Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe Der Besuch der Sonderausstellung "Kampf um Neros Erbe - Die Helvetier zwischen den Fronten" eignet sich für Klassen der Sekundarstufe I. Das Thema der Ausstellung lässt mit Lernzielen aus dem Bereich für Real-/Sekundar- und Bezirksschule "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" des Lehrplans 2017 des Kantons Aargau verknüpfen. Durch den Besuch der Sonderausstellung und der Erarbeitung von Aktivitätskarten erhalten die Schüler/Innen einen Einblick in den Aufbau der römischen Gesellschaft als ein Beispiel für eine Hochkultur. Dank historischen Quellen und archäologischen Originalfunden werden die Schüler/Innen durch verschiedene Mittel mit einer Konfliktsituation und den damit verbundenen Problematiken sowie Lösungsansätze vertraut. Anhand des Zusammenlebens fremder Kulturen in der Antike werden Parallelen in die heutige Gesellschaft gezogen und die Schüler/Innen animiert Verknüpfungen zwischen gestern und heute zu erkennen. Die Schüler/Innen lernen die Machtstrukturen und Probleme einer absolutistischen Politik und deren Auswirkung auf das Leben der Menschen kennen und verstehen. Es werden Beispiele von Leistungen und Wirkungen antiker Persönlichkeiten in Wechselwirkung mit der Zeitepoche behandelt, sowie versucht, die Motivation und das Handeln anderer zu verstehen und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Wertvorstellungen im zeitlichen und kulturellen Kontext werden erläutert und mit heutigen Wertvorstellungen in Verbindung gebracht. Die Schüler/Innen sammeln, ordnen und vergleichen Informationen über Vergangenes und Gegenwärtiges und präsentieren ihre Ergebnisse mit verschiedenen Mitteln der Klasse. Aktivitätskarten Die 10 Aktivitätskarten zur Sonderausstellung "Kampf um Neros Erbe – Die Helvetier zwischen den Fronten" behandeln Fragestellungen, die auf verschiedene Aspekte dieser Sonderausstellung eingehen. Die Aktivitäten möchten die Schüler/Innen auf eine spielerische Art dazu bewegen, aus historischen Ereignissen aktualitätsbezogene Gedanken zu entwickeln. Je nach Aktivitätskarte können 2 bis 6 Schüler eine Gruppe bilden und die Aufgaben lösen. Während der 20 minütigen Gruppenarbeit sollen die einzelnen Gruppen eine kurze Präsentation für die Klasse vorbereiten. Auf den Aktivitätskarten ist vermerkt, dass die Schüler/Innen auch in der Dauerausstellung nach Hinweisen für die Lösung einzelner Aufgabe suchen können. Während der Präsentation soll, wenn möglich, Bezug zu den Objekten und zu den Bildern der Sonderausstellung genommen werden und als Hilfe zur Visualisierung für die Klasse miteinbezogen werden. Die empfohlene Präsentationszeit liegt bei insgesamt 50 bis 60 Minuten und wird mit der Ausführung von 6 bis 7 Aktivitätskarten erreicht. Beispiel für einen Museumsbesuch: 13:00 – 13:20 13:20 – 13:30 13:30 – 13:50 13:50 – 14:50 14:50 – 15:00 Führung* durch die Ausstellung oder Einführung durch die Lehrperson Verteilung der Aktivitätskarten an die verschiedenen Gruppen Bearbeitung der Aktivitätskarten Präsentation der Resultate im Klassenrahmen Abschluss * Eine Kurzführung à 20 Min. kann im Voraus zum Besuch gebucht werden. 