7-8/2011 Das TGA-Online-Portal www.tab.de Organ des Heizung Brennwerttechnik im Burghotel – moderne Wärmeversorgung 38 Klima Monovalent und mit Bauteilaktivierung – eine Weinkellerei 45 Grundlagen Wasseraufbereitungsverfahren – natürliche Wasservorkommen 60 Technik » Integrale Planung Energieoptimierung ab Planungsbeginn Architektur und Energietechnik Hand in Hand Der achtsame und nachhaltige Umgang mit den Ressourcen dieser Erde ist erst recht seit der Atomkatastrophe in Japan ein Gebot der Stunde. Auf der einen Seite steht nach wie vor die Verantwortung für das Weltklima. Hinzu gekommen ist die Forderung nach einem konsequenten Überdenken der vorhandenen Energie-Versorgungskreisläufe. Architekten und Planer sehen sich vor neuen Herausforderungen. Neben der Entwicklung ganzheitlicher Systeme ist ein Umdenken in der Gestaltung der Planungs- und Bauprozesse notwendig. F ür Architektur und Gebäu­ deplanung ebenso wie für Klimatechnik und Energieanla­ genplanung gilt die Maxime: Im Mittelpunkt steht der Mensch. Beide Fachgebiete haben das ge­meinsame Ziel, nämlich unter Scho­nung der vorhandenen Bud­gets für eine möglichst nach­ hal­tige und umfangreiche Behag­ lich­keit zu sorgen. Dennoch wur­den Architektur und Energie­ technik in der Vergangenheit vielfach seriell und nicht immer mit der angemessenen Abstim­ mung geplant. Die Energieoptimierung beginnt mit der integralen Planung Vorbildliche Energieanlagenplanung bei der Gealan Formteile GmbH, Ober­kotzau: Ein umweltfreundliches Klimakonzept mit integrierter Tageslichttechnik steigert den Wohlfühlfaktor der Mitarbeiter und senkt die Energiekosten 56 7-8|2011 Energieexperten und Klima­ ingenieure sahen sich vielfach mit Architekturkonzepten kon­ frontiert, in die sie ihre Anlagen „hineinplanen“ sollten, Architek­ ten sahen sich mit Effizienzori­ entierten Anforderungen von Klimafachleuten konfrontiert, die sich nicht selten nur schwer­ lich mit der angestrebten Ge­ bäudeästhetik in Einklang brin­ gen ließen. Die Alternative heißt integrale Planung. Mit einem ganzheit­ lichen Planungsansatz schafft man die wesentliche Voraussetzung für nachhaltiges Bauen, denn ein gut funktionierendes Gebäude ist schön und entspricht sowohl ökonomischen als auch ökolo­ gischen Anforderungen. Energie als wertvollstes Gut Bevor es in die eigentliche Gebäudeplanung geht, ist es sinnvoll, sich einen Bezugsrahmen zu verdeutlichen. Moderne Gebäude­ nutzer sind sensibler denn je, denn Energie wurde als Gut nie so wertgeschätzt wie heute. Der Begriff des „Raumklimas“ erweitert sich deshalb über technische und physikalische Aspekte hinaus. Weiche Faktoren, subjektive Anforderungen und die Teilhabe des Einzelnen an einem verantwortlichen Umgang mit den Ener­ gieressourcen sind mit einzubeziehen. Die Gebäude­technik, und im Speziellen die Energietechnik stehen nicht mehr für sich allein, sondern sind Bestandteile eines Systems, das aus dem Gebäude, der Technik und dem integrierten Know-how besteht. Was heißt das praktisch? Für ein energetisches Gesamtkonzept müssen verschiedene Bereiche synchronisiert werden. Dazu gehören Heizung, Kühlung und Klimatechnik, Lüftung und damit eng verbunden passiver Brandschutz, Sonnenschutz und Nutzung von solarer Energie (Photovoltaik), Tageslichttechnik mit Beschat­ tung und Lichtlenkung als zwei Seiten einer Medaille. Bereits in der Konzept- und der Spezifikationsphase eines Gebäudes ist deshalb die Einbeziehung eines Energieexperten nützlich, der über die klassische Gebäudetechnik hinaus die energetische und raumklimatische Performance des Gebäudes und der Fassade mit gestaltet. Colt International ist einer der anerkannten Global Player in den oben genannten Bereichen. Um dem Gebot eines nachhaltigen Umgangs mit energetischen Ressourcen gerecht zu werden, arbeiten die Projektteams nach einem erprobten System. Herzstück einer jeden Projektplanung ist stets ein energetisches Gesamtkonzept. Sparpotentiale und Imagegewinne Das beinhaltet Aspekte des Sonnenschutzes, bezieht die vorhan­ denen Klimagegebenheiten ein und berücksichtigt die Vorausset­ zun­gen im Hinblick auf Luft, Temperatur, Licht und Raumklima. Nur wenn Architekten die Palette der Möglichkeiten im Bereich Klimatechnik kennen, können sie frühzeitig daran denken, diese in die Planung der Gebäudeästhetik einzubauen. Geschieht dies nicht, so entstehen meistens Probleme – entweder mit der Optik oder mit der Technik – und am Ende geraten die Betriebskosten außer Kontrolle. Immer mehr Unternehmen investieren vor dem Hintergrund der Weltklimaproblematik und der steigenden Instabi­ lität im Be­reich der Energiekosten in energiesparende Maßnahmen. „Intelli­gente“ Klimaanlagen und Niedrigenergiekonzepte bieten