1 Bauherrencheckliste für die Ermittlung von Planungsvorgaben zur Errichtung eines nachhaltigen und gesunden Gebäudes IBN Neubeuern – Verein Baubiologie Südtirol Lehrgang Baubiologie 2013/2014 Abschlussarbeit von Günther Dissertori 2 Inhalt VORWORT .............................................................................................................................................................. 3 GRUND DER THEMENWAHL ....................................................................................................................................... 4 MEIN CREDO .......................................................................................................................................................... 6 CHECKLISTEN, KOSTEN UND GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN ........................................................................................ 7 Bauherren Checkliste – Wie „baubiologisch“ soll mein Gebäude sein? .......................................................... 7 Der Kostenfaktor beim baubiologischen Bauen ............................................................................................. 9 Vorteile baubiologischer Bauweise .............................................................................................................. 12 Projektpflichtenheft ...................................................................................................................................... 13 Anregungen zum Nachdenken, Nachfragen, Nachschauen und Nachmachen in Form einer GewerkeCheckliste ...................................................................................................................................................... 14 Lage des Grundstücks ................................................................................................................................................ 15 Raumorganisation / Rohbau (Gebäudehülle, Tragwerk) ........................................................................................... 16 Energetische Bauweise .............................................................................................................................................. 17 Baustoffe.................................................................................................................................................................... 18 Dach ........................................................................................................................................................................... 19 Fassade und Wandaufbau.......................................................................................................................................... 20 Bodenaufbau und Beläge ........................................................................................................................................... 21 Türen und Fenster...................................................................................................................................................... 22 Sanitär und Küche ...................................................................................................................................................... 23 Ausbau, Einbauten, Möbel, Treppen usw. ................................................................................................................. 24 Heizung/Lüftung ........................................................................................................................................................ 25 Beleuchtung ............................................................................................................................................................... 26 Elektrische Installationen ........................................................................................................................................... 26 Außengeländegestaltung ........................................................................................................................................... 27 Notwendige Entscheidungen der Bauherren ................................................................................................ 28 Vorbereitungsphase................................................................................................................................................... 28 Projektierungsphase .................................................................................................................................................. 29 Vorprojekt ............................................................................................................................................................. 29 Bauprojekt, Bewilligungsverfahren ....................................................................................................................... 29 Ausschreibungs- und Realisierungsphase .................................................................................................................. 30 Ausführungsprojekt .............................................................................................................................................. 30 Ausschreibung, Vergabe ....................................................................................................................................... 31 Bauausführung ...................................................................................................................................................... 31 Bauabnahme, Schlussrechnung ............................................................................................................................ 