Kommentar Investmentfonds 09 Die Welt wird sich verändern N un ist er also gewählt. Noch ist Donald Trump nicht ins Weiße Haus eingezogen, aber seine Amtszeit wirft bereits erste Schatten voraus. Eines scheint jetzt schon klar: Die Welt wird sich verändern – nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich. Aber es wird auch nicht so schlimm, wie alle vor den Wahlen befürchtet hatten. Zumindest die ersten Reaktionen an den Börsen rund um den Globus waren zunächst positiv. Denn Trump ist und bleibt zwar unberechenbar, doch als Geschäftsmann weiß er durchaus zwischen Werbung, also Wahlkampf, und dem eigentlichen Geschäft, dem Alltag nach der Wahl, zu unterscheiden. Gewaltiges Investitionsprogramm In den USA werden zunächst viele Unternehmen vom gewaltigen Infrastrukturprogramm profitieren, das Trump versprochen hat. Stimmt der Kongress zu – und davon ist auszugehen, denn die Republikaner haben im Repräsentantenhaus und im Senat die Mehrheit –, könnten in den nächsten Jahren 600 Milliarden bis zu einer Billion US-Dollar zusätzlich für Straßen, Brücken und ähnliche Projekte zur Verfügung stehen. Das ist eine gewaltige Summe. Die Aktien von GE und Caterpillar, die ihr Geld mit Infrastrukturprojekten verdienen, haben bereits haussiert. Auch Banken profitieren von möglicherweise steigenden Zinsen und sinkender Regulierung. Leiden werden darunter primär erstmal die Qualitäts- und FANG-Aktien, Amazon-Chef Bezos ist ja nicht als Trump-Unterstützer bekannt. eine gewaltige Summe. Sonst allerdings droht ein sog. Crack-up Boom, denn schuldenfinanziertes Wachstum mit weniger Steuereinnahmen läuft wie die Tech-Blase Ende der 90er auf eine Blase hinaus, die irgendwann platzt! Frank Fischer, Shareholder Value Management AG Unternehmensfreundliche Steuerreform kann einen groSSen Schub bedeuten Dann die geplante Steuerreform: In den USA gilt derzeit ein Steuersatz von 35% auf Unternehmensgewinne. Das ist der höchste Steuersatz aller Industrieländer. Darum parken große US-Konzerne auch rund 2,9 Billionen US-Dollar an Gewinnen im Ausland (Stand: Ende Q3 2016). Dieses Kapital will Trump zurückholen, indem er einerseits die Körperschaftsteuer senken, auf der anderen Seite für eine begrenzte Zeit die repatriierten Gewinne mit gerade mal 10 Prozent besteuern will. Folgt Corporate America seinen Plänen, können die heimwärts fließenden Geldströme für neue Investitionen und Wirtschaftswachstum sorgen. Bis 2020 könnten US-Firmen auf diese Weise mit bis zu 6,2 Billionen Dollar entlastet werden. Nochmals In der Ruhe liegt die Kraft Und jetzt? Nun, bis sich die Aufregung um Trump wieder gelegt hat, sollte man nicht die alte Weisheit des Kinderbuchbären „Winnie the Pooh“ vergessen: „Unterschätze nicht den Wert des Nichtstuns!“ Da ist was Wahres dran. Unsere Philosophie wird sich durch ein einzelnes, politisches Ereignis nicht ändern. Wir bewahren die Ruhe und behalten unsere Investmentstrategie des Value-Investing bei. Wir investieren weiterhin in Aktien mit Sicherheitsmarge und Unternehmen, die möglichst eigentümergeführt sind und dazu um ihr Geschäft einen Burggraben errichtet haben, sodass es der Konkurrenz schwer fällt, ihnen gefährlich zu werden. Allein „Mr. Market“, also die Psychologie des Marktes, wird uns weiterhin auf Trab halten. Trump wird dafür schon sorgen. Zur Person: Frank Fischer Frank Fischer, Chief Investment Officer der Shareholder Value Management AG, ist verantwortlich für den „Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen“ und den „Absolutissimo Value Focus Fund“. Als überzeugter Value-Investor legt Fischer ganz besonderes Augenmerk auf Behavioral Finance sowie Investments in Small- und Mid Cap-Werte. | Ausgabe 04/2016 | www.fondsexklusiv.de |