KnackPunkt Oktober 2012 / Heft 5 / 20. Jahrgang

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Oktober 2012 • Heft 5 • 20. Jahrgang
Knack•Punkt
Aktuelles für Multiplikatoren im Bereich Ernährung
Schwerpunkt
NN –
NN
Schwerpunkt
Alles Geschmackssache?
Geschmack lässt sich täuschen
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Lebensmittelkontrollen in NRW transparenter
Gemüse frisch vom Dach
Aktionen und Veranstaltungen
Die Aktion „Joschi hat’s drauf. Nicht vergessen. Gutes Essen.”
Neues aus Wissenschaft und Praxis
Mitwiegen von Tauwasser bei nicht vollständig aufgetautem Fisch
Lebensmittelkonsum als Gegenstand von Politik
Mineralwasser darf sich „Bio” nennen
Recht
Alkoholfrei bedeutet nicht ‚frei von Alkohol’
H e ra us geb e r i n : Ve r b ra u ch e r ze n t ra l e N RW f ü r d i e A r b e i t s ge m e i ns cha f t „ Ko o p e ra t i o n
Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Herausgeberin:
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Mintropstraße 27 • 40215 Düsseldorf
Seite
3
Editorial
3
3
3
Kurzmeldungen
Lebensmittelkontrollen in NRW transparenter
Muttermilch ist unvergleichbar
Lebensmittelklarheit macht Schule
4
5
6
6
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Gemüse frisch vom Dach
Chinesische Delegation zu Gast in der VZ NRW
Unterfüllung bei Speiseölen
Stabsstelle Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität
7
8
8
Aktionen und Veranstaltungen
Völlerei – Genug kann nie genügen
Die Aktion „Joschi hat’s drauf. Nicht vergessen. Gutes Essen.”
Lale – iss bewusst & sei aktiv!
9
9
Fragen aus der Beratung
Warum eigentlich schmecken Kakifrüchte manchmal bitter?
Sind grüne Mandarinen & Co. eigentlich unreif?
10
Schwerpunkt
Alles Geschmackssache? Geschmack lässt sich täuschen
14
14
15
15
16
Neues aus Wissenschaft und Praxis
DEGS – Erste Ergebnisse veröffentlicht
Mineralwasser darf sich „Bio” nennen
Lebensmittelkonsum als Gegenstand von Politik
Upper Level für Vitamin D erhöht
Mitwiegen von Tauwasser bei nicht vollständig aufgetautem Fisch
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Gesetzliche Regelungen
Alkoholfrei bedeutet nicht ‚frei von Alkohol’
Federführend für die Arbeitsgemeinschaft
„Kooperation Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen”, gefördert durch das
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,
Natur- und Verbraucherschutz des Landes NordrheinWestfalen.
Kooperationspartner:
• AOK Nordwest
• AOK Rheinland/Hamburg
• Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V.
• Landwirtschaftskammer NRW
• Rheinischer LandFrauenverband e. V.
• Westfälisch-Lippischer Landfrauenverband e. V.
• STADT UND LAND e. V.
• Universität Paderborn,
Ernährung und Verbraucherbildung
• Verbraucherzentrale NRW e. V.
Fachliche Betreuung und Koordination:
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Bereich Spezielle Verbraucherthemen
Gruppe Ernährung
Redaktion:
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Bernhard Burdick (verantwortlich)
Angela Clausen (AC)
Telefon: 02 11 / 38 09 – 121, Fax: 02 11 / 38 09 – 238
E-Mail: [email protected]
Texte:
Ulrike Becker (ul)1, Margarete Besemann (Bes)2,
Angela Clausen (AC)2, Nora Dittrich (ND)2,
Mechthild Freier (mf)3, Sabine Klein (Kn)2,
Christiane Kunzel (Kl)2, Monika Vogelpohl (Vog)2,
Frank Waskow (WF)2,
1
18
18
18
Bücher und Medien
Mir schmeckt’s wieder – Das Kochbuch für alte Menschen
Jedem sein Grün!
Leitfaden für die Weitergabe von Lebensmittelresten
an soziale Einrichtungen – rechtliche Aspekte
19Nahrungsmittelunverträglichkeiten
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Fair einkaufen – aber wie?
19
Quellenverzeichnis
20
Termine
20
Internet
Interessantes im Netz
Fachjournalistin für Ernährung, Gießen
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Fachjournalistin für Ernährung, Korschenbroich
2
3
Vertrieb und Abonnentenbetreuung:
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Andrea Sandvoß
Telefon: 02 11 / 38 09 – 121, Fax: 02 11 / 38 09 – 238
E-Mail: [email protected]
Bezugsbedingungen:
Jahresabonnement (6 Hefte) Inland 18,00 €, Ausland
26,00 € inklusive Versand, gegen Rechnung. Das
Abonnement verlängert sich um ein Jahr, wenn nicht
spätestens zwei Monate vor Ende des Bezugszeitraums schriftlich gekündigt wird. Die vollständigen
Bezugsbedingungen sind nachzulesen unter
t www.vz-nrw.de/knackpunkt oder können bei uns
angefordert werden.
Nächste Ausgabe:
Dezember 2012, Redaktionsschluss 15. November 2012
Die Verbreitung unserer Informationen liegt uns sehr
am Herzen. Trotzdem müssen wir uns vor Missbrauch
schützen. Kein Text darf ohne schriftliche Genehmigung der Herausgeberin abgedruckt werden.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
unbedingt die Meinung der Herausgeberin wieder.
Aktuelles aus der
Vernetzungsstelle Schulverpflegung Nordrhein-Westfalen
4. Jahrgang / Heft 5 / Oktober 2012
ISSN 1868-3363
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Inhalt
Good-Practice-Schulen stellen sich vor –
CJG St. Ansgar-Schule in Hennef-Happerschoß
Das Schülerprojekt „Selbstverpflegung – Gesunder Mittagstisch“ ist an
der St. Ansgar-Schule in Hennef-Happerschoß nach 10 Jahren fast zum
Selbstläufer geworden. Die Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung stellt ihr Konzept vor und berichtet von ihren Erfahrungen.
→ Seite 2
Ob real oder fiktiv - Projekte in Schulen unternehmerisch gestalten
Ob in Schülerfirmen, Wir-AG, Juniorunternehmen –in pädagogischen
Schulprojekten, widmen sich Schüler/-innen mit vollem Engagement einer bestimmten Idee und setzen diese tatkräftig um. Sie stellen eigenverantwortlich Produkte her oder erbringen Dienstleistungen.
→ Seite 4-5
Das war der zweite Tag der Schulverpflegung in NRW
Schulen und Caterer beteiligten sich mit zahlreichen Aktionen sowie
gesunden und nachhaltigen Mahlzeiten. Auf der Fachtagung wurden
Erfolgsfaktoren für mehr Qualität und Akzeptanz der Schulverpflegung
vorgestellt und diskutiert.
→ Seite 7
2
auf der Schuljahresauftaktpressekonferenz
informierte Sylvia Löhrmann, Ministerin
für Schule und Weiterbildung NRW, über
die aktuelle Schulsituation in NordrheinWestfalen: Der Ganztagsausbau wird
Schritt für Schritt weitergeführt. Zwei Drittel
der Schulen arbeiten im Ganztag und ein
Drittel der Schüler/-innen besuchen eine
Ganztagsschule. Schulverpflegung gehört
somit für immer mehr Schulen zum Alltag.
Sie ist nicht nur eine Versorgungsaufgabe,
sondern bietet die Chance Schüler/-innen
an eine gesundheitsfördernde Ernährung
heranzuführen. Zur Wahrnehmung dieser
Bildungsaufgabe, gibt es auch außerhalb
des Unterrichts zahlreiche Möglichkeiten.
So kann insbesondere über Schülerfirmen,
Schwerpunktthema in dieser Ausgabe, das
Interesse für bestimmte Themen geweckt
sowie Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden. Viele Schülerfirmen, sind im
Lebensmittelbereich tätig und vermarkten
vor allem Snacks für die Pausen - eine gute
Gelegenheit, gesunde und nachhaltige Ernährung in der Praxis kennenzulernen. Unser Bericht über eine Good-Practise-Schule
zeigt, wie es gehen kann.
Gesunde und nachhaltige Ernährung für
Schüler/-innen in Theorie und Praxis erfahrbar zu machen, ist auch für Johannes
Remmel, Verbraucherschutzminister NRW
und Ludwig Hecke, Staatssekretär aus dem
Schulministerium sehr wichtig. Anlässlich
des 2. Tags der Schulverpflegung stellten
sie sich gemeinsam mit Klaus Müller, dem
Vorstand der Verbraucherzentrale NRW den
Fragen einiger Schüler/-innen der HuldaPankok-Gesamtschule Düsseldorf.
Ihre
Ursula Tenberge-Weber
Knack •Punkt
Dieser Knack•Punkt-Ausgabe ist das Heft 5/2012 der Zeitschrift
der Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW mit dem
Schwerpunktartikel „Ob real oder fiktiv – Projekte in Schulen unternehmerisch gestalten” beigelegt. Weitere Beiträge: „GoodPractice-Schulen stellen sich vor – CJG St. Ansgar-Schule in HennefHapperschoß”, „Das war der zweite Tag der Schulverpflegung in
NRW’” sowie „Elternbefragung der Initiative IN FORM”. Die Artikel
werden ergänzt durch aktuelle Termine und Neuerscheinungen zum
Thema Schulverpflegung.
Gestaltung, Satz, Druck:
Verbraucherzentrale NRW e. V.
Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier – ausgezeichnet
mit dem Blauen Engel.
ISSN 1866-6590
Oktober 2012
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Transparenz bei Lebensmitteln und
mehr Durchblick für Verbraucher,
das sind wesentliche Themen in den
letzten Monaten. Dazu trägt sicherlich
das neue NRW-Internetportal bei, das
zukünftig bei Grenzwertüberschreitungen oder gravierenden Verstößen
gegen Hygiene- und Kennzeichnungsvorschriften die Daten zu Lebensmitteln und Herstellern, Händlern bzw.
Gaststätten – den Inverkehrbringern
– veröffentlicht. Zu mehr Transparenz
verhelfen auch Marktchecks wie der
zu Speiseölen, der nicht nur Unterfüllungen moniert, sondern auch auf für
Verbraucher sinnvollere gesetzliche
Regelungen drängt (S. 6). Ein Marktcheck bei glasiertem Tiefkühlfisch
stellte fest, dass die Grundpreisangaben häufig falsch sind (S. 16). Und
beim Mitwiegen von Tauwasser bei
nicht vollständig aufgetautem Fisch
stellt sich die Frage, ob wir es mit einem Eichrechtsverstoß zu tun haben.
Oder sollte man das wegen des Hygienevorteils nicht so eng sehen?
Wenn es gar um kriminelle Handlungen mit Lebensmitteln geht, ist in
NRW die Stabsstelle Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität gefragt.
Deren Tätigkeit stellen wir vor (S. 7).
Mehr Transparenz bei der Lebensmittelproduktion bietet auch der
Trend zur urbanen Selbstversorgung.
Bohnen und Kohlrabi werden wie in
Andernach im Schlosspark geerntet ,
woanders kommt das Gemüse frisch
vom Dach oder aus neuen Containerfarmen .
Bei soviel Frische ist guter
Geschmack fast schon garantiert, obwohl die Ausprägung von Geschmack
zahlreichen Einflüssen unterliegt.
Diese können auch dazu führen, dass
Natürliches als fade wahrgenommen
wird, sensorische Erlebnisse ohne
Aromen unmöglich erscheinen. Mehr
dazu gibt es in unserem Schwerpunkt
ab S. 10.
Oktober 2012 • Heft 5 • 20. Jahrgang
Knack•
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A k t u e l l e s f ü r M u l t i p l i ka t o r e n i m B e r e i ch E r n ä h r u n g
Schwerpunkt
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NN
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N
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NN
Schwerpunkt
Alles Geschmackssache?
Geschmack lässt sich täuschen
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Lebensmittelkontrollen in NRW transparenter
Gemüse frisch vom Dach
Aktionen und Veranstaltungen
Die Aktion „Joschi hat’s drauf. Nicht vergessen. Gutes Essen.”
Neues aus Wissenschaft und Praxis
Mitwiegen von Tauwasser bei nicht vollständig aufgetautem Fisch
Lebensmittelkonsum als Gegenstand von Politik
Mineralwasser darf sich „Bio” nennen
Recht
Alkoholfrei bedeutet nicht ‚frei von Alkohol’
H e r a u s g e b e r i n : Ve r b r a u ch e r ze n t r a l e N R W f ü r d i e A r b e i t s g e m e i n s cha f t „ Ko o p e r a t i o n
Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“
Optik und Sensorik spielen auch beim
Einkauf von Obst eine wichtige Rolle.
Passend zur Jahreszeit beantworten
wir Ihre Fragen zu grünen Mandarinen
und bitteren Kakifrüchten.
Eine interessante Lektüre wünscht
Ihre Redaktion
Kurzmeldungen
Lebensmittelkontrollen in NRW
transparenter
Seit Anfang September werden im
Internet Daten zu Lebensmitteln und
Inverkehrbringern
veröffentlicht,
wenn in NRW Grenzwerte von unerwünschten Stoffen überschritten oder
gravierende Verstöße gegen Kennzeichnungsvorschriften
festgestellt
wurden.
Die Einrichtung des Portals geht
zurück auf den Aktionsplan „Unbedenkliche Futtermittel, sichere Lebensmittel, Transparenz für den Verbraucher”, den Bund und Länder nach
dem Dioxin-Skandal 2011 vereinbart
hatten. Danach sind die zuständigen
Behörden verpflichtet, die Ergebnisse
der amtlichen Lebensmittelüberwachung über alle Rechtsverstöße durch
Grenzwertüberschreitungen
umgehend zu veröffentlichen. Das wurde
möglich durch eine Ergänzung des
§ 40 Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB), die am 01.09.2012
in Kraft getreten ist. Auch sonstige
Verstöße, zum Beispiel gegen Hygienevorschriften oder gegen Vorschriften über den Täuschungsschutz, sind
nun zu veröffentlichen. Voraussetzung
ist, dass die Verstöße mit einem BußOktober 2012
geld von mindestens 350 Euro geahndet werden. (AC)
Quelle: PM MKULNV vom 03.09.12
tt www.lebensmitteltransparenz.nrw.de
Muttermilch ist unvergleichbar
Industriell hergestellte Säuglingsnahrungen müssen gemäß Diät-Verordnung auf die Ernährungsbedürfnisse
von gesunden Säuglingen abgestimmt
sein, die durch allgemein anerkannte
wissenschaftliche Daten belegt sind.
Tatsächlich werben viele Hersteller
direkt oder indirekt damit, dass ihre
Produkte in ihrer Zusammensetzung
mit Muttermilch vergleichbar sind.
Die Nationale Stillkommission
dagegen kommt zu dem Schluss, dass
Muttermilch eine exklusive Zusammensetzung aufweist, die nicht durch
industriell hergestellte Säuglingsnahrung imitiert werden kann.
Werbung, die den Anschein erweckt, dass industriell hergestellte
Säuglingsnahrung der Muttermilch
gleichwertig bzw. teilweise gleichwertig ist, ist nach Ansicht von Nationaler Stillkommission und Bundesinstitut für Risikobewertung
Quelle: Unterschiede in der Zusammensetzung
von Muttermilch und industriell hergestellter
Säuglingsanfangs- und Folgenahrung und
Auswirkungen auf die Gesundheit von Säuglingen. Stellungnahme Nr. 028/2012 des BfR vom
16.07.12
Lebensmittelklarheit macht Schule
Nachdem das Verbraucherschutzportal Lebensmittelklarheit.de schon
seit mehr als einem Jahr für mehr Transparenz auf Lebensmittelverpackungen
sorgt, ziehen jetzt die Österreicher
nach. Seit Juli 2012 gibt es dort die Internetseite lebensmittel-check.at
Nun können sich auch österreichische Verbraucher über irreführende Kennzeichnung bei Lebensmitteln
informieren und Produkte melden.
