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Aus der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik
des Universitätsklinikums
der
Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
Direktor: Prof. Dr. med. J. Kornhuber
Titel:
Benötigen ambulante Notfallpatienten höhere Ressourcen?
Eine prospektive Fall-Kontroll-Studie
Inaugural-Dissertation zur Erlangung
der Doktorwürde
der Medizinischen Fakultät
der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
vorgelegt von
Stefan Wendel
aus Fürth
Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Dekan:
Prof. Dr. med. Dr. med. h.c. J. Schüttler
Referent:
Prof. Dr. med. M. Weih
Korreferent:
Prof. Dr. med. J. Kornhuber
Tag der mündlichen Prüfung: 20.02.2012
Meinen Eltern gewidmet
Inhaltsverzeichnis 1. ZUSAMMENFASSUNG 1 1.1 Hintergrund und Ziele 1 1.2 Methoden 1 1.3 Ergebnisse und Beobachtungen 1 1.4 Praktische Schlussfolgerungen 2 1.5 English abstract 2 1.5.1 Objective 2 1.5.2 Methods 2 1.5.3 Results 2 1.5.4 Conclusions 3 2. EINLEITUNG 4 3. MATERIAL UND METHODEN 6 3.1 Studiendesign 6 3.2 Erhebungsinstrumente 7 3.3 Statistische Methoden 8 4. ERGEBNISSE 9 4.1 Diagnoseverteilung nach ICD-­‐10 9 12 4.2 Verlaufsbeobachtung 4.2.1 stationäre und ambulante Aufenthalte 12 4.2.2 Nachbefragung der Fallgruppe 13 4.2.2.1 CGI-­‐I, CGI-­‐S und GAF 13 4.2.2.2 SF-­‐12 15 5. DISKUSSION 17 5.1 Diskussion der Methoden 17 5.2 Diskussion der Ergebnisse 17 5.2.1 Diskussion der Diagnoseverteilung nach ICD-­‐10 17 5.2.2 Diskussion der Verlaufsbeobachtung 18 5.3 Ausblick 20 6. LITERATURVERZEICHNIS 21 7. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 23 8. VERZEICHNIS DER VORVERÖFFENTLICHUNGEN 24 9. ANHANG 25 10. DANKSAGUNG 30 11. LEBENSLAUF 31 Abbildungsverzeichnis
ABBILDUNG 1: DIAGNOSEVERTEILUNG; ZIFFERN: ICD-­‐HAUPTDIAGNOSEN AUS DEM F-­‐KAPITEL ........ 10 ABBILDUNG 2: DIAGNOSEVERTEILUNG NACH DEN ICD-­‐10 F-­‐HAUPTGRUPPEN ................................... 11 ABBILDUNG 3: GRÜNDE DER ERNEUTEN NOTFALLVORSTELLUNG KATEGORISIERT ............................ 13 ABBILDUNG 4: CGI-­‐I; CGI-­‐I = CLINICAL GLOBAL IMPRESSION -­‐ IMPROVEMENT .................................. 14 ABBILDUNG 5: CGI-­‐S; CGI-­‐S = CLINICAL GLOBAL IMPRESSION -­‐ SEVERITY ........................................... 15 Tabellenverzeichnis
TABELLE 1: HÄUFIGSTE DIAGNOSEN F30-­‐39 ........................................................................................ 11 TABELLE 2: HÄUFIGSTE DIAGNOSEN F40-­‐48 ........................................................................................ 12 TABELLE 3: ERGEBNISSE WHO SF-­‐12 .................................................................................................... 26 1
1. Zusammenfassung
1.1 Hintergrund und Ziele
Aufgrund der Zunahme von leistungsorientierten Krankenhausvergütungsystemen
wird eine suffiziente Versorgung von ambulanten Patienten an der Schnittstelle
zum Krankenhaus zu einer immer größer werdenden Herausforderung. Eine möglichst genaue Kenntnis der Patientenpopulation und der zur Behandlung erforderlichen Ressourcen sind dabei unerlässlich. Eine besondere Herausforderung für
eine effiziente Krankenhausplanung stellt hier die wichtige Schnittstelle Ambulanz dar, in der sich häufig Patienten als Notfall bzw. ohne Termin vorstellen.
1.2 Methoden
In der vorliegenden prospektiven Fall-Kontroll-Studie wurden Notfallpatienten
mit einer Kontrollpopulation von Patienten mit regelgerechtem ambulanten Termin verglichen. Betrachtet wurden die Ressourcennutzung und der Verlauf beider
Populationen sowie der Gesundheitszustand der Fälle nach drei Monaten.
1.3 Ergebnisse und Beobachtungen
Die affektiven Störungen waren in beiden Populationen am häufigsten (Fälle:
42,1%; Kontrollen: 42,5%). Hier lag der Ressourcengebrauch der Fälle über dem
der Kontrollen: Ein Notfallpatient hatte nicht signifikant mehr ambulante Wiedervorstellungen (3,4 vs. 2,2 p=0,3). Zudem lag eine höhere Zahl an stationären Aufnahmen (33% vs. 12% p=0,04) mit im Mittel längerem Klinikaufenthalt (31,1 vs.
26,1 Tage p=0,7) vor. In der Nachbefragung der Fälle nach drei Monaten zeigte
sich in der Mehrzahl der Fälle (56%) eine Besserung im CGI-I und im WHO SF12 bezeichneten 72% ihren Gesundheitszustand als mindestens "gut".
2
1.4 Praktische Schlussfolgerungen
Unsere Studie zeigt, dass Patienten, die sich ohne Termin in einem psychiatrischen Notdienst vorstellen, im weiteren Verlauf häufiger wieder vorstellen und
signifikant häufiger stationär aufgenommen werden. Die ambulante und stationäre
klinische Versorgung wird tendenziell mehr in Anspruch genommen als bei Patienten mit regelgerechtem Termin. Auf der anderen Seite scheint dieser erhöhte
Ressourcenverbrauch auch zu einer Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes der meisten Patienten zu führen.
1.5 English abstract
1.5.1 Objective
Due to the increase in performance-oriented hospital compensation systems, a
sufficient supply of out care patients is an increasing defiance. A preferable exact
knowledge of this patient-population and the resources required for treatment are
essential. A particular challenge for efficient hospital planning is the important
outpatient clinic, where patients often appear unplanned.
1.5.2 Methods
In this prospective case-control study, emergency patients were compared with a
control-population of patients with a regular outpatient appointment. For three
months, resources use and the progress of both populations as well as the health
status of the case-population were investigated.