1 Kampf um Neros Erbe – Die Helvetier zwischen den Fronten Heute wie vor 2000 Jahren können Gesellschaften vor grossen innenpolitischen Problemen stehen. Ist dies der Fall, sind sie meist von unübersichtlichen Verhältnissen geprägt. Nicht wenige enden in einem Bürgerkrieg. Gründe für diese Kriege finden sich in den verschiedensten Facetten der Gesellschaft: der Kampf um politische Macht, religiöse und kulturelle Differenzen, wirtschaftliche Interessen, etc. In dieser Ausstellung werden Originalobjekte aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. gezeigt, welche die Auslöser und Folgen des römischen Bürgerkrieges nach dem Tode Neros verständlich machen. Darüber hinaus regen die Darstellungen an, über kulturelle Wechselwirkungen im Allgemeinen und zwischen Römern und Helvetiern im Speziellen nachzudenken. Ein erster Überblick Die Machtübernahme des Kaisers Augustus beendete die Zeit der Republik und führte zu einer Monarchie, auch wenn Augustus vermied seine Regierung als solche zu bezeichnen. Auch wenn sich die Alleinherrschaft als Regierungsform in der Folge behaupten konnte, so waren die Machtwechsel selten unproblematisch. Bereits Caligula wurde als dritter Kaiser ermordet und unverzüglich durch Claudius ersetzt. Der Selbstmord von Nero hingegen führte zu einem Bürgerkrieg mit zeitweise drei Anwärtern auf den Thron. Doch wie kam es dazu und welches waren entscheidenden Faktoren? Die Misswirtschaft des Kaisers Nero führte im Frühjahr 68 n. Chr. zum Aufstand des Statthalters Vindex in Gallien. Dieser Aufstand leitete eine Zeit der Wirren und der Aufruhr ein, die die julischclaudische Dynastie beendete und mit der Machtergreifung Vespasiens die flavische Dynastie etwas mehr als ein Jahr später einleitete. Tacitus fasst das sogenannte 4-Kaiser-Jahr in seinen Historien im ersten Buch wie folgt zusammen: "Ein Werk nehme ich in Angriff, reich an Wechselfällen, blutig durch Schlachten, zerrissen von Aufständen, selbst noch im Frieden grausam; vier Kaiser durch das Schwert beseitigt, drei Kriege unter Bürgern, noch mehr auswärtige und häufig miteinander vermengte; günstige Lage im Osten, widrige im Westen; in Aufruhr Illyrien, die gallischen Provinzen schwankend; bezwungen Britannien und sogleich aufgegeben; aufständisch gegen uns die Stämme der Sarmaten und Sueben; weithin bekannt durch Niederlagen und Siege die Daker; beinahe im Aufbruch auch die Waffen der Parther durch das Gaukelspiel des falschen Nero." Chronologische Übersicht des 4-Kaiser-Jahres: Am 8. Juni 68 n. Chr. wurde Kaiser Nero vom Senat zum Staatsfeind erklärt. Dies führte dazu, dass Nero am folgenden Tag Selbstmord beging. Galba, der Statthalter der Provinz Tarrconensis (Spanien/Portugal), hatte sich dem Aufstand des Vindex angeschlossen und wurde schon am 3. April 68 in Nova Carthago (Cartagena, Spanien) zum Kaiser ausgerufen. Nach Neros Tod wurde er auch vom Senat in Rom offiziell als Kaiser anerkannt. Galba versuchte die Staatskassen zu sanieren und fordert Geldschenke Neros an die Legionen zurück. Er verbot weitere Geldgeschenke an Soldaten, lobte jedoch gleichzeitig mit einer Steuersenkung einzelne keltische Stämme, die die Revolte gegen Nero unterstützt hatten. Durch dieses Verhalten angetrieben verweigerten die Legionen in Mogontiacum (Mainz) am 1. Januar 69 den Eid auf Kaiser Galba. Am 2. Januar riefen die Legionen am Niederrhein ihren Kommandanten Vitellius zum Kaiser aus. Um weitere Truppen für sich zu gewinnen sandte Vitellius Briefe an die Donaulegionen. Die zu Galba haltenden Helvetier fingen diese Briefe jedoch ab, als Racheaktion gegenüber der in Vindonissa stationierten und zu Vitellius haltenden 21. Legion Rapax. Die 21. Legion 2 hatte zuvor einen Soldtransport der Helvetier überfallen. Als Rache für den Unterbruch des Nachrichtenflusses brandschatzte die vom Heerführer Caecina angetriebene 21. Legion die helvetische Stadt Aquae Helveticae (Baden) und besiegte Anfangs Februar in der Schlacht auf dem Mons Voeticus (Ortschaft noch unbekannt) die Helvetier. In