April 2009 / Seite 34 Vereine ? ??? ? ? ?? Zehn Fragen an … Amici dell’arte Klassische Musik macht Freu(n)de Das Pfäffiker Kammerorchester ist noch jung. Es gab bisher fünf Konzerte. Dirigent Marcel Blanchard nahm sich Zeit für die Fragen von Susanne Hunkeler. die Abendkasse etc. Neue Mitglieder sind daher jederzeit willkommen. PfäffikerIN: Warum sagt man Kammerorchester und nicht Instrumentalgruppe oder Musikgruppe? Marcel Blanchard: «Amici dell’arte» ist ein semiprofessionelles Orchester, d.h., wir arbeiten bewusst mit Berufsmusikern und Amateuren gemischt. Unsere Mitglieder kommen aus dem ganzen Bezirk Pfäffikon und zum Teil auch darüber hinaus. Im Orchester mitmachen kann, wer eine sehr gute Ausbildung auf seinem Instrument mitbringt, so dass er mit nur sechs intensiven Proben ein anspruchsvolles klassisches Konzertprogramm bewältigen kann. Marcel Blanchard: Der Begriff «Kammerorchester» ist ein stehender Begriff für ein Orchester in klassischer Besetzung, welches im Gegensatz zum grossen romantischen Symphonieorchester mit gegen 100 Musikern mit ca. 20 bis 40 Mitgliedern auskommt. Dadurch wird der Klang viel durchsichtiger, filigraner, eben kammermusikalischer. PfäffikerIN: Wie gross ist das Interesse am Kammerorchester, um mitzumachen? Marcel Blanchard: Das Interesse, in unserem Orchester mitzuspielen, ist gross. Zurzeit spielen wir mit 28 Musikern. Da die Bläserstimmen solistisch besetzt sind, bestehen tatsächlich für gewisse Bläser Wartelisten. Bei den Streichern können wir aber nach wie vor neue Interessent(inn)en aufnehmen. Es können aber auch Nichtmusiker mitmachen, so braucht ein solches Orchester auch immer viele Helfer hinter den Kulissen für den Bühnenaufbau, den Materialtransport, die Werbung und PfäffikerIN: Was sind das für Leute, die mitmachen? PfäffikerIN: Ist die Idealbesetzung erreicht? Marcel Blanchard: Neben dem chorisch besetzten Streichkörper mit Violinen, Bratschen, Celli und Kontrabässen sind im klassischen Kammerorchester auch solistisch geführte Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner und Trompeten vorhanden. Zurzeit suchen wir vor allem noch Verstärkung in den tiefen Streichern, also Bratschen, Celli und Kontrabässe. PfäffikerIN: Liegt klassische Musik im Trend oder ist die Klassik einfach ein sicherer Wert in der heutigen schnelllebigen Zeit? Marcel Blanchard: Klassische Musik ist – wie der Begriff «Klassik» ja bereits sagt – «das Ideale, das Vollkommene, das Schöne», wie es einst Johann Joachim Winckelmann ausdrückte; eine Formvollendung, wie sie meines Erachtens tief in uns Menschen angelegt ist. Die Sehnsucht nach dem Ausgewogenen, nach der Harmonie, nach der Ordnung mag in dieser hektischen Zeit vielleicht besonders viele Menschen erreichen. Wir haben in unseren bisher fünf Konzerten in Pfäffikon ein sehr altersdurchmischtes Publikum erlebt und erfahren dürfen, dass klassische Musik die Menschen auch heute noch berührt und ergreift. PfäffikerIN: Bevorzugt das Kammerorchester spezielle Stilrichtungen? Nach nur fünf bis sechs Proben folgt das Konzert. Marcel Blanchard: Das Repertoire eines klassischen Kammerorchesters ist Fünf Konzerte hat das Kammerorchester in Pfäffikon bisher gegeben. einerseits durch die Orchestergrösse gegeben, anderseits durch die Besetzungsmöglichkeiten. Neben den ureigenen klassischen Werken wurden vor allem im 20. Jahrhundert viele Werke für die kleine Orchesterform komponiert. Mit dem Kammerorchester «Amici dell’arte» haben wir z.B. am letztjährigen Silvesterkonzert neben Werken von Vivaldi, Boccherini und Haydn auch ein zeitgenössisches Werk des holländischen Komponisten Jan Koetsier aufgeführt, welches ein grosses Echo auslöste und viel Publikum von auswärts anlockte. Grundsätzlich sind wir offen für jegliche gute Musik, pflegen aber vor allem die Klassiker Boccherini, Mozart und Haydn. PfäffikerIN: Wie wird ein Konzert vorbereitet und was passiert, wenn ein Orchestermitglied plötzlich erkrankt? Marcel Blanchard: Die Konzertvorbereitung beginnt lange vor den ersten Proben mit der Programmgestaltung, der Notenbeschaffung, den Raumreservationen, den Solistenverpflichtungen, etc. und