1.5.3 Results
Affective disorder was the most frequently diagnostic group in both populations
(cases: 42.1%, controls: 42.5%). Resource utilization was higher in the cases of
emergency outpatients or patients without appointment compared to the control
group. Emergency patients had more ambulatory reassessments (3.4 vs. 2.2 p=0,3),
a higher hospital admission rate (33% vs. 12% p=0,04) and an extended hospitalization time (31.1 vs. 26.1 days p=0,7). After three months, the majority (56%) of
3
cases showed an improvement in the CGI-I. In the WHO SF-12, 72% of the cases
described their health as at least "good ".
1.5.4 Conclusions
In our study, we observed an admission increase for outpatients without an appointment. Moreover, the psychiatric medical care system was used more frequently by this case group. The medical condition improved after treatment over
time.
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2. Einleitung
Die zunehmende Ökonomisierung des deutschen Gesundheitswesens macht auch
nicht vor der Psychiatrie Halt. Fallpauschalen und leistungsorientierte Krankenhausvergütungssysteme [8], basierend auf dem Wunsch nach mehr Wirtschaftlichkeit der Leistungserbringung im Krankenhaus, stellen den Ressourcengebrauch in der Ambulanz, auf Stationen und an der Schnittstelle dazwischen vor
große Herausforderungen. In den meisten großen Kliniken stellen die eigene Ambulanz bzw. der eigene Notdienst gleichzeitig den größten Zuweiser und oft auch
den Weiterbehandler dar. Während die Wartezeit für einen Termin bei einem niedergelassenen Nervenarzt in Deutschland mit wenigen Wochen im internationalen
Vergleich relativ gering ist, haben viele psychiatrische Ambulanzen an Krankenhäusern längere Wartezeiten. Dies führt vor allem in Engpasssituationen zu einem
erhöhten Anteil von Patienten, die sich ohne Termin oder im Notdienst aus verschiedenen Gründen in einer Krankenhausambulanz vorstellen, wenn ein ambulanter Termin nicht rasch verfügbar ist.
Um eine suffiziente Versorgung von Patienten zu gewährleisten, die den heutigen
Ansprüchen genügt, ist eine möglichst genaue Kenntnis über die Patientenpopulation und die zur Behandlung erforderlichen Ressourcen unerlässlich. Gerade in
der ambulanten Notfallversorgung, die trotz der schlechten Planbarkeit ein schnelles, professionelles und zielgerichtetes Handeln fordert, wären genauere Kenntnisse über die Faktoren, die die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen beeinflussen, wichtig. Aktuelle Untersuchungen zum Ressourcengebrauch des Notdienstes von psychiatrischen Ambulanzen aus dem deutschsprachigen Raum sind
jedoch unseres Wissens nicht bekannt. Auch international gibt es nur wenige Untersuchungen, die sich mit psychiatrischen Notfallsituationen aus der Perspektive
der Versorgungsforschung beschäftigen. Die meisten Analysen untersuchten bisher forensisch relevante Fragestellungen, wie etwa Suizidalität [1].
Ziel der vorliegenden Studie war daher, die Ressourcennutzung der Patientenpopulation, die sich ambulant und ohne Termin in unserer psychiatrischen Ambulanz vorstellte, prospektiv genauer zu charakterisieren bzw. zu beschreiben und
5
sie mit einer Kontroll-Population von Patienten mit regelgerechtem ambulanten
Termin zu vergleichen. Die vorliegende Studie war Teil einer größer angelegten
Studie (RUTI: Resource Utilization in psychiatric emergency care), die vorab die
subjektive Patienteneinschätzung als Notfall mit ärztlichen Maßnahmen und Urteilen verglich [6].
6
3. Material und Methoden
Das grundlegende Design der Studie und die grundlegenden epidemiologischen
Daten wurden vorab beschrieben [6]. Zusammengefasst wurden insgesamt die
Daten von 104 Patienten, die zwischen April und November 2009 tagsüber in der
Psychiatrischen Notfallambulanz des Universitätsklinikums Erlangen vorstellig
wurden, ausgewertet.
3.1 Studiendesign
Die Studie wurde als prospektive Fall-Kontroll-Studie angelegt. Im Gegensatz zur
vorangegangenen Studie wurden die Patienten hier über drei Monate weiterbeobachtet und hinsichtlich des Ressourcengebrauchs mit Kontrollen verglichen. In
die Fallgruppe eingeschlossen wurden Patienten, die ohne Termin oder im Rahmen des Notfalldienstes zwischen 8 und 17 Uhr unter der Woche in der Ambulanz
der psychiatrischen und psychotherapeutischen Klinik des Universitätsklinikums
Erlangen vorstellig wurden und eine Einverständniserklärung unterschrieben, die
eine Nutzung ihrer Daten in anonymisierter Form erlaubte. Ausgeschlossen wurden Patienten, die der Nutzung ihrer Daten widersprachen. In der Fallgruppe befanden sich sowohl Patienten, die erstmals in der Klinik vorstellig wurden, als
auch bekannte Patienten.
Die Kontrollgruppe bestand aus zufällig ausgewählten ambulanten Patienten, die
mit den Fällen in Alter ± fünf Jahre und Geschlecht übereinstimmten, jedoch im
gleichen Zeitraum mit regelgerechtem Termin in der Ambulanz vorstellig wurden.
Weitere Kriterien, wie ob es sich um eine Erstvorstellung oder Wiedervorstellung
handelt, wurden nicht in Übereinstimmung gebracht.
Die Studie wurde durch die Ethikkommission der Universitätsklinik Erlangen
genehmigt (Antrag 3969). Alle Studienteilnehmer wurden schriftlich und mündlich aufgeklärt und gaben schriftlich ihre Einwilligung. Falls der Patient durch
konkludentes Verhalten seine Einwilligung gab, wurde dies in der Patientenakte
dokumentiert.
