27. Ausgabe 02. Mai 2012 Tübinger Sternchen Lieber Sternfreund, 1894 geschah das Unfassbare. Intelligente Lebewesen vom Mars landeten in einem friedlichen Vorort von London. Zu dieser Zeit mit 6 Millionen Einwohnern die größte Stadt der Welt. Dort verbreiteten sie in der Bevölkerung Angst und Panik. Aber warum das alles? Da die Sonne langsam ausbrennt, wurde es auf dem roten Planeten kühler und er trocknete aufgrund seiner geringen Gravitation aus – das kennen wir - die Kleinen können ihr Wasser nicht halten. Trotz riesiger Kanäle, welche das Nass von den mit Eis bedeckten Polen in die trockenen Gebiete befördern sollten, reichte es nicht mehr zum Überleben. Sie mussten auf die Planeten übersiedeln, welche der Sonne näher sind. Der Blick zur blauen Erde, mit ihren grünen Wäldern und weißen Wolken, wies ihnen den Weg. Die Erde war zwar schon bevölkert, doch dies war den Eindringlingen ganz recht, sie hatten die Menschen zum fressen gerne. Nun zogen diese Monster in ihren riesigen, dreibeinigen Maschinen über das Land, das Militär war hilflos. Nur mit viel Glück, wurden zwei dieser Roboter zerstört, wofür die Rache jedoch schrecklich ausfiel. Zwei Wochen tobten sie auf der Insel. Doch was der intelligenteste Erdenbewohner - der Mensch - nicht erreichte, vollbrachten die niedrigsten Wesen – die Bakterien. Da es auf dem Mars keine Krankheitserreger gab, waren die Marsmonster gegen sie nicht immun und gingen daran zugrunde. So, nun reicht es aber. Dir ist sicher einiges aufgefallen, was nicht stimmen kann. Marsmenschen sind uns nicht bekannt und auch äußerst unwahrscheinlich. Riesige Kanäle auf dem roten Planeten, von den Polen zu den Äquatorgebieten - unbekannt! Die Sonne brennt aus und wird kühler - so ein Blödsinn! Noch einmal im „Tübinger Sternchen“ Nr. 21 nachgeblättert, richtig die Sonne wird doch immer wärmer, bis sie sich in einigen Milliarden Jahren zum roten Riesenstern aufbläht! Die ganze Aufregung war umsonst, ich gebe es zu. Bei der Geschichte handelt es sich um eine Beschreibung des Romans „Krieg der Welten“ von H.G.Wells. Dieser erschien 1898, als der Ursprung der Sonnenenergie, die Kernfusion, noch unbekannt war. Es wurde vermutet, die Energie unsers Zentralgestirnes wird immer schwächer und erlischt irgendwann wie ein Lagerfeuer. Der italienische Astronom Schiaparelli zeichnete wenige Jahre vor dem Erscheinen des Romans, Marskarten mit den von ihm beobachteten Kanälen. Diese waren jedoch nur optische Täuschungen und nur bei unruhiger Erdatmosphäre zu sehen. Bei guter Sicht konnten die Linien der Kanäle in einzelne Flecke aufgelöst werden. Herr Wells wollte den Leser mit seinem Roman jedoch nicht nur erschrecken, wichtig war ihm, dass dieser sich Gedanken machen sollte, wie wir mit unseren Mitbewohnern auf der Erde umgehen. Möglichst eben nicht wie die Marsmenschen mit den Erdenbewohnern. „Und bevor wir sie zu hart beurteilen, müssen wir uns erinnern, mit welcher Schonungslosen und grausamen Vernichtung unsere eigene Gattung nicht nur gegen Tiere wie den verschwundenen Bison und den Dodo, sondern gegen unsere eigenen eingeborenen Rassen wütete… Sind wir solche Apostel der Gnade, dass wir uns beklagen dürfen, wenn die Marsleute uns in demselben Geist bekriegen?“ (Aus dem Roman „Krieg der Welten“) Dein Ludwig! Inhalt Seite 3 Der Mond im Mai 2012. 3 Besondere Ereignisse im Mai 2012. 3 Planeten im Mai 2012. 4 Feldherr Mars. 6 Auf dem Mars. 8 Hinweise. Der Mond im April 2012. 