2005 - Innsbruck, Tirol

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Protokoll zur Tagung der Bundes-ARGE Psychologie und Philosophie in
Klagenfurt
Beginn: 19. 10. 2006 14:00 Uhr
Ende: 20. 10. 2006 14:00 Uhr
Anwesend: Dr. Karl Lahmer (Salzburg), Mag. Roland Luft (Oberösterreich), Mag. Edeltraud
Mathis (Vorarlberg), Mag. Josef Neuwirth (Wien), Mag. Dr. Bruno Posod (Kärnten), Mag.
Gerhard Prade (Steiermark), Mag. Herwig Ritthammer (Burgenland), Mag. Dr. Johann Urach
(Niederösterreich)
Entschuldigt: Dr. Alois Wechselberger (Tirol)
Referent: Mag. Franz Pöll (Wien)
Leitung und Protokollführung: Mag. Dr. Bruno Posod
Tagesordnung:
1 Internationale Philosophieolympiade
2 Strukturreform der Bundes-ARGE PuP
3 Wahlpflichtfach PPP
4 Pädagogische Hochschule
5 Betreuungslehrer-Thematik
6 Fortbildungsveranstaltungen
7 Allfälliges
1
Internationale Philosophieolympiade
Mag. Franz Pöll referiert über die nationale Genese der Veranstaltung „Philosophisches
Essayschreiben“ als österreichweites Auswahlverfahren zur Beschickung der „Internationalen
Philosophieolympiade“: 400 SchülerInnen, 66 LehrerInnen meldeten sich im vergangenen
Schuljahr zu dieser ersten Veranstaltung an. Nach der Auswahl der besten Arbeiten in den
einzelnen Bundesländern (in Oö, Nö, Ktn, Szbg wurden informell Beurteilungsteams von
zwei bis vier PuP-LehrerInnen gebildet) nahmen am nationalen Bewerb in Wien 22
SchülerInnen teil, die von 22 LehrerInnen begleitet wurden. Aus größeren Bundesländern
wurden drei, aus kleineren zwei SchülerInnen eingeladen.
Ausgehend von Erfahrungsberichten einiger LehrerInnen werden in der Sitzung verschiedene
Probleme, die im Zusammenhang mit dem „Philosophischen Essayschreiben“ aufgetreten
sind, kritisch reflektiert. Wichtige Verbesserungsvorschläge wären, dass in Hinkunft bei der
Themenfestlegung weniger Zitate prominenter Philosophen gewählt werden sollten, da
hiermit möglicherweise eine Vorentscheidung hinsichtlich der Beurteilung getroffen wird,
und dass die Themen von einer unabhängigen Jury gestellt werden. Außerdem sollten
ausnahmslos alle SchülerInnen, die beim Bundeswettbewerb teilnehmen, vorher die
Landesausscheidungen absolviert haben.
Als größtes Problem, das demnächst gelöst werden muss, wird von allen Anwesenden
gesehen, dass fast alle BeurteilerInnen unentgeltlich gearbeitet haben. Ausgenommen war
lediglich die ARGE-Leitung Vbg, der 20 Werteinheiten für die Vorbereitungsarbeit (inklusive
Beurteilung) zur Verfügung standen. Adressaten für die Problemlösung wären die jeweiligen
Landesschulräte.
Kollegen Pöll wird für die sehr gute Organisation gedankt. Alle ARGE-LeiterInnen sind sich
dahingehend einig, dass dieser erste bundesweite Versuch des „Philosophischen
Essayschreibens“ als Erfolg gewertet werden kann. Es gab mehrere Berichte in den Medien.
Das Bildungsministerium ist laut Kollegen Pöll mit der Veranstaltung zufrieden und hat alles
bezahlt, was durch den Sponsor „Generali“ nicht abgedeckt war. Die beiden besten
österreichischen Schüler haben an der „Internationalen Philosophieolympiade“ (diesmal in
Süditalien) teilgenommen und unter 37 TeilnehmerInnen den fünften und sechsten Platz
belegt. Einer der beiden Schüler konnte nur mit Sponsorgeld teilnehmen, da das
Bildungsministerium seine Teilnahme nicht bezahlen wollte. Der diesjährige Sieger stammt
aus der Türkei, Platz zwei ging an Polen, Platz drei an Finnland.