7
3.2 Erhebungsinstrumente
Die erste Datenerhebung fand bei der Fallgruppe am Tag der Notfallvorstellung
und bei der Kontrollgruppe am Tag der Terminvorstellung statt und beinhaltete
folgende sozioepidemiologische Daten: Alter, Geschlecht, Datum der Erstvorstellung, Anzahl der vorangegangenen stationären Aufenthalte, Datum der Akutvorstellung sowie Ethnizität, Familienstand und Lebensunterhalt. Weiter wurden
auch die psychiatrischen Diagnosen nach ICD-10 sowie die zum Vorstellungszeitpunkt aktuelle Medikation dokumentiert. Die Datenerhebung erfolgte – nach
Verpflichtung aller Beteiligten auf den Datenschutz gemäß einer klinikinternen
QM-Verfahrensanweisung – durch zwei Personen (SW und FQ) mit einer Qualitätskontrolle durch einen Facharzt (MW). Die Daten der Fallgruppe, die nicht im
Rahmen der Notfallvorstellung erhoben werden konnten, sowie die Daten der
Kontrollgruppe wurden in anonymisierter Form aus dem krankenhausinternen
Informationssystem (KIS: OS/ECM Version 6.00) oder den Formularen der ambulanten Basisdokumentation (AMBADO) entnommen, die bei jedem Patienten
erhoben wird.
Der Zeitpunkt der zweiten Datenerhebung betrug drei Monate nach Erst-, bzw.
Indexvorstellung. Dabei wurden – sowohl für die Fall- als auch für die Kontrollgruppe – eventuelle Ambulanztermine während dieser drei Monate erfasst, aufgeteilt in reguläre und Notfall-Vorstellungen mit Angabe des Grundes: "Mir geht es
nicht gut", "Weiterbehandlung nach stationärer Entlassung", "Rezept", "AU",
"Stationäre Aufnahme". Zusätzlich wurden alle Klinikaufenthalte in dem angegebenen Zeitraum inklusive der erreichten stationären Tagesanzahl erhoben. Auch
diese Daten wurden dem krankenhausinternen Informationssystem (KIS:
OS/ECM Version 6.00) entnommen.
Neben der Verlaufskontrolle beider Populationen führten wir bei den Fällen eine
weitere Nachbefragung ebenfalls drei Monate nach der ersten Datenerhebung anhand eines Fragebogens und dreier Skalen durch. Grundlage war der Fragebogen
WHO SF-12 [3], ein krankheitsübergreifendes Messinstrument zur Erfassung der
8
gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Patienten. Er ist als Instrument zur Erfassung von Therapieerfolgen mittels subjektiver Einschätzung gesundheitsbezogener Lebensqualität durch Patientengruppen konzipiert. Die Befragung erfolgte
entweder telefonisch oder per Anschrift.
Aus der AMBADO, die für jeden Patienten der Ambulanz erstellt wird, kamen
wir zur Bestimmung folgender Skalen: „Clinical Global Impression“, (CGI [2]),
eine Bezeichnung für zwei internationale Skalen zur allgemeinen und diagnoseübergreifenden Bestimmung des aktuellen Schweregrades und der Veränderung
einer psychischen Erkrankung. Der CGI hat seine Validität bei Depression und
Panikstörung bewiesen [5]. Die „CGI-Improvement-Skala“, kurz CGI-I, misst die
Veränderung des klinischen Zustands eines Patienten gegenüber dem Ausgangswert. Die „CGI-Severity-Skala“, kurz CGI-S, erfasst die allgemeine Schwere der
Erkrankung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Sowohl CGI-I als auch CGI-S verwenden eine achtstufige Bewertungsskala. Für unsere Studie verwendeten wir
eine modifizierte sechsstufige CGI-I-Skala und eine modifizierte siebenstufige
CGI-S-Skala. Weiterhin setzten wir die „Global Assessment of Functioning“ Skala, kurz GAF [7], ein, eine psychometrische Skala zur Erfassung des allgemeinen Funktionsniveaus eines Patienten, der bzgl. psychischer, sozialer oder
beruflicher Funktionsbereiche auf einer Skala von 0 bis 100 beurteilt wird.
3.3 Statistische Methoden
Die multivariate Analyse wurde mittels SPSS/PASW 17.0 berechnet. Univariate
Analysen (Chi-Quadrat-Test oder Fisher-Test bei kleinen Gruppen; T-Test; Wilcoxon-Mann-Whitney-Test) wurden mit GraphPad Instat V3.06 erstellt.
9
4. Ergebnisse
Im Beobachtungszeitraum zwischen April und November 2009 stellten sich tagsüber 1242 Patienten ambulant vor, davon ca. 20% ohne Termin. Insgesamt 106
Patienten wurden prospektiv untersucht. Die übrigen Patienten konnten aus organisatorischen Gründen oder wegen mündlicher Ablehnung der Studie nicht weiter
untersucht werden. Zwei Patienten wurden ausgeschlossen, da sie den Patientenaufnahmebogen und die Einverständniserklärung ausfüllten, aber uns schriftlich
mitteilten, dass sie keine Weiterverarbeitung ihrer Daten wünschten. Endgültig
wurden also die Daten von 104 Fällen ausgewertet und dementsprechend eine
Kontrollgruppenstärke von 104 erstellt.
4.1 Diagnoseverteilung nach ICD-10
Vergleicht man die Diagnoseverteilung zwischen Fall- und Kontrollgruppe (Abbildung eins), zeigt sich eine signifikante Unterrepräsentation der organischen
Störungen (F00-09) in der Fallpopulation (p-Wert 0,04). Auch die anhaltenden
affektiven Störungen (F34) und die hyperkinetischen Störungen (F90) haben signifikant niedrigere Patientenzahlen (p-Werte 0,047 und 0,03). Dahingegen ist die
Population der Essstörungen (F50) in der Fallgruppe signifikant höher (p-Wert
0,036). Bezüglich der Häufigkeitsverteilung der ICD-10 F-Hauptgruppen (Abbildung zwei) stehen bei Fall- und Kontroll-Population klar die affektiven Störungen
(F30-39) mit 42% an erster Reihe, gefolgt von den neurotischen, Belastungs- und
somatoformen Störungen (F40-48) mit 28% (Fälle) bzw. 20% (Kontrollen).
10
F00-09
10 Alkohol
11-19 Andere Süchte
20 Schizophrenie
23 polymorphe psychotische Störung
25 Schizoaffektive Störungen
31 Bipolar
32 Depression
33 Rezidiv.Depression
34 Anhaltend/Dysthymie
4041 Angst Panik
42 Zwang
43 Anpassungsstörung
45 Somatoforme Störungen
50 Essstörung
51 Organische Schlafstörungen
53 Psychische oder Verhaltensstörungen im
54 Psychologische Faktoren oder
60-69 Persönlichkeitsstörung
90 Hyperkinetische Störungen
0% 4% Patienten ohne Termin (Notfälle)
8% 12% 16% Patienten mit Termin
Abbildung 1: Diagnoseverteilung; Ziffern: ICD-Hauptdiagnosen aus dem F-Kapitel
20% 11
0%
10%
20%
30%
40%
50%
F00-09
F10-19
Patienten ohne Termin
(Notfälle)
F20-29
F30-39
Patienten mit Termin
F40-49
F50-59
F60-69
Abbildung 2: Diagnoseverteilung nach den ICD-10 F-Hauptgruppen
Die häufigsten Diagnosen innerhalb der affektiven Störungen (F30-39) zeigt Tabelle 1. Demnach ist die rezidivierende depressive Störung in beiden Gruppen am
meisten vertreten.
