Oktober 2012 • Heft 5 • 20. Jahrgang Knack•Punkt Aktuelles für Multiplikatoren im Bereich Ernährung Schwerpunkt NN – NN Schwerpunkt Alles Geschmackssache? Geschmack lässt sich täuschen Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Lebensmittelkontrollen in NRW transparenter Gemüse frisch vom Dach Aktionen und Veranstaltungen Die Aktion „Joschi hat’s drauf. Nicht vergessen. Gutes Essen.” Neues aus Wissenschaft und Praxis Mitwiegen von Tauwasser bei nicht vollständig aufgetautem Fisch Lebensmittelkonsum als Gegenstand von Politik Mineralwasser darf sich „Bio” nennen Recht Alkoholfrei bedeutet nicht ‚frei von Alkohol’ H e ra us geb e r i n : Ve r b ra u ch e r ze n t ra l e N RW f ü r d i e A r b e i t s ge m e i ns cha f t „ Ko o p e ra t i o n Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“ Inhaltsverzeichnis Impressum Herausgeberin: Verbraucherzentrale NRW e. V. Mintropstraße 27 • 40215 Düsseldorf Seite 3 Editorial 3 3 3 Kurzmeldungen Lebensmittelkontrollen in NRW transparenter Muttermilch ist unvergleichbar Lebensmittelklarheit macht Schule 4 5 6 6 Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Gemüse frisch vom Dach Chinesische Delegation zu Gast in der VZ NRW Unterfüllung bei Speiseölen Stabsstelle Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität 7 8 8 Aktionen und Veranstaltungen Völlerei – Genug kann nie genügen Die Aktion „Joschi hat’s drauf. Nicht vergessen. Gutes Essen.” Lale – iss bewusst & sei aktiv! 9 9 Fragen aus der Beratung Warum eigentlich schmecken Kakifrüchte manchmal bitter? Sind grüne Mandarinen & Co. eigentlich unreif? 10 Schwerpunkt Alles Geschmackssache? Geschmack lässt sich täuschen 14 14 15 15 16 Neues aus Wissenschaft und Praxis DEGS – Erste Ergebnisse veröffentlicht Mineralwasser darf sich „Bio” nennen Lebensmittelkonsum als Gegenstand von Politik Upper Level für Vitamin D erhöht Mitwiegen von Tauwasser bei nicht vollständig aufgetautem Fisch 17 Gesetzliche Regelungen Alkoholfrei bedeutet nicht ‚frei von Alkohol’ Federführend für die Arbeitsgemeinschaft „Kooperation Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen”, gefördert durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NordrheinWestfalen. Kooperationspartner: • AOK Nordwest • AOK Rheinland/Hamburg • Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. • Landwirtschaftskammer NRW • Rheinischer LandFrauenverband e. V. • Westfälisch-Lippischer Landfrauenverband e. V. • STADT UND LAND e. V. • Universität Paderborn, Ernährung und Verbraucherbildung • Verbraucherzentrale NRW e. V. Fachliche Betreuung und Koordination: Verbraucherzentrale NRW e. V. Bereich Spezielle Verbraucherthemen Gruppe Ernährung Redaktion: Verbraucherzentrale NRW e. V. Bernhard Burdick (verantwortlich) Angela Clausen (AC) Telefon: 02 11 / 38 09 – 121, Fax: 02 11 / 38 09 – 238 E-Mail: [email protected] Texte: Ulrike Becker (ul)1, Margarete Besemann (Bes)2, Angela Clausen (AC)2, Nora Dittrich (ND)2, Mechthild Freier (mf)3, Sabine Klein (Kn)2, Christiane Kunzel (Kl)2, Monika Vogelpohl (Vog)2, Frank Waskow (WF)2, 1 18 18 18 Bücher und Medien Mir schmeckt’s wieder – Das Kochbuch für alte Menschen Jedem sein Grün! Leitfaden für die Weitergabe von Lebensmittelresten an soziale Einrichtungen – rechtliche Aspekte 19Nahrungsmittelunverträglichkeiten 19 Fair einkaufen – aber wie? 19 Quellenverzeichnis 20 Termine 20 Internet Interessantes im Netz Fachjournalistin für Ernährung, Gießen Verbraucherzentrale NRW e. V. Fachjournalistin für Ernährung, Korschenbroich 2 3 Vertrieb und Abonnentenbetreuung: Verbraucherzentrale NRW e. V. Andrea Sandvoß Telefon: 02 11 / 38 09 – 121, Fax: 02 11 / 38 09 – 238 E-Mail: [email protected] Bezugsbedingungen: Jahresabonnement (6 Hefte) Inland 18,00 €, Ausland 26,00 € inklusive Versand, gegen Rechnung. Das Abonnement verlängert sich um ein Jahr, wenn nicht spätestens zwei Monate vor Ende des Bezugszeitraums schriftlich gekündigt wird. Die vollständigen Bezugsbedingungen sind nachzulesen unter t www.vz-nrw.de/knackpunkt oder können bei uns angefordert werden. Nächste Ausgabe: Dezember 2012, Redaktionsschluss 15. November 2012 Die Verbreitung unserer Informationen liegt uns sehr am Herzen. Trotzdem müssen wir uns vor Missbrauch schützen. Kein Text darf ohne schriftliche Genehmigung der Herausgeberin abgedruckt werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeberin wieder. Aktuelles aus der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Nordrhein-Westfalen 4. Jahrgang / Heft 5 / Oktober 2012 ISSN 1868-3363 Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, Inhalt Good-Practice-Schulen stellen sich vor – CJG St. Ansgar-Schule in Hennef-Happerschoß Das Schülerprojekt „Selbstverpflegung – Gesunder Mittagstisch“ ist an der St. Ansgar-Schule in Hennef-Happerschoß nach 10 Jahren fast zum Selbstläufer geworden. Die Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung stellt ihr Konzept vor und berichtet von ihren Erfahrungen. → Seite 2 Ob real oder fiktiv - Projekte in Schulen unternehmerisch gestalten Ob in Schülerfirmen, Wir-AG, Juniorunternehmen –in pädagogischen Schulprojekten, widmen sich Schüler/-innen mit vollem Engagement einer bestimmten Idee und setzen diese tatkräftig um. Sie stellen eigenverantwortlich Produkte her oder erbringen Dienstleistungen. → Seite 4-5 Das war der zweite Tag der Schulverpflegung in NRW Schulen und Caterer beteiligten sich mit zahlreichen Aktionen sowie gesunden und nachhaltigen Mahlzeiten. Auf der Fachtagung wurden Erfolgsfaktoren für mehr Qualität und Akzeptanz der Schulverpflegung vorgestellt und diskutiert. → Seite 7 2 auf der Schuljahresauftaktpressekonferenz informierte Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung NRW, über die aktuelle Schulsituation in NordrheinWestfalen: Der Ganztagsausbau wird Schritt für Schritt weitergeführt. Zwei Drittel der Schulen arbeiten im Ganztag und ein Drittel der Schüler/-innen besuchen eine Ganztagsschule. Schulverpflegung gehört somit für immer mehr Schulen zum Alltag. Sie ist nicht nur eine Versorgungsaufgabe, sondern bietet die Chance Schüler/-innen an eine gesundheitsfördernde Ernährung heranzuführen. Zur Wahrnehmung dieser Bildungsaufgabe, gibt es auch außerhalb des Unterrichts zahlreiche Möglichkeiten. So kann insbesondere über Schülerfirmen, Schwerpunktthema in dieser Ausgabe, das Interesse für bestimmte Themen geweckt sowie Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden. Viele Schülerfirmen, sind im Lebensmittelbereich tätig und vermarkten vor allem Snacks für die Pausen - eine gute Gelegenheit, gesunde und nachhaltige Ernährung in der Praxis kennenzulernen. Unser Bericht über eine Good-Practise-Schule zeigt, wie es gehen kann. Gesunde und nachhaltige Ernährung für Schüler/-innen in Theorie und Praxis erfahrbar zu machen, ist auch für Johannes Remmel, Verbraucherschutzminister NRW und Ludwig Hecke, Staatssekretär aus dem Schulministerium sehr wichtig. Anlässlich des 2. Tags der Schulverpflegung stellten sie sich gemeinsam mit Klaus Müller, dem Vorstand der Verbraucherzentrale NRW den Fragen einiger Schüler/-innen der HuldaPankok-Gesamtschule Düsseldorf. Ihre Ursula Tenberge-Weber Knack •Punkt Dieser Knack•Punkt-Ausgabe ist das Heft 5/2012 der Zeitschrift der Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW mit dem Schwerpunktartikel „Ob real oder fiktiv – Projekte in Schulen unternehmerisch gestalten” beigelegt. Weitere Beiträge: „GoodPractice-Schulen stellen sich vor – CJG St. Ansgar-Schule in HennefHapperschoß”, „Das war der zweite Tag der Schulverpflegung in NRW’” sowie „Elternbefragung der Initiative IN FORM”. Die Artikel werden ergänzt durch aktuelle Termine und Neuerscheinungen zum Thema Schulverpflegung. Gestaltung, Satz, Druck: Verbraucherzentrale NRW e. V. Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier – ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. ISSN 1866-6590 Oktober 2012 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Transparenz bei Lebensmitteln und mehr Durchblick für Verbraucher, das sind wesentliche Themen in den letzten Monaten. Dazu trägt sicherlich das neue NRW-Internetportal bei, das zukünftig bei Grenzwertüberschreitungen oder gravierenden Verstößen gegen Hygiene- und Kennzeichnungsvorschriften die Daten zu Lebensmitteln und Herstellern, Händlern bzw. Gaststätten – den Inverkehrbringern – veröffentlicht. Zu mehr Transparenz verhelfen auch Marktchecks wie der zu Speiseölen, der nicht nur Unterfüllungen moniert, sondern auch auf für Verbraucher sinnvollere gesetzliche Regelungen drängt (S. 6). Ein Marktcheck bei glasiertem Tiefkühlfisch stellte fest, dass die Grundpreisangaben häufig falsch sind (S. 16). Und beim Mitwiegen von Tauwasser bei nicht vollständig aufgetautem Fisch stellt sich die Frage, ob wir es mit einem Eichrechtsverstoß zu tun haben. Oder sollte man das wegen des Hygienevorteils nicht so eng sehen? Wenn es gar um kriminelle Handlungen mit Lebensmitteln geht, ist in NRW die Stabsstelle Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität gefragt. Deren Tätigkeit stellen wir vor (S. 7). Mehr Transparenz bei der Lebensmittelproduktion bietet auch der Trend zur urbanen Selbstversorgung. Bohnen und Kohlrabi werden wie in Andernach im Schlosspark geerntet , woanders kommt das Gemüse frisch vom Dach oder aus neuen Containerfarmen . Bei soviel Frische ist guter Geschmack fast schon garantiert, obwohl die Ausprägung von Geschmack zahlreichen Einflüssen unterliegt. Diese können auch dazu führen, dass Natürliches als fade wahrgenommen wird, sensorische Erlebnisse ohne Aromen unmöglich erscheinen. Mehr dazu gibt es in unserem Schwerpunkt ab S. 10. Oktober 2012 • Heft 5 • 20. Jahrgang Knack• k A k t u e l l e s f ü r M u l t i p l i ka t o r e n i m B e r e i ch E r n ä h r u n g Schwerpunkt S ch hwerpunktt NN N N– N N NN Schwerpunkt Alles Geschmackssache? Geschmack lässt sich täuschen Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Lebensmittelkontrollen in NRW transparenter Gemüse frisch vom Dach Aktionen und Veranstaltungen Die Aktion „Joschi hat’s drauf. Nicht vergessen. Gutes Essen.” Neues aus Wissenschaft und Praxis Mitwiegen von Tauwasser bei nicht vollständig aufgetautem Fisch Lebensmittelkonsum als Gegenstand von Politik Mineralwasser darf sich „Bio” nennen Recht Alkoholfrei bedeutet nicht ‚frei von Alkohol’ H e r a u s g e b e r i n : Ve r b r a u ch e r ze n t r a l e N R W f ü r d i e A r b e i t s g e m e i n s cha f t „ Ko o p e r a t i o n Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“ Optik und Sensorik spielen auch beim Einkauf von Obst eine wichtige Rolle. Passend zur Jahreszeit beantworten wir Ihre Fragen zu grünen Mandarinen und bitteren Kakifrüchten. Eine interessante Lektüre wünscht Ihre Redaktion Kurzmeldungen Lebensmittelkontrollen in NRW transparenter Seit Anfang September werden im Internet Daten zu Lebensmitteln und Inverkehrbringern veröffentlicht, wenn in NRW Grenzwerte von unerwünschten Stoffen überschritten oder gravierende Verstöße gegen Kennzeichnungsvorschriften festgestellt wurden. Die Einrichtung des Portals geht zurück auf den Aktionsplan „Unbedenkliche Futtermittel, sichere Lebensmittel, Transparenz für den Verbraucher”, den Bund und Länder nach dem Dioxin-Skandal 2011 vereinbart hatten. Danach sind die zuständigen Behörden verpflichtet, die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung über alle Rechtsverstöße durch Grenzwertüberschreitungen umgehend zu veröffentlichen. Das wurde möglich durch eine Ergänzung des § 40 Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB), die am 01.09.2012 in Kraft getreten ist. Auch sonstige Verstöße, zum Beispiel gegen Hygienevorschriften oder gegen Vorschriften über den Täuschungsschutz, sind nun zu veröffentlichen. Voraussetzung ist, dass die Verstöße mit einem BußOktober 2012 geld von mindestens 350 Euro geahndet werden. (AC) Quelle: PM MKULNV vom 03.09.12 tt www.lebensmitteltransparenz.nrw.de Muttermilch ist unvergleichbar Industriell hergestellte Säuglingsnahrungen müssen gemäß Diät-Verordnung auf die Ernährungsbedürfnisse von gesunden Säuglingen abgestimmt sein, die durch allgemein anerkannte wissenschaftliche Daten belegt sind. Tatsächlich werben viele Hersteller direkt oder indirekt damit, dass ihre Produkte in ihrer Zusammensetzung mit Muttermilch vergleichbar sind. Die Nationale Stillkommission dagegen kommt zu dem Schluss, dass Muttermilch eine exklusive Zusammensetzung aufweist, die nicht durch industriell hergestellte Säuglingsnahrung imitiert werden kann. Werbung, die den Anschein erweckt, dass industriell hergestellte Säuglingsnahrung der Muttermilch gleichwertig bzw. teilweise gleichwertig ist, ist nach Ansicht von Nationaler Stillkommission und Bundesinstitut für Risikobewertung Quelle: Unterschiede in der Zusammensetzung von Muttermilch und industriell hergestellter Säuglingsanfangs- und