Esser, Günter_Vortrag 9 MB / pdf

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ADHS
Modediagnose mit fatalen Folgen?
Prof. Dr. Günter Esser
Professur für Klinische Psychologie & Psychotherapie Universität
Potsdam
Fakten und
Nachdenkliches
„
MethylphenidatVerbrauch weiter
rückläufig
(Deutsche Apothekerzeitung am 27.04.15)
Quelle: Pixabay
2
Müssen wir uns jetzt Sorgen
machen?
Quelle: Pixabay
3
Steigerung um
5.000% seit 1993
MethylphenidatVerbrauch
1716
1803
2013
902
2012
1998
1791
1997
2011
1996
1760
119
1995
2010
88
1994
1735
42
58
173
34
200
1993
400
1839
242
600
628
463
800
603
1000
735
1200
1043
1400
1221
1600
1429
1800
1617
2000
2009
Kilogramm
Quelle: Pixabay
2014
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
0
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2015
Bericht des International Narcotic
Control Board der UN von 2015
•
Verbrauch von MPh weltweit 71,8 Tonnen
•
davon 80 % in den USA (4,5% Bevölkerungsanteil)
•
bezogen auf die Bevölkerungszahl ist der Verbrauch in
den USA 8 x höher als in Deutschland
Kritische Stimmen
„Schuldoping“
(Wilhelm Schwartz, Vorsitzender
des Forschungsinstituts Iseg)
„Erfundene Diagnose“
(Jörg Blech, Medizinjournalist )
„Paradebeispiel für eine fabrizierte
Erkrankung“
(Leon Eisenberg)
6
Überdiagnose von ADHS
Einige klinische Einrichtungen
vergeben weit überwiegend
die Diagnosen ADS & ADHS
90 % der wegen ADHS
vorgestellten Kinder haben eine
andere Diagnose (Lehmkuhl 2012)
Zuviel Ermessensspielraum bei
Diagnosestellung?
7
Definition und
Symptomatik
ICD – Definition
10 Symptome aus 3 Bereichen
Aufmerksamkeitsstörung
• Situationsübergreifend
Hyperaktivität
• Beginn in den
ersten 6 LJ
• kontinuierlich
• beeinträchtigend
Impulsivität
Unterschiede DSM-5
•
Unter 17 J.: 6 Symptome
Über 17 J.: 5 Symptome
•
Beginn in den ersten 12 LJ
•
Spezielle Symptome für Erwachsene
(z. B. schlechtes Zeitmanagement, vergessen
Rechnungen zu begleichen, Gefühl der Unruhe)
•
Diagnose auch in Remission möglich
•
Schweregradbestimmung
Störungsspezifische
Diagnostik
Quelle: Pixabay
Multimethodale und multimodale
Diagnostik
Fragebögen
Befragung
verschiedener
Quellen:
Eltern
Lehrer
Kind
Abklärung des
intellektuellen
Leistungsniveaus
Interviews
Tests
Beobachtung
Erwachsene
Kinder
Jugendliche
Fragebögen
DISYPS-II FBB und SBB für ADHS und ADHS-V
Conners-Skalen zu Aufmerksamkeit & Verhalten
VBV (Verhaltensbeobachtungsbogen im
Vorschulalter)
ADHS-KiDis (ADHS-Kinder-Diagnostik- &
Schulungssystem)
WURS (Wender Utah Rating Scale)
HASE (Homburger ADHS-Skalen für Erwachsene)
FEA (FB zur Erfassung von ADHS im Erw.-Alter)
CAARS (Conners Adult ADHD Rating Scales)
Probleme
der Diagnostik I
Quelle: Pixabay
•
Objektive Parameter (z.B. Aktometer)
korrelieren nicht mit der klinischen
Diagnose
•
Überwiegend FBB, Kriterien?
•
Spezielles Problem bei Erwachsenen:
• Validität retrospektiver Daten
Probleme der Diagnostik II
Reanalyse einer prospektiven Längsschnittstudie
(Kurpfalzstudie) von 8 – 25 Jahren (Henning und Esser 2015):
60% der 25jährigen, die
angaben, sie hätten in
der Kindheit starke
Aufmerksamkeitsstörungen gehabt, irrten
sich.
Desgleichen 40%
derjenigen, die
glaubten
hyperkinetisch
gewesen zu sein und
50% derjenigen mit
angeblicher
Impulsivität.
Fremdurteile aus der Kindheit dringend
erforderlich!!
Diagnostik
TAP
KiTAP
MFF-20
Kriterien?
TPK
FAIR-2
Tests
DL – KG
DL - KE
TEA-Ch
TEA-Ch-K
KLT – R
d2
KHV
bp
Test
Auf dem Weg zu einer objektiven
Beurteilung…
Quelle: Pixabay
Diagnostik
In Anlehnung an den Stony
Brook Code (Abikoff
1986; bearbeitet durch Hänsch, Stein-Müller, Zimmermann, Esser 20082013)
•
Standardisiertes Beobachtungssystem
•
Einsatz in der Schule
•
Annahme: Direkte Beobachtung valider als
Fragebogeneinschätzung
•
Prinzip: Zielkind wird systematisch mit seinen
Mitschülern verglichen (Klasse als Norm)
Beobachtung Stony Brook Code
Vorgehen beim Stony Brook Code:
•
13 definierte Verhaltensweisen werden in 20sIntervallen beurteilt über 4 Schulstunden
•
2 mal 20s das Zielkind, 2 mal 20s das erste
Kontrollkind, wieder 2 mal 20s Zielkind…
•
Resultat: je 160 Beurteilungen für Zielkind und
Kontrollkinder
Stony Brook Code
1. Interference (non timed)*
Störverhalten, rufen, Clown, singen,
pfeifen, demonstratives Naseputzen
2. Tagträumen (timed)
Aus dem Fenster schauen, auf
Gegenstände starren
3. Off-Task (timed)
Unaufmerksamkeit
4. Ausgedehnte Verbalisation
(timed)
Schwatzt, albert herum
5. Kleine motorische
Bewegung (non timed)
Unruhig auf dem Platz, Stuhlwackeln,
zappeln, rutschen, sich winden
6. Große motorische
Bewegungen (Aufstehen)
