Umrisse - STEFAN FORSTER Architekten

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Frankfurt am Main
Stadt im Wandel
… zum Wohnen
… für »Grünflaneure«
… mit Infrastruktur
… der Büro(hoch)häuser
… und Verkehr
[Umrisse]
Zeitschrift für Baukultur
Unser Leben, unsere Lichtspiele,
unsere Frankfurter Sparkasse
„Das Kinogeschäft war schon immer etwas Besonderes. Wo sonst findet man hinten
die besten Plätze? Nur bei unserem Finanzpartner sitzen wir gerne in der ersten Reihe.“
Die Firmenkundenbetreuung der Frankfurter Sparkasse:
Vorhang auf für Konzepte mit Weitblick.
Gabriele und Prof. Dr. Klaus Jaeger | Filmtheaterbetreiber
85 Jahre „E-Kinos“ und „Eldorado“ | Kunden seit Stummfilmzeiten
Ungezählte Vorträge, Diskussionen und
Symposien befassten sich in den letzten
Wochen und Monaten mit dem Umbau,
der Zukunft und der demographischen Entwicklung von Städten. Auch die Debatten
um das Für und Wider von Einkaufszentren
gehörten zu diesem Themenkreis. Bei mir
hat sich dadurch immer mehr der Gedanke
festgesetzt, dass Städte sich als Marke
verstehen und als genau diese sich auch
positionieren wollen.
Nach zehn Jahren in München, zehn
Jahren in Berlin sowie zahlreichen temporären Aufenthalten in anderen Metropolen
genieße ich es, in der Nähe meiner Lieblingsstadt – und das ist nun einmal Frankfurt am Main – zu arbeiten und zu wohnen.
Inmitten weitläufiger Grünflächen gelegen
und von Parks und Anlagen durchsetzt,
ist Frankfurt zu allen Jahreszeiten ein
Eldorado an Farben, Formen und Bewegungen. Ich schätze es sehr, hier nach
Lust und Laune Kunst und Kultur, Lifestyle und urbanes Leben genießen zu
können. Ob es der Espresso bei meinem
Lieblingsitaliener oder die kurze Verschnaufpause am Museumsufer bei
Bruno in der »Maaschanz« ist. Die Tage
kann man in Frankfurt wunderbar verbringen und ebenso wunderbar ausklingen lassen.
[Umrisse]
[ Editorial
Stadt zum Leben: Frankfurt am Main
Wie schön war zum Beispiel das fröhliche
Miteinander während der Frauenfussballweltmeisterschaft, wo Freude am Spiel
und sportliche Fairness am Mainufer überall und jederzeit dominierten. Und dann
der Architektursommer Rhein-Main 2011:
Mit einer Fülle von Veranstaltungen bot er
reichlich Gelegenheit, Planen und Bauen
hautnah zu erleben und sich bei Diskussionen auch einzumischen. Hier gilt es,
den beteiligten Akteuren besonderes Lob
zu zollen. Neben der täglichen Arbeit all
die Symposien, Vorträge, Ausstellungen
und Besichtigungstouren zu planen und zu
organisieren, stellte eine enorme Herausforderung dar. Das Ziel, dabei die Bürger
mitzunehmen, wurde mit großem Erfolg
erreicht. Auch unser Anliegen, nach 2001
und 2004 Frankfurt zum dritten Mal ein
Themenheft zu widmen, erntete von allen
Seiten Unterstützung pur. Im Vordergrund
stand dieses Mal der Wunsch, nicht nur
die Finanzmetropole und die HochhausSkyline ins Blickfeld zu rücken, sondern
zu zeigen, wie facettenreich das alltägliche Leben ist und welch hohes Maß an
Lebensqualität die Stadt zu bieten hat.
Green-Building-Kriterien, Passivhausstandards und Niedrigenergiebauweisen
misst man in Frankfurt nicht von ungefähr
großen Stellenwert bei. Es ist die klare
Vorgabe seitens der Politik und der verantwortlichen Planer, neue Standards im
Wohnungsbau zu setzen und die Innenstadt behutsam zu verdichten. So werden
etwa Gebäude, die den ursprünglichen
Zweck nicht mehr erfüllen, in lichte,
moderne und komfortable Wohnhäuser
umgestaltet sowie Visionen für das
Wohnen und Leben in den nächsten
Jahrzehnten entwickelt.
Unser Appell an die Frankfurter Architekten, an die das städtische Erscheinungsbild prägenden Büros, das Themenheft aktiv zu begleiten, ist auf fruchtbaren
Boden gefallen. Die Beiträge zeugen von
hoher Qualität und sind derart aussagekräftig, dass sie dem Leser nicht allein
Vergnügen bereiten – er hält auch einen
veritablen Stadtführer in den Händen.
Da diese dritte Frankfurt-Ausgabe »mein«
Heft ist, darf ich mich persönlich ganz
herzlich bei allen Mitwirkenden bedanken.
Ich weiß es zu würdigen, dass neben der
täglichen Arbeit, der Bewältigung von
Wettbewerben oder Bauherrenwünschen
viel Zeit und Interesse in das Heft geflossen sind.
Deshalb nochmals ein großes Dankeschön. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen
und sicherlich wird der eine oder andere
durch die Lektüre auch zu einer Erkundungstour inspiriert.
Elisabeth Wiederspahn
[3
Frankfurt am Main
Editorial
Stadt zum Leben: Frankfurt am Main
Elisabeth Wiederspahn
Forum Baukultur
3
Inhalt
]
6
Vorwort
10
Edwin Schwarz
Stadt im Wandel
Stadt zum Wohnen
Stadt für »Grünflaneure«
Stadt mit Infrastruktur
4]
Es geschieht einfach zu viel in Frankfurt …
Räumliche Perspektiven der Stadtentwicklung
Dieter von Lüpke
14
Frankfurt für alle
Michael Denkel
18
Innenstadtkonzept für Frankfurt am Main
Sonja Moers
22
Geschoßwohnungsbau im Passivhausstandard
Stefan Forster
26
Wohngebäude in Niedrigstenergiebauweise
Michael A. Landes
32
Stadthäuser im Westend
Michael A. Landes
35
Campo am Bornheimer Depot
Stefan Forster
38
Studierendenwohnheim am Wiesenhüttenplatz
Ferdinand Heide
45
Gebäudekomplex »Mainbow«
Jens Duffner
48
Campus Bockenheim
Stefan Forster, Karl Dudler, Jens Happ
52
Helenenhöfe im Europaviertel
Jon Prengel
56
Wohnen am Riedberg
Martin Teigeler
59
Heinrich-Lübke-Siedlung
Martin Teigeler
62
Stadt der Gärten, der Grünflächen und Parkanlagen
Doris Stickler
66
Europagarten im Entstehen
Elmar Schütz, Thomas Thränert
70
Der Rothschildpark
Adelheid Schönborn
74
Das Haus am Dom
Jochem Jourdan
78
Instituto Cervantes im Amerika Haus
Michael Schumacher, Astrid Wuttke
81
Ordnungsamt der Stadt Frankfurt am Main
Claudia Meixner, Florian Schlüter, Martin Wendt
85
Depot Sachsenhausen
Michael A. Landes
88
[Umrisse]
Stadt und Verkehr
Rubriken
[Umrisse]
91
Erweiterung des Städel Museums
Michael Schumacher, Kai Otto
94
Veranstaltungszentrum von internationalem Rang
Hans Jürgen Pritzl
98
Erste Passivhausklinik Europas in Höchst
Stefan Traxler
102
Sportanlage Riedberg
Norbert Scholz, Manfred Lenhart
105
Skyline Plaza und Congress Center
Dirk Hünerbein, Andreas Fuchs, Klaus Lenz
108
Das PalaisQuartier
Jürgen Engel
114
Der OpernTurm
Christoph Mäckler
118
KfW-Westarkade
Louise Hutton, Matthias Sauerbruch
122
Das WestendGate
Malte Just, Till Burgeff
126
Der Tower 185
Christoph Mäckler
130
Was macht(e) den Tower 185 attraktiv?
Elisabeth Wiederspahn, Thomas Mechthold
134
Die neuen Deutsche-Bank-Türme
Roger Schäublin, Klaus Thoma
137
Der Neubau der Europäischen Zentralbank
Andrea Jürges
142
Stabiles Fundament für den Euro
Matthias Vogler
148
(Hochhaus-)Fassaden für Frankfurt
Jochen Mignat
150
Neubau der Süwag-Zentrale
Volker Stockinger
153
KfW-Neubau im Westend
Jürgen Engel
158
Das Eastgate
Dörte Gatermann
160
Neues Maintor-Quartier
Jürgen Engel
161
Neubau Audi Zentrum
Uta Leconte
164
Flughafen Frankfurt
Jürgen Hillmer
167
Zwei Haltestellen der Stadtbahnlinie
Malte Just, Till Burgeff
169
Regionaltangente West
Benjamin Jourdan
172
Immobilienmarkt
174
Produkte und Projekte
176
Nachrichten
185
Termine
192
Impressum
194
[ Inhalt
Stadt der Büro(hoch)häuser
Valentin-Senger-Schule in Bornheim
Manfred Lenhart
[5
Forum Baukultur
]
Nach Spiel Zeit
Das verlockende Angebot: ein »Jahrhundertprojekt«, das Stadt und Region neue
Impulse verleihen und von drei vor Ort
ansässigen, börsennotierten Unternehmen
als schlüsselfertiges Geschenk im Wert
von 100 Millionen Euro überreicht werden
sollte. Für den Betrieb desselben durch
eine Stiftung gaben Bund, Land und Stadt
sowie zahlreiche weitere Förderer aus
dem Einzugsgebiet eine verbindliche
Zusage ab und waren international renommierte Architekten 2008 zu einem Wettbewerb nach privatrechtlichem Verfahren
gebeten worden, bei dem sie erwartungsgemäß atemberaubende Entwürfe ablieferten. Die Rede ist vom Bonner BeethovenFestspielhaus.
Den vielbeschworenen Aussichten auf
höchsten Musikgenuss in einem architektonisch herausragenden und wirtschaftlicheren Neubau standen die baukünstlerische und die historische Bedeutung
der Beethovenhalle als ein maßgebliches
Zeugnis der Bonner Republik gegenüber.
Dass sie durch langjährigen Sanierungsstau nicht im repräsentabelsten Zustand
war, bot Neubaubefürwortern sowohl von
städtischer Seite als auch dem neu ins
Leben gerufenen Verein der Festspielhausfreunde Angriffsfläche und ließ Konsenslösungen aus dem Blick geraten.
Neben einer sich schnell formierenden
bürgerschaftlichen Gegenwehr war es vor
allem die aus dem Oberseminar der ehemaligen Kölner Stadtkonservatorin Hiltrud
Kier hervorgegangene studentische
»Initiative Beethovenhalle« am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn –
zu deren Initiatoren auch der Autor gehört –, die sich vehement für den Erhalt
des Bauwerks engagierte.
Beethovenhalle in Bonn: 1959 und heute
© Initiative Beethovenhalle
Das Problem: Für das nach Ansicht vieler
aufführungstechnisch dringend benötigte
Festspielhaus konkretisierte sich im Verlaufe der Diskussion ein Bauplatz heraus,
der durch die von Siegfried Wolske 1959
fertiggestellte Beethovenhalle schon hochkarätig besetzt ist. Ihr drohte trotz Denkmalschutz plötzlich der Abriss. Die Initiatoren des Neubauprojektes gaben sich
diesbezüglich unbekümmert, aber ihre
Pläne blieben nicht ohne Widerspruch,
und schnell spitzte sich eine Kontroverse
auf die knappe Frage »Beethovenhalle
oder -Festspielhaus?« zu.
6]
Durch mannigfaltige Aktionen konnte dem
systematischen »Schlechtreden« des
Gebäudes eine kompetente Stimme entgegengesetzt werden: ausdrücklich ohne
das Neubauvorhaben an sich zu kritisieren.
Mit dem Verweis auf die architektur- und
stadtgeschichtliche Bedeutung, nicht
zuletzt aber aufgrund der emotionalen
Verbundenheit vieler Bonner mit ihr wurde
eine Neubewertung der Halle erreicht, die
der Architekturhistoriker Wolfgang Pehnt
als eine Ikone der Nachkriegszeit bezeichnet − und der studentische Einsatz 2010
sogar vom Deutschen Komitee für Denkmalschutz mit der Verleihung der Silbernen
Halbkugel gewürdigt.
Parallel dazu hatten die weltweiten
Turbulenzen an den Finanzmärkten auch
auf Bonn ihre Auswirkungen. Begleitet
wurden sie von hausgemachten Problemen, vornehmlich dem undurchsichtigen
Geschehen um den Bau des World
Conference Center (WCCBI), thematisiert
in Ausgabe 1∙2011 der [Umrisse]. Im April
2010 verkündete dann der Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch mit
Verweis auf die gespannte städtische
Haushaltslage das zwischenzeitliche Aus
für das Festspielhaus, und im September
des gleichen Jahres gab die Telekom
ebenfalls ihren Rückzug aus dem Projekt
bekannt; das ambitionierte Festspielhaus
schien hiermit vorerst beerdigt.
[Umrisse]
Martin Neubacher
[Umrisse]
Was wäre, wenn ...
»Ich habe einfach mein Repertoire der
letzten 30 Jahre abgespult, ohne viel
darüber nachzudenken: Kiste in der Mitte,
ein paar proportional bewusst gesetzte
Fenster und rundrum einen Mauerring. (...)
Das Haus ist ganz fesch, aber nichts an
diesem Projekt ist auch nur ansatzweise
innovativ.« Wer sich da so offen und mit
viel Selbstironie über den Entstehungsprozess eines seiner Brot-und-ButterWerke äußert, ist niemand anderer als der
diesjährige Pritzker-Preisträger Eduardo
Souto de Moura.
Dass er zu wesentlich bemerkenswerteren
architektonischen Leistungen fähig und die
aktuelle Auszeichnung mehr als berechtigt
ist, beweist er eindrucksvoll seit langer
Zeit, aber im Gegensatz zu einigen vor ihm
mit dem Nobelpreis der Architektur Gewürdigten eher unauffällig. Die Laudationes in
Feuilleton und Fachpresse nach Bekanntgabe der Komitee-Entscheidung waren
daher sachlich verhalten und versuchten
dem OEuvre eines Mannes nachzuspüren,
der abseits des »Star-Architekten-Medienzirkus« mit eigener Handschrift schwerpunktmäßig die portugiesische Landschaft
gestaltet. Vielfach wurde dabei die Jurybegründung: »Eduardo Souto de Mouras
Architektur ist nicht offensichtlich, frivol
oder pittoresk, sondern voller Intelligenz
und Ernsthaftigkeit«, zitiert.
Was er davon hält: »Das klingt gut! Aber
ich mag Kategorisierungen nicht«, wofür er
das Preisgeld einsetzen will: »Ich werde
die 100.000 Dollar sicher nicht auf der
Bank lassen …«, was ihn mit seinem
Lehrer, Freund und Landsmann Álvaro Siza,
Pritzker-Preisträger des Jahres 1992 verbindet und von ihm unterscheidet, wie er
entwirft: »(...) manchmal brauch ich zehn
Anläufe«, und welche Einstellung er zur
Architektur hat, dazu befragte ihn Wojciech Czaja unter dem Titel »Für welche
Zeit bauen Sie, Senhor Souto de Moura?«
für die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Das Interview von hohem Unterhaltungswert wurde am 13. August veröffentlicht,
ist auf www.faz.net abrufbar und zur
Lektüre empfohlen.
Dass er bei aller ihm attestierten Bescheidenheit Auszeichnungen nicht abhold ist,
sei zum Schluss noch angemerkt: »Damals
(nach Bekanntgabe des Mies-van-derRohe-Preises 2005) dachte ich mir: Verdammt, jetzt hätte ich aber schon gerne
gewonnen! Vielleicht wird’s ja mal was mit
dem Pritzker.« Recht hat er behalten.
... ist ein beliebtes, aber folgenloses
Gedankenspiel, dem sich jeder gerne einmal hingibt – ein Luxus, der hier ein wenig
Raum erhalten soll. Also: Was wäre, wenn
Walter Gropius die Hallenser, Halloren und
Halunken 1927 mit seinem Beitrag zum
Ausbau Halles zu einer Kongressstadt
überzeugt hätte und auf dem Lehmannsfelsen jene Stadtkrone realisiert worden
wäre, die er den Anrainern der Saale vorschlug? Die »Hängenden Gärten« waren
seine in viel Glas und Beton gefasste Interpretation eines solchen Vorhabens, eine
32 m hohe Stadthalle mit 1.900 Plätzen,
eine Konzerthalle, ein modernes Museum
sowie ein Restaurant und eine Sportanlage. Dann, so die Einschätzung vieler
Experten, wäre Halle heute eine »Pilgerstätte der Architektur der Klassischen
Moderne« und würde mit Weimar und
Dessau ein Triumvirat der Bauhausorte
bilden; selbstredend vorausgesetzt, die
»Gärten« hätten die politischen Umwälzungen und den Krieg überstanden.
»Hätte, wäre, könnte«: Das drängt sich
sicher auf bei der Ausstellung unter dem
auf den ersten Blick ein wenig irreführenden Titel »Eine Krone für die Stadt Halle.
Walter Gropius im Wettbewerb«, die bis
Mitte Oktober in der Moritzburg in Halle zu
sehen ist. Denn neben Gropius beteiligten
sich auch Hans Poelzig, Peter Behrens,
Emil Fahrenkamp, Paul Bonatz und Wilhelm
Kreis an einer Ausschreibung, bei der
Gropius’ Vorschlag keine Befürworter fand
und die weiteren Arbeiten ebenfalls nicht
zu überzeugen wussten. Die beginnende
Wirtschaftskrise bedeutete schließlich das
endgültige »Aus« für ein ambitioniertes
Vorhaben.
Der ausdrückliche Bezug auf Gropius im
Titel der Ausstellung, die Pläne und Ideen
von ihm wie seiner Gegenstreiter zeigt,
liegt nach Verlautbarung der Direktorin
der Stiftung Moritzburg daran, dass sein
radikaler Ansatz sich deutlich von den
Vorschlägen der Konkurrenz abhob. Überprüfen lässt sich das anhand der erhaltenen Zeichnungen und der Architekturmodelle, die von Studenten der Brandenburgischen Technischen Universität
Cottbus im Maßstab 1:500 (nach)gebaut
wurden. Da die Autorin eingestandenermaßen noch nicht vor Ort war, sollen
die vorstehenden Zeilen lediglich als
Veranstaltungshinweis dienen – oder
wenigstens zum Nachblättern unter
www.stiftung-moritzburg.de animieren.
E.P.
E. P.
[ Forum Baukultur
Letztlich also viel Lärm um nichts? Definitiv
nein! Denn der Streit offenbart exemplarisch das Akzeptanzproblem, welches
selbst architektonisch herausragende
Bauten der unmittelbaren Nachkriegszeit
haben. Zwar ließ sich der Abriss abwenden, von einer überzeugten Wertschätzung
der vielfältigen Qualitäten der Beethovenhalle über einen kleinen Kreis von Fachleuten hinaus kann aber leider (immer
noch) nicht die Rede sein, wie unlängst
eine Aussage des Bonner Stadtbaurats
Werner Wingelfeld (CDU) deutlich machte,
der die Beseitigung der Beethovenhalle
zugunsten eines Neubaus lediglich für
»politisch nicht durchsetzbar« hält.
Trotzdem stimmen aktuelle Entwicklungen
positiv, bewilligte die Stadt doch mittlerweile Gelder in Höhe von 2,80 Millionen
Euro für dringendste Instandsetzungen;
allein zu einer denkmalgerechten Generalsanierung, für die sich auch der Verein
ProBeethovenhalle stark engagiert, konnte
man sich bisher nicht durchringen. Und
sogar der Verein der Festspielhausfreunde
lenkte ein und bevorzugt jetzt einen alternativen Standort in den Bonner Rheinauen
für das neue Haus, dem ironischerweise
inzwischen mehr Gefahr droht als der
Beethovenhalle, da die durch den Bund
zugesagten Fördergelder für den Neubau
mit Ablauf des Jahres 2011 verfallen.
Durch eine originelle neue Werbekampagne unter dem Motto »Jetzt
Schätzchen« versucht der Verein seit
kurzem medienwirksam, die Stadt zu einer
schnellen Zusage zu drängen.
Bei aller Begeisterung für das als Leuchtturmprojekt beworbene Festspielhaus:
Aus kunsthistorischer Sicht könnte auch
die umfassende denkmalgerechte
Sanierung der Beethovenhalle für Bonn
ein solches sein – wie ein Blick auf
www.initiative-beethovenhalle.de
anschaulich zu beweisen vermag.
Aus Liebe zur Architektur
[7
Forum Baukultur
]
Weitere Preise (zu er)finden …
Hilfe beim HausHalten
Alte, bauhistorisch erhaltenswerte
Substanz gerade privater Eigentümer ist
besonders in den östlichen Bundesländern
häufig dem Verfall preisgegeben – und
damit oft auch ein Stück Stadtstruktur,
-geschichte und -identität gefährdet.
Obwohl es (noch) Programme und Fördermaßnahmen gibt, reichen die Mittel für
umfassend notwendige Sanierungen in der
Regel kaum aus, und die Anträge sind für
Laien nicht selten Herausforderungen, die
sie im schlimmsten Fall scheuen. Herrscht
in der Stadt durch Abwanderung zusätzlich
ein hoher Leerstand, also ein Überangebot
an Immobilien, und befinden sich die
Gebäude in eher unattraktiven Randlagen,
sind sie schwer bis gar nicht vermietbar
und »herrenlos« in größter Gefahr, Vandalismus anheimzufallen.
In Leipzig rief dies Ende 2004 einen Verein
mit dem vieldeutigen Namen HausHalten
e.V. auf den Plan. Die Initiative aus Stadtund Regionalplanern, Architekten, Bauingenieuren, Geographen und Kommunikationswissenschaftlern will in interdisziplinärer Zusammenarbeit solchen Konsequenzen entgegenwirken. Ihr selbsterklärtes Ziel ist es, »beide skizzierten Probleme,
Leerstand in unattraktiven Lagen und
kreative Raumsuchende, als Chance zu
betrachten und Eigentümer mit Nutzern
zusammenzuführen«, um die charakteristische gründerzeitliche Bebauung Leipzigs
als baukulturelles Erbe und Markenzeichen
der Stadt zu erhalten.
Dazu gehört es, hilfesuchenden Hausbesitzern Unterstützung bei ihrem Kampf durch
den Antragsdschungel zu geben, eigenständig Häuser aufzuspüren, die in Gefahr
sind, und potentiellen Mietern die Aufgabe,
»Hüter des Hauses« zu sein, attraktiv darzubieten. Letzteren winken günstigste
Mieten für ungeheuer große Flächen,
Besitzern und Mietern zudem Beratung
bei der Instandsetzung, die gelegentlich
auch schon einmal statt eines Mietzinses
vereinbart wird. Abstriche an der Wohnoder Büroqualität und Ausstattung müssen
dafür dann in Kauf genommen werden.
Mittlerweile haben sich Ableger unter
anderem in Görlitz, Dresden und Magdeburg gebildet, und sogar aus einigen westdeutschen Städten, die ähnliche Entwicklungen zu verzeichnen haben, liegen
Anfragen vor.
Das unkonventionelle Projekt hat vom
Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz eine der sieben 2011 verliehenen
Silbernen Halbkugeln zugesprochen
bekommen. Das war aber nicht die erste
renommierte Auszeichnung, denn bereits
2009 gehörte es zu den Preisträgern des
Wettbewerbs »stadt.bauen.stadt.leben«.
Wer mehr über HausHalten e.V. erfahren
möchte, gegebenenfalls Interesse an der
Gründung einer Dependance hat oder
eben einfach auf der Suche nach Erlebniswohnraum zu kleinen Preisen ist, findet
unter www.haushalten.org eine Fülle von
Anregungen.
E. P.
... wird wohl hoffentlich nicht das Resultat
dieser Bekanntmachung sein, mit der
auf die seit kurzem online abrufbare Preisdatenbank des Fördervereins der Bundesstiftung Baukultur hingewiesen werden
soll.
Bislang nur als Auflistung auf der Internetseite des Vereins einsehbar, vermittelt der
aufbereitete Datenpool nun neben einem
Überblick über das (leider) fast unüberschaubare Angebot an Auszeichnungen
für Architektur und (wenige) Ingenieurbauwerke im Schnellzugriff Angaben zu
Intention, Modalitäten und teilnahmeberechtigten Zielgruppen. Verzeichnet
sind zudem Auslober, Reichweite, Verleihungsintervall, Verfahren, Dotierung,
Juryzusammensetzung und natürlich das
Gründungsjahr. Gerade bei letztgenanntem
Kriterium fällt die an dieser Stelle schon
häufiger beklagte inflationäre Zunahme
an Ausschreibungen meist marketingtechnischer Ausrichtung auf. Und mit Erstaunen
stellt man fest, welch große Geister der
Architekturwelt oft für solche Preise ihren
Namen hergeben mussten.
Als Service finden sich Links zu den Auslobern, teilweise mit direkten Ansprechpartnern. Zunächst ein wenig irritierend
sind vor einzelnen Auflistungen markante
rote Kreuze. Anders als erwartet, symbolisieren sie jedoch nicht weggefallene
Auszeichnungen, sondern weisen den
Auslober als Mitglied des aktuellen
Konvents Baukultur aus. Und das sind
von derzeit 156 mit 53 immerhin fast
10 %.
Laut Förderverein ist jene Plattform »eine
Information über und eine Werbung für die
Baukulturpreise in ihrer ganzen Vielfalt –
bundesweit, landesweit und regional. In
der Vielfalt der regelmäßig vergebenen
Preise, Auszeichnungen und Ehrungen im
Bau- und Planungswesen sind die Breite
und der integrative Kern von Baukultur
abgebildet. Sie sind wichtige Verfahren
auf der Suche nach dem besseren Entwurf
und dem besten Ergebnis.« Da bleibt nur
zu hoffen, dass der letzte Satz als hehres
Ziel und nicht als Zustandsbeschreibung
aufgefasst wird. Das soll die Leistung,
die hinter dem Projekt steckt, und den
offensichtlichen Nutzen, den es bringt,
kaum schmälern. Da die Datenbank
noch nicht komplett ist, wird unter
www.preise-baukultur.de um (weitere)
Meldungen gebeten.
E.P.
8]
[Umrisse]
Schützt die Mauer!
Anlässlich des 50. Jahrestages des Mauerbaus wurde in den letzten Wochen in
unzähligen Reportagen in Presse und Fernsehen über dieses Deutschlands geographische, politische und gesellschaftliche
Landschaft bis heute verändernde Ereignis
berichtet. Man könnte meinen, damit sei
alles gesagt. Dass dem nicht so ist und
viele falsche Informationen verbreitet wurden und werden, stellen Johannes Cramer,
Leiter des Fachgebiets Baugeschichte und
Stadtbaugeschichte im Institut für Architektur der Technischen Universität Berlin,
und sein Mitarbeiter Tobias Rütenik in
ihrem Beitrag »Schützt die Mauerreste –
bevor die Investoren kommen!«, den sie
als Appell an die Politiker verstanden
wissen wollen, in der Hochschulzeitung
»TU intern« klar.
Darin heißt es: »Der 13. August 2011, der
50. Jahrestag der Teilung Berlins, sollte
Veranlassung sein, noch einmal und noch
gründlicher darüber nachzudenken, was
konkret von der Grenze rund um WestBerlin erhalten und dem Besucher erklärt
werden muss, um zukünftigen Generationen das Verständnis für dieses Phänomen
der Zeitgeschichte zu ermöglichen und zu
erhalten.« Und sie finden auch deutliche
Worte für den bisherigen Umgang mit
jenem Zeugnis aktuellster deutscher
Geschichte, weisen überflüssige Zerstörungen nach, kritisieren die Maßnahme
der »East Side Gallery« als ohne Restaurierungsanspruch und fordern, dass der
Schrecken der Grenze erlebbar bleiben
müsse. Gerade die außerhalb der innerstädtischen Grenze noch existenten Relikte, die sich nur deshalb noch zufällig erhalten hätten, weil die Investitionen bisher
nicht in sämtliche Winkel des Grenzstreifens vorgedrungen seien – was aber demnächst passieren werde –, bedürften des
sofortigen Schutzes, damit ein Verlust der
»sprechenden Sachzeugnisse« verhindert
werden könne.
[Umrisse]
Cramers Ausführungen liegen weitreichende Forschungen zugrunde, in denen
seine Mitarbeiter und er die Geschichte
des Mauerbaues akribisch nachverfolgt
und mittlerweile auf fast 450 Seiten in dem
Band »Die Baugeschichte der Berliner
Mauer« dokumentiert haben. Fünf zentrale
Positionen beschreibt er hier:
– Es gab nicht vier Generationen der
Mauer, sondern deren sechs.
– Wirkliche Systemsprünge (im Mauerbau) sind zur zweimal zu verzeichnen.
– Das Mauersystem kann man nur
verstehen, wenn man die Gesamtheit
der Grenzanlagen mit allen ihren perfiden Einzelheiten in den Blick nimmt.
– Es gab niemals die perfekte, nach
neuester Erkenntnis modernisierte
Grenze.
– Zum Grenzregime gehörte eine
umfangreiche Infrastruktur.
»Die Technische Universität Berlin hat mit
diesem Projekt für eine Neubewertung der
historischen Bedeutung der Mauer eine
Grundlage geschaffen. Jetzt ist es an der
Politik, die notwendigen Konsequenzen
zu ziehen«, so Johannes Cramer. Der vollständige Beitrag zum Tag des Mauerbaus
ist unter www.tu-berlin.de abrufbar, das
Buch kürzlich im Michael Imhoff Verlag
erschienen.
E. P.
[9
Unzählige Projekte
Es geschieht einfach zu viel in Frankfurt:
Wer versucht, einen umfassenden Überblick über das Baugeschehen in Frankfurt
am Main zu geben, wird scheitern – dafür
gibt es zu viele Projekte. Das Spektrum
reicht von kleineren Planungen bis hin zur
Konzeption ganzer Stadtviertel.
Allein in meiner Amtszeit als Planungsdezernent dieser Stadt seit dem Jahr 2000
bzw. seit Erscheinen von Ausgabe 1∙2001
der [Umrisse] mit dem Titel »Frankfurt –
Visionen einer europäischen Metropole
im 21. Jahrhundert« und dann von Heft
5/6∙2004 mit der Überschrift »Frankfurt –
Die Metropole heute« haben wir eine Vielzahl wichtiger Bauvorhaben angestoßen
und zum Großteil auch umgesetzt.
Doch eine kleine Auswahl an wichtigen
Projekten und städtebaulichen Entwicklungen möchte ich Ihnen schon an dieser
Stelle präsentieren: So haben wir beispielsweise mit der Fortschreibung des
Hochhausentwicklungsplans die Weiterentwicklung der Frankfurter Skyline auf
Jahre hinaus gesichert. Nach wie vor
werden in Frankfurt Hochhäuser gebaut –
die Rahmenbedingungen stimmen also.
Es geschieht einfach zu viel in Frankfurt …
Über zehn Jahre Stadtplanung und Stadtentwicklung
Quartiersplatz »Rosengärtchen« vor dem Haupteingang des Bethanienkrankenhauses
© Stadt Frankfurt am Main
10]
[Umrisse]
Neugestaltete Zeil mit Erlebnisgastronomie
© Stadt Frankfurt am Main
Hervorheben möchte ich lediglich das
Projekt der Europäischen Zentralbank.
Denn durch den Bau ihres neuen Hauptsitzes erhält Frankfurt nicht nur ein spektakuläres Aushängeschild, sondern der
Erhalt der historischen Großmarkthalle
wird durch ihn überhaupt erst ermöglicht.
Schöneres Frankfurt
Nennen möchte ich auch unser Programm
»Schöneres Frankfurt«, mit dem wir in den
letzten Jahren zahlreiche Straßen und
Plätze im gesamten Stadtgebiet aufgewertet haben. Das Programm hat sich in
den über zwölf Jahren seines Bestehens
zu einem wahren Erfolgsmodell entwickelt.
Damals wurde eine Zielrichtung vorgegeben, die noch heute Gültigkeit besitzt:
Öffentliche Räume sollen in ihrer Struktur
und ihrem Erscheinungsbild verbessert,
ihre Aufenthaltsqualität erhöht werden.
Dafür müssen adäquate Nutzungen und
Funktionen für diese öffentlichen Räume
zunächst definiert und in der Folge auch
verwirklicht werden. Durch wiederkehrende Gestaltungselemente wird dabei ein
einheitliches Erscheinungsbild angestrebt.
[Umrisse]
Blick über den Rathenauplatz in Richtung Goetheplatz
© Stadt Frankfurt am Main
Sämtliche Veränderungsprozesse erfolgen
unter möglichst weitgehender Beteiligung
der Anwohner und Nutzer. In den Genuss
dieses Programms kam in der Innenstadt
etwa die Zeil, die Platzfolge Roßmarkt,
Goetheplatz, Rathenauplatz oder die
Illumination des Stadtraums Main. Zum
»Schöneren Frankfurt« gehören aber ebenso viele kleinere Vorhaben in den Stadtteilen, wie das Rosengärtchen in Bornheim, der Platz Am Wendelsgarten in
Bonames oder der Dalbergplatz in Höchst.
Gerade der Stadtteil Höchst hat sich in
den vergangenen Jahren zu einem wahren
Arbeitsschwerpunkt des Planungsdezernats entwickelt: Dort wurde ein städtebaulicher Rahmenplan erstellt, ein Förderprogramm mit einem Gesamtvolumen von
21 Millionen Euro samt Modernisierungsberatung aufgelegt, das Mainufer neugestaltet und die Bruno-Asch-Anlage
saniert. Für die kommenden Jahre stehen
weitere wichtige Projekte an: etwa die
Planungen für eine Neugestaltung an der
Bolongarostraße, der Bushalteanlage
und des Bahnhofsvorplatzes. In weiteren
Stadtteilen sind wir ebenfalls mit Sonderprogrammen aktiv: etwa in Alt-Sachsenhausen, im Bahnhofsviertel oder in Fechenheim, dessen Stadtteilzentrum mit Hilfe des
Förderprogramms »Aktive Kernbereiche in
Hessen« in den nächsten Jahren in seiner
Versorgungsfunktion und Attraktivität
gestärkt werden wird.
Sanierte Bruno-Asch-Anlage
© Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main
Einbeziehung der Bürger
Durch den vermehrten Einsatz von sogenannten Planungswerkstätten werden
heutzutage die Bürger sehr viel stärker,
sehr viel früher und sehr viel effektiver in
unsere Planungen einbezogen, als es noch
vor wenigen Jahren üblich war. Denn
wir wollen die Bürgerschaft nicht erst mit
fertigen Plänen bekanntmachen, sondern
sie einladen, zu einem frühen Zeitpunkt
aktiv an der Erarbeitung mitzuwirken. Dass
dies Personal und Zeit erfordert und dass
sich daraus angesichts einer Sparzwängen
unterliegenden Planungsverwaltung Grenzen für offene Planungsverfahren ergeben,
liegt auf der Hand.
[11
Aufwertung der Innenstadt
Planungswerkstätten haben wir beispielsweise auch bei einem der größten und
wichtigsten Projekte der vergangenen
und der kommenden Jahre eingesetzt: bei
der Neubebauung des Dom-Römer-Areals.
Dort, im Herzen der Stadt, wo früher das
Technische Rathaus stand, wird ein Altstadtquartier mit einer Mischung aus
rekonstruierten Gebäuden und Neubauten
errichtet. Noch weit aufwendiger haben
wir die Einbeziehung der Bürgerschaft
beim Innenstadtkonzept betrieben. Ähnliches gilt für den Kulturcampus Frankfurt,
der auf dem bisherigen Universitätsareal
in Bockenheim entstehen wird.
Abendliche Illumination des Rossmarkts
© Stadt Frankfurt am Main
12]
So unübersichtlich die Fülle an Bauvorhaben auch sein mag, Planung in Frankfurt
folgt einem Leitgedanken: Als Stadt wollen
wir die Metropolfunktion des Zentrums
weiter ausbauen und zugleich das Heimatgefühl in den über 40 Stadtteilen fördern.
Wer von außen auf eine Stadt blickt, der
lässt sich vor allem vom Aussehen des
Zentrums beeindrucken. Anders formuliert:
Je größer die Distanz des Beobachters,
desto stärker wird das Image von der
Innenstadt geprägt. Das gilt für Städte
wie Paris oder Hamburg ebenso wie für
Frankfurt am Main.
Deshalb wollen wir den Kern unserer Stadt
stärken. Vor allem wollen wir die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessern und die Gebäudestruktur behutsam
umbauen. Weiterentwicklung und Aufwertung der Innenstadt sind Schwerpunkte
unserer Planungspolitik. In der nahen
Zukunft werden wir große Teile unserer
City umgestalten, um sie als lebendiges
Zentrum für Handel, Dienstleistung,
Wohnen, Kultur und Freizeit weiter voran
zu bringen. Dabei geht es vor allem um
neue und wiederhergestellte öffentliche
Räume, um die Nachverdichtung zum
Wohnen, um die Bewahrung und Inszenierung des baukulturellen Erbes und um den
Umbau von Plätzen, Straßen und Wegen.
Gleichberechtigt sichern wir zudem immer
die Lebensfähigkeit der Stadtteile.
Der Zuzug von Betrieben und Einwohnern
ist das Ergebnis stetiger Anstrengung zur
Stärkung der Standortattraktivität. Ich bin
überzeugt, dass wir die richtigen Weichenstellungen gesetzt haben, damit in Frankfurt die demographische Entwicklung
auch weiterhin anders verläuft als in den
meisten Teilen Deutschlands: Die Stadt
soll weiter wachsen und auch künftig
Menschen wie Unternehmen anziehen.
Sicherlich profitieren wir darüber hinaus
von unserer überdurchschnittlichen
Wirtschaftskraft, von der Funktion als
zentraler Verkehrsknotenpunkt und von
den hier ansässigen bedeutenden Unternehmen und Institutionen. Wir können
hervorragende Rahmenbedingungen für
Forschung und Lehre, exzellente Bildungschancen und nicht zuletzt ein exzellentes
Kultur- und Freizeitangebot vorweisen.
Und sicherlich haben wir mit unserer
Wohnungsbauförderung überdies den
Wohnstandort Frankfurt deutlich gestärkt.
Rekonstruiertes Thurn-und-Taxis-Palais im neuen PalaisQuartier
© Stadt Frankfurt am Main
[Umrisse]
Blick auf die verkehrsberuhigte Hauptwache
© Stadt Frankfurt am Main
Herausforderung Wohnungsbau
Eine der größten Herausforderungen in
der Stadtplanung der kommenden Jahre ist
zweifellos mit dem Wohnungsbau verbunden. Denn wir wollen Frankfurt als Wohnstandort noch weiter profilieren. Die Stadt
Frankfurt am Main unternimmt seit vielen
Jahren erhebliche Anstrengungen, um ein
ausreichendes Angebot für alle Bevölkerungsschichten zu schaffen, das gleichermaßen hochwertigen wie kostengünstigen
Wohnraum umfasst. Wir benötigen dabei
attraktive Angebote in allen Marktsegmenten: Wir brauchen also sowohl Plätze
in Studentenwohnheimen und Wohngemeinschaften als auch Singlewohnungen
in Wohnhochhäusern und Familienwohnungen. Wir brauchen generationenübergreifende und seniorengerechte Wohnformen gleichermaßen wie Reihen-,
Doppel- oder freistehende Einzelhäuser.
Wir brauchen einfache Wohnungen
ebenso wie attraktive Stadtvillen und
exklusive Eigentumswohnungen. Daher
sind wir dankbar für jede zusätzliche
Wohnung, die einen ausgewogenen Mix
überhaupt erst ermöglicht. Wir wollen im
Übrigen nicht nur den Umfang von Neubau
und Modernisierungen stabilisieren und
möglichst erweitern, sondern die Qualität
im Wohnungsbau insgesamt erhöhen.
[Umrisse]
Doch auch die Herausforderungen aus
der Entwicklung globaler Märkte, den
demographischen Veränderungen und
dem Klimawandel werden starke Auswirkungen auf das Wohnen in unserer Stadt
haben. Sie machen es unerlässlich, die
Wohnraumversorgung nachhaltig weiter
zu verbessern. Unsere Stadt wird in den
nächsten 20 Jahren keine Einwohner
verlieren, sondern höchstwahrscheinlich
gewinnen. Die Bürger beanspruchen,
wo immer möglich, mehr Wohnfläche für
kleiner werdende Haushalte. Dabei wird
die Vielfalt unterschiedlicher Lebensstile,
Herkünfte und kultureller Identitäten
größer, und die Notwendigkeit, die verschiedenen Gruppen in unsere Stadtgesellschaft einzubinden, wächst. Diese
Integrationsleistung muss in erster Linie
in den Wohnquartieren erfolgen, und sie
gelingt nur in intakten, lebenswerten
Wohnquartieren.
Frankfurt am Main ist in vielerlei Hinsicht
anders als viele deutsche Städte; Frankfurt
scheint sogar eine gewisse »Eigenlogik«
zu haben. Selbst in Zeiten einer Wirtschafts- und Finanzkrise erweist sich die
Wohnungsbautätigkeit in der Stadt als
erstaunlich robust. Der Wohnungsbau
wird immer mehr zum »Motor« des Stadtumbaus und löst in dieser Funktion den
Bürobau ab. Das wird gefördert von der
hohen Attraktivität der Stadt als Wohnund Arbeitsstandort – und basiert auf
einer vorausschauenden Wohnbaulandentwicklung.
Allerdings stoßen wir dabei an Grenzen:
Das Flächenangebot in Frankfurt ist endlich. Daher werden wir in Zukunft noch
stärker darauf angewiesen sein, Konversion und Nachverdichtung zu betreiben –
auch im Sinne einer nachhaltigen, umweltfreundlichen Stadtentwicklung, die Freiund Grünflächen schont. Wir müssen uns
künftig auf bereits bebaute, genutzte und
brachgefallene Flächen konzentrieren –
der Riedberg wird aller Wahrscheinlichkeit
nach das letzte große Neubaugebiet auf
der »grünen Wiese« sein. Außerdem
sollten alte, schlecht frequentierte oder
weitgehend leerstehende Gewerbegebiete
und Bürogebäude in weiteren Stadtquartieren als Wohnraum genutzt werden. In
der Bürostadt Niederrad versuchen wir
zum Beispiel, die Umwandlung von Büroraum in Wohnungen gezielt voranzutreiben. Und nicht nur in der Innenstadt
verfügen wir über umfangreiche Potentiale, für die kein neues Bauland in Anspruch genommen werden muss, die aber
eine Vielzahl weiterer Projekte ermöglichen. Konversion und Nachverdichtung
werden aktiv von der Stadt angestoßen,
um genügend Bauflächen für ein wachsendes Frankfurt zu erlangen – in erster Linie
für Wohnungen. Das haben wir mit der
Entwicklung des Europaviertels beispielhaft umgesetzt.
Auswahl zum Lesen
Wie gesagt: Es geschieht einfach zu viel
in Frankfurt am Main, um eine vollständige
Aufstellung lesenswert zu dokumentieren.
Daher präsentiert das vorliegende Heft
lediglich eine interessante Auswahl der
wichtigsten Projekte – eine gelungene,
wie ich denke. Dafür wünsche ich Ihnen
eine aufschlussreiche und kurzweilige
Lektüre!
Edwin Schwarz
Dezernent für Planen, Bauen,
Wohnen und Grundbesitz
der Stadt Frankfurt am Main
[13
Räumliche Perspektiven der Stadtentwicklung
Veränderungen, Konzepte und Projekte
Situation im Wandel
Die Stadt Frankfurt am Main stellt sich mit
über 600.000 Arbeitsplätzen als der überragende Schwerpunkt des Wirtschaftsraums der Metropolregion Frankfurt–
Rhein-Main dar. Der weit überwiegende
Teil der Arbeitsplätze ist dabei dem tertiären Sektor zuzurechnen. Entsprechend
waren die Expansion des Dienstleistungsgewerbes und die Investitionen in neue
Bürogebäude in langen Phasen nach dem
Krieg der maßgebliche »Motor« der Stadtentwicklung. Die Entwicklung von Büroflächen verlief oft so dynamisch, dass
zur planungsrechtlichen Vorbereitung
der Investitionen wenig Zeit verblieb und
infolgedessen eine aus heutiger Sicht notwendige Änderung oder Aufstellung von
Bebauungsplänen abgekürzt oder ausgelassen wurde. Wohnungsbauinvestitionen
mussten vom Magistrat den Büroinvestoren in manchen Fällen als Voraussetzung
für die Freigabe ihres Projektes und damit als »notwendiges Übel« abverlangt
werden.
Seit ca. 15 Jahren wandelt sich diese
Situation grundlegend: Die Stadt verfügt
seit geraumer Zeit über ein erhebliches
Potential an Standorten, an denen große
Bürovorhaben auf der Basis rechtsverbindlicher Bebauungspläne realisiert werden können. Der Hochhausentwicklungsplan 2000 wurde dennoch mit weiteren
Standorten auch für neue Bürohochhäuser
fortgeschrieben – allerdings ohne diese
Zielaussagen unmittelbar in neue Bebauungspläne zu überführen. Letzteres soll,
und das unterscheidet die Fortschreibung
in 2009 wesentlich von den Beschlüssen
zum Hochhausentwicklungsplan 2000,
grundsätzlich nur dann geschehen, wenn
sich ein konkretes Investitionsinteresse
zeigt. Das Engagement von Bauherren und
Projektentwicklern bei der Realisierung
neuer Bürogebäude ist im Vergleich zu
früheren Phasen der Stadtentwicklung
gebremst, weil deutlich über 2.000.000 m²
14]
Büronutzfläche leerstehen. Auch wenn der
Umfang des Büroleerstandes im Zeitablauf
erheblich schwankt und die Standorte der
ganz oder teilweise unvermieteten Bürogebäude wechseln: Viel spricht dafür,
dass es sich nicht um ein konjunkturelles,
sondern um ein strukturelles Phänomen
handelt, das in einer Größenordnung von
weit über 1.000.000 m² leerstehender
Büronutzflächen die Entwicklung Frankfurts über lange Jahre begleiten wird.
Während die Wertschätzung solcher
Investitionen also relativ nachlässt, wächst
diejenige von Wohnungsbauvorhaben.
Neue Stadtquartiere wie das Deutschherrnviertel, der Westhafen, das Quartier am
Theodor-Stern-Kai, das Südliche Ostend,
das Quartier Rebstock/Batelle, die »City
West«, der Stadtteil Am Riedberg, das
Lindenviertel, das Quartier »Edwards
Garden« oder »New Atterberry/New Betts«
resultierten aus Konversion und Nachverdichtung bereits bebauter Areale oder
aber aus Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen am Rande der Stadt –
und bewiesen, dass sie hohe Qualitäten
nicht nur für ihre Bewohner besitzen, sondern auch anderen Frankfurterinnen und
Frankfurtern Angebote zur Erhöhung der
Lebensqualität in der Stadt unterbreiten.
Die Stadt konnte so die Bindungskraft
bezüglich ihrer Bewohner festigen und
zugleich ihre Attraktivität für Zuzügler
erhöhen. Erheblich verstärkt wurden diese
Effekte durch steigende Transportkosten
und fortschreitende Veränderungen der
Haushaltsstrukturen – was die Wohnortwahl zugunsten einer »Stadt der kurzen
Wege« im Kern der Metropolregion
für viele Haushalte erstrebenswert
machte.
Im Ergebnis der diversen Einflussfaktoren
erfreute sich Frankfurt am Main in den
letzten Jahren einer relativ stabilen Wohnungsbauproduktion und einer rapide
steigenden Einwohnerzahl. Jüngere
Einwohnerprognosen des Bürgeramtes,
Statistik und Wahlen zeigen, dass die jetzt
erreichte Zahl von ca. 690.000 Einwohnern
nicht nur gehalten werden könnte, sondern
dass ein weiteres Wachstum bis auf eine
Zahl von ca. 724.000 Einwohnern im Jahre
2030 als möglich erscheint.
Bevölkerungsentwicklung in Frankfurt am Main seit 1960 und
Vorausberechnung der wohnberechtigten Bevölkerung bis 2030
© Bürgeramt Statistik und Wahlen/Stadt Frankfurt am Main
[Umrisse]
Wohnungsbau mit Potential
Werden mit einer solchen Entwicklung
die bekannten Wohnungsbaupotentiale
erschöpft und überschritten? Wird es notwendig, dass die Stadt sich vom Vorrang
der »Innenentwicklung«, der Konversion
und Nachverdichtung abwendet und sich
erneut dem städtebaulichen Wachstum
an ihren äußeren Rändern zuwendet? Oder
sollte die Stadt nicht ohnehin versuchen,
derartige Wachstumsprozesse abzuwehren und auf ihre Nachbargemeinden verweisen?
Aus Sicht des Stadtplanungsamtes ist die
Stadt gut beraten, sich positiv zu diesen, je
nach Interpretation, Entwicklungschancen
oder Entwicklungszwängen zu stellen.
Mit einer weiteren Stärkung der Wohnfunktion der Stadt
– könnte die Zahl der Einpendler reduziert und damit ein Beitrag zur Verminderung des motorisierten Individualverkehrs geleistet werden (nahezu
80 % der die Stadtgrenzen überschreitenden Einpendler nutzen den Pkw),
– würde eine ausgewogene Sozialstruktur gesichert und könnten »last, not
least« Einwohner an die Stadt »gebunden« werden, die sich für das Gemeinwesen und lokale Demokratie engagieren,
– würden die soziale Infrastruktur ebenso wird die privatwirtschaftlich betriebenen Versorgungseinrichtungen in
Stadtteilen mit schwindender Einwohnerzahl gestützt werden,
– würde die Basis der Einnahmen der
Stadt verbreitert werden und
– könnte mit Investitionen in den Wohnungsbau ein »Motor« des Stadtumbaus aufrechterhalten werden, der
vorhandene Defizite und »Unorte«
aufgreift und neue städtische Qualitäten schafft.
Folgt man/frau diesem Ziel und proklamiert
einen Paradigmenwechsel von der Bürozur Wohnstadt Frankfurt am Main, so ist
zunächst die zukünftige Nachfrage nach
Wohnungen und Wohnbauland zu quantifizieren und ihr dann das bekannte Angebot
an Wohnbauland gegenüberzustellen.
[Umrisse]
Wohnbaulandentwicklungsprogramm: Lage und Dimensionierung
von potentiellen Wohnbauflächen, Fortschreibungsstand 2009
© Stadtplanungsamt/Stadt Frankfurt am Main
Neben der Einwohnerentwicklung ist für
die Prognose des Bedarfs an Wohnbauland die Frage entscheidend, ob sich der
»säkulare Trend« der Zunahme der Wohnfläche pro Kopf auch in Zukunft fortsetzen
wird. Hier ist nicht der Ort, die Problematik
von Vorhersagen zu diskutieren oder alternative Methoden zu erörtern. Eine einfache
Modellrechnung soll dennoch vorgetragen
werden, um die Größenordnung der Aufgabe der Bereitstellung von Wohnbauland
zu verdeutlichen: Geht man/frau davon
aus, dass, wie oben erwähnt, die Stadt im
Jahre 2030 die 724.000 Einwohner besitzen
wird bzw. soll, und wird angenommen,
dass in dem vor uns liegenden Zeitraum
die Wohnfläche pro Kopf im gleichen Umfang wie in den vergangenen 20 Jahren
wachsen wird, so entsteht ein Bedarf an
Bauland für ca. 4.530.000 m² Wohnflächen.
Das sind ca. 57.000 Wohneinheiten mit
einer durchschnittlichen Größe von 100 m²
Geschoßfläche pro Wohneinheit.
Auch bei der Quantifizierung des Angebots
an verfügbaren Wohnbauflächen gibt es
Unsicherheit. Wir wissen, dass einige
Areale aus dem Wohnbaulandentwicklungsprogramm entlassen wurden, weil
sie als baureif eingeschätzt wurden. Deren
noch nicht in Anspruch genommenes
Potential ist mit ca. 5.000 Wohneinheiten
zu beziffern. Wie viele Wohnungen dar-
über hinaus in Geltungsbereichen älterer
Bebauungspläne oder im unbeplanten
Innenbereich realisierbar sind, kann derzeit nicht zuverlässig angegeben werden.
Sicher ist dagegen, dass im Rahmen des
Wohnbaulandentwicklungsprogramms
daran gearbeitet wird, Flächen mit einem
Potential für insgesamt 18.000 Wohneinheiten für eine Bebauung vorzubereiten.
Da Bebauungsplanverfahren prinzipiell
ergebnisoffen sind und da Konversion wie
Nachverdichtung oft schwierige Prozesse
der Baureifmachung von Grundstücken,
zum Beispiel mit Verlagerung von Betrieben, voraussetzen, ist aber keineswegs
sicher, dass im Ergebnis der Arbeiten
tatsächlich Grundstücke für die genannte
Zahl von 18.000 Wohneinheiten zur Verfügung stehen werden. Bei großen Projekten des Stadtumbaus muss nach unseren
Erfahrungen mit Entwicklungszeiten von
ca. 15 Jahren von der ersten Idee bis zur
überwiegenden Fertigstellung gerechnet
werden. Dies sind Zeiträume, in denen
rechtliche und tatsächliche Randbedingungen sich ändern, in denen Akzeptanz
und politische Unterstützung erodieren
können – und in denen entsprechend
Projektergebnisse erzielt werden, die von
ursprünglichen Zielen und Erwartungen
erheblich abweichen können.
[15
Stadtentwicklungsinitiative 2030: Projektkarte
© Stadtplanungsamt/Stadt Frankfurt am Main
Strategien und Beispiele
Konsequenz aus den vorgetragenen Prognosen und Abschätzungen unter Berücksichtigung der doppelten Unsicherheit
bezüglich der zukünftigen Nachfrage
nach Wohnungen sowie des verfügbaren
Wohnbaulandes sollte nach Auffassung
des Stadtplanungsamtes sein, eher mehr
als weniger Wohnbaulandentwicklung zu
betreiben. Dies unter der Voraussetzung,
dass sich genügend Projekte definieren
lassen, bei denen städtische Qualität
entwickelt und nachhaltig gesichert
werden kann – unter Berücksichtigung
ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte.
Dabei gibt es drei strategische Gesichtspunkte, die sich bei einzelnen Projekten
oft miteinander verknüpfen:
– Neue Wohnquartiere können an
vorhandene Stadtquartiere mit hoher
Wertschätzung »andocken« und deren
Qualitäten weiterbauen.
– Neue Wohnprojekte können städtebauliche Defizite aufgreifen und
»Unorte« zu qualitätvollen Quartieren
wandeln.
– Und stadtwirtschaftliche Vorteile
können erreicht werden, indem eine
erneuerungsbedürftige soziale, kulturelle oder verkehrliche Infrastruktur
durch einfachere und nachhaltigere
Lösungen ersetzt wird.
Luftbild des stadträumlichen Verflechtungsbereiches Bornheim-Seckbach
© Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main
16]
Unter diesen Aspekten erarbeitete das
Stadtplanungsamt unter dem Titel »Stadtentwicklungsinitiative 2030« eine erste
Idee für die räumliche Weiterentwicklung
der Stadt. Dies einerseits im Sinne einer
Fortschreibung des Wohnbaulandentwicklungsprogramms, andererseits aber auch
zur Weiterentwicklung des vorhandenen
Angebots an insbesondere öffentlichen
Grünanlagen. Das Ergebnis zeigt die
folgende Abbildung, wobei hier die im
Rahmen des Wohnbaulandentwicklungsprogramms bereits in Realisierung befindlichen Flächen mit neuen Ideen zusammengeführt wurden.
Die dargestellten Vorschläge sind keine
ausgereiften Planungskonzepte. Sie bedürfen der kritischen Überprüfung vor allem
im Gespräch mit der von ihnen betroffenen
Bürgerschaft, sie bedürfen der Konkretisierung und der Überprüfung im Hinblick
auf technische und finanzielle Machbarkeit. Zwei hinsichtlich ihrer Größe und
Komplexität herausragende Vorschläge
sollen nun beispielhaft erläutert werden.
Das Luftbild zeigt die Bundesautobahn
A 661, die aufgrund ihrer innenstadtnahen
Lage potentielle »Grünverbindungen« zwischen Huthpark, Hauptfriedhof, Wasserpark, Bornheimer Friedhof und Günthersburgpark ausschließt und die zudem
benachbarte Wohnquartiere mit Lärmemissionen belastet. Mit einer »Deckelung«
Entwicklungskonzept Bornheim-Seckbach; Planer: Albert Speer & Partner
© Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main
[Umrisse]
Ein zweiter Vorschlag betrifft den Stadtteil
Ginnheim. Das Luftbild zeigt seine Belastung durch den raumgreifenden Miquelknoten, eine weit in die Innenstadt hineinreichende Autobahn sowie die in Hochlage
geführte Schnellstraße Rosa-LuxemburgStraße:
Luftbildkarte: Bereich Rosa-Luxemburg-Straße und Miquelknoten
© Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main
der im Geländeeinschnitt verlaufenden
Autobahn könnte nicht nur mehr Ruhe in
den Randbereichen, sondern zugleich ein
Landschaftsraum mit »grünen Verbindungen« zwischen den vorgenannten Grünanlagen gewonnen werden, der für die
Gesamtstadt von außerordentlicher
Bedeutung wäre. Und wie ein erster
städtebaulicher Entwurf des Büros Albert
Speer & Partner zeigt, lassen sich überdies Flächen für qualitätvollen Wohnungsbau nutzen. Derzeit erfolgen vorbereitende
Untersuchungen, um zu klären, ob das
finanziell aufwendige Projekt als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme zu realisieren wäre. Im positiven Falle ließen sich
die planungsbedingten Wertsteigerungen
der Grundstücke dann auch zur Mitfinanzierung der Einhausung der Autobahn
mobilisieren.
[Umrisse]
mer ist, als das »Grüne Y« Verknüpfungen
zum Sinaipark und zum Volkspark Niddatal
herstellt. Die Rosa-Luxemburg-Straße
wäre auf normalem Geländeniveau neu
zu bauen, was Radwege, Bäume und
Gehwege sowie eine überzeugende
städtebauliche Integration erlaubt. Und
Städtebauliches Konzept: Umbau von Rosa-Luxemburg-Straße
und Miquelknoten; Planer: Albert Speer & Partner
© Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main
Mit dem ebenfalls von Albert Speer &
Partner angefertigten städtebaulichen
Konzept lassen sich Vorteile für unterschiedliche Anliegen erreichen: Der dringend benötigte Lückenschluss der Stadtbahn zwischen Ginnheim und Bockenheimer Warte kann überwiegend oberirdisch, integriert in der Mitte einer Hauptverkehrsstraße, umgesetzt werden. Der
Rückbau des Miquelknotens zu einem
Kreisverkehr mit Hochstraße spart Flächen
zugunsten einer Grünverbindung, signalisiert dem Autofahrer auf der Autobahn
den Beginn der Stadt – und ermöglicht
viele Verkehrsbemühungen selbstverständlicher als bisher. Zwischen Grüneburgpark und »Grünem Y«, den Grünanlagen im Bereich Platen- und Raimundstraße, wird eine großzügigere Grünverbindung realisierbar, die umso bedeutsa-
wenn Ersatzstandorte für mehrere Sportplätze gefunden werden können, lassen
sich erhebliche Potentiale für weiteren
Wohnungsbau gewinnen, die von den
neuen Grünverbindungen und der neuen
Stadtbahnerschließung Nutzen ziehen.
Ob diese Vorteile die mit dem Vorschlag
verbundenen Eingriffe und Kosten rechtfertigen, wird die künftige Erörterung zeigen – die Prüfungen und Diskussionen sind
weniger weit vorangeschritten als bei dem
anderen Planungsvorschlag!
Dieter von Lüpke
Leiter des Stadtplanungsamtes
der Stadt Frankfurt am Main
[17
Frankfurt für alle
Handlungsperspektiven für die internationale Bürgerstadt
Situation und Potential
Frankfurt am Main ist eine erfolgreiche und
prosperierende Stadt. In den vergangenen
Dekaden wurden hier viele intelligente
Programme zur Stadtentwicklung erarbeitet und beeindruckende Projekte realisiert.
Frankfurt ist dadurch schöner, bedeutender
und lebenswerter geworden. Dennoch halten sich sowohl innerhalb wie außerhalb
der Stadt hartnäckig die eindimensionalen
Bilder der rauen Wirtschaftsmetropole,
des kühlen Finanzplatzes oder der langweiligen Provinzstadt mit belächelten
Ambitionen zur »Global City«. In Zeiten
wachsender nationaler wie internationaler
Konkurrenz der Städte um die fähigsten
Fachleute und prosperierende Firmen darf
dieses Image nicht hingenommen werden.
Das erscheint auch gar nicht als notwendig. Bei genauer Betrachtung zeigt Frankfurt nämlich eine ganze Reihe außergewöhnlicher Ressourcen und Begabungen:
die große und lebendige Tradition als
Bürgerstadt, einen aktiven und erfolgreichen Mittelstand, über 180 verschiedene
Nationalitäten in friedlicher Nachbarschaft, exzellente Wissenschafts-, Kulturund Museumseinrichtungen, überraschend
intensiven Naturbezug, ressourcenschonende Bau- und Siedlungskonzepte,
18]
Frankfurt am Main: Green Global City
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
Zielhorizont und Basis
vergleichsweise gute Umweltbedingungen
und einiges mehr an unvermuteten, oft
versteckten Werten. Dieser Schatz ist zu
heben. Die in der Stadt angelegten Fähigkeiten können weiterentwickelt werden,
und Frankfurt kann neue, zeitgemäße
Fertigkeiten erlernen.
Zu Beginn ihrer dritten Amtszeit entwickelte Oberbürgermeisterin Petra Roth
die Vorstellung, Frankfurt mit Hilfe einer
langfristig angelegten Leitlinie für die strategische Stadtentwicklung im globalen
Wettbewerb der Metropolen auch zukünftig erfolgreich zu positionieren. Der Zielhorizont sollte das Jahr 2030 sein. Nach
über 40 Jahren strategischer Politikberatung in und für Frankfurt war es uns und
unserem Büro ein Herzensanliegen, eine
[Umrisse]
solch faszinierende und ausgesprochen
vielschichtige Aufgabe aufzugreifen. Das
finanzielle Engagement einer Reihe Frankfurter Unternehmen und zweier Kammern,
die sich in bester bürgerlicher Tradition
für die Entwicklung ihrer Stadt einsetzten,
ermöglichte diese Arbeit, auch ohne den
städtischen Haushalt zu belasten. Den
Finanziers (DIC AG & Co. KGaA, IFK GmbH,
Handwerkskammer Rhein Main, IHK Frankfurt am Main, Steubing AG, UBS Deutschland AG) kommt dabei eine mehrfache
Bedeutung zu: Durch ihren offenkundigen
Bürgersinn ließ sich das Vorhaben reali-
sieren, und gleichzeitig standen sie als
wichtige und geistreiche Gesprächspartner zur Verfügung. Die Legitimation der
Bearbeitung einer öffentlichen Aufgabe
in privater Finanzierung aber führten sie
erst durch den Verzicht auf die Vertretung
ihrer Partikularinteressen und auf jedweden Lobbyismus herbei. So konnte eine
unabhängige Denkschrift für Frankfurt in
Frankfurt entstehen, die sich als Politikberatung begreift, also der Stadtregierung
eine Strategie, Ideen und Projekte zur
Diskussion vorlegt und deren Umsetzung
anempfiehlt.
Themen und Projekte
Leitprojekt: Neues Wohnen in Frankfurt
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
Leitprojekt: Korridore zum Grüngürtel
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
[Umrisse]
Ziel der Studie mit Perspektive 2030 war
es also, Frankfurt im nationalen und internationalen Wettbewerb der Städte zu
profilieren und sie attraktiv für die weltweit
mobilen Wissenseliten und die mit ihnen
verbundenen Unternehmen zu machen.
Dafür formuliert die Zukunftsstudie Empfehlungen zur Weiterentwicklung Frankfurts in fünf Themengebieten:
– Lebensqualität,
– Wirtschaftskraft,
– Bildung, Wissenschaft,
Verantwortung, Mitwirkung,
– Umwelteffizienz und
– Zukunftsregion.
Aufbauend auf den vorhandenen, oft
aber nicht offenkundigen Begabungen und
den analytisch antizipierten Zukunftsbedarfen der Stadt wurde eine Matrix von
120 Projektvorschlägen und 40 konkreten
Leitprojekten entworfen. Bereits während
der Bearbeitungszeit konnte die Realisierung einiger Leitprojekte angestoßen
werden: Als Erstes wird beispielsweise die
Heinrich-Lübke-Siedlung mit ca. 600 Wohneinheiten derzeit umfassend überarbeitet
und soll schon bis 2013 zu einem Modell
für nachhaltige Sanierung nicht mehr zeitgemäßer Großsiedlungen werden.
[19
Anspruch und Realisierung
Die Erarbeitung der Denkschrift begann
bei der Erkenntnis, dass der zukünftige
Erfolg Frankfurts von der Attraktivität der
Stadt für die kreativen Eliten der Wissensgesellschaft abhängen wird. Eine genaue
Betrachtung der Wirkmechanismen mündete aber sehr bald in der Schlussfolgerung, dass die Konzentration auf hochqualifizierte Wissensarbeiter allein nicht
zum gewünschten Resultat einer prosperierenden und lebenswerten Stadtgesellschaft führen würde. Nur ein stabiles
Gemeinwesen mit ausgeglichenen, fairen
sozialen Strukturen, mit engagierten und
leistungsbereiten Bürgern und gut integrierten Zuwanderern unterschiedlicher
Herkunft, mit Bildungs- und Lebenschancen für alle kann das Fundament für
den erwünschten Stadtorganismus darstellen. Der Arbeitstitel »Frankfurt für alle«
wurde entworfen und steht für diesen
erweiterten Handlungsansatz.
Graphik: Logo der Denkschrift
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
20]
Mitunter als umfassendes Stadtentwicklungskonzept fehlinterpretiert, sah sich die
Studie trotz jener Prämisse der Kritik ausgesetzt, die sozialen Aspekte des städtischen Lebens und damit die spezifischen
Bedürfnisse eines Teils der Bevölkerung
weitgehend auszuklammern. Dem ist entgegenzuhalten, dass die Arbeit im Licht
ihrer vorgegebenen Aufgabenstellung,
der Sicherung und Förderung städtischer
Prosperität, bewertet werden muss. Dies
soll aber keineswegs negieren, dass auch
den Bedürfnissen gesellschaftlicher Randgruppen und sozial Benachteiligter im
Rahmen einer umsichtigen Stadtentwicklung über das vorgeschlagene Maß hinaus
Rechnung getragen werden muss.
Schon der gewählte Anspruch der Studie
weist deutlich über die üblichen Kompetenzen der Stadtplanung hinaus. Deshalb
war es ein Glücksfall, dass wir als Experten für die Fokusthemen Bildung, Wissenschaft, Verantwortung und Mitwirkung
Prof. Dr. Klaus Ring (Kapitel Wissenschaft)
von der Polytechnischen Gesellschaft und
Dr. Roland Kaehlbrandt (Kapitel Bildung,
Verantwortung und Mitwirkung) von der
Stiftung Polytechnische Gesellschaft als
Coautoren zu gewinnen vermochten.
Unmittelbar im Anschluss der Bearbeitung
konnten, darauf aufbauend, durch die Stiftung Polytechnische Gesellschaft einige
der formulierten Projektvorschläge direkt
aufgegriffen und realisiert werden.