Folgenahrung und Auswirkungen auf die Gesundheit von Säuglingen. Stellungnahme Nr. 028/2012 des BfR vom 16.07.12 Lebensmittelklarheit macht Schule Nachdem das Verbraucherschutzportal Lebensmittelklarheit.de schon seit mehr als einem Jahr für mehr Transparenz auf Lebensmittelverpackungen sorgt, ziehen jetzt die Österreicher nach. Seit Juli 2012 gibt es dort die Internetseite lebensmittel-check.at Nun können sich auch österreichische Verbraucher über irreführende Kennzeichnung bei Lebensmitteln informieren und Produkte melden. Die Ziele sind vergleichbar: Ebenso wie die Verbraucherzentralen will der Anbieter der österreichischen Website, der österreichische Verein für Konsumenteninformation, durch öffentliche Kritik Druck auf die Hersteller ausüben, um eine klarere Kennzeichnung der Lebensmittel zu erreichen. (AC) tt www.lebensmittel-check.at tt www.lebensmittelklarheit.de irreführend. (AC) Knack •Punkt 3 Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Urbane Selbstversorgung Gemüse frisch vom Dach D en eigenen Salat pflücken, Radieschen ernten und selbstgezogene Kräuter genießen – das scheint ein Bedürfnis, dem besonders Großstadtbewohner zunehmend auf ungewöhnlichen Arealen nachkommen: auf Hochhausdächern, ausrangierten Containern oder Industriebrachen. Millionenstädte wie Mumbai, Dakar oder New York machen es bereits vor und mittlerweile hat die Idee auch Deutschland erreicht. In Hamburg beispielsweise können Interessierte auf dem Dach eines Parkhauses, auf einer Fläche von 1.100 Quadratmetern in allerlei Kisten ihre eigenen Tomaten und sogar Kartoffeln anbauen. Junge Unternehmer in Berlin entwickelten die Idee, auf alte Überseecontainer ein Gewächshaus zu setzen. Ab nächstem Frühjahr soll dort regionales Gemüse angebaut werden. Der Clou: In dem Container ist ein Fischbecken installiert, in dem Barsche herangezogen werden. Die Betreiber suchen derzeit noch Paten für die Süßwasserfische. Wer möchte kann so „seinen Barsch” großziehen lassen und später selbst verspeisen. Das Projekt wurde mit dem Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin entwickelt und ist ökologisch gut durchdacht. So soll zum Beispiel das Abwasser aus der Fischzucht zum Düngen für die Pflanzen dienen und Aufzucht sowie Gemüseanbau CO2-neutral sein. Ziel des Unternehmens ist es, diese Idee wei- 4 Knack •Punkt ter zu verbreiten. So könnten solche Container-Gewächshäuser oder ganze Stadtfarmen auf brachliegenden Flächen in Großstädten aufgestellt und so die Wege von der Ernte bis zum Verbraucher extrem kurz gehalten werden. Im ganzen Land wachsen Ideen und Projekte heran, um Städtern ein bisschen Selbstversorgung mit frischem Gemüse zu ermöglichen. Offensichtlich steigt das Bedürfnis, wieder mehr Bezug zu den Lebensmitteln zu bekommen und sich so der Natur ein Stück näher zu fühlen. Insbesondere für Kinder sind solche grünen Oasen eine tolle Gelegenheit, Gemüse in Echtzeit heranreifen zu sehen. Sicherlich entsteht so eine größere Wertschätzung gegenüber dem täglichen Essen. Angesichts der aktuellen Diskussion um die großen Mengen an essbaren Lebensmitteln, die auf dem Müll landen, ist das nur zu begrüßen. Auch aus Klimasicht sind regionale Anbauprojekte sinnvoll. So entfallen zumindest für einige Lebensmittel lange Transportwege. Ideen und Projekte in NRW In Nordrhein-Westfalen – insbesondere im Raum Köln – gibt es eine Vielzahl von Ideen zum Selbergärtnern. Viele Städte unterstützen im Rahmen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung” Initiativen, die sich mit alternativen Umwelt- und Energiefragen auseinandersetzen. Oft stehen zudem Gedanken wie kulturelle Vielfalt, Integration und eine Renaissance der Nachbarschaftshilfe hinter dem Engagement. Das Projekt pflanzstelle beispielsweise ist ein mobiler Gemeinschaftsgarten im Stadtteil Köln-Kalk. Statt auf dem Acker wächst das Gemüse hier in Plastikkisten oder großen Plastiktüten auf versiegelten und ungenutzten Industrieflächen. Sollte die Stadt das Gelände verkaufen, könnten die Hobbygärtner fix umziehen, zum Beispiel auf das Dach eines Parkhauses. Der Kölner Verein NeuLand nutzt seit Filmtipp: „Food from the Sky” tt www.love-green.de/themen/ Ernaehrung/gemuese-und-obst-direktvom-dach-des-supermarktes-id7659.html letztem Sommer ebenfalls ein brachliegendes Fabrikgelände zum gemeinschaftlichen Gärtnern der Anwohner. Um diese und andere Initiativen rund um urbanes Gärtnern im Raum Köln zu bündeln, hat sich Anfang des Jahres das Netzwerk Urbanes Grün Köln (NUGK) gegründet. Die dazugehörige Website t www.urbangruen.de informiert und motiviert zum Mitmachen. Auf echten Böden ackern können Hobbygärtner bei der Initiative gartenglück, das zwei Agrarwissenschaftler mit Biohof 2005 in Köln gegründet haben. Mittlerweile können Interessierte auf vier Ackerflächen mit insgesamt 310 bepflanzten Parzellen Gemüse selbst großziehen und ernten, inklusive fachkundiger Beratung. Die „essbare” Stadt In Andernach am Rhein haben nicht die Bürger, sondern die Stadtverantwortlichen das Projekt „Essbare Stadt” initiiert. Auf öffentlichen, nicht genutzten Flächen lässt die Stadt anstelle von Zierpflanzen und Blumen Gemüse anbauen (siehe Fotos). Die beispielsweise letzten Sommer am Schlossgarten gereiften Tomaten durfte jeder ernten. Dieses Jahr hat die Stadt den Schwerpunkt auf Bohnen gelegt und feiert passend zur Erntezeit im Herbst dazu ein Bohnenfest, 2013 stehen Zwiebelgewächse auf dem Programm. Daneben zeigt ein Spaziergang durch die verschiedenen Anlagen noch eine Vielzahl weiterer Gemüse, die inzwischen ganz selbstverständlich von den Bürgern geerntet werden. Im Juli gab es neben letzten Erbsen und den erwähnten Bohnen, Oktober 2012 Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Brokkoli, Blumenkohl, Zucchini, Kohlrabi, Tomaten, diverse Kräuter und Kürbisse, umrahmt von schönen Wildblumenwiesenrändern. Ziel der Verantwortlichen ist es, Bürgern „Aspekte der Nachhaltigkeit, der Biodiversität und der urbanen Landwirtschaft” näher zu bringen. Dazu trägt auch der fahrbare Schulgarten bei, ein als Gemüsebeet verwendeter Anhänger mit Glasseiten, der vielfältige Einsichten ermöglicht. Bundesweit bietet die Internetseite t meine-ernte.de Gemüsegärten an, die eine Saison lang gemietet werden können. Zurzeit gibt es 20 Standorte, für 2013 ist Zuwachs geplant. Jedes Beet wird von den Anbietern nach ökologischen Kriterien mit mehr als 20 verschiedenen Gemüsesorten und Blumen bepflanzt, die Mieter pflegen das Ganze und ernten selbst. In NRW gibt es zum Beispiel Beete in Bielefeld, Münster, Dortmund, Bochum, Köln und Bonn. Food for the Cities Die Form der urbanen Landwirtschaft sieht die Welternährungsorganisation FAO längst als eine zukunftsweisende Form, die Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung sicher zu stellen – zumal bis 2030 voraussichtlich 60 % der Menschen weltweit in Städten leben werden. Forciert werden entsprechende Projekte mit der weltweiten Kampagne „Food for the Cities”, die vor allem in Entwicklungsländern das Überleben der oftmals verarmten Stadtbevölkerung sichern soll. Der Kreativität für neue Anbauformen sind keine Grenzen gesetzt und die vielgestaltigen Initiativen verkörpern auf sehr praktikable Art, wie sich der Gedanke der Nachhaltigkeit in alltäglichen Lebenswelten umsetzen lässt. Oftmals entsteht durch die Initiativen zudem in sozialer Hinsicht ein lebbares und bereicherndes Miteinander der Kulturen. (ul) Quellen: Containergemüse vom Efficient City Farming: www.frischvomdach.de/ = www.efc-center.de (einges. 20.06.12) Gemüsegärten mieten: www.meine-ernte.de (eingeseh. 22.06.12) GemüseSelbstErnte in Köln: www.gartenglueck.info (eingeseh. 22.06.12) Urbanes Grün in Köln: www.urbangruen.de (eingeseh. 22.06.12) Urbanes Gärtnern in Köln: www.querwaldein.de/der-verein/projekte/urban-gardening-in-koeln/ index.html FAO (Hrsg). Food fort he cities. www.fao.org/fcit/fcit-home/en/ (eingeseh. 28.06.12) Thiele C. Urban Farming Bauern hinter Mauern. Zeit online 21.10.2011, www.zeit.de/2011/43/Urban-Farming/ seite-1 (eingeseh. 15.06.12) Schröder D. Urban Farming. Grüner wird’s nicht. Spiegel online 07.06.10, www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,697158,00.html (eingeseh. 15.06.12) Kosak L: Nachhaltige städtische Grünplanung und urbane Landwirtschaft- innovative Ansätze aus Andernach. www.mai-nrw.de/ fileadmin/user_upload/projekte/2011_post_oil_city/Andernach_Essbare_Stadt/Essbare_Stadt_Andernach. pdf (20.06.12) N.N. Urbane Selbstversorgung und Nachhaltigkeit. Mit Projektbeispielen aus der Stadt Köln, Projektbüro NRW denkt nach(haltig) (Hrsg) 2011, www.nrw-denkt-nachhaltig.de/themenspecial-urbaneselbstversorgung-und-nachhaltigkeit/ (eingeseh. 22.06.12) Wunder O. An der Großen Freiheit: Die GemüseGärtner vom Parkdeck-Dach. Hamburger Morgenpost, online 14.06.12, www.mopo.de/grossstadt-oasen/ander-grossen-freiheit-die-gemuese-gaertner-vom-parkdeck-dach,16309394,16380770.html (eingeseh. 20.06.12) Informationsbedarf Chinesische Delegation zu Gast in der VZ NRW A m 9. Juli 2012 fand sich eine chinesische Delegation mit Vertretern aus Lebensmittelkontrolle und Lebensmittelwirtschaft aus der autonomen Region Ningxia Hui in der Verbraucherzentrale NRW ein, um sich über die Rolle der Verbraucherzentrale, die Situation der Lebensmittelüberwachung in NRW und die Zertifizierung von Lebensmitteln in Deutschland zu informieren. Nach der Begrüßung durch Vorstand Klaus Müller präsentierte Isabelle Mühleisen – in der Gruppe Ernährung für Lebensmittelrecht zuständig – die Strategien der Verbraucherarbeit und zeigte anhand praktischer Beispiele verbraucherunfreundliche und schlecht lesbare Lebensmittelkennzeichnungen. Im zweiten Teil erläuterte sie die Struktur und den Aufbau der Lebensmittelüberwachung in Nordrhein-Westfalen und präsentierte Ergebnisse diverser Marktchecks. Frank Waskow – in der Gruppe Ernäh- Oktober 2012 rung für Klimaschutz und nachhaltige Produktion zuständig – erläuterte die Historie und den Bedarf für Zertifizierungen in Deutschland. Ausgehend von Lebensmittelkrisen wie BSE; Dioxin und Pestiziden, aber auch von gesellschaftlichen Entwicklungen, wie beispielsweise die Nachfrage nach tiergerechten und nachhaltigen Lebensmitteln, wurde das Angebot an Zertifizierungen explosionsartig ausgeweitet. Konkret ging er auf die staatliche Zertifizierung von Bio-Lebensmitteln auf EU- und nationaler Ebene und die private Zertifizierung des International Food Standard im Vergleich ein. Zusammenfassend wurde Kritik an einigen Zertifizierungen geübt, denn der Dschungel an Zertifikaten und Gütesiegeln verbessert die Verbraucherorientierung kaum. Das gilt insbesondere dann, wenn Selbstverständlichkeiten oder bereits etablierte Marktstandards zertifiziert werden. (WF) Ningxia liegt im Nordwesten der Volksrepublik China. Die Region ist etwas doppelt so groß wie die Niederlande, hat ca. 6 Millionen Einwohner und gehört damit zu den kleinsten und bevölkerungsärmsten Regionen Chinas. Gleichzeitig ist es eine der ärmlichsten Regionen, vor allem in den südlichen Landesteilen, in denen die muslimischen Hui leben. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. Angebaut werden vor allem Getreide (Mais, Weizen, Reis) und Hülsenfrüchte. Die Viehhaltung ist sehr bedeutsam, hat aber auch zu Überweidung und Wüstenbildung geführt. Wichtige (Export-)Produkte sind Süßholzwurzeln (Lakritz) und vor allem Goji-Beeren (s. Knack•Punkt 4/2008, S. 6). (AC) Quelle: „Ningxia”. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Stand: 06.08.12, http:// de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nin gxia&oldid=106466877, eingesehen am 22.08.12 Knack •Punkt 5 Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Mindestmengenprinzip gefordert Unterfüllung bei Speiseölen I n einem aktuellen Marktcheck hat die Verbraucherzentrale NRW zusammen mit dem Landesbetrieb Mess- und Eichwesen NRW, Eichamt Köln, die Füllmengen von Raps- und Olivenölen überprüft. Untersucht wurden insgesamt 100 Flaschen Speiseöl: jeweils zehn Flaschen Raps- und Olivenöl von fünf Eigenmarken des Handels. Alle Proben einer Sorte wurden zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Einkaufsstätten gezogen. Insgesamt wurden 40 Geschäfte in Düsseldorf, Kaarst, Heinsberg, Mönchengladbach und Bonn aufgesucht. Grundlage für die Untersuchung ist die Fertigverpackungsverordnung, § 22. Danach sind Abweichungen von der Nennfüllmenge (z. B. 200 g) zulässig, wenn die Füllmenge der Fertigverpackungen zum Zeitpunkt der Herstellung im Mittel die Nennfüllmenge nicht unterschreitet. Einzelne Packungen einer Charge dürfen – bis zu einer festgeschriebenen Toleranzgrenze – weniger Gewicht enthalten, wenn dies durch andere Packungen mit mehr Gewicht wieder ausgeglichen wird. braucher nicht nachvollziehbar und beim Kauf einer Packung intransparent, da sie in der Regel nur eine oder wenige Packungen und keine ganze Charge kaufen. Außerdem sollte es den Herstellern mit der ausgereiften Technik moderner Abfüllanlagen heute durchaus möglich sein, mit sehr geringen Schwankungsbreiten ihre Produkte grammgenau abzufüllen. Mindestmengen- statt Mittelwertprinzip Eichbehörden und Verbraucherzentralen fordern regelmäßig die Einführung eines Mindestmengenprinzips. Das würde bedeuten, dass jede einzelne Verpackung mindestens die angegebene Nennfüllmenge enthalten muss. Diese leicht nachvollziehbare Auffassung wäre verbraucherfreundlich und würde den Vollzug vereinfachen. Das Mittelwertprinzip hingegen ist für Ver- Fazit Ausgehend von einem durchschnittlichen Preis für Rapsöl von 3,40 € pro Liter (Olivenöl 6 €/l) und einer durchschnittlich um ein Prozent niedrigeren Füllung als angegeben, würde der Verbraucher damit bei Olivenöl 6 Cent pro Liter zuviel bezahlen, bei Rapsöl 3,4 Cent. Der Olivenöl-Verzehr deutscher Verbraucher betrug 2011 31 Mio. Liter, daraus errechnete sich ein Zuviel von 1,86 Mio. €. Nähme man weiter an, dass wie Ergebnisse des Marktchecks Bei mehr als einem Viertel (28 von 100 Produkten) war in den Flaschen weniger enthalten, als auf dem Etikett angegeben. Die tatsächliche Füllmenge lag teilweise deutlich unterhalb der angegebenen Nennfüllmenge. Im Schnitt fehlten 5,63 ml, die Abweichungen lagen zwischen 0,2-26,28 ml. In Relation zur Nennfüllmenge fehlten im Schnitt 1 %, die größte Abweichung lag bei 5,3 %. Da jeweils zehn Flaschen einer Marke vorlagen, konnte das Eichamt auch den Mittelwert berechnen. Bei zwei der zehn Eigenmarken wurde die Füllmenge sogar im Mittel unterschritten (Beanstandungsquote 20 %). im Marktcheck 28 % der Flaschen davon betroffen sind, ergäben sich rechnerische Mehrkosten in Höhe von 520.800 € jährlich zu Lasten der Verbraucher. Ähnlich hoch die Zahlen für Rapsöl: Der Verbrauch 2011 betrug 65,5 Mio. Liter, das würde ein Zuviel von 2,23 Mio. Euro bedeuten. Bei 28 % betroffenen Flaschen errechneten sich damit 624.400 € jährlich. Alleine bei Raps- und Olivenöl könnte einem Teil der Verbraucher dadurch ein Schaden von über 1,15 Mio. Euro jährlich entstehen, auch wenn andere Verbraucher möglicherweise mehr für ihr Geld bekommen. Das unterstreicht nachdrücklich die Forderung der Verbraucherzentralen, endlich das Mindestmengenprinzip einzuführen. Bei Fragen oder Beschwerden können sich Verbraucher an das zuständige Eichamt wenden. (AC/ND) Quelle: VZ NRW, Oktober 2012 tt www.lbme.nrw.de/eichaemter Zuständig für Straftaten bei Lebensmitteln Stabsstelle Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität E für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NordrheinWestfalen (MKULNV) die Stabsstelle Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität eingerichtet. In den ers- Umwelt- und Tierschutz tätig. Seither dient die Stabsstelle als Ansprechpartnerin für die Umwelt- und Veterinärbehörden, wenn der Anfangsverdacht einer Straftat besteht, etwa ein Verstoß gegen den Gewässerschutz oder den Artenschutz. Die Stabs- ten Jahren war sie ausschließlich im stelle Umwelt- und Verbraucher- nde 2004 wurde im Ministerium 6 Knack •Punkt schutzkriminalität ist mit einem ehemaligen Staatsanwalt und einem ehemaligen Polizisten besetzt, die alle relevanten Sachverhalte recherchieren, rechtlich bewerten und die Koordinierung der beteiligten Behörden übernehmen. Bei Bedarf kann die Stabsstelle die Behörden auch Oktober 2012 Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen unterstützen, indem sie Strafanzeige erstattet. Aufgrund der Komplexität vieler Fälle, besonders in rechtlicher Hinsicht, würde das die Kapazitäten der Behörden vor Ort überschreiten. So ist im Laufe der Jahre ein umfassendes Netzwerk zwischen der Vielzahl von Einrichtungen, Behörden und Organisationen geknüpft worden, die sich mit Umwelt- und Lebensmittelkriminalität befassen oder Berührungspunkte hierzu aufweisen. Dies sind neben den oben genannten Behörden auch die Lebensmittelüberwachungsbehörden, sowie Polizei, Zoll und Justiz. Die Stabsstelle ist ebenso Ansprechpartnerin für alle Behörden des Bundes und der anderen Bundesländer und stellt den notwendigen Informationsaustausch sicher. Auch Umweltschutzorganisationen und private Bürger können sich an sie wenden. In der Stabsstelle werden alle über die Jahre gesammelten Informationen und Erfahrungen der Netzwerkpartner gebündelt und dokumentiert. Ebenso wertet die Stabsstelle Lite- ist erst im Jahr 2006 hinzugekommen, als sich die sogenannten „Gammelfleischskandale” häuften und auch ein Unternehmen aus NordrheinWestfalen daran beteiligt war. Um abzuschätzen, welche Bedeutung Straftaten im Bereich Lebens- und Futtermittel bis dahin einnahmen, wurden damals Daten aus allen Lebensmittelüberwachungsämtern erhoben und ausgewertet. Es stellte sich heraus, dass im Wesentlichen Hygienemängel, zum Beispiel aufgrund unzulässiger Lagerung von Lebensmitteln in Gaststätten, Handwerk und Lebensmitteleinzelhandel, zur Anzeige gebracht worden waren. ratur und Rechtsprechung aus. So ist die Kontinuität in der Strafverfolgung gewährleistet und auch eine vorausschauende Kriminalitätsbekämpfung möglich. Das Gebiet der Verbraucherschutzkriminalität im Sinne von Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit Seit 2006 – so die Auskunft der Stabsstelle – gab es demnach nur sehr wenige und eher kleinere Fälle von Lebensmittelkriminalität in NordrheinWestfalen, so kamen beispielsweise ein illegaler Export von Geflügelmehl nach Indonesien und ein illegaler Einsatz von Tierarzneimitteln in der Landwirtschaft zur Strafanzeige. (mf) tt www.umwelt.nrw.de/ministerium/stabsstelle A k t i o n e n un d Ve ra ns ta l tun ge n Ausstellung im Rhein-Kreis Neuss Völlerei – Genug kann nie genügen I m 6. Jahrhundert bereits wurden die sieben Hauptlaster der Menschen – auch bekannt als Todsünden – formuliert. Eines davon ist die Völlerei bzw. Maßlosigkeit. Sie ist keine Neuerscheinung, wohl aber ein Merkmal der heutigen Zeit. Sie betrifft nicht nur den Einzelnen, sondern macht sich in der gesamte Gesellschaft und weltweit bemerkbar. Maß- Honoré Daumier: „Moi, je suis ravitaillé! Le reste m’est égal” („Ich bin versorgt, der Rest ist mir egal”), Le Charivari, 27.2.1871. Diese Karikatur entstand während der Belagerung von Paris im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, die zu einer Hungersnot unter der Bevölkerung führte. Oktober 2012 losigkeit zeigt sich in Form von Überernährung, mangelnder Wertschätzung der Lebensmittel und Ignoranz gegenüber anderen, insbesondere Notleidenden. Im Kulturzentrum Sinsteden beschäftigt sich eine Ausstellung mit dem Laster der Völlerei. Die Exponate aus Kunst, Literatur und Berichterstattung mehrerer Jahrhunderte beziehen sich im Wesentlichen auf Beispiele aus der Landwirtschaft, insbesondere der Fleischproduktion, auf Lebensmittelüberproduktion und -müll, sowie Maßlosigkeit im Essen und Trinken. So wird deutlich, dass Maßlosigkeit zwar einerseits Todsünde im christlichen Glauben ist, andererseits jedoch gesellschaftlich gewollt, sogar „zwingend notwendig, um über das wirtschaftliche Wachstum unser Ordnungssystem, den Kapitalismus, aufrechtzuerhalten” (Dr. Kathrin Wappenschmidt, Kreiskulturzentrum Sinsteden). Zum Glück, auch hierauf wird einge- gangen, ist dem Menschen nicht nur die evolutionär begründete Völlerei gegeben, sondern auch der Intellekt und der „kann sich gegen die Völlerei entscheiden” (Dr. Katharina Hüsers, Ethnologin aus Viersen). In der Ausstellung steht die Völlerei symbolisch für einen maßlosen Verbrauch an Gütern. Nahrungsmittelverschwendung und übermäßiger Konsum zählen ebenso dazu wie das globale Ungleichgewicht zwischen Not und Überfluss. Präsentiert wird dazu der Dokumentarfilm „Unser täglich Brot”. Die Ausstellung ist bis zum 9. Dezember zu sehen, danach kann sie auf Wunsch als Wanderausstellung zur Verfügung gestellt werden. Sehr empfehlenswert ist der gleichnamige Katalog, ein 96-seitiges, auch optisch gelungenes Buch, das sämtliche Exponate der Ausstellung zeigt und so die vielfältigen Aspekte der Völlerei zusammenträgt, darunter viele Texte, Zitate sowie Auszüge aus Märchen, Fachbüchern usw. Dem Buch sei eine weite Verbreitung gewünscht. Es kann für 15,- € zzgl. 7,50 € Versandkosten per Telefon 02183/7045 oder per EMail [email protected] bestellt werden. (mf) Knack •Punkt 7 A k t i o n e n un d Ve ra ns ta l tun ge n Erfolgsmodell für die Verhältnis- und Verhaltensprävention in Kitas Die Aktion „Joschi hat’s drauf. Nicht vergessen. Gutes Essen.” I n der Prävention und Gesundheitsförderung gibt es viele Projekte, die Gesundheit sozial benachteiligter Kinder fördern sollen. Jedoch besteht ein Mangel an Interventionen, deren Qualität wissenschaftlich überprüft ist. Daher hat das Institut für Medizinische Soziologie der Universität Düsseldorf das Aktionsprogramm der Verbraucherzentralen „Joschi hat’s drauf. Nicht vergessen. Gutes Essen.” in den Jahren 2010/2011 evaluiert. Es richtet sich an Kindertagesstätten mit vielen Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus und/oder Migrationshintergrund. Ziel der Evaluation war es, die Qualität des A k t i o nsp rogramms zu beurteilen und die Frage zu klären, ob durch die Durchführung soziale Ungleichheiten im Ernährungsverhalten reduziert werden. Hierzu wurden in einem prospektiven quasi-experimentellen Studiendesign 18 Interventions- und Kontrolleinrichtungen in sozialräumlich belasteten Stadtteilen von Chemnitz, Düsseldorf und Worms ein halbes Jahr lang begleitet. Um die Ziele des Aktionsprogramms zu evaluieren, wurden die drei Zielgruppen – Kinder, Eltern, Erzieher/-innen – befragt. Das sagen die Erzieher 70 % der Erzieher/-innen der Interventionsgruppen berichteten in der Zweitbefragung über eine Veränderung des eigenen Ess- und Trinkverhaltens, hin zu mehr Gemüse und Obst, mehr Vollkornbrot, weniger Fleisch und Süßigkeiten, ausreichendem und gesundem Trinken. Außerdem achten sie beim Einkauf jetzt genauer auf die Lebensmittelkennzeichnung. 92,1 % der Erzieher/-innen sehen nach dem Aktionsprogramm eine Veränderung des Ernährungsverhaltens der Kinder. Sie beobachten ein besseres Trinkverhalten, einen bewussteren Süßigkeitenkonsum, einen höheren Obst-, Gemüse- und Vollkornbrotverzehr. In ihrer Wahrnehmung haben sich die Maßnahmen des Joschi-Aktionsprogramms positiv auf den Ernährungsalltag in der Kita ausgewirkt. Sie berichten von Veränderungen im Angebot der Kita wie tägliches Obst und Gemüse, Vollkornbrot und Müsli. Mehr Ernährungswissen bei Kindern Die Analyse des Wissenstests zeigte, dass bei denjenigen Kindern, die am Joschi-Aktionsprogramm teilgenommen haben, ein großer Zuwachs im Ernährungswissen zu verzeichnen war. Sie wissen jetzt, welche Getränke echte Durstlöscher sind und wie viel sie davon trinken sollen. Sie kennen mehr Gemüse- und Obstsorten, wissen, wie viel sie am Tag naschen dürfen. Mehr als die Hälfte der Eltern, die an der Zweitbefragung teilnahmen, gaben an, verschiedene Änderungen zu Hause umgesetzt zu haben. Sie ersetzen jetzt Erfrischungsgetränke durch geeignete Durstlöscher, bieten mehr Vollkornprodukte an, geben weniger Süßigkeiten in die Frühstücksdose, verzichten auf Kinderprodukte und NRW-Pilotprojekt für türkischstämmige Familien geht an den Start Lale – iss bewusst & sei aktiv! D as Verbraucherschutzministerium NRW hat gemeinsam mit kompetenten Partnern aus Gesellschaft und Wirtschaft die Initiative „Lale – iss bewusst & sei aktiv!” zur Prävention 8 Knack •Punkt von Übergewicht ins Leben gerufen, die sich speziell an türkischstämmige Familien richtet. Hintergrund der Initiative ist der vergleichsweise hohe Anteil übergewichtiger Kinder und Ju- bieten häufiger Obst und Gemüse an. Und die Eltern berichten, dass ihre Kinder häufiger nach gesunden Getränken, nach Gemüse und Obst fragen. Verbesserung der sozialen Rahmenbedingungen Besonders beeindruckend sind die Ergebnisse zur Chancengleichheit: Wie zu erwarten fanden sich soziale Ungleichheiten in der Verzehrshäufigkeit einer Reihe von Getränken und Lebensmitteln. Erfrischungsgetränke, Weißbrot, salzige Knabbereien und Süßigkeiten werden in den Gruppen mit niedrigem Sozialstatus häufiger verzehrt, frisches Gemüse und Müsli dagegen seltener. Nach Durchführung des Joschi-Aktionsprogramms zeigten sich insbesondere für Vollkornbrot und frisches Gemüse deutliche Veränderungen: Der Verzehr ist in der Gruppe mit niedrigem Sozialstatus plötzlich sogar höher als in der Gruppe mit höherem Sozialstatus. Joschi – ein Erfolgsmodell! Das Institut für Medizinische Soziologie der Universität Düsseldorf kommt zu dem Ergebnis, dass das Verbraucherzentralen-Aktionsprogramm bei allen drei Zielgruppen wirkt. „Es zeichnet sich eine Entwicklung im Ernährungsalltag der Einrichtungen ab, die auf Nachhaltigkeit hinweist. Die Kinder haben ‚Joschi’ akzeptiert und mit