Diagnose
Fälle
Kontrollen
a. Rezidivierende depressive Störung (F33.0-2)
31x
28x
b. Depressives Syndrom (F32.X)
25x
19x
Tabelle 1: häufigste Diagnosen F30-39
Am häufigsten innerhalb der neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen (F40-48) ist die Anpassungsstörung, gefolgt von der Panikstörung (siehe
Tabelle zwei).
12
Diagnose
Fälle
Kontrollen
a. Anpassungsstörung (F43.X):
22x
14x
b. Angst- oder Panikstörung (F40.X/41.X):
16x
12x
Tabelle 2: häufigste Diagnosen F40-48
In der Fallpopulation führen die vier Diagnosen der rezidivierenden depressiven
Störung, des depressiven Syndroms, der Anpassungsstörung und der Panikstörung
deutlich vor allen anderen. In der Kontrollgruppe kommen zu den eben genannten
Diagnosen noch die Persönlichkeitsstörungen (F60-69) hinzu, die bei 14 Patienten
vorlagen.
4.2 Verlaufsbeobachtung
Die Verlaufsbeobachtung nach drei Monaten zeigt eine höhere Ressourcennutzung auf Seiten der Notfallpatienten bezüglich der stationären und ambulanten
Aufenthalte. Die daraufhin folgende Nachbefragung der Fallgruppe mittels CGI,
GAF und WHO SF-12 ergibt in der Mehrzahl eine Besserung.
4.2.1 stationäre und ambulante Aufenthalte
In den folgenden drei Monaten nach der ersten Datenerhebung hatten 33% der
Fälle einen stationären Klinikaufenthalt, signifikant unterschiedlich hierzu nur
12% der Kontrollen (p-Wert 0,04). Ein Patient der Fallgruppe verweilte im Mittel
31,1 Tage in der Klinik, die Kontrollgruppe im Mittel 26,1 Tage (p-Wert 0,68).
Auch bei ambulanten Wiedervorstellungen innerhalb von 3 Monaten nach Indexvorstellung lagen die Fälle mit 3,4 ambulanten Terminen pro Fall-Patient seit
Indexvorstellung über den 2,2 der Kontrollen (p-Wert 0,30). Betrachtet man nun
nur die erneuten Notfallvorstellungen, ergibt sich ein signifikanter Unterschied (pWert = 0,04; RR 1,37 (1.05-1,79)) zwischen Fällen und Kontrollen. Auf Seiten
der Fälle sind es absolut 36 Vorstellungen, bei der Kontrollgruppe nur 22. Abbildung drei zeigt die unterschiedlichen Gründe einer erneuten Vorstellung und ihre
prozentuale Verteilung auf die beiden Kollektive: Eine fehlende Verbesserung
(„Mir geht es nicht gut“) ist mit 63,9% bzw. 72,7% häufigster Grund. Dem Fall-
13
kollektiv sind danach noch „Rezept“ (14%) und „Weiterbehandlung nach stationärer Entlassung“ (11%) zuzuordnen, selten eine erneute Aufnahme (6%). Bei den
Kontrollpatienten stellten sich 22,7% zur Verordnung eines Folgerezeptes wieder
vor.
Aufnahme
Weiterbehandlung
Patienten mit Termin
Depression
Patienten ohne Termin
(Notfälle)
Arbeitsunfähigkeit
Rezept
Verschlechterung
0%
20%
40%
60%
80%
Abbildung 3: Gründe der erneuten Notfallvorstellung kategorisiert
4.2.2 Nachbefragung der Fallgruppe
Die Nachbefragung der Fall-Population als ergänzende Verlaufsbeobachtung erfolgte anhand des SF-12-Fragebogens und des CGI-S, CGI-I und GAF. Aus dem
gesamten Fall-Kollektiv von 104 Patienten konnten 93 telefonisch oder schriftlich
erreicht werden (89,4%), von denen zwei die Befragung verweigerten und somit
91 teilnahmen.
4.2.2.1 CGI-I, CGI-S und GAF
Die Abbildungen 4 und 5 zeigen die Ergebnisse der Nachbefragung bezüglich
CGI-I und CGI-S. 56% der Patienten bewerteten ihren Verlauf im CGI-I als positiv. Sie fühlten sich nach drei Monaten „besser“ oder „viel besser“. Demgegen-
14
über gaben 20% eine Verschlechterung an. Im CGI-S ergibt sich folgendes Bild:
hier sahen sich 26% als „deutlich“ bis „sehr schwer krank“, 31% als „leicht“ bis
„mäßig krank“ und 17% als „nicht krank“. Der Rest (26%) bewertete sich als
„Grenzfall“. Alle Patienten, die sich im CGI-S als „nicht krank“ sahen, gaben im
CGI-I „unverändert“, „besser“ oder „viel besser“ an, was eine Übereinstimmung
in der subjektiven Selbstwahrnehmung der Patienten durch diese beiden Skalen
belegt.
2%
10%
8%
viel besser
25%
besser
unverändert
24%
etwas schlechter
31%
viel schlechter
sehr viel schlechter
Abbildung 4: CGI-I; CGI-I = Clinical Global Impression - Improvement
15
2%
10%
nicht krank
17%
Grenzfall
14%
leicht krank
26%
15%
mäßig krank
deutlich krank
16%
schwer krank
extrem schwer krank
Abbildung 5: CGI-S; CGI-S = Clinical Global Impression - Severity
Auf der Global Assessment of Functioning – Skala (GAF) ergab sich ein Mittelwert von 66,9. 62 der 91 befragten Patienten (68 %) lagen bei einem Wert von 61
oder höher. Bei dieser Gruppe liegen demnach allenfalls leichte Symptome beziehungsweise eine leichte Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit vor. Nur 14 Patienten (15%) lagen auf der GAF-Skala bei 50 oder tiefer, was mindestens ernsten
Symptomen oder einer stärkeren Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit entspricht.