Die Ziele sind vergleichbar: Ebenso
wie die Verbraucherzentralen will der
Anbieter der österreichischen Website, der österreichische Verein für
Konsumenteninformation, durch öffentliche Kritik Druck auf die Hersteller
ausüben, um eine klarere Kennzeichnung der Lebensmittel zu erreichen.
(AC)
tt www.lebensmittel-check.at
tt www.lebensmittelklarheit.de
irreführend. (AC)
Knack •Punkt
3
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Urbane Selbstversorgung
Gemüse frisch vom Dach
D
en eigenen Salat pflücken, Radieschen ernten und selbstgezogene Kräuter genießen – das scheint
ein Bedürfnis, dem besonders Großstadtbewohner zunehmend auf ungewöhnlichen Arealen nachkommen:
auf Hochhausdächern, ausrangierten
Containern oder Industriebrachen.
Millionenstädte wie Mumbai, Dakar
oder New York machen es bereits vor
und mittlerweile hat die Idee auch
Deutschland erreicht. In Hamburg beispielsweise können Interessierte auf
dem Dach eines Parkhauses, auf einer
Fläche von 1.100 Quadratmetern in allerlei Kisten ihre eigenen Tomaten und
sogar Kartoffeln anbauen. Junge Unternehmer in Berlin entwickelten die
Idee, auf alte Überseecontainer ein
Gewächshaus zu setzen. Ab nächstem Frühjahr soll dort regionales Gemüse angebaut werden. Der Clou: In
dem Container ist ein Fischbecken
installiert, in dem Barsche herangezogen werden. Die Betreiber suchen
derzeit noch Paten für die Süßwasserfische. Wer möchte kann so „seinen Barsch” großziehen lassen und
später selbst verspeisen. Das Projekt
wurde mit dem Leibniz Institut für
Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin entwickelt und
ist ökologisch gut durchdacht. So soll
zum Beispiel das Abwasser aus der
Fischzucht zum Düngen für die Pflanzen dienen und Aufzucht sowie Gemüseanbau CO2-neutral sein. Ziel des
Unternehmens ist es, diese Idee wei-
4
Knack •Punkt
ter zu verbreiten. So könnten solche
Container-Gewächshäuser oder ganze
Stadtfarmen auf brachliegenden Flächen in Großstädten aufgestellt und
so die Wege von der Ernte bis zum
Verbraucher extrem kurz gehalten
werden.
Im ganzen Land wachsen Ideen und
Projekte heran, um Städtern ein bisschen Selbstversorgung mit frischem
Gemüse zu ermöglichen. Offensichtlich steigt das Bedürfnis, wieder
mehr Bezug zu den Lebensmitteln
zu bekommen und sich so der Natur
ein Stück näher zu fühlen. Insbesondere für Kinder sind solche grünen
Oasen eine tolle Gelegenheit, Gemüse in Echtzeit heranreifen zu sehen.
Sicherlich entsteht so eine größere
Wertschätzung gegenüber dem täglichen Essen. Angesichts der aktuellen
Diskussion um die großen Mengen an
essbaren Lebensmitteln, die auf dem
Müll landen, ist das nur zu begrüßen.
Auch aus Klimasicht sind regionale
Anbauprojekte sinnvoll. So entfallen
zumindest für einige Lebensmittel
lange Transportwege.
Ideen und Projekte in NRW
In Nordrhein-Westfalen – insbesondere im Raum Köln – gibt es eine Vielzahl von Ideen zum Selbergärtnern.
Viele Städte unterstützen im Rahmen
der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung” Initiativen, die sich
mit alternativen Umwelt- und Energiefragen auseinandersetzen. Oft stehen
zudem Gedanken wie kulturelle Vielfalt, Integration und eine Renaissance
der Nachbarschaftshilfe hinter dem
Engagement.
Das Projekt pflanzstelle beispielsweise ist ein mobiler Gemeinschaftsgarten im Stadtteil Köln-Kalk. Statt auf
dem Acker wächst das Gemüse hier
in Plastikkisten oder großen Plastiktüten auf versiegelten und ungenutzten Industrieflächen. Sollte die Stadt
das Gelände verkaufen, könnten die
Hobbygärtner fix umziehen, zum Beispiel auf das Dach eines Parkhauses.
Der Kölner Verein NeuLand nutzt seit
Filmtipp: „Food from the Sky”
tt www.love-green.de/themen/
Ernaehrung/gemuese-und-obst-direktvom-dach-des-supermarktes-id7659.html
letztem Sommer ebenfalls ein brachliegendes Fabrikgelände zum gemeinschaftlichen Gärtnern der Anwohner.
Um diese und andere Initiativen rund
um urbanes Gärtnern im Raum Köln zu
bündeln, hat sich Anfang des Jahres
das Netzwerk Urbanes Grün Köln
(NUGK) gegründet. Die dazugehörige Website t www.urbangruen.de
informiert und motiviert zum Mitmachen. Auf echten Böden ackern können Hobbygärtner bei der Initiative
gartenglück, das zwei Agrarwissenschaftler mit Biohof 2005 in Köln gegründet haben. Mittlerweile können
Interessierte auf vier Ackerflächen mit
insgesamt 310 bepflanzten Parzellen
Gemüse selbst großziehen und ernten, inklusive fachkundiger Beratung.
Die „essbare” Stadt
In Andernach am Rhein haben nicht
die Bürger, sondern die Stadtverantwortlichen das Projekt „Essbare
Stadt” initiiert. Auf öffentlichen, nicht
genutzten Flächen lässt die Stadt anstelle von Zierpflanzen und Blumen
Gemüse anbauen (siehe Fotos). Die
beispielsweise letzten Sommer am
Schlossgarten gereiften Tomaten durfte jeder ernten. Dieses Jahr hat die
Stadt den Schwerpunkt auf Bohnen
gelegt und feiert passend zur Erntezeit im Herbst dazu ein Bohnenfest,
2013 stehen Zwiebelgewächse auf
dem Programm. Daneben zeigt ein
Spaziergang durch die verschiedenen
Anlagen noch eine Vielzahl weiterer
Gemüse, die inzwischen ganz selbstverständlich von den Bürgern geerntet
werden. Im Juli gab es neben letzten
Erbsen und den erwähnten Bohnen,
Oktober 2012
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Brokkoli, Blumenkohl, Zucchini, Kohlrabi, Tomaten, diverse Kräuter und
Kürbisse, umrahmt von schönen Wildblumenwiesenrändern. Ziel der Verantwortlichen ist es, Bürgern „Aspekte der
Nachhaltigkeit, der Biodiversität und
der urbanen Landwirtschaft” näher zu
bringen. Dazu trägt auch der fahrbare
Schulgarten bei, ein als Gemüsebeet
verwendeter Anhänger mit Glasseiten,
der vielfältige Einsichten ermöglicht.
Bundesweit bietet die Internetseite
t meine-ernte.de Gemüsegärten an,
die eine Saison lang gemietet werden
können. Zurzeit gibt es 20 Standorte,
für 2013 ist Zuwachs geplant. Jedes
Beet wird von den Anbietern nach
ökologischen Kriterien mit mehr als
20 verschiedenen Gemüsesorten und
Blumen bepflanzt, die Mieter pflegen
das Ganze und ernten selbst. In NRW
gibt es zum Beispiel Beete in Bielefeld, Münster, Dortmund, Bochum,
Köln und Bonn.
Food for the Cities
Die Form der urbanen Landwirtschaft
sieht die Welternährungsorganisation FAO längst als eine zukunftsweisende Form, die Versorgung der
wachsenden Weltbevölkerung sicher
zu stellen – zumal bis 2030 voraussichtlich 60 % der Menschen weltweit
in Städten leben werden.
Forciert werden entsprechende Projekte mit der weltweiten Kampagne „Food
for the Cities”, die vor allem in Entwicklungsländern das Überleben der
oftmals verarmten Stadtbevölkerung
sichern soll. Der Kreativität für neue
Anbauformen sind keine Grenzen gesetzt und die vielgestaltigen Initiativen verkörpern auf sehr praktikable
Art, wie sich der Gedanke der Nachhaltigkeit in alltäglichen Lebenswelten umsetzen lässt. Oftmals entsteht
durch die Initiativen zudem in sozialer
Hinsicht ein lebbares und bereicherndes Miteinander der Kulturen. (ul)
Quellen: Containergemüse vom Efficient City Farming: www.frischvomdach.de/ = www.efc-center.de (einges.
20.06.12)  Gemüsegärten mieten: www.meine-ernte.de (eingeseh. 22.06.12)  GemüseSelbstErnte in
Köln: www.gartenglueck.info (eingeseh. 22.06.12)  Urbanes Grün in Köln: www.urbangruen.de (eingeseh.
22.06.12)  Urbanes Gärtnern in Köln: www.querwaldein.de/der-verein/projekte/urban-gardening-in-koeln/
index.html  FAO (Hrsg). Food fort he cities. www.fao.org/fcit/fcit-home/en/ (eingeseh. 28.06.12)  Thiele C. Urban Farming Bauern hinter Mauern. Zeit online 21.10.2011, www.zeit.de/2011/43/Urban-Farming/
seite-1 (eingeseh. 15.06.12)  Schröder D. Urban Farming. Grüner wird’s nicht. Spiegel online 07.06.10,
www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,697158,00.html (eingeseh. 15.06.12)  Kosak L: Nachhaltige
städtische Grünplanung und urbane Landwirtschaft- innovative Ansätze aus Andernach. www.mai-nrw.de/
fileadmin/user_upload/projekte/2011_post_oil_city/Andernach_Essbare_Stadt/Essbare_Stadt_Andernach.
pdf (20.06.12)  N.N. Urbane Selbstversorgung und Nachhaltigkeit. Mit Projektbeispielen aus der Stadt Köln,
Projektbüro NRW denkt nach(haltig) (Hrsg) 2011, www.nrw-denkt-nachhaltig.de/themenspecial-urbaneselbstversorgung-und-nachhaltigkeit/ (eingeseh. 22.06.12)  Wunder O. An der Großen Freiheit: Die GemüseGärtner vom Parkdeck-Dach. Hamburger Morgenpost, online 14.06.12, www.mopo.de/grossstadt-oasen/ander-grossen-freiheit-die-gemuese-gaertner-vom-parkdeck-dach,16309394,16380770.html (eingeseh. 20.06.12)
Informationsbedarf
Chinesische Delegation zu Gast in der VZ NRW
A
m 9. Juli 2012 fand sich eine chinesische Delegation mit Vertretern aus Lebensmittelkontrolle und
Lebensmittelwirtschaft aus der autonomen Region Ningxia Hui in der
Verbraucherzentrale
NRW ein,
um sich über die Rolle der Verbraucherzentrale, die Situation der Lebensmittelüberwachung in NRW und
die Zertifizierung von Lebensmitteln in Deutschland zu informieren.
Nach der Begrüßung durch Vorstand
Klaus Müller präsentierte Isabelle
Mühleisen – in der Gruppe Ernährung für Lebensmittelrecht zuständig
– die Strategien der Verbraucherarbeit und zeigte anhand praktischer
Beispiele verbraucherunfreundliche
und schlecht lesbare Lebensmittelkennzeichnungen. Im zweiten Teil erläuterte sie die Struktur und den Aufbau der Lebensmittelüberwachung in
Nordrhein-Westfalen und präsentierte
Ergebnisse diverser Marktchecks.
Frank Waskow – in der Gruppe Ernäh-
Oktober 2012
rung für Klimaschutz und nachhaltige
Produktion zuständig – erläuterte die
Historie und den Bedarf für Zertifizierungen in Deutschland. Ausgehend
von Lebensmittelkrisen wie BSE; Dioxin und Pestiziden, aber auch von
gesellschaftlichen
Entwicklungen,
wie beispielsweise die Nachfrage
nach tiergerechten und nachhaltigen
Lebensmitteln, wurde das Angebot
an Zertifizierungen explosionsartig
ausgeweitet. Konkret ging er auf die
staatliche Zertifizierung von Bio-Lebensmitteln auf EU- und nationaler
Ebene und die private Zertifizierung
des International Food Standard im
Vergleich ein. Zusammenfassend wurde Kritik an einigen Zertifizierungen
geübt, denn der Dschungel an Zertifikaten und Gütesiegeln verbessert
die Verbraucherorientierung kaum.
Das gilt insbesondere dann, wenn
Selbstverständlichkeiten oder bereits
etablierte Marktstandards zertifiziert
werden. (WF)
Ningxia liegt im Nordwesten der
Volksrepublik China. Die Region
ist etwas doppelt so groß wie die
Niederlande, hat ca. 6 Millionen
Einwohner und gehört damit zu
den kleinsten und bevölkerungsärmsten Regionen Chinas. Gleichzeitig ist es eine der ärmlichsten
Regionen, vor allem in den südlichen Landesteilen, in denen die
muslimischen Hui leben. Mehr als
die Hälfte der Bevölkerung arbeitet
in der Landwirtschaft. Angebaut
werden vor allem Getreide (Mais,
Weizen, Reis) und Hülsenfrüchte.
Die Viehhaltung ist sehr bedeutsam, hat aber auch zu Überweidung und Wüstenbildung geführt.
Wichtige (Export-)Produkte sind
Süßholzwurzeln (Lakritz) und vor
allem Goji-Beeren (s. Knack•Punkt
4/2008, S. 6). (AC)
Quelle: „Ningxia”. In: Wikipedia, Die freie
Enzyklopädie. Stand: 06.08.12, http://
de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nin
gxia&oldid=106466877, eingesehen am
22.08.12
Knack •Punkt
5
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
Mindestmengenprinzip gefordert
Unterfüllung bei Speiseölen
I
n einem aktuellen Marktcheck hat
die Verbraucherzentrale NRW
zusammen mit dem Landesbetrieb
Mess- und Eichwesen NRW, Eichamt
Köln, die Füllmengen von Raps- und
Olivenölen überprüft. Untersucht wurden insgesamt 100 Flaschen Speiseöl: jeweils zehn Flaschen Raps- und
Olivenöl von fünf Eigenmarken des
Handels. Alle Proben einer Sorte wurden zu unterschiedlichen Zeiten und
in unterschiedlichen Einkaufsstätten
gezogen. Insgesamt wurden 40 Geschäfte in Düsseldorf, Kaarst, Heinsberg, Mönchengladbach und Bonn
aufgesucht.
Grundlage für die Untersuchung
ist die Fertigverpackungsverordnung,
§ 22. Danach sind Abweichungen von
der Nennfüllmenge (z. B. 200 g) zulässig, wenn die Füllmenge der Fertigverpackungen zum Zeitpunkt der Herstellung im Mittel die Nennfüllmenge
nicht unterschreitet. Einzelne Packungen einer Charge dürfen – bis zu einer
festgeschriebenen Toleranzgrenze –
weniger Gewicht enthalten, wenn dies
durch andere Packungen mit mehr Gewicht wieder ausgeglichen wird.
braucher nicht nachvollziehbar und
beim Kauf einer Packung intransparent, da sie in der Regel nur eine oder
wenige Packungen und keine ganze
Charge kaufen. Außerdem sollte es
den Herstellern mit der ausgereiften
Technik moderner Abfüllanlagen heute durchaus möglich sein, mit sehr
geringen Schwankungsbreiten ihre
Produkte grammgenau abzufüllen.
Mindestmengen- statt
Mittelwertprinzip
Eichbehörden und Verbraucherzentralen fordern regelmäßig die Einführung
eines Mindestmengenprinzips. Das
würde bedeuten, dass jede einzelne
Verpackung mindestens die angegebene Nennfüllmenge enthalten muss.