Freude eine gesunde Ernährung entdeckt. Die Verbesserung der Ernährung in Kindertageseinrichtungen wird in einer Kombination aus verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen erreicht.” Den Evaluationsbericht gibt es im Internet. (Kl) tt www.vz-nrw.de/joschi gendlicher in diesen Familien. Durch die Initiative erhalten türkischstämmige Eltern Hilfestellung dabei, ihren Familienalltag gesund und aktiv zu gestalten. Die Initiative setzt auf die Vorbildfunktion der Eltern. Durch Informationen und Übungen – durchgeführt von türkisch und deutsch sprechenden Ökotropholog/-innen und Übungsleiter/-innen (s. Knack•Punkt Oktober 2012 A k t i o n e n un d Ve ra ns ta l tun ge n 1/2011, S. 9) – werden die Eltern dazu angeleitet, ihren Familienalltag gesund und aktiv zu gestalten. „Bei den türkischen Eltern ein Bewusstsein für eine ausgewogene Ernährung und einen bewegungsorientierten Lebensstil zu schaffen, ermöglicht ihren Kindern ein gesundes Aufwachsen ohne Gewichtsprobleme. Im späteren Leben werden diese den aktiven Lebensstil fortführen”, so Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NordrheinWestfalen. Partner der Initiative sind zurzeit: tt Ministerium für Klimaschutz, tt Föderation der türkischen Elternvereine in NRW (FÖTEV NRW e. V.) tt Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MKULNV) tt Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien in Nordrhein-Westfalen – Hauptstelle – (RAA NRW) tt Landesintegrationsrat Nordrhein-Westfalen Umwelt, Landwirtschaft, Natur- tt BKK-Landesverband NORDWEST tt MARS Chocolate Deutschland tt Plattform Ernährung und Bewegung e. V. (peb) tt Landessportbund NRW / Sportjugend im Landessportbund NRW Fachliche Unterstützung im Ernährungsbereich erhält die Initiative durch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. (Kl) tt www.lale-nrw.de Fragen aus der Beratung K Warum eigentlich schmecken Kakifrüchte manchmal bitter? akifrüchte werden immer beliebter. Das Hauptangebot im Handel findet sich zwischen Oktober bis weit ins Frühjahr. Normalerweise sind Kakifrüchte süß und aromatisch. Parallel zum stetig wachsenden Angebot nimmt jedoch auch die Zahl der Verbraucherbeschwerden bei der amtlichen Lebensmittelüberwachung zu. Verbraucherinnen und Verbraucher klagen nach dem Genuss der Früchte über einen bitteren oder unangenehm pelzigen Geschmack, leiden teilweise an Unwohlsein oder Atemnot. Ursache dieser Beschwerden ist ein hoher Gerbsäureanteil (Tannine) in den Früchten. Das fällt in der Regel nicht auf, da die ursprüngliche, aus China stammende, kugelige Kaki im Handel kaum angeboten wird. Diese enthält einen hohen Gerbsäureanteil und ist erst im vollreifen Zustand genießbar. Dieser ist am glasigen, geleeartigen Fruchtfleisch zu erkennen. Bei uns wird nun meist die ovale, spanische Kaki-Persimon angeboten. Diese hat bereits im reifen Zustand ein festes, süßes Fruchtfleisch. Dafür wurde ihr durch ein spezielles Reifeverfahren der bittere, adstringierende Geschmack entzogen, ohne dass sie Oktober 2012 weiter reift und dadurch ihre feste, knackige Konsistenz verliert. Es kann jedoch durchaus vorkommen, dass die Tannine während dieser Reifeprozedur nicht vollständig entfernt werden. Folge ist die unangenehme Pelzigkeit im Mund beim Genuss der Kaki-Persimon. Ein Nachreifen im Kühlschrank, um den damit verbundenen Gerbsäureabbau weiterzuführen, führt kaum zu einer Verbesserung, wie Lagerungsversuche der Lebensmittelüberwachung gezeigt haben. Anders ist das bei einer in Israel gezüchteten, nahezu gerbsäurefreien Kakisorte, der tomatenartigen, flachen Sharonfrucht. Sie kann man wegen der fehlenden Tannine auch im nicht ausgereiften Zustand essen. Aber auch das Nachreifen bei Zimmertemperatur oder im Kühlschrank – am besten zusammen mit Äpfeln – ist bei ihr erfolgreich. Kaki- oder Sharonfrüchte können mit oder ohne Schale gegessen werden. Laut Lebensmittelmonitoringbericht 2007 war die Kontamination von Kakifrüchten und Sharon mit Schwermetallen gering. Belastungen mit Pestizidrückständen lagen im mitteren Bereich, spanische Früchte über- Quellen: PM Bundesverband der Lebensmittelchemiker /-innen im öffentlichen Dienst e. V. (BLC), Januar 2012, aktualisiert März 2012, www.lebensmittel.org/aktuelles/ monatsartikel/184-monatsartikel02.html, eingesehen 20.04.12 Lebensmittelmonitoringbericht 2007, www.bvl.bund.de/SharedDocs/ Downloads/01_Lebensmittel/01_lm_mon_ dokumente/01_Monitoring_Berichte/archiv/ lm_monitoring_bericht_2007.pdf Frage Frage schritten allerdings relativ häufig die Höchstmengen. (AC) Sind grüne Mandarinen & Co. eigentlich unreif? N ein, sie sehen nur so aus. Der Grünton der Mandarinen entsteht durch das in der Schale enthaltene Chlorophyll. Erst wenn es abgebaut ist, wird die sortentypische Orangefärbung sichtbar. Der Chlorophyll-Abbau wird durch ausreichend große TagNacht-Temperaturunterschiede vor der Ernte veranlasst. Ist diese Differenz nicht groß genug, bleiben die reifen Früchte ganz oder teilweise grün. Je nach Ausmaß wird dann auch nachgeholfen. Dazu werden die Mandarinen in speziellen Kammern leicht erwärmt. Das muss allerdings sehr sorgfältig erfolgen, sonst bekommen die Früchte dunkle Flecken, schmecken fade und verderben schneller. (AC) Quelle: Konsument 1/2012 Knack •Punkt 9 Schwerpunkt Alles nur Geschmackssache? Geschmack lässt sich täuschen Über Geschmack lässt sich nicht streiten, heißt im Volksmund. Wie kommt es aber, dass unser Geschmack so unterschiedlich ausgeprägt ist? Während dem einen bei frisch gepflückten Heidelbeeren das Wasser im Munde zusammenläuft, isst ein anderer am liebsten Hühnerfrikassee aus der Dose. Neben der frühkindlichen Prägung spielt auch der zunehmende Konsum von Fertiggerichten eine Rolle. Das Schmeckenkönnen und unverfälschte Geschmackserlebnisse bleiben dabei unter Umständen auf der Strecke. G eschmack ist eigentlich kein eigenständiger Sinn, sondern resultiert aus dem Zusammenspiel mehrerer Faktoren: Zunächst sind da die Rezeptorzellen in der Zunge. Sie signalisieren die fünf grundlegenden Geschmacksmuster: süß, sauer, salzig, bitter und umami (fleischig-würzig). Wissenschaftler vermuten zudem, dass es noch speziell Rezeptoren gibt, die auf Fett reagieren. Geschmackserkennende Zellen finden sich auch im Mundraum und im Rachen. Sogar am Kehldeckel bis hin zur oberen Speiseröhre lassen sich solche Zellen nachweisen. Ganz kleine Kinder besitzen noch zusätzliche Sinneszellen auf dem harten Gaumen, in der Zungenmitte sowie in der Lippen- und Wangenschleimhaut. Aus diesem Grund schmecken Säuglinge mit ihren rund 8.000-12.000 Geschmacksknospen sehr viel differenzierter als Erwachsene, die nur noch 4.000-6.000 Geschmacksknospen aufweisen; bis zum Seniorenalter reduziert sich die Anzahl auf etwa 2.0003.000. Trotz der unterschiedlichen Geschmacksrichtungen läuft der Weg bis ins Gehirn immer nach dem gleichen Muster ab: Kommt ein gelöster Aromastoff mit einem Geschmacksrezeptor in Kontakt, setzt eine Kettenreaktion ein, die über mehrere Stationen einen Nervenimpuls auslöst, der schließlich im Gehirn endet. 10 Knack •Punkt Die Rezeptoren der Riechschleimhaut in der Nasenhöhle sind am Schmecken ebenfalls beteiligt. Einige Experten gehen davon aus, dass 80 % des Geschmacksempfindens aus Riecheindrücken besteht. Farbe und Form einer Speise spielen ebenfalls eine Rolle. Selbst die Textur, also die Beschaffenheit eines Lebensmittels, beeinflusst über Mechano- und Thermorezeptoren in der Mundhöhle die Wahrnehmung ebenso wie Geräusche beim Kauen. Der Geschmacksinn ist nicht zuletzt eng mit Emotionen und Gewohnheiten verknüpft. So schmeckt uns das meist besonders gut, was wir schon als Kind mochten und womit wir angenehme Erinnerungen verknüpfen. Geschmacksprägung ist vielgestaltig Die Prägung des Geschmackssinns beginnt bereits im Mutterleib. Schon über das Fruchtwasser kommt das Ungeborene mit verschiedenen Geschmacksrichtungen und Aromen aus dem mütterlichen Essen in Kontakt. Ein Säugling nimmt über die Muttermilch daran Anteil, was eine stillende Frau isst. So lässt sich beispielsweise das Aroma von Knoblauch 1-2 Stunden nach dem Verzehr in der Muttermilch nachweisen. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass Säuglinge über Muttermilch insgesamt mehr Geschmacksnuancen kennen lernen als nicht gestillte Babys. Mit Einführung der ersten Breie gewinnen die Kleinsten weitere Geschmackseindrücke. Da die Beikost selbst gekocht oder industriell hergestellt sein kann, wird hier vermutlich eine weitere Grundlage für die spätere Lebensmittelauswahl angelegt. Aussagekräftige Studien, die das belegen, gibt es kaum. Eine deutsche Untersuchung konnte allerdings zeigen, dass mit Vanillin aromatisierte Babykost die Geschmacksvorlieben scheinbar dauerhaft prägt. So bevorzugten Erwachsene, die mit der Flasche ernährt wurden, noch immer eher vanillinhaltige Produkte als diejenigen, die als Kinder gestillt wurden. Auch aus den USA gibt es ein ähnliches Ergebnis: Tranken die Mütter während Schwangerschaft und Stillzeit Karottensaft, aßen ihre Säuglinge im Kleinkindalter Getreideflocken, die mit Karottenaroma versetzt waren, lieber als die Babys, deren Mütter keinen Karottensaft getrunken hatten. Eine Frage der Gewohnheit Unstrittig ist, dass es eine angeborene Vorliebe für den Süßgeschmack gibt. Bitter stößt dagegen bei ganz Kleinen noch auf Ablehnung ebenso wie Saures. Dass man sich daran mit dem Älterwerden gewöhnt, zeigt wie Geschmack auch kulturell geprägt wird. Lebt das Umfeld vor, dass Kaffee- oder Biertrinken zum Erwachsensein dazugehören, probieren Jugendliche es immer wieder, bis ihnen die eigentlich bitteren Getränke ebenfalls zusagen. Diese Gewöhnung basiert auf einem biologischen Phänomen: Psychologen sprechen vom MereExposure-Effekt oder dem „Effekt der bloßen Darbietung”. Dieser Effekt beschreibt, dass wir unsere Erfahrung oder Einstellung gegenüber Dingen, die wir schon einmal erlebt haben, positiv abspeichern. Erfolgt später ein neuer Kontakt, greift der Körper auf diese positive Erinnerung zurück. Dafür sind offenbar 8-10 Versuche notwendig. Für alle Eltern von kleinen Gemüsemuffeln ist das eine Aufforderung, bisher Abgelehntes immer wieder einmal anzubieten und dabei nicht zu schnell aufzugeben. Nicht zuletzt gibt es auch genetische Unterschiede im Schmecken. Nachgewiesen ist anhand einer speziellen Bittersubstanz, dass etwa 30 % der Menschen hierzulande bitter weniger gut schmecken als die übrigen Oktober 2012 Schwerpunkt 70 %. Ursache ist, dass die Bitterrezeptoren genetisch bedingt in unterschiedlicher Anzahl existieren. Menschen, die mit vielen Bitterrezeptoren ausgestattet sind, haben demzufolge eher Aversionen gegen bittere Gemüse wie z. B. Rosenkohl oder Wirsing als diejenigen mit weniger Rezeptoren. Dass sich das auch auf die Lebensmittelauswahl auswirkt, liegt auf der Hand. Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke (DIfE) gehen sogar davon aus, dass die Ausprägung der Bitterrezeptoren individuell so unterschiedlich ist wie ein Fingerabdruck. Die erbliche Veranlagung für Geschmack untermauert auch eine englische Zwillingsstudie mit mehr als 3.000 Geschwisterpaaren aus dem Jahr 2007. Eineiige Zwillinge entwickelten dabei sehr viel ähnlichere Vorlieben als zweieiige. Das betraf in dieser Untersuchung zum Beispiel das Mögen von Knoblauch, den Genuss von Kaffee und Alkohol oder den Konsum von Obst und Gemüse. Der Studienleiter nimmt an, dass 41-48 % der Geschmacksvorlieben genetisch festgelegt sind. Geschmack will geschult sein Heute gibt es in vielen Kindergärten und Grundschulen Projekte zur Geschmacksschulung. Das ist auch gut so. Denn wer bewusst schmecken lernt, erfährt wie natürliche Lebensmittel und frisch Zubereitetes mundet und mag dies vermutlich auch später noch. Bekommen schon Ein- bis Dreijährige dagegen regelmäßig Fertiggerichte aufgetischt, wird ihre Geschmacksprägung anders verlaufen. Dass die Industrie durchaus interessiert ist, ihre Kunden so früh wie möglich an sich zu binden, zeigt das stetig wachsende Angebot von speziellen Kinderlebensmitteln. Wer von klein auf fertig gewürzte Rigatoni Napoli aus dem Glas oder Schinkennudeln mit Tomaten aus der Plastikverpackung bekommt, dem schmeckt eine selbst gekochte Tomatensoße vermutlich zu fad. Die meisten Kinderlebensmittel sind zudem viel zu süß. Das kann dazu führen, dass noch Erwachsene eine sehr hohe Geschmacksschwelle für süß haben und insgesamt mehr Zuckerreiches konsumieren. Aufgrund dieser Prägung in Kindertagen haben es Gerichte ohne Aromastoffe und Geschmacksverstärker bei Jugendlichen und selbst Erwachsenen schwer. Oktober 2012 Tricks aus der Aromaküche Eigentlich dient der Geschmackssinn dazu, schnell einschätzen zu können, ob etwas verträglich, ungenießbar oder giftig ist. Doch die Aromatrickkiste der Lebensmittelindustrie kann dieses Frühwarnsystem mit leichter Hand außer Kraft