4.2.2.2 SF-12
Der SF-12 ist ein Selbstbeurteilungsfragebogen und diente hier zur Erfassung der
gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Fallgruppe. Er umfasst zwölf Fragen.
Tabelle drei zeigt die Auswertung der zwölf Fragen in der Fallgruppe.
Die erste Frage beschäftigt sich mit dem allgemeinen Gesundheitszustand der
Fälle im Verlauf: 72% bezeichneten ihren Zustand als „gut“ bis „ausgezeichnet“,
28% als negativ. Einschränkungen bei mittelschweren Tätigkeiten im Haushalt
(Frage zwei) beantworteten 44% positiv mit „ja“ oder „etwas“, der Rest (56%)
16
verneinte diese. Einschränkungen körperlicher Aktivitäten wie Treppensteigen
(Frage drei) wurden von der Mehrzahl (69%) verneint, 31% antworteten wiederum mit „ja“ bzw. „etwas“.
Die Fragen vier und fünf beschäftigen sich mit der Beeinträchtigung im Alltag
aufgrund körperlicher Probleme. Diese bejahten durchschnittlich 37%. Beeinträchtigt durch seelische Probleme (Fragen sechs und sieben) sahen sich dagegen
53%. Bei der Frage nach der Behinderung im Alltag durch körperliche Schmerzen
(Frage acht) gaben 82% „mäßig“ bis „überhaupt nicht“ an, nur ein kleiner Teil
(18%) fühlte sich „ziemlich“ oder „sehr“ beeinträchtigt.
Die Fragen neun bis elf erfassen die Identifikation mit den Zustandsbeschreibungen „ruhig und gelassen“, „voller Energie“ und „entmutigt und traurig“. „Ruhig
und gelassen“ wurde der eigenen Person am häufigsten zugeordnet. 61% sahen ihr
Befinden „ziemlich oft“, „meistens“ oder „immer“ als „ruhig und gelassen“. Dahingegen wurde die Identifikation zu „entmutigt und traurig“ seltener abgegeben.
Hier brachte sich die Mehrzahl (54%) nur „manchmal“, „selten“ oder „nie“ damit
in Verbindung. Im Gesamten war die Verteilung der Bewertungen zum eigenen
Befinden bezüglich der drei Zustandsbeschreibungen „ruhig und gelassen“, „voller Energie“ und „entmutigt und traurig“ jedoch sehr homogen.
Die letzte Frage untersucht die Beeinträchtigung im Kontakt zu anderen Menschen durch körperliche oder seelische Probleme. Die meistens Patienten (75%)
fühlten sich damit „manchmal“, „selten“ oder „nie“ konfrontiert.
17
5. Diskussion
Ziel der vorliegenden prospektiven Studie war es, die Ressourcennutzung, den
Verlauf und den Gesundheitszustand der Population, die sich ohne vorherige,
reguläre Terminvergabe in einer psychiatrischen Notfallambulanz vorstellt, genauer zu beschreiben und sie mit einer Kontroll-Population von Patienten mit regelgerechtem ambulanten Termin zu vergleichen.
5.1 Diskussion der Methoden
Die vorliegende Studie wurde als prospektive Fall-Kontroll-Studie geplant. Sie
beschreibt eine vorab definierte Population mit Ein- und Ausschlusskriterien, und
begutachtet den Ressourcengebrauch sowohl statisch an einem bestimmten Zeitpunkt als auch dynamisch über einen Zeitraum von drei Monaten.
Die Ergebnisse beziehen sich auf eine deutsche Population, die sich in einem bestimmten Zeitintervall (tagsüber, über einen Zeitraum von ca. sechs Monaten) an
einer relativ kleinen psychiatrischen Universitätsklinik ohne Versorgungsauftrag
in einer mittelgroßen Stadt vorstellte. Daraus folgend ist die externe Validität bzw.
Übertragbarkeit methodenbedingt eingeschränkt
Hinsichtlich der internen Validität muss angemerkt werden, dass sowohl die Patienten, die sich nachts oder am Wochenende vorstellten, als auch die Patienten, die
nicht an der Studie teilnehmen wollten, nicht berücksichtigt werden konnten. Jedoch unterscheidet sich erfahrungsgemäß die Population, die in den Bereitschaftsdiensten gesehen wird, kaum vom Diagnosespektrum von der hier genauer
untersuchten Population.
5.2 Diskussion der Ergebnisse
5.2.1 Diskussion der Diagnoseverteilung nach ICD-10
Bei der Diagnoseverteilung zwischen Fällen und Kontrollen fielen signifikante
Unterschiede auf. So ist die Versorgung der hyperkinetischen Störungen und auch
18
der Hauptgruppe F00-09, offenbar besser durch die termingerechte Versorgung
abgedeckt bzw. scheinen diese Störungen seltener einen Notdienst in Anspruch zu
nehmen. Essstörungen wurden hingegen häufiger als Notfall vorgestellt. Jedoch
ist die Patientenzahl sehr klein. Die in dieser Studie am häufigsten auftretenden
Diagnosen, nämlich die affektiven Störungen (F 30-39), zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen der Fall- und Kontrollgruppe. Hier haben die Ressourcen „Notfallversorgung“ und „termingerechte Versorgung“ den gleichen Stellenwert.
Interessant ist an dieser Stelle der Vergleich mit einer weitaus größeren, aber retrospektiven deutschen Studie bezüglich der Charakteristik psychiatrischer Patienten in der Notaufnahme [4]. Hier werden psychiatrische Versorgungsdaten eines
Jahres einer interdisziplinär besetzten Notfallaufnahme der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) vorgelegt. Vergleicht man die Diagnosehäufigkeit der FHauptgruppen, so liegen in dieser Studie naturgemäß die F1-Diagnosen mit der
akuten Alkoholintoxikation und F2-Diagnosen mit der paranoiden Schizophrenie
an vorderster Stelle. Belastungsstörungen (F3) und die affektiven Störungen (F4)
folgen auf den Plätzen drei und vier. Die beiden Letztgenannten bilden die häufigsten Diagnosen in der hier vorliegenden Studie. Die Alkoholintoxikation war
im Vergleich auszuschließen, da diese Fälle aufgrund des fehlenden Versorgungsauftrags mit Vitalparameterüberwachung in unserer Klinik nicht aufgenommen
werden. Die verbleibende Variation in den Ergebnissen beider Studien sehen wir
wesentlich durch zwei Faktoren begründet: Zum einen ist die MHH eine Psychiatrische Klinik mit Sektorversorgungsaufgabe. Gegensätzlich dazu teilt sich die
Psychiatrische Klinik des UK-Erlangen die Versorgung der Region mit weiteren
Psychiatrischen Kliniken im Raum Mittelfranken. Eine Selektionsverzerrung der
einzelnen Kliniken auf die Behandlung bestimmter Krankheitsbilder ist hier nicht
auszuschließen. Zum anderen differieren die Fallzahlen und das Design der beiden Studien.