06.05.2012 12.05.2012 21.05.2012 19.05.2012 28.05.2012 Vollmond / Mond in Erdnähe abnehmender Halbmond Neumond Mond in Erdferne zunehmender Halbmond Besondere Ereignisse im Mai 2012. Am 20/21. Mai findet eine ringförmige Sonnenfinsternis statt. Zu sehen ist sie in Ostasien, Japan, Alaska und am Nordpol. Nicht wirklich ideal für uns. Aber es reicht auch wenn du ganz nach Norden von Norwegen fährst, die Sonne steht dort um Mitternacht knapp über dem Horizont. Der Sternschnuppenschauer der Eta-Aquariden erreicht sein Maximum mit bis zu 60 Schnuppen in der Stunde am 5. Mai. Da der Punkt ihres Ursprungs nahe am Horizont liegt, und auch der Mond bei der Beobachtung stört, ist eine erfolgreiche Sichtung ein wenig Glückssache. Planeten im April 2012. Merkur ist zu nahe der Sonne und kann nicht beobachtet werden. Venus ist zu Monatsbeginn noch immer als heller Abendstern zu sehen. Der Durchmesser wächst langsam an, der beleuchtete Teil wird jedoch immer schmäler. Wir haben eine abnehmende Venus. Der Abendstern wandert nun zügig dem Rendezvous mit der Sonne am 6. Juni entgegen (Venustransit). Zum Ende des Monats Mai hat sie sich vom Abendhimmel verabschiedet. Mars wird nach seiner Opposition im März immer leuchtschwächer und sein Durchmesser im Teleskop kleiner. Jupiter ist zu nahe der Sonne und kann nicht beobachtet werden. Saturn ist ideal am Abendhimmel zu beobachten! Jeder der ihn einmal im Teleskop betrachtet hat, ist vom Herrn der Ringe begeistert. Uranus ist zu nahe der Sonne und kann nicht beobachtet werden. Neptun ist zu nahe der Sonne und kann nicht beobachtet werden. Feldherr Mars. Die auffallend rötliche Färbung unseres äußeren Planetennachbarn, erregte zu allen Zeiten die Phantasie der Beobachter. Die Erforschung des Himmels war in den frühen Kulturen ein Mischmasch von Astronomie und Astrologie. Jedem Himmelskörper wurde eine Bedeutung zugeordnet. Rot wie dieser Planet strahlt, muss er brutal sein. Bei den Sumerern, Assyrern und den Babylonier war er deshalb der Kriegsgott Nergal. Bei den Persern der „himmlische Krieger“, bei den Griechen wurde er nach den Kriegsgott „Ares“ benannt, bei den Azteken in Südamerika hieß er „Huitzilopochtli“ – der Name ist schon gemein und du errätst es sicher - ein Kriegsgott. Auch sein Symbol ist kriegerisch, ein Schild mit einem seitlich erhobenen Pfeil. Für die Römer musste er als der göttliche Feldherr „Mars“ herhalten. Diese selbst so kriegerische Kultur, achtete ihn hoch und der Sage nach waren seine beiden Söhne „Romulus“ und „Remus“ die Gründer der Stadt Rom. Noch zum Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der arme Kerl als einer von zwei bösartigen Planeten bezeichnet. Der andere schlimme Geselle war Saturn - den nehmen wir uns später vor. 1609, erschien das Buch „Astronomia Nova“ von „Johannes Kepler“. Mit den äußerst genauen Beobachtungdaten der Marspositionen, von dem Dänen „Tycho Brahe“, konnte Kepler den Beweis liefern, dass nicht die Erde sondern die Sonne im Zentrum unseres Systems liegt. Kepler hat, wie er selbst schreibt, nach langem Ringen die Schlacht gegen den listigen Kriegsgott gewonnen. „Als jedoch der Feind (Mars) sah, dass ich (Kepler) auf meinem Ziel bestand und er in seinem Reich ringsum nirgends mehr sicher und geborgen war, kamen ihm Friedensgedanken… begleitet von Arithmetik und Geometrie ging er alsbald munter und aufgeräumt in mein Lager über.