(non timed)
Aufstehen ohne Aufforderung,
Körpergewicht ruht nicht auf dem Stuhl
7. Nicht auf dem Stuhl (timed)
Wie oft das Kind ohne Aufforderung nicht
auf seinem Platz ist
Stony Brook Code
8.
Große motorische
Bewegungen (non
timed)*
Intensive motorische Aktivität, wie springen
+ umher rennen
9.
Körperliche physische
Aggression gegen
Kinder (non timed)
Schlagen, stoßen, werfen von Objekten,
Zerstörung von Dingen
10. Drohung, verbale
Aggression gegen
Kinder (non timed)
Beschimpfungen, Drohungen + drohende
Gesten gegen andere Kinder gerichtet
11. Drohung oder verbale
Aggressionen gegen
Lehrer (non timed)
Beschimpfungen, Drohungen + drohende
Gesten gegenüber dem Lehrer
12. Solicitation (non timed)
Wie oft Kind Aufmerksamkeit des Lehrers
sucht, den Lehrer rufen, zum Lehrertisch
gehen
13. Non-Compliance
(timed)
Widersprechen, argumentieren
14. Fehlen der oben genannten Verhaltensweisen
Beobachtungsprotokoll:
Beobachter:
Datum:
Unterrichtsfach:
Name des Zielkindes:
Anzahl der Kontrollkinder:
Unterrichtsstunde:
Zielkind:
Minuten
1
2
3
4
5
6
7
8
Rufen
9
10
I
11
12
II
I
13
14
15
16
…
G
5
Träumen
0
Off-Task
0
Schwatzen
I
Zappeln
I
I
I
II
II
I
Aufstehen
II
Nicht auf Platz
I
II
II
3
10
3
0
Springen
II
2
Körperliche Aggression
0
Drohung Kinder
0
Drohung Lehrer
0
Aufmerksamkeit
I
I
I
I
I
I
Anweisung
Fehlen d. V.
II
8
0
I
I
I
I
I
I
I
I
8
Beobachtung Stony Brook Code
Auswertung
•
Vergleich der Summe unauffälliger und auffälliger
Intervalle von Zielkind mit Kontrollkindern (> 7/h)
•
Auffällige Werte für Teilbereiche Aufmerksamkeit,
Hyperaktivität und Oppositionelles Verhalten
werden verglichen (> 5/h)
•
beim Vorliegen von UES: Prüfen, ob Auffälligkeiten
nur in den betroffenen Fächern auftreten
Einfluss standardisierter FB,
Verhaltensbeobachtung und testpsychologischer
Untersuchung auf die AD(H)S Diagnose (N=218)
Child-Behavior-Checklist
(CBCL/4-18)
Mannheimer
Elternfragebogen (MEF)
Schulbeobachtung (StonyBrook-Code)
Test of Everyday Attention
for Children
(TEA-Ch)
DISYPS-II-Bögen
(Eltern/Lehrer)
1) ADHS (n=98)
(F90.0, F90.1)
2) ADS (n=46)
(F98.8)
Kontrollgruppe
(n=74)
(o. Diagnose)
Gruppen
Instrumente
Glöde, Esser & Höse, 2014
Einfluss standardisierter FB,
Verhaltensbeobachtung und testpsychologischer
Untersuchung auf die AD(H)S Diagnose (N=218)
Glöde, Esser & Hänsch, 2014
Ergebnisse
ADHS
•
Außer TEA-Ch eignen sich alle untersuchten
Diagnostikinstrumente zur Diskriminierung zwischen ADHS und
Kontrollgruppe
•
Besonders gut geeignet sind Schulbeobachtung und DISYPSLehrer
ADS
•
CBCL/4-18, Schulbeobachtung und TEA-Ch können zwischen
ADS und gesunder Kontrollgruppe differenzieren
Epidemiologie
•
Prävalenzrate im Schulalter: 5% (DSM-5) vs. 1-3%
(ICD-10)
:
•
bis
9 : 1 (Döpfner, 2015)
Komorbidität: 50% ODD, 30 – 50% SSV
ohne ODD, 10 -20% Affektive-, 20 -25%
Angststörungen (Döpfner 2015)
Pathogenese
Verlauf
Quelle: Pixabay
Modell der Entstehung von
Substanzmissbrauch (Esser, Ihle, Schmidt 2000)
.18
.22
Frühe
familiäre
Belastung
Familiäre
Belastung
8 J.
.30
.55
Familiäre
Belastung
13 J.
.35
Chronische
Belastung
18 J.
.17
.32
GFI = .996
Chi = 19.04
(p = . 326)
RMSR = .030
Substanzmissbrauch
25 Jahre
.40
.75
ADHS/SSV
8 J.
.53
SuchtADHS/SSV .38
symptomatik
18 J.
13 J.
.30
58%
Modell der Entstehung von
Substanzmissbrauch
Frühe
familiäre
Belastung
Familiäre
Belastung
8 J.
Familiäre
Belastung
13 J.
.35
Chronische
Belastung
18 J.
.17
Substanzmissbrauch
25 Jahre
.75
ADHS/SSV
8 J.
.53
SuchtADHS/SSV .38
symptomatik
18 J.
13 J.
.30
usale
ung
Genetische
Faktoren
Pathogenese
Störung des
mmunsystems
Frühkindliche
Hirnschädigung
(?)
Inkonsistente
Erziehung
31
Bedeutung der Genetik
Genetischer Varianzanteil
76% (Döpfner 2015)
So hoch, wie bei fast keiner
anderen Störung
Den „Rest“ können wir
vernachlässigen
32
Resümee von Hebebrand (2012):
Molekulargenetische Parameter
klären 2 – 6% der
Merkmalsvarianz auf
Genetische
Faktoren
kausale
ehung
Störung des
Frühkindliche
Hirnschädigung
(?)
Inkonsistent
33
Beitrag der Mannheimer RisikokinderStudie zur Entwicklung aktueller
Risikomodelle des ADHS
Frühe Mutter Kind Interaktion,
DRD4 Genotyp und ADHS-Symptome bei
15jährigen (Nikitopoulos et al., 2014)
ADHS-Summenwerte bei
15jährigen (z-transformiert)
N=296
mit7r-Allel (n=123)
2
ohne7r-Allel (n=173)
1
Signifikanzbereiche
0
-1
p = .009
-2
-2
-1
0
1
2
Mütterliche Anregung und
Reagibilität im Alter von 3
Monaten (z-transformiert)
ADHS und Nikotinkonsum im Jugendalter: geteilte
genetische, umweltbezogene und
psychopathologische Faktoren (Laucht, Hohm, Esser, Schmidt,
Becker, 2007)
N= 305 (m=146)
Alter: 15 Jahre