natürlich dem Verschicken der Noten an die beteiligten MusikerInnen, damit diese genügend Zeit zum persönlichen Notenstudium haben. Die eigentliche Probensession ist relativ kurz mit knapp sechs Proben. Anschliessend folgt bereits das Konzert. Problematisch wird es, wenn Musiker wenige Stunden vor Konzertbeginn ausfallen. Bei einem Tutti-Spieler in der Streichersektion mag dies oft noch verkraftbar sein, wenn es sich aber um einen Solo- Bläser oder gar um den Solisten handelt, dann wird es kritisch. PfäffikerIN: Was kann eigentlich alles Unvorhergesehenes in einem Konzert passieren? Marcel Blanchard: Von der während des Solo-Konzerts geplatzten Violinsaite bis zu den klemmenden Ventilen eines Blechistruments ist alles schon da gewesen. Die «Amici dell’arte» sind bisher von solchen «Unglücksfällen» verschont geblieben. Eine besonders amü- “ Es wäre schön, wenn es uns gelingen würde, weitere Passivmitglieder zu gewinnen. Mit einem Jahresbeitrag von 50 Franken kann man das Kammerorchester «Amici dell’arte» unterstützen und sicherstellen, dass es auch weiterhin drei klassische Konzerte pro Jahr in Pfäffikon geben wird. „ Marcel Blanchard sante Panne ist mir aber einmal bei einem Chorkonzert passiert. Nach dem orchestralen Eröffnungswerk ging ich in die Sakristei, um die Sopran-Solistin für das erste Solowerk zu holen. Sie hat- April 2009 / Seite 35 Vereine te gerade noch eine schwierige Stelle leise vor sich hingesummt. Nach dem obligaten «toi, toi, toi» gingen wir beide auf die Bühne. Noch das Gesumme der Sopranistin im Ohr, schlug ich die Partitur auf und gab einen überzeugten Einsatz. Innert Sekunden realisierte ich, dass ich das falsche Stück auf dem Pult hatte und das Orchester programmgemäss ein anderes Werk spielte. Nach der ersten Schrecksekunde fasste ich mich, kramte dirigierend die richtige Partitur hervor und führte das Werk ohne weitere Panne zu Ende. Etwas erstaunt war ich lediglich, dass ich der Solistin – anders als in der Probe – so viel vorzeigen musste. Nach dem Schlussapplaus wiederum habe ich dann erfahren, dass auch die Solistin sich im Werk geirrt hatte und daher mit den falschen Noten auf der Bühne stand. PfäffikerIN: Darf man während eines Konzertes klatschen, um positive Emotionen zu zeigen, oder muss man damit bis zum Schluss warten? Marcel Blanchard: Mit Musik will man immer Emotionen, Gefühle wecken. Das ist bei klassischer Musik nicht anders. Vielleicht verhält sich das Publikum etwas «gesitteter» als bei einem Rockkonzert. Es wird nicht gejohlt, geklatscht oder mitgesungen (oder dann nur innerlich). Vielmehr lässt sich der Zuhörer von der Musik mitreissen, mittragen und geniesst quasi still und leise. Mit dem Applaus nach einem Werk wird wie bei jeder künstlerischen Darbietung den Musikern gedankt. Je nach Intensität des Applauses kann man sehr wohl darauf schliessen, ob die Interpretation des Werkes gefallen hat bzw. ob der Draht zum Zuhörer gefunden wurde. Denn Ziel eines jeden Konzertes soll es sein, dass die musikalische Botschaft den Weg zu den Herzen der Zuhörer findet. PfäffikerIN: Woher kam Ihre Motivation, ein solches Kammerorchester zu gründen? Marcel Blanchard: «Amici dell’arte» – Freunde der Kunst – ist Programm. Als ich mit meiner Familie 2006 nach Pfäffikon ins Zürcher Oberland zog, war für mich klar, dass ich mich wieder künstlerisch in der Region betätigen wollte. Im Limmattal, mei- nem früheren Wohnort, hatte ich bereits ein Orchester und einen Konzertchor aufgebaut und während 16 Jahren betreut. Daher lag es nahe, etwas Ähnliches auch in Pfäffikon aufzubauen. Mit Freunden zusammen entstand die Idee, ein Orchester für Freunde zu gründen: Freunde, welche miteinander Musik machen für Freunde der klassischen Musik, eben «Amici dell’arte». Jetzt, nach etwas mehr als einem Jahr und fünf Konzerten, darf ich sagen, dass sich die Initiative gelohnt hat. Wir konnten uns bereits ein Stammpublikum erspielen und gewinnen an jedem Konzert neue «Amici» dazu. PfäffikerIN: Was wünschen Sie sich für das Kammerorchester für die Zukunft? Marcel Blanchard: Als Pfäffiker Ortsverein wünsche ich mir eine möglichst