Cholera Erreger Verbreitung Infektionsweg/Infektionsdosis Dauer

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Informationen für AmtsärztInnen
und medizinisches Fachpersonal
Cholera
Erreger
Vibrio cholerae - ein gramnegatives, kommaförmiges Bakterium, das das sogenannte
Cholera-Toxin bildet. Anhand von Oberflächenantigenen wird es in verschiedene
Gruppen eingeteilt. Die Gruppen O1 und O139 können Cholera verursachen.
Verbreitung
Weltweit, insbesondere indischer Subkontinent, Zentral- und Südamerika und
Zentralafrika. Der Biotyp El-Tor ist der Erreger, der heute am häufigsten Cholera
verursacht.
Infektionsweg/Infektionsdosis
Der Mensch ist wahrscheinlich das einzige Reservoir. Die Übertragung erfolgt
entweder direkt, fäkal-oral (z.B. über Hände) oder indirekt durch Trinkwasser,
Lebensmittel, unbelebte Umgebung (z.B. Toilette), bzw. bei Exposition zu
aquatischem Reservoir (Süßwasser, Brackwasser, Meerwasser). Die Infektionsdosis ist
relativ hoch und vehikelabhängig: 10^3-10^6 für Wasser bzw. 10^2-10^4 für
Lebensmittel, die Erkrankung hat ein hohes Ausbruchspotential, insbesondere in
Gemeinschaftseinrichtungen. Die asymptomatische Ausscheidung des Erregers ohne
jegliche Anzeichen einer Infektion ist sehr häufig (die Manifestationsrate liegt unter
2%). Auch nach durchgemachter Erkrankung können die Erreger noch monatelang
ausgeschieden werden. Möglicherweise dienen auch Planktonbestandteile als
Reservoir, die ihrerseits Fische und Schalentiere kontaminieren können. Wenn
Temperatur, Elektrolyt- und Nährstoffgehalt entsprechen, können die Vibrionen im
Wasser jahrelang überleben.
Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Solange Erreger im Stuhl nachweisbar sind.
Dauer der Inkubation
Einige Stunden bis 5 Tage, in der Regel 2 bis 3 Tage.
Klinik
Die Erkrankung beginnt ohne Prodromalsymptomen mit zunehmend weichen, dann
mehr und mehr wässrigen Stuhlentleerungen. Seltener leiden die Patienten auch
unter Erbrechen. Bei schweren Erkrankungsformen kommt es zu profusen,
wässrigen, schmerzlosen Durchfällen (Reiswasser-Stühle) mit Flüssigkeitsverlusten
bis zu 20 l/Tag. Die Patienten leiden unter starken Wadenkrämpfen, es kommt zu
zunehmender Exsikkose, Elektrolytentgleisung und Azidose. Ohne Flüssigkeits- und
Elektrolytsubstitution trüben die Patienten zunehmend ein und es kommt aufgrund
von Nierenversagen und Kreislaufkollaps zum Exitus letalis.
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Cholera
Eine seltene Variante mit einem foudroyanten Verlauf ist die Cholera sicca
(fulminans): Ohne Erbrechen oder Durchfall mit Flüssigkeitsansammlung im Darm,
mit Kreislaufkollaps und Exitus in wenigen Stunden. Die Letalität der unbehandelten
Erkrankung kann bis zu 60% betragen. Bei Vibrio El-Tor liegt sie zwischen 10 und 30%.
Bei rechtzeitiger Substitutionstherapie ist die Prognose gut (Letalität 1%).
Differenzialdiagnose
Durchfälle anderer Genese, u.a. hervorgerufen durch Infektion mit Enterotoxinbildenden Escherichia coli, Campylobacter, Shigellen, Salmonellen oder
Staphylokokken sowie durch Malaria, Amöben oder Intoxikationen.
Therapie
Ausgleich des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushaltes, wenn möglich per os (z.B. 2%
Glukoselösung + Elektrolyte). Die Gabe von Antibiotika spielt eine untergeordnete
Rolle. Sie mindern bei schweren Verläufen Dauer und Intensität der Diarrhoe. In
Frage kommen: Erythromycin, Co-Trimoxazol, Tetracyclin, Azithromycin, Doxycyclin
oder Ciprofloxacin.
Diagnostik
Methode der Wahl ist die Anzucht des Erregers aus Stuhl oder Erbrochenem. Eine
Anzucht aus Lebensmitteln oder Trinkwasser ist möglich. Der direkte mikroskopische
Nachweis im Stuhl (Dunkelfeldmikroskopie) ist wenig sensitiv und spezifisch. Der
Nachweis spezifischer Antikörper ist etwa ab dem 10. Tag nach Krankheitsbeginn
möglich.
Prophylaxe, Immunität
Die natürliche Immunität nach einer durchgemachten Infektion ist unvollständig.
