MASTERARBEIT Konstruktiver Journalismus in der tagesaktuellen Berichterstattung Eine qualitative Untersuchung über Chancen und Grenzen Constructive Journalism in daily media coverage A qualitative research about opportunities and limitations Eingereicht von Teresa Schindler am 27.03.2017 Betreut und begutachtet von Prof. Dr. Friederike Herrmann INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung ................................................................................................................... 3 1.1 Formulierung der Forschungsfragen......................................................................................5 1.2 Aufbau der Arbeit..........................................................................................................................6 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen ........................... 7 2.1 Theoretische Bezugspunkte zur aktuellen Medienlandschaft ......................................7 2.1.1 Theorien zum Einfluss auf die Nachrichtenauswahl ...................................................8 2.1.2 Auswirkungen und mögliche Folgen der Nachrichtenauswahl ............................ 16 2.2 Forschungsstand zum Konstruktiven Journalismus ....................................................... 23 2.2.1 Grundsätze des Konstruktiven Journalismus – ein Überblick ............................... 25 2.2.2 Abgrenzung zu anderen Begriffen und Definition .................................................... 32 3. Erste empirische Untersuchung............................................................................. 35 3.1 Die Qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring .................................................... 35 3.1.1 Deduktive Kategorienbildung .......................................................................................... 40 3.1.2 Leitfragen der Inhaltsanalyse, Ankerbeispiele und Durchführung ...................... 41 3.2 Untersuchungsergebnisse ....................................................................................................... 46 3.3 Zwischenfazit ............................................................................................................................... 53 4. Zweite empirische Untersuchung ......................................................................... 56 4.1 Das Experteninterview .............................................................................................................. 56 4.1.1 Interviewpartner .................................................................................................................. 57 4.1.2 Interviewleitfaden und Durchführung .......................................................................... 59 4.2 Auswertungsverfahren ............................................................................................................. 63 4.3 Untersuchungsergebnisse ....................................................................................................... 67 1 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse .................................................... 73 5.1 Zustandsbeschreibung der traditionellen Berichterstattung...................................... 73 5.2 Konstruktiver Journalismus und die tagesaktuelle Berichterstattung ..................... 77 5.3 Beantwortung der Forschungsfragen ................................................................................. 84 6. Fazit und Ausblick ................................................................................................... 86 LITERATURVERZEICHNIS............................................................................................ 89 QUELLENVERZEICHNIS ............................................................................................... 99 ANHANG .................................................................................................................... 103 2 1. Einleitung 1. Einleitung „Die Welt ist mir abhandengekommen, vielleicht habe ich sie auch nur verlegt und kann sie nicht mehr finden. Alles verschwimmt. Je schlimmer die Bilder, desto egaler. Je krasser die Meldungen, desto handlungsunfähiger werde ich. Ich will keine Nachrichten mehr lesen“ (Hünniger 2017). Dieses Zitat von Andrea Hanna Hünniger aus einem Artikel von ZEIT Online beschreibt einen Zustand, den vermutlich viele nachvollziehen können. Ein Blick in die tägliche Nachrichtenberichterstattung lässt einen oft hilflos, handlungsunfähig zurück. Es herrscht Krieg, Terror, wir lesen Liveticker zu Anschlägen und Schießereien – die Welt scheint unruhiger geworden zu sein und die Medienrezipienten erleben es hautnah mit. Vor allem durch die Berichterstattung im Internet, die minutenaktuell neue Meldungen bereithält, ist man als Leser direkt im Geschehen dabei. Man liest keine besonnene Zusammenfassung am nächsten Tag, sondern steigt dann in die Berichterstattung mit ein, wenn die Journalisten selbst oft noch gar nicht wissen, was genau passiert ist. Durch diesen Drang zur Aktualität passieren nicht selten Fehler und Ungenauigkeiten. Zu beobachten war dies beispielsweise bei der Berichterstattung zum Amoklauf in München am 22. Juli 2016. Schnell war die Rede von Terror, von mehreren Tätern, die in der Innenstadt um sich schießen. Die Berichterstattung wurde im Nachhinein mehrfach kritisiert. Der Vorsitzende des Bayerischen JournalistenVerbandes schrieb auf Facebook: „‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‘ – gilt das in Extremsituationen nicht mehr? Wo ist der Nachrichtenwert bei der mehrminütigen Abbildung der Toten? Wo ist der Nachrichtenwert, wenn wieder und wieder der Täter gezeigt wird, wenn er wahllos auf Menschen ballert?“ (facebook.com 2016). Die Frage bleibt unbeantwortet. Doch auch in der alltäglichen Berichterstattung – fernab von Katastrophen und anderen schrecklichen Ereignissen – wird der Leser mit viel Negativität konfrontiert. Man bekommt schnell das Gefühl, dass sich in dieser Welt wenig zum Guten wendet. Themenauswahl, Wortwahl aber auch die Auswahl der Bilder verkünden schlimme 3 1. Einleitung Zeiten – und sie verbreiten Angst: Donald Trump, der als Feuerball auf die Erde zurast, ein Titel, der verkündet „Das Ende der Welt“ (vgl. Abbildung 1). All das wirkt sehr beklemmend und immer häufiger wird der Ruf nach einer Veränderung laut. Neben all den technischen Innovationen, die dem Journalismus zur Verfügung stehen, sollten auch die inhaltlichen Innovationen nicht außer Acht gelassen werden. Wie und über was wird berichtet? Und was kann diese Berichterstattung bei den Lesern bewirken? Abb. 1: Spiegel Cover Nr. 46: Das Ende der Welt (vgl. meedia.de 2016) Die Strömung des Konstruktiven Journalismus beschäftigt sich genau mit diesen Fragen. Er will die Menschen nicht verängstigen, sondern handlungsfähig machen. Mit einer konstruktiven, ganzheitlichen Berichterstattung, die auch Dinge miteinschließt, die gut laufen, sollen die Rezipienten das Gefühl erhalten, dass sie in der Lage sind, die Gesellschaft mitzugestalten. Der Konstruktive Journalismus versucht das mit einer lösungsorientierten Berichterstattung, die die Probleme der Welt zwar nicht vernachlässigt, aber sich auch nicht mit einer reinen Beschreibung dieser zufriedengibt. Neue Ideen entstehen oft, weil in alten Systemen nicht immer alles perfekt läuft. Auch wenn die folgende theoretische Abhandlung eine Bündelung von kritischen Beobachtungen und Studien ist, soll damit keine Pauschalkritik an Journalisten geäußert werden. Der Autorin ist durchaus die teils schwierige Situation der einzelnen Redakteure bewusst – auch aufgrund persönlicher Erfahrungen in diesem Beruf. Zeitdruck, Aktualitätsdruck, der Einfluss von Social Media, sinkende Auflagenzahlen, Existenzängste – all das wirkt sich natürlich auch auf die Berichterstattung aus und der Einzelne tut sich schwer, aus diesen Mustern herauszubrechen. Dennoch soll in dieser Arbeit auf selbstkritische Art und Weise aufgeführt werden, wo es im System 4 1. Einleitung Journalismus Verbesserungsbedarf gibt. Es wird versucht Gründe, für Vertrauensverlust beim Publikum und anhaltende Kritik für die bestehende Berichterstattung zu finden. Denn aus all diesen Überlegungen ist auch die Idee des Konstruktiven Journalismus entstanden. Nur wenn man die eine Seite betrachtet, kann man verstehen, wo die andere Seite hinmöchte – und so eine Zusammenarbeit beider Seiten ermöglichen. So versucht diese Arbeit herauszufinden, inwiefern man den Konstruktiven Journalismus insbesondere im tagesaktuellen Journalismus umsetzen könnte. An dieser Stelle sei schließlich noch vermerkt, dass zur besseren Lesbarkeit bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, beide Geschlechter gemeint sind, unabhängig von der in der Formulierung verwendeten konkreten geschlechtsspezifischen Bezeichnung. 1.1 Formulierung der Forschungsfragen Wie oben bereits erwähnt, soll diese Arbeit die Chancen und Möglichkeiten des Konstruktiven Journalismus in Bezug auf die tagesaktuelle Berichterstattung beleuchten. Dafür muss zunächst ein Blick auf die aktuelle Medienlandschaft geworfen werden, um die Kritikpunkte, die der Konstruktive Journalismus an der traditionellen Berichterstattung hat, nachvollziehen zu können. Aus diesen beiden grundsätzlichen Erkenntnisinteressen ergeben sich zwei übergeordnete Forschungsfragen (FF) für diese Arbeit: FF1a: Inwieweit lassen sich die Kritikpunkte von Seiten des Konstruktiven Journalismus in der tagesaktuellen Berichterstattung wiederfinden? FF1b: Inwiefern ist Konstruktiver Journalismus in der tagesaktuellen Presse umsetzbar? 5 1. Einleitung Zudem werden auch untergeordnete Forschungsfragen formuliert, um das Thema ganzheitlich abbilden zu können. Diese lauten wie folgt: FF2a: Welche Charakteristika und Kriterien zeichnen den traditionellen Journalismus aus? FF2b: Welche Charakteristika und Kriterien zeichnen Konstruktiven Journalismus aus? 1.2 Aufbau der Arbeit Nach dieser kurzen Einführung ins Thema, wird in Kapitel 2 näher auf wichtige Hintergrundinformationen und den theoretischen Bezugsrahmen der Arbeit eingegangen. Dabei wird insbesondere die aktuelle Medienlandschaft näher beleuchtet: Welche Einflüsse auf die Nachrichtenauswahl gibt es? Welche Auswirkungen ziehen diese nach sich? In einem weiteren Schritt wird außerdem die Strömung des Konstruktiven Journalismus näher untersucht. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem Forschungsstand zum Thema. Zusammen mit einer Charakterisierung des Konstruktiven Journalismus, Beispielen und Abgrenzungen zu anderen Begriffen soll ein umfassender Einblick in das Thema gewährt werden. Nur so kann schließlich eine für diese Arbeit gültige Definition formuliert werden. In Kapitel 3 und 4 folgen schließlich die Beschreibungen zu den beiden empirischen Untersuchungen dieser Arbeit. Hier stehen vor allem die Methodenbeschreibung, Vorgehensweise und Durchführung im Vordergrund. Auch die Ergebnisse der einzelnen Analysen werden aufgelistet und beschreiben. Eine Interpretation und Diskussion dieser Ergebnisse folgt schließlich in Kapitel 5. Dabei sollen insbesondere die beiden empirischen Analysen aufeinander bezogen und gemeinsam diskutiert werden, um letztendlich eine umfassende Beantwortung der Forschungsfragen zu ermöglichen. 6 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Bevor auf den eigentlichen Schwerpunkt der Arbeit, nämlich den Konstruktiven Journalismus, näher eingegangen werden kann, wird versucht die Komplexität des Themas mithilfe von Hintergrundinformationen und einem theoretischen Bezugsrahmen aufzuschlüsseln. In welchem Zustand befindet sich die aktuelle Medienlandschaft? Welche Auswirkungen haben Routinen und Arbeitsweisen der Journalisten auf die Berichterstattung? Welche Tendenzen lassen sich bei den Rezipienten erkennen? All diese Fragen sollen auf das eigentliche Thema und die eigentliche Fragestellung hinführen. Denn nur mithilfe eines ganzheitlichen Bildes lassen sich wichtige Vorgehensweisen in Bezug auf die Empirie dieser Arbeit ableiten. Zusätzlich muss selbstverständlich auch geklärt werden, was Konstruktiven Journalismus ausmacht. Was fordert er? Was kann er leisten? Wie lässt er sich charakterisieren? Dabei ist es vor allem wichtig, den Begriff von anderen, ähnlichen Strömungen abzugrenzen und klar zu definieren. Auch das versucht diese Arbeit mithilfe von aktuellen Beispielen an dieser Stelle zu leisten, um der nachfolgenden empirischen Untersuchung eine überzeugende Grundlage zu bieten. 2.1 Theoretische Bezugspunkte zur aktuellen Medienlandschaft Ulrik Haagerup, dänischer Journalist und Autor des Buches „Constructive News. Warum ‚bad news‘ die Medien zerstören und wie Journalisten mit einem völlig neuen Ansatz wieder Menschen berühren“ (2015), übt scharfe Kritik an den derzeit vorherrschenden Berichterstattungsmustern, die nur „Schwarz oder Weiss“ (Haagerup 2015, 13) seien und Krieg, Terror und Gewalt in den Vordergrund rückten. Gerade in der digitalen Welt, 7 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen in der es um Echtzeitberichterstattung geht und die Leser nicht im Nachhinein von einem Ereignis erfahren, sondern live dabei sind, trage diese Fixierung auf schlechte Nachrichten kaum zu einem reflektieren Medienumgang bei (vgl. Haagerup 2015, 14). Damit spricht er bereits zwei wichtige Punkte an: Zum einen scheint in der aktuellen Berichterstattung die Negativität zu überwiegen, und das, obwohl Journalismus eigentlich objektiv und neutral – also weder positiv noch negativ – über Ereignisse berichten sollte (vgl. Fink 2015, 7). Der Vorwurf der Konstruktion von Wirklichkeit durch den Journalismus fokussiert sich hier also vor allem darauf, dass in den Nachrichten Berichte über Fortschritt, Wachstum oder generell gute Entwicklungen selten bis gar nicht vorkommen (vgl. Fink 2015, 7). Zum anderen hat die enorme Schnelligkeit der Berichterstattung heutzutage auch Auswirkungen auf die Qualität der journalistischen Arbeit. Da allgemein die Aufmerksamkeit der Leser als knappes Gut angesehen wird, scheinen viele Redaktionen nach dem viel zitierten Ausspruch „only bad news are good news“ (Haagerup 2015, 54) ihre Meldungen zu veröffentlichen. Wie das bei den Rezipienten ankommt, zeigt nicht nur ein Blick in die sinkenden Auflagezahlen (vgl. Mantel 2017, Überregionale Tageszeitungen). Spätestens der „Lügenpresse“-Vorwurf der Pegida-Bewegung macht deutlich, dass die Medien und das Berufsbild des Journalisten einiges an Vertrauen bei den Lesern einbüßen mussten. Negativität, Aufmerksamkeitsheischen und Vertrauensverlust – darauf soll im folgenden Kapitel näher eingegangen werden. All diese Entwicklungen tragen dazu bei, dass eine Strömung wie der Konstruktive Journalismus überhaupt aufkommt und sie beeinflussen die Arbeitsweise der konstruktiven Berichterstattung. 2.1.1 Theorien zum Einfluss auf die Nachrichtenauswahl „Only bad news are good news“ – nur die Berichterstattung über Katastrophen und Leid, wird als gute, lesenwerte Berichterstattung anerkannt und letztendlich von den Rezipienten konsumiert. Das ist es, was dieser vielzitierte Satz aussagt. Im September 2015 hat die Nachrichtensendung RTL Aktuell eine Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben, 8 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen die genau das hinterfragen sollte: Wie bewerten die Rezipienten die aktuellen Nachrichten? Dabei kam heraus, dass ein großer Anteil der Befragten (45 Prozent) die (TV-)Nachrichten als „zu problembeladen“ einschätzen (vgl. Hein 2015 und Meier 2015). Häufige Reaktionen auf die Berichterstattung seien zudem Angst oder schlechte Laune, viele Rezipienten verzichten daher auf den Nachrichtenkonsum oder gehen ihm nur sehr ungern nach (vgl. Hein 2015 und Meier 2015). Die Art und Weise wie Berichterstattung und Nachrichtenauswahl zustande kommen, kann viele Ursachen haben. Auf eine Auswahl wird nun im Folgenden kurz eingegangen. Dabei werden explizit nur die Punkte aufgegriffen, die auch für die nachfolgende Empirie von Bedeutung sind, da eine ausführliche Abhandlung des Themas an dieser Stelle zu weit führen würde. Berufliches Selbstverständnis der Journalisten Einen der wichtigsten Punkte beim Berufsverständnis von Journalisten beschreibt der Kommunikationswissenschaftler Heinz Pürer mit „Objektiver Vermittlung“. Demnach hat der Journalismus eine „neutrale Vermittlungsaufgabe“, während der Journalist als „unparteiischer Vermittler“ fungiert (vgl. Pürer 2014, 128). Bei der Berichterstattung soll auf Unvoreingenommenheit und Faktentreue geachtet werden und Geschehenes ohne Bewertung dargestellt werden (vgl. Pürer 2014, ebd.). Als weiteren wichtigen Punkt führt Pürer die Kritik- und Kontrollfunktion auf. So sollte die Kritik ausschließlich in „prüfenden und kritisch bewerteten Beiträgen (wie Glossen, Kommentaren, Leitartikeln, etc.)“ (Pürer 2014, ebd.) zu finden sein. Die Kontrollfunktion übt der Journalismus in investigativen Beiträgen aus. Häufig wird vom Journalismus als „vierte Gewalt“ in einer Demokratie gesprochen, das Berufsverständnis setzt nicht selten voraus, kritisch und misstrauisch zu sein (vgl. Pürer 2014, ebd.). Guter Journalismus ist also vor allem kritischer Journalismus, so die Annahme. Das zeigt auch die von Siegfried Weischenberg, Maja Malik und Armin Scholl durchgeführte Studie über Journalisten in Deutschland: 58 Prozent der befragten 9 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Journalisten ist es wichtig Kritik an Missständen zu üben, 24 Prozent möchten Politik und Gesellschaft kontrollieren (vgl. Weischenberg et al. 2006, 106f). Zusätzlich gaben 89 Prozent der Journalisten an, dass sie die Rezipienten „neutral und präzise informieren“ wollen und dabei „komplexe Sachverhalte erklären und vermitteln“ wollen (79 Prozent) (Weischenberg et al. 2006, 102). Ebenfalls sehr häufig sehen es die Journalisten als ihre Aufgabe an, komplizierte Sachverhalte realitätsgetreu wiederzugeben (74 Prozent) (vgl. Weischenberg et al. 2006, ebd.). Dass dieses Vorhaben häufig nicht umsetzbar ist, zeigt bereits die Recherchezeit, die den Journalisten zur Verfügung steht: Durchschnittlich 117 Minuten wurden zum Zeitpunkt der Studie in den Redaktionen für die Recherche aufgebracht, die Auswahl der Nachrichten geschah in durchschnittlich 33 Minuten (vgl. Weischenberg et al. 2006, 80). Häufig gibt das Medium selbst auch Platz und Zeit vor und so findet automatisch eine zusammenfassende Darstellung von Inhalten statt, die die Realität eben nicht exakt abbilden kann (vgl. Földy et al. 1993, 182). Gleiches gilt beim Thema Nachrichtenauswahl. Allein durch die Auswahl der Themen wird nur ein Teil der Realität berücksichtigt. Journalisten sollen Nachrichten vermitteln und entscheiden dadurch auch, was in den Medien gezeigt wird und was nicht. Wolfgang Donsbach hat bereits 1987 ein Modell entwickelt, mit dessen Hilfe er versucht die Entstehung von Medieninhalten zu erklären. Obwohl dieses Modell inzwischen 30 Jahre alt ist, werden Einzelheiten daraus in dieser Arbeit aufgeführt. Die Autorin geht nach eingängiger Prüfung davon aus, dass die verwendeten Bereiche nicht an Aktualität verloren haben. Das Modell der vier Einflusssphären geht davon aus, dass mindestens vier Bereiche Einfluss auf die Nachrichtenauswahl und die Entstehung der Medieninhalte haben: die Subjekt-Sphäre, die Professions-Sphäre, die InstitutionsSphäre und die Gesellschafts-Sphäre (vgl. Pürer 2003, 125). Vor allem die persönlichen Werte und die Berufsauffassung der Journalisten – die sich der Subjekt-Sphäre und der Professions-Sphäre zuordnen lassen – können großen Einfluss auf die Art und Weise 10 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen der Berichterstattung haben (vgl. Pürer 2003, 125f). Daher soll an dieser Stelle kurz auf diese beiden Einflusssphären eingegangen werden. Institutions-Sphäre (Medienbetriebe) Subjekt-Sphäre: Psychologie des Journalismus Professions-Sphäre: Nachrichtenfaktoren Subjektive Werte Ethische Prinzipien Politische Einstellungen Medieninhalte Berufsmotive Ausbildung Aufgabenverständnis Publikumsbild Berufsnormen Kollegenorientierung Gesellschafts-Sphäre (soziopolitische Rahmenbedingungen) Abb. 2: Das Modell der vier Einflusssphären (eigene Darstellung nach Pürer 2003, 125) Die Subjekt-Sphäre zielt auf die Individual-Ebene der Journalisten ab. Wie Abbildung 2 zeigt, geht es hier vor allem um persönliche Einstellungen und Werte sowie eigene politische Ansichten. All diese Dinge beeinflussen die Art und Weise, wie Medieninhalte erarbeitet werden. Hier spielt auch das persönliche Berufsverständnis mit hinein, das unter deutschen Journalisten häufig als sehr politisch geprägt aufgefasst wird (vgl. Pürer 2003, 126). Dabei haben subjektive Einstellungen und Werte einen großen Einfluss auf die Nachrichtenauswahl: „Deutsche Journalisten treffen eher Publikationsentscheidungen, die ihre persönlichen Problemsichten stützen“ (Pürer 2003, ebd.). Pürer weist zudem darauf hin, dass dadurch eben nicht nur objektiv und unvoreingenommen berichtet wird, sondern auch Meinung gemacht wird und die Berichterstattung hin und wieder einseitig ausfallen kann (vgl. Pürer 2003, ebd.). 