Verlauf der QRS-Breite und Entwicklung von Schenkelblockbildern

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Diplomarbeit
Verlauf der QRS-Breite und Entwicklung von
Schenkelblockbildern bei Patienten mit Herzinsuffizienz
eingereicht von
Milica Delic
Geb. Dat.: 19.09.1985
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktorin der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt an der
Universitätsklinik für Kardiologie
unter der Anleitung von
Ass.-Prof.Priv.-Doz.Dr.med. Frank Heinzel, PhD
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den
benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich
gemacht habe.
Graz, am 02.02.2013
Milica Delic
Gleichheitsgrundsatz: Um die Lesbarkeit dieser Arbeit zu erleichtern, habe ich mich dazu
entschlossen, das generische Maskulinum zu verwenden.
2
Danksagungen
An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem Betreuer Priv.-Doz. Frank Heinzel für eine
umfangreiche fachliche Betreuung während der Erstellung meiner Diplomarbeit bedanken.
Ebenfalls bedanke ich mich bei Herrn Univ.-Prof. Dr. Pieske für die Möglichkeit, die
Diplomarbeit an der kardiologischen Abteilung ausführen zu dürfen.
Ein herzliches Dankeschön geht auch an meine Eltern und meinen Bruder, die mir während
des ganzen Studiums moralisch und finanziell zur Seite standen und stets ein offenes Ohr
für meine vielfaltigen Anliegen hatten.
3
Zusammenfassung
Die Prävalenz der Herzinsuffizienz hat in letzten Jahrzehnten durch die steigende
Lebenserwartung drastisch zugenommen, mit einer hohen jährlichen Neuerkrankungsrate.
Die
Progression
der
Herzinsuffizienz
ist
mit
dem
häufigeren
Auftreten
der
Erregungsleitungsstörungen assoziiert. Ein zusätzlich vorhandener Linkschenkelblock
kann wesentlich zur Verschlechterung der Herzinsuffizienz beitragen. Nach den neuen
ESC –Guidelines sollte bei herzinsuffizienten Patienten mit verbreitertem QRS-Komplex
und LSB-Morphologie zur Risikoreduktion von kardiologischen Ereignissen die kardiale
Resynchronisationstherapie (CRT) herangezogen werden.
In Rahmen dieser Studie wurden in einem kardiologischen Patientenkollektiv
Untersuchungen über den natürlichen Verlauf der QRS-Breite durchgeführt und versucht
anhand der Patientendaten die relevante Begleitfaktoren zu identifizieren, die die
Entwicklung von Erregungsleitungsstörungen begünstigen.
Entsprechend der Einschlusskriterien ( manifeste Herzinsuffizienz; kein Device) wurden
die kompletten Datensätze von insgesamt 87 Patienten aufgenommen. Das mittlere
Lebensalter betrug 60,5 ± 14,2. Von 87 Patienten waren 63 Männer und 24 Frauen. 42
Patienten hatten Schenkelblock und 45 Patienten keinen Schenkelblock.
Von 42 hatten 14 Patienten einen temporären und 28 einen kontinuierlichen
Schenkelblock. Die mittlere QRS-Dauer des gesamten untersuchten Kollektivs betrug 120
ms ±30 und bei Patienten, die einen Schenkelblock hatten 143 ms±25.
Das Auftreten der Schenkelblockbilder zeigte einen Zusammenhang mit dem männlichen
Geschlecht,
vaskulären
Erkrankungen
und
KHK,
sowie
mit
bestimmten
Medikamentengruppen, wie RAS-Hemmer und Diuretika. Die Verbreiterung des QRSKomplexes war mit einer reduzierten LVEF und niedrigerer Frequenz assoziiert.
Innerhalb des mittleren Beobachtungsintervalls von 36 Monaten, der sich bei Patienten mit
und ohne Schenkelblock nicht unterschied, konnten die Schwankungen der QRS- Breite in
einem Bereich von maximal – 30 ms bis + 30 ms registriert werden. Die mittlere QRSBreite blieb aber über den ganzen Beobachtungszeitraum eher konstant.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Änderung der QRS-Dauer großen
prognostischen prädiktiven Wert bei Patienten mit Herzinsuffizienz hat.
4
Abstract
The prevalence of heart failure has drastically risen during the last decades through the
increasing of life expectancy, with an similarey increasing incidence. The progression of
heart failure is associated with a more frequent occurence of electrical conduction
disturbances. A developed bundle branch block (BBB) can considerably contribute tothe
aggravation
of
heart
failure.
According
to
current
ESC-guidelines,
cardiac
resynchronization therapy is indicated for patients with heart failure who have a widened
QRS- Complex and BBB-Morphology in order to reduce the risk of cardiac events.
In this study we have investigated the natural course of the QRS-width in group of
cardiology outpatient patients and have attempted to identify, on basis of available patient
data, the relevant accompanying factors that favor the development of electrical conduction
disturbances.
The complete data sets of a total of 87 patients were analysed in accordance with the
inclusion criteria ( symptomatic heart failure; no cardiac device). The average age was 60,5
±14,2 years. Ofthe abovementioned patients 43 were male, while 24 were female. 42 of the
patients suffered from BBB, while the remaining 45 did not have this condition. Of the 42
patients with BBB, 14 had a temporary block while 28 had a continual block. All patients
had an average QRS-Duration of 120 ms±30, while all patients with BBB had an average
of 143 ms±25.
The appearance of images of BBB has shown a correlation with male gender, vascular
affections and CAD, as well as with specific drug groups such as RAAS-Antagonists and
diuretics.
Within the medium span of the observation interval of 36 months, which was the same for
both types of patients (with or without BBB), fluctuations of the QRS-width ranging from
-30 ms to + 30 ms could be registered. However, the average QRS-width remained
relatively constant throughout the entire period of observation.
The modification oft he QRS- Duration in patients with heart failure had a prognostical
predictive value. The observation of the QRS- modifications can thus significantly aid in
the making of important therapeutical decisions.
5
Glossar und Abkürzungen
ACE-Hemmer
Hemmer des Angiotensin-konvertierenden Enzyms
ACS
akutes Koronarsyndrom
AKS
Aortenklappenstenose
AV-Block
atrioventrikulärer Block
BBB
Bundle Branch Block
CABG
coronary artery bypass graft
CA
Koronarangiographie
CAD
coronary artery disease
CRT
kardiale Resynchronisationstherapie
EF
Ejektionsfraktion
EPU
elektrophysiologische Untersuchung
ESC
Europen Society of Cardiology
GFR
glomeruläre Filtrationsrate
HI
Herzinsuffizienz
ICD
implantierbarer kardioverter Defibrillator
IDCM
idiopathische dilatative Kardiomyopathie
IVCD
interventrikular conduction delay
KHK
koronare Herzerkrankung, CAD
LVEF
linksventrikuläre Ejektionsfraktion
LVH
linksventrikuläre Hypertrophie
LAD
left anterior descending coronary artery
LAHB
linksanteriorer Hemiblock
LPHB
linksposteriorer Hemiblock
LVESV
linksventrikuläres endsystolisches Volumen
LVEDV
linksventrikuläres enddiastolisches Volumen
NINS
Niereninsuffizienz
NT-pro-BNP
N-terminales natriuretic peptide
NYHA
New York Heart Assoziation
OAK
orale Antikoagulation
p AVK
periphere arterielle Verschlusskrankheit
RAAS
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
6
RV
rechtsventrikulär
SAN
sinoatrial node
St.Abw.
Standardabweichung
TEE
transösophageale Echokardiographie
TIA
transitorische ischämische Attacke
TWA
T-Welle-Alternans
VT
ventrikuläre Tachykardie
7
Inhaltsverzeichnis
Danksagungen ....................................................................................................................... 3
Zusammenfassung ................................................................................................................. 4
Abstract .................................................................................................................................. 5
Glossar und Abkürzungen ..................................................................................................... 6
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................. 8
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................ 10
Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. 11
1. Einleitung ........................................................................................................................ 12
1.1. Herzinsuffizienz........................................................................................................ 12
1.2. Kardiales Remodeling .............................................................................................. 14
1.3. Epidemiologie der HI ............................................................................................... 15
1.4. Diagnostik der HI ..................................................................................................... 16
1.5. Echokardiographie .................................................................................................... 16
1.6. Diagnostische und prognostische Bedeutung des Elektrokardiogramms bei HI ...... 17
1.7. Therapie der HI......................................................................................................... 21
1.8. Erregungsleitung am Herzen .................................................................................... 22
1.9. Erregungsleitungsstörungen bei der HI ................................................................... 23
1.10. Intra-atriale Erregungsleitungsstörungen ............................................................... 24
1.11. Linksschenkelblock bei der HI ............................................................................... 25
1.12.Pathophysiologie des Linksschenkelblocks und seine Beziehung zur HI ............... 25
1.13. Prognostische Wertigkeit der QRS Prolongation bei der HI .................................. 28
1.14. CRT ( Kardiale Resynchronisationstherapie ) ........................................................ 29
1.15. Welche Patienten profitieren von CRT ? ................................................................ 30
1.16 Die Ziele der Studie ................................................................................................. 31
2. Material und Methoden ................................................................................................... 33
2.1. Studiendesign ........................................................................................................... 33
2.2. Datenerhebung .......................................................................................................... 33
2.3. Analyse ..................................................................................................................... 35
3. Ergebnisse........................................................................................................................ 36
3.1 Demographische Daten des Patientenkollektivs........................................................ 36
3.2. Geschlechterverteilung ............................................................................................. 36
3.3. Mittlere QRS-Breite und Verteilung der Schenkelblockbilder ................................ 37
8
3.4. Verteilung der Risikofaktoren .................................................................................. 38
3.5.Häufigkeitsverteilung der Schenkelblockbilder unter Berücksichtigung der
Begleitmedikation ............................................................................................................ 41
3.6. Altersabhängigkeit der QRS- Breite ......................................................................... 43
3.7. Veränderung der QRS- Breite in Abhängigkeit von Ruhe- Herzfrequenz .............. 44
3.8. Warum haben Patienten mit niedrigeren Herzfrequenzen einen breiteren QRSKomplex? ........................................................................................................................ 45
3.9. Ejektionsfraktion beim Schenkelblock ..................................................................... 47
3.10. Veränderung der QRS-Breite über die Zeit ............................................................ 48
4. Diskussion ....................................................................................................................... 51
4.1. Limitationen der Studie ............................................................................................ 59
5. Zusammenfassung ........................................................................................................... 59
6. Literaturverzeichnis ......................................................................................................... 61
9
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Typische Symptome und Zeichen der Herzinsuffizienz (5) ........................... 13
Abbildung 2. Typische EKG-Änderungen beim Linksschenkelblock (15) ........................ 18
Abbildung 3. Typische M-förmige Konfiguration in Ableitungen I, aVL, V5, V6 bei
komplettem Linkschenkelblock (15) ................................................................................... 19
Abbildung 4. Vereinfachte Darstellung von Reizbildung und Erregungsleitung (3) .......... 23
Abbildung 5. Klinisches Management des Linksschenkelblocks (25) ................................ 27
Abbildung 6. Geschlechterverteilung im untersuchten Kollektiv ....................................... 36
Abbildung 7. Verteilung der Schenkelblockbilder im untersuchten Kollektiv ................... 37
Abbildung 8. Verteilung der Risikofaktoren ....................................................................... 38
Abbildung 9. Geschlechtsspezifische Verteilung der Schenkelblockbilder ........................ 38
Abbildung 10. Zusammenhang zwischen Schenkelblockbildern und Risikofaktoren ........ 39
Abbildung 11. Zusammenhang zwischen den Schenkelblockbildern und KHK ................ 40
Abbildung 12.Verteilung der Schenkelblockbilder in verschiedenen Medikamentengruppen
............................................................................................................................................. 42
Abbildung 13. Mittlere QRS-Breite in Bezug auf das Alter ............................................... 43
Abbildung 14. Linearer Zusammenhang zwischen der QRS-Breite und der Herzfrequenz 44
Abbildung 15. Korrelation zwischen der QRS-Verbreiterung und LV-Ejektionsfraktion .. 47
Abbildung 16. QRS-Änderung im untersuchten Kollektiv ................................................. 48
Abbildung 17. Mittlere QRS-Breite über längeren Beobachtungszeitraum ........................ 49
Abbildung 18. Schwankung der QRS-Breite (Abl.I) um 14 ms bei einer 75-jährigen
Patientin .........................................................................Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 19. Schwankung der QRS-Breite (Abl.I) um 20 ms bei der 48-jährigen Patientin
............................................................................................................................................. 50
10
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Klassifikation der Herzinsuffizienz nach der New York Heart Assoziation ...... 14
Tabelle 2. Therapie der Herzinsuffizienz nach ESC-Leitlinien .......................................... 21
Tabelle 3. Mittlere LV-Ejektionsfraktion (LVEF) mit Standardabweichung in
unterschiedlichen Patientengruppen; LVEF KHK insg. = alle KHK-Patienten (operiert
bzw. nicht-operiert). ............................................................................................................ 41
Tabelle 4. Mittlere Ejektionsfraktion bei Patienten mit Schenkelblock abhängig von HF . 45
Tabelle 5. Mittleres Lebensalter der Patienten mit Schenkelblock abhängig von HF ........ 45
Tabelle 6. Mittlere CHA2DS2-VASc-Score der Patienten mit Schenkelblock abhängig von
HF ........................................................................................................................................ 45
Tabelle 7. Mittlere NYHA-Klasse der Patienten mit Schenkelblock abhängig von HF ..... 46
Tabelle 8. Das mittlere Beobachtungsintervall (Monaten) .................................................. 49
11
1. Einleitung
1.1. Herzinsuffizienz
Der Begriff Herzinsuffizienz (HI) bedeutet eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit des
Herzens, ausreichend Blut an die vitalen Organen und die Peripherie zu fördern. Nun hängt
die Aufrechterhaltung der normalen Herzfunktion und damit der Perfusion, von
verschiedenen kardialen bzw. neuroendokrinen Mechanismen (u.a vom Frank-Starling
Mechanismus, Sympatikustonus, Renin-Angiotensin-System) ab. Diese Mechanismen sind
in der Lage, kurzfristig eine kardiale Dysfunktion zu kompensieren, führen aber
längerfristig zum maladaptiven kardialen Remodeling.