Diese leicht nachvollziehbare Auffassung wäre verbraucherfreundlich und
würde den Vollzug vereinfachen. Das
Mittelwertprinzip hingegen ist für Ver-
Fazit
Ausgehend von einem durchschnittlichen Preis für Rapsöl von 3,40 € pro Liter
(Olivenöl 6 €/l) und einer durchschnittlich um ein Prozent niedrigeren Füllung
als angegeben, würde der Verbraucher
damit bei Olivenöl 6 Cent pro Liter zuviel
bezahlen, bei Rapsöl 3,4 Cent.
Der Olivenöl-Verzehr deutscher Verbraucher betrug 2011 31 Mio. Liter, daraus errechnete sich ein Zuviel von 1,86
Mio. €. Nähme man weiter an, dass wie
Ergebnisse des Marktchecks
Bei mehr als einem Viertel (28 von
100 Produkten) war in den Flaschen
weniger enthalten, als auf dem Etikett angegeben. Die tatsächliche
Füllmenge lag teilweise deutlich unterhalb der angegebenen Nennfüllmenge. Im Schnitt fehlten 5,63 ml,
die Abweichungen lagen zwischen
0,2-26,28 ml. In Relation zur Nennfüllmenge fehlten im Schnitt 1 %, die
größte Abweichung lag bei 5,3 %.
Da jeweils zehn Flaschen einer
Marke vorlagen, konnte das Eichamt
auch den Mittelwert berechnen. Bei
zwei der zehn Eigenmarken wurde die
Füllmenge sogar im Mittel unterschritten (Beanstandungsquote 20 %).
im Marktcheck 28 % der Flaschen davon
betroffen sind, ergäben sich rechnerische Mehrkosten in Höhe von 520.800 €
jährlich zu Lasten der Verbraucher.
Ähnlich hoch die Zahlen für Rapsöl: Der Verbrauch 2011 betrug 65,5
Mio. Liter, das würde ein Zuviel von
2,23 Mio. Euro bedeuten. Bei 28 %
betroffenen Flaschen errechneten
sich damit 624.400 € jährlich.
Alleine bei Raps- und Olivenöl
könnte einem Teil der Verbraucher
dadurch ein Schaden von über 1,15
Mio. Euro jährlich entstehen, auch
wenn andere Verbraucher möglicherweise mehr für ihr Geld bekommen.
Das unterstreicht nachdrücklich die
Forderung der Verbraucherzentralen,
endlich das Mindestmengenprinzip
einzuführen.
Bei Fragen oder Beschwerden
können sich Verbraucher an das zuständige Eichamt wenden. (AC/ND)
Quelle: VZ NRW, Oktober 2012
tt www.lbme.nrw.de/eichaemter
Zuständig für Straftaten bei Lebensmitteln
Stabsstelle Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität
E
für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NordrheinWestfalen (MKULNV) die Stabsstelle
Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität eingerichtet. In den ers-
Umwelt- und Tierschutz tätig. Seither
dient die Stabsstelle als Ansprechpartnerin für die Umwelt- und Veterinärbehörden, wenn der Anfangsverdacht einer Straftat besteht, etwa ein
Verstoß gegen den Gewässerschutz
oder den Artenschutz. Die Stabs-
ten Jahren war sie ausschließlich im
stelle Umwelt- und Verbraucher-
nde 2004 wurde im Ministerium
6
Knack •Punkt
schutzkriminalität ist mit einem
ehemaligen Staatsanwalt und einem
ehemaligen Polizisten besetzt, die
alle relevanten Sachverhalte recherchieren, rechtlich bewerten und die
Koordinierung der beteiligten Behörden übernehmen. Bei Bedarf kann
die Stabsstelle die Behörden auch
Oktober 2012
Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen
unterstützen, indem sie Strafanzeige
erstattet. Aufgrund der Komplexität
vieler Fälle, besonders in rechtlicher
Hinsicht, würde das die Kapazitäten
der Behörden vor Ort überschreiten.
So ist im Laufe der Jahre ein umfassendes Netzwerk zwischen der Vielzahl von Einrichtungen, Behörden und
Organisationen geknüpft worden, die
sich mit Umwelt- und Lebensmittelkriminalität befassen oder Berührungspunkte hierzu aufweisen. Dies sind
neben den oben genannten Behörden
auch die Lebensmittelüberwachungsbehörden, sowie Polizei, Zoll und
Justiz. Die Stabsstelle ist ebenso Ansprechpartnerin für alle Behörden des
Bundes und der anderen Bundesländer und stellt den notwendigen Informationsaustausch sicher. Auch Umweltschutzorganisationen und private
Bürger können sich an sie wenden.
In der Stabsstelle werden alle
über die Jahre gesammelten Informationen und Erfahrungen der Netzwerkpartner gebündelt und dokumentiert.
Ebenso wertet die Stabsstelle Lite-
ist erst im Jahr 2006 hinzugekommen,
als sich die sogenannten „Gammelfleischskandale” häuften und auch
ein Unternehmen aus NordrheinWestfalen daran beteiligt war. Um
abzuschätzen, welche Bedeutung
Straftaten im Bereich Lebens- und
Futtermittel bis dahin einnahmen,
wurden damals Daten aus allen Lebensmittelüberwachungsämtern erhoben und ausgewertet. Es stellte
sich heraus, dass im Wesentlichen
Hygienemängel, zum Beispiel aufgrund unzulässiger Lagerung von Lebensmitteln in Gaststätten, Handwerk
und Lebensmitteleinzelhandel, zur
Anzeige gebracht worden waren.
ratur und Rechtsprechung aus. So ist
die Kontinuität in der Strafverfolgung
gewährleistet und auch eine vorausschauende Kriminalitätsbekämpfung
möglich.
Das Gebiet der Verbraucherschutzkriminalität im Sinne von Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit
Seit 2006 – so die Auskunft der Stabsstelle – gab es demnach nur sehr
wenige und eher kleinere Fälle von Lebensmittelkriminalität in NordrheinWestfalen, so kamen beispielsweise
ein illegaler Export von Geflügelmehl
nach Indonesien und ein illegaler Einsatz von Tierarzneimitteln in der Landwirtschaft zur Strafanzeige. (mf)
tt www.umwelt.nrw.de/ministerium/stabsstelle
A k t i o n e n un d Ve ra ns ta l tun ge n
Ausstellung im Rhein-Kreis Neuss
Völlerei – Genug kann nie genügen
I
m 6. Jahrhundert bereits wurden die
sieben Hauptlaster der Menschen
– auch bekannt als Todsünden – formuliert. Eines davon ist die Völlerei
bzw. Maßlosigkeit. Sie ist keine Neuerscheinung, wohl aber ein Merkmal
der heutigen Zeit. Sie betrifft nicht
nur den Einzelnen, sondern macht sich in der
gesamte Gesellschaft
und weltweit bemerkbar.
Maß-
Honoré Daumier: „Moi, je suis ravitaillé! Le reste m’est
égal” („Ich bin versorgt, der Rest ist mir egal”), Le Charivari,
27.2.1871. Diese Karikatur entstand während der Belagerung
von Paris im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, die zu einer Hungersnot unter der Bevölkerung führte.
Oktober 2012
losigkeit zeigt sich in Form von Überernährung, mangelnder Wertschätzung der Lebensmittel und Ignoranz
gegenüber anderen, insbesondere
Notleidenden.
Im Kulturzentrum Sinsteden
beschäftigt sich eine Ausstellung mit
dem Laster der Völlerei. Die Exponate aus Kunst, Literatur und Berichterstattung mehrerer Jahrhunderte
beziehen sich im Wesentlichen auf
Beispiele aus der Landwirtschaft,
insbesondere der Fleischproduktion,
auf Lebensmittelüberproduktion und
-müll, sowie Maßlosigkeit im Essen
und Trinken. So wird deutlich, dass
Maßlosigkeit zwar einerseits Todsünde im christlichen Glauben ist,
andererseits jedoch gesellschaftlich
gewollt, sogar „zwingend notwendig, um über das wirtschaftliche
Wachstum unser Ordnungssystem,
den Kapitalismus, aufrechtzuerhalten” (Dr. Kathrin Wappenschmidt,
Kreiskulturzentrum
Sinsteden).
Zum Glück, auch hierauf wird einge-
gangen, ist dem Menschen nicht nur
die evolutionär begründete Völlerei
gegeben, sondern auch der Intellekt
und der „kann sich gegen die Völlerei
entscheiden” (Dr. Katharina Hüsers,
Ethnologin aus Viersen).
In der Ausstellung steht die Völlerei symbolisch für einen maßlosen
Verbrauch an Gütern. Nahrungsmittelverschwendung und übermäßiger
Konsum zählen ebenso dazu wie das
globale Ungleichgewicht zwischen
Not und Überfluss. Präsentiert wird
dazu der Dokumentarfilm „Unser täglich Brot”.
Die Ausstellung ist bis zum 9.
Dezember zu sehen, danach kann sie
auf Wunsch als Wanderausstellung
zur Verfügung gestellt werden. Sehr
empfehlenswert ist der gleichnamige
Katalog, ein 96-seitiges, auch optisch
gelungenes Buch, das sämtliche Exponate der Ausstellung zeigt und so
die vielfältigen Aspekte der Völlerei
zusammenträgt, darunter viele Texte,
Zitate sowie Auszüge aus Märchen,
Fachbüchern usw. Dem Buch sei eine
weite Verbreitung gewünscht. Es kann
für 15,- € zzgl. 7,50 € Versandkosten
per Telefon 02183/7045 oder per EMail [email protected] bestellt werden. (mf)
Knack •Punkt
7
A k t i o n e n un d Ve ra ns ta l tun ge n
Erfolgsmodell für die Verhältnis- und Verhaltensprävention in Kitas
Die Aktion „Joschi hat’s drauf. Nicht vergessen. Gutes Essen.”
I
n der Prävention und Gesundheitsförderung gibt es viele Projekte, die
Gesundheit sozial benachteiligter Kinder fördern sollen. Jedoch besteht ein
Mangel an Interventionen, deren Qualität wissenschaftlich überprüft ist.
Daher hat das Institut für Medizinische Soziologie der Universität
Düsseldorf das Aktionsprogramm
der Verbraucherzentralen „Joschi
hat’s drauf. Nicht vergessen. Gutes
Essen.” in den Jahren 2010/2011
evaluiert. Es richtet sich an Kindertagesstätten mit vielen Kindern aus
Familien mit niedrigem Sozialstatus und/oder Migrationshintergrund. Ziel
der Evaluation war es,
die Qualität des
A k t i o nsp rogramms zu
beurteilen und
die Frage zu klären, ob
durch die Durchführung
soziale
Ungleichheiten im Ernährungsverhalten reduziert werden.
Hierzu wurden in einem
prospektiven quasi-experimentellen Studiendesign 18
Interventions- und Kontrolleinrichtungen in sozialräumlich belasteten
Stadtteilen von Chemnitz, Düsseldorf und Worms ein halbes Jahr lang begleitet. Um die Ziele
des Aktionsprogramms zu evaluieren,
wurden die drei Zielgruppen – Kinder,
Eltern, Erzieher/-innen – befragt.
Das sagen die Erzieher
70 % der Erzieher/-innen der Interventionsgruppen berichteten in der
Zweitbefragung über eine Veränderung des eigenen Ess- und Trinkverhaltens, hin zu mehr Gemüse und Obst,
mehr Vollkornbrot, weniger Fleisch
und Süßigkeiten, ausreichendem und
gesundem Trinken. Außerdem achten
sie beim Einkauf jetzt genauer auf die
Lebensmittelkennzeichnung. 92,1 %
der Erzieher/-innen sehen nach dem
Aktionsprogramm eine Veränderung
des Ernährungsverhaltens der Kinder.
Sie beobachten ein besseres Trinkverhalten, einen bewussteren Süßigkeitenkonsum, einen höheren Obst-,
Gemüse- und Vollkornbrotverzehr. In
ihrer Wahrnehmung haben sich die
Maßnahmen des Joschi-Aktionsprogramms positiv auf den Ernährungsalltag in der Kita ausgewirkt. Sie berichten von Veränderungen
im Angebot der Kita wie tägliches Obst und Gemüse,
Vollkornbrot und Müsli.
Mehr Ernährungswissen
bei Kindern
Die Analyse des Wissenstests zeigte, dass
bei denjenigen Kindern,
die am Joschi-Aktionsprogramm teilgenommen haben, ein großer Zuwachs im Ernährungswissen zu verzeichnen
war. Sie wissen jetzt, welche
Getränke echte Durstlöscher sind und wie
viel sie davon trinken
sollen. Sie kennen
mehr Gemüse- und Obstsorten, wissen, wie viel sie am Tag naschen dürfen. Mehr als die Hälfte der Eltern, die
an der Zweitbefragung teilnahmen,
gaben an, verschiedene Änderungen
zu Hause umgesetzt zu haben. Sie
ersetzen jetzt Erfrischungsgetränke
durch geeignete Durstlöscher, bieten
mehr Vollkornprodukte an, geben weniger Süßigkeiten in die Frühstücksdose, verzichten auf Kinderprodukte und
NRW-Pilotprojekt für türkischstämmige Familien geht an den Start
Lale – iss bewusst & sei aktiv!
D
as Verbraucherschutzministerium NRW hat gemeinsam mit kompetenten Partnern aus Gesellschaft
und Wirtschaft die Initiative „Lale – iss
bewusst & sei aktiv!” zur Prävention
8
Knack •Punkt
von Übergewicht ins Leben gerufen,
die sich speziell an türkischstämmige Familien richtet. Hintergrund der
Initiative ist der vergleichsweise hohe
Anteil übergewichtiger Kinder und Ju-
bieten häufiger Obst und Gemüse an.
Und die Eltern berichten, dass ihre Kinder häufiger nach gesunden Getränken, nach Gemüse und Obst fragen.
Verbesserung der sozialen
Rahmenbedingungen
Besonders beeindruckend sind die
Ergebnisse zur Chancengleichheit:
Wie zu erwarten fanden sich soziale
Ungleichheiten in der Verzehrshäufigkeit einer Reihe von Getränken und
Lebensmitteln. Erfrischungsgetränke,
Weißbrot, salzige Knabbereien und
Süßigkeiten werden in den Gruppen
mit niedrigem Sozialstatus häufiger
verzehrt, frisches Gemüse und Müsli
dagegen seltener. Nach Durchführung
des Joschi-Aktionsprogramms zeigten sich insbesondere für Vollkornbrot und frisches Gemüse deutliche
Veränderungen: Der Verzehr ist in der
Gruppe mit niedrigem Sozialstatus
plötzlich sogar höher als in der Gruppe mit höherem Sozialstatus.
Joschi – ein Erfolgsmodell!
Das Institut für Medizinische Soziologie der Universität Düsseldorf
kommt zu dem Ergebnis, dass das Verbraucherzentralen-Aktionsprogramm
bei allen drei Zielgruppen wirkt. „Es
zeichnet sich eine Entwicklung im Ernährungsalltag der Einrichtungen ab,
die auf Nachhaltigkeit hinweist. Die
Kinder haben ‚Joschi’ akzeptiert und
mit Freude eine gesunde Ernährung
entdeckt. Die Verbesserung der Ernährung in Kindertageseinrichtungen
wird in einer Kombination aus verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen erreicht.”
Den Evaluationsbericht gibt es im
Internet. (Kl)
tt www.vz-nrw.de/joschi
gendlicher in diesen Familien. Durch
die Initiative erhalten türkischstämmige Eltern Hilfestellung dabei, ihren
Familienalltag gesund und aktiv zu
gestalten. Die Initiative setzt auf die
Vorbildfunktion der Eltern. Durch Informationen und Übungen – durchgeführt von türkisch und deutsch sprechenden Ökotropholog/-innen und
Übungsleiter/-innen (s. 