“ Einleitung: „Astronomia Nova“ An Marsmenschen dachte man auf der Erde vor der Erfindung des Teleskops sicher nicht. Auch wenn manche „Spinner“ über ferne Welten nachdachten. Mars war immer nur ein Lichtfleck am Nachthimmel. Sicher, er unterschied sich wie auch die anderen Planeten von den Sternen, indem er langsam durch die Tierkreiszeichen über das Himmelsgewölbe wanderte. Uns sind die Bilder des roten Mars mit seinen Eiskappen vertraut und wir können es uns daher kaum vorstellen, wie verblüfft „Galileo Galilei“ sein musste, als er im Jahr 1610 sein selbstgebautes Teleskop auf Mars richtete. Anders als ein Stern, welcher auch bei höchster Vergrößerung immer nur ein Lichtpunkt bleibt, sah er nun eine kleine rötliche Scheibe - eine neue Welt. Die Qualität seiner Optik war jedoch noch nicht gut genug, um auf der Oberfläche Details zu erkennen. Mit der Entschlüsselung der Planetenbahnen durch Kepler, und der Erfindung des Teleskops, begann ein neues Denken in der Marsforschung. 1659 entdeckte der holländische Gelehrte „Christian Huygens“ erstmals dunkle Flecken auf dem Mars. Die Vermutung lag nahe, dass es sich dabei um Ozeane und Meere handelt. Langsam nahmen die Marsianer ihren Platz in den Köpfen der Phantasten ein. Mit dem Erkennen von Oberflächendetails konnte die Länge eines Marstages zu etwa 24,5 Stunden bestimmt werden. Je nach Jahreszeit des Planeten, wurde nun auch das Schmelzen und wieder Anwachsen von weißen Polkappen beobachtet. Zeitweise wiederum waren, selbst wenn Mars besonders nahe an der Erde war, keine Oberflächenstrukturen zu sehen. Heute wissen wir von den Sandstürmen, die den ganzen Mars umhüllen können und die Sicht auf seine Oberfläche verhindern. Mit den besseren Fernrohren im 19. Jahrhundert, wurde es dann richtig spannend. 1877 entdeckte der Amerikaner „Asaph Hall“ mit dem mehr als doppelt so großen Linsenfernrohr (66 cm Durchmesser) wie unser bescheidenes Teleskop in Tübingen (30cm) die beiden Marsmonde. Diese wurden passend zu dem bösen Mars auf die griechischen Namen „Phobos“ und „Deimos“ (Furcht und Schrecken) getauft. Nun waren sie zu dritt und der Spaß konnte richtig beginnen! Ebenfalls 1877 glaubte der Direktor der Mailänder Sternwarte „Schiaparelli“, feine von den dunklen Flecken ausgehende Linien zu erkennen. Er nannte diese Gebilde „canali“, auf Deutsch „Gräben“. Die meisten Berufsastronomen waren zurückhaltend. Der Amerikaner „Persival Lowell“ aber, war so begeistert von den Gräben, dass er im Jahr 1894 für die Marsbeobachtung eine eigene große Sternwarte bauen ließ. Die „canali“ waren für ihn künstliche Kanäle, nicht bloß Gräben. Für so gewaltige Kanäle, welche sogar von der Erde aus sichtbar waren, mussten die Marsbewohner intelligent und sehr fortschrittlich sein. Das war die Vorlage für weitere Gedanken über Außerirdische, wie eben zu dem Roman „Krieg der Welten“. Die Leute drehten schlichtweg durch. Nur die Astronomen blieben auf dem Boden, und zeigten, wie etwa der griechische Astronom „Eugene Antioniadi“, dass sich die Kanäle des Mars in Luft auflösen, wenn sich die Erdatmosphäre beruhigt und daher das Planetenscheibchen im Teleskop nicht mehr so flackert. Das Gemeine ist, je größer die Fernrohre sind, umso deutlicher wirkt sich die Luftunruhe aus. Der listige Kriegsgott Mars drehte den leichtgläubigen Menschen mal wieder eine lange Nase. Doch die Astronomen waren nicht faul. 1924. Der Mars kam in diesem Jahr der Erde besonders nahe. Mit Hilfe des damals größten Teleskops (2,5 Meter Spiegeldurchmesser) wurde die Oberflächentemperatur des roten Kriegers gemessen. Das Ergebnis kommt mit -100°C bis +15°C den heutigen Erkenntnissen sehr nahe. Aus den starken Temperaturunterschieden zwischen Tag- und Nachtseite, schlossen die Astronomen auf eine nur dünne Marsatmosphäre. Für die Ursache der dunklen Gebiete vermutete man nun Vegetation. Das Interesse in der Öffentlichkeit begann zu schwinden. Bis Mars sein stärkstes Stück