Parallel dazu muss das Herz bei Herzinsuffizienz eine höhere Druck- bzw. Volumenarbeit
leisten. Unter diesen Umständen kommt es zu strukturellen und funktionellen
Veränderungen im Bereich des Herzmuskels (kardiales Remodeling), die in einer
konsequenten Abnahme der systolischen und diastolischen Funktion resultieren (1).
Die systolische Dysfunktion ist
primär durch eine gestörte Kontraktionskraft
gekennzeichnet, wohingegen der diastolischen Dysfunktion eine Relaxationsstörung des
Herzens zugrunde liegt. Auf dieser Erkenntnis beruht die funktionelle Einteilung in eine
systolische und eine diastolische Herzinsuffizienz (1).
Bei 20-50% der herzinsuffizienten Patienten liegt eine erhaltene („preserved“) systolische
Funktion, mit der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) von ≥ 50% vor. Bei 44 %
der Patienten ist die Präsenz der isolierten diastolischen Dysfunktion echokardiographisch
nachweisbar und in 37 % der Fälle ist die diastolische mit einer systolischen Dysfunktion
kombiniert (2).
Je nachdem ob die linke oder die rechte Herzkammer betroffen ist, unterscheidet man
zwischen einer Links- bzw. Rechtsherzinsuffizienz. Sind die beide Herzkammer
(Ventrikel) betroffen, spricht man von einer globalen Herzinsuffizienz (3).
Die Links-bzw. Rechtsherzinsuffizienz manifestiert sich in weiterer Folge in den
Linksherzinsuffizienz üblicherweise Lungenstauung beobachtet werden kann. Häufig sind
Patienten bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz gut kompensiert und verfallen dann akut
(3).
12
In einer der wichtigsten epidemiologischen Studie, der Framingham-Heart-Study, wurden
verschiedene Ursachen und Risiken beschrieben, die an der Entstehung und der
Progression der Herzinsuffizienz mitbeteiligt sind. Unter den prädisponierenden Faktoren
befinden sich die lang anhaltende arterielle Hypertonie und die koronare Herzerkrankung,
sowie die echokardiographisch nachweisbare linksventrikuläre Hypertrophie, Diabetes
Mellitus, erhöhte Cholesterinwerte( Hyperlipidämie) u.a. (4).
Die European Society of Cardiology beschreibt die Herzinsuffizienz als ein klinisches
Syndrom mit typischen Symptomen und Zeichen (Abbildung 1.) (5):
LVHypertrophie ,
↓
Ejektionfraktion
,
RVDysfunktion
Dyspnoe in
Ruhe
und
Belastung
Erschöpfung ,
Müdigkeit,
Beinödeme
Herzinsuffizienz
Tachykardie,
Anurie ,
Oligurie
Kachexie
Tachypnoe,
Pleuraergüsse
Kardiomegalie ,
3. Herzton,
↑ NT-pro- BNP
erhöhter
Jugularvenendruck
Hepatomegalie
Abbildung 1 Typische Symptome und Zeichen der Herzinsuffizienz (5)
13
Weiters unterscheiden wir zwei Verlaufsformen der HI, die akute und chronische. Die
akute HI entwickelt sich im Verlauf von Stunden bis Tagen, meistens als Folge eines
akuten kardiologischen Geschehens (Myokardinfarkt) oder beim Versagen der kardialen
Kompensationsmechanismen, wobei sich eine bestehende chronische Herzinsuffizienz mit
dem
klinischen
Bild
der
akuten
Herzinsuffizienz
präsentiert.
Die
chronische
Herzinsuffizienz entwickelt sich im Verlauf von Monaten bis Jahren, bleibt
asymptomatisch und wird oft nicht erkannt.
Traditionell wird die Klassifikation der New York Heart Assoziation (NYHA) benutzt, um
eine Stadieneinteilung der Herzinsuffizienz zu ermöglichen, und bezieht sich auf die
subjektive körperliche Leistungsfähigkeit des Patienten (Tabelle 1.)
Tabelle 1: Klassifikation der Herzinsuffizienz nach der New York Heart Assoziation
NYHA KLASSE I
Körperliche Leistungsfähigkeit nicht eingeschränkt , keine
Dyspnoe , keine Rhythmusstörungen , keine Angina pectoris .
NYHA KLASSE II
Körperliche Leistungsfähigkeit leicht eingeschränkt;
Beschwerden bei alltäglicher körperlicher Belastung .
NYHA KLASSE III
Körperliche Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt ,
Beschwerden bereits bei geringer Belastung , aber keine
Beschwerden in Ruhe.
NYHA KLASSE IV
Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und in Ruhe ,
Bettlägerigkeit.
1.2. Kardiales Remodeling
Das kardiale Remodeling, ein Begleitfaktor der HI, entsteht als Folge einer
hämodynamischen Belastung, neurohumoraler Aktivierung, sowie der molekularen,
zellulären und interstitiellen Veränderung im Myokardbereich (6).
Kardiales Remodeling kann als physiologischer oder pathologischer Zustand betrachtet
werden und entwickelt sich nach
Ereignissen wie Myokardinfarkt, Aortenstenose,
Myokarditis und idiopathische Kardiomyopathie (6).
14
Bei einer chronischer Druckbelastung ( arterielle Hypertonie, AKS ) kommt es zu einer
Zunahme der Wanddicken des Herzens (linksventrikuläre Hypertrophie). Diese
myokardiale Veränderung wird als konzentrisches Remodeling bezeichnet (7).
Im Gegensatz dazu ist eine chronische Volumenbelastung mit der Vergrößerung der
ventrikulären Durchmesser charakterisiert und nennt sich exzentrisches Remodeling (7).
Durch den Prozess des Remodelings kommt es im Laufe der Zeit zu einer
Verschlechterung der linksventrikulären Funktion, die mit einer Erniedrigung der
Ejektionsfraktion ( EF, erniedrigtes Schlagvolumen / erhöhtes enddiastolisches Volumen )
einhergeht. Als Folge entwickelt sich eine Hypoperfusion des Subendocardiums, bzw. ein
Missmatch zwischen dem Sauerstoffbedarf und der Sauerstoffversorgung, die zu einer
weiteren
Verschlechterung
der
linksventrikulären
(LV)
Funktion
führt.
Die
linksventrikuläre Auswurfsfunktion ist ein wichtiger Vorhersagefaktor für die Mortalität
der Patienten mit einer linksventrikulären Dysfunktion, wobei Patienten mit einer geringen
Ejektionsfraktion ein erhöhtes Risiko für kardiologische Ereignisse haben (8, 9).
1.3. Epidemiologie der HI
Vergleichsuntersuchungen haben gezeigt, dass die Prävalenz der Herzinsuffizienz in den
letzten Jahrzehnten drastisch zugenommen hat, wobei als Ursachen die stetig steigende
Lebenserwartung
der
Gesellschaft
sowie
ein
erfolgreiches
Management
der
kardiovaskulären Erkrankungen angenommen werden können. Dass die Herzinsuffizienz,
als ein weltweit zunehmendes Problem und als eine fatale Erkrankung bezeichnet werden
kann, zeigen die Daten der Rotterdam Studie (10).
Die Prävalenz der Herzinsuffizienz korreliert positiv mit steigendem Lebensalter. Bei 5564 Jährigen liegt die Prävalenz bei 0,9%, bei 65-74 Jährigen bei 4,0%, bei 75-84 bei 9,7 %
und bei über 85-Jährigen bei 17,4%. Die Inzidenzrate ist doppelt so hoch bei Männern
wie bei Frauen der gleichen Alterskategorie und steigt von 1,4 / 1000 in der Altersklasse
von 55-59 Jahren auf eine Zahl von 47,4 / 1000 bei 90-Jährigen. Das lebenslange Risiko
für Herzinsuffizienz beträgt für eine Person im Alter von 55 Jahren 30,2%, wobei jüngere
Männer häufiger betroffen sind (10).
Laut Statistik Austria waren bereits 2006 über etwa 200 000 Einwohner an
Herzinsuffizienz
erkrankt.
Dies
war
auch
die
häufigste
Indikation
für
eine
Krankenhauseinweisung (11).
15
Trotz der therapeutischen Fortschritte ist die Prognose nach wie vor schlecht. Fünf Jahren
nach der ersten Diagnosestellung beträgt die Überlebensrate nur 35 %. Damit bleibt die
Herzinsuffizienz weiterhin eine tödliche Erkrankung (10).
1.4. Diagnostik der HI
Bei Vorliegen der typischen Symptomen und Verdacht auf HI wird eine Reihe von
diagnostischen
Basisuntersuchungen
(EKG,
Thoraxröntgen,
Laboruntersuchungen,
Echokardiographie, Ergometrie.) durchgeführt, die eine detaillierte Abklärung und damit
eine Diagnosesicherung erlauben. Diese Untersuchungen liefern uns die nötigen
Informationen über die Ätiologie der Erkrankung, ihre Schwere, Begleiterkrankungen und
sogar über die weiteren prognostischen Aussichten.
Zu den einfachsten, nicht-invasiven und sehr aussagekräftigen Routineuntersuchungen
zählen das EKG und die Echokardiographie, auf die im folgenden Abschnitt detaillierter
eingegangen wird.
1.5. Echokardiographie
Die transthorakale Farbdoppler –Echokardiographie hat große Bedeutung in der
Diagnostik der HI. Die Untersuchung erlaubt die Differenzierung einer systolischen bzw.
diastolischen HI, die Errechnung der Ejektionsfraktion und Kammervolumina und damit
die Beschreibung der systolischen Funktion beiden Ventrikel, die Beurteilung aller
Herzhöhlen inklusive Herzklappen, sowie die ätiologische Abklärung der Ursachen (12).
16
1.6. Diagnostische und prognostische Bedeutung des Elektrokardiogramms
bei HI
Ein EKG sollte bei jedem Patient mit Verdacht auf Herzinsuffizienz durchgeführt werden.
Bei einem unauffälligen elektrokardiologischen Befund liegt die Wahrscheinlichkeit einer
HI und damit einer LV-systolischen Dysfunktion unter 10 %. Im Gegensatz dazu kann ein
EKG bei Vorliegen einer HI folgende Abnormalitäten zeigen: Sinustachykardie,
Sinusbradykardie, atriale Tachykardie (Vorhofflimmern oder Vorhofflattern), ventrikuläre
Arrhythmien, Ischämie, LVH, pathologische Q-Zacke, AV-Block, QRS-Dauer ˃120 ms
mit der LSB-Morphologie (5).
Die genannten EKG-Abnormalitäten sind wegweisend, wenn es sich um die Genese der
Erkrankung handelt.
Die Zeichen der LV-Hypertrophie (Sokolow- Lyon und Lewis-Index) mit hohen RAmplituden in den linksventrikulären Ableitungen, Erregungsleitungsverzögerungen,
Zunahme der QRS-Dauer und Veränderungen der ST- Strecke weisen in Richtung einer
arteriellen Hypertonie, Aortenklappenstenose oder einer obstruktiven Lungenerkrankung
hin (3).
Bei Nicht-Erkennen oder Nicht–Behandlung der Auslösefaktoren kommt es zu einer „
ungestörten“ Progression der LVH, die elektrokardiographisch in einer Zunahme der QRS
–Dauer auf über 120 ms resultieren kann. Dies führt oft zu einer falsch-positiven Diagnose
des LSB (13).
Die allmähliche Verlängerung der QRS- Dauer über einen längeren Zeitraum (über Jahre)
spricht eher für die Verlangsamung der Leitungsgeschwindigkeit als Folge der
morphologischen und strukturellen Veränderungen im Bereich des linksventrikulären
Myokards (Remodeling). Die plötzliche Zunahme der QRS- Dauer (innerhalb eines Jahres)
mit entsprechenden Veränderungen in der QRS- Morphologie sprechen für einen
beginnenden LSB (13).
Eine QRS-Voltage von über 2100 µV (2,1 mV) in der Ableitung V3 mit gleichzeitig
vorhandenem fortgeschrittenen LSB weist auf eine dilatative Kardiomyopathie nichtischämischer Ätiologie mit einer Sensitivität von 85% und einer Spezifität von 73 %
hin(14).
17
Die Langzeitbeobachtung der Veränderungen in der QRS-Dauer ist von entscheidender
Bedeutung für den Einsatz der Resynchronisationstherapie (CRT). Dabei spielt die genaue
Interpretation der LSB- Morphologie eine besonders wichtige Rolle.
Um das richtige Patientenkollektiv zu behandeln und damit unnötige CRT –Behandlungen
zu vermeiden, ist eine richtige, vorsichtige gewissenhafte
Diagnosestellung des
Linksschenkelblocks erforderlich.
Mit den folgenden vorgeschlagenen Kriterien lässt sich ein kompletter LSB beschreiben
(15):
○
geschlechtsspezifisch, liegt ein LSB bei Männern bei einer QRS -Dauer von ≥ 140
ms vor und bei den Frauen von ≥ 130 ms.
○
QS oder rS in Ableitungen V1 und V2 ,
○
typische M-Konformation des QRS-Komplexes in ≥ 2 folgender Ableitungen:
V5, V6 , I und avL (Abbildung 2. und 3.)
○
die Anwesenheit der Q Welle ( früher ein Ausschlusskriterium) in Ableitungen I,
V5 und V6 sollte als ein weiteres Kriterium in Betracht gezogen werden, da ein anteriorer
apikaler Myokardinfarkt in der Präsenz des Linksschenkelblocks zur Bildung derartiger
elektrokardiographischen Veränderungen führen kann (15).
Abbildung 2. Typische EKG-Änderungen beim Linksschenkelblock (15)
18
Abbildung 3. Typische M-förmige Konfiguration in Ableitungen I, aVL, V5, V6 bei
komplettem Linkschenkelblock (15)
Ein häufiger EKG- Befund bei Patienten mit HI ist Vorhofflimmern.
