Magdeburg, den 03.02.2016 Hochschule Magdeburg/ Stendal Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien 1. Semester Modul S 1.3 Soziale Arbeit als Profession Bezugsgruppe 10 WS 2015/2016 Maika Riebner, Claudia-B. Rothe ([email protected]) Vermerk zur 14. Vorlesung Thema: Ethik in der Sozialen Arbeit Ethik = „ein System von Handlungsaufforderungen und Handlungsorientierungen, die es dem Menschen ermöglichen sollen, ihre Praxis an übergreifenden Sinn- & Wertzusammenhängen auszurichten bzw. die gegebenen Handlungsalternativen nach Kriterien von gut und böse, angemessen und unangemessen, verantwortbar und unverantwortbar usw. auszuwählen“ (Münchmeier 1996, S. 184) —> In der Sozialen Arbeit versucht die Ethik, die Grundfragen der Philosophie auf unser Handlungsfeld zu übertragen. Im Rahmen der 13. Vorlesung wurden 4 Persönlichkeiten (Kant, Aristoteles, Marx & Rawls) thematisiert, die sich mit der Grundfrage „Was braucht der Mensch für ein gutes Leben und wie kann man dieses erreichen?“ befassten. Aufbauend auf Rawls, der zentrale Gerechtigkeitstheorien aufstellte, beschäftigten sich Amartya K. Sen & Martha C. Nussbaum mit der Theorie des „capability approach“ (dt. = dem Ansatz der Verwirklichungschancen). Sen und Nussbaum stellten sich die Frage, welche Möglichkeiten die Menschen haben/brauchen um ein hohes Maß an Lebensqualität zu erzielen. Dazu ruhen in jedem Individuum Chancen & Möglichkeiten, die aber durch die gesellschaftlichen Bedingungen nicht immer umsetzbar sind. Dieser Mangel an Verwirklichungschancen führt zur Armut. Einige Bedingungen die zur Armut führen können sind z.B. Mangel an Grundrechten, fehlender Zugang zur Bildung und Gesundheit, fehlende demokratische Teilhabe, keine gesellschaftliche Transparenz und Einkommensungleichheiten. Um Armut zu verringern, braucht die Gesellschaft ein Grundverständnis von Verwirklichungschancen. Daraus resultieren 5 grundlegende „capabilities“: 1. Ausbildung von spezifisch körperlichen Konstitutionen (z.B. motorische Fähigkeiten) 2. Ausbildung von sensorischen Kompetenzen (z.B. Denkvermögen, Tastsinn etc.) 3. Vermeidung unnötigen - psychischen und physischen - Schmerzes & Gewährleistung von Gesundheit, Ernährung und Schutz 4. Zugang und Kontakt zu anderen Menschen sowie zu Genuss, sexueller Befriedigung & Mobilität 5. Fähigkeit zur Vernunft, Autonomie und Subjektivität —> Beide Autoren brechen mit den traditionellen Auffassungen vorhergehender Theorien. Um soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten, gibt es einheitliche Menschenrechte und ein Grundverständnis der Menschenwürde. Daraus entsteht für die Soziale Arbeit eine Professionsethik, nach der wir handeln sollen. Danach hat jeder Mensch das Recht einen eigenen Lebensweg nach persönlichem Wohlbefinden und Glücksvorstellungen zu wählen. Hierfür sollte eine individuelle, sozialökonomische Basis geschaffen werden und das Wissen über strukturelle Barrieren muss zusammen getragen werden. Die kulturellen und religiösen Differenzen müssen akzeptiert und es muss zu menschenwürdigen, familiären Nachbarschafts-, Bildungs- und Arbeitsbedingungen und Obhutsverhältnissen verholfen werden. —> Damit wird die Soziale Arbeit zur Menschenrechtsprofession. Daraus ergibt sich, dass die Soziale Arbeit nicht nur nach einem „Doppelmandat“ (Hilfe + Kontrolle), sondern auch nach einem „Dreifach Mandat“ (Hilfe + Kontrolle + Kritik) handeln sollte. D.h., dass - gesellschaftliche Rahmungen nicht unanalysiert und unhinterfragt akzeptiert werden dürfen; - ein Verhältnis zwischen Recht/Belohnung und Pflicht/Last geschaffen werden soll; - eine demokratische Partizipation wünschenswert ist und - das der Soziale an öffentlichen politischen Auseinandersetzungen teilnimmt & Aufmerksamkeit und Maßnahmen für verletzbare Gruppen fordert. —> Dies ist das Wesen der Sozialen Arbeit gez. M. Riebner, C.-B. Rothe