setzen. Europaweit sorgen insgesamt beachtliche 2.800 Aromastoffe für die Aufpeppung des Geschmacks. Nach Schätzungen des Deutschen Verbands der Aromenindustrie (DVAI) nimmt jeder Bundes- bürger jährlich 15-20 Gramm Aromastoffe auf. Mit einem Gramm Aroma kann etwa ein Kilogramm Lebensmittel aromatisiert werden. Welche Stoffe dabei genau eingesetzt werden, bleibt für die Verbraucher im Dunkeln. Steht auf der Zutatenliste die Angabe Aroma zu lesen, ist davon auszugehen, dass es im Labor synthetisch hergestellt wurde. Natürliches Aroma bzw. Aromastoff müssen zumindest aus einem natürlichen Ausgangsmaterial gewonnen sein. Dabei muss es sich keinesfalls um ein Lebensmittel handeln, sondern natürliche Aromen können auch von Hefen, Schimmelpilzen oder aus bio- oder gentechnischen Verfahren stammen. Lediglich wenn die geschmacksgebende Frucht angegeben ist, z. B. „natürliches Erdbeeraroma”, muss das Aroma tatsächlich zu mindestens 95 % aus der genannten Zutat kommen. Die Vorteile für die Hersteller liegen klar auf der Hand: Mit Aromastoffen wird ein Geschmack erzeugt oder vorgetäuscht, den die verwendeten Zutaten alleine nicht hergeben. Ein klassisches Beispiel ist der Fruchtjoghurt. Die geringe Menge an zugesetzten Früchten – meist 1-2 % – kann den gewünschten Geschmack gar nicht liefern. Also wird künstlich nachgeholfen. Das spart viel Geld. Die Verbraucherzentralen haben nachgerechnet: Mit Himbeeraroma für 6 Cent können 100 kg Joghurt aromatisiert werden. Echte Himbeeren würden mit rund 30 € zu Buche schlagen. Tütensuppen sind ebenfalls ein gutes Beispiel, wie mit einer ordentlichen Portion Aroma der Genuss von Hühnchen- oder Rindfleisch vorgegaukelt wird – wahlweise mit asiatischer, italienischer oder sonst einer trendigen Note. Das täuscht nicht nur Geschmack vor, sondern auch Qualität. Zudem können Verbraucher nach dem Konsum von Fruchtjoghurt und einer Tomatensuppe den Eindruck gewinnen, sich gesund zu ernähren und genug Obst und Gemüse zu konsumieren. Das ist natürlich eine fatale Fehleinschätzung. Wenn Aromen statt Früchte gegessen werden, fehlt es in der Ernährung an Vitaminen und Mineralstoffen und anderem mehr. Von Risiken und Nebenwirkungen Aromastoffe können wie künstliche Geschmacksverstärker den Appetit anregen. Das verführt dazu, mehr zu essen als eigentlich nötig. Das tun zwar auch Gewürze und Salz. Bei selbst zubereiteten Speisen hat man es allerdings selbst in der Hand, mit was und wie viel man würzen möchte. Anders bei Fertiggerichten. Diese sind im Vergleich zu Hausmannskost oft überwürzt und liefern viel zu viel Salz (s. Knack•Punkt 1/2012, S. 4f). Die steigende Zahl an Übergewichtigen lässt sich selbstverständlich nicht ausschließlich auf den Einsatz von Aromastoffen zurückführen. Doch es Knack •Punkt 11 Schwerpunkt liegt nahe, dass die Kombination aus appetitanregenden Aromen und Geschmacksverstärkern zu einem Mehrkonsum gerade solcher Gerichte und Snacks führt, die oftmals einen zu hohen Fett- und Energiegehalt aufweisen. Ob Aromastoffe und Geschmacksverstärker langfristig unschädlich sind, ist nicht abschließend zu beantworten. Aromen enthalten in der Regel 10-20% Aromastoffe und 8090 % Trägersubstanzen. Hinsichtlich einer gesundheitlichen Bewertung sind daher nicht nur die Aromastoffe selbst zu betrachten, sondern auch die Trägerstoffe. Schließlich können noch chemische Lösungs- und Extraktionsmittel aus dem Herstellungsprozess als Rückstände vorliegen. Derzeit ist eine europäische Datenbank im Aufbau, die eine Bewertung der Aromastoffe veröffentlicht. Es soll eine europaweit gültige Positivliste erstellt werden. Was nicht gelistet wird, darf dann nicht mehr verwendet werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schreibt auf seiner Homepage, das bislang 2.100 der etwa 2.800 in der EU eingesetzten Aromastoffe geprüft wurden, davon bedürften 400 einer weiteren toxikologischen Überprüfung. Wissenschaft tüftelt an Rezeptoren Während die Industrie an der Entwicklung neuer Aromamixturen für absatzstarke Produkte bastelt, geht es der Wissenschaft um die Entschlüsselung der molekularen Vorgänge rund um den Geschmackssinn. Mit der genauen Kenntnis der einzelnen Rezeptortypen von bitterem Geschmack oder dem Detailwissen zur Weiterleitung der sensorischen Wahrnehmung bis zum Gehirn, lässt sich Geschmack zielgerichtet manipulieren. In der Entwicklung sind beispielsweise Stoffe, die den Salzgeschmack verstärken sollen, um Kochsalz einzusparen. Dazu dient erstaunlicherweise eine einfache Aminosäure, das Arginin. Doch noch sind für einen befriedigenden Effekt zu große Mengen davon nötig, was den Geschmack wiederum nachteilig beeinflusst. Kaliumchlorid wird bereits als Ersatz für Kochsalz genutzt. Es hinterlässt jedoch einen metallisch-bitteren Eindruck. Dieser Bittergeschmack ließe sich möglicherweise mit Bitterrezeptoren-Blockern abmildern. Tatsächlich arbeiten Wissenschaftler schon länger daran, die Wahrnehmung für bitter zu dämpfen 12 Knack •Punkt oder ganz auszuschalten. Zwar ist bereits ein Wirkstoff auf dem Markt, der die Spaltung eines für die Geschmacksweiterleitung wichtigen Enzyms hemmt. Doch dieser Wirkstoff hat ebenfalls einen Eigengeschmack, was seinen Einsatz erheblich einschränkt. Ein weiterer spezifischer Bitterblocker ist in der Lage, den bitteren Nachgeschmack von Süßstoffen wie Saccharin zu unterbinden. Und so könnte in Zukunft für allerlei bitter schmeckende Lebensmittel – oder auch Arzneimittel – ganz nach Belieben ein neues Geschmackserlebnis kreiert werden. Auch an der Verstärkung des Umami-Geschmacks arbeiten die Forscher. Denn der fleischähnliche Geschmack steht in Verbindung mit der Glutamat-Zufuhr über Geschmacksverstärker. Und die sind bekanntlich in Verruf geraten. Aroma für mehr Gesundheit? Vielleicht ließen sich die neuen Geschmacksverstärker ja sogar für den Kampf gegen Übergewicht einsetzen: Offenbar führt ein sehr intensiver salziger Geschmack dazu, insgesamt weniger zu essen, wie eine kleine Studie aus den Niederlanden zeigt. Aufgrund des dominanten Salzgeschmacks nahmen die Probanden von der Testsuppe kleinere Mengen vom Löffel auf als üblich und fühlten sich früher gesättigt. Eine weitere Studie zeigte ein ähnliches Ergebnis mit Vanille-Geruch: Je mehr Vanille-Aroma die Testpersonen rochen, desto kleinere Bissen nahmen sie und verzehrten damit insgesamt kleinere Portionsgrößen. Die Forscher folgern daraus, dass sich mit sehr intensiv schmeckenden oder riechenden Lebensmitteln die verzehrten Mengen und damit Übergewicht reduzieren lasse. Vielleicht sind die Beobachtungen aber auch schlicht eine physiologische Abwehrreaktion und die kleineren Mengen ergeben sich einfach durch Widerwillen gegenüber übermäßig künstlich anmutenden Produkten. Die Aromenindustrie nutzt den Ansatz auf ihrer Homepage jedenfalls schon als Argument für weitere Einsatzmöglichkeiten ihrer Produkte, Stichwort „Reformulierung”. Wie sich solche Geschmacksmodulatoren bei regelmäßiger Aufnahme langfristig auf den Stoffwechsel auswirken, ist noch längst nicht erforscht. Möglicherweise wirken sie sich ebenfalls ungünstig auf die Gesundheit aus. Denkbar ist zudem, dass diese Erkenntnisse dazu genutzt werden könnten, minderwertige Zutaten mit Wunschgeschmack aus dem Labor zu überdecken. Noch dazu scheint das gezielte Einwirken auf die geschmacksbildenden Vorgänge ein weiterer Schritt hin zu einer einheitlich schmeckenden Kost zu sein, die nichts mehr mit Naturbelassenheit zu tun hat. Designerprodukte, die Ersatzstoffe für Salz, Zucker oder Glutamat enthalten, werden darüber hinaus kaum zu einem veränderten Essverhalten führen. Die schon seit vielen Jahren auf dem Markt befindlichen Süßstoffe haben jedenfalls mitnichten dazu beigetragen, dass es weniger Übergewichtige gibt. Und bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob sie über komplizierte Steuermechanismen nicht doch eher zu mehr Süßhunger führen als zu weniger. Es geht auch ohne Dass eine wirtschaftliche Entwicklung auch ohne Aromastoffe und Geschmacksverstärker funktioniert, zeigt ein bekannter Tiefkühlproduzent. Sein konsequenter Verzicht auf Aroma-, Farb- und Konservierungsstoffe brachte nach der Umstellung 2003 zwar erst einmal einen dramatischen Einbruch der Absatzzahlen. Mittlerweile haben sich die Verbraucher offenbar umgewöhnt. Das Unternehmen schreibt jedenfalls wieder schwarze Zahlen. Es gibt noch andere Firmen, die versuchen, ohne künstliche Aromastoffe auszukommen. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat im August 2011 eine Positivliste von aktuell 50 Produkten veröffentlicht, die laut Zutatenliste und Versicherung der Anbieter keine Aromastoffe enthalten. Bio-Hersteller verzichten generell auf alle synthetisch hergestellte Aromen. Messbarer Geschmack? Aufgrund der vielfältigen Einflüsse verwundert es nicht, dass sich Geschmack bislang nicht objektiv messen lässt. Zu sehr spielt die subjek- Oktober 2012 Schwerpunkt Bio schmeckt anders Den weit verbreiteten Einheitsgeschmack bekommen auch die Bio-Hersteller zu spüren. In ihren Richtlinien ist klar ein Verzicht auf künstliche Aromastoffe und Geschmacksverstärker festgelegt. Nur natürliche Aromen und Aromaextrakte dürfen für bestimmte Produktgruppen verwendet werden. Oft fielen ihre Produkte in der Vergangenheit bei offiziellen SensorikPrüfungen und Verkostungen durch. Sie schmecken einfach ursprünglicher als konventionelle Gerichte, die mit Aroma- und anderen Zusatzstoffen aus dem Labor hergestellt werden. Die Bio-Hersteller machten sich deshalb für eine spezielle Vorbereitung der Geschmackstester stark. Inzwischen sind die Tester in der Regel sensorisch geschult und berücksichtigen den Aromenverzicht bei der geschmacklichen Bewertung. tive Empfindung einer Testperson in die Bewertung mit hinein. Dennoch arbeitet das Technologie Transfer Zentrum (ttz) in Bremerhaven an reproduzierbaren Sensoriktests. Bei der Studie KosaDat, die vom Wirtschaftsministerium und der Industrie gefördert wird, geht es darum, sensorisch ermittelte Daten mit analytischen zu kombinieren und so umfangreiche Geschmacks-Datenbanken zu schaffen. Geschmack, Geruch, Textur und sogar Verbraucherakzeptanz eines Produkts sollen so vorhersehbar werden. Die Lebensmittelhersteller könnten auf diese Weise kostspielige Entwicklungsarbeiten, Versuchsreihen und Verkostungsaktionen einsparen und Produkte kreieren, die von vornherein eine große geschmackliche Akzeptanz erfahren. Es bleibt abzuwarten, ob computergestützte Analysen tatsächlich so etwas Subjektives wie ein Geschmackserlebnis berechnen können. Wie unberechenbar unser Geschmackssinn ist, belegen ganz einfache Versuche. So bemerken selbst erfahrene Weintester meist nicht, dass ihnen statt Rotwein gefärbter Weißwein serviert wird. Selbst die Farbe der Umgebung beeinflusst die Wahrnehmung deutlich: Derselbe Wein, den Forscher von der Universität Mainz ihren Probanden servierten, schmeckte den Testern bei blauem und rotem Licht besser als bei grünem und weißem. Unter rotem Licht wurde der Wein Oktober 2012 als süßer und fruchtiger eingestuft, blaues Licht rief eine würzigere Wahrnehmung hervor. Die Wissenschaftler vermuten dahinter kognitive Verknüpfungen, beispielsweise das grün unbewusst mit unreif assoziiert wird, halten aber zur vollständigen Klärung der Ursache weitere Studien für nötig. Sogar durch die Aufmachung einer Flasche ließen sich Sensorikprüfer hinters Licht führen. Einen durchschnittlichen Wein aus einer Flasche mit edel anmutendem Etikett bewerteten sie als sehr guten Tropfen. Schon Kinder, die ja eigentlich differenzierter schmecken können, lassen sich von Verpackungen und Markenlogos täuschen. Im Vergleich zu einer neutralen Verpackung schmeckte ihnen ein bekanntes Markenprodukt trotz einheitlichem Inhalt eindeutig besser – unabhängig davon, dass es das Testprodukt von diesem Markenanbieter gar nicht gab. Experten ziehen daraus den Schluss, dass man eben auch das schmeckt, was man zu schmecken erwartet. Die Sinne lassen sich täuschen Die Natur kennt noch ganz andere Raffinessen, unseren Sinnen ein Schnippchen zu schlagen. Die Wunderbeere, auch Mirakelfrucht genannt (botanisch Synsepalum dulcificum), ist eine kleine rote Frucht mit einem faszinierenden Inhaltsstoff: dem Miraculin. Dieser Stoff, ein Glykoprotein, ist in der Lage, die Geschmackswahrnehmung auf den Kopf zu stellen und mehr Süße „herzuzaubern”: Selbst intensiv Saures wie Zitronen oder Rhabarber schmeckt nach dem Verzehr einer Beere auf einmal süß. Forscher haben herausgefunden, dass beim Zerkauen die Fruchtsäuren aus sauren Lebensmitteln mit dem Glykoprotein der Frucht reagieren. Das verändert sich daraufhin so, dass es an den Süßrezeptor andockt und für einen starken Süßgeschmack sorgt. Dieser Effekt hält zwischen 15 Minuten und 2 Stunden an. Im Internet ist Miraculin in Form von isoliertem Pulver oder Tabletten ebenso