Bekannt ist der Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz einerseits
durch die gemeinsamen Risikofaktoren und anderseits wurde nachgewiesen, dass die HI
das Vorhofflimmern verursachen kann, und umgekehrt.
Die Präsenz des Vorhofflimmerns bei den herzinsuffizienten Patienten zeigt eine
Assoziation mit dem Schweregrad der Erkrankung, wobei ein plötzliches Auftreten des
Vorhofflimmerns im EKG mit einer schlechteren Prognose verbunden ist, besonders in den
ersten vier Monaten der Diagnosestellung. Das Mortalitätsrisiko liegt in dem Fall bei 14%.
Zu den weiteren Risikofaktoren, die das Mortalitätsrisiko stark negativ beeinflussen
können, gehören Alter, Diabetes mellitus, periphere Gefäßerkrankung sowie positive
Schlaganfallanamnese (16).
Ventrikuläre Tachykardien (VT), die als Folge eines ektopen Reizbildungsorts im
Ventrikelmyokard zustande kommen, präsentieren sich im EKG oft schenkelblockartig.
Um die VT mit einem verbreiteten QRS-Komplex und einer Rechts- bzw.
Linksschenkelblockkonfiguration von den supraventrikulären Tachykardien (SVT)
unterscheiden zu können, müssen Kriterien wie Zeichen der AV-Dissoziation und die
entsprechende Veränderungen in Ableitungen V1 (mono/biphasische Deformierung des
19
QRS- Komplexes oder das „ Notching“ im abfallenden Schenkel der S-Zacke) und V6 ( QZacke) erfüllt sein (3).
Die alternierenden Veränderungen der T- Welle (T-Welle- Alternans, TWA) im EKG
werden als Marker für die elektrische Instabilität angenommen und sprechen für eine
erhöhte Anfälligkeit für arrhythmische Ereignisse, wie VT. Studien, wie von Klingenheben
et al. und Narayan et al. berichten über den prädiktiven Wert des TWA für das Auftreten
von VT und die Gesamtmortalität, bei Patienten mit HI ( NYHA-Klasse II-III) oder KHK,
und einer LVEF ≤ 45% (17, 18). In Abwesenheit von T-Wellen- Veränderungen liegt die
1-Jahres- Überlebensrate über 90 % (18).
Diese Erkenntnisse können besonders in Betracht gezogen werden, wenn es sich um die
Auswahl der Patienten handelt, die von der Implantation eines ICD-Geräts profitieren
könnten (19).
Der AV-Block 1° ist bei gesunden Individuen, ohne im Vorfeld bestehende
kardiovaskulären Erkrankungen anzutreffen, scheint aber unter solchen Bedingungen
keinen prognostischen Wert zu haben. Im Gegensatz dazu, ist die Verlängerung des PQIntervalls ( ˃ 220 ms) bei Patienten mit stabiler KHK und geringer LVEF , als Zeichen der
atrioventrikulären Blockierung, oft mit einem erhöhten Risiko für kardiologische
Ereignisse (maligne Arrhythmien, akute atriale Ischämie, inferiorer Myokardinfarkt) und
Gesamtmortalität assoziiert (20). Da sich also hinter dem AV-Block 1° auch andere
kardiovaskulären Erkrankungen verbergen können, sollten regelmäßige Verlaufskontrollen
bei Risikopatienten angestrebt werden.
Mit Hilfe von genannten typischen elektrokardiographischen Konstellationen bzw. der
Analyse der einzelnen EKG-Zacken schafft man einen Überblick über die elektro-pathophysiologischen Vorgänge am Herzen, strukturelle Veränderungen und erhält so die
Hinweise auf zugrunde liegende Erkrankungen. In der Langzeitbeobachtung der
Erregungsleitungsstörungen am Herzen ist das EKG, als einfachste, kostengünstigste und
zugänglichste Methode, besonders gut geeignet. Die halbjährlichen bzw. jährlichen EKGKontrollen ermöglichen eine enge kontinuierliche Beobachtung der Risikopatienten und
das rechtzeitige Erkennen der EKG-Abnormalitäten.
20
1.7. Therapie der HI
Ziel der HI-Therapie ist eine Verbesserung der Symptomatik und der Leistungsfähigkeit
des Patienten, was zu erhöhter Lebensqualität, einer Verhinderung der Progression der
Erkrankung und besseren prognostischen Aussichten führt.
Nach der Leitlinien der ESC besteht die Therapie der Herzinsuffizienz, die primär auf einer
systolischen ventrikulären Dysfunktion beruht, aus einem nicht-pharmakologischen und
einem pharmakologischen Zugang, der Implantation mechanischer Geräte sowie
chirurgischen Interventionen (21):
Tabelle 2. Therapie der Herzinsuffizienz nach ESC-Leitlinien (21)
1. nicht-pharmakologische Maßnahmen:
-allgemeine Hinweise und Maßnahmen: Edukation der Patienten und Familienangehörigen,
Gewichtskontrolle , Vermeidung
von abnormalen Gewichtsverlust,
Wasser/Alkoholrestriktion,
Nikotinkarenz .
- Sport und Ausdauertraining ( soweit möglich)
2.pharmakologische Maßnahmen:
- ACE-Hemmer sind die Mittel der Wahl bei Patienten mit reduzierter systolischer ventrikulärer
Funktion (EF ˂40-45%)
- Diuretika: Schleifendiuretika, Thiazide und Metolazone, möglichst immer in Kombination mit ACEHemmern.
- ß–Adrenorezeptorantagonisten (Betablocker), bei Patienten mit einer milden, stabilen HI, bei NYHAKlasse II-IV und in Kombination mit ACE-Hemmern und Diuretika, soweit keine Kontraindikationen
bestehen.
- Ivabradine bei unzureichender Herzfrequenzkontrolle (19)
- Aldosteronrezeptorantagonisten–Spironolaktone, bei NYHA-Klasse II-IV, auch in Kombination mit
ACE-Hemmern und Diuretika.
- Angiotensinrezeptorantagonisten (AT II-Antagosnisten, ARB), bei einer ACE-Hemmerintoleranz.
- Herzglykoside (Digoxin, Digitoxin) .
- Antikoagulation, Antiarrhythmika.
3. Implantierbare Aggregate und Chirurgie
- Revaskularisation (Katheteruntersuchung)
- Herzschrittmacher
- implantierbarer kardioverter Defibrillator (ICD)
- Herztransplantation, VAD, Kunstherz
- Hämodialyse.
21
1.8. Erregungsleitung am Herzen
Die Erregung des Herzens entsteht normalerweise im Sinusknoten, der oft als der primäre
Schrittmacher mit der höchsten Eigenfrequenz, bezeichnet wird. Der dort gebildete
elektrischer Impuls leitet sich fächerförmig über die Vorhöfe aus, wobei die
Erregungsübertragung von einer auf die nächste Myokardzelle über die kommunizierenden
Verbindungen, die auch als Gap junctions bezeichnet werden, erfolgt (22).
Die intraatriale Erregungsausbreitung mit einer Leitungsgeschwindigkeit von 0,3-0,6 m/s
erreicht die nächste Station, den AV- Knoten, der sich im Bereich des atrio-ventrikulären
Übergangs befindet. Der AV-Knoten, der sekundäre Schrittmacher mit einem Rhythmus
von 25-40 Schläge/Minute, stellt die einzige Verbindung zwischen Vorhof und Ventrikel
dar und führt über eine Ventilebene zum His-Bündel, wobei es zu einer Verzögerung der
Leitungsgeschwindigkeit im kranialen Knotenabschnitt um etwa 10% kommt (22).
Nach dem His –Bündel (Abb. 4) wird die Erregung über die zwei Tawara-Schenkel an die
Herzkammern und über die Purkinje - Fasern an das restliche Myokard weitergeleitet.
Während der Kammererregung befinden sich die Vorhöfe in einer Refraktärphase
(intraatriale Erregungsrückbildung) und nach der vollständigen Erregung der Kammer
kommt
es
ebenfalls
zu
einer
(intraventrikulären)
Erregungsrückbildung.
Diese
physiologische Vorgänge sind elektrokardiographisch von einzelnen EKG-Abschnitten
(QRS- Komplex, ST-Strecke, T-Welle) repräsentiert (3).
Die normale Herzfrequenz (Sinusrhythmus, 60-100 /min.) wird vom primären
Schrittmacher, also dem Sinusknoten vorgegeben. Bei einem Ausfall des Sinusknotens
übernimmt als erstes der AV-Knoten mit seiner Eigenfrequenz die Schrittmacherfunktion.
Fällt auch der AV-Knoten aus wird diese Funktion von den hierarchisch untergeordneten
Zentren ( His-Bündel, Purkinje-Faser) aufgenommen (22).
Die Herzfrequenz wird nicht nur von den spezifischen „Automatiezentren“, sondern auch
von versorgenden sympathischen und parasympathischen (vagalen) Nervenfasern
gesteuert. Die Stimulation des Herzsympathikus (Vorhöfe, Ventrikelmyokard) führt zur
Steigerung der Herzfrequenz (positive Chronotropie), der Herzkraft (positive Ionotropie)
und zur Beschleunigung der AV-Überleitungszeit (positive Dromotropie) (22).
22
Eine Vagusstimulation (Sinusknoten, AV-Knoten) induziert die Verlangsamung der
Herzfrequenz und der AV-Überleitungszeit, und wirkt damit dem Sympathikus
entgegen(22).
Abbildung 4. Vereinfachte Darstellung von Reizbildung und Erregungsleitung (3)
Verzögerungen
in
der
Erregungsleitung
werden
als
Erregungsleitungsstörungen
bezeichnet. Man unterscheidet sinuatriale (SA-Blockierung), intraatriale, atrioventrikuläre
(AV-Blockierung)
und
intraventrikuläre
Erregungsleitungsstörungen,
mit
einer
Unterbrechung im Bereich der Tawara- Schenkel (Links / Rechtsschenkelblock) (3).
1.9. Erregungsleitungsstörungen bei der HI
Die ventrikulären Leitungsstörungen unterscheiden sich in ihrer Prävalenz zwischen den
Geschlechtern und Altersgruppen. Leitungsstörungen, wie LSB, RSB zeigen die höchste
Prävalenz bei über 55-jährigen Männern (2,2 %), im Vergleich mit Frauen gleichen Alters.
Die totale Prävalenz liegt bei 9,6%. LSB und RSB zeigen auch unterschiedliche
Assoziationen mit kardiovaskulären Risikofaktoren und Krankheiten. Der LSB, RSB und
Blockierungen unspezifischer Natur stehen meistens in Verbindung mit der koronaren
Herzerkrankung, wobei der LSB mehr als RSB eine Assoziation mit der HI (25,0 % vs.
10,01%), Myokardinfarkt (30,0% vs. 14,7 %) und dem Diabetes mellitus (18,3 % vs.
23
10,03%) zeigt. Der LSB bzw. RSB sind oft bei peripheren vaskulären Erkrankungen
(8,8%) zu finden (23).
Der links-anteriore Hemiblock (LAHB) ist mit kardiovaskulären Erkrankungen wie
Angina pectoris, Herzinsuffizienz, Arrhythmie und arterieller Hypertonie assoziiert, aber
nicht in so einem großen Ausmaß wie ein kompletter Linksschenkelblock. Die Prävalenz
beträgt 0,2 % bei Patienten unter 45 Jahren bis 1,9 % bei den über 55-Jährigen. Den LAHB
findet man auch bei gesunden Individuen. Im Vergleich zum LAHB ist der links-posteriore
Hemiblock ( LPHB) eher eine Rarität (23).
1.10. Intra-atriale Erregungsleitungsstörungen
Unter der intraatrialen Erregungsleitung versteht man die Impulsleitung vom Sinusknoten
(SAN) auf die Vorhofmuskulatur, wobei die Erregung zuerst den rechten und danach den
linken Vorhof erreicht. Nachdem die beiden Vorhöfe vollständig erregt sind, erreicht der
elektrische Impuls den AV-Knoten. Die Veränderungen in diesem Abschnitt der
Erregungsleitung werden durch die im EKG deformierten und verbreiteten P-Wellen
erfasst.
Die
charakteristischen
Deformationen
der
P-Welle
(p-dextroatriale,
p-
sinistroatriale, p-biatriale) deuten auf den Ort der Erregungsleitungsstörung hin und
können sogar einen groben Hinweis auf die Grunderkrankung geben (3).
P-sinistroatriale Erregungsleitungsstörungen sind oft mit kardiologischen Erkrankungen
wie Mitralklappenfehlern, arterieller Hypertonie oder dilatativer Kardiomyopathie
assoziiert (3).
Die strukturellen Veränderungen des Sinusknotens (s.u. im Text), das sog. Remodeling, bei
Patienten mit HI resultieren nach den Ergebnissen einer Studie von Sanders et al. (24) aus
einer Fehlfunktion des primären Herzschrittmachers und werden als Ursachen der
klinischen Bradykardien angenommen. Deswegen sollte der Einsatz von Medikamenten
mit negativ-chronotroper Wirkung streng kontrolliert werden.
24
Strukturelle Veränderungen im SAN bei der HI nach Sanders et al.(24)
(1) anatomische und strukturelle Veränderungen entlang der Crista terminalis ;
(2) gestörte Sinusknotenautomatie durch eine prolongierte CSNRT (corrected sinus node
recovery time ), sowie sinu- atriale Erregungsleitungsverzögerung (prolongierte SACT);
(3) prolongierte intrinsische Zykluslänge der Vorhofaktionen.
1.11. Linksschenkelblock bei der HI
Der Linksschenkelblock ist oft bei den strukturellen Herzerkrankungen wie koronare
Herzerkrankung, dilatativer Kardiomyopathie oder Herzklappenerkrankungen anzutreffen.