So baut »Frankfurt für alle« nicht zuletzt
auf die Anziehungskraft und das Identifikationsangebot, die aus der langen Tradition
bürgerschaftlichen Engagements in Frankfurt erwachsen und die Bestandteile des
unverwechselbar »Frankfurterischen«
sind. Einen weiteren wesentlichen Anteil
an den Inhalten des Gutachtens hatten die
etwa 130 Experten und relevanten Akteure
aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, mit denen oft lange
und hochinteressante Einzelgespräche
geführt wurden. Mit einem überschaubaren Aufwand konnten deren wissenschaftliche Expertise, politische Erfahrung und
wirtschaftliche Kompetenz eingebunden
werden: Nur mit Hilfe dieses kollektiven
Sachverstandes ließ sich eine Vielzahl von
Strategien und Projekten lokalisieren, die
realistische Chancen auf eine baldige
Verwirklichung haben. Wir als die Autoren
der Studie erheben deshalb auch nicht den
Anspruch, alleinige Urheber aller Ideen
und Vorschläge zu sein. Oft bedurfte es
lediglich des Sammelns und des Herauspräparierens sowie der Herstellung von
Zusammenhängen zwischen den einzelnen
Mosaiksteinen, die am Ende die Denkschrift ausmachen. Ebenso wurden Ideen
erst im Dialog zwischen uns und den
Befragten geboren, bereits lose vorhandene Gedankenstränge zudem gemeinsam
verknüpft.
[Umrisse]
Übergabe der Studie:
Prof. Albert Speer und
Oberbürgermeisterin Dr. Petra Roth
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
Resultat und Resonanz
Nach Vorlage der Studie (Bearbeitung:
Februar 2008 bis Februar 2009) konnten
sich deshalb viele der relevanten gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Akteure Frankfurts in den Projektvorschlägen wiederfinden, fühlten sich in
ihrer Anschauung bestärkt und brachten
Prozesse in Bewegung. Kritiker bemängelten allerdings, dass die Denkschrift lediglich eine Zusammenstellung vorhandener
Ansätze sei. Auch die Urheberschaft
einzelner Anregungen wurde reklamiert.
Beides stört uns als die Autoren überhaupt
nicht. Wir begrüßen die Umsetzung jeder
der vorgeschlagenen Ideen und betrachten das Werk als »open source«, als eine
Quelle, an der sich alle Gutwilligen nach
Belieben bedienen können und sollen.
Die Urheberschaft einer Idee sollte dabei
zweitrangig sein, und die Experteninterviews hatten ja gerade den Sinn, Anstöße
relevanter Akteure zu sammeln.
Mindestens ebenso wichtig wie die Verwirklichung konkreter Projekte ist es, dass
die Studie zumindest dazu beitragen konnte, das Selbstbild Frankfurts sowie das
spezifische Zielsystem seiner Kommunalpolitiker und Entscheider zu verändern.
[Umrisse]
Die Stadt ist sich ihrer hohen Lebensqualität bewusster geworden, und es hat
den Anschein, als trüge sie diese Überzeugung nun selbstbewusster nach außen. Sie
versteht sich als Finanz- und Wirtschaftsplatz, aber gleichzeitig auch als Ort von
Wissenschaft und anwendungsorientierter
Forschung. Sie bewirbt sich selbstbewusst
um den Titel der »European Green Capital«
und ist Motor verstärkter regionaler Aktivitäten. »Frankfurt für alle« hat diesen Entwicklungen den Weg geebnet.
Der von den Autoren gewünschte, öffentliche Diskurs der Vorschläge mit den Bürgern ist leider kaum erfolgt. Lediglich das
Integrationsdezernat hat den Ball aufgenommen und mit Geschick gespielt. Die
nicht ausreichend fundierte Vorbereitung
eines Folgeprozesses und dessen Verankerung im politischen Raum ist sicher eine
berechtigte Kritik, die wir selber am nachdrücklichsten an uns üben. Dennoch fanden die Empfehlungen vielfältigen Eingang
in die öffentliche Diskussion, in die Printmedien und vor allem in die Kommunalpolitik. Liest man den Koalitionsvertrag
zwischen CDU und Die Grünen vom Mai
2011 mit entsprechendem Blick, so las-
sen sich erfreulicherweise reihenweise
Elemente und Ideen der Denkschrift
entdecken: Lebensqualität als eines
der zentralen Politikziele, die erwähnte
Bewerbung als Europas grüne Hauptstadt,
Tempo 30 auf Grundnetzstraßen, Fahrradexpresswege und -infrastruktur, umfassend nachhaltige Modellstadtteile in Neubau und Bestand, ein Haus der Region
und eines als Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit, der erste Schritt eines detaillierten Wohnbaulandkonzeptes, Frankfurt/
Rhein-Main als Leitregion für Nachhaltigkeit, interkommunale Gewerbegebiete und
einiges mehr.
Gemeinsam mit unseren Coautoren sind
wir überzeugt, mit »Frankfurt für alle«
nützliche und zielführende Anregungen
für die Positionierung und Entwicklung
Frankfurts in den Netzwerken der RheinMain-Region, Deutschlands und der Welt
zu offerieren. Unsere Empfehlungen und
Ideen sollen aber auch die Herzen der
Frankfurter Bürger, seiner Wirtschaftsunternehmen und Gäste ansprechen.
Dr. Michael Denkel
Mitglied der Geschäftsleitung
AS&P Albert Speer & Partner GmbH,
Frankfurt am Main
[21
Innenstadtkonzept für Frankfurt am Main
Leitlinien und Maßnahmenschwerpunkte
Ausgangslage und Ziel
Frankfurt am Main ist eine internationale
Metropole im »Taschenformat«. Dies spiegelt sich in der Kompaktheit ihrer Innenstadt wider, die bei geringer Flächenausbreitung eine hohe Erlebnisdichte bietet.
Sie ist eine Stadt der kurzen Wege und
der Kontraste. Zum einen finden sich hier
die Spuren einer europäischen Stadt
mit besonderer historischer Bedeutung
und einem reichen kulturellen Erbe. Zum
anderen zeichnet sie sich durch hohe
Entwicklungsdynamik und Internationalität aus.
In diesem interessanten Spannungsfeld
steht die Innenstadt: als moderne, aktive
Stadt mit tiefen historischen Wurzeln, als
»Global Player« mit lokaler Identität. Das
größte Defizit der Frankfurter Innenstadt
liegt auf der anderen Seite in der hohen
Verkehrsbelastung und der Dominanz des
motorisierten Individualverkehrs im öffentlichen Raum. Durch die Barrierewirkung
der Hauptverkehrsachsen Berliner Straße,
Mainkai und Kurt-Schumacher-Straße
zerfällt sie in Teilbereiche und wird nicht
als Einheit wahrgenommen. Die östliche
Innenstadt ist vom attraktiveren und
belebteren westlichen Teil abgetrennt.
Durch die schlechte fußläufige Vernetzung
fehlen wichtige Verbindungswege in NordSüd-Richtung zwischen Mainufer, Zeil und
Wallanlagen.
In einem offenen Planungsprozess im Jahr
2010 unter Moderation des Büros Stein und
Schulz wurden Frankfurter Bürgerinnen
und Bürger zu ihren Wünschen und Zielen
für den Innenstadtkern, begrenzt durch
Wallanlagen und Mainufer, befragt. Das
Architektur- und Stadtplanungsbüro raumwerk nahm diese Anregungen auf und
entwickelte in Zusammenarbeit mit dem
Stadtplanungsamt ein übergeordnetes
Konzept, welches die Basis für die aktuelle
Fortschreibung bildet. Aufbauend auf einer
differenzierten Analyse der bestehenden
Potentiale und Defizite, benennt das Innenstadtkonzept wichtige Handlungsleitlinien
und Maßnahmenschwerpunkte, die als
Entscheidungsgrundlage für zukünftige
Aktivitäten im Bereich der Innenstadt dienen sollen. Sie werden zum Teil in Bebauungsplänen verankert, steuern die Verteilung städtischer Investitionen oder stellen
Angebote an private Eigentümer dar.
Acht Handlungsleitlinien
Identitäten der Quartiere
© raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH
22]
Zur leichteren Orientierung und Hierarchisierung der Handlungsfelder erfolgt eine
Fokussierung des Innenstadtkonzepts in
folgende acht Leitlinien:
– Identitäten und Qualitäten der
Quartiere herausstellen,
– Vernetzung der Innenstadt
vorantreiben,
– Stadtgestalt ausbauen und stärken,
– Freiraum ausbauen und stärken,
– Wohnen in der Innenstadt stärken,
– Einzelhandel und Gastronomie in der
Innenstadt fördern,
– Arbeitsort Innenstadt entwickeln,
– Kulturangebot herausstellen.
Identitäten und
Qualitäten der Quartiere herausstellen:
Eine besondere Qualität der Innenstadt
ist ihre bunte Mischung. Diese eigenständigen Identitäten, basierend auf der
individuellen Entwicklungsgeschichte der
Quartiere, gilt es zu stärken. Vorhandene
Profilierungen sollen erkannt und ausgebaut werden.
[Umrisse]
Vernetzung der Innenstadt vorantreiben:
Für eine attraktive und lebendige Innenstadt ist gute Erreichbarkeit entscheidend.
Ein breites Angebot und bequemes Wechseln zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln sind hierfür Voraussetzung. Fußgänger sind dabei die wichtigsten Verkehrsteilnehmer, da sie mehr als alle
anderen zufällige Begegnungen im öffentlichen Raum ermöglichen und so zur Urbanität der Innenstadt beitragen. Der Ausbau
eines attraktiven und flächendeckenden
Wegenetzes in der Frankfurter Innenstadt
ist ein Kernziel des Innenstadtkonzeptes.
Durch die bedarfsgerechte Optimierung
von Verkehrsflächen und die stärkere
Berücksichtigung konkurrierender Nutzungsansprüche können neue großzügige
öffentliche Räume mit Aufenthaltsqualität
geschaffen werden. Die Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer im »Shared
Space« erlaubt die verkehrliche und
gestalterische Beruhigung von innerstädtischen Erschließungsstraßen. Durch Rückbau und Reduzierung der Fahrbahnbreiten
der Hauptverkehrsachsen Mainkai und
Berliner Straße soll die jetzige Barrierewirkung überwunden werden.
Fußgängerverkehr
Motorisierter
Individualverkehr
Fahrradverkehr
Öffentlicher
Personennahverkehr
Vernetzung der Innenstadt
© raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH
[Umrisse]
[23
Gestaltungsplan: Bebauung
© raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH
Stadtgestalt ausbauen und stärken:
Die Gestalt der Innenstadt ist durch den
Kontrast geprägt: Neben wichtigen historischen Gebäuden bestimmen qualitativ
hochwertige Bebauungen der 1950er und
60er Jahre vor allem im Bereich der Alt-
Gestaltungsplan: Freiflächen
© raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH
24]
stadt sowie Hochhäuser aus unterschiedlichen »Hochhausgenerationen« das Bild
von Frankfurt. Ziel des Konzeptes ist es
zum einen, dieses Bild im Sinne einer
Stadtreparatur zu beruhigen und Fehlstellen zu beheben, auf der anderen Seite
aber auch, Frankfurts typische spannungsreiche Kontraste zu erhalten und zu stärken. Im Sinne einer kritischen Rekonstruktion der historischen Stadtgestalt wird
daher gefordert, die innenstadttypische
Blockstruktur zu festigen und »Fehlstellen«
durch Nachverdichtungen in Form von
Blockrandschließungen, Aufstockungen
und Neuordnungen vorhandener Baufelder
zu beseitigen. Niveauvolle Ensembles der
1950er und 1960er Jahre sollen als besonderes Erbe Frankfurts in ihrer stadtbildprägenden Gestalt gesichert sowie historische Stadträume teilweise wiederhergestellt, wichtige historische Gebäude
und Spuren, wie der Verlauf ehemaliger
Befestigungsmauern, für Besucher der
Innenstadt erlebbar gemacht werden.
Freiraum ausbauen und stärken:
Ziel sind die sukzessive Aufwertung aller
wichtigen öffentlichen Platzräume in
der Innenstadt mit einer entsprechend
ihrer Lage und Funktion differenzierten
Gestaltung, der Ausbau der Wallanlagen
zum zusammenhängenden offenen Landschaftspark sowie die verstärkte räumliche
Verknüpfung von Plätzen und öffentlichen
Grünflächen. Insgesamt wird eine stärkere
Begrünung der Innenstadt zur Verbesserung des Stadtklimas verfolgt.
[Umrisse]
Nutzungsvielfalt in der Innenstadt:
Der besondere Reiz der Innenstadt liegt
in den vielfältigen Angeboten für unterschiedliche Nutzergruppen und den damit
verbundenen Erlebnismöglichkeiten. Im
Sinne des Leitbildes der »Europäischen
Stadt« sind diese Nutzungsvielfalt und
Durchmischung weiter voranzutreiben.
Bei Neustrukturierungen soll ein ausgewogenes Verhältnis aus Büronutzungen,
Einzelhandel, Gastronomie und Wohnen
realisiert werden.
Ein vorrangiges Ziel ist es, die Innenstadt
als Wohnstandort aufzuwerten, für unterschiedliche Bevölkerungsschichten wieder
attraktiv zu machen und ein vielfältiges
Wohnungsangebot zu schaffen, das
Voraussetzung für eine sozial ausgeglichene Bevölkerungsstruktur ist. Die Frankfurter Einkaufszone wird bisher als lineare
Einkaufsmeile in West-Ost-Richtung erlebt.
Nutzungsplan: Einzelhandel
© raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH
Nutzungsplan: Kultur
© raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH
Ein weiteres Ziel ist es daher, diese zu
einem flächigen Netzsystem mit attraktiven
Rundwegen und Anbindung an Main und
Wallanlagen auszubauen. Die Innenstadt
Frankfurts verfügt über ein hervorragendes Kulturangebot, welches durch das
in fußläufiger Nachbarschaft liegende
Museumsufer ergänzt wird. Die Stadtgeschichte soll nun im öffentlichen Raum
stärker erlebbar werden. Hierfür müssen
noch vorhandene Zeitzeugnisse herausgestellt und besser in den städtischen
Raum eingebunden werden.
Nutzungsplan: Wohnen
© raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH
[Umrisse]
Sonja Moers
Architektin und Stadtplanerin
Geschäftsführerin
raumwerk
Gesellschaft für Architektur
und Stadtplanung mbH,
Frankfurt am Main
[25
Geschoßwohnungsbau im Passivhausstandard
Zwei Beispiele: Hansaallee und Idsteiner Straße
Architektur und Passivhaus
»Die Funktionsweise des Passivhauses
gleicht im Grunde der
einer Thermoskanne.«
Passivhaus: Begriffsdefinition
Die Funktionsweise des Passivhauses
erklärt sich recht einfach, sie gleicht im
Grunde der einer Thermoskanne: Die
Thermoskanne lässt die Hitze durch ihre
gedämmte Hülle nicht entweichen. Die
thermographische Aufnahme zeigt das
sehr deutlich im Vergleich zu einer normalen Kaffeekanne. In der Umsetzung auf
die Architektur bedeutet dies, dass der
Wärmeverlust der Außenhülle minimiert
werden muss.
Die thermische Behaglichkeit im Gebäude
(ISO 7730) wird allein durch Nachheizen
oder -kühlen des Frischluftvolumenstroms,
der für ausreichende Luftqualität (DIN 1946)
erforderlich ist, gewährleistet – ohne dazu
zusätzlich Umluft zu verwenden. Durch
dieses einfache Prinzip lässt sich der
Heizenergiebedarf des Passivhauses auf
15 kWh/m2a reduzieren. Ein unsanierter
Wohnungsbau aus den 1960er oder 70er
Jahren verbraucht dagegen 300 kWh/m2a,
der Durchschnittswert für Wohnhäuser in
Deutschland beträgt 160 kWh/m2a.
Wenn man sich die Entwicklung der
Energiepreise zum Beispiel von Heizöl
(1999: 26,52/100 l; 2007: 58,63/100 l) anschaut, so beantwortet sich die Frage
nach der Sinnhaftigkeit des Passivhauses
von selbst.
26]
Den bisher in Deutschland realisierten
Passivhäusern haftet immer noch etwas
Unstädtisches und Esoterisches an, ihre
Konzeption ist oftmals geprägt von den
technischen Zwängen. Man könnte fast
meinen, dass sich hier eine eigene und,
wie ich finde, minderwertige Architektur verselbständigt hat. Die vielleicht
typischsten Charakteristika dieser Gebäude sind davorgestellte Balkone und der
Laubengang – beides Elemente, die ein
schlechtes Image haben und für das städtische Wohnen oder den hochwertigen
Eigentumswohnungsbau ungeeignet sind.
Im Gegensatz zum Vorarlberg, wo das
Passivhaus einen normalen Standard
repräsentiert, ist es in unseren Breitengraden offenbar nicht bei den Architekten
angekommen, sondern bis dato in den
Händen von Ökoarchitekten und Esoterikern. Die öffentliche Meinung in Deutschland ist zudem von großem Unwissen
gekennzeichnet. So schwirren Halbwahrheiten durch die Luft wie: »Man kann kein
Fenster öffnen, die Pflanzen verdorren,
technisch aufwendig, zu teuer.«
Es ist daher an der Zeit, mit vorzeigbaren
Bauwerken solche Vorurteile aus dem Weg
zu räumen. Mit unseren innerstädtischen
Passivhausprojekten »Campo«, ebenfalls
in diesem Heft dokumentiert, sowie der
»Hansaallee« und der »Idsteiner Straße«
treten wir den Beweis an.
Beispiel: Hansaallee
Das Ensemble Hansapark liegt am Übergang von der gründerzeitlich geprägten
Blockstruktur zur offenen Bebauung entlang der Hansaallee, einer der wichtigsten
Einfallstraßen in die Stadt. Die Neubauten
des direkt gegenüber befindlichen neuen
Universitätscampus Westend zeichnen
sich durch einfache, monolithische, reduzierte Baukörper aus. Dieses prominente
Gegenüber und die geschilderte Torsituation definieren die besondere Herausforderung für die Architektur.
Lageplan
© Stefan Forster Architekten
[Umrisse]
Wohngebäude an der Hansaallee
© Lisa Farkas
Auf Basis des mit der Stadtplanung abgestimmten Konzeptes wurden für die fünf
Baukörper fünf Architekten beauftragt.
Typologisch unterscheiden sich die Gebäude in vier an der Hansaallee stehende
winkelförmige Volumina sowie in drei im
Inneren des Grundstücks angeordnete
Stadtvillen. Im Gegensatz zu vielen zeitgenössischen Projekten, die Individualität
ausdrücken sollen, sahen die hier beauftragten Architekten ihre Aufgabe darin,
eine gemeinsame, zurückhaltende, zeitlose
Formensprache zu entwickeln, die eine
gewisse Erhabenheit zum Thema hat. Die
Gemeinsamkeiten machen sich vornehmlich an der Behandlung der Volumina fest:
Alle Gebäude sind monolithisch und verzichten auf modisches Beiwerk. Die Individualität der Architekten äußert sich
lediglich in der unterschiedlichen Ausformung der Öffnungen und der plastischen
Ausbildung der Baukörper. Die angestrebte
Erhabenheit wird auch dadurch erreicht,
dass sich das Innere der Wohnungen, die
Privatheit, nicht auf den sonst üblichen
auskragenden Balkonen nach außen
schiebt, sondern durch Loggien geschützt
wird. Wollte man ihre Konzeption stilistisch
einordnen, so könnte man am ehesten von
einer Neuinterpretation des Rationalismus
sprechen.
[Umrisse]
Loggien …
© Lisa Farkas
Die drei an der Hansaallee errichteten
Baukörper sind zudem ein Bekenntnis zum
anonymen großen Mietshaus in der Stadt.
Diese bewusste Anonymität, als positive
Eigenschaft des Wohnens in der Großstadt, stellt eine klare Absage an die
derzeit propagierten, missverstanden,
dörflichen Stadtmodelle dar. Die sicher
gewünschte Identifikation eines Bewohners mit seinem Wohnort erfolgt also nicht
über das ablesbare individuelle Einzelhaus,
sondern über das gesamte Quartier. Zur
Verstärkung eines solchen Quartiers-
Hofseitige Baukörperanordnung
© Lisa Farkas
gedankens wurde das Ensemble mit einer
umlaufenden Einfriedung gefasst, die
einerseits das subjektive Sicherheitsgefühl
befriedigt und anderseits die Gesamtanlage aufwertet. In ihrem Innern verbindet eine gemeinsame, parkähnliche Grünfläche die einzelnen Gebäude; um die
Großzügigkeit nicht zu stören, wurden die
Privatgärten der erdgeschossigen Stadtvillenwohnungen nicht abgetrennt.
Erscheinungsbild im Winter
© Lisa Farkas
[27
Der U-förmige Block von Stefan Forster
Architekten bildet eine Kante zur Hansaallee und öffnet sich zu den innenliegenden Bauten, wobei wegen der Belastung
durch Verkehrslärm die wohnungsbezogenen Freiräume als vorgestellte, thermisch
getrennte Loggien zur Straße und dem
Innenhof ausgeführt sind. Realisiert wurden insgesamt 45 Wohnungen mit einer
lichten Raumhöhe von 2,70 m, die über
einen großzügigen gemeinsamen Eingang
und zwei ebenso großzügige Treppenhäuser erschlossen werden.
Grundrisse Erd- bis fünftes Obergeschoß
© Stefan Forster Architekten
Querschnitt
© Stefan Forster Architekten
Die im April 2010 fertiggestellte Gesamtanlage in der Hansaallee 88–90 stellt ein
Modell dar, wie man perspektivisch Brachflächen in der Stadt mit einem zeitlosen
architektonischen Konzept aufwerten
kann, um ein neues Stück Großstadt zu
schaffen – in Passivhausbauweise.
Bauherr
ABG Frankfurt Holding GmbH,
Frankfurt am Main
Architekt
Stefan Forster Architekten,
Frankfurt am Main
Projektmanagement
Urbane Projekte GmbH,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Haustechnik
Ingenieurbüro Hausladen GmbH,
Kirchheim
Bauakustik
Ingenieurgesellschaft für Technische Akustik mbH,
Wiesbaden
Vermessung
Vermessungsbüro Seeger und Kollegen,
Frankfurt am Main
Passivhausberatung
Passivhaus Dienstleistungs GmbH,
Darmstadt
Ausschreibung und Bauleitung
FAAG Technik GmbH,
Frankfurt am Main
Quartiersplatz bei Nacht
© Lisa Farkas
28]
[Umrisse]
Wohnhaus in der Idsteiner Straße
© Lisa Farkas
Beispiel: Idsteiner Straße
Als frühes Beispiel des modernen Wohnungsbaus wurde in den späten 1920er
und den frühen 1930er Jahren die Hellerhofsiedlung im Stadtteil Gallus errichtet.
Die Arbeitersiedlung nach der Planung des
niederländischen Architekten Mart Stam
steht heute unter Denkmalschutz. Direkt
gegenüber der Reihenbebauung an der
Ecke von Idsteiner und Lorsbacher Straße
wurde jetzt im Rahmen einer sogenannten
Stadtteilreparatur ein neues Passivhaus
mit 22 Wohnungen und Tiefgarage in der
Idsteiner Straße 123–125 realisiert. Zuvor
musste aber ein baufälliges und nicht
sanierungsfähiges Gebäude aus den
1960er Jahren abgerissen werden, welches zudem nicht auf die kontextuellen
Gegebenheiten reagierte.
Sockelbereich mit
Klinkerverkleidung
© Lisa Farkas
»Ecksituation«
© Stefan Forster Architekten
Die geschickte Einbindung des Neubaus
in die Umgebung gelingt durch die Wiederaufnahme vorhandener Baufluchten und
die thematische Transformation der giebelständigen Doppelhäuser der Hellerhofsiedlung in die Moderne. Die zeitgenössi-
schen Grundrisse werden aufgewertet und
sollen nun auch den gehobenen Mittelstand ansprechen. Im Gegensatz zur existierenden Siedlung nimmt das im April 2011
fertiggestellte Passivhaus im Erdgeschoß
Bezug auf die äußeren Grünflächen und
schafft damit eine Privatheit für die Bewohner. Die Klinkerverkleidung im Sockelbereich sorgt darüber hinaus nicht nur für
eine klare, urbane Sockelzone, sondern
überzeugt ebenso durch Dauerhaftigkeit.
Lageplan
© Stefan Forster Architekten
[Umrisse]
[29
Bauherr
ABG Frankfurt Holding GmbH,
Frankfurt am Main
Architekt
Stefan Forster Architekten,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Haustechnik
Ingenieurbüro Baumgartner,
Mörlenbach
Brandschutz
Grontmij GmbH,
Frankfurt am Main
Grundrisse Erd- bis Dachgeschoß
© Stefan Forster Architekten
Vermessung
VermessungsbüroBrockmann und Kaiser,
Frankfurt am Main
Ausschreibung und Bauleitung
BGG Architekten + Ingenieure
Grünzig Ingenieurgesellschaft mbH,
Bad Homburg
Querschnitt
© Stefan Forster Architekten
Balkone und Gärten
© Stefan Forster Architekten
30]
[Umrisse]
Energetisches Konzept
Konstruktive Besonderheiten
Wie in der Begriffsdefinition bereits
angedeutet, ist das konstruktive Thema
des Passivhauses die luftdichte, hochgedämmte Außenhülle: Die Außenhülle
muss den Baukörper ohne Unterbrechung
umfassen.
Beim »Campo« wurde sie aus Holzpaneelwänden gefertigt, die dann nochmals von
außen gedämmt wurden. Bei der Bearbeitung stellten wir dann aber fest, dass der
Detaillierungsaufwand hierfür sehr hoch
ist. Der erhoffte Einsparungseffekt durch
die serielle Produktion ließ sich nicht
erzielen, da die einzelnen Häuser, weil
sie jeweils an den Bestand anzupassen
waren, voneinander abwichen.
Wegen dieser Erfahrungen haben wir
uns entschlossen, bei den nachfolgenden
Projekten »Hansaallee« und »Idsteiner
Straße« auf eine hochgedämmte Betonaußenwand zu wechseln. Eine Besonderheit der Hansaallee ist die Ausbildung
der in die Fassade integrierten Loggien.
Konstruktiv handelt es sich bei ihnen um
freistehende, vor dem Haus angeordnete
Bauteile, die jedoch von außen formal in
die Hülle integriert werden. Es wird also
bewusst auf das sonst so architektenübliche »Zeigen« der Konstruktion zugunsten einer zurückhaltenden, anonymen
städtischen Architektur verzichtet.
[Umrisse]
Das energetische Konzept für beide Projekte ist identisch.
Lüftung: Jede Wohnung besitzt ein eigenes Komfortlüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung, von den Nutzern individuell
regelbar. Über den Schachtwärmetauscher
wird die Abwärme zurückgewonnen, die
so vorerwärmte Zuluft in einen Sammelkasten und von dort sternförmig die Zuluft
zu den Fenstern geführt. Die Zuluftleitungen sind in die Betondecke einbetoniert.
Alle Wohn-, Schlaf- und Kinder- bzw.
Gästezimmer werden mit Frischluft versorgt, die Abluft wird über Bäder und
Küchen abgesaugt.
Heizen und Warmwasser: Die Beheizung erfolgt in der Hansaallee über eine
Wasser-Wärmepumpe. Das heißt, dass
Grundwasser gefördert und die Wärmepumpe damit sehr wirtschaftlich betrieben
wird. Zusätzlich dient sie zur Vorerwärmung des Warmwassers, das dann über
eine thermische Solaranlage weiter erwärmt wird. Ist ein Überschuss an Solarwärme vorhanden, wird er zur Versorgung
der Fußbodenheizung genutzt. Reicht sie
aber nicht aus, lässt sich ein Gasbrennwertkessel mit außenliegender Brennwertleitung zuschalten. Die Wärmeerzeugung
in der Idsteiner Straße erfolgt durch einen
Gasbrennwertkessel, die restliche Wärme
wird auf folgendem Wege zugeführt: einen
Heizkörper im Bad und einen im Wohnzimmer sowie, bei den größeren Wohnungen,
einen in Räumen, in denen ein höherer
Bedarf besteht. Das Gebäude verfügt
zudem über eine thermische Solaranlage
mit Heizungspufferspeicher, der sowohl
die Warmwasserbereitungsanlage speist
als auch die Überschusswärme der Restheizung zuführen kann. Alle Wohnungen
sind mit wassersparenden Armaturen
ausgestattet. Damit ist gewährleistet,
dass Kalt- wie Warmwasserverbrauch
minimiert werden.
Kühlen: Im Sommer besteht in der Hansaallee die Möglichkeit, die Fußbodenheizung zum Kühlen (»aktives Kühlen«) zu
verwenden. Dies ist ganz einfach über
den Raumthermostat zu regeln, wobei als
Energie Grundwasser genutzt wird. Durch
den Einsatz der Fußbodenheizung zum
Kühlen erreicht man einen hohen Komfort
ohne zusätzlich erforderlichen Sonnenschutz. Als sommerlicher Wärmeschutz
und Schutz vor Überhitzung dienen Rollläden an allen Fenstern.
CO2-neutrales Heizen: Um für den Heizbetrieb eine ausgeglichene CO2-Bilanz zu
erreichen, wurde auf den Häusern in der
Hansaallee eine Photovoltaikanlage installiert. Die jährliche Energiemenge deckt
jahresbilanziert den Energiebedarf der
Wärmepumpe mit der erforderlichen Hilfsenergie zur Förderung des Grundwassers
ab.
Resümee
Für uns liegt die Zukunft von energiesparenden Häusern in oben beschriebenen
Modellen, das heißt in der Kombination
aus hocheffizienter, dichter Gebäudehülle
und dem zusätzlichen Einsatz von Erdwärme und Solarenergie. Bei weitersteigenden Energiepreisen zeigt sich dieses
Modell als das wirtschaftlichste.
Stefan Forster
[31
Ensemble in parkähnlicher Lage
© Lisa Farkas
Steinsockel und Putzfassaden
© Lisa Farkas
Wohngebäude in Niedrigstenergiebauweise
Drei Mehrfamilienhäuser in der Hansaallee
Idee des Ensembles
Das gesamte Projekt an der Hansaallee
steht unter der Idee des Ensembles –
genau wie auf der gegenüberliegenden
Seite die neue Frankfurter Goethe-Universität um das IG-Farben-Gebäude von Hans
Poelzig das Ensemble zum Ziel hat.
Die Städte, die wir lieben, und auch die
Stadtviertel, die uns erfreuen, sind harmonisch komponiert, sind eine kulturelle
Wohltat für die Menschen, sogar ein Ideal.
32]
Die Beziehung zwischen dem Haus und
der Stadt, zwischen Privatem und Öffentlichem, den Teilen und dem Ganzen darf
nicht dem Zufall überlassen werden. Soll
die Stadt oder das Quartier, wie hier die
Hansaallee im Westend von Frankfurt, ein
Ort glücklichen Zusammenlebens sein,
muss sie nach bewussten Prinzipien und
Gesetzmäßigkeiten gestaltet werden.
Diese bei Platon zu findende Einsicht
hat Leon Battista Alberti als Erster in
eine Theorie der Architektur übersetzt:
»De re aedificatoria«. Eine Stadt ist ein
»großes Haus«, und umgekehrt stellt die
Gesellschaft der Räume (Wohnungen), die
ein Haus ausmachen, eine »kleine Stadt«
dar. Das hat auch der wohl bekannteste
Architekt der Renaissance, Andrea
Palladio, so übernommen.
Meine drei Häuser als Teil des Ensembles
Hansaallee folgen dieser Konvention. Sie
sind drei Freunde, sie sind die Partitur zu
einer Symphonie, sie sind mein Bekenntnis
und dankenswerterweise ebenso das des
Bauherrn zu der Tradition der europäischen Stadt.
[Umrisse]
Solitäre im Grünen
Drei Mehrfamilienwohnhäuser in Niedrigstenergiebauweise mit insgesamt über
50 Wohneinheiten wurden hier in parkähnlicher Lage errichtet. Im Mittelpunkt
des großen Ensembles befinden sich die
drei von Grün umrankten Wohnsolitäre,
deren Gestaltung von Lochfassaden
in zwei Farben, Beige und Umbra, von
französischen Fenstern in Holz mit nachtblauen Markisoletten und sehr großen
Balkonterrassen geprägt wird.
Die Gebäude stehen für ein architektonisches Bekenntnis zur Tradition der
europäischen Stadt: Wechselbeziehungen
zwischen Wohnen und Außenraum, zwischen privat und öffentlich ermöglichen
Kommunikation. Auch im Inneren sind
die Treppenhäuser und Wohnungen wie
Stadträume mit öffentlichen Plätzen
(Dielen, Küchen, Wohnflächen) und privaten Bereichen (Zimmern) organisiert.
Gestaltung des Eingangsbereichs
© Marcus Bredt
Die Wohnungen folgen dieser Idee und
werden daher über großzügige Eingangsdielen (»Plätze«) betreten, um die sich die
Zimmer und Bäder (»Häuser«) gruppieren.
Zusammen mit Küche und Wohnbereichen
bilden sie die »Stadt«.
Steinsockel und helle Putzfassaden aufweisend, sind sie im Inneren mit Parkettfußböden in den Wohnräumen und Natursteinbelägen in den Bädern ausgestattet,
Letztere verfügen zudem über elegante
Objekte und qualitätvolle Armaturen.
Ausstattung im Inneren
© Marcus Bredt
Raumhöhen bis 2,70 m und Flügeltüren, die
bis an die Decke reichen, sorgen in ihnen
ebenfalls für ein »altbauwertiges« Wohnen.
Alle drei im Jahr 2010 fertiggestellten
Solitäre wurden im Passivhausstandard
gebaut und vom Passivhaus Institut
Darmstadt zertifiziert.
Michael A. Landes
Balkonterrassen mit Markisoletten
© Marcus Bredt
[Umrisse]
[33
Ansichten
© Landes & Partner
Bauherr
ABG Frankfurt Holding GmbH,
Frankfurt am Main
Generalplanung
FAAG Frankfurter Aufbau AG,
Frankfurt am Main
Entwurf
Landes & Partner Architekten,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Projektsteuerung
Urbane Projekte GmbH,
Frankfurt am Main
Haustechnik
Ingenieurbüro Hausladen GmbH,
Kirchheim
Bauphysik und Zertifizierung
Passivhaus Institut Dr. Wolfgang Feist,
Darmstadt
Vermessung
Vermessungsbüro Seeger und Kollegen,
Frankfurt am Main
Außenanlagen
freiraum x Landschaftsarchitektur
Dipl.-Ing. Claudius Grothe,
Frankfurt am Main
Gebäudeschnitt
© Landes & Partner
Regelgeschoß
© Landes & Partner
34]
[Umrisse]
Stadthäuser in der Freiherr-vom-Stein-Straße
© Jean-Luc Valentin
Neubebauung als Blockergänzung
© Jean-Luc Valentin
Stadthäuser im Westend
Drei Wohngebäude als Blockergänzung
Mansarddächer und Dachterrassen
© Marcus Bredt
Hauscharakter
Entwurfsgedanke
In der Freiherr-vom-Stein-Straße konnten
wir drei elegante Stadthäuser mit ca.
45 Wohnungen in Größenordnungen von
60–300 m2 realisieren. 2004–2006 geplant
und errichtet, entstanden sie als straßenbegleitende Blockergänzung mit dem Entwurfsgedanken, den Stadt- und Wohnraum öffentlich in einen Dialog zu bringen.
Ziel war es, hochwertige Wohngebäude im
Einklang mit der ortstypischen Bauweise
und deren architektonischen Stilelementen
zu schaffen. Sowohl die Gestaltung ihrer
Fassaden als auch die Organisation der
Grundrisse übernehmen traditionelle
Qualitäten der gründerzeitlichen Häuser
des Frankfurter Westends.
[Umrisse]
Hohe Geschosse, französische Fenster,
Natursteinfassaden und Mansarddächer
ordnen sich wie selbstverständlich in das
elegante Westend ein, lichte Räume, große
Ess- bzw. Wohnküchen, Doppelflügeltüren,
Dielen, Terrassen und weitläufige Treppenhäuser mit Oberlichtern, wie man sie
aus Paris kennt, bieten eine vorzügliche
Wohnqualität. Einladende Terrassen oder
Balkone öffnen die bis zu 300 m2 großen
Wohnungen aller drei Häuser zum innenliegenden, geschützten und begrünten
Gartenhof. Die Mansarddächer ermöglichen zudem lichte Raumhöhen von 3 m
und die Ausbildung von Dachterrassen,
die ebenfalls zum Innenhof orientiert
sind.
Lageplan
© Landes & Partner
[35
Längsschnitt
© Landes & Partner
Jedes der drei Häuser, die in Mischbauweise mit Stahlbetonskelett und Mauerwerk errichtet sind, erhält durch die
unterschiedliche Ausprägung der Gebäudehüllen und des Material- und Farbkonzeptes eine eigene Identität, um eine architektonische Differenzierung zu erlangen
und den »Hauscharakter« zu unterstreichen. So wurde bei Haus 1 und 2 ein
eingeschossiger Natursteinsockel in
Beigetönen ausgeführt und die übrigen
Geschosse mit einem Wärmedämmverbundsystem samt Putzfassade versehen.
Wie bei Leon Battista Alberti werden die
bodentiefen Biforien-Fenster mit einer
runden Mittelsäule sowie mit einem
Sonnenschutz in Form von ultramarinfarbigen Markisoletten ausgestattet und
sorgen für einen lebendigen Kontrast.
Haus 3 wurde dagegen komplett mit einer
Natursteinfassade in hellbeigen Farbtönen
verkleidet und mit bodentiefen Fenster mit
Schiebeläden und Absturzsicherungen aus
Glas gegliedert.
Eingangsportale …
© Marcus Bredt
Unterschiedliche Fassaden
© Marcus Bredt
Erstes bis viertes Obergeschoß
© Landes & Partner
Erdgeschoß
© Landes & Partner
Die Eingangsportale und Treppenhäuser
verfügen über Natursteinfußböden und
-sockel, die in ihrem Farbkonzept jedoch
hausweise variieren und ihnen im Zusammenspiel mit den Eingangstüren aus
lasierter Eiche bzw. Mahagoni einen
gediegenen Charakter verleihen. Dieser
wird in den Treppenhäusern von schwarzen Stahlstabgeländern mit Holzhandlauf
ergänzt. Die 2,50 m hohen Wohnungseingangstüren folgen diesem Farb- und
Materialkonzept und bestehen daher aus
denselben Holzarten. Alle drei Häuser
besitzen darüber hinaus einen Glasaufzug
und eine gemeinsam genutzte, bauteilübergreifende Tiefgarage mit Einzel- und
Doppelparkern.
Michael A. Landes
36]
[Umrisse]
Projektsteuerung
Unmüssig Bau Verwaltungsgesellschaft mbH,
Freiburg
Tragwerksplanung
B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Haustechnik
Pettersson + Ahrens Ingenieur-Planung GmbH,
Ober-Mörlen
Bauherr
Projektgesellschaft Westend III mbH,
Stuttgart
Außenanlagen
freiraum x Landschaftsarchitektur
Dipl.-Ing. Claudius Grothe,
Frankfurt am Main
Entwurf
Landes & Partner Architekten,
Frankfurt am Main
Vermessung
Vermessungsbüro Schütz Vollmer,
Friedberg
Wohnungen mit Balkonen
© Marcus Bredt
Orientierung zum Gartenhof
© Marcus Bredt
[Umrisse]
[37
Neues urbanes Viertel zum Wohnen, Einkaufen und …
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH/Thomas Ott/Thomas Lison/Jean-Luc Valentin/Julia Bergfeld
Campo am Bornheimer Depot
Wohnquartier in Passivhausstandard
(Rahmen-)Planung
Das »Campo am Bornheimer Depot« liegt
inmitten des Stadtteils Frankfurt-Bornheim,
eines bürgerlichen, gewachsenen Quartiers aus der Gründerzeit. Auf einer Industriebrache entstand hier ein neues urbanes
Viertel, das unter Integration zweier denkmalgeschützter Gebäude sowie eines um
1900 errichteten Wohnhauses hochwertigen Geschoßwohnungsbau, Einkaufen und
Gastronomie verbindet.
38]
Auf Basis einer Studie von Albert Speer &
Partner wurde im Auftrag der ABG Frankfurt Holding ein kooperatives Verfahren
zur Entwicklung einer städtebaulichen
Rahmenplanung unter den Architekturbüros Albert Speer & Partner, Scheffler +
Partner sowie Stefan Forster Architekten
ausgelobt. Die weitere, gemeinsame hochbauliche Bearbeitung erfolgte dann auf der
Grundlage der städtebaulichen Rahmenplanung von Stefan Forster Architekten.
Die FAAG Technik realisierte die Tiefgarage, die Umnutzung und Sanierung
des ehemaligen Depots wurden zudem
an einen Coinvestor vergeben und vom
Architekturbüro Hoechstetter und Partner
konzipiert.
Die drei Frankfurter Architekturbüros
haben also jeweils einen Teil des modernen Passivhausprojekts geplant und tragen
so zu einem vielseitigen und lebendigen
Erscheinungsbild bei: Die neuen Gebäude
nehmen Typologien und Baufluchten der
Umgebung auf und ordnen sich in Materialität und Maßstab in den städtischen
Kontext ein, wobei der fünfgeschossige
Blockrand arrondiert und eine Gasse
geschaffen wird, die an der Stelle erstmals
eine Querung für Fußgänger und Radfahrer
von der Heidestraße zur ca. 3 m höher
gelegenen Gronauer Straße ermöglicht.
Bei aller Individualität in der Formensprache setzen die Architekten sehr hohe
qualitative und gestalterische Standards
um, die in gemeinsamen Workshops definiert, in einer Gestaltungssatzung zusammengefasst und als Ausgangspunkt für den
gesamten Planungsprozess genutzt wurden. So wurde zum Beispiel großer Wert
auf eine deutliche Ablesbarkeit der einzelnen Häuser gelegt, die in ihrer Maßstäblichkeit der typischen Bornheimer Bebauung entsprechen. Klare Gliederungen
der Fassaden mit steinernen Sockeln, verputzten Fassadenflächen im Mittelteil und
zurückgesetzten, teilweise geneigten
Staffelgeschossen stellen eine zeitgemäße
Interpretation der gründerzeitlichen Entwurfsprinzipien der umgebenden Bebauung dar.
[Umrisse]
Dachgeschoß
© Stefan Forster Architekten/
AS&P Albert Speer & Partner GmbH/
Scheffler + Partner/
Hoechstetter und Partner
Wohnqualitäten
Alle Wohnungen besitzen einen eigenen
Balkon oder Garten, der sich zum begrünten, ruhigen Hof orientiert, während
sie sich zum Stadtraum mit geschützten
Loggien öffnen. Den begrünten Freibereichen kommt im urbanen Kontext eine
besondere Rolle in puncto Aufenthaltsqualität zu. Daher wurden dienende Funktionen, wie etwa Müll- und Fahrradabstellräume, größtenteils in den Erdgeschossen
der Häuser organisiert, um die Außenflächen freizuhalten und hochwertig überplanen zu können. Durch Hecken separierte private Gärten wechseln sich daher
ab mit halböffentlichen Zonen, auf denen
unter anderem ein Kinderspielplatz angeordnet ist.
Regelgeschosse
© Stefan Forster Architekten/
AS&P Albert Speer & Partner GmbH/
Scheffler + Partner/
Hoechstetter und Partner
Erdgeschoß
© Stefan Forster Architekten/
AS&P Albert Speer & Partner GmbH/
Scheffler + Partner/
Hoechstetter und Partner
Auch bezüglich des Wohnkomforts, der
Nachhaltigkeit und der Energieeffizienz
wurden seitens der Bauherren und Planer
ambitionierte Ziele definiert: Sämtliche
Häuser erfüllen den Passivhausstandard,
garantieren einen minimalen Energieverbrauch und somit geringe Nebenkosten für
die Mieter und Eigentümer. Sie verfügen
über eine Komfortlüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung sowie über
raumweise regelbare Komfortheizkörper.
[Umrisse]
Die Raumhöhen betragen in den Aufenthaltsräumen 2,70 m, raumhohe Fenster
sorgen zudem für ein lichtdurchflutetes
Inneres, wobei außenliegende, elektrisch
betriebene Raffstores eine unangenehme
Aufwärmung im Sommer verhindern.
Bei der Definition der Wohntypenmischung
wurde seitens des Bauherrn großer Wert
auf einen heterogenen, innenstadtverträglichen Zuschnitt gelegt – mit dem Resultat
von Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen,
die in Aufteilung und Größe (60–160 m²)
variieren und so für ein breites Bevölkerungsspektrum attraktiv sind.
Mit dem im April 2008 realisierten »Campo
am Bornheimer Depot« ist also ein hochwertiges Wohnquartier mit außergewöhnlichen architektonischen Qualitäten inmitten einer gewachsenen urbanen Struktur
entstanden.
[39
Fassade an der
Rendeler Straße
© Thomas Lison
Bebauung im Blockinnenbereich
© Julia Bergfeld/Scheffler + Partner
Heidestraße 149 und
Rendeler Straße 44–48
Vom Büro Scheffler + Partner stammen
die Häuser in der Heidestraße 149 und der
Rendeler Straße 44–48 mit der Bebauung
im Innenbereich der östlichen Blockhälfte.
Für die Straßenfassaden wurden die
Gestaltungselemente der Nachbarbebauung übernommen: geklinkerte Sockelgeschosse, eingeschnittene Loggien und
als oberer Abschluss ein zurückgesetztes
Staffelgeschoß. Die Giebelwand der ehemaligen Reparaturhalle des alten Straßenbahndepots, die seit langen Jahren zum
vertrauten Bild der unteren Rendeler
Straße gehört, wurde hier integriert.
Schnitt
© Scheffler + Partner
Ebenso entspricht die gewerbliche Nutzung der Erdgeschosse mit einem kleinen
Café und einer Kindertagesstätte der
gewohnten Erscheinung des dichtbesiedelten Stadtteils.
Die Grundrisse der fünf- bis sechsgeschossigen Häuser sind hauptsächlich
als Zwei- und Dreispänner organisiert.
Zurückgesetztes
Staffelgeschoß
© Thomas Lison
40]
Das vorgeschlagene Wohnungsgemenge
deckt das gesamte Spektrum von zwei bis
zu fünf Zimmern ab, so dass sich auch in
der Struktur der Bewohner die Vielfalt
städtischer Lebensverhältnisse widerspiegeln kann. Den zum Blockinnern orientierten Räumen sind überdachte Balkone
als Freisitze vorgelagert, die erdgeschossigen Wohnungen haben Mietergärten.
Alle Häuser sind in Passivhausbauweise
errichtet und zertifiziert worden. Ihre tragende Konstruktion besteht aus Stahlbetondecken und betonierten Querwänden. Für die äußeren Längswände wurden
hochgedämmte Holzrahmenelemente
gewählt, deren Lasten geschoßweise
über die Decken abgeleitet werden; zur
Überdeckung der Fugen dient ein zusätzlich aufgebrachtes Wärmedämmverbundsystem. Die kontrollierte Lüftung ist mit
Vertikalwärmetauschern ausgerüstet, in
allen Räumen lässt sich über einen in das
Zuluftsystem integrierten Heizkörper die
Temperatur individuell regeln.
[Umrisse]
Heidestraße 141–147
Die vier von Stefan Forster Architekten
geplanten kubischen Gebäude liegen
gegenüber der filigranen denkmalgeschützten Halle entlang einer neugeschaffenen Gasse. Die Erdgeschoßebene mit
zurückgesetzten Hauseingängen und hellen Gewerberäumen wird mit einem durchlaufenden Klinkersockel hervorgehoben.
Mit zwei Wohnungen pro Geschoß ließen
sich hier attraktive Wohnflächen schaffen:
Neben den großzügigen Fensterflächen
öffnen sie mit geschützten Loggien zum
Stadtraum, während die rückseitigen
Balkone eine Verbindung zum begrünten,
ruhigen Hof bieten. Die ebenerdigen
Mietergärten und die im Dachgeschoß
angeordneten Terrassen sorgen für weitere private Freiflächen.
Wohnhaus am (neuen) Quartiersplatz
© Jean-Luc Valentin
Verbindung zum begrünten Innenhof
© Jean-Luc Valentin
Längsschnitt
© Stefan Forster Architekten
Rückseitige Balkone …
© Jean-Luc Valentin
[Umrisse]
[41
Gronauerstraße 4–8 und Heidestraße 135–137: Schnitt
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH/Hoechstetter und Partner
Gronauerstraße 4–8
Sämtliche Häuser erfüllen den Passivhausstandard und sind barrierefrei zugänglich.
Das Energiekonzept garantiert einen minimalen Primärenergieverbrauch und somit
extrem niedrige Nebenkosten: Der Heizenergiebedarf beträgt nur 15 kW/m²a und
senkt den CO2-Ausstoß auf ein absolutes
Minimum. Fassaden mit steinernen Sockeln, verputzten Fassadenflächen und
zurückgesetzten, teilweise geneigten Staffelgeschossen prägen das Erscheinungsbild, wobei Balkone, Loggien und vertikale
Fensterelemente für eine individuelle und
abwechslungsreiche Gestaltung sorgen.
Gebäude an der Gronauerstraße
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
Die zentrale Lage, flexible Grundrisse
und die zukunftsorientierte Passivhausbauweise machen die Wohnungen in
gleicher Weise für Familien mit Kindern,
ältere Mitbürger und Singles attraktiv.
Ausbildung einer Gasse
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
42]
»Ecksituation«
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
[Umrisse]
Umnutzung des ehemaligen Straßenbahndepots
© Thomas Ott
Heidestraße 135–137
Das ehemalige Straßenbahndepot ist das
Herzstück des Quartiers. Die Aufgabe für
Hoechstetter und Partner bestand nun
darin, die über 100 Jahre alte Halle für die
Unterbringung eines Vollsortimenters
umzubauen. Dabei war es wichtig, die
historische Stahlkonstruktion und damit
den markthallenähnlichen Charakter
komplett zu erhalten. Vom Betreiber wurde deshalb erwartet, dass neben einem
großen Obst- und Gemüsesortiment auch
eine Frischfleisch- und sogar eine Frischfischabteilung vorgesehen werden.
Durch die Notwendigkeit der Demontage
der Stahlkonstruktion, um sie an anderer
Stelle zu sanieren, bot sich die Chance,
unter der Halle und dem Vorplatz eine
zweigeschossige Tiefgarage mit 194 Stellplätzen zu errichten. Ihre untere Ebene
dient heute dem Anwohnerparken, die
obere hingegen als Kundenparkplatz,
über eine Rolltreppe verbunden mit der
darüberliegenden Handelsfläche.
Heidestraße 135–137:
vorher und nachher
© Thomas Ott/Hoechstetter und Partner
[Umrisse]
[43
In enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde wurde die historische
Stahlkonstruktion wiederhergestellt
und die Hallenfassaden in ihr originales
Erscheinungsbild zurückversetzt, wobei
die alten Toröffnungen an der Südseite
eine neue Glasfassade erhielten. Zwischen
der Halle, dem renovierten Verwaltungsgebäude und der neuen Wohnbebauung
im Osten entstand zudem ein Quartiersplatz.
Dach und Außenwände der Halle sind jetzt
wärmegedämmt. Die ursprüngliche Außenwand aus Stahlfachwerk mit Klinkerausfachung wurde dazu als hinterlüftete
Vorsatz- vor die wärmegedämmte Innenschale gesetzt, während im Fall des
ehemaligen Dienstgebäudes in der Heidestraße 137 die Sanierung anhand historischer Aufnahmen erfolgte.
Sockel- und Erdgeschoß werden heute
als Kindertagesstätte genutzt, in den Obergeschossen befinden sich großzügige
Wohneinheiten. Das ehemalige Sozialund Toilettenhäuschen wurde abgebaut
und unter Verwendung originaler Bauteile
an der Südostecke des Grundstücks rekonstruiert, danach eine Backstube mit
Café beherbergend.
Stefan Forster
Wiederhergestellte Stahlkonstruktion
© Thomas Ott
Bauherren
ABG Frankfurt Holding GmbH,
Frankfurt am Main (Wohnungsbau)
Straßenbahn Depot Heidestraße GmbH & Co. KG,
Frankfurt am Main (Markthalle und Tiefgarage)
Architekten
Stefan Forster Architekten,
Frankfurt am Main (Heidestraße 141–147)
AS&P Albert Speer & Partner GmbH,
Frankfurt am Main (Gronauer Straße 4–8)
Scheffler + Partner Architekten BDA,
Frankfurt am Main (Rendelerstraße 44–48,
Heidestraße 149)
Hoechstetter und Partner Architekten BDA,
Darmstadt (Heidestraße 135–137)
Projektmanagement und Bauleitung
Urbane Projekte GmbH,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung und Brandschutz
bauart Konstruktions GmbH,
Lauterbach
Haustechnik
Ingenieurbüro Hausladen GmbH,
Kirchheim
Bodengutachten
Baugrundinstitut Franke-Meißner und Partner GmbH,
Wiesbaden-Delkenheim
Passivhausberatung
Passivhaus Dienstleistung GmbH,
Darmstadt
Vermessung
Vermessungsbüro Seeger und Kollegen,
Frankfurt am Main
Freiraumplanung
Freiraum X,
Frankfurt am Main
Heutige Außenwand
© Thomas Ott
44]
[Umrisse]
Studierendenwohnheim am Wiesenhüttenplatz
Umbau des ehemaligen Polizeireviers 4
Ursprüngliche Struktur
1972 wurde der siebengeschossige Stahlbetonskelettbau für das Polizeirevier 4 im
Frankfurter Bahnhofsviertel errichtet –
eine funktionale Architektur mit Büroflächen in fünf Obergeschossen für die
Beamten sowie einem Zellentrakt und
einer Garage für Mannschaftswagen im
Sockel. Mit dem Wandel des Bahnhofsviertels wurde 2002 seine ursprüngliche
Funktion aber obsolet und das Gebäude
leer gezogen. Nachnutzer vor allem wegen
des individuellen Sockels fanden sich
keine, bis dem Studentenwerk Frankfurt
die Idee kam, die Immobilie aus dem Besitz
des Landes Hessen zu übernehmen und in
ein Studierendenwohnheim umzuwandeln.
So veranstaltete es 2008 ein Auswahlverfahren unter fünf Architekturbüros, bei
dem der Entwurf des Büros Ferdinand Heide
ausgewählt wurde.
Baukörper mit variierenden Fensteröffnungen
© Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide
Umnutzung als Chance
Früheres Erscheinungsbild des Gebäudes
© Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide
[Umrisse]
Der Entwurf sah in dem Umbau und der
Umnutzung des ehemaligen Polizeireviers
die große Chance, nicht nur in attraktiver,
zentraler Lage von Frankfurt ein neues
Studierendenwohnheim anzubieten, sondern auch eine Möglichkeit, den schön
gestalteten Wiesenhüttenplatz kopfseitig
mit einem urbanen und architektonisch
hochwertigen Bauwerk abzuschließen.
Für die Konzeption der Außenhaut bedeutete dieser Anspruch, dass die ausdruckslose horizontale Bandfassade gegen eine
spannungsreiche Komposition unterschiedlicher Elemente und Materialien
ersetzt wurde: Analog zur klassischen
Teilung und Vertikalität der im Bahnhofsviertel und am Platz noch zahlreich vorhandenen gründerzeitlichen Fassaden wird
Lageplan
© Architekturbüro Ferdinand Heide
[45
Querschnitt
© Architekturbüro Ferdinand Heide
der Baukörper zunächst als massives Volumen mit geschlossenen Wandflächen verstanden, in den variierende Fensteröffnungen geschnitten werden. An seiner Vorderfront entsteht durch diese Einschnitte in
Form eines weit zurückgesetzten Eingangs
sowie in Form von tiefen Fenstern mit Holzlamellen eine spannungsvolle und plastische Gebäudehülle, die sich in ihrer Axialität und vertikalen Betonung auf die Mitte
des Wiesenhüttenplatzes bezieht.
Gleichzeitig zeigt das Haus weiterhin
seinen konstruktiven Ursprung, denn das
kräftige Betonskelett, auf dem alle Decken
aufliegen, bleibt nach außen erhalten –
jedoch auf subtile Art und Weise: Im
Bereich des Eingangs und der Loggienfenster werden die Stahlbetonstützen und
-unterzüge freigestellt. Die Wand erscheint
dabei als Bauteil, das einen dicken sichtbaren »Mantel« trägt: ein Wärmedämmverbundsystem, das die Kubatur in den
oberen Stockwerken vierseitig umschließt.
Im Erdgeschoß hingegen wird ein Sockel
aus einer Natursteinverkleidung realisiert,
der auch die Umfassungswand auf der
südlichen Grundstücksgrenze mit einbe-
zieht. Die farbliche Gestaltung in Hell- und
Sandsteinrot der Putzflächen dient der
Gliederung des Baukörpers und der Ablesbarkeit seiner unterschiedlich hohen
Volumina, die Farbigkeit und Materialität
des Natursteins (Basaltlava) orientieren
sich am Erscheinungsbild der am Wiesenhüttenplatz anzutreffenden Altbauten.
Neue Grundrissorganisation: Erdgeschoß und Regelgeschoß
© Architekturbüro Ferdinand Heide
Die seitlichen und rückwärtigen Fassaden
haben jeweils Fenster, die so proportioniert
sind, dass einerseits genügend Tageslicht
in die Appartements gelangt und andererseits die Privatsphäre der Wohnungen
gewahrt bleibt. Bei der hier entwickelten
Lösung handelt es sich um eine energetisch hocheffiziente, wärmegedämmte
Hülle, die die EnEV 2009 problemlos um
30 % unterschreitet. Selbstverständlich
wird auf den partiell freigestellten Betonstützen ebenfalls eine neue Wärmedämmung angeordnet, aber nicht mit Putz
überdeckt, sondern mit einer Zementspachtelung, die dem Sichtbeton der
Innenstützen nahekommt.
Zurückgesetzter Eingang an der (heutigen) Vorderfront
© Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide
46]
[Umrisse]
Eigenständige Appartements in jedem Geschoß
© Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide
Neue Grundrissorganisation
Die vorgeschlagene Grundrissorganisation
folgt der Idee, in jedem Geschoß eigenständige Studentenappartements mit Bad,
Küchenzeile und einem gut möblierbaren
Wohnraum anzubieten. Die Größe des
Zimmers ist in der Regel so, dass neben
Bett und Schrank ein Ess- sowie ein
Schreibtisch Platz finden. Regale sind in
die durch die mächtige Konstruktion vorhandenen Wandnischen eingelassen.
Pro Geschoß haben vier Wohnungen
außenliegende Bäder mit einem kleinen
Fenster, die restlichen vier Appartements
sind um einen zentralen Sanitärkern
gruppiert. Die Trennwände wurden je nach
statischer Erfordernis in Leichtbauweise
(Metallständerkonstuktion mit Gipskartonplatten) oder massiv in 20,50 cm Kalksandstein ausgeführt.
Die »zweigeschossigen« Loftappartements
im Erdgeschoß geben dem Haus eine
besondere Qualität und repräsentieren die
Transformation des hohen Sockels und
damit seine neue Funktion: Geschoßhoch
verglaste Einheiten, die zum Garten ausgerichtet sind, nutzen mit einem Hochbett
und einem kleinen Stauraum über der
Küchenzeile die große Raumhöhe. Das
Primärtragwerk des Hauses, die Stützen,
die Decken und die Umfassungswände des
Aufzugs und der Treppenanlage bleiben
unverändert.
[Umrisse]
Wohnen auf zwei Ebenen im Sockel
© Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide
Der Gemeinschaftsraum ist eine transparente, offene Zone, die vom öffentlichen
Bereich bis zum rückwärtigen Garten
»durchgesteckt« ist. Mit dem Durchblick in
die Tiefe und in den Garten gewinnt nicht
nur die Eingangssituation an Attraktivität,
sondern wird den Bewohnern auch funktional die Möglichkeit geschaffen, sich
gleichermaßen zur Straße, zum Platz oder
zum ruhigen Gartenhof zu orientieren. Das
Treppenhaus und der Aufzug, die konstruktiv keine Eingriffe erfahren, können direkt
von der Straße über die Eingangsloggia
erschlossen werden. Der Garten, auf einer
vorhandenen Tiefgarage angeordnet, dient
zum studentischen Erholen, die angrenzende gut ausgestattete Küche dem gemeinschaftlichen Kochen.
Schlussbemerkung
Der Umbau des ehemaligen Polizeireviers
am Wiesenhüttenplatz in ein Studierendenwohnheim ist ein wichtiger Baustein zur
Revitalisierung und Sanierung des Frankfurter Bahnhofsviertels. Mit den 48 Appartements ziehen in das zentrale Gründerzeitquartier an einer mit der Gestaltung des
Wiesenhüttenplatzes bereits städtebaulich
aufgewerteten Stelle neue Urbanität und
Vitalität ein. Die Studierenden haben zwar,
je nach Studienfach, einen gewissen Weg
zu den Universitätsstandorten, die optimale
öffentliche Anbindung wie die Qualitäten
des nahen Mainufers und der Innenstadt
werden das 2010 fertiggestellte Haus aber
mit Sicherheit zu einem beliebten Wohnstandort während des Studiums machen.
Ferdinand Heide
Bauherr
Studentenwerk Frankfurt am Main
Anstalt des öffentlichen Rechts
Architekt
Ferdinand Heide Architekt BDA,
Frankfurt am Main
Projektleiter:
Dipl.-Ing. Norman Berndt
Tragwerksplanung
Grontmij GmbH,
Frankfurt am Main
Haustechnik
Gaspar-Theil-Ingenieure GmbH,
Frankfurt am Main
[47
Gebäudekomplex »Mainbow«
Gelungene Hommage an Martin Elsaesser
Anordnung der Baukörper
© Nassauische Heimstätte/
Thomas Koculak
Standort mit Perspektive
Viele Menschen möchten gerne zentrumsnah am Wasser wohnen. Ganz im Sinne
dieses Trends der Stadtentwicklung werden in Frankfurt am Main seit Jahren
gewerblich genutzte Gebäude durch
attraktive Wohnbebauung ersetzt: sei es
im West- und Osthafen, auf dem Gelände
des ehemaligen Schlachthofs oder im
Bereich der Oskar-von-Miller-Straße.
Auch das einst industriell geprägte Ostend hat sich in ein prosperierendes Viertel
verwandelt. Es gilt nun als attraktives
Wohnquartier, ist Standort namhafter
kreativer Unternehmen und punktet mit
einer abwechslungsreichen urbanen
Szene. Architektonisch ist es aber ebenfalls interessant – nicht zuletzt durch die
Integration der ehemaligen Großmarkthalle
in ein neues Projekt, den künftigen Hauptsitz der Europäischen Zentralbank, der zur
weiteren Belebung des Ostends beitragen
wird. In direkter Nachbarschaft ist auf
einer 3.820 m² umfassenden Grundstücks-
48]
fläche ein sechs- bzw. siebenstöckiges
Wohn- und Geschäftshaus mit geschwungener Silhouette entstanden. In das letzte
große Bauvorhaben des Viertels wurden
insgesamt 24 Millionen Euro investiert.
Aufgrund seiner besonderen Lage bietet
der im Juli 2010 fertiggestellte »Mainbow«
einen spektakulären Blick auf eine einladende Parkanlage am Main und die
imposante Skyline der Metropole – eine
besonders ansprechende Möglichkeit,
innenstadtnah am Fluss zu wohnen.
Straßenfront mit verglasten Loggien
© Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak
[Umrisse]
Durchdachte Stadtarchitektur
Das Projekt basiert auf dem gemeinsamen
Konzept von NH ProjektStadt unter der
Leitung von Prof. Thomas Dilger, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, und
dem Architekturbüro Dietz Joppien, die
2007 den Gestaltungs- und Investorenwettbewerb der Stadt Frankfurt gewonnen hatten.
Architektonisch ließen sich die beiden
Partner von der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen ehemaligen Großmarkthalle inspirieren, die von Martin Elsaesser
entworfen und 1928 eingeweiht wurde.
Der seinerzeit größte Gebäudekomplex der
Stadt steht seit 1984 unter Denkmalschutz
und wurde 2004 geschlossen. Die Halle
wird derzeit in den Neubau des Hauptsitzes der Europäischen Zentralbank integriert, der Ende 2013 fertiggestellt werden
soll. Die Planer des »Mainbow« nahmen
nun verschiedene Charakteristika des traditionsreichen Baus auf und interpretierten diese auf moderne Weise – seien es
Gebäudeposition, Materialien oder auch
die Art der Fensteröffnungen. Besonders
offensichtlich kommt das durch die Verwendung von Klinkern zum Ausdruck,
wobei Balkone und vollverglaste Loggien
für räumliche Tiefe sorgen: Die subtile
Kombination, Schichtung und Überlage-
Balkone als Gliederungselemente
© Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak
[Umrisse]
Fassadenbild und Kontext
© Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak
rung von wenigen Materialien und Elementen bietet ein abwechslungsreiches
Fassadenbild. Entstanden ist so eine
Hommage an Elsaesser, die darüber hinaus zwischen den in den letzten Jahren
errichteten Punkthäusern, dem gründerzeitlichen Stadtgrundriss und den Marktgebäuden aus den 1920er Jahren vermittelt. »Die direkte Nachbarschaft zur EZB
und die Lage am Main machten dieses
Grundstück besonders reizvoll und stellten
an seine städtebauliche sowie architektonische Gestaltung einen hohen Anspruch. Gefordert war ein Baukörper, der
sich harmonisch in die vorhandene Stadtarchitektur der Umgebung einfügt und ein
lebendiges sowie gestalterisch ansprechendes Gegenüber zu seinem prominenten Nachbarn bildet. Ich meine, das ist uns
gut gelungen«, resümiert Thomas Dilger.
Gebäudehülle aus Klinkern
© Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak
[49
Mix aus Wohnen und Gewerbe
Der gekrümmte Komplex besteht aus drei
Gebäuden, die auf einem Sockel angeordnet sind. Das mittlere und »längste« ist
sechsgeschossig, während seine beiden
Flanken siebengeschossig konzipiert sind.
Die signifikanten baulichen Einschnitte und
die maßstäbliche Gliederung der Kubatur
tragen hier ebenso zur markanten Wirkung
der Architektur bei wie die deutlich ausgeprägten Rücksprünge im Erdgeschoß.
Dort befinden sich fünf Gewerbeeinheiten
mit einer Gesamtfläche von ca. 925 m²,
die bereits an Einzelinvestoren verkauft
wurden. Aktuell sind etwa zwei Drittel der
Fläche belegt: Ein Blumenladen wurde
schon eröffnet, ein Büroausstatter hat eine
größere Einheit angemietet. Für die weiteren Flächen werden derzeit konkrete Vermietungsgespräche geführt.
Dünenlandschaft im Freiraum
© Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak
50]
Die oberen Stockwerke beherbergen insgesamt 48 Eigentumswohnungen mit einer
Nutzfläche von ca. 6.300 m², die über je
fünf front- und rückseitige Eingänge und
individuelle Aufzüge barrierefrei zugänglich sind. Die Architekten berücksichtigten
die unterschiedlichen Bedürfnisse von
Singles, Paaren und Familien, indem sie
variantenreiche und großzügig gestaltete
Wohnflächen von ca. 70–177 m² schufen.
So sind 13 Zwei-Zimmer-, zehn Drei-Zimmer- und 24 Vier-Zimmer-Wohnungen
sowie eine Maisonette-Wohnung mit fünf
Zimmern entstanden. Allen gemein ist die
gehobene Ausstattung, unter anderem
Video-Sprech-Anlagen, Eicheparkett und
»Tageslicht-Bäder« mit hochwertigen
Sanitäranlagen umfassend. Im Frühjahr
2011 wurden die letzten Eigentumswohnungen verkauft.
Überzeugender Technikstandard
Auch in technischer Hinsicht lohnt ein
Blick auf den »Mainbow«: Der Massivbau
ist eine Mischkonstruktion aus Stahlbeton
und einem Mauerwerk aus Kalksandstein.
Sowohl das Untergeschoß als auch die
Tiefgarage mit 68 Pkw-Stellplätzen wurden
aus wasserundurchlässigem Stahlbeton
hergestellt. Letztere ist im Sinne des
Brandschutzes als geschlossene, unterirdische Großgarage mit natürlicher
Lüftung konzipiert.