der Zwischenzeit hatte am 15. Januar ein neuer Thronanwärter, der Statthalter von Lusitania (Portugal/Spanien) namens Otho, Galba ermordet. Otho hatte sich von Galba hintergangen gefühlt, da er nicht als sein Nachfolger ernannt wurde. Am 14. April trafen die Truppen des Vitellius mit denen von Otho in Bedriacum (Calvatone, Norditalien) aufeinander. Otho erlebte eine Niederlage und beging zwei Tage später Selbstmord. Am 19. April wurde somit Vitellius vom Senat als Kaiser anerkannt. Am 1. Juli wurde vom Statthalter von Ägypten der Kommandant der iudäischen Legionen (Israel/Westjordanland), Vespasian, zum Kaiser ausgerufen und von den Legionen im Osten, sowie den Donaulegionen als Kaiser anerkannt. Am 24./25. Oktober besiegten Vespasians Truppen, bei der zweiten Schlacht von Bedriacum, die Truppen von Vitellius und eroberten im Dezember, in nur zwei Tagen, die Stadt Rom. Vitellius wurde dabei ermordet und Vespasian am 20. Dezember von Senat als Kaiser anerkannt. Während der Amtszeit von Vespasian wurde die Hauptstadt der Helvetier Aventicum (Avenches), zur Kolonie erhoben. Viele andere Städte und Dörfer erlebten unter der flavischen Herrschaft eine Blütezeit. 3 Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe 1. Vier Kaiser - ein Thron Die Zeit der julisch-claudischen Dynastie ist beendet. Nach Neros Selbstmord im Juni 68 steht eine Frage offen: Wer wird Neros Nachfolger und somit neuer Kaiser des römischen Reiches? Im Verlauf des nachfolgenden Jahres kämpfen vier Thronanwärter um den Titel als Kaiser. Wer sind die vier Thronanwärter und von wem werden sie unterstützt? Zeit: Vorbereitung 20 Min. Präsentation 10 Min. Personen: 4-5 Schüler/Innen Aufgaben: a) Sammelt Informationen zu einem der Kaiser und erstellt einen Steckbrief mit den wichtigsten Informationen zu Galba, Otho, Vitellius und Vespasian und eventuell Nero. Tipp: auf dem Zeitstrahl finden sich wichtige Informationen zu geschichtlichen Ereignissen. · Name des Kaisers: · Geburtsdatum: · Beschreibung durch Suetonius: · Tätigkeit : · Todesursache und Datum: · Wichtige Ereignisse: · Befürworter: · Gegner: b) Heutzutage herrscht in vielen Ländern, die einst dem römischen Reich angehörten, eine demokratische Regierungsform. Worin unterscheidet sich die Wahl des höchsten Amtes, zum Beispiel des Präsidenten, im Vergleich zur Wahl des römischen Kaisers? Diskutiert in eurer Gruppe 5 Minuten. c) Stellt eurer Klasse in ca. 10 Minuten vier resp. fünf Kaiser kurz vor. Nutzt zur Visualisierung auch während der Präsentation den Zeitstrahl und die Objekte der Ausstellung. 4 Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe 2. Das römische Klientelsystem Die römische Gesellschaft unterstand einer strengen Gliederung. Den unteren Gesellschaftsschichten fehlte es oft an Mitteln, um sich alleine zu unterhalten oder ihre Anliegen bei einem juristischen Amt zu vertreten. Um diesen Umständen entgegenzuwirken, entwickelte sich das sogenannte Klientelsystem. Dieses bestand aus einer Beziehung zwischen Patronen und Klienten. Die Patronen stammten in der Regel aus einer höher gestellten sozialen Schicht als ihre Klienten. Der Klient konnte sein Anliegen zum Beispiel zu Geld, Nahrung, Kleidung, Unterstützung vor Gericht etc. dem Patron vorbringen, dieser unterstütze seine Klienten, forderte aber im Gegenzug Unterstützung ihrerseits. Dies konnte in Form von Dienstleistungen, Wahlstimmen, Loyalität usw. geschehen. Klienten konnten auch mehrere Patrone haben und bei Unzufriedenheit ihre Patrone wechseln. Zeit: Vorbereitung 20 Min. Präsentation 5-10 Min. Personen: 2-4 Schüler/Innen Aufgaben: a) Wie lassen sich die Begriffe "Patronus" und "Clientis" ins Deutsche übersetzten? Verschiedene Antworten sind möglich Patronus= Clientis= b) Wo hatten die Helvetier ihren Platz im römischen Klientelsystem? Waren sie Patrone oder Klienten? Begründet eure Aussagen. c) Auch heute gibt es Beziehungen, die dem Klientelsystem ähnlich erscheinen können. Welche Beispiele fallen euch ein? Verschiedene Antworten sind möglich! d) Stellt eurer Klasse kurz das römische Klientelsystem vor und nennt eure Vergleiche in der heutigen Zeit. Ihr könnt die Grafik zur Gesellschaftsgliederung zur Visualisierung nutzen. 5 Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe 3. Doppelte Identität Im 1 Jh. v. Chr. eroberte Julius Caesar im Gallischen Krieg das Gebiet der heutigen Schweiz. Die im Mittelland ansässigen keltischen Helvetier wurden somit Teil des römischen Reiches. Da sich die helvetische Führungsschicht romfreundlich verhielt, verlieh ihr Caesar das römische Bürgerrecht. Zeit: Vorbereitung 20 Min. Präsentation 5-10 Min. Personen: 2-4 Schüler/Innen Aufgaben: a) Den helvetischen Adeligen wurde das römische Bürgerrecht verliehen und wurden somit zu römischen Bürgern. Auch heute kann man als Ausländer eine andere Staatsbürgerschaft erlangen. Überlegt euch die Unterschiede zwischen einem Helvetier, der römischer Bürger wird, und einen Ausländer, der Schweizer Bürger wird. Helvetier wird römischer Bürger Ausländer wird Schweizer Bürger b) Übernimmt man mit einer neuen Staatsbürgerschaft auch gleich eine neue Kultur? Diskutiert 5 min in der Gruppe eure Meinung und begründet eure Aussagen. c) Wie können Archäologen die mögliche kulturelle Identität einer Person fassen? Sucht in der Ausstellung nach Hinweisen und präsentiert die Resultate eurer Klasse. Benutzt die Objekte in der Ausstellung zur Visualisierung. Tipp: In der Dauerausstellung könnt ihr nach weiteren Hinweisen suchen. 6 Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe 4. Gesellschaftliche Differenzen im Lager Auch innerhalb einer Legion zeigt sich die römische Gesellschaftsordnung wieder. Die einfachen Legionäre hatten ihre eigenen Offiziere, die Zenturionen. Über ihnen standen die Stabsoffiziere und der Legionskommandant. Die Hierarchie in der Legion spiegelt sich nicht nur im Verantwortungsgrad wieder. Es gab auch andere Unterschiede. Zeit: Vorbereitung 20 Min. Präsentation 5-10 Min. Personen: 2-4 Schüler/Innen Aufgaben: a) Teilt euch in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe recherchiert zu den einfachen Soldaten die andere zu den Stabsoffizieren. Ihr findet auch im Obergeschoss der Dauerausstellung, in den Bereichen "Wohnen", "Besitzen", "Geniessen" und "Aufsteigen" Hinweise. Vergleicht anschliessend eure Resultate miteinander. Soldaten Stabsoffiziere b) Stellt eure Resultate in einer kurzen Präsentation der Klasse vor. 7 Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe 5. Räumliche Distanz Das römische Reich wurde im ersten Jahrhundert n. Chr. zentral von Rom aus kontrolliert und verwaltet. Durch die Stationierung von Legionen in weiten Teilen des Imperiums haben die Soldaten eine Vielzahl an römischen Strassen errichtet. Nichts desto trotz waren die Kommunikationswege, im Vergleich zu heute, relativ langsam. Folgende Strecken konnten täglich zurückgelegt werden: Zu Land: Legionen – 30-60 km Eilläufer – 120 km Reiter – 170 km Zur See: Von Osten nach Westen – 200 km Von Westen nach Osten – 230 km Zeit: Vorbereitung 20 Min. Präsentation 5-10 Min. Personen: 2-4 Schüler/Innen Aufgaben: a) Von Vindonissa nach Rom beträgt die Distanz ca. 950 km. Wie