31 FAZIT................................................................................................................................................................... 31 3 Vorwort Viele Menschen tendieren dazu, sich beim Kauf eines Möbelstückes oder eines Fahrzeugs genauestens zu informieren und die Entscheidung sorgsam abzuwägen. Dasselbe Prinzip wird beim Bau eines Wohnhauses vernachlässigt oder ist für viele schlichtweg nicht anwendbar, da die Informationsflut zu umfangreich ist und deshalb ohne Fachwissen nur schwer neutral gefiltert werden kann. Menschen bauen Gebäude um darin zu leben oder zu arbeiten; sie verbringen darin viel Zeit. Gelebte Zeit, die positive oder negative Auswirkungen auf die Psyche und das Wohlbefinden der Bewohner haben kann. Ich bin seit nahezu 25 Jahren im Bau- und Planungsbereich tätig. In dieser Zeit konnte ich sehr oft feststellen, dass sich Bauvorhaben durch fehlende Informationen, mangelnde oder fehlende Organisation, Überwachung und Koordination in die Länge gezogen haben, teurer wurden und zur nervlichen und zeitlichen Belastung für Bauherren wurden. Ich bin der festen Überzeugung, dass das nicht sein muss. Ein Bauvorhaben ist ein Projekt, das genauestens geplant, organisiert und kontrolliert werden muss, da die Bauherren ihr Erspartes investieren und anschließend einen Teil ihres Lebens im Bauwerk verbringen. Bauherren müssen alle Informationen gebündelt bekommen, um fundierte Entscheidungen bezüglich der Wahl des Bausystems und der Baumaterialien treffen zu können. Bauherren sollen auch über gesundheitliche Vorund Nachteile der verschiedenen Materialien und Bauweisen Bescheid wissen. Informationen müssen fließen; Probleme und Missverständnisse müssen bereits im Vorfeld vermieden werden. Durch fachgerechte Beratung, Zeit- und Kostenplanung und durch klare Vereinbarungen im Vorfeld, wird jedes Bauvorhaben nachweislich zur allgemeinen Zufriedenheit umgesetzt. Der Vorteil für die Bauherren ist die qualitativ hochwertige Umsetzung des Bauvorhabens im vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen. Der Vorteil für die beteiligten Unternehmen und Dienstleister ist der stetige, zeitnahe Informationsfluss, ein koordinierter, genau definierter Zeit- und Einsatzplan und zufriedene Bauherren, die die besten Werbeträger sind. Der Einfachheit halber wurde eingangs und wird in der Folge geschlechterübergreifend der Begriff Bauherr verwendet. 4 Grund der Themenwahl In verschiedensten Zeitschriften, Fachzeitschriften, Büchern, Publikationen und vor allem auch im Internet sind interessante, nützliche, sinnvolle und zielführende, aber auch irreführende Informationen zu finden, welche Bauwilligen mehr oder weniger detailliert zur Verfügung stehen. Mit der gegenständlichen Unterlage möchte ich nicht die Informationsflut vergrößern, sondern nur in sehr einfacher Form eine zusammenfassende Entscheidungshilfe bieten. Will man baubiologische Inhalte vermitteln, so bedingt das zu erkennen, wie sie am besten aufgenommen und langfristig umgesetzt werden können. Nur durch eine Filterung der Informationen kann das Wesentliche gefunden und hervorgehoben werden. Das „Wesentliche“ für das gute Gelingen eines Gerichtes ist die Auswahl guter Zutaten, ihre Kombination durch eine gute Rezeptur und der geeignete Koch, der sie durch sein Können und die geschmackliche Feinabstimmung veredelt. Sinnübertragen ist das „Wesentliche“ für das gute Gelingen eines Bauwerks die Wahl des geeigneten Haus- , Wohnungs- oder Bautyps, die Wahl der Baumaterialien und der Haustechnik, die Wahl der Unternehmen und Dienstleister (Projektant, Techniker, Unternehmer), und nicht zuletzt die Feinabstimmung aller Komponenten (z.B. Wechselwirkung der Baumaterialien, Einrichtung, Haustechnik usw.). Der Bauherr soll sich in seiner Wohnung rundum wohlfühlen, mit dem Gebäude interagieren und dabei eine Steigerung seiner körperlichen und geistigen Gesundheit erleben. Hierzu tragen eine Reihe von Faktoren entscheidend bei, wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und - 5 bewegung, die akustische Situation und nicht zuletzt die Art der Belichtung bzw. Besonnung. All diese Faktoren bestimmen die Wohnqualität und das Wohlempfinden. Das Wohlbefinden der Bauherren darf jedoch nicht zu Lasten der Umwelt sein; deshalb ist eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen unumgänglich. Wer beim Planen und Bauen auf die Verwendung ökologischer Baustoffe achtet, schützt sich vor schädlichen Umwelteinflüssen und hilft Rohstoffe zu sparen. Zum ökologischen Bauen gehören nicht nur gut gedämmte Außenwände, sondern auch umweltfreundliche und regenerative Baumaterialien. Weiteres sollte auf eine sanfte, respektvolle Eingliederung des Bauwerks in sein Umfeld Wert gelegt werden. Die genannten Kriterien sind auch Kriterien der Baubiologie, wie aus der nachstehenden Definition (Quelle: „Wikipedia“) hervorgeht: „Baubiologie ist ein Sammelbegriff für die umfassende Lehre der Beziehung zwischen dem Menschen und seiner gebauten Umwelt, aber auch die umweltfreundliche und schadstofffreie Ausführung der Bauwerke durch den Einsatz geeigneter Erkenntnisse und Techniken. Das Ziel eines „gesunden Bauens und Wohnens“ soll durch die ganzheitliche Betrachtung physiologischer, psychologischer, architektonischer und physikalischtechnischer Zusammenhänge und der Wechselwirkung zwischen Bauwerk, Nutzer (Bewohner) und dessen Umwelt erreicht werden.“ Bildquelle: http://www.baubiologie-und-messtechnik.de Copyright © 2009 Dipl.