Das Projekt Neubau Land- und Amtsgericht Düsseldorf 2006 – 2010 Düsseldorf, 28. April 2010: Im März 2010 wurde das neue Land- und Amtsgericht Düsseldorf bezogen, heute wird das vom Generalplaner agn Niederberghaus & Partner geplante Projekt feierlich eingeweiht. Der 52 m x 172 m große Neubau hat erhebliche städtebauliche Bedeutung: Er schließt eine langjährige Lücke an der Werdener Straße und wirkt ordnend auf den stark frequentierten Stadteil Oberbilk. Besonderheiten sind die Natursteinfassade, die schwebende Glasbrücke zwischen den Baukörpern, das mehrstöckige Foyer mit großer Freitreppe sowie das mit 620 laufenden Metern größte Lufterdregister Deutschlands. In dieser Kombination mit dem zentralen Latentwärmespeicher ist das Lufterdregister weltweit einmalig und wird im Rahmen eines Forschungsprojektes vom BMWI gefördert. Der Neubau des Land- und Amtsgericht Düsseldorf hat die Deindustrialisierung der östlichen Düsseldorfer Innenstadt endgültig abgeschlossen. Ca. 30 Jahre nach Schließung des Oberbilker Stahlwerkes wurde das letzte Brachgrundstück ehemaliger Schwerindustrie vom BLB NRW entwickelt. Das Ergebnis schließt auch optisch eine Lücke und wirkt positiv auf die städtebauliche Kontur des Stadtteils Oberbilk. Architektur und Städtebau Ein differenziertes Volumen - Mischung aus Blockrand und Solitär - besetzt die ehemalige Baulücke und wirkt ordnend und transformierend auf das heterogene Umfeld. Transparente und geschlossene Flächen und Lufträume mit sichtbaren inneren Funktionen wechseln sich ab. Der sechsgeschossige Baukörper füllt den Straßenraum entlang Werdener und Mindener Straße und schafft so eine abschirmende Baustruktur zu den dahinter gelegenen Freiflächen. Das Gebäude wirkt geschlossen und stellt dennoch eine maßstäbliche Verbindung zwischen Straßen- und Grünraum her: Durch klar definierte Einschnitte in dem massiven Baukörper öffnet sich das Gebäude sowohl zum rückwärtigen Bereich als auch in Richtung Innenstadt und schafft mit dieser öffnenden Geste eine weit sichtbare Orientierung für die Besucher des Gebäudes. Klarheit, Transparenz und Offenheit zeichnen die Architektur des Justizzentrums aus. Zwei ineinander verzahnte Baukörper bilden eine gemeinsame transparente Mitte und erleichtern die Ablesbarkeit der beiden unterschiedlichen Gerichte. Trotz seiner Größe wirkt der Neubau nicht abweisend, sondern einladend und hell. Die 62.000 m2 verteilen sich auf sechs Geschosse plus zwei Untergeschosse: In den unteren beiden Ebenen sind die fast 600 Parkplätze sowie die zentrale Technik untergebracht. Die drei oberen Stockwerke sind den Mitarbeiterbüros vorbehalten, aufgeteilt in 15, 20 und 25 m2 große Module. In Erdgeschoss, 1. und 2. Obergeschoss befinden sich Gerichtssäle, Bibliothek, Schulungsräume und die öffentlich zugängliche Cafeteria mit Au-ßenterrasse. Das Herz des Neubaus: die mehrgeschossige Eingangshalle mit besonders hohen Fensterbändern, großzügigen Treppenanlagen und Glasdach. Die mit Tageslicht durchflutete Halle dient zur horizontalen und vertikalen Erschließung und ist der zentrale Punkt im Gebäude. Seit seiner Fertigstellung muss sich das Gebäude seinen anspruchsvollen Nutzern stellen. 