Bauherrencheckliste für die Ermittlung von Planungs

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Bauherrencheckliste für die Ermittlung von Planungsvorgaben zur Errichtung eines nachhaltigen und
gesunden Gebäudes
IBN Neubeuern – Verein Baubiologie Südtirol
Lehrgang Baubiologie 2013/2014
Abschlussarbeit von Günther Dissertori
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Inhalt
VORWORT .............................................................................................................................................................. 3
GRUND DER THEMENWAHL ....................................................................................................................................... 4
MEIN CREDO .......................................................................................................................................................... 6
CHECKLISTEN, KOSTEN UND GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN ........................................................................................ 7
Bauherren Checkliste – Wie „baubiologisch“ soll mein Gebäude sein? .......................................................... 7
Der Kostenfaktor beim baubiologischen Bauen ............................................................................................. 9
Vorteile baubiologischer Bauweise .............................................................................................................. 12
Projektpflichtenheft ...................................................................................................................................... 13
Anregungen zum Nachdenken, Nachfragen, Nachschauen und Nachmachen in Form einer GewerkeCheckliste ...................................................................................................................................................... 14
Lage des Grundstücks ................................................................................................................................................ 15
Raumorganisation / Rohbau (Gebäudehülle, Tragwerk) ........................................................................................... 16
Energetische Bauweise .............................................................................................................................................. 17
Baustoffe.................................................................................................................................................................... 18
Dach ........................................................................................................................................................................... 19
Fassade und Wandaufbau.......................................................................................................................................... 20
Bodenaufbau und Beläge ........................................................................................................................................... 21
Türen und Fenster...................................................................................................................................................... 22
Sanitär und Küche ...................................................................................................................................................... 23
Ausbau, Einbauten, Möbel, Treppen usw. ................................................................................................................. 24
Heizung/Lüftung ........................................................................................................................................................ 25
Beleuchtung ............................................................................................................................................................... 26
Elektrische Installationen ........................................................................................................................................... 26
Außengeländegestaltung ........................................................................................................................................... 27
Notwendige Entscheidungen der Bauherren ................................................................................................ 28
Vorbereitungsphase................................................................................................................................................... 28
Projektierungsphase .................................................................................................................................................. 29
Vorprojekt ............................................................................................................................................................. 29
Bauprojekt, Bewilligungsverfahren ....................................................................................................................... 29
Ausschreibungs- und Realisierungsphase .................................................................................................................. 30
Ausführungsprojekt .............................................................................................................................................. 30
Ausschreibung, Vergabe ....................................................................................................................................... 31
Bauausführung ...................................................................................................................................................... 31
Bauabnahme, Schlussrechnung ............................................................................................................................ 31
FAZIT................................................................................................................................................................... 31
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Vorwort
Viele Menschen tendieren dazu, sich beim Kauf eines Möbelstückes oder eines Fahrzeugs
genauestens zu informieren und die Entscheidung sorgsam abzuwägen. Dasselbe Prinzip
wird beim Bau eines Wohnhauses vernachlässigt oder ist für viele schlichtweg nicht
anwendbar, da die Informationsflut zu umfangreich ist und deshalb ohne Fachwissen nur
schwer neutral gefiltert werden kann. Menschen bauen Gebäude um darin zu leben oder zu
arbeiten; sie verbringen darin viel Zeit. Gelebte Zeit, die positive oder negative
Auswirkungen auf die Psyche und das Wohlbefinden der Bewohner haben kann.
Ich bin seit nahezu 25 Jahren im Bau- und Planungsbereich tätig. In dieser Zeit konnte ich
sehr oft feststellen, dass sich Bauvorhaben durch fehlende Informationen, mangelnde oder
fehlende Organisation, Überwachung und Koordination in die Länge gezogen haben, teurer
wurden und zur nervlichen und zeitlichen Belastung für Bauherren wurden. Ich bin der
festen Überzeugung, dass das nicht sein muss.
Ein Bauvorhaben ist ein Projekt, das genauestens geplant,
organisiert und kontrolliert werden muss, da die
Bauherren ihr Erspartes investieren und anschließend
einen Teil ihres Lebens im Bauwerk verbringen.
Bauherren müssen alle Informationen gebündelt
bekommen, um fundierte Entscheidungen bezüglich der
Wahl des Bausystems und der Baumaterialien treffen zu
können. Bauherren sollen auch über gesundheitliche Vorund Nachteile der verschiedenen Materialien und
Bauweisen Bescheid wissen.
Informationen müssen fließen; Probleme und
Missverständnisse müssen bereits im Vorfeld vermieden
werden. Durch fachgerechte Beratung, Zeit- und
Kostenplanung und durch klare Vereinbarungen im
Vorfeld, wird jedes Bauvorhaben nachweislich zur
allgemeinen Zufriedenheit umgesetzt. Der Vorteil für die
Bauherren ist die qualitativ hochwertige Umsetzung des
Bauvorhabens im vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen.
Der Vorteil für die beteiligten Unternehmen und Dienstleister ist der stetige, zeitnahe
Informationsfluss, ein koordinierter, genau definierter Zeit- und Einsatzplan und zufriedene
Bauherren, die die besten Werbeträger sind.
Der Einfachheit halber wurde eingangs und wird in der Folge geschlechterübergreifend der
Begriff Bauherr verwendet.
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Grund der Themenwahl
In verschiedensten Zeitschriften, Fachzeitschriften, Büchern, Publikationen und vor allem
auch im Internet sind interessante, nützliche, sinnvolle und zielführende, aber auch
irreführende Informationen zu finden, welche Bauwilligen mehr oder weniger detailliert zur
Verfügung stehen.
Mit der gegenständlichen Unterlage möchte ich nicht die Informationsflut vergrößern,
sondern nur in sehr einfacher Form eine zusammenfassende Entscheidungshilfe bieten. Will
man baubiologische Inhalte vermitteln, so bedingt das zu erkennen, wie sie am besten
aufgenommen und langfristig umgesetzt werden können.
Nur durch eine Filterung der Informationen kann das Wesentliche gefunden und
hervorgehoben werden. Das „Wesentliche“ für das gute Gelingen eines Gerichtes ist die
Auswahl guter Zutaten, ihre Kombination durch eine gute Rezeptur und der geeignete Koch,
der sie durch sein Können und die geschmackliche Feinabstimmung veredelt. Sinnübertragen
ist das „Wesentliche“ für das gute Gelingen eines Bauwerks die Wahl des geeigneten Haus- ,
Wohnungs- oder Bautyps, die Wahl der Baumaterialien und der Haustechnik, die Wahl der
Unternehmen und Dienstleister (Projektant, Techniker, Unternehmer), und nicht zuletzt die
Feinabstimmung aller Komponenten (z.B. Wechselwirkung der Baumaterialien, Einrichtung,
Haustechnik usw.).
