer korrigierbare Deformitäten, insbesondere im Bereich der Nase oder Lippen Abb. 2 a bis f Kind mit segmentalem Hämangiom im Gesicht im Alter von 3 Wochen (a) und zu Beginn der Kortisontherapie im Alter von 5 Wochen (b). Im Alter von 15 Wochen (c) wurde zusätzlich wegen der Unmöglichkeit, das rechte Auge zu öffnen, die Therapie mit Interferon-α eingeleitet. Im Alter von 8 Monaten (d) wurde die Interferontherapie abgesetzt. Die Bilder im Alter von 16 Monaten (e) und 5 Jahren (f) zeigen eine schnelle Regression des Hämangioms mit zufriedenstellendem ästhetischem Ergebnis. Haxhija EQ et al. Hämangiomtherapie im Kindesalter … Handchir Mikrochir Plast Chir 2009; 41: 78 – 82 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. niert oder mit Komplikationen wie Ulzeration, oder auch vitaler Gefährdung vergesellschaftet [10, 20]. Diese Hämangiome bedürfen in der Regel sehr früh einer systemischen medikamentösen Therapie, welche bedarfsweise auch mit anderen zur Verfügung stehenden operativen Therapieformen, wie zum Beispiel der Lasertherapie, der partiellen chirurgischen Resektion, oder auch einer selektiven Embolisation, kombiniert werden kann. Die Gruppe der Kinder mit multifokalen Hämangiomen ist wesentlich kleiner. Bei diesen Patienten, wie auch bei den Patienten mit segmentalen Hämangiomen, muss eine viszerale Beteiligung ausgeschlossen werden [10]. Das kann in den ersten Lebensmonaten mittels einer Ultraschalluntersuchung des Abdomens und des Gehirns erfolgen. Bei fehlender viszeraler Beteiligung ist die Prognose bei Kindern mit multiplen Hämangiomen gleich gut wie bei Kindern mit einer lokalisierten Läsion. In dieser Arbeit wird die Indikation zur systemischen Therapie der frühkindlichen Hämangiome diskutiert und mit praktischen Fällen demonstriert. Originalarbeit Abb. 3 a bis e Kind mit mediastinalem (a) und intratrachealem Hämangiom (b), das seit dem 6. Lebensmonat an zunehmendem Stridor litt. Nach Diagnosestellung und sofortiger Einleitung einer Kortisontherapie kam es zur vorübergehenden klinischen Besserung. Nach Reduktion der Kortisondosis trat jedoch neuerlich der Stridor auf, sodass zusätzlich eine intraläsionale Lasertherapie (c, d) im Alter von 15 Monaten durchgeführt wurde. Die begleitende Kortisontherapie wurde im 18. Lebensmonat abgesetzt. Die Kontrolltracheoskopie im Alter von 27 Monaten zeigte lediglich narbige Residuen nach der Laserbehandlung (e). Abb. 4 a bis d Kind im Alter von 3,5 Monaten mit verunstaltendem Unterlippenhämangiom, welches sich über den Mundboden bis zum Larynx ausdehnte (a, c). Nach 2-monatiger Kortisontherapie kam es zu deutlicher Regression des lokalen Befundes (b, d). " Abb. 4), hinterlassen können. Hämangiome im Bereich der (l " Abb. 5) sprechen in der Regel sehr gut auf Glandula parotis (l die Kortisontherapie an [12]. Die derzeit gültige Therapieempfehlung bezieht sich in erster Linie auf die Anwendung von Prednisolon in einer morgendlichen Einzeldosis von 2 – 3 mg/kg/Tag, die, je nach klinischem Befund, über einen Zeitraum von 4 – 8 Wochen verabreicht wird, gefolgt von einer allmählichen Dosisreduktion [6, 10, 18]. Diese Therapie mit Prednisolon ist jedoch meist über 6 Monate nötig und muss bei Bedarf – neuerlichem Hämangiomwachstum nach Ausschleichen der Kortisontherapie – wiederholt werden. In der Literatur sind bisher keine bleibenden Langzeitnebenwirkungen der Kortisongabe zum Zwecke der Hämangiomtherapie beschrieben worden, obwohl eine Reihe von kurzfristigen Nebenwirkungen auftreten können, wie Bluthochdruck, Hyperglykämie, Unruhe und Schlafstörungen, opportunistische Infektionen, sowie Wachstumsstörungen [2, 10, 16, 24]. Diese Nebenwirkungen zeigten sich jedoch im Verlauf immer reversibel. Daher gilt die systemische Therapie mit Kortison derzeit als sicherste primäre medikamentöse Therapie zur Behandlung von Hämangiomen mit potenzieller vitaler Gefährdung. Eine engmaschige Kontrolle der Kinder ist jedoch nicht zuletzt wegen weiterer möglicher Nebenwirkungen von Kortison, wie Auftreten von Haxhija EQ et al. Hämangiomtherapie im Kindesalter … Katarakt, Glaukom oder neurologischen Komplikationen, immer erforderlich. Aufgrund