-Ing. Michael Kaessman 6 Mein Credo Bauwerke sollten möglichst nach baubiologischen Kriterien geplant, erstellt und auch instandgehalten werden. Nachhaltige und gesunde Aspekte sind sowohl für die Errichtung als auch für den späteren Unterhalt sinnvoll und müssen deshalb bereits in der Planungsphase aufgegriffen werden. Den zukünftigen Bauherren muss bereits rechtzeitig, also vor Beginn der Planungsphase bewusst gemacht werden, dass es Möglichkeiten gibt, sozial verträgliche Gebäude zu errichten, die ein langfristiges Wohlbefinden und „Wohlfühlwohnen“ garantieren ohne dauerhafte Mehrkosten zu verursachen. Fach- und menschengerechte Bauberatung muss zwingend auch nach diesem Leitsatz durchgeführt werden. 7 Checklisten, Kosten und grundsätzliche Überlegungen Auf den nachfolgenden Seiten finden sich Checklisten, grundsätzliche Überlegungen und Beschreibungen, die eine Orientierungsfunktion haben und Schwerpunkte der Bauherren herausfiltern sollen. Bauherren Checkliste – Wie „baubiologisch“ soll mein Gebäude sein? Seitens des Institutes für Baubiologie und Ökologie – IBN Neubeuern wurden 25 Grundregeln der Baubiologie definiert, welche auf Bauplatz, Raumgestaltung, Baustoffe und Schallschutz, Wohn- bzw. Raumklima, Umwelt, Energie und Wasser eingehen. Der Großteil der 25 Grundregeln fließt in die Fragen der nachfolgenden Checkliste ein. Sollte die erreichte Punktezahl (max. 75 Punkte) bei der Beantwortung der nachstehenden 25 Fragen des persönlichen Hauschecks mehr als 49 Punkte betragen, kann davon ausgegangen werden, dass ein vorwiegend nach baubiologischen Kriterien errichtetes Gebäude gewünscht wird. Sollte die Zahl weniger als 25 Punkte betragen, ist das baubiologische Bauen für Sie ein absolutes Randthema, über welches Sie sich trotzdem Gedanken machen sollten. FRAGESTELLUNG 3 2 1 0 Ist das Vorhandensein von natürlichen oder künstlichen Störungen (Wasseradern, Verwerfungslinien, Funknetze u.Ä.) wesentlich für die Wahl des Bauplatzes? Soll die entsprechende Überprüfung des Baugrundstückes durchgeführt werden? Wird Wert auf eine Standortwahl im Grünen, abseits von Emissions- und Lärmquellen, mit guter Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz gelegt? Wird Wert auf eine kompakte, dezentralisierte Bauform und optimale Orientierung des Bauwerks nach Sonneneinstrahlung und Lichteinfall gelegt? Kann das vorhandene Gelände ohne großen baulichen Aufwand integriert werden? Kann auf große Flächen und luxuriöse Ausstattungen verzichtet werden? Steht gesundes Wohnen im Vordergrund? Sollen konsequent nachhaltige, natürliche und baubiologisch empfohlene Baustoffe (geruchsneutral, ohne Abgabe von Giftstoffen, regional in ausreichendem Maß vorhanden, geringe Radioaktivität) verwendet werden? Sollen für die Sanitärinstallation Materialen verwendet werden, welche die bestmögliche Trinkwasserqualität 8 garantieren? Sollen Materialien zur Anwendung kommen, die nur geringe und rasch abklingende Neubaufeuchte verursachen? Ist die weitgehende Reduzierung von Pilzen, Bakterien, Staub und Allergenen von zentraler Bedeutung? Sind die Verwendung von Baustoffen aus der Region und die Vermeidung der Verwendung knapper und risikoreicher Rohstoffe, die zu Umweltproblemen führen, wichtig? Soll eine Minimierung des Energieverbrauchs durch Nutzung regenerativer Energien angestrebt werden? Ist die Verwendung ökologischer Wärmedämmsysteme und Fenster mit Dreifach-Verglasung wichtig? Ist die natürliche Regulierung der Raumluftfeuchte unter Verwendung feuchteausgleichender Materialien gewünscht? Ist gute Luftqualität mit bedarfsgerechtem Luftwechsel durch den Einbau einer kontrollierten Lüftungsanlage gewünscht? Ist ein angenehmes Raumklima mit optimalen Oberflächenund Raumlufttemperaturen, Strahlungswärme zur Beheizung und einem ausgewogenem Maß von Wärmedämmung und Wärmespeicherung von großer Bedeutung? Sind naturgemäße Licht-, Beleuchtungsund Farbverhältnisse gewünscht? Ist die Anwendung physiologischer und ergonomischer Erkenntnisse zur Raumgestaltung und Einrichtung erwünscht? Ist die Berücksichtigung harmonikaler Maße, Proportionen und Formen von Bedeutung? Soll Elektrosmog mit Ausbreitung elektromagnetischer Felder und Funkwellen zwingend vermieden werden? Ist eine auf Schall- und Vibrationsschutz ausgelegte Bauausführung von zentraler Bedeutung? Bestehen die Bereitschaft und die finanzielle Möglichkeit, beim Bau etwas mehr auszugeben, um langfristig zu sparen? Entspricht der Haus-Entwurf den Vorstellungen von Wohnqualität und nachhaltigem Bauen? Ist das Haus so konzipiert (Raumnutzung, Materialauswahl, Stabilität, Lebensdauer, Solidität), dass auch Kinder und Enkel noch darin wohnen können? Haben die für die Planung in Frage kommenden Fachleute Erfahrung für Bau und Wohnen in baubiologisch konzipierten Häusern Nicht für jede der genannten Fragen kann frei und autonom, ohne extern vorgegebene Rahmenbedingungen eine Entscheidung getroffen werden. Trotzdem ist es höchstwahrscheinlich, dass der Großteil der Bauherren ein Gebäude nach baubiologischen Kriterien errichten oder zumindest nicht ablehnen würde. 