Innovationspotentiale. Welcher Architekt – und vor allem welcher Bauherr! – verzichtet nicht gern auf den Einbau eines Heizkessels. www.tab.de Integrale Planung « Technik 1 Der Mensch im Mittelpunkt ����� ����� ������ ������ ������� Der Mensch sollte im Mittelpunkt von Architektur und Gebäudeplanung, Klimatechnik und Energieanlagenplanung stehen; ein gelungenes energetisches Gesamtkonzept ermöglicht Wohlbefinden Innovative Klimakonzepte geben zudem Antworten auf aktuelle Trends, also auch darauf, dass Heizlasten in Gebäuden immer mehr abnehmen, Kühllasten hingegen zuneh­men. Wenn hier die „falschen“ Anlagen eingebaut werden, weil nicht alle Aspekte einer „intelligen­ ten“ Planung be­rücksichtigt wurden oder die unterschiedlichen Einflüsse von Sonneneinstrahlung, Lüftung, Heizung und Klimati­ sie­rung unangemessen oder gar nicht auf­einander bezogen sind, so kann dies Millionenschäden verursachen. Insbesondere für Industriekun­den gehört zu den Vorteilen, die mit einem pfiffigen und ver­ant­wortlichen Energiekonzept ver­bunden sind, der Imagegewinn. Der Umweltschutzgedanke, nachhaltiger Klimaschutz und auch Mitarbeiterverantwortung und Corporate Social Re­spon­sibility sind hier die Stichworte. Zurück zur Eingangs-Maxime: Im Mittelpunkt steht der Mensch – vor dem gezeigten Hintergrund wird das Ziel der Behaglich­keit zu einer komplexen Angelegenheit, die nicht nur die thermi­sche Behaglichkeit beinhaltet, sondern ein umfassendes Wohl­be­finden der betroffenen Menschen inklusive ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte. Was muss das Gebäude „können“? Für die konkrete Planung ergeben sich mehrere Fragenkomplexe, die abgearbeitet werden müssen. Dazu gehören die Einschätzung des Gebäudekomplexes gemäß Energiesparverordnung und eine individuelle Gebäudeanalyse. Bei der Erstellung einer Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) schöpfen die Planer meistens aus ihren Erfahrungen. Für ein ener­getisches Gesamtkonzept ist aber vor allem eine Frage inte­res­sant: Was soll eigentlich in dem geplanten Gebäude pas­ sieren? Handelt es sich um eine Produktionsstätte oder ein Lager? Soll ein Bürogebäude oder ein Gebäude mit viel Publi­kums­verkehr gebaut werden? Werden in dem geplanten Gebäude Lebensmit­ tel verarbeitet, gibt es hier künftig spezielle Ma­schinen mit en­ ergierelevanten Eigenschaften oder werden viele oder wenige Menschen hier arbeiten? Bei der Ermittlung dieser Anforderungen sind die Kunden die wichtigsten Ansprechpartner. Sie wissen am besten, was sie brauchen. Sie können genau definieren, was das Gebäude in Bezug auf Heizung und Kühlung, auf Schadstoffe­ missionen oder Schall „können“ muss. www.tab.de Eine weitere Frage ist die Ana­ lyse der Ressourcen. Welche energetischen Ressourcen bie­ ten das Gebäude und seine Nutzung selbst an: Gibt es Ser­ verräume, welche Produktions­ bereiche sind erforderlich, wie ist die Fassadenstruktur? Da­ neben sind die Ressourcen des Grundstücks und seine Lage (z. B. Wasser, Geothermie, Son­ ne, Wind, benachbarte Industrie oder Produktionsstätten) wich­ tige Parameter. Der Planer als Moderator Für die konkrete Gebäudepla­ nung ist es von Nutzen, neben der Ermittlung all dieser kon­ kreten Fakten die Kenntnisse der Kunden, die Erfahrung der Architekten und das Fachwissen von Klimaexperten miteinander zu verbinden. Deshalb sollten sich alle Beteiligten auf eine klar strukturierte Form des Aus­ tausches verständigen. Hier kommt dem Planer, häufig dem Architekten, vielfach die Rolle 2 eines Moderators zu. In kom­ plexen Projekten kann es sogar ratsam sein, mit Kommunikati­ onsfachleuten zusammenzuar­ beiten. Das gilt besonders dann, wenn es sich um große Indus­ trieanlagen oder öffentliche Gebäude handelt. Hier gibt es vielfach ein großes öffentliches Interesse, besonders wenn es um die Themen Energie und Nachhaltigkeit geht, und mög­ licherweise auch einen Recht­ fertigungsdruck, weil öffentliche Mittel eingesetzt werden. Auf ein solche, umfangreiche Situationsanalyse folgt dann die eigentliche Planung des kon­ kreten energetischen Gesamt­ konzeptes. Das kann nun auf die jeweils individuellen Bedürf­ nisse zugeschnitten werden. Ein Unternehmen wie Colt Inter­ national setzt dabei auf die intelli­ gente Kombination verschiedener Technologien. So werden hohe Synergieeffekte erzielt und die Klimasysteme zu echten Energie­ managern. Das energetische Gesamtkonzept � � � Das Energetische Gesamtkonzept als optimales Ergebnis planerischer Arbeit: Durch Sonnenschutz wird eine direkte Wärmeeinstrahlung verhindert und die Kühllast reduziert (1); natürliche Lüftung führt erwärmte Luft über das Dach ab (2) und Wärmepumpensysteme kühlen und heizen jeden einzelnen Raum nach Bedarf (3) 7-8|2011 57