11 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Die zweite Sphäre, die großen Einfluss auf die Berichterstattung haben kann, ist die Professions-Sphäre. Sie bezieht sich auf Journalisten als soziale Gruppe. Auch hier zeigt Abbildung 2, welche Punkte im Einzelnen relevant sind: vor allem die Nachrichtenfaktoren, journalistische Ethik und Normen sowie die Orientierung an den eigenen Kollegen und die journalistische Ausbildung spielen in diese Sphäre mit hinein. Deutsche Journalisten legen großen Wert auf die Interpretation von Ereignissen, Objektivität hingegen erfährt eine untergeordnete Rolle. Häufig haben dabei Faktoren wie Elite-Status, Negativismus und Erfolg einen großen Einfluss auf die Nachrichtenauswahl (vgl. Pürer 2003, 126f). Auf die Nachrichtenfaktoren im Speziellen wird im nächsten Absatz noch genauer eingegangen. Journalisten begreifen sich in ihrer Berichterstattung als kritische Instanz: „Kritisch sein heißt für deutsche Journalisten dagegen zu sein (und nicht etwa, wie im eigentlichen Sinne von ‚krineon‘, zu unterscheiden)“ (Pürer 2003, 127). Der Journalist begreift sich also als „Watch Dog“, als Aufpasser, und diese berufliche Selbsteinschätzung ist inzwischen nahezu selbstverständlich geworden, wird also auch selten hinterfragt (vgl. Bidlo 2015, 39f). Weitere Theorien zur Nachrichtenauswahl Neben dem beruflichen Selbstverständnis gibt es noch weitere Faktoren, die die Nachrichtenauswahl beeinflussen. Vor allem Arbeits- und Entscheidungsroutinen können beeinflussen, welche Themen in die Berichterstattung aufgenommen werden. Dazu zählen beispielsweise Vorgänge wie der Rechercheaufwand oder der verfügbare Platz im Medium, aber auch die allgemeine Nachrichtenlage oder Ressortzugehörigkeit spielen hier mit hinein (vgl. Pürer 2015, 59). Um zu entscheiden, welchen Themen Platz in der Berichterstattung eingeräumt wird, müssen diese – wie bereits oben kurz angerissen – bestimmte Nachrichtenwerte innehaben. Um welche Werte es sich dabei handelt, wird in der Nachrichtenwerttheorie erforscht: „Im Kern geht die Nachrichtenwerttheorie davon aus, dass Ereignisse, auf die mehrere Nachrichtenfaktoren in hohem Maße zutreffen, eher zur Veröffentlichung ausgewählt werden, als Ereignisse mit niedrigem Nachrichtenfaktor“ (Pürer 2015, 60). Zahlreiche 12 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Kommunikationswissenschaftler bemühten sich in den letzten Jahrzehnten die wichtigsten Nachrichtenfaktoren zu definieren. An dieser Stelle soll kurz auf die Faktoren von Johan Galtung und Mari Holmboe Ruge eingegangen werden. Die Studie stammt zwar aus den 60er Jahren, gilt aber nach wie vor als zentraler Ausgangspunkt für Überlegungen zur Nachrichtenwerttheorie. Galtung und Ruge unterscheiden zwölf Nachrichtenfaktoren, die sie in kulturabhängige und kulturunabhängige Faktoren aufteilen. Als kulturunabhängig gelten: Frequenz/Dauer des Ereignisses, Schwellenfaktor (Intensität), Eindeutigkeit, Bedeutsamkeit (kulturelle Nähe, Betroffenheit, Relevanz), Konsonanz (Erwartungen, Wünschbarkeit), Überraschung (Unvorhersehbarkeit, Seltenheit), Kontinuität und Variation (des gesamten Nachrichtenbildes). Die kulturabhängigen Faktoren beziehen die Autoren auf westliche Kulturen: Bezug auf Elite-Nationen (wirtschaftlich oder militärisch mächtig), Bezug auf ElitePersonen (prominente, einflussreiche Personen), Personalisierung und Negativismus (Konflikt, Kontroverse, Aggression, Zerstörung, Tod) (vgl. Pürer 2015, 61, 63 und Ruhrmann et al. 2007, 5). Negativismus gilt also bereits bei der Nachrichtenauswahl als bedeutender Nachrichtenfaktor. Die alleinige Orientierung an Nachrichtenfaktoren kann allerdings auch zu Problemen führen. Richten Journalisten die Nachrichtenauswahl nur nach den vorgegebenen Faktoren, kann es in der Berichterstattung zu einer Verzerrung der Realität kommen. Die Medien bilden dann also die Welt und ihre Ereignisse nicht so ab, wie sie eigentlich ist (vgl. Pürer 2015, 65). Seit den Überlegungen von Galtung und Ruge wurden die Nachrichtenfaktoren etliche Male überarbeitet und erweitert. Georg Ruhrmann und Roland Göbbel haben sich in einer Studie zudem mit der Veränderung von Nachrichtenfaktoren befasst. Dabei wurden zunächst 43 leitende Nachrichtenredakteure mittels eines Online-Fragebogens befragt, anschließend folgten mit sieben Journalisten aus dem Nachrichtenbereich entsprechende LeitfadenInterviews (vgl. Ruhrmann et al. 2007, 39 und 51). Sie kamen zu dem Ergebnis, dass vor allem TV-Nachrichten in den letzten Jahren zunehmend kommerzieller wurden und 13 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Unterhaltung vor Information stellen. Es herrsche ein Aktualitätszwang, gleichzeitig würden die Nachrichten immer unpolitischer (vgl. Ruhrmann et al. 2007, 67). Visualität erfährt als Nachrichtenfaktor eine immer größere Bedeutung. Die Auswahl der Nachrichten erfolgt also auch darüber, ob Bilder verfügbar sind. Insbesondere Emotionen werden vermehrt visualisiert (vgl. Ruhrmann et al. 2007, 68). Die interviewten Journalisten bestätigten zudem, dass sich ein leichter Trend zur Boulevardisierung in den Nachrichten erkennen ließe, der sich vor allem durch die Nachrichtenfaktoren Personalisierung, Kontroverse und Aggression zeige (vgl. Ruhrmann et al. 2007, ebd.). Mediendarstellung und Medienwirkung Die Macht, die Journalisten durch die Abwägung bestimmter Kriterien auf die Nachrichtenauswahl innehaben, hat auch Auswirkungen auf die Rezipienten und ist Teil weitreichender Forschung geworden. Einer der ersten Ansätze, der sich mit Medienmacht beschäftigt, ist der des Agenda Settings: „Die Wirkung der Medien beruht darauf, dass Medien Themen hervorheben, die dann vom Publikum als wichtig akzeptiert werden“ (Unz 2016a, 219). Je mehr also über ein bestimmtes Thema berichtet wird, desto wichtiger wird es auch von den Rezipienten eingestuft (vgl. Unz 2016a, ebd.). Seit das Modell 1963 das erste Mal Beachtung fand, wurde es mehrfach überarbeitet und geprüft. Vor allem beim Wirkungsgrad wurden viele Anpassungen vorgenommen, die die Stärke des Agenda Setting-Effekts mit anderen intervenierenden Faktoren, wie zum Beispiel der persönlichen Erfahrung der Rezipienten, in Verbindung bringt (vgl. Unz 2016a, 220f). Dennoch gilt die Grundannahme als bewiesen, dass Medien einen großen Einfluss darauf haben, was von der Bevölkerung Beachtung bekommt und als wichtig eingestuft wird. Ein weiteres Konzept, das sich mit Mediendarstellungen befasst, ist das sogenannte Framing. Hier geht es nicht, wie beim Agenda Setting-Ansatz, darum was die Rezipienten in den Medien sehen, sondern darum, wie sie das Gezeigte einordnen. 14 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Durch unterschiedliche journalistische Techniken, wie zum Beispiel die Art und Weise der Einleitung, die Aufbereitung von Filmbeiträgen, die Auswahl der Fotos, erhält der Nachrichtenbeitrag einen gewissen Bedeutungsrahmen. Das Framing gibt den Rezipienten also eine bestimmte Interpretationsrichtung vor (vgl. Unz 2016b, 166). Dadurch kann die Berichterstattung beeinflussen, „was die Rezipienten über Themen, Personen oder Ereignisse denken, welche Einstellungen sie gegenüber diesen entwickeln und inwieweit sie sich an diese erinnern“ (Unz 2016b, ebd.). Die Wirkung von Framing hängt stark von jedem einzelnen Rezipienten ab. Ein stärkerer Einfluss konnte beispielswiese bei politisch uninteressierten Personen festgestellt werden. Einflussnahmen auf die journalistische Berichterstattung Schließlich soll auch noch kurz auf das Thema PR im Journalismus eingegangen werden, da die Öffentlichkeitsarbeit von Firmen und Institutionen ebenfalls einen großen Einfluss auf die Berichterstattung haben kann. Uwe Krüger von der Universität Leipzig schreibt in seinem Buch „Mainstream – Warum wir den Medien nicht mehr trauen“: „Tatsächlich basiert ein großer Teil journalistischer Inhalte nicht auf eigenständigen Themenideen und Recherchen, sondern auf der Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen, Ministerien, Parteien, Verbänden, Nichtregierungsorganisationen und anderen Institutionen“ (Krüger 2016, 51). Das bestätigt eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, das 2014 eine Befragung unter 432 Journalisten zum Thema Pressefreiheit und Einflussnahme auf die Berichterstattung durchgeführt hat (vgl. Institut für Demoskopie Allensbach 2014, 1). Dabei gaben 60 Prozent der Journalisten an, dass sie schon einmal „persönlich Behinderungen und Beeinflussungen ihrer Arbeit“ (Institut für Demoskopie Allensbach 2014, 2) erfahren hätten. Die Umfrage ergab auch, dass, neben Verbänden und Politikern, vor allem Unternehmen versuchen in die Berichterstattung einzugreifen (vgl. Institut für Demoskopie Allensbach 2014, 4). Ein Großteil der befragten Journalisten findet außerdem, dass sich PR und Journalismus immer weniger voneinander trennen lassen und die PR-Meldungen oft auch unbearbeitet in die Berichterstattung aufgenommen werden (vgl. Institut für 15 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Demoskopie Allensbach 2014, 10). Krüger bezeichnet vor allem die Nachrichtenagenturen als „Durchlauferhitzer von Öffentlichkeitsarbeit“ (Krüger 2016, 52). Dabei beruft er sich auf eine Studie, die die Meldungen der Deutschen PresseAgentur (dpa) mit Pressemitteilungen verglich. Mehr als die Hälfte der Meldungen waren demnach identisch mit den Pressemitteilungen (vgl. Krüger 2016, ebd.). Interessant ist zudem auch folgendes Ergebnis aus der Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach: „67 Prozent [haben] den Eindruck, dass man als Journalist bei positiven Berichten über Produkte oder Unternehmen leicht in Verdacht gerät, damit PR machen zu wollen“ (Institut für Demoskopie Allensbach 2014, ebd.). Ein Fokus auf negative Meldungen von journalistischer Seite könnte also auch als Distanzierung von PR interpretiert werden. 2.1.2 Auswirkungen und mögliche Folgen der Nachrichtenauswahl Wie in Punkt 2.1.1 kurz angerissen wurde, ist die mediale Berichterstattung vielen Rezipienten zu problembeladen. Nachdem bereits näher auf die Einflüsse und Ursachen der Nachrichtenauswahl eingegangen wurde, folgt nun eine kurze Abhandlung der Folgen, die diese in Bezug auf die Berichterstattung nach sich ziehen kann. Dabei soll ein besonderer Fokus auf die Auswirkungen auf die Berichterstattung gelegt werden. Aber auch auf die Auswirkungen auf die Rezipienten sowie auf das Verhältnis zwischen den Medien bzw. den Journalisten und dem Publikum wird näher eingegangen. Auswirkungen auf die Berichterstattung Ein Berufsverständnis, das vornehmlich vorgibt kritisch zu sein oder Missstände aufzudecken und dabei bei der Nachrichtenauswahl häufig auf Faktoren wie Negativismus – also Themenfelder wie Konflikte, Zerstörung oder Aggression – zurückgreift, hat natürlich auch Auswirkungen auf die Art und Weise beziehungsweise die Richtung der Berichterstattung. Etwas überspitzt gesagt liegt das Hauptaugenmerk 16 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen auf Problemen, visualisiert mit emotionalen Bildern und personalisierten Geschichten. Das Bild, das dadurch von der Welt entsteht, scheint düster und negativ. „Die Medien verstärken das Angebot von ‚Anklagen‘ und reduzieren das Angebot an Lösungen. Damit erscheint die Welt als schwieriges System ohne durchschaubare Gesetzmäßigkeiten, als Ansammlung einander widersprechender Haltungen und Meinungen“ (Földy 1993, 187). Obwohl diese Aussage des Psychologen Reginald Földy 24 Jahre alt ist, erfährt sie nach wie vor große Aktualität. Hinzu kommt der Druck, den die Veränderung der Medienlandschaft mit sich bringt. Die bereits erwähnten sinkenden Auflagenzahlen, um nur ein Beispiel aus dem Printbereich zu nennen, erhöhen das Heischen um Aufmerksamkeit enorm. Die Folge ist eine erkennbare Tendenz zur Boulevardisierung und zum Sensationalismus in der medialen Berichterstattung. Dabei geht es häufig um Entertainment, das mit einer Vereinfachung der Tatsachen einhergeht. Der Journalismus braucht Aufmerksamkeit, Quote oder Website-Klicks, um seine Finanzierung durch Werbeeinnahmen zu gewährleisten (vgl. Haagerup 2015, 55). Aufmerksamkeit ist eine knappe Ressource, die hart umkämpft wird. Das wusste bereits 1998 der Architekt Georg Franck, als er sein Buch „Die Ökonomie der Aufmerksamkeit“ veröffentlichte. Auch heute ist Aufmerksamkeit ein entscheidendes Kriterium in der Medienwelt, das durch die Sozialen Netzwerke sogar noch wichtiger und messbar geworden ist: „Wenn Follower und Likes und Visits gemessen werden, wird Aufmerksamkeit unmittelbar zur bezifferten Währung“ (Laudenbach 2017, 51). Das gilt auch für die Medienunternehmen, die zunehmend versuchen, ihre Berichterstattung in den Sozialen Medien zu vermarkten. Häufig gilt dabei die Annahme, dass vor allem mit Themen über Konflikte diese Aufmerksamkeit gewonnen werden kann (vgl. Haagerup 2015, 64). Vor allem Kriminalität hat einen hohen Nachrichtenwert, ist emotional belegt und bietet den Nachrichten eine Möglichkeit um die Aufmerksamkeit der Leser zu buhlen (vgl. Bidlo 2015, 42). Studien zeigen, dass durch die Häufigkeit mit der dieses Thema in der medialen Berichterstattung Beachtung findet, viele Menschen von einem Anstieg 17 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen der Kriminalität in der Gesellschaft ausgehen, obwohl die eigentliche Kriminalitätsrate seit Jahren sinkt (vgl. Bidlo 2015, 43 und Gyldensted 2015, 51f). Diese zunehmende Kriminalitätsberichterstattung, die häufig auch mit einer Sensationalisierung der Ereignisse einhergeht, hat zur Folge, dass die Verunsicherung in der Bevölkerung zunimmt. Durch die Ängste, die dabei entstehen, wird auch der Ruf nach schärferen Gesetzen laut, sodass die Medien diesbezüglich die Politik vor sich her treiben und diese schlussendlich auf die Forderungen reagieren muss (vgl. Pfeiffer 2012, 131f). Dazu kommen außerdem Einbußen in der journalistischen Qualität, die vor allem Ungenauigkeiten beinhalten: „Kaum ein Journalist, der im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Kriminalitätsberichterstattung befragt wurde, unterschied zwischen Täter und Tatverdächtigen – fast durchweg ist die Rede von Tätern, als sei die Beschuldigung durch Polizei und Gerichte schon Beweis genug“ (Hestermann 2012b, 29). Auch in der Auslandsberichterstattung lässt sich eine Dominanz der negativen Nachrichten erkennen: „Weite Teile der Welt dringen in unsere Nachrichten vor allem dann vor, wenn sie durch Gewalt – in Form von Naturkatastrophen oder als von Menschen gemachte kriegerische oder terroristische Handlungen – auf sich aufmerksam machen“ (Hafez et al. 2015, 99). So entsteht der Eindruck, dass in vielen Ländern Afrikas, Asiens oder des Nahen und Mittleren Ostens nur Gewalt und Leid vorherrschen (vgl. Hafez et al. 2015, ebd.). Studien können beispielsweise belegen, dass nahezu 50 Prozent aller Berichte über Nordafrika oder den Nahen und Mittleren Osten negative Ereignisse darstellen, Nachrichten über positive Geschehnisse kommen hingegen kaum vor. Über den Islam wird in den meisten deutschen Nachrichtensendungen nur in Verbindung mit Terrorismus, Frauenunterdrückung und Fundamentalismus berichtet (vgl. Hafez et al. 2015, 102). Die Art und Weise der Auslandsberichterstattung richtet sich dabei vor allem nach der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Nähe der einzelnen Länder. So zeigt sich, dass die deutschen Nachrichten über ein kulturell und wirtschaftlich eher fernes Land, wie zum Beispiel den Jemen, deutlich negativer und vor allem einseitiger ausfallen, als bei einem Land wie den USA, das Deutschland politisch und wirtschaftlich sehr nahe steht (vgl. 18 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Hafez et al. 2015, 102f). Hier fällt die Berichterstattung wesentlich ausgewogener und umfassender aus: „Über die USA erfährt man eben nicht nur im Zusammenhang mit Kriegstaten, Folter in Guantanamo oder sogenannten ‚Rassenkrawallen‘, sondern berichtet wird ebenso über Musik, Filme, über Kultur und Soziales“ (Hafez et al. 2015, 102f). Für die meisten Menschen sind die Medien der einzige Bezugspunkt zu fremden Ländern, was zur Folge haben kann, dass die negative Berichterstattung auch erheblich zur Urteilsbildung und Einstellung gegenüber anderen Nationen beitragen kann (vgl. Hafez et al. 2015, 100). Die Rezipienten ordnen Medieninhalte in ihre bestehenden Verhaltensmuster und Erfahrungen ein, messen dem Gezeigten erst zusammen mit dem bereits vorhandenen Wissen Bedeutung bei und beginnen die Inhalte zu deuten. Wenn das Nachrichtenangebot allerdings nicht ausgewogen ist und positive Ereignisse hinter der negativen Berichterstattung zurückfallen, wird dies auch die Einordnung und Deutung der Rezipienten beeinflussen (vgl. Hafez et al. 2015,107f). Auswirkung der Berichterstattung auf die Rezipienten Negativität in der Berichterstattung – im Sinne von Meldungen über Kriminalität, Gewalt, Krieg und generell schlechte Nachrichten – hat also auch Auswirkungen auf die Psyche der Menschen. Ulrik Haagerup ist von den Folgen überzeugt: Die Menschen wenden sich von den Medien ab und zögen sich auch aus öffentlichen Diskussionen und gesellschaftlichen Aufgaben zurück (vgl. Haagerup 2015, 68). In eine ähnliche Richtung zielt ein Aufsatz, der 2014 unter dem Titel „Ich will davon nichts mehr sehen und hören!“ im Magazin Medien & Kommunikationswissenschaft erschienen ist. Darin beschäftigen sich die Autoren mit dem bis dato wenig erforschten Phänomen der Themenverdrossenheit. Es geht darum, dass sich Rezipienten von Themen, über die in einem längeren Zeitraum wiederholt berichtet wird, abwenden (vgl. Kuhlmann et al. 2014, 6). In der zweigeteilten Studie führten die Autoren zunächst mit 13 Personen explorative Interviews. Durch die Befragungen wurde deutlich, dass neben dem Thema selbst auch die Art und Weise der Berichterstattung zu Themenverdrossenheit führen kann (vgl. Kuhlmann et al. 2014, 10). Am häufigsten in diesem Zusammenhang wurde 19 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen eine zu „sensationsheischende oder zu tendenziöse Berichterstattung“ (Kuhlmann et al. 2014, 11) als Grund für den Themenüberdruss genannt. Im zweiten Teil der Untersuchung wurden schließlich 366 Personen mittels eines Fragebogens zum Thema befragt. Die Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass Themenverdrossenheit sehr häufig vorkommt (vgl. Kuhlmann et al. 2014, 14) und unter anderem zur Folge hat, dass die Rezipienten betroffenen Themen keine Aufmerksamkeit mehr schenken wollen (vgl. Kuhlmann et al. 2014, 18). Da es sich um ein sehr junges Forschungsfeld handelt, sollte an dieser Stelle erwähnt sein, dass die Studie die Dauer der Verdrossenheit nicht mit einbezieht. Es kann also durchaus sein, dass die Themenverdrossenheit nur von kurzer Dauer ist. Dennoch lässt sich das Phänomen nachweisen und wird daher in dieser Arbeit zumindest erwähnt. Die dänische Journalistin Cathrine Gyldensted hat sich den Auswirkungen der Berichterstattung auf die Rezipienten von einem psychologischen Blickwinkel aus genähert. In einer Studie, bei der 710 Teilnehmer online befragt wurden, ging sie näher darauf ein, wie sich negative (und auch konstruktive) Nachrichten auf das Befinden der Personen auswirken. Den Teilnehmern wurden dabei sowohl klassische Berichterstattungen sowie Berichterstattungen mit einem konstruktiven Ansatz vorgelegt (vgl. Gyldensted 2011, 23). Das Ergebnis der Studie zeigt, dass vor allem die klassischen (negativen) Nachrichten einen deutlichen Einfluss auf die Stimmung der Personen haben: Negative Emotionen wurden verstärkt, während positive zurückgingen beziehungsweise stagnierten (vgl. Gyldensted 2011, 32). Die Ergebnisse zur Berichterstattung mit konstruktivem Ansatz waren zwar nicht so deutlich, es konnten allerdings Tendenzen festgestellt werden, die in Punkt 2.2.1 näher betrachtet werden. Gyldensted weist in ihrer Studie zudem darauf hin, dass die Berichterstattung in ihrer aktuellen Form nicht nur den Rezipienten schadet, sondern auch den Journalisten selbst (vgl. Gyldensted 2011, 20f). Die Redakteure würden – auch aufgrund des eigenen Berufsverständnisses – selbst negativ, zynisch und misstrauisch. Obwohl diese Charakterzüge als Eigenschaften eines guten investigativen Journalisten gelten, 20 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen beeinflusse es die Art und Weise, wie berichtet wird und dämme Kreativität ein (vgl. Gyldensted 2011, 5f). Vertrauensverlust in die Medien All diese Entwicklungen wirken sich auch auf das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien aus. Seit einiger Zeit ist immer wieder von einer medialen Vertrauenskrise die Rede. So ergab eine vom WDR in Auftrag gegebene Umfrage von 2015, dass 42 Prozent der Befragten die Berichterstattung als „nicht glaubwürdig“ einstuften (vgl. Infratest dimap 2015, 6). Ebenfalls 42 Prozent gaben an, dass sie glauben die Medien seien von der Politik gesteuert oder erhielten spezielle Vorgaben von den Politikern (vgl. Infratest dimap 2015, 12). Wenngleich Umfragen durchaus mit Vorsicht zu betrachten sind, werden die Ergebnisse an dieser Stelle als Meinungsbild festgehalten. Spätestens seit dem durch die digitale Revolution hervorgerufenen Nachrichtenüberfluss, durch den man seine Informationen von vielen unterschiedlichen Quellen beziehen kann, hat der Journalist nicht mehr das Image der allwissenden Macht inne. Auch bei einer wissenschaftlichen Studie zum Ansehen und Vertrauen in den Journalismus von Wolfgang Donsbach aus dem Jahr 2009 gaben nur 35 Prozent der Befragten an, dass sie den Journalisten vertrauen (vgl. Pürer 2015, 54). Als Ursache für das schlechte Image dieser Berufsgruppe wird unter anderem genannt, dass viele Rezipienten kein genaues Wissen über den tatsächlichen Arbeitsablauf der Journalisten haben, aber auch Medienskandale und eine negative Nachrichtenauswahl werden als mögliche Ursachen aufgeführt (vgl. Pürer 2015, 55). Pürer fasst das Image der Journalisten wie folgt zusammen: „Einerseits werden sie geschätzt als Nachrichtenboten, Aufklärer und Welterklärer, andererseits sieht man in ihnen manchmal auch profilsüchtige Skandalproduzenten“ (Pürer 2015, 55). Weitere wichtige Überlegungen zum Thema Vertrauensverlust in die Medien hat Uwe Krüger in seinem bereits erwähnten Buch „Mainstream“ aufgeführt. Auf einige Theorien soll an dieser Stelle kurz eingegangen werden. Dem Vorwurf, die Medien seien von der 21 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Politik gesteuert oder stünden unter einer gewissen Einflussnahme, folgt ein Misstrauen seitens der Rezipienten. Auf der Suche nach Ursachen verwendet Krüger den Begriff Mainstream: „‘Medialer Mainstream‘ ist […] das Phänomen, dass zu einem Zeitpunkt die Mehrzahl der Leitmedien ein bestimmtes Thema behandelt oder eine bestimmte Meinung vertritt“ (Krüger 2016, 30). Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Medien von oben gesteuert seien, da sich die Berichterstattung häufig stark ähnelt. Grund für diesen „engen Meinungskorridor“ (Krüger 2016, 28) ist unter anderem die Tatsache, dass Medien sich häufig gegenseitig mit ihrer alltäglichen Arbeit auseinandersetzen und sich dadurch aneinander angleichen: „Mainstream entsteht auch, wenn Medien sich an anderen Medien orientieren, an Nachrichtenagenturen wie der Deutschen Presse-Agentur (dpa), Agence France Press (AFP), Associated Press (AP) und Reuters, oder an den jeweils statushöheren Leitmedien. Regionalzeitungen schauen, was die Süddeutsche oder die FAZ bringen: die Süddeutsche und die FAZ schauen, was die New York Times, die Neue Züricher Zeitung, Le Monde, die BBC oder CNN bringen“ (Krüger 2016, 43). Viele Medien vertreten also – vor allem bei großen Themen wie Kriegseinsätzen oder Außenpolitik – ein äußerst identes Meinungsspektrum. Ansichten, die nicht in dieses Bild passen, finden nur selten Beachtung (vgl. Krüger 2016, 30 und 61). Selbiges hat auch ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo in seiner „Dresdner Rede“ festgestellt: „Wir müssen die Unterschiedlichkeit unserer Meinungen, die in Redaktionskonferenzen der ZEIT durchaus lautstark zu Tage treten, in Leitartikeln und Pro- und Contra-Stücken aufzeigen. Wir müssen uns eingestehen, dass in dieser Welt nicht alles schwarz oder weiß ist. Es gibt auch noch viele andere und sehr schöne Farben“ (Di Lorenzo 2016, 5). Wenn die mediale Berichterstattung derart miteinander konformgeht, besteht die Gefahr, dass die Menschen, die sich den publizierten Meinungen nicht anschließen wollen oder sich nicht von ihnen vertreten fühlen, sich anderen Informationsquellen – häufig solchen im Internet – zuwenden (vgl. Krüger 2016, 36). Dass viele Menschen sich nicht mehr von den Medien repräsentiert fühlen, hat auch mit den Journalisten selbst zu tun. Die meisten in diesem Beruf kommen aus ähnlichen sozialen Schichten – meistens aus der Mittelschicht – und haben eine ähnliche Bildung genossen – und zwar größtenteils eine akademische. Dieser soziale Hintergrund hat selbstverständlich auch 22 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Auswirkungen auf die Art und Weise, wie der Journalist seine Beiträge erstellt und für wen oder was er sich einsetzt (vgl. Krüger 2016, 77). Was aber nicht vergessen werden darf ist, dass die Rezipienten selbst häufig aus völlig verschieden sozialen Schichten kommen und ganz unterschiedliche Meinungen vertreten (vgl. Krüger 2016, 86f). All diese Aspekte – vom beruflichen Selbstverständnis der Journalisten über die Einflüsse auf die Nachrichtenauswahl, bis hin zu den Auswirkungen der Negativität in der Berichterstattung und der Vertrauenskrise der Medienunternehmen – führen unter anderem dazu, dass ein Phänomen wie der Konstruktive Journalismus überhaupt entsteht. Journalisten, Leser und Herausgeber merken selbst, wo es Probleme in ihrem Beruf gibt. Dadurch entsteht ein Bewusstsein für Neues. Im folgenden Unterkapitel wird daher versucht das Thema Konstruktiver Journalismus ganzheitlich zu beleuchten. 2.2 Forschungsstand zum Konstruktiven Journalismus Konstruktiver Journalismus ist eine Strömung im Journalismus, die noch relativ jung ist. Gerade im deutschsprachigen Raum gibt es bisher nur wenige Medien, die diese Art der Berichterstattung bewusst umsetzen. Seit 2015 gibt es das in Deutschland vierteljährlich erscheinende Print-Politikmagazin Kater Demos (vgl. katerdemos.de 2016). Als Vorreiter im Onlinebereich gilt das Magazin Perspective Daily, das im Juni 2016 online ging (vgl. perspective-daily.de 2017). International stechen vor allem Projekte aus dem skandinavischen Raum sowie den Niederlanden, den USA und Großbritannien hervor. Seit 2013 gibt es das niederländische Online-Magazin De Correspondent, das konstruktiv berichtet (vgl. thecorrespondent.com 2017 und decorrespondent.nl 2017). Der dänische Journalist Ulrik Haagerup ist auch Geschäftsführer bei der Danish Broadcasting Corporation (dänisches Staatsfernsehen) und setzt sich für konstruktive Elemente in der Berichterstattung ein (vgl. dr.dk 2017). 23 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Mit seinem 2015 veröffentlichten Buch „Constructive News“ brachte er das Thema in die Redaktionen großer Medienunternehmen (vgl. constructivenews.eu 2017). Mithilfe einiger dänischer Nichtregierungsorganisationen wurde 2010 die Plattform World’s Best News ins Leben gerufen, die bewusst über Fortschritte und positive Entwicklungen (insbesondere in Entwicklungsländern) berichtet (vgl. worldsbestnews.org 2017). In Großbritannien gibt es bereits seit 1993 das Magazin Positive News, das unter anderem seine Artikel als Online-Magazin veröffentlicht (vgl. positive.news 2017). Chefredakteur Seán Dagan Wood hat außerdem 2014 das Constructive Journalism Project ins Leben gerufen, eine Plattform, die Journalisten Instrumente für konstruktives Arbeiten mit an die Hand gibt (vgl. constructivejournalism.org 2017). Ähnliche Arbeit leistet das USamerikanische Solutions Journalism Network, ein Netzwerk, das über lösungsorientierte Berichterstattung aufklärt und Medienunternehmen berät (vgl. solutionsjournalism.org 2017). An der Windesheim University of Applied Sciences im niederländischen Zwolle gibt es inzwischen außerdem eine Professur für Konstruktiven Journalismus (vgl. windesheiminternational.nl 2017). Dass das Thema auch in Deutschland in der öffentlichen Diskussion angekommen ist, zeigt die NDR Debatte vom Januar 2017. In dieser Themenwoche hat sich der Sender ausführlich mit dem Thema Konstruktiver Journalismus beschäftigt (vgl. ndr.de 2017). Dieser kurze Überblick an Beispielen zeigt, dass das Thema Einzug in die Diskussion um die Frage, was guten Journalismus ausmacht, gefunden hat. Dennoch gibt es aufgrund des sehr jungen Forschungsfeldes keine einheitliche Definition, die Konstruktiven Journalismus beschreibt. Das wird bereits an den unzähligen Bezeichnungen für diese Art der Berichterstattung deutlich: Positiver Journalismus, Konstruktiver Journalismus, Solutions Journalism, Friedensjournalismus – all diese Überbegriffe findet man immer wieder, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt. In dieser Arbeit wird einheitlich der Begriff Konstruktiver Journalismus verwendet, da dieser nach Meinung der Autorin das Forschungsfeld am treffendsten umfasst. Das folgende Kapitel soll daher dazu dienen, den Forschungsstand darzustellen, die 24 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen verschiedene Formen des Konstruktiven Journalismus vorzustellen und eine für diese Arbeit gültige Definition zu entwerfen. 2.2.1 Grundsätze des Konstruktiven Journalismus – ein Überblick Um das Thema und den Forschungsansatz besser zu verstehen, muss zunächst die Frage geklärt werden, was Konstruktiver Journalismus ist. Was unterscheidet ihn von der herkömmlichen Berichterstattung? Was kann er leisten und wie? Ulrik Haagerup schreibt in seinem Buch: „Constructive News wollen eine paralysierte und von Zynismus befallene Nachrichtenindustrie aufwecken“ (Haagerup 2015, 14). In einem ersten Schritt wird nun an dieser Stelle vertieft auf einige der bereits genannten Beispiele eingegangen. Dabei wird vor allem ein Fokus auf die Definitionen der jeweiligen Medien gelegt, die Konstruktiven Journalismus bereits umsetzen. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass die Aufzählung keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit hat. Vielmehr soll dadurch verdeutlicht werden, in welchen Ländern und mit welch unterschiedlichen Ansätzen das Thema umgesetzt wird. Beispiele für Konstruktiven Journalismus Wie bereits in Unterkapitel 2.2 kurz angerissen, gibt es in Deutschland seit 2015 das Politikmagazin Kater Demos. Dabei handelt es sich um eine Printzeitschrift, die vierteljährlich jeweils mit einem bestimmten Themenschwerpunkt erscheint. Den Machern geht es um eine seriöse Politikberichterstattung, die ästhetisch aufbereitet ist und vor allem unabhängig von großen Medienunternehmen oder Parteien berichtet (vgl. katerdemos.de 2016). Auf der Homepage des Magazins findet sich neben zahlreichen anderen Selbstverständniserklärungen unter anderem diese: 25 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Abb. 3: Journalistisches Selbstverständnis von Kater Demos (Screenshot von der Homepage, vgl. katerdemos.de 2016) Es geht also vor allem darum, einer schwarzweißen Berichterstattung entgegenzuwirken. Dies wird bei Kater Demos durch den vierteljährlichen Erscheinungsturnus gewährleistet, da die Journalisten so mehr Zeit für Recherche und Aufbereitung ihrer Geschichten haben. Ähnlich ist es beim Online-Magazin Perspective Daily. Hier gibt es Montag bis Freitag einen Artikel täglich. Das verschafft den Redakteuren mehr Zeit für eine ausführliche Recherche. Auf der Homepage von Perspective Daily findet man folgende Kurzzusammenfassung des Konzepts: Abb. 4: Die Arbeitsweise von Perspective Daily (Screenshot von der Homepage, vgl. perspective-daily.de 2017) 26 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Genannt wird hier also lösungsorientiertes, konstruktives Arbeiten, das sich vor allem auf wissenschaftliches Fachwissen stützt. Für das Konzept Konstruktiver Journalismus liefert Perspective Daily folgende Definition: „Konstruktiver Journalismus gibt ein vollständigeres Bild der Welt: Er beschreibt nicht nur, was in der Welt schiefläuft, sondern bemüht sich, Lösungen für bestehende Probleme aufzuzeigen und zu diskutieren. Die Idee ist vergleichbar mit konstruktiver Kritik: Dabei wird dem Gegenüber nicht nur mitgeteilt, welche Fehler gemacht wurden, sondern auch, was gut gelaufen ist und welche Verbesserungsmöglichkeiten es gibt“ (perspective-daily.de: Definition 2017). Zusätzlich zu dieser Definition nennt das Online-Magazin auch Merkmale, die für Konstruktiven Journalismus stehen. Es geht demnach darum, zukunftsorientiert zu berichten und zu fragen, wie es nach einem Problem weitergehen kann. Dabei versucht der Konstruktive Journalismus auch immer Lösungsansätze darzustellen, selbst wenn diese keine Allheilmittel sind, sondern eben genau das: Ansätze. Die Artikel bei Perspective Daily haben alle einen wissenschaftlichen Hintergrund. So wollen die Autoren dem Vorwurf der PR entgegenwirken. Über Missstände und schlechte Entwicklungen wird ebenso wie im klassischen Journalismus auch berichtet, der Fokus liegt allerdings nicht auf einer reinen Problembeschreibung, sondern die Autoren suchen nach den Gründen für das Problem (vgl. perspective-daily.de: Definition 2017). Wichtig ist dabei zu beachten, dass Konstruktiver Journalismus nichts per se Neues ist: „Der Konstruktive Journalismus […] erfüllt genau wie der ‚klassische Journalismus‘ die Kernaufgaben der Profession und berichtet über Themen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz. Dabei ist er kritisch und investigativ. Zusammenhänge und Hintergründe werden beleuchtet sowie mögliche Lösungen diskutiert. Ziel des Konstruktiven Journalismus ist es, der Gesellschaft zu ermöglichen, sich auf den Weg in eine bessere Zukunft zu machen“ (perspective-daily.de: Definition 2017). In vielerlei Hinsicht erfüllt er also die Grundvoraussetzungen für klassischen Qualitätsjournalismus: kritische, investigative Hintergrundberichterstattung über gesellschaftlich relevante Themen. Ähnlich beschreibt auch das Constructive Journalism Project aus Großbritannien die Merkmale des Konstruktiven Journalismus in seiner Definition: 27 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen „We define constructive journalism as rigorous, compelling reporting that includes positive and solution-focused elements in order to empower audiences and present a fuller picture of truth, while upholding journalism’s core functions and ethics” (constructivejournalism.org 2017). Die Betonung der Kerntätigkeiten des Journalismus ist wichtig, denn es geht bei der Idee nicht darum, nur über positive Dinge zu berichten und so zu tun, als gäbe es keine Missstände in der Welt. Vielmehr steht dahinter die Idee, dass die klassischen Medien mit ihrer negativen Berichterstattung die Welt nicht ganzheitlich abbilden, da es eben durchaus auch positive Entwicklungen oder Lösungsansätze gibt. Neben Websites und Medien, die den Konstruktiven Journalismus als komplettes Konzept umsetzen, gibt es aber auch Beispiele, wie man konstruktive Ansätze in ein bestehendes Nachrichtenkonzept einbauen kann. Der arabische Nachrichtensender Al Jazeera veröffentlichte 2014 eine Kampagne unter dem Namen „Hear the human story“. Die Grundidee der Aktion beschreibt der Sender wie folgt: „We believe everyone has a story worth hearing. There are seven billion people to listen to on the planet right now. Al Jazeera exists to cover the people often ignored; people whose voices must be heard - but who are often neglected by mainstream media” (aljazeera.com 2014). Die Berichterstattung konzentriert sich also auf die Geschichten, die in den traditionellen Medien nicht vorkommen. Auch der Online-Auftritt der britischen Tageszeitung The Guardian veröffentlicht neben der klassischen Berichterstattung eine Serie unter dem Titel „Half full“ (vgl. theguardian.com 2017). In Anlehnung an den Persönlichkeitstest und die Frage nach dem halb vollen oder halb leeren Glas, sammelt die Zeitung hier Geschichten über Lösungen, Lösungsansätze und innovative Ideen. Auch hier beziehen sich die Autoren auf die negativ gefärbte klassische Berichterstattung: „News is not always a glass-half-empty story. This series stresses the positive, constructive, inspiring and solutions-oriented work people are doing around the world to tackle the big issues of our time” (theguardian.com 2017). Und auch die New York Times hat eine konstruktive Rubrik in ihren Online-Auftritt eingebaut. Unter den „Opinion Pages“ befindet sich die Serie „Fixes“, die die Zeitung selbst so beschreibt: „Fixes looks at 28 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen solutions to social problems and why they work” (nytimes.com 2017). Das OnlineNachrichtenportal The Huffington Post hat ebenfalls eine ganze Rubrik unter dem Namen Good (vgl. huffingtonpost.de 2017). Die unternehmenseigene Beschreibung dieser Rubrik lehnt sich stark an den Grundsätzen des Konstruktiven Journalismus an: „Wir [wollen] uns auf die Berichterstattung über Menschen konzentrieren, die Lösungen für sehr reale Herausforderungen unseres Lebens bereithalten. Zwar werden wir weiterhin so unnachgiebig wie bisher von dem berichten, was schief läuft in der Welt, gleichzeitig wollen wir jedoch darüber hinausgehen. Statt dem Leitspruch zu folgen ‚If it bleeds, it leads‘, werden wir unser Augenmerk auf Geschichten richten, die von Kreativität, Innovation, Einfallsreichtum und Mitgefühl erzählen – Geschichten also, die von den Medien allzu oft übersehen werden“ (huffingtonpost.de 2017). All diese Beispiele zeigen, wie man Konstruktiven Journalismus auf unterschiedlichste Art und Weise in der Praxis umsetzen kann. In einem nächsten Schritt wird nun die wissenschaftliche Seite zum Thema näher beleuchtet. Wissenschaftliche Überlegungen zum Konstruktiven Journalismus Die niederländische Windesheim University of Applied Sciences ist nach eigener Aussage die erste Universität, die Konstruktiven Journalismus in ihren journalistischen Studienplan und die Forschung mit aufgenommen hat (vgl. windesheiminternational.nl 2017). Auf der Homepage der Universität werden in Bezug auf Konstruktiven Journalismus unter anderem folgende Eigenschaften genannt: lösungsorientierte Berichterstattung vermittelt einen gewinnbringenden Blick in die Zukunft und Möglichkeiten diese Zukunft zu erreichen berichtet kritisch, aber nie zynisch stellt neue/andere Fragen (andere Perspektive) führt der Presse ihre Verantwortung für Demokratie und die öffentliche Debatte vor Augen (vgl. windesheiminternational.nl 2017, eigene Übersetzung aus dem Englischen) Wie bereits unter Punkt 2.1.2 erwähnt, hat Cathrine Gyldensted, die auch Leiterin des Lehrstuhls für Konstruktiven Journalismus an der Windesheim University ist, 2011 eine Studie über die psychologischen Auswirkungen der journalistischen Berichterstattung auf die Rezipienten durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass negative Berichterstattung die Leser auch in ihrem Empfinden negativ beeinflusst. Bei der 29 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen konstruktiven Berichterstattung konnte zwar kein so eindeutiges Ergebnis festgestellt werden, es konnte aber eine (wenn auch nur kurzfristige) positive Tendenz auf das Empfinden der Rezipienten festgestellt werden (vgl. Gyldensted 2011, 32). Ein ähnlicher Untersuchungsaufbau wie der von Cathrine Gyldensted wurde vom USamerikanischen Solutions Journalism Network durchgeführt. Dabei bekam die Hälfte von 755 Studienteilnehmern verschiedene Artikel mit klassischer Berichterstattung, die andere Hälfte bekam die selben Artikel, allerdings versehen mit einem lösungsorientierten Ansatz (vgl. Curry/Hammonds n.a., 1). Ziel der Studie war es, herauszufinden wie Rezipienten auf lösungsorientierten Journalismus reagieren. Zusammenfassend stellen die Autoren fest, dass lösungsorientierte Berichterstattung auf mindestens drei Bereiche Auswirkung zeigt: der gefühlte Wissensstand über ein Thema vergrößert sich, die Beziehung zwischen Rezipienten und den Medien verbessert sich und der Wille, sich für eine Sache einzusetzen oder zu engagieren wird verstärkt (vgl. Curry/Hammonds n.a., ebd.). Die Mehrzahl der Studienteilnehmer fühlte sich demzufolge nach dem Lesen der lösungsorientierten Artikel inspiriert (vgl. Curry/Hammond n.a., 2). Zudem hatten die meisten Leser das Gefühl besser informiert zu sein, waren gewillt mehr über das Thema zu erfahren und hatten das Gefühl selbst etwas zur Lösung des Problems beitragen zu können (vgl. Curry/Hammonds n.a., 3f). Die Forschung zum Konstruktiven Journalismus bezieht sich dabei häufig auf das Konzept der Positiven Psychologie, das Gyldensted wie folgt beschreibt: „Positive psychology is the scientific study of what enables individuals and communities to thrive“ (Gyldensted 2011, 6). Es geht also darum, sich nicht nur auf Probleme zu konzentrieren, sondern auch auf die Geschichten zu blicken, in denen Menschen selbstbestimmt das Beste aus einer Situation machen und Gutes tun (vgl. Gyldensted 2011, 6 und 20). Auf den Journalismus und den Versuch die reale Welt abzubilden bezogen, erklärt Gyldensted in ihrer Forschung: “If we are seeking truth, we should definitely also include examples of human resilience, post traumatic growth, positive 30 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen emotions, accomplishments and solutions” (Gyldensted 2011, 21). Um dies zu erreichen, diskutiert Gyldensted in ihrem 2015 veröffentlichten Buch „From Mirrors to Movers: Five Elements of Positive Psychology in Constructive Journalism“ verschiedene Möglichkeiten Konstruktiven Journalismus umzusetzen. Wichtig ist auch ihr dabei, dass Konstruktiver Journalismus ebenso kritisch wie klassische Berichterstattung sein kann, allerdings ohne negativ zu sein. Er versucht Lösungen zu finden, sie aufzuzeigen und nicht nur die Probleme zu beschreiben (vgl. Gyldensted 2015, 48 und 91). Gerade bei der Berichterstattung über Konflikte und Krisen sei es wichtig, diese nicht durch ständiges Wiederholen chronisch zu verlängern, sondern eben auch hier nach Quellen zu suchen, die realistische Lösungsansätze bieten oder bereit sind Kompromisse einzugehen (vgl. Gyldensted 2015, 49). Vor allem das Ende eines Artikels hat dabei laut Gyldensted eine wichtige Funktion: Ein konstruktiver Textausstieg habe großen Einfluss auf die Einstellung und Stimmung der Leser (vgl. Gyldensted 2015, 27). Christian Sauer sieht Konstruktiven Journalismus „als Einladung zum Diskurs“ (vgl. Sauer 2015, 173) und versucht abzustecken, was guten Konstruktiven Journalismus ausmacht. So sollten sich auch die Journalisten, die Konstruktiven Journalismus betreiben, selbstreflexiv darüber im Klaren sein, dass diese Art von Berichterstattung ebenfalls nicht vor der konstruktivistischen Beschaffenheit der Medien gewahrt ist. Zudem sollten immer mehrere Perspektiven dargestellt werden. Sauer betont hier, dass dabei weder vorrangig positive, noch überwiegend negative Berichterstattung im Fokus stehen sollte (vgl. Sauer 2015, 179). Dabei versucht der Konstruktive Journalismus nicht, dem Rezipienten eine Meinung vorzugeben, vielmehr sollen die Leser diese selbst entwickeln. Dadurch würden sie „diskursfähig“ und „diskursfreudig“ (Sauer 2015, ebd.). Schließlich warnt er vor einer möglichen Nähe zur PR – ein häufiger Kritikpunkt gegenüber dem Konstruktiven Journalismus: „Ein guter konstruktiver Journalismus [verzichtet] auf eine positive Voreingenommenheit bei der Auswahl der Recherchepartner. […] Dass Akteure Gutes tun oder Lösungen kennen, darf nicht zur Vorbedingung einer Berichterstattung werden“ (Sauer 2015, ebd.). 31 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Nachdem nun versucht wurde, den Konstruktiven Journalismus ganzheitlich darzustellen und zu beschreiben, wird im folgenden Punkt auf die Abgrenzung zu den in Unterkapitel 2.2 angesprochenen Begriffen eingegangen. 2.2.2 Abgrenzung zu anderen Begriffen und Definition Bei der Beschäftigung mit Konstruktivem Journalismus fällt schnell auf, dass es noch weitere Begriffe gibt, die eine ähnliche Art von Berichterstattung beschreiben. Im Folgenden soll daher eine kurze Abgrenzung zu diesen Begrifflichkeiten vorgenommen werden. Auch wenn diese nicht immer trennscharf ausfällt, sollen dennoch die größten Unterschiede zum Konstruktiven Journalismus aufgezeigt werden, um diesen schließlich als solchen umfassend definieren zu können. Positiver Journalismus Einer der häufigsten Begriffe, der im Zusammenhang mit Konstruktivem Journalismus vorkommt, ist der Positive Journalismus. Die Windesheim University beschreibt Positiven Journalismus wie folgt: „Happy and uplifting stories, which often lack societal value/importance to society” (windesheiminternational.nl 2017). Es geht also darum, vor allem über positive Dinge zu berichten, ohne eine gesellschaftliche Einordnung vorzunehmen. Ziel ist es, bei den Rezipienten eine positive, emotionale Wirkung hervorzurufen (vgl. Fink 2015, 9). Häufig werden dabei die journalistischen Grundprinzipien wie kritische Berichterstattung, das Aufdecken von Missständen und die umfassende Information der Bevölkerung vernachlässigt (vgl. windesheiminternational.nl 2017). Solutions Journalism Der Solutions Journalism, also wörtlich lösungsorientierter Journalismus, ist eher im englischsprachigen Raum vertreten. Seine Eigenschaften ähneln dem Konstruktiven 32 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Journalismus stark. Auch beim Solutions Journalism werden Lösungen und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt (vgl. Fink 2015, 9). Das US-amerikanische Solutions Journalism Network nennt vier Eigenschaften, die für lösungsorientierten Journalismus stehen: es werden Lösungsmöglichkeiten dargestellt; diese müssen mit aussagenkräftigen Quellen belegbar sein; dabei wird im besten Fall eine Wissenserkenntnis vermittelt; zudem müssen auch die Grenzen der Lösungsmöglichkeit aufgezeigt werden (vgl. Sharma Rani et al. 2015, 5). Je nach Literaturquelle ist die größte Unterscheidung zum Konstruktiven Journalismus die, dass Solutions Journalism für die aufgezeigten Lösungen im Sinne einer Interessenvertretung auch eintritt (vgl. Fink 2015, 9). Hier zeigen sich allerdings starke definitorische Unterschiede, die die komplette Abtrennung der Begriffe voneinander unmöglich macht. Friedensjournalismus Als letzter Begriff wird an dieser Stelle schließlich noch der Friedensjournalismus aufgegriffen. Auf der Homepage des Deutschen Journalistenkollegs findet sich dazu folgende Definition: „Friedensjournalismus bezeichnet eine Art der Berichterstattung aus Krisenherden und Kriegsgebieten, die nicht aus der Sicht der Militärs oder Aggressoren berichtet, sondern sich in den Dienst des Friedens stellt. […] Es werden Hintergründe und Entstehung der kriegerischen Konflikte aufgezeigt und mögliche Wege zum Frieden thematisiert“ (journalistenkolleg.de 2017). In diesem Fall ähnelt die Art und Weise der Berichterstattung zwar den Prinzipien des Konstruktiven Journalismus – insbesondere der Fokus auf Hintergründe und Entstehungen der Konflikte sowie das Aufzeigen möglicher Lösungen – allerdings ist diese Art von Berichterstattung „thematisch stark begrenzt“ (Fink 2015, 9). Sie sollte aber dennoch nicht unerwähnt bleiben. 33 2. Hintergrundinformationen und theoretischer Bezugsrahmen Definition Konstruktiver Journalismus Zum Abschluss der theoretischen Abhandlung soll nun eine für diese Arbeit gültige Definition erarbeitet werden, die möglichst gewinnbringend zur Beantwortung der untergeordneten Forschungsfrage 2b beiträgt. Dabei fließen insbesondere folgende Punkte aus der vorranggegangen Theorie in die Ausarbeitung mit ein: lösungsorientiert, konstruktiv, zukunftsorientiert relevante Themenauswahl, kritisch, investigativ, gründlich, überzeugend, gute Quellenarbeit ( journalistische Grundfunktionen) wissenschaftlicher Hintergrund / Fachwissen zeigt Zusammenhänge auf / bezieht Graustufen mit ein stellt andere Fragen (andere Perspektive) zeigt vollständiges Bild der Welt: weder vorrangig positiv, noch überwiegend negativ führt der Presse ihre Verantwortung vor Augen traut sich Haltung zu zeigen Anhand dieser Auflistung wurde schließlich folgende, für diese Arbeit gültige Definition entworfen: Konstruktiver Journalismus ist eine lösungs- und zukunftsorientierte Art der Berichterstattung, die durch ihren kritischen, investigativen und gründlichen Charakter, die gewissenhafte Quellen- und Recherchearbeit sowie eine gesellschaftlich relevante Themenauswahl alle journalistischen Grundfunktionen vertritt. Dabei bezieht sich der Konstruktive Journalismus auf fundiertes Fachwissen, zeigt Zusammenhänge auf und bezieht Graustufen und Lösungsmöglichkeiten mit ein. Ziel ist es ein vollständiges Bild der Welt aufzuzeigen, das weder vorrangig positiv, noch überwiegend negativ ausfällt. Der Konstruktive Journalismus ist selbstreflektiert, sich dadurch seiner demokratischen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und traut sich Haltung zu zeigen. Im folgenden Teil der Arbeit werden nun zwei empirische Untersuchungen zum Thema durchgeführt, um die Forschungsfragen aus Unterkapitel 1.1 umfassend zu beantworten. 34 3. Erste empirische Untersuchung 3. Erste empirische Untersuchung Im Anschluss an die theoretische Auseinandersetzung mit dem Konstruktiven Journalismus folgt nun eine zweigeteilte empirische Analyse, die auf Basis der theoretischen Bezugspunkte durchgeführt wird. Der erste Teil der empirischen Untersuchung hat zum Ziel die Kernkritikpunkte des Konstruktiven Journalismus mit der Arbeitsweise des traditionellen Journalismus abzugleichen. Im Speziellen geht es hier, in Bezug auf die Forschungsfragen, um die tagesaktuelle Berichterstattung. Ziel ist es herauszufinden, inwieweit sich die Kritik des Konstruktiven Journalismus in der traditionellen, tagesaktuellen Berichterstattung wiederfindet. Die Erkenntnisse aus diesem ersten Teil der Analyse dienen als Ausgangslage für den zweiten Teil der empirischen Untersuchung (siehe Kapitel 4). 3.1 Die Qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring Für den oben beschriebenen ersten Teil der empirischen Analyse dient die Qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring als wissenschaftliche Forschungsmethode und Basis. „Ziel der Inhaltsanalyse ist […] die Analyse von Material, das aus irgendeiner Art von Kommunikation stammt“ (Mayring 2015, 11). Dabei geht es, wie Mayring weiter beschreibt, immer um fixierte Kommunikation, also Kommunikation, die schriftlich, durch Bilder oder Ton dokumentiert ist. Wie alle empirischen Methoden geht auch die Qualitative Inhaltsanalyse dabei systematisch, regel- und theoriegeleitet vor (vgl. Mayring 2015, 13). Das qualitative Vorgehen erlaubt eine offene Herangehensweise an das Material, zudem können Nuancen, Zwischentöne und inhaltliche Aspekte ideal herausgefiltert und dargestellt werden. 35 3. Erste empirische Untersuchung In der vorliegenden Untersuchung werden tagesaktuelle Zeitungen mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse untersucht. Dafür werden aus der gesammelten Theorie (vgl. Kapitel 2) Kategorien entworfen, anhand welcher das zu untersuchende Material durchgegangen wird. Für den allgemeinen Ablauf der Qualitativen Inhaltsanalyse sieht Mayring ein Modell vor, das sich an den folgenden neun Stufen orientiert: Festlegung des Materials Analyse der Entstehungssituation formale Charakterisierung des Materials Richtung der Analyse Theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung Bestimmung der Analysetechnik (Zusammenfassung, Explikation, Strukturierung) Definition der Analyseeinheit Analyse des Materials mittels Kategoriensystem Interpretation der Ergebnisse Abb. 5: Allgemeines Ablaufmodell der Qualitativen Inhaltsanalyse (Eigene Darstellung nach Mayring 2015, 62 und Lamnek 2010, 471) 36 3. Erste empirische Untersuchung Dieses allgemeine Modell wurde zunächst für die Auswertung offener Interviews entworfen (vgl. Lamnek 2010, 470). Daher wird das allgemeine Ablaufmodell nun in einem nächsten Schritt für die Analyse dieser Arbeit entsprechend angepasst. Manche Punkte werden dabei zusammengefasst, einige weggelassen, da sie für die vorliegende Untersuchung nicht von Belang sind. Festlegung des Materials und Definition der Analyseeinheiten Um das zu untersuchende Material einzugrenzen, soll der Fokus der vorliegenden Analyse auf der Politikberichterstattung vier verschiedener Tageszeitungen liegen. Dabei handelt es sich um die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Main-Post und den Donaukurier. Die Süddeutsche Zeitung ist eine überregionale Tageszeitung mit Sitz in München. Sie erreicht, nach eigenen Angaben, täglich eine Leserschaft von 1,13 Millionen Menschen (vgl. Süddeutsche Zeitung 2016, 3). Die verkaufte Auflage lag im Quartal 4/2016 bei 367.579 Exemplaren (vgl. ivw.de 2016a). Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung gilt als überregionale Tageszeitung. Ihr Sitz ist in Frankfurt. Die verkaufte Auflage lag 4/2016 bei 252.253 Ausgaben (vgl. ivw.de 2016b). Die Main-Post ist eine regionale Tageszeitung mit Sitz in Würzburg. Sie erreicht, nach eigenen Angaben, insgesamt rund 340.000 Leser. Zur Main-Post gehören 16 Lokalausgaben (vgl. Main-Post 2017, 44). Für die vorliegende Analyse dient die Lokalausgabe für den Landkreis Kitzingen. Die verkaufte Auflage für diese Lokalausgabe lag 01/2016 bei 10.527 Ausgaben (vgl. Main-Post 2017, 5). Die verkaufte Auflage der Gesamtausgabe lag 4/2016 bei 117.553 Exemplaren (vgl. ivw.de 2016c). Der Donaukurier ist ebenfalls eine regionale Tageszeitung mit Sitz in Ingolstadt. Die Zeitung erreicht täglich rund 165.000 Leser (vgl. Donaukurier 2017, 36). Die verkaufte Gesamtauflage lag 4/2016 bei 86.608 Ausgaben (vgl. ivw.de 2016d). Für die Analyse liegen die Ausgaben der vier Zeitungen jeweils vom 11. bis 13. August 2016 sowie die Ausgaben vom 14. bis 16. September 2016 vor. Die Auswahl der Tage erfolgte zufällig. Untersucht werden dabei nur die Bereiche der Zeitungen, die klar mit 37 3. Erste empirische Untersuchung „Politik“ überschrieben sind. Meinung, Panorama und Kurzmeldungen werden nicht in die Analyse mit einbezogen. Durch die Auswahl der Zeitungen soll ein ausgewogener Blick auf deutsche Tageszeitungen gewährleistet werden. Besonders die Mischung von Lokalzeitungen und Qualitätsblättern soll für einen ausgewogenen Einblick in die tagesaktuelle Berichterstattung sorgen. Untersucht wird also jeweils der gesamte Politikteil folgender 24 Zeitungen: Analyseeinheit Zeitung Datum Seiten 1 Main-Post Kitzingen Donnerstag, 11.08.2016 3, 4, 5 2 Donaukurier Donnerstag, 11.08.2016 2, 4, 5 3 Frankfurter Donnerstag, 11.08.2016 2, 3, 4, 5 Donnerstag, 11.08.2016 5, 6, 7 Allgemeine Zeitung 4 Süddeutsche Zeitung 5 Main-Post Kitzingen Freitag, 12.08.2016 3, 4, 5 6 Donaukurier Freitag, 12.08.2016 2, 4, 5 7 Frankfurter Freitag, 12.08.2016 2, 3, 4, 5 Freitag, 12.08.2016 5, 6, 7 Allgemeine Zeitung 8 Süddeutsche Zeitung 9 Main-Post Kitzingen Samstag, 13.08.2016 3, 4 10 Donaukurier Samstag/Sonntag/Montag, 2, 4, 5 13./14./15.08.2016 11 Frankfurter Samstag, 13.08.2016 2, 3, 4, 5, 6 Süddeutsche Samstag/Sonntag/Montag, 6, 7, 8, 9 Zeitung 13./14./15.08.2016 13 Main-Post Kitzingen Mittwoch, 14.09.2016 3, 4, 5 14 Donaukurier Mittwoch, 14.09.2016 2, 4, 5 15 Frankfurter Mittwoch, 14.09.2016 2, 3, 4, 5, 6 Mittwoch, 14.09.2016 5, 6, 7 Allgemeine Zeitung 12 Allgemeine Zeitung 16 Süddeutsche Zeitung 17 Main-Post Kitzingen Donnerstag, 15.09.2016 3, 4, 5 18 Donaukurier Donnerstag, 15.09.2016 2, 4, 5 38 3. Erste empirische Untersuchung 19 Frankfurter Donnerstag, 15.09.2016 2, 3, 4, 5, 6 Donnerstag, 15.09.2016 5, 6, 8, 9 Allgemeine Zeitung 20 Süddeutsche Zeitung 21 Main-Post Kitzingen Freitag, 16.09.2016 3, 4, 5 22 Donaukurier Freitag, 16.09.2016 2, 4, 5, 6 23 Frankfurter Freitag, 16.09.2016 2, 3, 4, 5 Freitag, 16.09.2016 5, 6, 7 Allgemeine Zeitung 24 Süddeutsche Zeitung Formale Charakterisierung des Materials Das zu untersuchende Material liegt in gedruckter Form vor. Die Analyseeinheiten werden in der jeweiligen gedruckten Originalausgabe untersucht. Die Tageszeitungen sind öffentlich einsehbar. Richtung der Analyse und theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung Bei der Analyse der Tageszeitungen geht es sowohl um inhaltliche als auch um formale Aspekte. Ziel ist es die tagesaktuelle Berichterstattung im Hinblick auf die Kernkritikpunkt des Konstruktiven Journalismus zu untersuchen. Die Analyse richtet sich dabei nach den übergeordneten Forschungsfragen aus Unterkapitel 1.1. Die Forschungsfrage 1a erhält hierbei eine besondere Gewichtung: Inwieweit lassen sich die Kritikpunkte von Seiten des Konstruktiven Journalismus in der tagesaktuellen Berichterstattung wiederfinden? Die verwendeten Kategorien stützen sich auf die vorher erarbeitete Theorie (mehr dazu in Punkt 3.1.1). Bestimmung der Analysetechnik Mayring unterscheidet drei unterschiedliche Analyseverfahren bei der qualitativen Inhaltsanalyse: Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung (vgl. Mayring 2015, 67). Bei der vorliegenden Analyse wird eine strukturierende Inhaltsanalyse angewendet, 39 3. Erste empirische Untersuchung deren Ziel Mayring wie folgt beschreibt: „Ziel der Analyse ist es, bestimmte Aspekte aus dem Material herauszufiltern, unter vorher festgelegten Ordnungskriterien einen Querschnitt durch das Material zu legen oder das Material aufgrund bestimmter Kriterien einzuschätzen“ (Mayring 2015, 67). Die vorliegende Arbeit konzentriert sich zudem auf eine typisierende Strukturierung. Dabei untersucht man das Material nach bestimmten Ausprägungen und Merkmalen (vgl. Mayring 2015, 68). Bei der strukturierenden Inhaltsanalyse findet eine deduktive Kategorienanwendung statt, das heißt es werden vorab Kategorien gebildet, die anschließend auf das Untersuchungsmaterial angewendet werden können (vgl. Mayring 2015, ebd.). Bei der Analyse der vorliegenden Tageszeitungen werden also zunächst Kategorien basierend auf der gesammelten Theorie gebildet. Anschließend wird ein Leitfragenkatalog entwickelt, mit dessen Hilfe das Analysematerial analysiert werden kann. Diese beiden Schritte werden nun kurz in den folgenden Unterkapiteln beschrieben. 3.1.1 Deduktive Kategorienbildung Bei der deduktiven Kategorienanwendung werden im Vorfeld Kategorien gebildet, die als Ausprägungen und Merkmale für die strukturierende Inhaltsanalyse dienen (vgl. Mayring 2015, 67f). Um zu diesen Kategorien zu gelangen, werden zunächst alle relevanten Aussagen des Theorieteils gesammelt und aufgelistet. Entscheidend sind hier vor allem die Aussagen, die zur Beantwortung der Forschungsfrage 1a dienen, also vor allem die Kritikpunkte von Seiten des Konstruktiven Journalismus an der tagesaktuellen Berichterstattung. Im Anschluss wird jedem Kritikpunkt eine Überschrift zugeordnet, um schließlich die Punkte mit gleicher Überschrift zusammenfassen zu können. Aus dieser Reduktion werden vorläufige Kategorien gebildet. Nach nochmaligem Durchgehen und erneuter Reduktion können schließlich die endgültigen 40 3. Erste empirische Untersuchung Kategorien gebildet werden. Bei der vorliegenden Analyse wurden folgende neun Kategorien aus dem theoretischen Material herausgefiltert: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Negativismus in den Nachrichtenfaktoren und im Berufsverständnis Zu starke Vereinfachung in der Berichterstattung/Boulevardisierung Fixierung auf schlechte Nachrichten (Negativität) Unterschlagung von guten Meldungen/Nachrichten, keine Lösungsansätze vorhanden Kaum eigene Recherche Aktualitäts-, Sensations- und Aufmerksamkeitszwang Vergangenheitsfokus ohne Blick in die Zukunft Mangel an wissenschaftlichen Quellen Darstellung einer einseitigen Perspektive Diese Kategorien dienen als Basis der eigentlichen Analyse. In einem weiteren Schritt werden die Kategorien in Leitfragen umgeschrieben. Die Entwicklung dieser Fragen wird nun kurz im folgenden Kapitel erläutert. 3.1.2 Leitfragen der Inhaltsanalyse, Ankerbeispiele und Durchführung Die Umformulierung der Kategorien in Leitfragen dient der besseren Handhabe während der Analyse. Jede Kategorie wird demnach in eine Frage an den zu analysierenden Text umgewandelt. Dabei können auch einzelnen Kategorien zusammengefasst werden. Die jeweiligen Begriffe in den Leitfragen sind im vorherigen Theorieteil dieser Arbeit eingehend definiert und werden für die Analyse in dieser Form herangezogen. Zusätzlich müssen außerdem Kodierregeln für die Analyse definiert werden, die anhand von Ankerbeispielen verdeutlicht werden (vgl. Lamnek 2010, 478). Für die vorliegende Analyse ergeben sich folgende Leitfragen mit den jeweils zugehörigen Kodierregeln sowie Ankerbeispielen: 41 3. Erste empirische Untersuchung 1 Leitfragen Ankerbeispiele und Kodierregeln Allgemeine Angaben Welche Themen behandelt die Themenbeschreibung durch ein Schlagwort Analyseeinheit? Auf welche Länder bezieht sich alle genannten Länder auflisten Gesamtschau Layout: die Analyseeinheit? 2 Inwieweit zeigt sich Negativismus in den Nachrichtenfaktoren der Schwerpunktsetzung, Seitenaufbau, Analyseeinheit? Verteilung im Politikteil, Beispiel: Syrienkrieg am Gibt es eine Fixierung auf schlechte prominentesten auf Seite 3 platziert, Nachrichten? auf einzig positive Überschrift („Mehr Info für Patienten“) fällt der Blick zuletzt In der Bebilderung und den dazugehörigen Bildunterschriften: Bildausschnitt, Bildauswahl, Bildunterschrift, Beispiel: Bilder von Burka-Trägerin, Polizeikontrolle, Panzern vermitteln einen negativen Eindruck; ansprechendes Tourismus-Bild von Paris erhält eine tendenziell negative Bildunterschrift („Die Hotels der Stadt leiden unter dem Ausbleiben zahlungskräftiger Touristen“) Im Text: Überschriften, Unterüberschriften, Zwischenüberschriften, Fließtexte (Wortwahl, Gewichtung, Aufbau, etc.) Beispiel: negative Wortwahl in den Überschriften/Unterüberschriften dominiert („Bürgerkrieg“, „Fehler“, „Zeitpunkt verpasst“, „Burka-Verbot“, 42 3. Erste empirische Untersuchung „Aufruf zu Gewalt“); Kriegsbegriffe, Terrorgefahr, Islamismus 3 Inwiefern zeigt sich in der Gesamtschau Layout: siehe oben, Analyseeinheit eine zu starke Beispiel: großes Bild ohne eigenen Vereinfachung oder Artikel als Aufmacher der Seite Boulevardisierung in der Berichterstattung? In der Bebilderung: siehe oben, Beispiel: prominent platzierte Bilder Inwieweit lässt sich in der von Festnahmen und Krieg, die als Analyseeinheit ein Aktualitäts-, erstes ins Auge stechen Sensations- und Aufmerksamkeitszwang erkennen? Im Text: siehe oben, Beispiel: reißerische Texteinstiege („werfen alles in die Schlacht“, „de Maiziére prescht vor“, „schillernde Persönlichkeit“, „blutige Tragödie“) 4 Welchen Anteil haben gute gesamtes Material gezielt im Hinblick Nachrichten oder Lösungsansätze auf gute Nachrichten oder in der Analyseeinheit? Lösungsansätze durchgehen Beispiel: gibt es generell gute Nachrichten? Zum Beispiel in der Überschrift: „Einsatz für den Frieden“; wird nach Lösungsansätzen für ein bestehendes Problem gefragt? Werden Lösungen präsentiert? 5 Inwiefern lässt sich bei der gesamtes Material gezielt im Hinblick Berichterstattung eine auf eigene Recherche durchgehen; selbstständige Recherche Fokus sollte hier vor allem auf den erkennen? Quellen liegen, Beispiel: Gibt es viele (gekennzeichnete) Agenturmeldungen? Darunter fallen sowohl die Artikel, die ausschließlich mit einem Agenturkürzel gekennzeichnet sind, als auch solche, die zusätzlich von einem Redakteur bearbeitet wurden. 43 3. Erste empirische Untersuchung 6 Inwiefern zeigt sich in der gesamtes Material gezielt im Hinblick Analyseeinheit ein auf einen Vergangenheitsfokus oder Vergangenheitsfokus? Blick in die Zukunft durchgehen, Beispiel: wird nur aufgelistet, was in der Gibt es einen Blick in die Zukunft? Vergangenheit schlecht gelaufen ist? Gibt es einen Ausblick, wie man die Dinge besser machen könnte? 