ablieferte. Nun, eigentlich konnte er diesmal wirklich nichts dafür. Aber was tut ein amerikanischer Radiosprecher um Aufmerksamkeit zu erregen? Er macht Blödsinn. Dazu passte die Vorlage von dem Roman „Krieg der Welten“ wie die Faust aufs Auge. 1938 kam es an der Ostküste der USA während einer Radio- Liveübertragung über die Landung von Marsmenschen, zu einer Massenpanik. Dass dies nur ein Hörspiel nach dem Roman von H.G.Wells ist, wurde zu Beginn der Sendung natürlich erklärt. Jedoch den vielen Zuhörern, welche erst später den Sender einschalteten, war dies nicht bewusst. Die Sprecher des Hörspiels mussten sich angeblich sogar in ihren Raum einschließen, um die Sendung zu Ende zu bringen. Vor der Türe wartete schon eine wütende Menschenmasse, bereit die Künstler in den Marsorbit zu schießen, zu den beiden Monden Furcht und Schrecken. Natürlich wurde der Roman für die Sendung geändert, die Aliens landeten nun in Amerika. Landen Marsianer in England, gerät sicher kein Amerikaner in Panik, außer er hat sein Geld in London angelegt. Einer der begabten Sprecher und Verantwortliche für das ganze Chaos, war „Orson Welles“, nicht verwandt mit dem Schriftsteller „H.G.Wells“. Die nächsten Jahrzehnte wurde es um den roten Mars sehr ruhig. Bis die erste Planetensonde im Jahr 1965 an ihm vorbeiflog. Einmal Spitzbube, immer Spitzbube. Die noch nicht besonders guten 22 schwarz weiß Bilder zeigten meist nur Krater wie auf dem Mond. Seine interessanten Seiten verbarg der Krieger noch vor uns Menschen. Doch damit ist nun Schluss! Bisher gab es 43 Versuche den Mars mit Sonden zu erreichen - 19 waren erfolgreich. Die Oberfläche unseres Nachbarn ist inzwischen besser kartographiert, als die der Erde. Verstanden sind viele Details noch immer nicht. Die Marsforschung bleibt ganz gewiss für die nächsten Jahrzehnte spannend. Im Marsorbit (Marsumlaufbahn) sind folgende Sonden zurzeit in Betrieb: 2001 Mars Oddyssey (am 7. April 2001 von der Erde gestartet) NASA (USA) Mars Express (am 2. Juni 2003 von der Erde gestartet) ESA (Europa) Mars Reconnaissance Orbiter (am 12. August 2005 von der Erde gestartet) NASA (USA) Fahrzeug (Rover) in Betrieb auf der Marsoberfläche: MER-B Opportunity (am 8. Juli 2003 von der Erde gestartet) NASA (USA) Fahrzeug (Rover) Landetermin am 6. August 2012: Curiosity (am 26. November 2011 von der Erde gestartet) NASA (USA). Auf dem Mars Nun falls es wirklich nicht ohne mich geht, muss ich wohl zum Mars mitfliegen. Vor dem Jahr 2030 brauchen wir aber die Koffer für die lange Reise sicher noch nicht packen. Der Aufenthalt in der Schwerelosigkeit zieht sich selbst bei der schnellsten Reiseroute über 6 Monate hin. Hin und zurück also ein Jahr - mindestens. Wegen der Notwendigkeit des Treibstoffsparens wird der Flug vermutlich sogar zwei oder drei Monate länger dauern. Glücklich, nach so einem langen (und langweiligen) Flug endlich auf dem Mars angekommen zu sein, stecken wir schon in den nächsten Schwierigkeiten. In der Schwerelosigkeit haben sich unsere Muskeln zurück gebildet. Obwohl die Gravitation auf dem Mars nur etwa 2/5 der unserer Erde beträgt (ein 50kg Nachwuchsastronaut, wiegt auf dem Mars 19kg) haben wir große Probleme, unseren geschwächten Körper gerade zu halten. Ein großer Trost ist aber, dass wieder zu Kräften gekommen, uns selbst die stärksten Marsstürme (bis zu 140km/h) nicht umschmeißen. Der Atmosphärendruck ist etwa wie in 35km Höhe auf der Erde, und daher auch viel zu dünn (ca. 1/100 der Erdatmosphäre) um uns aus dem Gleichgewicht bringen zu können. Demgegenüber würde uns auf der Venus, mit ihrem 100fachen Atmosphärendruck