In der gesunden Normalbevölkerung ist die Prävalenz des Linksschenkelblocks niedrig und
liegt zwischen 0,1-0,8 %. (25)
Nach Berichten des Italian Network on Congestive Heart Failure konnte bei 25% der
herzinsuffizienten Patienten ein LSB und bei 6% der Patienten ein RSB diagnostiziert
werden. (26)
Patienten mit einem bekannten LSB, ohne weitere Herzerkrankungen haben ein
Mortalitätsrisiko von nur 1,3 %, wohingegen Patienten mit einem neu erworbenen LSB in
Alter von ˃ 44 Jahre ein höheres Mortalitätsrisiko (10,0 %) und damit schlechtere
prognostischen Aussichten haben. (27)
1.12.Pathophysiologie des Linksschenkelblocks und seine Beziehung zur HI
Durch die Unterbrechung oder starke Verzögerung der elektrischen Impulsleitung beim
LSB wird die Depolarisation des Septums, sowie des linken Ventrikels von rechts nach
links durchgeführt, d.h. vom rechten Tawara - Schenkel ausgehend. In dem Fall beginnt
die Aktivierung auf der rechten septalen Oberfläche, die auf der linken Seite des Septums
der Basis des vorderen Papillarmuskels entspricht (14).
Von dieser Stelle breitet sich der Impuls auf den ganzen rechten und transseptal auf den
linken Ventrikel aus. Zuerst erreicht die Anregungswelle die vorderen und hinteren Anteile
des linken Ventrikels, erst danach wird die freie Ventrikelwand durch die zellulären
Verbindungen oder durch die distal- liegenden peripheren Faszikeln depolarisiert (14).
25
Diese Abnormalitäten führen zu einer asynchronen elektrischen Aktivierung des Myokards
mit
einer
verspäteten
Aktivierung
des
linken
Ventrikels.
Als
Folge
dieses
Pathomechanismus kommt es zu einer Verschlechterung der linksventrikulären
systolischen und diastolischen Funktion sowie zu den weiteren hämodynamischen
Veränderungen, die mit einer Erniedrigung des Herzschlagvolumens bzw. der
linksventrikulären Auswurfsfunktion einhergehen (28).
Mit Hilfe von 3-dimensionalen Abbildungssystemen (3D- contact and noncontact mapping
systems) konnte bei Patienten mit Herzinsuffizienz und LSB- Morphologie, unabhängig
von der Dauer des QRS-Komplexes, drei verschiedene Linksschenkelblockmuster
(anteriore, laterale , inferiore line of block) dargestellt werden. Diese Erkenntnisse
untermauern die Tatsache, dass es sich beim LSB um eine komplexe heterogene
Erregungsleitungsstörung handelt, die durch die auf verschiedenen anatomischen Ebenen
angeordneten Aktivierungssequenzen generiert wird. Im Gegensatz zu invasiven
Bildgebungsverfahren ist das 3D- Mapping besonders hilfreich bei der Lokalisierung der
Stimulationsstelle vor der Implantation der ICD/ CRT- Geräte (29).
Die Untersuchungen von Ho-Joong et (30) al. zeigen, dass der isolierte LSB durch die
Verlangsamung der diastolischen Flussdauer die koronare Perfusion des LAD
beeinträchtigt. Langfristig können der persistierende LSB und sich entwickelnde septale
Hypoperfusion myokardiale Schäden im Versorgungsgebiet der LAD verursachen und
damit die kardiale Funktion negativ beeinflussen.
Die Assoziation des LSB mit der KHK ist allgemein bekannt. 48 % der Patienten, bei
denen im Rahmen der Framingham Studie (5,209 Teilnehmer) ein LSB entdeckt wurde,
entwickelten eine KHK oder Herzinsuffizienz. Nach 10 Jahren Beobachtungsdauer lag die
Mortalitätsrate bei 50 % und nach 18 Jahren hatten nur 11 % der Patienten keine Zeichen
der genannten kardiovaskulären Erkrankungen (25, 31).
Aufgrund der hohen Mortalitätsrate stellt sich die Frage, zu welchem Zeitpunkt die
Koronarangiographie in dieser Patientenpopulation als eine effektive, leider invasive,
Methode zur Identifizierung der KHK zum Einsatz kommen soll. Bisherige Studien zeigen,
dass sogar bei 60 % der Patienten mit einem LSB, die eine CA durchlaufen, keine KHK
nachgewiesen werden konnte (32). Zu diesem Zweck wurden in den Studien von Keles
et.al und Abrol et. al die demographischen und die klinischen Charakteristika der Patienten
mit bzw. ohne KHK bei vorliegendem LSB evaluiert. Als Ergebnis wurde ein Model mit
26
sechs unabhängigen Variablen (familiäre Anamnese, Rauchen, Angina pectoris, Alter ,
arterielle
Hypertension,
Hyperlipidämie)
präsentiert,
mit
einer
signifikanten
prädiktorischen Aussagekraft von 87 % für die Patienten mit KHK und 90 % für die
Patienten ohne KHK (32, 33).
Der LSB gilt als unabhängiger Risikofaktor bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom
(ACS) mit einer hohen 1-Jahr- Gesamtmortalitätsrate von 5,0 % im Vergleich mit
Patienten deren QRS-Dauer unter 120 ms liegt (1,9%). Verglichen mit einem bereits
diagnostizierten oder länger bestehenden LSB, ist ein neu diagnostizierter LSB in
Kombination mit Symptomen wie Brustschmerz, Dyspnoe oder Synkope eher mit einem
akuten Myokardinfarkt assoziiert (34, 35).
Die Präsenz des isolierten LSB könnte langfristig zur Entwicklung bzw. zur Progression
der Herzinsuffizienz führen. Deswegen ist ein frühes klinisches Management im Sinne
einer sekundären Prävention von großer Bedeutung, um die Zeichen der Erkrankung
rechtzeitig zu erkennen und therapeutisch behandeln zu können (Abb. 5.).
Linksschenkelblock
symptomatische Patienten
Symptome der HI
↓
asymptomatische Patienten
Symptome der KHK
Synkope
Risikofaktoren der KHK
↓
↓
Holter- EKG
Echokardiogramm
↓
↓
Ausschließen :
↓
Myokardperfusion
-
IDCM
+
-
CAD
-
VHD
-
Myocarditis
-
Alkoholische CM
-
Amyloidosis
CA
+
EPU
-
+
-
Beobachtung
Pacing
Event-Recorder
Beobachtung
Abbildung 5. Klinisches Management des Linksschenkelblocks (25)
27
Ein iatrogener Linksschenkelblock ist eine seltene Komplikation bei der linksventrikulären
Katheterisation oder koronaren Angiographie mit einer Inzidenz von 0,17%. Dabei handelt
sich normalerweise um einen transienten LSB, der sich nach Intervention spontan
zurückbildet (36).
1.13. Prognostische Wertigkeit der QRS Prolongation bei der HI
Die Antwort auf die Frage, ab wann bzw. ab welchem Wert die Verbreiterung des QRSKomplexes als prognostisch wichtig angenommen werden soll, ist noch nicht mit
Sicherheit gegeben.
Die QRS- Verbreiterung über 120 ms bei der HI zeigt eine Assoziation mit einzelnen
demographischen und klinischen Charakteristika der Patienten, wie hohes Lebensalter,
männliches
Geschlecht,
höhere
NYHA-
Klasse,
reduzierte
LVEF,
chronisches
Vorhofflimmern, sowie mit einzelnen Medikamenten (ACE-Hemmer, Digoxin, Diuretika,
Amiodaron), die oft in der Therapie der HI verschrieben werden. In dem Fall gilt ein
verbreiteter QRS- Komplex bzw. ein LSB als ungünstiger prognostischer Faktor, mit einer
hohen Gesamtmortalitätsrate und mit erhöhtem Risiko eines plötzlichen Todes von 35%
(26).
Eine graduierte Prolongation der QRS-Dauer über die Zeit deutet auf eine Progression der
Erregungsleitungsstörung hin und zwar eher als Folge einer LV-Dilatation oder LVHypertrophie (15).
Nach den Ergebnissen der Studie von Kalra et al. dürfte schon eine QRS-Dauer von
120 ms mit einem signifikant höheren Risiko für kardiologische Ereignisse, wie plötzlicher
Tod oder der Notwendigkeit einer Herztransplantation, verbunden sein. Das „Ereignis –
freie-Überleben“ lag nach einem Beobachtungsintervall von 2-3 Jahren bei 46,9 %
(QRS≥120 ms) bzw. bei 83,6 % (QRS˂120 ms). Bei einer „mittelschweren“ Verbreiterung
des QRS- Komplexes (120-150 ms) in einem Patientenkollektiv unterschiedlicher NYHAKlasse (I-IV) die Chancen für eine Ereignisfreiheit fast bei 50 % liegen (37).
Eine andere Studie, durchgeführt von Shamim et al.(38) bestätigt diese Erkenntnisse und
zeigt, dass die inkrementellen Veränderungen der QRS Dauer innerhalb von 12 Monaten
dabei helfen können, die Hochrisikopatienten zu identifizieren. Die 20 %-ige Veränderung
der QRS-Dauer innerhalb des gegebenen Zeitraum wurde als rapide QRS- Prolongation
bezeichnet und deutet auf eine schnelle Progression der HI hin.
28
Die Veränderung der QRS- Dauer kann als einfache Kennzahl für die Beurteilung des
Krankheitsverlaufs der herzinsuffizienten Patienten oder der Patienten, die sich auf einer
Warteliste für die Herztransplantation befinden, genutzt werden. Bei einer rapiden QRSProlongation sollte frühzeitig der therapeutische Einsatz der CRT überlegt werden. Nach
heutigen Erkenntnissen wird aber über den Einsatz der Resynchronisationstherapie trotz
der Therapieresistenz bei einer QRS –Dauer unter 150 ms kontrovers diskutiert. Mehrere
Studien berichten sogar über den fehlenden klinischen bzw. therapeutischen Effekt der
CRT in dieser Patientenpopulation (15, 39, 40).
1.14. CRT ( Kardiale Resynchronisationstherapie )
Kardiale Resynchronisationstherapie ist eine nichtpharmakologische, elektrotherapeutische
Maßnahme,
die
in
der
Behandlung
von
Herzrhythmusstörungen
bzw.
Erregungsleitungsstörungen am Herzen eingesetzt wird.
Im Rahmen der CRT werden energiearme elektrische Impulse an beide Ventrikel
abgegeben, um ihre synchrone mechanische Aktivierung zu erzielen. Zu diesem Zweck
werden auch die ICD/CRT Geräte subpektoral implantiert.
Die ICD/CRT – Geräte oder Dreikammer- Schrittmacher – Systeme unterscheiden sich
durch die Möglichkeit der biventrikulären Stimulation von den herkömmlichen
Herzschrittmachern, die nur in der Lage sind die rechte Herzkammer zu stimulieren. Bei
einem ICD/CRT Gerät wird eine zusätzliche Sonde, die den linken Ventrikel stimuliert ,
über den Koronarsinus vorgeschoben (28, 41).
Die CRT stellt eine effektive Therapie bei Patienten mit Herzinsuffizienz dar. Sie führt
durch die Regulation der kardialen Asynchronie zu einer Verbesserung der systolischen
und diastolischen Funktion, mit Erniedrigung des LVESV und Erhöhung der LVEF, sowie
zur Erniedrigung der mitralen Regurgitation. Die Verbesserung der globalen Herzfunktion
und damit der Symptomatik ermöglicht eine erhöhte Lebensqualität. Im Vergleich zu einer
optimalen medikamentösen Therapie zeigt die CRT eine signifikante Reduktion des
Todesrisikos, sowie eine erniedrigte Anzahl an Krankenhausaufenthalten, die aufgrund der
Progression der HI nötig wären (42).
29
1.15. Welche Patienten profitieren von CRT ?
Die CRT sollte bei den Patienten angewendet werden, die auch von dieser therapeutischen
Methode profitieren können. Mehrere randomisierte Studien, die die Vorteile der CRT
evaluierten, wurden in einem bestimmten Patientenkollektiv durchgeführt.
Zu diesem Zweck wurden Patienten mit den üblichen Einschlusskriterien gewählt, wie
herzinsuffiziente
Patienten
der
NYHA
–Klasse
III-IV
unter
einer
optimalen
medikamentösen Therapie, mit einer LVEF ≤ 35%, einem Sinusrhythmus und einer QRSDauer ≥120/≥130 ms.Bei diesen Patienten wurde eine CRT mit zusätzlicher Schrittmacherbzw. Defibrillatorfunktion empfohlen (43).
Die Ergebnisse der durchgeführten Studien zeigen, dass die CRT bei Patienten mit
mittelschwerer bis schwerer HI mehrere Vorteile bringt und mit einer Senkung der
Gesamtmortalitätsrate um 28 % assoziiert ist (44).
Im Rahmen der CRT durchgeführtes (AV- synchronisiertes) linkventrikuläres Pacing zeigt
kurzfristig bessere klinische Effekte bei Patienten mit einer langen (˃150 ms) QRS –Dauer
im Vergleich zu einer QRS-Dauer von 120-150 ms. (29)
Nach der COMPANION Studie profitieren Patienten ohne Linksschenkelblock nicht
signifikant und Patienten mit einer QRS-Verbreiterung ≤147 ms überhaupt nicht von einer
CRT- Therapie (40).
Da Männer und Frauen typischerweise unterschiedliche QRS- Dauer bei einem
vorliegenden LSB aufweisen, erwartet man beim weiblichen Geschlecht die ersten Vorteile
der CRT schon bei einer QRS-Dauer ≥ 130 ms.. Im Gegensatz dazu, bringt Männern eine
CRT bei einer QRS-Dauer von ˂ 140 ms keine Vorteile, während eine CRT bei einer QRS
–Dauer zwischen 140-159 ms kleine Vorteile bringt (15).
Die Ergebnisse der MIRACLE und CONTAK CD Studien zeigen, dass Patienten mit
einem Rechtsschenkelblock und erhaltener CRT unter einer Langzeitbeobachtung von 6
Monaten im Vergleich zur Kontrollgruppe keine signifikanten Veränderungen in der
Gesamtsterblichkeitsrate, der Progression der Herzinsuffizienz und Verbesserung der
Lebensqualität aufweisen (45).
