040_AxT 8-09 Matten Ballenberg:Layout 1 - Forum

Werbung
40
Architektur & Technik 8-09
Haus Matten, Freilichtmuseum Ballenberg, Brienz/BE
Aussen wie eh und je, innen mit einem
frischen, doch denkmalpflegegerechten Einbau:
das Matten-Haus im Freilichtmuseum.
Innere Bedingungen
Der Holzbau ist eine Modulbauweise par excellence. Modular lässt sich auch die Erneuerung
realisieren – und handle es sich dabei um ein historisches Chalet im Freilichtmuseum Ballenberg.
Redaktion: Manuel Pestalozzi, Fotos: Lignatur
Begonnen hat die Geschichte des Hauses
im 16. Jahrhundert. Ein wohlhabender
Bauer und Viehhändler stellte es auf. Es
erhielt im Erd- und im Obergeschoss je
eine grosse und eine kleine Kammer. Im
kleineren Hinterhaus wurde die geräumige, bis unters Dach offene Rauchküche
mit drei Feuerstellen angeordnet. Ein ge-
strickter Blockbau hält das Haus zusammen, gedeckt ist es mit einem Schindeldach. Trotz aller Erneuerungen, An- und
Umbauten wollte ab 1956 niemand mehr
darin wohnen. 1977 gelangte das Haus
auf den Ballenberg.
Das Sanierungs-Projekt musste die Vorgaben der Denkmalpflege erfüllen. Obwohl
es weiterhin ein Museumsobjekt bleibt,
war die Bewohnbarkeit eine Bedingung.
Eine dem Architekten vorgegebene Musterfamilie, bestehend aus einem Ehepaar
mit zwei schulpflichtigen Kindern, muss
es hier permanent aushalten können. Die
Gestaltung sowohl des Gebäudes wie
auch der Innenausstattung hatte hohe
41
durchgehend im Raum, er geht an einspringenden Wandteilen in den alten
Blockbau über. An diesen Stellen entstanden Nischen für Gestelle und Sitzbänke. Der Blockbau hat einen grossen
Vorteil: Es braucht keine Latten und Bohrstellen für Täfer, die alte Substanz bleibt
unverletzt. Die Decken ruhen überall auf
den neuen, ins Haus hineingestellten
Wänden. Hier kommt auch der Vorteil der
angewendeten Kasten-Deckenelemente
von Lignatur im Sanierungsbereich zum
Tragen: das geringe Eigengewicht der Elemente erleichtert die Montage von Hand.
Dies schont die Originalsubstanz.
Bauphysikalisch astrein
Im Innern wirkt das Haus modern und lichtdurchflutet.
Qualität aufzuweisen, ohne abgehoben
und elitär zu wirken. In Bezug auf Ökologie, Energie und Technologie sollten die
notwendigen Eingriffe beispielhaft dem
neuesten Stand angepasst werden. Das
Gebäude verbleibt in dieser neuen Form
im Museum als Anschauungsobjekt für
Denkmalpflege, Architekten, Handwerker,
Baubehörden sowie Besitzer alter Häuser.
Innerer Blockbau
Nach einem Jahr Planungs- und Bauzeit
funktioniert nun alles: Das Denkmal ist
hergerichtet, mit laufendem Kalt- und
Warmwasser in Badezimmer und Küche
sowie einer Dusche im Keller; es ist angeschlossen an die Kanalisation und ans
Stromnetz. Das Zusammenspiel von Dämmung und Heizung funktioniert.
Ein hölzerner Blockbau im Innern ist der
Schlüssel zum pfleglichen Umgang mit
Struktur und Ausstattung. Man baute ein
Haus im Haus: Zehn Zentimeter dicke Tannenbalken wurden im Innenraum aufeinandergeschichtet und an den Ecken
verstrickt. Der neue Block steht nicht
Der Doppelblock war auch bauphysikalisch eine Herausforderung. Es musste
eine Lösung für das Kondenswasser zwischen der Konstruktion gefunden werden.
Der in das ursprüngliche Volumen gestellte neue Block liess Raum für eine gute
Dämmung. Man blies Zellulose- und Holzfasern ein. Von innen wurde das Haus
wind-, von aussen wasserdicht gemacht.
Auf Sperren und Anstriche verzichtete
man. Die im Dach eingesetzten LignaturSchalen- und Kastenelemente sind ebenfalls mit Holzfaserdämmung gefüllt. Mit
diesem Dämmkonzept liess sich der Minergie-Standard erreichen.
■
Architektur:
Patrick Thurston, Bern/BE
Holzingenieur:
Fritz Allenbach, Frutigen/BE
Holzbauer:
Wyler Holzbau AG, Brienz/BE
Kastenelemente:
Lignatur AG, Waldstatt/AR
Herunterladen