Dem Zeitgeist folgend, legten die Planer
besonderen Wert auf eine hohe Energieeffizienz. Das Gebäude erfüllt daher die
Anforderungen eines KfW-40-Hauses
(Berechnungsgrundlage: EnEV 2002). Die
Fassade besteht überwiegend aus einer
zweischaligen Außenwandstruktur mit
Kerndämmung und Klinkermauerwerk
sowie zum Teil einem wärmedämmenden
Verbundsystem. Für einen klaren Ausblick
sorgen dabei hochwärmegedämmte HolzAluminium-Fenster mit Fensterfalzlüftung,
geheizt wird umweltfreundlich mit Fernwärme. Alle Wohnräume, Bäder und
Gästetoiletten verfügen über eine Fußbodenheizung mit Einzelraumregelung,
die Badezimmer und Toiletten zudem über
Kleinraum-Abluftgeräte mit einer Grundlüftung. Eine höhere Bedarfslüftung nach
individuellem Wohlbefinden lässt sich
jedoch über die Lichtschalter regeln, und
die Zuluft kann über Türunterschnitte und
die Fensterfalzlüfter nachströmen.
[Umrisse]
Quellendes Kraftpaket
Die hochwertige Polymer-Quellpaste
SX ^\YKLH\MKLY)HZPZTVKPÄaPLY[LY
Polymere entwickelt und dehnt sich bei
Kontakt mit Wasser aus. Die Paste reguliert Unebenheiten aus und stellt einen
]VSSZ[pUKPNLU 2VU[HR[ a^PZJOLU )L[VU
und Abdichtungsband oder AnschlussÅpJOLZPJOLY:PLSpZZ[ZPJO]LY[PRHSLILUso verarbeiten wie über Kopf. Die Anhaftung ist auf mattfeuchtem Untergrund
ähnlich gut wie auf trockenem.
»Durchblick«
© Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak
Außenraum als mediterrane Oase
Aber nicht nur auf ansprechender Architektur und zeitgemäßer Technik lag der
Fokus, auch die Außenbereiche überzeugen durch eine ungewöhnliche Konzeption.
Und so lädt hier eine offene Grünfläche in
Gestalt einer Dünenlandschaft mit Terrassen, Gräsern und Bambus-Hainen, Liegen,
Schirmen und Spielnestern zum Verweilen
ein.
Die Landschaftsarchitektinnen nutzten
geschickt die Höhenlage des Daches der
Tiefgarage und schufen eine flache Düne
mit leichten Modellierungen. Die Höhenstaffelung der Pflanzung unterstreicht dieses Relief: Zwischen niedrigen Gehölzen
und Solitären wachsen in regelmäßigen
Abschnitten Grasfelder. Immergrüne Pflanzenskulpturen werden von Formgehölzen
überragt – wie etwa der schirmförmigen
Felsenbirne, die durch ihre Blühphasen
den Wechsel der Jahreszeiten veranschaulicht. Das ganze Arrangement wirkt
wie eine Oase und bietet den Bewohnern
einen zusätzlichen Freizeitwert.
Jens Duffner
Unternehmensgruppe
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt,
Frankfurt am Main
[Umrisse]
Bauherr
Unternehmensgruppe
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt,
Frankfurt am Main
Architekten
Dietz Joppien Architekten AG,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
GIP Innovative Planung,
Bochum
Ingenieurbüro Wehmeyer,
Bückeburg
Dipl.-Ing. Jörg van Kann,
Frankfurt am Main
Gebäudetechnik
Ingenieurbüro Hausladen GmbH,
Kirchheim
Polymer-Quellpaste SX 100 haftet
zuverlässig und sicher:
Elektroplanung
Ingenieurbüro Marcus Erhard,
Gilching
Landschaftsarchitekten
Büro Rose Fisch,
Berlin
SiGeKo
Matthias Mark,
Darmstadt
ˆverfügt über eine hohe Standfestigkeit
und ist schnell aushärtend
ˆlösemittel-, isocyanat-, PVC-, phtalat-,
silikonfrei, neutraler Geruch
ˆDichte: 1,4 g/cm³
ˆShorehärte (Shore A): Shore A 25
ˆE-Modul: 0,54 N/mm²
ˆReißfestigkeit: 0,9 N/mm²
ˆE-Modul (Reiß): 344 %
ˆTemperaturbeständigkeit:
-40 ºC / +100 ºC (nach Durchhärtung)
ˆQuellrate: 150 %
StekoX® GmbH Abdichtungstechnik
Blumenstraße 42/1, 71106 Magstadt
Tel: 07159 - 42 008 20
Fax: 07159 - 42 008 90
E-Mail: [email protected]
Web: www.stekox.de
Campus Bockenheim
Neubebauung mit Wohngebäuden
Gesamtprojekt
Der »Kulturcampus Bockenheim« gewinnt
Gestalt: Nachdem Pläne für eine Büronutzung gescheitert sind, hat die Stadt
Frankfurt am Main auf Wohnungsbau
umgesattelt. Im Dezember 2010 wurden
die Siegerentwürfe für die Neubebauung
auf dem ehemaligen Gelände des Campus
Bockenheim gekürt. Die 200 Miet- und
Eigentumswohnungen werden nach Entwürfen von Jens Happ, Stefan Forster
und Karl Dudler errichtet.
Im Rahmen eines anonymen Gutachterverfahrens hatten neun Architekturbüros
Vorschläge für die Gestaltung der Wohngebäude und Einzelhandelsflächen auf
dem derzeit als Parkplatz genutzten Areal
eingereicht. Insgesamt 27.800 m² Bruttogeschoßfläche will man hier im Passivhausstandard realisieren. Bei der Ausschreibung wurde daher besonderer Wert
auf Aspekte der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gelegt. Eine weitere Vorgabe
war, dass sich die Architektur harmonisch
ins nähere Umfeld einfügt. Auch sollen die
Typologien der gründerzeitlichen Bebauung in der Sophienstraße aufgenommen
und die Fassaden so gegliedert werden,
dass eine Vielzahl von Einzelhäusern
erkennbar ist.
Grundriss Regelgeschoß
© happarchitecture/Stefan Forster Architekten/Karl Dudler Architekten
Aus den Einsendungen hat die Jury dann
drei Siegerarbeiten ausgewählt. Der erste
Platz ging an das Büro von Jens Happ, der
eine zum Bockenheimer Depot hin abgerundete Gebäudeecke anregt, wobei vor
Lageplan
© happarchitecture/
Stefan Forster Architekten/
Karl Dudler Architekten
52]
allem die vorgesehene Arkadenausbildung positiv gewürdigt wurde. Den zweiten Rang belegte das Konzept von Stefan
Forster, das ebenfalls durch eine gerundete, allerdings mit langgezogenen
Balkonen versehene Eckausbildung zum
Carlo-Schmid-Platz sowie durch den
einladenden Eingang zum ebenerdig
angeordneten Supermarkt und die hohe
Qualität der Wohnungen überzeugte.
Max Dudlers Entwurf wurde nicht zuletzt
wegen seiner ausdrucksstarken, an den
Klassizismus angelehnten Fassadengestaltung ausgezeichnet. Da alle drei
Vorschläge besondere Stärken, aber
auch Schwächen hätten, sprach sich
die Jury dafür aus, die Preisträger mit
der Entwicklung eines gemeinsamen
Gesamtkonzepts zu beauftragen.
[Umrisse]
Perspektive: Arkade zur Straße
© happarchitecture
Häuser 1–4
Die Architektur der Neubauten folgt dem
Gestaltkanon einer städtischen Architektur mit Merkmalen, wie sie auch in der
Nachbarschaft des Quartiers vorkommen:
klassische Dreiteilung des Volumens,
klare Lochfassaden, sorgfältig bearbeitete
Hauseingänge, gliedernde Lisenen und
Gesimse, ruhiger Dachabschluss.
Unter der turmartig gerundeten Ecke
befinden sich der Eingang zum Supermarkt und der öffentliche Zugang zur Tiefgarage. Letzterer markiert den »Auftakt
zur Arkade«, die nach Osten führt und
am Durchgang zum Innenhof endet. Das
Erscheinungsbild der Baukörper wird
geprägt durch die gediegene Qualität
weniger, aber hochwertiger Materialien.
Die Farbgebung im Äußeren ist zurückhaltend: Die helle Putzfassade kontrastiert
mit den hell angestrichenen Holzfenstern
und dem Klinkersockel.
Turmartiges Eckgebäude
© happarchitecture
Die überwiegend durchgesteckten Grundrisse sind als Konstruktionsprinzip des
typischen Zweispänner-Wohnhauses
organisiert.
Häuser 5–7
Blockstruktur mit Ausrundung
© Stefan Forster Architekten
[Umrisse]
Die Blockstruktur wird durch eine dynamische, gerundete Eckausbildung zum
Carlo-Schmid-Platz sowie durch eine
Untergliederung in ablesbare Hauseinheiten mit einer in drei Höhen gestaffelten
Architektur dominiert. Sockel, Schaft und
Kapitellbereiche sind deutlich ablesbar,
die Materialien des Sockels entsprechen
dem Klinker des Depots, die restlichen
Bereiche erhalten ein mit hellem Putz
gestaltetes Wärmedämmverbundsystem.
[53
Wohnbebauung und Bockenheimer Depot
© Stefan Forster Architekten
Häuser 8–12
Die architektonische Strategie, die hier
entfaltet wird, soll zeitgemäß, aber unaufgeregt, modern und dabei in Bezug auf die
in der Umgebung vorhandenen Gründerzeithäuser kontextuell im typologischen
Sinne wirken.
Das Prinzip der zum Teil gründerzeitlichen
Fassaden im näheren Umfeld wird »transformiert« in die Gegenwart. Mit einer subtilen Abstraktion können neue Elemente,
die ein architektonisches Konzept ausmachen, in eine beziehungsreiche Ordnung zueinander gebracht werden. Die
Bedeutung und Betonung einer körperlich
klar artikulierten Erscheinung der Gebäude
sind auch das architektonische Ziel dieser
Umlaufende Loggia im Hofbereich
© Stefan Forster Architekten
Um auf die differenzierten Anforderungen
des Wohnungsmarktes zu reagieren, werden analog zum Konzept der variierenden
Häuser verschiedene Grundrisstypologien
angeboten. Alle Wohnungen haben zwei
private Freibereiche, wobei die hofseitige,
umlaufende Loggia von sämtlichen angrenzenden Zimmern aus betretbar ist. Durch
die zentrale Erschließung in der Mittelzone
sind unterschiedliche Wohnungstypen
möglich: Dielen-, Flur- und Zentralraumtyp.
Es wird größter Wert auf eine maximale
Flexibilität der Grundrisse gelegt und daher
fast gänzlich auf tragende Innenwände
verzichtet.
54]
Orientierung am Kontext
© Karl Dudler Architekten
[Umrisse]
Realisierung
Arbeit. Das Prinzip der Klarheit und Eleganz wird durch das Spiel von Wand mit
Öffnungen, kleinen Rücksprüngen und
Einschnitten, der Gestaltung von Sockel
(natursteinähnliche feine Architekturbetonteile mit Strukturmatrize und leicht
sandgestrahlt) und Mittelteil (Wärmedämmverbundsystem) sowie Linienführung
(Gesimse, Fensterbänke, Geländer) und
Textur des Materials bestimmt.
Der Baubeginn ist für das vierte Quartal
2011 geplant. Bei dem Projekt mit einem
Investitionsvolumen von rund 81 Millionen
Euro entstehen ca. 130 Miet- und 70 Eigentumswohnungen, zudem sind großflächiger
Einzelhandel auf ca. 4.350 m² und zwei
Tiefgaragenebenen mit ca. 300 Stellplätzen vorgesehen.
Das Land Hessen und die Stadt wollen
darüber hinaus auf dem früheren Gelände
der Goethe-Universität einen »KulturCampus« realisieren mit Institutionen wie
unter anderem der Hochschule für Musik
und Darstellende Kunst sowie Wohnungen
und Gewerbe.
Stefan Forster
Karl Dudler
Jens Happ
Bauherren
ABG Frankfurt Holding GmbH,
Frankfurt am Main (Mietwohnungen)
CP Campus Projekte GmbH,
Frankfurt am Main (Eigentumswohnungen)
Architekten
happarchitecture,
Frankfurt am Main (Häuser 1–4)
Stefan Forster Architekten,
Frankfurt am Main (Häuser 5–7)
Karl Dudler Architekten,
Frankfurt am Main (Häuser 8–12)
FAAG Technik GmbH,
Frankfurt am Main (Tiefgarage)
Gliederung von Baukörper und Fassaden
© Karl Dudler Architekten
Projektmanagement
Urbane Projekte GmbH,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung und Haustechnik
Seidl + Partner Gesamtplanungs GmbH,
Regensburg
Im Hinblick auf die Passivhausstandards
werden die Baukörper so kompakt wie
möglich ausgeführt. Die privaten Außenbereiche unterscheiden sich gemäß ihrer
Lage im städtischen Kontext: Balkone
erhalten die Wohnungen zum Innenhof,
Loggien die an Straßen und öffentlichen
Gassen und Plätzen. Die Typologie der
Grundrisse setzt sich auseinander mit den
Bedürfnissen eines modernen, familiengerechten Wohnens in unseren urbanen
Stadtzentren. Alle Wohnungen sind unterteilt in einen »öffentlichen« Bereich mit
Küche, Essen und Wohnen, weitestgehend
getrennt vom »privaten« Bereich mit den
Schlafzimmern und Bädern.
[Umrisse]
Passivhausplanung und Bauakustik
EGS-plan Ingenieurgesellschaft mbH,
Stuttgart
Brandschutz
Bureau Veritas Construction Service GmbH,
Frankfurt am Main
Vermessung
Dipl.-Ing. M. Rösche, Dipl.-Ing. M. Stief,
Offenbach am Main
Freiflächenplanung
Hanke, Kappes + Kollegen GmbH,
Sulzbach
[55
Perspektive von der Straße
© raumwerk
Helenenhöfe im Europaviertel
Neubau von vier Wohnblöcken
Entwurfskonzeption
Lage
In Sichtweite des Messeparkhauses und
der Kuhwaldsiedlung entsteht auf einem
dreieckigen Gelände im westlichen Teil
des Europaviertels ein neues Quartier mit
450 Wohnungen. Der Entwurf basiert auf
dem Wettbewerbsergebnis »Helenenhöfe«
und einer Überarbeitung des ursprünglichen Bebauungsplanes.
Unter Berücksichtigung der Anforderungen für einen attraktiven Wohnungsbau
wurden sowohl die städtebaulichen Strukturen neu organisiert als auch die Architektur der einzelnen Gebäude formuliert.
Die Helenenhöfe werden 370 öffentlich
geförderte Wohnungen für Familien, Senioren und alleinstehende Personen umfassen, darüber hinaus sind 50 Eigentumswohnungen sowie 30 Wohneinheiten aus
dem sogenannten Frankfurter Programm
geplant. Die Realisierung wird voraussichtlich ab Juli 2011 erfolgen.
56]
Grundgedanke des städtebaulichen Entwurfes sind die Bildung von klaren Raumkanten und eine Differenzierung zwischen
öffentlichen, halböffentlichen und privaten
Bereichen. Die Wohnanlage zitiert dabei
gründerzeitliche Strukturen und beinhaltet
in Quartiersmitte zwei zentrale Blockränder, in denen sich der überwiegende
Teil der geförderten Wohnungen befindet.
Die Blöcke gliedern den öffentlichen
Straßenraum und schützen gleichzeitig
die Höfe im Inneren. Im Norden und
Westen schließen zwei Baufelder an,
die eine Zeilen- und U-förmige Bebauung
aufweisen; das nördliche ist für Eigentumswohnungen und das Mittelstandsprogramm
vorgesehen. Es entstehen hier insgesamt
vier Hofsituationen, die durch eine unterschiedliche Freiraumgestaltung geprägt
werden. So sind das Thema im westlichen
Eichenkarree »Spiel und Bewegung« und
in den östlichen Weidengärten »Ruhe und
Entspannung«. An gezielt positionierten
Stellen werden die Blockränder aufgebrochen, um eine Durchwegung zu den
benachbarten Höfen zu ermöglichen und
gleichzeitig die Fläche der nach Süden
ausgerichteten Wohnungen zu vergrößern.
Intention ist es, durch die Vernetzung
der Höfe eine soziale Durchmischung zu
erreichen und die Lebendigkeit des Stadtteils zu erhöhen.
[Umrisse]
Erscheinungsbild mit Innenhof
© raumwerk
Zwischen beiden Blöcken verläuft eine
Fußgängerpassage mit zentral situierten
Gemeinschaftszonen und einem Seniorencafé. Während die Hauseingänge aufgrund
der Zuordnung und Adressbildung zu den
Straßenseiten liegen, verteilen sich die
privateren Gärten der Erdgeschoßwohnungen und die halböffentlichen, quartiersbezogenen Freiräume im Hofinnenbereich.
Die einzelnen Gebäude sind übersichtlich
und nutzerfreundlich konzipiert, die Seniorenwohnungen bieten zum Beispiel eine
Ost-West-Ausrichtung und setzen sich
innerhalb der Blockstruktur als eigenständig erkennbare Baukörper ab. Die
geförderten Wohnungen definieren den
Rahmen der gesamten Anlage und sind
von Norden nach Süden orientiert:
Während die Wohnräume und Balkone
nach Süden zeigen, sind Schlafzimmer,
Küche und Bad an der Nordseite positioniert. Je Treppenaufgang werden
12–15 Wohnungen realisiert, bei jeweils
drei Wohnungen pro Geschoß. Ihre Größen
variieren von Einpersonenhaushalten
bis zur vierköpfigen Familie sowie von
45–110 m² Fläche. Die Grundrisse sind
wohlproportioniert und flexibel nutzbar,
sämtliche Wohnungen verfügen entweder
über Terrasse, Balkon oder Loggia.
Vier Wohnblöcke:
Baukörperschnitte
© raumwerk
[Umrisse]
[57
Ansicht von Osten
© raumwerk
Ansicht von Süden
© raumwerk
Materialität
Die Ausrichtung und Materialität der
einzelnen Häuser orientieren sich an dem
Grundkonzept des städtebaulichen Entwurfes. Durch die Rücksprünge der Dachgeschosse lässt sich sowohl die Ausrichtung der Gebäude ablesen als auch das
Volumen der vier- bis fünfgeschossigen
Baukörper aufbrechen. Besonderes
Augenmerk liegt auf der Anordnung der
Balkone, die klar gesetzten Loggien sorgen
zudem für eine offene Ecke und schaffen
eine subtile Plastizität des Bauwerks.
Die jeweiligen Fassaden sind entsprechend
den Achsen und der Nutzung gestaltet:
Die Hauptfassaden der Nord- und Südseite
erhalten eine hochwertige und kraftvolle
Kohlebrand-Ziegel-Hülle. Dieses sehr
markante Material wird durch die einheitlichen Fenster- und Loggienformate sowie durch horizontal verlaufende Bänder
harmonisch gegliedert. Stehende Fensterformate mit farblich abgesetzten Einfassungen geben der Wohnanlage eine hochwertige Anmutung. Die beiden Ost- und
Westseiten zeichnen sich durch einen einheitlichen Klinkersockel und die darüberliegenden hellen Putzflächen aus.
Die Wahl des Materials folgt konsequent
der Anordnung unterschiedlicher Nutzungen: Während die verklinkerten
Gebäudeteile die geförderten Familienund Singlewohnungen beherbergen,
sind in den hellen, verputzten Häusern
die Seniorenwohnungen untergebracht.
Jon Prengel
Architekt und Stadtplaner
Geschäftsführer
raumwerk,
Frankfurt am Main
Bauherr
Sahle Baubetreuungsgesellschaft mbH,
Greven
Architekten
raumwerk Gesellschaft für Architektur
und Stadtplanung mbH,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung und Bauphysik
Lenz Weber Ingenieure GmbH,
Frankfurt am Main
Brandschutz
Hilla Sachverständigenbüro
für vorbeugenden Brandschutz,
Frankfurt am Main
Außenanlagen
Landschaftsarchitektur und Ökologie
Dipl.-Ing. Angela Jezzenberger,
Darmstadt
Grundrisse Erd- bis Dachgeschoß
© raumwerk
58]
[Umrisse]
Wohnen am Riedberg
Konzept für das »Quartier Mitte«
Der Stadtbezirk
Riedberg ist ein neuer Stadtbezirk im Nordwesten von Frankfurt, der auf ehemaligen
Landwirtschaftsflächen in der Gemarkung
Kalbach entsteht. Er grenzt im Süden an
das Mertonviertel und liegt ca. 8 km Luftlinie vom Stadtzentrum entfernt. Seine Entwicklung geht auf Planungen der 1990er
Jahre zurück, erste Realisierungen stammen aus der Zeit der Jahrtausendwende,
die Fertigstellung wird für das Jahr 2017
prognostiziert. Insgesamt beträgt seine
Fläche 266 ha, wovon 78 ha als Nettobauland ausgewiesen sind.
Nach der Fertigstellung sollen hier ca.
15.000 Einwohner in 6.000 Wohneinheiten
leben, 8.000 Studenten an den bereits
größtenteils verwirklichten Instituten der
Johann Wolfgang von Goethe Universität
studieren und 3.000 Berufstätige ihrer
Arbeit nachgehen.
Der Riedberg ist unterteilt in insgesamt
sieben Quartiere. Im flächenmäßig größten, dem Quartier Mitte, errichtet die
ABG Frankfurt Holding mit einer Bruttogeschoßfläche von ca. 28.000 m² derzeit
Europas größtes Passivhaus-Geschoßwohnungsbauprojekt. Im Rahmen eines
Gutachterverfahrens im Jahr 2008 wurden
Albert Speer & Partner als Architekten für
die Planung von insgesamt zehn Gebäuden
mit 230 Wohnungen ausgewählt.
Zahlen, Daten, Fakten
© HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH
Das Grundstück
Das Grundstück umfasst ca. 16.000 m² und
liegt in erster Reihe an der Riedbergallee.
Es wird vierseitig von Straßen erschlossen.
Im Westen trennt eine streifenförmige
Parkanlage das Quartier Mitte vom zukünftig deutlich dünner besiedelten
»Niederurseler Hang«.
Städtebaulicher Entwurf
Schwarzplan
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
[Umrisse]
Unser städtebauliches Konzept sieht vor,
nach Norden, Osten und Süden einen
klar definierten Blockrand auszubilden,
während nach Westen, zum Park, eine
offenere Struktur mit Einzelhäusern
geplant ist. Die Einzelhäuser werden in
regelmäßigen Abständen in das Blockinnere fortgesetzt und transportieren so
die Qualitäten des Parks in das Quartier
hinein. Großer Wert wurde auf eine homogene Dichte im Innenbereich gelegt, die
ausreichend Raum für attraktive private
und halböffentliche Freiflächen lässt. Die
Tiefgarage wurde so angeordnet, dass
größere zusammenhängende Gartenanteile mit Erdanschluss entstehen.
[59
Passivhausstandard
Die Orientierung des Grundstücks hat
als Konsequenz, dass die Baukörper der
städtebaulichen Figur zum Teil einer NordSüd- und zum Teil einer Ost-West-Ausrichtung folgen. Da sich in diesem Kontext die
optimale energetische Ausrichtung nicht
für sämtliche Bauteile realisieren lässt,
wurde darauf geachtet, dass die Struktur
den Passivhausstandard für alle Einzelgebäude mit einem wirtschaftlich vertretbaren Aufwand zu verwirklichen ermöglicht. Während einige Häuser bezüglich
der Ausrichtung geradezu optimal für den
Passivhausstandard geeignet sind, wurde
bei anderen darauf geachtet, dass bei
kompaktem Volumen und guten A/V-Verhältnissen die Südfassaden unverschattet
bleiben, da diese im Gegensatz zu den
Nord-, West- und Ostseiten eine positive
Energiebilanz aufweisen. Des Weiteren
wurden die Nordostecken der Blockrandbebauung in einzelne Baukörper aufgelöst,
um ihre optimale Besonnung zu gewährleisten.
Lageplan
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
Um bei einer städtebaulichen Dichte mit
GFZ = 1,50 die Eigenverschattung insgesamt zu minimieren, wurde bei den Gebäuden im Innenbereich auf das Hochparterre
verzichtet, so dass sie ca. 1 m niedriger
sind als der Blockrand.
60]
Fünf- und Drei-Zimmer-Wohnung
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
Baukörper und Grundrisse
Die Bebauung wird aus unterschiedlichen
Gebäudetypen gebildet. Ihre Tiefe beträgt
durchgehend 14 m, wodurch eine optimale
Kompaktheit gewährleistet wird. Der
Blockrand besteht aus ca. 50 m langen
Riegeln, die in Form von Zweispännern in
einzelne Häuser unterteilt werden, während die zum Park orientierten Gebäude
ca. 25 m lang und als Dreispänner organisiert werden. Sämtliche Baukörper verfügen über vier Vollgeschosse zuzüglich
eines Staffelgeschosses. Die Freisitze der
Wohneinheiten werden zum öffentlichen
Raum hin als Loggien ausgeführt, im Innenbereich kommen hingegen vorgestellte
Balkone zur Anwendung.
Da die Wohnungen im Besitz der ABG
Frankfurt Holding verbleiben, stand bei
der Grundrissgestaltung ihre nachhaltige
Vermietbarkeit im Vordergrund. Aus diesem Grund wurden Lösungen gewählt, die
klaren Flur- oder Dielentypen zuzuordnen
sind; offene Konfigurationen finden sich
allenfalls in den Penthousegeschossen.
Die Zonierung folgt hier generell der
Philosophie, dem Privaten gegenüber dem
Öffentlichen den Vorrang zu gewähren.
Die Privaträume sind daher vor den öffentlichen Wohnräumen angeordnet, so dass
es immer möglich ist, aus ihnen die Wohnung zu betreten oder zu verlassen, ohne
die eigentlichen Wohnbereiche zu tangieren. Ein positiver Nebeneffekt dieser
Anordnung ist, dass jede Einheit insgesamt
größer erscheint, wenn man sie über eine
Diele oder einen Flur erreicht.
Um der sozialen und demographischen
Entwicklung Rechnung zu tragen, werden
ca. 90 der 230 Wohneinheiten nach dem
Frankfurter Förderprogramm für »Familienund Seniorengerechten Mietwohnungsbau« errichtet.
Die Fassaden
Ein zentrales Ziel war, von Beginn an ein
abwechslungsreiches Viertel mit unterschiedlichen architektonischen Ansätzen
zu schaffen. In den Fassaden der zehn
Gebäude kommen daher drei Konzepte
zum Tragen, welche bei aller Unterschiedlichkeit doch genügend Gemeinsamkeiten
aufweisen, um dem Quartier einen gestalterischen Zusammenhalt zu verleihen.
Während die Häuser zur Riedbergallee
durch stehende Fensterformate, gestapelte Loggienanlagen und rhythmische
Versprünge in den Staffelgeschossen eine
vertikale Gliederung erhalten, werden
die Blockränder im Norden und Osten
horizontal strukturiert: mit verspringenden
Putzbändern unterschiedlicher Körnung,
die riegelartige Baukörperform betonend.
Den Solitären im Westen und Blockinneren wird hingegen durch großzügig
auskragende Eckloggien und raumhohe
Verglasungen ein villenhafter Charakter
verliehen. Alle Dachflächen werden zudem als fünfte Fassade behandelt und
begrünt.
[Umrisse]
Erscheinungsbild der Gebäude
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
Der Außenraum
Das Freiraumkonzept sieht eine Differenzierung in private und halböffentliche
Bereiche vor. Während den Erdgeschoßwohnungen sämtlicher Baukörper großzügige private Gartenanteile zugeordnet
werden, erhält der übrige Außenraum
durch Rasenflächen, Baumpflanzungen
und Gartenwohnwege einen parkähnlichen
Charakter. Die hohe Erdüberdeckung der
Tiefgarage von 0,80–1,10 m erlaubt hier die
Anpflanzung großkroniger Bäume.
Orientiert an dem Leitbild italienischer
Renaissancegärten ist die Aufnahme einer
klaren Grundstruktur und linearen Wegeführung, sogenannter Gartenpromenaden
und einer individuellen Gestaltung einzelner Freiräume die Grundidee des Entwurfs.
Durch die versetzte Anordnung der Bauteile im Blockinnenbereich ergeben sich
zudem zwei begrünte Platzsituationen, die
als attraktive Aufenthaltszonen mit Kinderspielplätzen für unterschiedliche Altersgruppen realisiert werden.
Mit dem bis 2013 fertiggestellten Projekt
entwickelt sich auf dem Riedberg ein
urbanes Quartier, welches aufgrund der
vorausschauenden Konzepte für bezahlbaren Mietwohnungsbau insbesondere
für Familien und Senioren, für hohe Aufenthaltsqualitäten innerhalb und außerhalb
der Häuser und für eine quasi energiepreisunabhängige Versorgung mit Wärme
durch den Passivhausstandard einen langfristig attraktiven und nachhaltigen Wohnstandort garantiert.
Dipl.-Ing. (FH) Architekt Martin Teigeler
AS&P Albert Speer & Partner GmbH,
Frankfurt am Main
Bauherr
ABG Frankfurt Holding Wohnungsbau- und
Beteiligungsgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
Entwurf
AS&P Albert Speer & Partner GmbH,
Frankfurt am Main
Differenzierung im Freiraumkonzept
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
[Umrisse]
[61
Heinrich-Lübke-Siedlung
Eine nachhaltige Quartierssanierung
Einleitung
Das Sanierungskonzept für die HeinrichLübke-Siedlung soll, so die zentrale Aufgabenstellung des Wettbewerbs, ganzheitliche und nachhaltige Ansätze und
Herangehensweisen für den vorbildlichen
Umgang mit Großsiedlungen der 1970er
Jahre aufzeigen.
Sowohl unter ökonomischen als auch
ökologischen Gesichtspunkten spielt die
vorhandene Bausubstanz hierbei eine
besondere Rolle: Der Bestand ist wertvoll,
er wurde unter hohem Energieeinsatz
erstellt und ist erst ca. 40–50 Jahre alt.
Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit sollte
sein Abriss daher auf ein notwendiges
Minimum beschränkt werden. Das Konzept von AS&P beruht nun auf einer Neuordnung mit minimalinvasiven Eingriffen,
die, verbunden mit Arrondierungen und
Nachverdichtungen, die Heinrich-LübkeSiedlung in ein zeitgemäßes Stadtquartier
transformieren.
Begleitend wurde ein ganzheitliches Gebäude- und Energiekonzept mit dem Ziel
entwickelt, ihren CO2-Ausstoß auf ein
unter ökonomischen und ökologischen
Kriterien optimales Minimum zu reduzieren.
Bestandsanalyse
Die Heinrich-Lübke-Siedlung ist eine
monostrukturelle Großsiedlung aus der
Epoche »Urbanität durch Dichte«. Wie
zahlreiche dieser Siedlungen weist sie
diverse Defizite auf, die einem qualitätsvollen Wohnen entgegenstehen und eine
geregelte Bewirtschaftung erschweren.
Exemplarisch seien hier eine mangelhafte bauliche und soziale Infrastruktur,
unattraktive Freibereiche, Angsträume
sowie eine alte und energetisch mangelhafte Bausubstanz genannt.
Nach sorgfältiger Analyse des Bestandes
wurden folgende Maßnahmen identifiziert,
welche im Rahmen einer nachhaltigen
Sanierung notwendig zur Erreichung der
Zielsetzung sind.
Dies sind insbesondere:
– Neuordnung der übergeordneten
Erschließung und Einbindung in die
Stadt,
– Neustrukturierung der Höfe,
– Nachverdichtung,
– Neukonzeption des ruhenden Verkehrs,
– neue energetische Konzeption,
– neue soziokulturelle Konzeption.
Konzept
Neuordnung der übergeordneten Erschließung und Einbindung in die Stadt:
Die Heinrich-Lübke-Siedlung liegt ca. 3 m
unterhalb der Ludwig-Landmann-Straße
und ist lediglich im südlichen Bereich
über eine Einfahrt an das Straßennetz
der Stadt angeschlossen. Eine fußläufige
Anbindung besteht im Bereich des Quartierszentrums, diese ist allerdings unrepräsentativ und unattraktiv gestaltet und nicht
barrierefrei.
Eine Verbesserung der Verknüpfung der
Siedlung mit ihrem städtischen Umfeld
wird in erster Linie durch eine neue einladende und barrierefreie Zuwegung im
Bereich des ebenfalls neuen Quartierszentrums erzielt. Einen weiteren Faktor
stellt der neue Supermarkt auf Ebene der
Ludwig-Landmann-Straße dar, der als
zentrale Nahversorgung sowohl für die
Heinrich-Lübke-Siedlung als auch für die
benachbarten Quartiere fungiert.
Schwarzplan und
Luftbild des Bestands
© AS&P Albert Speer und Partner GmbH
62]
[Umrisse]
Neustrukturierung der Höfe:
Die wesentlichen Defizite bezüglich der
Erschließung bestehen in einer sehr
dezentralen, von der städtebaulichen
Struktur der Höfe völlig losgelösten Zuwegung zu den Gebäuden, die dazu führt,
dass sich die Wege der Bewohner eines
Hofes selten kreuzen.
öffentlich
halböffentlich
privat
Neue Zonierung
© AS&P Albert Speer und Partner GmbH
Ziel ist es, die Identität der einzelnen Höfe
zu stärken und bewusst Nachbarschaften
und somit eine gewisse soziale Kontrolle
entstehen zu lassen. Hierzu muss die
Erschließung zentral aus der Hofmitte
heraus erfolgen, was bei einigen Häusern
eine Umorientierung der Eingangsareale
notwendig macht. Die Hofinnenbereiche
sind zurzeit unübersichtliche, öffentliche
Flächen mit geringer Aufenthaltsqualität.
Zentraler Baustein der neuen Freiraumgestaltung ist die klare Zonierung in öffentliche, halböffentliche und private Flächen.
Von wesentlicher identitätsstiftender
Bedeutung sind dabei die halböffentlichen
Nachbarschaftshöfe. Sie bestehen zum
einen aus den Erdgeschoßwohnungen
zugeordneten Privatgärten und zum anderen aus halböffentlichen Begegnungs-,
Kommunikations- und Spielbereichen.
Die Identifikation mit dem Umfeld wird
gefördert durch die klar ablesbaren und
benutzbaren Freiraumstrukturen in den
Höfen sowie eine geplante Einbindung
der Anwohner in den Gestaltungsprozess.
[Umrisse]
Bestandsstruktur und Neustrukturierung
© AS&P Albert Speer und Partner GmbH
Aufgrund der urbanen baulichen Dichte
und des Ziels, attraktive Freiräume anzubieten, werden die Müllabstellplätze zudem dezentralisiert und in Müllräumen
den einzelnen Häusern zugeordnet.
Für die bestehenden Wohngebäude wurde
darüber hinaus ein Sanierungskonzept entwickelt, welches mit geringen Eingriffen
in die Bausubstanz signifikante Qualitätssteigerungen ermöglicht, ohne dass sie
für deren Durchführung entmietet werden
müssen. Die wesentlichen gestalterischen
Defizite liegen in der starken vertikalen
Gliederung der Baukörper, dem geringen
Fensterflächenanteil und den massiven
Balkon-, Loggia- und Attikaausbildungen,
verbunden mit der düsteren Materialität
von Waschbetonfassaden-platten. Vorgesehen ist daher, ihnen eine neue Gliederung mit einer offeneren Fassade zu verleihen, ohne dass Änderungen an den
Bestandsvolumina, die unserer Ansicht
nach ein stimmiges Gesamtkonzept
ergeben, notwendig werden.
Bestehende und sanierte Fassaden
© AS&P Albert Speer und Partner GmbH
[63
Nachverdichtung:
Das bestehende Ladenzentrum, welches
zugleich den Haupteingang zur HeinrichLübke-Siedlung bildet, umfasst lediglich
ein kleines Flächenangebot in unattraktiver
Lage und mit unzeitgemäßem Zuschnitt.
Es ist nur über eine mehrfach gewendelte
Treppenanlage angeschlossen, eine direkte Verbindung für Radfahrer oder gehbehinderte Menschen besteht nicht. Der
Quartierseingang wird durch den Neubau
eines Supermarktes und eines Wohnhauses neugestaltet und seine Barrierefreiheit
über eine breite Treppe mit Rampenanlage
sichergestellt.
Eine deutliche Qualitätsverbesserung
wird durch die Entfernung der Fensterbrüstungen und damit die Vergrößerung
der Fenster geschaffen. Des Weiteren
werden die an Konsolen befestigten massiven Vorbauten durch vorgestellte offene
Balkone ersetzt, was freundlicher wirkt
und die bisherigen konstruktiven Wärmebrücken beseitigt. Alle Gebäude werden
überdies außenseitig wärmegedämmt und
im Sockelbereich mit einer robusten Klinkervormauerung versehen.
Die Eingangszonen, welche nun zur Innenseite des Hofes orientiert sind, werden
großzügig, barrierefrei sowie hell und
freundlich gestaltet und zudem über
Kinderwagenabstellräume verfügen. Die
Wohnungen erhalten neue Bäder und die
technische Infrastruktur wird in Großteilen
erneuert.
Arrondierung von Hof 4 und 5
© AS&P Albert Speer und Partner GmbH
Die bauliche Struktur weist im Bereich
der Höfe 4 und 5 Lücken und eine inkonsequente Gebäudestellung auf. Im Sinne
einer formalen Stärkung der Höfe sieht
unser Konzept hier zwei Arrondierungen
vor: Im Hof 4 wird die südliche Seite durch
Ergänzung eines viergeschossigen Hauses
deutlicher gefasst. Der Hof 5 wird im nördlichen Bereich durch einen winkelförmigen
Baukörper ergänzt.
Neukonzeption des ruhenden Verkehrs:
Die Heinrich-Lübke-Siedlung wird durch
eine dreigeschossige Parkgarage mit einer
Länge von ca. 225 m vom Lärm der LudwigLandmann-Straße abgeschirmt. Aus städtebaulicher Sicht erfüllt diese existierende
Parkgarage ihren Zweck sehr gut, nämlich
den ruhenden Verkehr direkt am Beginn
der Siedlung aufzunehmen und eine Lärmabschirmung zur Ludwig-LandmannStraße zu gewährleisten. Die Defizite, die
zu ihrer geringen Akzeptanz führen, liegen
eindeutig in der Art der Erschließung, die
ein angstfreies Betreten unmöglich macht,
sowie in der Ausbildung der Fassade,
die keine natürliche Belichtung zulässt
und durch ihre fehlende Gliederung dem
Gebäude einen unmaßstäblichen Charakter verleiht.
Vorgesehene Baukörperanordnung
© Csaba Horvath
64]
[Umrisse]
Bisherige Parkhausfassade
© AS&P Albert Speer und Partner GmbH
Neugestaltete Parkhausfassade
© AS&P Albert Speer und Partner GmbH
Im Rahmen der Sanierung wird ihre Erschließung umstrukturiert und die Fassade
erneuert. Die im Bestand innenliegenden
und daher nahezu unbelichteten Treppenräume werden entfernt und durch einläufige Treppen an der Außenseite ersetzt,
die von einer Glashülle umgeben sind. Der
Nutzer kann beim Betreten des Gebäudes
also jederzeit gesehen werden; ein Aufzug
in der Mitte des Parkhauses sorgt zusätzlich für eine barrierefreie Zugänglichkeit.
Die bestehende Vorhangfassade wird
ebenfalls vollständig entfernt und durch
eine lichtdurchlässige Konstruktion ersetzt.
Eine gewisse Anzahl von Stellplätzen
sollte für Car-Sharing-Konzepte reserviert
werden, die sich modellhaft mit Aufladestationen für Elektroautos ausrüsten
lassen und über die Solarzellen auf dem
Dach gespeist werden.
[Umrisse]
Energetische Konzeption:
Für das Quartier wurde ein ganzheitliches
Energie- und Gebäudekonzept entworfen,
welches zum Ziel hat, den Energieverbrauch
und insbesondere den CO2-Ausstoß der
Siedlung signifikant zu senken.
Um den Energieverbrauch der Bestandsgebäude zu reduzieren, werden sie nach
dem EnEV-2009-Neubaustandard saniert
und mit Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Neubauten
werden zudem im Passivhaus- und die
Gewerbeflächen im Niedrigenergiestandard konzipiert. Die Energieversorgung
erfolgt über ein gasbefeuertes Blockheizkraftwerk, das bereits auf die Umrüstung
auf Brennstoffzellen ausgelegt ist, ergänzt
von thermischen Solarkollektoren auf
den Gründächern der Wohngebäude. Die
Dachfläche des Parkhauses ist darüber
hinaus für die Anordnung von Photovoltaikanlagen ideal geeignet, da hier große
durchlaufende Flächen belegt werden
können. Um die immensen Verteilverluste
des bisherigen Nahwärmenetzes zu eliminieren, werden auch sämtliche Leitungen
ausgetauscht.
Durch den vorgeschlagenen Standard und
Energiemix lässt sich der CO2-Ausstoß der
Heinrich-Lübke-Siedlung unter wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen um über
90 % senken.
Soziokulturelle Konzeption:
Im Bestand werden sämtliche Wohneinheiten der Heinrich-Lübke-Siedlung gefördert,
was zu einer für den Stadtraum untypischen monosozialen Struktur führt. Angebote für Jugendliche und Erwachsene
existieren kaum, die Nahversorgung ist
unzureichend.
Unser Konzept sieht im Bereich der
Nachverdichtung vor, frei finanzierte
Wohnungen zu schaffen, um einen für
Frankfurt repräsentativen Mix unterschiedlicher Wohnungsstandards zu erzielen.
Voraussichtliche Fertigstellung der Sanierungsmaßnahmen ist 2014, die Neubauten
folgen im Jahr 2015.
Dipl.-Ing. (FH) Architekt Martin Teigeler
AS&P Albert Speer & Partner GmbH,
Frankfurt am Main
Bauherr
ABG Frankfurt Holding Wohnungsbau- und
Beteiligungsgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
Entwurf
AS&P Albert Speer & Partner GmbH,
Frankfurt am Main
[65
Stadt der Gärten, der Grünflächen und Parkanlagen
Wo man Wäldchestag1 feiert und Grüne Soße2 mit Sushi serviert
Gallusanlage: Kunst inmitten der Stadt
© Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main
»Blickfang« in der Untermainanlage
© Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main
Kunst, Kultur und Natur
»Un es will merr net in mein Kopp enei, wie
kann nor e Mensch net von Frankfort sei«
(Friedrich Stoltze, Frankfurter Mundartdichter und Satiriker, 1816–1891). Dass beim
Vergleich der Lebensqualität von weltweit
215 Metropolen Frankfurt unter den ersten
zehn rangiert, verwundert nur Außenstehende. Von weitläufigen Grünflächen
durchzogen und reich an Kunst und Kultur,
haben Menschen aus aller Herren Länder
die Stadt am Main zur Wahlheimat erkoren.
Fragt man Ortsfremde, was sie mit Frankfurt assoziieren, werden im ersten Satz
mit Sicherheit Hochhäuser genannt. Je
nach Person kommen im zweiten Goethe,
Börse oder Museumsufer ins Spiel, ist im
dritten vielleicht von Weltoffenheit und
»Multikulti« die Rede. Mit Wildnis, Biotopen oder gar Landwirtschaft bringt die
Mainmetropole vermutlich niemand in
Verbindung. Dabei darf sich die Natur auf
ganzen 52 % der Stadtfläche behaupten.
Eine zugegeben knappe Dominanz, und
wie im Fall des mitgerechneten Straßenbegleitgrüns ist die Flora oft reichlich
gezähmt.
66]
GrünGürtel mit Binnendüne
Doch weist Frankfurt durchaus Naturschutzgebiete auf, an denen kein menschlicher Finger rühren darf. Der Stadtteil
Schwanheim beherbergt sogar eine ökologische Kostbarkeit, die noch aus der
letzten Eiszeit stammt: eine der wenigen
Binnendünen Europas. Derlei Unerwartetes ist hauptsächlich in dem 70 km langen
sogenannten GrünGürtel zu finden, der
sich rund um die Mainmetropole auf über
8.000 ha breitmacht. Die den Bürgern
damit gewährte Lebensqualität ist selbst
den Vereinten Nationen nicht entgangen:
Dass der Magistrat seit 1991 über den
Erhalt von Bachläufen, Äckern, Parks,
Forsten und Gärten wacht, wurde vom
UN-Weltsiedlungsgipfel Habitat II als positives Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung ausgezeichnet. Der GrünGürtel
ist in der Tat weit mehr als attraktives
Naherholungsgebiet, er ist Frankfurts
Lunge und trägt zum Klima-, Wasser- und
Artenschutz bei. Vom Enkheimer Ried im
Osten zieht sich das grüne Band über den
Berger Rücken, folgt im Westen dem Lauf
der Nidda und setzt sich südlich des Mains
vor allem als Stadtwald fort. Und der zählt
mit seinen dichtbewachsenen 6.000 ha zu
den bundesweit größten Waldflächen in
kommunaler Hand. Zwischen Eichen,
Buchen und Kiefern spinnt sich hier ein
420 km umfassendes Wegenetz, auf dem
Wanderfans problemlos ihren Jahresurlaub verbringen könnten. Unter Umständen
bekommen sie dabei sogar eine weltweit
einzigartige Spezies zu Gesicht – das
scheue GrünGürtel-Tier. Es hat sich dem
2006 verstorbenen Frankfurter Dichter
und Zeichner Robert Gernhardt gleich
mehrmals gezeigt, der es für seine Mitmenschen umgehend porträtierte.
[Umrisse]
Frankfurt für (Grün-)Flaneure
Bei den diesjährigen Feiern zum
20. GrünGürtel-Jubiläum kann sich die
Stadt getrost mal selbst auf die Schulter
klopfen. Obwohl der Bedarf an Wohnraum
ungebrochen wächst, wurden und werden
freie Areale nicht sämtlich zu Bauland
deklariert – weder in Randlagen noch im
Zentrum. Jüngstes Beispiel liefert das im
Entstehen begriffene Europaviertel, denn
Kernstück des auf dem ehemaligen Güterbahnhofgelände angesiedelten Quartiers
wird ein riesiger Gartenpark sein, der
grüne Arme bis zum Nachbarstadtteil
Gallus und zum Rebstockpark streckt.
Einen Steinwurf von Messe und Hauptbahnhof entfernt, wird eingelöst, was für
Frankfurt generell gilt: Jeder Bewohner
stößt innerhalb von 300 m auf Grün. Dass
man entlang dem Main von Oberrad bis
nach Höchst oder entlang der Nidda von
Harheim bis nach Nied ohne Unterbrechung im Grünen wandelt, ist hinreichend
bekannt. An sonnigen Tagen sollen auf
den Strecken bereits Fußgängerstaus
Kriegsgräber im Frankfurter Hauptfriedhof
© Harald Fester
[Umrisse]
»Hessenwasserpark« an der Friedberger Landstraße
© Harald Fester
beobachtet worden sein. Dabei lädt die
Stadt selbst ebenfalls zu ausgedehnten
Spaziergängen ein. Bei über 50 Parks und
Anlagen, die sich wie Perlen an einer Kette
reihen, lassen sich Straßen weitgehend
ignorieren. Wer es nicht glaubt, wird bei
folgender Ost-West-Querung eines Besseren belehrt. Ein Bornheimer etwa startet
im Günthersburgpark, den er durch die
angrenzenden Schrebergärten verlässt,
und landet im Wasserpark, den nur eine
Straßenbreite vom Hauptfriedhof trennt.
Durch dessen schattige Alleen geht es
weiter bis zum Ausgang gegenüber der
Deutschen Bibliothek, hinter der die Wege
zwischen üppigen Villenvorgärten zum
Holzhausenpark leiten. Jetzt ist die Straße
zwar nicht zu vermeiden, doch schon nach
wenigen Minuten tritt der Stadtwanderer
durch das Campus-Westend-Tor. Europas
schönstes Universitätsgelände mündet
wiederum nahtlos in den Grüneburgpark,
der nicht nur uralte Bäume, sondern
ebenso zwei Pretiosen vorzuweisen hat.
… und schattige Wege mit Bänken zur Erholung
© Harald Fester
[67
Parade der Buntheit
Im Botanischen Garten durchschreitet
man sozusagen im Zeitraffer die Landschaften aller Kontinente und – seit das
Buchmessegastland Südkorea 2005 die
Stadt mit einem traditionellen Gelehrtengarten samt Pavillons beglückte – lädt
hier überdies fernöstliche Vegetation zu
kontemplativen Auszeiten ein. Nach Abstechern in die weite Welt lotst dann eine
Brücke zurück ins Lokale, genauer gesagt,
in die Anlage vor der Bundesbank. Aus
der führt jetzt eine Brücke zur Schrebergartenkolonie Taunusblick, zu deren Füßen
bereits die Pfade zum ca. 170 ha großen
Volkspark Niddatal warten. Das ehemalige
Bundesgartenschaugelände lässt mit
seinen Wiesen, Gehölzen und Feuchtbiotopen leicht vergessen, dass man sich
noch immer inmitten der Stadt, nämlich
zwischen Praunheim, Ginnheim und
Hausen befindet.
Botanischer Garten mit Landschaften aller Kontinente
© Botanischer Garten Frankfurt am Main
… mit Beschilderung zur Orientierung
© Botanischer Garten Frankfurt am Main
68]
Egal, von welcher Seite man kommt und
wie man das oft als Mainhattan oder Bankfurt verlästerte Frankfurt auch dreht und
wendet – die Stadt verschreibt sich seit
Jahren geradezu radikal dem Grün.
Nachdem sie hierzulande bereits Spitzenreiter im Bau von Passiv- und Niedrigenergiehäusern ist und als deutsche
Modellregion für Elektromobilität der
Zukunft gilt, dürfte die Bewerbung um
den Titel »Europäische Grüne Hauptstadt
2013/14« eine ziemlich aussichtsreiche
sein. Umweltdezernentin Manuela Rottmann hat sich jedenfalls zum Ziel gesetzt,
die Mainmetropole zum »Meilenstein für
andere europäische Städte« zu machen.
Unter anderem treibt sie die Schaffung von
noch mehr Grünflächen, eine nachhaltige
Wirtschaftspolitik und die Verbannung
fossiler Brennstoffe voran. Ihre Partei, die
Grün zum Bekenntnis erhebt und seit über
20 Jahren die städtischen Geschicke
mitbestimmt, hat das restliche Farbenspektrum dabei nicht ignoriert. Als Inte-
gration nur ein Fachbegriff in Soziologenkreisen war, riefen die Grünen 1989 das
Amt für multikulturelle Angelegenheiten ins
Leben und verpassten der Buntheit einen
politischen Rahmen. Die damals europaweit erste Einrichtung dieser Art, später
»Frankfurter Modell« genannt, lockte
Delegationen aus dem In- und Ausland
an. Die Zeiten der Vorreiterrolle sind zwar
vorbei, dennoch zeichnet sich die Stadt
weiterhin durch ihre enorme Intensität
der Farben aus. Menschen aus rund
180 Nationen sind im zuständigen Amt
registriert, und viel mehr Staaten hat ja
der Globus nicht zu bieten. Die »Parade
der Kulturen« ist in Frankfurt daher kein
bloßes Sommer-Event: Hier schiebt sie
sich täglich durch die Straßen, keine
andere Großstadt in Deutschland weist
eine derartige Bandbreite an Sprachen
und Kulturen auf. Jener Vielfalt ist nicht
zuletzt der Ruf als internationale und
weltoffene Stadt zu verdanken – und der
existiert nicht erst seit gestern.
… mit Rhododendron aus Ostasien
© Botanischer Garten Frankfurt am Main
… mit Verweilmöglichkeiten an Teich und Kalkhang
© Botanischer Garten Frankfurt am Main
[Umrisse]
Jüdischer Friedhof an der Battonstraße mit runder Steingruppe
© Harald Fester
… und efeuumrankten Grabsteinen
© Harald Fester
Erinnerung aus Engagement
In Frankfurt begegneten sich eigentlich
schon immer die Völker. Die geographische
Lage machte den Ort zum Handels- und
Verkehrsknotenpunkt, das 1240 verliehene
Messeprivileg in allerlei Hinsicht zur Austauschbörse. »Hervorragende Stätte des
Reiches« gravierte der freie Stadtstaat
nicht zu Unrecht in sein Siegel, und seine
Bürger gaben sich entsprechend selbstbewusst und tolerant. So nahm Frankfurt
neben den aus Frankreich, Belgien und
den Niederlanden geflüchteten Calvinisten
im 16. Jahrhundert auch die aus fast allen
süddeutschen und rheinischen Städten
vertriebenen Juden auf. In Relation zur
Einwohnerzahl war hier die größte jüdische Gemeinde Deutschlands zu Hause –
bis der nationalsozialistische Wahn das
Land infizierte. Beistand blieb den Verfolgten auch in Frankfurt verwehrt, doch hat
man nach 1945 früher als andernorts die
Verbrechen des Holocaust dokumentiert.
Den Boden bereitete Bürgermeister
Walter Kolb, der unmittelbar nach Kriegsende Informationen über die Gräuel sammeln ließ. Die in Frankfurt abgehaltenen
Auschwitz-Prozesse, der in der Stadt
ansässige hessische Generalstaatsanwalt
Fritz Bauer oder das Institut für Sozialforschung sorgten zudem für eine fortdauernde Auseinandersetzung. Nach den
Recherchen der Historikerin Jutta Zwilling
vom Institut für Stadtgeschichte gibt es
»in Deutschland keine andere Stadt, die
derart viele Facetten des Gedenkens« vorweisen kann. Den Opfern des NS-Regimes
seien inzwischen »rund 100 Erinnerungsstätten unterschiedlichster Gestaltung«
gewidmet. Eine davon befindet sich in der
[Umrisse]
Battonstraße, wo die Mauern des alten
jüdischen Friedhofs 11.134 Metallvorsprünge mit den Namen der ermordeten
Frankfurter Juden tragen. Dass an dieser
Stelle überhaupt ein Mahnmal existiert,
geht zum Großteil auf den Einsatz engagierter Bürger zurück. Als man beim Bau
eines Verwaltungsgebäudes auf Fundamente der Synagoge, mehrerer Häuser
sowie Reste eines jüdischen Bades stieß,
ließen die Verantwortlichen die Arbeiten
nicht stoppen. Daraufhin entspann sich
Mitte der 1980er Jahre der sogenannte
Börneplatzkonflikt, der mit anhaltenden
Protesten bewirkte, dass über den Ausgrabungen 1992 schließlich das Museum
Judengasse und auf dessen Außengelände 1996 die vielbeachtete Gedenkstätte errichtet worden sind.
Anmerkungen
Seit dem 18. Jahrhundert Frankfurter Volksfest,
das am Dienstag nach Pfingsten im Stadtwald
gefeiert wird.
1
2
Wird aus sieben Kräutern komponiert, traditionell mit Kartoffeln und hartgekochten Eiern
gereicht und soll Goethes Lieblingsspeise
gewesen sein. Um das Original vor Kopien zu
bewahren, haben die ortsansässigen Kräutergärtner unlängst beim Bundespatentgericht
Markenschutz für die »Frankfurter Grüne
Soße« beantragt.
Doris Stickler
Freie Journalistin,
Frankfurt am Main
Außenmauer und Eingang an der Battonstraße
© Harald Fester
Gedenksteine zur Erinnerung
© Harald Fester
[69
Wasser-Ziergras-Parterre als Entwurf
© relais Landschaftsarchitekten
Nördliche Promenade im Konzept
© relais Landschaftsarchitekten
Europagarten im Entstehen
Ein »Central Park« im Frankfurter Westen
Teil des Europaviertels
Die Gestaltung von Freiräumen ist unlösbar
mit der Beschaffenheit ihrer Umgebung
und den aufgeschichteten Strukturen des
Baugrundes verbunden. Was bedeutet es
aber, wenn diese Spuren getilgt und der
angrenzende Raum selbst noch Gegenstand von Planungsprozessen ist?
Ein solches Areal erscheint wie neugewonnenes Land, wie ein neutraler Ort.
In einer Zeit, in der den Außenraum fast
überall kulturelle Strukturen durchdringen,
ist gerade eine derartige Situation jedoch
äußerst spannungsreich. Sie erscheint
archaisch.
Eine solche Fläche ist der Europagarten,
der nach der Schließung des früheren
Hauptgüter- und Rangierbahnhofs
westlich der Frankfurter Messe durch
großräumigen Erdauftrag geschaffen
wurde.
Er ist Teil des Europaviertels, eines neuen
Stückes Stadt, das durch die Grundeigentümerin aurelis Real Estate derzeit in enger Abstimmung mit der Stadt Frankfurt
geplant wird. Die Entwicklung umfasst
die Wohnquartiere »Helenenhöfe« und
»Parkend« sowie die auch gewerblich
genutzten Quartiere »Boulevard Mitte« und
»Boulevard West«. Nach der kompletten
Fertigstellung werden hier in wenigen
Jahren auf 670.000 m² ca. 13.000 Menschen
wohnen, einkaufen, lernen, arbeiten und
sich erholen.
Bruttobauland
ca. 670.000 m²
Nettobauland
ca. 303.000 m² (ohne 13.000 m² Gemeinbedarfsflächen)
Grünfläche
ca. 219.000 m²
Verkehrsfläche
ca. 135.000 m²
Soziale Infrastruktur
1 Schule, 4 Kindertagesstätten
Bruttogeschoßfläche Wohnen
ca. 261.000 m²
Bruttogeschoßfläche Büro/Dienstleistung
ca. 300.000 m² (ohne Messe)
Wohnraum und Arbeitsplätze
für etwa 13.000 Menschen
Europaviertel (West): Flächenangaben
© aurelis Real Estate GmbH & Co. KG
Masterplan des Europaviertels (West)
© aurelis Real Estate GmbH & Co. KG
70]
[Umrisse]
Städtebauliche Einbindung
© relais Landschaftsarchitekten
Garten als Topos
Am 21. Juni 2011 wurde der Öffentlichkeit der erste Realisierungsabschnitt des
Europagartens zur Nutzung übergeben.
Zukünftig wird dieser Freiraum einen Umgriff von ca. 56.000 m² mit einer Längenausdehnung von ca. 500 m und einer
Breite von 126 m haben. Davon ist bislang
etwa die Hälfte mit einem ca. 40 m tiefen
nördlichen und einem 25 m tiefen südlichen Parkbereich fertiggestellt.
Damit reiht er sich in die Tradition großer
Frankfurter Grünanlagen, wie des Güntersburg-Parks im Nordend, des Grüneburgparks im Westend und des Ostparks im
Ostend, ein. Er wird durch seine Lage zu
einem »Central Park« für den angrenzenden Stadtkörper und erhält eine wesentliche Position innerhalb übergeordneter
Stadt- und Grünstrukturen. Er wird zur am
weitesten ins Frankfurter Zentrum reichenden Verlängerung einer Reihe von Parkanlagen mit Verbindung zum Frankfurter
Grüngürtel, verknüpft über einen Boulevard mit Messe und Innenstadt. Zwei direkt
anschließende »Taschenparks« verzahnen
ihn darüber hinaus mit dem umliegenden
Stadtquartier.
[Umrisse]
Zur Gestaltung des Europagartens wurde
2008 ein Wettbewerb ausgelobt, den relais
Landschaftsarchitekten aus Berlin gewannen. Ihr Entwurf fußt konzeptionell auf der
eingangs beschriebenen »archaischen«
Auffassung des Standortes, die mit einem
Garten als der ursprünglichsten freiraumbezogenen Geste der Menschheit beant-
wortet wurde. Dafür bedurfte das konventionelle Gartenverständnis einer Adaption,
die einer Rückführung auf seine Wurzeln
entsprach. Der Topos Garten wurde dabei
als ein auf eine essentielle Weise mit dem
Menschsein verbundener Ort aufgefasst,
der auf die alltäglichen Ansprüche seiner
Nutzer Bezug nimmt.
Lageplan des Europagartens
© relais Landschaftsarchitekten
[71
Schnittansicht
© relais Landschaftsarchitekten
Grundlage dafür war die Schaffung einer
autarken Raumstruktur, deren Prägnanz im
Stadtgefüge erfahrbar ist und die vor der
Errichtung der umliegenden Hochbauten
einen wesentlichen Beitrag zur Adressbildung leistet. Verwirklicht wurde dies durch
einen dreifachen Baumrahmen aus Spitzahorn über einer großzügigen Promenade
mit wassergebundener Wegedecke, die
im Norden und Süden des Europagartens
bereits fertiggestellt ist. Perspektivisch
wird jene Gehölzstruktur zu einem introvertierten Raumgefüge aufwachsen, das
einen geschützten und temperierten Aufenthaltsbereich bietet. Gestärkt wird ihr
Effekt durch innerhalb der Allee angeordnete Heckenkissen aus Hainbuche, Kirschlorbeer und Liguster. Die Heckenkissen
enthalten Sitznischen und dienen als halbdurchlässige Kontur gegenüber dem städtischen Umfeld, wodurch zugleich die Eingangssituationen formuliert und Zugänge
zu Funktionsräumen geschaffen werden.
Zäsuren in der Geschlossenheit des Rahmens werden durch einzelne Baumgruppen aus Blauglockenbäumen, PyramidenEichen, Scharlach-Eichen, Silberlinden,
Flügelnüssen und Lederhülsenbäumen
gesetzt: Sie brechen die formale Strenge
der Gehölzstruktur und weiten den Baumrahmen malerisch auf. Über eine die Promenade begrenzende Sitzmauer aus hellem Sichtbeton vermitteln sie zum Inneren
des Freiraums, das zukünftig zu einer
weiträumigen, schwingend modellierten
Rasenfläche gestaltet wird. Realisiert ist
diese »Rasenwoge« derzeit nur in Randbereichen, die nach Errichtung des den
Europagarten unterquerenden Straßenund U-Bahn-Tunnels in einem zweiten Bauabschnitt zu einem zusammenhängenden
und von Gehölzgruppen akzentuierten
Gartenraum verbunden werden.
Nördliche Promenade
im »Wachsen«
© Stefan Müller
Promenade und
(eingesäte) Rasenwoge
© Stefan Müller
72]
Diese inmitten des urbanen Kontexts entfaltete landschaftliche Geste steht im Kontrast zur Orthogonalität des Baumrahmens
und ist als Gegenstück zu einem ornamentalen Wasserparterre konzipiert, das im
Westen des Europagartens angelegt wird.
Die Gestaltung reflektiert auf die Weise
den für das Gartenverständnis konstitutiven Diskurs zwischen Landschaftlichkeit
und Geometrisierung durch Neuinterpretation traditioneller gartenkünstlerischer
Muster. Der Garten wird als ein von Polarität geprägter Ort aufgefasst, der erst
durch ein solches Spannungsverhältnis
mit der Vielfalt anthropogener Nutzungsformen in Einklang kommt.
Städtebaulich ist das Wasserparterre der
geplanten Quartiersmitte im Westen des
Europagartens zugeordnet, die eine Platzfläche für Wochenmärkte, Feste und
Außengastronomie beinhalten wird. Von
ihr aus übernimmt das Wasserparterre
also die Funktion eines Eyecatchers, der
den Blick unter dem lichten Dach des
Baumrahmens hinweg in den Europagarten zieht. Das Parterre wird sich aus
ornamental strukturierten Wasserbecken
mit hellen Sichtbetoneinfassungen zusammensetzen, wobei durch inmitten der
Wasserflächen situierte Broderien aus
Ziergräsern ein Bezug zu der den östlichen
Teil des Gartens einnehmenden Rasenwoge gewährleistet ist.
Bereits fertiggestellt ist ein in diesen
offenen Gartenraum integriertes Heckenkabinett, das von Hainbuchen gefasst wird
und ein Teil der nördlichen Promenade ist.
Als »Spielkammer« birgt sie eine 600 m²
große Fläche aus Sand und Kunststofffallschutzbelag mit einer als Großform
bespielbaren Kletterlandschaft aus farbig
lasierten Eichenbalken. Zwei weitere
Spielkammern zum Bolzen und Skaten
folgen später an der südlichen Promenade.
[Umrisse]
Struktur mit Eigenwert
Schon die realisierten Teile des Europagartens stellen eine eigenwertige Struktur
im Frankfurter Stadtgefüge dar. Als funktionale Anforderungen an einen Garten
innerhalb eines im Entstehen befindlichen
Stadtquartiers wurden bei der Konzeption
räumliche Offenheit und Modifikationsfähigkeit erachtet. Die Gestaltung soll
daher in erster Linie eine Grundlage für
vielfältige informelle Aktivitäten bieten.
Als wesentliche Qualität des Freiraums
ist dessen zur Dichte der angrenzenden
baulichen Strukturen kontrastierende
Dimension anzusehen, die die freie Entfaltung des Blicks und die Fokussierung
des Horizonts zulässt. Aus dem Blickbezug
zur Skyline von Frankfurt auf der einen
und den Ausläufern des Taunus auf der
anderen Seite bietet dieses Areal die
Möglichkeit zur Selbstverortung im Stadtgrundriss.
Spielkammer mit Sitzmauer
© Stefan Müller
Durch die Differenzierung heterogener
Raumqualitäten, deren informellen Charakter und die direkte Zuordnung des Freiraums zu Wohn- und Arbeitsstätten birgt
der Europagarten das Potential, sich zu
einem selbstverständlich und essentiell
im Tagesrhythmus der Anlieger verankerten Ort zu entwickeln. Wenn er dabei
zu körperlicher Regeneration und geistiger Kontemplation beiträgt, wird er im
ursprünglichsten Sinne zum Garten.
Dr. Elmar Schütz
Leiter Projektentwicklung
aurelis Real Estate GmbH & Co. KG,
Eschborn
Thomas Thränert
relais Landschaftsarchitekten BDLA,
Berlin
Sitzmauer …
© Stefan Müller
[Umrisse]
Bauherr
aurelis Real Estate GmbH & Co. KG,
Eschborn
in Abstimmung mit
Stadt Frankfurt am Main
Grünflächenamt
Entwurf
relais Landschaftsarchitekten BDLA,
Berlin
Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer GmbH,
Berlin
Wassertechnik
ifw Ingenieurbüro für Wassertechnik,
Berlin
Künstlerische Bauoberleitung
relais Landschaftsarchitekten BDLA,
Berlin
Bauleitung
BWP Endreß Landschaftsarchitekten,
Frankfurt am Main
[73
»Ein Garten ist notwendig wie Brot.«
Der Rothschildpark
Ein Glücksfall für Frankfurt
Tishman Speyer wollte hoch hinaus und
ermöglichte mit dem Bau des Opernturmes
über 5.000 m² neues Grün bis zur Bockenheimer Landstraße. Die BHF-Bank sitzt im
denkmalgeschützten Sep-Ruf-Bau gegenüber und warf auch ihren Gartenteil mit
großem Engagement in die Waagschale.
Grenzen gibt es nur auf dem Papier.
Durch eine großzügige Spende von
Tishman Speyer konnte zudem die Stadt
Frankfurt, vertreten durch das Grünflächen- und das Hochbauamt, den nördlichen Parkteil mit seinem wertvollen alten
Baumbestand aus der Zeit des Gründers
Mayer Amschel Rothschild seit 1818,
instandsetzen. Er schreibt 1816 in einem
Brief an seine Brüder: »Ein Garten ist notwendig wie Brot«, und in einem weiteren
Brief: »Ich schlafe im Garten, es ist fast
wie im Garten von Eden.« Die Stadt Frankfurt hatte den weit größeren Teil zu restaurieren.
Phönix aus der Asche
Die Geschichte hat 1744 in Frankfurt mit
Mayer Amschel Rothschild begonnen: eine
unvergleichliche Erfolgsgeschichte, die
den Rothschildpark 1818, den Grüneburgpark 1837 und den Günthersburgpark 1838
hervorbrachte und mit Enteignung 1938
und Zerstörung 1944 zu Ende ging. Nach
dieser schmerzlichen Erfahrung rückt der
Rothschildpark in annähernd alter Größe
von 5 ha heute wieder ins Blickfeld der
Bevölkerung.
Endlich, nach Jahrzehnten der Vernachlässigung und Zerstückelung ist es in gemeinsamer Anstrengung aller Beteiligten
gelungen, den Phönix im Herzen Frankfurts
aus der Asche zu heben und den alten
Landschaftspark wiederherzustellen. Die
Idee hatte der Architekt des Opernturmes,
Christoph Mäckler. Ich freue mich und bin
dankbar, dass ich den Park entwerfen und
seine Instandsetzung gemeinsam mit Frank
Vollbehr begleiten durfte. Ein Glücksfall
war auch das Netzwerk, gesponnen von
vielen, die alle das eine Ziel im Auge hatten, den neuen Park für die Menschen im
Herzen Frankfurts zu öffnen.