Der Bauherr soll sich in seiner Wohnung rundum wohlfühlen, mit dem Gebäude interagieren
und dabei eine Steigerung seiner körperlichen und geistigen Gesundheit erleben. Hierzu
tragen eine Reihe von Faktoren entscheidend bei, wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und -
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bewegung, die akustische Situation und nicht zuletzt die Art der Belichtung bzw. Besonnung.
All diese Faktoren bestimmen die Wohnqualität und das Wohlempfinden.
Das Wohlbefinden der Bauherren darf jedoch nicht zu Lasten der Umwelt sein; deshalb ist
eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen unumgänglich. Wer beim Planen und Bauen auf
die Verwendung ökologischer Baustoffe achtet, schützt sich vor schädlichen
Umwelteinflüssen und hilft Rohstoffe zu sparen. Zum ökologischen Bauen gehören nicht nur
gut gedämmte Außenwände, sondern auch umweltfreundliche und regenerative
Baumaterialien. Weiteres sollte auf eine sanfte, respektvolle Eingliederung des Bauwerks in
sein Umfeld Wert gelegt werden.
Die genannten Kriterien sind auch Kriterien der Baubiologie, wie aus der nachstehenden
Definition (Quelle: „Wikipedia“) hervorgeht:
„Baubiologie ist ein Sammelbegriff für die umfassende Lehre der Beziehung zwischen dem
Menschen und seiner gebauten Umwelt, aber auch die umweltfreundliche und
schadstofffreie Ausführung der Bauwerke durch den Einsatz geeigneter Erkenntnisse und
Techniken. Das Ziel eines „gesunden Bauens und Wohnens“ soll durch die ganzheitliche
Betrachtung physiologischer, psychologischer, architektonischer und physikalischtechnischer Zusammenhänge und der Wechselwirkung zwischen Bauwerk, Nutzer
(Bewohner) und dessen Umwelt erreicht werden.“
Bildquelle: http://www.baubiologie-und-messtechnik.de Copyright © 2009 Dipl.-Ing. Michael Kaessman
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Mein Credo
Bauwerke sollten möglichst nach baubiologischen Kriterien geplant, erstellt und auch
instandgehalten werden. Nachhaltige und gesunde Aspekte sind sowohl für die Errichtung
als auch für den späteren Unterhalt sinnvoll und müssen deshalb bereits in der
Planungsphase aufgegriffen werden.
Den zukünftigen Bauherren muss bereits rechtzeitig, also vor Beginn der Planungsphase
bewusst gemacht werden, dass es Möglichkeiten gibt, sozial verträgliche Gebäude zu
errichten, die ein langfristiges Wohlbefinden und „Wohlfühlwohnen“ garantieren ohne
dauerhafte Mehrkosten zu verursachen.
Fach- und menschengerechte Bauberatung muss zwingend auch nach diesem Leitsatz
durchgeführt werden.
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Checklisten, Kosten und grundsätzliche Überlegungen
Auf den nachfolgenden Seiten finden sich Checklisten, grundsätzliche Überlegungen und
Beschreibungen, die eine Orientierungsfunktion haben und Schwerpunkte der Bauherren
herausfiltern sollen.
Bauherren Checkliste – Wie „baubiologisch“ soll mein Gebäude sein?
Seitens des Institutes für Baubiologie und Ökologie – IBN Neubeuern wurden 25
Grundregeln der Baubiologie definiert, welche auf Bauplatz, Raumgestaltung, Baustoffe und
Schallschutz, Wohn- bzw. Raumklima, Umwelt, Energie und Wasser eingehen. Der Großteil
der 25 Grundregeln fließt in die Fragen der nachfolgenden Checkliste ein.
Sollte die erreichte Punktezahl (max. 75 Punkte) bei der Beantwortung der nachstehenden
25 Fragen des persönlichen Hauschecks mehr als 49 Punkte betragen, kann davon
ausgegangen werden, dass ein vorwiegend nach baubiologischen Kriterien errichtetes
Gebäude gewünscht wird. Sollte die Zahl weniger als 25 Punkte betragen, ist das
baubiologische Bauen für Sie ein absolutes Randthema, über welches Sie sich trotzdem
Gedanken machen sollten.
FRAGESTELLUNG
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1
0
Ist das Vorhandensein von natürlichen oder künstlichen
Störungen (Wasseradern, Verwerfungslinien, Funknetze
u.Ä.) wesentlich für die Wahl des Bauplatzes? Soll die
entsprechende Überprüfung des Baugrundstückes
durchgeführt werden?
Wird Wert auf eine Standortwahl im Grünen, abseits von
Emissions- und Lärmquellen, mit guter Anbindung an das
öffentliche Verkehrsnetz gelegt?
Wird Wert auf eine kompakte, dezentralisierte Bauform
und optimale Orientierung des Bauwerks nach
Sonneneinstrahlung und Lichteinfall gelegt?
Kann das vorhandene Gelände ohne großen baulichen
Aufwand integriert werden?
Kann auf große Flächen und luxuriöse Ausstattungen
verzichtet werden?
Steht gesundes Wohnen im Vordergrund?
Sollen konsequent nachhaltige, natürliche und
baubiologisch empfohlene Baustoffe (geruchsneutral,
ohne Abgabe von Giftstoffen, regional in ausreichendem
Maß vorhanden, geringe Radioaktivität) verwendet
werden?
Sollen für die Sanitärinstallation Materialen verwendet
werden, welche die bestmögliche Trinkwasserqualität
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garantieren?
Sollen Materialien zur Anwendung kommen, die nur
geringe und rasch abklingende Neubaufeuchte
verursachen?
Ist die weitgehende Reduzierung von Pilzen, Bakterien,
Staub und Allergenen von zentraler Bedeutung?
Sind die Verwendung von Baustoffen aus der Region und
die Vermeidung der Verwendung knapper und
risikoreicher Rohstoffe, die zu Umweltproblemen führen,
wichtig?
Soll eine Minimierung des Energieverbrauchs durch
Nutzung regenerativer Energien angestrebt werden?