der Erde, schon ein laues Lüftchen zu Boden zwingen. Doch zurück zum Mars. Bei solch geringem Luftdruck ist es selbstverständlich, dass wir ohne Raumanzug nicht auskommen. Ach übrigens, Besen und Waschmittel sind enorm wichtig. Ständig ist in der Luft feiner roter Staub. Auch die vielen Windhosen… warum lachst du? Ach so, sagen wir: die vielen Staubteufel (passt auch besser zu dem fiesen Mars) verschmutzen ständig alles mit Sand. Wir sollten die Solarzellen unserer Behausung öfter kehren, sonst geht uns schnell der Strom aus. Die Sonne scheint hier auch wesentlich schwächer als auf der Erde, also zack, zack, putzen! Die Marsoberfläche ist steinig und trocken. Woher nehmen wir das dringend benötigte Wasser, für das Reinigen der Raumanzüge? Mitte der 70er Jahre landeten die ersten Sonden auf dem Mars, „Viking 1“ und „Viking 2“. Sie kratzten ein wenig an der Oberfläche und kamen zu dem Ergebnis, der Bursche ist staubtrocken. Das Spaßige dabei ist - hätte sie 20cm tiefer gegraben, wären sie vermutlich auf Wassereis gestoßen, das weit verbreitet unter der Stauboberfläche des roten Planeten schlummert. Da sieht man es wieder wie wichtig es ist, selbst vor Ort zu sein (alles muss man selber machen)! Auch an den Polen ist Wasser für unseren Tee. Die Wassermenge des Südpol, würde ausreichen, den ganzen Planeten unter einer 11 Meter dicken Wasserschicht zu bedecken theoretisch. Leider verhält sich reines Wasser beim Auftauen nicht wie auf der Erde. Dank des geringen Luftdruckes ist die Siedetemperatur viel geringer. Das Dumme ist aber, Eis wird nicht flüssig, sondern geht schon bei -20°C sofort in den gasförmigen Zustand über, auch eine Folge des geringen Luftdruckes auf dem Mars. Die NASA Sonde „Phoenix“, hat jedoch Wassertropfen an der Landestelle entdeckt. Wasser vermischt mit Salzen, welche durchaus auf dem Planeten vorhanden sind, könnten diese eigenartige Entdeckung erklären. Die südliche Marshälfte erinnert mit seinen vielen Kratern ein wenig an unseren Mond. Wäre nicht die rötliche Erde, könnten wir annehmen, wir hätten uns verflogen. Die besondere Farbe von Mars kommt übrigens von dem hohen Eisenanteil, die Rüstung des Feldherren ist verrostet. Die Nordhälfte ist relativ flach, Krater kommen dort viel seltener vor. Der Planet scheint aus zwei unterschiedlichen Teilen zusammengesetzt zu sein. Wissenschaftler können die fehlenden Einschlagkrater auf der Nordhalbkugel unter anderen durch große Ozeane in der Frühzeit des Planeten erklären. Hinweise auf solch riesige Wasserflächen gibt es noch mehr auf Mars. Ein Marstag, oder richtiger, ein „Sol“, dauert 24,62 Stunden. Durch die Neigung der Rotationsachse von 24,9° (Erde 23,5°) hat auch unser Nachbar Jahreszeiten wie die Erde. Ein Marsjahr ist jedoch wegen seiner weiteren, stark elliptischen Umlaufbahn um die Sonne (147,1 Mill. km bis 149,6 Mill. km) mit 687 Erdentage fast doppelt so lange wie ein Erdenjahr (365,26 Tage). Also Zeit genug um die Sommermonate zu genießen und tolle Touren zu unternehmen. Für eine Wanderung auf den höchsten Berg des Sonnensystems brauchen wir auch viel Zeit. Der Vulkan „Olympus Mons“ ist mit 27 km der höchste Berg des Sonnensystems. Zu Anstrengend? Lieber keinen Berg? Na gut, besuchen wir das „Valles Marineris“. Ich muss euch aber warnen! Auch dies wird eine ausgedehnte Tour. Es handelt sich dabei wieder einmal um das größte Grabensystem im Sonnensystem, mit 4.000 km Länge, 700 km Breite und bis zu 7km Tiefe. Falls wir so ungeschickt sind zu den Eiskappen zu wandern, müssen wir uns während der Polarnächte auf -130°C gefasst machen. Der letzte Winter