74]
Rothschildpark mit »Parktower« im Herbst 2010
© Anna Schönborn
[Umrisse]
Teil OpernTurm im Mai 2010
© Anna Schönborn
Rothschildpark mit BHF-Bank, Herbst 2010
© Anna Schönborn
Dieser Park lebt von raumbildenden
Bäumen und Gebüschpflanzungen, großzügigen Rasenflächen und weiten Durchblicken auf Parkstaffagen, den »Point
de Vue«.
Bis auf den gotischen Turm, errichtet durch
Mayer Amschel Rothschild als romantische Ruine und zugleich Höhepunkt der
Anlage, sind alle Parkbauten von Nazideutschland abgerissen worden. In Rothschilds Park gab es eine Orangerie, Oberlindau 43, eine kleine private Turnhalle
mitten im Park, ein Gesindehaus neben
der Bockenheimer Landstraße 10, einen
Weiher mit einer Zierbrücke und ein orientalisch anmutendes Entenhaus.
Sanierung und Neugestaltung
Der einsturzgefährdete gotische Turm
musste saniert, die alte Einfriedung aus
rotem Sandstein mit Eisenstabgitter ausgebessert und ergänzt werden. Alle Wege
sind einheitlich nach altem Vorbild gestaltet, neu aufgebaut, mit Bessunger Kies
abgestreut und mit Eisenband schwingend
gefasst worden. Die Auswahl der neu
gepflanzten Bäume setzt die ursprüngliche
Verwendung fort, wie Buche, Eiche, Linde,
Ahorn, Platane, Weide und Kastanie. In
den Archivalien ist auch die Rede von
einem alten Maulbeerbaum: Er steht frisch
gepflanzt hinter dem Halbrund der Steinbank. Jüngere Bäume und Strauchgruppen, die wichtige Sichtbeziehungen verdeckten, mussten herausgenommen oder
beschnitten werden.
Es ist kaum zu glauben, dass sich unter
dem gesamten südlichen Parkteil eine Tiefgarage bis zur Bockenheimer Landstraße
verbirgt, die mit mehr als 1 m Bodenaufbau
den neuen Bäumen ausreichend Lebensraum bietet. Technische Einbauten, wie
Notausgänge, Lüftungsgitter und Kanalschächte, sind heute leider unvermeidlich.
Sie sind allerdings in hoher Qualität gestaltet und ermöglichen eine lebendige,
fließende Bodenmodellierung der Rasenflächen.
[Umrisse]
Gesamtplan
© Adelheid Schönborn
[75
»Ich schlafe im Garten,
es ist fast wie im Garten von Eden.«
BHF-Bank mit Steinbank, Güterstein und
blühendem Hartriegel, Frühling 2010
© Anna Schönborn
Güterstein
© Anna Schönborn
Bronzetafeln zur Erinnerung
© Anna Schönborn
An der Stelle des ehemaligen Rothschildpalais erinnert parkseitig eine halbrunde
Steinbank aus anthrazitfarbenem Granit
mit zwei eingearbeiteten Gedenktafeln an
die Vergangenheit vor 1938. Der bei Erdarbeiten beim gotischen Turm gefundene
»Güterstein« aus rotem Sandstein beweist
die Parkgründung 1818 und steht neben
einem blühenden Solitärstrauch: Cornus
kousa oder japanischer Blütenhartriegel.
Beim Innehalten nimmt man erst die Tiefe
des Parks und die Hauptsichtachse wahr.
Zwischen dem aufgeasteten Eibenaltbestand wirkt der eher schwere Ring der von
Georg Kolbe 1954 realisierten Skulpturen
fast schwebend. Und auf der Anhöhe
der Sichtachse lässt sich, auf schattigen
Pfaden durch immergrüne Gehölzpflanzungen sich seitlich schwingend auf einen
Aussichtshügel, der gotische Turm erleben.
Diese schattigen Pfade erfuhren eine
Bereicherung durch die im Frühjahr 2011
gepflanzten Rhododendronlieferungen aus
der berühmten Rothschild’schen Rhododendrenzucht des Parks in Exbury in Südengland. Ein Besuch in Exbury, dem öffentlichen Rothschildpark von 100 ha, im Mai
zur Rhododendrenblüte ist überwältigend.
Ring der Erinnerung von Georg Kolbe
© Anna Schönborn
76]
[Umrisse]
Lionel de Rothschild
© Anna Schönborn
Last, but not least war mein großes Anliegen, nicht nur den Park selbst, sondern
ebenso seine Geschichte lebendig zu vermitteln, durch das Engagement der Familie
Rothschild. Der französische Zweig der
Familie hat die Steinbank gestiftet und der
englische ganz besondere Rhododendrongewächse aus Rothschild’scher Zucht.
Sorten und Farben sind speziell für das
Frankfurter Klima zusammengestellt und
haben mit Sortenbezeichnungen im Frühjahr 2011 ihren endgültigen Standort im
Rothschildpark in Frankfurt am Main
gefunden.
Städtischer Teil im Dezember 2009
© Anna Schönborn
Ein Schlusswort
Neuerdings hat der Rothschildpark sieben
Zugänge, zwei neue von der Bockenheimer
Landstraße, einen alten und einen neuen
vom Oberlindau (Ecke Staufenstraße),
einen vom Reuterweg und das neue
Rothschildtor am Reuterweg. Auch der
neue Zugang vom Oberlindau wurde aufgewertet durch die schönsten Rhododendren aus Exbury.
Der Rothschildpark, ein Glücksfall, möglich
nur durch das kraftvolle und engagierte
Zusammenspiel von öffentlicher Hand und
privatem Einsatz von Mut, Begeisterung
und Geldmitteln. Frankfurt kann sich glücklich schätzen über den kulturellen Reichtum, den jüdische Familien der Stadt hinterlassen haben.
Doch der Schmerz über die unendlichen
Verluste bleibt.
Adelheid Schönborn
Bauherren
Stadt Frankfurt am Main
Grünflächenamt
Tishman Speyer Properties Deutschland GmbH,
Frankfurt am Main
BHF-Bank AG,
Frankfurt am Main
Entwurf
Adelheid Schönborn
Gartenarchitektin
München
… und im Sommer 2010
© Anna Schönborn
Parkteil am Oberlindau, Sommer 2010
© Anna Schönborn
[Umrisse]
[77
Haus am Dom im Zentrum der Altstadt
© Waltraud Krase/Jourdan & Müller
Das Haus am Dom
Tagungs- und Begegnungszentrum des Bistums Limburg
Der Ort in der Stadt
Das 2007 fertiggestellte »Haus am Dom«
fasst viele Aufgaben öffentlicher Gegenwart der katholischen Kirche in Frankfurt
am Main. Der Name ist Programm, ein Programm der Gleichzeitigkeit von Begegnung
und Dialog, von kontemplativem Nachdenken und konzentriertem Arbeiten,
von heiterer Festlichkeit und kirchlicher
Würde. All das ist unter einem Dach vereint. Die Lage dieses bedeutenden historischen Platzes im zentralen Bereich der
kriegszerstörten Altstadt Frankfurts macht
eine besondere Auseinandersetzung mit
der städtebaulichen Einbindung und Formgebung des Baukörpers notwendig. Der
Entwurf ist eine präzise Antwort auf die
Kriterien, die die unmittelbare Umgebung
formuliert.
78]
Überlagert man den heutigen Stadtplan mit
einem Plan aus den frühen 1930er Jahren,
wird ersichtlich, wie sehr die Nachkriegsbebauung das ehemals mittelalterlich
geprägte städtische Gefüge aus Gassen,
Plätzen und Gebäuden verändert hat.
Durch den nach Westen vorgelagerten
archäologischen Garten und die Errichtung
der Kunsthalle Schirn stellten die Nachkriegsplanungen den Dom in einen perspektivischen Raum und monumentalisierten ihn. Mittelalterliche Kathedralen waren
hingegen als Teil eines städtischen Gefüges aus kleinteiligen Wege- und Platz-
verbindungen nicht für eine Betrachtung
über perspektivisch angelegte Freiräume
geplant. Ein großer Domvorplatz im Westen
war nie vorgesehen. Bestimmend war vielmehr die Verbindung des Portals an der
Domstraße zum Krönungsweg. Werner
Hebebrand reagierte auf diese Situation
mit seiner Planung: Das 1927 nach einem
Wettbewerbsentwurf errichtete Zollamt
setzte anstelle mehrerer Fachwerkhäuser
einen leicht gekrümmten Baukörper, der
die stadträumliche Führung auf das Hauptportal des Domes übernahm.
Lageplan
© Jourdan & Müller
[Umrisse]
Der neue Baukörper
Der neue Baukörper löst sich aus der
Verklammerung mit dem Technischen
Rathaus. So erwächst wieder eine offene,
begehbare Raumfolge von der Braubachstraße über den Zollhof zum Krönungsweg, die die mittelalterliche Gassenstruktur nachvollzieht. Das vorhandene Zollamt
bleibt weitgehend erhalten, der Baukörper
wird differenziert und in drei Elemente
gegliedert.
Erscheinungsbild bei Nacht
© Waltraud Krase/Jourdan & Müller
Der Vorbereich des Domes wird durch die
Verlegung der Tiefgaragenzufahrt nur mehr
am Rand vom durchfließenden Verkehr
berührt, so entwickelt sich wieder ein Platz,
der an zwei Seiten durch öffentlich wirksame Gebäude gefasst ist: der neue Domplatz zwischen dem Dom, dem gegenüberliegenden Pfarramt und dem »Haus am
Dom«. Seine Westfront bilden der Kopfbau mit seinem durchlichteten Sockelgeschoß und das gläserne Hallenfoyer.
Der Anschlussbereich des Domplatzes
zum archäologischen Garten wird durch
ein im Erdgeschoß befindliches Bistro
geöffnet und durch die Überführung des
kleinteiligen Rampenaufgangs zum Technischen Rathaus in eine Platzsituation auf
dem Niveau des Doms in die neue Konzeption integriert.
Die Passage zwischen »Domforum« und
Dom wird dadurch in der ursprünglichen
Topographie des ehemaligen Krönungsweges erlebbar. Gleichzeitig wirkt das
»Domforum« an jener stadträumlich bedeutenden Stelle als offenes Scharnier
zwischen zwei Plätzen hinein in den
Außenbereich.
Archäologischer Garten und Domplatz
© Waltraud Krase/Jourdan & Müller
Anstelle des durch Nachkriegsreparaturen
verunstalteten Kopfbaus wird ein neuer
Baukörper als Sitz des »Domforums« und
der katholischen Akademie errichtet. Das
im Vergleich zum Bestand höhere Gebäude
wird räumlich vom Mittelteil durch ein
gläsernes Bindeglied, ein alle Ebenen verknüpfendes vertikales Hallenfoyer, distanziert. Durch die Verlängerung des leicht
gekrümmten Baukörpers wird die im Hebebrandhaus gründende Qualität der stadträumlichen Führung auf das Hauptportal
des Domes noch gesteigert. Die Höhenstaffelung der Dächer nimmt das Motiv der
mittelalterlichen Parzellierung auf.
[Umrisse]
Giebelsaal: Fenster von Hans Leistikow
© Waltraud Krase/Jourdan & Müller
Großer Saal für Tagungen
© Waltraud Krase/Jourdan & Müller
[79
Bistro »Lucina delle Grazie«
© Waltraud Krase/Jourdan & Müller
Foyer mit Rezeption
© Waltraud Krase/Jourdan & Müller
Diese wichtigen stadträumlichen Entscheidungen geben dem Dom seine einmalige
Position zurück. Sie sind die Grundlage für
die Gestaltung des Baukörpers des Hauses
am Dom als begehbare öffentliche Stadtplastik, die Bestehendes aufgreift, fortschreibt und Neues hinzufügt.
Bauherr
Bistum Limburg
Bischöfliches Ordinariat
Diözesanbauamt,
Limburg
Architekten
Jourdan & Müller PAS,
Frankfurt am Main
Jochem Jourdan
Projektmanagement
Drees & Sommer AG,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
S.A.N. Stöffler Abraham Neujahr
Beratende Ingenieure GmbH,
Darmstadt
Gebäudetechnik
IPB H. Berchtold,
Sarnen, Schweiz
Elektrotechnik
Ebener & Partner AG,
Frankfurt am Main
Bauphysik
EB-Partner GmbH & Co. KG,
München
Brandschutz
HHP Süd Beratende Ingenieure GmbH,
Ludwigshafen
Aufzugsplanung
Jappsen Ingenieure Oberwesel GmbH,
Oberwesel
Lichtplanung
Die Lichtplaner Thorsten Braun,
Limburg
Vermessung
B + K Vermessung Gerd Brockmann + Erich Kaiser,
Frankfurt am Main
Farbkonzept
Jourdan & Müller
80]
[Umrisse]
Instituto Cervantes im Amerika Haus
Sanierung und Ausbau des Gebäudes
Instituto Cervantes an der Staufenstraße
© Jörg Hempel
konsulat auf dem Gelände des ehemaligen
General Hospital der US Army im Stadtteil
Eckenheim. Insbesondere Sicherheitsgründe nach den Anschlägen des 11. Septembers waren hierfür ausschlaggebend.
Ab 2008 stellte die Stadt Frankfurt daher
die zwischenzeitlich leerstehende Liegenschaft an der Staufenstraße 1 dem spanischen Instituto Cervantes zur Verfügung.
Hierzu wurde das Gebäude von Februar
2007 bis September 2008 umfassend
saniert und auf die Anforderungen des
neuen Nutzers zugeschnitten; dazu gehörten insbesondere der Ausbau eines bislang
nicht nutzbaren Kriechkellers zu einer
Bibliothek, die Restaurierung der Fassade
und die Öffnung des Hauses zum Reuterweg.
Bestand und Aufgabe
Das Amerika Haus wurde 1957 als Neubau
des amerikanischen Kultur- und Informationszentrums mit Bibliothek, Veranstaltungssaal und Verwaltung eröffnet. Die
Planung erfolgte in Gemeinschaftsarbeit
zwischen dem amerikanischen Büro
Skidmore, Owings & Merrill und dem
deutschen Architekten Otto Apel.
Das Gebäude wurde entsprechend seiner
Zweckbestimmung bis 2005 genutzt. Nach
dem 11. September vereinte man die Institution mit dem Amerikanischen General-
[Umrisse]
Spanische Wand:
Plastik aus Stahlbändern
© Jörg Hempel
[81
Neugestaltung des Veranstaltungssaals
© Jörg Hempel
Städtebau und Architektur
Der bestehende Gebäudekomplex, am
nordöstlichen Ende des Rothschildparks
im Frankfurter Westend gelegen, ist eine
Komposition aus zwei Baukörpern: einem
zweigeschossigen Verwaltungsriegel und
einem rechtwinklig anschließenden Saalbau, verknüpft durch einen eingeschossigen Verbindungsbau.
Rückwand mit Treppe
© Jörg Hempel
Zentrale Idee der Sanierung waren das
Herausarbeiten und Weiterentwickeln
des ursprünglichen Erscheinungsbildes
zur Zeit der Fertigstellung. Der behutsame Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz, um die Großzügigkeit der klaren
Grundrisse wieder erlebbar zu machen,
war dabei konzeptprägend.
Durch den Windfang gelangt man in das
Foyer, welches als Empfang und Ausstellungsraum genutzt wird. Es bietet Zugang
zum Veranstaltungssaal, dem Westflügel
mit Multimedia- und Verwaltungsräumen
und zum Garten. Die vorhandene Treppe
dient der Haupterschließung des Obergeschosses: Hier sind Unterrichtsräume
sowie die Studienleitung und Lehrerzimmer
untergebracht. Eine neue Treppe führt
zudem vom Foyer in die ebenfalls neue
Bibliothek im Untergeschoß.
Die freistehende »Spanische Wand«, als
Signet für das spanische Institut, markiert
den räumlichen Abschluss des durch eine
Terrasse nach außen erweiterten Gebäudes.
Bibliothek im
früheren »Kriechkeller«
© Jörg Hempel
82]
[Umrisse]
Spanische Wand als Symbol
© Jörg Hempel
Spanische Wand
Die von schneider + schumacher entwickelte »Spanische Wand« verleiht
dem Gesicht des Hauses zur Straße und
damit zur Stadt eine neue Prägung, die das
Instituto Cervantes als Repräsentationsgebäude Spaniens (und nicht mehr der
USA) auch dringend brauchte.
Geschickt wurde das neue Element in
respektvollem Abstand zur denkmalgeschützten Fassade zwischen dem Altbau
und der Hauptstraße an der Ecke zur
Staufenstraße platziert – an der am besten
denkbaren Position und zugleich so, dass
es als ein die Terrasse der Cafeteria schützender Paravent aufgefasst werden kann.
Mit der zur Fassade kontrastierenden
hellen Farbgebung und dem dezent integrierten roten Logo des Instituto Cervantes
ist sie prägnantes Symbol der veränderten
Nutzung. Darüber hinaus findet das Motiv
der Spanischen Wand in graphisch überarbeiteten Variationen als Signet für
Programmhefte und Veranstaltungshinweise Verwendung.
Im Detail handelt es sich bei der 5 m breiten, 8 m hohen und nur 12 cm tiefen Wand
um eine flächige, rechteckige, frei im Raum
angeordnete Plastik aus immer gleichen,
15 mm dicken, aneinandergeschweißten
Stahlbändern. Sämtliche Schweißnähte
sind nahezu unsichtbar als Hohlkehle oder
Y-Naht hergestellt und glattgespachtelt.
Nach dem Schweißen wurden ein Korrosionsschutz und eine Nasslackierung
aufgebracht. Die Terrasse wurde als
Stahlrahmenkonstruktion mit eingelegter,
feuerverzinkter Gitterrostabdeckung ausgeführt.
[Umrisse]
Tragwerksplanung
Eine schonende Umwandlung und Erneuerung des Bestandsgebäudes sowie die
Beratung bei der Betonsanierung unter
Berücksichtigung des Denkmalwertes der
Fassade waren zentrale Tätigkeiten der
Tragwerksplaner. Voraussetzung für den
Umbau des Kriechkellers zur Bibliothek
waren abschnittweise Unterfangungen der
vorhandenen Fundamente, verbunden mit
dem Einbringen einer neuen Bodenplatte.
Vor dem Hintergrund der angestrebten
Schonung des Bestands wurde nicht nur
die Ausführungsplanung erstellt, sondern
auch der Ablauf des Rohbaus geplant und
überwacht. Eine besondere Herausforderung war zudem der statische Nachweis
der Spanischen Wand, bei dem durch
eine äußerste Minimierung des Materialeinsatzes die baukonstruktive Umsetzung
eines durchlässigen Paravents erreicht
werden konnte.
Die vom Denkmalamt der Stadt Frankfurt
initiierte restauratorische Befunduntersuchung in den zentralen Bereichen sowie
an der Gebäudehülle war Grundlage für
die Farbgebung der einzelnen Fassadenelemente sowie der Gestaltung des Foyers
und des Veranstaltungssaales, der ehemaligen »Kennedy Hall«. Es erwies sich
als Glücksfall, beim Instituto Cervantes auf
offene Ohren für das denkmalpflegerische
Anliegen zu stoßen, das ursprüngliche
Erscheinungsbild in wesentlichen Abschnitten wiederherzustellen und gleichzeitig modernen Anforderungen an ein
öffentliches Gebäude Rechnung zu tragen.
Prof. Michael Schumacher
Dipl.-Ing. Astrid Wuttke
Denkmalpflege
Die neue Funktion des 2001 als Kulturdenkmal ausgewiesenen Amerika Hauses als
Kulturinstitut einer anderen bedeutenden
Nation, Spaniens, ist aus denkmalpflegerischer Sicht aufgrund der Nutzungskontinuität sehr zu begrüßen. Die Art der
geplanten Umbaumaßnahmen bot zudem,
trotz Anpassung an die speziellen Anforderungen der neuen Nutzer, die Chance, die
originären Qualitäten im Inneren und
Äußeren wiederherzustellen.
[83
Längsschnitt
© schneider + schumacher
Bauherr
Stadt Frankfurt am Main
Projektleitung
Hochbauamt der Stadt Frankfurt am Main
Nutzer
Instituto Cervantes,
Frankfurt am Main
Projektleitung
Hochbauamt der Stadt Frankfurt am Main
Architekten
schneider + schumacher
Planungsgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
Projektleitung:
Kristin Dirschl, Astrid Wuttke
Bauleitung:
Friedrich Keller
Mitarbeit:
Peter Knörr, Qiang Xu
Tragwerksplanung
B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Sanitärtechnik
büsing ingenieure gmbh,
Frankfurt am Main
Haustechnik
Beiersdorf Herzhauser Planung GmbH,
Frankfurt am Main
Bauphysik
ITA Ingenieurgesellschaft für technische Akustik
mbH,
Wiesbaden
Brandschutz
Ingenieurbüro Franz Schächer,
Bad Vilbel
Restaurator
Ulrike König Restauratorin,
Mainz
Landschaftsplanung
lebenbauen Freiraum und Architektur,
Frankfurt am Main
Schadstofferkundung
SakostaCAU,
Dreieich
Bodengutachten
ISK Ingenieurgesellschaft für Bau- und Geotechnik,
Rodgau
SiGeKo
Krebs und Kiefer Beratende Ingenieure für das
Bauwesen GmbH,
Darmstadt
Grundrisse
© schneider + schumacher
84]
[Umrisse]
Ordnungsamt der Stadt Frankfurt am Main
Bauwerk und Kontext
Baukörper mit Spiral-Band-Struktur
© Christoph Kraneburg
Gutachterverfahren
Auf Wunsch der Stadt Frankfurt als Mieter
wurde für den Neubau des Ordnungsamtes
ein Gutachterverfahren ausgelobt, zu
dem vom Bauherrn sieben Teilnehmer
geladen wurden; Auftraggeber war die
OFB Projektentwicklung GmbH. Die Jury
hat sich dann für den Entwurf von Meixner
Schlüter Wendt Architekten entschieden.
Städtebauliche Typologie
Das neue Ordnungsamt liegt westlich
der Innenstadt im Stadtteil Gallus. Die
Umgebung ist geprägt von zwei wesentlichen geometrischen Komponenten des
Bestandes:
– Kurvenbewegung der Bahngleise
bzw. der südlichen und westlichen
Bebauung,
– orthogonale Struktur der nördlichen
und östlichen Bebauung.
Ziel des Entwurfes ist es, die Vermittlung
beider Strukturen an dieser Nahtstelle
und insbesondere die auffällige Kurvenbewegung aufzugreifen. Die Umgebung
ist außerdem geprägt von unangenehmen
Brachen und kaum arrondierten Stadträumen. Weiteres Ziel des Entwurfes ist
es, den Stadtraum zu verdichten und dabei
die Qualitäten einer offenen Bauweise
hinsichtlich Belichtung und Aussicht zu
erhalten. Das neue Ordnungsamt der Stadt
Frankfurt wird städtebaulich als öffentlicher Sondertypus begriffen.
Die geplante Bandstruktur ermöglicht eine
Kombination von Offenheit und Stadtraumverdichtung. Die für dieses Grundstück
individuell angeordnete Spiral-Band-
Lageplan
© Meixner Schlüter Wendt
Struktur bildet einen signifikanten Solitär –
mit einem der Aufgabe und Bedeutung
entsprechenden Wiedererkennungswert
als offenes Amt.
Konzeptentwicklung
© Meixner Schlüter Wendt
[Umrisse]
[85
Innenhof des neuen Ordnungsamtes
© Christoph Kraneburg
Gebäudefront an der Rebstöcker Straße
© Christoph Kraneburg
Gebäudetypologie
Eine Besonderheit des Raumprogramms
ist neben einigen Sonderbereichen die
Repetition vieler ähnlicher Büroräume auf
einer Fläche von ca. 30.000 m². Dabei ist
es erforderlich, die subtilen Unterschiede
der einzelnen Funktionen und ihrer stadträumlichen Orientierung herauszuarbeiten
und daraus eine authentische Struktur
bzw. Gliederung zu entwickeln. Die Entwicklung des Baukörpers hängt mit einer
spezifischen Wahrnehmungsstrategie
zusammen.
Durch die Spiral-Band-Struktur eröffnet
sich die Möglichkeit, die übliche Differenzierung von Vor- und Rückseite bzw.
Straßen- und Hoffassade aufzulösen.
Durch die farbliche Unterscheidung der
beiden Baukörperseiten gehen die Straßenfassaden fließend in die Hoffassaden über.
Die Front zum Beispiel entlang der Rebstöcker Straße wird so selbstverständlich
in zwei Teile unterschieden. Durch diese
ungewohnte Differenzierung wird die
Wahrnehmung der Nutzer und Betrachter
unmittelbar angesprochen.
Das Raumprogramm des Ordnungsamtes
erfordert eine möglichst geschoßweise
Gliederung bzw. Stapelung von unterschiedlichen Abteilungen oder Nutzungen,
86]
Horizontale Schichtung der Funktionen
© Christoph Kraneburg
wie etwa zentrale Einrichtungen im Erdgeschoß (Eingangshallen, Cafeteria, Kantine etc.), und Sonderflächen in den Obergeschossen, wie die Konferenzzone.
Ebenfalls in den Obergeschossen sind die
verschiedenen Bürobereiche, wie unter
anderem die Ausländerbehörde oder Stadtpolizei, horizontal geschichtet.
Die Gebäude- und die damit verbundene
Fassadenstruktur thematisieren diese
spezifische, subtile Differenzierung der
Funktionen in horizontale Schichten. Dabei
werden die Geschoßhöhen durch Zusammenfassen verschiedener Ebenen oder
deren scheinbares Verschwinden bewusst
überspielt. Durch dieses Verfremden wird
die horizontale Schichtung bzw. Stapelung
erst wahrnehmbar und erlebbar. Die innere
Nutzung bildet so eine spannungsvolle,
differenzierte Fassadengliederung ab.
Eine besondere Schicht stellen Erd- und
erstes Obergeschoß dar, in die die öffentlichen Raumbereiche, wie die Eingangshallen etc., im Sinne eines offenen Amtes
»herausgeschält« sind. Als großzügig
verglaste Hallen falten sie sich im Innern
analog zur Baukörpergeometrie in Bandsegmenten räumlich auf – mit diesen
Strukturen sind unterschiedliche technische Elemente, wie Empfangstresen,
Counter etc., in eine räumliche Gesamtfigur eingebunden.
Erschließung und Nutzung
Entsprechend der städtebaulichen Herleitung liegt der Haupteingang an der
Südspitze des Grundstückes, ein zweiter
für die Ausländerbehörde befindet sich
zur Entzerrung der Besucherströme in der
Mitte der Rebstöcker Straße. Von beiden
erfolgt die Verteilung vertikal in die einzelnen Bereiche.
Neben den Eingängen sind alle erdgeschoßrelevanten Nutzungen, wie Empfang,
Kantine und Sport, auf Straßenniveau
angeordnet. Die Konferenzräume sind
wegen der Aussichts- und Aufenthaltsqualität im fünften Obergeschoß platziert,
die übrigen Abteilungen im Wesentlichen
im ersten bis fünften Obergeschoß untergebracht und horizontal gegliedert. Die
Tiefgarage ist als offene Garage konzipiert,
das heißt, es entfällt vor allem eine künstliche Belüftung.
[Umrisse]
Die Gebäudestruktur ist wesentlich geprägt von den Vorzügen einer Aufteilung
in 400-m²-Nutzungseinheiten, die ohne
brandschutztechnische Einschränkungen
ausgebaut werden können. Entsprechend
gibt es für zwei Nutzungseinheiten ein
Treppenhaus: der erste Rettungsweg.
Der zweite erfolgt über die angrenzende
Nutzungseinheit oder, insbesondere bei
der Drittverwertung, über straßen- oder
hofseitiges Anleitern. Die Vermeidung von
Brandüberschlägen ist durch den Kurvenwinkel in der Süd- und Nordwestecke und
durch eine geschlossene Fassade in der
Nordostecke gewährleistet.
Das Gebäude bleibt als signifikante Adresse auch für mögliche Drittverwertungen
attraktiv. Durch die Vermeidung von Rückseiten sind alle Bauwerksteile gleichwertige Einheiten, wobei durch den offenen
Hof und die lange Straßenfront maximal
fünf Eingänge ausführbar wären. Die
flexible Vermietbarkeit in kleinen Einheiten ist zudem durch klare Gliederung in
400-m²-Abschnitten gut möglich: Theoretisch wäre eine Segmentierung in zwölf
vertikale und fünf bis sechs horizontale
Nutzungseinheiten realisierbar.
Claudia Meixner
Florian Schlüter
Martin Wendt
Erd- und Regelgeschoß
© Meixner Schlüter Wendt
Bauherren
Rebstöcker Straße GmbH & Co. KG,
Frankfurt am Main
OFB Projektentwicklung GmbH,
Frankfurt am Main
Architekten
Meixner Schlüter Wendt Architekten
Claudia Meixner, Florian Schlüter, Martin Wendt,
Frankfurt am Main
Projektleitung:
José Ortells, Nina Kreiter, Antje Feenders
Mitarbeiter:
Martin Goldhammer, Hannes Freising, Diana Vicari,
Volker Rohde, Daniel Güth, Asmus von Esebeck,
Timo Prinzing, Géza Szerdahelyi, Corinna Bernardy,
Ute Günzel, Cordula Keller, Stephan Bohlender,
Joost Rebske, Mie Dressler
Bauleitung
BAL Bauplanungs- und Steuerungs GmbH,
Berlin
Tragwerksplanung
bwp Burggraf + Reiminger
Beratende Ingenieure GmbH,
München
Elektroplanung
TP Elektroplan GmbH,
Gaggenau
Haustechnik
Platzer Ingenieure,
Bad Nauheim
Fassadenberatung
IFFT Institut für Fassadentechnik Karlotto Schott,
Frankfurt am Main
Landschaftsarchitekten
B.A.E.R Planungsgemeinschaft Becsei
und Hackenbracht,
Frankfurt am Main
Leit- und Informationssystem
unit-design gmbh,
Frankfurt am Main
Counterbereich im Erdgeschoß
© Norbert Miguletz
[Umrisse]
[87
Ensemble aus drei Depothallen, Verlagshaus und Wohngebäuden
© Marcus Bredt
Depot Sachsenhausen
Revitalisierung des ehemaligen Straßenbahndepots
Gesamtprojekt
Bei dem Projekt handelt es sich um die
»Revitalisierung« des ehemaligen Straßenbahndepots in Kombination mit der Neubebauung von Wohn- und Bürogebäuden.
Das Ensemble, bestehend aus den drei
Depothallen, einem Bürokomplex sowie
Wohnhäusern, liegt im Frankfurter Stadtteil
Sachsenhausen unmittelbar nordöstlich
des Südbahnhofs zwischen Textor-, Bruchund Hedderichstraße.
Lageplan
© Landes & Partner
88]
Ingesamt gliedert es sich in drei Abschnitte:
– Depothallen: Eine kleine Stadt mit
Wohnungen, Markt, Bibliothek und
einem Bouleplatz unter Platanen,
farbenfroh und mit südländischer
Atmosphäre, das, kaum fertiggestellt,
als neues »Kultur«-Zentrum in
Frankfurt sehr lebhaft angenommen
worden ist. Die denkmalgeschützten
Hallen sind zum Teil erhalten und als
architektonischer Raum wiederhergestellt worden.
– Verlagshaus der Frankfurter Rundschau: Innerhalb der kleinen Stadt des
»Depots« ordnet sich diese Institution
nahezu selbstverständlich in den
Gesamtkomplex ein. Aus der wiederaufgebauten Straßenbahnhalle wächst
ein Bürohaus aus Stahl und Glas. An
einer Kopfseite wurde ein Bürogebäude aus Stein und Putz parallel zur
Straße angedockt. Außergewöhnlich
ist der hohe Raum der ehemaligen
Straßenbahnhalle, in dem ca. 100 Mitarbeiter täglich an der neuesten
Zeitung arbeiten.
– Wohngebäude: Drei neue Wohnhäuser
wurden entlang der Hedderich- bzw.
Bruchstraße errichtet.
Entwurf und Realisierung
Die beiden westlichen Depothallen aus
dem Jahr 1899 haben ihre ursprünglichen
Backsteinfassaden mit der typischen,
mehrfarbigen Ornamentik aus schwarzen, ockergelben und orangeroten Backsteinen zurückerhalten. Sowohl das
Raumerlebnis als auch die wiederhergestellte Tragkonstruktion erinnern hier
an die alten Hallen. Neu hingegen sind die
großen, rhythmisierten Fensteröffnungen –
dieser Typus aus Gestalt und Konstruktion
wurde bei industriellen Bauwerken um
1899 häufig verwendet.
[Umrisse]
Innenraum der
Frankfurter Rundschau
© Marcus Bredt
In die westliche Halle ist ein sechsgeschossiges Bürogebäude eingestellt, das
mit seiner modernen Stahl-Glas-Fassade
einen Kontrast zu dem übrigen Ensemble
bildet und zusammen mit der Halle den
neuen Firmensitz des Verlagshauses der
Frankfurter Rundschau aufnimmt. Die
mittlere und westliche Depothalle beherbergen zugleich das Bibliothekszentrum
Sachsenhausen sowie einen Gastronomiebetrieb mit Außenbereich und schaffen
zusätzlich ein urbanes Umfeld.
Die östliche, um 1901 errichtete Halle mit
ihrer durch die Gründerzeit geprägten,
etwas schmuckvolleren Architektur wurde
im Innenraum rekonstruiert, die Längsseiten der Außenfassade gedämmt und
weiß verputzt, die zur Textorstraße hin
orientierte »Hülle« dagegen größtenteils im
Original belassen und nur in Abschnitten
neu ergänzt. Die gesamte Halle wird von
einem Lebensmittelmarkt genutzt, so dass
sie im Hinblick auf den Denkmalschutz
sowie den Raumeindruck des historischen
Bauwerks ganzheitlich für die Öffentlichkeit erfahrbar bleibt.
Bibliothekszentrum
Sachsenhausen
© Marcus Bredt
Lebensmittelmarkt in
historischer »Hülle«
© Marcus Bredt
Die drei Wohngebäude entlang der Bruchstraße haben rhythmisierte Lochfassaden
mit bodentiefen Fenstern, ihre Gliederung
erfolgt zudem durch die großzügigen, vorgehängten Balkone. Ergänzt wird diese
Bebauung von einem sechsgeschossigen
Wohnhaus an der Hedderichstraße, das
direkt an den Verlagssitz der Frankfurter
Rundschau anschließt und das Quartier
räumlich fasst.
Wohnungen mit vorgehängten Balkonen
© Marcus Bredt
[Umrisse]
[89
Schnitte
© Landes & Partner
In einer bauteilübergreifenden Tiefgarage,
ebenfalls ein Element des Gesamtprojekts,
werden darüber hinaus sowohl öffentliche
Parkplätze (Quartiersgarage), Stellflächen
für den gewerblichen Bereich (Bürostellplätze) als auch solche für die Bewohner
(Mietergarage) angeboten.
Durch Nutzungen wie Supermarkt, Stadtteilbibliothek und Gastronomie bleiben die
historischen Gebäude für die Öffentlichkeit
erlebbar. Zusammen mit den Fassadenproportionen und der Farbigkeit der
Wohnhäuser sorgen sie für eine urbane
Atmosphäre, die für Sachsenhausen
typisch ist.
Michael A. Landes
Bauherr
Depot Sachsenhausen GmbH & Co. KG,
Frankfurt am Main
Architekten
Landes & Partner Architekten in
Planungsgesellschaft Landes + Wentz GmbH,
Frankfurt am Main
Projektsteuerung
Schindler & Werb AG,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
Moritz Ingenieurbüro für Baustatik,
Bad Homburg
Eingestellter Baukörper …
© Marcus Bredt
Fassadenplanung
a. t. f. architektur technik fassade
Petar Reich Martina Walpi gbr,
Frankfurt am Main
Haustechnik
IBB Ingenieurbüro Borchert,
Willingshausen
Brandschutz
BBS Kerstin Görhs GmbH,
Lorsch
Erdgeschoß
© Landes & Partner
Geotechnik
Dr. Hug Geoconsult GmbH,
Oberursel
Vermessung
Wittig + Kirchner,
Bad Homburg
Außenanlagen
freiraum x Landschaftsarchitektur
Dipl.-Ing. Claudius Grothe,
Frankfurt am Main
90]
[Umrisse]
Valentin-Senger-Schule in Bornheim
Grundschule, Kindertagesstätte und Sporthalle in Passivhausbauweise
Schulhof als zentraler Aufenthaltsbereich
© Mara Monetti
Entwurfskonzept
Lage und Aufgabe
Das neue Wohnviertel »New Atterberry«
an der Friedberger Warte liegt im Nordosten Frankfurts im Stadtteil Bornheim.
Innerhalb kurzer Zeit entstanden auf dem
ehemaligen Kasernengelände Wohnungen
für rund 3.000 Menschen. Für die überwiegend jungen Familien, die hier leben,
musste ein entsprechendes Bildungsund Betreuungsangebot geschaffen
werden.
Die ursprüngliche Konzeption einer zweizügigen Grundschule mit fünfgruppiger
Kindertagesstätte und Ein-Feld-Sporthalle
wurde zu Planungsbeginn zu einer dreizügigen Grundschule mit fünfgruppiger
Kindertagesstätte inklusive Nachmittagsbetreuung und Zwei-Feld-Sporthalle erweitert. Die Beauftragung erfolgte nach
einem VOF-Verfahren, Bauzeit war von
Juli 2009 bis März 2011.
[Umrisse]
Drei eigenständige Baukörper bilden auf
dem beengten Grundstück ein Ensemble
mit interessanten Raumbezügen und vielfältigen Spiel- und Aufenthaltsbereichen
für die verschiedenen Altersgruppen.
Über ihre Materialität wird ein bewusster
Kontrast zu den Klinkerfassaden der umgebenden Wohnbebauung geschaffen. Die
drei Gebäude im Passivhausstandard sind
in Ausdruck und Farbigkeit unterschiedlich, verweisen aber dennoch aufeinander.
Vorgehängte Gabionen aus einem regionalen Dolomitgestein, mineralischer Putz
und eine Bekleidung mit Holzleisten aus
Douglasie prägen das Erscheinungsbild.
Lageplan
© Baufrösche
[91
»Vogelnest« am Treppenende
© Mara Monetti
Die dreigeschossige Grundschule setzt
mit ihrer kompakten Kubatur einen städtebaulichen Akzent. Die Ganztagsschule
wird im Inneren durch die große, über drei
Geschosse offene und über Dachöffnungen belichtete Halle mit dem eingestellten
roten Sichtbetonkern bestimmt. Eine verzweigte Treppenskulptur durchkreuzt den
großzügigen Luftraum der Halle. Unterhalb
der Dachverglasung bietet das »Vogelnest« einen Rückzugsort mit Blick in den
Himmel.
Die Kindertagesstätte gliedert sich in den
zweigeschossigen eigentlichen Kindergarten für ca. 100 Kinder und den eingeschossigen Betreuungsflügel mit drei
Gruppen. Die Gebäudeform umschließt
die vorhandene große Blutbuche und
spannt einen geschützten, grünen Innenhof auf.
Aufgang zum Dachspielfeld der Sporthalle
© Mara Monetti
92]
Kindergarten mit begrünter Freifläche
© Mara Monetti
Zur Optimierung der Schulhoffläche wurde
das große Volumen der Zwei-Feld-Sporthalle zur Hälfte in die Erde gesenkt, ihre
Nebenräume sind daher unterhalb des
Schulhofs angeordnet. Das begehbare
Dach der Sporthalle ergänzt mit einem
Spielfeld die vorhandenen Freiflächen,
erschlossen wird dieses Dachspielfeld
über eine großzügige »Bühnentreppe«.
Alle Gebäude sind barrierefrei und die
Dachflächen extensiv begrünt.
Passivhauskonzept
Die Gebäude sind entsprechend den Leitlinien zum wirtschaftlichen Bauen der
Stadt Frankfurt im Passivhausstandard
konzipiert. Beleuchtung, Lüftung, Temperatur und der außenliegende Sonnenschutz werden bedarfsabhängig über die
Gebäudeleittechnik gesteuert. Zur Vermeidung sommerlicher Überhitzungen befinden sich in den Aufenthaltsräumen zudem
Nachtlüftungsöffnungen mit einbruchsicheren Lamellen.
Die zusätzliche Beheizung erfolgt über
raumluftunabhängige Gas-Brennwertkessel; Schule und Kindertagesstätte
verfügen dabei über separate Heizkessel.
Die Sporthalle wird über eine erdverlegte
Verbundmantelleitung von der Schule aus
versorgt.
[Umrisse]
Schnitte: Grundschule und Sporthalle
© Baufrösche
Eine besondere Herausforderung stellte
die Planung des Dachspielfelds und der
Gabionenfassade dar. Das Dachspielfeld
ist von der darunterliegenden Sporthalle
thermisch und konstruktiv entkoppelt:
Eine Lastverteilungsplatte ist auf der im
Mittel 370 mm dicken Wärmedämmung aus
PUR/PIR aufgelagert. Ein umlaufender Ring
aus Betonfertigteilen bildet das Fundament
für den 4 m hohen Ballfangzaun und kann
gleichzeitig als Sitzbank genutzt werden.
Die hohen Lasten der Fassadengabionen
sind über eine wärmebrücken- und spannungsfreie Unterkonstruktion auf Basis
thermisch entkoppelter Stabwerke abgehängt – eine Lösung, die am Beispiel
dieses Projekts vom Passivhaus Institut
zertifiziert wurde.
Manfred Lenhart
Baufrösche,
Kassel
Erscheinungsbild
des Halleninneren
© Mara Monetti
Bauherr
Stadt Frankfurt am Main
Stadtschulamt
Projektleitung
Hochbauamt Stadt Frankfurt
Planung
Baufrösche Architekten und Stadtplaner GmbH,
Kassel
Bauleitung
Baufrösche Architekten und Stadtplaner GmbH,
Kassel
FAAG Technik GmbH,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Haustechnik
Platzer Ingenieure,
Bad Nauheim
Elektroplanung
Schad-Hölzel GmbH & Co. KG,
Mörfelden-Walldorf
Brandschutz
Hilla Sachverständigenbüro
für vorbeugenden Brandschutz,
Frankfurt am Main
Grundrisse: Grundschule, Kindertagesstätte, Sporthalle
© Baufrösche
Freiraumplanung
Götte Landschaftsarchitekten GmbH,
Frankfurt am Main
Passivhausberatung
Passivhaus Institut Dr. W. Feist,
Darmstadt
[Umrisse]
[93
Künftiges
Erscheinungsbild bei Nacht
© schneider + schumacher
Erweiterung des Städel Museums
Der Wettbewerbsbeitrag
Die Stadt und das Städel
Aus dem Wettbewerbsbeitrag (2008): »In
Frankfurt ist alles so hübsch beieinander,
der moderne Großstadtbetrieb und die
altertümliche Enge.« Das Zitat von Max
Beckmann aus einem Brief an seinen
Verleger Reinhard Piper lässt sich ebenso
auf das heutige, im Vergleich zu anderen
Städten sehr kompakte Frankfurt beziehen.
So ist dann die Beziehung der Stadt zu
ihrem bedeutendsten Kunstmuseum nicht
minder durch Nähe gekennzeichnet – und
zwar real wie metaphorisch. Tatsächlich
ist die Präsenz des Städel im öffentlichen
94]
Bewusstsein so groß wie eh und je, zugleich kann von einer starken städtebaulichen Präsenz gesprochen werden.
Seit dem Umzug des Hauses in die »Räumlichkeiten vor die Tore der Stadt«, wie
es einst hieß, steht das inzwischen von
großen Bäumen umgebene Haus selbstbewusst und weithin sichtbar am südlichen Ufer des Mains. Zerstörung,
Wiederaufbau in schwieriger Zeit und
Erweiterungen konnten dieser Wirkung
nichts anhaben.
Doch auch im Städel selbst »ist alles so
hübsch beieinander«. Gemeint ist das
räumliche Miteinander der Werke aus den
verschiedenen Epochen der europäischen
Kunstgeschichte vom Mittelalter bis in die
Gegenwart, das das Herz der Besucher
höher schlagen lässt.
Das Ganze
Die innere Organisation des ersten historischen Gebäudes erfolgte auf der Grundlage einer zentralen Achse. In der Verlängerung dieser Achse wurde das Haus im
Rahmen eines zweiten Bauabschnitts
durch den »Gartenflügel« in der gleichen
Typologie ergänzt. Durch die Anordnung
weiterer Ausstellungsflächen auf dem
Niveau des »Zwischenpodests« entstand
eine Raumfolge von großer Selbstverständlichkeit. Vor diesem Hintergrund
wurde das bewährte Prinzip aufgegriffen
und das Raumkontinuum über das Alte
Foyer in die neuen Sammlungsräume
erweitert.
[Umrisse]
Das Foyer
Dem Eingangsbereich des ersten historischen Gebäudes und der dortigen
Treppenanlage kommt bei der Erweiterung
eine besondere Bedeutung zu. Durch das
Öffnen der beiden Bogenfelder rechts und
links der Haupttreppe gelangt der Besucher auf das Niveau des Alten Foyers.
Geplante Erweiterung und vorhandene Baukörper im Modell
© Frank Hellwig
Die Gartenhallen
Die neuen Sammlungsräume werden unter
dem Garten platziert. Vom Alten Foyer
kommend, betritt man zuerst die zentralen
»Gartenhallen«. Charakterisiert wird dieser
Raum durch seine elegant geschwungene
und leicht wirkende Decke, die ihn frei
überspannt. Hier soll die Kunst der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts ihr neues
Zuhause finden.
Der Garten
Als Pendant zum Westflügel wird ein
grünes Volumen auf der Ostseite mit
ausreichend Durchblick zur Dürerstraße
angeordnet. Die Aufwölbung der Deckenschale lässt sich von außen als ein fester
Bestandteil der Topographie des neuen
Neue Sammlungsräume unter dem Garten
© schneider + schumacher
[Umrisse]
Gartens wahrnehmen: Sie erscheint verblüffend und selbstverständlich zugleich
und stärkt das Städel in seiner übergreifenden architektonischen Qualität. Die
begrünte Aufwölbung hat die Kraft, einen
eigenständigen Beitrag zur Architektur
des historischen Städel-Komplexes zu
leisten. Die Trennung zwischen Haus und
Garten wird auf subtile Art aufgehoben,
durch die Verlängerung des Raumkontinuums bis in den Garten vermag er
zudem als Museumsfoyer begriffen zu
werden.
Außerdem wird die architektonische
Beziehung zur Städelschule verstärkt.
Ihre Fassade, die im Rahmen der Baumaßnahme bereits von schneider + schumacher
saniert wurde, bietet der Südfront des
Gartenflügels ein angemessenes Gegenüber. In seiner neuen Gestalt spannt
sich der Garten räumlich zwischen dem
Gebäude, in welchem die Kunst gesammelt, bis zum Hof jenes Hauses, in dem
die Kunst erarbeitet wird. Das Museum
und die Kunstschule werden zu einem
Ort des kulturellen Miteinanders – als
Ausdruck des nach vorne gewandten
Stiftergedankens.
[95
Energie und Klima
Licht und Atmosphäre
Das Innere des Städel ist in seiner Atmosphäre geprägt durch einen großen Anteil
an natürlichem Licht. Die neuen Räume
erhalten daher kreisrunde Oberlichter.
In den Öffnungen befindet sich ein Verschattungssystem, welches direkte
Sonneneinstrahlung verhindert und die
Möglichkeit bietet, das Tageslicht vollständig auszublenden. Die Grundbeleuchtung ist ebenfalls in die Oberlichter integriert.
Die Wärme- und Kälteerzeugung erfolgen
mittels Erdpendelspeicher und nachgeschalteter Wärmepumpe. Mit dem Erdpendelspeicher können saisonale Schwankungen des Energiebedarfes ausgeglichen,
mit der Wärmepumpe ein Teil der Beheizung und Kühlung des Museumsgebäudes
mit erneuerbarer Energie gewährleistet
werden. Zur Wärme- und Kälteverteilung
dienen der Fußboden und die Betondecke.
Mit der geplanten Klimaanlage lässt sich
der neugeschaffene Ausstellungsraum
kühlen sowie be- und entfeuchten. Die
Lüftungsanlage ist mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung ausgestattet,
für die Luftansaugung sorgt ein Erdregister,
das die Luft im Sommer und Winter vorkonditioniert.
Durch die kompakte Bauweise im Erdreich,
die Wärme- und Kälteerzeugung mit Erdpendelspeicher und Wärmepumpe, die
Luftvorwärmung und -kühlung mittels
Erdregister und die große innere Speichermasse kann ein für den Museumsbetrieb
optimales Raumklima mit minimalem
Energieaufwand erzeugt werden.
Konstruktion und Gründung
Ausstellungsbereich mit kreisrunden Oberlichtern
© schneider + schumacher
96]
Die Erschließung und Anbindung erfolgen über den vorhandenen Gartenflügel.
Hierzu wird der Neubau unter den Bestand
»geschoben«, da sein Niveau weit unter
der bisherigen Gründungsebene liegt. Um
den geplanten Verbindungstrakt ausführen
zu können, ist es zudem notwendig, das
existierende Gebäude während der Bauzeit »aufzuständern«. Dessen tragende
Wände, Decken etc. werden daher mit
zusätzlichen Stahlkonstruktionen abgefangen und neu gegründet. Diese Abfangungen gewährleisten zugleich die
gewünschte Stützenfreiheit und somit
Flexibilität.
Der Erweiterungsbau »Gartenhallen«
besteht aus einem im Erdreich angeordneten, rechteckigen Stahlbetonkörper
mit einer freigeformten, durchbrochenen
Decke, dessen Dach eine begrünte Bodenschicht aufweisen wird, um den Gartenanteil für den Museumskomplex zu erhalten. Die begehbar verglasten Öffnungen
bieten die Möglichkeit, die neuen Ausstellungsflächen natürlich zu belichten.
[Umrisse]
Bauherr
Städelsches Kunstinstitut,
Frankfurt am Main
Die Deckenschale ist im mittleren Bereich
kuppelförmig nach oben gewölbt, ausgesteift durch den umlaufenden, horizontalen
Rand und aufgelagert auf wenigen Innenstützen und den Stahlbetonaußenwänden.
Die Dicke dieser Stahl- bzw. Spannbetonkonstruktion variiert und ist den Beanspruchungen angepasst. Die Gründung
erfolgt auf einer Bodenplatte, die im
Bereich hoher Stützenlasten aufgevoutet
ist. Wegen des hohen Grundwasserstandes und der Tiefe des Gebäudes ist
es erforderlich, den Neubau gegen »Aufschwimmen« zu sichern, und zwar mittels
im Boden verankerter Betonzugpfähle.
Alle außenliegenden Betonkonstruktionen werden als sogenannte Weiße
Wanne ausgebildet, darüber hinaus sind
zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen
vorgesehen.
Prof. Michael Schumacher
Kai Otto
Architekten
schneider + schumacher,
Frankfurt am Main
Lichtplanung
Ulrike Brandi Licht,
Hamburg (Wettbewerb)
Projektarchitekten:
Michael Schumacher, Kai Otto
Licht Kunst Licht AG,
Bonn, Berlin (Ausführung)
Projektleitung:
Miriam Baake
Bauleitung:
Hans Eschmann
Mitarbeit:
Till Schneider, Christoph Bonke, Karlo Filipovic,
Manuel Mauder, Vita Redliha, Iva Resetar,
Miodrag Stojsic (Wettbewerb)
Felicitas Adler, David Bujanowski, Diana Djekic,
Florian Haus, Kerstin Högel, Miriam Huesgens,
Patrizia Kaufmann, Florian Mieden, Carsten Nawrath,
Wolfgang Schneider, Sebastian Stange,
Ragunath Vasudevan, Alexander Volz (Ausführung)
Tragwerksplanung
B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Haustechnik
IPB GmbH,
Frankfurt am Main
Ingenieurbüro Dieter Bohlmann,
Wehrheim
Außenanlagen
lebenbauen Freiraum und Architektur,
Frankfurt am Main (Wettbewerb)
Keller + Keller Landschaftsarchitekten,
Kronberg (Ausführung)
Bauphysik
Tohr Bauphysik GmbH & Co. KG,
Bergisch Gladbach
Vermessung
Grandjean & Kollegen,
Frankfurt am Main
Bodengutachten
Baugrundinstitut Franke-Meißner und Partner GmbH,
Wiesbaden
SiGeKo
Gesellschaft für Arbeitssicherheit mbH,
Frankfurt am Main
Begeistert
für Fortschritt
Die BAUER Spezialtiefbau GmbH führt weltweit
alle Verfahren des Spezialtiefbaus aus, Großbohrpfähle und Schlitzwände, Anker und Hochdruckinjektion, Spundwände und Dichtsohlen, Rüttelgründungen und Kleinbohrpfähle. Aus der Baupraxis heraus werden neue Verfahren entwickelt.
BAUER Spezialtiefbau GmbH
Hauptverwaltung
BAUER-Straße 1
86529 Schrobenhausen
Tel.: +49 8252 97-0
www.bauer.de
[Umrisse]
Niederlassung Rhein-Main
Oberurseler Straße 69
61440 Oberursel/Taunus
Tel.: +49 6171 5899-0
[email protected]
[97
Veranstaltungszentrum von internationalem Rang
Der Umbau des Gesellschaftshauses im Palmengarten
Schnitt durch den Festsaal
© David Chipperfield Architects
Baugeschichte
Einleitung
Das Gesellschaftshaus des Frankfurter
Palmengartens ist ein in Deutschland
einmaliges architektonisches Ensemble,
das man in seiner historischen Pracht des
19. Jahrhunderts auf den ersten Blick nicht
in einer pulsierenden und sich ständig
erneuernden Großstadt wie Frankfurt am
Main verortet. Das Bauwerk erzählt vom
Prunk der Wilhelminischen Zeit und trägt
in seinem Anbau der 1920er Jahre gleichzeitig die Handschrift der klassischen
Moderne, mit der Martin Elsaesser und
Ernst May eine radikale Abkehr von der
Architektur des Historismus vollzogen.
98]
Ein erstes Gebäude im Frankfurter Palmengarten, 1872 durch Friedrich Kayser und
Friedrich von Thiersch entworfen, brannte
1878 ab. 1879 wurde Heinrich Theodor
Schmidt mit dem Neubau beauftragt,
Ludwig Neher gestaltete den prachtvollen
Festsaal im Stil der Neorenaissance. Die
reichgeschmückte Kassettendecke, die
Gemälde-Medaillons und Stuckverzierungen erzählen noch heute vom Glanz
vergangener Zeiten. Der Prachtbau diente
im späten 19. Jahrhundert als Kaffee- und
Teehaus mit Tanzveranstaltungen und bot
Platz für nahezu 1.200 Besucher. Im Ersten
Weltkrieg als Lazarett genutzt, erhielt er in
den 1920er Jahren durch Martin Elsaesser
und Ernst May eine kubische Erweiterung
im klaren Stil des Bauhauses, der im Kontrast steht zum Prunk des kaiserzeitlichen
Gebäudes. Der Anbau Elsaessers beherbergte ein elegantes und repräsentatives
Restaurant mit zwar ornamentloser, aber
ausgefeilter, aufwendiger und gediegener
Detailausbildung, wie zum Beispiel Blumenfenstern, verschiedenen Putztechniken, verchromten Handläufen und gebogenen Glasscheiben im Hochzeitszimmer.
Er war Bestandteil des gesellschaftlichen
und kulturellen Erneuerungsprogramms
»Neues Frankfurt!« und sollte nach der
Planung Ernst Mays und Martin Elsaessers
nur der erste Abschnitt einer gesamten
Erneuerung des Palmengartengesellschaftshauses und des Palmenhauses
sein. Diese Teile des Historismus sollten
später abgerissen werden.
Die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts
haben ebenfalls prägende bauliche Zeichen
hinterlassen. So wurde das im Zweiten
Weltkrieg beschädigte Vestibül auf der
Westseite durch einen Neubau ersetzt.
Im Zuge jener Baumaßnahmen wurden
auch der Festsaal und die umlaufende
Galerie stark verändert. Eine Akustikverkleidung deckte die reichdekorierten
Wandflächen und das Deckenoberlicht
ab. Die ursprüngliche architektonische
Ordnung und die lichte Offenheit zum
Außenraum hin gingen verloren.
[Umrisse]
Realisierungswettbewerb
Nutzungskonzept
Als Mittelpunkt der dynamischen Wirtschaftsregion Rhein-Main zählt Frankfurt
heute zu den führenden Unternehmensstandorten Europas. Die zentrale Lage,
die exzellente Infrastruktur und eine internationale Vielfalt an Firmen und Kulturen
suchen ihresgleichen. Frankfurts Bedeutung
als Messe- und Kongress-, aber ebenso
als Wissenschaftsstadt sorgt für die Nachfrage nach repräsentativen Räumlichkeiten, mit denen man im internationalen
Wettbewerb punkten kann. Ziel der Stadt
Frankfurt ist es daher, ein multifunktionales
Veranstaltungszentrum mit umfangreichem
Gastronomieangebot zu gewinnen und
das historische Gebäude im Palmengarten
wieder zu einem gesellschaftlichen und
kulturellen Mittelpunkt zu machen. Von
Tagungen, Kongressen bis hin zu Privatfeiern und Vereinsaktivitäten soll das
Spektrum gehen und damit ein Haus für
die breite Öffentlichkeit darstellen.
Inbegriffen in das differenzierte gastronomische Konzept sind sowohl ein Angebot für die Besucher des Palmengartens
als auch eine Gartenwirtschaft, die nach
abendlicher Schließung des Palmengartens noch zugänglich sein wird. Eine
versenkbare Bühne im Boden des Festsaals dient dabei der künftigen kulturellen
Nutzung für Konzert, Kabarett und Show.
[Umrisse]
An diesem für Frankfurt einzigartigen denkmalgeschützten Gebäude ist eine bedeutsame Geschichtsentwicklung aus der Zeit
des 19. Jahrhunderts, den vom BauhausStil beeinflussten 1920er Jahren und der
baulichen Ergänzung der 1950er Jahre,
allesamt eingebettet in die Gartenkunst
des Franz Heinrich Siesmayer, ablesbar.
Für das Frankfurter Hochbauamt stand
fest, dass die das Haus prägenden Bauepochen mit großer Sorgfalt und Einfühlungsvermögen zu beplanen und zu gestalten sind. Erklärter Konsens zwischen
Bauherrn, Hochbauamt als Bauherrenvertreter, Architekturbüro und Denkmalpflege war, dass die Aufgabe sich in erster
Linie als Herausarbeiten der einzelnen
Zeitschichten, insbesondere des Historismus und der klassischen Moderne,
begreifen soll. Daher definiert der 2002
vom Frankfurter Hochbauamt durchgeführte beschränkte Realisierungswettbewerb, zu dem elf Architekturbüros
eingeladen waren, die Herausforderung
als »Umbau und Sanierung des unter
Denkmalschutz stehenden Gesellschaftshauses des Palmengartens, bei Wiederherstellung des historischen Festsaals
von 1879/1890 in seiner ursprünglichen
Form unter gleichzeitig sensibler Einbeziehung der Bausubstanz der zwanziger
Jahre der Architekten Elsaesser und
May«.
Vier Konzepte gelangten seinerzeit in die
engere Wahl. Nach einer anschließenden
Überarbeitungsphase wurde der Vorschlag
von David Chipperfield Architects zur
Grundlage der weiteren Planung auserkoren, allerdings in einer etwas reduzierten Version. Aus Kosten- wie aus Gründen
der Erschließung wurde auf den ursprünglich gewünschten Anbau westlich des
Haupteingangs verzichtet. Der Entwurf
sieht vor, die räumlichen Bezüge der unterschiedlichen Gebäudeteile neu zu formulieren und auf das neue Nutzungskonzept
abzustimmen. Die neuen Elemente werden
sich daher weitgehend dem Bestand
unterordnen. Mit Chipperfield Architects
hat sich ein Büro dieses Projektes angenommen, das die hohe Kunst bei einer derartigen Aufgabe im historischen Kontext
dahingehend begreift, das Ensemble durch
neugeschaffene Kontinuität, nicht durch
den großen Kontrast auszuzeichnen und
aus dem authentischen »Alt« und dem
authentischen »Neu« ein sinnvolles Ganzes zu bilden.
Modell des (künftigen) Ensembles
© Roman Maerz
[99
Gebäudekonzept
Die Gestaltung des Festsaals, der im Zuge
von Wiederaufbauarbeiten in den 1950er
Jahren stark verändert worden war, wird
im Einvernehmen zwischen Stadt Frankfurt
am Main, Denkmalpflege und Architekt
dem historischen Vorbild ein Stück nähergebracht. Eine wesentliche Entwurfsidee
des gründerzeitlichen Gebäudes, die Sichtbeziehung zwischen Festsaal und Palmenhaus, die durch die Einbauten der 1950er
Jahre versperrt war, wurde wiederhergestellt. Damit ist die ursprüngliche räumliche Komposition, die die einzigartige
Qualität dieses Bauwerks ausmacht, heute
wieder erlebbar. Durch die nun geplante
Freilegung der in den Nachkriegsjahren
abgedeckten Oberlichtöffnung erhält der
Festsaal auch seine natürliche Belichtung
von oben zurück. Die bei eingehenden
Untersuchungen aufgefundenen prächtigen Dekorationen, Büsten, Figuren und
Malereien im großen Saal, die nach dem
Krieg hinter Wandverkleidungen des
großen Saals verschwanden, werden
originalgetreu restauriert. Die Farbgebung
des historischen Saales ist rekonstruiert,
der historische Holzfußboden durch neue
Hölzer ergänzt.
Im Bereich der Anbauten der 1950er und
60er Jahre sieht das Konzept von David
Chipperfield Architects einen Teilabriss
mit Neuerrichtung auf der Westseite vor.
Auf der Kellerdecke des Altbaus entstand
ein neuer Trakt, der Proportionen und
Gestaltungselemente des Elsaesserkubus
aufgreift. Er nimmt die Küche der Gastronomie, zwei Konferenzräume mit Terrasse
sowie weitere Räumlichkeiten für kleinere
Veranstaltungen und Familienfeiern auf.
Sommerterrassen, die den vier kleineren
Festsälen zugeordnet sind, ermöglichen
eine Bespielung unter freiem Himmel.
Für alle Räumlichkeiten gilt, dass ein in
Deutschland einmaliger Bezug zur Landschaft und zum üppigen Grün des Palmenhauses geschaffen wird. Hier kann Frankfurt am Main künftig mit Festräumen aufwarten, die repräsentativen Charme mit
modernster Ausstattung und einem exotischen Naturerlebnis verbinden.
Das Erscheinungsbild des Südanbaus wird
in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wieder stärker an die historische
Gestaltung im Bauhaus-Stil zurückgeführt.
Umbau des
großen Festsaals
© Barbara Staubach
100]
Die von Martin Elsaesser entworfene, im
Duktus der klassischen Moderne gegliederte Fassade wird als Zeugnis jener Zeit
des architektonischen Aufbruchs mit
heutigen Bauelementen rekonstruiert.
Stilprägende technische Elemente, wie
die Rundverglasung am Westerker und die
Schiebefenster im ersten Obergeschoß,
werden wiederhergestellt. Ein besonderes
Schmuckstück ist das nahezu original
erhaltene Elsaesser-Treppenhaus: Selbst
der frühere Farbton der Putzschicht konnte
unter jahrzehntealten Schichten von Tapeten nachgewiesen und dann restauriert
werden. Die Südseite mit den Seitentürmen und dem Hochzeitssaal behält
ihre Bauhaus-Fassade von 1929.
Baukonstruktion
Das Tragkonzept des neuen Westanbaus
wurde unter Berücksichtigung des Erhalts
des vorhandenen Untergeschosses entwickelt. Die Lasten der neuen Bauteile,
die vor allem die umfangreichen Technikbereiche in den Obergeschossen aufnehmen, werden durch das Untergeschoß
hindurch in neue Einzelfundamente abgeleitet. Das Risiko von großflächigen Eingriffen im Bereich der Bestandsfundamente
wird dadurch erheblich reduziert. Diese
ungewöhnliche Durchdringung von Neuund Altbau ist das Ergebnis vergleichender
Konzeptstudien, die durch die Architekten
in Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner erarbeitet wurden. Sie erwies sich
als optimaler Kompromiss hinsichtlich
Nutzung, Gestaltung und Baukosten.
Das komplette Randgerüst zum Ernst-MayAnbau der 1920er Jahre musste aufgrund
statischer Bedenken aufwendig saniert
werden. Da hier auch die Stabilität der
vorgelagerten Rankgerüste problematisch
war, waren diese unter Wahrung der historischen Stahlkonstruktion neu zu errichten.
Statische Probleme im Bereich der Bodengewölbeplatten, aber ebenso die erfolgreiche Bekämpfung von Hausschwammbefall, der erst im Projektverlauf nachgewiesen wurde, zeigen die Komplexität der
Bauaufgaben, die sämtliche Projektbeteiligte bei solchen Herausforderungen zu
bewältigen haben. Als Fazit gilt festzuhalten, dass bei der Sanierung eines
Gebäudekomplexes aus diversen Bauepochen trotz umfassendster Untersuchungen Restrisiken bleiben, die sich
zum Teil erst beim Eingriff in die historische Substanz in ihrer ganzen Dimension
zeigen.
[Umrisse]
Prächtige Deckenmalereien
© Barbara Staubach
Gebäudetechnik
Modernste Ton-, Licht- und Projektionssowie Kommunikationstechnik, EDV und
IT-Technik sorgen für einen zeitgemäßen
Standard für sämtliche Nutzergruppen.
Eine große Herausforderung ist die Integration der umfangreichen Kühlung in
den historischen Festsaal. Zur Erfüllung
der hohen Ansprüche an das Raumklima
wurde eine CFD-Simulation durchgeführt,
um die denkmalpflegerischen Vorgaben
einhalten zu können. Die zu erwartenden
Lufttemperaturen und -geschwindigkeiten
im Festsaal konnten damit im dreidimensionalen Computermodell bis in kleinste
Einzelbereiche vorweggenommen
werden.
Auf der Grundlage der Simulationsergebnisse wird die Erfüllung der Behaglichkeitskriterien nun zielgerichtet auf die
Aufenthaltsbereiche der Besucher ausgerichtet, wodurch der Umfang der notwendigen Einbauten im denkmalgeschützten
Innenraum erheblich reduziert wird. Angesichts der umfangreichen Anforderungen
an den historischen Festsaal als multifunktionalen Veranstaltungsraum stellte die
technische Umsetzung der ursprünglich
vorhandenen Tageslichtöffnung das Team
aus Architekten, Ingenieuren und Planern
des Hochbauamtes vor eine große Aufgabe. Mit Hilfe gezielter Wärmeabfuhr und
des Einsatzes moderner Baustoffe, wie
hoch selektiver Sonnenschutzgläser,
ließen sich die unerwünschten Begleiterscheinungen, wie der zusätzliche
Wärmeeintrag, in den Griff bekommen:
[Umrisse]
Die zukünftigen Besucher des Festsaales
erleben die ursprüngliche Raumwirkung
des Saales wie des angrenzenden
Gewächshauses und genießen den Vorteil von Tageslichteinfall, ohne auf die
klimatechnischen Annehmlichkeiten der
Gegenwart verzichten zu müssen.
Seit 2003 wegen eklatanter Baumängel,
vor allem im Brandschutz, geschlossen,
verfügt der Festsaal nun über eine in
Deutschland erst an wenigen Standorten
realisierte hochmoderne Hochdrucknebellöschanlage. Das Konzept sieht die lokale
Brandherdeindämmung und Bauteilkühlung vor und kommt anstelle einer
Sprinkleranlage mit nur einem Zehntel
der benötigten Wassermenge aus. Die
Vorzüge liegen auf der Hand: Das aufwendig geschmückte Deckengewölbe
verbietet die Installation einer Sprinkleranlage aufgrund der im Brandfall erforderlichen Wassermengen. Andererseits
soll bei einem Brand möglichst viel an
historischer Gebäudesubstanz gerettet
werden.