Knack•Punkt
Oktober 2012
A k t i o n e n un d Ve ra ns ta l tun ge n
1/2011, S. 9) – werden die Eltern dazu
angeleitet, ihren Familienalltag gesund und aktiv zu gestalten. „Bei den
türkischen Eltern ein Bewusstsein für
eine ausgewogene Ernährung und
einen bewegungsorientierten Lebensstil zu schaffen, ermöglicht ihren Kindern ein gesundes Aufwachsen ohne
Gewichtsprobleme. Im späteren Leben werden diese den aktiven Lebensstil fortführen”, so Johannes Remmel,
Minister für Klimaschutz, Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NordrheinWestfalen.
Partner der Initiative sind zurzeit:
tt Ministerium für Klimaschutz,
tt Föderation der türkischen
Elternvereine in NRW (FÖTEV
NRW e. V.)
tt Landeszentrum Gesundheit
Nordrhein-Westfalen
und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen
(MKULNV)
tt Regionale Arbeitsstelle zur
Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien in Nordrhein-Westfalen
– Hauptstelle – (RAA NRW)
tt Landesintegrationsrat Nordrhein-Westfalen
Umwelt, Landwirtschaft, Natur-
tt BKK-Landesverband NORDWEST
tt MARS Chocolate Deutschland
tt Plattform Ernährung und Bewegung e. V. (peb)
tt Landessportbund NRW / Sportjugend im Landessportbund
NRW
Fachliche Unterstützung im Ernährungsbereich erhält die Initiative
durch die Verbraucherzentrale
Nordrhein-Westfalen. (Kl)
tt www.lale-nrw.de
Fragen aus der Beratung
K
Warum eigentlich schmecken
Kakifrüchte manchmal bitter?
akifrüchte werden immer beliebter. Das Hauptangebot im Handel
findet sich zwischen Oktober bis weit
ins Frühjahr.
Normalerweise sind Kakifrüchte süß und aromatisch. Parallel zum
stetig wachsenden Angebot nimmt
jedoch auch die Zahl der Verbraucherbeschwerden bei der amtlichen Lebensmittelüberwachung zu. Verbraucherinnen und Verbraucher klagen
nach dem Genuss der Früchte über
einen bitteren oder unangenehm pelzigen Geschmack, leiden teilweise an
Unwohlsein oder Atemnot.
Ursache dieser Beschwerden ist
ein hoher Gerbsäureanteil (Tannine)
in den Früchten. Das fällt in der Regel
nicht auf, da die ursprüngliche, aus
China stammende, kugelige Kaki im
Handel kaum angeboten wird. Diese
enthält einen hohen Gerbsäureanteil
und ist erst im vollreifen Zustand genießbar. Dieser ist am glasigen, geleeartigen Fruchtfleisch zu erkennen.
Bei uns wird nun meist die ovale,
spanische Kaki-Persimon angeboten.
Diese hat bereits im reifen Zustand
ein festes, süßes Fruchtfleisch. Dafür
wurde ihr durch ein spezielles Reifeverfahren der bittere, adstringierende
Geschmack entzogen, ohne dass sie
Oktober 2012
weiter reift und
dadurch ihre feste, knackige Konsistenz verliert. Es kann jedoch durchaus vorkommen, dass die Tannine
während dieser Reifeprozedur nicht
vollständig entfernt werden. Folge ist
die unangenehme Pelzigkeit im Mund
beim Genuss der Kaki-Persimon. Ein
Nachreifen im Kühlschrank, um den
damit verbundenen Gerbsäureabbau
weiterzuführen, führt kaum zu einer
Verbesserung, wie Lagerungsversuche der Lebensmittelüberwachung
gezeigt haben.
Anders ist das bei einer in Israel
gezüchteten, nahezu gerbsäurefreien Kakisorte, der tomatenartigen,
flachen Sharonfrucht. Sie kann man
wegen der fehlenden Tannine auch
im nicht ausgereiften Zustand essen.
Aber auch das Nachreifen bei Zimmertemperatur oder im Kühlschrank – am
besten zusammen mit Äpfeln – ist bei
ihr erfolgreich.
Kaki- oder Sharonfrüchte können
mit oder ohne Schale gegessen werden. Laut Lebensmittelmonitoringbericht 2007 war die Kontamination von
Kakifrüchten und Sharon mit Schwermetallen gering. Belastungen mit
Pestizidrückständen lagen im mitteren Bereich, spanische Früchte über-
Quellen: PM Bundesverband der Lebensmittelchemiker /-innen im öffentlichen Dienst
e. V. (BLC), Januar 2012, aktualisiert März
2012, www.lebensmittel.org/aktuelles/
monatsartikel/184-monatsartikel02.html, eingesehen 20.04.12  Lebensmittelmonitoringbericht 2007, www.bvl.bund.de/SharedDocs/
Downloads/01_Lebensmittel/01_lm_mon_
dokumente/01_Monitoring_Berichte/archiv/
lm_monitoring_bericht_2007.pdf
Frage
Frage
schritten allerdings relativ häufig die
Höchstmengen. (AC)
Sind grüne
Mandarinen & Co.
eigentlich unreif?
N
ein, sie sehen nur so aus. Der
Grünton der Mandarinen entsteht
durch das in der Schale enthaltene
Chlorophyll. Erst wenn es abgebaut
ist, wird die sortentypische Orangefärbung sichtbar. Der Chlorophyll-Abbau
wird durch ausreichend große TagNacht-Temperaturunterschiede
vor
der Ernte veranlasst. Ist diese Differenz nicht groß genug, bleiben die reifen Früchte ganz oder teilweise grün.
Je nach Ausmaß wird dann auch
nachgeholfen. Dazu werden die Mandarinen in speziellen Kammern leicht
erwärmt. Das muss allerdings sehr
sorgfältig erfolgen, sonst bekommen
die Früchte dunkle Flecken, schmecken fade und verderben schneller.
(AC)
Quelle: Konsument 1/2012
Knack •Punkt
9
Schwerpunkt
Alles nur Geschmackssache?
Geschmack lässt sich täuschen
Über Geschmack lässt sich nicht streiten, heißt im Volksmund. Wie kommt es
aber, dass unser Geschmack so unterschiedlich ausgeprägt ist? Während dem
einen bei frisch gepflückten Heidelbeeren das Wasser im Munde zusammenläuft, isst ein anderer am liebsten Hühnerfrikassee aus der Dose. Neben der
frühkindlichen Prägung spielt auch der zunehmende Konsum von Fertiggerichten eine Rolle. Das Schmeckenkönnen und unverfälschte Geschmackserlebnisse
bleiben dabei unter Umständen auf der Strecke.
G
eschmack ist eigentlich kein eigenständiger Sinn, sondern resultiert aus dem Zusammenspiel mehrerer
Faktoren: Zunächst sind da die Rezeptorzellen in der Zunge. Sie signalisieren
die fünf grundlegenden Geschmacksmuster: süß, sauer, salzig, bitter und
umami (fleischig-würzig). Wissenschaftler vermuten zudem, dass es
noch speziell Rezeptoren gibt, die auf
Fett reagieren. Geschmackserkennende Zellen finden sich auch im Mundraum und im Rachen. Sogar am Kehldeckel bis hin zur oberen Speiseröhre
lassen sich solche Zellen nachweisen.
Ganz kleine Kinder besitzen noch zusätzliche Sinneszellen auf dem harten
Gaumen, in der Zungenmitte sowie in
der Lippen- und Wangenschleimhaut.
Aus diesem Grund schmecken Säuglinge mit ihren rund 8.000-12.000 Geschmacksknospen sehr viel differenzierter als Erwachsene, die nur noch
4.000-6.000
Geschmacksknospen
aufweisen; bis zum Seniorenalter reduziert sich die Anzahl auf etwa 2.0003.000. Trotz der unterschiedlichen Geschmacksrichtungen läuft der Weg bis
ins Gehirn immer nach dem gleichen
Muster ab: Kommt ein gelöster Aromastoff mit einem Geschmacksrezeptor in
Kontakt, setzt eine Kettenreaktion ein,
die über mehrere Stationen einen Nervenimpuls auslöst, der schließlich im
Gehirn endet.
10
Knack •Punkt
Die Rezeptoren der Riechschleimhaut
in der Nasenhöhle sind am Schmecken ebenfalls beteiligt. Einige Experten gehen davon aus, dass 80 %
des Geschmacksempfindens aus
Riecheindrücken besteht. Farbe und
Form einer Speise spielen ebenfalls
eine Rolle. Selbst die Textur, also die
Beschaffenheit eines Lebensmittels,
beeinflusst über Mechano- und Thermorezeptoren in der Mundhöhle die
Wahrnehmung ebenso wie Geräusche beim Kauen. Der Geschmacksinn
ist nicht zuletzt eng mit Emotionen
und Gewohnheiten verknüpft. So
schmeckt uns das meist besonders
gut, was wir schon als Kind mochten
und womit wir angenehme Erinnerungen verknüpfen.
Geschmacksprägung ist vielgestaltig
Die Prägung des Geschmackssinns
beginnt bereits im Mutterleib. Schon
über das Fruchtwasser kommt das
Ungeborene mit verschiedenen Geschmacksrichtungen und Aromen aus
dem mütterlichen Essen in Kontakt.
Ein Säugling nimmt über die Muttermilch daran Anteil, was eine stillende
Frau isst. So lässt sich beispielsweise
das Aroma von Knoblauch 1-2 Stunden nach dem Verzehr in der Muttermilch nachweisen. Aus diesem Grund
ist davon auszugehen, dass Säuglinge
über Muttermilch insgesamt mehr Geschmacksnuancen kennen lernen als
nicht gestillte Babys. Mit Einführung
der ersten Breie gewinnen die Kleinsten weitere Geschmackseindrücke. Da
die Beikost selbst gekocht oder industriell hergestellt sein kann, wird hier
vermutlich eine weitere Grundlage
für die spätere Lebensmittelauswahl
angelegt. Aussagekräftige Studien,
die das belegen, gibt es kaum. Eine
deutsche Untersuchung konnte allerdings zeigen, dass mit Vanillin aromatisierte Babykost die Geschmacksvorlieben scheinbar dauerhaft prägt. So
bevorzugten Erwachsene, die mit der
Flasche ernährt wurden, noch immer
eher vanillinhaltige Produkte als diejenigen, die als Kinder gestillt wurden.
Auch aus den USA gibt es ein ähnliches Ergebnis: Tranken die Mütter
während Schwangerschaft und Stillzeit Karottensaft, aßen ihre Säuglinge
im Kleinkindalter Getreideflocken, die
mit Karottenaroma versetzt waren,
lieber als die Babys, deren Mütter keinen Karottensaft getrunken hatten.
Eine Frage der Gewohnheit
Unstrittig ist, dass es eine angeborene Vorliebe für den Süßgeschmack
gibt. Bitter stößt dagegen bei ganz
Kleinen noch auf Ablehnung ebenso
wie Saures. Dass man sich daran mit
dem Älterwerden gewöhnt, zeigt wie
Geschmack auch kulturell geprägt
wird. Lebt das Umfeld vor, dass Kaffee- oder Biertrinken zum Erwachsensein dazugehören, probieren Jugendliche es immer wieder, bis ihnen die
eigentlich bitteren Getränke ebenfalls
zusagen. Diese Gewöhnung basiert
auf einem biologischen Phänomen:
Psychologen sprechen vom MereExposure-Effekt oder dem „Effekt der
bloßen Darbietung”. Dieser Effekt beschreibt, dass wir unsere Erfahrung
oder Einstellung gegenüber Dingen,
die wir schon einmal erlebt haben,
positiv abspeichern. Erfolgt später
ein neuer Kontakt, greift der Körper
auf diese positive Erinnerung zurück.
Dafür sind offenbar 8-10 Versuche
notwendig. Für alle Eltern von kleinen
Gemüsemuffeln ist das eine Aufforderung, bisher Abgelehntes immer
wieder einmal anzubieten und dabei
nicht zu schnell aufzugeben.
Nicht zuletzt gibt es auch genetische Unterschiede im Schmecken.
Nachgewiesen ist anhand einer speziellen Bittersubstanz, dass etwa 30 %
der Menschen hierzulande bitter weniger gut schmecken als die übrigen
Oktober 2012
Schwerpunkt
70 %. Ursache ist, dass die Bitterrezeptoren genetisch bedingt in unterschiedlicher Anzahl existieren. Menschen, die mit vielen Bitterrezeptoren
ausgestattet sind, haben demzufolge
eher Aversionen gegen bittere Gemüse wie z. B. Rosenkohl oder Wirsing
als diejenigen mit weniger Rezeptoren. Dass sich das auch auf die Lebensmittelauswahl auswirkt, liegt auf
der Hand. Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke
(DIfE) gehen sogar davon aus, dass
die Ausprägung der Bitterrezeptoren
individuell so unterschiedlich ist wie
ein Fingerabdruck.
Die erbliche Veranlagung für Geschmack untermauert auch eine englische Zwillingsstudie mit mehr als
3.000 Geschwisterpaaren aus dem
Jahr 2007. Eineiige Zwillinge entwickelten dabei sehr viel ähnlichere
Vorlieben als zweieiige. Das betraf
in dieser Untersuchung zum Beispiel
das Mögen von Knoblauch, den Genuss von Kaffee und Alkohol oder den
Konsum von Obst und Gemüse. Der
Studienleiter nimmt an, dass 41-48 %
der Geschmacksvorlieben genetisch
festgelegt sind.
Geschmack will geschult sein
Heute gibt es in vielen Kindergärten
und Grundschulen Projekte zur Geschmacksschulung. Das ist auch gut
so. Denn wer bewusst schmecken
lernt, erfährt wie natürliche Lebensmittel und frisch Zubereitetes mundet
und mag dies vermutlich auch später noch. Bekommen schon Ein- bis
Dreijährige dagegen regelmäßig Fertiggerichte aufgetischt, wird ihre Geschmacksprägung anders verlaufen.
Dass die Industrie durchaus interessiert ist, ihre Kunden so früh wie möglich an sich zu binden, zeigt das stetig
wachsende Angebot von speziellen
Kinderlebensmitteln. Wer von klein
auf fertig gewürzte Rigatoni Napoli aus
dem Glas oder Schinkennudeln mit
Tomaten aus der Plastikverpackung
bekommt, dem schmeckt eine selbst
gekochte Tomatensoße vermutlich
zu fad. Die meisten Kinderlebensmittel sind zudem viel zu süß. Das kann
dazu führen, dass noch Erwachsene
eine sehr hohe Geschmacksschwelle
für süß haben und insgesamt mehr
Zuckerreiches konsumieren. Aufgrund
dieser Prägung in Kindertagen haben
es Gerichte ohne Aromastoffe und Geschmacksverstärker bei Jugendlichen
und selbst Erwachsenen schwer.
Oktober 2012
Tricks aus der Aromaküche
Eigentlich dient der Geschmackssinn
dazu, schnell einschätzen zu können,
ob etwas verträglich, ungenießbar
oder giftig ist. Doch die Aromatrickkiste der Lebensmittelindustrie kann
dieses Frühwarnsystem mit leichter
Hand außer Kraft setzen. Europaweit
sorgen insgesamt beachtliche 2.800
Aromastoffe für die Aufpeppung des
Geschmacks. Nach Schätzungen des
Deutschen Verbands der Aromenindustrie (DVAI) nimmt jeder Bundes-
bürger jährlich 15-20 Gramm Aromastoffe auf. Mit einem Gramm Aroma
kann etwa ein Kilogramm Lebensmittel aromatisiert werden. Welche Stoffe dabei genau eingesetzt werden,
bleibt für die Verbraucher im Dunkeln.
Steht auf der Zutatenliste die Angabe Aroma zu lesen, ist davon auszugehen, dass es im Labor synthetisch
hergestellt wurde. Natürliches Aroma
bzw. Aromastoff müssen zumindest
aus einem natürlichen Ausgangsmaterial gewonnen sein. Dabei muss es
sich keinesfalls um ein Lebensmittel
handeln, sondern natürliche Aromen
können auch von Hefen, Schimmelpilzen oder aus bio- oder gentechnischen Verfahren stammen. Lediglich
wenn die geschmacksgebende Frucht
angegeben ist, z. B. „natürliches Erdbeeraroma”, muss das Aroma tatsächlich zu mindestens 95 % aus der
genannten Zutat kommen.