7 Welchen Anteil haben gesamtes Material gezielt im Hinblick wissenschaftlichen Quellen in der auf wissenschaftliche Quellenangaben Analyseeinheit? durchgehen; auch die namentliche Erwähnung von Studien oder Professoren fallen unter diese Kodierregel, Beispiel: Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages, Studie der Technischen Universität München, Studie des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) 8 Inwieweit wird eine einseitige gesamtes Material gezielt im Hinblick Perspektive in der Analyseeinheit auf die Perspektive durchgehen, dargestellt? Beispiel: über welche Parteien/Länder wird berichtet? Werden verschiedene Sichtweisen eines Problems beleuchtet? Zum Beispiel viel und sehr prominent die Sicht der Polizei vertreten; Fokus auf Regierungsparteien; keine Opposition; immer aus Sicht des Westens: USA, Ukraine 9 Ist eine positive oder negative letzten Absatz jedes Artikels gezielt im Tendenz in den letzten Absätzen Hinblick auf die Tendenz durchgehen, der einzelnen Artikel erkennbar? Beispiel: mit welcher Information wird der Leser aus dem Text entlassen? Wie ist 44 3. Erste empirische Untersuchung der Ausblick? Bekommt man das Gefühl etwas gegen das Problem tun zu können? 10 Welche sonstigen Auffälligkeiten zeigen sich in der Analyseeinheit? Auffälligkeiten, die sich nicht unter die oben aufgeführten Leitfragen ordnen lassen, können hier aufgelistet werden Anhand dieser zehn Leitfragen werden die 24 Analysezeitungen sorgfältig einzeln durchgegangen und analysiert. Beispiele und Ausprägungen werden in einer ExcelTabelle gesammelt, in welcher die x-Achse die einzelnen Analyseeinheiten auflistet, die y-Achse hingegen die Kategorien bzw. Leitfragen darstellt. Wie in der Tabelle erkennbar, werden vor allem bei den Kategorien Negativismus als Nachrichtenfaktor und Vereinfachung, Boulevardisierung, Aktualitäts- und Sensationszwang die Analyseeinheiten in drei Stufen untersucht: (1) Gesamtschau Layout, (2) Bebilderung und (3) Text. Mit Gesamtschau Layout ist an dieser Stelle der Ersteindruck beim Durchblättern der Analyseeinheit gemeint. Was sticht zuerst ins Auge? Was fällt besonders auf? Bei Stufe 2, Bebilderung, liegt ein besonderes Augenmerk auf den Bildern der Analyseeinheit. Dabei werden auch die Bildunterschriften miteinbezogen. Insgesamt wird darauf geachtet, welche Szenen auf den Bildern abgebildet sind und ob die Bildunterschriften das Foto beschreiben, oder noch zusätzliche Informationen angegeben werden. Bei Stufe 3, Text, wird schließlich auf den Artikeltext eingegangen. Besonderer Fokus liegt hierbei auf der Wortwahl und der Gesamttendenz des Artikels. Die Auswertungstabelle dient anschließend zur Ergebnisfindung und befindet sich vollständig im Anhang dieser Arbeit. 45 3. Erste empirische Untersuchung 3.2 Untersuchungsergebnisse Die Qualitative Inhaltsanalyse der Tageszeitungen sollte dazu dienen die übergeordnete Forschungsfrage 1a zu beantworten: Inwieweit lassen sich die Kritikpunkte von Seiten des Konstruktiven Journalismus in der tagesaktuellen Berichterstattung wiederfinden? Im Folgenden werden nun kurz die Ergebnisse der Analyse dargestellt. Die Auflistung der Ergebnisse lehnt sich an die in Punkt 3.1.1 festgelegten Kategorien an. Lediglich Kategorie 2 (Zu starke Vereinfachung in der Berichterstattung/Boulevardisierung) und Kategorie 6 (Aktualitäts-, Sensations- und Aufmerksamkeitszwang) werden an dieser Stelle aufgrund der Ähnlichkeit der Ergebnisse zusammengefasst. Die Zeitungen werden im Folgenden mit AE (Analyseeinheit) und der entsprechenden Nummer abgekürzt (vgl. Tabelle, S. 38). Negativismus in den Nachrichtenfaktoren Themenauswahl: Nahezu alle AE behandeln auf den ersten Blick mehrheitlich negative Themen wie zum Beispiel Terrorgefahr, Syrienkrieg, Ukraine-Konflikt, Flüchtlingskrise, der Islamische Staat oder sexueller Missbrauch. Einen großen Anteil nehmen die Kriege in Syrien und der Ukraine ein, dabei gibt es kaum einen erkennbaren Unterschied zwischen Lokal- und überregionalen Zeitungen. Als Ausnahme lassen sich nur einzelne Artikel als Beispiel nennen. So veröffentlichte AE13 beispielsweise einen eher positiven Artikel unter dem Titel „Rehabilitierung Homosexueller rückt näher“ (Main-Post Nr.213, 4). Zudem gab es in den Analyseeinheiten zahlreiche neutrale Artikel, so zum Beispiel ebenfalls in AE13 „Kommt die Wegfahrsperre für Alkoholsünder?“ (Main-Post Nr.213, 3). Auch rein sachlich informative Artikel konnten sich hin und wieder finden (vgl. AE16 „Gleitend in den Ruhestand“, Süddeutsche Zeitung Nr.213, 5). Fixierung auf schlechte Nachrichten: Der Ersteindruck der 24 AE ist größtenteils negativ (16x negativer Ersteindruck, 9x positiver oder neutraler Ersteindruck). In fast allen AE (19x) finden sich mindestens ein oder mehrere negative Bilder von zum Beispiel Krieg, 46 3. Erste empirische Untersuchung Polizeieinsätzen oder Anschlägen. Die wenigen ansprechenden Bilder werden häufig durch die Bildunterschrift negativiert. So findet sich beispielsweise in AE1 ein Artikel über Cuba mit einem Bild auf dem eines der für Cuba typischen alten Autos zu sehen ist. Die Bildunterschrift lautet dazu: „Noch dominiert die Vergangenheit auf Cuba – und dies ist das große Problem des Landes“ (Main-Post Nr.185, 5). Eine Ausnahme stellt AE20 dar, die als einzige Zeitung eine durchgehend ansprechende/positive Bebilderung aufweisen kann. Als Beispiel sei hier ein Bild von Angela Merkel mit einer Frau aus Ghana aufgeführt. Die Bildunterschrift lautet: „Stolz auf ein ethnisch, kulturell und weltanschaulich vielfältiges Deutschland: Angela Merkel mit einer Abgeordneten aus Ghana in Berlin“ (Süddeutsche Zeitung Nr.214, 5). Zusätzlich zu der Bebilderung findet sich in den AE häufig eine explizit negative Wortwahl in den Überschriften. So stechen einem beim Durchblättern von AE1 Wörter wie „Bürgerkrieg“ (Main-Post Nr.185, 3), "Fehler" (Main-Post Nr.185, ebd.), „Zeitpunkt verpasst“ (Main-Post Nr.185, ebd.), „Burka-Verbot“ (Main-Post Nr.185, 4) oder „Aufruf zu Gewalt“ (Main-Post Nr.185, 5) ins Auge. Im Fließtext findet sich zwar häufig eine sachliche Wortwahl, allerdings erfahren viele Artikel durch Themenwahl und Herangehensweise/Aufbereitung eine negative Grundstimmung (vgl. AE3 „Suche auf der dunklen Seite des Netzes“, Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.186/32 D3, 3). Auch eigentlich gute Nachrichten sind häufig davon betroffen. So veröffentlichte AE5 einen Artikel mit dem Titel „In Griechenland sind Fortschritte erkennbar“ (Main-Post Nr.186, 3), diese grundsätzlich gute Nachricht wird allerdings direkt in der Unterüberschrift negativiert: „Land leidet unter säumigen Steuerzahlern“ (Main-Post Nr.186, ebd.). Auch im Text werden positive Aussagen schnell relativiert: „Zwar profitiert das Land derzeit von guten Tourismuszahlen […]. Dennoch hat Griechenland für dieses Jahr eine neuerliche Rezession von 0,3 Prozent zu erwarten“ (Main-Post Nr.186, ebd.; Hervorhebungen durch die Autorin dieser Arbeit). 47 3. Erste empirische Untersuchung Nähe als Verzerrungsfaktor: Alle AE haben neben Deutschland einen starken Fokus auf dem Syrienkrieg, der US-Wahl und dem Ukraine-Konflikt. Das lässt vor allem im Falle der USA (Umfang der Berichterstattung, Berichte über die einzelnen Kandidaten, Wähler, Stimmung im Land, Porträts von einzelnen Städten etc.) einen Rückschluss auf die vorhandene kulturelle und wirtschaftliche Nähe zu Deutschland zu. Im Falle von Syrien und der Ukraine wurde deshalb so umfangreich berichtet, weil in beiden Ländern zum Zeitpunkt der Berichterstattung Krieg herrschte (Fokus auf Negativität), positive Geschichten oder andere Themen aus diesen Ländern kommen kein einziges Mal vor. Tendenz letzter Absatz: Der Textausstieg fällt in vielen Artikeln der AE negativ aus, das heißt man wird mit einem negativen Ausblick oder einer negativen Zusammenfassung aus dem Text entlassen. So wird eine Chinaexpertin von Human Rights Watch im letzten Satz des Artikels „Die zornigen Bürger von Wukan“ aus AE20 wie folgt zitiert: „Damals sei Wukan ‚mit Samthandschuhen angefasst‘ worden, sagte sie. ‚Heute langen sie mit dem Hammer hin.‘“ (Süddeutsche Zeitung Nr.214, 9). Häufig sind die letzten Absätze allerdings auch ohne erkennbare Wertung gestaltet (vgl. AE17 „Lohngefälle bleibt stabil“, Main-Post Nr.214, 4). Vereinzelt finden sich auch positive Tendenzen im letzten Absatz, so zum Beispiel im Artikel „Auf die Plätze, fertig, los“ aus AE11, der den Leser wie folgt aus dem Text entlässt: „Es gibt auch Städte, die es hinkriegen. Hamburg zum Beispiel. […] Erstaunlicherweise führt das nicht zu Chaos, sondern zu weitgehend zufriedenen Eltern“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.188/32 D3, 4). Zusammenfassend lässt sich zur Kategorie Negativismus in den Nachrichtenfaktoren festhalten, dass sich im Gesamtbild der AE eine deutliche Negativität in der Berichterstattung erkennen lässt, die häufig bereits durch die Themen- und Bilderauswahl der Journalisten gegeben ist. Auch wenn häufig die Wortwahl neutral ausfällt, ist dennoch eine negative Tendenz/Grundstimmung in den Fließtexten der AE erkennbar, da viele Themen bereits negativ in der Art der Herangehensweise oder Aufbereitung aufgebaut sind. Auch die Häufigkeit mit der über den Syrienkrieg 48 3. Erste empirische Untersuchung berichtet wurde, zeigt einen deutlichen Fokus auf Negativität in der Auswahl der Themen. Vereinfachung, Boulevardisierung, Aktualitäts-, Sensationsund Aufmerksamkeitszwang Im Gesamteindruck sowie der Bebilderung konnten größtenteils keine Auffälligkeiten in Bezug auf diese Kategorie bei den AE festgestellt werden. Vereinzelt lassen die Bilder jedoch einen Hang zum Sensationalismus erkennen, so zum Beispiel die Bilder von Verletzten nach dem Bombenanschlag in Thailand (vgl. AE9, Main-Post Nr.187, 4 und AE10, Donaukurier Nr.187, 5). Bei der Analyse des Textes fällt auf, dass hin und wieder spekulative Fragen bereits in den Überschriften gestellt werden (zum Beispiel in AE13 „Terror-Zellen in der norddeutschen Provinz?“, Main-Post Nr.213, 4 und in AE17 „Wie gefährlich ist die Terror-Taktik?“, Main-Post Nr.214, 4). Zudem werden teilweise Sachverhalte stark vereinfacht dargestellt, so zum Beispiel in AE1 und AE2 zum Thema doppelte Staatsbürgerschaft. Hier erhält man den Eindruck, dass die doppelte Staatsbürgerschaft komplett abgeschafft werden soll, obwohl dies in der Realität nicht der Fall ist (vgl. AE1 „Wie Deutschland sicherer werden soll“, Main-Post Nr.185, 4 und AE2 „Reaktion auf den Terror“, Donaukurier Nr.185, 4). In manchen AE kommt es teilweise zu starker Personalisierung im Text. So wird der Artikel „Der Prediger ohne Gesicht“ aus AE4 komplett an einer Person aufgezogen. Dabei kommt es häufig zu suggestiver Wortwahl bezogen auf diese Person („angeblich“, „soll versucht haben“; vgl. AE4, Süddeutsche Zeitung Nr.185, 5). In AE12 wird eine Person im Syrienkrieg zum Held stilisiert, der schließlich im Bombenhagel stirbt (vgl. AE12 „Der Held von Aleppo“, Süddeutsche Zeitung Nr.187, 9). Zusammenfassend lässt sich in Bezug auf die Kategorien Vereinfachung, Boulevardisierung, Aktualitäts-, Sensations- und Aufmerksamkeitszwang festhalten, dass hin und wieder Boulevardisierung, Vereinfachungen und Sensationszwang in den AE erkennbar war. In vielen AE gab es allerdings vor allem bei der Bebilderung kaum 49 3. Erste empirische Untersuchung Auffälligkeiten. Der Aktualitätszwang ist hier vor allem auch durch die Erscheinungsform einer Tageszeitung gegeben. Gute Nachrichten und Lösungsansätze Vereinzelt finden sich positive Elemente – häufig in Form von Randmeldungen oder Überschriften – in den AE (vgl. AE16 „Ein Brite in Europa“ oder „Feiertagsruhe in Syrien“, Süddeutsche Zeitung Nr.213, 6 und 7). Auch positive Themen werden hin und wieder aufgegriffen, allerdings bringen diese fast alle eine negative Konnotation im Text mit sich. So findet sich in AE23 eine auf den ersten Blick positive Meldung zum UkraineKonflikt mit dem Titel „Unter mutigen Männern und Frauen“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.217/37 D3, 2) der eher neutrale Text des Artikels wird schließlich mit einem negativen letzten Absatz beendet: „Hinter vorgehaltener Hand erfährt man allerding, dass es niemanden überraschen würde, wenn herauskäme, dass einige von ihnen für russische Nachrichtendienste arbeiteten“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.217/37 D3, ebd.). Konkrete Lösungen oder Lösungsansätze finden sich in keiner AE, häufig ist die Berichterstattung eine Aufzählung und Darstellung von Problemen. Eigene Recherche In allen AE gibt es Artikel und Meldungen, die als Agenturmeldungen gekennzeichnet sind. Der Anteil dieser Meldungen ist häufig enorm hoch. Dabei kann man unterscheiden zwischen reinen Agenturmeldungen und solchen, die von einem Redakteur der Zeitung bearbeitet wurden. Vor allem bei den Regionalzeitungen lässt sich hier ein starker Agenturen-Einfluss erkennen. Hier gibt es Ausgaben, die teilweise kaum eigene Artikel vorweisen können (vgl. AE9, Main-Post Nr.187). Die am häufigsten angegebenen Nachrichtenagenturen sind die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und die Agence France-Presse (AFP). In den überregionalen Zeitungen ist der Anteil der erkennbaren Agenturmeldungen hingegen nicht so hoch. Auch in der Bebilderung ist der Einfluss der Nachrichtenagenturen enorm. Nur in wenigen Ausnahmen gibt es 50 3. Erste empirische Untersuchung eigene Fotos (vgl. AE11 „Echte Amerikaner“, Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.188/32 D3, 3). Vergangenheitsfokus und Blick in die Zukunft Bei allen AE herrscht ein starker Vergangenheitsfokus in den Artikeln, hier gibt es keine Ausnahmen. Zudem gibt es häufig keinen konkreten Blick in die Zukunft. In den wenigen Fällen, in denen eine Zukunftsperspektive erkennbar ist, fällt diese meist sehr düster aus (vgl. AE1 „Die Reste der Revolution“, Main-Post Nr.185, 5 und AE8 „Scharf, schärfer, am Schärfsten“, Süddeutsche Zeitung Nr.186, 5). Wissenschaftliche Quellen In 18 von 24 AE kommen keinerlei wissenschaftliche Quellen, Belege oder Fachwissen in irgendeiner Form vor. Sonst beschränkt sich die Wissenschaftlichkeit auf einzelne Zitate von Fachleuten (vgl. AE1: Ein Ökonom in „Die Reste der Revolution“, Main-Post Nr.185, 5 und AE3: Der Direktor eines Instituts für Gerichtsmedizin in „Das Schweigen der bösen Grube ist gebrochen“, Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.186/32 D3, 4) beziehungsweise auf Zahlen und Ergebnisse diverser Studien. Siehe dazu AE7: Eine Studie der Technischen Universität München in „Zentimeterkampf gegen die Fluten“ und eine Studie Migrationsforschung des Berliner (BIM) in Instituts für „Hochzufriedene empirische Integrations- Flüchtlingshelfer“ und (Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.187/32 D3, 3 und 4) sowie AE13: Eine Studie der Technischen Universität Braunschweig in „Kommt die Wegfahrsperre für Alkoholsünder?“ (Main Post Nr.213, 3). Ausgewogenheit und Perspektive In der Berichterstattung der 24 AE lässt sich ein starker Fokus auf die Perspektive der NATO und der USA erkennen, insgesamt wird eine westliche Sicht vertreten. Dies lässt sich vor allem durch die Auswahl der Länder erkennen, die einen Platz in der Berichterstattung erhalten (vgl. Abbildung 6). 51 3. Erste empirische Untersuchung Die 10 Länder, über die am häufigsten berichtet wurde Deutschland Syrien USA Ukraine Israel Türkei Frankreich Thailand Russland Abb. 6: Die 10 Länder, über die am häufigsten berichtet wurde (Eigene Darstellung auf Basis der Untersuchungsergebnisse) Zudem ist ein starker Fokus auf Deutschland erkennbar. Allerdings ist dies nicht weiter verwunderlich, da es sich bei den AE um deutsche Tageszeitungen handelt. Jedoch liegt der Schwerpunkt der Berichterstattung oft auf den Regierungsparteien. Die Opposition kommt nur sehr selten zu Wort. Thematisch gibt es nur vereinzelt ausgewogene Artikel, so zum Beispiel die Reportage zum US-Wahlkampf „Echte Amerikaner“ in AE11 (vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.188/32 D3, 3), die verschiedene Perspektiven beleuchtet. Sonstiges Unter dieser Kategorie wurden während der Analyse Auffälligkeiten aufgelistet, die sich in keine der oberen Kategorien zuordnen ließen. So stachen beispielsweise hin und wieder sinnvoll eingesetzte und gut sichtbare Infokästen (vgl. AE2: Infokasten „Doppelte Staatsbürgerschaft“ in „Reaktion auf den Terror“, Donaukurier Nr.185, 4), 52 3. Erste empirische Untersuchung Erklär-Illustrationen (vgl. AE12 „Stoff und Sicherheit“, Süddeutsche Zeitung Nr.187, 8) oder Grafiken zur geografischen Einordnung von Ereignissen hervor (vgl. AE10: Grafik „Bombenserie in Thailand“ in „Explosionen im Urlaubsparadies“, Donaukurier Nr.187, 5). Auffällig beziehungsweise störend waren hingegen teilweise sehr groß platzierte Werbeanzeigen. So findet man beispielsweise in AE20 auf Seite 6 einen Artikel mit dem Titel „Schonzeit für Spekulanten“ (vgl. Süddeutsche Zeitung Nr.214, 6) und auf Seite 7 eine ganzseitige Werbung für Investment-Banking (vgl. Süddeutsche Zeitung Nr.214, 7). Bei fast allen Ausgaben der Main-Post war zudem auf der ersten Seite der AE der Anteil der Werbung größer als der des redaktionellen Inhaltes. 3.3 Zwischenfazit Die theoretischen Bezugspunkte zur aktuellen Medienlandschaft und der Forschungsstand zum Konstruktiven Journalismus haben gezeigt, dass es durchaus Kritik am Zustand der Medienwelt, der Berichterstattung und der Arbeitsweise der Journalisten gibt. Die Vorwürfe lauten: Die Medien rücken Krieg und Terror in den Vordergrund, die Negativität in der Berichterstattung überwiegt, Meldung über Fortschritte oder gute Entwicklungen in der Welt kommen kaum in der medialen Berichterstattung vor. Und das, obwohl der Journalismus neutral, objektiv und ausgewogen berichten soll. Ein Blick auf wissenschaftliche Untersuchungen zum Berufsverständnis der Journalisten zeigt, dass neben der objektiven Vermittlung von Information auch das Aufdecken von Missständen eine große Rolle im beruflichen Selbstverständnis der Journalisten spielt. Sie wollen kritisch sein, allerdings kann das auch zu einer grundsätzlichen Abwehrhaltung, einem Dagegensein führen. Bei den Nachrichtenfaktoren, die die Nachrichtenauswahl bestimmen, ist ein deutlicher Fokus auf Negativismus erkennbar. 53 3. Erste empirische Untersuchung Das heißt, Berichte über Konflikte, Kontroversen, Zerstörung oder sonstige schlimme Ereignisse, werden häufiger als Nachricht ausgewählt. Das zeigt auch die erste empirische Untersuchung dieser Arbeit. In nahezu allen untersuchten Zeitungen war eine deutliche Dominanz negativer Berichterstattung bereits in der Themenauswahl erkennbar. Vor allem ein großer Fokus auf die wiederholte Berichterstattung über die Kriegs- und Krisenländer Syrien und Ukraine zeigt den Einfluss des Nachrichtenfaktors Negativität/Krieg. Gleichzeitig zeigte die Analyse auch, dass gute Nachrichten, Lösungen für Probleme oder Lösungsansätze oft gar nicht in der Berichterstattung vorkamen. Das hat zur Folge, dass die Rezipienten aus Ländern wie Syrien – also Ländern, die Deutschland kulturell und wirtschaftlich eher fern sind – nur Berichte über Grausamkeiten und Zerstörung kennen. Geschichten darüber, wie die Menschen beispielsweise trotz des Krieges ihren Alltag meistern, dringen nicht zu uns durch. Das kann zu einem verzerrten Blick auf die Welt führen und Vorurteile verstärken. Doch auch die Medienwelt scheint kritischen Zeiten gegenüberzustehen: Die Auflagenzahlen sinken, die Menschen wenden sich von den Medien ab, Aufmerksamkeit gilt als äußerst knappes Gut. Die Folge, so der Vorwurf, seien ein erhöhtes Heischen um ebendiese Aufmerksamkeit. Die Mittel heißen Schnelligkeit, Negativität, Boulevardisierung und Sensationalismus. Die erste empirische Untersuchung dieser Arbeit konnte diesen Vorwurf nur teilweise bestätigen. Häufig gab es bei den 24 untersuchten Zeitungen diesbezüglich nur wenige Auffälligkeiten. Der Zwang zur Aktualität ist in diesem Fall durch den Charakter einer täglich erscheinenden Zeitung gegeben. Größere wissenschaftliche Studien, wie im Theorieteil erwähnt, haben allerdings gezeigt, dass sich in Bezug auf Boulevardisierung und mangelnde Qualität im Journalismus durchaus Tendenzen erkennen lassen. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen keine eigene Recherche mehr betrieben wird. Die Meldungen der Presseagenturen werden – vermutlich auch aus Zeitmangel bei den Redakteuren – häufig einfach übernommen. Auch bei der Analyse dieser Arbeit hat sich 54 gezeigt, dass der Anteil an Agenturmeldungen enorm hoch war. Insbesondere die Regionalzeitungen hatten häufig nur sehr wenige eigene Artikel in ihren Ausgaben vorzuweisen. Und auch die verwendeten Fotos waren nahezu immer von einer der großen Agenturen, was dazu führt, dass man als Rezipient immer die gleichen Bilder vor Augen hat. An dieser Stelle sollte jedoch erwähnt werden, dass sich diese Häufung an Agenturbildern auch auf die Eingrenzung des Analysematerials auf den jeweiligen Politikteil zurückführen lassen kann. In diesem Ressort wird häufig über andere Länder und dort vorkommende Ereignisse berichtet und die Zeitungen können sich nicht immer einen Korrespondenten vor Ort leisten. Daher sind die Redakteure hier im Bereich der Bebilderung vermutlich stärker als anderswo auf die Agenturen angewiesen. Und dennoch: Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema sowie die Ergebnisse der ersten empirischen Untersuchung zeigen, dass die aktuelle Berichterstattung durchaus ihre Mängel aufweist. Eine Strömung wie der Konstruktive Journalismus setzt dort an und versucht die Berichterstattung nach eigenen Standards zu verbessern. Ein Blick auf Ansätze wie Agenda Setting oder Framing zeigt, dass sich Journalisten in jedem Fall ihrer Verantwortung bewusst sein sollten, denn die Medien haben einen großen Einfluss darauf, wie wir über gewisse Themen denken, was wir für wichtig halten und wie wir Ereignisse interpretieren und einordnen. Da tagesaktuelle Medien sehr häufig konsumiert werden und nach wie vor viele Menschen erreichen, bleibt die Frage, ob der Konstruktive Journalismus – der sich ja gerne Zeit für eine ausführliche Recherche nimmt – auch in diesem Bereich umgesetzt werden kann. Genau das wird versucht in der folgenden zweiten empirischen Untersuchung herauszufinden. 