lange dauerte der Weg eines Legionärs bis er in Rom ankam? b) Die Rheinlegionen aus germania inferior (heutiges Belgien [rot]) verweigern dem Kaiser die Treue und marschieren Richtung Norditalien [schwarz]. Um den Aufstand einzudämmen, fordert der Kaiser, welcher sich in Rom aufhält [grün], Teile der Legionen in moesia superior auf (heutiges Serbien [blau]) nach Norditalien zu ziehen. Rot – Schwarz ca. 1000 km Schwarz – Grün ca. 600 km Schwarz- Blau ca. 1400 km Grün – Blau ca. 1000 km Reiter stehen keine zur Verfügung, die Legionen marschieren mit 30km/Tag. Wie lange dauerte es bis der Kaiser vom Aufstand wusste? Wo stehen die Rheinlegionen ungefähr, wenn die Legionen in moesia superior losmarschieren? c) Wie würdet ihr von der germania inferior nach Rom und dann nach moesia superior gehen? Wählt eine Route aus und stellt sie eurer Klasse vor. Vergesst nicht die Wahl der Fortbewegungsmittel, die Reisedauer und die Gefahren zu erläutern. 8 Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe 6. Nachrichten und ihre Wichtigkeit Die Helvetier halten zu Galba und werden somit Gegner der 21. Legion. Die Legionäre überfallen einen Soldtransport der Helvetier. Im Gegenzug fangen die Helvetier die Briefe des Vitellius an die Donaulegionen ab und unterbrechen damit den Nachrichtenfluss zwischen Rhein- und Donauarmee. Dies hat zur Konsequenz, dass sich die Donaulegionen nicht dem Vitellius anschliessen. Als Rache wiederum brandschatzt die 21. Legion die helvetische Stadt Aquae Helveticae (heutiges Baden) nieder. Zeit: Vorbereitung 20 Min. Präsentation 5 Min. Personen: 2-4 Schüler/Innen Aufgaben: a) Durch den Unterbruch des Nachrichtenflusses kam es zu verheerenden Folgen für die Bewohner der helvetischen Stadt Aquae Helveticae. Auch heute kommt es immer wieder zu Manipulationen von Nachrichten. Wie geschehen sie in heutiger Zeit und wen treffen sie meistens? Was für Gefahren können sie heute mit sich bringen? b) Die schriftliche Kommunikation spielt auch in unserer Gesellschaft eine grosse Rolle. Listet schriftliche Kommunikationsmittel auf, wenn möglich chronologisch geordnet, die heute noch in Gebrauch sind. c) Nachrichten über wichtige Ereignisse, wie zum Beispiel einen Kaiserwechsel, mussten auch in römischer Zeit möglichst schnell und weit verbreitet werden. Nebst Briefen spielten Gesetze, Erlasse und vor allem aber Münzen eine grosse Rolle. Schaut euch die Münzen der Ausstellung an. Inwiefern unterscheiden sie sich von unseren heutigen Münzen und Geldscheinen? Tipp: Weitere Informationen zu Münzen findet ihr im Erdgeschoss der Dauerausstellung, unter dem Thema "Finanzieren". Römische Münzen Schweizerische Münzen und Geldscheine Tragt eure Resultate zu den Münzen eurer Klasse vor und erwähnt die wichtigsten Kommunikationsmittel, die heute in Gebrauch sind. 9 Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe 7. Galba oder Vitellius? Die Entscheidung nach Interessen. Als Galba sich als Nachfolger von Nero und somit Kaiser ausrufen lässt sind die Legionäre der 21 LEG RAPAX nicht gleicher Meinung wie die Helvetier. Zeit: Vorbereitung 20 Min. Präsentation 5 Min. Personen: 4 Schüler/Innen Aufgabe: a) Ein/e Schüler/In repräsentiert die Helvetier, der/die zweite die Legionäre der 21 Legion und je ein/e Schüler/in Galba und Vitellius. Die Kaiser bereiten sich je 3-5 Argumente vor, warum sie Kaiser sein wollen und wen sie damit begünstigen (Legion oder Helvetier). Die Helvetier und die Legion entscheiden sich für einen Kaiser und argumentieren aus ihrer Sicht mit je 3-5 Argumenten. Ihr könnt auch Argumente erahnen/erfinden. b) Tragt eure Argumente der Klasse vor. Die Klasse wählt per Handzeichen eine Seite; Galba und Helvetier oder Vitellius und Legion. Die Fraktion mit den meisten Stimmen feiert den Sieg und dankt seinen Wählern. 