erhältlich wie die getrockneten Beeren, vor allem für einen netten Partygag. Die Wunderbeere hilft möglicherweise auch Krebspatienten, deren Appetit oder Geschmackssinn durch die Che- motherapie gelitten hat. Studien dazu laufen noch. Ein amerikanischer Onkologe hält es für denkbar, dass sich eine synthetische Form des Miraculins entwickeln ließe, um es bei Menschen mit geschmacklichen Wahrnehmungsstörungen einzusetzen. Fazit Unser Geschmack lässt sich also von zahlreichen Faktoren beeinflussen und leicht in die Irre führen. Geschmack lässt sich aber auch recht einfach trainieren. Nach fünf Tagen Fasten nimmt man beispielsweise einzelne Geschmacksnuancen wieder sehr viel stärker wahr. Und schon ein Drei-Tage-Verzicht auf jede süße Note im Essen führt dazu, anschließend die lebensmitteleigene Süße viel deutlicher zu empfinden. Ähnlich funktioniert das auch mit dem Salz im Essen. Für eine bewusste Schulung der Sinne und des Geschmacks ist es nie zu spät. Zwar werden für Erwachsene in erster Linie Verkostungen und Seminare zu Wein, Whiskey, Käse oder Kaffee angeboten, was nichts mit gesunder Ernährung zu tun hat. Aber zumindest schult bewusstes Schmecken die Genussfähigkeit. Und wer mehr Wert auf Genuss legt, wird sich früher oder später von einheitlich gewürzten Fertiggerichten verabschieden. Nicht von ungefähr legen Spitzenköche Wert auf regionale und ökologisch erzeugte Produkte. Und so ist der Genuss letztendlich der Weg, wieder zurück zu ursprünglichen, wenig verarbeiteten Lebensmitteln zu kommen. Nur genaues Hinschmecken ist nötig. (ul) Quellen: S. 19 tt www.vzhh.de/ ernaehrung/106945/Tabelle_ Internet_neu.pdf Knack •Punkt 13 Neues aus Wissenschaft und Praxis Robert-Koch-Institut – Erste Ergebnisse veröffentlicht D as Robert-Koch-Institut (RKI) hat erste Ergebnisse des neuen großen Erwachsenen-Gesundheitssurveys vorgestellt, mit Daten zu Übergewicht, Diabetes, körperlicher Aktivität, psychischer Gesundheit und Funktionseinschränkungen im Alter. Das Erhebungsprogramm der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland” (DEGS) bestand nicht nur aus mehreren Befragungen, sondern auch aus körperlichen Untersuchungen und Tests sowie Laboruntersuchungen von Blut- und Urinproben. Die Datenerhebung bei der DEGS fand von November 2008 bis Januar 2012 statt. Ein Gesundheitsmonitoring, die kontinuierliche Erfassung und Analyse des Gesundheitszustands der Bevölkerung, war zuletzt Ende der 1990er Jahre durchgeführt worden (Bundesgesundheitssurvey „BGS98”). Insgesamt absolvierten bei DEGS 7.328 Personen in 180 Studienorten das Untersuchungs- und Befragungsprogramm, weitere 914 ausschließlich das Befragungsprogramm. Für Querschnitt- und Trendanalysen werden generell Teilnehmende im Alter von 18 bis 79 Jahren berücksichtigt. Knapp die Hälfte (3.959) war bereits beim BGS98 dabei, dies ermöglicht über die Jahre „Längsschnitt-Analysen”, die für die Ursachenanalyse von Erkrankungen wichtig sind. Übergewicht Beim Anteil der Übergewichtigen (67,1 % bei Männern, 53,0 % bei Frauen) gab es keine großen Veränderungen gegenüber 1998. Bei Adipositas ist dagegen ein deutlicher Anstieg zu beobachten, vor allem bei Männern (von 18,9 % auf 23,3 %), bei Frauen ist der Anteil nur leicht gestiegen (von 22,5 % auf 23,9 %). Als besorgniserregend sieht Bärbel-Maria Kurth, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung im RKI, dass „sich die Gruppe der Adipösen insbesondere im jungen Erwachsenenalter weiter vergrößert hat”. Diabetes mellitus In der DEGS wurde sowohl die Häufigkeit (Prävalenz) eines bekannten Diabetes mellitus als auch die Häufigkeit bislang nicht erkannter Diabetes-Fälle untersucht. Die Definition eines bekannten Diabetes beruht auf Selbstangaben der Befragten zu einem jemals ärztlich diagnostizierten Diabetes oder der Einnahme von entsprechenden Medikamenten in den letzten sieben Tagen, die zu diesem Zweck ins Studienzentrum mitgebracht und über ein computergestütztes Verfahren genau erfasst wurden. Die Prävalenz eines bekannten Diabetes beträgt insgesamt 7,2 % und hat damit seit dem BGS98 um 2 % zugenommen. Zur Einschätzung eines bislang unerkannten Diabetes wurden der Blutzucker (Nüchtern- oder Gelegenheitsglukose im Serum) sowie der Anteil des an Zucker gebundenen Hämoglobins (HbA1c, das bei länger erhöhten Blutzuckerspiegeln ansteigt) bestimmt. Die Prävalenz des bislang unerkannten Diabetes liegt bei 0,7-2,1 %, je nachdem ob Blutzucker und HbA1c getrennt oder in Kombination betrachtet werden. Übereinstimmend mit Ergebnissen aus vergleichbaren internationalen Studien liegen diese Einschätzungen niedriger als bisherige Einschätzungen durch den oralen Glukosetoleranztest. Sport und Bewegung Regelmäßige körperliche Aktivität kann in jedem Alter einen positiven Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben. Die DEGS-Ergebnisse zeigen, dass 51,7 % der Männer und 49,5 % der Frauen regelmäßig mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv sind. Der Anteil der sportlich Aktiven ist seit dem BGS 98 deutlich gestiegen (+ 14,1 % bei Männern, + 16 % bei Frauen). Allerdings erreichen nur 25,4 % der Männer und 15,5 % der Frauen die von der WHO empfohlene körperliche Mindestaktivitätszeit von 2,5 Stunden pro Woche. (AC) Quelle: Gemeinsame PM von RKI und BMG vom 14.06.12 tt www.degs-studie.de Abseits der Öko-Verordnung Mineralwasser darf sich „Bio” nennen I m Dezember 2009 berichtete Knack•Punkt (S. 9) über ein neues Mi- neralwasser, das unter dem Namen „BioKristall” auf den Markt gebracht wird und laut Hersteller strengeren Anforderungen als in der Mineral- und Tafelwasserverordnung formuliert genügt. Damals vertraten Verbraucherschutzbehörden die Ansicht, dass die Bezeichnung „Bio” irreführend und daher unzulässig sei. Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs zog mit der Ansicht vor Ge- richt, der Verkehr verbinde mit „Biomineralwasser” Qualitätsmerkmale, 14 Knack •Punkt die für ein natürliches Mineralwasser bereits gesetzlich vorgeschrieben und daher selbstverständlich seien. Das Verfahren zog drei Jahre lang durch mehrere Instanzen. Nun wurde vom Bundesgerichtshof mit Urteil vom 13.09.2012 die Auffassung des Herstellers des Bio-Mineralwassers bestätigt. In der Pressemitteilung des BGH heißt es dazu u. a.: „Der Verkehr erwartet von einem als ‚Biomineralwasser’[…], dass es nicht nur unbehandelt und frei von Zusatzstoffen ist, sondern im Hinblick auf Rückstände und Schadstoffe deutlich unterhalb der für natürliche Mineralwässer vorgesehenen Höchstwerte liegt.” Außerdem würde der Verkehr nicht erwarten, „dass die Verwendung von ‚Bio’ bei Mineralwässern gesetzlichen Vorgaben unterliegt [...].” Die ÖkoVerordnung für landwirtschaftliche Erzeugnisse stehe dem nicht entgegen. Nun bleibt abzuwarten, ob weitere Mineralwasserbrunnen ihre Wässer mit „Bio” zertifizieren lassen. In dem Rechtsverfahren wurde nicht geprüft, ob das „BioKristall” die eigenen Anforderungen erfüllt. (mf) Quellen: PM Bundesgerichtshofs Nr. 149/2012 vom 13.09.12 Stiftung Warentest: Mineralwasser kann Bio sein, Meldung vom 14.09.12 Oktober 2012 Neues aus Wissenschaft und Praxis Umweltgutachten 2012 Lebensmittelkonsum als Gegenstand von Politik I m aktuellen Umweltgutachten hat sich der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) auch zur Bedeutung des Lebensmittelkonsums geäußert. Zwar stellt sich immer wieder die Frage, inwieweit sich Politik durch Regeln, Siegel und Steuern in das Ernährungsverhalten des Einzelnen einmischen darf, das Gutachten zeigt jedoch auch, dass hier eine gewisse Notwendigkeit besteht. Denn der Lebensmittelkonsum hat über Produktion, Verarbeitung und Transport erheblichen Einfluss auf Umwelt und Natur. folgen einer intensiven Landwirtschaft nicht global verallgemeinerungsfähig.” Daher werden einige allgemeine Leitlinien für einen umweltfreundlicheren Lebensmittelkonsum genannt. Vordringlich sei eine Verringerung der Lebensmittelverluste, politisches Ziel sollte eine Reduktion um mindestens 50 % bis 2025 sein. Dazu sollten unter anderem die Vorgaben für Haltbarkeitsdaten auf Verpackungen überarbeitet werden. Um den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren, wird der Bundesregierung empfohlen, Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) gehört zu den ersten Institutionen wissenschaftlicher Politikberatung für die deutsche Umweltpolitik. Er wurde im Jahr 1972 von der Bundesregierung eingerichtet, besteht jetzt also 40 Jahre. Die besonderen Merkmale des SRU sind seine Interdisziplinarität und seine fachliche Unabhängigkeit. Er besteht aus sieben Professorinnen und Professoren mit besonderer Umweltexpertise, die unterschiedliche Fachdisziplinen vertreten. Diese werden von der Bundesregierung für vier Jahre ernannt. Im Juli 2012 wurde er neu konstituiert. Er besteht derzeit aus Prof. Dr. Martin Faulstich, TU München, Prof. Dr. Karin Holm-Müller, Universität Bonn, Prof. Dr. Harald Bradke, Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung, Prof. Dr. Christian Calliess, Freie Universität Berlin, Prof. Dr. Heidi Foth, Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Manfred Niekisch, Universität Frankfurt und Prof. Dr. Miranda Schreurs, FU Berlin. Der SRU erstattet alle vier Jahre ein Umweltgutachten und leitet es der Bundesregierung jeweils im Monat Mai zu. Das aktuelle Gutachten wurde am 9. August 2012 veröffentlicht. Das gilt insbesondere für den Konsum von Fleisch, aber auch von Milchprodukten. „Der hohe Konsum tierischer Produkte in Deutschland, welche je ‚Kalorie’ deutlich mehr Fläche als pflanzliche Produkte beanspruchen, ist im Hinblick auf die wachsende Weltbevölkerung und die gravierenden Umwelt- den reduzierten Mehrwertsteuersatz auf tierische Produkte abzuschaffen. Die Erfahrungen, die in Dänemark mit der Einführung einer Steuer auf gesättigte Fettsäuren (s. Knack•Punkt 3/2011, S. 3) gemacht werden, sollten evaluiert werden. Zeigen sich dabei positive Umweltwirkungen sollte eine 2012, 694 Seiten, 49 Abbildungen, Umweltgutachten 2012: Verantwortung in einer begrenzten Welt (PDF, 6 MB, Datei ist nicht barrierefrei) http://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2012_06_04_Umweltgutachten_HD.html Einführung auch in Deutschland geprüft werden. Eine Bevorzugung von Produkten aus extensiver Weidehaltung bzw. aus Fütterung mit extensiv produziertem Futter ist wünschenswert. Um den Konsum von Gütern, die auf naturschutzgerecht bewirtschafteten Flächen hergestellt werden, zu fördern, wird als Erfolg versprechende Maßnahme die Einführung eines „Naturschutz-Siegel” zusätzlich zu dem bestehenden EU-Öko-Siegel gesehen. Neben verstärkten Informationskampagnen und verbesserten Bildungsangeboten wird auch eine Umgestaltung der Angebote im öffentlichen AußerHaus-Verzehr angeregt. (AC) Quelle: Sachverständigenrat für Umweltfragen: Umweltgutachten 2012 – Verantwortung in einer begrenzten Welt. Kurzfassung für Entscheidungsträger, Juni 2012 tt www.umweltrat.de/DE/ Publikationen/Umweltgutachten/ umweltgutachten_node.html Neue Sicherheitsbewertung Upper Level für Vitamin D erhöht Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA hat am 27.07.12 eine Neubewertung zum Tolerable Upper Intake Level (UL) bei Altersgruppe Kinder (0-1 Jahr) Kinder (1-10 Jahre) Kinder (11-17 Jahre) Erwachsene (incl. Schwangere und Stillende) Oktober 2012 UL (alt) 25 µg/Tag 50 µg/Tag 50 µg/Tag UL (neu) 25 µg/Tag 50 µg/Tag 100 µg/Tag 100 µg/Tag Vitamin D veröffentlicht. Dieser wurde verdoppelt. Dadurch liegen die im Januar 2012 von der DGE veröffentlichten neuen Schätzwerte (400 % der bisherigen Empfehlungen) insbesondere bei Kindern (20 µg/Tag) nicht mehr so nahe am UL (s. Knack•Punkt 1/2012, S. 3). (AC) tt www.efsa.europa.eu/de/ efsajournal/pub/2813.htm tt www.dge.de/pdf/ws/ Referenzwerte-2012-Vitamin-D.pdf Knack •Punkt 15 Neues aus Wissenschaft und Praxis Eichrechtsverstoß oder Hygienevorteil? Mitwiegen von Tauwasser bei nicht vollständig aufgetautem Fisch V ielfach wird an Fisch-Bedientheken die Ware mit dem Hinweis „zum Verkauf aufgetaut” angeboten. Tatsächlich wird der Fisch teilweise aber noch tief gefroren abgewogen, der Käufer muss also das Tauwasser mitbezahlen. Wie ist die rechtliche Lage? Fisch ist ein sehr leicht verderbliches Lebensmittel (hoher Eiweiß- und Wassergehalt), daher wird er häufig bereits auf dem Fangschiff tief gefroren. So kann er auch längere Logistikwege bei optimaler Qualität überstehen. Der Händler ist gemäß VO (EU) 404/2011 seit 1. Januar 2012 zur Kennzeichnung „aufgetaut” an der Fischtheke verpflichtet, wenn die Ware irgendwann zuvor gefroren war. Der Fisch muss in der Theke „in schmelzendem Eis” (0-2 ° C) liegen. Zuvor gefrorener Fisch taut dabei nur langsam (und besonders schonend) auf. Da der Händler die durch Abverkauf in der Theke entstandenen Lücken auffüllt, ist es nicht zu jedem Zeitpunkt zu vermeiden, dass die Ware