Allgemein, sind die Vorteile der CRT bei Patienten mit Rechtsschenkelblock und bei
Patienten mit einer unspezifischen intraventrikulären Erregungsleitungsstörung (IVCD –
intraventricular conduction delay) noch nicht ganz geklärt.
30
Es wurde festgestellt, dass der RSB oft mit einer ischämischen Kardiomyopathie,
Hyperlipidämie und männlichem Geschlecht assoziiert ist. In dieser Patientenpopulation
führt
eine
CRT
–Behandlung
zu
keinen
signifikanten
Veränderungen
der
linksventrikulären Dimensionen bzw. Funktion, sowie zu keiner Verbesserung der
Symptomatik der Herzinsuffizienz. Bei zusätzlicher linksventrikulärer Dyssynchronie
kommt es bei den CRT –Empfänger mit RSB zu einem, im Vergleich mit LSB, kleinerem
reversen
kardialen
Remodeling.
Eine
signifikante
LV-Verspätung
scheint
dementsprechend wichtig für die Selektion der CRT- Kandidaten zu sein (46, 47).
Trotz einem verlängerten QRS- Komplex, findet man unter Resynchronisationstherapie
auch die Patienten, bei denen aufgrund der unterschiedlichen ätiologischen Faktoren der
Herzinsuffizienz, der positive therapeutische Effekt fehlt (non–responders). Die
ischämischen Bereiche zum Beispiel, die als Folge der kardiologischen Erkrankungen
(Myokardinfarkt, KHK) zustande kommen, zeigen eine schlechte Reaktion auf die
elektrische Stimulation. Nach Reuter et. al zeigen Patienten mit einer idiopathischen
dilativen CMP (45% vs. 33%) und Patienten ohne stattgefundenem Myokardinfarkt (18%
vs. 33%) ein besseres Ansprechen auf die CRT (48).
1.16 Die Ziele der Studie
Wie man sieht, kann die QRS- Breite (abhängige Variable) durch das Vorhandensein der
verschiedenen klinischen Faktoren und Begleiterkrankungen verändert werden. Da aber
der Einfluss von Begleiterkrankungen auf die Prävalenz und die Progredienz der QRSVerbreiterung in einem hochselektiven Kollektiv nicht genug erforscht wurde, war das Ziel
dieser Studie durch die Evaluation der demographischen und klinischen Charakteristika der
Patienten mit Herzinsuffizienz den Zusammenhang zwischen klinischen Faktoren,
Begleiterkrankungen und QRS-Breite zu untersuchen.
Der CHA2DS2-VASc Score, auch als allgemeiner kardiovaskulärer Risikoscore, erlaubt
nach dem Vorhandensein der entsprechenden Risikofaktoren (Herzinsuffizienz, arterielle
Hypertonie, Alter zwischen 65-74, weibliches Geschlecht, vaskuläre Erkrankungen,
Diabetes mellitus, stattgefundener Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacke,
TIA) das Errechnen des individuellen Schlaganfallrisikos bei Vorhofflimmern bzw. die
Identifikation der Hochrisikopatienten für die kardiovaskuläre Ereignisse (49). Die
gleichzeitige Präsenz mehrerer Risikoeigenschaften bedeutet eine höhere Risikogruppe.
31
Ob
eine
Hochrisikogruppe
gemäß
CHA2DS2-VASc
Score
gleichzeitig
eine
Hochrisikogruppe für das Auftreten der Erregungsleitungsstörungen darstellt, wurde
ebenfalls im Rahmen dieser Studie geprüft. Es wurden alle Risikofaktoren des CHA2DS2VASc Scores individuell berücksichtigt.
Ein weiteres Ziel der Studie war; die zeitabhängige Veränderungen der QRS-Breite bei
Patienten mit Herzinsuffizienz zu analysieren. Es gibt nur wenige Studien die sich mit dem
natürlichen Verlauf der QRS-Breite beschäftigten. Da die QRS-Prolongation auf eine
Progression der Herzinsuffizienz hindeutet, wäre es sinnvoll die QRS-Breite zur
Identifikation von Hochrisiko-Patienten, die frühzeitig von der CRT-Therapie profitieren
können, heranzuziehen.
32
2. Material und Methoden
2.1. Studiendesign
Die Studie wurde retrospektiv–monozentrisch an der klinischen Abteilung für Kardiologie
der Medizinischen Universitätsklinik Graz durchgeführt.
Alle Patienten, die im Zeitraum von Oktober 2009 bis Oktober 2010 in der
Kardiomyopathie- Ambulanz (CMP-A) untersucht wurden, wurden auch eingeschlossen.
Aus dem gesamten Patientengut wurden die Patienten gewählt, die die Einschlusskriterien
erfüllten.
Die Patienten, deren Daten nicht vollständig im EDV-System erfasst wurden oder die
Patienten die der Teilnahme an der Studie nicht zugestimmten, wurden ausgeschlossen.
Die Studie wurde am 26.01.2011 von der Ethikkommission begutachtet und mit der
Nummer 23-180 ex 10/11 genehmigt.
Einschlusskriterien
Alle Patienten die in die Studie eingeschlossen wurde, hatten eine manifeste
Herzinsuffizienz und keine implantierbare Aggregate, die elektrische Aktivität des
Herzmuskels beeinflussen konnten.
2.2. Datenerhebung
Die Datenerhebung erfolgte durch das MEDOCS - Krankenhausinformationssystem und
die
digitale
Datenbank
der
steirischen
Krankenhausgesellschaft
KAGES.
Die
entnommenen Informationen wurden in einer mit Microsoft Office Excel 2010 erstellten
Datenbank gespeichert und bearbeitet.
Die
in
der
Datenbank
gespeicherten
Patientendaten
enthielten
folgende
Patientencharakteristika:
1. Demographische Daten :
Name, Geburtsdatum, Geschlecht, Telefonnummer, Postleitzahl, Screeningsdatum,
besuchte Ambulanz.
33
2. Relevante Erkrankungen :
Arterielle
Hypertonie,
Vorhofflimmern,
Vorhofflattern,
Diabetes
mellitus,
Insulinpflichtiger D.M., Zentrale Arterielle Verschlusskrankheit, Periphere Arterielle
Verschlusskrankheit, Z.n. Insult bzw. Transistorische Ischämische Attacke (TIA),
Chronische Herzinsuffizienz, Z.n. kardialer Dekompensation, Koronare Herzkrankheit,
Niereninsuffizienz.
3.Kardiale Charakteristika :
EKG-Rhythmus,
pAVK-Stadium,
NYHA-Stadium,
Ejektionsfraktion,
implantierter
Cardioverter Defibrillator.
4. Relevante Medikation :
ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorblocker, Beta-Blocker, Antiarrhytmika Klasse I / III,
Digitalis,
Kalziumantagonisten,
Aldosteronantagonisten,
Diuretika,
OAK,
ASS,
Clopidogrel.
Eine weitere Form der Datenerhebung war die Analyse der einzelnen EKG-Befunde.
Mindestens drei EKG-Befunde wurden nach den entsprechenden Kriterien (unter dem
zeitlichen Abstand von mindestens einem Jahr) ausgesucht, beurteilt und gespeichert. Auf
diese Weise wurde die Basis für eine Langzeitbeobachtung geschaffen.
Die EKG-Analyse beinhaltete die Bestimmung des Rhythmus, der Herzfrequenz, des
Lagetyps sowie die Nachmessung der EKG-Zeiten ( P-Welle, PQ- Zeit, QRS- Dauer, QTZeit je nach Herzfrequenz) mit dem EKG-Lineal, rein deskriptive Formanalyse und zum
Schluss wurde der aktuellste Befund mit den vorherigen EKG-Befunden verglichen.
Nach der Analyse wurden die jeweiligen EKG-Befunde in einem A4 Format gescannt und
mit der laufenden Patientennummer sowie mit dem Datum der EKG- Anfertigung
beschriftet und gespeichert.
Während der EKG-Analyse konnten bei manchen Patienten die temporären (nur zu einem
bestimmten Zeitmesspunkt auftretende) Veränderungen der QRS-Dauer, im Sinne einer
Verbreiterung des QRS-Komplexes, festgestellt werden. Diese QRS-Verbreiterung wird
als intermittierender Schenkleblock definiert. Ansonsten, hatten diese Patienten eine
normale QRS-Dauer.
Im Vergleich dazu, wird eine QRS-Verbreiterung, die zu allen Messzeitpunkten feststellbar
war, als ein kontinuierlicher Schenkelblock definiert.
34
2.3. Analyse
Die erhobene Daten wurden mit Hilfe der Software SPSS ( Statistical Package for the
Social Sciences) analysiert und statistisch ausgewertet, mit der Erfassung der
Häufigkeitsverteilungen, Mittelwerten und der Standardabweichungen.
Um die Häufigkeit der QRS-Verbreiterung und ihre allgemeine Wahrscheinlichkeit in
Bezug auf die verschiedene Risikofaktoren (CHA2DS2-VASc, NINS, Vorhofflimmern oder
Vorhofflattern) zu prüfen, wurde eine 2x2 Kreuztabellen – Analyse (SPSS) verwendet. Die
Signifikanz der Ergebnisse wurde durch das Heranziehen des zweiseitigen exakten Tests
nach Fisher bzw. des Chi-Quadrat-Tests beurteilt.
Die statistisch ausgewerteten Daten werden in den folgenden Seiten teilweise unter
Benutzung des Microsoft Excel 2010 diagrammartig oder tabellarisch präsentiert.
35
3. Ergebnisse
3.1 Demographische Daten des Patientenkollektivs
Insgesamt wurden die Datensätze von 537 Patienten gesammelt. Die Datensätze stammen
aus der allgemeinen kardiologischen und CMP - Ambulanz der Universitätsklinik Graz.
Durch das Einbeziehen der entsprechenden Kriterien (Einschlusskriterien), wie eine
bestehende Herzinsuffizienz und keine implantierte ICD-Geräte, wurde das gesamte
Patientenkollektiv auf eine Anzahl von 177 Patienten verkleinert. 301 Patienten hatten eine
manifeste Herzinsuffizienz mit einer mittleren Auswurfsfunktion von 41 %. Davon hatten
177 Patienten kein bzw. 124 Patienten ein implantiertes ICD-Gerät. Die 124 Patienten
wurden letztendlich aus der Studie ausgeschlossen.
177 Patientenakten erfüllten die Einschlusskriterien der Studie, wobei die Nicht Verfügbarkeit der notwendigen Patientenakten zu einer weiteren Einschränkung des
Patientenkollektivs
auf
schlussendlich
87
Studienteilnehmer
führte.
Die
hohe
Ausschlussrate war durch das Fehlen der gesamten Patientenakten oder durch die geringe
Anzahl der EKG-Befunde (notwendiger zeitlicher Abstand zwischen der einzelnen
Befunde konnte nicht geschaffen werden) bedingt.
3.2. Geschlechterverteilung
Im gesamten Kollektiv (87 Patienten) waren 63 Männer und 24 Frauen.
Männer
Frauen
28%
72%
Abbildung 6. Geschlechterverteilung im untersuchten Kollektiv
36
Das durchschnittliche Alter der analysierten Patienten betrug 60,5 Jahre mit einer
Standardabweichung von ± 14,2. Das minimale Alter betrug 20 Jahre und das höchste
Alter lag bei 85 Jahren.
3.3. Mittlere QRS-Breite und Verteilung der Schenkelblockbilder
Um im gewählten Patientenkollektiv die Patienten mit Erregungsleitungsstörungen bzw.
Schenkelblockbildern (Bundle Brunch Block – BBB) zu erfassen, wurden im Rahmen der
EKG-Analyse manuelle Messungen der Breite des QRS- Komplexes durchgeführt.
Die mittlere QRS- Breite bei allen Patienten betrug 120 ms ± 30.
Insgesamt hatten 42 Patienten einen Schenkelblock (SB), mit einer mittleren QRS- Breite
von 143 ms ± 25. Davon hatten 28 Patienten einen kontinuierlichen und 14 Patienten einen
temporären (intermittierenden) Schenkelblock. Die maximale QRS- Breite von 204 ms
wurde in dieser Gruppe gemessen. 45 Patienten hatten keinen Schenkelblock.
ø Schenkelblock
kontinuierlicher SB
temporärer SB
14 Pat.
45 Pat.
28 Pat.
Abbildung 7. Verteilung der Schenkelblockbilder im untersuchten Kollektiv
37
3.4. Verteilung der Risikofaktoren
Die häufigsten Nebendiagnosen der Studienteilnehmer waren arterielle Hypertonie (n=59),
koronare Herzkrankheit (n=40), gefolgt von Vorhofarrhythmien, wie Vorhofflimmern oder
Vorhofflattern (n=35), vaskuläre Erkrankungen (n=28), Niereninsuffizienz (n=24) und
Diabetes mellitus (n=20).
Vorhofflimmern o.
Vorhofflattern
NINS
Stroke/TIA
n-Patienten
vask.Erkrankungen
Diabetes Mellitus
arterielle Hypertonie
0
10
20
30
40
50
60
70
Abbildung 8. Verteilung der Risikofaktoren
Es konnte ein tendenziell signifikanter Zusammenhang zwischen den einzelnen
Risikofaktoren, wie Geschlecht und vaskulären Erkrankungen und dem Auftreten der
Schenkelblockbilder festgestellt werden.
60%
Schenkelblock (%)
50%
40%
30%
Männer
Frauen
20%
10%
0%
Pat. mit BBB
Abbildung 9. Geschlechtsspezifische Verteilung der Schenkelblockbilder
38
Bei 33(52,4%) Männer lag ein Schenkelblock vor. Im Vergleich dazu hatten 9 (37,5%) von
15 (62,5%)Frauen einen Schenkelblock (p=0,23).