Ist die Verwendung ökologischer Wärmedämmsysteme
und Fenster mit Dreifach-Verglasung wichtig?
Ist die natürliche Regulierung der Raumluftfeuchte unter
Verwendung
feuchteausgleichender
Materialien
gewünscht?
Ist gute Luftqualität mit bedarfsgerechtem Luftwechsel
durch den Einbau einer kontrollierten Lüftungsanlage
gewünscht?
Ist ein angenehmes Raumklima mit optimalen
Oberflächenund
Raumlufttemperaturen,
Strahlungswärme
zur
Beheizung
und
einem
ausgewogenem Maß von Wärmedämmung und
Wärmespeicherung von großer Bedeutung?
Sind
naturgemäße
Licht-,
Beleuchtungsund
Farbverhältnisse gewünscht?
Ist die Anwendung physiologischer und ergonomischer
Erkenntnisse zur Raumgestaltung und Einrichtung
erwünscht?
Ist
die
Berücksichtigung
harmonikaler
Maße,
Proportionen und Formen von Bedeutung?
Soll Elektrosmog mit Ausbreitung elektromagnetischer
Felder und Funkwellen zwingend vermieden werden?
Ist eine auf Schall- und Vibrationsschutz ausgelegte
Bauausführung von zentraler Bedeutung?
Bestehen die Bereitschaft und die finanzielle Möglichkeit,
beim Bau etwas mehr auszugeben, um langfristig zu
sparen?
Entspricht der Haus-Entwurf den Vorstellungen von
Wohnqualität und nachhaltigem Bauen?
Ist
das
Haus
so
konzipiert
(Raumnutzung,
Materialauswahl, Stabilität, Lebensdauer, Solidität), dass
auch Kinder und Enkel noch darin wohnen können?
Haben die für die Planung in Frage kommenden Fachleute
Erfahrung für Bau und Wohnen in baubiologisch
konzipierten Häusern
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Nicht für jede der genannten Fragen kann frei und autonom, ohne extern vorgegebene
Rahmenbedingungen eine Entscheidung getroffen werden. Trotzdem ist es
höchstwahrscheinlich, dass der Großteil der Bauherren ein Gebäude nach baubiologischen
Kriterien errichten oder zumindest nicht ablehnen würde.
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Der Kostenfaktor beim baubiologischen Bauen
Neben fehlendem Wissen und mangelhafter Information, ist - kurzfristig und oberflächlich
betrachtet -, die größere Anfangsinvestition (etwa 5-15 %) der gewichtigste Grund, der meist
dazu führt, dass die Baubiologie beim Hausbau nicht oder nur marginal berücksichtigt wird.
Die genannten Mehrkosten entstehen zwingenderweise nur unter der Annahme, dass bei
konventioneller Bauweise immer der billigste Baustoff verwendet wird und bei der
baubiologischen Bauweise immer der
teuerste Baustoff zur Anwendung kommt.
Beim baubiologischen Bauen entstehen für
viele Baustoffe jedoch keine Mehrkosten,
da sie auch im konventionellen Bereich
verwendet werden, wie z.B. Ziegel,
Porenbeton, Kalkprodukte, Holz, Glas oder
Tondachziegel. Wichtig ist es, die
Baustoffpreise genau zu vergleichen, denn
diese variieren je nach Hersteller, Anbieter
und Region stark. Regionale Baustoffe
haben kürzere Transportwege und sind
deshalb, die ökologischen Aspekte
betreffend, sinnvoller.
Bildquelle: Günther Dissertori
Baubiologisches Bauen ist nachhaltig. Vergleichbar sind immer nur Baustoffe gleicher
Qualität. Durch die Verwendung eines höherwertigen Materials wird oft eine langfristige
Nutzung ermöglicht. Ein Vollholzparkett kann deshalb nicht mit einem billigen Laminatboden
verglichen werden, der eine weitaus kürzere Lebensdauer hat. Langfristig betrachtet ist
Vollholzparkett also nicht nur die schönere und gesündere Lösung, sondern auch die
preiswertere, da man auch die Probleme vermeidet, die mit einem häufig wiederkehrenden
Bodenaustausch verbunden sind.
Mehrkosten können auch für energie- oder wassersparende Maßnahmen oder für eine
kontrollierte Wohnraumlüftung entstehen. Solche Mehrkosten dürfen nicht in den Vergleich
mit konventionellen Bauweisen einfließen, da es sich hier um effektive Mehrleistungen
handelt, die sich z.T. amortisieren und auf die man zumindest theoretisch auch verzichten
könnte.
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Generell wird auch nicht berücksichtigt, dass Baukosten nur ein Teil der Kosten sind, welche
ein Gebäude in seinem Lebenszyklus verursacht. Herstellungs-, Betriebs- bzw.
Instandhaltungskosten und Entsorgungskosten werden oft von Bauherren grundsätzlich
nicht in ihre Überlegung und die Kostenbewertung miteinbezogen.
In der nachfolgend aufgezeigten Grafik wird der Lebensweg eines Gebäudes aufgezeigt. Es
ist erkennbar, dass der Abschnitt Bau & Montage nur ein Teil des Lebensweges ist und
demzufolge auch der Kostenanteil nur ein Teil der Gesamtkosten ist.
Lebensweg eines Gebäudes
Bildquelle: Bayerisches Institut für nachhaltige Entwicklung
Konventionelles Bauen müsste - u.a. entsprechend einer Studie des „Instituts für ökologische
Raumentwicklung“ in Dresden - eigentlich um die oben genannten Mehrkosten für
baubiologisches Bauen (ca. 5 bis 15 %) teurer sein, da damit oft Kosten verbunden sind,
welche die Bauherren auf die Allgemeinheit umwälzen können. Zu diesen Kosten zählen z.B.
Umweltschäden, Folgekosten des Klimawandels (Überschwemmungsschäden, Sturmschäden
etc.) und Behandlungskosten umweltbedingter Krankheiten. In diesem Zusammenhang muss
zwingend unterstrichen werden, dass derzeit immer noch zu viele gängige Baumaterialien
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Wohngifte emittieren. Ebenso können sich Elektrosmog oder durch falsches Wohnverhalten
verursachte Bauschäden (z.B. Schimmelpilzbefall) negativ auf die Gesundheit und das
Wohlbefinden der Bewohner auswirken.