9 Der Kostenfaktor beim baubiologischen Bauen Neben fehlendem Wissen und mangelhafter Information, ist - kurzfristig und oberflächlich betrachtet -, die größere Anfangsinvestition (etwa 5-15 %) der gewichtigste Grund, der meist dazu führt, dass die Baubiologie beim Hausbau nicht oder nur marginal berücksichtigt wird. Die genannten Mehrkosten entstehen zwingenderweise nur unter der Annahme, dass bei konventioneller Bauweise immer der billigste Baustoff verwendet wird und bei der baubiologischen Bauweise immer der teuerste Baustoff zur Anwendung kommt. Beim baubiologischen Bauen entstehen für viele Baustoffe jedoch keine Mehrkosten, da sie auch im konventionellen Bereich verwendet werden, wie z.B. Ziegel, Porenbeton, Kalkprodukte, Holz, Glas oder Tondachziegel. Wichtig ist es, die Baustoffpreise genau zu vergleichen, denn diese variieren je nach Hersteller, Anbieter und Region stark. Regionale Baustoffe haben kürzere Transportwege und sind deshalb, die ökologischen Aspekte betreffend, sinnvoller. Bildquelle: Günther Dissertori Baubiologisches Bauen ist nachhaltig. Vergleichbar sind immer nur Baustoffe gleicher Qualität. Durch die Verwendung eines höherwertigen Materials wird oft eine langfristige Nutzung ermöglicht. Ein Vollholzparkett kann deshalb nicht mit einem billigen Laminatboden verglichen werden, der eine weitaus kürzere Lebensdauer hat. Langfristig betrachtet ist Vollholzparkett also nicht nur die schönere und gesündere Lösung, sondern auch die preiswertere, da man auch die Probleme vermeidet, die mit einem häufig wiederkehrenden Bodenaustausch verbunden sind. Mehrkosten können auch für energie- oder wassersparende Maßnahmen oder für eine kontrollierte Wohnraumlüftung entstehen. Solche Mehrkosten dürfen nicht in den Vergleich mit konventionellen Bauweisen einfließen, da es sich hier um effektive Mehrleistungen handelt, die sich z.T. amortisieren und auf die man zumindest theoretisch auch verzichten könnte. 10 Generell wird auch nicht berücksichtigt, dass Baukosten nur ein Teil der Kosten sind, welche ein Gebäude in seinem Lebenszyklus verursacht. Herstellungs-, Betriebs- bzw. Instandhaltungskosten und Entsorgungskosten werden oft von Bauherren grundsätzlich nicht in ihre Überlegung und die Kostenbewertung miteinbezogen. In der nachfolgend aufgezeigten Grafik wird der Lebensweg eines Gebäudes aufgezeigt. Es ist erkennbar, dass der Abschnitt Bau & Montage nur ein Teil des Lebensweges ist und demzufolge auch der Kostenanteil nur ein Teil der Gesamtkosten ist. Lebensweg eines Gebäudes Bildquelle: Bayerisches Institut für nachhaltige Entwicklung Konventionelles Bauen müsste - u.a. entsprechend einer Studie des „Instituts für ökologische Raumentwicklung“ in Dresden - eigentlich um die oben genannten Mehrkosten für baubiologisches Bauen (ca. 5 bis 15 %) teurer sein, da damit oft Kosten verbunden sind, welche die Bauherren auf die Allgemeinheit umwälzen können. Zu diesen Kosten zählen z.B. Umweltschäden, Folgekosten des Klimawandels (Überschwemmungsschäden, Sturmschäden etc.) und Behandlungskosten umweltbedingter Krankheiten. In diesem Zusammenhang muss zwingend unterstrichen werden, dass derzeit immer noch zu viele gängige Baumaterialien 11 Wohngifte emittieren. Ebenso können sich Elektrosmog oder durch falsches Wohnverhalten verursachte Bauschäden (z.B. Schimmelpilzbefall) negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner auswirken. Die eventuelle gesundheitliche Beeinträchtigung der Gebäudebewohner oder mangelndes Wohlbefinden durch die Ausdünstung von Wohngiften durch Baumaterialien oder Einrichtungsgegenstände, kann von den Bauherren vorab nicht bewertet werden. Die entstehenden Kosten trägt letztendlich die Allgemeinheit, u.a. über Steuern und Versicherungsbeiträge (Kranken- und Rentenversicherung etc.). Baubiologische Bauherren dagegen tragen durch umweltschonendes, energiesparendes und gesundes Bauen diese Kosten weitgehend selbst. Dafür werden sie allerdings durch ein gesundes Wohnumfeld belohnt. Bildquelle: Günther Dissertori Berücksichtigt man die ob genannten Faktoren, so wird gesundes Bauen und Wohnen sogar deutlich kostengünstiger. 12 Vorteile baubiologischer Bauweise Mehrkosten für baubiologische Bauweisen werden mit einer Reihe von Vorteilen belohnt, wie: menschengerechtes Umfeld, das „Wohlfühlwohnen“ ermöglicht; angenehmeres Raumklima durch feuchteausgleichende und sorptionsfähige Baustoffe; Strahlungsheizung oder besserer sommerlichen Wärmeschutz; Gesundheitsvorsorge (keine toxischen Ausgasungen u.a.); geringeres Bauschadenrisiko durch höherwertigere, risikofreiere und diffusionsoffene Bauweisen; keine oder geringere Entsorgungsprobleme bzw. –kosten; höherer Wiederverkaufswert; Schutz der Umwelt. 13 Projektpflichtenheft Das Projektpflichtenheft ist das gemeinsame Arbeitsinstrument aller am Projekt Beteiligten; es beinhaltet die vereinbarten Ziele, die jeweils dafür Verantwortlichen und die Leistungen, welche diese erbringen müssen. Es wird vom Projektleiter gemeinsam mit dem Auftraggeber unter Einbindung der Benützer des Bauwerkes, der Planer und eventuell der zuständigen Behördenvertreter erstellt. Die Zielvereinbarung legt die Zielsetzungen und Anforderungen fest, welche im Projekt realisiert werden sollen. Die ökologischen und baubiologischen Ziele und Anforderungen sind ein Teil davon und bilden einen integrierenden Bestandteil der Zielvereinbarung. Die Vereinbarung entsteht im Dialog zwischen den Beteiligten, bei dem die unterschiedlichen Interessen aufeinander abgestimmt werden. In Zusammenarbeit mit dem Bauherrn wird auf dieser Basis auch das baubiologische Pflichtenheft erstellt, welches in der Regel bereits die Festlegung grundlegender Bauteilaufbauten beinhaltet. Das Projektpflichtenheft muss in jeder Planungsphase dem Stand der Bearbeitung entsprechend angepasst bzw. ergänzt werden. Bildquelle: Günther Dissertori Die wichtigste Aufgabe im Bauprozess hat der Bauherr. Er hat möglichst genau seine Anforderungen, Bedürfnisse und Wünsche an das Gebäude zu definieren. Dieses Pflichtenheft bildet die Grundlage (das Fundament) für eine optimale (maßgeschneiderte) Planung und Umsetzung. Unterschiedliche Anforderungen, Themen, Vorgaben usw. sind zu berücksichtigen. Die optimal abgestimmte Zusammenarbeit aller am Bauwerk Beteiligten ist für eine gelungene Umsetzung daher entscheidend. Die professionelle Verteilung und Koordination der verschiedenen Aufgaben steht dabei im Vordergrund. 