Die Vorteile für die Hersteller liegen klar auf der Hand: Mit Aromastoffen wird ein Geschmack erzeugt oder
vorgetäuscht, den die verwendeten
Zutaten alleine nicht hergeben. Ein
klassisches Beispiel ist der Fruchtjoghurt. Die geringe Menge an zugesetzten Früchten – meist 1-2 % – kann den
gewünschten Geschmack gar nicht
liefern. Also wird künstlich nachgeholfen. Das spart viel Geld. Die Verbraucherzentralen haben nachgerechnet:
Mit Himbeeraroma für 6 Cent können
100 kg Joghurt aromatisiert werden.
Echte Himbeeren würden mit rund
30 € zu Buche schlagen. Tütensuppen
sind ebenfalls ein gutes Beispiel, wie
mit einer ordentlichen Portion Aroma der Genuss von Hühnchen- oder
Rindfleisch vorgegaukelt wird – wahlweise mit asiatischer, italienischer
oder sonst einer trendigen Note. Das
täuscht nicht nur Geschmack vor, sondern auch Qualität. Zudem können
Verbraucher nach dem Konsum von
Fruchtjoghurt und einer Tomatensuppe den Eindruck gewinnen, sich gesund zu ernähren und genug Obst und
Gemüse zu konsumieren. Das ist natürlich eine fatale Fehleinschätzung.
Wenn Aromen statt Früchte gegessen
werden, fehlt es in der Ernährung an
Vitaminen und Mineralstoffen und anderem mehr.
Von Risiken und Nebenwirkungen
Aromastoffe können wie künstliche
Geschmacksverstärker den Appetit
anregen. Das verführt dazu, mehr zu
essen als eigentlich nötig. Das tun
zwar auch Gewürze und Salz. Bei
selbst zubereiteten Speisen hat man
es allerdings selbst in der Hand, mit
was und wie viel man würzen möchte. Anders bei Fertiggerichten. Diese
sind im Vergleich zu Hausmannskost
oft überwürzt und liefern viel zu viel
Salz (s. Knack•Punkt 1/2012, S. 4f). Die
steigende Zahl an Übergewichtigen
lässt sich selbstverständlich nicht
ausschließlich auf den Einsatz von
Aromastoffen zurückführen. Doch es
Knack •Punkt
11
Schwerpunkt
liegt nahe, dass die Kombination aus
appetitanregenden Aromen und Geschmacksverstärkern zu einem Mehrkonsum gerade solcher Gerichte und
Snacks führt, die oftmals einen zu
hohen Fett- und Energiegehalt aufweisen.
Ob Aromastoffe und Geschmacksverstärker langfristig unschädlich
sind, ist nicht abschließend zu beantworten. Aromen enthalten in der
Regel 10-20% Aromastoffe und 8090 % Trägersubstanzen. Hinsichtlich
einer gesundheitlichen Bewertung
sind daher nicht nur die Aromastoffe
selbst zu betrachten, sondern auch
die Trägerstoffe. Schließlich können
noch chemische Lösungs- und Extraktionsmittel aus dem Herstellungsprozess als Rückstände vorliegen. Derzeit
ist eine europäische Datenbank im
Aufbau, die eine Bewertung der Aromastoffe veröffentlicht. Es soll eine
europaweit gültige Positivliste erstellt
werden. Was nicht gelistet wird, darf
dann nicht mehr verwendet werden.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schreibt auf seiner
Homepage, das bislang 2.100 der
etwa 2.800 in der EU eingesetzten
Aromastoffe geprüft wurden, davon
bedürften 400 einer weiteren toxikologischen Überprüfung.
Wissenschaft tüftelt an Rezeptoren
Während die Industrie an der Entwicklung neuer Aromamixturen für absatzstarke Produkte bastelt, geht es der
Wissenschaft um die Entschlüsselung
der molekularen Vorgänge rund um
den Geschmackssinn. Mit der genauen Kenntnis der einzelnen Rezeptortypen von bitterem Geschmack oder
dem Detailwissen zur Weiterleitung
der sensorischen Wahrnehmung bis
zum Gehirn, lässt sich Geschmack
zielgerichtet manipulieren. In der Entwicklung sind beispielsweise Stoffe,
die den Salzgeschmack verstärken
sollen, um Kochsalz einzusparen.
Dazu dient erstaunlicherweise eine
einfache Aminosäure, das Arginin.
Doch noch sind für einen befriedigenden Effekt zu große Mengen davon
nötig, was den Geschmack wiederum
nachteilig beeinflusst. Kaliumchlorid
wird bereits als Ersatz für Kochsalz
genutzt. Es hinterlässt jedoch einen
metallisch-bitteren Eindruck. Dieser
Bittergeschmack ließe sich möglicherweise mit Bitterrezeptoren-Blockern
abmildern. Tatsächlich arbeiten Wissenschaftler schon länger daran, die
Wahrnehmung für bitter zu dämpfen
12
Knack •Punkt
oder ganz auszuschalten. Zwar ist
bereits ein Wirkstoff auf dem Markt,
der die Spaltung eines für die Geschmacksweiterleitung wichtigen Enzyms hemmt. Doch dieser Wirkstoff
hat ebenfalls einen Eigengeschmack,
was seinen Einsatz erheblich einschränkt.
Ein weiterer spezifischer Bitterblocker ist in der Lage, den bitteren
Nachgeschmack von Süßstoffen wie
Saccharin zu unterbinden. Und so
könnte in Zukunft für allerlei bitter
schmeckende Lebensmittel – oder
auch Arzneimittel – ganz nach Belieben ein neues Geschmackserlebnis
kreiert werden. Auch an der Verstärkung des Umami-Geschmacks arbeiten die Forscher. Denn der fleischähnliche Geschmack steht in Verbindung
mit der Glutamat-Zufuhr über Geschmacksverstärker. Und die sind bekanntlich in Verruf geraten.
Aroma für mehr Gesundheit?
Vielleicht ließen sich die neuen Geschmacksverstärker ja sogar für den
Kampf gegen Übergewicht einsetzen:
Offenbar führt ein sehr intensiver salziger Geschmack dazu, insgesamt weniger zu essen, wie eine kleine Studie
aus den Niederlanden zeigt. Aufgrund
des dominanten Salzgeschmacks
nahmen die Probanden von der Testsuppe kleinere Mengen vom Löffel
auf als üblich und fühlten sich früher
gesättigt. Eine weitere Studie zeigte
ein ähnliches Ergebnis mit Vanille-Geruch: Je mehr Vanille-Aroma die Testpersonen rochen, desto kleinere Bissen nahmen sie und verzehrten damit
insgesamt kleinere Portionsgrößen.
Die Forscher folgern daraus, dass sich
mit sehr intensiv schmeckenden oder
riechenden Lebensmitteln die verzehrten Mengen und damit Übergewicht reduzieren lasse. Vielleicht sind
die Beobachtungen aber auch schlicht
eine physiologische Abwehrreaktion
und die kleineren Mengen ergeben
sich einfach durch Widerwillen gegenüber übermäßig künstlich anmutenden Produkten. Die Aromenindustrie
nutzt den Ansatz auf ihrer Homepage
jedenfalls schon als Argument für weitere Einsatzmöglichkeiten ihrer Produkte, Stichwort „Reformulierung”.
Wie sich solche Geschmacksmodulatoren bei regelmäßiger Aufnahme langfristig auf den Stoffwechsel
auswirken, ist noch längst nicht erforscht. Möglicherweise wirken sie
sich ebenfalls ungünstig auf die Gesundheit aus. Denkbar ist zudem,
dass diese Erkenntnisse dazu genutzt
werden könnten, minderwertige Zutaten mit Wunschgeschmack aus dem
Labor zu überdecken. Noch dazu
scheint das gezielte Einwirken auf
die geschmacksbildenden Vorgänge
ein weiterer Schritt hin zu einer einheitlich schmeckenden Kost zu sein,
die nichts mehr mit Naturbelassenheit zu tun hat. Designerprodukte,
die Ersatzstoffe für Salz, Zucker oder
Glutamat enthalten, werden darüber
hinaus kaum zu einem veränderten
Essverhalten führen. Die schon seit
vielen Jahren auf dem Markt befindlichen Süßstoffe haben jedenfalls
mitnichten dazu beigetragen, dass es
weniger Übergewichtige gibt. Und bis
heute ist nicht eindeutig geklärt, ob
sie über komplizierte Steuermechanismen nicht doch eher zu mehr Süßhunger führen als zu weniger.
Es geht auch ohne
Dass eine wirtschaftliche Entwicklung auch ohne Aromastoffe und Geschmacksverstärker funktioniert, zeigt
ein bekannter Tiefkühlproduzent.
Sein konsequenter Verzicht auf Aroma-, Farb- und Konservierungsstoffe
brachte nach der Umstellung 2003
zwar erst einmal einen dramatischen
Einbruch der Absatzzahlen. Mittlerweile haben sich die Verbraucher offenbar umgewöhnt. Das Unternehmen
schreibt jedenfalls wieder schwarze
Zahlen. Es gibt noch andere Firmen,
die versuchen, ohne künstliche Aromastoffe auszukommen. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat im
August 2011 eine Positivliste von aktuell 50 Produkten veröffentlicht, die
laut Zutatenliste und Versicherung der
Anbieter keine Aromastoffe enthalten.
Bio-Hersteller verzichten generell auf
alle synthetisch hergestellte Aromen.
Messbarer Geschmack?
Aufgrund der vielfältigen Einflüsse
verwundert es nicht, dass sich Geschmack bislang nicht objektiv messen lässt. Zu sehr spielt die subjek-
Oktober 2012
Schwerpunkt
Bio schmeckt anders
Den weit verbreiteten Einheitsgeschmack bekommen auch die
Bio-Hersteller zu spüren. In ihren
Richtlinien ist klar ein Verzicht auf
künstliche Aromastoffe und Geschmacksverstärker festgelegt. Nur
natürliche Aromen und Aromaextrakte dürfen für bestimmte Produktgruppen verwendet werden.
Oft fielen ihre Produkte in der Vergangenheit bei offiziellen SensorikPrüfungen und Verkostungen durch.
Sie schmecken einfach ursprünglicher als konventionelle Gerichte,
die mit Aroma- und anderen Zusatzstoffen aus dem Labor hergestellt
werden. Die Bio-Hersteller machten
sich deshalb für eine spezielle Vorbereitung der Geschmackstester
stark. Inzwischen sind die Tester
in der Regel sensorisch geschult
und berücksichtigen den Aromenverzicht bei der geschmacklichen
Bewertung.
tive Empfindung einer Testperson in
die Bewertung mit hinein. Dennoch
arbeitet das Technologie Transfer
Zentrum (ttz) in Bremerhaven an reproduzierbaren Sensoriktests. Bei der
Studie KosaDat, die vom Wirtschaftsministerium und der Industrie gefördert wird, geht es darum, sensorisch
ermittelte Daten mit analytischen zu
kombinieren und so umfangreiche
Geschmacks-Datenbanken zu schaffen. Geschmack, Geruch, Textur und
sogar Verbraucherakzeptanz eines
Produkts sollen so vorhersehbar werden. Die Lebensmittelhersteller könnten auf diese Weise kostspielige Entwicklungsarbeiten, Versuchsreihen
und Verkostungsaktionen einsparen
und Produkte kreieren, die von vornherein eine große geschmackliche Akzeptanz erfahren. Es bleibt abzuwarten, ob computergestützte Analysen
tatsächlich so etwas Subjektives wie
ein Geschmackserlebnis berechnen
können.
Wie unberechenbar unser Geschmackssinn ist, belegen ganz einfache Versuche. So bemerken selbst
erfahrene Weintester meist nicht, dass
ihnen statt Rotwein gefärbter Weißwein serviert wird. Selbst die Farbe der
Umgebung beeinflusst die Wahrnehmung deutlich: Derselbe Wein, den
Forscher von der Universität Mainz
ihren Probanden servierten, schmeckte den Testern bei blauem und rotem
Licht besser als bei grünem und weißem. Unter rotem Licht wurde der Wein
Oktober 2012
als süßer und fruchtiger eingestuft,
blaues Licht rief eine würzigere Wahrnehmung hervor. Die Wissenschaftler
vermuten dahinter kognitive Verknüpfungen, beispielsweise das grün unbewusst mit unreif assoziiert wird, halten
aber zur vollständigen Klärung der Ursache weitere Studien für nötig.
Sogar durch die Aufmachung
einer Flasche ließen sich Sensorikprüfer hinters Licht führen. Einen
durchschnittlichen Wein aus einer
Flasche mit edel anmutendem Etikett
bewerteten sie als sehr guten Tropfen.
Schon Kinder, die ja eigentlich differenzierter schmecken können, lassen
sich von Verpackungen und Markenlogos täuschen. Im Vergleich zu einer neutralen Verpackung schmeckte
ihnen ein bekanntes Markenprodukt
trotz einheitlichem Inhalt eindeutig
besser – unabhängig davon, dass
es das Testprodukt von diesem Markenanbieter gar nicht gab. Experten
ziehen daraus den Schluss, dass man
eben auch das schmeckt, was man zu
schmecken erwartet.
Die Sinne lassen sich täuschen
Die Natur kennt noch ganz andere Raffinessen, unseren Sinnen ein
Schnippchen zu schlagen.
Die Wunderbeere, auch
Mirakelfrucht genannt (botanisch Synsepalum dulcificum), ist eine kleine rote
Frucht mit einem faszinierenden Inhaltsstoff: dem
Miraculin. Dieser Stoff,
ein Glykoprotein, ist in der
Lage, die Geschmackswahrnehmung auf den Kopf zu
stellen und mehr Süße „herzuzaubern”: Selbst intensiv
Saures wie Zitronen oder
Rhabarber schmeckt nach
dem Verzehr einer Beere auf
einmal süß. Forscher haben
herausgefunden, dass beim
Zerkauen die Fruchtsäuren
aus sauren Lebensmitteln mit dem
Glykoprotein der Frucht reagieren.
Das verändert sich daraufhin so,
dass es an den Süßrezeptor andockt
und für einen starken Süßgeschmack
sorgt. Dieser Effekt hält zwischen 15
Minuten und 2 Stunden an. Im Internet ist Miraculin in Form von isoliertem Pulver oder Tabletten ebenso erhältlich wie die getrockneten Beeren,
vor allem für einen netten Partygag.
Die Wunderbeere hilft möglicherweise
auch Krebspatienten, deren Appetit
oder Geschmackssinn durch die Che-
motherapie gelitten hat. Studien dazu
laufen noch. Ein amerikanischer Onkologe hält es für denkbar, dass sich
eine synthetische Form des Miraculins
entwickeln ließe, um es bei Menschen
mit geschmacklichen Wahrnehmungsstörungen einzusetzen.
Fazit
Unser Geschmack lässt sich also
von zahlreichen Faktoren beeinflussen und leicht in die Irre führen. Geschmack lässt sich aber auch recht
einfach trainieren. Nach fünf Tagen
Fasten nimmt man beispielsweise
einzelne Geschmacksnuancen wieder
sehr viel stärker wahr. Und schon ein
Drei-Tage-Verzicht auf jede süße Note
im Essen führt dazu, anschließend die
lebensmitteleigene Süße viel deutlicher zu empfinden. Ähnlich funktioniert das auch mit dem Salz im Essen.