Insgesamt 1.300 Gäste wird das neue,
hochmoderne Veranstaltungshaus, das
auch barrierefreie Räume umfasst, nach
seiner Fertigstellung Ende 2011 aufnehmen
können. Für das Palmengarten-Gesellschaftshaus ist von allen Baubeteiligten
also ein Konzept erarbeitet und umgesetzt
worden, welches dieses Schmuckstück
der Frankfurter Baugeschichte endlich
wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht und gleichzeitig für eine
angemessene Nutzung sorgt.
Bauherr
Stadt Frankfurt am Main
Magistrat
Dezernat für Umwelt, Gesundheit und Personal
Projektleitung
Stadt Frankfurt am Main
Hochbauamt
Objektbereich 1
Projektsteuerung
bhl consultants Gesellschaft für Projektmanagement,
Frankfurt am Main
Architekten
David Chipperfield Architects,
London, Berlin
Landschaftsarchitekten
KuBuS Freiraum GbR,
Wetzlar
Tragwerksplanung
Cornelius Schwarz Zeitler GmbH,
Darmstadt
Gebäudetechnik
Planungsbüro Rohling AG,
Osnabrück
Dr. Hans Jürgen Pritzl
Amtsleiter des Hochbauamtes
Stadt Frankfurt am Main
[101
Erste Passivhausklinik Europas in Höchst
Über ein Pionierprojekt als Herausforderung
Idee und Ziel
Das Klinikum Höchst als Maximalversorger
im Frankfurter Westen wird in den kommenden Jahren auf Grundlage einer medizinischen und baulichen Masterplanung
vollständig neu strukturiert. Mit der ersten
Passivhausklinik Europas will die Stadt
Frankfurt einen weiteren Meilenstein für
energieeffizientes Bauen setzen. Ein enges
Budget, hohe architektonisch-konzeptionelle Anforderungen und die Idee der
Niedrigenergieklinik lassen dieses Projekt
zu einer Denksportaufgabe besonderer
Güte werden.
Aber wie entsteht eine erfolgreiche Idee?
Entscheidend sind die Visionen der Bauherren und ihre Einordnung und Umsetzung in die gesellschaftlichen, ökologischen, ökonomischen und politischen
Realitäten. Die Bearbeitung der Bauaufgabe innerhalb dieses Kontextes führt zu
einem ersten grundlegenden Strategiekonzept: Das Konzept wird sich dann daran
orientieren müssen, wie es sich von außen
aufnehmen, verstehen und beurteilen
lässt.
Wandel der Kriterien
Nach welchen Kriterien wurden Krankenhäuser eigentlich bislang beurteilt?
Krankenhäuser waren Gebäude, die zu
funktionieren hatten. Sie waren Gebäude,
die ein Ambiente liefern sollten, in dem
Menschen genesen können, waren Häuser, in denen Menschen unter teilweise
extremen Bedingungen verantwortungsvolle Arbeitsleistungen am Menschen
erbringen mussten.
So weit Konsens, auch heute noch.
Aber bislang waren Krankenhäuser keine
Bauwerke, die im besonderen Fokus des
Umgangs mit unseren Ressourcen standen. Obwohl ein herkömmliches Krankenhaus mit 1.000 Betten den Energiebedarf
von 1.300 Einfamilienhäusern aufweist, ist
dieser Umstand bisher bei den Auftraggebern auf kein großes Interesse gestoßen. Warum? Weil der Anteil der Energiekosten an den gesamten Lifecyclekosten eines solchen Gebäudes auch
heute noch vergleichsweise gering ist.
Diese Wahrnehmung hat sich gründlich
geändert.
Krankenhaus und Passivhaus
© woernerundpartner
102]
[Umrisse]
Realisierung als Aufgabe
Eigentlich ist das Prinzip ganz einfach.
Enorme Energieüberschüsse aus der
Abwärme der Funktionseinheiten decken
den Wärmebedarf des Pflegebereiches.
Mit den erprobten Prinzipien des Passivhauses, wie der kontrollierten Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung, einer Betonkernaktivierung
in den Massivdecken und dem Einsatz
von Wärmeschutzfenstern mit Dreifachverglasung, kann für die Patienten eine
hohe Behaglichkeit in Verbindung mit
frischer Raumluft zu jeder Zeit erreicht
werden.
Aber die Umsetzung ist komplex.
Die Realisierung erfordert großes Knowhow, die Bereitschaft zum interdisziplinären Arbeiten und Forschergeist. Das
zusammengestellte Team besteht daher
nicht nur aus den klassischen Planungsbüros für technische Gebäudeausrüstung,
Statik und Medizintechnik, sondern zusätzlich aus Mitarbeitern eines Institutes,
deren Aufgabe die Entwicklung von Standards für nachhaltige Architektur ist, dazu
aus einem Unternehmen, das auf dem
Gebiet des Passivhauswohnungsbaus
große Erfahrungen erworben hat, und
natürlich aus einem zertifizierenden Unternehmen, das letztlich den rechnerischen
Erfolg der planerischen Arbeit bestätigt.
Bestand im Modell
© woernerundpartner
Der gesellschaftliche Stellenwert der
ökologischen Bilanzierung sämtlicher
Vorgänge unseres Lebens hat sich enorm
gesteigert. Ihre Berücksichtigung erweist
sich zunehmend als unabdingbar. Und
unternehmerisch beginnen Themen der
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit feste
Bestandteile der strategischen Ausrichtung eines Krankenhauses zu werden.
Die Beschäftigung damit kann als oberflächliche Marketingbekundung oder als
ernsthafte Auseinandersetzung mit dem
Thema erfolgen.
Die Stadt Frankfurt, Trägerin des Klinikums,
hat sich für den zweiten Weg entschieden.
Sie setzt auf energieeffizientes Bauen und
kommt derart einer der dringendsten Aufgaben unserer Zeit, der nachhaltigen
Reduktion der CO2-Emissionen, konsequent
nach. Die Stadt will zeigen, dass so etwas
nicht nur im Wohn- und Schulbau möglich
ist, sondern auch im Krankenhausbau.
Deshalb entsteht im Westen Frankfurts, im
Stadtteil Höchst, nun das erste deutsche
Krankenhaus in Passivhausbauweise. Bei
einem geschätzten Einsparpotential an
Primärenergieeinsatz von 75 % ist dieser
Ansatz überfällig.
[Umrisse]
Geplante Baukörperanordnung
© woernerundpartner
[103
Architektonische Auswirkungen
Neue Grenzwerte sind nötig.
Da Grenzwerte für die Erlangung dieser
Zertifizierung im Krankenhaus bislang nicht
vorliegen, müssen sie erst noch gemeinsam mit der hier zertifizierenden Stelle,
einem Passivhausinstitut, erarbeitet werden. Eine solche Gründungsarbeit schließt
auch Gespräche mit der Industrie ein,
die angespornt werden soll, gerade im
Bereich der medizintechnischen Großgeräte, wie zum Beispiel der Magnetresonanztomographen, mit dem Anspruch
der »blue technology« besonders effiziente
und wenig Energie- und Kältebedarf erzeugende Lösungen auf den Markt zu bringen.
Mit den Fassadenherstellern wird darüber
zu diskutieren sein, bis zu welchen Abmessungen und in welcher Konstruktionsweise und architektonischen Qualität
Bauelemente, die den Passivhauskriterien,
aber ebenso den Anforderungen nach
Lichteinfall genügen, produzierbar sind.
Mit Sicherheit wird dieses Gebäude eine
energetisch hocheffiziente Hülle mit
geringsten Transmissionswärmeverlusten
erhalten, es wird eine optimierte Bilanz der
inneren Wärmegewinne wie -überschüsse
und einen stark reduzierten Stromverbrauch aufweisen. Zusätzlich werden die
klassischen Mittel zur wirtschaftlichen
Optimierung wie der Einsatz eines mit
Biogas betriebenen Blockheizkraftwerkes
oder die Netzeinspeisung regenerativer
Energien aus Photovoltaikanlagen vom
Planungsteam unter Zuhilfenahme von
Amortisationsmodellen geprüft werden.
Alles in allem ein Pilotprojekt.
104]
Neue Grenzen müssen ausgelotet werden.
Welche Grenzwerte sind machbar? Welche Passivhausstandards lassen sich im
Krankenhausbau rechnerisch erreichen?
Welche Mittel haben wir dafür zusätzlich
einzusetzen? Unzählige, auch heute noch
nicht absehbare technische und wirtschaftliche Fragen müssen beantwortet
werden.
Aber zugleich: Welche architektonischen
Auswirkungen hat eine solche Herangehensweise?
Jenseits aller Effizienzen wird am Ende
vor allem und von allen die räumlichgestalterische Qualität des gebauten
Ergebnisses beurteilt werden – und damit
für uns Architekten nach wie vor im Zentrum all unserer Überlegungen stehen.
Nur wir Architekten werden in der Lage
sein, die vielen, selbst ohne den neuen
Fokus der Nachhaltigkeit hochkomplexen
Vorgänge einer Krankenhausplanung
zusammenzufassen, zu koordinieren, zur
Entscheidung zu führen – und dazu ein
schönes Gebäude zu erfinden.
Stefan Traxler
woernerundpartner,
Frankfurt am Main
Bauherr
ZEG Zentrale Errichtungsgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
Architekten
woernerundpartner
planungsgesellschaft mbh,
Frankfurt am Main
Passivhausberatung
FAAG Technik GmbH,
Frankfurt am Main
Institut für Nachhaltige Architektur,
Darmstadt
IBN Passivhaus-Technik GmbH i.G.,
Köln
Tragwerksplanung
R&P Ruffert Ingenieurgesellschaft mbH,
Limburg
Brandschutz
HHP West Beratende Ingenieure GmbH,
Bielefeld
Medizintechnik
mtp Planungsgesellschaft für Medizintechnik GmbH,
Frankfurt am Main
[Umrisse]
Sportanlage Riedberg
Neubau mit Funktionsgebäude und Stellplätzen
Künftiges Erscheinungsbild der Anlage
© Baufrösche
Geländeerschließung
Leitidee
Die Geländeabwicklung ist in sich terrassiert und bietet somit eine spannungsreiche Raumwahrnehmung und einen
eigenständigen, unverwechselbaren
Charakter der Anlage.
Die »Untere Ebene« wird durch den Parkplatzbereich gebildet. Die »Mittlere Ebene«
besteht aus den Flächen des Umkleideund Funktionsgebäudes, den Multifeldern
und dem Kunststoffrasenfeld. Die »Obere
Ebene« beinhaltet das Naturrasengroßfeld
und Trainingsnebenflächen.
[Umrisse]
Erschlossen wird das Gelände von der
Altenhöferallee über ein der Sportanlage
vorgelagertes Parkplatzareal für insgesamt
ca. 74 Pkws, das optional drei Busstellmöglichkeiten beinhaltet. Die Fahrgassen
werden in Asphalt, die Flächen für den
ruhenden Verkehr in Betonpflaster ausgeführt. Der Parkplatz weist zwei Ein- und
Ausfahrten auf, die jeweils mit Schrankenanlagen ausgestattet sind.
Die notwendige Einfriedung der Sportfläche ist in diesem Abschnitt im Westen
des Parkplatzes vorgesehen. Somit ist der
Blick von der Altenhöferallee offen und
fügt sich nahtlos an den großzügigen
Straßenraum an. Zur inneren räumlichen
Gliederung und äußeren Fassung des
Parkplatzbereiches dienen mittelgroße
Hochstammpflanzungen, die im jahreszeitlichen Wechsel interessante Farbaspekte
erlebbar machen.
Die fußläufige Anbindung und damit Zuwegung der Sportanlage erfolgt südwestlich direkt über die vorhandene Bushaltestelle an der Altenhöferallee bzw. ist mit
dem öffentlichen Geh- und Radwegenetz
verknüpft.
Sportfunktionsflächen
Vom Parkplatzbereich gelangt man über
die inneren Erschließungsachsen zum
Umkleide- und Funktionsgebäude, dem
eine großzügige, platzartige Fläche vorgelagert ist. Diese ist vielfach nutzbar,
zum Beispiel für Vereinsaktivitäten oder
zum freien Spielen. Der qualitätvolle und
einladende Charakter der Platzgestaltung
dokumentiert sich zudem über den gewählten Belag aus großformatigen MagnumBetonplatten, zur Verwendung kommen
drei abgestufte Grautöne.
[105
Nach Norden gliedern sich verschiedene
Multifelder und eine großzügige, baumüberstellte Vegetationsfläche an, auf der
freies Spielen, Boulespielen oder Aktivitäten wie Zeltlager etc. möglich sind. Die
Multifelder mit Kunststoffbelag eignen sich
unter anderem für Volleyball, Basketball,
Badminton, Hockey oder einfach zum
Kicken. Stirnseitig sind Ballfangzäune,
längsseitig Spielfeldbarrieren vorgesehen.
Die Soccerarena ist als Kunststoffrasenplatz mit umlaufender Bande und Netzen
konzipiert.
Geländemittig ist ein Kunststoffrasengroßfeld von 100 m x 66 m vorgesehen, dessen
Längsachse in Nord-Süd-Richtung verläuft
und somit den einschlägigen Anforderungen entspricht. Neben der Linierung von
zwei Jugendfeldern à 60 m x 40 m wird der
Platz eine automatische Unterflurberegnung und eine sechsmastige Trainingsbeleuchtungsanlage mit acht Strahlern
aufweisen, was auch Halbfeldbeleuchtungen erlaubt. An den Toraußenseiten
sind Ballfangzäune mit 4 m bzw. 6 m Höhe
und entlang den Platzlängsseiten Spielfeldbarrieren als Rundrohrgeländer mit Gitterfüllung geplant.
Entlang der westlichen Längsseite erfolgt
der Höhenversprung zur »Oberen Ebene«
mittels einer bautechnischen Lösung –
einer ca. 75 cm hohen Verblendmauer,
anteilig mit Sitzquadern als Höhenabfangung und zugleich Sitzangebot konstruiert.
Dieser Versprung gewährleistet zugleich
eine optimale Wahrnehmung des Spielgeschehens auf dem Kunststoffrasenplatz
und steigert dadurch die Attraktivität der
Gesamtanlage. In die Mauer integriert sind
weiterhin zwei Aufstellflächen für Jugendtore.
106]
Der nach Westen anschließende Naturrasenplatz von 105 m x 66 m erhält mit Ausnahme der Trainingsbeleuchtungsanlage
den gleichen bautechnischen Standard,
Unterflurbewässerungsanlage und Ballfangzäune. Die hier jedoch erforderliche
höhenmäßige Abfangung zum Anschlussareal wird durch eine gestalterisch ansprechende, bis 2,50 m hohe Stützmauer
aus natursteinbefüllten Gabionen hergestellt. Südlich angelagert befinden sich
darüber hinaus kleinere Trainingsnebenflächen.
Entlang den Außengrenzen führt eine
»Finnenbahn« durch das modellierte Gelände. Diese ca. 2 m breite und ca. 650 m
lange Bahn aus speziellen Holzhackschnitzeln ist besonders gelenk- und bänderschonend und bietet eine echte Alternative
zum »Waldlauf«.
Sportfunktionsgebäude
Der Neubau des Sportfunktionshauses
steht als Gebäuderiegel in Ausrichtung zur
Sportanlage in Verlängerung der Zuwegung von der Altenhöfer Allee. Er markiert
den Zugangsbereich des Areals, Sportler
und Besucher werden fußläufig direkt zu
ihm geführt.
Der eingeschossige Baukörper mit Abmessungen von 44,00 m x 8,50 m und einer
Höhe von 3,70 m stellt sich als langgestreckter, jedoch kompakter Kubus mit aufliegender Dachscheibe dar und bildet den
südlichen Endpunkt bzw. die Raumkante
zum großzügigen, gepflasterten Vorplatz
der Sportanlagen und der angrenzenden
diversen Spielfelder, mit eindeutiger
Orientierung zum Platz hin.
Anordnung von Bauwerk und Freiflächen
© Baufrösche
[Umrisse]
Gebäudegrundriss
© Baufrösche
»Grünausstattung«
Die Erschließung zu allen einzelnen
Nutzungseinheiten erfolgt, ebenfalls von
dieser Platzseite aus, über einen gleich
großen, teilverglasten Eingang mit dahinterliegendem Windfang, die dadurch hell,
transparent und sozial kontrolliert sind.
Lediglich das breite Sektionaltor zum
Außengeräteraum ist an der westlichen
Giebelseite angeordnet, mit direkter Anbindung an die Wegeflächen zu den Großsportfeldern. Das Dach kragt weit aus und
gewährleistet damit einen natürlichen
Wetterschutz vor den Eingängen. Den
Umkleiden vorgelagert, befinden sich im
Außenbereich, unter der Überdachung
und in der Fassade zurückgesetzt, zusätzliche Umkleidespinde. Der Raum des
Platzwartes hat zudem ein großes, aus der
Fassade herausgehobenes und zur Sportanlage ausgerichtetes Eckfenster mit Blick
auf die gesamte Platzanlage, während alle
Nutzräume über ein nach Süden orientiertes, nicht einsehbares Fensterband
belichtet sind.
Das Gebäude ist in konventioneller Bauweise geplant. Nach außen bestimmen
drei Grundmaterialien seine Erscheinung:
die 30 cm dicke Fassadengabione mit
Muschelkalkfüllung, die Fassadenbekleidung aus Furnierschichtholzplatten und
der Dachrand aus anthrazitfarbenen
Faserzementtafeln.
[Umrisse]
Im Süden der Anlage parallel zur Bebauung der Paul-Apel-Straße ist eine bis zu
3 m hohe modellierte Erdschüttung mit
wechselnden Böschungsausbildungen
vorgesehen. Durch diese Erdschüttung
und ihre vegetative Ausstattung wird eine
klare Abgrenzung zur Wohnbebauung
erzielt.
Insgesamt sind hier ca. 14.100 m² Vegetationsflächen integriert, die aus Rasen und
Gehölzpflanzungen bestehen sollen. Letztere werden entsprechend den Vorgaben
des Bebauungsplanes zu ca. 80 % Sträucher und Heister bzw. Großsträucher und
zu ca. 20 % Bäume umfassen. Es ist geplant, eine Artenvielfalt mit reichhaltigem
Blüten-, Frucht- und Herbstspektrum zu
etablieren, welches den Charakter der
Gesamtanlage deutlich unterstreicht und
zur Identifikation wesentlich beiträgt.
Behindertengerechte Nutzung
Die besonderen Anforderungen, die aus
einer behindertengerechten Ausführung
der Zuwegungen, Ausstattungen und Nutzungen resultieren, wurden berücksichtigt.
So sind vier Stellplätze für Behindertenparken mit entsprechenden Abmessungen
und Beschilderungen vorgesehen, die
direkt am Zugang zu den Umkleiden liegen.
Und die unterschiedlichen Höhenebenen
der Erschließungen innerhalb der Sportanlage werden durch lang ausgezogene
Gefälle behindertengerecht profiliert, die
Eingänge zu den Umkleiden darüber hinaus
niveaugleich an die Oberflächenbeläge
angeschlossen.
Baubeginn war im März 2011, die Fertigstellung soll bis Ende des Jahres erfolgen.
Bauherren
HA Hessen Agentur GmbH
HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
Planung
Generalplanerarbeitsgemeinschaft:
Baufrösche Architekten und Stadtplaner GmbH,
Kassel
Planungsgemeinschaft Landschaft + Freiraum,
Kassel
SIG Hessen Ingenieure
Prof. Steffen, Hütteroth & Schröder GmbH,
Immenhausen
Tragwerksplanung
B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Haustechnik
enco energie consulting GmbH,
Frankfurt am Main
Norbert Scholz
Planungsgesellschaft
Landschaft + Freiraum,
Kassel
Manfred Lenhart
Baufrösche,
Kassel
[107
Skyline Plaza und Congress Center
Zwei neue Bauwerke im Europaviertel
Projekthistorie
Im Jahr 1997 werden erste Konzepte zur
Entwicklung eines sogenannten Urban
Entertainment Center (UEC) erstellt, den
Büroturm Tower 1 und den Hotelturm
Tower 2 sowie Einzelhandelsflächen und
ein Musicaltheater in einem gemeinsamen
Komplex kombinierend. Das Theater
sollte der dauerhafte Aufführungsort für
»König der Löwen« sein: Mit dem Musicalprojekt wurden in der Stadt Frankfurt am
Main hohe Erwartungen an das Bauvorhaben geweckt, die bis heute eingefordert
werden.
2000 wird die Stella AG an die Deutsche
Entertainment AG verkauft und 2011 der
Joint-Venture-Vertrag mit Trzec Hahn
durch die Eisenbahn Immobilen Management GmbH (EIM) gekündigt, und es findet
eine erste Neustrukturierung des Projektes
durch die Vivico als Nachfolgegesellschaft
der EIM statt. Im gleichen Jahr erfolgen
der Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan sowie der Abschluss des städtebaulichen Vertrags zur Entwicklung eines
UEC mit der Stadt Frankfurt am Main mit
gleichzeitiger Festlegung verbindlicher
Nutzungsarten und Flächengrößen gemäß
dem vorhandenen Konzept.
2003 erhalten ECE und Difa von der Vivico
den Zuschlag zur Errichtung des »neuen«
UEC. Nach dem Rückzug der Difa aus dem
Joint Venture 2004 kommt es nun zur zweiten Neustrukturierung des Projekts durch
Vivico und ECE, wobei vor allem die Realteilung in Retail- and Entertainment Center
(REC), Tower 1 und Tower 2 vollzogen wird.
2006 erfolgt dann die dritte Neustrukturierung auf der Basis des bestehenden
städtebaulichen Vertrags, insbesondere
unter Einhaltung der Einzelhandelsflächen.
2007 wird eine Bauvoranfrage mit Kino als
Entertainmentkomponente gestellt. Diese
Entertainmentkomponente stößt jedoch auf
Ablehnung, verbunden mit der Forderung
nach einem Kongresszentrum als politischer Voraussetzung zur Genehmigungsfähigkeit des Projekts. 2008 wird nun nach
dem Stadtverordnetenbeschluss über
die Entwicklung eines Kongresszentrums
im Europaviertel von der Vivico ein Ergänzungsvertrag zum städtebaulichen Vertrag
unterzeichnet, der die Einzelheiten zur
Baupflicht des Kongresszentrums regelt,
und daraufhin die Bauvoranfrage positiv
beschieden.
2010 wird schließlich der Bauantrag
»Skyline Plaza und Congress Center«
eingereicht – und am 31. Mai 2011 die
Baugenehmigung von der Stadt Frankfurt
am Main erteilt.
Europaviertel mit Neubauten
© ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG
108]
[Umrisse]
(Künftiges) Shopping- und Entertainmentcenter
© ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG
Skyline Plaza
Das Shopping- und Entertainmentcenter
»Skyline Plaza« bildet den neuen städtebaulichen Fokus zwischen Europaviertel,
Westend und Gallus. Es wird zu einem
Bindeglied, das die frühere Trennung der
westlichen Stadtteile Frankfurts in Nordund Südrichtung aufhebt, die durch den
Güterbahnhof und sein Gleisvorfeld gegeben war. Eingebettet in den sogenannten
Hochhauscluster des Europaviertels aus
Messeturm (265 m), Castor und Pollux
(91 m und 130 m), Millenniumsturm (365 m),
Gebäudequerschnitt
© ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG
[Umrisse]
Tower 185, Turm an der Friedrich-EbertAllee und den beiden geplanten Hochhausbausteinen, dem Tower 1 (195 m) und
Tower 2 (160 m), entsteht das Skyline Plaza
als zentraler Schwerpunkt im Westen
Frankfurts. Seine stadträumliche Figur
entwickelt sich aus der Lage im Quartier:
Sie bildet den Auftakt des Europaviertels,
das sich entlang der neuen Europa-Allee
auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs erstreckt und den Eckpfeiler
der heutigen Westentwicklung der Stadt
Frankfurt am Main bestimmt.
Gebäudekonzeption:
Das Shopping- und Entertainmentcenter
besteht aus sechs Ebenen. Davon sind
zwei für Einzelhandel (Erd- und erstes
Obergeschoß) sowie vier für den ruhenden
Verkehr (erstes Unter-, zweites bis viertes
Obergeschoß) vorgesehen. Oberhalb des
vierten Obergeschosses befinden sich ein
Dachgarten mit Gastronomiebetrieb sowie
Freiflächen für den Wellnessbereich.
Die Erschließung für Fußgänger erfolgt
über die Eingänge auf Straßenniveau am
Europaplatz, der Festhalle, dem Platz der
Einheit, dem Güterplatz und der Frankenallee. Für den Pkw-Verkehr sind zwei
doppelt gewendelte Rampen mit Zufahrten
unterirdisch aus der Europa-Allee und
ebenerdig über die neue Straßenfuge
aus der Brüsseler Straße geplant. Die
innere Wegeführung wird durch die zweigeschossige Ladenstraße bestimmt, an der
Flächen für Einzelhandel, Dienstleistung
und Gastronomie angeordnet sind. Die vier
elliptisch gebogenen Ladenstraßenarme
verbinden sich an den jeweiligen Scheitelpunkten zu einem Umlauf. Hier liegen auch
die vier Haupteingänge des Einkaufscenters, ein weiterer ist gegenüber der
Frankenallee situiert.
Die Ladenstraße wird in Ost-West-Richtung durch eine Querachse gekreuzt, die
die beiden Haupteingänge an der EuropaAllee und am Platz der Einheit verknüpft.
Diese Querpassage repräsentiert das Herz
des Skyline Plaza und öffnet sich über alle
Ebenen mit dem vertikalen Garten bis zum
Dachgarten.
[109
Ansichten von Nordwest und Südost
© ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG
Äußere Gestaltung:
Die äußere Gestaltung des Baukörpers
wird in der Entwurfsbeschreibung von
Jourdan & Müller wie folgt dargestellt:
»Die amorphe, dem Oval sich nähernde
Grundrissfigur ist fünf Geschosse hoch
(Traufhöhe ca. 22 m und 25,30 m) und besteht aus unterschiedlich hohen Geschossen, die sich im äußeren Erscheinungsbild
als Schichtungen darstellen. Einbuchtungen an den vier Scheitelpunkten der Querund Längsachse markieren die Haupteingänge der Shopping-Mall. Wellenartig
umfließen die Lamellenbänder die großräumige Figur, betonen Eingänge und bilden Platz- und Straßenkanten. Es entsteht
ein ›object ambigue‹, das das Posenhafte
der formenden Kräfte sichtbar macht. Als
Leitlinie des Entwurfs wurde die Idee verfolgt, den Baukörper mit einem durchlaufenden Gestaltungsthema als Ganzheit zu
formen. Die Funktionalität und die daraus
entstehenden Herausforderungen für
ein urbanes Umfeld werden durch ein
komplexes visuelles Relief zusammengefasst und überspielt.
Die fünfte Ansicht, einsehbar von den
Hochhäusern des Messeviertels, wird als
grüner urbaner Freiraum vorgeschlagen.
Geschoßhohe Lamellen, 15 cm breit und
50 cm tief, werden durch einen horizontalen Untergurt als Tragelement gefasst.
Aus diesen Lamellenbändern werden die
Geschosse über dem Erdgeschoß geformt.
Die Lamellenstreifen folgen einer leicht
schwingenden Linienführung, so dass
durch die Überlagerung in der Schichtung
ein starker skulpturaler Ausdruck entsteht, der die plastische Gesamtform
des Gebäudes bestimmt. Gleichzeitig
entsteht hierdurch ein sich änderndes
Licht-und-Schattenspiel. Die seitlichen
Flächen der Lamellen werden mit Farbe
beschichtet. Diese Farben auf den Lamellen folgen dem Farbkreis, das heißt den
Spektralfarben des Regenbogens. In entgegengesetzter Blickrichtung erhalten die
Lamellen einen Farbverlauf von Schwarz
nach Weiß. Das materielle Relief der
Lamellenstruktur wird durch die Lichtarchitektur in seiner Wirkung verstärkt.
So entsteht ein plastisch pulsierender
Körper im Raum, der ständig wechselnde
Ansichten bietet.«
»Fünfte« Fassade:
Da sich das Shopping- und Entertainmentcenter im Blickfeld der benachbarten
Hochhäuser des Europaviertels befindet,
hat die Gestaltung der »Fünften Fassade«
einen besonderen Stellenwert. Für diese
»Fünfte Ansicht« wurde ein grüner Freiraum, ein Dachgarten, geplant, der als
oberer Raumabschluss über der Parkebene des vierten Obergeschosses liegt.
Die verbleibenden offenen Restflächen
der Parkierungsebene werden zudem
durch ein Lamellensystem aus dreieckigen
Hohlprofilen überdacht, die in ihrer Farbbeschichtung das Landschaftsthema in
abstrahierter Weise übersetzen. Der Dachgarten erlaubt so eine einzigartige Landschaftswahrnehmung, zumal sein Feldmuster Bilderfindungen von László MoholyNagy folgt. Darüber hinaus wird dank
seiner Größe eine weitere grüne Lunge
für das Europaviertel geschaffen, die die
Wirkung der Kaltluftschneisen von EuropaAllee und Europagarten positiv unterstützt
und so das Stadtklima günstig beeinflusst.
Der öffentlich zugängliche Dachgarten
lässt sich dabei in vielfältiger Weise nutzen, wobei ein Stadtbalkon samt Gastronomieflächen mit Blick auf die Skyline von
Frankfurt und die Taunushöhen für eine
besondere Attraktion sorgen wird.
Öffentlicher Dachgarten …
© ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG
110]
[Umrisse]
»PodDown« und »Rutonda« im Inneren
© ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG
Interior Design und Branding:
In einem immer ausgeprägter werdenden
Marketingumfeld und einer verschärften
Wettbewerbssituation wird Architektur
stärker in den Dienst der »Auftragskommunikation« gestellt als je zuvor. Ihr Ziel ist
daher auch stets Markenkommunikation.
Im Zeitalter der Bedarfssättigung steht
nicht die Ware als Produkt im Vordergrund,
sondern vielmehr der mit einer Marke verbundene Lebensstil: Architektur wie Innenarchitektur werden zum Kommunikationsmittel. Entscheidend bleiben die Produktvielfalt sowie Mieter- und Branchenmix,
Services und Komfort, doch es sind insbesondere die »weichen« Faktoren, die eher
unterbewusst wahrgenommen werden,
wie Atmosphäre, Lichtstimmung, Farbe,
Geruch, Akustik etc. und die Bedürfnisse
der Zielgruppe sensibel stimulieren. Dies
waren die Gründe, ein sehr differenziertes
Interior-Design-Konzept zu entwickeln und
das Projekt als »Brand« zu positionieren.
Und das spiegelt sich in der räumlichfunktionalen Planung wie der Gestaltung
des Innenraums wider.
Der Ladenstraßenverlauf lebt vom Spannungsfeld unterschiedlicher Raumerlebnisse und -qualitäten sowie unterschiedlichster Sichtbeziehungen. So gibt zum
Beispiel die 24-h-Achse mit der Plaza den
Blick frei auf die umliegenden Towers und
ermöglicht die Kommunikation von Innenund Außenraum. Vor allem die Plaza, aber
auch die beiden elliptischen Lichthöfe mit
ihren hängenden Gärten sind die vertikalen Verbindungen zwischen den Verkaufs-
[Umrisse]
ebenen und der Dachlandschaft mit dem
Park. Im ersten Obergeschoß um die Plaza
positioniert sich ein sogenannter Foodcourt von hohem Niveau, der zum Verweilen einlädt. Die gestalterische und funktionale Verknüpfung mit dem Außenraum
ist an allen Eingangsbereichen im Erdgeschoß ablesbar: Hier sind Gastonomie- mit
Freiflächen geplant. Das Interior-DesignKonzept basiert letztlich auf der Entwurfsidee, eine regionale Ikone mit visueller
Identität zu entwickeln.
Freiflächengestaltung:
Der Entwurf zur Freiraumgestaltung des
Skyline Plaza wie des gesamten Baugebiets nimmt direkten Bezug auf die Fassadenkonzeption. Vergleichbar mit dem Eintauchen eines Wassertropfens in eine
Wasserfläche, entwickeln sich hier wellenförmige Bänderungen, die vom Mittelpunkt
des Gebäudes zwar konzentrisch, aber
dennoch unregelmäßig über das komplette
Areal auslaufen – und so die Rhythmisierung der Fassaden, also deren optische
Vor- und Rückwärtsbewegung, fortführen.
Das ruhige wellenförmige Design der
Bodenbeläge fügt die unterschiedlichen
Architekturstile und -formen dabei zu einer
Einheit zusammen. Alle Freiflächen werden
mit insgesamt vier Leuchtentypen ausreichend illuminiert. Um das Bauwerk selbst
erstreckt sich ein LED-Lichtband, welches
in die Fassade integriert ist. Als Ergänzung
dienen Mastleuchten und eine Lichtstele
innerhalb der Platzfläche zwischen Skyline
Plaza und Tower 2, welche die Grundbeleuchtung sicherstellen.
Nachhaltigkeitsaspekte:
Für die Planungen wurde dem Gebäude
bereits ein DGNB-Vorzertifikat in Gold verliehen. Es zeichnet sich aber nicht nur
durch funktionale Nachhaltigkeitsaspekte
aus, sondern punktet auch durch die
städtebauliche Integration und das
Flächenrecycling. Das Einkaufszentrum
ist hervorragend an den öffentlichen
Nahverkehr angebunden und wird im
Rahmen der Erweiterungsarbeiten der
U-Bahn-Linie U5 einen direkten Anschluss
an das Frankfurter U-Bahn-Netz erhalten.
Unter Nachhaltigkeitsaspekten sind darüber hinaus folgende Maßnahmen hervorzuheben:
– Revitalisierung kontaminierter
innerstädtischer Flächen,
– extensiv begrünter Dachgarten mit
ca. 6.500 m² Grundfläche,
– Regenwassernutzung zur Bewässerung der Dachbepflanzung,
– natürliche Belüftung der Ladenstraße,
– Fassadenbeleuchtung in energiesparender LED-Technik,
– Verwendung schadstoffarmer
und umweltverträglicher Baustoffe
inklusive Verpflichtung der Mieter,
dies ebenfalls einzuhalten.
Bauherr
REC Frankfurt Objekt KG,
Hamburg
Projektentwicklung
CA Immo Deutschland GmbH,
Frankfurt am Main
ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG,
Hamburg
Generalplanung und Projektmanagement
ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG,
Hamburg
Planung Fassade und Dachgarten
Jourdan & Müller PAS,
Frankfurt am Main
Tragwerksentwurf
Krebs & Kiefer Beratende Ingenieure
für das Bauwesen GmbH,
Karlsruhe
Haustechnik
Heinze Stockfisch Grabis + Partner GmbH,
Hamburg
Elektroplanung
Ingenieurbüro Madjd,
Wipperfürth
Freianlagenplanung
Bittkau – Bartfelder + Ingenieure
Die LandschaftsArchitekten,
Wiesbaden
[111
Congress Center als Visualisierung
© ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG
Congress Center
Der geplante Neubau des Kongresszentrums ist ein Teil der städtebaulichen
Entwicklung der Hauptgüterbahnhofsflächen am Anfang der Europa-Allee. Das
liegt im Osten dieses Entwicklungsareals
direkt an der Osloer Straße und wird
umrahmt von den Projekten Tower 1,
Tower 2 und Skyline Plaza.
Gebäudekonzeption:
Die polygonale Grundform des Gebäudes
folgt durch die nahezu vollständige Überbauung des Areals dem Verlauf der Grundstücksgrenzen, lediglich auf der Nordseite
tritt die Fassade zugunsten der Bildung
eines Vorplatzes vor dem Hauptzugang
zurück. Das Kongresszentrum umfasst fünf
oberirdische Vollgeschosse sowie einen
zentralen Kern, der in allen Ebenen durch
das Innere geführt wird und so die Raumgeometrie bestimmt. Die ihn beidseitig
Querschnitt
© ECE Projektmanagement
G.m.b.H. & Co. KG
112]
rahmenden, durch die westliche und östliche Fassade bestimmten Mantelflächen
dienen den im Kerninneren verteilten Sälen
und Besprechungsräumen als Foyer- und
Erschließungszone. Auf der Nordseite
befindet sich ein weiterer kleinerer Kubus,
der oberhalb des Hauptzugangs angeordnet ist und auf drei Geschossen ebenfalls
Besprechungsräume beherbergt. Das
Dach des Kubus, überspannt von dem
auskragenden Flachdach des Kongresszentrums, steht als Außenfläche zur Verfügung. Die in den Gesamtbaukörper eingebetteten Kuben durchstoßen ihn zudem
im Bereich des Daches sowie in der Nordfassade und machen durch eben jene Verschneidung die innere Struktur von außen
erlebbar. Unterstützt wird dieser Eindruck
durch die großflächigen Öffnungen an der
Ost- und Nordseite.
Das in enger Zusammenarbeit mit dem voraussichtlich späteren Nutzer, der Messe
Frankfurt, geplante Gebäude dient im
Wesentlichen der Durchführung von
Kongressen und kongressbegleitenden
Nutzungen wie Ausstellungen und Gastronomie.
Fassadenkonzept:
Die Fassaden folgen mit Ausnahme der
Nordseite der jeweiligen Grundstücksgrenze und weisen in den Eckbereichen
Faltungen auf, um den polygonalen Verlauf des Areals einhalten und den Straßenraum klarer definieren zu können. Diese
Faltungen finden sich auch in der Detaillierung wieder, zum Beispiel in der Gestaltung der Südfront mit der Gliederung der
Fensterbänder oder von Elementen der
Treppenhausfenster in der nördlichen
Gebäudehülle.
Als Entree zum Kongresszentrum spannt
die Nordfassade einen Rahmen auf, in den
ein dreigeschossiger Kubus eingeschoben
ist und der so eine räumlich spannungsfreie
Eingangssituation formuliert. Dieser Kubus
wird umlaufend an seinen Seitenflächen
mit einer Metallbekleidung und zur Vorderfront mit einer Pfosten-Riegel-Verglasung
[Umrisse]
Grundriss Erdgeschoß
© ECE Projektmanagement
G.m.b.H. & Co. KG
versehen. Die große Glasfläche der Nordfassade, welche die großzügigen Sichtbeziehungen zwischen innen und außen
von den Foyerzonen aus erlaubt, wird als
Pfosten-Riegel-Konstruktion in Stahlbauweise ausgeführt. Für die Hauptfläche der
Ostfassade ist analog zu der im Norden
ein Wärmedämmverbundsystem geplant,
wobei im Erdgeschoß für Verwaltung und
Bistro Fensterbänder mit Lamellenraffstores als Sonnenschutz angeordnet
werden. Darüber schließt sich ein mehrgeschossiges Fensterfeld an, welches die
Sichtbeziehungen der seitlichen Foyerfläche nach außen und den Bezug des
Saalkubus zum Außenraum gewährleistet.
Die Westfassade zum Einkaufszentrum
spielt mit der Thematik der Ostfassade,
wobei hier jedoch das Flächenverhältnis
zwischen Glasfläche und Metallverkleidung umgedreht wird: So können die
Foyerzonen gut von Süden belichtet
werden.
Bauherr
Skyline Plaza G.m.b.H. & Co. KG,
Congress Centrum
Hamburg
Projektentwicklung
CA Immo Deutschland GmbH,
Frankfurt am Main
ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG,
Hamburg
Generalplanung und Projektmanagement
ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG,
Hamburg
Tragwerksentwurf
RSP Remmel + Sattler Ingenieurgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
Haustechnik
ISW Ingenieur GmbH,
Hamburg
Elektroplanung
Trade Tec Ingenieurgesellschaft mbH,
Norderstedt
Dipl.-Ing. Architekt Dirk Hünerbein
Senior-Projektmanager Planung
(Gesamtverantwortung)
Dipl.-Ing. (FH) Andreas Fuchs M.Sc.urb.man
Director Creative Design Architecture
Dipl.-Ing. Architekt Klaus Lenz
Director Architecture Office Traffic Industries
ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG,
Hamburg
[Umrisse]
[113
PalaisQuartier im Stadtzentrum
© Jean-Luc Valentin
Das PalaisQuartier
Ensemble im Stadtzentrum
Einleitung
Die Hochhäuser im PalaisQuartier, der
135 m hohe Büroturm Nextower und der
Jumeirah Frankfurt Hotelturm, der 96 m
misst, markieren die baulichen Hochpunkte
dieses neuen, im April 2010 fertiggestellten
Quartiers in der Frankfurter Innenstadt. In
Kombination mit dem nach historischem
Vorbild wiedererrichteten Thurn-und-Taxis-
Lageplan
© KSP Jürgen Engel Architekten
114]
Palais und dem Einkaufszentrum MyZeil
ist ein Ensemble mit urbanem Flair entstanden: Im Auftrag der MAB Development
Deutschland GmbH, vertreten durch die
PalaisQuartier GmbH & Co. KG, haben die
Planer von KSP Jürgen Engel Architekten
mit ihrem Entwurf, der im Jahr 2002 als
erster Preis aus einem internationalen
Wettbewerb hervorging, einen attraktiven
Stadtraum geschaffen. Rund um den
Thurn-und-Taxis-Platz gruppieren sich
das Bürohochhaus, das Thurn-und-TaxisPalais mit seinen Einzelhandelsflächen
und Restaurants sowie die Lobby des
Jumeirah-Hotelturms mit Rezeption,
Lounge, Café und Bar. Darüber hinaus
wird der Platz durch eine neue Durchwegung zur Einkaufsstraße Zeil belebt,
die durch das Palais und MyZeil verläuft.
Im Rahmen dieser städtebaulichen Neuordnung wurde außerdem die Hauptwache
für den Durchgangsverkehr gesperrt und
die Zeil gestalterisch aufgewertet.
[Umrisse]
Büroturm Nextower
Leicht eingerückte, von außen ablesbare
Fugen gliedern als vertikale Einschnitte die
Baumasse der 25- bzw. 34-geschossigen
Türme.
Windmühlenartig aufgefächert, gruppieren
sich die Büroebenen mit Mietflächen zwischen ca. 790 m² und 1.100 m² pro Etage um
den zentralen Haupterschließungskern.
Die Flächen lassen sich flexibel in zwei
getrennte Nutzungseinheiten unterteilen.
Büroturm als Teil des Ensembles
© Jean-Luc Valentin
Städtebauliches Konzept
Von der Eschenheimer Straße und der
Einkaufsstraße Zeil abgerückt, sind den
Hochhäusern im Westen das Thurn-undTaxis-Palais, in Richtung Zeil das Einkaufszentrum MyZeil sowie südlich ein Kaufhaus vorgelagert. Außerhalb des Hochhausclusters des benachbarten Bankenviertels gelegen und daher als Solitär im
Innenstadtring über eine Alleinstellung
verfügend, markieren die Türme des
PalaisQuartier den exponierten Standort
durch ihre auf große Entfernung hin wirksame Form. Ihre leicht geneigten Fassaden
erhalten durch die drei signifikanten Knicklinien klare Proportionen und eine klar
definierte Höhe, die aus der Gesamtform
abgeleitet ist.
Inspiriert von Constantin Brancusis säulenartigen Skulpturen werden die plastisch
gestalteten Türme somit zu einem unverwechselbaren Orientierungspunkt in der
Stadt.
Thurn-und-Taxis-Palais und Hochhäuser
© Jean-Luc Valentin
[Umrisse]
Blick auf die Stadt …
© Jean-Luc Valentin
In den obersten Stockwerken sind sie
durch einen verglasten Gang miteinander
verbunden und können somit auch von
einem Mieter zusammen belegt werden.
Die Taillierungen und Aufweitungen, die
durch die leicht geneigten Fassaden entstehen, schaffen entsprechend der Gebäudegeometrie unterschiedlich tiefe Grundrisse. Die nutzbare Tiefe der Büroflächen
mit einer lichten Raumhöhe von 3,05 m
variiert von ca. 5,90 m im taillierten Bereich
des Hochhauses bis zu ca. 9,60 m im
Abschnitt der größten Aufweitung. Diese
Varianz ermöglicht ein breites Spektrum
an Layouts: von Zellen- über Kombibüros
mit einer Mittelzone für kommunikative
Gemeinschaftsareale bis hin zum offenen
Großraumbüro.
[115
Um den Charakter dieser Glasrauten zu
betonen, sind sie als Doppelfassade
ausgeführt: mit hochtransparenten Glasscheiben als äußerer Schicht, einem
Sonnenschutz im Zwischenraum und
Isolierglasfenstern als innerer, thermischer Haut. Der Wärmeeintrag bzw.
Wärmeverlust im Bereich der Einfachfassade werden dagegen durch einen
höheren Anteil an geschlossenen Feldern
verringert.
»Gesamtschnitt«
© KSP Jürgen Engel Architekten
Hotelturm Jumeirah Frankfurt
Der 25-geschossige Hotelturm ist mit einer
Gesamtbreite von ca. 19 m verhältnismäßig
schmal. Er flankiert den Thurn-und-TaxisPlatz im Südosten und orientiert sich mit
seiner Längsseite parallel zur Einkaufsmeile Zeil.
Über eine ca. 10 m hohe Lobby mit Galerieebene gelangen die Gäste über den zentralen Erschließungskern in die oberen
Etagen des Hotels mit insgesamt 218 Zimmern und Suiten. Ein zweiter Erschließungskern bleibt den Hotelmitarbeitern
und Servicekräften vorbehalten. Die Zimmer reihen sich entlang der Nord- und
Südfassade, die größeren von ihnen und
die Suiten befinden sich an den Stirnseiten
des Hotelturms und sind nach Osten und
Westen ausgerichtet.
Fassaden
Das Erscheinungsbild der Gebäudehülle,
die als elementierte Vorhangfassade
konzipiert ist, wird durch zwei Materialien
bestimmt: Aluminium und Glas. Sie stehen,
ebenso wie das Hochhaus selbst, sinnbildlich für technische Innovation und architektonische Präzision. Das wechselnde
Licht-und-Schatten-Spiel belebt darüber
hinaus je nach Tages- und Jahreszeit die
Außenhaut der Türme.
Markantes Erkennungszeichen sind die
rautenförmigen Ganzglasflächen. Wie
kristalline Körper in die Oberfläche integriert, heben sie die plastische Form der
Türme hervor und bilden zudem einen
reizvollen Kontrast zur Einfachfassade
der übrigen Gebäudeteile.
Baukörperstruktur
© KSP Jürgen Engel Architekten
Energiekonzept
Lobbybereich mit Aufzügen
© Jean-Luc Valentin
116]
Das Energiekonzept sieht vor, ca. 50 % des
Heiz- bzw. Kühlenergiebedarfs durch nachhaltige Systeme zu decken: 20 % werden
als Erdwärme durch eine kombinierte
Wärmepumpen- und Kältemaschinenanlage gewonnen. Eine zentrale, hocheffiziente Wärmerückgewinnung, die
Abwärme aus dem Einkaufszentrum und
der Tiefgarage nutzt, stellt 30 % des
Wärmeenergiebedarfs sicher.
Die Kühlung bzw. Heizung der Mietflächen
erfolgen durch Bauteiltemperierung, die in
die Betondecken integriert ist. Daher lässt
sich im Bereich der Büroarbeitsplätze auf
Abhangdecken verzichten. Eine lichte
Raumhöhe von 3,05 m im Bürohochhaus
wird bei einer Geschoßhöhe von nur 3,50 m
erreicht.
[Umrisse]
Bauherr
MAB Development Deutschland GmbH
vertreten durch
PalaisQuartier GmbH & Co. KG,
Frankfurt am Main
Bauphysik
Ingenieurbüro von Rekowski + Partner,
Weinheim
Architekten
KSP Jürgen Engel Architekten GmbH,
Frankfurt am Main
Massimiliano Fuksas Architetto,
Frankfurt am Main (MyZeil)
Brandschutz
hhpberlin Ingenieurgesellschaft
für Brandschutz mbH,
Berlin
Tragwerksplanung
Krebs und Kiefer Beratende Ingenieure
für das Bauwesen GmbH,
Darmstadt
Weischede, Herrmann und Partner GmbH,
Stuttgart
Verbau und Gründung
Ingenieursozietät Prof. Dr.-Ing. Katzenbach GmbH,
Darmstadt
Knippers Helbig GmbH,
Stuttgart
Haustechnik
PB Berchtold Ingenieurbüro,
Samen
IPB GmbH,
Frankfurt am Main
Elektrotechnik
Dörflinger + Partner,
Erfurt
Lüsebrink Ingenieure,
Hamburg
Grundrisse
© KSP Jürgen Engel Architekten
Fassadenplanung
IFFT Institut für Fassadentechnik Karlotto Schott,
Frankfurt am Main
Außenanlagen
BWP Endreß Landschaftsarchitekten,
Frankfurt am Main
Baulogistik und SiGeKo
bauserve Dienstleistungen GmbH,
Frankfurt am Main
Bauüberwachung
Gassmann + Grossmann Baumanagement GmbH,
Frankfurt am Main
Gassmann + Grossmann
Baumanagement GmbH
Frankfurt a.M.
Gutleutstraße 75
Raumtemperatur und -beleuchtung sowie
Sonnenschutzlamellen werden mit Hilfe
von Sensoren zentral gesteuert, eine individuelle Einstellung ist jedoch jederzeit
möglich. Für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz stellt die Möglichkeit, in einem Hochhaus die Fenster öffnen zu können, einen
besonderen Komfort dar, was hier gegeben
ist. Im Brandfall dienen die Fenster außerdem der natürlichen Entrauchung der
jeweiligen Geschosse.
60329 Frankfurt a.M.
Tel. +49 69 29802887-0
Fax +49 69 29802887-46
[email protected]
www.gagro.eu
Baumanagement
Ausschreibung, Vergabe
Objektüberwachung
Generalplanung
Revitalisierung
Beratung
Jürgen Engel
Geschäftsführender Gesellschafter
KSP Jürgen Engel Architekten GmbH,
Frankfurt am Main
Neubau PalaisQuartier, Frankfurt a.M.
[Umrisse]
[117
Der OpernTurm
Wiederherstellung eines großstädtischen Ensembles
Großstädtisches Ensemble am Operplatz
© Thomas Eicken
Der Opernplatz
In den Städten der Bundesrepublik
Deutschland wurden während des Zweiten
Weltkriegs nicht nur viele für die Geschichte des Landes wichtige Bauwerke zerstört,
sondern vor allem auch die Einmaligkeit
historisch wertvoller Orte, Plätze und
Straßen. In Frankfurt am Main hatte lediglich der im 19. Jahrhundert entstandene
Opernplatz als Platzraum einigermaßen
überlebt, obwohl das prachtvolle Opernhaus selbst nur als ausgebrannte Ruine
Lageplan
© Prof. Christoph Mäckler Architekten
118]
übriggeblieben war. In der Wiederaufbauphase wurde dieser letzte noch vorhandene historische Platzraum mit dem Abriss
sämtlicher Gebäude, die seine westliche
Platzwand bildeten, endgültig vernichtet.
An ihre Stelle trat in den 1960er Jahren
eine Hochhausbebauung mit Solitären
und Pavillons nach der städtebaulichen
Idee der »Stadtlandschaft« mit Fassaden
aus Glas und Aluminium, die ein Drittel
des angrenzenden Rothschildparks überdeckte und ihn damit von der Stadt abschirmte.
Mit dem Abriss jener Bauwerke und dem
Neubau des OpernTurms hat sich der
Stadt Frankfurt am Main die große Chance
eröffnet, einem repräsentativen Platz des
19. Jahrhunderts wieder seine ursprünglich einfassende Form als großstädtisches Ensemble zurückzugeben. Dieses
Ensemble ergab sich auch aus der einheitlichen, gelbbeigen Steinverkleidung der
einzelnen Hausfassaden, in deren Mitte
sich das Opernhaus aus gelbem Sandstein
einreihte. Hier setzt das neue Konzept an:
Der Blockrand aus horizontal kanneliertem
Naturstein greift die Höhe und Materialität der ursprünglichen Gebäude auf.
Er ergänzt die vorhandene Opernplatzbebauung und formuliert wieder einen
zusammenhängenden Platzraum. Im Sinne
des typisch städtischen Stilelements aus
dem 19. Jahrhundert befinden sich im
Blockrand zweigeschossige Arkaden mit
Läden und Gastronomie, womit die Westseite des Opernplatzes ihre einstige
Vitalität zurückgewinnt.
Der Rothschildpark
Der Rothschildpark ist in seiner ursprünglichen Gestalt saniert und rekonstruiert
worden. Mit dem Bau des OpernTurms
wurde die Hälfte seines Grundstücks, ein
zuletzt versiegeltes Areal von 5.500 m2,
als Grünfläche an den Park zurückgegeben. Der fast vergessene Park öffnet sich
damit wieder großzügig zur Innenstadt.
Die Grünfläche lässt wertvolles Regenwasser versickern und trägt dazu bei, dass
in der Innenstadt weniger Wärmeinseln
entstehen, da sie Hitze besser absorbiert.
Darüber hinaus sind 30.000 m2 des gesamten Parks neu angelegt und bepflanzt
worden.
[Umrisse]
Die Hochhausarchitektur
In klassischer Form ist der Turm in einen
Sockel mit einladender, viergeschossiger
Eingangshalle, in einen Mittelteil mit Büronutzung und in einen markanten Kopf mit
der »Stadtloggia« unterteilt. Die Eingangshalle hat eine Höhe von 18 m und ist mit
ihren Proportionen einmalig in Deutschland. Die vier tiefen vertikalen Einschnitte
in der Kubatur verleihen dem Hochhaus
seine elegante Proportion. Anders als
die für solche Bauwerke üblichen Glasfassaden besitzt der OpernTurm eine
Gebäudehülle aus Naturmaterialien, ein
heller portugiesischer Kalkstein, der mit
der Alten Oper und der vorhandenen Randbebauung am Opernplatz harmoniert.
Gebäudehülle aus
gelbem Naturstein
© Thomas Eicken
Die Natursteinflächen besitzen einen hohen
Glasanteil: Die vertikale Ausrichtung der
Fensteröffnungen bewirkt die Leichtigkeit
und das Aufstrebende der Steinfassade.
Die Außenhaut ist fein konturiert durch
Lisenen in Form von senkrecht auskragenden Mauerstreifen zwischen den Fenstern, die die Hochhausfassade plastisch
erscheinen lassen.
Der Rohbau wurde in Stahlbeton- bzw.
Stahlbetonverbundbauweise hergestellt.
Die Lastabtragung der Decken erfolgt über
den mittigen Kern und über Stützen, die
in die Fassadenebene integriert sind. Der
Innenraum ist damit vollkommen stützenfrei und ermöglicht eine hervorragende
Flexibilität bei der Grundrissgestaltung.
Arkaden im Blockrand
© Christian Richters
Arkadenrelief und Alte Oper
© Christian Richters
[Umrisse]
Beleuchtung: Der Einfall von ausreichend
Tageslicht und dessen Steuerung, eine
individuell schaltbare Beleuchtung und der
Einsatz von energiesparenden Beleuchtungsmitteln minimieren den Energieverbrauch.
Die Energieeinsparung
Fassade: Die Fassade des Bauwerks ist zu
über 50 % geschlossen, was mit der hocheffizienten Verglasung den Energieeintrag
reduziert. Durch die Lisenenvorsprünge
zwischen den Fenstern entsteht zudem
eine konstruktive Verschattung. Im Vergleich zu einer Ganzglashülle spart die
OpernTurm-Steinfassade daher 20 % Energie für die Kühlung einer Büroetage.
Energieausweis: Die sehr guten Energiewerte des OpernTurms unterbieten die
geforderten Energiesparvorgaben nach
der EnEV 2007 um 23 %. Dies spart
1.800 t/a CO2.
Blockrandfassade …
© Thomas Eicken
[119
Stadtloggia im 41. Obergeschoß
© Prof. Christoph Mäckler Architekten
Grundriss Erdgeschoß
© Prof. Christoph Mäckler Architekten
Grundriss Regelgeschoß
© Prof. Christoph Mäckler Architekten
Heizung: Der OpernTurm ist an das Fernwärmenetz angeschlossen. Fernwärme ist
ein Nebenprodukt der Stromerzeugung,
verbraucht nur die Hälfte der Primärenergie und mindert den Schadstoffausstoß um die Hälfte.
Kältetechnik: Eine Hybrid-Decke kühlt
nachts den Betonkern des Gebäudes und
spart 30 % der Energie gegenüber herkömmlichen Kühldecken. Bei den Kältemaschinen werden Turbocor-Kompressoren mit konventioneller Kompressor-Technologie kombiniert, was die Effizienz erhöht
und den Stromverbrauch reduziert. In den
Wintermonaten werden die Kältemaschinen zudem komplett durch »freie Kühlung«
ersetzt.
Seitenlobby des OpernTurms
© Christian Richters
120]
Lüftung: Zu überwiegenden Anteilen der
Bürobetriebszeit wird eine freie Fensterlüftung ermöglicht; auf eine Zwangsbe- und
-entlüftung lässt sich in diesen Zeiten verzichten. Über die Zufuhr von Frischluft
kann daher zu jeder Tages- und Jahreszeit
individuell und eigenverantwortlich entschieden werden, ohne automatisierte
zentrale »Übersteuerung«. Die freien
Lüftungsquerschnitte wurden gemäß den
Forderungen der Arbeitsstättenrichtlinien
untersucht und liegen über den Mindestwerten. Das Klimakonzept der Lobby
wurde durch Computational-FluidDynamics-(CFD-)Simulationen optimiert,
wodurch weitere Energie gespart wird.
Recycling: Der gesamte Bauschutt wurde
wiederverwertet und der Einsatz von
recyceltem Material, wie zum Beispiel
von Aluminium, unterstützt. Transportemissionen wurden so gering wie möglich
gehalten: So wurden etwa wiederverwendbare Stahl-Transportrahmen oder
100 % wiederverwertbare Polyethylenfolie
eingesetzt.
Der im Winter 2009 fertiggestellte OpernTurm ist als einer der ersten BürohochhausNeubauten Europas nach dem US-Umweltstandard LEED-Gold zertifiziert worden;
LEED bedeutet: Leadership in Energy and
Environmental Design.
Christoph Mäckler
[Umrisse]
Bauherr
Opernplatz Property Holdings GmbH & Co. KG,
Frankfurt am Main
Architekt
Prof. Christoph Mäckler Architekten,
Frankfurt am Main
Projektleitung:
Henry Hess
Mitarbeit:
Sonja Bockemühl, Cornelius Boy, Larissa Chinenaja,
Martin Eichholz, Dieter Hassinger, Nadja Hellenthal,
Nadine Lorius, Damian Paris, Christian Schmidt,
Christian Wiechers, Stephanie Wymer
Tragwerksplanung
B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Grontmij GmbH,
Frankfurt am Main
Garten- und Landschaftsplanung
Gartenarchitektin Adelheid Schönborn,
München
Eingangshalle von 18 m Höhe
© Klaus Helbig
Haustechnik
TechDesign Gesellschaft für Technische Ausrüstung
und Energietechnik mbH,
Frankfurt am Main
Bauphysik
vRP Ingenieurbüro für Bauphysik von Rekowski
und Partner,
Weinheim
Fassadenplanung
Emmer Pfenninger Partner AG,
Münchenstein, Schweiz
Elektroplanung
Ebener & Partner AG,
Frankfurt am Main
Aufzugsplanung
Jappsen Ingenieure GmbH,
Oberwesel
Brandschutz
BPK Brandschutz Planung Klingsch GmbH,
Frankfurt am Main
Lichtplanung
LichtVision GmbH,
Berlin
Kundenbereich mit Galerie
© Klaus Helbig
[Umrisse]
[121
KfW-Westarkade
Baukörperausbildung und Gebäudehülle
Eigenständige Figur
Dieses Gebäude ist eines der ersten
Bürohochhäuser der Welt, das weniger
als 100 kWh/m²a Primärenergie für seinen
Betrieb benötigt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Palmengarten gelegen,
bietet es neben einem Konferenzzentrum
Büroräume für bis zu 700 Mitarbeiter.
Mit einer Höhe von 56 m fügt sich der neue
Turm in die vorhandene Gruppe von Hochhäusern ein, ohne deren Ausblick zu verstellen. Zugleich vermittelt er als eigenständige Figur zwischen unterschiedlichen
Stadträumen, indem er sich einerseits als
schlanke Scheibe der lebhaften Straße
zuwendet und andererseits einen diskreten Horizont für die Parklandschaft des
Palmengartens bildet. Im unteren Bereich
fächert sich der Turm zu einem raumgreifenden Baukörper auf; parallel zur Straße
geht er in einen Sockelbau über, der die
Traufhöhe der benachbarten Nordarkade
aufgreift. Rückwärtig entwickelt sich ein
zusammenhängender Freiraum, der einen
gemeinsamen Hof mit Haupthaus und der
Nordarkade bildet.
Lageplan
© Sauerbruch Hutton
122]
Bürohochhaus mit Sockelbau
© Jan Bitter
Fassadenstruktur
Durch den Farbauftrag auf der schuppenartig ausgebildeten Fassade, die das
Klimakonzept kongenial ergänzt, wird der
dynamische Effekt der Baukörperform
optisch noch verstärkt. Die schmalen
Lüftungsklappen sind, den umliegenden
Stadträumen entsprechend, in unterschiedlichen Farbfamilien gehalten: Eine
Familie von Grüntönen weist zum Palmengarten, entlang der Zeppelinallee wird der
im Frankfurter Stadtraum vielfach präsente
rote Mainsandstein interpretiert, und eine
Gruppe von Blautönen komplementiert
Farbigkeit und Materialität des unlängst
renovierten Haupthauses.
Bei der Bewegung um das Gebäude herum
ändert sich infolgedessen die Fassade mit
jedem Schritt in Form und Erscheinung
vom neutralen, schlanken Glaskubus über
die konvexe, gespannte Haut bis hin zum
vertikalen Ausrufezeichen und zur farbigen
Wand.
Die neuartige zweischichtige, dynamisch
geregelte »Druckringfassade« gewährleistet witterungsunabhängig natürliche
Lüftung, hohen Wärmedämmwert und
effektiven Sonnenschutz. Bauteilaktivierung, Erdwärmetauscher und die Nutzung
der Abwärme aus dem Rechenzentrum
sind weitere Beispiele zahlreicher Maßnahmen und Strategien, deren integriertes Zusammenspiel den außerordentlich
geringen Energieverbrauch der 2010 fertiggestellten Westarkade ausmacht.
Louisa Hutton
Matthias Sauerbruch
[Umrisse]
Schnitt
© Sauerbruch Hutton
Erstes und drittes Obergeschoß
© Sauerbruch Hutton
Dachgeschoß
© Sauerbruch Hutton
Erdgeschoß
© Sauerbruch Hutton
[Umrisse]
[123
Bauphysik
Müller-BBM GmbH,
Planegg
Lichtplanung
Licht Kunst Licht AG,
Bonn, Berlin
Verkehrsplanung
Durth Roos Consulting GmbH,
Darmstadt
Brandschutz
hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH,
Berlin
Fassadenplanung
Werner Sobek Stuttgart GmbH & Co. KG
Fassadenberatung
Mosbacher + Roll Beratungs- und
Planungsgesellschaft für Fassadentechnik mbH,
Tettnang
Westarkade bei Dunkelheit
© Jan Bitter
Bauherr
KfW-Bankengruppe,
Frankfurt am Main
Architekten
Sauerbruch Hutton
Generalplanungsgesellschaft mbH,
Berlin
Projektteam:
Matthias Sauerbruch, Louisa Hutton, Juan Lucas
Young, Jürgen Bartenschlag, Tom Geister (Projektleitung), Peter Rieder, Marc Broquetas Maduell,
Christine Neuhoff, Barbara Sellwig, Cynthia
Grieshofer, Axel Linde, Andrea Frensch, Angelika
Fehn Krestas, Daniela McCarthy, Christiane
Schmidt, Tanja Kausch-Löchelt, Timm Knief,
Claudius Gelleri, Anton Bähr
Tragwerksplanung
Werner Sobek Frankfurt GmbH & Co. KG
Baugrundgutachten
Itus GmbH & Co. KG,
Weiterstadt
Fördertechnik
Jappsen Ingenieure Oberwesel GmbH
Vermessung
Grandjean & Kollegen,
Frankfurt am Main
Freianlagenplanung
Sommerlad Haase Kuhli,
Gießen
Rechenzentrum
von zur Mühlen’sche GmbH,
Bonn
Projektmanagement
Weber Baumanagement GmbH,
Mainz
Architekten Theiss Planungsgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
Energiekonzept
Transsolar Energietechnik GmbH,
Stuttgart
Flurzone im Inneren
© Jan Bitter
Haustechnik
ZWP Ingenieur-AG,
Wiesbaden
Elektrotechnik
Reuter Rührgartner Planungsgesellschaft für
Gebäudetechnik mbH,
Rosbach
124]
[Umrisse]
[Umrisse]
Zeitschrift für Baukultur
Architekten und Ingenieure lesen die [Umrisse].
Herausgegeben von der VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN,
ist die Zeitschrift für Baukultur unabhängig von Verbänden und
anderen Interessenvertretungen.
Jede Ausgabe verfügt über ein bis zwei thematische Schwerpunkte
aus den Bereichen Architektur und Ingenieurbau, wie zum Beispiel
»LeseRäume«, »Sport + Erleben«, »Bauen mit Textilien«, »Ruhender
Verkehr«, »DachLandschaften«, »WeinBauWelten«, »Synagogen«,
»Flughäfen: Neubau und Ausbau«, »Bauen im Gebirge«, »Fassaden«,
»Sicherheitstechnik«, »Innenausbau« und »Befestigungstechnik«
in den beiden vergangenen Jahren.
Detaillierte Produktinformationen, wichtige Branchennachrichten,
ein fundierter Bautechnik-Teil, umfassende Beiträge zum »Bau- und
Immobilienrecht« sowie ein ausgesuchtes »Special«, oft in Kooperation
mit entsprechenden Fachmessen, runden das redaktionelle Profil
eines jeden Heftes ab.
Wollen Sie ein Probeexemplar bestellen – oder gleich abonnieren?
Das geht am besten und schnellsten unter www.umrisse.de,
denn die [Umrisse] findet man natürlich auch im Internet.
VERLAGSGRUPPE
W I E D E R Smit MixedMedia
P A Konzepts
HN
Biebricher Allee 11 b
65187 Wiesbaden
Tel.: 0611/84 65 15
Fax: 0611/80 12 52
[email protected]
www.verlagsgruppewiederspahn.de
www.mixedmedia-konzepts.de
Europas höchstes Hotel
© Eibe Sönnecken
Das WestendGate
Modernisierung des Marriott Hotel
Umfang der Maßnahmen
Das WestendGate, auch bekannt als
Marriott Hotel, wurde von Just/Burgeff
Architekten umfangreich modernisiert.
1976 von den Architekten Siegfried Hoyer
und Richard Heil im Westend errichtet,
war der Ursprungsbau mit seinen 159 m
und 47 Stockwerken für kurze Zeit das
höchste Hochhaus Deutschlands und
diente als Initialzündung für den Hochhausbau in ganz Frankfurt. Mit dem Einzug
der Marriott-Gruppe 1989 blieb es bis
heute das höchste Hotel Europas. Das
Hotel belegt die oberen 18 Geschosse des
aus drei Flügeln bestehenden Baukörpers,
es verfügt zudem über eine eigene Lobby
im Erd- und einen Ballsaal im ersten Obergeschoß. Alle übrigen Etagen, die durch
eine zweite Lobby erschlossen werden,
stehen für Büronutzung und Technik zur
Verfügung.
126]
Die Maßnahmen umfassten unter anderem eine architektonische und energieeffiziente Neugestaltung der Bürogeschosse
inklusive Lobby und Konferenzetage für
das Hotel sowie Neukonzeption und Sanierung der kompletten Fassade, die Neuinstallation von Solarfassadenmodulen, die
Erneuerung der Gebäudeklimatisierung
und Optimierung der Beleuchtung.
Zusätzlich wurden die Außenbereiche
neu gegliedert und ein neues Vordach
geplant.
Lageplan
© Just/Burgeff Architekten
Nach Abschluss der Arbeiten im Dezember
2010 wurde eine Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen um
ca. 36 % erzielt, wofür das WestendGate
das Green-Building-Zertifikat der Europäischen Kommission verliehen bekam.