14 Anregungen zum Nachdenken, Nachfragen, Nachschauen und Nachmachen in Form einer Gewerke-Checkliste Sollte die Entscheidung für die Errichtung eines Gebäudes nach baubiologischen Kriterien gefallen sein, bietet sich die Verwendung der anschließend eingebauten Checkliste an. Von der gemeinnützigen Leuchtpol GmbH, einer bundesweit in Deutschland tätigen Projektgesellschaft im Bildungsbereich, wurde in einer Broschüre eine Checkliste für die Planung und den Betrieb von Kindertagesstätten eingefügt. Diese Checkliste wird in abgeänderter und angepasster Form nachstehend aufgelistet; sie kann für jeglichen Bau zur Anwendung kommen. Exemplarisch werden nachfolgend einige Möglichkeiten zur Umsetzung bei Neubau und Sanierung in einzelnen Gewerken aufgelistet. Dabei liegt der Fokus auf Nachhaltigkeit, einer guten Ökobilanz, Energieeffizienz und dem vorsorgenden Gesundheitsschutz für die Nutzer der Bauten. Bildquelle: Leuchtpol GmbH Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für jedes Bauvorhaben muss eine individuelle Lösung gefunden werden, bei der geltende Anforderungen, geltende Bauvorschriften und vor allem konstruktive, bauphysikalische und energetisch relevante Gegebenheiten aufeinander abgestimmt werden müssen. Eine möglichst frühe Zusammenarbeit und Absprache aller Verantwortlichen und Beteiligten unter Einbeziehung eines Baubiologen/einer Baubiologin hilft, von Anfang an ein sozial verträgliches, menschengerechtes Bauwerk zu erhalten, Energie zu sparen und die Baukosten zu senken. Die nachfolgende Checkliste als Grundlage des Planungsprozesses soll gewährleisten, dass alle im Sinne der Nachhaltigkeit zu beachtenden Kriterien, Berücksichtigung finden. Sie bildet für die jeweiligen Planungs- und Entscheidungsschritte ein einfach zu handhabendes Aufgabenbeschreibungs- und Überprüfungsinstrument. Der Abschnitt Notizen dient zum Aufschreiben und Festhalten der für den Bauherrn wichtigen Punkte. 15 Lage des Grundstücks 1. Ist die Lage des zur Verfügung stehenden Grundstücks zentral und die Größe den Bedürfnissen entsprechend? Ist das Grundstück gut zu Fuß, mit dem Fahrrad oder über den öffentlichen Nahverkehr zu erreichen? Gibt es generell kurze Transportwege? Ist die Verkehrserschließung mit geringstmöglichem Flächenaufwand für ruhenden und fließenden Verkehr möglich? 2. Wie hoch ist die Lärmbelastung, etwa durch Straßenverkehr, Eisenbahn, Flughafen, bestehende Betriebe oder andere externe Lärmquellen? 3. Ist eine baubiologische Untersuchung des Grundstücks auf hoch- und niederfrequente elektromagnetische Felder, Strahlen und Wellen vorgesehen? 4. Liegt das Grundstück in direkter Nähe einer Hochspannungsleitung? (Magnetfeld kann nicht abgeschirmt werden. Abstand deshalb so groß wie möglich!) 5. Wie weit ist der nächste Mobilfunkmast entfernt? Kann bei Belastung eine Abschirmung eingebaut werden? 6. Wurde das Grundstück in Bezug auf Schadstoffquellen in Luft (Lärm, Geruchs- und Schadstoffe in der Luft) und Boden (Umweltgifte, Altlasten) untersucht? 7. Sind die Lage des Grundstücks und die Ausrichtung des Gebäudes für eine Solaranlage/Photovoltaikanlage geeignet? (Überprüfung der Dachfirstausrichtung und der Beschattung durch benachbarte Gebäude oder Bäume) NOTIZEN: 16 Raumorganisation / Rohbau (Gebäudehülle, Tragwerk) 1. Erfolgt die Organisation und Anordnung der verschiedenen Räumlichkeiten entsprechend den derzeitigen Bedürfnissen (Tageslichtnutzung, Ruhezonen, Wegeführung, Gartennutzung)? 2. Ist eine problemlose spätere Adaptierung für sich ändernde Bedürfnisse möglich (nutzungsflexible Räume)? 3. Gibt es Vorgaben für Nutzungsqualitäten (z. B. gutes Wohn-/Arbeitsumfeld, viel Tageslichtnutzung, Begegnungszonen) und Vorgaben für Räume, die dem Wohlbefinden förderlich sind (Form, Material, Licht, Farbe etc.)? 4. Ist ein angemessener Akustikstandard (Bau- und Raumakustik) möglich? 5. Welche Vorgaben gibt es für Tragstruktur, Konstruktion der Gebäudehülle und Hauptmaterialien? Der Gestaltungsprozess soll in Übereinstimmung mit Tragstruktur, Konstruktion und Haustechnik durchgeführt werden. 6. Raumsparend (gutes Verhältnis Hauptnutzfläche zu Nebennutzfläche) NOTIZEN: 17 Energetische Bauweise 1. Kann ein Energieberater/Baubiologe ab Planungsbeginn hinzugezogen werden? 2. Welche Vorgaben für energiesparende Konstruktionen (z. B. Klimahausstandard, Zielwerte gemäß Richtlinien) gibt es? Wird das Gebäude als Niedrigenergiehaus (z.B. Typ Klimahaus A), Passivhaus oder sogar als Plusenergiehaus gebaut oder nachgerüstet? 3. Kann eine einfache und kompakte Bauform gewählt werden? 4. Werden regenerative Energiequellen genutzt? 5. Erzeugt und speichert das Haus selbst Energie? 6. Ist das Gebäude nach heutigem Standard ausreichend gedämmt? 7. Welchen Heizenergiebedarf und welchen Primärenergieverbrauch hat das Gebäude? 8. Kann die Energiebilanz durch den Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Dämmung verbessert werden? 9. Werden bei der Dämmung dampfdiffusionsoffene Naturmaterialien wie Holzfaserplatten, Zellulose oder Hanf verwendet, am besten aus regionaler Produktion? 10. Gibt es Vorgaben für energiesparende Raumstruktur (z. B. Zonierung von beheizten/unbeheizten Räumen, Pufferzonen, passive Sonnenenergienutzung)? NOTIZEN: 18 Baustoffe 1. Handelt es sich bei den verwendeten Baustoffen und Materialien um Baustoffe aus der Natur? 2. Sind die Baustoffe und Materialien im Hinblick auf ihre Ökobilanz optimal ausgewählt (Materialien und Baustoffe aus der Region, Naturbaustoffe wie Holz, Naturstein, Wolle, Hanf)? 3. Sind die Baustoffe recycelbar? 4. Wird bei den eingebauten Baustoffen und durch die Gewerke auf eine leicht mögliche Trennung und Wiederverwendung bzw. Recycling bei Rückbau geachtet (etwa Verschrauben statt Verkleben, schwimmende Verlegung statt Verkleben)? 