Umweltfaktoren
• Deviante Peers
ß=0.440, p<0.001
Genetische
Faktoren
• DRD4 7r Allel
ß=0.155, p=0.038
ADHS
Nikotinkonsum

Umweltfaktoren
• Deviante Peers
ß=0.618, p< 0.001
Psychische
Faktoren
• Komorbidität von
SSV ß=0.181,
p<0.01
Entstehung
hyperkinetischer
Symptomatik im
Grundschulalter
Ergebnisse der Mannheimer
Risikokinderstudie
(Esser et al 2010)
Kognition
Erziehung
Temperamentsauffälligkeiten
Neurol.
Auffälligk.
0.3
Kognition
Kognition
Erziehung
Erziehung
Hyperkin.
Symptome
Hyperkin.
Symptome
Neurol.
Auffälligk.
Neurol.
Auffälligk.
2
andere Symptome
GFI: 90,2; standardisierte Regressionsgewichte:
< ,20
4.6
andere Symptome
,20-,40
,40-,60
HKS
-
Summe
Organisches Risiko
Psychosoziales Risiko
8
Jahre
>,60
Risiko- & Schutzfaktoren
Fazit: Signifikante Risikofaktoren für HKS
•
direkt:
3.
Defizite in der kognitiven Entwicklung
Ungünstige Erziehungspraktiken
Neurologische Dysfunktionen
•
indirekt:
1.
2.
4.
5.
Widrige psychosoziale Umstände
wirken über Erziehungsbedingungen &
kognitive Entwicklung
VLBW  erhöhtes Risiko für
neurologische Dysfunktionen
Risiko- & Schutzfaktoren
Fazit: Signifikante Moderatorvariablen (2 J)
6.
Positive Einstellung zum
Kind
7.
Unterstützende
Kontrolle
Therapie
Quelle: Pixabay
Überblick
V.
Behandlung der
Verhaltensstörung
I.
Medikamentöse Therapie
II.
Selbstinstruktionstraining
VI. Intervention in der
Schule
III. Spezifische Behandlung der
LRS/Lernstörung
VII. Oligoantigene Diät
IV. Stärkung der
Erziehungskompetenz der
Eltern
VIII. Neurofeedback
Indikation von Medikamentöser
Therapie
Leitlinie der deutschen Gesellschaft für
Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V.:
„wenn mit Psychotherapie nach einigen
Monaten keine befriedigende Besserung
erkennbar ist und eine deutliche
Beeinträchtigung besteht sowie in
krisenhaften Situationen“
Empfehlungen der Bundesärztekammer:
„wenn die Symptomatik ausgeprägt ist und
eine psychoedukative und
psychotherapeutische Hilfe nicht umsetzbar
oder nicht innerhalb der Frist einiger Wochen
hilfreich war“
Quelle: Pixabay
Methylphenidat
•
Wirkung: Arousalerhöhung
•
Responder: 70 – 85% (Kinder > 5.Lebensjahr)
•
•
•
•
Responder: ca. 50% (Kinder < 5. Lebensjahr)
Wirkung setzt bereits ca. 20 Min. nach Einnahme ein
Halbwertszeit: 2,5 - 4 Stunden
Wirksam schon teilweise bei geringer Dosierung
Methylphenidat
Erwünschte Wirkungen
Häufig:
•
Verbesserung der Konzentration,
Verminderung von hyperkinetischem,
störendem und impulsivem Verhalten,
Verminderung der Ablenkbarkeit
Manchmal: • Verminderung oppositionellen Verhaltens
•
•
ggü. Erwachsenen
Verminderung aggressiven Verhaltens ggü.
Gleichaltrigen
Verbesserung der schulischen
Leistungsfähigkeit
Methylphenidat
Unerwünschte Wirkungen
Häufig: •
Selten:
•
Schlafstörungen, Verminderung des Appetits,
Kopfschmerzen, gedrückte Stimmung
Krampfanfälle, Tics,
Wachstumsverzögerungen
Selbstinstruktionstraining
Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern
(Lauth & Schlottke, 1999)
Bei Einschränkung der
Verhaltensregulation:
(= geringe
Daueraufmerksamkeit,
mangelnde
inhibitorische Kontrolle,
vermehrte Reizsuche)
Basistraining
Strategietraining
Bei
Einschränkung
der
Verhaltensorganisation
1
Kinder
bestimmen das
Ziel ihres
Handelns und
beschreiben
darauf bezogen
den Ausgangspunkt
2
Kinder
organisieren ihr
Verhalten voraus
planend
3
Alternativen zu Lauth und Schlottke
Marburger Konzentrationstraining
(Krowatschek, Albrecht & Krowatschek)
Attentioner (Jacobs, Heubrock, Muth & Petermann)
Klauers Denktraining (Klauer)
Linderkamp ADHS bei Jugendlichen
Bewertung
Wirksamkeit bei Anwendung nach
Vorschrift eher gering
Hauptproblem: begrenzter Transfer
von erlernten Strategien auf Schule
und Hausaufgaben
Geplante API-Studie: Effekte bei:
• Frequenzerhöhung 2h/Woche
• Mutter als Co-Therapeutin in jeder
Stunde
• kein inneres Sprechen
• Systematischer Einbezug der Lehrerin
Neurofeedback
1.
Angenommener
Wirkmechanismus
2.
Behandlungseffekte im
Rahmen einer
randomisierten, Placebo
(EMG) kontrollierten Studie
Wirksamkeit Neurofeedback
(Bakhshayesh, Hänsch und Esser, 2010)
• Reduktion der Theta-Beta-Quotienten durch
Neurofeedbacktraining
• Reduktion der EMG-Amplitude durch EMGBiofeedbacktraining
• Verbesserung der Aufmerksamkeitsleistungen
nach dem Neurofeedback - im Vergleich zum
EMG-Biofeedbacktraining
• Verbesserung der ADHS-Symptomatik nach
dem Neurofeedback - im Vergleich zu EMGBiofeedbacktraining
• Keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen
im Lehrerurteil
:)
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Frühe Regulationsprobleme,