5.2.2 Diskussion der Verlaufsbeobachtung
An den Ergebnissen der zweiten Datenerhebung über den dreimonatigen Verlauf
konnte man eine deutlich häufigere Wiedervorstellung der Fallgruppe – sowohl
19
ambulant als auch stationär – beobachten. Es lag eine signifikant höhere Zahl an
stationären Aufnahmen mit im Mittel längerem Klinikaufenthalt vor. Des Weiteren fanden häufiger ambulante Vorstellungen statt – sowohl mit Termin als auch
ohne. Die Nachversorgung eines Notfallpatienten erfordert also mehr Ressourcen
als bei einem Patienten der Kontrollgruppe. In beiden Populationen überwog als
Grund einer erneuten notfallmäßigen Vorstellung (= Vorstellung ohne Termin)
deutlich die subjektive negative Selbsteinschätzung, die unter dem Sammelbegriff
„Mir geht es nicht gut“ subsumiert wurde. Seltener kamen Patienten außerplanmäßig zur Rezeptverordnung oder Ausstellung einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Die Inanspruchnahme einer erneuten Notfallvorstellung war also häufiger
durch eine ungenügende Besserung des subjektiven Befindens des Patienten als
durch die Versorgung des Krankheitsbildes bedingt.
All diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Ressourcengebrauch eines
Notfallpatienten den eines Patienten mit regelgerechtem Termin übersteigt. Deshalb sollte das Interesse zukünftiger Versorgungsforschung gerade Notfallpatienten mit einer hohen Inanspruchnahme des ambulanten und stationären Versorgungssystems gelten.
Betrachtet man abschließend den gesundheitlichen Zustand der Fall-Population
nach drei Monaten, bleibt eine in der Mehrzahl positive Bewertung festzuhalten.
72% der Patienten bewerteten ihren allgemeinen Gesundheitszustand als gut bis
ausgezeichnet, nur 28% als weniger gut bis schlecht. Auch wenn hier der Vergleich zum Kontrollkollektiv fehlt, scheint sich der tendenziell höhere Ressourcenverbrauch ausgezählt zu haben. Für das häufige Krankheitsbild der rezidivierenden Depression kommt natürlich alternativ der Spontanverlauf bzw. der Verlauf unter Behandlung als Erklärung der Besserungstendenz nach 3 Monaten in
Frage.
20
5.3 Ausblick
Die hier vorgelegten Ergebnisse bieten einen ersten Anhalt des Ressourcengebrauchs psychiatrischer Notfallpatienten. Sie eröffnen die Chance, eine Grundlage
für eine rationale Versorgungsplanung zu schaffen.
21
6. Literaturverzeichnis
[1]
Baraff LJ, Janowicz N, Asarnow JR. (2006) Survey of California
emergency departments about practices for management of suicidal
patients and resources available for their care. Ann Emerg Med.
48(4):452-458, 458 e451-452.
[2]
Guy W. (1976) ECDEU Assessment Manual for Psychopharmacology.
Revision. U. S. Dept. of Health, Education, and Welfare, Public Health
Service, Alcohol, Drug Abuse, and Mental Health Administration,
National Institute of Mental Health, Psychopharmacology Research
Branch, Division of Extramural Research Programs. Rockville (Md.).
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clinical psychiatry]. Fortschritte der Neurologie-Psychiatrie. 78(10):605608; quiz 609-611.
23
7. Abkürzungsverzeichnis
AMBADO
Ambulante Basisdokumentation
AU
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
CGI
Clinical Global Impression – Skala
CGI-I
Clinical Global Impression – Improvement – Skala
CGI-S
Clinical Global Impression – Severity – Skala
GAF
Global Assessment of Functioning – Skala
ICD-10
Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten
und verwandter Gesundheitsprobleme
Version 10 (2008)
KIS
Krankenhausinternes Informationssystem
QM
Qualitätsmanagement
RR
Relatives Risiko
SF-12
Selbstbeurteilungsfragebogen
WHO
Weltgesundheitsorganisation
24
8. Verzeichnis der Vorveröffentlichungen
Quandt F, Wendel S, Degirmenci U, Kreil S, Bayerlein K, Rotter A, Kornhuber J,
Weih M. (2011) [The patient in the psychiatric emergency ambulance: diagnoses,
reasons and comparison of layperson vs. physician viewpoints]. Fortschritte der
Neurologie-Psychiatrie. 79(4):221-225.
25
9. Anhang
Anhang Nr. 1:
1. Frage: allgemeiner Gesundheitszustand
7% „ausgezeichnet“
29% „sehr gut“
36% „gut“
14% „weniger gut“
14% „schlecht“
2. Frage: Einschränkung mittelschwere Tätigkeiten
(Haushalt)
21% „ja“
23% „etwas“
26% „nein“
3. Frage: Einschränkung körperliche Aktivitäten
(Treppensteigen)
17% „ja“
14% „etwas“
69% „nein“
4. Frage: körperlich: weniger geschafft
43% „ja“
57% „nein“
5. Frage: körperlich: nur bestimmte Dinge
31% „ja“
69% „nein“
6. Frage: seelisch: weniger geschafft
54% „ja“
46% „nein“
7. Frage: seelisch: nur bestimmte Dinge
53% „ja“
47% „nein“
8. Frage: körperlicher Schmerz
60% „überhaupt nicht“
10% „ein bisschen“
12% „mäßig“
11% „ziemlich“
7% „sehr“
9. Frage: „ruhig und gelassen“
6% „immer“
22% „meistens“
33% „ziemlich oft“
21% „manchmal“
15% „selten“
3% „nie“
10. Frage: „voller Energie“
8% „immer“
26
16% „meistens“
29% „ziemlich oft“
21% „manchmal“
21% „selten“
5% „nie“
2% „immer“
11. Frage: „entmutigt und traurig“
19% „meistens“
25% „ziemlich oft“
20% „manchmal“
24% „selten“
10% „nie“
3% „immer“
12. Frage: Kontakt zu anderen Menschen
beeinträchtigt
22% „meistens“
22% „manchmal“
18% „selten“
35% „nie“
Tabelle 3: Ergebnisse WHO SF-12
Anhang Nr. 2:
Fragebogen zum Allgemeinen Gesundheitszustand SF 12
Selbstbeurteilungsbogen
In diesem Fragebogen geht es zum die Beurteilung Ihres Gesundheitszustandes. Der Bogen
ermöglicht es, im Zeitverlauf nachzuvollziehen, wie sie sich fühlen und wie Sie im Alltag
zurechtkommen. Bitte beantworten Sie jede der (grau unterlegten) Fragen, indem Sie bei den
Antwortmöglichkeiten die Zahl ankreuzen, die am besten auf Sie zutrifft.
1. Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand
im allgemeinen beschreiben ?
Ausgezeichnet
Sehr
gut
Gut
Weniger
gut
Schlecht
1
2
3
4
5
Im folgenden sind einige Tätigkeiten
beschrieben, die Sie vielleicht an
einem normalen Tag ausüben
Sind Sie durch Ihren derzeitigen Gesundheitszustand
bei diesen Tätigkeiten eingeschränkt?
Ja, stark
einge-
Ja, etwas
einge-
Nein,
überhaupt
27
Wenn ja, wie stark ?
schränkt
schränkt
nicht eingeschränkt
1
2
3
1
2
3
2. mittelschwere Tätigkeiten, z. B. einen Tisch
verschieben, staubsaugen, kegeln, Golf spielen
3. mehrere Treppenabsätze steigen
Haben Sie in den vergangenen Wochen
aufgrund Ihrer körperlichen Gesundheit
irgendwelche Schwierigkeiten bei der Arbeit oder
anderen alltäglichen Tätigkeiten im Beruf bzw.
zu Hause ?
4. Ich habe weniger geschafft als ich wollte.
5. Ich konnte nur bestimmte Dinge tun.
Hatten Sie in den vergangenen 4 Wochen aufgrund
seelischer Probleme irgendwelche
Schwierigkeiten bei der Arbeit oder anderen
alltäglichen Tätigkeiten im Beruf bzw. zu Hause,
(z. B. weil Sie sich niedergeschlagen oder ängstlich
fühlten ?)
6. Ich habe weniger geschafft als ich wollte.
7. Ich konnte nicht so sorgfältig wie üblich arbeiten.
8. Inwieweit haben die Schmerzen Sie in
den vergangenen 4 Wochen bei der
Ausübung Ihrer Alltagstätigkeiten zu
Hause und im Beruf behindert ?
In diesen Fragen geht es darum, wie Sie
sich fühlen und wie es Ihnen in den
vergangenen 4 Wochen gegangen ist. (Bitte
kreuzen Sie in jeder Zeile die Zahl an, die
Ihrem Befinden am ehesten entspricht)
Wie oft waren Sie in den vergangenen 4
Wochen:
9. ruhig und gelassen ?
10. voller Energie ?
11. entmutigt und traurig ?
Überhaupt
nicht
1
Ja
Nein
1
1
2
2
Ja
Nein
1
1
2
2
Ein
bisschen
2
mäßig
ziemlich
sehr
3
4
5
immer
meistens
ziemlich
oft
manch
mal
selten
nie
1
1
1
2
2
2
3
3
3
4
4
4
5
5
5
6
6
6
28
12. Wie häufig haben Ihre körperliche
Gesundheit oder seelischen Probleme
in den vergangenen 4 Wochen Ihre
Kontakte zu anderen Menschen
(Besuche von Freunden, Verwandten
usw.) beeinträchtigt ?
immer
meistens
manchmal
selten
nie
1
2
4
5
6
WHO SF-12 Fragebogen: Selbstbeurteilungsfragebogen bestehend aus 12 Fragen (WHO =
Weltgesundheitsorganisation) [3]
Anhang Nr. 3:
Code (Benutzen Sie auch entsprechende Zwischenwerte, z. B: 45, 68, 72)
100-91
90-81
80-71
70-61
60-51
50-41
40-31
30-21
Hervorragende Leistungsfähigkeit in einem breiten Spektrum von Aktivitäten;
Schwierigkeiten im Leben scheinen nie außer Kontrolle zu geraten; keine
Symptome.
Keine oder nur minimale Symptome (z.B. leicht Angst vor einer Prüfung), gute
Leistungsfähigkeit in allen Gebieten, interessiert und eingebunden in ein
breites Spektrum von Aktivitäten, sozial effektiv im Verhalten, im allgemein
zufrieden mit dem Leben, übliche Alltagsprobleme oder -sorgen (z.B. nur
gelegentlicher Streit mit einem Familienmitglied).
Wenn Symptome vorliegen, sind dies vorübergehende oder zu erwartende
Reaktionen auf psychosoziale Belastungsfaktoren (z.B.
Konzentrationsschwierigkeiten nach einem Familienstreit); höchstens leichte
Beeinträchtigung der sozialen beruflichen und schulischen Leistungsfähigkeit
(z. B. zeitweises Zurückbleiben in der Schule).
Einige leichte Symptome (z.B. depressive Stimmung oder leichte
Schlaflosigkeit ODER einige leichte Schwierigkeiten hinsichtlich der sozialen,
beruflichen oder schulischen Leistungsfähigkeit (z. B. gelegentliches
Schuleschwänzen oder Diebstahl im Haushalt), aber im allgemeinen relativ
gute Leistungsfähigkeit, hat einige wichtige zwischenmenschliche
Beziehungen.
Mäßig ausgeprägte Symptome (z.B. Affektverflachung, weitschweifige
Sprache, gelegentliche Panikattacken) ODER mäßig ausgeprägte
Schwierigkeiten bezüglich der sozialen, beruflichen oder schulischen
Leistungsfähigkeit (z. B wenige Freunde, Konflikte mit Arbeitskollegen,
Schulkameraden oder Bezugspersonen).
Ernste Symptome (z. B Suizidgedanken, schwere Zwangsrituale, häufige
Ladendiebstähle) ODER eine Beeinträchtigung der sozialen, beruflichen und
schulischen Leistungsfähigkeit (z. B. keine Freunde, Unfähigkeit, eine
Arbeitsstelle zu behalten).