10 Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe 8. Der Kaiser und sein Nachfolger Nach Neros Selbstmord endet die julisch-claudische Dynastie mit einer grossen Frage: Wer soll Kaiser werden? Weil ein von Nero auserwählten Nachfolger fehlt, beginnt ein Kampf um den kaiserlichen Thron. Zeit: Vorbereitung 20 Min. Präsentation 8-10 Min. Personen: 4 Schüler/Innen Aufgabe: a) Du willst Kaiser werden und musst dafür möglichst viele Parteien von dir überzeugen, denn ohne Loyalität kann schnell ein anderer deinen Platz übernehmen. Überlege dir was einen guten Kaiser ausmacht und schreibe in 5 bis 10 Sätze deine Rede als Thronanwärter. Du darfst bei den vier Kaisern der Ausstellung spicken, vergiss aber bloss nicht deinen römischen Namen zu verkünden, ansonsten wird dich keiner als Kaiser wollen! b) Jeder Thronanwärter stellt sich mit seiner Rede 2 Min der Klasse vor, besteigt den Thron und lässt ein Kaiserportrait von sich schiessen. Danach ruft er seinen Nachfolger (mit lateinischem Namen!) auf, der sich ebenfalls vorstellt und fotografieren lässt. So geht es weiter bis alle Thronanwärter durch sind. 11 Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe 9. Wo liegt der Fehler? Eine junge Schülerin musste als Hausaufgabe eine schriftliche Quelle aus dem Jahr 71 n. Chr. übersetzen. Die Quelle berichtet aus dem Vierkaiserjahr aus Sicht einer helvetischen Frau. Die Schülerin ist normalerweise eine gute Übersetzerin, doch diesmal hat sie ein paar Fehler gemacht. Pro Textabschnitt befinden sich zwischen 7 und 10 Fehler. Zeit: Vorbereitung 20 Min. Präsentation 10 Min. Personen: 6 Schüler/Innen Aufgabe: a) Jede/r liest und korrigiert einen der sechs Absätze. Teil 1. Mein Name ist Venia, ich berichte hier vom vorletzten Jahr: Das Jahr 95 n. Chr. war schrecklich. Alles begann als Kaiser Nero in Rom von seinem Bruder ermordet wurde. Ich war zu Hause, in der Stadt Aquae Sulis als die Nachricht von Neros Tod zu uns kam. Schnell wurde mir und meinem Bruder Cassius klar, dass dunkle Zeiten auf uns kommen würden. Es breitete sich ein Gerücht aus, ein Provinzstatthalter aus Schweden namens Galba wäre noch vor Neros Tod zum Kaiser erkoren worden. Ich konnte dem nicht glauben, unter Neros Herrschaft hatten wir und das ganze Reich eine Blütezeit. Ein neuer Kaiser, der kein Nachkommen aus der kaiserlichen Familie ist, konnte nichts Gutes heissen. Ich kannte Nero durch seine Statuen und seinem Abbild auf Münzen. Es heisst er sei kahl aber athletisch und sehr bescheiden gewesen. Teil 2. Auch meine Mutter schien von den neuen Ereignissen betrübt zu sein. Sie war eine stolze Frau, sehr hübsch, intelligent und reich. Sie kleidete sich römisch, schliesslich wurde uns, allen Helvetiern, von Kaiser Nero das römische Bürgerrecht verliehen. Doch ihren torques, den traditionellen keltischen Fingerring, würde sie niemals ablegen. Mein Vater hingegen war Römer und diente einst in der römischen Armee. Er hätte sich niemals mit einem geschmolzenen Schwert bestatten lassen. Lieber würde er in der Unterwelt herumirren, als seinem geliebten Schwert so etwas anzutun. Er widmete sich lieber seinen Verpflichtungen als Pater. Dies noch bevor das grosse Unglück nach Aquae Sulis kam. Bis zu diesem schrecklichen Zeitpunkt knüpften wir gute Kontakte zu den Soldaten der 25 LEGIO PARAX, schliesslich war mein Vater für lange Zeit mit ihnen im Dienst. Schnell wurde uns aber