Der neue Store der Modemarke OVS in Mailand setzt auf Metropolen-Architektur und spart nicht an digitaler Technologie der jüngsten Generation. Mit diesem Flagship will das zur Coin-Grupp gehörende italienische Modelabel unter Beweis stellen, dass es die Klaviatur globaler Markenführung beherrscht. von Konny Scholz Während das Durchschnittsalter der OVS-Kundschaft vor 10 Jahren noch bei 56 Jahren lag, konnte es inzwischen auf 38 Jahre gesenkt werden. In den letzten 2 Jahren wurde noch einmal intensiv an der Verjüngung der modischen Aussage der Marke OVS (sprich: Oviesse) sowie an verbesserter Qualität gefeilt, betonte CEO Stefano Beraldo anlässlich der Eröffnung des Mailänder Flagshipstores. Es ist mit knapp 3.000 qm der größte Store der insgesamt 790 Filialen der Marke. Aktuell betreibt OVS außerhalb von Italien rd. 130 Filialen. In einigen Balkanländern und in Spanien beispielsweise mit Corners bei El Corte Ingles bereits vertreten, stehen Eröffnungen in der Schweiz und im Nahen Osten bevor. Der neue Mailänder Flagshipstore soll die Neuausrichtung der Marke dokumentieren und signalisieren, dass das Unternehmen die Klaviatur eines zeitgemäß aufgestellten, globalen Einzelhandelsunternehmens in allen Details zu spielen weiß. Zu den wesentlichen architektonischen Veränderungen gehörte eine Fassadengestaltung, die dem Vergleich mit der Retail-Architektur internationaler Metropolen standhalten soll. Aufgrund seiner ungepflegten /Oer-JahreAußenoptik galt das Gebäude als Schandfleck der Straße, die mit täglich 20.000-25.000 Passanten und 75 Mio. Fahrzeugen zu den sehr gut frequentierten und kommerziell stärksten OVS, Mailand Adresse Corso Buenos Aires, 21 20124 Milano, Italien Eröffnung September 2015 Größe 2.860 qm Geschosse 3 Sortiment Damenmode (Schwerpunkt), Männermode, Kinderbekleidung, Beauty Storekonzept Studio Vincenzo De Cotiis Architects, Milano Digitale Technologie Google Enterprise Investition 7 Mio. Euro 01 2016 stores+shops Lagen der Stadt gehört. Bis Anfang des Jahres beherbergte das Gebäude ebenerdig eine ebenfalls zu Coin gehörende Upim-Filiale und darüber ein Parkhaus. Die Fassade wurde von Grund auf erneuert vom Architekturbüro Studio Vincenzo De Cotiis Architects aus Mailand. Im Erdgeschoss und der ersten Etage wurde die Gebäudehülle geöffnet und durch eine transparente Glasfassade ersetzt. Darauf lasten drei schwere Kuben, die in unterschiedlich tiefem Versatz aus der Fassade ragen, wodurch gewohnte Gebäudeproportionen auf den Kopf gestellt werden. Verkleidet sind die Fassadenblöcke mit semitransparenten Lochblechen sowie einem großen LED-Screen. Das Gebäude ist nach internationalem Nachhaltigkeits-Standard Breeam projektiert und realisiert. Neue Fassade Ebenfalls von Leichtigkeit, Helligkeit und Transparenz bestimmt ist die Innenarchitektur. Das OVS, MAILAND N E U E R Ö F F N U N G E N 21 Fotos (3): OVS Bild links: Ein „Magic Fitting Room" mit digitalem wechselbarem Hintergrundmotiv Bild oben: Die Fassade wurde mit drei interessanten Gebäude-Kuben „ o n top" neu gestaltet Erdgeschoss zeigt die Damenkollektion, die den größten Sortimentsanteil einnimmt. Die beiden darüber liegenden Etagen präsentieren die Männermode, eine ausführliche Kindermodenabteilung sowie ein