Wildbiologie: Der Fasan Mit stolzer Brust und aufgestellten Federohren S pätestens Mitte März überkommen die stolzen Fasanengockel Frühlingsgefühle. Mit Revierrufen und -kämpfen haben sie ihre Territorien abgegrenzt und einen Balzplatz auserkoren, den sie nun gegen Rivalen verteidigen müssen. Dabei springen die „Streithähne“ aufeinander zu, flattern hoch und versuchen sich zu treten. Auch den Sporn an den Hinterseiten der Ständer setzen sie gegen ihren Nebenbuhler ein. Ihre typischen Federohren haben sie aufgestellt, die signalroten Backenlappen sind geschwollen. Das wirkt: Junge Hähne ergreifen beim Erscheinen eines solchen „aufgeblasenen“‚ alten Hahnes oft ohne Kampf sofort die Flucht. Der Sieger versucht nun mit seinen typischen Balzrufen und durch imposantes Herumstolzieren die Hennen anzulocken. Leicht zu beeindrucken sind die „Damen“ allerdings nicht: Der „Platzhahn“ muss sich ganz schön ins Zeug legen, um innerhalb seines Harems zum Zug zu kommen. Die Weibchen haben ein unauffälliges, bräunlich gebän- dertes Tarngefieder und nur leicht verlängerte Schwanzfedern. Im Gegensatz zu den Männchen von Wachtel und Rebhuhn sind Fasanen polygam. Das heißt, jeder dominante Hahn versucht gleich mehrere Weibchen um sich zu scharen. Meist finden sich pro Hahn fünf bis sechs Hennen ein. Weibchen werden werbend umschwirrt Das Balzgehabe der Gockel zieht sich oft über den ganzen Tag hin. Die Weibchen werden dann werbend von ihm umschwirrt. Der Hahn stellt sich dabei seitlich zu seiner potentiellen Partnerin und umläuft sie mit gesenktem Haupt und aufgerichteten Federohren. Dieses Umschwirren kann sogar mehrere Tage oder Wochen dauern, bis die „Damen“ Bereitschaft zeigen und es zur Paarung kommt. Danach endet die Beziehung der beiden Partner abrupt. Die Henne sucht in der Nähe des Balzplatzes einen geeigneten Ort zum Nisten, bevorzugt in Hecken, Gestrüpp und hohem Gras an Waldrändern oder auch Bei der Balz stellt sich der Gockel seitlich zur Henne und umläuft sie mit gesenktem Haupt und aufgerichteten Federohren. 34 3/2012 in Ackerkulturen. Hat sie einen geeigneten Platz gefunden, scharrt sie mit den Füßen eine flache Erdmulde aus, die sie nur wenig auspolstert. Dort hinein legen die Fasanenhennen dann zwischen April und Juni bis zu 16 rundliche, beige bis hell olivfarbene Eier ab. Manche „leihen“ sich auch mal ein anderes Nest aus und legen dort ihre Eier hinein oder aber verstreuen sie einfach auf dem Boden. Es kann auch vorkommen, dass mehrere Hennen ihre Eier zusammen in einer Nestmulde ablegen. Besonders in der ersten Hälfte der Brutzeit reagiert die Henne sehr stark auf Störungen, so dass sie ihr Gelege mitunter wieder aufgibt. Dann kann es zu einem kleineren Nachgelege kommen. Die jungen Fasanen schlüpfen alle an einem Tag und verlassen alsbald das Nest. Die Küken bekommen wir nur sehr selten zu Gesicht, da sich die Henne mit ihrem Gesperre sehr vorsichtig im offenen Gelände bewegt. Die Jungvögel folgen nach dem Schlüpfen grundsätzlich der Mutter, ernähren sich aber bereits selbstständig von Insekten und deren Larven. Tierisches Eiweiß ist für sie in den ersten Tagen lebensnotwendig. Nach drei Wochen nehmen sie dann auch pflanzliche Nahrung zu sich. Im Alter von zwölf Tagen sind die Jungen flugfähig. Als selbstständig gelten sie aber erst im Alter von etwa zehn bis elf Wochen. Bis dahin haben sie von ihrer Mutter gelernt, wo sie etwas zu fressen finden und wie sie sich vor Feinden schützen können. Direkt vor Fressfeinden verteidigt werden die