MATTHIAS EBECKE Junge Union Leichlingen z.H. Jörg Skorpil Bahnhofstr. Leichlingen . März Lieber Jörg, liebe Junge Union Leichlingen, vielen Dank für euren Brief und eure Fragen. Diese geben mir die Gelegenheit, etwas ausführlicher meine Positionen darzustellen und vor allem zu begründen, als das offensichtlich in den wenigen veröffentlichten Zeilen eines fast einstündigen Interviews mit einem Journalisten der Rheinischen Post gelungen ist. Im Kern kritisiert ihr meine „unverkrampfte“ Haltung zur Partei Die Linke sowie meine Haltung zu einer möglichen Zusammenarbeit meiner Partei mit derselben. Im Betreff fragt ihr, ob ich auf dem linken Auge blind sei. Darauf möchte ich wie folgt antworten: Zunächst einmal gilt es festzustellen, dass Die Linke wie jede andere Partei im politischen Wettbewerb mit der SPD steht und damit auch für mich grundsätzlich und in erster Linie politischer Gegner ist. Ganz im Gegenteil zur NPD und anderen verfassungsfeindlichen Parteien gibt es aber in der Bundesrepublik zu recht weder eine Diskussion zum Verbot der Linkspartei noch bestehen irgendwelche Zweifel an ihrer Demokratiefähigkeit. Deshalb muss ich eurer Forderung, es dürfe „keinerlei Zusammenarbeit demokratischer Parteien mit der Linkspartei geben“ vehement widersprechen. Denn mir scheint euren Argumenten dieser Position liegt erstens eine verengte historische, zweitens eine rein machtpolitische und drittens eine ideologische Bewertung in einem pseudo-moralisierenden Gewande zugrunde. Das beginnt damit, dass ihr „Pro NRW“ - eine krude, rechtsextremistische, lokale Verirrten-Organisation, die eng mit der NPD in Kontakt steht - auf die gleiche Stufe mit der Linkspartei stellt, die in fast dreiviertel aller Landesparlamente mit Fraktionsstatus vertreten ist. Abgesehen davon, ob die Linkspartei nun linksextrem ist, halte ich aber einen Vergleich von so genannten Linksextremen mit wirklichen Rechtsextremen für mehr als problematisch. Beide Phänomene bedürfen eigener Antworten. –2– 17. März 2008 Meine Irritationen setzen sich fort mit der Tatsache, dass im Osten Deutschlands zig Bürgermeister und Landräte der PDS mit Stimmen der CDU gewählt wurden und wohl weiter gewählt werden; inklusive einer inhaltlichen und gedeihlichen Zusammenarbeit (siehe Interview mit Wolfgang Thierse, Süddeutsche Zeitung vom ..). Es würde mich interessieren, vor dem Hintergrund eurer radikalen Forderung, keinerlei Zusammenarbeit mit der Linkspartei zu dulden, ob diese CDU-Fraktionsvorsitzenden auch Post von euch bekommen haben. Ist euch z.B. weiter bekannt, dass die ehemaligen Blockparteien in der DDR nach der Wende von eurer CDU mit offenen Armen empfangen wurden und eure ostdeutschen Landesverbände gründeten bzw. aufbauten, während sich die SPD weigerte, die anderen, damaligen Blockpartei-Mitglieder aufzunehmen? Falls nicht, empfehle ich in falscher Konsequenz einen weiteren Brandbrief an den ehemaligen CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl. Kurzum, ich verstehe die neuerliche Aufgeregtheit über eine Zusammenarbeit oder über Koalitionen mit der Linken seit der Hessenwahl nicht wirklich. Seit Jahren koalieren doch SPD und Linkspartei in der Regel lautlos in verschiedenen ostdeutschen Bundesländern. Mir scheint, dass der verengte Blicke der CDU auf die Geschichte der Linkspartei, die noch die SED zu verantworten hatte und der immerwährende Hinweis auf dieses schwere Erbe taktisch tabuisieren soll, mit dem Ziel von den aktuellen, politischen Inhalten Der Linken abzulenken. Doch genau hier muss der übliche Wettbewerb der SPD um die besseren und überzeugenderen Ideen einsetzen und die Keule des Antikommunismus’ im Sack bleiben. Diese Ausgrenzungsstrategie ist schon im Bundestagswahlkampf unter dem damaligen CDU-Generalsekretär Hinze gescheitert, der die PDS mit seiner Rote-Socken-Kampagne diffamierte und damit das Gegenteil erreichte. Die heutige Linkspartei ist nämlich nach fast zwanzig Jahren Wiedervereinigung genauso wenig „Mauerschützen-Partei“ oder alte SED wie die Christlich Demokratische Union trotz Ahlener Programm heute sozialistisch ist oder unter ihrem Kanzler Kiesinger als ehemaliges NSDAP-Mitglied gar jemals nationalsozialistisch war. Noch einmal und im Klartext: Die SPD lässt sich von niemand (und schon gar nicht von der Jungen Union Leichlingen) potentielle Koalitionspartner oder eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit anderen demokratischen Parteien vorschreiben oder verbieten. Der Sozialdemokratie kommt es nicht auf Farbenspielerei, sondern auf das Gestalten konkreter, sozial gerechter und moderner Politik für die Menschen an - am besten in Regierungen oder Fraktionen mit absoluter Mehrheit. Dafür will ich mich in Leichlingen und auch darüber hinaus im Rahmen meiner Möglichkeiten weiter engagieren. mit demokratischen Grüßen und beidermaßen gesundem, offenem linken wie rechten Auge, euer AM GOLDBERG 16 • 42799 LEICHLINGEN 02175/990315 • 02175/819106 • 0179/5990779 [email protected] • WWW.EBECKE.DE