ELEMENTARE DISKRETE MATHEMATIK Kapitel 3: Vollständige Induktion und Rekursion MAA.01011UB MAA.01011PH Vorlesung mit Übung im WS 2016/17 Christoph GRUBER Günter LETTL Institut für Mathematik und wissenschaftliches Rechnen an der Karl-Franzens-Universität Graz Institut für Allgemeinbildende Fächer der Sekundarpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Steiermark Denition (3.1) Es sei A ⊂ Z. Ein Element von A), A), heiÿt Minimum von wenn für alle Ein Element von m∈A M∈A a∈A gilt: a∈A gilt: (oder kleinstes Element m ≤ a. heiÿt Maximum von wenn für alle A A (oder gröÿtes Element a ≤ M. Beispiel 3.1: Es sei A ⊂ Z, A− = {−a | a ∈ A}, und für l ∈ Z sei l + A = {l + a | a ∈ A}. Beweisen Sie, dass für eine ganze Zahl a) k ist Maximum von A b) k ist Minimum von A ⇐⇒ −k k ∈Z gilt: ist Minimum von ⇐⇒ k + l A− . ist Minimum von l + A. Minimumprinzip für Teilmengen natürlicher Zahlen Satz (3.1) Es sei Dann ∅= 6 A ⊂ N eine nicht leere besitzt A ein Minimum. Teilmenge von N. Denition (3.2) Es sei A ⊂ Z. ( Eine ganze Zahl für alle a∈A s ∈ Z heiÿt eine ( ) a≤s gilt: s≤a obere untere ) Schranke von A, . Beispiel 3.2: Es sei ∅ = 6 A ⊂ Z. Beweisen Sie mit Hilfe von Satz 3.1 und Beispiel 3.1: a) Ist A nach unten beschränkt, so besitzt A ein Minimum. b) Ist A nach oben beschränkt, so besitzt A ein Maximum. wenn Minimumprinzip für Teilmengen natürlicher Zahlen Satz (3.1) Es sei Dann ∅= 6 A ⊂ N eine nicht leere besitzt A ein Minimum. Teilmenge von N. Denition (3.2) Es sei A ⊂ Z. ( Eine ganze Zahl für alle a∈A s ∈ Z heiÿt eine ( ) a≤s gilt: s≤a obere untere ) Schranke von A, . Beispiel 3.2: Es sei ∅ = 6 A ⊂ Z. Beweisen Sie mit Hilfe von Satz 3.1 und Beispiel 3.1: a) Ist A nach unten beschränkt, so besitzt A ein Minimum. b) Ist A nach oben beschränkt, so besitzt A ein Maximum. wenn Vollständige Induktion Satz (3.2) Für n∈N sei eine Aussageform A(n) gegeben. Sind A(0) und (I2) ∀n ∈ N : (A(n) ⇒ A(n + 1)) wahre Aussagen, so ist A(n) für alle n ∈ N (I1) richtig. Beispiel 3.3: Für welche n ∈ N gilt n + 1 ≤ 2n ? Beispiel 3.4: Beweisen Sie mit vollständiger Induktion, dass für jedes n∈N 1 gilt: + 2 + 3 + · · · + n + (n + 1) = (n + 1)(n + 2) 2 . Varianten der vollständigen Induktion Satz (3.3) Es sei n0 ∈ Z, und für alle n∈Z mit n ≥ n0 sei A(n) eine Aussageform. a) Sind A(n0 ) und (I2') ∀n ≥ n0 : (A(n) ⇒ A(n + 1)) wahre Aussagen, so ist A(n) richtig für (I1') alle n ≥ n0 . b) Sind A(n0 ) und (I2) ∀n ≥ n0 : (A(n0 ) ∧ A(n0 + 1) ∧ · · · ∧ A(n)) ⇒ A(n + 1) wahre Aussagen, so ist A(n) richtig für alle n ≥ n0 . (I1') Beispiel 3.5: Für welche n ∈ N gilt n2 < 2n ? Rekursive Denition Satz (3.4) Es sei n0 ∈ Z. Um für alle ,,Objekte/Begrie (R1) (R2) E(n) n∈Z mit n ≥ n0 mathematische zu denieren, genügt es E(n0 ) zu denieren und ∀n ≥ n0 E(n + 1) mit Hilfe von E(n) zu denieren. Statt (R2) darf auch verwendet werden: (R2') ∀n ≥ n0 E(n + 1) mit Hilfe von E(n0 ), E(n0 + 1), . . . , E(n) zu denieren. Beispiele für rekursiv denierte mathematische Begrie: Fakultät (= Faktorielle): Für n∈N wird n! rekursiv deniert durch: (R1) 0! = 1 und (R2) ∀n ∈ N : (n + 1)! = (n!) · (n + 1). Fibonacchi-Zahlen: n ∈ N wird die n-te Fibonacchizahl Fn rekursiv deniert durch: (R1) F0 = 0, F1 = 1 und (R2) ∀n ≥ 1 : Fn+1 = Fn + Fn−1 . Für [L. Pisano, genannt ,,Fibonacchi = lius Bonacci, ca. 1170-1240] Denition (3.3) Es seien x1 , x2 , x3 , x4 , . . . Zahlen. Für n ∈ N+ n n X Y xi und xi rekursiv durch: i=1 denieren wir i=1 (R1) i=1 xi = x1 und i=1 xi = x1 P 1 Pn (R2) ∀n ≥ 1 : n+ i=1 xi = ( i=1 xi ) + xn+1 und P1 Qn+1 i=1 Q1 Q xi = ( ni=1 xi ) · xn+1 . Zusatz: Für n ∈ Z mit n ≤ 0 deniert P Qn n i=1 xi = 0 und i=1 xi = 1. man Beispiel 3.6: Beweisen Sie mit vollständiger Induktion, dass für alle n∈N gilt: n X k3 = n(n + 1) 2 2 k=1 . Beispiel 3.7: Für n ∈ N werden Zahlen bn ∈P N rekursiv deniert durch b0 = 1, Berechnen Sie Formel für bn und für alle n ≥ 0 : bn+1 = 2 b0 , b1 , . . . , b5 n i=0 bi . und versuchen Sie, eine explizite zu erraten. Beweisen Sie Ihre Vermutung! (Vorsicht, es gibt einen Sonderfall!) Beispiel 3.8: Beweisen Sie, dass für alle n ∈ N gilt: n Y j=1 (n + j) = 2 n n Y (2j − 1) . j=1