Die eventuelle gesundheitliche Beeinträchtigung der Gebäudebewohner oder mangelndes
Wohlbefinden durch die Ausdünstung von Wohngiften durch Baumaterialien oder
Einrichtungsgegenstände, kann von den Bauherren vorab nicht bewertet werden. Die
entstehenden Kosten trägt letztendlich die Allgemeinheit, u.a. über Steuern und
Versicherungsbeiträge (Kranken- und Rentenversicherung etc.).
Baubiologische Bauherren dagegen tragen durch umweltschonendes, energiesparendes und
gesundes Bauen diese Kosten weitgehend selbst. Dafür werden sie allerdings durch ein
gesundes Wohnumfeld belohnt.
Bildquelle: Günther Dissertori
Berücksichtigt man die ob genannten Faktoren, so wird gesundes Bauen und Wohnen sogar
deutlich kostengünstiger.
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Vorteile baubiologischer Bauweise
Mehrkosten für baubiologische Bauweisen werden mit einer Reihe von Vorteilen belohnt,
wie:
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menschengerechtes Umfeld, das „Wohlfühlwohnen“ ermöglicht;
angenehmeres Raumklima durch feuchteausgleichende und sorptionsfähige
Baustoffe;
Strahlungsheizung oder besserer sommerlichen Wärmeschutz;
Gesundheitsvorsorge (keine toxischen Ausgasungen u.a.);
geringeres Bauschadenrisiko durch höherwertigere, risikofreiere und diffusionsoffene
Bauweisen;
keine oder geringere Entsorgungsprobleme bzw. –kosten;
höherer Wiederverkaufswert;
Schutz der Umwelt.
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Projektpflichtenheft
Das Projektpflichtenheft ist das gemeinsame Arbeitsinstrument aller am Projekt Beteiligten; es
beinhaltet die vereinbarten Ziele, die jeweils dafür Verantwortlichen und die Leistungen, welche
diese erbringen müssen. Es wird vom Projektleiter gemeinsam mit dem Auftraggeber unter
Einbindung der Benützer des Bauwerkes, der Planer und eventuell der zuständigen
Behördenvertreter erstellt.
Die Zielvereinbarung legt die Zielsetzungen und
Anforderungen fest, welche im Projekt realisiert werden
sollen. Die ökologischen und baubiologischen Ziele und
Anforderungen sind ein Teil davon und bilden einen
integrierenden Bestandteil der Zielvereinbarung. Die
Vereinbarung entsteht im Dialog zwischen den
Beteiligten, bei dem die unterschiedlichen Interessen
aufeinander abgestimmt werden. In Zusammenarbeit mit
dem Bauherrn wird auf dieser Basis auch das
baubiologische Pflichtenheft erstellt, welches in der
Regel
bereits
die
Festlegung
grundlegender
Bauteilaufbauten beinhaltet.
Das Projektpflichtenheft muss in jeder Planungsphase
dem Stand der Bearbeitung entsprechend angepasst bzw.
ergänzt werden.
Bildquelle: Günther Dissertori
Die wichtigste Aufgabe im Bauprozess hat der Bauherr. Er hat möglichst genau seine Anforderungen,
Bedürfnisse und Wünsche an das Gebäude zu definieren. Dieses Pflichtenheft bildet die Grundlage
(das Fundament) für eine optimale (maßgeschneiderte) Planung und Umsetzung.
Unterschiedliche Anforderungen, Themen, Vorgaben usw. sind zu berücksichtigen. Die optimal
abgestimmte Zusammenarbeit aller am Bauwerk Beteiligten ist für eine gelungene Umsetzung daher
entscheidend. Die professionelle Verteilung und Koordination der verschiedenen Aufgaben steht
dabei im Vordergrund.
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Anregungen zum Nachdenken, Nachfragen, Nachschauen und Nachmachen in Form
einer Gewerke-Checkliste
Sollte die Entscheidung für die Errichtung eines Gebäudes nach baubiologischen Kriterien
gefallen sein, bietet sich die Verwendung der anschließend eingebauten Checkliste an. Von
der gemeinnützigen Leuchtpol GmbH, einer bundesweit in Deutschland tätigen
Projektgesellschaft im Bildungsbereich, wurde in einer Broschüre eine Checkliste für die
Planung und den Betrieb von Kindertagesstätten eingefügt. Diese Checkliste wird in
abgeänderter und angepasster Form nachstehend
aufgelistet; sie kann für
jeglichen Bau zur Anwendung
kommen.
Exemplarisch
werden nachfolgend einige
Möglichkeiten zur Umsetzung
bei Neubau und Sanierung in
einzelnen Gewerken aufgelistet. Dabei liegt der Fokus
auf Nachhaltigkeit, einer
guten Ökobilanz, Energieeffizienz
und
dem
vorsorgenden Gesundheitsschutz für die Nutzer der
Bauten.
Bildquelle: Leuchtpol GmbH
Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für jedes Bauvorhaben
muss eine individuelle Lösung gefunden werden, bei der geltende Anforderungen, geltende
Bauvorschriften und vor allem konstruktive, bauphysikalische und energetisch relevante
Gegebenheiten aufeinander abgestimmt werden müssen. Eine möglichst frühe
Zusammenarbeit und Absprache aller Verantwortlichen und Beteiligten unter Einbeziehung
eines Baubiologen/einer Baubiologin hilft, von Anfang an ein sozial verträgliches,
menschengerechtes Bauwerk zu erhalten, Energie zu sparen und die Baukosten zu senken.
Die nachfolgende Checkliste als Grundlage des Planungsprozesses soll gewährleisten, dass
alle im Sinne der Nachhaltigkeit zu beachtenden Kriterien, Berücksichtigung finden. Sie bildet
für die jeweiligen Planungs- und Entscheidungsschritte ein einfach zu handhabendes
Aufgabenbeschreibungs- und Überprüfungsinstrument.
Der Abschnitt Notizen dient zum Aufschreiben und Festhalten der für den Bauherrn
wichtigen Punkte.
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Lage des Grundstücks
1. Ist die Lage des zur Verfügung stehenden Grundstücks zentral und die Größe den
Bedürfnissen entsprechend? Ist das Grundstück gut zu Fuß, mit dem Fahrrad oder
über den öffentlichen Nahverkehr zu erreichen? Gibt es generell kurze
Transportwege?
Ist
die
Verkehrserschließung
mit
geringstmöglichem
Flächenaufwand für ruhenden und fließenden Verkehr möglich?