5. Können recycelte Baustoffe oder gebrauchte Bauteile eingebaut werden (Zellulose, Recyclingkork)? 6. Erfolgt die Wahl der Materialien in Übereinstimmung mit der vorgesehenen Nutzungsdauer des jeweiligen Bauteils? 7. Wird materialsparend gebaut und auf eine Beschränkung der Materialvielfalt Wert gelegt? 8. Wird eine Optimierung in Bezug auf regenerierbare Rohstoffe, graue Energie, Schadstoffgehalt, Lebensdauer etc. berücksichtigt? NOTIZEN: 19 Dach 1. Bei einem Steildach: Wird das Dach mit regional üblicher Eindeckung versehen (etwa Tondachziegel, Schindelbedachung)? 2. Bei einem Flachdach: Ist eine Dachbegrünung zur Verringerung der Versiegelungsfläche möglich? Sind Tageslichtkuppeln für innenliegende Räume geplant? 3. Wird das Regenwasser in einem Regenwassertank zur weiteren Verwendung im Garten oder Toilettenspülung gesammelt? 4. Sind die Dachüberstände – zum Schutz der Außenfassade und zur Beschattung im Sommer – möglichst groß? 5. Ist eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung geplant? (Im Hinblick auf eine spätere Nachrüstung können vorab Blindleitungen verlegt werden.) 6. Ist eine Solaranlage zur Erwärmung des Brauchwassers und zur Heizungsunterstützung geplant? (Für eine spätere Nachrüstung können vorab Blindleitungen verlegt werden.) NOTIZEN: 20 Fassade und Wandaufbau 1. Ist ausreichender Schutz vor äußeren Einflüssen (Witterung, Lärm, andere Emissionen) gegeben? 2. Ist eine einfache Konstruktion der Fassaden, die weitgehend selbstreinigend sein sollen, möglich? 3. Wird für eine Putzfassade umweltfreundlicher reiner Kalkputz mit Anstrichen ohne gewässerschädliche Algen oder Pilzschutzmittel verwendet? 4. Ist eine Holzfassade mit Lärchenholz vorgesehen, die nicht gestrichen werden muss und eine sehr lange Lebensdauer hat? 5. Bei Verwendung anderer Hölzer zur Fassadenverkleidung: Wird eine ökologische Farbe auf Ölbasis mit Naturpigmenten verwendet? 6. Werden bei der Dämmung dampfdiffusionsoffene Naturmaterialien wie Holzfaserplatten, Zellulose oder Hanf verwendet, am besten aus der Region? 7. Sind die Wände aus regionalen Baustoffen gebaut? 8. Ist eine kostengünstige Leichtbauweise aus Holz möglich? 9. Können für Innenwände zur Optimierung des Raumklimas ungebrannte Lehmsteine und Lehmputz verwendet werden? 10. Kann der Innenputz mit reinem Kalk oder Lehm ausgeführt werden? 11. Können die Innenwände mit Kalk-, Silikatfarben und Naturpigmenten gestrichen werden? 12. Ist bei der Decke der Einbau von Naturbaustoffen zur Verbesserung der Raumakustik geplant? NOTIZEN: 21 Bodenaufbau und Beläge 1. Wird Trockenestrich statt Nassestrich eingebaut? 2. Welcher Dämmstoff wird unter dem Estrich verlegt? Kann auch ein Naturbaustoff wie etwa Holzfaserplatten verwendet werden? 3. Werden als Bodenbelag Naturmaterialien verwendet (Massivholzdielen, robustes Stäbchenholzparkett, Linoleum, Natursteinbeläge)? 4. Wird die Verklebung mit schadstofffreiem, ökologischem Kleber durchgeführt? 5. Ist eine schwimmende Verlegung möglich? 6. Ist die Oberflächenbehandlung offenporig? Erfolgt sie auf Basis natürlicher Materialien (Ölen statt Lackieren)? NOTIZEN: 22 Türen und Fenster 1. Werden die Türen und Fenster aus regionalem Holz gefertigt? 2. Werden materialökologische Kriterien (ressourcenschonend, schadstoffarm, diffusionsoffen, dauerhaft, verwertbar etc.) bei der Materialwahl berücksichtigt? 3. Sind die gewählten Baustoffe unterhalts-/reparaturfreundlich, auswechselbar, geeignet für den Rückbau und mit wenig Aufwand trennbar? 4. Können Türen und Fenster unbehandelt bleiben oder mit natürlichen Farben und Pigmenten gestrichen werden? 5. Welche Dämmwerte haben Türen und Fenster und passen diese zum geplanten Gesamtenergiekonzept des Gebäudes? NOTIZEN: 23 Sanitär und Küche 1. Wurde der zu erwartende Bedarf im Hinblick auf einen sparsamen Ausrüstungsstandard erhoben? 2. Wurde Grauwassernutzung (Abwasser aus Handwaschbecken, Spülbecken und Waschmaschine) sowie Regenwasserrückgewinnung und -nutzung in Betracht gezogen? 3. Bestehen Wand und Bodenbeläge in Bad/WC und Küche aus Naturstoffen bzw. die Einrichtungsgegenstände aus Holz, Metall oder Glas? Kann hier auf Kunststoff verzichtet werden? 4. Haben die Elektrogeräte die höchste Energiesparklasse? 5. Welche Wassersparmaßnahmen (Wasserspararmaturen, Bewegungsmelder am Waschbecken mit automatischer Abschaltung oder Spülspartasten) können realisiert werden? 6. Wird, wenn nötig, das Wasser zentral im Gebäude enthärtet? NOTIZEN: 24 Ausbau, Einbauten, Möbel, Treppen usw. 1. Wurde der Bedarf im Hinblick auf «einfachen» Ausbaustandard, der einen geringen Betriebs- und Wartungsaufwand, wenig Bauunterhalt zur Werterhaltung und eine gute Alterungsbeständigkeit gewährleistet, erhoben? 2. Gibt es Vorgaben für Nutzungsqualitäten (z. B. gutes Wohn-/Arbeitsumfeld, viel Tageslichtnutzung, Begegnungszonen)? 3. Gibt es Vorgaben für die Schaffung von Räumen, die dem Wohlbefinden förderlich sind (Form, Material, Licht, Farbe etc.)? 4. Sind Naturbaustoffe wie Holz, Wolle, Baumwolle, Hanf, Leinen aus ökologischer und möglichst regionaler Produktion berücksichtigt worden? 5. Sind die geplanten Treppen, Stufen und Beläge aus Naturmaterialien, wie etwa Holz oder Stein? 6. Ist die Oberflächenbehandlung offenporig und auf Basis natürlicher Materialien (Ölen statt Lackieren) möglich? 7. Werden die Oberflächen mit schadstofffreien Farben mit Naturpigmenten behandelt? 8. Werden für Vorhänge, Kissen, Teppiche und Betten Naturstoffe aus ökologischer Produktion verwendet? 