Schenkelblock(%)
60%
50%
40%
30%
20%
Risikofaktor vorhanden
10%
Risikofaktor nicht vorhanden
0%
Abbildung 10. Zusammenhang zwischen Schenkelblockbildern und Risikofaktoren
Bei Vorliegen des Risikofaktors „ vaskuläre Erkrankung“ konnte bei 10 (35,7%) von 28
Patienten ein Schenkelblock diagnostiziert werden und in der Gruppe ohne vaskulären
Erkrankungen (n=59) hatten 32 (54,2%) Patienten einen Schenkelblock. Nach der
Signifikanzberechnung (p=0,11) könnte man sagen, dass ein tendenziell-signifikanter
Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen vorliegt, im Sinne einer höheren
Schenkelblock-Prävalenz in der Patientengruppe ohne vaskuläre Erkrankungen.
Von 59 Patienten mit arterieller Hypertonie hatten 27 (45,8 %) einen Schenkelblock. Die
Häufigkeitsverteilung der Schenkelblockbilder scheint entsprechend der Ergebnisse
(p=0,647) keinen relevanten Zusammenhang mit arterieller Hypertonie zu haben.
Bei der Gegenüberstellung der Patientengruppen mit/ohne weitere Risikofaktoren wie
Diabetes mellitus (50,0% vs. 47,8%), Stroke / TIA (45,5% vs.48,7%), Vorhofflimmern
bzw. Vorhofflattern (45,7% vs. 50,0%) und Niereninsuffizienz (50,0% vs. 47,6%) konnte
ebenfalls kein signifikanter Unterschied bezüglich der SB-Häufigkeit festgestellt werden.
Der kumulative Effekt mehrerer Risikofaktoren bzw. ein höherer CHA2DS2VASc – Score
konnte nicht mit einem erhöhten Risiko für Schenkelblockierung assoziiert werden. Der
39
mittlere CHA2DS2VASc–Score bei Patienten mit und ohne Schenkelblock (3,0 vs. 3,2)
unterschied sich nicht signifikant (t-test; p=0,628).
Da die koronare Herzkrankheit als ein unabhängiger Risikofaktor in der Entstehung der
Herzinsuffizienz gilt und oft mit der Entwicklung der Schenkelblockierungen assoziiert ist
(21,31) wurde dementsprechend die Patientengruppe mit bekannter KHK evaluiert.
Von insgesamt 40 Patienten, mit bekannter KHK, wurde bei 16 Patienten bereits eine
chirurgische Revaskularisation vorgenommen. 47 Patienten hatten keine bekannte KHK.
Abbildung
11
gibt
Schenkelblockierungen
Auskunft
in
den
über
die
Verteilung
Patientengruppen,
die
bzw.
Häufigkeit
sich
durch
der
die
Anwesenheit/Abwesenheit des Risikofaktors „KHK“ voneinander unterscheiden.
In der Gruppe ohne bekannte KHK (53,6%) hatte fast die Hälfte der Patienten (48,9%)
einen Schenkelblock. In der Patientengruppe mit bekannter KHK (46,4 %) hatten 19
Patienten (47,5 %) einen Schenkelblock. Ein weiterer interessanter Punkt war die Tatsache,
dass die SB-Prävalenz in der Patientengruppe mit bekannter KHK ohne chirurgische
Revaskularisation (34,6%)kleiner war als in der Gruppe mit einer bereits operierten KHK
(71,4%), (p= 0,084).
KHK nicht-op.
KHK operiert
ØKHK
0%
20%
40%
60%
80%
Schenkelblock(%)
Abbildung 11. Zusammenhang zwischen den Schenkelblockbildern und KHK
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung konnte nicht eindeutig geklärt werden, woher
der große Unterschied zwischen den letzten zwei Patientengruppen kommt. Eine mögliche
Erklärung könnte sein, dass die bereits operierten Patienten, gleichzeitig die kränkeren
Patienten waren mit einer umfangreicheren KHK.
40
Die folgende Tabelle präsentiert die mittlere Auswurfsfunktion der Patienten mit KHK,
ohne KHK und bereits operierten KHK. (s. Tab.3 )
KHK( operiert)
LVEF (%)
STABW (%)
KHK
non- KHK
38
43
37
9
10
11
EF KHK insg.(%)
39
STABW (%)
11
Tabelle 3. Mittlere LV-Ejektionsfraktion (LVEF) mit Standardabweichung in
unterschiedlichen Patientengruppen; LVEF KHK insg. = alle KHK-Patienten (operiert bzw.
nicht-operiert).
Wie man aus Tabelle 3. ersehen kann, ist der Unterschied in der Auswurfsfunktion
zwischen den Patientengruppen nicht so drastisch. Die LVEF der Patienten mit KHK
unterscheidet sich nicht signifikant von der LVEF der Patienten mit einer CMP ohne KHK
(t-test; p=0,66).
Innerhalb der Patientengruppe mit KHK, hatten die Patienten mit operierter KHK eine
tendenziell schlechtere Auswurfsfunktion (t-test; p=0,06) als die nicht-operierten Patienten.
3.5.Häufigkeitsverteilung der Schenkelblockbilder unter Berücksichtigung der
Begleitmedikation
Betablocker gehören erwarteter Weise zu den häufigsten verschriebenen Medikamenten im
untersuchten Patientenkollektiv. Wohl aufgrund der hohen Betablocker-Prävalenz konnte
kein Zusammenhang zwischen der Therapie mit Betablockern und einem häufigeren
Auftreten der Schenkelblockierungen festgestellt werden.
Insgesamt 81 (93,1%) Patienten nahmen Betablocker ein, davon hatten 39 (48,1%) einen
Schenkelblock.
Unter den sechs Patienten (6,9%) die keine Betablocker einnahmen, hatten jeweils 3
Patienten einen bzw. keinen Schenkelblock.
Zweithäufigste Medikamentengruppe waren die Hemmer des Renin- Angiotensin- Systems
(ACE-Hemmer und AT1- Antagonisten). Von 76 Patienten (87,36%), die im Rahmen der
41
Herzinsuffizienztherapie RAS-Antagonisten erhielten, hatten tendenziell (p=0,1) mehr
Patienten (51,3%) einen Schenkelblock im Vergleich zu den Patienten, die keine RASAntagonisten verschrieben bekommen hatten (27,3%).
Ein ähnliches Ergebnis konnte für die Patienten unter diuretischer Therapie (58,6%)
gezeigt werden. Tendenziell mehr Patienten (p=0,08) unter diuretischer Therapie hatten
einen Schenkelblock im Vergleich mit den Patienten (41,4%) die keine Diuretika
einnahmen (56,9% vs. 36,1 %).
Die Einnahme von Antiarrhythmika und Digitalis zeigte keinen signifikanten Einfluss auf
die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Schenkelblockierungen.
Die Abbildung 12 zeigt eine Übersicht der Medikamentengruppen, sowie die Verteilung
der Schenkelblockierung innerhalb der verschiedenen Medikamentengruppen.
Diuretika
Digitalis
nein
Antarrhythmika
ja
Betablocker
RAS-Hemmer
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Schenkelblock(%)
Abbildung 12.Verteilung der Schenkelblockbilder in verschiedenen Medikamentengruppen
42
3.6. Altersabhängigkeit der QRS- Breite
Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Studie, war die Untersuchung eines potentiellen
Zusammenhangs zwischen der Häufigkeit der Schenkelblockierungen bzw. der Änderung
der mittleren QRS- Breite mit dem (steigenden) Alter der Patienten.
Aus der Abbildung 13 wird deutlich, dass es in diesem Patientenkollektiv keinen
Zusammenhang zwischen der QRS-Breite und dem Alter gab.
Abbildung 13. Mittlere QRS-Breite in Bezug auf das Alter
43
3.7. Veränderung der QRS- Breite in Abhängigkeit von Ruhe- Herzfrequenz
Die Abbildung 14 zeigt, wie sich die QRS-Breite und die Ruhe-Herzfrequenz (HF) bei den
untersuchten Patienten zueinander verhalten. Zu diesem Zweck wurden zuerst die
Patienten mit dem Schenkelblock unabhängig von den Patienten ohne Schenkelblock (QRS
schmal) analysiert. Zum Schluss wurden die Ergebnisse der beiden Gruppen miteinander
verglichen.
Bei den Patienten mit Schenkelblock war die niedrigere Herzfrequenz signifikant mit
breiterem QRS-Komplex assoziiert (p=0,06). Bei Patienten ohne Schenkelblock fand sich
dagegen kein signifikanter Zusammenhang (p=0,43). Die unterbrochene Linie im
Diagramm stellt die Regressionsgerade des gesamten Patientenkollektivs und weist trotz
einer gewissen Punktestreuung eine Steigung auf, so dass man über einen linearen
Zusammenhang zwischen den gegebenen Variablen sprechen darf.
220
210
200
190
180
170
QRS-Breite
160
150
QRS schmal
140
Schenkelblock
130
ALLE
120
Linear (QRS schmal)
110
Linear (Schenkelblock)
100
Linear (ALLE)
90
80
70
60
50
40
50
60
70
80
90
100
110
Ruhe-Herzfrequenz
Abbildung 14. Linearer Zusammenhang zwischen der QRS-Breite und der Herzfrequenz
44
3.8. Warum haben Patienten mit niedrigeren Herzfrequenzen einen breiteren
QRS-Komplex?
Um diese Konstellation zu erklären, wurden die Patienten mit einem nachgewiesenen
Schenkelblock aber unterschiedlichen Ruhe-Herzfrequenzen miteinander verglichen.
Von 42 Patienten mit Schenkelblock waren 39 mit Betablocker, 6 mit Digitalis, 4 mit
Sedacoron und 1 mit Ajmalin therapiert.
Die Patienten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Erste Gruppe der Patienten wies mittlere
Herzfrequenz < 70/min., während in der zweiten Gruppe die mittlere HF ≥ 70/min. war. In
der Gruppen der Patienten mit niedrigerer HF erhielten 2(9,52%) von 21 Patienten ein
Antiarrhythmikum oder Digitalis und in der zweiten Gruppe 9 (42,8%) von 21 Patienten.
Die Prävalenz der Medikamente aus der Gruppe Antiarrhythmika und Digitalis war in der
Gruppe mit niedrigerer Ruhe-Herzfrequenz signifikant geringer (p=0,014).
Die Patienten mit niedrigerer HF hatten eine signifikant (p=0,001) bessere Pumpfunktion
bzw. höhere LV-Ejektionsfraktion (Tabelle 4.).
Das mittlere Lebensalter (Tabelle 5.) der Patienten mit der niedrigeren HF war im
Vergleich zu dem der Patienten mit der höheren HF nicht unterschiedlich (p=0,973).
LVEF ( %)
StAbw.(%)
HF <70
38,1
7,1
HF ≥ 70
31,6
4,2
Tabelle 4. Mittlere Ejektionsfraktion bei Patienten mit Schenkelblock abhängig von HF
Alter ( Jahren)
StAbw.
HF <70
62,2
12,8
HF ≥ 70
62,1
11,8
Tabelle 5. Mittleres Lebensalter der Patienten mit Schenkelblock abhängig von HF
Das kumulative kardiovaskuläre Risiko, gemessen an der CHA2DS2-VASc – Score, zeigte
ebenfalls keinen signifikanten Unterschied (t-test; p= 0,64) zwischen den beiden Gruppen.
CHA2DS2-VASc- Score
StAbw.
HF < 70
2,81
1,25
HF ≥ 70
3,00
1,38
Tabelle 6. Mittlere CHA2DS2-VASc-Score der Patienten mit Schenkelblock abhängig von HF
45
Die Patienten mit den langsamen Herzfrequenzen hatten tendenziell (t-test; p= 0,08)
weniger fortgeschrittene Herzinsuffizienz (niedrigere NYHA-Klasse).
NYHA-Klasse
StAbw.
HF <70
2,05
0,71
HF ≥ 70
2,44
0,51
Tabelle 7. Mittlere NYHA-Klasse der Patienten mit Schenkelblock abhängig von HF
46
3.9. Ejektionsfraktion beim Schenkelblock
Die vorliegende Abbildung 15. präsentiert wie die QRS-Verbreiterung mit der
linksventrikulären Auswurfsfunktion korreliert.
Grundsätzlich, hatten alle Patienten mit Herzinsuffizienz und einem verbreiteten QRSKomplex ≥ 100 ms eine verminderte LVEF (≤50%). Bei Patienten mit gering bis stark
reduzierten LVEF konnte allerdings eine deutliche QRS-Verbreiterung festgestellt werden.
Dass diese zwei Variablen gut miteinander korrelieren, zeigt ein gemessener
Korrelationskoeffizient von R= 0,54 und Signifikanzwert von p=0,005.
250
QRS (ms)
200
150
100
50
0
-
0,10
0,20
0,30
0,40
0,50
0,60
Ejektionsfraktion des LV
Abbildung 15. Korrelation zwischen der QRS-Verbreiterung und LV-Ejektionsfraktion
47
3.10. Veränderung der QRS-Breite über die Zeit
Anhand der manuellen Vermessungen, konnten die Veränderungen in der QRS-Dauer
zwischen den einzelnen EKG-Befunden (EKG1-3) erfasst und beurteilt werden.
Wie es aus der Abbildung 16. ersehen werden kann, ist die zeitliche Variabilität der QRSBreite (Streuung Y-Achse) bei den Patienten mit sowie bei den Patienten ohne
Schenkelblock vergleichbar.
Abbildung 16. QRS-Änderung im untersuchten Kollektiv
Die QRS-Breite zeigt positive und negative Schwankungen, wobei es sich bei den
positiven Schwankungen (bis zu +30 ms) tatsächlich um eine Verbreiterung und bei den
negativen Schwankungen (bis zu -30 ms) um eine Verkürzung der QRS-Dauer handelte.
Trotz den einzelnen Schwankungen bleibt die QRS-Breite im Mittel in beiden
Patientengruppen konstant.
48
Das mittlere Beobachtungsintervall im untersuchten Patientenkollektiv betrug 36,0 bzw.
32,8 Monate und unterschied sich entsprechend der Signifikanzberechnung nicht (t-test; p=
0,623) zwischen den Patienten mit und ohne Schenkelblock. Die weiteren Angaben
wurden in der Tabelle 8 dargestellt.