Einstimmiger Beschluss: Die Beurteilungsarbeit der LehrerInnen in den einzelnen
Bundesländern muss zumindest in naher Zukunft abgegolten werden. Begabtenförderung
muss etwas wert sein. In Oö wird im Herbst 2007 ein Bundesseminar zum „Philosophischen
Essayschreiben“ angeboten; die ARGE-LeiterInnen machen bei ihren Veranstaltungen auf
dieses Seminar aufmerksam.
2
Strukturreform der Bundes-ARGE PuP
Das Ziel dieser Reform ist die Erhöhung der Außenwirkung der Bundes-ARGE PuP. Hierzu
müsste die Kommunikation der ARGE-LeiterInnen untereinander verbessert werden und eine
Funktionsaufteilung erfolgen: ein Koordinator, ein Verwalter der Homepage, ein Lobbyist
müssten bestellt werden. Der Koordinator fungiert als Sprecher der Bundes-ARGE PuP nach
innen und außen; er wird auf drei Jahre bestellt und sorgt u. a. für die Aufrechterhaltung der
Kommunikation zwischen den ARGE-LeiterInnen während des Jahres, also von einer
Bundes-ARGE-Sitzung zur nächsten. Der Homepage-Verwalter ist mit der Erweiterung und
Aktualisierung der Homepage betraut. Ein Lobbyist trägt die Anliegen der Bundes-ARGE
PuP in informellen Gesprächen den zuständigen Stellen in Wien vor.
Einstimmiger Beschluss: Als Koordinator wird Mag. Gerhard Prade (PuP-ARGE-Leiter in der
Stmk) bestellt. Er wird ein Statut ausarbeiten. Lobbying betreibt Mag. Josef Neuwirth (PuPARGE-Leiter in W). Für die Homepage ist Mag. Roland Luft (PuP-ARGE-Leiter in Oö)
zuständig. Die vorläufige Adresse lautet: http://pup.pytalhost.com
3
Wahlpflichtfach PPP
3.1
Rückgang der SchülerInnenzahlen
Die SchülerInnenzahlen nehmen deutlich ab. Der ARGE-Leiter aus Kärnten präsentiert eine
Statistik des LSI Kärnten, aus der hervorgeht, dass die SchülerInnenzahlen von 2002 auf 2006
um ca. 25 Prozent zurückgegangen sind. Dieser Rückgang ist verglichen mit anderen
Bundesländern noch relativ gering ausgefallen. Aus der Kärntner Statistik geht auch hervor,
dass die SchülerInnenzahl im Schuljahr 2004/05, also im Jahr der Stundenkürzung des
Wahlpflichtfachkontingents um zwei Stunden, besonders deutlich abgenommen hat (minus 40
Prozent). Obwohl mehrere Gründe für diesen Rückgang, der in etwa dem Bundestrend
entspricht, angeführt werden, scheint der Hauptgrund nach Meinung der Bundes-ARGE PuP
in der Stundenkürzung zu liegen.
3. 2
Vertiefende Schwerpunktprüfung (Regelunterricht PuP plus WPF PPP)
Die ARGE-Leiterin für Vbg bemängelt, dass SchülerInnen, die das WPF PPP nur ein Jahr
besucht haben und sich für eine Schwerpunktsetzung in diesem Bereich entscheiden, bei der
Reifeprüfung Vorteile haben gegenüber jenen, die diesen Gegenstand zwei Jahre lang
konsumiert haben. Es müsse gegengesteuert werden. Sie fordert, dass alle SchülerInnen
Prüfungsfragen aus gleich vielen Themenfeldern bekommen. Das wird an verschiedenen
Schulen in Wien, Burgenland und Oberösterreich schon so gehandhabt. Mag. Neuwirth
(ARGE-Leitung W) löst das Problem so, dass Prüflinge, die das WPF PPP nur für ein Jahr
gewählt haben, nur dann zur Schwerpunktprüfung antreten können, wenn sie eine
Philosophie-Überbuchung als Freifach vornehmen. Mag. Dr. Urach (ARGE-Leitung Nö) zieht
Philosophie-Themen in die siebente Klasse vor und versucht auf diese Weise ausgleichend zu
wirken.
Einstimmiger Beschluss: Eine faire Stoffverteilung bei der vertiefenden Schwerpunktprüfung
muss stattfinden, um ungleiche Anforderungen zu beseitigen.
