Seminar Quadratische Formen Vortrag 10 - Binäre quadratische Formen und ihre Klassenzahl Patrick Bloÿ 30. Juni 2014 1 Binäre Quadratische Formen Denition 1.1 Eine binäre quadratische Form über Z ist ein Ausdruck der Gestalt f (x, y) = ax2 + bxy + cy 2 mit a, b, c ∈ Z. Da eine solche Form bereits durch die Koezienten a, b, c bestimmt ist, schreiben wir auch f = (a, b, c). α β Denition 1.2 Sei A = γ δ ∈ SL2 (Z). Zwei binäre quadratische Formen f = (a, b, c) und f 0 = (a0 , b0 , c0 ) heiÿen äquivalent, falls sie unter der folgenden Rechtsgrup- penoperation ineinander übergehen f A (x, y) := f ((x, y)At ) In diesem Fall gilt für die Koezienten a0 = aα2 + bαγ + cγ 2 , b0 = 2aαβ + b(αδ + βγ) + 2cγδ, c0 = aβ 2 + bβδ + cδ 2 . Denition 1.3 Die Diskriminante einer quadratischen Form durch f = (a, b, c) ist gegeben D = b2 − 4ac. Sie ist invariant unter der obigen Transformation. Denition 1.4 Zu jedem D ≡ 0 oder 1 f1 (x, y) = x2 x2 + xy + − mod 4 ist D 2 4y , 1−D 2 4 y , falls D ≡ 0 mod 4 falls D ≡ 1 mod 4 die Grundform zu D. Satz 1 Sei D ∈ Z und sei D kein Quadrat. Es gibt nur endlich viele Äquivalenzklassen von quadratischen Formen mit Diskriminante D. 1 2 Die Klassenzahl Proposition 2.1 Sei f = (a, b, c) eine quadratische Formen, dann sind unter der obigen Gruppenoperation invariant: (a) ggT(a, b, c) (b) sgn(a), falls D < 0 Proposition 2.2 Sei f (x, y) = ax2 +bxy+cy2 eine quadratische Form mit Diskriminante D < 0. Dann ist f (a) positiv denit, stellt also nur positive Zahlen dar, falls a > 0, (b) negativ denit, stellt also nur negative Zahlen dar, falls a < 0. Denition 2.3 Eine quadratische Form f = (a, b, c) heiÿt primitiv, falls ggT(a, b, c) = 1. Denition 2.4 Die Klassenzahl zur Diskriminante D ist deniert als h(D) = Anzahl der Äquivalenzklassen von primitiven quadratischen Formen der Diskriminante D, falls D > 0, Anzahl der Äquivalenzklassen von positiv deniten primitiven quadratischen Formen der Diskriminante D, falls D < 0. Denition 2.5 Die Menge Uf := {A ∈ SL2 (Z) | f = f A } ist die Menge der Automorphismen von f . Es gilt Uf = StabSL2 (Z) (f ). Uf operiert auf der Lösungsmenge von f (x, y) = n und deniert so eine Äquivalenzrelation. 3 Die Darstellungszahl Denition 3.1 Die Darstellungszahl R(n, f ) von n durch die Form f ist die Anzahl der unter der Operation von Uf inäquivalenten Lösungen der Gleichung f (x, y) = n oder anders ausgedrückt: R(n, f ) ist die Anzahl der Bahnen der Lösungsmenge unter Uf . Denition 3.2 Die Gesamtdarstellungszahl nante D ist R(n) von n durch Formen der Diskrimi- h(D) R(n) := X R(n, fi ), i=1 wobei f1 , . . . , fh(D) Repräsentanten der Äquivalenzklassen von primitiven quadratischen Formen mit Diskriminante D sind (positiv- bzw. negativ-denit, falls D < 0 und n positiv bzw. negativ ist). 2 Denition 3.3 Eine Gleichung der Form t2 − Du2 = 1 mit t, u ∈ Z und D > 0 kein Quadrat, heiÿt Pellsche Gleichung. Im weiteren Sinne werden wir auch Gleichungen der Form t2 − Du2 = 4 als Pellsche Gleichungen bezeichnen, da jede Lösung der ersten Gleichung mit 2 multipliziert eine Lösung der zweiten Gleichung liefert. Satz 2 Sei f (x, y) = ax2 +bxy+cy2 eine primitive quadratische Form der Diskriminante D, wobei D kein Quadrat sei. Dann liefert die Abbildung t−bu −cu 2 (t, u) 7→ au t+bu 2 eine Bijektion zwischen der Lösungsmenge der Pellschen Gleichung t2 − Du2 = 4 und der Automorphismengruppe Uf von f . Sie ist ein Gruppenisomorphismus bezüglich der Kompositionsregel (t1 , u1 ) ◦ (t2 , u2 ) = t1 t2 + Du1 u2 t1 u2 + u1 t2 , 2 2 . Für D < 0 ist Uf eine endliche zyklische Gruppe, konkret ist Z/6Z, für D = −3, Uf ∼ = Z/4Z, für D = −4, Z/2Z, für D < −4. Für D > 0 ist Uf ∼ = Z × Z/2Z. Denition 3.4 Sei D > 0 und sei (t0 , u0 ) mit t0 , u0 > 0 die Lösung mit minimalem t0 von t2 − Du2 = 4. Die Zahl √ t0 + u0 D ε0 = 2 heiÿt Grundeinheit der Form f . Denition 3.5 Eine Diskriminante wenn D≡1 oder D≡0 mod 4, D einer Form f heiÿt Fundamentaldiskriminante, mod 4, D quadratfrei, D D quadratfrei, ≡ 2 oder 3 4 4 3 mod 4. Denition 3.6 Ein Charakter einer Gruppe G ist ein Gruppenhomomorphismus ϕ : G → C× . Denition 3.7 Ein Dirichletscher Charakter modulo (Z/N Z)× . χ auf der Gruppe Funktion χ : Z → C× durch N für N ∈ N ist ein Charakter Deniere auÿerdem folgende (ebenfalls mit χ bezeichnete) χ(n) = χ(n mod N ), 0, falls ggT(n, N ) = 1, falls ggT(n, N ) > 1. Denition 3.8 Für eine Fundamentaldiskriminate D deniere die Funktion χD : Z → Z durch D χD (p) = , für p eine ungerade Primzahl, p 0, falls D ≡ 0 mod 4, 1, falls D ≡ 1 mod 8, χD (2) = −1, falls D ≡ 5 mod 8, 1, falls D > 0, χD (−1) = −1, falls D < 0. Man kann zeigen, dass χD ein Dirichletscher Charakter modulo |D| ist. Insbesondere ist χD multiplikativ, also gilt für n = pr11 · · · prrs χD (n) = χD (p1 )r1 · · · χD (pr )rs . Satz 3 Sei D eine Fundamentaldiskriminante und n 6= 0 ∈ Z. Dann ist die Gesamtdarstellungszahl R(n), also die Gesamtanzahl der Darstellungen von n durch (primitive) Formen der Diskriminante D gegeben durch R(n) = X m|n 4 χD (m).