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Nr. 22, 1. Juni 1951
B e le k e, B and au: Augenkomplikationen bei Canicolafieber
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nicht zu erweitern wegen hinterer Synechien mit der Linsenvorderfläche. Grobe Glaskörperflocken infolge Blutung, Papille scharf und
ohne krankhaften Befund. - Am 90. Kr.-Tag starke Konjunktivitis
und Befund im Sinne einer Iritis des rechten Auges. Linkes Auge:
Zustand-nach abgeklungener Iritis. Auf der Hornhautrückfläche ältere
seröse und pigmentierte Beschläge. Vorderkammer optisch leer. Pupillarsaum stark depigmentiert. Auf der Linsenvorderfläche ringförmige Pigmentbeschläge (Reste der iritisdien Synechien). Linse klar
Blut-Coagula im Glaskörper vollkommen resorbiert. Fundus oB.
Augenkomplikationen bei Canicolafieber
Von H. Beleke und R. Bandau
Das Krankheitsbild der Leptospirosen ist durch seinen verhältnismäßig gutartigen Verlauf charakterisiert. Sie werden
mit Ausnahme der L. icterohaem. auch als benigne Leptospirosen bezeichnet und damit in Gegensatz gestellt zur Wéilschen
Erkrankung, der einzigen malignen Leptospirose. Ihre klinische
Symptomatologie zeigt eine auffallende Einheitlichkeit.
Während von verschiedenen Autoren: T e t z n e r, P o r t
und Rimpau, Rimpau, Günther-Kühne, Rimpau
und Schubert, Armbrust, Stahl und Tetzner,
Uhienhuth und Glattkowski, in den letzten Jahren
auf das Vorkommen von Canicolainfektionen in Deutschland
hingewiesen und auch die meningeale Beteiligung bei Canicolafieber besonders betont wurde (S c h e i d, W e g e n e r,
B e 1 e k e und B an d a u), sind Augenkomplikationen nur
wenig beobachtet worden. Es soll daher auf zwei Eigenbeobachtungen mit seltener Augenbeteiligung hingewiesen werden.
Fall 1: G. Z., 49jähriger Kaufmann. Am 2. 10. 1948 plötzlich erkrankt
mit Fieber bis 400, starke Kopfschmerzen. Am 5. 10. (4. Kr-Tag) erfolgt Einweisung wegen Pneumonie. Bei der Aufnahme mäßige Konjunktivitis, starke Schmerzhatigkeit der Halsmuskulatur, besonders
der Sternocleidomastoidei, auffallende Benommenheit. Kernig angedeutet positiv. Lunge klinisch o.B. Am 6. 10. bei unverändert hoher
Temperatur Auftreten eines skarlatiniformen Exanthems am Stamm
und den unteren Extremitäten. BSG 80/100. Leukozytose von 30 800,
Linksverschiebung, Aneosinophilie. Im Sediment gran. Zyl. und vereinzelte Ery. und Leuko. RN. normal. Blutkultur steril. Zunahme der
Somnolenz, auffallende Schlafsucht. Patient schläft beim Essen ein.
Keine Augenmuskel- und Hirnnervensymptome. Lumbalpunktion am
9. Kr.-Tag: Liquordruck erhöht, Pandy, Nonne stark positiv. Pleozytose von 2320/3, vorwiegend Lymphozyten, Liquorzucker 60 mg°/o.
Tiefer Ausfall der Normomastixkurve 4-6. Am 12. Kr-Tag lytischer
Fieberabfall. Nachlassen der Kopfschmerzen und des Schlafbedürffisses. Am. 11. Kr.-Tag Pleozytose auf 80/3 zurückgegangen. Normomastixreaktion: Ausfall in Stärke XI in Röhrchen 4-6. Am 29. Kr
Tag erneuter Fieberanstieg, 4 Tage Dauer, BSG 100/120. Am 33. Kr.Tag Zellzahl im Liquor 15/3. Am 70. Kr.-Tag erneuter Anstieg der
Zellzahl auf 45/3. Pandy und Nonne negativ. Normomastixreaktion
o.B. - Am 14, 2. 194g stellte sich Patient erneut vor und klagte noch
über große Schwäche und verminderte Leistungsfähigkeit. Er erzählte
u. a. auch von seinen Hunden. Differentialdiagnostisch wird eine Canicolainfektion in Erwägung gezogen. Die Komplementbindungsreaktion (Prof. G a e t h g e n s) ist 41/2 Monate nach Beginn der Erkrankung noch 1:400 auf Canicola positiv, bei den beiden Hunden de
Patinten 1:400 und 1:1600 positiv. - Augenbefund : Bei der
Aufnahme mäßige Konjunktivitis beiderseits, die sich in den nächsten Tagen allmählich zurückbildete. Am 45. Kr.-Tag wird wegen zunehmender Sehverschlethterung links der Augenarzt hinzugezogen,
der folgenden Befund erhebt: Rechtes Auge: Äußerlich reizfrei. Vordere Augenabschnitte und Pupi1lenrealtion regelrecht. Papilla N. optici scharf begrenzt und normal gefärbt. Linkes Auge: Çlemischte Injektion. Hornhaut blaß. Iris schmutzig verfärbt. Pupille oval deformiert, eng und lithtstarr. Die Pupille ist trotz starker Atropingaben
Spur, Normomastixreaktion o.B. Am 53. Kr.-Tag 7/3 Zellen im Liquor,
sonst o.B. Komplementbindungsreaktion am 27. Kr-Tag (Prof. G a e t h gens) 1:12800 für Canicola positiv. - Augenbefund : Bei der
Aufnahme deutliche Konjunktivitis beiderseits, die in den folgenden
14 Tagen langsam zurückgeht. Am 14. Kr-Tag Verstärkung der Koiijunktivitis und Auftreten einer Iritis beiderseits mit hinterer Synechienbildung. Am 35. Kr.-Tag Augen o.B. 15 Tage später erneute Konjunktivitis, besonders rechts.
Bei der zumeist mit Schüttelfrost und starken Kopfschmerzen
beginnenden Canicolainfektion ist eines der konstantesten
Symptome die Konjunktivitis, die nach R i m p a u in 600/o der
Fälle auftritt.
Gse11
gibt die Beteiligung der Konjunktivitis béi den benignen
Leptospirosen mit 80_900/o an, G 1 o b i g bei Schlamm- und Feldfieber
mit 27°/o, L o h m ü 1 1 e r mit 25°/o und S c h u 1 z mit 11°/o. Die unter-
schiedlichen Angaben sind sicher dadurch bedingt, daß die Augenbindehautbeteiligung häufig nicht so massiv ausgeprägt ist, wie wir
sie z. B. von der Masernkonjunktivitis zu sehen gewohnt sind. Nach
B a e r m a n n und S m i t s besteht diese Konjunktivitis aus einer
von der ,,Umschlagfalte der Konjunktiva aiegehenden, über den Butbus gegen die Kornea gewöhnlich an Intensität abnehmenden Injek
tion, die nicht wie bei der Konjunktivitis eine akute diffuse Rötung
zeigt, sondern durch ein zartes, netzartiges Gespinst der. übereinandergelagerten, erweiterten kleinen und kleinsten Gefäße der Konjunktiva und Sklera gebildet wird. Der Bulbus zeigt einen erhöhten
gelblichrötlich opaleszierenden trüben Glanz. Die Sekretion ist zumeist nicht erhöht". G la t t ko w ski spricht von Episkleritis. Die
Konjunktivitis kann, wie in unserem Fall 1 und 2, gleich zu Beginn,
spätestens jedoch in 4 bis 6 Tagen auftreten, Besonders ausgeprägt
war sie im Fall 1 zusammen mit der am 90. Kr-Tag auftretenden Iritis.
Auch im Fall 2 trat am 14. Kr.-Tag mit der Iritis erneute Verstärkung
der in der Zwischenzeit abgeklungenen Konjunktivitis auf.
Als Früh- bzw. Spätaugenkomplikationen werden von G s e li Iritis,
Iridozyklitis, Chorioiditis, Neuroretinitis, Neuritis N. optici, Glaskörper- und Netzhautblutungen bei den benignen Leptospirosen angegeben.
Schon in der oberschlesischen Schlammfieberepidemie von 1891 und
der 1926 in Schlesien beobachteten Epidemie wurde über eigentümliche Sehstörungen berichtet. G I a s e r teilt 1928 3 Fälle von Schlamm-
bzw. Erntefieber mit, wo 4 Wochen nach Ablauf der Infektion Iritis
auftrat, auch K a t h e beobachtete häufig Iridozyklitiden bei L. grippo.