4
Pädagogische Hochschulen
Alle ARGE-Leiter beklagen diesbezüglich ein hohes Informationsdefizit. Niemand in der
Sitzung besitzt konkrete Informationen. Gerade deswegen erscheint es allen ARGELeiterInnen wichtig zu Beschlüssen zu kommen, um Positionierungen vorzunehmen.
Folgende Beschlüsse werden einstimmig gefasst:
5

Die Organisation der LehrerInnenfortbildung in den Bereichen AHS und BHS muss
weiterhin durch ARGE-LeiterInnen in Kooperation mit den Landesschulräten und
Universitäten erfolgen

Die Fortbildungsveranstaltungen müssen von den DirektorInnen unterstützt und
dürfen nicht auf Grund von organisatorischen Problemen torpediert werden

Die den Pädagogischen Hochschulen zugewiesenen finanziellen Mittel für die
LehrerInnenfortbildung im Bereich PuP müssen weiterhin den ARGE PuP zu Gute
kommen.
BetreuungslehrerInnen- Thematik
Es wird auf das Problem der verkürzten Unterrichtszeit des Betreuungslehrers durch die
SchulpraktikantInnen hingewiesen: Wenn ein Lehrer z. B. nur in einer Klasse PuP unterrichtet
und vier Schulpraktikanten zu betreuen hat, die in der Übungsphase je fünf Stunden
unterrichten müssen, macht das in Summe zwanzig Unterrichtsstunden. Das bedeutet, dass bei
im Schnitt sechzig Unterrichtsstunden pro Schuljahr dem Lehrer ein Drittel der
Unterrichtszeit verloren geht. Darunter kann die Unterrichtsqualität empfindlich leiden.
Dennoch wird folgender einstimmiger Beschluss gefasst: Die PuP-ARGE-LeiterInnen sollen
anregen, dass LehrerkollegInnen sich als BetreuungslehrerInnen für das Schulpraktikum
melden, da es z. B. in Wien diesbezüglich einen dramatischen Mangel gibt.
6
Fortbildungsveranstaltungen
Die
anwesenden
ARGE-LeiterInnen
referieren
Fortbildungsveranstaltungen im vergangenen Schuljahr.
über
die
durchgeführten
Stmk: eine Veranstaltung im Umfang von insgesamt drei Halbtagen und ein
FachkoordinatorInnentag
 Medienphilosophie (Referent: Univ. Prof. Dr. (?) Frank Hartmann)
 Legasthenie (Referent: Dr. Glavic)
Ktn: zwei Ganztagsveranstaltungen
 Kognitionspsychologie (Referent: Mag. Bartosz Gula)
 Ethnopsychoanalyse (Referent: Univ. Prof. Dr. Gerhard Kubik)
Szbg: vier Halbtagsveranstaltungen an zwei Tagen
 Neuer Lehrplan und Philosophie-Olympiade (Referent: Dr. Karl Lahmer; Vormittag)
 Ästhetik mit Univ. Prof. Dr. Otto Neumaier (Nachmittag)
 Philosophische Praxis mit Dr.Günther Wizany (Vormittag)
 Besuch des Gerichts – Jugendgericht – Verhandlung – Gespräch mit einem
Jugendrichter (Nachmittag)
Oö: Eine Ganztags-, zwei zweitägige Veranstaltungen (eine Übernachtung)
 Humor im Klassenzimmer - Schwerpunkt „Standards“ (Referentinnen: Mag. Inge
Patsch, Mag. Silvia Plasser)
 Philosophieren mit Kindern (Referentin: Dr. Dr. hc Daniela Carnhy)
 Freud ohne Grenzen – Interkulturelle Psychoanalyse (Referent: Univ. Prof. Dr.