950 Mitarbeiter und ca. 3.000 Besucher täglich nutzen die gute Orientierung durch das Farb- und Wegeleitsystem. Hochwertige Materialien wie die Außenfassade aus Naturstein, Parkettbelag, die Terrasse mit Holzboden oder die „Treppenskulptur“ in der Eingangshalle machen das Land- und Amtsgericht zum attraktiven Arbeitsplatz für Mitarbeiter und zu einem Ort mit hoher Aufenthaltsqualität für Besucher. Außenanlagen Die Klarheit des Gebäudes spiegelt sich auch im Freiraum wider. Großflächige, transparent gegliederte Bereiche, die bis in die Innenhöfe und zum Haupteingang reichen, fassen die Architektur ein. Die Befestigung aus durchgehend hellem Stein schafft eine harmonische Verbindung von Innen und Außen. Die anschließenden Fußwege zur Werdener und Mindener Straße werden in gleicher Qualität weitergeführt, so dass ein homogenes, das Gebäude tragendes Gesamtbild entsteht. Verschiedene Maßnahmen schaffen eine visuelle Verbindung zwischen dem großen, kompakten Justizgebäude und dem weiten Freiraum. Ein Übergangsbereich ist der östliche „Pocket-Park“. Mit seinen campusartigen Erschließungswegen, schattigen und sonnigen Plätzen bietet der Park Raum zum Erholen und Verweilen. Nachts machen Lichtstelen, „begrünte Lichthöfe“, beleuchtete Brücken und gezielt eingesetzte Beleuchtungskörper das Land- und Amtsgericht zur Lichtskulptur im Viertel. Das Land- und Amtsgericht wurde Lebenszykluskosten (kurz: LCC = life cycle costs) orientiert geplant. Aus diesem ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz resultieren: ein kompakter Baukörper, Flächenoptimie-rung, eine flexible Raumanordnung/Nachrüstbarkeit, Prozessoptimierung, nachhaltige Materialien und Oberflächen, eine besondere Wärmeschutz-, Kühlungs- und Lüftungstechnik sowie ein effizientes Energiekonzept. Gebautes Forschungsprojekt: das Lufterdregister mit zentralem Latentwärmespeicher Ein Element des Energiekonzeptes sind das Lufterdregister und die zentral eingebrachte PCMTechnologie (PCM: phase change material = Latentwärmespeicher). Durch die unterirdischen Schächte des Lufterdregisters strömen rd. 100.000 Kubikmeter Luft pro Stunde, die im Sommer durch die Temperaturunterschiede im Erdinneren abgekühlt bzw. im Winter aufgewärmt werden. Diese Vortemperierung senkt die Energiekosten erheblich. Einen deutlichen Anteil an der gesamten Effektivität eines Lufterdregisters haben zusätzlich einfache Wärmespeichereffekte des verbauten Betons. Man spricht hier von sensibler Wärme, die dabei hilft, die Wärme des Tages mit der Kälte der Nacht auszugleichen. Nochmals verstärkt wird dieser Effekt durch den zentral im Lufterdregister angeordneten Latentwärmespeicher. Ein Latentwärmespeicher speichert Energie oder gibt diese ab, wenn er seinen Aggregatzustand wechselt, deshalb auch Phase Change Material, PCM. Ein einfacher und seit langem bekannter physikalischer Effekt, mit Hilfe dessen sich große Mengen Energie in einer verhältnismäßig kleinen Masse unterbringen lassen. Die Kombination von Lufterdregister und nachgeschaltetem PCM-Latentwärmespeicher macht es möglich, Energieüberschüsse wie geothermische Energie, freie Nachtkälte oder auch EDV-Abwärme zunächst zu speichern und bei Bedarf zu nutzen. Das reduziert den Primärenergiebedarf des Gebäudes erheblich. Die zentrale Kombination der beiden Technologien, Lufterdregister und PCM-Latentwärmespeicher ist weltweit einzigartig. agn hat die Technik in den letzten Jahren maßgeblich entwickelt und wissenschaftlich betreuen lassen. Anfang 2009 erhielt der Generalplaner den Gebrauchsmusterschutz für diese Technik. Nun testet und optimiert man gemeinsam mit den Partnern Bauund Liegenschaftsbetrieb NRW, NL Düsseldorf, dem Komponentenhersteller EMCO sowie dem ISE (Institute for Solar Energy) des Fraunhofer Instituts die vollumfängliche Anwendung im Landund Amtsgericht Düsseldorf. Im August 2009 bewilligte das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) die Förderung des Projektes „Entwicklung und Demonstration eines Erdregisters mit Latentwärmespeicher.