. "Entscheidend ist die gute Diagnose, damit das Übel an der Wurzel gepackt wird." Interview mit Dr. Mira Dorcsi-Ulrich, Kinderärztin / Homöopathie, München (März 2006) Lassen sich Hautkrankheiten homöopathisch auch selbst behandeln? Entscheidend bei allen Hautkrankheiten ist eine gute Diagnose durch einen erfahrenen Arzt. Vor allem muss die Ursache der Erkrankung geklärt werden, damit das Übel an der Wurzel gepackt und richtig behandelt werden kann. Selbst für einen Arzt mit langjähriger Erfahrung ist es schwer, jede Hautkrankheit eindeutig zu diagnostizieren. Bei weniger erfahrenen Personen kann die Behandlung mit einem großen Risiko verbunden sein. Wir gehen ja auch nicht in den Wald, um nach essbaren Pilzen zu suchen, wenn wir keine fundierten Kenntnisse über Pilze haben, sondern lassen uns von Fachleuten beraten. Hautkrankheiten können sich sehr vielfältig äußern und sind schwierig zu diagnostizieren. Wie gehen Sie vor? In unserer Zeit gibt es viele negative Faktoren, die sich stark auf Hautkrankheiten auswirken: Unsere Nahrung enthält chemische Stoffe wie Farbstoffe, künstliche Aromen, Geschmacksverstärker etc. Unsere Kleidung besteht aus chemischen Materialien, die nicht jeder verträgt. Ganz zu schweigen von der zunehmenden Luftverschmutzung durch Chemie Schadstoffausdünstungen und Rauchen. Selbst die Muttermilch hat heute bis zu 300 fettlösliche Toxine, wie die Süddeutsche Zeitung 2005 schrieb. Hinzu kommen die Nebenwirkungen einiger allopathischer Medikamente sowie Alkohol, Nikotin oder härtere Drogen wie Haschisch, Kokain, LSD etc. Die Suche nach der Ursache steht für mich an erster Stelle, egal ob sie umweltbedingt ist, durch eine Infektion (mit oder ohne Fieber) oder durch eine bekannte oder unbekannte Stoffwechselerkrankung ausgelöst wurde. Eine Krankheit kann der Patient selbst zu behandeln versuchen: die Hautrötung. Tritt eine Hautveränderung mit Rötung ohne Fieber und ohne Krankheitsgefühl und Schmerzen auf, kann der Patient nach 1-2 Tagen einen Therapieversuch durchführen mit Okoubaka C12, einer westafrikanischen Rinde, die eine entgiftende Wirkung im Sinn der homöopathischen Regulation einleitet. Stellt sich jedoch keine deutliche Linderung ein, muss ein Arzt aufgesucht werden. Plötzlich auftretende juckende oder auch nicht juckende Hautrötungen im Kindesalter, besonders mit Fieber verbunden, müssen unbedingt dem Kinderarzt gezeigt werden, damit er eine Diagnose stellen und, wenn möglich, eine homöopathische Behandlung einleiten kann. Bei Hautveränderungen, die ihre Farbe und Ausdehnung in kurzer Zeit wechseln, wie Blutschwämme im Kindesalter oder Leberflecken im Erwachsenenalter, sollte neben dem behandelnden homöopathischen Arzt unbedingt ein Facharzt für Dermatologie hinzugezogen werden. Langsame, über Tage oder Wochen oder gar Jahre auftretende chronische Hautveränderungen mit Rötung, Jucken, Krusten, Pusteln, Einrissen, mit und ohne Schmerzen, sollten unbedingt von einem Arzt diagnostiziert und dann von einem Homöopathen behandelt werden. Das bedeutet, Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Psoriasis gehören in die Hände von einem erfahrenen homöopathischen Arzt. Wir erfassen die Phänomene der kranken Haut mit unseren fünf Sinnen. Dann setzen wir das ärztlich diagnostische Wissen ein, das wir über die klinische Erfahrung erworben haben. Die kranke Haut ist dann wie ein Mosaikstein eines Menschen, der ein besonderes Strickmuster hat. Dieses Strickmuster ist die Konstitution des einzelnen Menschen. Um zu heilen, suchen wir für den kranken Menschen das homöopathische Konstitutionsmittel. Das geschieht über sein körperliches Aussehen, über seinen geistigen Zustand und seine Gefühle im emotionalen Bereich sowie über seine Krankheitsgeschichte. Das passende Konstitutionsmittel leitet die Heilung z.B. der Haut ein. Wenn es während einer homöopathischen Behandlung plötzlich zu einem Hautausschlag kommt, was ist dann passiert? Bekanntlich gibt es bei chronischen Krankheiten Gesetze des Körpers. So lässt sich beispielsweise die chronische Krankheit Asthma bronchiale oft nur mit der Folge eines Hautausschlags heilen. Der Homöopath Konstantin Hering (1800-1880) hat es in seinem Heringschen Gesetzt so formuliert: 1.Heilung von oben nach unten, 2.Heilung von innen nach außen, 3.Heilung in der umgekehrten Reihenfolge des Auftretens der Krankheitssymptome. Welches sind die häufigsten homöopathischen Arzneien bei Hauterkrankungen? Eine der häufigsten Diagnosen in meiner Praxis ist die Neurodermitis bei Babys und Kindern. Dabei fällt auf, dass die Eltern oft schon allergischer sind als die Großeltern. Die begründete Sorge der Eltern ist daher, dass bei ihren Kindern die allergische Bereitschaft noch stärker auftritt. Bei einem allergischen Elternanteil, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind an einer Allergie erkrankt, 20 %. Sind beide Eltern allergisch belastet, ist die Wahrscheinlichkeit einer allergischen Erkrankung 40 % (Bayerisches Ärzteblatt 10/2005). Wird ein Kind in meiner Praxis mit Okoubaka C12 vorbehandelt, kommt es oft zu einer Ausleitung von Schadsubstanzen des Patienten, so dass wir dann die konstitutionelle Behandlung anschließen können. Hier bildet die Gruppe von Kalzium-Salzen - Calcium carbonicum, Calcium phosphoricum und Calcium fluoricum - einen Schwerpunkt. Aber auch die Gruppe der Schlangengifte - wie Naja tripudians, Lachesis muta, Vipera berus und Elaps corallinus - wird in meiner Praxis im Rahmen einer konstitutionellen Behandlung eingesetzt. Kleine Kinder sind aufgrund ihres geringeren Alters weniger mit Umweltschadstoffen belastet als Erwachsene. Das heißt, sie lassen sich mit homöopathischen Arzneien oft schneller und erfolgreicher behandeln als ältere Kinder oder Erwachsene. Zusammenfassend kann man sagen: Bei Hauterkrankungen sind anfangs Diagnose und Ursachenforschung wichtig. Dadurch kann eine individuelle Diätberatung stattfinden und dann eine homöopathische Therapie eingeleitet werden. Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich