AUSBLICK Dezember 2016 JIM LEAVISS – DIE AUSSICHTEN FÜR DIE GLOBALEN ANLEIHENMÄRKTE 2017 2017: EINE VÖLLIG NEUE DIMENSION Es ist wohl gerecht zu sagen, dass nur wenige Menschen zu Beginn des Jahres 2016 erwartet hätten, dass wir zum Jahresende auf den Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus warten und zusehen, wie sich das britische Establishment über die Form des Brexit (hart? weich? irgendwo dazwischen?) streitet. Nach der Baisse in vielen Segmenten des Anleihenmarktes in 2015, war 2016 insgesamt und trotz einer erheblichen Volatilität erfreulicher. Die Spreads von Unternehmensanleihen mit Investment Grade und Hochzinsanleihen haben sich verengt, bei letzteren Papieren deutlich. Die Ausfälle im Hochzinsbereich befinden sich weiterhin auf einem hohen Niveau, auch wenn die Zahl durch Energieemissionen verzerrt wird. Ein schrittweiser Anstieg des Ölpreises sollte bei einigen dieser Titel jedoch den Druck senken. Nach einem Jahr 2015, das die Schwellenmärkte vor erhebliche Herausforderungen stellte, erlebte die Anlageklasse ein weitaus besseres Jahr 2016 – zumindest bis zur Wahl von Donald Trump. Ein scharfer Ausverkauf von Staatsanleihen war eine der wichtigsten Marktreaktionen auf das Ergebnis der USPräsidentschaftswahl. Die Republikaner kontrollieren nun zudem den Senat und den Kongress, was die Umsetzung seiner wichtigsten politischen Ideen – stark erhöhte Infrastrukturausgaben und gewaltige Einschnitte bei der Unternehmenssteuer – für Trump möglich machen sollte. Wir sollten zudem protektionistische Maßnahmen erwarten. Sind Trumponomics die neuen Reagonomics? 120 OBAMA BUSH Jr. CLINTON Staatsverschuldung im Vergleich zu BIP-Ratios in % 140 BUSH 1900 bis heute REAGAN Abbildung 1. USA-Staatsverschuldung im Vergleich zu BIP-Ratios in % Bond Vigilantes bondvigilantes.com @bondvigilantes TRUMPONOMICS: DIE NEUEN REAGANOMICS? Die vielen Gemeinsamkeiten zwischen der Situation, mit der sich Trump 2017 konfrontiert sieht und der Welt, in der Ronald Reagan ins Amt kam in 1981, sind viel beschworen worden. Reagan übernahm damals eine schleppende Wirtschaft und eine Inflation von 15%. Seine erste Antwort war der „Economic Recovery Tax Act“: deutliche Steuersenkungen, weniger Steuereinnahmen und eine Kürzung der Sozialausgaben. In der Folge kletterten die Renditen auf US-amerikanische Staatsanleihen auf ein Rekordhoch. Es war eine Ära, als die Ratio der Staatsverschuldung im Vergleich zu BIP nur 30% betrug, weit entfernt von den 100%, die Trump übernimmt (siehe Abbildung 1). Fortsetzung auf der nächsten Seite 100 80 60 40 20 0 19 0 19 0 5 19 10 19 15 19 20 19 25 19 30 19 35 19 40 19 45 19 50 19 55 19 60 19 65 19 70 19 75 19 80 19 85 19 90 19 95 20 00 20 05 20 10 20 15 0 Quelle: M&G, Global Financial Data, November 2016. 1 DAS ENDE DER GLOBALISIERUNG? Trumps Wahlsieg und das britische Brexit-Votum stellen zwei der größten Herausforderungen dar, dem sich der wirtschaftliche Status Quo weltweit gegenübersieht. Sie führten u.a. auch dazu, dass die Diskussion über die Auswirkungen von Globalisierung auf die Industrienationen neu entfacht wurde. In Bezug auf den Handel haben es die populistischen Parteien für sich ausgenutzt, dass die Unternehmen in den reichen Ländern ihre Produktion ins Ausland verlagert haben, was unvermeidlich mit dem Verlust von Arbeitsplätzen in den Industrienationen Hand in Hand geht. Die „Elefantenkurve“ (siehe Abbildung 2) zeigt, wie stark die Einkommen für die Hälfte der ärmsten Welt gestiegen sind, nämlich ebenso stark wie für die reichsten 1% der Welt in den 20 Jahren bis 2008. Die Einkommen der Mittelschicht in den Industrienationen haben demgegenüber im besten Fall stagniert, was u.U. hilft, den aufflammenden Nationalismus in der entwickelten Welt zu erklären. Natürlich spielen viele andere Faktoren ebenfalls eine Rolle, inkl. der Protestwähler, die sich gegen eine bestimmte Regierungspolitik aussprechen und Aspekte im Zusammenhang mit Immigration und der Flüchtlingsthematik. Die Frage für Wirtschaftswissenschaftler lautet nun, wie sich eine mehr auf sich rückbesinnende USA auf die weltweite Wirtschaft auswirken wird. Wenn Länder Handelsabkommen brechen und Zölle erheben, so kann das zu einem Teufelskreis der Vergeltungsmaßnahmen führen, der unweigerlich das weltweite Wachstum dämpft. In einem solchen Umfeld gibt es nur Verlierer. Abbildung 2. Gewinner und Verlierer der Globalisierung Wachstum des durchschnittlichen Pro-Kopf-Haushaltseinkommen 1988-2008 Globale Wachstums-Inzidenzkurve 1988-2008 80 Kumulative Wachstumsrate (%) der realen Kaufkraftparität Die daraus folgende Sorge ist, dass Trump schlichtweg nicht den fiskalen Spielraum wie Reagan hat, um seine Trumponomics durchzusetzen, ohne die Märkte aufzuschrecken. Seine Vorschläge zum fiskalischen Stimulus werden laut den Erwartungen einen inflationären Charakter haben und ein Handelskrieg könnte noch stärkere Negativfolgen haben – Zollschranken als Retourkutsche erhöhen die Preise für importierte Güter. Die vermögende globale Elite 70 60 Steigende Einkommen in aufsteigenden Volkswirtschaften, insbesondere China 50 40 30 20 Stagnierende Einkommen der Mittelklasse in den Industrieländern Die Ärmsten der Armen 10 0 -10 0 20 40 60 80 100 Perzentil der weltweiten Vermögensdistribution Quelle: M&G, Weltbank, Stand: Dezember 2013. SPARPOLITIK UND UNGLEICHHEIT: NICHT BLOSS EIN ANGELSÄCHSISCHES PROBLEM Nirgendwo waren die Themen Sparpolitik und wachsende Ungleichheit so relevant wie im heutigen Europa. Eine unverändert hohe Arbeitslosigkeit in Kombination mit einem fallenden Lebensstandard hat ihren Teil zu der steigenden politischen Instabilität beigetragen. Populistische und nationalistische Parteien haben daraus Kapital geschlagen. Frankreich steht in Form der Präsidentschaftswahlen in 2017 vor einem wichtigen politischen Test. Marine le Pen, die Vorsitzende der Front National, wird versuchen, das für sie positive Momentum auszunutzen und ihre Partei zum Sieg zu verhelfen. Dies bedarf zwar einer erheblichen Wählerrotation, doch sollten uns die Ereignisse dieses Jahres daran erinnern, das Parteien mit einer Anti-Establishment-Plattform unterschätzt werden sollten. nicht Eine zusätzliche Schwierigkeit für Europa ist, dass eine Stärkung der Wirtschaft und der Beschäftigungszahlen über öffentliche Ausgaben und Infrastrukturinvestitionen sowie Steuersenkungen nicht so einfach umzusetzen sind wie in anderen Volkswirtschaften. Die hohe Verschuldung zwingt viele europäische Staaten vielmehr dazu, ihre Ausgaben einzuschränken. Der Umstand, dass der Druck von Geld auf individueller Länderebene unmöglich ist, verlangt von den EU-Mitgliedstaaten eine erhebliche Fiskaldisziplin. Für die mehr traditionellen europäischen Parteien bedeutet deshalb der Versuch, die Wähler von ihren extremen Konkurrenzparteien abzuwerben, dass der Lebensstandard von Hunderten von Millionen Menschen verbessert werden muss, während gleichzeitig die Bilanz der EU unbeschadet gehalten wird. Fortsetzung auf der nächsten Seite Die Auslagerung von Jobs in der Industrie ins Ausland und die damit einhergehenden unvermeidlichen Arbeitsplatzverluste sind ein zentrales Thema der Populisten. 