klar, dass Galbinus der neue Kaiser war, egal ob vor oder nach Neros Tod, schliesslich war er als Stattherrscher und ehemaligen Kommandanten des obergallischen Heeres unser Patron. Teil 3. Das Militär in Vindonissa hingegen stellte sich gegen den neuen Kaiser und verweigerte am 1. Oktober 70, zusammen mit den anderen Legionen an der Donau, den Eid auf den neuen Kaiser. Dies war der Beginn der Freundschaft zwischen uns Helvetiern und den Legionären in Vindonissa. Zum Glück hatten wir eigene Soldaten, die mit uns und mit dem Kaiser standen, doch eines Tages wagten es die Legionäre einen Soldatentransport von uns zu überfallen. Was für Feiglinge, wir wussten genau, dass sie ihren eigenen Kaiser Vitellius haben wollten. Anscheinend war ihnen Galbinus nicht gut genug weil er die Geldgeschenke an Soldaten erlaubt hatte. 12 Wir mussten uns für ihre Aktion rächen! Wir wussten welche Strasse die Boten der Legion mit Briefen durchlaufen würden. Ein paar unserer Männer lauerten ihnen auf und schnappten zu. Sehr zufrieden zeigten sie uns die gestohlenen Pakete. Es handelte sich um Nachrichten von Vitellius an die Donaulegionen. Teil 4. Durch den Unterbruch des Nachrichtenflusses haben sich die Legionen an der Donau Vespasian nicht angeschlossen und wir hatten die Hoffnung, Galba würde gewinnen. Es traf uns jedoch schlimmer, als wir es je erwartet hätten. Die wütenden Legionäre der 24 LEGIO RAPAX liessen unsere schöne Stadt, Aquae Sulis, völlig überschwemmen. Caecina, der Staatsführer der Legion hatte es bitter auf uns abgesehen und hat seine Rache ohne Bedenken durchgeführt. Uns traf das Unglück, wie hunderte andere Rauriker auch. Ich und mein Bruder verloren dabei unsere Eltern und viele unserer Freunde. Unsere Soldaten hatten erkannt, dass die Truppen des Vespasians vor nichts zurückschreckten und zogen sich auf den mons Titulius, zurück um uns, die Überlebenden der Überschwemmung zu schützen. Auf den mons Titulius traf unser Heer auf die Truppen des Feindes. Es wurde in einer langen Schlacht gekämpft, bis unsere Männer vernichtend geschlagen wurden. Teil 5. Uns blieb nichts anderes übrig, als zu unseren Verwandten nach Aventisulium zu flüchten. Der Weg dorthin war mühsam und gefährlich. Überall mussten wir aufpassen nicht von den barbarischen Soldaten gesehen zu werden. Ganze vier Tage waren wir unterwegs. Wir waren aber voller Hoffnung. Es ging das Gerücht um, Aventisulium wäre vor Caecina sicher. Scheinbar hatte Vespasian, der mächtige General in Iudea, eine Verbindung zu dieser Stadt. Sein Vater soll als Anwalt dort arbeiten. Vitellius wollte wohl einen Streit mit Vespasian. Ein paar Tage später schien sich Caecina nicht mehr für uns zu interessieren und zog mit seiner Truppe nach Obergallien. Es war Januar, die verschneiten Strassen und kalten Tagen wurden noch trauriger als uns die Nachricht erreichte unser Kaiser Vespasian wäre durch Vitellius ermordet worden. Dieser hatte sich als neuen König ausgegeben. Teil 6. Einige Wochen später erreichte uns eine neue Nachricht. Die Truppen von Caecina hatten bei Bedididium in Oberitalien für Galba gegen Otho gekämpft und gewonnen. Otho sei von der Niederlage am 14. Mai so betroffen gewesen, dass er zwei Tage später Selbstmord beging. Wir feierten kein bisschen, denn Galba wurde kurz darauf vom Senat als Kaiser anerkannt. Wir hätten nur warten müssen! Nach einigen Monaten, als wir es nicht erwarteten, wurde unser Beschützer Vitellius in Ägypten zum Kaiser ausgerufen. Als es im Oktober wieder bei Bedididium in Oberitalien zur Schlacht kam, wendete sich das Blatt. Vespasians Truppen besiegten die Truppen des Vitellius. Dies geschah der 34. Legion RAPAX ganz recht! Noch glücklicher wurden wir, als im Dezember Neros Truppen in Rom Vespasian ermordeten und unser Kaiser auch vom Senat als solcher anerkannt wurde. a) Was geschah der Stadt Aventicum unter Vespasians Macht? Was geschah der 21. Legion RAPAX unter Vespasian? b) Lest die von euch korrigierte Version eurer Klasse vor, vielleicht habt ihr etwas übersehen. 