Gerhard Kubik)
Vbg: Eine eineinhalb-, drei ganz-, eine halbtägige Veranstaltung
 Jeweils ein Werkstattgespräch ohne ReferentIn (Themen: Filme im PuP-Unterricht;
Lehrplan; Philosophie-Olympiade; Methoden im Philosophie-Unterricht)
 Stressbewältigung und Burnout-Prävention (Referentin: MMag. Nicole Bickel)
 Wurzeln und Hintergründe europäischer Welt- und Menschenbilder in der
griechischen Philosophie (Referent: Dr. Manfred Schlapp)
 Umgang mit Sterben und Tod – Palliativstation Hohenems und Hospizbewegung in
Vorarlberg (Referent: DAS Karl Bitschnau)
 Kinder- und Jugendpsychiatrie (Referentin: Dr. Maria Veraar)
Nö: Eine zweitägige Veranstaltung
 Rationalismus und Empirismus: Descartes – Locke, Berkeley, Hume (Referent:
Univ.Lekt. Mag. Dr. Friedrich Mühlöcker)



Kants Kritik der reinen Vernunft – Fußnoten zur Relevanz des
transzendentalphilosophischen Ansatzes für die moderne Wissenschaft (Referent:
Univ.Lekt. Mag. Dr. Bernhard Hölzl)
Neurobiologie der Wahrnehmung: „Vom Reiz zum Erleben: Rezeptoren – afferente
Bahnen – kortikale Felder“, „Neurobiologische Modelle der Perzeption“, „Der Blick
ins Gehirn – Bildgebende Verfahren in der Wahrnehmungsforschung“, „Psychophysik
– Die Messbarkeit des Erlebens“ (Referent: Univ.Prof. Dr. Giselher Guttmann)
Psychologische Grundlagen: „Lernprozesse in der Wahrnehmung“, „Die
Wahrnehmung von Farbe, Form, Raum und Bewegung“, „Schallforschung: Ton –
Klang – Geräusch“, „Angewandte Psychoakustik: Lärmforschung“, „Ästhetische
Bewertungen“ (Referent: Univ. Prof. Dr. Giselher Guttmann)
Bgld: Zwei Ganztagsveranstaltungen
 Aktuelle Entwicklungen der klinischen Psychologie - Teil 1: Essstörungen,
Depressionen, Angststörungen (Referentin: Mag. Heidi-Nicole Reindl)
 Philosophische Aspekte der Aufmerksamkeit (Referent: Mag. Klaus Ratschiller. - Das
Seminar wurde wegen mangelnder TeilnehmerInnenzahl abgesagt)
W: Im vergangenen Schuljahr wurden keine Veranstaltungen angeboten.
7
Allfälliges
Unter diesem Tagesordnungspunkt werden die ergänzende Schwerpunktprüfung und der neue
PuP-Lehrplan zum Thema.
7. 1
Ergänzende Schwerpunktprüfung
Die ARGE-Leiterin für Vbg lehnt diesen Prüfungsmodus ab. Der ARGE-Leiter für Stmk
informiert, dass vom LSR Stmk ein Leitfaden zur ergänzenden Schwerpunktprüfung erstellt
wird. Empfehlung: Der Lehrer/die Lehrerin muss/soll selbst entscheiden, ob er sich diese Art
von Prüfung zutraut.
7. 2
Der neue PuP-Lehrplan
Alle anwesenden ARGE-LeiterInnen sehen einen Widerspruch zwischen den Vorschriften
hinsichtlich der Bildungs- und Lehraufgabe sowie der didaktischen Grundsätze, die von allen
als sehr wichtig eingestuft werden, und der Festlegung verbindlicher Kernbereiche. Der
ARGE-Leiter für Ktn betont, dass sich besonders die Philosophie nicht dauerhaft auf solche
Kernbereiche festlegen lässt. Alle anwesenden ARGE-LeiterInnen favorisieren das
prozessorientierte Philosophieren, das in der Bildungs- und Lehraufgabe ausdrücklich
vorgeschrieben ist. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass diese Kernbereiche nicht
individuell und je nach Situation erweitert werden dürfen bzw. der eine oder andere
vorgeschriebene Lerninhalt weggelassen werden darf, wird dieses Philosophieren genau
dadurch behindert, vielleicht sogar unterdrückt, wie besonders die ARGE-LeiterInnen für Ktn
und Vbg betonen, da dessen Richtungen nie im Voraus festlegbar sind. Demgegenüber vertritt
der ARGE-Leiter aus Sbg. die Ansicht, dass zwar die Vorgaben im Abschnitt Lehrstoff
verbindlich umzusetzen seien (so steht es auch im Gesetz – Anm. des Protokollführers),
jedoch seien Gewichtungen und Ergänzungen nach wie vor möglich und gewünscht. Die
Gewichtung und die konkrete Umsetzung der Vorgaben oblägen alleine den LehrerInnen und
würden somit eine flexible Anwendung ermöglichen. Prozessorientiertes Philosophieren
werde durch den neuen Lehrplan nicht behindert. - Die Frage nach einer individuellen und
situationsabhängigen Erweiterung oder Reduzierung des vorgeschriebenen Lehrstoffs wird
also unterschiedlich beantwortet.
Mag. Dr. Bruno Posod
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