2 Trump versprach stark erhöhte Investitionen in die Infrastruktur. 2017 UND DER TRUMP-EFFEKT Wie bereits erwähnt, bedeutet die Wahl von Trump wahrscheinlich eine Umkehr zu einer expansiven Haushaltspolitik. Er versprach eine sehr umfangreiche Ausweitung der Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung. Sollte die ohnehin schon steigende Inflation dadurch weiter angeheizt werden, so kann die US-Notenbank Fed durchaus zu Zinserhöhungen greifen. Dies wiederum könnte zu einer weiteren Wertsteigerung des US-Dollars führen. Der Yen und der Euro erscheinen angesichts der anhaltend expansiven Geldpolitik der Bank of Japan (BoJ) und der Europäischen Zentralbank (EZB) besonders anfällig. Der Übergang der BoJ zu einer auf die Renditekurve fokussierten Politik stellt sicher, dass die Renditen fallen, sobald die Inflation steigt, und es deutet sich an, dass die Finanzbedingungen lockerer werden je mehr sich die Erholungsphase fortsetzt. In Großbritannien bestätigte der britische Finanzminister Philip Hammond in seiner Haushaltserklärung im Herbst nicht nur, dass es keinen Haushaltsüberschuss geben wird, sondern dass die fiskalpolitischen Regulierungen gelockert und die Steuereinnahmen sinken werden, eine Folge der schwächeren Erträge und der geschrumpften Verbraucherausgaben der privaten Haushalte. EUROPAS DILEMMA MIT DEN QUANTITATIVEN LOCKERUNGEN Die Ankündigung der EZB im März dieses Jahres, der zufolge das Anleihenkaufprogramm auf InvestmentGrade-Unternehmensanleihen (IG) von außerhalb des Bankensektors ausgedehnt würde, zeigt die divergenten Positionen der USA und Europas. Die Flexibilität des Programms überraschte die Märkte und führte zu einer unmittelbaren und deutlichen Verengung der Credit Spreads. Dies betraf allerdings nicht nur die potenziell infrage kommenden Unternehmensanleihen, sondern den gesamten europäischen Markt für diese Papiere, inkl. das untere Ende des IG-Risikospektrums. Eine der wichtigsten Folgen war, dass die EZB formell ein neuer, großer und wenig preissensitiver Player am europäischen Markt für Unternehmensanleihen wurde. Als solcher gab die Zentralbank den europäischen Unternehmensanleihen starke technische Unterstützung, schuf eine Preisuntergrenze und trieb die Renditen weiter nach unten. Eine bewusste Konsequenz der quantitativen Lockerungen (QE) ist als Portfolioumschichtungseffekt bekannt: Privatanleger sind bei der Erwirtschaftung positiver Erträge zunehmend gezwungen, größere Kreditrisiken einzugehen. Für viele Investoren bedeutete dies, dass sie sich in ihrer Renditejagd auf der Kreditkurve nach unten und insbesondere nach außen bewegen mussten. Mit Blick auf 2017 bleibt uns die brüchige Stimmungslage erhalten. Der Renditevorteil von US-amerikanischen Staatsanleihen gegenüber deutschen Staatsanleihen ist nahe einem Allzeithoch, und am Markt für Unternehmensanleihen sieht es nicht anders aus. Je mehr Abwärtsdruck die EZB auf die Renditen europäischer Unternehmensanleihen ausübt, desto mehr Spielraum für Investoren, sich den relativ attraktiveren Renditen der Pendants am US-Markt zuzuwenden. Fortsetzung auf der nächsten Seite 3 Europas Wirtschaft befand sich in einer echten Deflation, als das Anleihenkaufprogramm aufgelegt wurde. Seitdem hat sich die monatliche Inflation dank der Erholung bei den Rohstoffpreisen leicht verbessert. Sie ist zwar noch ein gutes Stück vom 2%Ziel der EZB entfernt, doch