55 4. Zweite empirische Untersuchung 4. Zweite empirische Untersuchung Der zweite Teil der empirischen Untersuchung basiert, wie zuvor bereits erwähnt, auf den Erkenntnissen der Inhaltsanalyse der Zeitungsartikel. Dabei werden die Ergebnisse aus Unterkapitel 3.2 genauer beleuchtet, um herauszufinden, wie und ob der Konstruktive Journalismus, in Bezug auf die Forschungsfragen, die tagesaktuelle Berichterstattung anders gestalten könnte. Dazu werden die Meinungen von Personen, die mit dem Konstruktiven Journalismus in Verbindung stehen in Form von Experteninterviews eingeholt. Ziel ist es herauszufinden inwiefern es möglich ist, die tagesaktuelle Berichterstattung konstruktiv umzusetzen. Die Methode und der Untersuchungsaufbau werden nun im folgenden Kapitel kurz beschrieben. 4.1 Das Experteninterview Zur Erforschung der oben genannten Problemstellung wird das Experteninterview als wissenschaftliche Methode herangezogen. Ein Experte ist zunächst einfach formuliert eine sachkundige Person, die über spezielles Wissen verfügt (vgl. Bogner et al. 2014, 9). Diese Person muss nicht direkt aus der Wissenschaft kommen, sondern kann ihre Expertise aus den verschiedensten Bereichen produzieren: NGOs, Unternehmen oder Bürgerbewegungen (vgl. Bogner et al. 2014, 10). Wichtig ist, dass sie ein spezifisches „Praxis- oder Erfahrungswissen“ besitzt, „das sich auf einen klar begrenzten Problemkreis bezieht“ (Bogner et al. 2014, 13). Dieses Wissen zeichnet sich durch Reflexivität und Gewissheit aus, ist hilfreich für die Praxis und kann dadurch orientierungs- und handlungsleitend für andere Personen sein (vgl. Bogner et al. 2014, 13f). 56 4. Zweite empirische Untersuchung In der vorliegenden Arbeit findet das systematisierende Experteninterview seine Anwendung. Dabei soll das Sachwissen des Experten so umfassend wie möglich erhoben werden. Dies geschieht immer unter Berufung auf die der Arbeit zugrundeliegenden Forschungsfrage (vgl. Bogner et al. 2014, 24). „Die Funktion des Experten liegt darin, ‚Ratgeber‘ zu sein: Wir lernen direkt von den Experten, und zwar in umfassender, analytischer Weise“ (Bogner et al. 2014, ebd.). Für die Durchführung der Interviews wird ein Leitfaden entworfen, der möglichst umfassend alle Bereiche, die zur Beantwortung der Forschungsfrage wichtig sind, abdecken soll. Im nächsten Unterkapitel folgt eine kurze Beschreibung der ausgewählten Experten und eine Beschreibung des Interviewleitfadens sowie der Durchführung der Gespräche. 4.1.1 Interviewpartner Für die Experteninterviews wird versucht möglichst viele Personen zu kontaktieren, die mit der noch relativ jungen Strömung des Konstruktiven Journalismus in Verbindung stehen. Dabei steht im Fokus, eine möglichst ausgewogene Auswahl an Interviewpartnern zu treffen. Das Sampling geschieht zunächst durch eine ausführliche Online-Recherche: Welche (Nachrichten-)Seiten beschäftigen sich mit dem Thema Konstruktiver Journalismus? Welche Personen stehen dahinter? Auch eine Literaturrecherche zum Thema bietet Hinweise auf Personen mit der gewünschten Expertise. Da es in Deutschland zum Zeitpunkt der Analyse nur das Online-Magazin Perspective Daily sowie des Politikmagazin Kater Demos gibt, die explizit nach den Standards des Konstruktiven Journalismus arbeiten, wird zudem auch auf internationaler Ebene nach Experten gesucht. Nach Abschluss der ersten Recherche wurden acht Experten ausgewählt und kontaktiert. Die Kontaktaufnahme erfolgte per E-Mail. Nach der ersten Kontaktaufnahme kam schnell die Zusammenarbeit mit sieben Experten zustande. Insgesamt dienen also sieben Personen aus fünf verschiedenen Ländern als 57 4. Zweite empirische Untersuchung Gesprächspartner. Ein Großteil der ausgewählten Experten beschäftigt sich mit dem Konstruktiven Journalismus als Autoren oder Journalisten aus einer beruflichen Perspektive heraus, jedoch vertritt auch eine Person einen wissenschaftlichen Standpunkt als Professorin für Konstruktiven Journalismus an der niederländischen Windesheim University. Die Terminfindung erfolgte ebenfalls über E-Mail und so ergibt sich folgender Termin- und Zeitplan für die Durchführung der Experteninterviews: Name 1 Danielle Batist, UK Funktion Termin Mitgründerin Positive News 14.11.2016, 12 Uhr 2 Ulrik Haagerup, DK 3 Felix Austen, D Journalist und Autor von 15.11.2016, „Construcitve News“ 15.30 Uhr Autor bei Perspective Daily 21.11.2016, 18 Uhr 4 Frederik von Autor bei Perspective Daily Paepcke, D 5 Dirk Walbrühl, D 22.11.2016, 12.30 Uhr Autor bei Perspective Daily 24.11.2016, 12 Uhr 6 Liesbeth Hermans, NL Professorin für Konstruktiven 06.12.2016, Journalismus, Windesheim 11 Uhr University 7 Elizabeth Tompkins, US Web Director beim Solutions Schriftlich per Journalism Network Mail Auf die Terminfindung folgen der Entwurf des Gesprächsleitfadens und die Durchführung der Interviews. Diese beiden Schritte der Analyse werden im folgenden Unterkapitel kurz beschrieben. 58 4. Zweite empirische Untersuchung 4.1.2 Interviewleitfaden und Durchführung Da die Interviewpartner aus verschiedenen Ländern kommen, erfolgt die Durchführung der Gespräche nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern per Telefon und per Skype. Zudem ist jedes Gespräch ein Einzelgespräch. Eines der Interviews muss schriftlich geführt werden, da die Expertin aus den Vereinigten Staaten von Amerika kommt und die Zeitdifferenz eine Terminfindung erschwert. Bei vier Interviews erfolgt die Durchführung in englischer Sprache, drei Gespräche werden auf Deutsch geführt. Alle Interviews werden mit einem Aufnahmegerät mitgeschnitten, sodass sie später für die Auswertung transkribiert werden können. Die Zustimmung zur Aufzeichnung wird im Vorfeld des Telefonats bei den Gesprächspartnern eingeholt. Für die Durchführung wird ein Interviewleitfaden entworfen, der sich auf die Ergebnisse aus der ersten empirischen Untersuchung bezieht. Durch die Fragen soll eine umfassende Beantwortung der Forschungsfrage 1b ermöglicht werden. Die Experten sollen also vor allem ihre Einschätzung abgeben, inwiefern Konstruktiver Journalismus in der tagesaktuellen Presse umsetzbar ist. Der Interviewleitfaden wird in Anlehnung an die Leitfadenkonstruktion nach Bogner et al. erstellt (im Folgenden vgl. Bogner 2014, 32ff). Sammlung und Systematisierung Bei der Sammlung und Systematisierung wird sämtliches Material, das zum Thema bekannt ist, zusammengetragen. In der vorliegenden Arbeit beziehen sich die Experteninterviews direkt auf die Ergebnisse der ersten empirischen Untersuchung. Daher können an dieser Stelle die Untersuchungsergebnisse aus Unterkapitel 3.2 als Grundlage herangezogen werden. Methodenspezifizierung In diesem Schritt sollte geklärt werden, ob das Experteninterview die geeignete Methode zur Beantwortung der Forschungsfrage darstellt. Da in der vorliegenden 59 4. Zweite empirische Untersuchung Analyse speziell die Meinung und das Wissen der Experten in Bezug auf die Untersuchungsergebnisse der ersten empirischen Analyse abgefragt werden soll, kann diese Frage mit „Ja“ beantwortet werden. Zur Beantwortung der übergeordneten Forschungsfrage 1b (Inwiefern ist Konstruktiver Journalismus in der tagesaktuellen Presse umsetzbar?) sind Experteninterviews die geeignete Methode. Gruppierung Der Schritt der Gruppierung, bei dem das Material zu Themenblöcken zusammengefasst wird, kann an dieser Stelle weggelassen werden, da die Experten in der vorliegenden Analyse direkt mit den Untersuchungsergebnissen aus der ersten empirischen Analyse konfrontiert werden. Diese werden vollständig abgefragt. Entwurf von Leitfadenfragen und Differenzierung von Fragetypen In diesem Schritt werden die Interviewfragen entworfen. Zunächst werden einfach zu beantwortende Fragen an den Anfang des Gesprächs gestellt, um den Interviewpartnern einen leichten Einstieg in das Gespräch zu ermöglichen. Schließlich werden die Ergebnisse der ersten empirischen Analyse Schritt für Schritt abgehandelt, um anschließend zu fragen, wie man die Berichterstattung im Sinne des Konstruktiven Journalismus verbessern könnte. Der Leitfaden ist dabei in übergeordnete und untergeordnete Fragen aufgeteilt. Die Fragen werden komplett ausformuliert, sodass eine sichere Interviewsituation gewährleistet ist. Pretest Im Idealfall soll schließlich ein Pretest durchgeführt werden, um zu überprüfen, ob der Leitfaden durchführbar ist. In der vorliegenden Analyse wird auf diesen Pretest allerdings verzichtet. Durch die ausformulierten Fragen und die enge Anlehnung an die vorausgegangene Forschung, hält die Autorin der Arbeit einen Pretest an dieser Stelle für nicht nötig. 60 4. Zweite empirische Untersuchung Der ausformulierte Interviewleitfaden liegt in deutscher und englischer Sprache vor. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, wird im Folgenden nur der deutsche Leitfaden dargestellt. Bei der englischen Version handelt es sich um eine exakte Übersetzung der unten aufgelisteten Fragen. Für die Dauer der Gespräche wird eine Zeit von circa 30 bis 40 Minuten eingeplant. 1 Übergeordnete Fragen Untergeordnete Frage Beschreiben Sie bitte kurz Ihren Beruf und ihre Verbindung zum Wie lange sind Sie schon in Ihrem Beruf tätig? Konstruktiven Journalismus. Vor allem interessiert mich, was Sie an diesem Thema so fasziniert falls wichtig: Wie ist Ihr beruflicher Werdegang? und wie Sie dazu gekommen sind. Wie genau sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus? 2 Wie lautet Ihre Definition von Konstruktivem Journalismus? Wie würden Sie Konstruktiven Journalismus zu Bereichen wie Positive News oder Solutions Journalism abgrenzen? Was sind für Sie die wichtigsten Unterschiede zum bisher praktizierten Journalismus? 3 In einer qualitativen Negativität (hat sich bestätigt in Inhaltsanalyse habe ich die Themenauswahl, Sprache, Bildern, letzter Kernkritikpunkte des Absatz, etc.): Konstruktiven Journalismus an In welcher Form könnte hier der tagesaktuellen Konstruktiver Journalismus auch in der Berichterstattung untersucht. Ich tagesaktuellen Berichterstattung helfen, würde nun die einzelnen Punkte um dieses enorme Maß an Negativität der Analyse mit Ihnen etwas abzubauen? durchgehen und würde Sie um eine Einschätzung bitten, wie man dies im Sinne des Boulevardisierung/Verallgemeinerung (in geringerem Maße als Negativität 61 4. Zweite empirische Untersuchung Konstruktiven Journalismus festgestellt, aber trotzdem teilweise besser umsetzen könnte. vorhanden): Gibt es für diesen Bereich eventuell (Achtung, es geht immer um den konkrete Tipps oder Anregungen, wie tagesaktuellen Journalismus. man im Sinne des Konstruktiven Natürlich ist man hier vor allem Journalismus hier entgegenwirken zeitlich deutlich eingeschränkter. könnte? (Konkretisierung statt Mich würde aber trotzdem Ihre Verallgemeinerung)? Einschätzung interessieren, in welchem Umfang man Kaum positive Meldungen und/oder Konstruktiven Journalismus mehr Lösungsansätze: im Tagesgeschäft unterbringen Angenommen, ich bin Volontär in einer könnte. Vielleicht haben Sie ja Tageszeitungsredaktion, wie und mit kleine Tipps, Anregungen oder welchen Argumenten bringe ich solche Ähnliches parat, die mit wenig Dinge mehr auf die Agenda und setze Aufwand schon eine Änderung mich gegen festgefahrene Strukturen bewirken könnten.) durch? Vergangenheitsfokus/kein Blick in die Zukunft: Hier ist man natürlich im tagesaktuellen Arbeiten etwas eingeschränkter. Gibt es trotzdem kleine Tipps, wie man tagesaktuelles Arbeiten in diesem Punkt verbessern könnte? Einseitige Perspektive (westlicher Blick, immer die gleichen Länder im Fokus, Regierung/Opposition): Wie ließe sich trotz Zeit- und Platzmangel, gerade in Regionalzeitungen, eine Mehrperspektivität in allen Bereichen mehr umsetzen? 4 Wie gehen Sie mit der Kritik am Entrücktes Weltbild? Konstruktiven Journalismus um Werden Probleme ausgeblendet? Zu sehr ideologiegeleitet? 62 4. Zweite empirische Untersuchung Nähe zur PR? Gibt es sonst noch wichtige Layout? Punkte, die Sie zum Thema Bilder? Konstruktiver Opferschema? Journalismus/tagesaktuelle Wissenschaftliche Quellen? und wie setzen Sie sich mit ihr auseinander? 5 Presse nennen möchten? Die Durchführung der Interviews stelle keinerlei Probleme dar. Alle Gesprächspartner nahmen sich Zeit und antworteten ausführlich auf die gestellten Fragen. Mit der Aufzeichnung des Gesprächs waren ebenfalls alle Experten einverstanden. Im Anschluss an die einzelnen Interviews werden nun alle Gespräche für die Auswertung transkribiert. Die Experteninterviews werden vollständig in ihrer jeweiligen Originalsprache transkribiert, da alle gegebenen Informationen für die Beantwortung der Forschungsfrage 1b von Bedeutung sein können. Die Transkripte befinden sich im Anhang dieser Arbeit. Im folgenden Kapitel wird nun kurz das Auswertungsverfahren der Interviews beschrieben. 4.2 Auswertungsverfahren Um die Experteninterviews auszuwerten, wird die Qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring herangezogen. Eine detaillierte Beschreibung und der allgemeine Ablauf dieser Methode ist in Unterkapitel 3.1 dieser Arbeit zu finden. Im Speziellen für die vorliegenden Interviews wird als Analysetechnik die Zusammenfassung gewählt, die Mayring wie folgt beschreibt: „Ziel der Analyse ist es, das Material so zu reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben, durch Abstraktion einen 63 4. Zweite empirische Untersuchung überschaubaren Corpus zu schaffen, der immer noch Abbild des Grundmaterials ist“ (Mayring 2015, 67). Dabei ist wichtig, dass die Transkripte der Interviews vollständig vorliegen und das gesamte Material berücksichtigt werden kann. Die Auswertung erfolgt in der jeweiligen Sprache des Interviews, also entweder in Deutsch oder Englisch. Es folgt eine induktive Kategorienbildung, die Kategorien werden also im Nachhinein aus dem vorliegenden Analysematerial gebildet (vgl. Mayring 2015, 68). Für diese abschließende Kategorienbildung werden die englischen Aussagen schließlich wortwörtlich ins Deutsche übersetzt, sodass der endgültige Kategorienkatalog in einer einheitlichen Sprache vorliegt. Das allgemeine Ablaufmodell der Qualitativen Inhaltsanalyse (vgl. Seite 36) wird auch für diese zweite empirische Analyse angepasst. Auch in diesem Teil werden manche Schritte zusammengefasst oder weggelassen, da sie für die vorliegende Arbeit nicht von Bedeutung sind. Festlegung des Materials und Definition der Analyseeinheiten Der Analyse liegen alle sieben Interviewtranskripte vollständig zu Grunde. Im Einzelnen liegt der Fokus auf den Textstellen, die sich explizit mit der Forschungsfrage 1b (Inwiefern ist Konstruktiver Journalismus in der tagesaktuellen Presse umsetzbar?) auseinandersetzen. Die Aussagen aller Interviewpartner werden für die Analyse herangezogen. Konkret handelt es sich um folgende sieben Interviewtranskripte: 64 4. Zweite empirische Untersuchung Interview A: Danielle Batist, Positive News, Englisch Interview B: Ulrik Haagerup, DR Nyheder, “Constructive News”, Englisch Interview C: Felix Austen, Perspective Daily, Deutsch Interview D: Frederick von Paepcke, Perspective Daily, Deutsch Interview E: Dirk Walbrühl, Perspective Daily, Deutsch Interview F: Liesbeth Hermans, Windesheim University, Englisch Interview G: Elizabeth Tompkins, Solutions Journalism Network, Englisch Formale Charakterisierung des Materials Das zu untersuchende Material liegt in Form von Transkripten vor. Die Interviews wurden mit einem Aufnahmegerät aufgenommen und wortwörtlich in deutscher oder englischer Sprache protokolliert. Bei den Transkripten wurde darauf geachtet gängige grammatikalische Regeln einzuhalten, inhaltlich wurde jedoch nichts verändert. Die Transkripte befinden sich im Anhang dieser Arbeit. Richtung der Analyse und theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung Bei der Analyse der Experteninterviews geht es vor allem um inhaltliche Aspekte. Ziel ist es von den Experten eine Einschätzung zu erhalten, wie man den Konstruktiven Journalismus mit einfachen Mitteln oder Anwendungsbeispielen in der tagesaktuellen Berichterstattung umsetzen kann. Dabei geht es sowohl um eine persönliche Einschätzung der Interviewten, als auch um eine fachliche als Repräsentanten ihres Faches. Die Analyse richtet sich dabei nach den übergeordneten Forschungsfragen aus Unterkapitel 1.1. Die Forschungsfrage 1b erhält hierbei eine besondere Gewichtung. Bestimmung der Analysetechnik Wie bereits zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, wird für die Analyse der Experteninterviews die zusammenfassende Inhaltsanalyse als Analysetechnik herangezogen. Bei der Zusammenfassung geht es darum, durch Auslassungen, 65 4. Zweite empirische Untersuchung Generalsierungen und Bündelungen abstrakte Aussagen zu gewinnen, die das Analysematerial immer noch repräsentieren (vgl. Lamnek 2010, 473). Dabei müssen die Interviews zunächst auf die Textbestandteile durchsucht werden, die sich nur auf den für die Beantwortung der Forschungsfrage wichtigen Inhalt beschränken. Ausschmückungen oder Wiederholungen können weggelassen werden (Paraphrase). Die Interviewaussagen werden dabei auf ein einheitliches sprachliches Niveau gebracht und zudem in eine Kurzform umformuliert. In einem nächsten Schritt müssen die Paraphrasen generalisiert werden. Einzelne Aussagen werden dabei verallgemeinert (Generalisierung). Bei der folgenden Reduktion können inhaltsgleiche Aussagen gestrichen werden, außerdem können bei diesem Schritt auch unwichtige Textstellen weggelassen werden. Bei einer zweiten Reduktion werden die bereits vorher einmal reduzierten Paraphrasen nochmals zusammengefasst, falls sie sich aufeinander beziehen oder inhaltsgleich sind, und schließlich zu einer endgültigen Aussage umformuliert (Kategorien). Wichtig ist es, zu überprüfen, ob die Interviewaussagen durch das Kategoriensystem noch repräsentiert werden (vgl. Mayring 2015, 71f). Die Paraphrase, Generalisierung und Reduktion des Analysematerials wird in einer Tabelle dargestellt. So können die Textstellen besser abgeglichen, verallgemeinert und zusammengefasst werden. Bereits hier werden gleiche Aussagen sichtbar durchgestrichen. Die Auswertung des vorliegenden Materials erfolgt in zwei Schritten. Im Anhang dieser Arbeit finden sich folglich zwei Tabellen: eine zur Paraphrase, Generalisierung und Reduktion des Ausgangsmaterials und eine zweite Tabelle zur zweiten Reduktion und der endgültigen Zusammenfassung des Materials zu einem Kategoriensystem. 