Schenkelblock
ø Schenkelblock
Mittelwert (MW)
36,0
32,8
Standardabweichung (SD)
27,306
25,735
Medianwert
27,0
25,1
Tabelle 8. Das mittlere Beobachtungsintervall (Monaten)
Die Abbildung 17. ist der vorherigen sehr ähnlich. Es zeigt Veränderung der QRS-Dauer
im gegebenen Beobachtungsintervall.
Abbildung 17. Mittlere QRS-Breite über längeren Beobachtungszeitraum
Anhand der Punktestreuung kann darauf geschlossen werden, dass die mittlere QRS-Breite
trotz gewisser Schwankungen und einem längeren Beobachtungszeitraum eher konstant
bleibt, sowohl bei den Patienten mit Schenkelblock als auch bei den Patienten ohne.
Die Patienten, die bei der Aufnahme normale QRS-Dauer hatten, zeigten während der
Beobachtung
eine
temporäre
QRS-Verbreiterung,
doch
nicht
im
Sinne
eines
Schenkelblocks. Ähnliches wurde bei Patienten mit einer bereits bei der Aufnahme
49
verbreiteten QRS-Dauer beobachtet. Nämlich, konnte bei einzelnen Patienten mit
Schenkelblock während der Beobachtung eine temporäre Normalisierung der QRS-Dauer
festgestellt werden.
Die folgenden Beispiele (Abbildung 18. und 19.) zeigen wie sich die QRS-Breite bei einer
Patientin mit und einer Patientin ohne Schenkelblock über die Zeit geändert hat:
a. SR, HF 59/min., PQ 136 ms, QRS 186 ms, Linkstyp, (15.01.2009)
b. SR, HF 63/min. , PQ 134 ms, QRS 172 ms , Linkstyp ( 18.08.2010)
c. SR , HF 65/ min., PQ 126 ms, QRS 172 ms, Linkstyp ( 05.11.2011)
Abbildung 18. Schwankung der QRS-Breite (Abl.I) um 14 ms bei einer 75-jährigen
Patientin mit Schenkelblock während des Beobachtungsintervalls von 33 Monaten.
a´. SR, HF 84/min., PQ-Zeit 130 ms, QRS-Dauer 90 ms, Indifferenztyp ( 10.05.2006)
b´. SR, HF 69/ min. , PQ-Zeit 144 ms, QRS-Dauer 78 ms, Indifferenztyp ( 10.02.2010)
c´. SR, HF 86/min., PQ 187 ms, QRS 98 ms , Indifferenztyp ( 09.02.2011)
Abbildung 19. Schwankung der QRS-Breite (Abl.I) um 20 ms bei der 48-jährigen Patientin
ohne Schenkelblock während des Beobachtungsintervalls von 57 Monaten
50
4. Diskussion
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden Patienten mit Herzinsuffizienz evaluiert, um
die Prävalenz und Progredienz der QRS-Verbreiterung in gewählten Patientenkollektiv zu
untersuchen und die Korrelation der QRS-Breite mit verschiedenen potenziellen
Einflussfaktoren (Alter, Begleiterkrankungen, Zeit..) zu analysieren.
Dass das Auftreten von Erregungsleitungsstörungen mit der Herzinsuffizienz assoziiert ist,
zeigt die Tatsache, dass fast die Hälfte der Patienten, die an der Studie teilgenommen
haben, eine Verbreiterung des QRS-Komplexes im Sinne eines Schenkelblocks ( mit einem
intermittierenden oder permanenten Charakter) aufwies.
Die Präsenz der Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, vaskuläre Erkrankungen, KHK,
NYHA-Klasse, geringe EF und derzeitige Medikation (ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten
und Diuretika) waren interindividuell häufiger mit einem Schenkelblock assoziiert. Nach
einem mittleren Beobachtungintervall von 36 Monaten konnte festgestellt werden, dass
sich die mittlere QRS-Breite im untersuchten Kollektiv nicht signifikant verändert hat bzw.
bleibt über die Zeit eher stabil.
Wie im Abschnitt 3.3. aufgeführt, hatten 14 von 87 Patienten (16%) einen intermittierend
breiten QRS-Komplex und 28 Patienten (32 %) einen kontinuierlich breiten QRS-Komplex
während des mittleren Beobachtungszeitraums. 51 % der Patienten hatten einen schmalen
QRS-Komplex.
Bei 13,6 % aller Patienten, mit und ohne Schenkelblock, schwankte die QRS-Breite um
mehr als 20 ms zwischen den Messzeitpunkten. Trotz der einzelnen Schwankungen blieb
aber die QRS-Dauer über einen längeren Beobachtungszeitraum im Mittel konstant.
Der natürliche Verlauf der QRS-Breite bei herzinsuffizienten Patienten könnte eine
wichtige Rolle in der Prognose der Herzinsuffizienz spielen, allerdings gibt es dazu nur
sehr wenige Studien.
Ein prolongierter QRS-Komplex zeigt besonders bei Männern eine Assoziation mit einem
erhöhten Risiko für einen vorzeitigen Tod (SCD- sudden cardiac death). Bei
Vorhandensein anderer klinischen Variablen, wie LV-Hypertrophie, Vorhofflimmern und
Niereninsuffizienz besteht sogar bei einer QRS-Dauer über 110 ms ein 2,5- faches Risiko
51
für einen plötzlichen Tod (p=0,003) Unter diesen Umständen resultiert die Progression der
QRS-Prolongation um 10 ms mit einem weiteren Anstieg des SCD-Risikos um 27 %. (50)
Die Inzidenz der QRS-Prolongation korreliert mit Schweregrad der Herzinsuffizienz. In
einer Studie mit 5,517 Patienten mit Herzinsuffizienz konnte die Prolongation der QRSDauer öfter bei den Patienten in höheren NYHA-Klassen (III-IV) festgestellt werden (23).
Eine Studie von Wang et al. berichtet, dass die Verlängerung der QRS-Dauer bei Patienten
mit HI (LVEF ≤ 35 %) zu einer Erhöhung des Mortalitätsrisiko um 24 % führt, wobei die
häufigste Todesursache die progressive Herzinsuffizienz ist. Die verlängerte QRS-Dauer
bei der Erstaufnahme oder später während der Hospitalisierung, scheint bei
herzinsuffizienten Patienten trotz einigen intermittierenden Normalisierungen der QRSDauer eine hohe kardiovaskuläre Ereignisrate zu haben (51).
Also in mehreren Studien wurde darauf hingewiesen, dass die QRS-Verbreiterung mit
einer schlechteren Prognose bei Herzinsuffizienz assoziiert ist. Doch wenige Studien
berichten über einen natürlichen Verlauf der QRS-Breite und ob die für die CRT-Therapie
herangezogene QRS-Breite stabil sei.
Aranda et al.(52) beschäftigten sich mit den Änderungen der QRS-Dauer bei Patienten mit
Herzinsuffizienz. Die Autoren dieser Studie spekulieren auch, dass die QRS- Änderung
stark mit der Verschlechterung der Herzinsuffizienz korreliert, wobei die größte QRSDauer bei 70 % der Patienten während der Dekompensationsperiode registrieret werden
konnte. Im Vergleich mit den Patienten ohne HI, zeigen die herzinsuffizienten Patienten
eine signifikante Variabilität der QRS-Dauer über die Zeit. Doch, zwischen Patienten mit
HI unterschiedlicher QRS-Dauer (QRS ≤130 und QRS≥130) konnte kein signifikanter
Unterschied in der Variabilität der QRS-Dauer über längerem Beobachtungszeitraum
festgestellt werden. Die Untersucher gehen davon aus, dass die Veränderungen im
Elektrolyten-Haushalt, die durch die Medikamente wie Diuretika, Betablocker,
Antiarrhythmika sowie die bestehende NINS verursacht werden können, auch für die
Schwankungen in der QRS-Dauer bei Patienten mit HI verantwortlich sind.
Grigioni et al.(53) analysierten die Veränderungen der QRS-Breite über einen Zeitraum
von
≥6
Monaten.
In
der
multivariaten
hämodynamischen,
kardiopulmonalen,
elektrokardiographischen
Parametern
war
Analyse
mit
klassischen
echokardiographischen
die
QRS-Prolongation
mit
klinischen,
und
erhöhtem
52
Mortalitätsrisiko, sowie mit der Notwendigkeit einer Herztransplantation assoziiert. (95 %
CI 1,03 to 1,72; p=0,029).
In der vorliegenden Studie konnten die Schwankungen der QRS-Dauer sowohl bei
Patienten mit breitem als auch bei Patienten mit schmalem QRS-Komplex nachgewiesen
werden. Die mittlere QRS-Breite bei allen Patienten blieb aber konstant bzw. stabil. Die
Schwankungen der QRS-Breite konnten tatsächlich, entsprechend der Ergebnissen von
Aranda et al. (52) durch die Einnahme von Medikamenten oder begleitende Erkrankungen
verursacht werden. Doch die konstante QRS-Dauer über die Zeit lässt sich vielleicht
dadurch erklären, dass die Patienten im untersuchten Kollektiv weniger fortgeschrittene
Herzinsuffizienz hatten im Vergleich zu den Patienten, die an den oben aufgeführten
Studien teilgenommen haben (NYHA-Klasse III-IV, LVEF 25 %±7).
Die vorliegende Studie kann die Ergebnisse von Aranda et al.(52) nun bekräftigen, da auch
in untersuchtem Kollektiv die Variabilität der QRS-Breite zwischen Patienten mit
schmalem und Patienten mit breitem QRS-Komplex vergleichbar war.
Direkte Schlussfolgerung daraus ist, dass die QRS-Breite, bei so einer hohen
prognostischen
Aussagekraft,
zur
Verlaufsbeobachtungen
bei
Herzinsuffizienz
herangezogen werden soll.
Da vaskuläre Erkrankungen als Risikofaktor zum neuen CHA2DS2VASc – Score gehören,
wurde untersucht, ob die Präsenz dieses Risikofaktors mit dem häufigeren Auftreten der
Schenkelblockierungen im untersuchten Kollektiv verbunden ist.
Nach den Ergebnissen von Haataja et al. war sowohl der Links- als auch der
Rechtsschenkelblock bei den Patienten mit peripheren vaskulären Erkrankungen
anzutreffen (23).
Im untersuchten Kollektiv wurden im Gegenteil mehr Schenkelblockierungen in der
Patientengruppe ohne Risikofaktor gefunden (54,2% vs. 37,5 %). Eine mögliche Erklärung
dafür wäre, dass Patienten mit vaskulären Erkrankungen aufgrund ihrer Symptomatik viel
früher auffällig werden und dadurch die Herzerkrankung rechtzeitig erkannt wird.
Bei den Patienten mit koronarer Herzerkrankung ( CAD ) ist der Linksschenkelblock, nicht
aber der Rechtsschenkelblock ein wichtiger Mortalitätsprädiktor, abhängig vom Stadium
der Herzinsuffizienz und Ausmaß der KHK. Die Patienten mit Schenkelblock (LSB /RSB)
haben im Durchschnitt eine umfangreichere KHK und schlechtere kardiale Funktion
(geringe EF) (54).
53
In der vorliegenden Studie wurden tendenziell mehr Patienten mit Schenkelblock in der
Gruppe der KHK-Patienten, die bereits operiert worden waren, registriert. (p=0,08).
Die LVEF war bei den operierten im Vergleich mit den nicht-operierten Patienten mit
KHK geringer (p=0,06). Dies erklärt sich durch die höhere Prävalenz von
Schenkelblockierungen bei operierter KHK. Die Patienten aus dieser Gruppe sind die
kränkeren Patienten, bzw. könnten eine umfangreichere KHK haben.
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde bei Patienten, die bereits operiert worden
waren nicht exploriert, um welche Art der chirurgischen Revaskularisation (CA,CABG) es
sich gehandelt hatte. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass die Patienten nach solchen
Interventionen einen temporären Schenkelblock entwickeln können (36).
In der Studie von Haataja et al. ist der Linksschenkelblock mit allen untersuchten
Erkrankungen ( Myokardinfarkt, Angina pectoris, arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus,
periphere vaskuläre Erkrankungen) signifikant verbunden, außer mit dem Schlaganfall
(23).
In der vorliegenden Studie wurde gezeigt, dass es zwischen den Patienten, die
entsprechend dem CHA2DS2VASc –Score, mindestens einmal einen Schlaganfall oder TIA
erlitten hatten und den Patienten ohne Schlaganfallanamnese keinen signifikanten
Unterschied gibt, wenn es um die Häufigkeit der QRS-Verbreiterung geht. Eine positive
Schlaganfallanamnese scheint nicht mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten der
Schenkelblockierungen verbunden zu sein.
Im Vergleich zum Rechtschenkelblock, zeigt der Linkschenkelblock (18,3% vs.10,0%)
eine signifikante Assoziation mit Diabetes mellitus(23).
Die Studie von Eriksson et al (55) berichtet davon, dass die Männer mit Schenkelblock
häufiger Diabetes mellitus hatten. In den Studien von Jeong et al. und Li et al. war
Diabetes mellitus häufiger mit Rechtsschenkelblock assoziiert, nicht aber mit
Linksschenkelblock (56, 57).
In der vorliegenden Studie fehlt die positive Relation zwischen Diabetes mellitus und
QRS-Verbreiterung (p= 1,00). Dies könnte durch die geringe Zahl von Diabetikern im
untersuchten Kollektiv erklärt werden.
54
Im untersuchten Kollektiv war arterielle Hypertonie die häufigste Nebendiagnose.
Noch im Rahmen der Framingham Studie konnte eine klare Assoziation zwischen dem
LSB und den wichtigsten kardiovaskulären Erkrankungen, unter anderen auch der
arteriellen Hypertonie festgestellt werden (4).
Bei Patienten mit arteriellen Hypertonie und elektrokardiographischen Zeichen der LVHypertrophie ist ein zusätzlicher Schenkelblock mit einem erhöhten Risiko für die
kardiovaskulären Ereignisse, wie Entwicklung einer Herzfrequenz und plötzlicher Tod,
assoziiert (58).