noch gefroren ist. Unter Hygieneaspekten ist das für Kunden sogar von Vorteil, da der Verkauf in gefrorenem Zustand einen höheren Frischegrad und keine bzw. nur geringere Unterbrechung der Kühlkette beim Heimtransport bietet. Auf der anderen Seite könnte der Fremdwasseranteil bei „glasiertem” Tiefkühlfisch nach den Leitsätzen bis zu 20 % betragen, dem Verbraucher entstünde also ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden durch das Mitwiegen. Bei einem Preis von 20 Euro für ein Kilogramm aufgetauten Fisch würden bis zu 5 Euro zuviel bezahlt werden müssen. Tatsächlich ist es nach Auskunft des Fischinformationszentrums so, dass das Nettogewicht abgewogen werden muss. Wird also vollständig gefrorener Fisch abgewogen und zum Preis von Grundpreisangaben bei glasiertem Tiefkühlfisch häufig falsch Bei tief gefrorenem Fisch und Meeresfrüchten taucht häufig der Hinweis „glasiert” auf der Verpackung auf. Das bedeutet, dass Fisch oder Meeresfrüchte mit einer so genannten Wassereisglasur versehen wurden. Dazu werden sie vorgefroren in kaltes Wasser getaucht. Die entstandene Schicht bietet Schutz vor Austrocknung und Beschädigung der Haut. Die Produkte müssen mit „glasiert”, „mit Wassereisglasur” oder vergleichbaren Begriffen gekennzeichnet werden. Wichtig dabei: Der Grundpreis glasierter Ware muss sich laut FertigpackungsVerordnung auf das Abtropfgewicht beziehen, also auf das reine Produkt. Die Wassereisglasur ist als Aufgussflüssigkeit anzusehen, die nicht mit verzehrt wird, vergleichbar mit der Flüssigkeit bei Obst- oder Gemüsekonserven. Zusätzlich zur Gesamtfüllmenge muss deshalb das Gewicht des Produktes ohne Glasur – das Abtropfgewicht – angegeben werden. Beim Grundpreis handelt es sich um den Preis pro Mengeneinheit (100 Gramm bzw. 1 Kilogramm) eines Lebensmittels. Er dient dem Preisvergleich und muss auf dem Preisschild neben dem Endpreis angegeben werden. Dass es nicht alle Händler so genau nehmen mit der Grundpreisangabe bei glasiertem Fisch, zeigt ein Marktcheck der Verbraucherzentrale MecklenburgVorpommern. In 13 Supermärkten und Discountern wurde der Grundpreis von insgesamt 190 Produkten kontrolliert. Bei 37 Prozent aller erfassten Produkte bezog sich der Grundpreis fälschlicherweise auf die Gesamtfüllmenge. Fehlerhafte Grundpreisangaben können Verbraucher beim Einkauf von glasierten, tiefgekühlten Fischen oder Meeresfrüchten leicht in die Irre führen, die Produkte erscheinen dadurch preiswerter. (AC) Quelle: PM Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern 094 / 2012 vom 27.08.12 16 Knack •Punkt „zum Verkauf aufgetauten” Fisch verkauft, liegt ein eichrechtlicher Verstoß vor. Unklar ist, wie eine Lösung in der Praxis aussehen könnte. Immerhin ist es schwierig, das tatsächliche Nettogewicht von Tiefkühlfisch zu ermitteln. Der Vorstoß eines Fischhändlers, pauschal einen bestimmten Prozentsatz abzuziehen, wurde negativ beschieden. Auftauverluste Grundsätzlich ist von deutlichen Gewichtsverlusten beim Auftauen von Fisch durch das Austreten von Zellflüssigkeit auszugehen. In der Literatur finden sich etwas unterschiedliche Zahlen: Danach liegen die Auftauverluste bei Blockware bei 7-10 % (unabhängig von der Fischart), bei Einzelfilets bei 1-4 %. Eine andere Studie ermittelte, dass es bei den Auftauprozessen zu Verlusten durch angefrorenes Fremdwasser (etwa 5 %) und/ oder Zellwasser (bis zu 3 %, vor allem bei fettarmen Fischen), kommt. Generell seien die Verluste bei Fischen höher als bei anderen Tieren, da die Fischproteine stärker zur Gefrierdenaturierung neigen. Was sollte man Verbrauchern empfehlen? Beim Fischkauf darauf achten, ob der Fisch noch gefroren ist oder nicht. Wer vollständig aufgetauten Fisch will, sollte das sagen und anderen Fisch ablehnen. Gefrorener Fisch hat für Verbraucher den Vorteil, dass der Fisch frischer ist als aufgetauter Fisch und die Kühlung für den Heimweg „mitgeliefert” wird. Möglicherweise ist das die Zahlung von einigen Gramm Tauwasser wert. Ansonsten den Fisch erst am Schluss des Einkaufs auswählen oder für die Dauer des Einkaufs an der Fischtheke gekühlt lagern lassen; für den Heimtransport eine Kühltasche nutzen. Insbesondere an warmen Tagen kann man sich auch eine zusätzliche Tüte Eis erbitten. (AC/Kn) Quellen: Karl H et al.: Einfluß von Eis- und Tiefgefrierlagerung/Auftauen auf die Länge von Seefischfilets. Inf Fischwirtsch 44(1), 1997, http://aquaticcommons.org/3785/1/971_Seite038-041.pdf Andonova I: IFSZertifizierung eines Fisch verarbeitenden Betriebs, Diplomarbeit HS f. angewandte Wissenschaften, Hamburg, 2010; http:// opus.haw-hamburg.de/volltexte/2011/1365/ pdf/ern_y_566.pdf (alle eingesehen am 14.06.12) pers. Mitteilung Eichamt Köln, Herr Zillekamp, vom 25.06.12 pers. Mitteilung Fischinformationszentrum, Frau Kess, vom 21.06.12 Oktober 2012 Gesetzliche Regelungen Kennzeichnung Alkoholfrei bedeutet nicht ‚frei von Alkohol’ A lkoholfreies Bier bedeutet, dass noch Reste von Alkohol enthalten sein können. Je nach Sorte können dies in Deutschland bis zu 0,5 Volumenprozent sein. In der EU gibt es mit dem Artikel 4 (4) der Health Claims-Verordnung (1924/2006) eine festgelegte Obergrenze von 1,2 Volumenprozent, ab der keinerlei gesundheitsbezogene Angaben mehr erlaubt sind. Und erst ab dieser Grenze ist auch die tatsächliche Angabe des Alkoholgehaltes auf dem Etikett vorgeschrieben. Es gibt aber auch alkoholfreies Bier ganz ohne Alkohol (0,0 Volumenprozent = Vol.-%). Verbraucherzentrale fordert rechtliche Regelung „Es ist wichtig, dass Angaben über Lebensmittel vom Verbraucher verstanden werden können und es ist angezeigt, alle Verbraucher vor irreführenden Angaben zu schützen”, heißt es im Erwägungsgrund 16 der der Health Claims-Verordnung. Aus Sicht der Verbraucherzentrale NRW können Käufer bei der Auslobung „alkoholfrei” ein Getränk erwarten, das 0,0 Volumenprozent Alkohol enthält. Dies gilt auch für alkoholfreies Bier. Biere mit geringem Alkoholgehalt bis 0,5 Volumenprozent sollten durch andere Bezeichnungen wie „wenig Alkohol” oder „alkoholarm” von echten alkoholfreien Bieren zu unterscheiden sein. Zusätzlich sollte der tatsächlich enthaltene Restalkoholgehalt auf dem Etikett gekennzeichnet werden. Promille trotz Alkoholfrei? Alkoholfreies Bier kann aufgrund des Grenzwertes von 0,5 Volumenpro- zent bis zu 4 Gramm Alkohol pro Liter enthalten. In der Universitätsklinik Freiburg stellte sich die Arbeitsgruppe um Dr. Annette Thierauf daher die Frage, ob der Konsum alkoholfreien Bieres für bestimmte Personengruppen rechtliche Konsequenzen haben könnte. Für Fahranfänger beispielsweise gilt seit 2007 die „0,0-Promille-Grenze” (§ 24c Straßenverkehrsordnung). 78 Studienteilnehmer zwischen 18 und 78 Jahren tranken dazu nach mindestens fünftägiger Alkoholabstinenz und Abnahme einer Blutprobe innerhalb einer Stunde je 1,5 Liter Ergebnisse der Lebensmittelüberwachung Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUAS) hat im vergangenen Jahr verschiedene als alkoholfrei deklarierte Biere, Schaumweine, Weine, Cocktails und Kinderpunsche sowie Produkte, bei denen man keinen Alkohol erwartet, auf ihren Alkoholgehalt hin untersucht. Maximale Alkoholgehalte nach den jeweiligen Rechtsnormen und Leitsätzen: Alkoholfreier Wein: 0,5 Vol.-% Alkoholfreie Erfrischungsgetränke: 0,25 Vol.-% §§ Fruchtsäfte: 0,38 Vol.-% (Ausnahme: Traubensaft 1,0 Vol.-%) Gemüsesäfte: 0,38 Vol.-% (Ausnahme: milchsauer vergorener Sauerkrautsaft > 0,38 Vol.-%) alkoholfreien Bieres. Der Alkoholgehalt des Biers betrug zwischen 0,41 und 0,42 Volumenprozent. Weitere Blutproben wurden 30, 60, 75 sowie 90, 120 und 150 Minuten nach Trinkbeginn entnommen. Ausgewertet werden konnten letztlich die Datensätze von 34 Männern und von 33 Frauen. Bei 20 der 67 Probanden konnte in mindestens einer Blutprobe Alkohol nachgewiesen werden. Die gemessene Blutalkoholkonzentration hat allerdings maximal 0,0056 Promille betragen. Das ist weniger als ein Dreißigstel des derzeit von der Justiz an- Fassbrause – eher nicht für Kinder Immer mehr Brauereien bieten Fassbrause als alkoholfreies Erfrischungsgetränk in verschiedenen Geschmacksrichtungen an. Doch der Name und die Zutaten sind gesetzlich nicht geregelt. Traditionell wird Fassbrause aus Mineralwasser, Zucker, Malz-Extrakt und Aromen hergestellt und glasweise aus Fässern ausgeschenkt. Sie wird aber auch in Flaschen angeboten. Heute bieten die Brauereien Fassbrause mit unterschiedlichen Zutaten an: Einige mixen das Getränk aus alkoholfreiem Bier und Limonade, bei anderen besteht es nur aus Limonade. Daher kann die Frage, ob Fassbrause nun ein Biermischgetränk oder eine Brause ist, derzeit auch nicht eindeutig beantwortet werden. Woraus eine jeweilige Fassbrause jedoch konkret besteht, ist anhand der Zutatenliste zu erkennen. Für Kinder ist Fassbrause mit alkoholfreiem Bier nicht empfehlenswert. Zwar sind durch eventuell vorhandene sehr kleine Alkoholmengen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten, wohl aber eine frühzeitige Gewöhnung an den Biergeschmack. Oktober 2012 gewendeten analytischen Grenzwerts von 0,20 Promille. 90 Minuten nach Trinkbeginn – also 30 Minuten nach Trinkende – konnte bei keinem Probanden mehr Alkohol nachgewiesen werden. Die Studie wurde unterstützt durch eine Privatbrauerei. Die Ergebnisse zeigen, dass der Verbraucher teilweise mit geringen Alkoholmengen rechnen muss, auch wenn die Angabe „alkoholfrei” rechtmäßig in der Etikettierung verwendet wird. Insgesamt war in 59 von 191 Proben kein Alkohol nachweisbar. Bei 97 Proben lag der Gehalt unter 0,1 Volumenprozent, 35 Proben enthielten 0,1-2 Vol.-%. Dabei handelte es sich vor allem um Erfrischungsgetränke und Milchprodukte (Kefir, aromatisierte Buttermilch). Alle untersuchten Produkte waren rechtmäßig im Verkehr. Bei den Kinderpunschen lagen die Gehalte an Alkohol zwischen 0,2 und 0,3 Vol.-%. Meist entsteht der Alkohol im Lebensmittel selber (über alkoholbildende Hefen). Eingetragen wird Alkohol meist über alkoholhaltige Aromen. (AC) Quellen: www.vz-nrw.de/link1088861A.html, Stand: 11.07.12 Thierauf A et al.: Maximale Blutalkoholkonzentration nach forciertem Konsum von alkoholfreiem Bier. Rechtsmedizin (4): 244-7, 2012, DOI: 10.1007/s00194-0120835-8 CVUA Stuttgart: „Alkoholfreie” Getränke: Wirklich ohne Alkohol? Ein Bericht aus unserem Laboralltag. www.cvuas.de/pub/ beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=2&ID=1562, Stand: 23.05.12 Knack •Punkt 17 Bücher und Medien C. Menebröcker, J. Rebbe, U. Keil BMELV Mir schmeckt’s wieder – Das Kochbuch für alte Menschen Leitfaden für die Weitergabe von Lebensmittelresten an soziale Einrichtungen – rechtliche Aspekte D amit ältere Menschen lange Spaß am Kochen haben – dafür haben die Autoren Informationen, Tipps und zahlreiche einfache, wenig aufwändige Rezepte zusammengestellt. Ziel der Autoren ist es, dass Senioren, und hier vor allem Alleinlebende, weiterhin selbstständig Speisen zubereiten, um sich gesund und fit zu erhalten. Die Autoren bringen in diesem Buch ihr Wissen zusammen: Menebröcker ist Diätassistentin für geriatrische Ernährungstherapie, Rebbe arbeitet bei einem Caterer und ist Autor mehrerer Claudia Menebröcker, Jörn Rebbe, Udo Keil: Mir schmeckt’s wieder – Das Kochbuch für alte Menschen. 139 S., Trias Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8304-3940-0, 19,99 € Kochbücher und Keil ist Koch und Betriebswirt im eigenen Unternehmen. Der erste Teil des Buches bietet Tipps und Informationen zu Einkauf, Lagerhaltung und Zubereitung. Auch für Probleme, wie z. B. Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen oder Kauund Schluckstörungen bietet das Buch Lösungsvorschläge. Im zweiten umfangreichen Rezeptteil gibt es Vorschläge für Frühstück, Mittag- und Abendessen, wobei überwiegend Rezeptklassiker „aus der guten alten Küche” dominieren. Zudem wurde darauf geachtet, dass alle Speisen einfach und schnell zuzubereiten sind. Jedes Rezept enthält maximal zehn Zutaten und die Zubereitung soll nicht länger als 30 Minuten dauern. Dies gelingt durch den Einsatz von Fertiggerichten aus der Tiefkühltruhe, Konserve oder Tüte, die aber stets durch frische Zutaten ergänzt werden. Bestandteil der Mittagsmahlzeiten ist fast immer Fleisch, hier standen die Vorlieben und Gewohnheiten der Zielgruppe wohl im Vordergrund. Viele Rezepte enthalten Varianten und gute Tipps für die Resteverwertung. Die schönen Bilder machen Lust auf’s Ausprobieren, und genau das ist auch ein Ziel der Autoren. (Vog) U m die Abgabe von Lebensmitteln an soziale Einrichtungen zu erleichtern, gibt es einen neuen Ratgeber, der Spendern und Empfängern von Lebensmittelüberschüssen die geltende Rechtslage erläutert und damit die Weitergabe von Lebensmitteln vereinfacht. Er wirbt dafür, überschüssige Produkte noch öfter als bisher an Bedürftige weiterzugeben. Entstanden ist er in Kooperation mit dem Landwirtschaftsministerium von Österreich und dem Bundesverband Deutsche Tafel e. V. Er soll helfen, die Lebensmittelverschwendung weiter zu reduzieren. Erklärt wird, warum und welche Lebensmittel weitergegeben werden können und wie die Weitergabe an soziale Einrichtungen funktioniert. Er erläutert rechtliche Rahmenbedingungen, informiert über Produkthaftung und Gewährleistung, Rückverfolgbarkeit, nicht sichere Lebensmittel, erklärt MHD, Verbrauchs- und Verkaufsdatum. (AC) BMELV: Leitfaden für die Weitergabe von Lebensmittelresten an soziale Einrichtungen – rechtliche Aspekte. August 2012, 20 S. Kostenloser Download: t www.bmelv.bund. de/Ratgeber_Lebensmittelabgabe J. Anger, I. Fiebrig, M. Schnyder Jedem sein Grün! F risches zum Selbsternten war bisher Garten- oder Balkonbesitzern vorbehalten. Hier zeigen die Autoren, dass es im Prinzip möglich ist, auf jeder noch so kleinen Fläche eigenes Gemüse zu ziehen. Dahinter steht die Idee der Permakultur, dem naturnahen und nachhaltigen Kreislauf in der Landwirtschaft, die der Österreicher Sepp Holzer weiterentwickelt hat und in eigenen Seminaren weitergibt. Drei Absolventen seiner Kurse haben jetzt das Thema in die Stadt gebracht. Mit etwas Know-how gelingt es offenbar, nicht nur Kräuter, sondern sogar Obst, Gemüse und Pilze im städtischen Raum zu kultivieren. In kurzen, allerdings wenig strukturierten Kapiteln stellen die Autoren die Grundlagen der Permakultur vor, erläutern die Vorteile der Biolandwirtschaft und zeigen vor allem an zahlreichen Beispielen 18 Knack •Punkt aus der ganzen Welt die gelungene Begrünung in der Stadt: Sie berichten von Hochbeeten aus Plastikkisten, essbaren Kräuterwänden oder einem Turmbeet auf einer Müllhalde in Südamerika. Die Holzer-Schüler beschreiben zudem Nachbarschaftsgärten als Integrationshilfe, demonstrieren wie aufgehängte Plastiktaschen zum Salatanbau dienen und wie Bienen oder Apfelbäume auf einer Dachterrasse gedeihen. Zum Schluss finden sich noch ein kleines Pflanzenlexikon sowie Adressen zum Beziehen von Saatgut. Das Buch liefert nur wenige konkrete Anleitungen. Vielmehr will es Lust machen auf das kreative Umsetzen der Permakultur. Dieses Annähern an die Natur steht für die Autoren für mehr Freude und Befriedigung am und im Leben. Mit ihren Tipps wollen sie dieses Gefühl weitergeben, was ihnen aufgrund der zahlreichen Fotos und konkreten Beispiele auch recht gut gelingt. (ul) Judith Anger, Immo Fiebrig, Martin Schnyder: Jedem sein Grün! 168 S., Kneipp Wien 2012, www.jedemseingrün.org, ISBN 978-3708805443, 24,99 € Oktober 2012 Bücher und Medien Quellenverzeichnis A. Vogelreuter „Alles nur Geschmackssache? Geschmack lässt sich täuschen”, S. 10ff Nahrungsmittelunverträglichkeiten D er Autor dieses Fachbuchs hat Pharmazie und Lebensmittelchemie studiert und befasst sich seit mehreren Jahren schwerpunktmäßig mit der Beratung und Aufklärung von Patienten mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Das Ende Juni erschienene Werk wendet sich an Beratungskräfte und gibt einen Überblick über den aktuellen wissenschaftlichen Stand bei Lactose-Intoleranz, Fructose-Malabsorption, sonstigen Kohlenhydrat-Malassimilationen, Histamin-Intoleranz und Zöliakie. Im Gegensatz zu der mittlerweile großen Anzahl an Ernährungsratgebern zu diesem Thema bietet dieses Fachbuch einen tieferen Einblick in die ätiologischen und pathophysiologischen Zusammenhänge aller relevanten Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten. Anschauliche Abbildungen verdeutlichen die komplexen Zusammenhänge, beispielsweise das pathophysiologische Geschehen bei den einzelnen Unverträglichkeiten. Tabellen mit notwendigen Informationen geben einen raschen Überblick. Der Autor stellt mit Fallbeispielen und vielen hilfreichen Tipps für die Beratung einen guten Praxisbezug her. Besonders positiv sind die angegebenen kostenlosen Downloads für Anamnesebogen und Auswertungsschablone, um sie in der Beratungspraxis häufiger anzuwenden. Alles in allem ist es eine empfehlenswerte Arbeitshilfe und ein mögliches Standardwerk für Beratungskräfte, die sich neu mit dieser Thematik beschäftigen. (Bes) M. Hahn, F. Hermann Auch Probleme und Schwierigkeiten werden thematisiert. Informationen zu den verschiedenen Produkten (Lebensmittel, Mode, Reisen, Faire Geldanlage) folgen als Lexikon. Literaturtipps, Anschriften und Weblinks zu den einzelnen Themen stehen im letzten Teil des Buches. Den Autoren ist ein gut verständliches, gut recherchiertes Handbuch gelungen. Im Vorwort schreibt Gerd Billen, Vorstand Fair einkaufen – aber wie? D ie vollständig überarbeitete vierte Auflage des Einkaufsratgebers der Journalistin und Politologin Martina Hahn und des Journalisten und Betriebswirts Frank Herrmann beantwortet nahezu alle Fragen, die zu fairem Handel, zu einzelnen Produktbereichen, zu Normen, Gütesiegeln und Prüfverfahren denkbar sind. Er liefert wichtige Hintergrundinformationen, gibt einen Überblick über die verschiedenen Standards und Gütesiegel, bespricht (inter) nationale Fairhandels-Organisationen und Akteure, Vermarktungs- und Zertifizierungsorganisationen sowie neueste Entwicklungen. Martina Hahn, Frank Hermann: Fair einkaufen – aber wie? 340 S., 4. Auflage, Brandes & Apsel Frankfurt 2012, ISBN 978-3860996102, 24,90 € Oktober 2012 Axel Vogelreuter: Nahrungsmittelunverträglichkeiten. 231 S., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8047-2938-4, 34,80 € Verbraucherzentrale Bundesverband e. V., dass das Buch eindruckvoll vor Augen führt, dass es oft gar nicht so schwer ist, mit dem Einkaufskorb zum Weltpolitiker zu werden. Er empfiehlt das Buch nicht nur Verbrauchern, sondern auch politisch Verantwortlichen. (Vog) Bolhuis DP: Effect of salt intensity in soup on ad libitum intake and on subsequent food choice. Appetite 58 (1): 48-55, 2012; www.ncbi. nlm.nih.gov/pubmed/21986190 w Boyer T: Eating Miracle Fruit During Cancer Treatment: Add Miraculin, EmaxHealth, www.emaxhealth. com/8782/eating-miracle-fruit-duringcancer-treatment-add-miraculin, einges. 07.09.12 w Burger K: Geschmacksache. Betrug am Gaumen. Süddeutsche Zeitung online vom 01.09.10 w www.ttz-bremerhaven.de/de/presse/ pressem itteilungen/371-guter-gesch ma ckwird-messbar.html, 2010 w www.aromenhaus. de, einges. 07.09.12 w De Wijk et al.: Food aroma affects bite size. Flavour 1: 3, 2012, www. flavourjournal.com/content/pdf/2044-7248-1-3. pdf w Hildebrandt G: Geschmackswelten. 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Ernährung heute 6: 3-4, 2007, http:// service.cms.apa.at/cms/feh/attachments/6/4/2/ C H 0 0 89 / C M S 1 19 97 1 0 6 6 8 8 1 2 / 6 _ 20 07 _ geschmacksvorlieben.pdf w Erstaunliche Geschmacksverwirrung – Wirkung der Wunderbeere aufgeklärt. www.aponet.de/ aktuelles/kurioses/wunderbeere-verwirrt-dengeschmack.html, einges. 31.08.12 w Forschung für mehr Lebensqualität, www.ttz-bremerhaven. de/de/forschungsschwerpunkte/lebensmittel/ forschungsprojekte/489-kosadat, einges. 07.09.12 w Geschmackswahrnehmung. dgeinfo 10: 148-51, 2008 w www.lifestylesite. de/mehr-riechen-weniger-essen, einges. 09.05.12 w Abnehmen: Aufdringlicher Geruch trickst Hunger aus, 21.03.12, www.aponet.de/ aktuelles/kurioses/2012-03-abnehmen-dankintensivem-aroma.html w Oberfeld-Twistel D: Effekt der Umgebungsfarbe auf Geruch und Geschmack von Wein, www.staff.uni-mainz.de/oberfeld/wein2. html, einges. 11.09.12 w Pantförder M: Bitterstoffe: Ein Löffel für Mama. 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Study reveals genetic link to diet, 23 Oct 2007, PR 169/07, www.kcl.ac.uk/news/news_ details.php?year=2007&news_id=666 Abbildungsnachweis: Titelbild:5 am Tag / www.machmit-5amtag.de S. 4-5, 11, 16: Angela Clausen; S. 6: Eichamt Köln; S. 7 oben: Thorben Wengert / pixelio.de; S. 7 unten: Le Charivari, 27.2.1871, Ausstellung Kulturzentrum Sinsteden; S. 8: Verbraucherzentrale NRW; S. 9 oben: w. r. wagner / pixelio.de; S. 9 unten: chocolat01 / pixelio.de; S. 10 oben rechts: Karl Strebl / pixelio.de; S. 10 unten: el_ninjo / pixelio.de; S. 12: ttz Bremerhaven; S. 13: Hamale Lyman Knack •Punkt 19 Internet World Wide Web Interessantes im Netz Te r m i n e • Dortmund • 20./21. Oktober 2012 – Seminar: Ernährung von Schwangeren, Stillenden und Säuglingen – www.fke-do.de (t Fachseminare t Fortbildung) • Weltweit • 8. November 2012 – 8. nutritionDay 2012 – www.nutritionday. org • Dortmund • 8. November 2012 – 3. Dortmunder Forum für Prävention und Ernährung: Kinderernährung im Wandel: Erfahrung – Erkenntnis – Evidenz” – www.fke-do-gmbh.de • Dortmund • 10. November 2012 – Seminar: Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern – www.fke-do.de (t Fachseminare t Fortbildung) • Köln • 12. November 2012 – 5. Gemeinsamer Präventionskongress „Gesund und aktiv älter werden – Strategien für Deutschland und Europa” – www. bvpraevention.de (t Prävention/Kongresse) • Düsseldorf • 15. November 2012 – Bewegungs- und gesundheitsförderliche Kommune – www.lzg.gc.nrw. de/service/veranstaltungen/archiv/121115_Gesundheitsfoerderliche_Kommune_ZfB • Recklinghausen • 15. November 2012 – Klima-Wandel und Ernährung – www.nua.nrw.de/nua/content/de/doc09/programm12.html?jid=1o3o0 • Bochum • 16. November 2012 – Fortbildung „Säuglingsernährung” des Netzwerk Gesund ins Leben – www.gesundinsleben.de (t Fachkräfte t Fortbildungen) • Dortmund • 17. November 2012 – Seminar: Ernährung für übergewichtige Kinder und Jugendliche – www.fke-do.de (t Fachseminare t Fortbildung) • Duisburg • 21. November 2012 – Tagung „Nachhaltiges Nordrhein-Westfalen – Wege in einer nachhaltige Zukunft” – www.nachhaltigkeit.nrw. de / [email protected] • Bonn • 22. November 2012 – 5. Regionale Fachkonferenz „NRW Bewegt IN FORM – Bewegung und Ernährung – im Alltag!” – http://veranstaltungen.mfkjks.nrw.de • Freising • 22./23. November – Seminar „Sensorik 2.0 – Genuss ist Trumpf” – www.kern.bayern.de/mam/cms03/ wissenschaft/dateien/sensorikflyer_2012.pdf • Dortmund • 23. November 2012 – Spezialseminar: Von der Forschung zu Anwendung – www.fke-do.de (t Fachseminare t Fortbildung) • Dortmund • 24. November 2012 – Seminar: Ernährung von Kindern und Jugendlichen – www.fke-do.de (t Fachseminare t Fortbildung) • Köln • 7. Dezember 2012 – Fortbildung „Primäre Allergieprävention” des Netzwerk Gesund ins Leben – www.gesundinsleben.de (t Fachkräfte, t Fortbildungen) VZ NRW: Gesund ernähren mit wenig Geld www.vz-nrw.de/ UNIQ134667330801412/gesundernaehren-mit-wenig-Geld MKULNV: Ergebnisse von (erheblichen) LFGB-Verstößen in NRW www.lebensmitteltransparenz. nrw.de Ich, die Küchenschlampe, und mein Kampf gegen den fiesen Killerlappen – Entitäten der Infektionsepidemiologie www.bfr.bund.de/de/videos_ und_bildergalerie_vom__bfr_ science_slam-130574.html BfR: Schutz vor EHEC www.bfr.bund.de/de/ presseinformation/2012/20/ schutz_vor_ehec__sorgfaeltiger_ umgang_mit_rohmilch__ rohem_fleisch_und_sprossen_ notwendig-130649.html BfR: Schutz vor Listerien für Verbraucher www.bfr.bund.de/cm/350/ verbrauchertipps_schutz_ vor_lebensmittelbedingten_ infektionen_mit_listerien.pdf Die Partner der Arbeitsgemeinschaft „Kooperation Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“ im Internet: Oktober 2011 • Heft 5 • 19. Jahrgang • AOK Nordwest t www.aok.de/nordwest Knack• • AOK Rheinland/Hamburg t www.aok.de/rheinland-hamburg k A k t u e l l e s f ü r M u l t i p l i ka t o r e n i m B e r e i ch E r n ä h r u n g • Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. t www.milch-nrw.de Schwerpunkt Natürliche Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet – Markt außer Kontrolle • Landwirtschaftskammer NRW t www.landwirtschaftskammer.de t www.vz-nrw.de/ knackpunkt_5_2011 • Rheinischer LandFrauenverband e. V. t www.rheinische-landfrauen.de • Westfälisch-Lippischer Landfrauenverband e. V. t www.wllv.de • STADT UND LAND e. V. t www.stadtundland-nrw.de • Universität Paderborn, Ernährung und Verbraucherbildung t http://dsg.uni-paderborn.de • Verbraucherzentrale NRW e. V. t www.verbraucherzentrale-nrw.de 20 Knack •Punkt Ab sofort steht Heft 5/2011 zum kostenlosen Download zur Verfügung. Nutzen Sie den folgenden Link oder den abgedruckten QR-Code: Schwerpunkt S chwerpunkt NN N N– NN NN Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Neue Wertschätzung für Lebensmittel Strengere Regeln und bessere Kennzeichnung von Kleinkindermilch nötig Fragen aus der Beratung Was ist eigentlich ein Honigtauhonig? Neues aus Wissenschaft und Praxis Insekten zur Sicherung der Eiweißversorgung Foto-Sachgeschichten: So geht’s zu auf dem Bauernhof Gesetzliche Regelungen Neuartige Lebensmittelzutaten H e r a u s g e b e r i n : Ve r b r a u ch e r ze n t r a l e N R W f ü r d i e A r b e i t s g e m e i n s cha f t „ Ko o p e r a t i o n Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“ August Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier – ausgezeichnet mit dem2009 Blauen Engel.