Reisende in Endemiegebieten sollten nur abgekochtes Wasser oder Mineralwasser
zum Trinken, Zähneputzen und Geschirrspülen verwenden und rohe Zubereitungen
(Salate, Meeresfrüchte) sowie Eis oder Eiswürfel meiden. Seit dem Jahr 2003 ist ein
oraler Totimpfstoff in Österreich erhältlich. Für Erwachsene wird eine zweimalige
Schluckimpfung im Abstand von 1-6 Wochen empfohlen, Kinder unter 6 Jahren
sollen dreimalig geimpft werden. Der Schutz beginnt wenige Tage nach der 2.
Impfung und hält mindestens 6 Monate. Die Schutzrate beträgt 90%. Der Impfstoff
bietet einen gewissen Schutz gegen ETEC (enterotoxigenes E. coli), den häufigsten
bakteriellen Erreger der Reisediarrhöe.
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Cholera
Wiederzulassung in Schulen
Zulassung nach Krankheit
Nach klinischer Genesung und drei negativen aufeinander folgenden Stuhlbefunden
im Abstand von ein bis zwei Tagen. Die erste Stuhlprobe sollte frühestens 24 Stunden
nach Ende einer Antibiotikatherapie erfolgen. Ein schriftliches ärztliches Attest ist
erforderlich.
Ausschluss von Ausscheidern
Die Übertragung von Choleravibrionen erfolgt unabhängig davon, ob
Krankheitszeichen bestehen oder nicht, u.a. von Mensch zu Mensch (fäkal-oral) und
durch kontaminierte Nahrungsmittel. Deshalb sollten Ausscheider erst nach drei
negativen aufeinander folgenden Stuhlbefunden im Abstand von 1 bis 2 Tagen die
Einrichtung wieder besuchen. Eine Wiederzulassung bedarf der Zustimmung des
Gesundheitsamtes.
Ausschluss von Kontaktpersonen
Kontaktpersonen müssen für fünf Tage nach dem letzten Kontakt mit Erkrankten oder
Ansteckungsverdächtigen
vom
Besuch
einer
Gemeinschaftseinrichtung
ausgeschlossen werden. Am Ende der Inkubationszeit ist eine Stuhlprobe zu
entnehmen und ein negativer Befund nachzuweisen. Ein schriftliches ärztliches Attest
ist erforderlich.
Hygienemaßnahmen zur Verhütung von Infektionen
Stationäre Aufnahme von Erkrankten mit Isolierung ist vorgeschrieben. Die
Übertragung von Cholera-Vibrionen kann wirksam durch Vermeiden von fäkal-oralen
Schmierinfektionen, vor allem durch Händehygiene, verhütet werden. Personen, die
eventuell Kontakt mit Stuhl oder Erbrochenem eines an Cholera Erkrankten hatten,
sollen sich für die Dauer der Inkubationszeit die Hände nach jedem Stuhlgang und vor
der Zubereitung von Mahlzeiten gründlich waschen, die Hände mit EinmalPapierhandtüchern abtrocknen und anschließend desinfizieren (alkoholisches
Händedesinfektionsmittel).
Medikamentöse Prophylaxe nach Exposition
Es ist keine wirksame postexpositionelle Prophylaxe bekannt.
Meldepflicht
Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfall an die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde
(Gesundheitsamt).
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Cholera
Aufgaben der Amtsärztin bzw. des Amtsarztes
Anamneseerhebung, zahlenmäßige Erfassung (Surveillance), Ermittlung der
Infektionsquelle (Reiseanamnese u.a), Isolierung Erkrankter, aktive Suche nach Fällen
und Sekundärfällen, Entscheidung über Ausschluss und Wiederzulassung, Information
über Hygienemaß- nahmen, Eintragung ins EMS, ggf. Beratung.
Falldefinition
(basiert auf EU-Falldefinition 2012/506/EU)
Klinische Kriterien
Jede Person mit mindestens einem der folgenden beiden Symptome:
— Durchfall,
— Erbrechen.
Laborkriterien
— Isolierung des Vibrio cholerae aus einer klinischen Probe
UND
— Nachweis von O1- oder O139-Antigen im Isolat
UND
— Nachweis von Cholera-Enterotoxin oder des Cholera-Enterotoxin-Gens im Isolat.
Epidemiologische Kriterien
Mindestens einer der folgenden vier epidemiologischen Zusammenhänge:
— Exposition gegenüber einer gemeinsamen Infektionsquelle;
— Übertragung von Mensch zu Mensch;
— Exposition gegenüber kontaminierten Lebensmitteln bzw. kontaminiertem
Trinkwasser;
— Umweltexposition.
Fallklassifizierung
Möglicher Fall
Entfällt
Wahrscheinlicher Fall
Jede Person, die die klinischen Kriterien erfüllt und einen epidemiologischen
Zusammenhang aufweist.
Bestätigter Fall
Jede Person, die die klinischen und die Laborkriterien erfüllt.
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Cholera
Referenzzentrum/-labor
AGES – Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Wien
Währinger Straße 25a
1096 Wien
Tel.: 050/555-0
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