thyphosa. H o f f m a n n stellte 1940 zwei Monate nach Ausbruch der
Erkrankung eine doppelseitige Iritis mit starken Deszemetbeschlägen
und derben hinteren Synechien fest, die Iritis heilte aus, die hinteren
Synechien konnten jedoch nicht mehr gesprengt werden. Von Ho e s sli n berichtete 1941 von Schlammfiebererkrankungen in Frankreich,
wo es in einem Fall nachträglich zu Regenbogenhautenzündung kam
mit feinem Exsudat und Präzipitat an der Hornhauthinterfläche, aut
einem Auge auch mit ringförmiger Synechie. T e r s k i r e h (Rußland)
beobachtete Neuritis N. aptici und Glaskörpertrübung, L e b 1 an c und
Depoully sahen sieben Monate, Dollfuß und Denechau acht
Monate nach der Infektion Iridozyklitiden bei
L. grippothyphosa
(G s e 11). Bei der Schweinehüterkrankheit beschrieb G s e 11 Iridozyk-
litiden drei Monate nach der Infektion. B a b el und D o r e t erwälnen je einen Fall von Iridozyklitis bei L. australis. Die Japaner K o tori i,und Ho n da fanden bei japanischem Herbstfieber (L. hebdomadis) Iritis und Glaskörpertrübung.
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Aus der Inneren Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses HamburgWandsbeck (Direktor: Chefarzt Dr. med. H. Beleke)
F a 1 1 2: A. K., 42jährige Frau. Erkrankt am 27. 7. 1949 akut mit
Schüttelfrost, Fieber 39°, starken Kopfschmerzen und Stechen über
der rechten Brust. Bei der Aufnahme Konjunktivitis beiderseits. Bronchitische Geräusche über beiden Lungen. ZNS o.B. Keine meningealen
Symptome. BSG 94/130. Leukozytose von 18 800, mäßige Linksverschiebung, Aneosinophilie. Urin: Albumen Spur, Sed. oB., Liquorbefund am 10. Kr.-Tag: Liquor klar, 226/3 Zellen, Pandy und Nonne
positiv, Normornastixreaktion oB. Am 22. Kr-Tag Normalisierung
des Liquors 10/3 Zellen. Wegen anhaltend starker Kopfschmerzen am
34. Kr.-Tag erneute Lumbalpunktion, Zellen 28/3. Pandy und Nonne
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Lanari, Patalano, Soubrié: Die Schnelligkeit der Kongorot-Adsorption ,,invivo" durchAmyloidsubstanz
Dtsch. med. Wschr., 76. Jg.
Bei Canicolafieber sind Augenkomplikationen nur selten
beobachtet worden. L e g r a s und W oit e r s sahen in England bei einem Fall von Carlicolafieber chorioiditische Infiltrate
und Iritis. V o j s j n, M a r c h e und H a s b o u n teilen eine
doppelseitige Iridozyklitis bei L. canicola in Frankreich mit.
B r a u c h wies auf dem Nordwestdeutschen Internistenkongreß
1950 in Hamburg auf Canicolainfektionen mit Iritis und Glaskörpertrübungen hin. R i m p a u sah in Südbayern nur wenig
Iritiden. In unserem Fall 1 bestand bei der Aufnahme eine
Konjunktivitis beiderseits, die im Verlaufe von 14 Tagen lang-
sam wieder zurückging. Am 45. Kr.-Tag trat eine Iritis mit
Glaskörperblutung links und am 90. Kr-Tag eine Iritis rechts
auf. Die Glaskörperblutung hatte sich nach 8 Wochen vollständig zurückgebildet. Im Fall 2 trat nach der initialen Konjunktivitis am 14. Kr.-Tag eine Iritis beiderseits mit hinterer
Synechienbildung auf, neben erneuter Verstärkung der in der
Zwischenzeit abgeklungenen Konjunktivitis. Die Augenkompli-
die sich in Form wechselnder Plèozytose manifestierte, wie wir
durch mehrfache Liquorkontrollen feststellen konnten.
P r o g n o s t i s c h sind die Augenkomplikationen bei recht-
zeitiger Erkennung gutartig, wie auch Nachkontrollen von
R e h s t e i n e r ergeben haben. Es ist jedoch wichtig, bei den
auftretenden Spätkomplikationen am Auge an einen Zusammenhang mit der oft Monate zurückliegenden Erkrankung zu
denken und für eine frühzeitige Behandlung Sorge zu tragen,
damit ernstere Schäden, wie die Beobachtung von H o f f m a n n zeigt, vermieden werden.
Zusammenfassung
Es wird auf die Früh- bzw. Spätaugenkomplikationen bei
den benignen Leptospirosen hingewiesen und es werden zwei
Eigenbeobachtungen von Canicolafieber mitgeteilt, wobei in
einem Fall eine doppelseitige Iritis als Frühkomplikation, im
anderen Fall eine Iritis als Spätkomplikation mit Glaskörperblutung auftrat.
Schrifttum
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kationen traten unabhängig von den Fiebernachschüben und
ebenfalls unabhängig von der meningealen Beteiligung auf,
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