2. Wie hoch ist die Lärmbelastung, etwa durch Straßenverkehr, Eisenbahn, Flughafen,
bestehende Betriebe oder andere externe Lärmquellen?
3. Ist eine baubiologische Untersuchung des Grundstücks auf hoch- und
niederfrequente elektromagnetische Felder, Strahlen und Wellen vorgesehen?
4. Liegt das Grundstück in direkter Nähe einer Hochspannungsleitung? (Magnetfeld
kann nicht abgeschirmt werden. Abstand deshalb so groß wie möglich!)
5. Wie weit ist der nächste Mobilfunkmast entfernt? Kann bei Belastung eine
Abschirmung eingebaut werden?
6. Wurde das Grundstück in Bezug auf Schadstoffquellen in Luft (Lärm, Geruchs- und
Schadstoffe in der Luft) und Boden (Umweltgifte, Altlasten) untersucht?
7. Sind die Lage des Grundstücks und die Ausrichtung des Gebäudes für eine
Solaranlage/Photovoltaikanlage geeignet? (Überprüfung der Dachfirstausrichtung
und der Beschattung durch benachbarte Gebäude oder Bäume)
NOTIZEN:
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Raumorganisation / Rohbau (Gebäudehülle, Tragwerk)
1. Erfolgt die Organisation und Anordnung der verschiedenen Räumlichkeiten
entsprechend den derzeitigen Bedürfnissen (Tageslichtnutzung, Ruhezonen,
Wegeführung, Gartennutzung)?
2. Ist eine problemlose spätere Adaptierung für sich ändernde Bedürfnisse möglich
(nutzungsflexible Räume)?
3. Gibt es Vorgaben für Nutzungsqualitäten (z. B. gutes Wohn-/Arbeitsumfeld, viel
Tageslichtnutzung, Begegnungszonen) und Vorgaben für Räume, die dem
Wohlbefinden förderlich sind (Form, Material, Licht, Farbe etc.)?
4. Ist ein angemessener Akustikstandard (Bau- und Raumakustik) möglich?
5. Welche Vorgaben gibt es für Tragstruktur, Konstruktion der Gebäudehülle und
Hauptmaterialien? Der Gestaltungsprozess soll in Übereinstimmung mit Tragstruktur,
Konstruktion und Haustechnik durchgeführt werden.
6. Raumsparend (gutes Verhältnis Hauptnutzfläche zu Nebennutzfläche)
NOTIZEN:
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Energetische Bauweise
1. Kann ein Energieberater/Baubiologe ab Planungsbeginn hinzugezogen werden?
2. Welche Vorgaben für energiesparende Konstruktionen (z. B. Klimahausstandard,
Zielwerte gemäß Richtlinien) gibt es? Wird das Gebäude als Niedrigenergiehaus (z.B.
Typ Klimahaus A), Passivhaus oder sogar als Plusenergiehaus gebaut oder
nachgerüstet?
3. Kann eine einfache und kompakte Bauform gewählt werden?
4. Werden regenerative Energiequellen genutzt?
5. Erzeugt und speichert das Haus selbst Energie?
6. Ist das Gebäude nach heutigem Standard ausreichend gedämmt?
7. Welchen Heizenergiebedarf und welchen Primärenergieverbrauch hat das Gebäude?
8. Kann die Energiebilanz durch den Einbau einer Lüftungsanlage mit
Wärmerückgewinnung und Dämmung verbessert werden?
9. Werden bei der Dämmung dampfdiffusionsoffene Naturmaterialien wie
Holzfaserplatten, Zellulose oder Hanf verwendet, am besten aus regionaler
Produktion?
10. Gibt es Vorgaben für energiesparende Raumstruktur (z. B. Zonierung von
beheizten/unbeheizten Räumen, Pufferzonen, passive Sonnenenergienutzung)?
NOTIZEN:
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Baustoffe
1. Handelt es sich bei den verwendeten Baustoffen und Materialien um Baustoffe aus
der Natur?
2. Sind die Baustoffe und Materialien im Hinblick auf ihre Ökobilanz optimal ausgewählt
(Materialien und Baustoffe aus der Region, Naturbaustoffe wie Holz, Naturstein,
Wolle, Hanf)?
3. Sind die Baustoffe recycelbar?
4. Wird bei den eingebauten Baustoffen und durch die Gewerke auf eine leicht
mögliche Trennung und Wiederverwendung bzw. Recycling bei Rückbau geachtet
(etwa Verschrauben statt Verkleben, schwimmende Verlegung statt Verkleben)?
5. Können recycelte Baustoffe oder gebrauchte Bauteile eingebaut werden (Zellulose,
Recyclingkork)?
6. Erfolgt die Wahl der Materialien in Übereinstimmung mit der vorgesehenen
Nutzungsdauer des jeweiligen Bauteils?
7. Wird materialsparend gebaut und auf eine Beschränkung der Materialvielfalt Wert
gelegt?
8. Wird eine Optimierung in Bezug auf regenerierbare Rohstoffe, graue Energie,
Schadstoffgehalt, Lebensdauer etc. berücksichtigt?
NOTIZEN:
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Dach
1. Bei einem Steildach: Wird das Dach mit regional üblicher Eindeckung versehen (etwa
Tondachziegel, Schindelbedachung)?
2. Bei einem Flachdach: Ist eine Dachbegrünung zur Verringerung der
Versiegelungsfläche möglich? Sind Tageslichtkuppeln für innenliegende Räume
geplant?
3. Wird das Regenwasser in einem Regenwassertank zur weiteren Verwendung im
Garten oder Toilettenspülung gesammelt?
4. Sind die Dachüberstände – zum Schutz der Außenfassade und zur Beschattung im
Sommer – möglichst groß?
5. Ist eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung geplant? (Im Hinblick auf eine
spätere Nachrüstung können vorab Blindleitungen verlegt werden.)
6. Ist eine Solaranlage zur Erwärmung des Brauchwassers und zur
Heizungsunterstützung geplant? (Für eine spätere Nachrüstung können vorab
Blindleitungen verlegt werden.)
NOTIZEN:
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Fassade und Wandaufbau
1. Ist ausreichender Schutz vor äußeren Einflüssen (Witterung, Lärm, andere
Emissionen) gegeben?
2. Ist eine einfache Konstruktion der Fassaden, die weitgehend selbstreinigend sein
sollen, möglich?