DRD4 Genotyp und ADHS-(Symptome) bei
15jährigen (Becker et al., 2010)
N=300 (m=145)
ADHS Summenwert
im Alter von 2-15 Jahren
6
5
P=.002
P=.583
n.s.
4
mit DRD4 7r (n=122)
ohne DRD4 7r (n=178)
3
2
1
0
69 113
53
65
Ohne
Mit
Regulationsprobleme Regulationsprobleme
Interaktionseffekte zwischen dem Dopamin
Transporter Gen und psycho-sozialen auf die
Ausprägung von ADHS-Symptomen bei 15jährigen
Umständen (Laucht et al., 2007)
günstige psych.-soz. Umstände
ungünstige psych.-soz.
Umstände
80
60
80
P = .015-.001
40
20
75
0
68
6R-10R/6R-10R
83
79
andere
Genotypen
Hyperaktivität in %
Unaufmerksamkeit in %
N= 305 (m=146)
60
P = .011-.001
40
20
75
0
68
6R-10R/6R-10R
83
79
andere
Genotypen
Effekte pränatalen Tabakkonsums auf die
inhibitorische Kontrolle (Holz et al. 2014)
Ergebnisse zum Aktivierungsmuster während einer
Go/No-go Aufgabe:
N=178
Kein Nikotin
(n=140)
1-5
Zigaretten/Tag
(n=14)
>5
Zigaretten/Ta
g (n=24)
Aktivierung im
ACC, IFG und G.
Supramarg.
+++
++
+
Volumen des rIFG
+++
++
+
Aber: Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich der inhibitorischen Kontrolle NICHT
Weitere Ergebnisse: Es besteht eine umgekehrte Beziehung
zwischen Aktivität des IFG und ADHS Symptomen
+ Stärke der Aktivierung ACC= anteriorer cinculärer Cortex, (r)IFG = (rechter) inferiorer frontaler
Gyrus; G. Supra.= Gyrus supramarginalis
Schutzfaktoren (2 Jahre)
hohes psychosoziales Risiko
kein psychosoziales Risiko
HKS 8 Jahre
2
Haupteffekt
Psychosoziales
Risiko
p = .002
1,5
1
Interaktion
p = .001
0,5
0
fehlende Kontrolle
unterstützende
Kontrolle
Kovariate: HKS-Symptome (2 Jahre)
Schutzfaktoren (2 Jahre)
2,5
VLBW (n = 44)
Kontrollgruppe (n = 324)
HKS 8 Jahre
2
Haupteffekt
Geburtsgewicht:
p = .002
Neg. Einstellung
zum Kind:
1,5
1
0,5
p < .000
0
Neg. Einstellung
zum Kind
Pos. Einstellung
zum Kind
Kovariate: HKS-Symptome (2 Jahre)
Interaktion
p < .000
Medikamentöse Therapie
Methylphenidat (Stimulanzien)
®
• Ritalin , Equasym, Medikinet
®
Andere Amphetaminpräperate
Atomoxetin (NRI)
®
• Strattera
Methylphenidat
•
Fazit
Behandlung ist nur wirksam, solange sie durchgeführt
wird
•
Stimulanzien sind keine Wunderheilmittel  durch das
Medikament alleine lernt Kind nichts hinzu
•
Vielfältige Kompetenzdefizite erfordern zusätzliche
Interventionen
• Medikation kann Wirksamkeit anderer Interventionen
steigern
Behandlung: Leitlinien
•
•
•
Derzeit wird eine gemeinsamen Leitlinie zu ADHS bei
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch die
Fachgruppen der Kinder- und Jugendärzte und der
Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapie, sowie unter Beteiligung der
Fachgruppe der Psychiater und des zentralen ADHSNetzes erstellt
Diese soll die entsprechenden bisherigen Leitlinien
dieser Fachgruppen ersetzen
verfügbar unter:
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ll/028045.html
Behandlung:
Kinder & Jugendliche
Aufklärung und Beratung des Kindes/Jugendlichen
ja
Stark ausgeprägte situationsübergreifende
hyperk inetische Symptomatik mit
krisenhafter Zuspitzung
Pharmakotherapie
(1)
nein
Bisherige Leitlinie der
DGKJP:
Multimodale Therapie
•
•
nein
Aufklärung u.
Beratung d. Lehrer
Interventionen in
der Schule
Noch ausgeprägt
hyperkinetisch?
nein
ja
Kombination mit
Pharmakotherapie
(1)
Externale Auffälligkeiten des Kindes in der
Familie?
keine Kontraindikation vorliegt
hyp.kin. Störung nicht auf fam. Kontext beschränkt ist
ja
nein
Elterntraining
Intervention in der Familie
Noch ausgeprägt
hyperkinetisch?
nein
ja
Kombination mit
Pharmakotherapie
(1,2)
Komorbide
Störungen?
2Wenn
ja
Externale Auffälligkeiten des Kindes in der
Schule?
 Auswahl von eltern-, familien-,
schul- (bzw. kindergarten-) &
kind-zentrierten Interventionen
1Soweit
Selbstinstruktionstr
aining
nein
Kombination von
Psychotherapie, psychosozialen
Interventionen und
Pharmakotherapie
Behandlung dort, wo Probleme
auftreten:
ja
Hyperkinetische Auffälligkeiten auch bei
optimalen Arbeitsbedingungen mit
Therapeuten?
ja
Therapie komorbider
Störungen:
• SKT,
Übungsbehandlung
Einzel-/ und
Review: Mögliche unerwünschte Wirkungen von Methylphenidat:
Kardiovas., cerebrovas. & psychiatr. Störungen, Wachstums- & sex.
Reifungsverz. (Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP, 2009)
Schlussfolgerung I
Nutzen der Behandlung überwiegt Risiken
Empfohlene Kontrolluntersuchungen VOR Behandlungsbeginn:
•
•
•
Kontrolle von Puls und Blutdruck, kardiologische Anamnese
(u.a. Synkopen, Belastungsdyspnoe)
Familienanamese kardiovaskulärer Risiken
