Ressortkunde: POLITISCHER JOURNALISMUS Wintersemester 2009/2010 Montag, 16.15 bis 17.45 Uhr |WH 211 Christian Klenk, Dipl.-Journ. [email protected] Sprechstunde: Dienstag, 10 bis 12 Uhr Die Berichterstattung über Politik gehört zur Kernfunktion des Journalismus. Hier kommt besonders die öffentliche Aufgabe der Medien zum Ausdruck: Die Bürger sollen über relevante Ereignisse informiert und Missstände angeprangert werden. Das Ziel: eine kritische Meinungsbildung innerhalb der Öffentlichkeit und eine angemessene Kontrolle der Regierung. Das Seminar behandelt die komplexen Beziehungen zwischen Staat, Medien und Öffentlichkeit und beschäftigt sich mit aktuellen Formen der Politikberichterstattung, deren Produktionszusammenhang und möglichen Wirkungen. Einige Aspekte werden die Studierenden in Referaten selbst erarbeiten, andere sollen im Gespräch mit Experten aus der journalistischen Praxis erörtert werden. SEMINARPROGRAMM 26.10. Einführung, Seminarorganisation, Anforderungen 2.11. Die Massenmedien im politischen Prozess Massenmedien als „vierte Gewalt“? Die Rolle des Journalismus in der Demokratie Wie politisch sind die Medien? Leitmedien, politische Ausrichtung und Unabhängigkeit Wie mächtig sind die Medien? Theorien und Erkenntnisse der Wirkungsforschung 9.11. Die Politikjournalisten Unpolitisch? Das Rollenverständnis deutscher Journalisten im Wandel Unparteiisch? Die deutschen Journalisten und ihre Parteienpräferenzen Unabhängig? Das Verhältnis von Politikern und Journalisten auf dem Prüfstand 16.11. Die Darstellungsformen Politik in den Fernsehnachrichten – Themen und Aufbereitung, öffentlich-rechtlich vs. privat Politik in der Talkshow – Moderationen, Interviewstile, Gäste, Journalisten als Experten 23.11. Die politische Magazinsendung – Ein Format auf dem Abstellgleis? Politik im Unterhaltungsfernsehen – Gehört der Kanzler auf die Wetten-dass-Couch? 30.11. Die Themen Alles dreht sich um die Kanzlerin – Personalisierung in der Politikberichterstattung Verfassungsorgane in den Medien – Bundestag, -rat und BVerfG als Objekte der Berichterstattung Obama, Afghanistan und sonst nichts? – Themensetzung in der Auslandsberichterstattung 7.12. Kommunalpolitik in der Regionalzeitung Gastbeitrag von Jörg Nauke, Redakteur der Stuttgarter Zeitung 14.12. Wahlkampf in den Medien Kanzler und Herausforderer im Wahlkampf – Befunde von Studien und Langzeitanalysen Inszenierung im Wahlkampf – Visualisierungsstrategien und Schlüsselbilder Werbung oder PR? – Wahlwerbespots der Parteien im Wahlkampf 21.12. Politik goes online – Wahlkampf im Internet Das TV-Duell – Urteile über ein neues Sendungsformat im Fernsehen Der Bürger hat das Wort – Das „Townhall“-Format im amerikanischen und deutschen Fernsehen 11.1. Massenmedien und Demoskopie Horserace-Journalism – Verdrängt die Umfrageritis die Sachfragen in der Berichterstattung? Umfragen und ihre Wirkung – Theorien, Befunde und Anforderungen an den Journalismus Informationsqualität und Standards der Berichterstattung über Wahlumfragen 18.1. Europapolitik im Hörfunk Gastbeitrag von Cai Rienäcker, SWR-Wirtschaftsredaktion, von 2000 bis 2005 ARD-Hörfunkkorrespondent in Straßburg/EU-Parlament 25.1. Negativismus und Politikberichterstattung Wer ist schuld an der Politikverdrossenheit? Vertrauen in die Politik, Glaubwürdigkeit der Medien Skandal! Ursachen medialer Skandalisierung, Folgen für Personen, Parteien, das politische System Skandal! Eine Analyse von Fallbeispielen 27.1. Politik im Fernsehen (18.15 h) Gastbeitrag von Dr. Peter Frey, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Berlin 1.2. Ethik in der Politikberichterstattung Investigativer Journalismus – Enthüllungen im Namen der Demokratie Der Minister im Pool – Wo werden die Grenzen