66 4. Zweite empirische Untersuchung 4.3 Untersuchungsergebnisse Die oben beschriebene zusammenfassende Analyse (Paraphrase, Generalisierung, Reduktion) wurde in der vorliegenden Arbeit dreigeteilt durchgeführt. Um möglichst viele Informationen aus den Interviews herauszufiltern, erfolgte die Auswertung in drei Teilbereichen: (1) Aussagen zur Zustandsbeschreibung der traditionellen Medien, (2) Aussagen zur Charakterisierung des Konstruktiven Journalismus und (3) Tipps zur Umsetzung des Konstruktiven Journalismus in der tagesaktuellen Presse. Diesen drei Bereichen wurde vor der Durchführung der Auswertung jeweils eine Farbe zugeordnet, um das Vorgehen besser zu veranschaulichen. Aussagen zum Teilbereich 1 wurden mit der Farbe Gelb markiert, Aussagen zum Teilbereich 2 erhielten eine grüne Markierung und Aussagen, die sich zum Teilbereich 3 zuordnen ließen, wurden grau gekennzeichnet (vgl. beide Auswertungstabellen im Anhang). Folglich gliedert sich auch das Kategoriensystem in diese drei Teilbereiche und Farben. Am Ende der Analyse sind 23 Kategorien entstanden, die jeweils noch mithilfe von Unterkategorien näher beschrieben werden. Im Folgenden werden alle Kategorien und Unterkategorien aufgelistet dargestellt: Teilbereich 1: Zustandsbeschreibung der traditionellen Medien K‘1: Tendenz zu Negativität in den Medien K‘1.1: Keine Berichterstattung über Fortschritt oder positive Entwicklungen Fortschritt oder positive Entwicklungen gelten nicht als Nachrichtenwert auch positive Entwicklungen werden für höhere Klickzahlen negativiert K‘1.2: Berichterstattung zeigt ein entrücktes Weltbild K‘2: Tendenz zu Skandalisierung und Emotionalisierung K’2.1: Tagesaktuelle Presse = “if it bleeds it leads” unsachgemäße Berichterstattung skandalisierende Überschriften und Bilder Panikmache K‘2.2: Eigentliche Aufgabe von Nachrichtenmedien (Information) geht verloren 67 4. Zweite empirische Untersuchung K‘3: Negative Auswirkungen der Berichterstattung auf die Rezipienten Angst/Zweifel Abstumpfung (erlernte) Hilflosigkeit Teilnahmslosigkeit K‘4: Negative Auswirkungen der Berichterstattung auf das Nutzerverhalten Auflagenstärke und Zuschauerzahlen sinken K‘5: Negativität aufgrund von traditionellem Berufsverständnis der Journalisten K‘5.1: Gute Nachrichten müssen kritisch sein K‘5.2: Journalisten müssen Missstände aufdecken Fokussierung auf die Leute, die die negative Seite eines Problems erzählen, nicht auf Lösungen K‘5.3: Positive Geschichten sind PR/Interessenvertretung starke Fokussierung auf Probleme/Kritik ist besser, als starke Fokussierung auf Lösungen K‘6: Aktuelle Herausforderungen für die Medien K‘6.1: Schwierige Finanzierung des Journalismus Gesellschaft ist an Umsonst-Nachrichten gewöhnt der traditionelle Leserkreis wird die Zeitungen nicht erhalten können K‘6.2: Hochgeschwindigkeitsjournalismus eigentlichen Aufgabe von Nachrichtenmedien (Information) geht verloren Aufarbeitung nach Ereignissen fehlt K‘6.3: Nachrichtenagenturen übernehmen die Informationsfunktion der Medien K‘7: Vermehrtes Interesse der Medien am Konstruktiven Journalismus Verständnis für die Thematik wächst 68 4. Zweite empirische Untersuchung K‘8: Medien stehen unter einem Konformitätsdruck K‘8.1: Medien orientieren sich stark aneinander schreiben über die gleichen Themen Zeitungen zitieren sich selbst Medienblase: andere Perspektiven und Standpunkte kommen nicht zu Wort K‘8.2: Konformitätsdruck führt zu Deutungsmustern K‘9: Negative Auswirkungen der journalistischen Dokumentarfunktion K‘9.1: Dokumentarfunktion führt zu Passivität Berichterstattung über Vergangenheit = Berufung auf Fakten = defensive Sicherheitshaltung K‘9.2: Prognosen über die Zukunft als Risiko für Nachrichtenmedien Teilbereich 2: Charakterisierung und Eigenschaften des Konstruktiven Journalismus K’10: Konstruktiver Journalismus ist eine Geisteshaltung/Einstellung Entschleunigung gesteht sich auch Unwissenheit ein klare Trennung von Interessensvertretung/PR nötig K’11: Konstruktiver Journalismus zeichnet ein realistischeres Weltbild K’11.1: Gesamtzusammenhang wird mit einbezogen K’11.2: Es wird auch über positive Entwicklungen berichtet K’11.3: Bemühung um ausgewogene Perspektive mehr Vielfalt anderer Fokus auf Themen K’12: Konstruktiver Journalismus arbeitet nach gängigen journalistischen Standards K’12.1: Journalistische Werte werden nicht verändert Faktentreue gute Recherche gute Quellenarbeit Unabhängigkeit Unvoreingenommenheit Konstruktiver Journalismus = Qualitätsjournalismus 69 4. Zweite empirische Untersuchung K’13: Konstruktiver Journalismus ist lösungs- und zukunftsorientiert K’13.1: Im Mittelpunkt der Berichterstattung steht die Lösung, nicht das Problem gleichgewichtete Berichterstattung über Probleme und über Lösungen zeigt auch die Mängel der Lösungsmöglichkeiten auf Erzählen von guten Geschichten ohne skandalisierende Tendenzen K’13.2: Bietet Einordnung von Informationen bietet Kontext schaut nicht nur auf die Vergangenheit K’13.3: Konstruktiver Journalismus handelt verantwortungsbewusst kritische Berichterstattung nur als Werkzeug des Journalismus K’14: Gesellschaftliche Dimension von Konstruktivem Journalismus K’14.1: Förderung des öffentlichen Engagements ruft beim Rezipienten Handlungsbereitschaft hervor Mitgestaltung der Öffentlichkeit führt eigene Selbstbestimmtheit vor Augen erzeugt Impact K’14.2: Leser erhält ausgewogenes Bild der Welt K’15: Rezipienten sind bereit für Konstruktiven Journalismus zu bezahlen Teilbereich 3: Umsetzung des Konstruktiven Journalismus in der tagesaktuellen Presse K’16: Anpassung des journalistischen Fragenkatalogs K’16.1: Ergänzung der fünf W-Fragen: Wie geht es weiter? bringt Zukunftsperspektive ändert Perspektive K’16.2: Unvoreingenommenheit K’17: Aufzeigen von Lösungen / Lösungsansätzen K’17.1: Auf Problembeschreibung folgt Lösungsansatz Suche nach Lösungen anstatt Suche nach Schuldigen Wurde das Problem schon einmal gelöst? Was hat man aus den Problemen gelernt? Fokus auf Leute, die am meisten von einem Problem betroffen sind gute Beispiele hervorheben 70 4. Zweite empirische Untersuchung K’17.2: Lösungsansätze müssen nicht komplett durchgedacht werden K’17.3: Chancen und Grenzen beleuchten Grenzen des Lösungsansatzes Chancen des Lösungsansatzes K’17.4: Textausstieg mit Perspektive K’18: Fokus auf ausgewogene Berichterstattung K’18.1: Differenzierung zwischen negativen und positiven Nachrichten K’18.2: Suchen nach anderen Sichtweisen das große Ganze im Blick haben K’18.3: Themenauswahl prüfen Relevanz Widerspruch mehr Kontext K’18.4: Mischung zwischen traditioneller Berichterstattung und konstruktiver Hintergrundberichterstattung K’19: Hinterfragen des beruflichen Selbstverständnisses K’19.1: Überwindung der eigenen Annahmen und Einstellungen Veränderungen beginnen mit der Einstellung/Haltung K’19.2: Offenheit und Vorurteilsfreies Arbeiten Offenheit gegenüber den Antworten ohne Vorurteile an ein Thema herangehen K’20: Arbeiten gegen den Konformitätsdruck K’20.1: Bemühung um ausgewogene Quellenarbeit nicht schreiben, was andere schreiben nicht immer die gleichen, bekannten Quellen K’20.2: Mut zur eigene Perspektive / Haltung K’20.3: Bewusste Auseinandersetzung mit unbequemen Positionen die besten Argumente der Gegenperspektive miteinbeziehen K’21: Einstellen von konstruktiven Redakteuren ein bis zwei Leute kurzfristige Lösung wenig Risiko bringen Konstruktiven Journalismus auf die Agenda der Redaktion 71 4. Zweite empirische Untersuchung K’22: Vermeidung von PR / Interessensvertretung K’22.1: Lösungsansätze kritisch bewerten Wahrung von Objektivität und journalistischer Integrität K’22.2: Offener Umgang mit Kritik bewusst mit anderen Meinungen auseinandersetzen K’23: Umsetzungsmöglichkeiten in Bezug auf das System Journalismus K’23.1: Konstruktiven Journalismus in die Journalistenausbildung mit aufnehmen K’23.2: Selbstanalyse von Redaktionen Journalisten muss ihre Verantwortung und die Auswirkungen, die ihre Arbeit auf die Leser hat, klarer werden um an andere Erzählweisen zu kommen Veränderungen erfordern Mut K’23.3: Hochgeschwindigkeitsjournalismus hinterfragen Durch die umfangreiche Auflistung der Kategorien soll nochmals die Bedeutung der Kategorienbildung für diese Masterarbeit betont werden, da dies einen signifikanten Schritt zur Beantwortung der Forschungsfragen darstellt. Im Folgenden werden nun abschließend die sich aus den Kategorien ergebenden Erkenntnisse zusammengefasst, diskutiert und interpretiert. 72 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse Nach der ausführlichen Darstellung der theoretischen Bezugspunkte, des Forschungsstandes zum Thema, den Methoden sowie der Ergebnisse der jeweiligen Analysen folgt nun die Diskussion und Interpretation der gewonnenen Erkenntnisse. Dabei wird versucht die gesamten Ergebnisse beider Analysen zusammenzufassen und in einen Zusammenhang zu bringen. Schließlich werden dann die Forschungsfragen dieser Arbeit ausführlich beantwortet. Ein kurzes Fazit sowie ein Ausblick beziehungsweise Bearbeitungshinweise für zukünftige Forschungen zum Thema Konstruktiver Journalismus sollen die Arbeit schließlich abrunden. An dieser Stelle sei zudem kurz erwähnt, dass direkte Wortmeldungen aus den geführten Experteninterviews herangezogen werden, um die Aussagen und Ergebnisse besser unterstreichen zu können. Bei der Zitierweise der Interviews – anders als bei den Literaturnachweisen – wird daher der Vermerk IV für „Interview“ vor den Namen gesetzt, um diese Aussagen entsprechend zu kennzeichnen. Die angegebene Seitenzahl bezieht sich in diesem Fall auf die Seite des jeweiligen Transkripts. Diese befinden sich alle im beigefügten Anhang dieser Arbeit. 5.1 Zustandsbeschreibung der traditionellen Berichterstattung Die Ergebnisse der ersten Analyse haben gezeigt, dass sich ein hoher Anteil an Negativität in der aktuellen Berichterstattung wiederfindet. Dies lässt sich häufig bereits bei der Nachrichtenauswahl erkennen, was einen Rückschluss auf den Nachrichtenfaktor Negativität zulässt. Berichte über Konflikte, Krieg und andere schlimme Ereignisse finden nach wie vor sehr häufig ihren Weg in die aktuelle Berichterstattung. Während guter Journalismus zwar die Pflicht hat auch umfassend 73 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse über das Leid in der Welt zu informieren, fällt jedoch auf, dass es sich dabei häufig um eine Aneinanderreihung von Problembeschreibungen handelt. Lösungsansätze oder konstruktive Elemente kommen dabei kaum vor. Das bestätigen auch die Ergebnisse der Experteninterviews. Alle Interviewten sprachen von einer auffallend negativen Berichterstattung, in der Berichte über Fortschritte oder positive Entwicklungen selten bis gar nicht vorkämen (vgl. Kategorie K‘1): „There is so much in the stories that we report, that is just not being covered, but it doesn’t mean it’s not happening” (IV Batist 2016, 4). Als Erklärung wurde unter anderem der Umstand genannt, dass diese Ereignisse keinen Nachrichtenwert besäßen: „Somehow when there is progress on the horizon or there are reasons to belief, that something good is going to come out of it, then somehow it’s not news” (IV Batist 2016, ebd.). Die Interviewten waren sich alle einig, dass diese Art von Berichterstattung die Welt zu negativ darstelle und nicht der Realität entspräche. Denn diese zeige trotz aller schlimmen Ereignisse auch immer einen Willen zum Weitermachen, für Fortschritt und für gute Beispiele: „Even in the most hardest places people are carrying on with life“ (IV Batist 2016, 1). Einen weiteren Grund für die Negativität in der Berichterstattung sahen die Experten – wie auch im Theorieteil dieser Arbeit erwähnt – im beruflichen Selbstverständnis der Journalisten (vgl. Kategorie K‘5). Demnach müsse guter Journalismus kritisch sein und Missstände aufdecken: „At some point we came to believe, that the goal of good journalism was to be critical. Because the worst thing anyone could say to us is, that we were not critical enough and we were just holding the microphone. […] The goal of good journalism is not to be critical. Being critical is the most important tool for a good journalist, but it’s just a tool” (IV Haagerup 2016, 4). Zudem besteht die Sorge, dass positive Geschichten als PR angesehen würden und der Journalismus dadurch seine Unabhängigkeit verliere. Eine ähnliche Entwicklung zeigen die Ergebnisse beim Thema Boulevardisierung. Wenngleich die erste empirische Untersuchung dieser Arbeit diesbezüglich keine so eindeutigen Ausprägungen wie bei der Negativität feststellen konnte, lässt sich 74 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse dennoch eine Tendenz zum Sensationalismus, Skandalisierung und Emotionalisierung erkennen. Auch die Interviews bestätigten, dass vor allem bei der Bebilderung und in den Überschriften diese Tendenz erkennbar ist (vgl. Kategorie K‘2): „Es kann nicht die Lösung sein, dass alles noch schneller, größer, krasser, blutiger, näher, mehr Superlative ist. Das entfernt sich ja auch von der eigentlichen Aufgabe von PrintNachrichtenmedien, nämlich der Information“ (IV Walbrühl 2016, 8). Die reine Dokumentation von Informationen kann allerdings auch zu Problemen führen. Das ergab ebenfalls die Auswertung der Experteninterviews. Die Dokumentarfunktion, die die Medien heutzutage innehätten, führe zu Passivität. Diese wiederrum führe zu einer Fokussierung auf die Vergangenheit (vgl. Kategorie K‘9). Mit Prognosen über die Zukunft gingen die Nachrichtenmedien auch gleichzeitig ein Risiko ein, da man sich dabei nicht auf Fakten berufen könne. Dieses Risiko wären viele nicht bereit einzugehen: „Die Nachrichtenmedien wollen sich da auch keine Blöße geben. Wenn man etwas über die Zukunft behauptet und das erweist sich als falsch, dann ist das natürlich wieder ein Skandal und die anderen Medien fallen über einen her“ (IV Walbrühl 2016, 9). Das liegt unter anderem auch an den aktuellen Herausforderungen, mit der sich die Medienwelt konfrontiert sieht (vgl. Kategorie K‘6). Dazu zählt beispielsweise das, was in den Experteninterviews häufig als Hochgeschwindigkeitsjournalismus bezeichnet wurde. Durch die Digitalisierung sähen sich die Redakteure einem enormen Aktualitätsdruck ausgesetzt, wodurch häufig die Aufarbeitung und die Einordnung der Ereignisse zu kurz käme. Zusätzlich würde immer häufiger auf Agenturmeldungen zurückgegriffen. Das zeigen auch die Ergebnisse der ersten empirischen Untersuchung aus Kapitel 3. Der Anteil an Agenturmeldungen und Agenturbildern war bei den untersuchten Zeitungen enorm hoch. Der theoriegeleitete Einstieg dieser Arbeit zeigt außerdem, dass sich die Medien immer häufiger stark aneinander orientieren. Dies wurde ebenfalls in den Experteninterviews bestätigt (vgl. Kategorie K‘8). Demzufolge herrsche ein Konformitätsdruck, der dazu führe, dass die Medien häufig über dieselben 75 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse Themen berichten oder sich gegenseitig zitieren: „We are not willing to dig into the subtext anymore, we are just replicating what we already know and what’s shown everywhere” (IV Hermans 2016, 5). Zu den oben genannten Herausforderungen für die Medienwelt kommt schlussendlich noch die schwierige Finanzierung des Journalismus hinzu. Die Auswertung der Experteninterviews ergab, dass viele Menschen nicht mehr bereit seien für reine Informationen zu bezahlen: „They’re not going to buy the paper to know what happened. They’re going to buy the paper because it adds value to them. And quite often the value added comes from providing context, from providing clarity, providing explanation” (IV Batist 2016, 9). Diesen Mehrwert würden die Rezipienten immer mehr vermissen und da es vor allem durch das Angebot im Internet zahlreiche Umsonst-Nachrichten gibt, mangele es an der Bereitschaft dafür zu bezahlen. Dass die Rezipienten nicht mehr bereit sind für Medieninhalte zu bezahlen hat aber noch einen anderen Grund – wie die Experten einstimmig betonten. Die oben beschriebene negative, skandalöse und oft ungenaue Berichterstattung führe ebenfalls zu einem Abwenden von den Medien (vgl. Kategorie K‘4): „One of the reasons people are turning their back on traditional news, is not only the technological changes and people’s habits – that is a big reason – but also that people feel disengaged” (IV Haagerup 2016, 2). Die Experten bestätigen damit, was auch die Literatur schon sagt: Die Art und Weise der Berichterstattung schürt häufig Angst und Zweifel, die Rezipienten stumpfen ab, fühlen sich hilflos und haben dadurch kaum Motivation zu gesellschaftlichem Engagement und Veränderungen (vgl. Kategorie K‘3): „Quite often the audience is so desensitized, they see so much horror and drama all the time, they just switch off. They can’t engage” (IV Batist 2016, 5). Trotz aller Kritik gaben die Experten allerdings auch an, dass sie ein vermehrtes Interesse am Thema Konstruktiver Journalismus erkennen können und das Bewusstsein dafür in den Redaktionen und in der Gesellschaft zu steigen scheint (vgl. Kategorie K‘7): 76 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse „Aber die Wahrnehmung, die Versuche, dass man selber offensichtlich in letzter Zeit Vertrauen verloren hat bei den Lesern und dass man selber mit der gleichen Berichterstattung im Jahr 2016, in der fortschreitenden Digitalisierung, nicht mehr weiterkommt, ich glaube dieses Gefühl ist schon da“ (IV Walbrühl 2016, 6). Diese ausführliche Zustandsbeschreibung der Medienlandschaft zeigt, dass es über die traditionelle Berichterstattung viel Kritik und insgesamt große Herausforderungen gibt. Die Medien kämpfen mit einem Vertrauensverlust und sinkenden Auflage- und Zuschauerzahlen. Die Rezipienten scheinen nicht mehr bereit dafür zu sein, für Informationen zu bezahlen. Während dies zwar auch mit dem digitalen Wandel zu tun hat – die Leser wandern ins kostenlose Internet ab – sind sich Experten und Literatur einig, dass die negative und skandalöse Berichterstattung den Menschen ein Gefühl der Hilflosigkeit gibt. Dadurch wenden sie sich von den Nachrichten ab. Der hohe Anteil an Negativität in den Medien ist – nicht nur, aber auch – auf das berufliche Selbstverständnis der Journalisten zurückzuführen. Guter Journalismus muss demnach kritisch sein, man beruft sich auf Fakten und befindet sich somit auf der sicheren Seite. Diese Einstellung schließt allerdings Prognosen für die Zukunft, Lösungen und Lösungsansätze aus – was ein Blick in die aktuelle Berichterstattung auch bestätigt. Was kann man also tun, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken? Der Konstruktive Journalismus bemüht sich Lösungen zu finden. Eine Beschreibung der diesbezüglichen Ergebnisse folgt nun im anschließenden Unterkapitel. 5.2 Konstruktiver Journalismus und die tagesaktuelle Berichterstattung Bevor darauf eingegangen wird, wie der Konstruktive Journalismus mit den Herausforderungen der aktuellen Medienlandschaft umgeht und wie sich die Grundsätze des Konstruktiven Journalismus in der tagesaktuellen Berichterstattung 77 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse umsetzen lassen, sollen an dieser Stelle nochmals kurz die Eigenschaften des Konstruktiven Journalismus zusammengefasst werden. Die Experten wurden im Interview nach einer Definition für die konstruktive Berichterstattung gefragt und waren sich in der Grundausrichtung alle einig. Neben besonderen Eigenschaften, die diese Art der Berichterstattung innehat, sei der Konstruktive Journalismus vor allem Teil einer Geisteshaltung (vgl. Kategorie K’10). Ulrik Haagerup merkt dazu an: „Constructive News in my opinion is a mindset of journalism.” Und weiter: „It is a riot against the normal newsroom culture, which is claiming that a good story is only a bad story” (IV Haagerup 2016, 1). Und auch Liesbeth Hermans von der Windesheim University bestätigt: „It’s a mindset. Before you go and make your topic, think about what kind of show is that, what are the real facts or am I just putting something negative out there and show it as if it is the real world” (IV Hermans 2016, 3). Die konstruktive Berichterstattung bemühe sich um einen ganzheitlichen Blick, ließe positive Entwicklungen nicht weg und versuche eine ausgewogene Perspektive darzustellen: „It’s getting more perspectives, more diversities, more inclusiveness into journalism“ (IV Hermans 2016, 1). Dadurch zeichne diese Art von Journalismus ein realistischeres Weltbild (vgl. Kategorie K’11). In der journalistischen Arbeitsweise würden auch hier alle gängigen Standards der Branche eingehalten (vgl. Kategorie K’12): „It upholds all the core functions of journalism. […] It’s rigorous journalism like every other journalism. What makes it interesting is that […] it’s not about missing out the negative, it’s just about not missing out the positive” (IV Batist 2016, 3). Das bedeutet, dass Konstruktiver Journalismus viele Eigenschaften mit dem klassischen Qualitätsjournalismus teilt. Das bestätigt auch Felix Austen von Perspective Daily: „Konstruktiver Journalismus ist alles, was ‚normaler‘ Journalismus auch ist, nämlich: gut recherchiert, möglichst ausgewogen, transparent, gut konsumierbar, gut geschrieben. Was ihn unterscheidet ist, dass er inhaltlich sich nicht nur auf Probleme bezieht, sondern immer einen Schritt weitergeht und auch fragt, wie kann es weitergehen, wie können die Dinge besser werden, wie kann man die Probleme, die es gibt, ändern“ (IV Austen 2016, 1). 78 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse Konstruktiver Journalismus arbeitet also vor allem lösungs- und zukunftsorientiert (vgl. Kategorie K’13). Das heißt, dass im Mittelpunkt der Berichterstattung ein Lösungsansatz steht und nicht die Aufzählung der Probleme. Dabei sei es wichtig auch die Mängel und Grenzen eines Lösungsansatzes miteinzubeziehen. Außerdem werde versucht eine Einordnung der Informationen für den Leser vorzunehmen. Konstruktiver Journalismus sei sich seiner Verantwortung bewusst und orientiere sich nach ihr. Das bedeute auch, dass sich die Journalisten der gesellschaftlichen Dimension bewusst sein müssen (vgl. Kategorie K’14). Dirk Walbrühl von Perspective Daily sagt dazu: „Die gesellschaftliche Dimension von Konstruktivem Journalismus [ist], Leute im allerbesten Fall zu aktivieren und ihnen ihre eigene Selbstbestimmtheit oder ihre eigenen Möglichkeiten wieder vor Augen zu führen“ (IV Walbrühl 2016, 2). Eine konstruktivere Berichterstattung könne demnach das öffentliche Engagement fördern und Handlungsbereitschaft hervorrufen. Die Rezipienten sollen wieder das Gefühl bekommen, dass sie die Öffentlichkeit mitgestalten können. Mit all diesen Aussagen bestätigen die Experten die Merkmale, die bereits aus der Literatur für diese Arbeit gewonnen wurden und unterstreichen die Definition, die in Punkt 2.2.2 formuliert wurde. Was in den Interviews allerdings auch immer wieder zur Sprache kam, war die Ansicht, dass Konstruktiver Journalismus auch etwas mit Entschleunigung zu tun hat, man also Zeit für eine ausführliche Recherche benötigt, die viele tagesaktuelle Medien nicht haben. Daher soll nun in einem nächsten Schritt beleuchtet werden, inwiefern und ob die Grundsätze des Konstruktiven Journalismus auch auf die tagesaktuelle Berichterstattung angewendet werden können. Durch die Auswertung der Experteninterviews und das Generieren eines Kategorienkatalogs, haben sich einige Handlungsempfehlungen ergeben, wie man es trotz geringer Recherchezeit schaffen kann, konstruktive Elemente in die Berichterstattung mit einzubauen. Diese sollen im Folgenden kurz erläutert werden. 