der möglichen Immunsupprimierung sollten während der Kortisontherapie keine Lebendstoff-Impfungen verabreicht werden [10]. Für lebensbedrohliche Hämangiome, die auf die Kortisontherapie entweder nicht oder nicht ausreichend ansprechen, besteht die Möglichkeit einer zusätzlichen medikamentösen Therapie mit Interferon-α, Vincristin oder Zyklophosphamid. Interferon-α α ! Interferon-α ist ein endogener Angiogeneseinhibitor, welcher seine Wirkung durch Verminderung der Produktion von Basic Fibroblast Growth Factor erzielt [26]. Zahlreiche Studien in den 90er-Jahren zeigten eine erfolgreiche Therapie der lebensbedrohlichen Hämangiome mittels subkutaner Gabe von Interferon-α in der Dosis zwischen 1 – 3 Millionen E/m2/Tag [4, 13, 28]. Die Behandlung wird üblicherweise mit der Dosis von 1 Million E/m2/Tag begonnen und allmählich bis zu einer Dosis von 3 Millionen E/m2/Tag angehoben. Die subkutane Verabreichung wird an 5 Tagen der Woche mit 2 Tagen Pause durchgeführt. Nach einer Therapiedauer von einigen Monaten wird je nach dem kli- Handchir Mikrochir Plast Chir 2009; 41: 78 – 82 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 80 Nebenwirkungen der Vincristintherapie sind Obstipation, Neurotoxizität, Alopezie und Hyponatriämie bekannt, die jedoch nach Ende der Behandlung allesamt reversibel sind [9, 10, 23]. Bei therapieresistenter lebensbedrohlicher Hämangiomatose wurde in der Literatur mehrfach über die erfolgreiche Therapie mit Zyklophosphamid berichtet [11, 17, 27]. Hierfür wurden Dosierungen von 10 mg/kg/Tag intravenös an 3 oder 4 aufeinanderfolgenden Tagen mit zyklischer Wiederholung alle 2 Wochen angewendet. Die potenziellen Nebenwirkungen der Zyklophosphamidtherapie sind zahlreich, von aseptischen Nekrosen und Gonadenschädigung bis hin zum Auftreten von späteren Malignomen [11, 27]. Zuletzt sollte auch das Kasabach-Merritt-Syndrom erwähnt werden, das eine lebensbedrohliche Komplikation des sogenannten „kaposiformen Hämangioendothelioms“ darstellt, jedoch nicht zu der Gruppe der frühkindlichen Hämangiome zählt [8, 25]. Bei diesem Syndrom kommt es zu lebensbedrohlichen Blutungen aufgrund einer Verbrauchskoagulopathie mit Thrombozytopenie, die nur mittels einer schnellen und gezielten medikamentösen Therapie erfolgreich behandelt werden kann [10]. Abb. 5 a bis d Kind im Alter von 1 Jahr mit großem Parotishämangiom rechtsseitig (a). Dazugehörige Magnetresonanzuntersuchung (b). Nach 2 Zyklen von Kortisontherapie kam es zur geringen Verkleinerung des Hämangioms bis zum 2. Lebensjahr (c). In weiterer Folge kam es ohne weitere medikamentöse Therapie schon im Alter von 3,5 Jahren zu einer fast vollständigen Regression des Parotishämangioms. d Das Mädchen im Alter von 6 Jahren. nischen Verlauf die Interferondosis oder auch die Häufigkeit der Interferongabe allmählich bis zum völligen Absetzen reduziert. Die anfängliche Euphorie bezüglich des überzeugenden Erfolges der Interferontherapie wurde Ende der 90er-Jahre nach ersten Berichten über dessen Neurotoxizität, im Sinne der möglichen Entwicklung einer bleibenden spastischen Diplegie, sowie weiterer motorischer Entwicklungsstörungen, getrübt [1, 7]. In einer Metaanalyse zeigten Michaud et al. [21], dass die meisten Kinder, die nach Interferontherapie eine spastische Diplegie entwickelten, zum Zeitpunkt des Therapiebeginnes jünger als ein Jahr alt waren. Da die meisten Kinder, die eine Interferontherapie wegen eines lebensbedrohlichen Hämangioms bedürfen, in der Regel unter 6 Monate alt sind, ist die Indikation zur Interferontherapie sehr kritisch zu stellen und eine sorgfältige engmaschige Observanz hinsichtlich neurologischer Symptome durchzuführen [10]. Andere Nebenwirkungen der Interferontherapie sind Fieber, Myalgie und grippeähnliche Symptome, sowie Schlaf- und Appetitlosigkeit, Anstieg der Leberenzyme und Panzytopenie, die sich jedoch allesamt reversibel zeigten [7, 10, 21]. Zytostatika ! Bei lebensbedrohlichen Hämangiomen mit fehlendem Ansprechen auf Kortison und bei Verzicht auf die Therapie mit Interferon-α, beziehungsweise bei Therapieabbruch wegen des Auftretens neurologischer Nebenwirkungen, bestehen weitere Therapiemöglichkeiten mit Zytostatika. In der Literatur wird derzeit Vincristin empfohlen [9, 10, 22]. Die Dosierung von Vincristin zur Hämangiomtherapie liegt bei 0,05 mg/kg für Kinder unter 10 kg und 1,5 mg/m2 bei Kindern über 10 kg bei einmaliger wöchentlicher Gabe, die immer nur streng intravenös erfolgen darf. Als Eigene Ergebnisse ! Im Zeitraum vom 1. 