Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Die Erweiterungsbauten des Ministeriums am Wangenheim-Palais setzen sich aus drei Bürogebäuden entlang der Karmarsch- und Leinstraße und zwischen Leinstraße und Friedrichswall zusammen. Gemeinsam mit dem Palais umschließen sie einen schönen Innenhof. Aufregender als die Außenhaut präsentiert sich das Innenleben des Wirtschaftsministeriums als „Museum der fünfziger Jahre“. In der Eingangshalle Repräsentative fällt der Blick Architektur auf die Stirnwand verbindet mit einem kräftigen sich mit Betonraster mit pastellfarbiger Verglasung, die vom hannoverschen Maler einfallsreicher Formvielfalt Egon Neubauer entworfen wurde. Zwei Embleme in dieser Wand, Waage und Rad, symbolisieren Wirtschaft und Verkehr. Textquellen: • Alfons Schmidt, „Hauptstadtplanung in Hannover seit 1945”, Hrsg. Universität Hannover, Hannover, 1995 • Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink, Ein großartiger Eindruck entsteht im Verbindungsgang hinter dem Palais: Durch einen kreisförmigen Ausschnitt in einem Wandvorsprung fällt hier der Blick auf die „Giraffentreppe“, das zweigeschossige Treppenhaus. An epochal typischen Materialien finden sich in diesem Bauwerk hauptsächlich ornamentale Natursteinböden, schwarzweißer Marmor und Sichtbeton, teils mit Kieselornamenten. Wer sich für die einfallsreiche Form- und Materialvielfalt im Stile der 50er Jahre interessiert, wird an den Erweiterungsgebäuden des Wangenheim-Palais großen Gefallen finden. „Vom Schloss zum Bahnhof, Bauen in Hannover“, Hrsg. Universität Hannover, Hannover, 1989 • Georg Hoeltje, „Georg Ludwig Friedrich Laves“, Steinbock-Verlag, Hannover, 1964 Wangenheim-Palais Der Sitz des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Referat 16 Friedrichswall 1 30159 Hannover Fotos: Andrea Seifert, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Fotothek der Bau- und Kunstdenkmalpflege Stand: November 2013 1 2 3 Das Wangenheim-Palais – ein Haus mit Geschichte Seit über 150 Jahren im Dienst der Öffentlichkeit Neuanfang und neue Nutzung Das Wangenheim-Palais wurde in der Zeit von 1829 bis 1833 erbaut. Es gilt als eines der hervorragendsten klassizistischen Bauwerke in Hannover. Baumeister Georg Ludwig Friedrich Laves hatte vom Grafen Georg von Wangenheim, der Mitglied der königlichen Baukommission war, den Auftrag erhalten, es als privates Wohnhaus zu errichten. Nach dem Tod des Grafen von Wangenheim (1851) ging das Palais für 100.000 Reichstaler in den Besitz des Königreichs Hannover über und wurde für den Kronprinzen hergerichtet. Bereits elf Jahre später wurde das Haus an den Magistrat der Stadt Hannover verkauft. Diese ließ ihr Wappen im Giebelfeld anbringen und nutzte das Gebäude als Rathaus, bis man 1913 das nur wenige Meter entfernte neue Rathaus beziehen konnte. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Palais aus und musste danach im Innern völlig neu gestaltet werden. Bis zum Jahre 1954 nutzte es die Stadtverwaltung noch für diverse unterschiedliche Zwecke. Nachträglich wurde im Jahre 1897 das flache Schieferdach durch ein höheres Ziegeldach ersetzt sowie 1931 der zweigeschossige Festsaal mit der Musikempore und dem Kuppelgewölbe beseitigt. In seiner Funktion als architektonische Dominante des Ministeriums beherbergt das Palais bei stark verändertem Grundriss das Ministerzimmer, den Sitzungssaal und zahlreiche Büroräume. Im Hinblick auf die Innenraumgestaltung ist besonders der Sitzungssaal im Erkerzimmer erwähnenswert. Es handelt sich um einen dreigeschossigen Massivbau von 4+5+4 Achsen. Der Eingang wird durch einen Säulenvorbau von sechs toskanischen Säulen monumentalisiert, auf denen ein von einer gusseisernen Balustrade begrenzter Balkon ruht. Die Eingangstür ist zweiflügelig und in Laves`scher Ornamentik gestaltet. 1844 wurde an der Stirnseite zum Friederikenplatz ein zweigeschossiger Wintergarten mit halbkreisförmigem Grundriss angefügt. Anschließend kaufte das Land Niedersachsen das Gebäude, im Jahre 1957 erscheint erstmals das Wirtschaftsministerium als Nutzer im Adressbuch der Stadt Hannover. Er hat beim Umbau eine gewölbte Gipsdecke, ein Stuckrelief an der Hauptwand und einen Gipsschnitt unter der Decke des Erkers nach Entwürfen von Prof. Hans Kuhn (Berlin) erhalten. Das Wandrelief zeigt Darstellungen aus Wirtschaft und Verkehr: Krüge als Gefäße für erste Wirtschaftsgüter, Pferde und Tauben als erste Verkehrs- und Nachrichtenmittel, eine Münze mit einem Tituskopf und in der Mitte eine allegorische Figur mit Rad und Waage als Sinnbild für Verkehr und Wirtschaft. Der Deckengipsschnitt im Erker zeigt in der aufgehenden Strahlensonne verschiedene Handwerks- und Industriezeichen mit dem hannoverschen Kleeblatt vereint. Historische Aufnahmen: 1 | Frontansicht, 1983 2 | Sitzungssaal, um 1908 3 | Fassadenornamente 4 | „Wangenheimsche Palais”, Aquarell, um 1850 4