3. Wird für eine Putzfassade umweltfreundlicher reiner Kalkputz mit Anstrichen ohne
gewässerschädliche Algen oder Pilzschutzmittel verwendet?
4. Ist eine Holzfassade mit Lärchenholz vorgesehen, die nicht gestrichen werden muss
und eine sehr lange Lebensdauer hat?
5. Bei Verwendung anderer Hölzer zur Fassadenverkleidung: Wird eine ökologische
Farbe auf Ölbasis mit Naturpigmenten verwendet?
6. Werden bei der Dämmung dampfdiffusionsoffene Naturmaterialien wie
Holzfaserplatten, Zellulose oder Hanf verwendet, am besten aus der Region?
7. Sind die Wände aus regionalen Baustoffen gebaut?
8. Ist eine kostengünstige Leichtbauweise aus Holz möglich?
9. Können für Innenwände zur Optimierung des Raumklimas ungebrannte Lehmsteine
und Lehmputz verwendet werden?
10. Kann der Innenputz mit reinem Kalk oder Lehm ausgeführt werden?
11. Können die Innenwände mit Kalk-, Silikatfarben und Naturpigmenten gestrichen
werden?
12. Ist bei der Decke der Einbau von Naturbaustoffen zur Verbesserung der Raumakustik
geplant?
NOTIZEN:
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Bodenaufbau und Beläge
1. Wird Trockenestrich statt Nassestrich eingebaut?
2. Welcher Dämmstoff wird unter dem Estrich verlegt? Kann auch ein Naturbaustoff wie
etwa Holzfaserplatten verwendet werden?
3. Werden als Bodenbelag Naturmaterialien verwendet (Massivholzdielen, robustes
Stäbchenholzparkett, Linoleum, Natursteinbeläge)?
4. Wird die Verklebung mit schadstofffreiem, ökologischem Kleber durchgeführt?
5. Ist eine schwimmende Verlegung möglich?
6. Ist die Oberflächenbehandlung offenporig? Erfolgt sie auf Basis natürlicher
Materialien (Ölen statt Lackieren)?
NOTIZEN:
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Türen und Fenster
1. Werden die Türen und Fenster aus regionalem Holz gefertigt?
2. Werden materialökologische Kriterien (ressourcenschonend, schadstoffarm,
diffusionsoffen, dauerhaft, verwertbar etc.) bei der Materialwahl berücksichtigt?
3. Sind die gewählten Baustoffe unterhalts-/reparaturfreundlich, auswechselbar,
geeignet für den Rückbau und mit wenig Aufwand trennbar?
4. Können Türen und Fenster unbehandelt bleiben oder mit natürlichen Farben und
Pigmenten gestrichen werden?
5. Welche Dämmwerte haben Türen und Fenster und passen diese zum geplanten
Gesamtenergiekonzept des Gebäudes?
NOTIZEN:
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Sanitär und Küche
1. Wurde der zu erwartende Bedarf im Hinblick auf einen sparsamen
Ausrüstungsstandard erhoben?
2. Wurde Grauwassernutzung (Abwasser aus Handwaschbecken, Spülbecken und
Waschmaschine) sowie Regenwasserrückgewinnung und -nutzung in Betracht
gezogen?
3. Bestehen Wand und Bodenbeläge in Bad/WC und Küche aus Naturstoffen bzw. die
Einrichtungsgegenstände aus Holz, Metall oder Glas? Kann hier auf Kunststoff
verzichtet werden?
4. Haben die Elektrogeräte die höchste Energiesparklasse?
5. Welche Wassersparmaßnahmen (Wasserspararmaturen, Bewegungsmelder am
Waschbecken mit automatischer Abschaltung oder Spülspartasten) können realisiert
werden?
6. Wird, wenn nötig, das Wasser zentral im Gebäude enthärtet?
NOTIZEN:
24
Ausbau, Einbauten, Möbel, Treppen usw.
1. Wurde der Bedarf im Hinblick auf «einfachen» Ausbaustandard, der einen geringen
Betriebs- und Wartungsaufwand, wenig Bauunterhalt zur Werterhaltung und eine
gute Alterungsbeständigkeit gewährleistet, erhoben?
2. Gibt es Vorgaben für Nutzungsqualitäten (z. B. gutes Wohn-/Arbeitsumfeld, viel
Tageslichtnutzung, Begegnungszonen)?
3. Gibt es Vorgaben für die Schaffung von Räumen, die dem Wohlbefinden förderlich
sind (Form, Material, Licht, Farbe etc.)?
4. Sind Naturbaustoffe wie Holz, Wolle, Baumwolle, Hanf, Leinen aus ökologischer und
möglichst regionaler Produktion berücksichtigt worden?
5. Sind die geplanten Treppen, Stufen und Beläge aus Naturmaterialien, wie etwa Holz
oder Stein?
6. Ist die Oberflächenbehandlung offenporig und auf Basis natürlicher Materialien (Ölen
statt Lackieren) möglich?
7. Werden die Oberflächen mit schadstofffreien Farben mit Naturpigmenten
behandelt?
8. Werden für Vorhänge, Kissen, Teppiche und Betten Naturstoffe aus ökologischer
Produktion verwendet?
9. Wird die Schaffung von Voraussetzungen für umweltgerechte Reinigung und Pflege
berücksichtigt?
NOTIZEN:
25
Heizung/Lüftung
1. Gibt es ein integrales Haustechnikkonzept für sparsame Energie- (Wärme, Klima,
Beleuchtung) ev. auch mit Vorgabe einer klaren, übersichtlichen Leitungsführung?
2. Wird seitens eines Fachmannes eine angemessene Dimensionierung (vernünftige
Annahmen zur Gleichzeitigkeit, keine additiven Maximalwerte) durchgeführt?
3. Welche regenerative Energiequelle (etwa Holzheizung, Erdwärme) wird zum Heizen
genutzt?
4. Erfolgen die Material- und Gerätewahl und der Einbau nach ökologischen und
nachhaltigen Kriterien?
5. Gibt es ein klares Bedienungs- und Wartungskonzept (Zugänglichkeit und
Reparaturfreundlichkeit der Installationen und Geräte sicherstellen)?
6. Wird die Heizung durch Sonnenkollektoren unterstützt?
7. Ist der Einbau einer Wärmepumpe zur Erdwärmenutzung möglich?
8. Ist Wärmerückgewinnung durch eine entsprechende einfache Lüftungsanlage
geplant?