“ mit rund 2 Mio. Euro. Daten und Fakten Bauherr: Leistungen: Nutzung: Baubeginn: Fertigstellung und Einzug: Baukörperabmessungen: Gebäudehöhe: Baukörpergliederung: BGF: BRI: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Niederlassung Düsseldorf Generalplanung, Architektur, TGA, Gebäudeautomation u. Sicherheitstechnik agn Niederberghaus & Partner GmbH, Ibbenbüren/Düsseldorf Gerichtsgebäude, ca. 950 Mitarbeiter, 570 Tiefgaragenstellplätze September 2007 März 2010 ca. 52 m x 172 m ca. 24,80 m, gemessen ab Erdgeschossniveau zwei Untergeschosse/sechs Obergeschosse ca. 62.000 m2 ca. 242.000 m3 agn-Team: Gabriele Barnert, Peter Kuczia (Wettbewerb); Henning Fischer (Projektleitung Hochbau); Julia Ehrlich, Holger Richter, Holger Amft, Karina Schmidt (Planung); Markus Echelmeyer, Ludger Hochscherff, HansJoachim Meusel, Kristin Overmeier, Volker Reiners, Ingo Wellenbrock, Christoph Zimmermann (Bauleitung); Andreas Bullerdiek (Projektleitung Technik); Norbert Abbenhaus, Volker Miklasz, Bernd Rösner, Christian Totzke (HLS); Ludger Bernhold, Benedikt Brunsmann, Dirk Krabbe (Elektro); Uwe Wild (Außenanlagen); Manfred Overmeier (Kalkulation); Roger Deters, Andreas Schulze, Detlef Vinke (Gebäudeautomation und Sicherheitstechnik / siganet) Kooperationspartner der agn beim Forschungsprojekt Lufterdregister/PCM: Emco Bau- und Klimatechnik GmbH & Co. KG, Lingen / FH Münster Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW), Düsseldorf Kurzporträt agn Niederberghaus & Partner GmbH 1952 als Architekturbüro gegründet, hat sich die agn Niederberghaus & Partner GmbH bis heute zum umfassenden Planer und Berater der Immobilienbranche entwickelt. Rund 250 Mitarbeiter an sieben Standorten (Ibbenbüren, Düsseldorf, Bremen, Halle/Saale, Hamburg, Ludwigsburg, Potsdam) planen und realisieren besonders in den Bereichen Verwaltung/Dienstleistung, Industrie, Gesundheitswesen, Bil-dung/ Erziehung und öffentliche Bauten/Hochschulen. agn bietet alle Vorteile eines „echten Generalplaners“. Architekten und Fachingenieure bearbeiten Projekte ganzheitlich und interdisziplinär, um wirtschaftliche Ergebnisse bei Investition und Betriebskosten zu erzielen. Das heißt: agn integriert im eigenen Haus die komplette Bandbreite planerischer und ingenieurtechnischer Leistungen (z. B. Bauphysik, Statik, Tragwerksplanung, Technische Gebäudeausrüstung, Sicherheitstechnik, Monitoring, Garten- und Landschaftsplanung). Dazu gehören insbesondere ein umfassendes Projektmanagement und eine termin- und kostenorientierte Projektsteuerung, orientiert an Lebenszykluskosten und Gesamtaufwandkosten. Nur so kann ein Gebäude auf Dauer wirtschaftlich betrieben und unterhalten werden. Eine attraktive und zeitgemäße Architektur – auch belegt durch zahlreiche Auszeichnungen und Wettbewerbspreise - wird Bestandteil dieser Betrachtung. agn unterstützt ab 2009 den Lehrstuhl für Immobilien-Lebenszyklus-Management an der msa münster. Kontakt: Britta Tomaske (Presse) agn - Niederberghaus & Partner GmbH Groner Allee 100 49479 Ibbenbüren 05451 5901-0 05451 5901-240 [email protected] Andreas Reichau (Projekt) agn Düsseldorf Hildebrandtstr. 4 d 40215 Düsseldorf 0211 2295067-0 0211 2295067-9 [email protected]