Kapitel 3 - TU Ilmenau

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Optimale Steuerung 1
Kapitel 3:
Mixed-Integer Lineare Optimierung
Prof. Dr.-Ing. Pu Li
Fachgebiet Simulation und Optimale Prozesse (SOP)
Beispiel: Produktionsplanung (Mischung)
2
3
Definition:
Ziel: Minimierung der Gesamtkosten unter den Restriktionen
der Produktspezifikationen
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Ein Mixed-Integer (gemischtganzzahliges) lineares
Programmierungsproblem.
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Beispiel: Design eines Reaktorsystems
Zwei Typen von Reaktoren:
F1
F2
Reaktor I
Reaktor II
Fragen: • Reaktor I oder Reaktor II?
• Oder beide?
• Wie groß?
Die Superstruktur des Systems:
F1
Reaktor I
F
Definition:
wenn
d. h.
dann
Produktmenge:
F2
dann
für
Reaktor II
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Logische Restriktion: mindestens ein Reaktor muss
ausgewählt werden, d. h.
Formulierung des Optimierungsproblems:
Es gibt 3 Möglichkeiten (Aufzählung, Enumeration):
Die Lösung ist trivial: Reaktor I wird ausgewählt mit
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Beispiel: Ein Prozess ist zur Produktion eines Haupt- und Nebenprodukts
auszulegen. Es gibt einen Rohrreaktor, einen Rührkesselreaktor und zwei
Destillationskolonnen. Die Superstruktur ist wie folgt dargestellt:
Die maximale Anzahl
der Möglichkeiten:
216 = 65536
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Modellierung
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Beziehung zwischen logischer und algebraischer Darstellung
für ganzzahlige Variablen
• Konjunktiv „und“:
Für das Produkt muss Reaktor A und Reaktor B benutzt werden
(beides).
• Disjunktiv „oder“:
Für das Produkt kann Reaktor A oder Reaktor B benutzt
werden (mindestens eins).
• Implikation:
Wenn Reaktor A benutzt wird, muss Kolonne B benutzt werden
(wenn Reaktor A nicht benutzt wird, kann Kolonne B benutzt
werden), d. h.
dann
d. h.
• Äquivalenz:
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Wenn Kolonne A benutzt wird, muss Kolonne B benutzt werden und
wenn Kolonne B benutzt wird, muss Kolonne A benutzt werden.
dann
• „nur eins“
In Reaktor A und Reaktor B muss nur eins benutzt werden.
• „mindestens eins“
• „maximal eins“
• „B wenn A“
d. h.
wenn
dann
dann kann
oder
Formulierung logischer Beziehungen mit linearen
Gleichungen oder Ungleichungen
(1) logische Form schreiben
(2) zur konjunktiven Form transformieren
(3) lineare Gleichungen oder Ungleichungen formulieren
Ein wichtiger Satz von DeMorgan:
und
Beispiel: Formulierung der folgenden Beziehung mit linearen
Ungleichungen:
Umformung der Implikation:
von DeMorgan
und
11
12
dann
d. h.
mit
Integer-Variablen einführen:
für
bedeutet
oder
und
oder
Weil die originale Darstellung
die Ungleichungen:
entspricht, ergeben sich
Modellierung von Mixed-Integer-Problemen
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(auch für MINLP Probleme)
• Aktivierung bzw. Deaktivierung einer Variablen
z. B. ein Strom F zu oder nicht zu einem Prozess
• Aktivierung bzw. Relaxation einer Gleichung
z. B. für eine Gleichung
damit
, zwei Schlupfvariablen einführen:
wobei U ein großer Wert ist.
• Aktivierung bzw. Relaxation einer Ungleichung
z. B. für eine Ungleichung
, dann
• Entweder-Oder-Restriktion
z. B. entweder
oder
, dann
,
• Logische Restriktionen mit Implikation
z. B. wenn
, dann
wobei
untere bzw. obere Grenze auf
untere bzw. obere Grenze auf
ein kleiner positiver Wert
d. h.
wenn
wenn
dann
dann
und
wenn
dann
wenn
dann
14
15
Wir definieren:
das bedeutet
dann
zusammenfassend
d. h.
16
Beispiel:
• Wenn
, dann
• Wenn
, dann
, gibt es eine zulässige Lösung.
, gibt es keine zulässige Lösung.
Dies bedeutet, es gibt vielleicht die
Kombinationen der Integer-Variablen,
die nicht zulässig sind. Die Lösung
soll daher in dem zulässigen Bereich
gesucht werden. Aber man erkennt
vorher den zulässigen Bereich nicht.
Mixed-Integer-Lineare Optimierung
Problemformulierung:
Beispiel:
wobei
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Problemzerlegung
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Das originale Problem (P) wird zu Subproblemen
zerlegt unter den Bedingungen:
• Jede zulässige Lösung von (P) ist
eine zulässige Lösung exakt eines
Subproblems.
• Eine zulässige Lösung irgendeines
ist eine
zulässige Lösung des (P).
Eltern
d. h.
Nachkommen
Die Zerlegungsmethode ist einmal eine Verzweigung einer IntegerVariablen zu 0 und 1.
Nachkommen n-te Generation
Nachkommen (n+1)-te Generation
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Beim Beispiel:
Die Variablen
werden nacheinander verzweigt.