9. Wird die Schaffung von Voraussetzungen für umweltgerechte Reinigung und Pflege berücksichtigt? NOTIZEN: 25 Heizung/Lüftung 1. Gibt es ein integrales Haustechnikkonzept für sparsame Energie- (Wärme, Klima, Beleuchtung) ev. auch mit Vorgabe einer klaren, übersichtlichen Leitungsführung? 2. Wird seitens eines Fachmannes eine angemessene Dimensionierung (vernünftige Annahmen zur Gleichzeitigkeit, keine additiven Maximalwerte) durchgeführt? 3. Welche regenerative Energiequelle (etwa Holzheizung, Erdwärme) wird zum Heizen genutzt? 4. Erfolgen die Material- und Gerätewahl und der Einbau nach ökologischen und nachhaltigen Kriterien? 5. Gibt es ein klares Bedienungs- und Wartungskonzept (Zugänglichkeit und Reparaturfreundlichkeit der Installationen und Geräte sicherstellen)? 6. Wird die Heizung durch Sonnenkollektoren unterstützt? 7. Ist der Einbau einer Wärmepumpe zur Erdwärmenutzung möglich? 8. Ist Wärmerückgewinnung durch eine entsprechende einfache Lüftungsanlage geplant? 9. Kann statt einer Klimaanlage eine Beschattungsanlage von außen installiert werden? 10. Ist eine energiesparende Niedertemperaturheizung möglich (Wandheizung bei Lehmwänden)? 11. Wurde oder wird eine Blower‑Door Messung (ein Differenzdruck‑Messverfahren) zur Gebäudedichtigkeit vorgenommen oder eine Wärmebildkamera zur Feststellung von Wärmeverlusten an der Außenhaut eingesetzt? 12. Sanierung: Ist die Heizungsanlage auf dem aktuellen Stand der Technik (Dimensionierung, Baujahr, Thermostate, Pumpen, Außentemperatursteuerung, Nachtabsenkung etc.)? 13. Gibt es ein Lüftungskonzept zur dauerhaften Sicherstellung guter und unbelasteter Raumluft? NOTIZEN: 26 Beleuchtung 1. Sind die meistgenutzten Räume im Hinblick auf die passive Nutzung von Tageslicht und Sonnenenergie optimal ausgerichtet? 2. Haben alle weiteren Räume Tageslichteinfall (etwa Oberlichten bei Innenlage der Toiletten und Waschräume)? Elektrische Installationen 1. Wird eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung installiert? 2. Sind die elektrischen Leitungen mit Netzabkopplern versehen, um elektrosmogfreie Räume zu erhalten? 3. Sind die elektrischen Leitungen mit einer halogenfreien Ummantelung versehen? 4. Sind die elektrischen Leitungen in Aufenthalts und Schlafräumen abgeschirmt? 5. Sind die verwendeten Leuchtmittel flimmervermindert, dem Tageslichtspektrum angepasst und phasenversetzt installiert? 6. Sind die Telefone als Festnetzapparate installiert? 7. Sind die Funktelefone mit einer Abschaltung im Ruhezustand versehen? 8. Funktioniert der Internetzugang für PCs und Laptops per Netzwerkkabel statt über WLAN-Netzwerk? 9. Kann auf eine elektrische Steuerung für die Lichtanlage, Rollos etc. zugunsten von Handsteuerung mit mechanischen Schaltern, verzichtet werden? 10. Gibt es Bewegungsmelder zum Einschalten von Beleuchtungen auch im Innenbereich (etwa WC)? NOTIZEN: 27 Außengeländegestaltung 1. Ist das Außengelände mit heimischen, ungiftigen Pflanzen, regionalen Obstgehölzen und früchtetragenden Gehölzen bepflanzt? 2. Ist ein Bereich zum Gemüsegärtnern inklusive Komposthaufen vorgesehen? 3. Ist ein Fahrradparkbereich eingeplant? 4. Sind die Pflanzen der Außenanlagen regional gezogen und gekauft (also autochthon)? 5. Wird der Garten naturnah und mit Naturbaustoffen aus der Region gestaltet? 6. Bietet die Gartengestaltung die Möglichkeit zum Leben mit der Natur (etwa Igelhaufen, Nisthilfen für Vögel und Insekten, Trockenmauern und Lesesteinhaufen für Amphibien und Insekten oder Feuchtbereich/Sumpfbeet)? 7. Gibt es lebendige Zäune und Sichtschutzwände, etwa aus geflochtenen Weiden? 8. Werden Wände und Sichtschutzzäune mit Rankpflanzen begrünt? 9. Werden biologischer Pflanzenschutz und Kompost zur Düngung verwendet (keine chemischen Herbizide, Fungizide, Insektizide sowie Kunstdünger)? 10. Werden die Oberflächen so gestaltet, dass Regenwasser versickern kann (etwa Natursteinpflaster auf Split, keine geteerten Flächen)? 11. Sind Bewegungsmelder und Tageslichtfühler zur Beleuchtung installiert? 12. Bestehen die Außenmöbel aus Naturmaterialien und/oder Metall? NOTIZEN: 28 Notwendige Entscheidungen der Bauherren Auf den vorigen Seiten wurden Fragen gelistet, die dem Bauherrn aufzeigen, dass es viele zu treffende Entscheidungen gibt. Zu den Hauptaufgaben des Bauherrn zählt es Ziele und Wünsche vorzugeben und anfallende Entscheidungen zu treffen. Nachfolgend wird der zeitliche Ablauf eines Bauprojektes aufgezeigt. Ein Bauprojekt wird in Bauprojektphasen gegliedert; die einzelnen Phasen erfordern eine Vielzahl unterschiedlich gelagerter Entscheidungen seitens des Bauherrn. Die Tragweite dieser Entscheidungen und der Weg dorthin, erfordern eine tiefe und zeitintensive Auseinandersetzung mit der Materie. Die viel zitierte «Qual der Wahl» trifft den Bauherrn beispielsweise bei der Bestimmung der zahlreichen Oberflächen oder in der Sanitärausstellung vor drei Dutzend möglichen Armaturen schonungslos. Jede dieser Entscheidungen hat Konsequenzen. In einem laufenden Bauprojekt müssen anstehende Fragen oft in relativ knapper Frist beantwortet werden. Diese Aufgabe wird erheblich einfacher, wenn sich der Bauherr schon vorab mit geforderten Entscheidungen auseinandersetzt und sich die notwendigen Informationen einholt. Die folgende, nach den üblichen Bauprojektphasen gegliederte Aufstellung, listet die wichtigsten Teilentscheidungen beim Bau eines Einfamilienhauses auf und gibt einen groben Überblick über das Entscheidungsspektrum des Bauherrn: Vorbereitungsphase • Erstellen einer Bedürfnisanalyse und eines Anforderungsprofils; • Besichtigung gebauter Beispiele/Sammeln von Referenzbeispielen; • Festlegung der benötigten Grundstücksfläche; • Festlegung des Budgetrahmens mit einer Bauherrenreserve von fünf bis zehn Prozent; • Festlegung des ungefähren Bezugstermins; • Grundstückssuche/Grundstückserwerb; • Auswahl Planungspartner (Erfahrung mit baubiologischen Bauwerken?); • Beschaffung der Planungsgrundlagen. 