Text und Bild Mag.a Andrea Jungwirth Ernährungswissenschafterin Allerlei xy 4 / 2011 - Wildpflanzen sammeln – mit Vernunft Bärlauch für den Salat zu pflücken, Wildkräuter zum Würzen oder Waldhimbeeren für das eigene Glas Marmelade zu sammeln, ist wieder in. So verbringt man Zeit an der frischen Luft, bewegt sich und kann sich an der geschmackvollen Ernte erfreuen. Meist sind Wildpflanzen auch gesünder als ihre kultivierten Verwandten, da sie mehr Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Achtsamer Umgang mit der Natur ist aber Voraussetzung für das nachhaltige Sammeln von Wildpflanzen. nicht nach italienischem vorbild Wer kennt nicht die Geschichten über die Pilzsammelleidenschaft der Italiener. Manche grenznahe Region in Tirol kann davon ein Lied singen. Wenn ganze Busse voller Sammler über die Wälder herfallen und pflücken, was ihnen in die Hände fällt, dann ist oft schnell ein ganzer Landstrich regelrecht „abgegrast“. Oft werden so an einem Tag hunderte Kilogramm Pilze gesammelt. Die Natur ist dabei die Leidtragende, denn das ökologische Gleichgewicht wird dabei empfindlich gestört. Wildpflanzen und Pilze sollten nur in kleinen Mengen gesammelt werden. Eine Einschränkung der Sammeltage und der Menge ist daher sinnvoll, auch wenn sich einige Sammler darüber ärgern. Wildpflanzen für den Garten Viele Wildpflanzen finden sich auch in unseren Gärten wieder wie Enzian oder Bärlauch. Die Samen oder Pflanzen kann man bereits in vielen Gärtnereien kaufen. Jedoch sollte sich kein Hobbygärtner dazu verleiten lassen, Wildpflanzen oder Knollen einfach auszugraben und im eigenen Garten wieder einzusetzen. Wer die Natur liebt, sollte die Pflanzen dort stehen lassen, wo sie wachsen. Richtig sammeln! • Geschützte und gefährdete Pflanzen dürfen nicht gesammelt werden. Das kann von Region zu Region unterschiedlich sein. • Pflanzen, Pilze oder Beeren nicht in Naturschutzgebieten sammeln. • Sammeln Sie nur Pflanzen, die Sie wirklich kennen und die sicher ungiftig sind. Falls Sie unsicher sind, lassen Sie die Pflanzen stehen. • Pflanzen nur für den Eigenbedarf sammeln und auch nur soviel wie wirklich benötigt wird bzw. verarbeitet werden kann. • Beim Sammeln behutsam mit der Natur umgehen, nicht einfach irgendwelche Pilze ausreißen oder Pflanzenbestände achtlos niedertrampeln. • Blätter nicht einfach abreißen, sondern sorgfältig mit einem Messer oder einer Schere abschneiden. • Pro Pflanze nur einige Blätter abschneiden und nicht die ganze Pflanze ernten, so kann sich die Pflanze oder die Zwiebel wie z.B. beim Bärlauch wieder erholen. • Pflücken Sie niemals alle Pflanzen an einem Standort. Um die Bestände zu schonen, ist es besser, das Ernten auf mehrere Standorte zu verteilen. • Niemals Pflanzen, Zwiebeln oder Knollen ausgraben. • Beim Sammeln anfallenden Müll wie Petflaschen oder Sackerl wieder mitnehmen und nicht achtlos wegwerfen. 68 xy KLEINGÄRTNER 64-80_4_11.indd 68 23.03.11 14:16