Von der Nase bis zum Herz Was sich alles hinter Zahnschmerzen verstecken kann E s ist wie verhext: Als wären Zahnschmerzen nicht schon per se ärgerlich genug, so quälen sie uns erfahrungsgemäß besonders oft an Wochenenden oder Feiertagen. Kommt auch noch eine geschwollene Backe hinzu, so ist die schönste Feiertagslaune gründlich verdorben. Wer nicht zu Schmerzmitteln greifen möchte, der kann versuchen, durch alte Hausmittel, wie etwa das Kauen von Gewürznelken oder das Auflegen eines Eisbeutels, die Qual zu lindern. Lassen die Schmerzen nicht innerhalb einiger Stunden nach, so sollte der Zahnarzt (oder an Feiertagen der zahnärztliche Notdienst) aufgesucht werden. Er leistet „erste Hilfe“ und klärt, welche der vielen möglichen Ursachen Schuld an der Misere ist. Wurzelentzündungen In vielen Fällen stecken Wurzelentzündungen hinter den Zahnschmerzen. Sie gefährden nicht nur die betroffenen Zähne, sondern führen im schlimmsten Fall sogar zu krankhaften Veränderungen des Herzens oder anderer innerer Organe. Eine Wurzelkanalbehandlung löst das Problem – wenn auch meist nur für begrenzte Zeit. Dabei wird der Wurzelkanal mit feinen Instrumenten und desinfizierenden Spülungen gereinigt und anschließend mit Naturkautschuk und einer Füllpaste bakteriendicht verschlossen. Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt: „Sind die Zähne bereits massiv geschädigt, so macht auch eine Wurzelkanalbehandlung keinen Sinn mehr“, so Dr. med. dent. Julia Thome, spezialisierte Zahnärztin (Endodontologin) des Kölner „Carree Dental“. Empfindliche Zähne Viele Menschen spüren vor allem beim Trinken kalter oder heißer Getränke schmerzhaft, dass sie unter empfindlichen Zähnen leiden. Der Grund dafür: Mit zunehmendem Alter bildet sich das Zahnfleisch durch falsche Putztechnik oder Parodontitis zurück und die Zahnhälse liegen frei. Chemische oder thermische Reize haben es da leicht, über die Dentinkanälchen an den Zahnnerv zu gelangen. Bewährt haben sich Spezialzahnpasten und spezielle Zahnlösungen. Mit diesen lassen sich offene Dentinkanälchen verschließen und die Beschwerden beseitigen oder zumindest erheblich lindern. Empfehlenswert sind zudem weiche Zahnbürsten sowie spezielle Zahnpasten, die nicht zu sehr scheuern. Nasennebenhöhlenentzündungen Zahnweh kann auch durch chronische Entzündungen entstehen. Nasennebenhöhlenentzündungen können so auch eine Ursache für Zahnschmerzen sein. Meist kommen eine verstopfte Nase, Schnupfen, Mattigkeit und ein Druckgefühl an Stirn und Wangenknochen hinzu. Eine Sinusitis, so der medizinische Fachbegriff, tritt vermehrt in Verbindung mit Erkältungen oder Allergien auf. Durch den Schnupfen schwellen die Schleimhäute in den Nasennebenhöhlen an und die Öffnungen zur Nase werden eingeengt. Wohltuend wirken salzhaltige Nasenduschen oder Spülungen mit Salzlösungen. Sie reinigen die Schleimhaut von Sekret und Verunreinigungen und führen dadurch zum Abschwellen der Schleimhäute. Das Inhalieren mit Kamilledämpfen wirkt entzündungshemmend und sorgt zusätzlich für eine freie Nase. GMA April/Mai 2014 www.baden-medien.de Parodontitis Hinter Zahnschmerzen verbirgt sich häufig auch Parodontitis. Mögliche Ursachen reichen von schlechter Mundhygiene über Rauchen bis hin zur genetischen Prädisposition und Allgemeinerkrankungen. Die chronische Entzündung des Zahnfleischs schadet langfristig dem gesamten Zahnhalteapparat inklusive Kieferknochen. Betroffen sind fast ausschließlich Menschen über 35. Alarmzeichen sind Rötungen und Schwellungen des Zahnfleischs sowie blutendes Zahnfleisch beim Zähneputzen. „Dies spricht fast immer für eine Entzündung des Zahnfleischs (Gingivitis) oder Zahnhalteapparates (Parodontitis)“, erläutert Zahnarzt Stephan Pratsch, Experte für Parodontitisbehandlungen. Lautet die Diagnose Parodontitis, so entfernt der Zahnarzt zunächst die schädlichen Zahnbeläge (Plaque) und reinigt dann die Zahnfleischtaschen. Ein grundsätzliches Problem liegt in der frühzeitigen Diagnose: „Kommt der Patient nicht regelmäßig zur Vorsorge, so wird die Parodontitis durch ihren langsamen und schleichenden Verlauf oft erst sehr spät erkannt“, warnt Zahnarzt Pratsch. Karies oder Zahnfäule Häufigster Auslöser für Zahnschmerz ist Karies oder Zahnfäule, wie diese Erkrankung auch genannt wird. Durch Bakterien in der Mundhöhle wird Zucker, den wir mit der Nahrung aufnehmen, in schädliche Säure verwandelt. Diese zerstört den schützenden Zahnschmelz. Hier hilft nur regelmäßiges Zähneputzen und eine gesunde Ernährung: Wichtig sind zudem halbjährliche Kontrollen und Sensibilitätsprüfungen (Kältepray), um Kariesbildung im Anfangsstadium zu erkennen und zu beseitigen. Wenn das Herz Zahnschmerzen auslöst In äußerst seltenen Fällen sind heftige Zahnschmerzen Vorboten eines Herzinfarkts. Enge im Brustkorb, Atemnot und starke Schmerzen, die bis in den Unterkiefer, in die linke Schulter oder den linken Arm strahlen, können weitere Symptome dafür sein. Bei den genannten Alarmzeichen immer sofort den Notarzt alarmieren. Glücklicherweise stehen Zahnschmerzen äußerst selten in Zusammenhang mit einer Herzerkrankung. „In der Regel sind Defekte an den Zähnen Schuld an den Beschwerden“, betont Dr. med. dent. Jochen H. Schmidt, leitender Zahnarzt und Implantologe des Carree Dental. Der Verlust eines einzigen Zahns oder eine Fehlstellung der Zähne kann dabei nicht nur heftige Zahnschmerzen auslösen, sondern darüber hinaus „weit reichende Folgen für die gesamte Körperstatik und den menschlichen Organismus haben. Möglich sind Kopf-, Nacken-, Ohren- oder Gelenkschmerzen, aber auch Schwindel und Tinitus sowie Blockierungen der Halswirbelsäule.“ Experten sprechen in diesen Fällen von einer CranioMandibulären-Dysfunktion (CMD). Was letztendlich Auslöser der Zahnschmerzen ist – sei es eine CMD, ein Loch im Zahn, Erkältungskrankheiten oder eventuell eine ausstrahlende Migräne – kann nur der Zahnarzt klären. Dank einer gezielten Behandlung verschwinden die Beschwerden in der Regel schnell – und Schlimmeres wird gegebenenfalls verhindert. M Text: Redaktion/Textquelle: Pressebüro Brenneke, Köln 53