79 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse Anpassung des journalistischen Fragenkatalogs (vgl. Kategorie K’16) In diesem Punkt waren sich alle Experten einig: Eine der einfachsten Methoden eine konstruktivere Sichtweise auf eine Geschichte zu bekommen sei es, andere Fragen zu stellen. Zum einen sei es wichtig, dem Gesprächspartner unvoreingenommen und ohne Vorurteile gegenüberzutreten: „If the narrative can include things like unlikely growth, possibilities for prospering where you don’t necessarily believe it. Then you have much more open minded questions. […] It’s as simple as just going in with an open mind and asking. Genuinely being open to the answer“ (IV Batist 2016, 7). Zum anderen helfe es bereits die fünf W-Fragen um eine Fragestellung zu erweitern: Wie geht es weiter? „We should force ourselves to ask new questions, like ‘now what?’ and ‘how?’ When we ask those questions, we force ourselves to look for something that is about the future” (IV Haagerup 2016, 3). Aufzeigen von Lösungen und Lösungsansätzen (vgl. Kategorie K’17) Zudem gaben die Experten an, dass die Berichterstattung sich stärker auf Lösungen und Lösungsansätze fokussieren müsse. Konkret heißt das, dass auf eine Problembeschreibung auch ein Lösungsansatz folgen sollte. Auch hier ist es wichtig, dass man die Perspektive ändere. Bei der Recherche solle man sich nicht auf die Suche nach einem Schuldigen begeben, sondern nach Lösungen fragen. Dazu gehöre auch, in Erfahrung zu bringen, ob das Problem schon einmal irgendwo gelöst wurde. Wenn man sich dabei vor allem auf die Leute fokussiere, die von einem Problem am meisten betroffen sind, merkt man, dass die Frage „Wie geht es weiter?“ eine zentrale Rolle bei der Suche nach Lösungen spielt: „If you’re asking ‘what next?’ you’re sort of looking at a future oriented approach, you’re looking at a sort of speculation of what might happen. And lots of traditional journalists would say, we are talking about what has happened, […] we’re not sitting here inventing the future, we are rigorous reporters […]. [But] quite often when you look at what’s already happening, is enough of the “what now?”, we just aren’t looking for it. […] Go ask the people who are most affected by the problem, because to be frank, they are the ones most likely to be solving it. They are not going to wait for the government to do it, they are not going to wait for a NGO to come in. […] If you want to know where to start with a solution story, go look at the problem and who is affected by that and ask them” (IV Batist 2016, 3). 80 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse Wichtig sei außerdem zu erkennen, dass die Lösungen nicht immer als abgeschlossen gelten müssen. Auch Ansätze seien bereits ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es sei zudem essenziell auch die Grenzen der Lösungsansätze offen darzulegen. Auch ein Textausstieg, der eine Perspektive aufzeigt, kann die Berichterstattung bereits konstruktiver machen. Fokus auf eine ausgewogene Berichterstattung (vgl. Kategorie K’18) Die Experten verdeutlichen hier, dass eine ausgewogene Perspektive für die Berichterstattung wichtig ist. Dazu gehöre, dass man zwischen positiven und negativen Nachrichten differenziere, nach anderen Sichtweisen und Perspektiven suche und seine Themenauswahl prüfen muss. Das heißt auch, dass nicht jede Story konstruktiv sein muss: „I think it’s important to understand that Constructive News is not like an overcoat you put on and add to all your news programs, that every article should be constructive or any piece of journalism should be constructive” (IV Haagerup 2016, 2). Hierbei ist es durchaus möglich, dass ein Medium eine Mischform aus traditioneller Berichterstattung und konstruktiver Hintergrundberichterstattung veröffentlicht. „Deshalb glauben wir nicht, ‚News‘ müssen komplett verdrängt werden und durch lange Hintergrundberichterstattung ersetzt werden, […] aber die Rolle von gut recherchierten, in den Kontext setzenden Beiträgen, muss wieder größer werden, im Gesamtbild“ (IV Austen 2016, 4). Wie lässt sich der Vorwurf von interessengeleiteter PR umgehen? (vgl. Kategorie K’22) Auch auf diesen Punkt sind die Experten in den Interviews vereinzelt eingegangen. Um zu vermeiden, dass die Berichterstattung zur Interessensvertretung wird, müsse man demnach die dargelegten Lösungsansätze kritisch prüfen und bewerten. Nur so könne die journalistische Objektivität und Integrität gewahrt werden: „As long as you’re applying the same critical eye to the ‘solution’ you’re evaluating, you can retain your 81 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse journalistic objectivity and integrity. If a solutions journalism story isn’t also pointing out the shortcomings of the response, it’s not good solutions journalism” (IV Tompkins 2016, 3). Zudem müsse man sich auch offen und transparent mit Kritik auseinandersetzen. Dazu gehöre auch, dass man sich auch bewusst mit anderen Meinungen neben der eigenen beschäftigt. Konstruktive Redakteure ernennen (vgl. Kategorie K’21) Die Auswertung der Interviews ergab zudem, dass es eine Möglichkeit ist ein bis zwei Redakteure zu konstruktiven Redakteuren zu ernennen. Dies sei zwar eher eine kurzfristige Lösung, allerdings sei es durchaus eine gute Herangehensweise mit wenig Risiko das Thema auf die Agenda der Redaktion zu bringen. „Does it make sense to hire a constructive correspondent? Is it a good idea to have a newsroom where everybody does their job and you have one guy who does the solution stories? And of course, initially, your gut feeling would be no, everybody needs to do this. But I have to say, […] in most newsrooms people might go on a one-day-trainingcourse and then everybody goes back to normal… the thing that can help with these situations, if we have one or a couple of people whose job it is, on paper, to actually do the constructive story, that means that in every news meeting, in every conference call there is somebody making the case for ‘what now?’. […] Of course it is not the long term of view, but I think if you are looking at what are very simple ways to do this, if you want a very low-risk strategy, just appoint one or two or five constructive correspondents, who really do nothing else but to look for solution stories” (IV Batist 2016, 6). Neben konkreten Vorschlägen für einzelne Journalisten und Redaktionen, wurde in den Experteninterviews aber auch immer wieder auf die gesamte journalistische Branche hingewiesen. Um konstruktiver Arbeiten zu können, müsse man das berufliche Selbstverständnis der Journalisten hinterfragen, denn Veränderungen beginnen oft mit der Einstellung oder der persönlichen Haltung. Dazu gehöre, dass man mit Offenheit an ein Thema herangeht und versucht so vorurteilsfrei wie möglich zu arbeiten. Hinzu komme außerdem, dass die Redaktionen versuchen müssen dem Konformitätsdruck in der Medienlandschaft zu entgehen. Das erfordere den Mut, eine eigene Haltung zu vertreten. Wichtig sei es nicht immer die gleichen, bekannten Quellen zu verwenden, 82 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse sondern sich bewusst auch mit anderen – manchmal auch unbequemen – Positionen auseinanderzusetzen: „Es gibt da draußen viele unbequeme Meinungen mit denen ich mich auseinandersetzen sollte. Zum Beispiel eine andere Perspektive auf unsere politischen Verhältnisse […]. Es ist nicht bequem, aber es ist wichtig. Denn wenn wir diese Perspektiven nicht suchen, dann verlieren wir sie automatisch. Eben weil wir uns an andere Medien angleichen und irgendwann einmal befinden sich alle diese Perspektiven außerhalb unserer Medienblase […] und dann holen wir sie alle nicht mehr ab und dann haben wir halt eine angeglichene Presse, die sich quasi gegenseitig nach dem Mund schreibt“ (IV Walbrühl 2016, 11f). Einer der wichtigsten Punkte in Bezug auf das System Journalismus sei es allerdings, den Konstruktiven Journalismus bereits in die Ausbildung junger Journalisten mit aufzunehmen, sodass diese von Anfang an nach dem „Wie geht es weiter?“ fragen. Zusätzlich sollte dringend der Mehrwert des Hochgeschwindigkeitsjournalismus hinterfragt werden. Wem bringt dieser Zwang zur Schnelligkeit etwas? Nach dieser kurzen Diskussion der Interviewergebnisse und den Ansätzen zur Umsetzung des Konstruktiven Journalismus in der tagesaktuellen Berichterstattung, wird die Dimension des Themas deutlich. Es gibt kleine, einfache Handlungsempfehlungen, wie man konstruktive Elemente in die tagesaktuelle Berichterstattung integrieren kann. Dazu gehört unter anderem die Erweiterung des journalistischen Fragenkatalogs oder das Suchen nach anderen Perspektiven und Herangehensweisen an eine Geschichte. Dies lässt sich auch umsetzen, wenn man nur begrenzt Zeit für die Recherche einräumen kann. Dabei wird auch deutlich: Nicht jede Story muss konstruktiv sein. Elemente, die man in die alltägliche Arbeitsroutine einbauen kann, reichen aus, um das Thema mehr auf die Agenda der Redaktionen zu setzen. So kann auch die Berichterstattung ausgewogener ausfallen. Um den Konstruktiven Journalismus allerdings vollständig zu etablieren, müsste sich auch am ganzen System etwas ändern. Dazu zählt auch das Berufsverständnis der Journalisten. Man darf „kritisch sein“ eben nicht mit „dagegen sein“ verwechseln. Um das zu erreichen, wäre es wichtig den Konstruktiven Journalismus in die 83 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse Journalistenausbildung mit aufzunehmen – wie es an der Windesheim University bereits geschieht. Zusätzlich sollten sich Redaktionen vermehrt trauen, eine eigene Haltung zu zeigen und zu vertreten. Dazu gehört auch, eigene Quellen zu finden und andere Perspektiven miteinzubeziehen. 5.3 Beantwortung der Forschungsfragen Nach der ausführlichen Diskussion und Interpretation der Ergebnisse folgt nun die Beantwortung der vier Forschungsfragen. Dabei werden die einzelnen Fragen nochmals aufgelistet und anschließend direkt beantwortet. FF1a: Inwieweit lassen sich die Kritikpunkte von Seiten des Konstruktiven Journalismus in der tagesaktuellen Berichterstattung wiederfinden? Die Kritikpunkte des Konstruktiven Journalismus lassen sich im Großen und Ganzen bestätigen. Die untersuchten Zeitungen hatten alle einen hohen Anteil an negativer Berichterstattung, was sich bereits in der Nachrichtenauswahl sowie der Bebilderung und in den Überschriften gezeigt hat. Häufig handelte es sich um eine Aneinanderreihung von Problembeschreibungen, die zudem ausschließlich vergangenheitsbezogen waren. Auch eine leichte Tendenz zur Boulevardisierung und Vereinfachung war in der Berichterstattung der Zeitungen erkennbar, wenngleich diese Kategorie nicht so stark wie angenommen ausgeprägt war. Auffällig war der große Anteil an Agenturmeldungen sowie das vollständige Fehlen von Lösungsansätzen oder einer zukunftsorientierten Berichterstattung. 84 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse FF1b: Inwiefern ist Konstruktiver Journalismus in der tagesaktuellen Presse umsetzbar? Die Forschungen dieser Arbeit haben ergeben, dass es durchaus möglich ist konstruktive Elemente in die tagesaktuelle Berichterstattung miteinfließen zu lassen. Dazu gehört das Erweitern des journalistischen Fragenkatalogs. Stellt man die Fragen danach, wie es nach einem Problem weitergehen kann, erhält man auch Ideen für Lösungen oder Lösungsansätze und kann Prognosen für die Zukunft wagen. Als kurzfristige Übergangslösung können dafür ein bis zwei Redakteure zu konstruktiven Redakteuren ernannt werden, die das Thema auf die tägliche Agenda der Redaktion bringen. So kann auch eine Ausgewogenheit in der Nachrichtenauswahl erzielt werden. Um dem Vorwurf einer Interessenvertretung zu entgehen, müssen auch die Lösungsansätze kritisch geprüft werden und etwaige Grenzen aufgezeigt werden. FF2a: Welche Charakteristika und Kriterien zeichnen den traditionellen Journalismus aus? Die theoretische Analyse sowie die Auswertung der Experteninterviews ergab, dass traditioneller Journalismus von einem Berufsverständnis geprägt ist, das vorderhand kritisch ist und Missstände aufdecken möchte. Dadurch kann es zu einem negativen Ungleichgeweicht in der Berichterstattung kommen. In Zeiten der Digitalisierung hat der Journalismus allerdings auch häufig eine Dokumentarfunktion inne. Das heißt, vorhandene Inhalte (beispielsweise aus Agenturmeldungen) müssen aufbereitet werden. Hinzu kommen neue Tätigkeiten in Bereichen wie Social Media. Der traditionelle Journalismus steht unter dem Druck vieler neuer Herausforderungen. FF2b: Welche Charakteristika und Kriterien zeichnen Konstruktiven Journalismus aus? Als Antwort auf diese Frage dient die in Punkt 2.2.2 entworfene Definition: Konstruktiver Journalismus ist eine lösungs- und zukunftsorientierte Art der Berichterstattung, die durch ihren kritischen, investigativen und gründlichen Charakter, 85 6. Fazit und Ausblick die gewissenhafte Quellen- und Recherchearbeit sowie eine gesellschaftlich relevante Themenauswahl alle journalistischen Grundfunktionen vertritt. Dabei bezieht sich der Konstruktive Journalismus auf fundiertes Fachwissen, zeigt Zusammenhänge auf und bezieht Graustufen und Lösungsmöglichkeiten mit ein. Ziel ist es ein vollständiges Bild der Welt aufzuzeigen, das weder vorrangig positiv, noch überwiegend negativ ausfällt. Der Konstruktive Journalismus ist selbstreflektiert, sich dadurch seiner demokratischen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und traut sich Haltung zu zeigen. 6. Fazit und Ausblick In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, ein umfassendes Bild des Konstruktiven Journalismus aufzuzeigen. Dabei wurde zunächst Bezug auf die aktuelle Medienlandschaft genommen. Insbesondere Einflüsse auf die Nachrichtenauswahl und mögliche Auswirkungen einer zu negativ gestalteten Berichterstattung standen hier im Vordergrund. Auch der Forschungsstand zum Konstruktiven Journalismus wurde näher beleuchtet. Dabei war es vor allem wichtig die Eigenschaften und Charakteristika dieser Strömung hervorzuheben, Beispiele zu nennen sowie eine Abgrenzung zu anderen Begriffen vorzunehmen. Nur so war es möglich, eine für diese Arbeit gültige Definition zu formulieren. Im empirischen Teil dieser Arbeit wurden zunächst mithilfe einer Qualitativen Inhaltsanalyse die Kritikpunkte von Seiten des Konstruktiven Journalismus an der traditionellen Berichterstattung untersucht. Die Analyse der 24 Zeitungen bestätigte insbesondere den Vorwurf, dass die Berichterstattung von Negativität geprägt sei. Auch Lösungsansätze, zukunftsorientierte Nachrichten oder positive Entwicklungen waren kaum in den Zeitungen zu finden. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Auswahl des Analysematerials die Untersuchungsergebnisse dieser Arbeit womöglich verstärkt hat. Durch die Beschränkung der Analyse auf den Politikteil der Zeitungen liegt beispielsweise ein verstärktes Vorkommen von Agenturmeldungen in 86 6. Fazit und Ausblick der Natur der Sache. Auch bei der Themenauswahl zeigt sich dies. Womöglich wären hier die Ergebnisse bei einer Untersuchung des Panaroma- oder Lokalteils wohlwollender ausgefallen. Für zukünftige Untersuchungen auf diesem Gebiet wäre es zudem interessant auch die Online-Berichterstattung miteinzubeziehen, da gerade hier der beschriebene Hochgeschwindigkeitsjournalismus am stärksten vertreten ist. In einem zweiten Schritt wurden Experten aus dem Bereich des Konstruktiven Journalismus zu den Ergebnissen der Zeitungsanalyse befragt. Hier stand insbesondere die Frage im Mittelpunkt, wie sich eine konstruktive Berichterstattung in den tagesaktuellen Nachrichten umsetzen ließe. Durch die Auswahl der Gesprächspartner konnte hier ein ausgewogenes Bild gewährleistet werden. Die Auswertung der Interviews ergab ein umfassendes Kategoriensystem, das als Grundlage zur Ergebnisdiskussion diente. Konstruktive Elemente lassen sich demnach auch mit wenig Recherchezeit in die tagesaktuelle Berichterstattung einfügen. So ergaben die Interviews, dass man beispielsweise durch eine Erweiterung der W- Fragen bereits eine andere Perspektive in die Berichterstattung bringen kann. Fragt man danach, wie es weiter gehen kann, ergeben sich automatisch zukunftsorientierte und konstruktive Sichtweisen. Die alltäglichen Arbeitsroutinen müssen sich weg von einer Aneinanderreihung von Problembeschreibungen bewegen und hin zu Perspektiven und Lösungsansätzen. Diese erhält man vor allem dann, wenn man bei der Recherche nach guten Beispielen sucht. Wo wurde das Problem bereits gelöst? Was tun die Menschen vor Ort dagegen? Um das zu erreichen, muss allerdings auch an höherer Stelle angesetzt werden. In den Redaktionen hat sich über Jahrzehnte ein Berufsverständnis verfestigt, das sehr kritisch geprägt ist. Man möchte Missstände aufdecken, sucht bewusst nach Problemen und kann im „besten“ Fall am Ende einen Schuldigen präsentieren. Auch wenn die Probleme selbstverständlich nicht ausgelassen werden dürfen, ist es gerade an dieser Stelle wichtig, das eigene Selbstverständnis zu hinterfragen und mit mehr Offenheit an die 87 6. Fazit und Ausblick Berichterstattung heranzutreten. Dafür wäre es wichtig, dass Ansätze wie der Konstruktive Journalismus oder generell lösungsorientierte Ansätze auch Einzug in die Ausbildung junger Journalisten finden. Elementar dafür ist eine einheitliche Definition, denn damit können auch Zweifel und Kritik ausgeräumt werden. Aufklärung auf diesem Feld ist wichtig, damit der Konstruktive Journalismus das Image des „Feel-GoodJournalismus“ ablegen kann und eine klare Abgrenzung zu ähnlichen Ansätzen – wie teilweise in dieser Arbeit bereits versucht – vorgenommen werden kann. Wichtig ist zudem, neben all den technischen Möglichkeiten und Neuerungen, auch die inhaltliche Ebene nicht aus den Augen zu verlieren. Dazu gehört unter anderem auch, nicht immer dem Drang nachzugeben der Schnellste bei der Veröffentlichung von Neuheiten sein zu müssen, sondern sich die Zeit für den Inhalt zu nehmen. Journalisten müssen sich ihrer Verantwortung und der Auswirkung ihrer Berichterstattung auf die Leser wieder bewusster werden. Aber Veränderung erfordert Mut und das kann sich auch nur jemand leisten, der auch die Möglichkeit bekommt sich diesbezüglich überhaupt Gedanken machen zu können. Bei dem derzeit vorherrschenden Aktualitätszwang scheint dies schwierig. Es muss hier also ein Umdenken stattfinden und Redaktionen müssen vermehrt ein Umfeld schaffen, indem nicht nur Schnelligkeit zählt. Hier könnten auch zukünftige Forschungen ansetzen. Sicherlich wäre es interessant zu sehen, ob sich die theoretisch formulierten Handlungsempfehlungen in der Praxis umsetzen lassen und wie sie von praktizierenden tagesaktuell arbeitenden Journalisten bewertet werden. Am Ende steht in jedem Fall die Erkenntnis, dass der Konstruktive Journalismus ein Weg sein kann, um an derzeit gängigen Kritikpunkten der Medienwelt zu arbeiten. 88 LITERATURVERZEICHNIS LITERATURVERZEICHNIS aljazeera.com (2014): Hear the human story. At Al Jazeera English we believe humanity should always be reflected in our reporting. 14. Dezember. Online abrufbar unter: www.aljazeera.com/pressoffice/2014/11/hear-human-story20141135433755976.html (zuletzt aufgerufen am 01.03.2017) Bidlo, Oliver (2015): Dialektik des Negativen. Probleme des positiven Journalismus. In: Deutscher Fachjournalisten-Verband (Hrsg.): Positiver Journalismus. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, S. 37-48 Bogner, Alexander/Littig, Beate/Menz Wolfgang (2014): Interviews mit Experten. Eine praxisorientierte Einführung. Wiesbaden: Springer VS Curry, Alexander L./Hammonds, Keith H. (n.a.): The Power Of Solutions Journalism. Solutions Journalism Network. 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Dezember 2016 von Paepcke, Frederik. Perspective Daily. Interview am 22. November 2016 Tompkins, Elizabeth. Solutions Journalism Network. Interview schriftlich im Dezember 2016 Walbrühl, Dirk. Perspective Daily. Interview am 24. November 2016 102 ANHANG ANHANG Im elektronischen Anhang, der dieser Arbeit beigefügt ist, befinden sich folgende Dokumente: Komplette Masterarbeit in digitaler Form Auswertungstabelle 1: Inhaltsanalyse Zeitungen Interviewleitfaden in deutscher und englischer Sprache Transkripte aller geführten Interviews Austen, Felix: Interview vom 21. November 2016 Batist, Danielle: Interview vom 14. November 2016 Haagerup, Ulrik: Interview vom 15. November 2016 Hermans, Liesbeth: Interview vom 06. Dezember 2016 von Paepcke, Frederik: Interview vom 22. November 2016 Tompkins, Elizabeth: Interview schriftlich im Dezember 2016 Walbrühl, Dirk: Interview vom 24. November 2016 Auswertungstabelle 2: Inhaltsanalyse Interviews Auswertungstabelle 3: Inhaltsanalyse Interviews + Kategorien 103 ANHANG Eidesstattliche Erklärung: Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt, noch nicht einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und noch nicht veröffentlicht habe. Datum Unterschrift Eichstätt, den 27. März 2017 Erklärung zur Archivierung der Arbeit: Ich erkläre mich einverstanden, dass die vorliegende Arbeit im Universitätsarchiv zu wissenschaftlichen Zwecken eingesehen werden kann. Datum Unterschrift Eichstätt, den 27. März 2017 104