Die vorliegende Studie zeigte, dass kein signifikanter Prävalenzunterschied (p=0,66) der
Schenkelblockierung zwischen den Patienten mit bzw. ohne arterielle Hypertonie vorliegt.
Vielleicht lag es auch daran, dass das untersuchte Kollektiv klein war.
Entsprechend der Ergebnissen von Li et al. (58), sollte man die Patienten mit
Herzinsuffizienz, arteriellen Hypertonie und verbreitetem QRS-Komplex als HochrisikoPatienten betrachten.
Neben den typischen Risikofaktoren (arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, vaskuläre
Erkrankungen, Schlaganfall/ TIA) die dem neuen CHA2DS2VASc- Score entsprechen,
wurde noch untersucht, ob das Vorliegen einer chronischen Niereninsuffizienz einen
potentiellen Einfluss auf die Häufigkeit der Schenkelblockbilder bei Herzinsuffizienz zeigt.
Allgemein gibt es sehr wenige Information darüber, ob die NINS eine direkte Auswirkung
auf die Erregungsüberleitung hat.
In der Studie von Bruch et al. wurde gezeigt, dass die chronische NINS zur
Verschlechterung der kardialen Erregungsleitung führt und eine Progression der
ventrikulären
Dysfunktion
verursachen
kann.
Die
QRS-Prolongation
bzw.
Linksschenkelblock waren signifikant mit niedrigeren GFR – und höheren Kreatininwerten
assoziiert (59).
Die vorliegende Studie konnte den positiven Zusammenhang zwischen der NINS und
Häufigkeit der Schenkelblockbilder allerdings nicht bestätigen. ( p= 1,00). Dies lässt sich
dadurch erklären, dass die Patienten im untersuchten Kollektiv ein nicht so
fortgeschrittenes Stadium der NINS erreicht haben.
Mit der Prolongation der QRS-Dauer steigt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von
Vorhofflimmern. Nach den Ergebnissen von EL-Chami et al.(60) findet man
55
Vorhofflimmern bei 20,9 % der Patienten mit QRS unter 120 ms , 27,5 % der Patienten
mit 120 ≤ QRS ≤ 150 ms und 35,5 % der Patienten mit QRS über 150 ms.
In der vorliegenden Studie zeigt Vorhofflimmern als Risikofaktor keinen signifikanten
Einfluss auf die Häufigkeit der Schenkelblockbilder. ( p=0,827).
Bei Patienten, die unter Behandlung mit ACE-Hemmern, AT1-Antagonisten und Diuretika
waren, konnte ein gehäuftes Auftreten von Schenkelblockierungen festgestellt werden.
Tendenziell
signifikant
war
aber
nur
der
Zusammenhang
zwischen
den
Schenkelblockierungen und Diuretika.
In der Studie von Baldasseroni et al. (26) treffen wir auf die ähnliche Ergebnisse. Dies lässt
sich dadurch erklären, dass ACE-Hemmer und Diuretika nach allen internationalen
Empfehlungen zur häufigsten Medikation von Patienten mit Herzinsuffizienz gehören
sollten. Diuretika sind bei Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz (Dyspnoe,
Ödeme) empfohlen und können in fast allen Stadien eingesetzt werden.
Im untersuchten Kollektiv befanden sich die Patienten mit Schenkelblock vorwiegend in
einem NYHA-II-Stadium. Bei symptomatischen Patienten werden Diuretika ziemlich früh
eingesetzt. Damit lässt sich in diesem Fall der positive Zusammenhang zwischen Diuretika
und Schenkelblockierungen erklären.
Im Patientenkollektiv der vorliegenden Studie konnte kein signifikanter Zusammenhang
zwischen dem häufigeren Auftreten der Schenkelblockbilder und der Einnahme der
Medikamente aus der Gruppe Antiarrhythmika oder Digitalis gezeigt werden.
Die Prävalenz der Erregungsleitungsstörungen korreliert mit dem Lebensalter, Geschlecht
und der Präsenz von kardiovaskulären Erkrankungen. Laut den Ergebnissen der
durchgeführten Studien, steigt die Prävalenz der Schenkelblockierungen (LSB bzw. RSB)
mit steigendem Lebensalter und betrifft meist das männliche Geschlecht. Einen kompletten
intraventrikulären Block, mit einer QRS –Dauer von ≥ 120 ms sieht man nach den
Ergebnissen der Framingham Studie öfter bei älteren Männern (11 %) im Vergleich zu
Frauen (5%) der gleichen Altersgruppe (50- 60 Jahren). (61)
In der vorliegenden Studie konnte eine höhere Inzidenz der Schenkelblockierungen beim
männlichen Geschlecht (52,4 % vs. 37,5%) festgestellt werden. Eine altersabhängige
56
Zunahme der Schenkelblockierung zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen den
Patienten unterschiedlicher Altersgruppen.
Dass die Verschlechterung der LV-Funktion mit der Prolongation der QRS-Dauer
korreliert, zeigen die Ergebnisse von Schenkman et al.(62) Im Rahmen seiner Studie
konnte festgestellt werden, dass die Prävalenz der systolischen Dysfunktion (die ab einer
LVEF kleiner als 45% vorliegt) mit steigender QRS-Dauer stark zunimmt, und zwar von
42% bei der QRS-Dauer unter 120 ms bis zu 76 % bei der QRS-Dauer ≥ 150 ms. In 20 %
der Fälle kommt es bei Patienten mit Herzinsuffizienz innerhalb des ersten Jahres nach der
Diagnosestellung zu einer Verlängerung der QRS-Dauer.
Lund et al. berichten, dass die QRS-Breite mit hohem Mortalitätsrisiko verbunden ist,
unabhängig von LVEF. In seiner Studie konnte keine Interaktion zwischen der QRS-Breite
und LVEF nachgewiesen werden. Jedoch hatten die Patienten mit einer erhaltenen LVEF
und breitem QRS-Komplex ein geringeres Mortalitätsrisiko (63).
In der vorliegenden Studie konnte ein linearer Zusammenhang zwischen der QRS-Dauer
und LVEF feststellen werden, bzw. hatten Patienten mit breitem QRS-Komplex eine
signifikant geringere LVEF (p=0,005). Erniedrigter LVEF liegt die LV-Dysfunktion bzw.
gestörte Erregungsleitung zugrunde.
Eine erhöhte Herzfrequenz, als einfaches klinisches Zeichen, ist nach den Ergebnissen
mehrerer Studien mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko bei Patienten, die an
kardiovaskulären Erkrankungen leiden, verbunden (64).
In der vorliegenden Studie war eine niedrigere Herzfrequenz mit breiterem QRS-Komplex
signifikant assoziiert (p=0,06). Im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen konnte
dieses Phänomen nicht restlos geklärt werden.
Nichtdestotrotz war bei den Patienten mit niedrigerer Herzfrequenz die EF signifikant
höher,
die
NYHA-Symptomatik
signifikant
geringer
und
die
Prävalenz
von
Antiarrhythmika und Digitalis geringer. Ob die eingesetzte Betablocker für die niedrigere
Herzfrequenz verantwortlich waren, konnte nicht festgestellt werden, da fast alle Patienten
unter Betablocker Therapie waren (keine Vergleichsgruppe).
Die Studie von Silvet et al. (65) zeigt ebenfalls eine negative Korrelation zwischen der
QRS-Dauer und Herzfrequenz. Bei den Patienten mit einer QRS-Dauer über 110 ms war
die Herzfrequenz niedriger als bei einer QRS-Dauer unter 110 ms. Im Gegensatz zu den
57
Ergebnissen der vorliegenden Studie hatten diese Patienten allerdings signifikant geringere
LVEF und waren eher in die höhere NYHA-Klasse (III-IV) eingestuft, was auf ein
schwereres Krankheitsbild hindeutet.
Bei herzinsuffizienten Patienten mit normaler oder verlängerter QRS-Dauer führt die
Erhöhung
der
Herzfrequenz
durch
Verstärkung
der
LV-Dyssynchronie
zu
Verschlechterung der LV-Funktion bzw. LVEF, im Vergleich mit Patienten ohne HI (66).
Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung, wenn es sich um die Planung der weiteren
therapeutischen Schritte bei Patienten mit HI handelt. Es konnte nachgewiesen werden,
dass die therapeutische Reduktion der Herzfrequenz (SHIFT-Studie) direkt mit einer
Reduktion der kardiovaskulären Ereignisse assoziiert ist (67).
Die QRS-Dauer ist also ein einfacher prognostischer Marker bei Patienten mit
Herzinsuffizienz und gilt unter anderen als ein Selektionskriterium für CRT. Die Validität
dieses Kriteriums ist aber trotz vielen durchgeführten Studien noch immer fraglich. Viele
Forscher sind sich nicht einig, wenn es um die optimale QRS-Dauer geht, bei der man mit
erfolgreicher CRT rechnen kann. Diese wurde auch bis jetzt noch nicht definiert.
Die neuen ESC-Leitlinien in der Therapie der Herzinsuffizienz basieren sich auf den
Ergebnissen mehrerer Studien.
Die CRT-Therapie sollte schon bei Patienten der NYHA-Klasse II zur Risikoreduktion
eines vorzeitigen Tod empfohlen werden. Dabei sollten die Patienten eine QRS-Dauer von
≥ 130 ms, LVEF ≤ 30% und typische LSB- Morphologie im EKG haben. Bei einer QRSDauer ≥150 ms kann die CRT unabhängig von QRS-Morphologie angewendet werden.
Bei Patienten in höheren NYHA-Klassen (III-IV) ist die CRT bei einer QRS-Dauer ≥ 120
ms, LVEF ≤ 35% und LSB-Morphologie empfohlen (19).
Die Meta-Analyse der größten Studien (RAFT, MADIT-CRT, CARE-HF, COMPANION
), die die Vorteile der CRT bei herzinsuffizienten Patienten mit verbreitertem QRSKomplex geprüft haben, zeigt aber, dass Patienten mit einer QRS-Dauer unter 150 ms
unabhängig von der NYHA-Klasse nicht profitieren können. Die Anzahl der NonResponder ist zu groß und fast identisch mit dem Prozentsatz der Patienten mit QRS-Dauer
unter 150 ms (30%).(68)
Die Leitlinien, die die Indikationen zur CRT-Therapie bei herzinsuffizienten Patienten
erläutern, werden fast jährlich geändert und neu erfasst. Die QRS-Breite drängt immer
58
mehr vor und ist zu einem entscheidenden Kriterium für einen erfolgreichen Einsatz der
CRT-Therapie geworden. Doch die hohen Non-Responders-Raten müssen auch in Betracht
gezogen werden.
4.1. Limitationen der Studie
Da es sich hier um eine retrospektive Studie handelt, standen nicht alle benötigten
Patientenunterlagen zur Verfügung. Darüber hinaus waren nicht alle Unterlagen
vollständig. Von insgesamt 177 Patienten, die den Einschlusskriterien entsprachen,
konnten nur Unterlagen von 87 Patienten bearbeitet und bewertet werden.
Im Rahmen dieser Studie wurde ein hochselektives Patientengut (allgemeine
kardiologische und CMP-Ambulanz, zusätzliche Einschlusskriterien) untersucht, so dass
eine Verallgemeinerung der Ergebnisse schwierig ist.
Das Ausschließen der Patienten mit implantierten Aggregaten zeigte sowohl Vorteile als
auch Nachteile. Diese Patienten wurden ausgeschlossen, da die eindeutige Interpretation
der EKG-Parameter durch die elektrische Stimulation negativ beeinflusst werden konnte.
Der Nachteil war, dass viele Patienten mit stark eingeschränkter LVEF (≤35%) mit
ausgeschlossen wurden. Damit wurde die Aussagekraft für Patienten mit hochreduzierten
LVEF eingeschränkt.
5. Zusammenfassung
Die vorliegende Studie liefert zusätzliche Erkenntnisse über die Änderungen der QRSBreite bei Patienten mit Herzinsuffizienz über einen längeren Beobachtungszeitraum.
Es wurde auch nach einem potentiellen Einfluss der klinischen Faktoren und
Begleiterkrankungen auf die Entwicklung der Erregungsleitungsstörungen geforscht.
Anhand der statistischen Analyse konnte die Verteilung der Risikofaktoren (arterielle
Hypertonie, Diabetes mellitus, NINS, vaskuläre Erkrankungen, Schlaganfall/TIA,
Vorhofflimmern/ Vorhofflattern) im hochselektiven Kollektiv dargestellt werden. Auf
59
diese Weise konnte ein Überblick über die häufigsten Diagnosen der Patienten, die
regelmäßig die allgemeine und CMP-Ambulanz an der Grazer Universitätsklinik für
Kardiologie besuchen, geschaffen werden.
Die verschiedenen klinischen Faktoren, Begleiterkrankungen und Medikamenten zeigen
einen Zusammenhang mit dem Auftreten der Erregungsleitungsstörungen und sollten bei
der Selektion der Patienten für die CRT-Therapie berücksichtigt werden.
Während einzelne vorausgehende Studien in post-hoc Analysen die Entwicklung eines
Linksschenkelblocks mit einer Prognoseverschlechterung assoziiert haben, ist de facto über
den natürlichen Verlauf der QRS-Breite sehr wenig bekannt. Es konnte gezeigt werden,
dass Patienten mit Herzinsuffizienz eine im Mittel längere QRS- Dauer haben. Die
zeitliche Variabilität der QRS-Breite ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit und ohne
Schenkelblock vergleichbar. Grundsätzlich würde nur eine stabile QRS-Breite im
Langzeitverlauf nicht auf einen progredienten Verlauf der Herzinsuffizienz hindeuten. Da
die Patienten bereits in frühen Stadien der Herzinsuffizienz von der CRT-Therapie
profitieren können, sollte neben der QRS-Dauer auch die Linkschenkelmorphologie
berücksichtig werden.
Die QRS-Breite soll zur Verlaufsbeobachtungen der Herzinsuffizienz herangezogen
werden.
60
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