Für eine bewusste Schulung der
Sinne und des Geschmacks ist es nie
zu spät. Zwar werden für Erwachsene
in erster Linie Verkostungen und Seminare zu Wein, Whiskey, Käse oder
Kaffee angeboten, was nichts mit gesunder Ernährung zu tun hat. Aber zumindest schult bewusstes Schmecken
die Genussfähigkeit. Und wer mehr
Wert auf Genuss legt, wird sich früher
oder später von einheitlich gewürzten
Fertiggerichten verabschieden. Nicht
von ungefähr legen Spitzenköche Wert
auf regionale und ökologisch erzeugte
Produkte. Und so ist der Genuss letztendlich der Weg, wieder zurück zu ursprünglichen, wenig verarbeiteten Lebensmitteln zu kommen. Nur genaues
Hinschmecken ist nötig. (ul)
Quellen: S. 19
tt www.vzhh.de/
ernaehrung/106945/Tabelle_
Internet_neu.pdf
Knack •Punkt
13
Neues aus Wissenschaft und Praxis
Robert-Koch-Institut
– Erste Ergebnisse veröffentlicht
D
as Robert-Koch-Institut (RKI) hat
erste Ergebnisse des neuen großen Erwachsenen-Gesundheitssurveys vorgestellt, mit Daten zu Übergewicht, Diabetes, körperlicher Aktivität,
psychischer Gesundheit und Funktionseinschränkungen im Alter. Das
Erhebungsprogramm der „Studie zur
Gesundheit Erwachsener in Deutschland” (DEGS) bestand nicht nur aus
mehreren Befragungen, sondern auch
aus körperlichen Untersuchungen und
Tests sowie Laboruntersuchungen von
Blut- und Urinproben. Die Datenerhebung bei der DEGS fand von November 2008 bis Januar 2012 statt.
Ein Gesundheitsmonitoring, die
kontinuierliche Erfassung und Analyse
des Gesundheitszustands der Bevölkerung, war zuletzt Ende der 1990er
Jahre durchgeführt worden (Bundesgesundheitssurvey „BGS98”).
Insgesamt absolvierten bei DEGS
7.328 Personen in 180 Studienorten
das Untersuchungs- und Befragungsprogramm, weitere 914 ausschließlich
das Befragungsprogramm. Für Querschnitt- und Trendanalysen werden
generell Teilnehmende im Alter von 18
bis 79 Jahren berücksichtigt. Knapp
die Hälfte (3.959) war bereits beim
BGS98 dabei, dies ermöglicht über
die Jahre „Längsschnitt-Analysen”,
die für die Ursachenanalyse von Erkrankungen wichtig sind.
Übergewicht
Beim Anteil der Übergewichtigen
(67,1 % bei Männern, 53,0 % bei Frauen) gab es keine großen Veränderungen gegenüber 1998. Bei Adipositas
ist dagegen ein deutlicher Anstieg zu
beobachten, vor allem bei Männern
(von 18,9 % auf 23,3 %), bei Frauen
ist der Anteil nur leicht gestiegen (von
22,5 % auf 23,9 %). Als besorgniserregend sieht Bärbel-Maria Kurth,
Leiterin der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung im RKI, dass „sich die
Gruppe der Adipösen insbesondere
im jungen Erwachsenenalter weiter
vergrößert hat”.
Diabetes mellitus
In der DEGS wurde sowohl die Häufigkeit (Prävalenz) eines bekannten
Diabetes mellitus als auch die Häufigkeit bislang nicht erkannter Diabetes-Fälle untersucht. Die Definition
eines bekannten Diabetes beruht
auf Selbstangaben der Befragten zu
einem jemals ärztlich diagnostizierten Diabetes oder der Einnahme von
entsprechenden Medikamenten in
den letzten sieben Tagen, die zu diesem Zweck ins Studienzentrum mitgebracht und über ein computergestütztes Verfahren genau erfasst wurden.
Die Prävalenz eines bekannten Diabetes beträgt insgesamt 7,2 % und hat
damit seit dem BGS98 um 2 % zugenommen.
Zur Einschätzung eines bislang unerkannten Diabetes wurden der Blutzucker (Nüchtern- oder Gelegenheitsglukose im Serum) sowie der Anteil des
an Zucker gebundenen Hämoglobins
(HbA1c, das bei länger erhöhten Blutzuckerspiegeln ansteigt) bestimmt.
Die Prävalenz des bislang unerkannten Diabetes liegt bei 0,7-2,1 %, je
nachdem ob Blutzucker und HbA1c
getrennt oder in Kombination betrachtet werden. Übereinstimmend
mit Ergebnissen aus vergleichbaren
internationalen Studien liegen diese
Einschätzungen niedriger als bisherige Einschätzungen durch den oralen
Glukosetoleranztest.
Sport und Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität
kann in jedem Alter einen positiven
Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben. Die DEGS-Ergebnisse
zeigen, dass 51,7 % der Männer und
49,5 % der Frauen regelmäßig mindestens einmal pro Woche sportlich
aktiv sind. Der Anteil der sportlich Aktiven ist seit dem BGS 98 deutlich gestiegen (+ 14,1 % bei Männern, + 16 %
bei Frauen). Allerdings erreichen nur
25,4 % der Männer und 15,5 % der
Frauen die von der WHO empfohlene
körperliche Mindestaktivitätszeit von
2,5 Stunden pro Woche. (AC)
Quelle: Gemeinsame PM von RKI und BMG vom
14.06.12
tt www.degs-studie.de
Abseits der Öko-Verordnung
Mineralwasser darf sich „Bio” nennen
I
m
Dezember
2009
berichtete
Knack•Punkt (S. 9) über ein neues Mi-
neralwasser, das unter dem Namen
„BioKristall” auf den Markt gebracht
wird und laut Hersteller strengeren
Anforderungen als in der Mineral- und
Tafelwasserverordnung formuliert genügt. Damals vertraten Verbraucherschutzbehörden die Ansicht, dass die
Bezeichnung „Bio” irreführend und
daher unzulässig sei. Die Zentrale
zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs zog mit der Ansicht vor Ge-
richt, der Verkehr verbinde mit „Biomineralwasser” Qualitätsmerkmale,
14
Knack •Punkt
die für ein natürliches Mineralwasser
bereits gesetzlich vorgeschrieben
und daher selbstverständlich seien.
Das Verfahren zog drei Jahre lang
durch mehrere Instanzen. Nun wurde vom Bundesgerichtshof mit Urteil
vom 13.09.2012 die Auffassung des
Herstellers des Bio-Mineralwassers
bestätigt. In der Pressemitteilung
des BGH heißt es dazu u. a.: „Der
Verkehr erwartet von einem als ‚Biomineralwasser’[…], dass es nicht nur
unbehandelt und frei von Zusatzstoffen ist, sondern im Hinblick auf
Rückstände und Schadstoffe deutlich
unterhalb der für natürliche
Mineralwässer
vorgesehenen Höchstwerte liegt.”
Außerdem würde der Verkehr nicht
erwarten, „dass die Verwendung von
‚Bio’ bei Mineralwässern gesetzlichen
Vorgaben unterliegt [...].” Die ÖkoVerordnung für landwirtschaftliche Erzeugnisse stehe dem nicht entgegen.
Nun bleibt abzuwarten, ob weitere
Mineralwasserbrunnen ihre Wässer
mit „Bio” zertifizieren lassen. In dem
Rechtsverfahren wurde nicht geprüft,
ob das „BioKristall” die eigenen Anforderungen erfüllt. (mf)
Quellen: PM Bundesgerichtshofs Nr. 149/2012
vom 13.09.12  Stiftung Warentest: Mineralwasser kann Bio sein, Meldung vom 14.09.12
Oktober 2012
Neues aus Wissenschaft und Praxis
Umweltgutachten 2012
Lebensmittelkonsum als Gegenstand
von Politik
I
m aktuellen Umweltgutachten hat
sich der Sachverständigenrat für
Umweltfragen (SRU) auch zur Bedeutung des Lebensmittelkonsums geäußert. Zwar stellt sich immer wieder
die Frage, inwieweit sich Politik durch
Regeln, Siegel und Steuern in das
Ernährungsverhalten des Einzelnen
einmischen darf, das Gutachten zeigt
jedoch auch, dass hier eine gewisse
Notwendigkeit besteht. Denn der Lebensmittelkonsum hat über Produktion, Verarbeitung und Transport erheblichen Einfluss auf Umwelt und Natur.
folgen einer intensiven Landwirtschaft
nicht global verallgemeinerungsfähig.”
Daher werden einige allgemeine
Leitlinien für einen umweltfreundlicheren Lebensmittelkonsum genannt.
Vordringlich sei eine Verringerung der
Lebensmittelverluste, politisches Ziel
sollte eine Reduktion um mindestens 50 % bis 2025 sein. Dazu sollten unter anderem die Vorgaben für
Haltbarkeitsdaten auf Verpackungen
überarbeitet werden. Um den Konsum
tierischer Produkte zu reduzieren,
wird der Bundesregierung empfohlen,
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) gehört zu den ersten Institutionen wissenschaftlicher Politikberatung für die deutsche Umweltpolitik. Er wurde im Jahr
1972 von der Bundesregierung eingerichtet, besteht jetzt also 40 Jahre. Die besonderen
Merkmale des SRU sind seine Interdisziplinarität und seine fachliche Unabhängigkeit.
Er besteht aus sieben Professorinnen und Professoren mit besonderer Umweltexpertise, die unterschiedliche Fachdisziplinen vertreten. Diese werden von der Bundesregierung für vier Jahre ernannt. Im Juli 2012 wurde er neu konstituiert. Er besteht derzeit
aus Prof. Dr. Martin Faulstich, TU München, Prof. Dr. Karin Holm-Müller, Universität Bonn, Prof. Dr. Harald Bradke, Fraunhofer Institut für System- und
Innovationsforschung, Prof. Dr. Christian Calliess, Freie Universität Berlin,
Prof. Dr. Heidi Foth, Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Manfred Niekisch,
Universität Frankfurt und Prof. Dr. Miranda Schreurs, FU Berlin.
Der SRU erstattet alle vier Jahre ein Umweltgutachten und leitet es der Bundesregierung jeweils im Monat Mai zu. Das aktuelle Gutachten wurde am 9. August 2012
veröffentlicht.
Das gilt insbesondere für den Konsum
von Fleisch, aber auch von Milchprodukten. „Der hohe Konsum tierischer
Produkte in Deutschland, welche je ‚Kalorie’ deutlich mehr Fläche als pflanzliche Produkte beanspruchen, ist im
Hinblick auf die wachsende Weltbevölkerung und die gravierenden Umwelt-
den reduzierten Mehrwertsteuersatz
auf tierische Produkte abzuschaffen.
Die Erfahrungen, die in Dänemark
mit der Einführung einer Steuer auf
gesättigte Fettsäuren (s. Knack•Punkt
3/2011, S. 3) gemacht werden, sollten
evaluiert werden. Zeigen sich dabei
positive Umweltwirkungen sollte eine
2012, 694 Seiten, 49 Abbildungen, Umweltgutachten 2012: Verantwortung in einer begrenzten Welt (PDF, 6 MB, Datei ist nicht
barrierefrei) http://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2012_06_04_Umweltgutachten_HD.html
Einführung auch in Deutschland geprüft werden.
Eine Bevorzugung von Produkten
aus extensiver Weidehaltung bzw.
aus Fütterung mit extensiv produziertem Futter ist wünschenswert.
Um den Konsum von Gütern, die auf
naturschutzgerecht bewirtschafteten
Flächen hergestellt werden, zu fördern, wird als Erfolg versprechende
Maßnahme die Einführung eines „Naturschutz-Siegel” zusätzlich zu dem
bestehenden EU-Öko-Siegel gesehen.
Neben verstärkten Informationskampagnen und verbesserten Bildungsangeboten wird auch eine Umgestaltung
der Angebote im öffentlichen AußerHaus-Verzehr angeregt. (AC)
Quelle: Sachverständigenrat für Umweltfragen:
Umweltgutachten 2012 – Verantwortung in
einer begrenzten Welt. Kurzfassung für Entscheidungsträger, Juni 2012
tt www.umweltrat.de/DE/
Publikationen/Umweltgutachten/
umweltgutachten_node.html
Neue Sicherheitsbewertung
Upper Level für Vitamin D erhöht
Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA hat
am 27.07.12 eine Neubewertung zum
Tolerable Upper Intake Level (UL) bei
Altersgruppe
Kinder (0-1 Jahr)
Kinder (1-10 Jahre)
Kinder (11-17 Jahre)
Erwachsene (incl. Schwangere und Stillende)
Oktober 2012
UL (alt)
25 µg/Tag
50 µg/Tag
50 µg/Tag
UL (neu)
25 µg/Tag
50 µg/Tag
100 µg/Tag
100 µg/Tag
Vitamin D veröffentlicht. Dieser wurde verdoppelt. Dadurch liegen die im
Januar 2012 von der DGE veröffentlichten neuen Schätzwerte (400 %
der bisherigen Empfehlungen) insbesondere bei Kindern (20 µg/Tag) nicht
mehr so nahe am UL (s. Knack•Punkt
1/2012, S. 3). (AC)
tt www.efsa.europa.eu/de/
efsajournal/pub/2813.htm
tt www.dge.de/pdf/ws/
Referenzwerte-2012-Vitamin-D.pdf
Knack •Punkt
15
Neues aus Wissenschaft und Praxis
Eichrechtsverstoß oder Hygienevorteil?
Mitwiegen von Tauwasser bei
nicht vollständig aufgetautem Fisch
V
ielfach wird an Fisch-Bedientheken die Ware mit dem Hinweis
„zum Verkauf aufgetaut” angeboten.
Tatsächlich wird der Fisch teilweise
aber noch tief gefroren abgewogen,
der Käufer muss also das Tauwasser
mitbezahlen.
Wie ist die rechtliche Lage?
Fisch ist ein sehr leicht verderbliches
Lebensmittel (hoher Eiweiß- und Wassergehalt), daher wird er häufig bereits auf dem Fangschiff tief gefroren.
So kann er auch längere Logistikwege
bei optimaler Qualität überstehen.
Der Händler ist gemäß VO (EU)
404/2011 seit 1. Januar 2012 zur Kennzeichnung „aufgetaut” an der Fischtheke verpflichtet, wenn die Ware
irgendwann zuvor gefroren war. Der
Fisch muss in der Theke „in schmelzendem Eis” (0-2 ° C) liegen. Zuvor
gefrorener Fisch taut dabei nur langsam (und besonders schonend) auf.
Da der Händler die durch Abverkauf in
der Theke entstandenen Lücken auffüllt, ist es nicht zu jedem Zeitpunkt
zu vermeiden, dass die Ware noch
gefroren ist. Unter Hygieneaspekten
ist das für Kunden sogar von Vorteil,
da der Verkauf in gefrorenem Zustand
einen höheren Frischegrad und keine
bzw. nur geringere Unterbrechung der
Kühlkette beim Heimtransport bietet.
Auf der anderen Seite könnte der
Fremdwasseranteil bei „glasiertem”
Tiefkühlfisch nach den Leitsätzen bis
zu 20 % betragen, dem Verbraucher
entstünde also ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden durch das Mitwiegen. Bei einem Preis von 20 Euro
für ein Kilogramm aufgetauten Fisch
würden bis zu 5 Euro zuviel bezahlt
werden müssen. Tatsächlich ist es
nach Auskunft des Fischinformationszentrums so, dass das Nettogewicht
abgewogen werden muss.
Wird also vollständig gefrorener
Fisch abgewogen und zum Preis von
Grundpreisangaben bei glasiertem Tiefkühlfisch häufig falsch
Bei tief gefrorenem Fisch und Meeresfrüchten taucht häufig der Hinweis „glasiert”
auf der Verpackung auf. Das bedeutet, dass Fisch oder Meeresfrüchte mit einer
so genannten Wassereisglasur versehen wurden. Dazu werden sie vorgefroren in
kaltes Wasser getaucht. Die entstandene Schicht bietet Schutz vor Austrocknung
und Beschädigung der Haut. Die Produkte müssen mit „glasiert”, „mit Wassereisglasur” oder vergleichbaren Begriffen gekennzeichnet werden.