[Umrisse]
Vordach als neues Tor zum Westend
© Eibe Sönnecken
Außenbereich und Vordach
Das Hochhaus liegt im Schnittpunkt öffentlicher Grünräume, die durch die neuentstandenen Außenflächen nun fortgeführt
werden: Mit der Verlegung der Tiefgaragenausfahrt wurde ein großer urbaner
Platz mit Aufenthaltsqualität geschaffen.
1.500 m² Basaltpflaster gehen jetzt schwellenlos in den städtischen Raum über, der
Platz öffnet sich zur Stadt und bildet mit
seinem neuen Dach gleichzeitig auch ein
neues Tor zum Westend.
Das skulpturale Dach ist mit seiner organischen Baumstruktur schon von weitem
erkennbar. 1.000 m² Dachfläche erstrecken
sich in bis zu 14 m Höhe zonierend über
den Platz, transluzente Luftkissen verschließen zu großen Teilen die Konstruktion und bieten heute Büromietern und
Hotelgästen Schutz vor Regen.
Ihr Entwurf integriert städtebauliche wie
raumprogrammatische und strukturelle
Anforderungen. So lagert die zunächst
»fliegende« Gitternetzschale mittels eines
umgekehrten Baumwachstumsalgorithmus auf den Stützen der Tiefgarage auf,
statisch auf minimalen Stahlverbrauch
durch Anwendung einer Finite-ElementeAnalysis-Methode optimiert. Das Resultat
sind doppelt gekrümmte Oberflächen, die
den Kräfteverlauf des Tragwerks abbilden.
Form und Struktur bilden eine Einheit.
Diese Form des »assoziativen« Entwerfens
erfordert nicht nur den Einsatz hochentwickelter Software, sondern auch eine
neue Form der Zusammenarbeit zwischen
allen Planungsbeteiligten, das heißt einen
integralen Prozess zwischen Architektur
und Tragwerksplanung als Basis. Er
beginnt bei der Generierung der Form und
setzt in der Kommunikation durch den
Datenaustausch interaktiver 3-D-Modelle
bis zur Produktion fort.
Foyerbereich am Eingang
© Eibe Sönnecken
[Umrisse]
[127
Das Vordach bindet den gesamten Vorplatz, der den Zugang zum neuen Bürocenter darstellt und zugleich als Hotelvorfahrt dient, zusammen. Es setzt sich
bewusst von der Fassade und dem restlichen Gebäude ab und bildet mit dem neugestalteten Vorplatz ein eigenständiges
Ensemble, welches zwischen den Maßstäben des Hochhauses mit seinen 160 m
Höhe und dem städtischen Raum vermittelt.
Erneuerung der Fassade
Querschnitt als Visualisierung
© Just/Burgeff Architekten
Das Tragwerk besteht aus Stahlrohren
gleichen Durchmessers und dreier unterschiedlicher Wandstärken, womit mehrachsige Knotenpunkte geometrisch lösbar
waren. Die Rohre wurden in unterschiedlichen Baueinheiten verschweißt und
nach dem Verzinken an Montagestößen
verschraubt, was eine schnelle und
»schweißfreie« Vorortmontage ermöglichte. Die doppelt gekrümmten, wabenähnlichen Dachflächen sind mit transparenten,
pneumatischen ETFE-Folienkissen variierender Abmessungen beplankt. Luftversorgungsschläuche und Verkabelung
wurden innerhalb der Dachrinnen platziert
und durch Rostgitter verdeckt. Die sich
unter permanentem Luftdruck befindlichen
Pneus gewährleisten trotz optischer und
physischer Leichtigkeit den notwendigen
Sonnen- und Witterungsschutz und bieten
dabei freie Sicht auf die Fassade des
WestendGate.
Die bestehende Fassade wurde komplett
saniert und neu gestaltet. Die Lisenen
erfuhren eine Aufdoppelung, und die
neuen Paneele wurden mit einer zusätzlichen Dämmung versehen, um heutigen
Energiestandards zu entsprechen. Zusätzlich wurden in den Stirnseiten vertikal
angeordnete Solarfassadenmodule
integriert.
Bei der Entwicklung dieser Gebäudehülle
wurde darauf geachtet, dass das alte
Erscheinungsbild aus dunklen Fassadenflächen und hellen Giebelseiten erhalten
bleibt – die alte statische und flache
Anmutung jedoch durch eine dynamische
Gliederung einen plastischen Effekt
gewinnt, der zugleich Maßstäblichkeit
erzeugt und sich dem Betrachter bei
Annäherung an das Gebäude erschließt.
Erd- und (ein) Obergeschoß
© Just/Burgeff Architekten
128]
[Umrisse]
Fassade mit (Skyline-)Perspektive
© Eibe Sönnecken
Realisiert wurde die Fassade aus dreidimensionalen Elementen, die im Vertikalschnitt jeweils einen Knick bilden, wobei
sich dessen Verlauf von Paneel zu Paneel
verschiebt: Je nach Sonnenstand variieren
Schattenwurf und die Lichtreflexionen auf
den Elementen, die Fassade changiert im
Sonnenlicht.
Malte Just
Till Burgeff
Bauherr
Aberdeen GmbH,
Frankfurt am Main
Entwurf
Just/Burgeff Architekten GmbH,
Frankfurt am Main
mit
a3lab, asterios agkathidis architecture,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
Wilhelm und Partner,
Stuttgart
Landschaftsarchitekten
Freiraum X,
Frankfurt am Main
Arkadenplaza
mit Gastronomie und Geschäften
© CA Immo Deutschland GmbH
Der Tower 185
Entwurfs- und Energiekonzept
Städtebauliches Ensemble
Das Ensemble des Tower 185 setzt sich
zusammen aus zwei wesentlichen Bauteilen: Blockrand und Turm. Der Blockrand
bildet den Straßenraum mit einer klaren
Struktur, er orientiert sich typologisch am
Gefüge der europäischen Stadt. Durch
seine raumgestaltende Gliederung und die
Übernahme der Höhen, Materialqualitäten
und Farben (beiger Naturstein und Schieferdach) reiht sich der Baukörper in die
Abfolge der Friedrich-Ebert-Anlage und
der angrenzenden Gebäude des Viertels
130]
ein und bildet ein neues Ensemble mit seiner Umgebung. Damit erhält dieser Ort
wieder eine klare städtebauliche Identität,
die auf seiner Geschichte aufbaut. Die
Öffnung der Fassade durch die Torhäuser
und die einladende Geste der vorgelagerten Arkadenplaza mit Gastronomie und
Geschäften schließen den Turm mit seiner
19 m hohen Eingangshalle an das städtische Leben der Friedrich-Ebert-Anlage
an und ergänzen ihren großstädtischen
Charakter. Gleichzeitig wirkt der Tower als
Symbol und Auftakt des Europaviertels.
Lageplan
© Prof. Christoph Mäckler Architekten
Nach Norden hin integriert er sich in die
Silhouette der Frankfurter Skyline ein,
ergänzt und verdichtet den Beginn der
Hochhausbebauung im Nordwesten der
Innenstadt.
[Umrisse]
Gliederung und Materialität
Aufgrund der Großmaßstäblichkeit des
Turmes sind die Gliederung des Baukörpers auf der einen sowie seine Materialität
und Farbigkeit auf der anderen Seite von
außerordentlicher Bedeutung. Die Teilung
des Turmes in zwei Scheibenkörper und
die aus ihnen emporwachsende Rotunde
bewirken, dass die Kubatur strukturiert
und maßstäblich erscheint, sowohl von
nahem gesehen als auch aus der Ferne.
Die Rotunde als gläsernes Element verbindet und überhöht die beiden sich zur
Innenstadt und zum Bankenviertel öffnenden Körper. Durch die Einfassung der
Fassadenflächen mittels der kräftigen
Ecklisenen bilden sich zwei wohlproportionierte, elegante Hochhausscheiben,
die sich aus dem Steinsockel entwickeln,
dessen Beigeton des Natursteins die Farbe
der angrenzenden Bauwerke aufnimmt.
Auch das für ein Hochhausensemble einzigartige Schieferdach des Sockelgebäudes greift die vorhandene typische Form
der Nachbarbebauung auf.
Ensemble aus Blockrand und Turm
© CA Immo Deutschland GmbH
Wesentliches Gestaltungsmerkmal des
Turmes ist die Gliederung der Fassade
durch die Lisenen. Sie trennen die einzelnen Fensterachsen voneinander und
»strecken« die Außenhaut. Die Vor- und
Rücksprünge von Glasebene und Lisene
entfalten eine Plastizität in der Fläche,
die eine Struktur aus Material und Licht
entstehen lässt. Die schwarz-bronzenen
Diagonalbleche der Brüstungen geben
dem Baukörper zudem Tiefe und Plastizität
Eingangshalle als charakteristisches Entree
© CA Immo Deutschland GmbH
[Umrisse]
und tragen zu einer optischen Steigerung
der Wertigkeit des Baumaterials bei. Wie
in einem feingewirkten Stoff erleben wir
eine Graphik, die immer wieder zu neuen
faszinierenden Eindrücken führt, je nach
Sonnenstand und Wetter. Sowohl aus der
Ferne als auch unmittelbar am Haus sind
die unterschiedlichsten Texturen und Farbspiele zu beobachten und bieten eine stets
neu interpretierbare Gestalt.
... und bei Nacht
© CA Immo Deutschland GmbH
[131
Schnitt
© Prof. Christoph Mäckler Architekten
Optimierte Konstruktion
Für die energetisch optimierte Konstruktion
steht vor allem die Ausbildung der Fassade
in Verbindung mit dem System der Lastabtragung. Der Rohbau ist in Stahlbeton- bzw.
Stahlbetonverbundbauweise hergestellt,
wobei die Stützen in Ebene der AluminiumGlas-Fassade der Hochhausscheiben
angeordnet sind. Das ergibt eine zu 50 %
geschlossene Fläche, die Sonneneinstrahlung verhindert. Hochleistungsverglasung
und Verschattung der Glasflächen durch
die Lisenen mindern zudem den direkten
Sonneneinfall. Die Natursteinfassade des
Sockels und die Lochfassade des Turmes
sparen im Vergleich zu einer Glashaut
einen erheblichen Anteil an Kühlenergie
ein und reduzieren die CO2-Werte maßgeblich. Die für dieses Gebäude gültige
EnEV wird um mehr als 20 % unterschritten.
Neben der Betriebskostenminderung
durch Energieeinsparung hat das System
der Lastabtragung über den mittigen Kern
und über Stützen in der Fassadenebene
einen weiteren ökonomischen Vorteil: Der
Innenraum kann weitestgehend stützenfrei
bleiben und problemlos in vier Einheiten
geteilt werden. Dadurch ist eine größtmögliche räumliche Flexibilität bei der Grundrissgestaltung gegeben, was die Vermietbarkeit fördert.
Ressourcenschonung
Regelgeschoß
© Prof. Christoph Mäckler Architekten
132]
Der Tower 185 ist eines der ersten Hochhäuser in Europa, für das eine LEED-GoldZertifizierung (Leadership in Energy and
Environmental Design) des U.S. Green
Building Council angestrebt wird. Das
Gebäude hat bereits eine Vorzertifizierung
der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) in Silber erhalten.
Durch zahlreiche innovative Ansätze
schont das Bauwerk wertvolle natürliche
Ressourcen und damit die Umwelt. Dem
Thema Nachhaltigkeit, Umweltschonung
und Effizienz wird schon in der Bauphase
(Frühjahr 2008 bis Winter 2011) Rechnung
getragen, einige der wichtigsten Ansätze
werden im Folgenden aufgeführt.
Kühl- und Heizdeckensysteme: FlächenKühl- und -Heizsysteme sind optimale Mittel der Wärmeübertragung, in der sich
Menschen am behaglichsten fühlen. Vorteile dieser Systeme, auch »stille Heizung«
bzw. »stille Kühlung« genannt, sind zugfreie Raumluftströmungen, gleichmäßige
Temperaturverteilung und niedrige Geräuschpegel, der Nutzerkomfort steigt bei
sinkenden Betriebskosten. Alle Fenster
besitzen zudem Öffnungsklappen, so kann
das Bürokühlsystem ausgeschaltet und
»freie Kühlung« genutzt werden.
Trinkwassereinsparung: Durch die Nutzung von Regenwasser im Tower 185 beispielsweise zur Außenanlagenbewässerung (100 %) und für die Toilettenspülung
sowie durch den Einsatz wassersparender
Armaturen werden über 2.300.000 l/a Trinkwasser eingespart.
Begrünung: Zur optischen Gestaltung
wird über ein Viertel des Grundstücks
begrünt. Dies betrifft Dachbegrünungen
sowie die Schaffung von Grünflächen,
zum Beispiel in den Innenhöfen.
Baustoffauswahl: Der Einsatz von Baumaterialen mit recycelten Anteilen von
15–20 % und die bevorzugte Verwendung
regionaler Baustoffe (10–20 %), verbunden
mit kurzen Transportwegen, verringern
den CO2-Ausstoß erheblich. Besonderes
Augenmerk liegt ebenso auf der Wahl von
schadstofffreien Farben, Beschichtungen
und Dichtungsmaterialien.
Recycling: Ein zentrales Abfallmanagement
während der Bauphase führt zu einer deutlichen Energieeinsparung. Es werden beispielsweise über 90 % der Baustoffe recycelt.
Christoph Mäckler
[Umrisse]
Relikt des Vorgängerbaus
© CA Immo Deutschland GmbH
Lichtplanung
Day & Light Lichtplanung GbR,
München
Vermessung
B+K Gerd Brockmann + Erich Kaiser GbR,
Frankfurt am Main
Verkehrsplanung
BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung GmbH,
Aachen
Bodengutachten
Quick Ingenieure und Geologen GmbH,
Darmstadt
Bauherr
CA Immo Deutschland GmbH
(vormals: Vivico Real Estate GmbH),
Frankfurt am Main
Hauptmieter
PricewaterhouseCoopers AG,
Frankfurt am Main
Architekt
Prof. Christoph Mäckler Architekten,
Frankfurt am Main
Fassadenplanung
a+f Architektur u. Fassadenplanung Hans Honig,
Frankfurt am Main
Verschattungsgutachten
Ökoplana,
Mannheim
Aufzugsplanung
Jappsen Ingenieure GmbH,
Oberwesel
Windgutachten
Wacker Ingenieure,
Birkenfeld
Brandschutz
BPK Brandschutz Planung Klingsch GmbH,
Frankfurt am Main
Radargutachten
Prof. Dr.-Ing. Erhard Möller,
Aachen
Projektleitung:
Christian Schmidt, Soeren Buescher
Mitarbeit:
Michael Beckermann, Cornelius Boy, Michael Clanget, Jochen Hettmann, Petra Huber, Boris Kaster,
Julian Keetmann, Nadine Lorius, Kentaro Matsuno,
Julia Nölle, Udo Schallenkammer, Daniel Schröder,
Maik Thätner, Zheng Chen
Innenarchitektur:
Ulrike Wess, Eva Lux
Construction Management
omniCon Gesellschaft für innovatives Bauen mbH,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
RSP Remmel + Sattler Ingenieurgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
Garten- und Landschaftsplanung
Prof. Christoph Mäckler Architekten,
Frankfurt am Main
mit
SAL Planungsgruppe GmbH,
Münster, Berlin
Haustechnik und Bauphysik
Ebert-Ingenieure GmbH & Co. KG,
München
LEED-Zertifizierung
Ebert-Consulting Group GmbH & Co. KG,
Washington D.C., U.S.A.
Energieberatung
IPJ Ingenieurbüro P. Jung GmbH,
Köln
[Umrisse]
Tower 185 im Straßengefüge
© CA Immo Deutschland GmbH
[133
Empfangs- und Barcounter
© PricewaterhouseCoopers AG
Was macht(e) den Tower 185 attraktiv?
Ein Gespräch über die Anforderungen eines Großmieters
Treffen im Gebäude
PricewaterhouseCoopers (PwC) ist eine
der weltweit führenden Wirtschaftsprüfungs- und -beratungsgesellschaften. In
Deutschland erwirtschaften zum Beispiel
ca. 8.700 Mitarbeiter in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe
Dienstleistungen, Steuerberatung sowie
Deals und Consulting einen Umsatz von
ca. 1,33 Milliarden Euro.
Bundesweit an 28 Standorten vertreten,
»verteilt« sich die Frankfurter Niederlassung derzeit auf mehrere Häuser im
Merton-Viertel. PwC suchte daher nach
einem geeigneten Gebäude, um künftig
über eine einzige Adresse zu verfügen –
im Interesse der Kunden und aus Gründen
einer verbesserten internen Kommunikation. Und so waren insgesamt ca. 60.000 m²
zu finden, die den hohen Qualitätsansprüchen von PwC gerecht werden.
134]
Das Anforderungsprofil für die anzumietende Bürofläche erstreckte sich aber
nicht nur auf den eigentlichen Bau, dessen
äußere Erscheinung oder Lage, sondern
umfasste vor allem die Raumanordnung
und Ausstattung, denn die Mitarbeiter
erwarten zu Recht eine moderne Arbeitsumgebung. Die Kunden wiederum erwarten absolute Seriosität und Vertraulichkeit,
die bereits bei Vorfahrt und Empfang
gewährleistet sein sollen.
All diese Bedingungen konnte der von
Prof. Christoph Mäckler Architekten
geplante Tower 185 bieten. Dipl.-Ing.
Architekt Thomas Mechthold, Partner im
Hause PwC, hatte sich nun bereit erklärt,
direkt vor Ort einige Fragen zu beantworten, mit Elisabeth Wiederspahn über die
Kriterien von Standortwahl und Innenarchitektur zu diskutieren.
Nach der Begrüßung im Foyer des Haupthauses begaben wir uns über den Säulengang im Außenbereich zu den Etagen von
PwC, die zum Teil schon bezogen worden
sind. Ein überraschender Empfang und Eindruck: das auffallende Design der Counter
vor einer in ornamentalem Weiß gehaltenen Front, die sich in den Abendstunden
durch Lichteffekte in jeder gewünschten
Farbe hinterleuchten lässt und auf der
Rückseite als Bar für abendliche Empfänge
fungiert. Joi-Design, bekannt für die innenarchitektonische Gestaltung von Hotels
im oberen Preissegment, hat hier bei der
Gestaltung mitgewirkt und auch die Konzeption der gut platzierten Hinweisständer
für die Wegeführung verantwortet.
Eine Marke …
© PricewaterhouseCoopers AG
[Umrisse]
Angepasst: Hinweistafeln durch das Haus
© PricewaterhouseCoopers AG
Immer wieder ruhige Rückzugsmöglichkeiten
© PricewaterhouseCoopers AG
Mechthold
Wiederspahn
Herr Mechthold, warum hat sich PwC
gerade für den Tower 185 entschieden?
War es die Lage, denn dieses Gebäude
liegt in unmittelbarer Nähe von Messeturm
und Messe und ist somit für Mitarbeiter
und Besucher hervorragend zu erreichen?
War es die Bauweise, wir beschäftigen
uns ja heute alle mit Nachhaltigkeit und
entsprechenden Zertifizierungen, oder
waren es ganz andere Gründe?
Laubengang aufspannenden und einen
begrünten Platz umrundenden Gebäudehälften eingefasst wird, so dass man die
Eingänge jederzeit trockenen Fußes erreichen kann, muss man feststellen: Der
Gebäudekomplex beeindruckt durch zurückhaltende Eleganz und vermittelt ein
Gefühl von Ruhe und Diskretion. So wird,
denke ich mir, der Name PricewaterhouseCoopers angemessen nach außen transportiert und mit der Corporate Identity
verbunden. Abgesehen von dem äußeren
Erscheinungsbild, dem ersten Eindruck:
Welche Möglichkeiten hatten Sie, auf die
Innengestaltung, das heißt auf Ausnutzung, Raumzuordnung, Materialwahl usw.,
Einfluss zu nehmen?
Hier hatten wir viel Spielraum. Die Experten für Büroausstattung des Fraunhofer
Instituts haben uns bei der Ausgestaltung
der einzelnen Bereiche und Etagen unterstützt. Insbesondere die Anordnung und
Größe der Räume, aber auch die Einrichtung und Ausstattung von Kommunikationszonen waren uns dabei ein besonderes Anliegen. Unsere Mitarbeiter fordern
zu Recht, ungestört arbeiten zu können.
Gleichzeitig wollen sie aber auch komfortabel und unkompliziert miteinander kommunizieren können. Die Lösung: Glastrennwände. Sie ermöglichen einerseits
konzentriertes Arbeiten. Gleichzeitig geben
sie dem Einzelnen aber auch das Gefühl,
Teil des Teams zu sein.
Mechthold
Wir haben nach einem Gebäude gesucht,
in dem Platz für 3.000 Mitarbeiter ist, das
auf jeder Ebene Besprechungsräume
bietet und außerdem genügend Raum für
Sitzoasen und Cafébars, damit unsere
Mitarbeiter sich zwanglos treffen und
austauschen können. Unseren Raumbedarf haben wir auf mindestens 60.000 m²
berechnet, was die Auswahl bereits erheblich eingrenzte. PwC ist auf Expansionskurs. Wir wollten also ein Gebäude finden, in dem wir auch noch wachsen
können. Auch dieses Kriterium erfüllt
der Tower 185.
Wiederspahn
Und das Leed-Zertifikat war dann noch
ein kleines Gastgeschenk, nehme ich an.
Wenn man, so wie ich heute Morgen, vor
dem etwas nach hinten gerückten Turm
steht, der von zwei halbrunden, eine Art
[Umrisse]
Lichtdurchflutete,
großzügige Arbeitseinheiten
© PricewaterhouseCoopers AG
[135
Lounge für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
© PricewaterhouseCoopers AG
Entspannen in stilvollem Ambiente
© PricewaterhouseCoopers AG
Wiederspahn
Harmonisch integrierte Cafébars auf allen Ebenen
© PricewaterhouseCoopers AG
Die beeindruckende Vorfahrt für Gäste und
Besucher, sie dürfte in dieser Form und
Größe in Frankfurt wohl selten sein, und
dazu ein »gestylter« Empfang in einem
ansonsten eher kühl und zurückhaltend
anmutenden Ensemble: Ist das der Stil,
den Ihre Kunden erwarten? Denn die
Lage, zwar neben Messe und Messeturm,
aber eben nicht im eigentlichen Bankenviertel, repräsentiert nicht unbedingt einen
1-a-Standort, zumindest nicht in der Immobilienentwickler- und Investorensprache.
Mechthold
Wiederspahn
Die Entscheidung für den neuen Standort
haben wir bewusst getroffen. Wir sind für
unsere Mandanten und Gäste ebenso wie
für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln hervor-
ragend zu erreichen, und der Weg zum
Flughafen ist auch nicht lang. Das waren
für uns die wichtigsten Kriterien. PwC will
nicht durch einen 1-a-Standort punkten.
Wir überzeugen lieber mit der Qualität
unserer Dienstleistungen.
Wiederspahn
Herr Mechthold, ganz herzlichen Dank,
dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch
und die Führung durch das Haus genommen haben. Ich verlasse es mit dem
Gefühl, dass hier Planer und Gestalter am
Werk waren, die das Optimale für Ihr Haus
und dessen Kunden erreichen wollten –
was sich nicht zuletzt auch an den lebhaft
strukturierten Böden mit ihren hellen Steinbelägen zeigt, die wie ein roter Faden der
Gestaltung alle Ebenen und Bereiche
durchziehen.
Neben den vielen unterschiedlich gestalteten Cafébars auf allen Ebenen bieten Sie
auch noch ein Mitarbeiterrestaurant, das,
wie ich soeben feststellen konnte, über
Freiplätze verfügt.
Mechthold
Das Mitarbeiterrestaurant war und ist für
PwC schon immer ein absolutes Muss.
Unsere Mitarbeiter sollen sich in ihrer
Mittagspause erholen. Ein gesundes und
abwechslungsreiches Mittagessen gehört
mit dazu. Eine Lounge für den kleinen
Snack zwischendurch gibt es im Übrigen
ebenfalls. Alle Restaurants sind extern
bewirtschaftet und bieten eine gute Qualität. Dass wir zurzeit noch reichlich Platz
haben, liegt daran, dass wir erst mit der
halben Firma eingezogen sind. 2012 folgt
der Rest unserer Mitarbeiter hier in Frankfurt.
136]
Elegante Vorfahrt
© PricewaterhouseCoopers AG
[Umrisse]
Die neuen Deutsche-Bank-Türme
Offenes und nachhaltiges Gebäude
Neuer Haupteingang »inklusive« Frankfurter Skyline
© Deutsche Bank AG
Wandel der Doppeltürme
Erbaut in den Jahren 1979–1984 als Konzernzentrale der Deutschen Bank, wurden
die bekannten 155 m hohen Doppeltürme
in Frankfurt 2007–2010 komplett saniert.
Den Anstoß gaben zunächst Anforderungen an eine Verbesserung des Brandschutzes, eine nachfolgende grundlegende
Gebäudeanalyse brachte die Entscheidung
einer Erneuerung auch der technischen
Ausstattung. Doch die Bank wollte noch
mehr erreichen. Auf Basis einer weltweiten Klimastrategie wurden ein konsequenter Green-Building-Ansatz sowie eine
umfassende Modernisierung der Immobilie
beschlossen. Anliegen der Bank war die
[Umrisse]
architektonische Neugestaltung der Innenräume und des Umfeldes in Verbindung mit
Nachhaltigkeitskriterien, einer effizienteren Nutzung des Hauses sowie modernster
Büros. Während der größten Gebäudesanierung Europas, bei der das Bauwerk
bis auf den Beton entkernt und auch die
Fassade komplett ausgetauscht wurde,
entstand eines der umweltfreundlichsten
Hochhäuser der Welt.
Die Deutsche Bank hat den Umbau ihrer
Zentrale genutzt, um eine Vielzahl innovativer und zukunftsgerichteter Ideen vor
allem auf dem Feld der Ökologie zu verwirklichen. So konnten der Energiebedarf
um 50 %, der Verbrauch von Wasser um
über 70 % und die CO2-Emissionen um
fast 90 % verringert werden. Das Resultat
wurde mit LEED-Platin und DGNB-Gold
ausgezeichnet.
Wiedereröffnet im Februar 2011, zeigen
die neuen Türme aber nicht nur, was sich
technisch selbst bei einem Bestandsgebäude für die Umwelt erreichen lässt und
wie Hochhäuser dazu beitragen können,
Städte für die dort lebenden und arbeitenden Menschen attraktiver zu machen. Die
architektonische Neugestaltung spiegelt
zugleich auch den Wandel der Bank hin
zu mehr Transparenz und Offenheit wider.
Seit der Umgestaltung stehen das neue
Foyer sowie nahezu der gesamte Sockelbereich den Besuchern und Kunden offen.
Mehr Grünflächen rund um das Bauwerk
und ein neuer Park runden das Ensemble
ab und verdeutlichen die starke Verankerung der Bank in Frankfurt.
[137
Die Bauhistorie
Basis der architektonischen Überlegungen des Gebäudes an der Frankfurter
Taunusanlage 12 war eine Anfang der
1970er Jahre konzipierte und im Bebauungsplan festgelegte Zwei-Türme-Lösung
auf dem Grundstück des ehemaligen
Löwenstein’schen Palais. Die Bank erwarb
das Areal 1979 und errichtete darauf die
Zwillingstürme. Die im Tube-in-TubeVerfahren realisierten Türme mit einem
für Hochhäuser damals neuen Konzept
von tragenden Außenwänden waren
schon zum Zeitpunkt ihrer Entstehung
innovativ und fortschrittlich.
Schnell wurden sie dank ihrer bis heute
klaren und zeitlosen Formensprache
zum Symbol für die Deutsche Bank und
darüber hinaus für das gesamte Frankfurter Bankenviertel – und deshalb sollten
ihr Erscheinungsbild und die bekannte
Spiegelglasfassade trotz deren kompletten Austausches beim Umbau erhalten
werden.
Bereits beim Erstbezug im Jahr 1984
bot das Gebäude ein Höchstmaß an Ausstattung und Komfort für zunächst ca.
1.750 Mitarbeiter. Durch die Umgestaltung
und ein neues flexibles Arbeitsplatzkonzept
hat sich seine Kapazität mittlerweile auf
ca. 3.000 erhöht.
Schnitt durch die Eingangshalle
© Deutsche Bank AG
Neue offene Architektur
Im Wettbewerb um die Neu- und Ausgestaltung hatte sich das Mailänder
Design- und Architekturbüro Mario Bellini
Architects gegen die Konkurrenz durchgesetzt, die Ausschreibung für Ausführungsplanung und Umsetzung gewannen die
Architekten gmp von Gerkan, Marg und
Partner. Aufgabe beider Teams war es,
ein neues »Look and Feel« für die Konzernzentrale der Deutschen Bank zu schaffen,
ein ganzheitliches schlüssiges räumliches
Konzept für die Neukonzeption und Modernisierung des Gebäudes.
Das Foyer wurde völlig neu gestaltet und
die Sockelgeschosse geöffnet, wodurch
die beiden Türme jetzt von der Lobby aus
durch ein Glasdach sichtbar sind. Die
»Sphäre« als virtueller Mittelpunkt und
Drehscheibe im Foyer steht zudem als
Errichtung
Symbol für die Öffnung und die globalen
und internen Netzwerke der Deutschen
Bank. Wurde die Konzernzentrale einst
als übermächtiges »Landmark Building«
wahrgenommen, so ist sie nun klarer an
Opernplatz und Frankfurter Stadtzentrum
angebunden. Die neuformulierte Plaza,
die begrünten Außenanlagen mit einem
angrenzenden Park sowie verbesserte
S-Bahn-Zugänge integrieren das Ensemble
erkennbar in das urbane Umfeld, zumal
beinahe der gesamte Sockelbereich heute
öffentlich zugänglich ist: mit einem vergrößerten Investment-und-Finanz-Center
für Kunden, einem neugeschaffenen sogenannten BrandSpace als Forum für die
Marke Deutsche Bank, einem BusinessCenter und einem künftigen öffentlichen
Restaurant.
1979–1984
Erstbezug
1984
Arbeitsplätze bei Erstbezug
1.750
Sanierungszeitraum
2007–2010
Fertigstellung
2010
Maximale Arbeitsplatzkapazität
3.000
Höhe
Struktur
155 m
4 Sockelgeschosse,
34 Obergeschosse in Turm A,
36 Obergeschosse in Turm B,
3 Untergeschosse als Tiefgarage
Brutto-Grundfläche
121.522 m²
Netto-Grundfläche
103.354 m²
Auszeichnungen
Rohbauphase aus den 1980er Jahren
© Deutsche Bank AG
138]
LEED-Zertifikat in Platin, DGNB-Zertifikat in Gold
Fakten und Zahlen
© Deutsche Bank AG
[Umrisse]
Kunstwerk »Sphäre« im umgestalteten Foyer
© Deutsche Bank AG
Green-Building-Ansatz …
Ein bestehendes Hochhaus nachträglich
»grün« zu machen war eine komplexe
Aufgabe, die eine enge Kooperation aller
Beteiligten von Bauherr über Architekten
bis hin zu Fachplanern und Technikern
erforderte. Für die Modernisierung der
Konzernzentrale wurde ein ganzheitlicher
Ansatz aus Energieeffizienz, Nutzerkomfort
und Lebenszykluskosten in einem ästhetischen Gesamtkonzept entwickelt, das die
Hauptaspekte
– Nutzung erneuerbarer Energien,
– effizienter und sparsamer Einsatz
aller Ressourcen,
– Gebäudebetrieb,
– intelligente Gebäudetechnik und
Brandschutz,
– anspruchsvolle Architektur,
– optimale Arbeitsbedingungen
berücksichtigte und zu den nachfolgend
beschriebenen Ersparnissen und Maßnahmen führte.
98 % Recycling von Materialien:
Die komplette Erneuerung der technischen
Gebäudeausstattung und -ausrüstung
erforderte eine sorgfältige Materialauswahl, die sich an ökologischen Erfordernissen und den Bedürfnissen modernen und
effizienten Arbeitens orientiert. Dies gilt
[Umrisse]
auch für die Entsorgung alter Materialien.
So erfolgten bereits die Abbruch- und
Rückbauarbeiten unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten. Von 30.500 t Abbruchmaterial mussten nur 2 % entsorgt werden,
alles andere wurde der Industrie zugeführt
oder wiederverbaut.
67 % Einsparung bei Heiz- und Kühlenergie:
Neue, hochisolierende Dreifachverglasungen und eine verbesserte Dämmung
halten im Sommer die Hitze draußen und
reduzieren den Wärmeverlust im Winter.
Da nun jedes zweite Fenster geöffnet
werden kann, entsteht eine natürliche
Luftzirkulation, was die Behaglichkeit im
Raum verbessert. Hinter der bekannten
Glashülle verbirgt sich eine klassische
»Lochfassade« aus Beton und Betondecken, die hervorragend zum neuen
Klimatisierungskonzept passen: Die Masse
dieser Gebäudeteile wird als Energiespeicher für die Heizung und die Kühlung
genutzt, Letztere erfolgt jetzt über die
Decken und nicht mehr wie früher über
eine stromintensive mechanische Lüftung.
Ein zusätzlicher positiver Effekt: Die kompakte Technik erlaubte eine Vergrößerung
der Raumhöhen von 2,65 m auf 3,00 m.
Eine Wärme-Kälte-Kopplung ermöglicht
zudem die gleichzeitige Erzeugung in
einem synchronisierten und energieeffizienten Prozess. Ein Wärmerückgewinnungssystem reduziert weiter den Energieverbrauch, es wird also keine Wärme mehr
im eigenen Haus produziert, bei Bedarf
lediglich Fernwärme zugeführt.
Erreichte Einsparungen durch die Modernisierung
© Deutsche Bank AG
[139
55 % Stromeinsparungen:
Intelligente Systeme sorgen für weniger
Stromverbrauch bei höherem Komfort.
Dank einer zonalen Steuerung wird nur
noch beleuchtet, wann und wo es nötig ist.
Das neue Lichtmanagement, der Einsatz
hocheffizienter Leuchtmittel sowie eine
optimale Nutzung des vorhandenen Tageslichts reduzieren den Stromverbrauch
deutlich. Die für die Büroetagen speziell
entwickelten Schwertleuchten sind mit
High-Tech-Prismentechnologie ausgestattet und erreichen einen Leuchtenwirkungsgrad von 86 %. Da die Raumklimatisierung
mit Wasser anstatt mit Luft erfolgt, wurde
die Luftwechselrate vom 6- auf das 1,5fache
reduziert. Im Ergebnis verbrauchen die
neuen Lüftungsanlagen weniger als die
Hälfte an Strom, während der Stromverbrauch für die Kälteerzeugung durch die
freie Kühlung stark minimiert wird. Auch
die Aufzugstechnik wurde vollständig
erneuert: Das neue Verkehrsmanagementsystem erhöht die Transportkapazität der
vorhandenen Anlagen durch Optimierung
der Transportwege und Reduzierung der
Wartezeiten. Abhängig von Fahrtrichtung
und Förderlast wird von den Aufzügen
Strom erzeugt, der ins Versorgungsnetz
eingespeist wird und zur Betankung von
Elektroautos genutzt werden kann. Diese
Technologie und die optimierte Systemauslegung verringern den Energiebedarf
des Aufzugssystems um insgesamt über
50 %. Green-IT-Lösungen, wie energiesparende PC-Technologien, multifunktionale Einrichtungen, Drucker-Pools und
der Verzicht auf Server im Gebäude,
reduzieren den Stromverbrauch überdies.
74 % Wassereinsparung:
Die Türme erhielten ein komplett neues
Wassermanagementsystem. Hausinternes
Wasserrecycling, Regenwassernutzung
sowie der Einbau von wassersparenden
Systemen senken den Frischwasserverbrauch erheblich. Regen- und Grauwasser
werden zudem gesammelt, aufbereitet
und für die Bewässerung sowie für die
Toilettenspülsysteme im gesamten Gebäude wiederverwendet. Mehr als 50 % des
Warmwasserbedarfes werden mit einer
solarthermischen Anlage erzeugt, Überschüsse werden ins Heizungsnetz eingespeist.
140]
20 % höhere Flächeneffizienz:
Ein neuentwickeltes Arbeitsplatzkonzept
und die kompakte Technik erhöhen die Effizienz des Gebäudes. Moderne Ausstattung
und eine verbesserte Infrastruktur ermöglichen eine flexible Raumnutzung und
bieten optimale Arbeitsbedingungen. Die
platzsparende Gebäudetechnik benötigt
überdies kleinere Zentralen, wodurch
alleine 850 m² zusätzliche Bürofläche entstanden. Durch Einsatz eines intelligenten
Raumbuchungstools wurde der Komfort
bei Auswahl und Belegung der Konferenzund Meetingräume deutlich verbessert,
so dass sich deren Auslastung fast verdoppeln ließ.
Ökologie und Ökonomie
Ein in dieser Gesamtheit durchdachtes
»Green Building«-Investment in ein rund
30 Jahre altes Gebäude erweist sich neben
der künftigen Ersparnis bei immer knapper
und teurer werdenden Ressourcen auch
aus weiteren Gründen als sinnvoll: Allein
durch eine optimierte Raumplanung und
einen geringeren Flächenbedarf in den
Technikzentralen stehen in den Doppeltürmen der Bank nun mehr Fläche und damit
mehr Platz für eine höhere Mitarbeiterzahl
zur Verfügung.
Nachhaltigkeit ist ökologisch und ökonomisch vorausschauend. Immobilien, die
schonend mit Ressourcen umgehen, werden langfristig stärker an Wert gewinnen
als konventionelle Bauwerke. Die neuen
Deutsche-Bank-Türme sind ein gutes Beispiel dafür, welche Optimierungspotentiale
und Energieeffizienz auch bei vorhandenen
Häusern möglich sind. Die Industrie bietet
umweltgerechte Gebäudetechniken und
Maßnahmen seit Jahren an und hat den
Klimawandel bereits als Chance für künftiges Wachstum entdeckt. Nun liegt es an
der Vielzahl von Eigentümern und Betreibern, ihre Immobilien grundlegend zu
analysieren und für die Zukunft nachhaltig
fit zu machen – zum ökologischen wie
ökonomischen Nutzen. Und zum Nutzen
der Städte, in denen sie stehen.
Roger Schäublin
Klaus Thoma,
Deutsche Bank AG,
Frankfurt am Main
Fassade mit (jetzt) öffenbaren Fensterelementen
© Deutsche Bank AG
[Umrisse]
Advertorial
Auf Spurensuche in Frankfurt
Viele Standtbildprägende Beiträge von Arnold
Auch wenn die Arnold AG heute mit ihren
mittlerweile über 300 Mitarbeitern im
nahen Friedrichsdorf und im thüringischen
Steinbach-Hallenberg residiert, die Wurzeln des Unternehmens liegen in Frankfurt
am Main. Hier gründete 1924 der Schlossermeister Karl Arnold sein Unternehmen.
Wer sich heute in der Mainmetropole auf
Sightseeingtour begibt, begegnet immer
wieder den Arbeiten des Metallverarbeitungsspezialisten.
Erstaunlich ist die Vielfalt der Projekte.
Sie reichen im öffentlichen Raum von
designorientierten Innenausbauten über
Orientierungsleitsysteme bis zu Kunstwerken. Arnold fertigt aber genauso
mechanische Baugruppen, Gehäuse,
metallische Rahmen, Gestelle und Verkleidungen. Der gemeinsame Nenner: ein
leidenschaftlicher Anspruch an Qualität,
Nachhaltigkeit und Individualität.
Begeben wir uns also auf Spurensuche.
Sie beginnt im Foyer der Deutschen Bank.
Die beiden mächtigen Türme wurden
nach dreijähriger Komplettsanierung im
Februar wiedereröffnet. Über unseren
Köpfen schwebt eine gewaltige Kugel,
die »Sphäre« – Sinnbild für das globale
Geschäftsmodell und die Unternehmenswerte der Deutschen Bank. Sie gilt als ein
architektonisches Highlight des Umbaus
durch den italienischen Architekten und
Designer Mario Bellini. 16 m im Durchmesser, zusammengesetzt aus 1.440 lasergeschnittenen Edelstahlteilen und 33 t
schwer, durchdringt sie scheinbar schwerelos den Sockel der beiden Türme. Keines
der Edelstahl-Einzelteile gleicht dem
anderen. Selbst die Winkel der gefrästen
Enden wurden den 22 unterschiedlichen
Schweißfällen an den 1.220 Knotenpunkten
individuell angepasst. Und so bestand
eine wesentliche Herausforderung in der
Logistik. Jedes Teil musste zum richtigen
Zeitpunkt am richtigen Ort sein, wo es in
einem eigens geplanten Gerüst mit Klammern in Position gebracht und verschweißt
wurde. Zwei 26 m lange und über 15 t
schwere Brücken durchziehen die Sphäre.
Sie bestehen aus mit Edelstahl ummanteltem Stahl. Der Clou: Den Boden bilden
begehbare Scheiben aus Spezialglas.
[Umrisse]
Hinzu kommt eine 13 m lange und 20 t
schwere Treppe.
Nur wenige Schritte entfernt steht die
Alte Oper. Die für die hervorragende
Akustik besonders wichtige Stahldeckenkonstruktion stammt von Arnold. Nicht eine
einzige Reklamation in drei Jahrzehnten ist
Ausdruck eines ausgeprägten Nachhaltigkeitsdenkens.
Neben der Alten Oper fällt unser Blick
auf die außergewöhnliche Graphik des
Fassadenlogos am »Park Tower«, einem
exklusiven Bürogebäude in »Mainhattan«.
Aus Edelstahl geschnitten und glasperlgestrahlt, erstrahlen nachts seine Konturen dank LED-Lichtschnüren in magischem
Lichtschimmer. Arnold-Beschilderungen
und -Orientierungsleitsysteme weisen in
zahlreichen Frankfurter Büro- und Verwaltungsgebäuden Mitarbeitern und
Besuchern den Weg.
Lassen auch wir uns auf unserem weiteren Weg vom Kulturleitsystem »Frankfurt
Wegweiser« führen. 17 Stelen weisen den
Weg zu 81 Sehenswürdigkeiten. Robust
aus Stahl und Edelstahl konstruiert, wirken sie dennoch im Stadtbild filigran und
dezent.
Stichwort Kultur: Großkunstwerke aus
Stahl, Edelstahl und Aluminium sind eine
Spezialität der Arnold AG. Nationale
und internationale Künstler lassen dort
»Frankfurt Wegweiser« vor der Alten Oper
© Arnold AG/R. Müller
»Sphäre« im Deutsche-Bank-Foyer
© G.Castegini
fertigen. Persönlichkeiten wie Jeff Koons,
Anish Kapoor, Vera Röhm, Klaus Staudt
oder Magdalena Jetelova finden bei
Arnold für ihre Ideen offene Ohren und
adäquates handwerkliches Geschick.
Auf der Mainzer Landstraße begegnen
wir dem »Pendulum« von Claus Bury, einer
21 m hohen Konstruktion aus Schiffsbaualuminium. Was optisch leichtfüßig daherkommt, stellte höchste Anforderungen an
Konstruktion, Statik und Bau.
Wenden wir uns Richtung Main. Schon
von Ferne sehen wir den Westhafen Tower.
Vor dem Sturz ins Wasser bewahrt uns
ein filigranes, maritim wirkendes Geländer
aus Aluminium und Edelstahldraht. »Network« wurde von den Westhafen-Architekten »schneider + schumacher« gestaltet
und von Arnold realisiert.
Zeit für den Abschied. Fahren wir mit der
S-Bahn zum Frankfurter Flughafen. Hier
begleitet uns Arnold auf Schritt und Tritt,
seien es Edelstahl-Innenausbauten oder
Lufthansa-Counter. Genauso wie zahlreiche außergewöhnliche Werbeobjekte,
exklusiv gebaut für die Media Frankfurt
GmbH.
Wir starten. Etwas nördlich der Mainmetropole sehen wir in der Ferne Friedrichsdorf liegen, wo die Fäden für Konstruktion
und Bau dieser vielfältigen Produkte
zusammenlaufen.
www.arnold.de
[141
Anblick aus nordöstlicher Richtung
© Coop Himmelb(l)au
Der Neubau der Europäischen Zentralbank
Wettbewerbsentwurf, Energiekonzept und Realisierung
Architektur und Städtebau
Im Winter 2002 lobte die Europäische
Zentralbank (EZB) einen internationalen
städte- und hochbaulichen Wettbewerb
für ihren Neubau aus – mit der Vorgabe,
die ehemalige Großmarkthalle in ihrem
Lageplan
© Coop Himmelb(l)au
142]
grundlegenden Erscheinungsbild zu erhalten. Eine internationale Jury zeichnete
im Februar 2004 den Entwurf des Wiener
Architekturbüros Coop Himmelb(l)au mit
dem ersten Preis aus; der EZB-Rat schloss
sich nach einer Überarbeitungsphase, an
der alle drei Preisträger des Wettbewerbs
teilnahmen, dieser Entscheidung an: Das
Konzept der Wiener Architekten erfülle am
besten die vorgegebenen funktionalen und
technischen Anforderungen und übertrage
zugleich die Werte der EZB in eine angemessene architektonische Sprache.
Der Coop-Himmelb(l)au-Entwurf umfasst
drei Elemente: die ehemalige Großmarkthalle, einen Doppel-Büroturm mit turmhohem Atrium und ein sogenanntes Eingangsbauwerk. Letzteres verbindet den
Doppel-Büroturm mit der Großmarkthalle
und markiert gleichzeitig den Eingang
nach Norden. Im Inneren der ehemaligen
Großmarkthalle werden die Lobby, der
Konferenzbereich und das Besucherzentrum, das Mitarbeiterrestaurant und
die Bibliothek untergebracht; der gesamte
Pressekonferenzbereich befindet sich im
Eingangsbauwerk. Der nördliche Turm
zählt 45 Stockwerke, der südliche 43.
[Umrisse]
Eingangsbauwerk im Norden
© Coop Himmelb(l)au
Landschaftsgestaltung
Das verglaste Atrium zwischen beiden Bürotürmen ist als »vertikale Stadt« geplant,
wobei Verbindungsplattformen und -stege
städtischen Strukturen ähnliche Plätze
und Straßen aufspannen. Verbindungsund Umsteigeebenen unterteilen zudem
das Atrium in drei Abschnitte, so dass
kurze Wege zwischen den beiden Bürotürmen entstehen, die auch die interne
Kommunikation fördern. In den oberen
Geschossen sind der große Sitzungssaal des EZB-Rats und die Büros der
Mitglieder der EZB-Beschlussorgane
untergebracht.
Der Neubau erweitert mit einem Doppelturm die Frankfurter Hochhauslandschaft
nach Osten und setzt ein sichtbares Zeichen. Die langgestreckte Großform der
Großmarkthalle bestimmt hingegen in
der näheren Umgebung das Stadtbild
sowie das angrenzende Mainufer. Aus
dem Zusammenspiel zwischen dem liegenden Hallenbaukörper und dem Doppelscheibenhochhaus resultiert ein Gebäudekomplex mit besonderer städtebaulicher
Bedeutung, der sowohl sein direktes Umfeld
als auch die gesamtstädtische Silhouette
mitgestalten wird. Auf Quartiersebene
kann darüber hinaus ein wichtiges Bindeglied zwischen Ostend und Main entwickelt werden, im stadträumlichen
Gesamtkontext wird die Wahrnehmung
Frankfurts als »Stadt am Fluss« gefördert.
[Umrisse]
Die Außenraumgestaltung überträgt Elemente einer Flusslandschaft, wie Auen
und Flussbetten, auf die nicht bebauten
Bereiche des Grundstücks und fügt sie zu
einer parkartigen Anlage zusammen. Dabei werden die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen in die Freiflächenkonzeption
integriert. Die nicht öffentlichen Zonen
auf dem Gelände der EZB verbinden sich
räumlich-visuell mit dem öffentlichen
Mainuferpark und mit dem Grüngürtel der
Stadt Frankfurt, der im Osten des Areals
fortgeführt wird.
Atrium als »vertikale Stadt«
© www.isochrom.com
[143
Südansicht
© Coop Himmelb(l)au
Umnutzung der Großmarkthalle
Die ehemalige Großmarkthalle wurde
1926–1928 nach Plänen des damaligen
Frankfurter Stadtbaudirektors Martin
Elsaesser errichtet; bis Juni 2004 wurden
hier Obst und Gemüse verkauft. Das heute
denkmalgeschützte Bauwerk bleibt in
seinem grundlegenden Erscheinungsbild
Konferenzbereich in der Großmarkthalle
© www.isochrom.com
144]
erhalten und wird nach einer umfassenden
Sanierung die öffentlichsten Funktionen
der EZB, also Lobby, Ausstellungsflächen,
ein Besucherzentrum, ein Mitarbeiterrestaurant, eine Cafeteria und Konferenzräume, im Rahmen eines »Haus im Haus«Konzepts aufnehmen.
Die Sanierung der Großmarkthalle ist ein
wichtiger Teil der Bauarbeiten, die Ertüchtigung ihrer Fassaden und Oberflächen
erfolgt gemäß den geltenden Denkmalschutzauflagen: Die Betonraster der Nordund Südfassade sowie der nördliche
Klinkervorbau und die beiden Kopfbauten
Ost und West werden als wesentliche
Gestaltungselemente bewahrt und instandgesetzt. Durch den vom Krieg zerstörten
und danach wieder rekonstruierten westlichen Teil verläuft das Eingangsbauwerk,
welches das Pressezentrum beherbergt
und die Halle funktional mit dem Neubau
verbindet. Mit den Sanierungsarbeiten ist
das Unternehmen Torkret betraut, das
die Großmarkthalle bereits in den 1920er
Jahren errichtet hatte.
Energiekonzept
Schon bei den Vorbereitungen für den
internationalen städte- und hochbaulichen
Wettbewerb verfolgte die Europäische
Zentralbank das Ziel, dass ihr neues
Gebäude 30 % energieeffizienter ist, als
es die Energieeinsparverordnung 2007
verlangt. Sie hatte daher 2002 das Raumund Funktionsprogramm sowie spezifische
Vorgaben hinsichtlich des Energieverbrauchs festgelegt. Eine der zentralen
Vorgaben war hier der Wunsch nach
einem integrierten Planungsprozess.
Das bedeutete, dass der Architekt von
Anfang an mit einem Tragwerksplaner
sowie einem Energie- und Klimadesigner
zusammenarbeiten sollte, um die Energieeffizienz und die Nachhaltigkeit des
Gebäudes zu optimieren. Die Kriterien
Nachhaltigkeit und optimale Effizienz
waren also bereits bei Erarbeitung des
Entwurfskonzepts zu berücksichtigen:
Wirtschaftliche, ökologische sowie soziale
Aspekte mussten gegen künftige Betriebsund Instandhaltungskosten sowie den
Energieverbrauch abgewogen werden –
und zwar während des Wettbewerbs und
des gesamten Bewertungsverfahrens.
Daraus resultierte letztlich ein Katalog
von Maßnahmen.
[Umrisse]
Nutzung von Regenwasser:
Die Fläche des Daches der Großmarkthalle
beträgt ca. 10.000 m². Es wird ein System
zum Auffangen von Regenwasser installiert, das sowohl zur Bewässerung der
Gärten in regenärmeren Zeiten als auch
zur Versorgung der Toilettenspülungen
genutzt werden kann.
Wärmerückgewinnung:
Die vom Rechenzentrum generierte
Abwärme wird in ein Deckenheizsystem
zur Beheizung der Büros und in die Fußbodenheizung der Großmarkthalle rückgeführt. Der EZB-Neubau wird zudem an
das energieeffiziente, kombinierte Wärmeund Stromversorgungssystem der Stadt
Frankfurt am Main angeschlossen.
Thermische Isolierung:
Die Oberfläche der Großmarkthalle mit
Dach und Fenstern wird isoliert, um eine
thermische Hülle zwischen Außen- und
Innenbereichen zu schaffen. Die Innenräume, wie zum Beispiel der Konferenzbereich, werden über ihr eigenes Mikroklima
verfügen, da sie als separates »Haus-imHaus«-System in die Markthalle eingestellt
werden.
Natürliche Belüftung:
Zusätzlich zum zentralen Lüftungssystem
werden motorisierte Einzelelemente in
die Gebäudefassaden integriert, die eine
direkte natürliche Belüftung der Büroräume ermöglichen. Somit lässt sich die
Frischluftzufuhr ohne Einsatz mechanischer Einrichtungen individuell regulieren,
und man hat innerhalb des Bauwerks eine
bessere Vorstellung davon, wie die Außenverhältnisse sind.
[Umrisse]
Gebäudeensemble am Main
© ESKQ
Künftiger Sitz der Europäischen Zentralbank
© RTT
Sonnenschutz und Beleuchtung:
Ein hocheffizienter Sonnen- und Blendschutz wird in die Fassaden integriert, um
eine Überhitzung im Inneren zu verhindern.
Eine weitere Möglichkeit zur Energieeinsparung ist die Nutzung des natürlich vorhandenen Tageslichts. Die Büros werden
mit Sensoren ausgestattet, so dass sich
das Kunstlicht bei genügend Tageslicht
automatisch abschaltet. Was die »Kunstbeleuchtung« der Büros sowie des Atriums
und der Großmarkthalle anbelangt, so wurden umfassende Untersuchungen durchgeführt, um zu gewährleisten, dass diese
Räumlichkeiten stets ausreichend und
energiesparend beleuchtet werden.
Geothermie für Heizung und Kühlung:
Zur weiteren Senkung der Energiekosten
des Gebäudes wurden Rohrleitungsschleifen in die Pfahlgründungen integriert.
Letztere reichen ca. 30 m tief, bis sie auf
Frankfurter Gestein treffen. Die Leitungsschleifen können an den Wasserkreislauf
und die Wärmepumpen im Heizzentrum
angeschlossen werden, um im Winter die
in der Erde gespeicherte Wärme bzw. im
Sommer die entsprechende Kühlung zu
nutzen.
[145
Baumaßnahmen
Die Grundsteinlegung am 19. Mai 2010
markierte den offiziellen Beginn der Hauptbaumaßnahmen für den EZB-Sitz. Die
Fertigstellung ist für Ende 2013 geplant,
der Umzug der EZB in ihr neues Gebäude
wird im Anschluss, das heißt 2014,
erfolgen.
Mit der Betonage des letzten Abschnitts
der Bodenplatte wurde im November 2010
die erste Etappe zur Errichtung des Doppel-Büroturms absolviert, von Januar bis
Mai 2011 schloss sich dann vor allem der
Rohbau des Untergeschosses an. Die
ersten oberirdischen Geschosse wachsen
seit dem Frühjahr 2011 in die Höhe, wobei
die obersten Stockwerke 2012 fertiggestellt sein werden. Die erste Stahlstrebe
im Atrium wird voraussichtlich Anfang des
Jahres 2012 eingebracht; diese Streben
verbinden neben den Umsteigeplattformen
die beiden Bürotürme statisch miteinander.
Neben dem Rohbau des Büroturms wurde
mit den Sanierungsarbeiten an der Großmarkthalle begonnen, zuerst am Kopfbau
Ost und inzwischen am Kopfbau West.
Ab September 2011 kann mit der Instandsetzung der Betonrasterfassade und der
Tonnenschalendächer im Halleninnern
angefangen werden. Im westlichen Kopfbau wird zudem einer der wenigen noch
erhaltenen Paternoster Frankfurts sorgfältig restauriert.
Die erforderlichen Rückbaumaßnahmen an
der Großmarkthalle sind seit Herbst 2010
abgeschlossen: In der Breite von drei Tonnenschalen wurden die Dachkonstruktion
und die Fassade entfernt. Hierbei handelte
es sich um jene Gebäudeteile, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den 1950er
Jahren wieder ergänzt wurden. Da sie
keine Originalsubstanz darstellten, hatte
die Denkmalpflege sie zugunsten des Ein-
gangsbauwerks freigegeben. Dadurch
bleibt auch in Zukunft ein Bereich des
Innenraums der ehemaligen Verkaufshalle
erlebbar. Der Keller und damit der Boden
der Halle wurden ebenfalls abgetragen, um
ein neues, wasserdichtes Untergeschoß
zu errichten, das die Lasten der künftigen
Einbauten abzuleiten vermag. Im Sommer
2011 wird der letzte Abschnitt der Bodenplatte fertiggestellt. Parallel dazu werden
die Decken betoniert, die dann die Stahleinbauten tragen. Mit deren Ausführung
soll im November 2011 begonnen werden.
Errichtung einer Erinnerungsstätte
Erscheinungsbild von Westen
© www.isochrom.com
146]
Als ein Projekt der Stadt Frankfurt am Main
wird die Stätte zur Erinnerung an die
Deportation von über 10.000 jüdischen
Mitbürgerinnen und Mitbürgern als lange
Rampe gestaltet werden, die leicht abfallend zum Keller der Großmarkthalle führen
wird. Am 11. März 2011 hat sich die Stadt
in enger Abstimmung mit der Jüdischen
Gemeinde, der Europäischen Zentralbank
und der Wettbewerbsjury unter Vorsitz von
Nikolaus Hirsch, Direktor der Städelschule,
für diesen Entwurf entschieden. Insgesamt wurden 139 Arbeiten zu dem von der
Stadt Frankfurt ausgelobten Wettbewerb
eingereicht; das nun zur Realisierung
bestimmte Konzept stammt vom Kölner
Architekturbüro Katz Kaiser.
Zentrales Element ist eine in Teilen originale Betonrampe, die von der östlichen
Grundstücksgrenze visuell in das Untergeschoß führt, wo sich die jüdischen
Mitbürger ab 1941 vor ihrer Deportation
versammeln mussten. Hohe Seitenwände
lenken den Blick in Richtung Großmarkthalle und jenes Kellerraums, der als
authentischer Ort im Ist-Zustand belassen
wird. Dieser Kellerraum unter dem Ostkopfbau wird in Zukunft über das Areal der
EZB teilweise öffentlich zugänglich sein.
[Umrisse]
Bauherr
Europäische Zentralbank,
Frankfurt am Main
Architekten
Coop Himmelb(l)au,
Wien
Fachplaner
Arup GmbH,
Frankfurt am Main
Institut für Fassadentechnik Karlotto Schott,
Frankfurt am Main
Bartenbach LichtLabor GmbH,
Aldrans, Österreich
Jappsen Ingenieure Oberwesel GmbH,
Oberwesel
B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Krebs und Kiefer Beratende Ingenieure
für das Bauwesen GmbH,
Darmstadt
ComConsult Beratung & Planung GmbH,
Aachen
Auf den Wänden und dem Boden der
Rampe sind Erinnerungen der Deportierten
festgehalten. Ein Ausschnitt der Gleisharfe,
über welche die Züge das Gelände der
Großmarkthalle in Richtung der Konzentrations- und Vernichtungslager verließen,
soll zudem nachgebaut werden.
Andrea Jürges
Europäische Zentralbank,
Frankfurt am Main
Dorsch Consult GmbH,
Frankfurt am Main
Ebert-Ingenieure GmbH & Co. KG,
Nürnberg
Grandjean & Kollegen,
Frankfurt am Main
Grontmij GmbH,
Frankfurt am Main
HHP Süd Beratende Ingenieure GmbH,
Ludwigshafen
Ingenieursozietät Prof. Dr.-Ing. Katzenbach GmbH,
Frankfurt am Main
Prof. Michael Lange Ingenieurgesellschaft mbH,
Hannover
Schad-Hölzel GmbH & Co. KG,
Mörfelden-Walldorf
Scholze Ingenieurgesellschaft mbH,
Leinfelden-Echterdingen
unit-design GmbH,
Frankfurt am Main
Vogt Landschaftsplaner GmbH,
München
Wolfgang Sorge
Ingenieurbüro für Bauphysik GmbH,
Nürnberg
www.stuttgart.zueblin.de
WIR SETZEN
MASSSTÄBE
Seit mehr als 110 Jahren realisiert Züblin erfolgreich anspruchsvolle Bauprojekte im In- und Ausland und ist
im deutschen Hoch- und Ingenieurbau die Nummer eins. Wir bieten unseren Kunden ein umfassendes
Leistungsspektrum und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für technisch und wirtschaftlich optimierte
Bauvorhaben jeder Art und Größe. Das Know-how und die Innovationskraft unserer rund 13.000 Mitarbeiter
sind dabei die Basis unseres Erfolgs. Ob im Ingenieur- oder Brückenbau, im komplexen Schlüsselfertigbau,
Tunnelbau oder im Bereich Public Private Partnership – Züblin setzt Maßstäbe.
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Direktion Stuttgart
Albstadtweg 5, 70567 Stuttgart
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Fax +49 711 7883-9799
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[Umrisse]
[147
Stabiles Fundament für den Euro
Kombinierte Pfahl-Platten-Gründung als Lösung
Neubau der Europäischen Zentralbank
© www.isochrom.com
Einleitung
Ebenso wie der Euro, für dessen Stabilität
die Europäische Zentralbank durch ihre
Geldmarktpolitik verantwortlich zeichnet,
benötigt ihr neues Gebäude ein stabiles
Fundament. Bei diesem Projekt sind stabile
Fundamente sowohl für die Neubauten,
zum Beispiel für das aus zwei Türmen
bestehende ca. 185 m hohe Hochhaus
und die Mitarbeitertiefgarage, als auch
für die neuen Einbauten in der denkmalgeschützten Großmarkthalle erforderlich.
Hochhausfundamentierung
Entscheidend für eine solide Gründung der
Bauwerke sind die Erfahrungen mit dem
Frankfurter Baugrund, der zum Teil unerwartet große Setzungen verursachte, vor
allem aber auch mit den Verkantungen der
Hochhäuser der ersten Generation, die
mangels geeigneter technischer Gerätschaften und wegen fehlender theoretischer Grundlagen flach gegründet werden
mussten. Diese Hochhäuser haben sich
um bis zu 35 cm gesetzt und mitunter um
10 cm und mehr schiefgestellt. Das kann
ihre Gebrauchstauglichkeit einschränken,
und zwar derart, dass der Betrieb von
Aufzügen fraglich wird, Hausanschlüsse
und Übergangskonstruktionen nicht
mehr richtig funktionieren und Risse
entstehen.
148]
Basierend auf jenen zum Teil problematischen Erfahrungen ist in Darmstadt die
Kombinierte Pfahl-Platten-Gründung (KPP)
entwickelt worden – ein neues innovatives
Konzept, das wesentliche wirtschaftliche
und bautechnische Vorteile bringt, reduziert es doch die Pfahlherstellungskosten
um 70 % im Vergleich zu einer konventionellen Pfahlgründung. Beispiele für ihre
erfolgreiche Anwendung sind unter anderem die folgenden im Frankfurter Ton
gegründeten Hochhäuser
– Messeturm,
– Japan-Center,
– Westendstraße 1,
– Castor und Pollux,
– MainTower,
– Eurotheum,
– Gallileo,
– Allianz-Gebäude.
Felsige Frankfurter Kalke
Unter dem setzungsaktiven Ton folgen
die sehr steifen, felsigen Frankfurter Kalke,
die einen außerordentlich tragfähigen
Baugrund darstellen. In diesen Kalken
ist mit dem Commerzbank-Hochhaus das
höchste europäische Gebäude auf insgesamt 111 Großbohrpfählen gegründet, die
auf Basis wissenschaftlicher Detailuntersuchungen des Instituts für Geotechnik
der Technischen Universität Darmstadt
nur wenige Meter tief in den Fels einbinden.
Auch die Europäische Zentralbank kommt
auf den Frankfurter Kalken zu stehen,
die jedoch hier ein weicheres Materialverhalten besitzen. Im Gegensatz zum
Commerzbank-Hochhaus, das über eine
konventionelle Pfahlgründung verfügt,
wurde beim Neubau der Europäischen
Zentralbank auf dem ehemaligen Großmarktgelände das innovative Konzept der
Kombinierten Pfahl-Platten-Gründung (KPP)
gewählt, wodurch eine wirtschaftlich
optimierte und stabile Fundamentierung
erreicht werden konnte. Die Last des
ca. 2.621 MN schweren Hochhauses wird
dabei zur Hälfte über die ca. 2,50 m dicke
Fundamentplatte und zur anderen Hälfte
über knapp 100 Großbohrpfähle, die
20–37 m lang sind, in den Baugrund
abgetragen.
Geothermische Nutzung
Der Frankfurter Baugrund ist ideal für eine
geothermische Nutzung. Das bedeutet,
dass er sich als Kälte- bzw. Wärmespeicher, also quasi als »Batterie« anbietet.
So ist es zum Beispiel möglich, die Kälteenergie, die im Winter zur Verfügung steht,
im Baugrund zu speichern, um sie im
Sommer über die Kühldecken kostengünstig zu nutzen, ohne die Nachteile einer
klassischen Klimaanlage in Kauf nehmen
zu müssen. Der Transport der Kälte- bzw.
Wärmeenergie kann über die Gründungspfähle erfolgen, die damit eine doppelte
Funktion haben, und zwar eine statische
für die Fundamentierung der KPP sowie
als Energiepfähle.
Die Heranziehung des Baugrundes als
saisonaler Thermospeicher ist ein wesentliches Element der dezentralen Nutzung
der umwelt- und ressourcenschonenden
erneuerbaren Energie Geothermie zur
Senkung der CO2-Emissionen. Bei der
Errichtung der Europäischen Zentralbank
wurde die Rohbaukonstruktion diesbezüglich mit Wärmetauscherrohren ausgerüstet, damit eine spätere Nutzung von
geothermischer Energie realisierbar ist.
Dr.-Ing. Matthias Vogler
Geschäftsführender Gesellschafter
Ingenieursozietät Prof. Dr.-Ing. Katzenbach GmbH,
Darmstadt
[Umrisse]
(Hochhaus-)Fassaden für Frankfurt
Konstruktionen zum nachhaltigen Bauen
Deutsche-Bank-Türme
© Josef Gartner GmbH
High-Tech-Bauteile …
Hochhäuser bieten nicht nur spektakuläre
Aussichten, sie sind ebenso Meilensteine
der Ingenieurbaukunst. Zweite-HautFassaden wie beim Commerzbank-Tower
ermöglichen zum Beispiel eine natürliche
Belüftung und sind besonders energiesparend. Von einem einfachen Gebäudeabschluss haben sich gläserne »Bekleidungen« also zu einem High-Tech-Element
entwickelt. Erheblichen Anteil an dieser
Entwicklung hat die Josef Gartner GmbH,
mit 1.200 Mitarbeitern einer der weltweit
führenden Fassadenbauer. Auch die Skyline von Frankfurt wird wesentlich von
Gartner-Hüllen geprägt, da das Unternehmen die Konstruktionen für die meisten
Wolkenkratzer gefertigt und montiert hat –
vom Commerzbank-Hochhaus über den
Messeturm und die Doppeltürme der
Deutschen Bank bis zum Opernturm und
dem Neubau der Europäischen Zentralbank.
So stammen von Gartner wegweisende
Patente, wie etwa für Zweite-HautFassaden zur natürlichen Belüftung,
integrierte Fassaden zum Heizen und
Kühlen oder die sogenannte Closed Cavity
Facade (CCF), eine geschlossene zweischalige Struktur, die den Energieverbrauch
weiter senkt. Sie alle repräsentierten
Schlüsseltechnologien zum nachhaltigen
Bauen, indem sie zunehmend erneuerbare
Energien, wie Geothermie, Nachtkühle
oder Photovoltaik, verwenden und zugleich
Heizung und Kühlung sowie Lüftung und
Tageslichtnutzung zu optimieren helfen.
Deutsche-Bank-Sanierung
(Neue) Fenster zum Öffnen
© Josef Gartner GmbH
150]
Über die größte Gebäudesanierung in
Europa hat die Deutsche Bank ihre Zwillingstürme in eines der umweltfreundlichsten Hochhäuser der Welt verwandelt.
Die »Greentowers« erhielten eine PlatinLEED-Zertifizierung und eine Auszeichnung
in DGNB-Gold, die beiden höchsten Gütesiegel für nachhaltiges Bauen. Ihr Energieverbrauch und der CO2-Ausstoß verringerten sich nach der Modernisierung um 55 %
oder 5.000 t/a.