Es wird mit einem Familienbaum
dargestellt.
Relaxation des Problems
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Definition der Relaxation:
Originalproblem (P)
relaxiertes Problem (RP)
Es gibt:
Lösungen des (P)
Lösungen des (RP)
d. h.
• Wenn (RP) keine Lösung hat, hat (P) keine Lösung.
• Die Lösungen der beiden Probleme haben die Beziehung:
es bedeutet,
ist immer die untere Schranke des
.
• Wenn an einer Lösung des (RP) die -Variablen ganzzahlig sind,
sind sie eine Lösung des (P).
Die Methode der Relaxation ist der Ersatz der Integer-Variablen
durch
d. h.
Lösung des (P):
Lösung des (RP):
-Variablen ganzzahlig
-Variablen nicht unbedingt ganzzahlig
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Ausloten (Fathoming)
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Soll der betrachtete Knoten des Subproblems
verzweigt) werden?
deaktiviert (nicht weiter
ein Subproblem
oder ein Knoten
• Wenn klar ist, dass es keine bessere als die bisher beste Lösung
(Wert der Zielfunktion
) gibt.
• Wenn eine optimale Lösung
im zulässigen Bereich gefunden wurde.
Drei Kriterien zum Ausloten (Deaktivierung):
• Wenn das relaxierte Problem
keine zulässige Lösung hat, hat
keine zulässige Lösung und dann ist
ausgelotet (deaktiviert).
• Wenn
ausgelotet.
, wird die Lösung nicht verbessert, dann ist
• Wenn an der Lösung des
muss sie eine Lösung des
die -Variablen ganzzahlig sind,
sein und dann ist
ausgelotet.
Algorithmus „Branch-and-Bound“
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Step 1: Relaxation des Problems und Lösung mit LP (die untere
Schranke)
• Wenn an der Lösung die
-Variablen ganzzahlig sind, STOP.
• Sonst zwei neue Subprobleme durch Branch einer Variablen
erzeugen (Verzweigung)
Step 2: Deaktivierung eines Knotens, wenn
• Alle Variablen sind ganzzahlig .
• Das Subproblem nicht zulässig ist.
• An der Lösung gilt:
Step 3: Verzweigung eines Subproblems an einem aktiven Knoten
• Tiefensuche (depth-first search)
• Breitensuche (breadth-first search)
Step 4: Traversierung (backtracking), wenn die Nachwuchsknoten
deaktiviert sind
Tiefensuche
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Breitensuche
Beispiel: Rucksack (Transport-Problem)
Ziel: Maximaler Wert im Rucksack
Frage: Welche Gegenstände sollen in den Rucksack?
• Relaxation des Problems zu einem LP Problem
Lösung:
• Branch
Lösung:
und
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26
• Branch
und
Lösung
Lösung:
• Branch
und
Lösung
Lösung:
nicht zulässig
Baumdarstellung des Branch-and-Bound
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Strukturoptimierung eines
Trennprozesses
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Feedstrom:
29
Zusammensetzung (Molfraktion):
A 0.15
B 0.3
C 0.35
D 0.2
Ökonomische Daten und Wärmeleistungskoeffizienten:
Kosten der Hilfsstoffe:
Kühlwasser
Dampf
Analyse der Gesamtkosten einer Kolonne k
• Investitionskosten (T€/a)
• Betriebskosten (T€/a)
• Kosten der Kühl- und Heizleistung (T€/a)
wobei
die Preise der Kühl- und Heizmittel (T€/kJ)
Gesamtkosten einer Kolonne:
Gesamtkosten der Superstruktur:
Die Optimierungsvariablen:
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Gleichungsnebenbedingungen:
• Totalfeedstrom (kmol/h)
• Zwischenstrom (BCD)
• Zwischenstrom (ABC)
• Zwischenstrom (AB)
• Zwischenstrom (BC)
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• Zwischenstrom (CD)
• Wärmezufuhr bzw. Wärmeabfuhr
Ungleichungsnebenbedingungen:
• Beschränkung der Ströme
Parameter:
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Die optimale Lösung: Kosten: 3308 T€/a
Die zweite optimale Lösung:
Eine weitere Restriktion einführen:
dann ist die Lösung:
Kosten 3927 T€/a
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Die dritte optimale Lösung:
Eine weitere Restriktion einführen:
dann ist die Lösung:
Kosten 4102 T€/a
Optimal-Molekular-Design für ein Polymer
Gewünschte Eigenschaften:
ρ
Gruppen von chemischen Elementen:
-CO-, -COO-, -O-, -CONH-,
-CH2-,
-CHOH-, -CHCIGruppenbeitragsmodell von Van Krevelen:
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Parameter in den Korrelationen der Eigenschaften
Problemformulierung:
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Die maximale relative Abweichung:
wobei
Ziel der Optimierung (Zielfunktion):
Entscheidungsvariablen:
Beschränkungen:
Weil
,
d. h.
, also
, dann
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Es folgt
Man definiert:
dann
Zusätzlich
Also
Die Beschränkungen von
Wenn
, dann muss
Wenn
, gilt
:
und
.
.
Das Optimierungsproblem:
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Die zehn besten Lösungen für optimales Polymerdesign
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