der Berichterstattung überschritten? Thematisieren oder totschweigen – Der Umgang der Medien mit extremistischen Parteien 8.2. Ergebnisse der Projektanalysen / Resümee LEISTUNGSANFORDERUNGEN Referat: 45 bzw. 30 Minuten mit Thesenpapier (bitte Zeitvorgabe unbedingt einhalten!). Die Präsentation sollte bestehen aus einer anschaulichen, animierenden Einleitung (z.B. kurzer TV-Ausschnitt) mit einer Fragestellung, dem Hauptteil mit dem eigentlichen Vortrag und einem Fazit, das die Ergebnisse zusammenfasst. Das Publikum soll aktiv in die Erarbeitung des Themas eingebunden werden (z.B. durch kurze Gruppenarbeit, Diskussion o.ä. – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!). Literaturliste: Spätestens in der Sprechstunde am Dienstag vor dem Präsentationstermin muss eine selbstständig erstellte Literaturliste zum Referatsthema sowie eine Gliederung vorgelegt werden. Die Qualität der recherchierten Literaturliste fließt in die Seminarnote mit ein. Anwesenheit: Von allen Teilnehmern wird regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit erwartet. Die Anwesenheit wird zu Beginn jeder Veranstaltung mittels Liste festgehalten. Max. zwei Fehltermine sind möglich, ansonsten kann für das Seminar kein Leistungsnachweis ausgestellt werden. Weitere Fehlzeiten sind nur bei Vorliegen eines ärztlichen Attest möglich (vgl. Ausführungen des Prüfungsamtes). Projektarbeit: In drei Arbeitsgruppen wird die Qualität der politischen Berichterstattung in ausgewählten Medien und am Beispiel bestimmter Darstellungsformen/Sendungsformate überprüft. Die Ergebnisse werden in der letzten Seminarsitzung am 8. Februar mittels eines Kurzvortrags (20 Minuten) präsentiert. Die Projektarbeit fließt zu einem Drittel in die Seminarnote ein. Gruppe 1: Ausreichend informiert? Welche Politikfelder (entsprechend den Ressorts der Bundes-/Länderregierung[en]) dominieren die Berichterstattung in den TV-Nachrichten öffentlich-rechtlicher und privater Sender? Welche kommen kaum vor? Die Gruppe analysiert mit dieser Fragestellung quantitativ über einen Zeitraum von zwei Wochen die Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 und hinterfragt die Ergebnisse kritisch: Stellen sie nur ein kurzfristiges Bild dar? Wer oder was beeinflusst die Agenda? Was sind die Folgen einer womöglich verzerrten Themenwahl? Gruppe 2: Policy oder nur Politics? Fokussieren sich die Medien zu sehr auf die Darstellung von Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen, von Parteien- und Personenstreit – und vergessen darüber die politischen Themen, die eigentlichen Inhalte der Politik? Die Gruppe analysiert die Hauptnachrichtensendungen (öffentlich-rechtliche und private Sender im Vergleich) qualitativ und präsentiert ihre Erkenntnisse anhand von ausgewählten Beispielen. Gruppe 3: Meinungsfreiheit oder Blattlinie? Welche Tageszeitungen vertreten in ihrem Meinungsteil eine einheitliche politische (Blatt-)Linie, welche Redaktionen räumen ihren Autoren größtmögliche Meinungsfreiheit ein? Die Gruppe analysiert die Leitartikel ausgewählter Zeitungen (überregional und regional) über einen Zeitraum von einem Monat im Hinblick auf politische Meinungsäußerungen (evtl. zu bestimmten, sich wiederholenden Themen). Lässt sich eine Kontinuität in der Argumentation feststellen? Oder haben unterschiedliche Autoren in der gleichen Zeitung unterschiedliche Meinungen? EXKURSION Im Rahmen des Moduls Fach- und Ressortjournalismus wird im Februar 2010 eine Exkursion nach Berlin angeboten. Wir werden politische Institutionen und Medienunternehmen besuchen, mit Hauptstadtjournalisten und Vertretern von PR-Unternehmen und Verbänden sprechen. Die Teilnehmer der beiden Modulveranstaltungen werden bei der Anmeldung bevorzugt behandelt.