könnte die jüngste Stabilisierung der Energiepreise eine temporäre Unterstützung bieten. Die EZB wird in den kommenden Monaten die Inflationserwartungen genau im Auge behalten und prüfen, ob weitere geldpolitische Maßnahmen notwendig sind. SCHWELLENMÄRKTE: NUR SCHLECHTE NACHRICHTEN? Trumps Wahlsieg hat vielfache Implikationen für die Schwellenmärkte. Auf den ersten Blick ist das Wahlergebnis eindeutig negativ. Man ziehe nur die potenziellen Risiken durch einen intensivierten Handelsprotektionismus, die umfangreiche Fiskalexpansion, einwanderungspolitische Maßnahmen und die Unsicherheit über die künftige Außenpolitik in Betracht. Nichtsdestotrotz werden die Auswirkungen einer Trump-Präsidentschaft nicht überall gleich zu spüren sein. Mehrere wichtige Staaten wie beispielsweise Brasilien und Indien sind wirtschaftlich relativ geschlossene Gebilde und von den Entwicklungen in den USA verhältnismäßig isoliert. Andere Länder wie z.B. die Tschechische Republik und Ungarn hängen bei ihren Exporten mehr von Europa ab. Russland könnte profitieren, sollten die USA ihre Sanktionen lockern. Chinas Beziehung mit den USA wird ebenfalls im Mittelpunkt stehen. Als größter ausländischer Besitzer von USSchuldpapieren könnte sich China um eine Reduzierung seiner Bestände bemühen, um eine allzu schnelle Abwertung seiner Währung gegenüber dem US-Dollar vorzubeugen. Die Verhängung von Tarifen oder die öffentliche Beschuldigung Chinas als Währungsmanipulator sind Ereignisse, auf die es in Zukunft zu achten gilt. Obwohl die Renditen auf US-Staatsanleihen seit der US-Präsidentschaftswahl stark angestiegen sind, erwarten wir einen weiteren Anstieg, wenn auch schrittweise und verhaltener. Für eine Reihe an Schwellenmärkten sind diese Aussichten weniger einschneidend, als das bisher vielleicht der Fall war. Sie haben ihre Handelsbilanzen verbessert und insgesamt ein kleineres Volumen an in US-Dollar denominierten Schulden. Wie bei allen Anlageklassen und insbesondere für die Schwellenmärkte wird es in 2017 stark von der Nachrichtenlage abhängen, was passiert. Vielleicht stehen wir vor einem weiteren Jahr, das ebenso viele Überraschungen bringen wird wie 2016. Der Wert von Anlagen kann schwanken, wodurch die Fondspreise steigen oder fallen können und Sie Ihren ursprünglich investierten Betrag möglicherweise nicht zurückerhalten. Das vorliegende Dokument richtet sich ausschließlich an professionelle Anleger und ist nicht zur Weitergabe bestimmt. Andere Personen sollten sich nicht auf die hierin enthaltenen Informationen verlassen. In der Schweiz: Die Weiterteilung dieses Dokuments in oder von der Schweiz aus ist nicht zulässig mit Ausnahme der Weitergabe an Qualifizierte Anleger im Sinne des Schweizerischen Kollektivanlagengesetzes, der Schweizerischen Kollektivanlagenverordnung und des entsprechenden Rundschreibens der Schweizerischen Aufsichtsbehörde („Qualifizierte Anleger“). Ausschließlich für den Gebrauch durch den ursprünglichen Empfänger bestimmt (vorausgesetzt dieser ist ein „Qualifizierter Anleger“). Die in diesem Dokument genannten Organismen für die gemeinsame Anlage (die „OGAW“) sind offene Investmentfonds mit variablem Kapital, die in England und Wales gegründet wurden. Diese Informationen sind nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf von Anteilen an einem der hier erwähnten Fonds zu verstehen. Zeichnungen von Anteilen eines Fonds sollten nur auf der Grundlage des aktuellen Verkaufsprospekts erfolgen. 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