Wetterfühlige Fassaden

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12.10.2007
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Wetterfühlige Fassaden
Phase-Change-Materials (PCMs) werden inzwischen in fertige Bauprodukte
wie Porenbetonsteine, Faserplatten
oder Putze eingebracht. Eine besondere
Anwendung ist die Integration der Latentwärmespeicher in Glasfassaden
(s. archplus 172, S. 47), insbesondere,
wenn dabei die Transluzenz der Fassade erhalten bleibt. Dietrich Schwarz
stellt Gläser her, bei denen PCMs im
Scheibenzwischenraum zum Einsatz
kommen. Bei GLASSXcrystal handelt
es sich um ein gläsernes, dreischichtiges Solarfassadenelement, das mit
einer von der Firma Dörken entwickelten Salzhydratfüllung speichert, wärmt
und kühlt. Abhängig von der gewählten Temperatur des Schmelzpunkts
schmilzt bzw. gefriert das Salzhydrat
und gibt dann die gespeicherte Wärme
zeitverzögert an den Innenraum ab. Je
nach Aggregatzustand verändert es
dabei seine Durchsichtigkeit. Das PCM
aus Salzhydrat besitzt die zehnfache
Speicherkapazität von Beton und ist
daher nicht nur ästhetisch, sondern
auch physikalisch ein überaus interessantes Basismaterial. Als Überhitzungsschutz werden prismatisch ausgeformte
Zentrales Element von
GLASSXcrystal ist ein Wärmespeichermodul, das die
solare Energie aufnimmt,
speichert und zeitverzögert
als angenehme Strahlungswärme wieder abgibt. Als
Speichermaterial wird PCM
(Phase Change Material) in
Form eines Salzhydrates
verwendet. Die Wärmespeicherung erfolgt durch Aufschmelzen des PCM, beim
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Plexiglasplatten eingesetzt, die die steilstehende Sommersonne reflektieren
und die flachstehende Wintersonne
transmittieren.
Im Verwaltungszentrum Marché International Support Office in Kemptthal
kam es im Bürobau zum Einsatz. Der
Bau ist mit dem Label Minergie-P Eco
zertifiziert und ist das erste Bürogebäude
der Schweiz mit einer Nullenergiebilanz.
Das Projekt beruht auf einem passivsolaren Gebäudekonzept. Die 45 cm
starken Außenwände der vorfabrizierten
Holz-Plattenkonstruktion bestehen aus
einer tragenden Schicht von nur 3,5 cm
starken Blockholzplatten, die den Platz
sparen, um die Konstruktion mit einer
üppigen Wärmedämmung von 32 cm zu
versehen. Neben der aktiven Nutzung
der Solarenergie über die PV-Anlage
auf dem Dach erzielt der längliche Baukörper mit der vollverglasten Südfassade
solare Energieeinträge. Durchlaufende
Balkone und Stoffstoren beschatten die
Fassade und schützen vor einer Überhitzung der Büroräume im Sommer. Die
Hälfte der Südfassade ist mit den transluzenten GLASSX-Scheiben verglast.
Die Gläser helfen nicht nur das Raum-
Abkühlen wird die gespeicherte Wärme wieder abgegeben. Das Salzhydrat ist in
Polycarbonatbehältern hermetisch eingeschweißt.
Raumseitig wird das Element durch ein 6 mm Einscheiben-Sicherheitsglas
abgeschlossen, das mit
einem keramischen Siebdruck nach Wahl bedruckt
werden kann. Der 3-fachIsolierglasaufbau schafft
zusätzlich eine Wärmedämmung mit einem U-Wert von
unter 0,5 W/m2K. Ein in
den Scheibenzwischenraum
implementiertes Prismenglas
reflektiert die hochstehende
Sommersonne mit Einfallswinkeln über 40° nach außen. Die Wintersonne hingegen passiert in voller
Intensität den Sonnenschutz.
klima zu stabilisieren, sondern erzeugen
außerdem ein angenehmes, blendfreies
Licht, das für die Bildschirmarbeitsplätze
erwünscht ist. Zusätzlich sorgt eine Erdsonden-Wärmepumpe für Wärme in winterlichen Nebelperioden, aber auch für
Kühlung im Sommer. Der Energieverbrauch für Heizung, Lüftung und Warmwasser liegt etwa zehnmal niedriger als
bei einem konventionellen Gebäude.
In energieeffizienten Gebäuden, die
mit einer optimierten Gebäudehülle Wärme im Inneren halten und gleichzeitig
solare Gewinne einfahren, leidet häufig
der Komfort wegen Überhitzung. Ein
solarthermisches System muss daher
immer mit dem Zusammenspiel von vier
relevanten Komponenten konstruiert
werden: Der transparenten Wärmedämmung, die Sonnenlicht in das Gebäude
einlässt, die Wärme jedoch zurückhält.
Dem Absorber, der das Sonnenlicht an
einer dunklen Oberfläche absorbiert, in
Wärme umwandelt und gleichzeitig die
Wärmeabstrahlung unterdrückt. Dem
Speicher, der die absorbierte thermische
Energie in seiner Masse speichert und
zeitverzögert an den Innenraum abgibt.
Und schließlich dem Überhitzungsschutz,
der bei überschüssigem solarem Energieeintrag einer Überhitzung vorbeugt.
Bei Glasfassaden geht es im Wesentlichen um die Kontrolle von Solareinträgen und Transmissionsverlusten. Die
eleganteste Lösung ist, mit der Fassade
selbst darauf zu reagieren und das Sonnenlicht direkt vor Ort zu absorbieren,
zu speichern, zu kontrollieren, abzuführen und umgekehrt die Transmissionsverluste zu kompensieren. In diesem
Zusammenhang forscht Schwarz an der
Hochschule Liechtenstein zusammen
mit Partnerhochschulen und -instituten
am Thema “Flüssigkeitsdurchströmte
Gläser mit integralem Energiemanagement”.
GLASSXliquid soll die an der Fassade aufgenommene Energie abführen,
zuführen oder umverteilen können. Ziel
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Forschung
ist es, damit konstante Oberflächentemperaturen an der Fassade herzustellen
und so die Aufenthaltsqualität im Gebäude zu steigern. In einer vierfachverglasten Scheibe zirkuliert in den beiden
äußeren Schichten Wasser. Der mittlere
Zwischenraum ist zur Wärmedämmung
mit Edelgas gefüllt. Das Wasser absorbiert die Infrarotstrahlung der Sonne
fast vollständig, speichert sie und wirkt
gleichzeitig als UV-Schutz. Je nach Temperatur, Tages- und Jahreszeit werden
die beiden Zwischenräume unterschiedlich durchströmt. Im Winter kann das
Wasser im inneren Zwischenraum zusätzlich pigmentiert werden, um als Absorber zu wirken. Das erwärmte Wasser
der besonnten Glasfassade wird dann
an kühlere verschattete Fassadenteile
gepumpt, an die es seine Wärme abgibt. Im Sommer wird die Hitze direkt
an der Fassade abgeleitet. Nun wird die
äußere Schicht je nach Einstrahlungsintensität pigmentiert. Bei Bedarf kann
der Innenraum durch zusätzliches kühles
Wasser in der inneren Schicht gekühlt
werden. Dieses dynamische System
ersetzt zusätzliche Speichermasse.
Außenraum
Innenraum
Inn
Kammer 1
Glaskügelchen
Kammer 2
LowE
Kammer 3
GLASSXliquid
Architekt: Beat Kämpfen
Büro für Architektur, Fertigstellung 2007
GLASSX AG
www.glassx.ch
Dörken GmbH & Co. KG
www.doerken.de
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