9. Kann statt einer Klimaanlage eine Beschattungsanlage von außen installiert werden?
10. Ist eine energiesparende Niedertemperaturheizung möglich (Wandheizung bei
Lehmwänden)?
11. Wurde oder wird eine Blower‑Door Messung (ein Differenzdruck‑Messverfahren)
zur Gebäudedichtigkeit vorgenommen oder eine Wärmebildkamera zur Feststellung
von Wärmeverlusten an der Außenhaut eingesetzt?
12. Sanierung: Ist die Heizungsanlage auf dem aktuellen Stand der Technik
(Dimensionierung, Baujahr, Thermostate, Pumpen, Außentemperatursteuerung,
Nachtabsenkung etc.)?
13. Gibt es ein Lüftungskonzept zur dauerhaften Sicherstellung guter und unbelasteter
Raumluft?
NOTIZEN:
26
Beleuchtung
1. Sind die meistgenutzten Räume im Hinblick auf die passive Nutzung von Tageslicht
und Sonnenenergie optimal ausgerichtet?
2. Haben alle weiteren Räume Tageslichteinfall (etwa Oberlichten bei Innenlage der
Toiletten und Waschräume)?
Elektrische Installationen
1. Wird eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung installiert?
2. Sind die elektrischen Leitungen mit Netzabkopplern versehen, um elektrosmogfreie
Räume zu erhalten?
3. Sind die elektrischen Leitungen mit einer halogenfreien Ummantelung versehen?
4. Sind die elektrischen Leitungen in Aufenthalts und Schlafräumen abgeschirmt?
5. Sind die verwendeten Leuchtmittel flimmervermindert, dem Tageslichtspektrum
angepasst und phasenversetzt installiert?
6. Sind die Telefone als Festnetzapparate installiert?
7. Sind die Funktelefone mit einer Abschaltung im Ruhezustand versehen?
8. Funktioniert der Internetzugang für PCs und Laptops per Netzwerkkabel statt über
WLAN-Netzwerk?
9. Kann auf eine elektrische Steuerung für die Lichtanlage, Rollos etc. zugunsten von
Handsteuerung mit mechanischen Schaltern, verzichtet werden?
10. Gibt es Bewegungsmelder zum Einschalten von Beleuchtungen auch im Innenbereich
(etwa WC)?
NOTIZEN:
27
Außengeländegestaltung
1. Ist das Außengelände mit heimischen, ungiftigen Pflanzen, regionalen Obstgehölzen
und früchtetragenden Gehölzen bepflanzt?
2. Ist ein Bereich zum Gemüsegärtnern inklusive Komposthaufen vorgesehen?
3. Ist ein Fahrradparkbereich eingeplant?
4. Sind die Pflanzen der Außenanlagen regional gezogen und gekauft (also autochthon)?
5. Wird der Garten naturnah und mit Naturbaustoffen aus der Region gestaltet?
6. Bietet die Gartengestaltung die Möglichkeit zum Leben mit der Natur (etwa
Igelhaufen, Nisthilfen für Vögel und Insekten, Trockenmauern und Lesesteinhaufen
für Amphibien und Insekten oder Feuchtbereich/Sumpfbeet)?
7. Gibt es lebendige Zäune und Sichtschutzwände, etwa aus geflochtenen Weiden?
8. Werden Wände und Sichtschutzzäune mit Rankpflanzen begrünt?
9. Werden biologischer Pflanzenschutz und Kompost zur Düngung verwendet (keine
chemischen Herbizide, Fungizide, Insektizide sowie Kunstdünger)?
10. Werden die Oberflächen so gestaltet, dass Regenwasser versickern kann (etwa
Natursteinpflaster auf Split, keine geteerten Flächen)?
11. Sind Bewegungsmelder und Tageslichtfühler zur Beleuchtung installiert?
12. Bestehen die Außenmöbel aus Naturmaterialien und/oder Metall?
NOTIZEN:
28
Notwendige Entscheidungen der Bauherren
Auf den vorigen Seiten wurden Fragen gelistet, die dem Bauherrn aufzeigen, dass es viele zu
treffende Entscheidungen gibt. Zu den Hauptaufgaben des Bauherrn zählt es Ziele und
Wünsche vorzugeben und anfallende Entscheidungen zu treffen. Nachfolgend wird der
zeitliche Ablauf eines Bauprojektes aufgezeigt.
Ein Bauprojekt wird in Bauprojektphasen gegliedert; die einzelnen Phasen erfordern eine
Vielzahl unterschiedlich gelagerter Entscheidungen seitens des Bauherrn. Die Tragweite
dieser Entscheidungen und der Weg dorthin, erfordern eine tiefe und zeitintensive
Auseinandersetzung mit der Materie. Die viel zitierte «Qual der Wahl» trifft den Bauherrn
beispielsweise bei der Bestimmung der zahlreichen Oberflächen oder in der
Sanitärausstellung vor drei Dutzend möglichen Armaturen schonungslos. Jede dieser
Entscheidungen hat Konsequenzen. In einem laufenden Bauprojekt müssen anstehende
Fragen oft in relativ knapper Frist beantwortet werden. Diese Aufgabe wird erheblich
einfacher, wenn sich der Bauherr schon vorab mit geforderten Entscheidungen
auseinandersetzt und sich die notwendigen Informationen einholt.
Die folgende, nach den üblichen Bauprojektphasen gegliederte Aufstellung, listet die
wichtigsten Teilentscheidungen beim Bau eines Einfamilienhauses auf und gibt einen groben
Überblick über das Entscheidungsspektrum des Bauherrn:
Vorbereitungsphase
• Erstellen einer Bedürfnisanalyse und eines Anforderungsprofils;
• Besichtigung gebauter Beispiele/Sammeln von Referenzbeispielen;
• Festlegung der benötigten Grundstücksfläche;
• Festlegung des Budgetrahmens mit einer Bauherrenreserve von fünf bis zehn Prozent;
• Festlegung des ungefähren Bezugstermins;
• Grundstückssuche/Grundstückserwerb;
• Auswahl Planungspartner (Erfahrung mit baubiologischen Bauwerken?);
• Beschaffung der Planungsgrundlagen.