13 Aktivitätskarten Kampf um Neros Erbe 10. Wer sagt was? Während des Vierkaiserjahres fanden viele Konflikte statt, in denen mehr als zwei Parteien involviert waren. Nicht nur die Thronanwärter und ihre Truppen, auch grosse Teile der Zivilbevölkerung waren von Krieg und Unruhen betroffen. Zeit: Vorbereitung 20 Min. Präsentation 5-10 Min. Personen: 2-4 Schüler/Innen Aufgaben: a) Unten findet ihr 14 Aussagen, die aus der Zeit des Vierkaiserjahres stammen könnten. Ordnet sie der jeweiligen Person zu, die eine solche Aussage gemacht haben könnte. Begründet kurz die Zuordnung. Vergleicht anschliessend miteinander eure Antworten. Personen: Nero, Galba, Otho, Vitellius, Vespasian, Caecina (Kommandant der 21. Legion), Lucius (Legionär der 21. Legion), Venia (Helvetische Frau aus der Oberschicht), Cottius (Helvetischer Mann aus der Unterschicht) Aussagen: 1. Diese Niederlage ist auch für einen Kaiser zu viel, die Schande bei Bedriacum so vernichtet worden zu sein kann nur eines heissen: Ich gebe mein Leben auf, bevor ich zusehen muss wie mein Gegner zum neuen Kaiser erkoren wird. 2. Der Patron verlangt von mir, ich solle für ihn 20 Tage lang in seinem Gutshof arbeiten, um ein wenig Nahrung für mich und meine Familie zu bekommen. 3. Ich mag vielleicht eine römische Bürgerin sein, doch meinen torques lege ich nicht ab. Die keltische Tradition ist immer noch ein Teil von mir. 4. Ich Staatsfeind? Das muss sich kein Kaiser gefallen lassen, ich bin fertig mit euch! 5. Galba verbietet uns Geldgeschenke, er hat keine Wertschätzung für die Arbeit und den Dienst, den wir leisten. Galba ist nicht unser Kaiser! 6. Aventicum ist nicht nur die Hauptstadt der Helvetier, ich erhebe sie zu einer Kolonie des römischen Reiches! 7. Alles ist abgebrannt! Meine Taverne, mein Haus, das Vieh! Ich habe nichts als Schutt und Asche. 8. Was erlauben sich diese Helvetier? Die Briefe von Vitellius hätten niemals in ihre Hände gelangen dürfen! Ich und meine Truppen werden sie nicht ungestraft davonkommen lassen. 14 9. Neros Misswirtschaft, der Krieg, die Aufstände. Jetzt ist Schluss mit dieser Misere! Das Imperium Romanum braucht einen Rettungsplan. Ich werde die Städte zum Erblühen bringen, den Menschen Arbeit geben und die Staatskassen wieder füllen. 10. Schon mein Grossvater hatte das römische Bürgerrecht. Als er starb wurde er aber wie ein helvetischer Krieger mit seinen Waffen bestattet. 11. Galba gab mir zwar den Posten als Statthalter in der Germania inferior, doch er ist unfähig die Soldaten für sich zu gewinnen. Meine Truppen wollen mich als Kaiser. 12. Ich wurde Kaiser, als Nero zum Staatsfeind erklärt wurde. Die Legionen am Rhein begehen einen grossen Fehler, mich nicht als ihr Kaiser anzunehmen. 13. Schönes Vindonissa, nun muss ich dich schweren Herzens verlassen. Zuerst schickt uns der Kaiser in den Kampf gegen die Bataver und danach werden wir nach Bonna versetzt. 14. Ich wusste zuerst nicht, dass ich gegen Otho und seine Truppen kämpfen würde und erfuhr im Nachhinein, dass er Galba, meinen ersten Gegner, am 15 Januar ermordet hatte. b) Wählt 5-10 Aussagen aus und tragt sie eurer Klasse vor indem ihr die sprechende Person nachstellt. 15