bei kardiol. Risikopatienten: Konsultation eines
(kardiologischen) Spezialisten
Review: Mögliche unerwünschte Wirkungen von Methylphenidat: Kardiovas.,
cerebrovas. & psychiatr. Störungen, Wachstums- & sex. Reifungsverz.
(Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP, 2009)
Schlussfolgerung II
Nutzen der Behandlung überwiegt Risiken
Empfohlene Kontrolluntersuchungen WÄHREND Behandlung:
•
•
Regelmäßige Kontrollen von Puls und Blutdruck, Appetit, Größe und
Gewicht, und psychiatrischer Symptomatik, wie Depression,
Suizidalität, Irritabilität, Psychose oder Manie, Rückzug, exzessive
Perseveration, fehlende Spontanität, Tics
Regelmäßige Auslassversuche bei Langzeitbehandlung, um
Fortbestehen der Indikation zu überprüfen
Stimulatienmissbrauch
Misuse and Diversion of Stimulants Prescribed for ADHD: A Systematic
Review of the Literature (T.E. Wilens, L. A. Adler, J. Adams, S. Sgambati,
J. Rotrosen, R. Sawtelle, L. Utzinger, S. Fusillo, 2008)
Behandlung: Leitlinien Erwachsene
Leitlinie der DGPPN:
Behandlung, wenn in einem Lebensbereich
ausgeprägte Störungen oder in mehreren leichte
Störungen bestehen und diese eindeutig auf eine
ADHS zurückgeführt werden können.
• Psychoedukation und Beratung sind unabhängig von
einer spezifischen Therapie immer notwendig
• Spezifische Behandlungsoptionen: pharmakologische
Therapien und psychotherapeutische Verfahren
Behandlung: Leitlinien Erwachsene
Leitlinie der DGPPN (Forts.):
•
Psychotherapie: Störungsspezifisch für eine ADHSSymptomatik entwickelte Elemente in einer
Psychotherapie (entsprechend der Behandlung im
Kindesalter)
•
Kombination: Es wird empfohlen, Psycho- und
Pharmakotherapie zu kombinieren
Voreilige
Medikation
Forschungsbedarf
!
Behandlung:
Probleme
Mangelnde
Verlaufs kontrollen
Stärkung der Erziehungskompetenz
der Eltern
Therapieprogramm für Kinder mit
hyperkinetischem und oppositionellem
Problemverhalten (THOP; Döpfner et al. 1998)
• Multimodales Interventionsprogramm
• Verhaltenstherapeutische Intervention in der Familie,
Kindergarten/Schule und beim Kind selbst
• Behandlung für Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren
• THOP wurde im Rahmen der Kölner Multimodalen
Therapiestudie entwickelt
• THOP ist auch bei Kindern mit ausschließlich
oppositionellen Verhaltensauffälligkeiten einsetzbar
IV. Behandlung der Verhaltensstörung
Ärgerkontrolltraining
1
Analyse der
situativen
Bedingungen, die
aggressives
Verhalten
auslösen
2
3
für Kinder und Jugendliche
Erlernen eines
Entspannungs
-trainings
Einüben
alternativer
Verhaltensweisen
und Kognitionen
4
5
Provokation
durch
Therapeuten
Provokation
auf der
Vorstellungsebene
6
Provokation
Durch
die Gruppe
Gleichaltriger
Interventionen in der Schule
• Sitzplatz
• Häufige Ansprache
• Kleinere Aufgaben und Bewegung
• Gezielte Verstärkung
Oligoantigene Diät
nach Egger
Unverträgliche Nahrungsmittel beim
hyperkinetischem Syndrom (nach Manz,
1986)
Egger et al. (1985)
Nahrungsmittel
Anzahl Patienten mit
Reaktion
Feingold (1979)
Hafer (1984)
Diät
Phosphatreduzierte Kost
Kuhmilch
35
(+)
+
Weizen
28
(+)
(+)
Farb- und Konservierungsstoffe
27
+
+
Orangen
22
+
+
Schokolade
20
(+)
+
Eier
20
(+)
Roggen
15
(+)
Mais
11
+
Oligoantigene Diät
nach Egger
Unverträgliche Nahrungsmittel beim
hyperkinetischem Syndrom (nach Manz,
1986)
Egger et al. (1985)
Feingold (1979)
Hafer (1984)
Nahrungsmittel
Anzahl Patienten
mit Reaktion
Diät
Phosphatreduzierte
Kost
Fisch
11
(+)
Soja
11
+
Hafer
10
+
Trauben
9
+
Zucker
9
(+)
Rindfleisch
8
Äpfel
7
+
Tomaten
7
+
Huhn
6
Kartoffeln
6
Käse
6
(+)
(+)
(+)
Oligoantigene Diät
nach Egger
Frühstück
Apfelsaft, Reiswaffeln
(Vollreis – glutenfrei)
Diätmargarine, Apfelkraut, Apfelbrei
Putenaufschnitt
Hauptgericht
Kartoffeln, Blumenkohl, Lamm-Frikadellen
Nachtisch: Apfel-Kompott
Zwischenmahlzeit
Reiswaffeln mit Bananen-Diätmargarine, Apfelkraut
Abendessen
Putenspieß, Weißkrautsalat
Studiendesign
PlaceboDiät (1)
Diät (2)
Baseline I
Baseline II
Diät (1)
PlaceboDiät (2)
Phosphat
Methylphenidat
Diätische Behandlung expansiver Störungen
Werte aus 3 Beobachtungsskalen: Anteil der Kinder mit
bedeutsamen Veränderungen (> 25 %)
verbessert
verschlechtert
80
% der Kinder
60
40
20
0
N = 17
N = 10
N=3
N=1
N = 29
Diät
N=4
N = 18
N=8
N=2
N = 28
N = 29
N = 22
Placebo
Phosphat
-20
-40
Baseline > 51 Punkte
Methylph.
Diätische Behandlung expansiver Störungen
Werte aus 3 Beobachtungsskalen:
Durchschnittliche Verbesserung von 11
"Respondern" auf Diät und Methylphenidat
60%
50%
40%
30%
20%
52,40%
46,50%
10%
0%
Diät
Methylph.
Grenzen und
unerwünschte Nebenwirkungen

