ZP_04_sirona 06.08.2012 14:04 Uhr Seite 100 Anwenderbericht Kariesexkavation: Mehr Sicherheit in Pulpanähe Wolfgang Buchalla Jede tiefe Karies birgt in sich die Gefahr von Pulpaschäden, auch durch eine ungewollte Perforation der hauchdünnen Hartsubstanzbarriere. Mit dem seit kurzem erhältlichen SIROInspect von Sirona kann die Karies während der Exkavation besser identifiziert und gezielt entfernt werden. Der Autor berichtet über seine Erfahrungen mit dem von ihm mitentwickelten System zur Kariesdetektion während der Exkavation. U m Karies zu detektieren, setzten viele Zahnärzte während der Exkavation bislang eine Sonde oder Einfärbemittel ein. Beide Methoden sind zwar etabliert, haben aber nur eine begrenzte Aussagekraft. Eine Sonde beispielsweise liefert nur punktuelle Informationen über die Härte des Zahns und damit nur eine begrenzt verwertbare Entscheidungsgrundlage für die Frage, ob noch zu entfernende Karies vorhanden ist oder nicht. Zwar entsteht Demineralisierung durch den mikrobiellen Befall, allerdings ist die Erweichung oft weiter vorangeschritten als die Ausbreitung der Bakterien. In der Folge werden deshalb fälschlicherweise oft auch bakterienfreie Bereiche entfernt. Ähnliches kann auch beim Einsatz von Einfärbemitteln geschehen, die an denaturiertes Kollagen anbinden und Porositäten füllen. Dadurch werden auch bakterienfreie und hypermineralisierte Areale teilweise angefärbt, insbesondere nahe der Pulpa. Somit läuft man Gefahr, die Pulpa durch Überexkavation ungewollt zu eröffnen. Sirona hat nun ein System auf den Markt gebracht, das sich die Fluoreszenzeigenschaft von Zähnen zunutze macht. Grundlage des SIROInspect ist die sogenannte FACE®-Technologie („Fluorescence Aided Caries Excavation“). Strahlt man Zähne mit Licht im Bereich von 405 Nanometer (violettes Licht) an, leuchten bakteriell infizierte Bereiche rot, bakterienfreies, gesundes Zahnhartgewebe dagegen grün. Auslöser für die Rotfärbung sind Porphyrin-Verbindungen, die von stoffwechselaktiven Bakterien synthetisiert werden. Diese rot fluoreszierenden Verbindungen sind in der kariösen Zahnhartsubstanz natürlicherweise vor- Abb. 1a u. b: Mit SIROInspect sieht der Zahnarzt deutlich auf den ersten Blick, welche Bereiche kariös sind und welche nicht. 100 ZAHN PRAX 15, 4, 000–000 (2012) ZP_04_sirona 06.08.2012 14:04 Uhr Seite 101 Anwenderbericht handen. Bei FACE® kommen also keine Farbstoffe zum Einsatz. Anwender des SIROInspect erhalten nach der Eröffnung der Zugangskavität einen genauen Überblick, wie weit sich die Karies ausgedehnt hat. Mithilfe des Lichtgriffels kann man nahezu den kompletten Zahnbereich anleuchten und deshalb auch Informationen über periphere Bereiche erhalten. Es ist trennscharf erkennbar, wo sich infiziertes Dentin befindet. Damit lässt sich eine gut fundierte Entscheidung treffen, ob das Risiko einzugehen ist, die Pulpa zu eröffnen. Mit SIROInspect haben Zahnärzte jedenfalls ein Instrument zur Qualitätssicherung an der Hand, das sie bei der Entscheidung unterstützt. Mit der Markteinführung des SIROInspect wurde eine konsequent verfolgte Idee nun konkret in die Praxis umgesetzt. Vor zwölf Jahren begann ich während eines Forschungsaufenthaltes am Oral Health Research Institute in Indianapolis/USA, mich mit den Fluoreszenzeigenschaften von Zähnen zu beschäftigen. Wie bei allen Neuentwicklungen gibt es natürlich auch bei SIROInspect Aspekte, die noch optimierbar erscheinen: Gewöhnungsbedürftig war zunächst das Absetzen der Filterbrille nach dem Detektieren von Karies. Kollegen, die den SIROInspect ebenfalls in der Erprobung hatten, behielten die Filterbrille auch bei der Exkavation auf. Dabei stellte sich heraus, ZAHN PRAX 15, 4, 000–000 (2012) Abb. 2: SIROInspect macht die Behandlung von Karies schnell, sicher und einfach. dass es eine gute Lösung sein kann, wenn die Zahnarzthelferin den Zahn beleuchtet. Auf diese Weise lässt sich das Entfernen des bakteriell infizierten Dentins direkt kontrollieren. PROF. DR. WOLFGANG BUCHALLA Leiter Bereich Kariologie, Universität Zürich Klinik für Präventivzahnmedizin, Parodontologie und Kariologie Plattenstrasse 11, CH-8032 Zürich 101