29
Projektierungsphase
Die Entscheidungen in der Projektierungsphase können mit fortschreitendem
Planungsprozess nicht mehr oder nur mit unverhältnismäßig hoher Kostenfolge geändert
werden. Basis für eine Erfolg versprechende Projektausarbeitung ist das eingangs erwähnte
detaillierte Pflichtenheft, welches Bauherrschaft und Architekt idealerweise gemeinsam
erarbeiten. In dieser Phase spielen auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen, welche die
Vorstellungen zum Teil sehr stark eingrenzen, eine wesentliche Rolle.
Vorprojekt
• Energie-Vorgaben (z.B. Klimahaus A, B, C - Passivhaus);
• baubiologische/ökologische Vorgaben;
• Festlegung der Anzahl und ungefähren Größe der Nutzungseinheiten
(Zimmer/Nebenräume) und allfälliger Optionen für spätere Um- oder Erweiterungsbauten;
• Anforderungen an die Zugänglichkeit für körperlich behinderte Menschen;
• Formulierung der architektonischen Vorstellungen (z.B. Organisation der Räume, Fassade,
Dachform);
• haustechnische Vorgaben (z.B. Sonnenkollektor, Heizungssystem, Netzwerkverkabelung);
• Entscheidung zur Erarbeitung erster Studien;
• Zustimmung zur Weiterbearbeitung eines Lösungsansatzes;
• Zustimmung zum Beizug von Spezialisten;
• Entscheidung betreffend die Bauweise (Ortbau/Vorfabrikation, Massiv-/Holzbau);
• Entscheidung zur Überarbeitung des Vorprojekts;
• Abnahme Kostenschätzung (Genauigkeit plus/minus 25 Prozent);
• Entscheidung zur Ausarbeitung von Varianten;
• Abklärung der Finanzierung;
• Prüfen des Vorprojekts auf die persönlichen Bedürfnisse;
• Überprüfen und Festlegen des gestalterischen Grundkonzepts;
Bauprojekt, Bewilligungsverfahren
• erste Abklärungen betreffend die Materialauswahl;
• Besichtigung von Referenzbeispielen und Besuch Baumusteraustellungen;
• Genehmigung Bauprojektpläne;
• Zustimmung zur Einreichung des Baugesuchs;
• ev. Vorstellen des Projekts bei künftigen Nachbarn;
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• Zustimmung zur Erstellung von Detailstudien und Kostenvoranschlag;
• Entscheid über Qualitätsstandard und Materialien;
• Genehmigung des Kostenvoranschlags (Genauigkeit plus/minus 10 Prozent);
• Erstellung Finanzierungsplan;
• Abklärung von Versicherungsfragen;
• Erledigen von allfälligen Baurekursverfahren.
Ausschreibungs- und Realisierungsphase
In dieser Phase wird das Projekt im Detail ausgearbeitet und die eigentliche Bauausführung
vorbereitet. Dazu gehört natürlich auch die Vergabe der einzelnen Arbeiten. Bei den
Auftragsvergaben sind die Bauherren oft versucht, dem billigsten Anbieter den Zuschlag zu
geben. Hier lohnen sich Referenzauskünfte, denn für eine optimale Arbeitsvergabe ist der
Preis nur eines der Kriterien. Es ist unbedingt notwendig, Werkverträge mit den
Handwerkern und Dienstleistungsverträge mit Technikern zu unterzeichnen, in welchen
eventuelle spezielle Anforderungen (baubiologische Kriterien, Zeiten, Kosten etc.) am
Bauwerk festgehalten sind. Diese verbessern insbesondere die Stellung des Bauherrn im Fall
von Garantiearbeiten. Mit der eigentlichen Bauausführung kann begonnen werden, sobald
alle behördenseitigen Auflagen erledigt, respektive planerisch berücksichtigt sind
(Baufreigabe), alle Detailpläne vorliegen und die wichtigsten Aufträge vergeben sind.
Auch während der eigentlichen Bauausführung ist die Planung aber nicht abgeschlossen. Es
sind weitere Entscheidungen zu fällen, da in dieser Phase insbesondere Detailfragen des
Innenausbaus zu klären sind. In der Realisierungsphase treffen auch die ersten
Handwerkerrechnungen ein, welche durch die Bauleitung geprüft und angewiesen werden.
Ein laufende Kostenkontrolle und insbesondere der Abgleich mit der ursprünglichen
Kostenschätzung ist sehr zu empfehlen. Nach der Bauabnahme durch die Bauherrschaft
folgen die Garantiearbeiten, welche sich auch bis einige Monate nach dem Einzug hinziehen
können.
Ausführungsprojekt
• grundsätzliche Entscheidungen betreffend Qualitätsstandard und Materialwahl;
• weiterführende Entscheidungen über die Raum- und Detailgestaltung (Innenausbau);
• Auswahl von Apparaten und Materialien;
• Genehmigung des Ausführungsprojekts inkl. Detailplanung;
• Genehmigung des Terminprogramms.
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Ausschreibung, Vergabe
• Absprache des Vorgehens bei der Offerteinholung;
• Entscheid über die Vergabe von Arbeiten und Lieferungen;
• Entscheid über die definitive Ausführung des Bauwerks;
• Unterzeichnung der Werk- und Lieferverträge.
Bauausführung
• Mitwirkung bei Kosten- und Qualitätskontrolle;
• Begleitung des Bauablaufs;
• Weiterleitung der von der Bauleitung kontrollierten Zahlungsaufträge an die Bank;
• evtl. Eigenleistungen.
Bauabnahme, Schlussrechnung
• Abnahme des Bauwerks mit dem Architekten und den Handwerkern;
• Mängelrügen;
• Überwachung der Garantiearbeiten;
• Genehmigung der Schlussabrechnung;
• Regelung der Versicherungen.
Fazit
Die im vorigen Absatz gelistete Aufstellung zeigt, dass die Hauptaufgabe der Bauherren die
Formulierung von Zielsetzungen und das Treffen von Entscheidungen ist. Um fundierte
Entscheidungen treffen zu können müssen alle relevanten Kriterien bekannt sein.
Die gegenständliche Broschüre soll zukünftigen Bauherren als Denkanstoß und
Entscheidungshilfe dienen und verständlich machen, dass die Errichtung eines Gebäudes
nach baubiologischen Kriterien logischerweise am sinnvollsten ist und langfristig keine
Mehrkosten verursacht. Von größter Bedeutung ist, dass jeder Bauherr über die
verschiedenen Möglichkeiten bereits in der Planungsphase aufgeklärt wird. Bauherren, die in
baubiologischen Gebäuden wohnen, sind wiederum die besten Werbeträger für
baubiologisches Bauen.
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