gute Vernetzung im Dorf und mit den anderen Vereinen. Dabei könnten durchaus auch gemeinsame Projekte entstehen. Ferner erhoffe ich mir vom zukünftigen Dorfsaal, dass er sich auch als Konzert- und Probesaal für uns eignen wird. Für das Kammerorchester «Amici dell’arte» generell wünsche ich Wissenswert Ansprechpartner für Interessierte: Lisbeth Blanchard-Helbling Telefonnummer 044 777 39 39 www.adella.ch [email protected] Mitgliederzahlen 30 Orchestermitglieder 38 Passivmitglieder Passivmitgliederantrag online über Homepage möglich Gründungstag: 20. Oktober 2007 mir eine bessere finanzielle Basis. Ein semiprofessionelles Orchester wie das unsere, welches in jedem einzelnen Konzert Honorarforderungen der Berufsmusiker in der Höhe von mehreren tausend Franken begleichen muss, kann diesen Betrag nicht alleine durch Eintritte aufbringen. Daher sind wir auf eine breite Unterstützung durch die öffentliche Hand und private Sponsoren angewiesen. Diese Unterstützung ist aktuell auf sehr bescheidenem Niveau. Ich wünschte mir, dass schon bald die finanzielle Unterstützung dem hohen Niveau des Orchesters gerecht wird. Eröffnung der Feuerwehr-Oldtimer-Saison Der Bier-Oldie ist für die Saison vorbereitet Die Tage werden wieder länger, die Sonne wärmt die Gemüter und der Frühling steht vor der Tür. Dies ist auch die Zeit, in welcher wir unseren Feuerwehr-Oldtimer, einen Willys Jeep aus dem Jahre 1957, wieder einlösen und fit für die zahlreichen Anlässe machen. Das erste Pfäffiker Feuerwehrauto wurde 1957 angeschafft. Der für damalige Verhältnisse enorm moderne Wagen wurde von der Zürcher Karosseriefirma Hänni auf ein Willys-Jeep-Chassis aufgebaut. Ausgerüstet war das Fahrzeug einerseits mit diversem Lösch- und Rüstmaterial, andrerseits war auf dem Dach eine Handschiebeleiter montiert. Eine Anhängerkupplung erlaubte das Schleppen von Motorspritze oder Leiter. Das Pikettfahrzeug wurde nach der Auslieferung des ersten Tanklöschfahrzeuges der Feuerwehr Pfäffikon umfassend umgebaut. Aus dem Fahrzeug wurde ein reines Pionierfahrzeug, welches unter anderem mit hydraulischen Rettungsgeräten ausgerüstet wurde. Erst 1989, nach der Auslieferung des neuen Pionierfahrzeuges, wurde der Willys Jeep nach 32jähriger Dienstzeit ausgemustert. In neuem Glanz Im Winter 1994 nahmen sich einige Feuerwehrleute des Oldtimers mit den unzähligen Lack- und Karosserieschä- den an. Während rund eines Jahres restaurierten sie das arg ramponierte und unansehliche Fahrzeug, bis es wieder in neuem Glanz erstrahlte. Neben einem teilweise neuen Innenausbau wurde der Oldtimer mit einer Bierzapfanlage mit Durchlaufkühler und zwei Zapfhahnen ausgerüstet. Im Jahr 2001 ging der Oldie in den Besitz des Feuerwehrvereins über, welcher dieses Fahrzeug seither unterhält. Das Durstlöschfahrzeug wurde durch einen Der Willys Jeep ist mit einer Bierzapfanlage und einem Grillanhänger ausgerüstet. Der Bier-Oldie versorgt die Gäste der Fiiraabigskonzerte in Pfäffikon. Grillanhänger ergänzt, und seit diesem Jahr steht auch ein Zelt zur Verfügung, damit wir für die diversen Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenfeiern bestens gerüstet sind. Der Willys Jeep stand schon bei kleinen und grossen Firmen zur Unterstützung bei der Brandausbildung, als Jubiläumsgast oder als Durstlöschfahrzeug im Einsatz. Als Höhepunkt der letzten Saison ist sicherlich sein Auftritt an einer Messe in Montreux zu erwähnen, wobei der Oldtimer für den Transport verladen wurde. Aktivitäten im Jahr 2009 Am 6. Juni 2009 nimmt eine Delegation der Feuerwehr Pfäffikon an der schon fast traditionellen Oldtimer-Rundfahrt in Chur teil, was sicherlich für Jung und Alt eine Riesengaudi sein wird. Mit dem Willys Jeep ’57, auch liebevoll Bier-Oldie genannt, sind wir im Juni/Juli wieder vor Ort und versorgen die Gäste der Fiiraabigskonzerte der Harmonie Pfäffikon in den Quartieren Rainstrasse, Mühle Egli, Auslikon, Matten und Berg mit Speis und Trank. Verantwortlich für die Feuerwehr-Oldtimer sind Sascha Spitzhofer und sein Stellvertreter Dominic Erni. Informationen über Willys Jeep ’57 finden Sie unter www.pfaffo.ch. Sascha Spitzhofer