Einige Beeinträchtigungen in der Realitätskontrolle oder der Kommunikation
(z. B. Sprache zeitweise unlogisch, unverständlich oder belanglos) ODER
starke Beeinträchtigung in mehreren Bereichen, z B. Arbeit oder Schule,
familiäre Beziehungen, Urteilsvermögen, Denken oder Stimmung (z. B. ein
Mann mit einer Depression vermeidet Freunde, vernachlässigt seine Familie
und ist unfähig zu arbeiten; eine Kind schlägt häufig jüngere Kinder, ist zu
Hause trotzig und versagt in der Schule).
Das Verhalten ist ernsthaft durch Wahnphänomene oder Halluzinationen
beeinflusst ODER ernsthafte Beeinträchtigung der Kommunikation und des
Urteilsvermögens (z.B. manchmal inkohärent, handelt grob inadäquat, starkes
Eingenommensein von Selbstmordgedanken ODER Leistungsunfähigkeit in
29
fast alles Bereichen (z. B. bleibt den ganzen Tag im Bett, hat keine Arbeit,
Kein Zuhause und keine Freunde).
20-11
Selbst- und Fremdgefährdung (z. B. Selbstmordversuche ohne eindeutige
Todesabsicht, häufig gewalttätig, manische Erregung) ODER ist gelegentlich
nicht in der Lage, die geringste Hygiene aufrechtzuerhalten (z. B. schmiert mit
Kot) ODER grobe Beeinträchtigung der Kommunikation (größtenteils
inkohärent oder stumm).
10-1
Ständige Gefahr, sich oder andere schwer zu verletzen (z. B. wiederholte
Gewaltanwendung) ODER anhaltende Unfähigkeit, die minimale persönliche
Hygiene aufrechtzuerhalten ODER ernsthafter Selbstmordversuch mit
eindeutiger Todesabsicht.
0
Unzureichende Informationen
GAF - Skala = Global Assessment of Functioning - Skala [7]
Anhang Nr. 4:
Severity
nicht krank
Schwere der Krankheit des Patienten
Grenzfall
leicht krank
mäßig krank
deutlich krank
schwer krank
extrem schwer krank
CGI-S - Skala = Clinical Global Impressions Severity - Skala (modifiziert) [2]
Anhang Nr. 5:
Improvement
viel besser
Entwicklung der Krankheit des Patienten
besser
unverändert
etwas schlechter
viel schlechter
sehr viel schlechter
CGI-I - Skala = Clinical Global Impressions Improvement - Skala (modifiziert) [2]
30
10. Danksagung
An erster Stelle möchte ich mich bei Prof. Dr. med. J. Kornhuber, ärztlicher Direktor
der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Universitätsklinikums
Erlangen, bedanken, der mir die Möglichkeit gab, meine Dissertation in seiner Abteilung zu erstellen.
Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. med. Markus Weih, ehemaliger geschäftsführender Oberarzt der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, für seine sehr engagierte und unermüdliche Unterstützung
dieser Promotion. Nicht nur seine fachliche Expertise, sondern auch seine offene und
heitere Art sowie seine stärkende Motivationsgabe haben sehr zum Gelingen dieser
Arbeit beigetragen.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich Frau Stephanie Schreiter, Frau Bettina Schmidt,
Frau Erika Hetzner, Frau Doris Kharsouf, Frau Claudia Thiel, Frau Claudia Kahl und
Frau Ursula Mann, die die Studie in der Anmeldung der Ambulanz betreut haben.
Schließlich möchte ich mich bei meinen Eltern, Marianne und Karl-Heinz Wendel,
bei meinem Bruder Mattias Wendel und bei meiner Freundin Sonja Wollersheim, für
ihre grenzenlose Unterstützung bedanken, die es mir ermöglichte diese Dissertation
durchzuführen.
31
11. Lebenslauf
Name
Stefan Wendel
Geboren am
03.10.1984
Geburtsort
Fürth
Eltern
Marianne & Karl-Heinz Wendel
Geschwister
Mattias Wendel
Promotion
seit 02/2009
Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik (Universitätsklinikum
Erlangen)
Titel: Benötigen ambulante Notfallpatienten höhere Ressourcen?
Eine prospektive psychiatrische Fall-Kontroll-Studie
Doktorvater: Prof. Dr. med. M. Weih
Kongressteilnahme
DGPPN Kongress mit Stipendium
2009, 2010
Examen
07/2011
Friedrich – Alexander – Universität Erlangen – Nürnberg
Abschluss des Medizinstudiums durch erfolgreiches Bestehen der Ärztlichen
Prüfung
Studium
Friedrich – Alexander – Universität Erlangen – Nürnberg
Klinischer Abschnitt
04/2007 – 08/2011
Abschluss: Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Tertial 3: Psychiatrie am Universitätsklinikum Erlangen
10/2010 – 01/2011
Leiter: Prof. J. Kornhuber
Tertial 2: Kardiologie (Innere Medizin) am Royal Prince Alfred Hospital
08/2010 – 10/2010
(University of Sydney)
Leiter: Prof. M. Adams
Kardiologie (Innere Medizin) am Universitätsklinikum Erlangen
06/2010 – 08/2010
Leiter: Prof. W. G. Daniel
Tertial 1: Chirurgie am Universitätsklinikum Erlangen
Leiter: Prof. W. Hohenberger
02/2010 – 06/2010
32
Famulaturen:
4: Psychiatrie am Universitätsklinikum Erlangen,
08/2009 – 09/2010
Leiter: Prof. J. Kornhuber
3: Innere Medizin am Karl-Bremer Hospital Kapstadt,
02/2009 – 03/2009
Leiter: Prof.
2: Pädiatrie an der Ubbo-Emmius-Klinik Aurich, Leiter: Dr. F. Krull
07/2008 – 09/2008
1: Anästhesie an der Charité zu Berlin; Leiterin: Prof. C. Spies
08/2007 – 09/2007
Friedrich – Alexander – Universität Erlangen – Nürnberg
Vorklinischer Abschnitt
10/2004 – 03/2007
Abschluss: Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Vorklinische Praktika:
4: Pflegepraktikum Chirurgie am Krankenhaus Kliniken Dr. Erler
3/2006 – 4/2006
3: Pflegepraktikum Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum
9/2005 – 10/2005
Nürnberg
2: Pflegepraktikum HNO am Krankenhaus Sana-Klinik in Nürnberg
3/2005 – 4/2005
1: Praktikum Chirurgie bei PD Dr. B. Eibl-Eibesfeldt am Kranken
08/2004
haus Kliniken Dr. Erler
Schule
Dietrich Bonhoeffer Gymnasium Oberasbach
Allgemeine Hochschulreife: Abitur
09/1995 – 06/2004
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