Die 155 m hohen Doppeltürme im Frankfurter Westend, 1979–1984 errichtet,
zählen zu den bekanntesten Gebäuden in
Deutschland. Sie bestehen aus einem
viergeschossigen Sockelbau und zwei
Türmen mit 38 bzw. 40 Stockwerken. Ihre
Stahlbetonkonstruktion wurde mit einer
Spiegelglasfassade verkleidet, die damals
höchsten technischen Anforderungen
genügte und immer noch funktionstüchtig
war. Technische Fortschritte im Fassadenbau und beim Glas ermöglichen heute aber
drastisch verbesserte Energiewerte, was
die Deutsche Bank im Rahmen der Modernisierung natürlich nutzen wollte.
Anfang der 1980er Jahre wurde eine
ca. 40.000 m² große Vorhangfassade
aus Aluminiumprofilen und mit Doppelscheiben-Isoliergläsern sowie »silbernen«
Brüstungsscheiben gefertigt, wobei die
Profile eine Ansichtsbreite von 65 mm und
Achsbreiten von 1,25 m bzw. 0,625 m x
1,875 m hatten. Im Fensterbereich waren
die Elemente als sogenannte Abluftfenster
mit inneren Ganzglasflügeln und dazwischenliegenden Sonnenschutzanlagen
ausgerüstet, der Sockelbau wies eine
ca. 10.000 m² große Aluminiumbekleidung
mit integrierter Heizung auf.
[Umrisse]
Um deren Optik beizubehalten, wurden
Profilabmessungen und vor allem -breiten
übernommen, die eigentliche Konstruktion
wurde jedoch wesentlich geändert und ist
heute keine reine Pfosten-Riegel-Struktur
mehr. Die Wärmedämmung erhöhte sich
beispielsweise von 100 mm auf 140 mm:
Verbunden mit dem Einsatz von Dreifachisolierglas ließen sich bei U-Wert und
Energieeffizienz Spitzenwerte erzielen.
Im Unterschied zur alten Außenhaut ist
nun jedes zweite Fenster zu öffnen, 1.693
sind infolgedessen öffenbar und 2.194
festverglast. Die Regelelemente aus Aluminium und Glas sind 1,250 m x 1,660 m
groß und wiegen 150 kg, die maximale
Größe in den überhohen Geschossen
beträgt 2,605 m. Die Fenster können
180 mm parallel zur Fassade nach außen
geöffnet werden, Gartner hat dazu einen
speziellen Beschlag entwickelt und zum
Patent angemeldet, der den hohen Windbelastungen des Hochhauses standhält.
Ein spezieller Sonnenschutz sollte zudem
Blendung verhindern, eine optimale Tageslichtnutzung erlauben und eine gute Durchsicht nach außen bieten. Für die Turmfassade wurde deshalb ein innenliegender
Sonnenschutz mit lichtlenkenden Lamellenraffstores gewählt, der über die allgemeine Gebäudeautomation motorisch
gesteuert wird.
Beim Breitfuß wurde die integrierte
Heizfassade durch eine Pfosten-RiegelKonstruktion ersetzt und ihre energetische
Leistung durch Dreifachisolierglas kompensiert, wobei an der Südfront auch
solarthermische Paneele Verwendung
fanden. Sie sind mit einer Neigung von
45° geeignet, den hauseigenen Bedarf an
Warmwasser in der Küche und in anderen
Bereichen zu 50 % zu decken. Insgesamt
wurden hier neben der über 50.000 m²
umfassenden Fassaden- und Glasfläche
600 t Profile mit einer Oberfläche von
100.000 m² und 80 t Bleche mit einer Oberfläche von 10.200 m² verarbeitet.
[Umrisse]
Die Dreifachverglasung für das Hochhaus
und den Breitfuß erreicht darüber hinaus
einen U-Wert von 0,60 W/m2K, eine Lichttransmission von 40 % und eine -reflexion
von 44 %. Die Energietransmission beträgt
20 % und die -reflexion 38 %, so dass ein
g-Wert von 25 % und ein Schalldämmwert
von 43 dB erzielt werden.
Dieses Glas hat die gleiche Optik wie das
alte, resultierend aus der Entwicklung
einer neuen Schicht »Gartblue 40/25«.
Die neue Verglasung reduziert nun zusammen mit einer Dachbegrünung den
Wärmeeintrag um ca. 35 % und begrenzt
den -verlust auf 65 %.
Die Gebäudehülle beeinflusst also wesentlich die Betriebskosten: Die Deutsche Bank
konnte die benötigte Heizenergie um 67 %
verringern, was dem jährlichen Energieverbrauch von 750 Einfamilienhäusern
entspricht. Vor allem aber verbessert die
neue Fassade zugleich das Raumklima und
damit den Komfort für die Nutzer.
OpernTurm im Stadtbild
© Josef Gartner GmbH
Neuer OpernTurm
Mit seiner Außenhaut aus »Creme Royal«,
einem aus Portugal stammenden Stein
aus Muschelkalk, fügt sich der 170 m hohe
OpernTurm in das Ensemble des Opernplatzes ein. An den Stirn- und Längsseiten
des Hochhauses ist die Gebäudehülle
jeweils durch einen Einschnitt unterteilt.
Diese Einschnitte strukturieren den Bau
und staffeln sich mit wachsender Höhe
mehrfach in zunehmender Tiefe zurück.
Neben Natursteinen besteht die Fassade
aus Aluminium, Stahl und Glas, insgesamt
fertigte die Josef Gartner GmbH 55.000 m²
in einer ungewöhnlich großen Vielfalt:
Zu den 40 unterschiedlichen Typen zählen
beispielsweise Element-, Pfosten-Riegel-,
Metallglas- oder Lochfensterfassaden.
Gegliederte Fassade
© Josef Gartner GmbH
»Sockelausbildung«
© Josef Gartner GmbH
Eine weitere Besonderheit sind ihre Komfortmerkmale, denn die Büroräume können
über Lüftungsklappen, die sich bis zu 50 cm
öffnen lassen, natürlich belüftet werden.
Alle Außenfenster haben zudem eine von
innen manuell bedienbare Blendschutzvorrichtung sowie eine Schall- und Sonnenschutzverglasung, Anforderungen bis
45 dB erfüllend.
Die Regelfassade des Hochhauses weist
vom 7. bis zum 39. Obergeschoß drei verschiedene Varianten auf: Auf Typ 1 und
Typ 2 sowie die Lisenen wurde eine Verkleidung aus Kalkstein aufgebracht.
[151
Die 950 Elemente des ersten Typs sind
2.200 mm x 3.625 mm, die 660 des zweiten
2.700 mm x 3.625 mm groß, während die
375 des Typs 3 in den Rücksprüngen
2.000 mm x 3.625 mm messen und ohne
Natursteinverkleidung ausgeführt wurden.
Darüber hinaus musste ab 120 m Gebäudehöhe vor allem auf der Südseite eine
Dämpfung gegen Radarstrahlung wegen
des nahen Frankfurter Flughafens erfolgen.
Kopfseitig finden sich zudem eine Glaskaltfassade und Geländer aus Einfachverglasungen im 40. und 42. Obergeschoß,
weiterhin verglaste Konferenzbereiche im
41. Obergeschoß, eine thermisch getrennte
Stahlpfosten-Riegel-Fassade im 41. und
42. Obergeschoß als Hängetragkonstruktion mit großformatigen Festverglasungen
und motorisch zu betätigenden Klappflügeln sowie Verputz, Loggiabrüstungen
und -untersichtverkleidungen.
Der Sockel wird auf der schmalen Südseite
vom Erd- bis zum sechsten Obergeschoß
vorwiegend von Kalkstein umhüllt. Hier sind
auch die sehr schlanke Eingangsfassade
aus Stahl mit großformatigen Festverglasungen angeordnet, die wie eine Seilstruktur mit Federn vorgespannt ist, sowie
Doppeldreh- und Trommeltüranlagen.
Die Westseite wurde dagegen im unteren
Bereich bis ca. 2,35 m Höhe aus Granit
gefertigt, auf den wiederum eine konventionelle Natursteinverkleidung folgt,
ergänzt von verglasten Aluminiumlochfenstern mit unterschiedlichen Türen
und Flügeln sowie einer leicht geneigten
Lamellenkonstruktion aus Aluminium im
Technikgeschoß, das sich vom fünften bis
zum sechsten Stockwerk erstreckt.
Um den restlichen Hochhaussockel
schließt der als Blockrand bezeichnete
Flachbau an. Er umfasst verschiedene
verglaste Lochfenster, Arkaden, Metallglasfassaden im Staffelgeschoß, stirnseitige Pfosten-Riegel-Konstruktionen,
eine verglaste Eingangsfassade aus Stahl,
ein Stahl-Glas-Dach, Glasfassaden, Fensterelemente für das Torhaus sowie umlaufende Steinverkleidungen aus Granit
und Kalkstein.
Europäische Zentralbank
Die beiden Türme der Europäischen Zentralbank werden mittels eines gläsernen
Atriums verbunden: einer ca. 10.000 m²
umfassenden Hülle aus Stahl und Glas,
die sich zwischen dem 185 m hohen Nordund dem 165 m hohen Südturm als eine
der höchsten Atriumfassaden in Europa
spannen wird. Im 38. Stockwerk wird
zudem ein 600 m² großer Glasboden errichtet, der einzigartige Blicke in das Gebäude
und auf die Stadt bieten dürfte. Gefertigt
werden diese Bauteile von der Josef
Gartner GmbH, die auch die Herstellung
und Montage der 19.000 m² Innenfassaden
als isolierte Aluminiumelementkonstruktion einschließlich der gläsernen Verkleidung der Shuttlelifte und die sogenannte
große Councillobby zwischen der 40. und
43. Ebene realisiert.
Das verglaste Atrium ist als »vertikale
Stadt« geplant, Verbindungs- und Umsteigeebenen unterteilen es in drei
Abschnitte mit Höhen zwischen 45 m und
60 m. So sollen städtisch anmutende Plätze
und Straßen sowie hängende Gärten entstehen. Die besondere Herausforderung
bei seiner Verwirklichung sind die Bewegungen und Verformungen der beiden
polygonalen Türme. Um die Fassade trotz
dieser Bewegungen dicht an die beiden
Baukörper anzuschließen, hat Gartner eine
Elementstruktur aus Aluminium entwickelt,
die an eine Stahlkonstruktion vorgehängt
ist und über teilweise öffenbare Flügel zur
natürlich Belüftung verfügt; insgesamt 230
elektrisch betriebene Ganzglaslamellen
werden dazu verbaut. Die Elemente der
Atriumfassade messen in der Regel 2,20 m
x 3,70 m und wiegen rund 400 kg, die größten Elemente sind bei gleicher Breite
ca. 4,50 m hoch.
Die Innenfassade beinhaltet eine Aluminiumelementkonstruktion, vollflächige
Wandverkleidungen aus Blechen und die
Stahl-Glas-Hülle für die Councillobby. Die
einzelnen Elemente, zum Teil rautenförmig
ausgebildet, wiegen ca. 250 kg und sind mit
zweifachem Isolierglas ausgefacht, jedes
zweite von ihnen weist einen geschoßhohen, elektrisch betriebenen Lüftungsflügel auf. Die scharfkantigen Blechverkleidungen sind überdies im Naturton
eloxiert und 1,45 m x 3,70 m bzw. 4,40 m
groß.
Dr. Jochen Mignat,
Hanau
Neubau der Europäischen Zentralbank
© www.isochrom.com
152]
[Umrisse]
Geschwungene Fassade als Sinnbild
© Christoph Kraneburg
Neubau der Süwag-Zentrale
Aufgabe und Ergebnis
Konzept
Am Mainufer in Frankfurt-Höchst steht die
neue Unternehmenszentrale der Süwag
Energie AG. Als lokaler und eng mit der
Region verbundener Energieversorger hat
sie bereits im Rahmen der Wettbewerbsauslobung größten Wert auf städtebauliche, architektonische und energiekonzeptionelle Qualität gelegt. Der Beitrag von
MOW Architekten ging aus diesem Wettbewerb als Erstplatzierter hervor.
Das neue Gebäude ist daher energetisch
und städtebaulich bis ins Detail durchdacht, für eine energieeffiziente Nutzung
geschaffen und im regionalen Umfeld
verwurzelt. Seine geschwungene, dreieckige Form vermittelt zwischen den sehr
heterogenen städtischen Strukturen am
Standort. Mit den ausgewogenen Proportionen ist es energetisch kompakt und
nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet.
Die fließende Kontur reduziert zudem
optisch die Größe des Baukörpers.
[Umrisse]
Der Landschaftsraum von Main und
Brüningpark wird über eine neue Wegebeziehung zusammengeführt, und ein
attraktiver Vorplatz entsteht, der bis in den
Innenhof reicht. Der siebengeschossige
Neubau ist mit dem Ziel konzipiert, einen
maximalen Grundstücksanteil mit hoher
Aufenthaltsqualität zur Mainseite freizuhalten und attraktive Blickbeziehung zu
schaffen. Das Unternehmen bekommt
einen unverwechselbaren Firmensitz,
der Offenheit und Umweltfreundlichkeit
ausstrahlt.
Lageplan
© MOW Architekten
[153
Schnitt mit Innenansicht
© MOW Architekten
Regelgeschoß
© MOW Architekten
Erdgeschoß
© MOW Architekten
Außenwirkung
Zentrale Kommunikation
Die äußere Erschließung sieht eine klare
Trennung zwischen Fußgängern und Fahrverkehr vor, was zu einer hohen gestalterischen Qualität im Außen- und Innenbereich führt, besonders vor dem Haupteingang, mit Einbeziehung des Brüningparks und den Fußwegen zum Main.
Die Haupterschließung erfolgt über das
zentrale Foyer zu den eingestellten Glasaufzügen und bietet eine gute Orientierung,
offene Blickbezüge und kurze Wege zu den
Nutzungsbereichen.
Sinnbild des Energieflusses ist die geschwungene Fassade mit horizontaler
Rhythmisierung der Fensterbänder. Die
horizontale Schichtung wird in ihrer
Leichtigkeit und Eleganz auch bei Dunkelheit ablesbar sein.
Die Konferenzzone ist zentral im Erdgeschoß angeordnet und daher für Kunden
und Mitarbeiter auf kurzem Weg erreichbar; bewegliche Trennwände ermöglichen
eine flexible Teilbarkeit. Das Foyer und
die angrenzenden Außenräume bilden
großzügige Vorbereiche.
Das externe Restaurant und die Kantine
sind zum Main hin mit einer Außenterrasse
und sich abstufenden Freiflächen orientiert. Auf der Terrasse sitzend, hat der
Besucher einen freien Blick auf den Fluss.
Das Restaurant »Kraftwerk 1911« ist durch
den separaten Zugang auf der Terrasse
auch außerhalb der Süwag-Betriebszeiten
geöffnet. Zusammen mit Schulungsräumen
und Nebennutzflächen bietet diese Anordnung eine hohe Variabilität.
Unternehmenszentrale in Frankfurt-Höchst
© MOW Architekten
154]
[Umrisse]
Tageslichtdurchflutete Lounge
© MOW Architekten
Bürobereiche
Die Obergeschosse bieten für die Mitarbeiter eine hohe Flexibilität für Belegung
und Bürostrukturen. Durch die dezentrale
Anordnung der vertikalen Erschließungen
können verschiedene Nutzungszonen und
separate »Adressen« gebildet werden:
ein Gebäude der kurzen Wege mit geringem Störungspotential für offene Bürobereiche! An den Haupterschließungen
sind Meetingpoints angeordnet, die zu
Gesprächen einladen und das Zusammenwirken auch abteilungsübergreifend
fördern. Die Grundrisse sind von mittigen
Kernen freigehalten, da sich diese in den
tiefen Ecken befinden. So entsteht eine
durchgängige, um die Kerne fließende,
flexible Bürofläche, die durch die offene
Gestaltung eine tageslichtdurchflutete und
freundliche Arbeitsatmosphäre schafft. So
lassen sich die verschiedensten Konzepte,
wie Zellen- und Kombibüro, Team- und
Open-Space-Fläche, realisieren. Nebenräume und Gemeinschaftsbereiche sind
darüber hinaus zügig erreichbar. Die drei
Seiten des Gebäudes, der gut proportionierte Innenhof und die transparenten
Büros sorgen für attraktive Aus- und
Durchblicke zur Altstadt mit Schloss,
zum Main und zum Taunus.
Über die ökologische Qualität und die
Nachhaltigkeit des Gebäudes hinaus bietet
es dank seiner räumlichen Atmosphäre
und der gewählten Baustoffe einen hohen
Nutzerkomfort.
Sein Gesamtenergiebedarf von unter
100 kWh/m²a wird erzielt durch:
– optimale Ausrichtung des Gebäudes
zur Nutzung von Tageslicht und solaren
Gewinnen,
– Nutzung von Geothermie zum Kühlen
und Heizen mittels 82 Erdsonden,
Wärmepumpe und Wärmespeichertank von 70.000 l,
– Temperierung und Aktivierung der
Geschoßdecken als Speichermasse
sowie aktionsschneller Randstreifenelemente
– Dreifachverglasung der Fenster und
hochwärmedämmende Profile mit
einem Fensteranteil von 56 %,
–
–
–
–
–
–
natürliche Belüftung der Büros,
mechanische Lüftungsanlage mit
hocheffizienter Wärmerückgewinnung,
Minimierung des energetischen
Sonneneintrages durch außenliegenden Sonnenschutz,
Warmwasser für die Küche mittels
thermischer Solaranlage,
Belüftung der Tiefgarage über die
Fortluft der raumlufttechnischen
Anlage,
Nutzung der Abwärme aus dem
Rechenzentrum.
Umwelt
Der Neubau verbindet eine kompakte
Gesamtform und eine hohe Außenwanddämmung mit Strategien intelligenter
Haustechnik und der Nutzung erneuerbarer Energien. Er profitiert dabei vor allem
von der großen Geothermieanlage und
der Abwärmenutzung. Die Baumaterialien
sind zudem nach ökologischen Gesichtspunkten ausgesucht worden. Dies führt
nicht nur zu einer erheblichen Verringerung des Energieverbrauchs und des
CO2-Ausstoßes, sondern stellt auch ein
kommunikatives und gesundes Arbeitsumfeld von hoher Umweltqualität bereit.
[Umrisse]
Flexibel unterteilbare Büroflächen
© MOW Architekten
[155
Errichtung
Der Rohbau aus Stahlbeton besteht aus
drei in Gleitbautechnik erstellten Kernen,
massiven Decken und Brüstungen sowie
Rundstützen. Ein Großteil der Haustechnik
wurde zu einem frühen Zeitpunkt in die
Decken integriert. Ihre Anbindung und
Verteilung erfolgen in dem aufgeständerten Hohlraumboden, die Deckenunterseiten bleiben in der Regel unverkleidet
und werden als Speichermasse genutzt.
Der Innenausbau kann daher sehr flexibel
mit Trockenbau- und Systemtrennwänden
realisiert und an sich gegebenenfalls
ändernde Anforderungen angepasst
werden. Trotz der komplexen Aufgabe
konnte das Gebäude in einem Zeitrahmen
von 19 Monaten errichtet und termingerecht Ende 2010 an den Nutzer übergeben werden.
Volker Stockinger
Ein- und Ausblicke vom Innenhof
© MOW Architekten
Bauherr
Süwag Energie AG;
Frankfurt-Höchst
Projektentwicklung und -steuerung
Commerz Real Baumanagement GmbH,
Düsseldorf
Architekten
MOW Architekten
Olschok Westenberger + Partner BDA,
Frankfurt am Main
Projektleitung:
Volker Stockinger
Mitarbeiter:
Thorsten Rehfeld, Christian Schwarz, Michael
Sustelo, Burkhard Margraf, Angelo Daniel, Tobias
Mathijssen
156]
Haustechnik und Bauphysik
DS-Plan GmbH,
Frankfurt am Main
Fassadenplanung
IFFT GmbH,
Frankfurt am Main
Innenarchitektur:
Susanne Olbrich-Talwar
Lichtplanung
3L. Licht Lux Lumen,
Bad Nauheim
Tragwerksplanung
B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,
Frankfurt am Main
Landschaftsplanung
Bierbaum Aichele Landschaftsarchitekten,
Mainz
[Umrisse]
Die Einschnitte gewährleisten eine interessante Raumfolge im Inneren und sorgen
für Tageslichteinfall insbesondere in den
zentralen Bereich, in dem sich die Haupterschließung, Besprechungs- sowie Aufenthaltsräume mit Teeküche als Meetingpoints befinden. Die Dreibundstruktur
schafft die Voraussetzung für ein Arbeitsumfeld von hoher Qualität: Flure wie
Räume verfügen über Tageslicht und bieten einen Ausblick nach außen. Die Eingangshalle im Erdgeschoß ist darüber
hinaus ein repräsentatives Entree für das
Gebäude und kann eine starke Identifikation mit der neuen Arbeitsstätte erzeugen.
Gebäuderiegel an der Senckenberganlage
© Klaus Helbig
Gegliederte Fassade
KfW-Neubau im Westend
Bürogebäude als Dreibundanlage
Flexible Gebäudestruktur
Städtebauliche Figur
Die städtebauliche Situation ist geprägt
durch die Villenstruktur des Frankfurter
Westends und die gegenüberliegenden
großen Baukörper des Universitätsgeländes. In seiner Maßstäblichkeit
reagiert das neue Bürogebäude auf sein
Umfeld: Es vermittelt zwischen der großen
Hochschul- und der kleinteiligeren Wohnbebauung.
Als Neuinterpretation und Fortführung
des gründerzeitlichen Stadtgrundrisses
gliedern vertikale Einschnitte den Gebäuderiegel an der Senckenberganlage in einzelne Baukörper, die in ihren Proportionen
den Charakter der Wohnhäuser aufgreifen.
Der sechsgeschossige Neubau der KfW
antwortet in seiner horizontalen Staffelung
zudem auf die unterschiedlichen Gebäudehöhen der Umgebung. Der Baumbestand
im Gartenhof wurde weitgehend erhalten
und sensibel in das neue städtebauliche
Gefüge integriert.
158]
Das Bürogebäude, das ca. 14.700 m²
Bruttogeschoßfläche aufweist, ist als
sogenannte Dreibundanlage konzipiert.
Diese Struktur stellt eine Alternative zu
üblichen Baukörperformen dar und ermöglicht es, auf kompaktem Raum die
gewünschten 440 Arbeitsplätze unterzubringen. Dank ihrer Flexibilität lassen
sich zudem neben Einzel- und Zweipersonenbüros ebenso offenere Lösungen
wie Kombi- oder Großraumbüros anordnen.
Die Fassade greift in ihrer Materialität,
Naturstein und Glas, Baustoffe der angrenzenden, teils gründerzeitlichen Bestandsgebäude auf. Drei Ebenen gliedern sie
letztlich:
– Vertikale Glasfugen teilen das Baukörpervolumen in kleine Einheiten.
– Horizontale und vertikale Natursteinbänder fassen ein- und zweigeschossige Fassadenbereiche visuell zusammen und verleihen ihnen räumliche
Tiefe.
– Die verwendeten Materialien, wie
dunkles Eloxal für Profile und Öffnungsflügel sowie heller Muschelkalk,
erzeugen ein spannungsreiches
Fassadenbild.
Als transparentes Haus mit dauerhaften
Materialien errichtet, stiftet der Neubau
Identität und repräsentiert die Unternehmenswerte wie Modernität und Nachhaltigkeit.
Foyer mit Treppe
© Klaus Helbig
[Umrisse]
Längsschnitt
© KSP Jürgen Engel Architekten
Energetisches Konzept
Das im Mai 2011 eingeweihte Gebäude
der KfW-Bankengruppe mit einem Primärenergieverbrauch von ca. 125 kWh/m²a ist
Vorreiter auch im Hinblick auf die vielfältigen Nachhaltigkeitsaspekte. Ein zukunftsweisendes Energie- und Haustechnikkonzept, eine intelligente Gebäudeautomation für Sonnenschutz und Beleuchtung,
ein ökologisches Heizsystem mit Holzpelletanlage, eine bezüglich Dämmung,
Lüftung und Tageslichtnutzung optimierte
Fassade, ein außenliegender Sonnenschutz zur bestmöglichen Verschattung
sowie die Wärme- und Kälteversorgung
über Bauteilaktivierung der Betondecken
gewährleisten einen ressourcensparenden
Energieeinsatz.
Jürgen Engel
Geschäftsführender Gesellschafter
KSP Jürgen Engel Architekten GmbH,
Frankfurt am Main
Bauherr
KfW-Bankengruppe,
Frankfurt am Main
Architekten
KSP Jürgen Engel Architekten GmbH,
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
Ruffert und Partner Ingenieurgesellschaft mbH,
Limburg
Haustechnik
HTW Hetzel, Tor-Westen + Partner
Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG,
Düsseldorf
Elektrotechnik
K. Dörflinger Gesellschaft für Elektroplanung mbH,
Allendorf
Fördertechnik
Lüsebrink Ingenieure,
Hamburg
Erdgeschoß, erstes und fünftes Obergeschoß
© KSP Jürgen Engel Architekten
Bauphysik
Fritz GmbH,
Einhausen
Brandschutz
Halfkann + Kirchner,
Frankfurt am Main
Fassadentechnik
DS-Plan GmbH,
Köln, Stuttgart
Außenanlagen
Sommerlad Haase Kuli Landschaftsarchitekten,
Gießen
Fassade zum Gartenhof
© Klaus Helbig
[Umrisse]
[159
Erscheinungsbild des Bürohauses
© studio A/Gatermann + Schossig
Das Eastgate
Gebäudekonzeption
Entwurf
Eine starke Identität, Bauabschnitte mit
eigener Adressbildung, Flächeneffizienz
und gleichwertige Büros waren die Ziele
für den Neubau. Lösung dieser Vorgaben
war ein Grundriss, der beide im spitzen
Winkel zulaufenden Straßenfluchten aufnimmt und durch die ovale Ausbildung der
Baukörperecke einen Vorplatz aufspannt.
Von der Lobby gelangt der Besucher direkt
über einen Aufzug in die oberste Etage,
wo ihn der Empfang und ein weitläufiges
Panorama erwarten. Der konkave Schwung
der Längsfassade führt zum Eingang des
zweiten Bauabschnittes und betont die
Vorfahrt zum Bürohaus.
160]
Durch den ellipsenförmigen Gebäudekopf
verfügt jeder Arbeitsplatz über einen freien
Ausblick, sämtliche Büroflächen sind mit
den Gemeinschaftszonen verzahnt: Jeder
Platz wird zum Ort des Austauschs, ob
Teeküche, Meeting-Point oder Besprechungsraum. Dies erzeugt eine Großzügigkeit im Grundriss, die alle Organisationsformen von Einzel- und Kombibüro bis
»Open Space« zu realisieren erlaubt.
Die Baukörperform weist außerdem ein
effizientes Verhältnis von Fassadenabwicklung zu Nutzfläche auf und ermöglicht es
sogar, das vom Investor vorgegebene
Raumprogramm mit 15 % weniger Baumasse zu erfüllen, ohne dabei auf Qualität
zu verzichten.
Baubeginn war im Mai 2011, die Fertigstellung ist für 2012 vorgesehen.
Prof. Dörte Gatermann
Bauherr
Lang & Cie.
Zweite Projektentwicklung GmbH & Co. KG,
Frankfurt am Main
Architekten
Gatermann + Schossig
Bauplanungsgesellschaft mbH & Co. KG,
Köln
Tragwerksplanung
RSP Remmel + Sattler Ingenieurgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
Haus- und Elektrotechnik
bähr ingenieure GmbH,
Köln
Bauphysik
GN Bauphysik Finkenberger + Kollegen
Ingenieurgesellschaft mbH,
Stuttgart
Brandschutz
Dr. Sesselmann und Kollegen
Brandschutz, Explosionsschutz,
Sachverständigen AG,
Darmstadt
[Umrisse]
Neues Maintor-Quartier
Bebauung des ehemaligen Degussa-Areals
Gesamtprojekt
Das Maintor-Quartier, das im Auftrag
der DIC Deutsche Immobilien Chancen
AG & Co. KGaA errichtet wird, liegt im
pulsierenden Dreieck von Bankenviertel,
Mainufer und Altstadt. Mit dem Projekt
»Maintor« wird das ehemalige DegussaAreal, zwischen Untermainkai und Weißfrauenstraße angesiedelt, neu gestaltet.
Das Gelände wird nicht nur neu bebaut,
sondern auch zur Stadt hin geöffnet und
öffentlich zugänglich gemacht: Es wird
unter Wiederherstellung historischer
Wegebeziehungen mit dem Straßennetz
der angrenzenden Viertel verknüpft. Neue
Hochpunkte, wie die vier Hochhäuser
WinX, Maintor Primus, Maintor Porta und
Maintor Panorama, werden die Frankfurter Skyline bereichern und das Erscheinungsbild der Mainmetropole positiv
prägen.
Auf dem Maintor-Areal entstehen hochwertige Bürokomplexe mit Aussicht auf
die Skyline und den Main sowie in die
Straßenschluchten des Bankenviertels.
An der zentralen Plaza und in erster Reihe
am Fluss werden Wohnungen errichtet,
wobei die Mischung aus urbanem Arbeiten, Leben am Fluss und attraktiven öffentlichen Plätzen beste Voraussetzungen für
ein belebtes Quartier bietet. Mit dem
Quartiersplatz, der sogenannten Plaza
von hoher Aufenthaltsqualität und in
gefragter Innenstadtlage, werden Gastronomie, Geschäfte, Kultur und städtisches
Leben zusammengeführt. Plätze, Cafés
und Restaurants werden das neue Quartier
ebenfalls mit Leben erfüllen. Unmittelbar
an die Hauptverkehrsachsen angebunden,
wird es die gewachsene Infrastruktur
der Umgebung ergänzen.
[Umrisse]
Neue »Hochpunkte« in Frankfurt am Main
© KSP Jürgen Engel Architekten
Die Gestaltung der Baukörper bestimmen
Aspekte wie Nachhaltigkeit, Flexibilität
und Flächeneffizienz: Für alle wird eine
DGNB-Zertifizierung in Gold oder eine
Zertifizierung nach dem amerikanischen
LEED-Standard angestrebt. Das Maintor
wird sich durch Komfort, Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz auszeichnen,
wie etwa durch die Reduzierung des
Energie- und Wasserverbrauchs, um die
Betriebskosten zu senken und die Wirtschaftlichkeit des Ensembles zu erhöhen.
Die flexible Gebäudestruktur ermöglicht es
zudem, die Raumplanung der Büroflächen
konsequent auf die Anforderungen und
Bedürfnisse des jeweiligen Mieters auszurichten: Produktivität und Lebensqualität
der Nutzer stehen hier im Vordergrund.
Baukörperanordnung
© KSP Jürgen Engel Architekten
[161
Primus
WinX
Das Hochhaus WinX, das nach Plänen von
KSP Jürgen Engel Architekten errichtet
wird, ist das Herzstück des künftigen
Quartiers. Als neue Adresse am Mainufer
des Bankenviertels bietet der Turm mit
29 Geschossen moderne Arbeitsplätze
mit beeindruckender Aussicht über Stadt
und Fluss. Der Entwurf für das Ensemble
aus Hochhaus und vorgelagertem Portal
ging im Dezember 2009 als erster Preis
aus einem Architektenwettbewerb
hervor.
Der knapp 100 m hohe Turm leitet vom
Hochhauscluster innerhalb des Bankenviertels zu den niedrigeren Türmen am
Mainufer und bereichert die Skyline von
Frankfurt. Der Name WinX verweist dabei
auf zwei Aspekte der Gestaltung: Der Turm
basiert auf einem X-förmigen Grundriss,
der eine optimale Tageslichtnutzung
gewährleistet.
Seine markante Gestalt entwickelt sich in
Form zweier Flügel, also »Wings«. Das
Portal mit seiner hellen Glas-NatursteinFassade ist dem Hochhaus WinX vorgelagert. Die Flächen im Erdgeschoß eignen
sich für eine Nutzung als Konferenzzentrum oder Mitarbeiterrestaurant,
zusätzliche Geschäfte eröffnen weitere
Versorgungsalternativen. Das WinX verfügt über effiziente Bürogrundrisse, die
sich auf einer Fläche von rund 35.000 m²,
davon 7.850 m² im siebengeschossigen
Portalgebäude, flexibel unterteilen lassen.
Je nach Bedarf des zukünftigen Mieters
sind verschiedene Lösungen realisierbar:
vom offenen »Open Space«-Konzept über
Kombibüro-Varianten bis hin zu klassischen Zellenbüros.
Die Arbeitsplätze sind entlang der Fassade
angeordnet und können daher optimal
belichtet und natürlich belüftet werden.
Beste Arbeitsplatzbedingungen garantieren
zudem ein außenliegender Sonnenschutz
und die Möglichkeit, die Raumtemperatur
jeweils individuell zu regeln.
Das 46 m hohe »Primus« mit einer Fläche
von rund 5.500 m² entspricht mit seiner
hochwertigen Natursteinfassade, in die
bodentiefe Fensterflächen integriert sind,
den heutigen Ansprüchen an ein modernes
Bürohaus. Ein angenehmes Raumklima
wird durch einen außenliegenden Sonnenschutz, öffenbare Fenster in allen Büros
und die Verwendung von nachhaltigen,
umweltfreundlichen Materialien erreicht.
Im Sockelgebäude des Primus befinden
sich zusätzliche, ebenfalls großzügig und
hell angelegte Flächen, die verschiedenste
Bürokonfigurationen erlauben. Das Erdgeschoß bietet sich für eine Nutzung
durch Einzelhandel, Gastronomie oder
als moderne Konferenzzone an.
Darüber hinaus profitiert das von KSP
Jürgen Engel Architekten entworfene
Gebäude von seiner zentralen Lage am
Willy-Brandt-Platz mit Schauspielhaus
und Oper, der Nähe zum Main und der
guten Verkehrsanbindung direkt am
U-Bahn-Knotenpunkt Willy-Brandt-Platz.
Hier sind namhafte Firmen und Banken
in unmittelbarem Umfeld angesiedelt,
zudem locken diverse Bars, Restaurants,
Cafés und Läden der Innenstadt.
Vier
Hochhäuser:
WinX, Primus,
Porta, Panorama
© KSP Jürgen Engel Architekten
162]
[Umrisse]
Tragwerksplanung
DBT Ingenieursozietät,
Frankfurt am Main (Primus)
Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main (Porta)
Haus- und Elektrotechnik
Seidl & Gesamtplanung GmbH,
Regensburg (Primus)
»Primus« am Willy-Brandt-Platz
© KSP Jürgen Engel Architekten
Bauphysik
Tohr Bauphysik GmbH & Co. KG,
Bergisch Gladbach
Porta
Das »Porta« stellt die direkte Verbindung
zwischen dem Bankenviertel und der
Frankfurter Altstadt her und bildet den
Auftakt des Quartiers von Osten. Ausgestattet ist es mit einer repräsentativen
Natursteinfassade, die sich auch im
Inneren fortsetzt. Im großzügigen Entree
angekommen, erreicht man über Hochgeschwindigkeitsaufzüge schnell alle
Ebenen des 19-geschossigen Gebäudes.
Der Einsatz zeitgemäßer Haustechnik führt
zu einer Energiebilanz, die die aktuelle
Energieeinsparverordnung um mehr als
25 % unterschreitet. Insgesamt stehen hier
ca. 20.000 m² Bürofläche zur Verfügung,
die flexibel nutzbar sind und individuell an
die Bedürfnisse des Mieters angepasst
werden können. Besprechungsinseln und
moderne Lounges bieten überdies Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten.
Und auf großen Dachterrassen lässt sich
der Blick über die Skyline, die Altstadt und
den Main genießen.
Bauherr
DIC Deutsche Immobilien Chancen AG & Co. KGaA,
Frankfurt am Main
Architekten
KSP Jürgen Engel Architekten GmbH,
Frankfurt am Main (Primus, Porta, WinX, Patio)
Prof. Christoph Mäckler Architekten,
Frankfurt am Main (Panorama)
Jo. Franzke Architekten,
Frankfurt am Main (Palazzi)
Brandschutz
Dr. Sesselmann und Kollegen
Brandschutz, Explosionsschutz, Sachverständigen AG,
Darmstadt
Fassadentechnik
priedemann fassadenberatung GmbH,
Berlin
Außenanlagen
WES & Partner Landschaftsarchitekten,
Hamburg
Jürgen Engel
Geschäftsführender Gesellschafter
KSP Jürgen Engel Architekten GmbH,
Frankfurt am Main
»Porta« mit Dachterrassen
© KSP Jürgen Engel Architekten
[Umrisse]
[163
Neubau Audi Zentrum
Konzept und Baukörperausbildung
Straßenfront mit eingeschnittenen Schauraumfenstern
© Allmann Sattler Wappner
Städtebau
Das Grundstück des neuen Audi Zentrum
Frankfurt-Ost liegt zwischen Hanauer
Land- und Lindleystraße. In zwei fünfgeschossigen Baukörpern sind Verkaufsflächen mit Ausstellungsbereichen und
Kundenzonen sowie Werkstatt und Fahrzeuglager untergebracht.
Die prägenden Elemente der neuen AudiArchitektur, Schauräume, definiert aus
dreidimensionalen, in die Kubatur einschneidenden asymmetrischen Kurven,
bestimmen das Gebäude an der Hanauer
Landstraße (Bauteil 1): Mit ihren expressiv geschnittenen Glasfassaden öffnen
Audi Zentrum Frankfurt-Ost im Modell
© Allmann Sattler Wappner
164]
sich die zwei übereinandergestapelten
Schauräume in beide Richtungen übereck
zur Hanauer Landstraße bzw. zum Kundenparkplatz im östlichen Teil des Areals,
im Süden orientieren sich Gebrauchtwagenausstellungsflächen und Werkstattbereiche zur Lindleystraße.
Das kleinere Bauteil 2 mit Werkstatt- und
Fahrzeuglagernutzung nimmt die Flucht
der neuerrichteten östlichen und der
geplanten westlichen Nachbarbebauung
an der Lindleystraße auf und schließt an
der westlichen Grundstücksgrenze an
die Brandwand des geplanten Nachbargebäudes an.
Die Erschließung erfolgt über eine Zufahrt von der neuen Stinnesstraße sowie
über die je zwei Zu- und Abfahrten an der
Hanauer Land- und Lindleystraße. Der
Hauptzugang für Kunden befindet sich,
den Parkplätzen zugeordnet, an der Ostseite. Durch die Solitärstellung des Hauptgebäudes bleibt die Durchlässigkeit von
Hanauer Land- zu Lindleystraße bestehen,
die wichtigen Sichtbeziehungen zwischen
beiden Straßenräumen bleiben erhalten.
[Umrisse]
Gebäudeschnitt
© Allmann Sattler Wappner
Organisation
Im Erdgeschoß des Bauteil 1 sind neben
dem großen zweigeschossigen Schauraum für Neuwagen Kundenzonen, Serviceannahme inklusive Direktannahmen sowie
Teile der Werkstatt angeordnet. Die oberen
Geschosse beherbergen den zweiten
Schauraum mit Neufahrzeugen sowie,
unmittelbar angrenzend, weitere Kundenund Verwaltungsbereiche. Die ausgedehnte Gebrauchtwagenausstellung im zweiten
und dritten Obergeschoß orientiert sich zur
Lindleystraße auf der südlichen Seite des
Grundstücks. Im offenen unbeheizten vierten Geschoß sind zusätzlich zu den Ebenen
in der Tiefgarage Fahrzeuglagerflächen
untergebracht.
Grundrisse: Unter- bis viertes Obergeschoß
© Allmann Sattler Wappner
[Umrisse]
[165
Fassadenansichten
© Allmann Sattler Wappner
Im zweiten, ebenfalls fünfgeschossigen
Baukörper an der Lindleystraße sind im
Erdgeschoß weitere Servicefunktionen
wie Fahrzeugaufbereitung bzw. der
Karosseriebereich positioniert. Rampen
erschließen die darüberliegenden offenen,
unbeheizten Fahrzeuglagerflächen, über
befahrbare Brücken sind beide Bauteile
miteinander verbunden.
Im Außenbereich befinden sich entlang
der Lindleystraße weitere Ausstellungsflächen für Gebrauchtwagen. Der zentrale
Kundenparkplatz liegt im östlichen Teil des
Grundstücks.
Investor
Audi Retail GmbH,
Ingolstadt
Tragwerksplanung
WSP CBP Consulting Engineers AG,
München
Bauherr
Volkswagen Group Real Estate GmbH & Co. KG,
Wolfsburg
Haustechnik
WSP CBP Technische Ausrüstung GmbH,
München
Betreiber
Audi Zentrum Frankfurt GmbH,
Frankfurt Am Main
Elektrotechnik
Raible + Partner GmbH & Co. KG,
Reutlingen
Projektmanagement
Volkswagen Immobilien GmbH,
Wolfsburg
Bauphysik
Horstmann + Berger GbR,
Altensteig
Architekten
Allmann Sattler Wappner Architekten GmbH,
München
Energieberatung
Transsolar Energietechnik GmbH,
München
Fassade
Die Corporate Architecture von Audi ist
geprägt durch einheitliche geschlossene
Fassadenbereiche, verkleidet mit gefalteten, perforierten Aluminiumelementen, die
mit den expressiv geschnittenen Schauraumfenstern kontrastieren. Dieses Wechselspiel zwischen perforierten Aluminiumflächen mit dahinterliegenden einzelnen
Öffnungen und den über 6 m verglasten
Ausstellungszonen dominiert die Erscheinung des Audi-Zentrums Frankfurt.
Lediglich an der Lindleystraße wird das
erdgeschossige Werkstattareal durch eine
silberne Putzfassade als Sockel hervorgehoben, wobei große Fensterflächen
Einblicke ins Innere ermöglichen. Darüber
liegen die Neu- und Gebrauchtwagenbereiche offen hinter der perforierten
Audi-Fassade, so dass sie schemenhaft
sichtbar werden.
Projektleitung:
Karin Hengher, Alexandra Wagner, Kai Homm
Mitarbeiter:
Tiziana Feighofen, Tina Jacke, Carola Dietrich,
Alexandra Wagner, Matthias Both, Uwe Ernst,
Benjamin Haupt, Konstantin Lauber,
Marc Ottinger
Lichtplanung
Schmidt König Lichtplaner,
München
Freiflächenplanung
realgruen Landschaftsarchitekten,
München
Uta Leconte
Allmann Sattler Wappner Architekten GmbH,
München
166]
[Umrisse]
Gesamtausdehnung des Neubaus
© gmp Architekten
Flughafen Frankfurt
Entwicklung des Bereiches A-Plus
Strukturen im Prozess
Ein Flughafen ist nie in einem definitiven
Zustand, sondern immer in einem Wandlungs- und Anpassungsprozess. Bei der
Konzeption der Erweiterung A-Plus haben
neben der Schaffung von baulicher Identität die funktional-räumliche Gliederung,
die Anpassungsfähigkeit, Veränderbarkeit
und Flexibilität eine ebenbürtige Bedeutung wie die Realisierung eines funktionsfähigen Status quo. Die baulichen Strukturen weisen aus diesem Grunde im jetzigen
Entwicklungsschritt eine äußerst robuste
Struktur auf, legen gleichzeitig den übergeordneten Rahmen für eventuelle Erweiterungsmaßnahmen verbindlich fest und
lassen dabei jedoch genügend Freiraum
für die Vielfalt des Einzelnen.
setzung und das räumliche Konzept des
Marktplatzes, sowohl für SchengenPassagiere in der Ebene 2 als auch für
Non-Schengen-Passagiere in der Ebene 3,
gewährleisten durch seine klare geometrische Neustrukturierung zusammen mit
einer großzügigen zentralen Deckenöffnung, die sich nach oben kegelförmig
erweitert und so optisch die übereinanderliegenden Marktplätze miteinander verbindet, sowie durch die breite Durchsicht
zur Luftseite eine jederzeit gute Orientierung und Akzeptanz.
Die Wurzel mit ihrem zentralen vollverglasten, kegelförmigen Luftraum bildet so
einen unverwechselbaren architektonischen Raum mit hoher Verweilqualität und
Identität. Gastronomie- und Retailbereiche
in Verbindung mit den Lounges sind hierin
integriert und so im Schwerpunkt der
Passagierströme angeordnet. Sie erhalten
durch den Vorfeldbezug Tageslicht, Aufenthaltsqualität und einen hohen Erlebniswert. Individuelle, themenbezogene
Gestaltungskonzepte werden dabei in ein
übergeordnetes Prinzip eingebunden.
Wurzel als Schnittstelle
An der baulichen Schnittstelle zwischen
Terminalhalle und Flugsteig befinden sich
in der Wurzel folgerichtig Funktionen,
die Land- und Luftseite miteinander verknüpfen bzw. den Übergang darstellen:
der zentrale Marktplatz mit Retail- und
gastronomischen Angeboten. Die Um-
[Umrisse]
Lageplan
© gmp Architekten
[167
Ergänzt werden die zentralen kommerziellen und gastronomischen Flächen durch
die im Flugsteig konzentriert verteilten
Retail- und Gastronomiesegmente in direkter Nähe zu den einzelnen Wartezonen, in
denen wiederum Transparenz und Tageslicht, kombiniert mit einfachen und natürlichen Materialien wie Naturstein, Metall
und Holz, eine behagliche Atmosphäre mit
hoher Gestaltungsqualität erzeugen.
Entwurf des Flugsteigs
An die Wurzel angrenzend, erstreckt
sich der Flugsteig auf ca. 26 m Breite über
600 m gen Westen. Der Entwurf sieht ein
wirtschaftlich optimiertes Konstruktionsraster über alle Geschosse und die Anordnung großer geschlossener Fluchttreppenund Schachtkerne an die nördliche Außenwand vor und schafft so einen durchgängig offenen, tageslichtdurchfluteten
Raum. Die unverstellte Blickbeziehung zu
den Gates und dem Vorfeld in Verbindung
mit den stetigen, immer sichtbaren Informationen garantiert ein großzügiges
räumliches Angebot und eine einfache
Orientierung.
Die Wartebereiche, als zusammenhängende Flächen entlang der luftseitigen
Fassade des Flugsteiges angeordnet, sind
durch den unverbauten Blick einfach
auffindbar. Betont wird dies durch großflächige Lichtdecken vor den jeweiligen
Boardingarealen jedes Gates: Die Lichtführung mit architektonischen Mitteln
unterstreicht die Raumwirkung. Ziel der
Lichtplanung für das Innenraumkonzept ist
der Zweiklang aus einer weichen Deckenaufhellung als Grundbeleuchtung und
bewusster Differenzierung der einzelnen
Modulare Fassadenstruktur
© gmp Architekten
Funktionseinheiten. Die Ausbildung von
Lichtinseln und -zonen für die Counterund Gate- sowie die Retail- und Gastronomiebereiche bewirkt die notwendige
Lebendigkeit innerhalb der großen Raumzusammenhänge und unterstützt die Orientierung für die Fluggäste und Kunden.
Am Abend lassen alle Öffnungen das
künstliche Licht in den Außenraum schimmern und erzielen den nächtlichen Formausdruck. Das Zusammenspiel von Fassaden- und Dachstruktur mit seiner großen
Öffnung im Wurzelbereich prägt die Nachterscheinung der Erweiterung A-Plus vom
Boden und aus der Luft. Hierbei orientiert
sich die Fassadengestaltung der Aufgabe
entsprechend an der Großordnung und
sucht die Lösung in der Reduktion im
Detail. Im Sinne der energetischen Nachhaltigkeit und der Wirtschaftlichkeit wird
die modulare Gebäudehülle als vormontierte Aluminiumrahmenfassade aus
hochwärmedämmenden Profilen mit verbessertem U-Wert in Verbindung mit
einem starren, außenliegenden und 1 m
auskragenden horizontalen Sonnenschutz
konzipiert, wobei der Wechsel von offenen
zu geschlossenen Abschnitten zur Stärkung der Orientierbarkeit mit logischem
und angemessenem Sichtbezug realisiert
wird. Reduzierter Einsatz von Glasflächen
an der Nordseite des Flugsteiges gewährleistet einerseits Belichtung und Außenbezug und berücksichtigt andererseits in
der Konstruktion spätere Ausbauzonen.
Die Neubaumaßnahme der Entwicklung
des Bereiches A-Plus ist trotz der unterschiedlichen Bauteile von Flugsteig und
Wurzel als eine architektonische Einheit
konzipiert und steht damit zeichenhaft
mit einem nach innen und außen durchgängigen Erscheinungsbild für das
Gesamtprojekt.
Jürgen Hillmer
Dipl.-Ing. Architekt
Partner im Büro gmp,
Hamburg
Bauherr
Fraport AG,
Frankfurt am Main
Architekten
gmp Architekten
von Gerkan, Marg und Partner
Tragwerksplanung
Weber Poll Ingenieurbüro für Bauwesen,
Hamburg
Gebäudetechnik
Arup GmbH,
Frankfurt am Main
Brandschutz
hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH,
Frankfurt am Main
Lichtplanung
Conceptlicht,
Traunreut
Gebäude im Entstehen
© gmp Architekten
168]
Verkehrsplanung
VSU Beratende Ingenieure für
Verkehr Städtebau Umweltschutz GmbH,
Herzogenrath
[Umrisse]
Zwei Haltestellen der Stadtbahnlinie
Erster Preis in einem Realisierungswettbewerb
Baukörper
© Just/Burgeff Architekten
Shared Space
Aufgabe
Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am
Main mbH als Betreiber der Stadtbahnstrecken beabsichtigt entlang der Linie U 5
zwischen Konstabler Wache und Preungesheim die Realisierung von zwei neuen
Haltestellen: Musterschule und Glauburgstraße.
Im Rahmen eines Wettbewerbs sollten
für die Bahnsteige gestalterisch anspruchsvolle Lösungen gefunden werden, in der
die straßenräumlichen und funktionalen
Aspekte im Hinblick auf die Vorgaben
bezüglich Haltestellenausformung und
guter Orientierbarkeit für die Kunden
berücksichtigt sind. Der mit dem ersten
Preis ausgezeichnete und voraussichtlich
bis 2013 zu realisierende Entwurf beruht
nun auf folgendem Konzept:
Inseln im Stadtraum
Durch das versetzte Anordnen der
Haltestellen links und rechts entlang der
Eckenheimer Landstraße entstehen neue
»urbane Inseln« im Stadtraum. Diese
Inseln werden als urbane Freiräume, also
Shared Spaces, gestaltet, die alle aufeinandertreffenden Funktionen zu einem
gemeinsamen Raum vereinen.
[Umrisse]
Der neugewonnene urbane Freiraum wird
durch die gezielte Auflösung der strikten
Trennung von Radverkehr, Stadtbahnhaltestelle, Fußgängern und Hausbewohnern
zu einem gemeinsam erlebbaren Raum
mit Platzcharakter geformt, in dem sich
alle Funktionen in Koexistenz begegnen
können.
Der Raum entwickelt sich zwischen der
Außenkante des Hochbahnsteigs und
den Außenkanten der Häuser. Er wird als
urbane Landschaft aufgefaltet und reagiert
individuell auf die einzelnen Randbedingungen, wie zum Beispiel Hauseingänge,
Seitenstraßen oder aber auf die unterschiedlichen Einstiegshöhen der Stadtbahn.
Der Bahnsteigkörper verschmilzt mit dem
Bürgersteig, ein fließender Raum entsteht.
Raumbeziehungen
© Just/Burgeff Architekten
Inselbildung
© Just/Burgeff Architekten
Entschleunigung
Die Hauptbewegungsrichtung der Eckenheimer Landstraße ist längs stadtausund stadteinwärts. Diese Richtung wird
verstärkt durch die parallel verlaufenden
Spuren von (Auto-)Fahrbahn, Stadtbahngleisen und Radwegen, die die Straße
in einzelne schmale Streifen trennen. In
Querrichtung, orthogonal zur Eckenheimer
Landstraße, bewegen sich hauptsächlich
die Fußgänger und Anwohner auf den
momentan nicht sehr breiten Bürger-
steigen, was ihr Vorwärtskommen einschränkt bzw. unkomfortabel macht. Durch
»Inselbildung« und Zusammenlegung der
einzelnen Funktionen zu einem Gesamtraum (Shared Space) wird die Orthogonalbewegung in diesem Bereich gestärkt, die
vorherrschende Längsorientierung durch
den neuen Stadtraum »entschleunigt«:
Neue Orte der Begegnung auf unterschiedlichen Ebenen können entstehen.
[169
Künftige Haltestelle in der Glauburgstraße
© Just/Burgeff Architekten
So wird das Thema der »Zäsur« ins
Gegenteil umgewandelt und ein zur Fahrbahn geschützter Stadtraum mit hoher
Aufenthaltsqualität geschaffen. Die urbane
Landschaft schichtet den Raum auch
»weich« in der Höhe, es entwickeln sich
fließende Übergänge, Aufweitungen,
Buchten, Orte zum Verweilen.
Umsetzung des Shared Space
Im Bereich der Haltestellen ist für den
Kfz-Verkehr Tempo 30 vorgesehen. Die
beidseits der Eckenheimer Landstraße für
Fußgänger und Radfahrer vorhandenen
bzw. geplanten Flächen werden den
Umfeldanforderungen entsprechend
gegliedert.
»Musterschule« als zweiter Neubau für die Stadtbahn
© Just/Burgeff Architekten
Auf der der Haltestelle abgewandten
Straßenseite bleibt die Linearität gewahrt,
indem Radwege oder -fahrstreifen baulich
und markiert ausgebildet werden. Auf der
Seite mit Haltestellenbereich wird die
Linearität hingegen aufgehoben, Radfahrstreifen werden nicht markiert. Damit wird
ausdrücklich betont und gefördert, dass,
auf dem Prinzip Shared Space beruhend,
Fußgänger, Radfahrer, Wartende, Spielende und Bummelnde aufeinander Rücksicht
nehmen. Die, bezogen auf die Fußgängerund Radfahrerströme, vertikal von und
zu der Haltestelle Laufenden können so
nahezu deren gesamte Länge nutzen.
Verkehrsrechtlich wird dies mit dem
Schild »Fußgänger« und dem Zusatz
»Radfahrer frei« geregelt, so dass keine
Pflicht zum Absteigen für Radfahrer
besteht. Es ist gewährleistet, dass an der
engsten Stelle mindestens 3 m freie Breite
vorhanden sind, womit eine gemeinsame
Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer
unproblematisch ist.
Glauburgstraße
Musterschule
Lageplan
© Just/Burgeff Architekten
170]
[Umrisse]
Haltestelle
Die Haltestelle wird Teil des öffentlichen
Raums, ist Bürgersteig, Haltestelle und
urbaner Platz zugleich. Die notwendigen
Funktionen, wie Fahrkartenautomat,
Papierkörbe und Sitzgelegenheiten, und
das taktile Leitsystem werden in die neue
»Stadt-Landschaft« integriert.
Der Witterungsschutz oder Unterstand
gleicht einer räumlichen Skulptur, die sich
aus dem gefalteten Raum der Rampen,
Treppen oder Böschungen entwickelt, frei
zugänglich und das klassische Verhältnis
von Vorder- und Rückseite einer Haltestelle
wie die Trennungslinie zwischen Bahnund Bürgersteig auflösend.
Schnittfolge: Glauburgstraße
© Just/Burgeff Architekten
Materialität
Der Infokasten samt Stationsbeschriftung
hängt im Bereich des Witterungsschutzes
orthogonal zur Fahrbahn, so dass man ihn
von der Fahrbahn und vom Bürgersteig gut
erkennen kann.
Die gewählten Pflaster entstammen dem
Katalog der Stadt Frankfurt zu Bodenbelägen im öffentlichen Raum und entsprechen somit den Anforderungen bezüglich
einer einfachen Wartung und Unterhaltung.
Der Witterungsschutz ist als Stahlrostkonstruktion ausgebildet, wobei die
tragende Glasverbundscheibe, an der
ebenfalls der Infokasten befestigt ist, zur
Aussteifung dient. Die Verkleidung des
Stahlrostes besteht aus eloxiertem Aluminiumblech, an der Unterseite werden die
notwendigen Beleuchtungskörper flächenbündig integriert.
Malte Just
Till Burgeff
Bauherr
Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH
Entwurf
Just/Burgeff Architekten GmbH,
Frankfurt am Main
Landschaftsarchitekten
Freiraum X,
Frankfurt am Main
Verkehrsplanung
Prof. Dr.-Ing. Rudolf Eger,
Darmstadt
Schnittfolge: Musterschule
© Just/Burgeff Architekten
[Umrisse]
[171
Regionaltangente West
Gemeinschaftshaltestelle von Eschborn und Frankfurt-Sossenheim
Gestaltung der Außenbahnsteige
© Jourdan & Müller
»Eyecatcher« im Personennahverkehrsnetz
© Jourdan & Müller
Entwurfskizzen
© Jourdan & Müller
Fußgängerbrücke über die Autobahn
© Jourdan & Müller
Entwurf
Die Regionaltangente West soll vom Nordwestzentrum in Frankfurt-Niederursel bzw.
vom Bahnhof Bad Homburg von der Höhe
über Eschborn, Frankfurt-Sossenheim,
-Höchst, -Flughafen und -Stadion nach
Neu-Isenburg-Zentrum bzw. DreieichBuchschlag verlaufen und das bisher
sternförmige, von der Frankfurter Innenstadt ausgehende öffentliche Personennahverkehrsnetz sinnvoll tangential
ergänzen.
172]
Die Gemeinschaftshaltestelle kann die
angrenzenden Stadtteile von FrankfurtSossenheim, Eschborn und Schwalbach
optimal erschließen und wirkt sich aufgrund der Reduzierung der Haltestellen
positiv auf die Kosten und die Fahrzeit
der Regionaltangente West aus. Da die
Gemeinschaftshaltestelle den regionalen
Zusammenhalt im Ballungsraum Frankfurt–
Rhein-Main symbolisieren soll, hat die
Stadt Eschborn Jourdan & Müller mit der
Erarbeitung eines Gestaltungskonzepts
beauftragt. Die Architekten sehen in
der Gemeinschaftshaltestelle einen
»Eyecatcher«, der architektonisch hochwertig auszubilden ist. Deshalb sieht
der Entwurf für die Außenbahnsteige
geschwungene Dächer in Form und
Struktur von Blättern sowie für die Fußgängerbrücke über die Bundesautobahn
A 66/A 648 eine Schrägseilbrücke mit
einem markanten Pylon vor.
Benjamin Jourdan
Auftraggeber
Stadt Eschborn
Gestaltungskonzept
Jourdan & Müller · PAS,
Frankfurt am Main
Verkehrsplanung und Tragwerksentwurf
Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
[Umrisse]
Mit Flughafenbetreibern, Automobilherstellern, Bund, Städten und Kommunen
und den planenden und ausführenden Unternehmen stellen wir in einer
Ad hoc-Veranstaltung
BAU VON PARKHÄUSERN, TANK- UND RASTANLAGEN
die neuesten Projekte und Entwicklungen vor, wobei die Sicherheit durch
entsprechende Kontroll- und Überwachungssysteme und der Brandschutz
einen nicht unerheblichen Vortragsblock bilden werden.
Aber auch für die Farbgestaltung und aktuelle Beleuchtungskonzepte
werden allen am Bau von Parkhäusern, Tank- und Rastanlagen interessierten Bauherren und Investoren überzeugende Beispiele geliefert.
Neben dem Neubau steht hier die Sanierung erhaltenswerter
Parkhäuser und Garagenanlagen natürlich ebenso im Fokus und
auf dem Besuchsprogramm.
Wir freuen uns, wenn wir Sie für diese Veranstaltung interessieren können.
Unterlagen, wie Themen- und Objektplan, Referentenverzeichnis
und Anmeldemodalitäten finden Sie unter
www.mixedmedia-konzepts.de/Veranstaltungen
Frau E. Wiederspahn beantwortet aber auch gerne eine persönliche Anfrage.
VERLAGSGRUPPE
W I E D E R Smit MixedMedia
P A Konzepts
HN
Biebricher Allee 11 b
65187 Wiesbaden
Tel.: 00 49/(0)6 11/98 12 92-0
Fax: 00 49/(0)6 11/80 12 52
[email protected]
www.verlagsgruppewiederspahn.de
Finanzierung der Deutsche-Bank-Türme
Immobilienmarkt
]
Beratung der Allianz durch CMS Hasche Sigle
Die Deutsche Bank AG hat ihre Frankfurter
Zentrale, die sogenannten Zwillingstürme,
an einen geschlossenen Fonds der hauseigenen Fondstochter DWS für ca. 600 Millionen Euro verkauft – bei einem Finanzierungsvolumen von ca. 300 Millionen
Euro.
Ein Team von CMS Hasche Sigle um den
Immobilienexperten Dr. Volker Zerr und
den Finanzrechtsexperten Dr. Peter Ruby
hat die Allianz Real Estate GmbH, die hier
im Auftrag verschiedener Allianz-Gesellschaften tätig wurde, bei der Finanzierung
des Erwerbs dieses stadtbildprägenden
Ensembles in Frankfurt am Main umfassend beraten.
Die Allianz Real Estate GmbH ist damit
erstmals in Deutschland als Kreditgeber
einer gewerblichen Immobilienfinanzierung tätig geworden. Das CMS-Team um
Dr. Volker Zerr berät die Allianz regelmäßig
bei solchen Transaktionen, im Jahr 2010
etwa bei der Sale-and-Lease-back-Akquisition von 80 Aldi-Standorten.
CMS Hasche Sigle ist eine der führenden
wirtschaftsberatenden Anwaltssozietäten
– mit mehr als 600 Anwälten in neun wichtigen deutschen Wirtschaftszentren sowie
in Brüssel, Moskau und Shanghai.
www.cmslegal.com
www.cms-hs.com
NEUES LEBEN AM START
IM EUROPAVIERTEL WEST
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Vier verschiedene Quartiere
schaffen hochwertigen Lebensraum
und attraktive Arbeitsplätze, umgeben
von viel Grün. Das Europaviertel West
in Frankfurt am Main verbindet die
Innenstadt mit der Messe, die Stadt
mit der Welt und die Menschen
mit der Natur. Investoren und Entwickler finden ihre Verbindung zum
Europaviertel West im Internet.
www.europaviertel.de
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Region Mitte
Mergenthalerallee 15–21
65760 Eschborn
Tel. 06196 5232-242
Fax 06196 5232-209
[email protected]
www.aurelis-real-estate.de
VERKA
UFT
Ein Projekt der
Triebwerk München
Planungsprojekt von aurelis
Die Zukunft des ehemaligen Ausbesserungswerks der
Deutschen Bahn im Münchner Stadtteil Neuaubing
nimmt Konturen an: Aktuelle Pläne zur Umgestaltung
des ca. 400.000 m² großen Areals mit drei riesigen Hallen
sind inzwischen vorgestellt worden. »Das Areal hat das
Potential, ein Motor der Entwicklung im Münchner
Westen zu werden«, so Stefan Wiegand, Geschäftsführer
der aurelis Real Estate GmbH & Co. KG, »der Name
spiegelt die wirtschaftliche Dynamik des Standorts wider
und geht zugleich auf die ehemalige Nutzung durch die
Deutsche Bahn ein.«
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oder München. Anmeldung: www.projektpro.de/tour2
Umgestaltung des früheren Ausbesserungswerks
© aurelis Real Estate GmbH & Co. KG
Das Triebwerk München, unweit der Bundesautobahnen
A 96 und A 99 gelegen, soll eines der attraktivsten
Gewerbegebiete von München werden. Wo 1906–2001,
also rund 100 Jahre lang, Züge und Waggons der Deutschen Bahn instandgesetzt wurden, wird ab 2012 Platz
für innovative Handwerks- und Technologieunternehmen,
kreative Dienstleister und aufstrebende Start-ups
geschaffen. In einer zweiten Phase wird dann an der
ehemaligen »Gleisharfe« eine Bebauung mit ca. 350
Wohneinheiten entwickelt.
Kernstück des Konzepts, das aurelis in enger Abstimmung mit der Landeshauptstadt München, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sowie Naturschutzgutachtern realisiert, sind aber die Sanierung und
Aufwertung der drei denkmalgeschützten Hallen mit
24.250 m² Fläche und über 5 m lichter Raumhöhe.
www.aurelis-real-estate.de
[Umrisse]
[175
Städel-Tower in Frankfurt am Main
Produkte und Projekte
]
Energiesparende Lichtlösung von Zumtobel
Ein fast 20 m hoher Turm verzaubert
seit kurzem Besucher am Frankfurter
Schaumainkai – vor allem bei Nacht, wenn
ihn feine Lichtlinien in warmweißes Licht
tauchen. Entstanden ist der direkt vor dem
gleichnamigen Museum anzutreffende
Städel-Tower aus einer Sentimentalität
heraus, wie der Architekt Michael Schumacher meint. Denn der Turm, ein wahres
Recyclingprojekt, wurde aus 15 Schalungselementen errichtet, die zuvor beim Bau
der Städel-Erweiterung ihren ursprünglichen Verwendungszweck erfüllten: den
»Guss« der Betondecke zu gewährleisten.
Installation aus LED-Lichtlinien
© Jörg Hempel/Zumtobel Lighting GmbH
176]
Leuchtende Recycling-Kunst am Schaumainkai
© Jörg Hempel/Zumtobel Lighting GmbH
Ingesamt fünf Ebenen umfassend, die
jeweils drei quadratische Platten mit einer
Seitenlänge von ca. 3,70 m aufweisen,
wurde dieses Kunstwerk durch die
gemeinschaftliche Unterstützung von
Planern und ausführenden Firmen der
Museumserweiterung ermöglicht, wie
eben Zumtobel. Der Leuchtenhersteller
ist beim Umbau des Städel für die Realisierung des Beleuchtungskonzepts
verantwortlich.
Für die Turmkonstruktion entwickelte
Zumtobel eine energiesparende Lösung,
die ihrer eher schlicht anmutenden Gestalt
bei Dunkelheit Leben einhaucht: Dafür
sorgen 24 LED-Linien à 14 W, deren Licht
durch die verschiedenen Öffnungen der
»Bausteine« aus dem Innenraum nach
außen dringt und gleichzeitig von außen
nach innen strahlt, um die Konstruktion
sichtbar zu machen. Die LED-Linien sind
einzeln über DMX angesteuert und inszeniert, dem Kunstwerk durch langsames,
abwechselndes Dimmen der Leuchten eine
faszinierende Anziehungskraft verleihend,
die Besucher innehalten lässt: Der Tower
verliert dabei sein massives Erscheinungsbild und wird selbst zu einem leichten
Lichtkunst-Objekt.
Mit ihrem Entwurf haben die mit der Städel-Erweiterung beauftragten Architekten
schneider + schumacher dem Museumsumbau bereits jetzt ein Denkmal gesetzt.
»Wir wollten eben ein sichtbares Zeichen
setzen«, so Michael Schumacher. »Im
Städel wird nach unten gebaut, hier nach
oben.« Der Städel-Tower wird vorerst bis
zum Herbst stehenbleiben und den diesjährigen Architektursommer Rhein-Main
bereichern – während am Schaumainkai
fleißig weitergearbeitet wird, soll die
Museumserweiterung doch bis Anfang
2012 abgeschlossen sein.
www.zumtobel.com
[Umrisse]
Bürgerhospital in Frankfurt am Main
Blühender Dachgarten dank ZinCo
Ideenskizze
© ZinCo GmbH
Die erforderliche Aufstockung des Bauwerks um zwei Etagen hatte jedoch Konsequenzen für den Dachgarten. Da er stets
einwandfrei funktioniert und allseits so gut
gefallen hatte, beschloss die Krankenhausdirektion seinen Umzug. Er wurde also abund zwei Etagen höher wieder aufgebaut:
Auf der Basis einer bereits wurzelfest
ausgebildeten bituminösen Abdichtung
startete der ZinCo-Systemaufbau mit der
[Umrisse]
Begehbarer Dachgarten
© ZinCo GmbH
Isolierschutzmatte ISM 50, gefolgt von
den Drän- und Wasserspeicherelementen
Floradrain® FD 60. Vollflächig verlegt,
sichert das unterseitige Kanalsystem
dieser Elemente die Ableitung von Überschusswasser – und zwar durchgängig
auch unterhalb der Gehbelagsflächen
und bei den Natursteinmauern. Dort sind
die Floradrain®-Elemente als »verlorene
Schalung« ausbetoniert und die Mauern
aus rotem Buntsandstein in Mörtel gesetzt.