Küken von ihrer Mutter nicht. Aber die Henne versucht, ihre Jungen in die Deckung zu scheuchen, wenn sie einen Greifvogel erblickt. Bei vierbeinigen Beutegreifern versucht sie sogar unter Einsatz ihres Lebens von den Jungen abzulenken. Dieses Verhalten, das bei anderen Vogelarten auch zu sehen ist, nennt man Verleiten. Fotos: M. Nieveler/piclease In wenigen Tagen ist es wieder soweit: Die spektakuläre Balz des Fasans beginnt. Diplom-Biologin Dr. Claudia Gangl beschreibt das Schauspiel und gibt einen Einblick in die faszinierende Biologie des farbenprächtigen Hühnervogels. Fasane vertilgen Schadinsekten Fasane gelten als Allesfresser. Da sie auch eine große Menge an Schadinsekten vertilgen, sind sie auf landwirtschaftlichen Flächen sogar nützlich – obwohl sie an Kulturen manchmal Wildschaden anrichten können. Die Nahrung des Fasans variiert im Jahresverlauf. Während er außerhalb der Brutzeit vor allem Sämereien und Getreidekörner, Wurzeln, Beeren und Früchte aufnimmt, bevorzugen die Vögel zur Brutzeit tierische Nahrung wie Insekten und Würmer. Diese werden ganz nach Hühnerart ausgescharrt oder mit dem Schnabel ergriffen. Selbst Eidechsen, kleine Schlangen und Amphibien werden nicht verschmäht. Auch nestjunge Vögel bodenbrütender Arten und junge Mäuse können so erbeutet werden. Jungtiere sind im Gegensatz zu Altvögeln zwingend auf tierisches Eiweiß angewiesen. Die bevorzugten Aufenthaltsgebiete für die Vögel sind Felder, Wiesen und Brachflächen, die an Waldrändern, Hecken und Gewässern angrenzen. Ein idealer Fasanenwald ist ein lockerer Laubwald mit einigen Nadelbäumen und lichten, sonnigen Stellen, wo sich üppiges Strauchwerk und hoher Graswuchs am Boden bilden kann. Zur Brutzeit sucht der Fasan gerne freie Wiesen und Brachflächen auf, die Äsung und Deckung und die notwendige Insektennahrung für die Küken bieten. Für den Fasan – wie für jede andere Niederwildart auch – spielt die Höhe der Niederschläge eine große Rolle für die Zuwachsrate. Deshalb sollten Streifen in Brachflächen und Wildäckern vorhanden sein, die schnell von der Sonne getrocknet werden können. Hilfe durch Deckung und Notzeitfütterung Durch Rivalenkämpfe wird der „Platzhahn“ ausgemacht, der sich dann mit den Hennen paaren darf. Bei winterlicher Kälte rücken die Vögel eng zusammen und bilden so genannte Schlafgemeinschaften. Landwirtschaftliche Nutzpflanzen, wie verschiedene Getreidearten, Waldstaudenroggen, Senf, Sonnenblume, Raps, Süßlupine oder Hackfrüchte sind vor allem im Winterhalbjahr für den Fasan von großer Bedeu- tung, da sie reichlich Nahrungsquellen und gleichzeitig auch noch eine gute Deckung bieten. Durch eine Notzeitfütterung können wir Jäger Nahrungsengpässe ausgleichen – dies allein genügt freilich nicht, um die Bestände dieses faszinierenden Hühnervogels wieder ins Lot zu bringen. Obwohl die Tiere im Winter genügsamer sind und auch mit kleinflächigen Rückzugsräumen auskommen, hat die Vegetation im Winter anscheinend großen Einfluss auf die Überlebenschancen. Neben Deckung vor Beutegreifern muss sie auch Schutz vor der Witterung bieten. Zwischen April und Juni legen die Fasanenhennen bis zu 16 rundliche, beige bis hell olivfarbene Eier ab. 3/2012 35 Fotos: H.-J. Fünfstück/piclease, R. Dorn/piclease Mit rund einem Jahr erreichen die jungen Fasane die Geschlechtsreife und das ganze Spiel beginnt von Neuem. Der Hahn hat gegenüber seiner Familie keinerlei Pflichten mehr, verbleibt aber im Revier und übernimmt aufgrund seiner Wachsamkeit die Aufgabe des Wächters.