Durchführung der Diät mit erheblichen Problemen
verbunden:

Diät ist umständlich, aufwendig und kostspielig

Einschränkung sozialer Kontakte

Risiko von Fehlernährungen
Computerbildschirm:
Therapeuten und Patient
T h e ra p e u te n -S c re e n
S m ile y - S c r e e n
A ffe n -S c re e n
K u g e l- S c r e e n
P a u s e n -S c re e n
Erwachsene
Kinder
Jugendliche
Interviews
• Kinder-DIPS (Eltern- und
Kinderversion)
• Mannheimer Elterninterview (MEI)
• Potsdamer Kinderinterview (PoKi)
• Wender-Reimherr-Interview (WRI)
Gliederung
I.
II.
III.
IV.
Komorbidität
Umschriebene
Entwicklungsstörunge
n
• Lese- Rechtschreibstörung
• Expressive und rezeptive
Sprachstörung
Störung des
Sozialverhaltens
• Oppositionelles Verhalten
• Aggressives, destruktives
Verhalten
ADHS
Emotionale
Störungen
• Affektive Störungen
• Emotionale Störungen
Leistungstests
• Bp-Test
• MEF
• KHV
Verhaltensbeobachtung
• Stony-Brook-Code
Conners Lehrer-Eltern-Fragebogen
Zappel, Phillip
8.9.2006
FBB-HKS
Beurteilungsbogen für Eltern, Lehrer und Erzieher
bp – Test
bp-Test
(Esser & Geisel)
Name, Vorname:
………………………..
Schultyp:
………………………..
Alter in Monaten:
………………………..
Klasse:
………………………..
Datum der Untersuchung: ………………………..
Durchführungsart:
Untersucher: ………………………..
Selbststeuerung: 4 Minuten (240 Sekunden) ohne Unterbrechung
Fremdsteuerung: 20 Sekunden/Zeile
Ergebnisse:
Richtige
Fehler gesamt
Fehlerprozent:
((Fehler+1)/Richtige)*100%
Rohwert
b p
Übungszeile: d h g b d p q p h b g h p p q g b b d h p q g p q h b h g p b
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
bp – Test
(Esser & Geisel)
7 10 1
KHV
KHV
MFF
MFF
MFF
MFF 20 Antwortbogen
Name:………………………….
Geb.:……………………………
Aufgabe
Zeit
1. Blatt
2
2.Schere
6
3.Brille
3
4. Cowboy
4
5. Haus
1
6. Raumschiff
2
7. Blatt
6
8. Giraffe
4
9. Flugzeug
1
10. Rose
5
11. Schiff
2
Testleiter:…………………………
Datum:……………………………
Antworten
Fehler
MFF 20 Antwortbogen
Aufgabe
Zeit
12. Wigwam
6
13. Katze
3
14. Motorboot
4
15. Fernseher
1
16. Ente
5
17. Tischlampe
6
18. Kleid
3
19. Teddy
1
20. Stehlampe
5
Ergebnis:
Zeit x: ..……………………………..
Fehlerzahl: ………………………….
Antworten
Fehler
Normen für MFF 20
Alter
Kritischer Wert
Durchschnittliche
Reaktionszeit in Sek.
Fehler
7 Jahre
<4
 40
8 Jahre
<5
 35
9 Jahre
<6
 34
10 Jahre
<6
 26
11 Jahre
<6
 26
12 Jahre
<6
 24
Basistraining
Ziele
•
Vermittlung von Wissen über
Aufmerksamkeitsstörung
• Förderung von Basisfertigkeiten
(z.B. genau hinschauen, genau zuhören,
Wahrgenommenes wiedergeben)
• Ausbildung von Reaktionskontrolle/verzögerung
• Entwicklung v. Handlungsregulation durch
verbale Selbstanweisungen
Basistraining
Ablauf
Aufbau der Trainingseinheiten in 4 Phasen
1. Einführung in das Thema
2. Modellierung des erwünschten Verhaltens
3. Übungsphase
4. Spielerischer Ausklang
Ziele
•
Erkennen der Ziele und Elemente von
Aufgabensituationen
Strategietraining
•
•
•
Verhaltensplanung und Orientierung an
übergeordneten Problemlösestrategien
Verhaltensregulation durch
Selbstinstruktion
Erwerb von Strategien zur Bewältigung von
Ablenkungen, Fehlern und Frustrationen
•
Zusätzlich: spezifische Elternanleitung
•
Einübung einzelner Problemlöseschritte mit Hilfe
von
4
Kinder
nehmen sich
vor, überlegt
zu arbeiten
5
Kinder überprüfen
den eigenen
Arbeitsprozess und
ihre Ergebnisse
6
Kinder schreiben
sich selbst am
Ende der Bearbeitung
Kompetenz zu
und machen sich
Mut für die
nächste Aufgabe
Trainingseinheit Ablenkung
Trainingseinheit –
Reaktionsverzögerung
Therapiebausteine und Interventionsformen des
Eltern-Kind-Programms
1. Problemdefinition, Entwicklung eines Störungskonzeptes
und Behandlungsplanung
Familienzentrierte
Intervention
F01
Definition der
Verhaltensprobleme des
Kindes in der Familie
F02
Erarbeitung der Elemente
eines gemeinsamen
Störungskonzeptes
F03
Entwicklung eines
gemeinsamen
Störungskonzeptes
F04
Behandlungsziele und
Behandlungsplanung
Kindzentrierte
Intervention
K01
Wackelpeter, das bin ich!
K02
K03
Hurra, ich bin kein Scheusal!
K04
Wackelpeters Wunschliste
Therapiebausteine und Interventionsformen des
Eltern-Kind-Programms
2. Förderung positiver Eltern-Kind-Interaktion und
Eltern-Kind-Beziehungen
Familienzentrierte
Intervention
Kindzentrierte
Intervention
F05
Betrachten Sie ihr Kind von der K05
positiven Seite
F06
Die Spaß und Spiel-Zeit:
Schenken Sie Ihrem Kind
Aufmerksamkeit, wenn es
spielt
K06
Unser „Was-ist-schönTagebuch“
Ich darf spielen, wie ICH will!
Therapiebausteine und Interventionsformen des
Eltern-Kind-Programms
3. Pädagogisch – therapeutische Interventionen zur Verminderung
von impulsivem und oppositionellem Verhalten
Familienzentrierte Intervention
F07
Wie man wirkungsvolle Aufforderungen
gibt
F08
Schenken Sie Ihrem Kind
Aufmerksamkeit, wenn es
Aufforderungen befolgt
F09
Schenken Sie Ihrem Kind
Aufmerksamkeit, wenn es Sie bei einer
Beschäftigung nicht gestört hat
F10
Wo ist Ihr Kind und was macht Ihr Kind?
Bewahren Sie den Überblick!
F11
Setzen Sie natürliche Konsequenzen,
wenn Ihr Kind Aufforderungen und
Regeln nicht befolgt
Kindzentrierte Intervention
K07
K08
Peter mach´dies, Peter lass das!
K09
Meine Zeit- Deine Zeit
K11
Ich löffle meine Suppe selbst
aus!
Therapiebausteine und Interventionsformen des
Eltern-Kind-Programms
4. Spezielle operante Methoden
Familienzentrierte Intervention
F12
Wenn Lob alleine nicht ausreicht:
Der Punkteplan
F13
Wie man Punkte-Pläne verändert
und beendet
F14
F15
Kindzentrierte Intervention
K12
Punkte statt Ärger
Der Wettkampf um lachende
Gesichter
K14
Mama, ich und die lachenden
Gesichter
Auszeit
K15
Dicke Luft
Therapiebausteine und Interventionsformen des
Eltern-Kind-Programms
5. Intervention bei spezifischen Verhaltensproblemen
Familienzentrierte Intervention
Kindzentrierte Intervention
F16a
Helfen Sie Ihrem Kind, intensiv und
ausdauernd zu spielen
K16a
Spieltraining
F16b
Helfen Sie Ihrem Kind, Aufgaben
Schritt für Schritt zu lösen
K16b
Selbstinstruktionstraining
K16c
Selbstmanagement
F17
Wie Sie Probleme bei den
Hausaufgaben lösen können
K17
Setz´ dem Hausaufgabenkrieg ein
Ende!
F18
Problematisches Verhalten in der
Öffentlichkeit
K18
Chaos im Kaufhaus!
Therapiebausteine und Interventionsformen des
Eltern-Kind-Programms
6. Stabilisierung der Effekte
Familienzentrierte Intervention
F19
Kindzentrierte Intervention
Wenn neue Probleme auftauchen
Ergänzende kindzentrierte Interventionen
K20
Die Sache mit den Pillen
K21
Schule kann auch Spaß machen!
Klassifikation nach ICD-10