29 Projektierungsphase Die Entscheidungen in der Projektierungsphase können mit fortschreitendem Planungsprozess nicht mehr oder nur mit unverhältnismäßig hoher Kostenfolge geändert werden. Basis für eine Erfolg versprechende Projektausarbeitung ist das eingangs erwähnte detaillierte Pflichtenheft, welches Bauherrschaft und Architekt idealerweise gemeinsam erarbeiten. In dieser Phase spielen auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen, welche die Vorstellungen zum Teil sehr stark eingrenzen, eine wesentliche Rolle. Vorprojekt • Energie-Vorgaben (z.B. Klimahaus A, B, C - Passivhaus); • baubiologische/ökologische Vorgaben; • Festlegung der Anzahl und ungefähren Größe der Nutzungseinheiten (Zimmer/Nebenräume) und allfälliger Optionen für spätere Um- oder Erweiterungsbauten; • Anforderungen an die Zugänglichkeit für körperlich behinderte Menschen; • Formulierung der architektonischen Vorstellungen (z.B. Organisation der Räume, Fassade, Dachform); • haustechnische Vorgaben (z.B. Sonnenkollektor, Heizungssystem, Netzwerkverkabelung); • Entscheidung zur Erarbeitung erster Studien; • Zustimmung zur Weiterbearbeitung eines Lösungsansatzes; • Zustimmung zum Beizug von Spezialisten; • Entscheidung betreffend die Bauweise (Ortbau/Vorfabrikation, Massiv-/Holzbau); • Entscheidung zur Überarbeitung des Vorprojekts; • Abnahme Kostenschätzung (Genauigkeit plus/minus 25 Prozent); • Entscheidung zur Ausarbeitung von Varianten; • Abklärung der Finanzierung; • Prüfen des Vorprojekts auf die persönlichen Bedürfnisse; • Überprüfen und Festlegen des gestalterischen Grundkonzepts; Bauprojekt, Bewilligungsverfahren • erste Abklärungen betreffend die Materialauswahl; • Besichtigung von Referenzbeispielen und Besuch Baumusteraustellungen; • Genehmigung Bauprojektpläne; • Zustimmung zur Einreichung des Baugesuchs; • ev. Vorstellen des Projekts bei künftigen Nachbarn; 30 • Zustimmung zur Erstellung von Detailstudien und Kostenvoranschlag; • Entscheid über Qualitätsstandard und Materialien; • Genehmigung des Kostenvoranschlags (Genauigkeit plus/minus 10 Prozent); • Erstellung Finanzierungsplan; • Abklärung von Versicherungsfragen; • Erledigen von allfälligen Baurekursverfahren. Ausschreibungs- und Realisierungsphase In dieser Phase wird das Projekt im Detail ausgearbeitet und die eigentliche Bauausführung vorbereitet. Dazu gehört natürlich auch die Vergabe der einzelnen Arbeiten. Bei den Auftragsvergaben sind die Bauherren oft versucht, dem billigsten Anbieter den Zuschlag zu geben. Hier lohnen sich Referenzauskünfte, denn für eine optimale Arbeitsvergabe ist der Preis nur eines der Kriterien. Es ist unbedingt notwendig, Werkverträge mit den Handwerkern und Dienstleistungsverträge mit Technikern zu unterzeichnen, in welchen eventuelle spezielle Anforderungen (baubiologische Kriterien, Zeiten, Kosten etc.) am Bauwerk festgehalten sind. Diese verbessern insbesondere die Stellung des Bauherrn im Fall von Garantiearbeiten. Mit der eigentlichen Bauausführung kann begonnen werden, sobald alle behördenseitigen Auflagen erledigt, respektive planerisch berücksichtigt sind (Baufreigabe), alle Detailpläne vorliegen und die wichtigsten Aufträge vergeben sind. Auch während der eigentlichen Bauausführung ist die Planung aber nicht abgeschlossen. Es sind weitere Entscheidungen zu fällen, da in dieser Phase insbesondere Detailfragen des Innenausbaus zu klären sind. In der Realisierungsphase treffen auch die ersten Handwerkerrechnungen ein, welche durch die Bauleitung geprüft und angewiesen werden. Ein laufende Kostenkontrolle und insbesondere der Abgleich mit der ursprünglichen Kostenschätzung ist sehr zu empfehlen. Nach der Bauabnahme durch die Bauherrschaft folgen die Garantiearbeiten, welche sich auch bis einige Monate nach dem Einzug hinziehen können. Ausführungsprojekt • grundsätzliche Entscheidungen betreffend Qualitätsstandard und Materialwahl; • weiterführende Entscheidungen über die Raum- und Detailgestaltung (Innenausbau); • Auswahl von Apparaten und Materialien; • Genehmigung des Ausführungsprojekts inkl. Detailplanung; • Genehmigung des Terminprogramms. 31 Ausschreibung, Vergabe • Absprache des Vorgehens bei der Offerteinholung; • Entscheid über die Vergabe von Arbeiten und Lieferungen; • Entscheid über die definitive Ausführung des Bauwerks; • Unterzeichnung der Werk- und Lieferverträge. Bauausführung • Mitwirkung bei Kosten- und Qualitätskontrolle; • Begleitung des Bauablaufs; • Weiterleitung der von der Bauleitung kontrollierten Zahlungsaufträge an die Bank; • evtl. Eigenleistungen. Bauabnahme, Schlussrechnung • Abnahme des Bauwerks mit dem Architekten und den Handwerkern; • Mängelrügen; • Überwachung der Garantiearbeiten; • Genehmigung der Schlussabrechnung; • Regelung der Versicherungen. Fazit Die im vorigen Absatz gelistete Aufstellung zeigt, dass die Hauptaufgabe der Bauherren die Formulierung von Zielsetzungen und das Treffen von Entscheidungen ist. Um fundierte Entscheidungen treffen zu können müssen alle relevanten Kriterien bekannt sein. Die gegenständliche Broschüre soll zukünftigen Bauherren als Denkanstoß und Entscheidungshilfe dienen und verständlich machen, dass die Errichtung eines Gebäudes nach baubiologischen Kriterien logischerweise am sinnvollsten ist und langfristig keine Mehrkosten verursacht. Von größter Bedeutung ist, dass jeder Bauherr über die verschiedenen Möglichkeiten bereits in der Planungsphase aufgeklärt wird. Bauherren, die in baubiologischen Gebäuden wohnen, sind wiederum die besten Werbeträger für baubiologisches Bauen.