Wichtig dabei: Der Grundpreis glasierter Ware muss sich laut FertigpackungsVerordnung auf das Abtropfgewicht beziehen, also auf das reine Produkt. Die
Wassereisglasur ist als Aufgussflüssigkeit anzusehen, die nicht mit verzehrt wird,
vergleichbar mit der Flüssigkeit bei Obst- oder Gemüsekonserven. Zusätzlich zur
Gesamtfüllmenge muss deshalb das Gewicht des Produktes ohne Glasur – das Abtropfgewicht – angegeben werden. Beim Grundpreis handelt es sich um den Preis
pro Mengeneinheit (100 Gramm bzw. 1 Kilogramm) eines Lebensmittels. Er dient
dem Preisvergleich und muss auf dem Preisschild neben dem Endpreis angegeben
werden. Dass es nicht alle Händler so genau nehmen mit der Grundpreisangabe
bei glasiertem Fisch, zeigt ein Marktcheck der Verbraucherzentrale MecklenburgVorpommern. In 13 Supermärkten und Discountern wurde der Grundpreis von insgesamt 190 Produkten kontrolliert. Bei 37 Prozent aller erfassten Produkte bezog
sich der Grundpreis fälschlicherweise auf die Gesamtfüllmenge.
Fehlerhafte Grundpreisangaben können Verbraucher beim Einkauf von glasierten,
tiefgekühlten Fischen oder Meeresfrüchten leicht in die Irre führen, die Produkte
erscheinen dadurch preiswerter. (AC)
Quelle: PM Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern 094 / 2012 vom 27.08.12
16
Knack •Punkt
„zum Verkauf aufgetauten” Fisch verkauft, liegt ein eichrechtlicher Verstoß
vor. Unklar ist, wie eine Lösung in der
Praxis aussehen könnte. Immerhin ist
es schwierig, das tatsächliche Nettogewicht von Tiefkühlfisch zu ermitteln. Der Vorstoß eines Fischhändlers,
pauschal einen bestimmten Prozentsatz abzuziehen, wurde negativ beschieden.
Auftauverluste
Grundsätzlich ist von deutlichen Gewichtsverlusten beim Auftauen von
Fisch durch das Austreten von Zellflüssigkeit auszugehen. In der Literatur finden sich etwas unterschiedliche
Zahlen: Danach liegen die Auftauverluste bei Blockware bei 7-10 % (unabhängig von der Fischart), bei Einzelfilets bei 1-4 %. Eine andere Studie
ermittelte, dass es bei den Auftauprozessen zu Verlusten durch angefrorenes Fremdwasser (etwa 5 %) und/
oder Zellwasser (bis zu 3 %, vor allem
bei fettarmen Fischen), kommt. Generell seien die Verluste bei Fischen
höher als bei anderen Tieren, da die
Fischproteine stärker zur Gefrierdenaturierung neigen.
Was sollte man Verbrauchern
empfehlen?
Beim Fischkauf darauf achten, ob der
Fisch noch gefroren ist oder nicht. Wer
vollständig aufgetauten Fisch will,
sollte das sagen und anderen Fisch
ablehnen.
Gefrorener Fisch hat für Verbraucher den Vorteil, dass der Fisch frischer ist als aufgetauter Fisch und die
Kühlung für den Heimweg „mitgeliefert” wird. Möglicherweise ist das die
Zahlung von einigen Gramm Tauwasser wert.
Ansonsten den Fisch erst am
Schluss des Einkaufs auswählen oder
für die Dauer des Einkaufs an der
Fischtheke gekühlt lagern lassen; für
den Heimtransport eine Kühltasche
nutzen. Insbesondere an warmen Tagen kann man sich auch eine zusätzliche Tüte Eis erbitten. (AC/Kn)
Quellen: Karl H et al.: Einfluß von Eis- und
Tiefgefrierlagerung/Auftauen auf die Länge
von Seefischfilets. Inf Fischwirtsch 44(1),
1997, http://aquaticcommons.org/3785/1/971_Seite038-041.pdf  Andonova I: IFSZertifizierung eines Fisch verarbeitenden
Betriebs, Diplomarbeit HS f. angewandte
Wissenschaften, Hamburg, 2010; http://
opus.haw-hamburg.de/volltexte/2011/1365/
pdf/ern_y_566.pdf (alle eingesehen am
14.06.12)  pers. Mitteilung Eichamt Köln, Herr
Zillekamp, vom 25.06.12  pers. Mitteilung
Fischinformationszentrum, Frau Kess, vom
21.06.12
Oktober 2012
Gesetzliche Regelungen
Kennzeichnung
Alkoholfrei bedeutet nicht ‚frei von Alkohol’
A
lkoholfreies Bier bedeutet, dass
noch Reste von Alkohol enthalten sein können. Je nach Sorte können dies in Deutschland bis zu 0,5
Volumenprozent sein. In der EU gibt
es mit dem Artikel 4 (4) der Health
Claims-Verordnung (1924/2006) eine
festgelegte Obergrenze von 1,2 Volumenprozent, ab der keinerlei gesundheitsbezogene Angaben mehr erlaubt
sind. Und erst ab dieser Grenze ist
auch die tatsächliche Angabe des
Alkoholgehaltes auf dem Etikett vorgeschrieben. Es gibt aber auch alkoholfreies Bier ganz ohne Alkohol (0,0
Volumenprozent = Vol.-%).
Verbraucherzentrale fordert
rechtliche Regelung
„Es ist wichtig, dass Angaben über
Lebensmittel vom Verbraucher verstanden werden können und es ist
angezeigt, alle Verbraucher vor irreführenden Angaben zu schützen”,
heißt es im Erwägungsgrund 16 der
der Health Claims-Verordnung.
Aus Sicht der Verbraucherzentrale NRW können Käufer bei der
Auslobung „alkoholfrei” ein Getränk
erwarten, das 0,0 Volumenprozent
Alkohol enthält. Dies gilt auch für alkoholfreies Bier. Biere mit geringem
Alkoholgehalt bis 0,5 Volumenprozent
sollten durch andere Bezeichnungen
wie „wenig Alkohol” oder „alkoholarm” von echten alkoholfreien Bieren zu unterscheiden sein. Zusätzlich
sollte der tatsächlich enthaltene Restalkoholgehalt auf dem Etikett gekennzeichnet werden.
Promille trotz Alkoholfrei?
Alkoholfreies Bier kann aufgrund des
Grenzwertes von 0,5 Volumenpro-
zent bis zu 4 Gramm Alkohol pro Liter
enthalten. In der Universitätsklinik
Freiburg stellte sich die Arbeitsgruppe um Dr. Annette Thierauf daher
die Frage, ob der Konsum alkoholfreien
Bieres für bestimmte Personengruppen
rechtliche Konsequenzen haben könnte. Für Fahranfänger beispielsweise gilt
seit 2007 die „0,0-Promille-Grenze” (§
24c Straßenverkehrsordnung).
78 Studienteilnehmer zwischen
18 und 78 Jahren tranken dazu nach
mindestens fünftägiger Alkoholabstinenz und Abnahme einer Blutprobe
innerhalb einer Stunde je 1,5 Liter
Ergebnisse der
Lebensmittelüberwachung
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUAS)
hat im vergangenen Jahr verschiedene als alkoholfrei deklarierte Biere,
Schaumweine, Weine, Cocktails und
Kinderpunsche sowie Produkte, bei
denen man keinen Alkohol erwartet,
auf ihren Alkoholgehalt hin untersucht.
Maximale Alkoholgehalte nach den jeweiligen Rechtsnormen und Leitsätzen:
Alkoholfreier Wein: 0,5 Vol.-%
Alkoholfreie Erfrischungsgetränke: 0,25 Vol.-%
§§
Fruchtsäfte: 0,38 Vol.-%
(Ausnahme: Traubensaft 1,0 Vol.-%)
Gemüsesäfte: 0,38 Vol.-%
(Ausnahme: milchsauer vergorener
Sauerkrautsaft > 0,38 Vol.-%)
alkoholfreien Bieres. Der Alkoholgehalt des Biers betrug zwischen 0,41
und 0,42 Volumenprozent. Weitere
Blutproben wurden 30, 60, 75 sowie
90, 120 und 150 Minuten nach Trinkbeginn entnommen. Ausgewertet werden konnten letztlich die Datensätze
von 34 Männern und von 33 Frauen.
Bei 20 der 67 Probanden konnte in
mindestens einer Blutprobe Alkohol
nachgewiesen werden. Die gemessene Blutalkoholkonzentration hat
allerdings maximal 0,0056 Promille
betragen. Das ist weniger als ein Dreißigstel des derzeit von der Justiz an-
Fassbrause – eher nicht für Kinder
Immer mehr Brauereien bieten Fassbrause als alkoholfreies Erfrischungsgetränk in verschiedenen Geschmacksrichtungen an. Doch der Name und die Zutaten sind gesetzlich
nicht geregelt. Traditionell wird Fassbrause aus Mineralwasser, Zucker, Malz-Extrakt und
Aromen hergestellt und glasweise aus Fässern ausgeschenkt. Sie wird aber auch in Flaschen angeboten. Heute bieten die Brauereien Fassbrause mit unterschiedlichen Zutaten an: Einige mixen das Getränk aus alkoholfreiem Bier und Limonade, bei anderen
besteht es nur aus Limonade. Daher kann die Frage, ob Fassbrause nun ein Biermischgetränk oder eine Brause ist, derzeit auch nicht eindeutig beantwortet werden. Woraus eine
jeweilige Fassbrause jedoch konkret besteht, ist anhand der Zutatenliste zu erkennen.
Für Kinder ist Fassbrause mit alkoholfreiem Bier nicht empfehlenswert. Zwar sind durch
eventuell vorhandene sehr kleine Alkoholmengen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten, wohl aber eine frühzeitige Gewöhnung an den Biergeschmack.
Oktober 2012
gewendeten analytischen Grenzwerts
von 0,20 Promille.
90 Minuten nach Trinkbeginn
– also 30 Minuten nach Trinkende –
konnte bei keinem Probanden mehr
Alkohol nachgewiesen werden.
Die Studie wurde unterstützt
durch eine Privatbrauerei.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Verbraucher teilweise mit geringen Alkoholmengen rechnen muss, auch wenn
die Angabe „alkoholfrei” rechtmäßig
in der Etikettierung verwendet wird.
Insgesamt war in 59 von 191 Proben kein Alkohol nachweisbar. Bei 97
Proben lag der Gehalt unter 0,1 Volumenprozent, 35 Proben enthielten
0,1-2 Vol.-%. Dabei handelte es sich
vor allem um Erfrischungsgetränke
und Milchprodukte (Kefir, aromatisierte Buttermilch). Alle untersuchten Produkte waren rechtmäßig im Verkehr.
Bei den Kinderpunschen lagen
die Gehalte an Alkohol zwischen 0,2
und 0,3 Vol.-%. Meist entsteht der
Alkohol im Lebensmittel selber (über
alkoholbildende Hefen). Eingetragen
wird Alkohol meist über alkoholhaltige Aromen. (AC)
Quellen: www.vz-nrw.de/link1088861A.html,
Stand: 11.07.12  Thierauf A et al.: Maximale
Blutalkoholkonzentration nach forciertem
Konsum von alkoholfreiem Bier. Rechtsmedizin
(4): 244-7, 2012, DOI: 10.1007/s00194-0120835-8  CVUA Stuttgart: „Alkoholfreie”
Getränke: Wirklich ohne Alkohol? Ein Bericht
aus unserem Laboralltag. www.cvuas.de/pub/
beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=2&ID=1562,
Stand: 23.05.12
Knack •Punkt
17
Bücher und Medien
C. Menebröcker, J. Rebbe, U. Keil
BMELV
Mir schmeckt’s wieder – Das Kochbuch für alte Menschen
Leitfaden für die Weitergabe
von Lebensmittelresten
an soziale Einrichtungen –
rechtliche Aspekte
D
amit ältere Menschen lange Spaß
am Kochen haben – dafür haben
die Autoren Informationen, Tipps und
zahlreiche einfache, wenig aufwändige Rezepte zusammengestellt. Ziel
der Autoren ist es, dass Senioren, und
hier vor allem Alleinlebende, weiterhin selbstständig Speisen zubereiten,
um sich gesund und fit zu erhalten.
Die Autoren bringen in diesem Buch
ihr Wissen zusammen: Menebröcker
ist Diätassistentin für geriatrische Ernährungstherapie, Rebbe arbeitet bei
einem Caterer und ist Autor mehrerer
Claudia Menebröcker, Jörn Rebbe, Udo Keil:
Mir schmeckt’s wieder – Das Kochbuch für alte
Menschen. 139 S., Trias Stuttgart 2012, ISBN
978-3-8304-3940-0, 19,99 €
Kochbücher und Keil ist Koch und Betriebswirt im eigenen Unternehmen.
Der erste Teil des Buches bietet
Tipps und Informationen zu Einkauf,
Lagerhaltung und Zubereitung. Auch
für Probleme, wie z. B. Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen oder Kauund Schluckstörungen bietet das
Buch Lösungsvorschläge.
Im zweiten umfangreichen Rezeptteil gibt es Vorschläge für Frühstück, Mittag- und Abendessen,
wobei überwiegend Rezeptklassiker
„aus der guten alten Küche” dominieren. Zudem wurde darauf geachtet,
dass alle Speisen einfach und schnell
zuzubereiten sind. Jedes Rezept enthält maximal zehn Zutaten und die
Zubereitung soll nicht länger als 30
Minuten dauern. Dies gelingt durch
den Einsatz von Fertiggerichten aus
der Tiefkühltruhe, Konserve oder Tüte,
die aber stets durch frische Zutaten
ergänzt werden. Bestandteil der Mittagsmahlzeiten ist fast immer Fleisch,
hier standen die Vorlieben und Gewohnheiten der Zielgruppe wohl im
Vordergrund. Viele Rezepte enthalten
Varianten und gute Tipps für die Resteverwertung.
Die schönen Bilder machen Lust
auf’s Ausprobieren, und genau das ist
auch ein Ziel der Autoren. (Vog)
U
m die Abgabe von Lebensmitteln
an soziale Einrichtungen zu erleichtern, gibt es einen neuen Ratgeber, der Spendern und Empfängern
von Lebensmittelüberschüssen die
geltende Rechtslage erläutert und damit die Weitergabe von Lebensmitteln
vereinfacht. Er wirbt dafür, überschüssige Produkte noch öfter als bisher
an Bedürftige weiterzugeben. Entstanden ist er in Kooperation mit dem
Landwirtschaftsministerium
von
Österreich und dem Bundesverband
Deutsche Tafel e. V. Er soll helfen, die
Lebensmittelverschwendung weiter zu
reduzieren. Erklärt wird, warum und welche Lebensmittel weitergegeben werden können und wie die Weitergabe an
soziale Einrichtungen funktioniert. Er erläutert rechtliche Rahmenbedingungen,
informiert über Produkthaftung und Gewährleistung, Rückverfolgbarkeit, nicht
sichere Lebensmittel, erklärt MHD, Verbrauchs- und Verkaufsdatum. (AC)
BMELV: Leitfaden für die Weitergabe von
Lebensmittelresten an soziale Einrichtungen –
rechtliche Aspekte. August 2012, 20 S.
Kostenloser Download: t www.bmelv.bund.
de/Ratgeber_Lebensmittelabgabe
J. Anger, I. Fiebrig, M. Schnyder
Jedem sein Grün!