abnormes Ausmaß an Unaufmerksamkeit
(mind. 6 Symptome), Hyperkinese (mind.
3 Symptome) & Impulsivität (mind. 1
Symptom)
Ausmaß der Symptome nicht dem
Entwicklungsstand des Kindes angemessen
situationsübergreifend (mind. 2
Lebensbereiche)
Kontinuität der Symptome (mind. 6
Monate)
nicht durch andere Störungen verursacht
klinisch bedeutsames Leiden oder
Beeinträchtigungen der sozialen,
schulischen oder beruflichen
Klassifikation nach ICD-10
Diagnostische Differenzierung
Aufmerksamkeitsstörung
Hyper-
+ aktivität +
Impulsivität
Einfache Aufmerksamkeits
& Hyperaktivitätsstörung
(F 90.0)
situationsübergreifend & beeinträchtigend
+
Störung des Sozialverhaltens
Hyperkinetische Störung
des Sozialverhaltens
(F 90.1)
Reine Aufmerksamkeitsstörung
Sonstige Verhaltensund emotionale
Störung (F 98.8)
118
Verlauf
Kleinkinder

Hohes Aktivitätsniveau („Schreikinder“)

Unausgeglichene Stimmungslage

Geringe Aufmerksamkeitsspanne

Übermäßiger Bewegungsdrang
Vorschulkinder

Deutliche Ausprägung hypermotorischen
Verhaltens

Hohe Stabilität bis ins Schulalter

Verstärkt aggressive Anteile
Verlauf
Grundschulalter:

Kurze Aufmerksamkeitsspanne

Oppositionelles Verhalten in
strukturierten Situationen

Beginnende Selbstwertproblematik
Jugendalter:

Fortbestehen der drei Kernsymptome

Zunehmend isoliert im sozialen Netz

Selbstwertproblematik

Gefahr einer delinquenten Entwicklung

Drogenabusus (?)
Verlauf
Erwachsenenalter:

Rückgang der drei Kernsymptome

„Betriebsamer“ Arbeitsstil

Impulsive Persönlichkeitsstörung mit geringer
Aufmerksamkeitsspanne
Verlauf
Hohe
prädiktiv
e
Bedeutun
g (p
<.0000):
• Unaufmerksamkeit
• Ungehorsa
m
• Hyperaktivit
ät
• Wutanfälle
Mittlere
prädiktiv
e
Bedeutun
g (p <
.01)
• Autistisch
e
Symptom
e
• Impulsivit
ät
Niedrige
prädiktive
Bedeutung
(p < .05)
• Trennun
gsangst
• Kontakts
törungen
Ohne
prädiktive
Bedeutung
(n.s.)
• Ein- und
Durchschlafstöru
ngen
• Essstörungen,
Pica
• Jactationen,
Daumenlutschen
• Ängstlichkeit,
Depressive
Verstimmung
122
• Unselbstständigk
Diagnosenspezifische
Verläufe
Hyperkinetische Störungen der Achtjährigen (n = 20)
20
1
Emotionale Strg.
5
Dissoziale
Störung
4
HKS
1
1 Emotionale Strg.
4
8
1
Dissoziale
Störung
1
1
2
11
10
Unauffällig
3
Unauffällig
7
13 Jahre
18 Jahre
Hyperkinetische
Störung
Attention Deficit
Disorder
(ADD)
Synonym gebrauchte
Begriffe
Attention Deficit/
Hyperactivity Disorder
(ADHD)
ADD with
hyperactivity
Behandlung: Leitlinien Erwachsene
•
Monotherapien sollten begründet werden durch eine
erforderliche oder gewünschte Schwerpunktbildung in der
therapeutischen Behandlung in Bezug auf Hauptsymptomatik
und beim Patientenvorhandene Ressourcen
•
Nach klinischer Erfahrung sollte eine begonnene Therapie bis
zum Eintritt einer Symptombesserung auf mehreren Ebenen
durchgeführt und anschließend beibehalten werden.
•
Die Notwendigkeit einer Pharmakotherapie kann nach
Besserung oder Remission durch Absetzversuche, die
Psychotherapie durch veränderte Therapieintervalle
überprüft werden
Diagnostik: Fragebögen
WURS (Wender Utah Rating Scale)
•
Standardisiertes Selbstbeurteilungsverfahren zur
retrospektiven Erfassung von ADHS-Symptomen, die bereits
im Kindesalter vorlagen
•
Die Probanden werden aufgefordert, sich an die Zeit
zurückzuerinnern, als sie zwischen 8 und 10 Jahren alt
waren und einzuschätzen, in welcher Ausprägung die
aufgelisteten Eigenschaften bei ihnen damals gegeben
waren
•
•
61 (Kurzform: 25) Items
Einschätzung auf 5-stufiger Likert-Skala („nicht oder ganz
gering“ bis „stark ausgeprägt“)
WURS (Forts.)
•
•
Bearbeitungsdauer: Kurzform ca. 15 min
Aufteilung der Items (entspr. Faktorenanalyse)
–
–
–
–
–
–
•
Aufmerksamkeitsstörung & Überaktivität (8 Items)
Impulsivität (4 Items)
Ängstlich-depressiven Symptomatik (4 Items)
Protestverhalten (3 Items)
Störung der sozialen Adaptation (2 Items)
4 Kontrollitems zur Kontrolle motivationaler Aspekte
(gehen nicht in Gesamtwert ein)
Auswertung: Kodierung der Antworten (0-4), Ermittlung
eines Gesamtwerts (Summenwert)
Diagnostik: Fragebögen
HASE (Homburger ADHS-Skalen für
Erwachsene)
•
Testbatterie zur syndromalen und kategorialen Diagnostik
der ADHS im Erwachsenenalter
•
•
•
Einsetzbar ab 18 Jahren
•
ADHS-Selbstbeurteilungsskala (beinhaltet die 18 Kriterien
aus DSM-IV und ICD-10-Forschungsversion in sprachlich
angepasster Formulierung, Einschätzung auf 3-stufiger
Likert-Skala)
Besteht aus 4 Einzelverfahren:
WURS-k (zur retrospektiven Diagnostik kindlicher ADHSSymptome, Einschätzung auf 5-stufiger Likert-Skala)
Diagnostik: Fragebögen
HASE (Forts.)
•
ADHS-Diagnostische Checkliste (Fremdbeurteilungsskala für
Experten basierend auf den 18 DSM-IV und ICD-10-Kriterien;
2 Formen: 1 dichotome und 1 quantitative Einschätzung auf
4-stufiger Likert-Skala)
•
Wender-Reimherr-Interview (strukturiertes Interview mit
psychopathologischen Merkmalen der ADHS im
Erwachsenenalter; Einschätzung auf 3-stufiger Likert-Skala,
28 Items; Berechnung eines Gesamtwertes und 7 TeilbereichWerten)
Kritik an Neuentwicklungen
im DSM-5
• Gefahr der Konfundierung mit Symptomen
anderer Ursachen (z.B. Schulschwierigkeiten)
• Vermutlich starker Anstieg an Diagnosen
(späteres Erstmanifestations-Alter, Diagnose
im Erwachsenenalter), laut Berechnungen
Döpfner & Ravens-Sieberer anhand der
Daten der Bella-Studie um 1% - Punkt
• Gefahr der Überdiagnose und Übertherapie
und somit auch Erhöhung des Risikos von
Stigmatisierung und neg. TherapieNebenwirkungen (Prof. Dr. Allen Frances,
Vorsitzender der Entwicklergruppe DSM-IV)
130
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit!
Hyperkinetische
Störung des
Sozialverhaltens
F98.8
Einfache
Aktivitäts-und
Aufmerksamkeitsstörung
F90.1
F90.0
Diagnostische Differenzierung
Sonstige
Störungen: u.
a.
Aufmerksamkeitsstörung
ohne
Hyperaktivität
Aufmerksamkeitsstörung
1.
Beachtet Details nicht, viele Flüchtigkeitsfehler
2.
Schwierigkeit, die Aufmerksamkeit
aufrechtzuerhalten (beim Spielen oder bei Aufgaben)
3. Scheint nicht zuzuhören (auch wenn er direkt
angesprochen wird)
4. Kann Aufträge nicht vollständig ausführen, beendet
Tätigkeiten nicht
Aufmerksamkeitsstörung
5. Kann Aufgaben und Tätigkeiten nicht planen
6.
Vermeidet Aufgaben mit längerer geistiger
Anstrengung
7. Verliert oft Gegenstände
8. Lässt sich durch äußere Reize leicht ablenken
9. Ist sehr vergesslich
Probleme
der Diagnostik III
Lehrer können ADHS und SSV nur
schwer unterscheiden
• Testleistung in Einzeldiagnostik meist
deutlich besser als im Gruppensetting
• Geringe Übereinstimmung zwischen
verschiedenen Urteilern
• AD(H)S wird bei Jungen eher
überdiagnostiziert, bei Mädchen eher
übersehen
•
Quelle: Pixabay
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