Beauty-Segment. Flächengliederung und Kundenführung erfolgen einfach und geradlinig. Den Warenträgern aus Metallprofilen als Basis wurden als Design-Elemente gerasterte Paneele, glänzende lochgestanzte Blechtafeln und Holz-Optiken beigesteuert. Überdurchschnittlich ausgebaut wurden technologische Innovationen für das Omnichannel-Business, die bei aller Funktionalittät immer auch spielerische Facetten aufweisen. Entwickelt wurden sie in einer seit 2014 bestehenden Kooperation zwischen OVS und Google Enterprise. Dazu zählen zum Beispiel die virtuellen Umkleidekabinen mit digitaler Wand, integrierter Kamera und Online-Verbindung. Die sogenannten Magic Fitting Rooms verfügen über eine Foto-Funktion sowie wechselbare OVS Von der Resterampe zum Modelabel OVS S.P.A. ist ein vertikal integriertes Einzelhandelsunternehmen im Modebereich. Gegründet wurde OVS bzw. Oviesse 1972 unter dem Dach der Gruppo Coin - zunächst als Resterampe für Restanten aus den Coin-Department Stores, dann mit gemischtem Produktsortiment. Die Positionierung als Bekleidungsmarke erfolgte ab 2006. Zur 2014 separat gegründeten Geschäftseinheit OVS S.P.A. gehört auch die Marke Upim, die 2009 übernommen und als preis- und familienorientierter Anbieter „unterhalb" OVS positioniert ist. Nach einer Durststrecke konnten die Unternehmensergebnisse von OVS durch Umstrukturierung im Geschäftsjahr 2014/15 wieder ins Plus gedreht werden. Im ersten Halbjahr 2015 wurde mit einem Plus von 7 Prozent ein Umsatz von 611 Mio. Euro erzielt. OVS betreibt insgesamt 790 Filialen unterschiedlicher Formate, 503 im Direktbetrieb und 287 über Franchising, 130 davon im Ausland. Einen Expansionsversuch in Deutschland startete die Warenhauskette Coin in 2000 mit der Eröffnung von Oviesse-Läden und danach mit der Übernahme der Kaufhalle-Filialen, zog sich aber nach wenigen Jahren wieder vom deutschen Markt zurück. www.ovs.it 01 2016 stores+shops Hintergrundmotive als unterhaltsame Beigabe, sodass aus der Kabine heraus ohne Weiteres ein Strand-Selfie gepostet werden kann. Zusätzlich lassen sich hier Produkte scannen und am Touchscreen weitere Produkt-Infos und aktuelle Größen-Verfügbarkeiten abrufen. Die Musikplattform „Play the Look" in der Kinderabteilung ist ein digital getriebenes Spielzeug, das die kleinen Kunden dazu bringen soll, sich spielerisch mit dem Thema Fashion auseinanderzusetzen. Es besteht aus bauklotzartigen Elementen, einer digitalen Tischfläche und einem Wand-Monitor. Mit dem Schieben der Bauklötze über die Fläche werden, je nach Position, unterschiedliche Töne erzeugt und auf dem Screen Outfit-Kombinationen angezeigt. Mit dem Ändern der Tonfolgen variieren auch die abgebildeten Looks. Video-Walls und beleuchtete Displays auf den Etagen kommunizieren die Markenbotschaften, ein interaktiver Kiosk und iPads dienen als Verkaufshilfen. Wer die OVS-App geladen hat, bekommt Infos über Sonderaktionen u.a. per Bea¬ cons aufs Smartphone geschickt. Click&CollectService und Mobile Payment sind ebenfalls möglich. Und schließlich laufen Versuche - und hier zeigt sich einmal mehr die Lust der Italiener an hochtechnologischem Design-Vergnügen - , mitili Ife von Google Glasses in einer „Augmented Reality" im Store auf Schatzsuche zu gehen. [email protected]