1. 2001 bis 31. 12. 2006 wurden am Grazer Kinderzentrum 33 Kinder (davon 25 Mädchen und 8 Buben) wegen lebensbedrohlichen oder verunstaltenden Hämangiomen unter anderem auch medikamentös behandelt. Das Alter der Kinder bei Therapiebeginn lag im Durchschnitt bei 10 ± 8 Wochen. Die Lokalisation der Hämangiome sowie die Behandlungs" Tab. 1 dargestellt. Bei 25 Kindern (76 %) handelte es art sind in l sich um Hämangiome im Gesichtsbereich. Bei einem Kind handelte es sich um eine isolierte Leberhämangiomatose. Bei allen Patienten wurde primär die Prednisolontherapie eingeleitet. Interferon-α musste bei 5 Patienten mit segmentalen Gesichtshämangiomen und bei einem Kind mit einem Orbitahämangiom verabreicht werden. Die Patientin mit der Leberhämangiomatose musste zusätzlich Zyklophosphamid bekommen und die Läsionen mussten embolisiert werden, was bereits als Fallbeispiel veröffentlicht wurde [27]. Bei 3 Kindern mit Trachealhämangiomen und bei 4 Patienten mit segmentalen Gesichtshämangiomen wurde zusätzlich eine Lasertherapie durchgeführt. Bei allen Patienten konnte ein weiteres Hämangiomwachstum gestoppt und ein Übergang in die Regressionsphase erreicht werden. Tab. 1 Lokalisation der Hämangiome mit dem Bedarf einer medikamentösen Therapie (n = 33). Lokalisation Therapieart Orbita (n = 9) Nase (n = 2) Lippe (n = 2) Ohr (n = 1) Glandula parotis (n = 3) Gesichtshälfte (n = 8) Prednisolon; bei 1 Kind zusätzlich Interferon-α Prednisolon Prednisolon Prednisolon Prednisolon Prednisolon; bei 5 Kindern zusätzlich Interferon-α, bei 4 Kindern Laserung Prednisolon Prednisolon; zusätzlich intraläsionale Laserung bei 3 Kindern Prednisolon, Zyklophosphamid, Interferon-α; zusätzlich Embolisation urogenital (n = 2) Trachea (n = 5) Leber (n = 1) Haxhija EQ et al. Hämangiomtherapie im Kindesalter … Handchir Mikrochir Plast Chir 2009; 41: 78 – 82 81 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Originalarbeit Originalarbeit Schlusskommentar ! Die Therapie lebensbedrohlicher oder verunstaltender Hämangiome bedarf eines schnellen Handelns, denn häufig kann nur eine frühe medikamentöse Therapie das Ausmaß der lokalen Schädigung in Grenzen halten oder das Leben des Kindes retten, nicht zuletzt deshalb, weil andere zur Verfügung stehende Therapieformen, wie die chirurgische Resektion, die Lasertherapie, die Embolisation, oder als Ultima Ratio auch die Radiotherapie, durch die ungünstige Lokalisation des Tumors entweder nicht möglich, unzureichend, oder mit signifikanter Morbidität vergesellschaftet sind. Danksagung ! Die Autoren möchten sich bei Frau Mareike Schauer für die technische Umsetzung des Manuskriptes herzlich bedanken. Interessenkonflikt: Nein Emir Q. Haxhija Geb. am 22. 7. 1968 in Prishtina/Kosovo. Medizinstudium an den Universitäten Prishtina, Sarajevo und Graz. Dissertation 1998 an der Karl-Franzens-Universität Graz: „Feeding preterm infants: cardiorespiratory, behavioural, and cerebral haemodynamic consequences of intermittent orogastric tube feeding“. 1999 Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft. 1999 bis 2006 Facharztausbildung an der Universitätsklinik für Kinderchirurgie in Graz (Prof. Dr. M. E. Höllwarth). 2001 Gastaufenthalt am Childrenʼs Hospital of Philadelphia/PA (Prof. Dr. S. Adzick). 2002 Organisation des Symposiums „Hämangiomtherapie im Kindesalter: Ein interdisziplinäres Problem“. 2004 bis 2005 Forschungsaufenthalt am C. S. Mott Childrenʼs Hospital, Ann Arbor/MI (Prof. Dr. A. Coran). 1995 Otto-Thalhammer-Preis, 1999 Josef-Krainer-Förderungspreis, 2006 Novartis-Preis, 2006 ESPGHAN-Preis. Derzeit Oberarzt an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie der Medizinischen Universität Graz. Leiter der Sprechstunde für Hämangiome und Gefäßfehlbildungen. 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