In den Bereichen mit späterer Begrünung
wurde Floradrain® FD 60 mit dem Tonziegelgranulat Zincolit® Plus verfüllt und
mit dem Systemfilter SF abgedeckt. In
einem nächsten Schritt wurde die Systemerde »Dachgarten« in einer Höhe von,
angepasst an die der Natursteinmauern,
durchschnittlich 35 cm aufgeschüttet,
wobei das Aufblasen des Substrats mittels
Silofahrzeug eine sehr effiziente Aufbringung gewährleistete.
In den Hochbeeten gedeiht nun eine
Pflanzenpracht in besonderer Vielfalt,
damit sich über das ganze Jahr ein wechselnder Eindruck ergibt. So blüht selbst bei
Kälte der Winter-Schneeball, im Herbst
duftet Osmanthus und ist wie der Flieder
ein Beispiel dafür, dass dieser Dachgarten
die Sinnesorgane anspricht: Ein kleiner
Trampelpfad mit unterschiedlichen Oberflächen für Zuckerkranke lässt die Füße
darüber hinaus warm oder kalt, hart oder
weich erfühlen.
Rosenrankgitter ziehen die Blicke auf sich
und verstecken zugleich in ihrem Innern
die auf dem Dach installierten Abluftrohre,
bis zu 3 m hohe Sträucher wie die Felsenbirne setzen weitere Akzente, während
Clematis und das immergrüne Geißblatt
die angrenzende Fassade verschönern
und derart ein harmonisches Gesamtbild
[ Produkte und Projekte
Das Frankfurter Bürgerhospital befindet
sich im dichtbesiedelten Stadtteil NordendWest. Mangels ausreichender Grünfläche
am Boden wird es seit nunmehr zehn
Jahren durch einen blühenden, ca. 750 m²
großen Dachgarten bereichert. Patienten
und Besucher ebenso wie Ärzteschaft und
Mitarbeiter schätzen die attraktive Erholungsmöglichkeit in luftiger Höhe, so
dass mit einer notwendigen Gebäudeerweiterung im Jahre 2008 der Dachgarten
komplett abgetragen und in identischem
Design mit gleicher ZinCo-Technik zwei
Stockwerke höher neu gebaut wurde.
Man legt hier Wert auf Ganzheitlichkeit.
Wesentlich ist daher, dass sich die Menschen wohlfühlen, wobei die Gestaltung
des Umfelds ebenfalls eine große Rolle
spielt. Der Bildhauer und Landschaftsgärtner Peter Vaughan, dem Bürgerhospital
seit langem verbunden und zuständig für
sämtliches Grün im Innen- wie Außenbereich, hatte nun die Idee zu einem
begehbaren Dachgarten: »Mit einer handkolorierten Skizze kam ich in ein ZinCoFachseminar auf der Suche nach der richtigen technischen Lösung zur Umsetzung.«
Und er wurde fündig. Auf Basis des
ZinCo-Systemaufbaus »Dachgarten« entstand dann 2001 die intensive Dachbegrünung mit Gehbelagsflächen, Natursteinmauern und Hochbeeten – gemäß
Vaughans Planskizze.
Sitzgelegenheiten zum Verweilen
© ZinCo GmbH
Prinzipieller Systemaufbau
© ZinCo GmbH
abrunden, das von einer Tropfschlauchbewässerung versorgt wird – eine Attraktion,
die begeisterten Zuspruch findet und mit
Sicherheit dazu beiträgt, dass die Patienten schnell wieder gesund werden.
Um noch mehr Grünfläche zu schaffen,
werden auch der derzeitige An- und Umbau
des Bettenhochhauses genutzt: Auf ca.
350 m² soll dort bis April 2012 eine extensive Dachbegrünung entstehen – natürlich
mit ZinCo-Technik.
www.zinco-greenroof.com
www.zinco.de
[177
Individuelle Lösungen für Frankfurt am Main
Produkte und Projekte
]
Betonabdichtung bei erdberührten Bauteilen von StekoX
Das Stadtbild von Frankfurt am Main bietet
auch abseits der bekannten Skyline zahlreiche Besonderheiten, befindet sich die
Weltmetropole doch in einem ständigen
Wandel. Viele Projekte mit markanter
Architektur erfordern dabei individuelle
Maßnahmen und Lösungen, und zwar
unter anspruchsvollen Rahmenbedingungen. Die vor zehn Jahren gegründete
StekoX GmbH aus Magstadt hat sich auf
die Entwicklung und Herstellung aktiver
Abdichtungssysteme für Betonfugen bei
erdberührten Bauteilen spezialisiert und
ist seitdem an zahlreichen Bauvorhaben
im Frankfurter Raum beteiligt.
So hat das Unternehmen beispielsweise
für die beiden Hochhaustürme der Europäischen Zentralbank die Fugenbleche,
Injektionsschläuche sowie Abschalelemente mit eingeschweißten Fugenblechen für die Abdichtung der Untergeschosse geliefert.
Mit einem Passagieraufkommen von jährlich über 50 Millionen Reisenden ist der
Frankfurter Flughafen der größte Airport
Deutschlands: Bis 2012 wird hier das sogenannte A-Plus, ein ca. 600 m langes und
komplett unterkellertes Empfangsgebäude
Bau der Wasserspeicher
am Frachtflughafen
© StekoX GmbH
178]
errichtet, an das die Flugzeuge direkt
andocken werden. Mit der Abdichtung
des Kellergeschosses wurde StekoX
beauftragt. Dabei kommen das Fugenblech
AquaproofX® 1, der Injektionsschlauch
WaterpoofX® 1, die Dichtungsmasse
FlexproofX® 1, die Polymer-Quellpaste
SX® 100 sowie Abschalelemente, allesamt
firmeneigen entwickelte Produkte, zum
Einsatz. Die Baustelle liegt zudem in einem
gesicherten Bereich des Flughafens, so
dass ein normaler Antransport des Materials nicht möglich ist. Es bedurfte also der
Präsenz vor Ort sowie umfangreicher
Planungsgespräche im Vorfeld mit der
Ed. Züblin AG und der Max Bögl Bauunternehmung GmbH & Co. KG, um die Rohbauzeit in rund zehn Monaten abzuschließen.
Nicht weit entfernt vom zukünftigen Flugsteig A-Plus werden derzeit bei der sogenannten Cargo-City-Süd drei oberirdische,
25 m hohe Speicher als Teil einer Abwasserreinigungsanlage verwirklicht. Beim
Enteisen der Flugzeuge entsteht Abwasser,
das in ihnen gespeichert und dann nach
und nach in die Abwasserentsorgung
gegeben wird. Die Befüllung mit einer
solchen Enteisungsflüssigkeit stellt aber
hohe Anforderungen an die Abdichtung
der Betonbehälter, weshalb die Wände in
»Schüssen« als Ringschalung gefertigt und
die Fugen zwischen ihnen angemessen
abgedichtet werden müssen. Zur Ausführung gelangte nun unter anderem das
Fugenblech AquaproofX® 1, basierend auf
der Entwicklung einer speziellen Bügelkonstruktion.
Eine besondere Planung in den Untergeschossen bedingte darüber hinaus der
170 m hohe OpernTurm, da er über tiefreichende Fundamente verfügt und die
Abdichtung der Betonfugen wegen hoher
Grundwasserstände mit größter Sorgfalt
zu realisieren war. StekoX arbeitete hier
ebenfalls mit der Ed. Züblin AG zusammen,
Verwendung fanden wiederum Fugenblech
und Injektionsschlauch: Während Ersteres
für eine sofortige Abdichtung der Fugen
bürgt, gewährleistet das Injektionssystem
deren größtmögliche Dichte durch das
Einspritzen von Polyurethanharz.
OpernTurm am Opernplatz
© StekoX GmbH
»Das Bemerkenswerte bei der zweigeschossigen Halle 11 der Frankfurter Messe
und dem dazugehörigen Messeeingang
West war, dass die Technikbereiche
zunächst als Keller geplant waren, letzten
Endes aber als Versorgungskanäle ausgeführt wurden. Das hatte zur Folge, dass
hier eine Vielzahl an Fugen abzudichten
war«, so StekoX-Geschäftsführer Claus
Steinbuch. Errichtet in ElementwandBauweise, verfügt das Gebäude alle 3–4 m
über eine vertikale Fuge, wobei die Untergeschosse im Grundwasser stehen. Eine
detaillierte Vorplanung war also notwendig, um eine dauerhafte sichere Abdichtung zu erzielen.
[Umrisse]
Eingang zur
Messehalle 11
© StekoX GmbH
Injektionssystem wurde von der damaligen
Müller-Altvatter Bauunternehmung GmbH,
heute BAM Deutschland AG, eingebracht.
Alle diese Projekte zeigen deutlich, dass
Bauvorhaben stets Unikate sind, für die oft
individuelle Lösungen gefunden werden
mussten – auch und gerade für die Betonabdichtung.
www.stekox.de
[ Produkte und Projekte
Einen 360°-Ausblick über die ganze Stadt
bietet der Skyper, ein Hochhaus mit 38
Geschossen und reichlich Platz für Büros.
Das Gebäude wurde 2004 fertiggestellt
und gehört mit seiner Gesamthöhe von
154 m zu den höchsten Bauwerken
Deutschlands. StekoX dichtete hier mit
dem Injektionssystem WaterpoofX® 1 die
bis zu 3,80 m dicken Bodenplatten ab, das
Erscheinungsbild des Skyper
© StekoX GmbH
Sicherheit an Fußgängerüberwegen
Robuste Warnleuchte von Osram Opto Semiconductors
Gerade zu »verkehrsberuhigteren« Zeiten
queren manche Menschen oft die Straße,
wenn die Ampel bereits auf Rot gesprungen ist – was nicht immer glimpflich ausgeht. Und genau deshalb hat der spanische
Hersteller von Lichtsystemen DSTA mit der
sogenannten Light Line eine Lösung entwickelt, die dem Fußgänger zusätzlich zur
normalen Ampel direkt vor seinen Füßen
signalisiert, ob ein gefahrloser Überweg
möglich ist: Die Warnleuchte ist in den
Bürgersteig integriert und funktioniert
synchron mit der Ampelschaltung. Derart
soll sie für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen
und dazu anhalten, bei Rot stehenzubleiben, selbst wenn keine Autos zu sehen sind.
Für ein schnelles und zuverlässiges
Lichtsignal wurden hier rote und grüne
Golden-Dragon-LEDs der Osram Opto
Semiconductors GmbH gewählt, die über
Ansprechzeiten im Nanosekundenbereich
verfügen. Darüber hinaus können sie hier
all ihre Stärken ausspielen: LEDs sind sehr
robust und trotzen Erschütterungen, Wind
und Wetter ebenso wie Verschmutzungen
am Gehsteig. Dank der geringen Baugröße
der Module sind zudem flache Leuchtendesigns möglich, was auch eine nachträgliche Montage problemlos erlaubt. Und: Sie
haben je nach Umgebungsbedingungen
eine durchschnittliche Lebensdauer von
ca. 100.000 h, die Wartungskosten sind
also niedrig, und der Verkehr wird kaum
beeinflusst. Erste Testinstallationen der
»Light Line« gibt es in den spanischen
Städten Burgos und Terrasa, weitere
Projekte werden in Kürze folgen.
www.osram-os.com
(Zusätzliche) Ampel am Boden
© Osram Opto Semiconductors GmbH
[Umrisse]
[179
NRW.Bank Münster
Produkte und Projekte
]
Optimale Entwässerung durch Birco
Im Mai 2007 fiel der Startschuss: Bagger
rückten an und rissen die Gebäude ab,
einzig die denkmalgeschützten Fassaden
blieben erhalten. Und damit das Entwässerungssystem für die neue NRW.Bank
Münster stimmig ist, hat Birco ein ganzheitliches Konzept aus unterschiedlichen
Rinnentypen entwickelt, die im Zusammenspiel eine optimal funktionierende Gesamtlösung ergeben.
Die Süd- und Westfront des historischen
Hauses wurden aufwendig saniert, Nordund Ostseite entlang der Haupteinfahrt und
zum Innenhof hingegen durch moderne
Konstruktionen aus Glas und hellem Naturstein ergänzt, wobei ein Augenmerk auf
deren Entwässerung lag. Um die Anmutung
dieser Fassaden nicht zu beeinträchtigen,
zugleich aber einen dauerhaft wirksamen
Schutz gegen Niederschlagswasser zu
gewährleisten, wurden zwei unterschiedliche Varianten eingebaut. Im Bereich der
Glashülle liegt das Rinnensystem BircoLight in der Nennweite 100 mit aufgeständerten V2A-Längsstababdeckungen, in
die ein Ableitblech geführt wurde, so dass
das an der Fassade auftretende Niederschlags- und Kondenswasser direkt in die
Rinne fließt; die 3 mm dicken, begehbaren
Längsstäbe betonen zudem die langgestreckte, filigrane Linienstruktur. Entlang
den vorgehängten »Steinflächen« an
Haupteinfahrt und Innenhof kam nun das
Edelstahlrinnensystem BircoTop Typ
Steinfassade zum Einsatz. Die Fassadenelemente sind hier in die Rinne integriert
Längsstababdeckungen am Fassadenfuß
© Birco Baustoffwerk GmbH
180]
und leiten das hinter ihnen anfallende
Tropf- wie das Niederschlagswasser
gezielt ab, was Staunässe und somit
Schäden am Mauerwerk verhindert. Der
angrenzende Steinplattenbelag reicht
darüber hinaus bis an die Rinne, akzentuiert durch einen gestalterisch ansprechenden Spalt. An der Eingangstür im Innenhof
wurden schließlich Edelstahlschlitzrinnen
BircoTop Typ Portaltür angeordnet, deren
integrierte Längsstababdeckungen für
eine optische Einheit mit den Fassadenrinnen sorgen. Die Längsstäbe sind außerdem 4 mm dick und halten daher problemlos Belastungen stand.
Die neuerrichteten Gebäudehüllen passen
sich dem historischen Vorbild an, Gleiches
gilt für die Entwässerung: Gewählt wurde
wiederum ein Rinnensystem BircoLight
mit aufgeständerten V2A-Längsstababdeckungen, um das Niederschlagswasser
sicher abzuleiten. Und an den seitlichen,
hinterlüfteten Steinfassaden befinden sich
ebenfalls Edelstahlrinnen BircoTop Typ
Steinfassade. Rund um die Drehtür am
Haupteingang liegt das radiale Edelstahlschlitzrinnensystem BircoTop Typ Karusselltür mit integrierten Längsstäben,
seitlich vor ihr befinden sich überdies
Revisionsschächte mit eingearbeitetem
Oberflächenbelag, die eine unauffällige
und einfache Reinigungsmöglichkeit
garantieren.
Zwischen Alt- und Neubau entstand auf
einer leicht erhöhten Sockelfläche ein
öffentlich zugänglicher Platz, der an
den Längsseiten mit dem Rinnensystem
BircoPlus Nennweite 100 mit symmetrischem Schlitzaufsatz entwässert wird. Es
bürgt für eine hervorragende Entwässerung, genügt mannigfaltigen architektonischen Anforderungen und verfügt dank
Revisionsschächte zur Reinigung
© Birco Baustoffwerk GmbH
Rinnen in gerader Stranganordnung
© Birco Baustoffwerk GmbH
Drehtür mit radialen Schlitzrinnen
© Birco Baustoffwerk GmbH
4 mm Materialdicke über eine zuverlässige
Stabilität. Speziell entwickelte Revisionsschächte erlauben eine einfache Wartung
und Reinigung und sind zugleich der
Anschlusspunkt für die parallel verlaufende Fassadenentwässerung. Besonderes Charakteristikum im Innenhof sind
die Bodenplatten aus speziellem Glas, die
den unterirdischen Verbindungsgang zwischen Neu- und Altbau bedecken: Damit
auf ihnen auch bei starkem Regen keine
Rutschgefahr besteht, wurden sie mit
der Spezialrinne BircoTop Typ Glasdach
ausgestattet.
www.birco.de
[Umrisse]
Freiheit variabler Raumplanung
Rahmenlose Tür- und Trennwandserie von Saint-Gobain
Beispiel:
Volksbank in Lingenfeld
© Karl Huber/
Saint-Gobain Deutsch Glas GmbH
vertikalen Rahmenprofilen kaum auffallen
und so für transparente und gleichmäßige
Fugen sorgen. Mit dem Glas selbst lassen
sich aber ebenfalls innenarchitektonische
Akzente setzen, denn es kann klar durchsichtig, opak oder aus satiniertem Glas
gefertigt oder eben mittels Sieb- und
Digitaldruckverfahren gestaltet werden.
Und wenn einmal die Aufteilung der Räume
geändert oder ein Umzug vorgenommen
werden soll, zeigt sich ein weiterer Pluspunkt des Systems: Die Clip-in-Profile
sind ebenso schnell und unkompliziert
montiert wie demontiert, und zwar
rückstandslos.
www.glassolutions.de
[ Produkte und Projekte
Viele Büroetagen bieten heute große
Grundflächen, die sich variabel aufteilen
lassen. Und mit den flexiblen Clip-in-Trennwänden steht jetzt ein System zur Verfügung, um Räume im Raum zu schaffen,
ohne die ursprüngliche Großzügigkeit
beeinträchtigen zu müssen.
Ob Besprechungs- oder Arbeitszimmer:
Die Ganzglaskonstruktion mit dem schallschützenden Verbundsicherheitsglas
Stadip Silence hält den Lärm effektiv fern,
so dass man vor und hinter diesen Trennwänden ungestört bleibt. Je nach Ausführung sind Schalldämmwerte bis 47 dB
realisierbar, wobei die Serie auch schalldämmende Dreh- und Schiebetüren mit
Rw = 32–42 dB umfasst.
Sie überzeugt zudem unter ästhetischen
Aspekten mit ihrer flächigen Wirkung, da
die Trennwände mit speziellen Profilen
verbunden werden, die im Gegensatz zu
Galleria Centercity in Cheonan
Produkte und Projekte
]
Faszinierende Medienfassade von Zumtobel
Korea hat einen neuen Superlativ: das
Einkaufszentrum Galleria Centercity in
Cheonan, einen Giganten, der bereits von
weitem sichtbar ist, wenn sich die Fahrt
von der 80 km entfernten Hauptstadt ihrem
Ende nähert. Atemberaubend sind aber
nicht nur die Dimensionen des Konsumtempels, sondern auch die medial bespielte
Fassade mit einer Fläche von 12.600 m² –
und über 22.000 LED-Lichtpunkten, die
dem Bauwerk mittels dynamischer Inszenierungen eine schillernde, aus dem städtischen Kontext eindrucksvoll herausragende Hülle verleihen. Die vom Leuchtenhersteller Zumtobel speziell entwickelten
Hochleistungs-LED-Strahler sind so
konzipiert, dass sie beinahe unsichtbar in
die Außenhaut integriert sind. Dadurch
üben die mal schnell, mal langsam über
das Gebäude fließenden farbigen Lichtsequenzen eine zusätzliche Faszination
auf den Besucher aus. Gemeinsam mit der
Bonner Lichtdesign-Schmiede ag Licht
und dem Amsterdamer Architekturbüro
UNStudio hat Zumtobel diese einmalige
Installation verwirklicht.
Projektspezifische Lösung mit LEDs
© Kim Yong-kwan/Zumtobel Lighting GmbH
Inszenierung von Bildern und Botschaften
© Kim Yong-kwan/Zumtobel Lighting GmbH
182]
Einkaufszentrum in Korea von UNStudio
© Kim Yong-kwan/Zumtobel Lighting GmbH
Wilfried Kramb, Projektleiter von ag Licht
resümiert: »Unser Ziel zur Inszenierung der
Fassade war es, eine derart große Fläche
so zu bespielen, dass der Gesamteindruck
des Gebäudes am Abend etwas mit dem
Eindruck am Tag gemein hat. Wir wollten
erreichen, dass unser Lichtdesign die
Schichtigkeit der Fassade und das Spiel
mit den überlappenden Profilen widerspiegelt. Daraus ist schließlich die Grundidee
entstanden, das Licht aus den Fassadenprofilen auf die rückwärtige Gebäudeschicht zu projizieren. Für uns war das
Projekt eine spannende Herausforderung, unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen eine innovative Idee zu entwickeln, die alle Beteiligten begeistert.«
Das Projekt setzt den erfolgreichen Einstieg von Zumtobel in die Fassadenbeleuchtung fort, von den realisierten Lösungen ist die Galleria Centercity zudem das
bislang größte, und es gilt als Meilenstein
auf diesem Gebiet.
»In Asien werden Einkaufszentren nicht
nur um des Konsumierens willen besucht.
Shoppinghallen wie die Galleria Centercity
sind im Fernen Osten zugleich Orte des
sozialen Austausches«, weiß Ben van
Berkel, Direktor von UNStudio. »Um das
Kaufhaus als lebendigen Raum zu gestalten, bedurfte es sowohl äußerlich als auch
innerlich einer einmaligen Gestaltungskraft, die Besucher anzieht, zum Verweilen
einlädt und zum Wiederkommen animiert«,
fügt er hinzu. Die medial bespielte Fassade erfüllt genau das: Weiche Farb- und
Lichtverläufe in sanften, wellenförmigen
Bewegungen zaubern eine faszinierende
Bewegung auf die Außenhaut. Eine DMXSteuerung sorgt hier für eine individuelle
Programmierung der einzelnen LED-Spots
und transferiert die Animationen detailgetreu auf die Gebäudefläche. Aus dem
Zusammenspiel aller LED-Strahler folgen
so lebendig anmutende Bilder und Botschaften, die fließenden Übergänge zwischen den einzelnen Sequenzen ergeben
magische Blickfänge. Trotz der festen
Sequenzen, die exakt der Architektur
angepasst sind, scheint kein »Bild« dem
anderen zu gleichen, so dass das Auge
gefesselt wird von einer nicht enden wollenden Licht-Partitur. Präsentiert sich das
kubusartige Bauwerk tagsüber in seiner
reflektierenden, nicht eindeutig greifbaren
Form mit einem Hauch von Mystik, wird
es bei Nacht zum schillernden, unendlich
wandelbaren Stadtmagneten.
[Umrisse]
Für die Fassade entwarfen die Architekten
eine Konstruktion aus doppelten, unsymmetrisch übereinandergelagerten und
vertikal angeordneten Profilen, die einen
Moiré-Effekt erzeugt. Die hintere Lamellenschicht besteht aus einem Aluminiumpaneel, die vordere hingegen aus maßgeschneiderten Aluminiumdreiecken, die
mit gehärtetem Glas versehen sind. Dieses
Detail ist für die Lichtwirkung von besonderer Bedeutung, denn die speziell von
Zumtobel entwickelten RGB-LED-Strahler
sind vollständig in die Profile der äußeren
Fassade integriert. Schließlich wird das
Licht von dort aus auf die innere Hülle
projiziert und auf die Gebäudefläche
reflektiert. Das somit indirekte, absolut
entblendete Licht ermöglicht es, die
grundsätzlich stark fokussierten LED- in
großflächige Bildpunkte umzuwandeln.
Zumtobel hat insgesamt drei verschiedene
Pixelarten eingesetzt, die sich durch unterschiedliche Optiken und die daraus resultierenden Lichtwirkungen differenzieren:
Für die Bauwerksecken wurde eine hohe
Auflösung von 400 mm x 400 mm Pixel
gewählt, für die Übergänge von den geraden Ebenen zu einer Ecke eine mittlere
Auflösung. Und die geringe Auflösung
von 800 mm x 800 mm Pixel ist optimal für
die enormen Dimensionen der geraden
Flächen konfektioniert. Von den über
22.000 LED-Punkten sind 12.399 Leuchten
à 3,60 W in RGB-Ausführung eingesetzt,
die anderen ca. 10.000 in Weiß à 1,20 W.
Das Konzept der großflächigen Indirektpixel garantiert neben harmonischen
Leuchtdichten eine sehr hohe Effizienz
bezogen auf die zu beleuchtende Fläche.
www.zumtobel.com
Wir verdichten Parkraum
Neue Park-Lösungen zwischen alten Mauern
Zu den Herausforderungen unserer Zeit gehören Umbaumaßnahmen und Sanierungsprojekte von historischer
Bausubstanz. Unsere innovativen Parksysteme machen
das Unmögliche möglich. Herausragende Projektbeispiele finden Sie hier:
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SecuriFire: IP-basiertes Brandmeldesystem mit
intuitiver Bedienung über SecuriWheel
Eine der weltgrößten Medienfassaden …
© Kim Yong-kwan/Zumtobel Lighting GmbH
Securiton GmbH
Alarm- und Sicherheitssysteme
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.securiton.de
[Umrisse]
Ein Unternehmen der
Securitas Gruppe Schweiz
KfW-70-Standard als Optimum
Produkte und Projekte
]
Zukunftweisendes Mauerwerk von KLB
Wie weit lassen sich die Energiesparziele
beim Hausbau noch vorantreiben? Vergleicht man den in der EnEV 2009 geforderten Primärenergiebedarf für ein
exemplarisches Einfamilienhaus von
93 kWh/m²a mit den Vorgaben der ersten
Wärmeschutzverordnung von 1995 mit
221 kWh/m²a, lässt sich feststellen, dass
der Wärmebedarf deutlich mehr als halbiert werden konnte. Für die Novellierung
der EnEV im Jahre 2012 sieht der Gesetzgeber nur noch einen Verbrauch von ca.
62 kWh/m²a vor. Zur Erreichung dieser
Ziele entwickelte die Mauerwerksindustrie,
wie zum Beispiel die KLB Klimaleichtblock
GmbH aus Andernach, Baustoffe, mit
denen man entsprechende Gebäudehüllen
erstellen kann. In Bezug auf die Bewertung der verschiedenen KfW-Standards
herrscht hingegen Verunsicherung.
Inwiefern ist eine weitere Senkung des
Energiebedarfs sinnvoll? Welcher Standard ist unter wirtschaftlichen und energetischen Gesichtspunkten die beste
Wahl? Antwort liefert eine aktuelle Studie
der Technischen Universität Berlin, die
davon ausgeht, dass mit dem für die EnEV
2012 geplanten Standard, der dem heutigen KfW-70-Haus entspricht, das Optimum
erreicht wird: Bei Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines exemplarischen
Einfamilienhauses inklusive des »Energetischen Rucksacks« der verwendeten
Baustoffe sowie der Unterhaltskosten für
die Haustechnik wird der komplette Energiebedarf durch die Verbesserung von
Gebäudetechnik und -hülle in Zukunft zwar
weiter gesenkt werden können, unter wirtschaftlichen Aspekten sind die Grenzen
der Amortisation jedoch inzwischen erreicht. Die besten Ergebnisse werden
demnach bereits jetzt mit dem KfW-70Standard erzielt. Hier dürfen der Jahresprimärenergiebedarf (QP) von 70 % und
der Transmissionswärmeverlust (H’T) von
85 % der errechneten Werte für das Referenzgebäude nach Tabelle 1 der Anlage 1
der EnEV 2009 nicht überschritten werden.
Funktionsprinzip des Kalopor-Steins
© KLB Klimaleichtblock GmbH
Das Erreichen dieses Standards stellt
unter anderem hohe Anforderungen an
die Gebäudehülle; bewährt hat sich in dem
Zusammenhang der Einsatz von Mauerwerk aus Leichtbeton. So entwickelte die
KLB Klimaleichtblock GmbH zwei Arten
von Mauersteinen, mit denen die Kriterien
eines KfW-70-Hauses schon in einschaliger, monolithischer Bauweise ab einer
Wanddicke von 30 cm bzw. 36,50 cm erfüllt
werden. Bei den Produkten handelt es sich
um einen sogenannten geschlitzten Vollblock, den SW 1, sowie um den mit integrierter Dämmung versehenen Kalopor, die
sich beide durch mineralische diffusionsoffene Konzeption auszeichnen.
A. Krechting, Geschäftsführer der KLB
Klimaleichtblock GmbH: »Die Besonderheit
unseres Spitzenproduktes ›Kalopor‹ sowie
›Kalopor ultra‹ besteht in seiner integrierten mineralischen Dämmung, die werksseitig in Form von Stecklingen in die Hohlkammern des Steins eingebracht wird.
Um eine durchgängige Dämmung zu erreichen, wird auch der Bereich der Stoßfuge
isoliert. Dazu werden auf der Baustelle
speziell in einem Karton mitgelieferte
Dämmstoffelemente in die Hohlräume im
Bereich der Stoßfuge eingebracht. Diese
Verfahrensweise ist im Mauerwerksbau
ein Novum, denn damit lässt sich die bei
vielen Mauerwerkssystemen mit integrierter Dämmung übliche Unterbrechung
der Dämmstoffschicht im Bereich der
unvermörtelten Stoßfuge vermeiden.
Im Gegensatz zum Wandaufbau mit zusätzlicher Wärmedämmung aus Kunststoffen
auf der Außenhaut ergibt sich so ein
massiver mineralischer und diffusionsoffener Wandquerschnitt. Folglich wird der
Feuchteausgleich von innen nach außen
kaum eingeschränkt, und das Raumklima
bleibt angenehm.«
Ab einer Wanddicke von 30 cm erfüllt der
Kalopor mit R = 0,09 W/mK also die Vorgaben der EnEV 2009, für den monolithischen Wandaufbau eines KfW-Effizienzhauses 70 mit einer Außenwanddicke von
30 cm sind zudem Steine mit R = 0,08 W/mK
verfügbar, und der »Kalopor ultra« wartet
sogar mit R = 0,07 W/mK auf.
www.klb-klimaleichtblock.de
Zusammenstellung der Ergebnisse
© Technische Universität Berlin
184]
[Umrisse]
Zumtobel Group Award 2012
Beginn der Bewerbungsfrist
Im Jahr 2012 wird Zumtobel, ein internationaler
Lichtkonzern, erneut den Zumtobel Group
Award vergeben – einen Preis für herausragende Lösungsansätze aus Architektur und
Ingenieurwesen, die einen wesentlichen Beitrag zu einer lebenswerten und nachhaltigen
Zukunft leisten. Harald Sommerer, CEO der
Zumtobel Gruppe und selbst Mitglied der Jury:
»Wie gehen wir mit unseren Ressourcen und
der Umwelt um? Wie schaffen wir menschenwürdige Lebensbedingungen? Das sind die
großen Fragen unserer Zeit. Hier kommt Architekten, Stadtplanern und Ingenieuren eine
zentrale Rolle zu. Durch die Kombination technologischer Innovation, neuester Forschungserkenntnisse und herausragender Gestaltungskonzepte können sie zukunftsweisende
Lösungsansätze entwickeln. Mit unserem
Award möchten wir mehr Aufmerksamkeit für
Nachhaltigkeit in der gebauten Umwelt schaffen. Wir freuen uns sehr, dass die ersten beiden Preisverleihungen ein so positives Echo
ausgelöst haben, und hoffen, dass wir durch
das öffentliche Ausschreibungsverfahren noch
mehr Resonanz erzielen können.«
In der Kategorie »Gebaute Umwelt«, die mit
einem Preisgeld von 80.000 Euro dotiert ist,
können Architektur- und Stadtplanungsprojekte eingereicht werden, die innerhalb der
letzten beiden Jahre fertiggestellt wurden,
höchste ästhetische Ansprüche erfüllen und
zudem Perspektiven für optimierte Ressourcennutzung, Umweltschutz und die Verbesserung
der Lebensbedingungen aufzeigen.
Die Kategorie »Forschung und Initiative« richtet sich an aktuelle Forschungsvorhaben und
soziale Initiativen, die zum Zeitpunkt der Einreichung noch nicht abgeschlossen sein müssen.
Zielsetzung ist hier, insbesondere die junge
Generation von Wissenschaftlern und Planern
zu ermutigen, sich mit der Erprobung neuer
Wege für Nachhaltigkeit und Menschlichkeit
in der gebauten Umwelt zu beschäftigen. Und
infolgedessen soll das Preisgeld in Höhe von
60.000 Euro dazu beitragen, die weitere Realisierung des Gewinnerprojekts zu ermöglichen.
Die Einreichungsfrist für beide Kategorien
beginnt am 15. September und endet am
1. Dezember 2011, die feierliche Preisverleihung wird voraussichtlich im November 2012
stattfinden.
www.zumtobel-group-award.com
12. Internationale Energiefachmesse
...for a powerful future
Hohe Qualität – Optimaler Mix
» 14.000 Besucher, 1.000 Kongressteilnehmer
» 350 Aussteller
» Einzigartige Vielfalt
Mit Energie zum Erfolg
» Branchentreffpunkt Nr. 1
» Bauen: Holzbau, Passivhaus
» Sanieren: Dämmen, Lüftung
Wissen auf höchsten Niveau
» 4. Bundesarbeitskreis Altbau-Forum
» Sonderschau Holzbau
» 5. Fachtagung Dezentrale Mini- und Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung
22. – 25.09.2011
Messe Augsburg
www.renexpo.de
[Umrisse]
Renexpo® in Augsburg
Nachrichten
]
Internationale Energiefachmesse von Reeco
Auf der 12. Internationalen Energiefachmesse Renexpo® präsentieren die knapp
350 Aussteller einen umfassenden Überblick über die neuesten Entwicklungen
bei regenerativer Energieversorgung,
intelligenter -verteilung und effizienter
-verwendung. Und auch in diesem Jahr
treffen sich hier wieder über 14.000 Entscheidungsträger, Investoren und Multiplikatoren aus ganz Europa, zum Kongress
werden zudem über 1.000 Teilnehmer
erwartet.
Mit dem Messeschwerpunkt »Zukunftsfähige Gebäude« hat die Renexpo® eine
Plattform für Energieeffizienz bei Bau
und Sanierung geschaffen, die sich mit
moderner Baukultur auseinandersetzt:
Ausstellungsschwerpunkte sind einerseits
Elemente nachhaltiger Architektur wie
Wärmedämmung, ökologische Baustoffe,
Holzbau und Passivhaus sowie zum anderen die Energieeffizienz bei Heizung, Kühlung und Lüftung, ergänzt durch das Thema
Dienstleistung rund um Planung, Beratung,
Förderung und Forschung.
In den begleitenden Kongressen zeigen
ausgewählte Experten der Branche erfolgversprechende Entwicklungen, zukünftige
Trends, neueste Technologien und praxisorientierte Lösungen. So gibt der soge-
nannte BBE-Fachkongress für Holzenergie
beispielsweise einen aktuellen Überblick
zu eben jenem Thema, während sich
eine weitere Fachtagung Fragen der
dezentralen Mini- und Mikro-Kraft-WärmeKopplung widmet. Zu den neuen Kongressthemen zählen wiederum »(Groß-)Wärmepumpen und Wärmenetze« sowie
»Zukunftsfähige Stromnetze«.
Die Renexpo® hat sich in den vergangenen
elf Jahren zu einer der bedeutendsten
Energiefachmessen in Europa etabliert,
auf internationaler, bundesweiter und
regionaler Ebene Aussteller, Besucher
und Tagungsteilnehmer zusammenbringend.
www.renexpo.de
www.reeco.eu
»Veränderungen« im Stuttgarter Straßenraum
Plakatgalerie der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste
Auch in diesem Jahr sind wieder neun
künstlerische Großflächenplakate von
Kommunikationsdesign-Studierenden
der Staatlichen Akademie der Bildenden
Künste Stuttgart zu sehen – an der vielbefahrenen Kreuzung von Prag- und
Löwentorstraße und damit im Zentrum
der baden-württembergischen Landes-
Großflächengestaltungen am Rosensteintor
© Martin Lutz
186]
hauptstadt. Seit Mitte Juli beim Baugelände am Rosensteintor zu goutieren,
wird diese Plakatgalerie zum Thema
»Veränderungen« von der SV SparkassenVersicherung initiiert, um auf die künstlerischen Leistungen des Nachwuchses
aufmerksam zu machen, ihnen also eine
öffentliche Plattform zu bieten.
Die Serie von Großflächengestaltungen
zeigt die ausgewählten Ergebnisse einer
Projektarbeit aus dem sechsten bis zehnten Semester der Klasse von Niklaus
Troxler. »Plakate, oft auch als Galerie der
Straße benannt, haben bis heute kaum von
ihrer Faszination eingebüßt. Wir leben in
einer Welt der ständigen Veränderung,
und so haben die Studierenden Plakate
zu diesem Thema geschaffen. Plakate
verlangen eine kommunizierende Idee,
einen Überraschungseffekt und vor allem
ein schnelles Erfassen. Die erreichten
Plakatlösungen überraschen und sind
äußerst mannigfaltig. Es sind Beispiele
heutiger visueller Gestaltung und somit
Zeitzeichen der heutigen Jugend«, so der
Professor für Kommunikationsdesign.
Vorgestellt werden Arbeiten von Andreea
Asavinei, Marina Gärtner, Lena Haase,
Helen Hauert, Ramona Heiligensetzer,
Tim Jüdemann, Benjamin Kivikoski,
Julia Schneider und Anne Schütthoff –
als ein Teil des 250-jährigen Akademiejubiläums, der bis (voraussichtlich) Mitte
September zur näheren Begutachtung
einlädt.
www.abk-stuttgart.de
[Umrisse]
Trinkwasser für Haiti
Engagement von Grünbeck
Mitarbeiter der Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH aus der Fertigung hatten in
ihrer Freizeit die Montage des Containers
vorgenommen und somit einen sehr wichtigen Beitrag für diese Spende geleistet.
Die Vorbereitungen für den Transport des
zweiten Containers nach Haiti sind mittlerweile in vollem Gange, Einsatzort wird das
SOS-Kinderdorf »Santo« sein – finanziert
aus Spenden von Grünbeck-Zulieferern
und Unternehmen aus der Region
Dillingen.
www.gruenbeck.de
[ Nachrichten
Nach einer längeren Wartezeit gibt es
endlich positive Nachrichten aus Haiti:
Der Trinkwassercontainer der Grünbeck
Wasseraufbereitung GmbH, der nach dem
schweren Erdbeben auf den Weg gebracht
wurde, hat inzwischen seinen Betrieb aufgenommen und liefert ca. 900 l/h reines
Trinkwasser.
Standort ist das SOS-Kinderdorf »CapHaitien«, es liegt 150 km nördlich der
haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince
und ist zudem das größte in dieser Region.
Der Container versorgt das komplette
Kinderdorf wie externe Bewohner mit
Trinkwasser und hilft derart, die Ausbreitung gefährlicher Infektionen durch
verkeimtes Wasser zu vermeiden. Die
Wasserqualität wird laufend durch die
SOS-Techniker kontrolliert, die Messdaten
zeigen eine konstante Funktionstüchtigkeit der Aufbereitungsanlage trotz der
schwierigen Bedingungen.
Auslieferung der Aufbereitungsanlage
© Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH
Schinkel-Wettbewerb 2012
157. Auslobung des AIV zu Berlin
www.malteser-helfen.de
Im Fokus des Schinkel-Wettbewerbs 2012 steht die Stadtmitte
von Potsdam mit ihren starken architektonischen Gegensätzen
von barocker Bebauung, Plattenbauten als Erbe der DDR und den
nach 1989 errichteten Neubauten. In Zukunft wird sie sich dank
einer wachsenden und zudem jungen Bevölkerung wohl wandeln, weshalb für deren Lebens- und Wohnformen Lösungen
gesucht werden. Die Aufgabenstellung eröffnet also vielfältige
Spielräume für städtebauliche und architektonische Ideen,
wobei für die zu planenden Gebäude zukunftsweisende Konzepte
zur Schonung energetischer und natürlicher Ressourcen erwartet werden – und in der Fachsparte Verkehr und Eisenbahn eine
Verbesserung des innerstädtischen Nahverkehrs. Abgabetermin
für die Einreichung aller Entwürfe ist der 30. Januar 2012.
Der Schinkel-Wettbewerb des Architekten- und IngenieurVereins (AIV) zu Berlin wird seit 1855 jährlich ausgelobt und ist
eine der größten Ideen- und Förderkonkurrenzen für den Nachwuchs im deutschsprachigen Raum: Die Teilnehmer dürfen nicht
älter als 35 Jahre sein. Er wird interdisziplinär in den Fachbereichen Städtebau, Landschaftsplanung, Architektur, Verkehrswesen, Bauingenieurwesen sowie in den fachübergreifenden
Querschnittsthemen Kunst und Bauen, Technische Gebäudeausstattung und Kooperation ausgeschrieben. Zu seinen Förderern
zählen unter anderem der Bundesminister für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung sowie die Senatorin für Stadtentwicklung Berlin.
www.aiv-berlin.de
[Umrisse]
» Hungersnot Ostafrika:
Malteser helfen in der Not!«
Um Leben zu retten, verteilen die Malteser Lebensmittel,
insbesondere an Kinder, Schwangere und stillende Frauen.
Retten Sie Leben – spenden Sie jetzt!
Spendenkonto:
ADH e.V., Kto.-Nr. 10 20 30, BLZ 370 205 00 (BfS, Köln)
Stichwort: Hunger Ostafrika
Die Malteser sind Mitglied von:
[187
Schinkel-Wettbewerb 2011
Nachrichten
]
Renommierter Preis des AIV zu Berlin
Die Jury des Architekten- und IngenieurVereins (AIV) zu Berlin hat die Preise im
diesjährigen Schinkel-Wettbewerb vergeben. Die Aufgabe war, für den innerstädtischen Campus der Technischen
Universität Berlin und der Universität
der Künste zukunftsfähige Konzepte zu
erstellen, die ihre Potentiale aufgreifen
und entwickeln – mit dem Ziel, beide
»Lehranstalten« stärker in den städtischen
Alltag einzubinden. Insgesamt 172 Arbeiten
von 375 Teilnehmern aus Deutschland,
Österreich, Irland, Polen und Spanien
gingen ein und wurden von über 55 ehrenamtlichen Juroren bewertet, die eine
Preissumme von 16.000 Euro zu verteilen
hatten.
Mit dem radikalen Entwurf »Daidalos«
gewannen Sebastian Awick und Christian
Seidel, die an der Technischen Universität
Berlin Architektur studieren, einen der
Schinkel-Preise: Wo die Straße des
17. Juni wegen des Verkehrs schwer zu
überwinden ist, sieht ihr Vorschlag eine
Anhebung der Fahrbahn vor. Durch die
so gebildete Passage könnten Fußgänger
den Campus unterirdisch durchqueren,
unter dem Boulevard entstünde zugleich
eine große Fläche für einen neuen Platz,
gerahmt von lichten Räumen für einen
zentralen Seminarbereich und Cafés.
188]
»Mit einer konsequenten Maßnahme wird
ein überzeugender Vorschlag für die Verkehrsführung vorgelegt, der gleichzeitig
die Räume für das Learning Center
erzeugt«, so die Jury. Für ihre herausragende Idee wurde den beiden jungen
Planern außerdem ein mit 1.000 Euro
dotierter Sonderpreis des Deutschen
Beton- und Bautechnik-Vereins zuerkannt.
Für den sensiblen und zugleich innovativen
Umgang mit dem denkmalgeschützten
Leo-Bau, einem für Strömungsversuche
genutzten Umlaufkanal auf der Berliner
Schleuseninsel, erhielt das Team aus
Gregor Korpas und Mark Karl Schulz,
Studenten des Bauingenieurwesens an
der Technischen Universität Berlin, dem
Innenarchitekten Albert Pérez, Barcelona,
und der Berliner Architektin Emanuela
Smiglak den zweiten Schinkel-Preis. Sie
regen eine Neugestaltung der Schleuseninsel an, um gemäß Auslobung attraktive
Räume für die Kreativwirtschaft zu schaffen, wobei sich die von ihnen gewählte
Formensprache für eine Brücke und die
neuen Gebäude an den markanten Röhren
eines Umlauftanks am Leo-Bau und dessen Treppe orientiert: »Die Arbeit zeigt in
überzeugender Weise eine sehr gelungene Zusammenarbeit zwischen den
beiden Disziplinen«, wie die Jury meint.
An die Gruppe ging darüber hinaus auch
das Reisestipendium der Hans-JoachimPysall-Stiftung in Höhe von 2.500 Euro,
gedacht für eine Italien-Reise, so wie sie
der Namensgeber des Wettbewerbes,
Karl-Friedrich-Schinkel, ehedem selbst
unternahm.
Mit »Turning Torso« entwarfen Tom Kohr
und Dana Kummerlöw, Studenten an der
Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, eine Brücke, die laut Jury
der Fachsparte Konstruktiver Ingenieurbau
einen »beschwingten Akzent zum klobigen
Leo-Bau« setze und die mit dem zweiten,
vom Deutschen Beton- und BautechnikVerein gestifteten und mit 1.500 Euro
dotierten Sonderpreis ausgezeichnet
wurde. Mit Anerkennungspreisen in
Höhe von jeweils 1.000 Euro wurden
zudem fünf weitere Arbeiten prämiert:
Dokumentation der Ergebnisse
© AIV zu Berlin
Fabian Seeberger und Philipp Walenta
von der Leibniz Universität Hannover in der
Fachsparte Architektur; Martin Gebhardt,
Johannes Hipp, Peter Mackensen und
Larissa Rensing von der Technischen
Universität Berlin in der Fachsparte
Städtebau; Silvia Kobel und Agnieszka
Szewczyk von der Bauhaus Universität
Weimar in der Fachsparte Städtebau;
Sabrina Güßregen und Steffen Maier
von der Hochschule Konstanz in der Fachsparte Städtebau; Kai Helfenbein und
Krzysztof Nowak von der Universität
Kassel in der Fachsparte Landschaftsarchitektur. Und über den (Landschaftsarchitektur-)Sonderpreis der LennéAkademie in Höhe von 1.000 Euro durften sich schließlich Stefan Wälder und
Christian Zwick von der Universität
Karlsruhe freuen.
www.aiv-berlin.de
[Umrisse]
Bündelung des Kerngeschäfts
Veränderungen bei Hochtief Solutions
Die bisherigen Unternehmen treten jetzt
einheitlich als Hochtief Solutions auf. Laufende Immobilienentwicklungen werden
aus rechtlichen und steuerlichen Gründen
von der Hochtief Projektentwicklung GmbH
realisiert. Hochtief Energy Management,
dessen Kerngeschäft das EnergieContracting ist, behält aus juristischen
Gründen seine bisherige Rechtsform, wird
aber operativ vollständig in das vernetzte
Leistungsportfolio von Hochtief Solutions
integriert; Gleiches gilt für die Gesellschaften Streif Baulogistik und aurelis.
Die Hochtief Solutions AG bietet ihren
Kunden vernetzte Lösungen. Das Spektrum
der Leistungen umfasst den gesamten
Lebenszyklus von Immobilien sowie Infrastruktureinrichtungen und reicht von der
Planung und Entwicklung über den Bau
bis zum Betrieb – gegliedert in sechs
untereinander vernetzte Sparten:
– Service Solutions mit Energieberatung,
Facility-Management-Planung, Energie-Contracting und dem ganzheitlichen Betrieb von Gebäuden, Liegenschaften, Prozessen und Anlagen,
–
–
–
–
–
Real Estate Solutions mit der Entwicklung von Wohn- und Gewerbeimmobilien,
Energy and Infrastructure Solutions mit
der Realisierung komplexer Ingenieurprojekte in den wachstumsstarken
Bereichen Energie- und Verkehrsinfrastruktur,
International Project Solutions mit
Baudienstleistungen in den größten
europäischen Auslandsmärkten sowie
in Indien, Südamerika und dem
Mittleren Osten,
Classic Solutions mit dem traditionsreichen deutschen Hochbau und der
Baulogistik sowie ConstructionManagement als zusätzlicher Dienstleistung,
Engineering Solutions mit der hohen
Ingenieur- und Beratungskompetenz in
den Geschäftseinheiten Consult und
Vicon.
www.hochtief-solutions.de
[ Nachrichten
Die Hochtief Solutions AG hat nach Abschluss aller rechtlichen Eintragungen
nun das Geschäft der bisherigen Gesellschaften Hochtief Construction, Hochtief
Projektentwicklung und Hochtief Facility
Management unter einem Dach gebündelt.
Die neue Einheit und ihre Tochtergesellschaften beschäftigen ca. 15.000 Mitarbeiter in Europa und in ausgewählten
Regionen weltweit und realisieren eine
Leistung von ca. 3,60 Milliarden Euro. In
den Vorstand der neuen Aktiengesellschaft
wurden Henner Mahlstedt als Vorsitzender
sowie Rainer Eichholz, Bernd Romanski
und Heiner Helbig berufen. Henner Mahlstedt: »Die schlankere Struktur beschleunigt Entscheidungen und die gemeinsame
Erschließung von Wachstumsmärkten.
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[Umrisse]
[189
Straßenbrücke nach ganzheitlichen Wertungskriterien
Nachrichten
]
Ergebnis im Ideenwettbewerb der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau
Erster Preis: Ingenieurgruppe Bauen
© Ingenieurgruppe Bauen
Die Sieger des mit 35.000 Euro dotierten
Ideenwettbewerbs »Entwurf einer Straßenbrücke nach ganzheitlichen Wertungskriterien« stehen fest.
Der erste Preis ging an die Ingenieurgruppe Bauen, Karlsruhe, deren Arbeit
sich durch ein schlankes Tragwerk in
Spannbetonbauweise und eine transparente Wirkung im Vorlandbereich auszeichnet. »Dem Beitrag gelingt es in hervorragender Weise, den mit der Auslobung
verbundenen ganzheitlichen Ansatz einer
Entwurfsaufgabe plausibel aufzuzeigen.
So kann der Entwurf (…) sowohl bei den
ökologischen als auch den ökonomischen
Kriterien überzeugen. (…) Die als semiintegrales Tragwerk konzipierte Brückenkonstruktion zeichnet sich besonders
durch wohldurchdachte konstruktive
Lösungen mit minimiertem Wartungs- und
Instandhaltungsaufwand aus und besticht
außerdem durch eine Detailausarbeitung
auf einem hohen technischen Niveau.
Die innovativen Ansätze des Wettbewerbsbeitrags reichen von schlanken Fertigteilstützen über die Minimierung der Verschiebewege bei den Übergangskonstruktionen und Kappen aus hochfestem Beton
bis hin zur Verwendung von recycelten
Materialien«, so die Jury.
Den zweiten Preis erhielt die SSF Ingenieure AG, München. Ihr Vorschlag sieht
einen Verbundplattenbalken mit luftdicht
verschweißten Hohlkästen aus WT-Stahl
vor, der lediglich über den Uferpfeilern des
Flussfeldes eine leichte Voutung aufweist,
von der Jury folgendermaßen beurteilt:
» (…) Neben dem Einsatz von wetterfestem Baustahl, der offenen Rinne für die
Längsentwässerung und einer Fingerübergangskonstruktion mit Klemmrinne und
großem Quergefälle als Neuerungen
zeichnet sich der Beitrag vor allem durch
die Entwicklung eines Baukastensystems
aus, dessen Realisierung keine oder nur
minimale Risiken für die lokale Umwelt
erwarten lässt. Vorgefertigte Stahllängsträger und Betonfertigteile als Querträger
bilden einen Trägerrost, auf den FertigteilDeckenelemente aufgelegt und dann zur
Fahrbahnplatte ausbetoniert werden. Die
Vorzüge dieser bewusst schlicht anmutenden Lösung liegen dementsprechend in
einer guten ökologischen und ökonomischen Qualität.«
Mit dem dritten Preis würdigte die Jury
den Entwurf der Ingenieurbüro Grassl
GmbH, München: »Die Wettbewerbsarbeit
überzeugt mit einem ausgewogenen
Gesamtkonzept. Durch die Konstruktion
des Überbaus als Stahlverbundträger
über dem Flussfeld und als SpannbetonPlattenbalken im Vorlandbereich der Isar
werden die Vorteile beider Bauweisen
genutzt. Die Arbeit erreicht bei den Bewertungskriterien ökonomische Qualität und
ökologische Qualität gute Werte. Bezüglich der Gestaltung und der Einbindung in
die Landschaft wird der Entwurf der örtlichen Situation gerecht. Die Betonung des
Flussfelds durch ein Sprengwerk verleiht
dem Bauwerk eine gewisse Spannung.«
Dritter Preis: Ingenieurbüro Grassl GmbH
© Ingenieurbüro Grassl GmbH
Zweiter Preis: SSF Ingenieure AG
© SSF Ingenieure AG
190]
[Umrisse]
Ausgelobt wurde der Wettbewerb von
der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau
mit Unterstützung durch die Oberste
Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Inneren. Die wissenschaftliche
Begleitung oblag dem Lehrstuhl für
Massivbau der Technischen Universität
München, finanzielle Unterstützung
gewährten das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit sowie
die Landesgewerbeanstalt Bayern – und
dem Preisgericht gehörten an:
– Dipl.-Ing. Barbara Burkhard, Oberste
Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, München,
– Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Oliver
Fischer, Technische Universität
München,
– Dipl.-Ing. Karl Goj, Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, München,
–
–
–
–
–
–
Prof. Dr.-Ing. Werner Lang, Technische
Universität München,
Prof. Dr.-Ing. Ingbert Mangerig,
Universität der Bundeswehr München,
Dipl.-Ing. Alexander Putz,
Igl, Putz + Partner, Landshut,
Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, Bayerische
Ingenieurekammer-Bau, München,
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn,
Verlagsgruppe Wiederspahn,
Wiesbaden,
Dr.-Ing. Uwe Willberg, Autobahndirektion Südbayern, München.
www.bayika.de
[ Nachrichten
Die Bewertung der eingereichten Wettbewerbsbeiträge erfolgte auf Basis einer
speziell entwickelten Matrix nach den vier
Hauptkriterien
– ökonomische Qualität,
– ökologische Qualität ,
– soziokulturelle Qualität,
– konstruktive Qualität,
wobei der gesamte Lebenszyklus des
Bauwerkes betrachtet und auch externe
ökonomische und ökologische Effekte, wie
zum Beispiel volkswirtschaftliche Kosten
oder Emissionen durch baubedingte
Verkehrsbehinderungen, berücksichtigt
wurden.
(Neue) Bergstation Reißeck
Wettbewerbsgewinn durch Zechner & Zechner
Die Verbund Tourismus GmbH plant am
Reißeck in Österreich die Neuerrichtung
eines Restaurants in 2.250 m Seehöhe und
damit eines Hauses, in dem zugleich die
Bergstation der dortigen Höhenbahn
sowie ein Informations- und Ausstellungsbereich untergebracht werden sollen.
Den internationalen, geladenen Wettbewerb konnte das Architekturbüro Zechner
& Zechner aus Wien für sich entscheiden.
In ihrem Entwurf wird die Bergstation als
gebaute Landschaft interpretiert, die sich
natürlich aus der Topographie heraus
entwickelt. Das heißt, der Sockel der
Station folgt in seinem Schwung den
Höhenschichtenlinien des Geländes und
unterstreicht das auch in seiner steinernen Materialität, das Dach greift hingegen
wie eine schützende Schneewechte über
das Gebäude. Trotz Verzichts auf den typischen Formenkanon des alpinen Bauens
gelingt derart eine sensible Antwort auf
den besonderen Ort, die zudem dem
Selbstverständnis des Bauherrn als ökologischen Energieproduzenten entspricht.
Und so wird die Ankunft am Berg durch
eine Sequenz von unterschiedlich ausgeprägten Räumen inszeniert: Während das
in den Hang integrierte und nach außen
hin abgeschlossene Erdgeschoß Assoziationen zu Höhlen und Tunnels weckt, verstärkt es den Kontrast beim Austritt ins
Freie oder ins offen gestaltete Restaurant.
Die exponierte Lage bedingt allerdings
einen hohen Vorfertigungsgrad sowie
eine angemessene Dimensionierung der
Bauteile in Hinblick auf Transport und
Montage, weshalb die Wahl auf Holz
als wesentlichen Werkstoff fiel. Heizung
und Warmwasserbereitung erfolgen
größtenteils durch thermische Solarkollektoren, wodurch ein erheblicher
Anteil des Energiebedarfs durch Sonnenenergie abgedeckt wird.
www.zechner.com
Ausgezeichneter Entwurf
© Zechner & Zechner ZT GmbH
[Umrisse]
[191
Road Atlas. Straßenfotografie
Ausstellung in den sogenannten Opelvillen in Rüsselsheim bis 16. Oktober;
Mi–So 10–21 Uhr, Fr–So 10–18 Uhr.
Termine
]
Stiftung Opelvillen
Ludwig-Dörfler-Straße 9, 65428 Rüsselsheim
Tel.: 0 61 42/83 59 07
Ausstellungen
Dietmar Feichtinger Architectes
Ausstellung in der Galerie d’ Architecture
in Paris bis 26. September; Mi–Sa 11–19 Uhr.
La Galerie d’ Architecture
11 Rue des blanc Manteaux, F – 75004 Paris
Tel.: 00 33/1/49 96 64 00
125 Jahre Architekturmuseum
Ausstellung in der Bauakademie in Berlin
bis 30. September; täglich 11–18 Uhr.
Architekturmuseum der
Technischen Universität Berlin
Straße des 17. Juni 150, 10623 Berlin
Tel.: 0 30/3 14-2 31 16
Donald Judd:
A good Chair is a good Chair
Ausstellung in der Pinakothek der
Moderne in München bis 9. Oktober;
Di–So 10–17 Uhr.
Pinakothek der Moderne
Arcisstraße 21, 80333 München
Tel.: 0 89/2 38 05-3 83
Fetisch Auto.
Ich fahre, also bin ich
Ausstellung im Museum Tinguely in Basel
bis 9. Oktober; Di–So 11–18 Uhr.
Museum Tinguely
Paul-Sacher-Anlage 1, CH – 4002 Basel
Tel.: 00 41/61/6 81 93 20
Eine Krone für die Stadt Halle.
Walter Gropius im Wettbewerb
Ausstellung in der Stiftung Moritzburg
in Halle bis 9. Oktober; Di 10–19 Uhr,
Mi–So 10–18 Uhr.
Stiftung Moritzburg
Friedemann-Bach-Platz 5, 06108 Halle (Saale)
Tel.: 03 45/2 12 59-12
Architektur und
Geschichte von Bibliotheken
Ausstellung im Architekturmuseum der
Technischen Universität München in der
Pinakothek der Moderne in München bis
16. Oktober; Di–So 10–17 Uhr.
Architekturmuseum der
Technischen Universität München
in der Pinakothek der Moderne
Arcisstraße 21, 80333 München
Tel.: 0 89/2 38 05-3 83
“&: Robert & Durrer
Ausstellung im Gewerbemuseum
Winterthur bis 23. Oktober; Di–So 10–17 Uhr,
Do 10–20 Uhr.
Gewerbemuseum Winterthur
Kirchplatz 14, CH – 8400 Winterthur
Tel.: 00 43/52/2 67 51 36
Alessandro Mendini.
Wunderkammer Design
Ausstellung im Staatlichen Museum
für Kunst und Design in Nürnberg bis
23. Oktober; Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr.
Staatliches Museum für Kunst und Design
Luitpoldstraße 5, 90402 Nürnberg
Tel.: 09 11/2 40 20-0
Ernst May 1886–1970.
Neue Städte auf drei Kontinenten
Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main bis
6. November; Di–Sa 11–18 Uhr,
Mi 11–20 Uhr, So 11–19 Uhr.
Deutsches Architekturmuseum
Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main
Tel.: 0 69/2 12-3 88 44
Dominique Marc Wehrli.
Architektur Fotografie Positionen
Ausstellung im Architekturfoyer der Eidgenössischen Technischen Hochschule
Zürich bis 10. November; Mo–Fr 8–22 Uhr.
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
Hönggerberg, HIL 75, CH – 8092 Zürich
Tel.: 0041/44/6 33 29 63
Belgrad:
Monumente der Architektur
Ausstellung im Ringturm in Wien bis
11. November; Mo–Fr 9–18 Uhr.
Vienna Insurance Group
Schottenring 30, A – 1010 Wien
Tel.: 00 43/50/3 50-2 10 29
Wohnraum Alpen
Ausstellung im Architekturmuseum
Schwaben in Augsburg bis 20. November;
Di–So 14–18 Uhr.
Architekturmuseum Schwaben
Thelottstraße 11, 86150 Augsburg
Tel.: 08 21/22 81 83-0
Architektur im Aufbruch.
Planen und Bauen in den
1960er und 70er Jahren
Ausstellung im »Spanischen Bau« in Köln
bis 6. November; Di–So 10–18 Uhr.
Museum für Architektur
und Ingenieurbaukunst NRW e.V.
Leithestraße 33, 45886 Gelsenkirchen
Tel.: 02 09/9 25 78-0
192]
[Umrisse]
Tagungen
Messen
EKS-Jahrestagung 2011
Intergeo 2011
Hinte GmbH
Bannwaldstraße 60, 76185 Karlsruhe
Tel.: 07 21/83 14 24-4 60
Deutscher Stahlbau-Verband DSTV
Sohnstraße 65, 40237 Düsseldorf
Tel.: 02 11/6 70 78 00
Rosenheimer Fenstertage 2011
Expo Real 2011
14. Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien und Investitionen in München
vom 4. bis 6. Oktober; Auskünfte und
Anmeldung:
Messe München GmbH
Messegelände, 81823 München
Tel.: 0 89/9 49 20 72-0
39. Vortragsveranstaltung zu Fragen des
Fenster- und Fassadenbaus in Rosenheim
vom 13. bis 14. Oktober; Auskünfte und
Anmeldung:
ift Rosenheim GmbH
Theodor-Gietl-Straße 7–9, 83026 Rosenheim
Tel.: 0 80 31/2 61-0
IAKS Congress 2011
aqua alta 2011
Fachmesse mit Kongress für Klimafolgen,
Hochwasserschutz und Wasserbau in
Hamburg vom 11. bis 13. Oktober;
Auskünfte und Anmeldung:
Hamburg Messe und Congress GmbH
Messeplatz 1, 20357 Hamburg
Tel.: 0 40/35 69-24 41
22. Fachkongress für Planung, Bau,
Modernisierung und Management von
Sport- und Freizeitanlagen in Köln vom
26. bis 28. Oktober; Auskünfte und
Anmeldung:
IAKS Internationale Vereinigung
Sport- und Freizeiteinrichtungen e.V.
Eupener Straße 70, 50993 Köln
Tel.: 02 21/16 80 23-0
inter airport 2011
18. Internationale Fachmesse für Flughafenausstattung, -technik, -gestaltung
und -service in München vom 11. bis
14. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:
Mack Brooks Exhibitions Ltd.
Romeland House, St. Albans AL3 4ET
Tel.: 00 44/17 27/81 44 00
interlift 2011
Internationale Fachmesse für Aufzüge,
Komponenten und Zubehör in Augsburg
vom 18. bis 21. Oktober; Auskünfte und
Anmeldung:
AFAG Messen und Ausstellungen GmbH
Messezentrum, 86159 Augsburg
Tel.: 09 11/9 88 33-0
[ Termine
17. Internationale Fachmesse für Geodäsie,
Geoinformation und Landmanagement in
Nürnberg vom 27. bis 29. September;
Auskünfte und Anmeldung:
Kongress der Europäischen Konvention
für Stahlbau (EKS) zum Thema »Steel
Construction. Global Change for 2050« in
Potsdam vom 21. bis 22. September;
Auskünfte und Anmeldung:
Veranstaltungen
Wettbewerbe
Deutscher Ziegelpreis 2011
Auszeichnung für »energetisch vorbildliche und gestalterisch überzeugende«
und zudem nicht mehr als drei Jahre alte
Ziegelbauten, Einsendeschluss ist der
30. September; Auskünfte und Anmeldung:
Ziegel Zentrum Süd e.V.
Beethovenstraße 8 , 80336 München
Tel.: 0 89/74 66 16-11
Zumtobel Group Award 2012
Preis(e) für zukunftsorientierte Lösungsansätze in Architektur und Ingenieurwesen
in den Kategorien »Gebaute Umwelt« und
»Forschung und Initiative«, Bewerbungsende ist der 1. Dezember; Auskünfte und
Anmeldung:
Zumtobel AG
Höchster Straße 8 , A – 6850 Dornbirn
Tel.: 00 43/55 72/5 09-0
Tag des offenen Denkmals
Stahl-Innovationspreis 2012
Traditioneller (Denkmal-)Tag unter dem
diesjährigen Motto »Romantik, Realismus,
Revolution. Das 19. Jahrhundert« mit der
Möglichkeit zur Besichtigung von bundesweit mehr als 7.500 Bau- und Bodendenkmalen am 11. September; Auskünfte und
Anmeldung:
Würdigung neuer (realisierter) Ideen aus
Stahl in den Kategorien »Produkte aus
Stahl«, »Stahl in Forschung und Entwicklung«, »Bauteile und Systeme aus Stahl
für das Bauen« und »Stahl-Design«,
Einreichungstermin ist der 16. Januar 2012;
Auskünfte und Anmeldung:
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Schlegelstraße 1, 53113 Bonn
Tel.: 02 28/90 91-0
Stahl-Informations-Zentrum
Sohnstraße 65, 40237 Düsseldorf
Tel.: 02 11/67 07-0
Bundesgartenschau 2011
FSB 2011
Internationale Fachmesse für Freiraum,
Sport- und Bäderanlagen in Köln vom
26. bis 28. Oktober; Auskünfte und
Anmeldung:
Koelnmesse GmbH
Messeplatz 1, 50679 Köln
Tel.: 02 21/8 21-0
[Umrisse]
Traditionelle »Landschaftsausstellung«
mit reichhaltigem Begleitprogramm sowie
der Möglichkeit einer Seilbahnfahrt über
den Rhein in Koblenz bis 16. Oktober;
Auskünfte und Anmeldung:
Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH
Kastorpfaffenstraße 21, 56068 Koblenz
Tel.: 02 61/2 01 65 65 65
[193
[Umrisse]
Zeitschrift für Baukultur
ISSN 1437 - 2533
11. Jahrgang
Ausgabe 3/4∙2011
www.umrisse.de
Impressum
]
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und
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Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine
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Herausgeber
Chefredaktion
Verlag
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn
Vorstandsmitglied AIV Wiesbaden
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn
VERLAGSGRUPPE
W I E D E R Smit MixedMedia
P A Konzepts
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Biebricher Allee 11 b
65187 Wiesbaden
Tel.: 06 11/84 65 15
Fax: 06 11/80 12 52
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Anzeigen
Satz und Layout
Bilder Titel und Inhalt
Druck
Erscheinungsweise
und Bezugspreis
194]
Dipl.-Ing. Eva-Christin Wenz
Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste
vom Januar 2011.
Christina Neuner
Rothschildpark
© Adelheid Schönborn
Eastgate
© studio A/Gatermann + Schossig
Denkschrift »Frankfurt für alle«
© AS&P Albert Speer & Partner GmH
»Sphäre« im Deutsche-Bank-Foyer
© G. Castegini
Erweiterung des Städel-Museums
© schneider + schumacher
PwC-Etage im Tower 185
© PricewaterhouseCoopers AG
Städel-Tower
© Jörg Hempel/Zumtobel Lighting GmbH
Wohnhäuser in der Hansaallee
© Lisa Farkas
Valentin-Senger-Schule
© Mara Monetti
Rothschildpark
© Anna Schönborn
PalaisQuartier
© Jean-Luc Valentin
Campo am Bornheimer Depot
© Thomas Lison
Heinrich-Lübke-Siedlung
© AS&P Albert Speer & Partner GmbH
Studierendenwohnheim am Wiesenhüttenplatz
© Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide
Maintor-Quartier
© KSP Jürgen Engel Architekten
Europagarten
© Stefan Müller
Gallusanlage
© Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main
Instituto Cervantes im Amerika Haus
© Jörg Hempel
Campus Bockenheim
© Karl Dudler Architekten
Audi Zentrum Frankfurt-Ost
© Allmann Sattler Wappner
Schmidt & more Drucktechnik GmbH
Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg
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Zeitschrift für Baukultur
erscheint 6 x pro Jahr.
Einzelheft: 9,50 Euro
Doppelheft: 19,00 Euro
Jahresbezugspreis: 57,00 Euro
Abonnement Ausland: 63,00 Euro
[Umrisse]
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anspruchsvolles Design.
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Design: Delugan Meissl Associated Architects
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In zwei Baugrößen und geeignet für den
Einsatz in 3-Phasen-Stromschienen oder
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