im Schwarzwald, mit seinen kuschelig warmen -20°C wäre uns dann sicher in bester Erinnerung. Kehren wir aber doch lieber zurück zum Marsäquator, bei Nachmittagstemperaturen im Sommer von über 20°C. Übrigens, der Weg vom Pol zum warmen Äquator ist deutlich kürzer als auf der Erde. Der schreckliche Mars ist mit einem Durchmesser von 6.786km ein Winzling. Er ist nur etwa halb so groß wie unser Heimatplanet Erde (12.756km). Grausamkeit ist also keine Sache der Größe! Na gut, wer hat die Spielkarten? Wir bleiben zu Hause! Nachts werden natürlich die Teleskope ausgepackt. Doch schon ohne Fernrohr ist einiges anders. Die nördliche Polachse des Mars zeigt auf eine Position nahe dem hellen Stern Deneb im Schwan. Der Staub stört natürlich ein wenig beim Sternegucken, doch flackern diese wegen der dünnen Luftschicht und kühlen Temperaturen nicht. Die weiß - blaue Erde ist auf Mars Abend- oder Morgenstern. Sicher der schönste Planet im Teleskop. Obwohl Jupiter und Saturn deutlich größer von diesem Standort aus sind. Wenn nicht die störenden Flugzeuge währen!? Nein, ein Flugzeug ist das nicht! Bekommen wir Besuch von den Erdlingen? Natürlich auch nicht. Es ist Phobos. Der 17km x 14 km kleine Marsmond umrundet seinen Planeten auf einer Höhe von 5.900 km über der Marsoberfläche. Dafür benötigt er nur 7,7 Stunden. Die enge Umlaufbahn macht es unmöglich, ihn von einem der beiden Polen zu beobachten. Besonders hübsch sieht diese vernarbte Kartoffel ja nicht aus. Mit bloßem Auge steigt sein Durchmesser nach Aufgang langsam auf die Hälfte unseres Erdenmondes an, um nach erreichen seiner größten Annäherung langsam wieder kleiner zu werden und unter den Horizont zu verschwinden. Deutlich haben wir die Phasen innerhalb weniger Stunden beobachten können, wozu unser Mond 29 Tage benötigt. Trotz des ungewohnten Erlebnisses, machte er dabei seinen Namen (Schrecken) keine Ehre. Dies könnte sich jedoch ändern. Seine Umlaufbahn wird immer niedriger und in ca. 30 Millionen Jahren wird er auf den Mars stürzen. Dann bleibt nur noch Deimos übrig, obwohl das Grauen, ist er der Hübschere. Eine dünne Staubschicht überzieht seine Oberfläche, der eitle Kerl (9km x 7 km) ist geschminkt. Hat er etwas zu verbergen? Für seine Bahn in 20.000km Höhe über der Marsoberfläche, braucht er 30 Stunden. Auch dieser Mond ist auffällig hell am Marshimmel, doch um ihn als Scheibchen zu sehen, benötigen wir unsere Fernrohre. Leider gibt es auch keine Polarlichter, das wäre eine schöne Abwechslung. Mars hat kein Magnetfeld, das uns vor dem Sonnenwind schützt und dabei auch für die bunten Lichter um die Pole verantwortlich ist. Da heißt es sich gut vor der Sonnenstrahlung zu schützen, was für uns nachtaktiven Astronomen sowieso kein Problem ist. Wir schauen eben auf unsere Gesundheit, und achten auf gesunde Blässe! Ah, die Sonne geht auf, wo sind die Spielkarten? Astronomische Vereinigung Tübingen: www.sternwarte-tuebingen.de Hilfe für Einsteiger und Fortgeschrittene www.astronomie.de VDS (Vereinigung der Sternfreunde e.V.) www.vds-astro.de Projekt Sternenpark Schwäbische Alb: www.sternenpark-schwaebische-alb.de Vorträge in der Sternwarte Tübingen Freitag 11.5.2012 um 20 Uhr, Dipl. Physikerin Marina Ludwig (AVT) Von Nasca bis Stonehenge Astronomie in prähistorischer Zeit Freitag 25.5.2012 um 20 Uhr, Anette Ochsenwadel M.A. und Roland Müller Dipl. Physiker (AVT) Mondgeschichte(n) aus Kunst Literatur und Astronomie Ein kosmischer Abend auf der Sternwarte Das nächste Treffen der AVT Jugendgruppe, von 17:30Uhr bis 19Uhr am: 16.05.2012 Mittwoch Dein Jugendgruppenteam Ludwig und Katharina