F
risches zum Selbsternten war bisher Garten- oder Balkonbesitzern
vorbehalten. Hier zeigen die Autoren,
dass es im Prinzip möglich ist, auf
jeder noch so kleinen Fläche eigenes
Gemüse zu ziehen. Dahinter steht die
Idee der Permakultur, dem naturnahen und nachhaltigen Kreislauf in der
Landwirtschaft, die der Österreicher
Sepp Holzer weiterentwickelt hat und
in eigenen Seminaren weitergibt. Drei
Absolventen seiner Kurse haben jetzt
das Thema in die Stadt gebracht. Mit
etwas Know-how gelingt es offenbar,
nicht nur Kräuter, sondern sogar Obst,
Gemüse und Pilze im städtischen
Raum zu kultivieren. In kurzen, allerdings wenig strukturierten Kapiteln
stellen die Autoren die Grundlagen
der Permakultur vor, erläutern die Vorteile der Biolandwirtschaft und zeigen
vor allem an zahlreichen Beispielen
18
Knack •Punkt
aus der ganzen Welt die gelungene
Begrünung in der Stadt: Sie berichten von Hochbeeten aus Plastikkisten, essbaren Kräuterwänden oder
einem Turmbeet auf einer Müllhalde
in Südamerika. Die Holzer-Schüler
beschreiben zudem Nachbarschaftsgärten als Integrationshilfe, demonstrieren wie aufgehängte Plastiktaschen zum Salatanbau dienen und
wie Bienen oder Apfelbäume auf einer
Dachterrasse gedeihen. Zum Schluss
finden sich noch ein kleines Pflanzenlexikon sowie Adressen zum Beziehen
von Saatgut.
Das Buch liefert nur wenige konkrete Anleitungen. Vielmehr will es
Lust machen auf das kreative Umsetzen der Permakultur. Dieses Annähern an die Natur steht für die Autoren
für mehr Freude und Befriedigung am
und im Leben. Mit ihren Tipps wollen
sie dieses Gefühl weitergeben, was
ihnen aufgrund der zahlreichen Fotos
und konkreten Beispiele auch recht
gut gelingt. (ul)
Judith Anger, Immo Fiebrig, Martin Schnyder: Jedem sein
Grün! 168 S., Kneipp Wien 2012, www.jedemseingrün.org,
ISBN 978-3708805443, 24,99 €
Oktober 2012
Bücher und Medien
Quellenverzeichnis
A. Vogelreuter
„Alles nur Geschmackssache? Geschmack
lässt sich täuschen”, S. 10ff
Nahrungsmittelunverträglichkeiten
D
er Autor dieses Fachbuchs hat
Pharmazie und Lebensmittelchemie studiert und befasst sich seit
mehreren Jahren schwerpunktmäßig
mit der Beratung und Aufklärung von
Patienten mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Das Ende Juni
erschienene
Werk
wendet sich an Beratungskräfte und gibt
einen Überblick über
den aktuellen wissenschaftlichen
Stand
bei
Lactose-Intoleranz, Fructose-Malabsorption, sonstigen
Kohlenhydrat-Malassimilationen, Histamin-Intoleranz und
Zöliakie.
Im
Gegensatz
zu der mittlerweile
großen Anzahl an Ernährungsratgebern zu
diesem Thema bietet
dieses Fachbuch einen tieferen Einblick
in die ätiologischen und pathophysiologischen Zusammenhänge aller relevanten Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie die diagnostischen und
therapeutischen Möglichkeiten.
Anschauliche Abbildungen verdeutlichen die komplexen Zusammenhänge, beispielsweise das pathophysiologische Geschehen bei den
einzelnen Unverträglichkeiten. Tabellen mit notwendigen
Informationen geben
einen raschen Überblick. Der Autor stellt
mit
Fallbeispielen
und vielen hilfreichen
Tipps für die Beratung
einen guten Praxisbezug her. Besonders
positiv sind die angegebenen kostenlosen
Downloads für Anamnesebogen und Auswertungsschablone,
um sie in der Beratungspraxis häufiger
anzuwenden. Alles
in allem ist es eine
empfehlenswerte Arbeitshilfe und ein mögliches
Standardwerk für Beratungskräfte,
die sich neu mit dieser Thematik beschäftigen. (Bes)
M. Hahn, F. Hermann
Auch Probleme und Schwierigkeiten
werden thematisiert. Informationen
zu den verschiedenen Produkten
(Lebensmittel, Mode, Reisen, Faire
Geldanlage) folgen als Lexikon. Literaturtipps, Anschriften und Weblinks
zu den einzelnen Themen stehen im
letzten Teil des Buches. Den Autoren
ist ein gut verständliches, gut recherchiertes Handbuch gelungen. Im Vorwort schreibt Gerd Billen, Vorstand
Fair einkaufen – aber wie?
D
ie vollständig überarbeitete vierte Auflage des Einkaufsratgebers
der Journalistin und Politologin Martina Hahn und des Journalisten und
Betriebswirts Frank Herrmann beantwortet nahezu alle Fragen, die zu
fairem Handel, zu einzelnen Produktbereichen, zu Normen, Gütesiegeln
und Prüfverfahren denkbar sind. Er
liefert wichtige Hintergrundinformationen, gibt einen
Überblick über die verschiedenen Standards und Gütesiegel, bespricht (inter)
nationale Fairhandels-Organisationen und Akteure, Vermarktungs- und Zertifizierungsorganisationen sowie
neueste Entwicklungen.
Martina Hahn, Frank Hermann: Fair einkaufen –
aber wie? 340 S., 4. Auflage, Brandes & Apsel
Frankfurt 2012, ISBN 978-3860996102, 24,90 €
Oktober 2012
Axel Vogelreuter: Nahrungsmittelunverträglichkeiten. 231 S., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8047-2938-4, 34,80 €
Verbraucherzentrale Bundesverband e. V., dass das
Buch eindruckvoll
vor Augen führt,
dass es oft gar
nicht so schwer ist,
mit dem Einkaufskorb zum Weltpolitiker zu werden.
Er empfiehlt das
Buch nicht nur
Verbrauchern, sondern auch politisch
Verantwortlichen.
(Vog)
Bolhuis DP: Effect of salt intensity in soup on
ad libitum intake and on subsequent food
choice. Appetite 58 (1): 48-55, 2012; www.ncbi.
nlm.nih.gov/pubmed/21986190 w Boyer
T:
Eating Miracle Fruit During Cancer Treatment:
Add Miraculin, EmaxHealth, www.emaxhealth.
com/8782/eating-miracle-fruit-duringcancer-treatment-add-miraculin,
einges.
07.09.12 w 
Burger K: Geschmacksache. Betrug
am Gaumen. Süddeutsche Zeitung online vom
01.09.10 w  www.ttz-bremerhaven.de/de/presse/
pressem itteilungen/371-guter-gesch ma ckwird-messbar.html,
2010 
w www.aromenhaus.
de, einges. 07.09.12 
w 
De Wijk et al.: Food
aroma affects bite size. Flavour 1: 3, 2012, www.
flavourjournal.com/content/pdf/2044-7248-1-3.
pdf w 
Hildebrandt G: Geschmackswelten. DLGVerlag, Frankfurt 2008 
w 
Höhl K: Geschmäcker
sind verschieden. Rainer Wild-Stiftung (Hrsg):
Fakten, Trends und Meinungen, Ausgabe 3,
10.11.08, www.gesunde-ernaehrung.org/mediadb/
Presse/Fact_Sheet/Themenpapier_3-_final.
pdf w  www.gesundheitsinformation.de/wiefunktioniert-der-geschmackssinn.802.de.html,
20.12.11 w 
Lobner K: Wie Geschmacksvorlieben
entstehen. Ernährung heute 6: 3-4, 2007, http://
service.cms.apa.at/cms/feh/attachments/6/4/2/
C H 0 0 89 / C M S 1 19 97 1 0 6 6 8 8 1 2 / 6 _ 20 07 _
geschmacksvorlieben.pdf w  Erstaunliche
Geschmacksverwirrung
–
Wirkung
der
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aufgeklärt.
www.aponet.de/
aktuelles/kurioses/wunderbeere-verwirrt-dengeschmack.html, einges. 31.08.12 
w Forschung
für mehr Lebensqualität, www.ttz-bremerhaven.
de/de/forschungsschwerpunkte/lebensmittel/
forschungsprojekte/489-kosadat,
einges.
07.09.12 w Geschmackswahrnehmung.
dgeinfo
10:
148-51,
2008 
w www.lifestylesite.
de/mehr-riechen-weniger-essen,
einges.
09.05.12 w 
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Aufdringlicher Geruch
trickst Hunger aus, 21.03.12, www.aponet.de/
aktuelles/kurioses/2012-03-abnehmen-dankintensivem-aroma.html w Oberfeld-Twistel D: Effekt
der Umgebungsfarbe auf Geruch und Geschmack
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html, einges. 11.09.12 w Pantförder M: Bitterstoffe:
Ein Löffel für Mama. Onmeda 23.03.2012, www.
onmeda.de/gesund/kinder/bitterstoffe-247.
html w Schröder T: Geschmackssinn: Unmögliches
geschieht im Mund. FAZ.net, 17.03.2010,
www.faz.net/aktuell/wissen/mensch-gene/
geschmackssinn-unmoegliches-geschieht-immund-1951608.html w European
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http://ec.europa.eu/food/food/chemicalsafety/
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en.print.htm, einges. 11.09.12 
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Natur schlägt Alarm, März 2011, www.vzhh.
de/ernaehrung/106942/lebensmittel-ohnearomazusatz.aspx w Wieser M: So schmeckt die
Zukunft. Ernährung heute 2: 14-5, 2012 w www.
bfr.bund.de/de/aromastoffe_und_aromen-54440.
html, einges. 07.09.12 w Zittlau J: Der Geschmack
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welt_print/wissen/article6764390/Der-Geschmackder-Farben.html w 
Public Relations Department
(Hrsg). Study reveals genetic link to diet, 23 Oct
2007, PR 169/07, www.kcl.ac.uk/news/news_
details.php?year=2007&news_id=666
Abbildungsnachweis:
Titelbild:5 am Tag / www.machmit-5amtag.de
S. 4-5, 11, 16: Angela Clausen; S. 6: Eichamt Köln;
S. 7 oben: Thorben Wengert / pixelio.de; S. 7 unten:
Le Charivari, 27.2.1871, Ausstellung Kulturzentrum
Sinsteden; S. 
8: Verbraucherzentrale NRW;
S. 9 oben: w. r. wagner / pixelio.de; S. 9 unten:
chocolat01 / pixelio.de; S. 10 oben rechts: Karl
Strebl / pixelio.de; S. 10 unten: el_ninjo / pixelio.de;
S. 12: ttz Bremerhaven; S. 13: Hamale Lyman
Knack •Punkt
19
Internet
World Wide Web
Interessantes im Netz
Te r m i n e
• Dortmund • 20./21. Oktober 2012 – Seminar: Ernährung von Schwangeren,
Stillenden und Säuglingen – www.fke-do.de (t Fachseminare t Fortbildung)
• Weltweit • 8. November 2012 – 8. nutritionDay 2012 – www.nutritionday.
org • Dortmund • 8. November 2012 – 3. Dortmunder Forum für Prävention
und Ernährung: Kinderernährung im Wandel: Erfahrung – Erkenntnis – Evidenz”
– www.fke-do-gmbh.de • Dortmund • 10. November 2012 – Seminar: Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern – www.fke-do.de (t Fachseminare t Fortbildung) • Köln • 12. November 2012 – 5. Gemeinsamer Präventionskongress
„Gesund und aktiv älter werden – Strategien für Deutschland und Europa” – www.
bvpraevention.de (t Prävention/Kongresse) • Düsseldorf • 15. November
2012 – Bewegungs- und gesundheitsförderliche Kommune – www.lzg.gc.nrw.
de/service/veranstaltungen/archiv/121115_Gesundheitsfoerderliche_Kommune_ZfB • Recklinghausen • 15. November 2012 – Klima-Wandel und Ernährung – www.nua.nrw.de/nua/content/de/doc09/programm12.html?jid=1o3o0
• Bochum • 16. November 2012 – Fortbildung „Säuglingsernährung” des
Netzwerk Gesund ins Leben – www.gesundinsleben.de (t Fachkräfte t Fortbildungen) • Dortmund • 17. November 2012 – Seminar: Ernährung für
übergewichtige Kinder und Jugendliche – www.fke-do.de (t Fachseminare t
Fortbildung) • Duisburg • 21. November 2012 – Tagung „Nachhaltiges Nordrhein-Westfalen – Wege in einer nachhaltige Zukunft” – www.nachhaltigkeit.nrw.
de / [email protected] • Bonn • 22. November 2012 – 5. Regionale Fachkonferenz „NRW Bewegt IN FORM – Bewegung und Ernährung – im Alltag!”
– http://veranstaltungen.mfkjks.nrw.de • Freising • 22./23. November – Seminar „Sensorik 2.0 – Genuss ist Trumpf” – www.kern.bayern.de/mam/cms03/
wissenschaft/dateien/sensorikflyer_2012.pdf • Dortmund • 23. November
2012 – Spezialseminar: Von der Forschung zu Anwendung – www.fke-do.de (t
Fachseminare t Fortbildung) • Dortmund • 24. November 2012 – Seminar:
Ernährung von Kindern und Jugendlichen – www.fke-do.de (t Fachseminare t
Fortbildung) • Köln • 7. Dezember 2012 – Fortbildung „Primäre Allergieprävention” des Netzwerk Gesund ins Leben – www.gesundinsleben.de (t Fachkräfte,
t Fortbildungen)
VZ NRW: Gesund ernähren mit
wenig Geld
www.vz-nrw.de/
UNIQ134667330801412/gesundernaehren-mit-wenig-Geld
MKULNV: Ergebnisse von (erheblichen) LFGB-Verstößen in NRW
www.lebensmitteltransparenz.
nrw.de
Ich, die Küchenschlampe, und mein
Kampf gegen den fiesen Killerlappen –
Entitäten der Infektionsepidemiologie
www.bfr.bund.de/de/videos_
und_bildergalerie_vom__bfr_
science_slam-130574.html
BfR: Schutz vor EHEC
www.bfr.bund.de/de/
presseinformation/2012/20/
schutz_vor_ehec__sorgfaeltiger_
umgang_mit_rohmilch__
rohem_fleisch_und_sprossen_
notwendig-130649.html
BfR: Schutz vor Listerien für
Verbraucher
www.bfr.bund.de/cm/350/
verbrauchertipps_schutz_
vor_lebensmittelbedingten_
infektionen_mit_listerien.pdf
Die Partner der Arbeitsgemeinschaft „Kooperation Verbraucherinformation im
Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“ im Internet:
Oktober 2011 • Heft 5 • 19. Jahrgang
• AOK Nordwest t www.aok.de/nordwest
Knack•
• AOK Rheinland/Hamburg t www.aok.de/rheinland-hamburg
k
A k t u e l l e s f ü r M u l t i p l i ka t o r e n i m B e r e i ch E r n ä h r u n g
• Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. t www.milch-nrw.de
Schwerpunkt
Natürliche Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet –
Markt außer Kontrolle
• Landwirtschaftskammer NRW t www.landwirtschaftskammer.de
t www.vz-nrw.de/
knackpunkt_5_2011
• Rheinischer LandFrauenverband e. V. t www.rheinische-landfrauen.de
• Westfälisch-Lippischer Landfrauenverband e. V. t www.wllv.de
• STADT UND LAND e. V. t www.stadtundland-nrw.de
• Universität Paderborn, Ernährung und Verbraucherbildung
t http://dsg.uni-paderborn.de
• Verbraucherzentrale NRW e. V. t www.verbraucherzentrale-nrw.de
20
Knack •Punkt
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Neue Wertschätzung für Lebensmittel
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Fragen aus der Beratung
Was ist eigentlich ein Honigtauhonig?
Neues aus Wissenschaft und Praxis
Insekten zur Sicherung der Eiweißversorgung
Foto-Sachgeschichten: So geht’s zu auf dem Bauernhof
Gesetzliche Regelungen
Neuartige Lebensmittelzutaten
H e r a u s g e b e r i n : Ve r b r a u ch e r ze n t r a l e N R W f ü r d i e A r b e i t s g e m e i n s cha f t „ Ko o p e r a t i o n
Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“
August
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dem2009
Blauen Engel.
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