„Therapie bei onkologischen Erkrankungen“

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Bachelorarbeit
Studium der Gesundheits- und Pflegewissenschaften
„Therapie bei onkologischen Erkrankungen“
Lehrveranstaltung: Physiologie
Betreuerin:
Ao.Univ.-Prof. Dr.phil. Anna Gries
Institut für Physiologie
E-Mail: [email protected]
Vorgelegt von:
Kristina Glettler
im:
August 2016
Eidesstattliche Erklärung:
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig und
ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht
verwendet und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen
Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
Graz, August 2016
Kristina Glettler, eh.
Zusammenfassung
In Österreich erkranken laut Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit
jährlich etwa 38.000 Menschen an Krebs.
Auch wenn die Medizin in ihren Möglichkeiten immer weiter fortschreitet und es laut
ExpertInnen in den nächsten Jahren zu einem Rückgang der Krebsneuerkrankungen
kommen wird, könnte die immer höhere Lebenserwartung und die dadurch bedingte
Alterung der Gesellschaft dies wieder „ausgleichen“.
Zu Beginn der Arbeit werden Begriffserklärungen rund um die Tumortherapie
gegeben, es wird die Entstehung maligner Tumore erläutert und beeinflussbare bzw.
nicht beeinflussbare Risikofaktoren genannt.
Im
mittleren
Teil
geht
es
komplementären/alternativen
um
die
Arten
der
Chemotherapie
Behandlungsmöglichkeiten
und
deren
und
die
Vor-
und
Nachteile. Weiters wird genauer auf das Mammakarzinom, als häufigstes Karzinom
der Frau, eingegangen.
Am Ende der Arbeit werden die Stomapflege und Präventionsmaßnahmen
behandelt.
Die Forschungsfrage zu dieser Arbeit lautet: „Kann einer Krebsentstehung
vorgebeugt werden und sind Krebsvorsorgeuntersuchungen in der Regel sinnvoll?“.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung .............................................................................................................................................. 5
2 Begriffserklärungen .............................................................................................................................. 6
2.1 Chemotherapie .............................................................................................................................. 6
2.2 Strahlentherapie............................................................................................................................ 7
2.3 Antikörpertherapie ........................................................................................................................ 8
3 Entstehung maligner Tumoren ............................................................................................................. 8
3.1 Einteilung ....................................................................................................................................... 8
3.2 Kriterien für Malignität .................................................................................................................. 9
3.3 Ursachen für die Entstehung maligner Tumoren .......................................................................... 9
4 Risikofaktoren..................................................................................................................................... 11
4.1 Nicht beeinflussbare Risikofaktoren ........................................................................................... 11
4.2 Beeinflussbare Risikofaktoren ..................................................................................................... 11
5 Arten der Chemotherapie .................................................................................................................. 18
5.1 Systemische Chemotherapie ....................................................................................................... 18
5.2 Regionale Chemotherapie ........................................................................................................... 18
5.3 Chemoembolisation .................................................................................................................... 18
5.4 Intrakavitäre Chemotherapie ...................................................................................................... 18
5.5 Transdermale Chemotherapie .................................................................................................... 19
6 Komplementäre und alternative Therapien in der Onkologie ........................................................... 20
6.1 Begriffsdefinitionen ..................................................................................................................... 20
6.2 Kategorien von Komplementär- und Alternativmedizin nach dem National Center for
Complementary and Alternative Medicine........................................................................................ 20
6.3 Risiken von Komplementär- und Alternativmedizin ................................................................... 21
7 Mammakarzinom bei Frauen ............................................................................................................. 23
7.1 Brusterhaltende Operation ......................................................................................................... 23
7.2 Mastektomie und Brustrekonstruktion ....................................................................................... 23
7.3 Lymphknotenentfernung............................................................................................................. 23
7.4 Nachsorge .................................................................................................................................... 24
7.5 Breast Care Nurse ........................................................................................................................ 24
8 Stomapflege........................................................................................................................................ 24
8.1 Stoma des Darms......................................................................................................................... 24
8.1.1 Definition und Indikationen ................................................................................................. 24
8.1.2 Stomalokalisation und Stomaformen ................................................................................... 25
8.1.3 Stomaplatzierung ................................................................................................................. 26
8.2 Harnableitendes Stoma ............................................................................................................... 26
8.3 Information von PatientInnen und Angehörigen ....................................................................... 27
9 Präventionsmaßnahmen .................................................................................................................... 28
9.1 Nationales Krebsvorsorgeprogramm des BMG ........................................................................... 28
9.2 Krebsvorsorgeuntersuchungen ................................................................................................... 29
10 Diskussion ......................................................................................................................................... 31
11 Literaturverzeichnis .......................................................................................................................... 33
12 Internetquellen................................................................................................................................. 34
13 Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................................... 35
14 Tabellenverzeichnis .......................................................................................................................... 36
1 Einleitung
Bösartige
Krebserkrankungen
stellen
nach
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
die
zweithäufigste Todesursache in Österreich dar.
Heutzutage gibt es bereits eine Vielzahl an diversen Therapiemöglichkeiten,
angefangen
von
operativen
Maßnahmen,
über
Chemo-,
Hormon-
und
Bestrahlungstherapie.
Die folgende Arbeit soll einen groben Überblick über genau diese Möglichkeiten
geben, die Entstehung und Ursache von Krebs erläutern und über aktuelle
Präventionsmaßnahmen informieren. Da sich die Betroffenen oft an jede noch so
kleine Hoffnung klammern, wird auch ein Einblick in die Komplementärtherapien in
der Onkologie gegeben.
In der Gesundheitspolitik wird verhaltenspräventiven Maßnahmen eine immer
größere
Bedeutung
Verantwortung
für
zugeschrieben
die
Erhaltung
zurückgegeben. Aus diesem Grund
und
und
den
Menschen
Wiederherstellung
so
wieder
ihrer
mehr
Gesundheit
werden auch beeinflussbare und nicht
beeinflussbare Risikofaktoren erläutert und die Forschungsfrage behandelt „Kann
einer Krebsentstehung vorgebeugt werden und sind Krebsvorsorgeuntersuchungen
in der Regel sinnvoll?“.
5
2 Begriffserklärungen
Neben der operativen Tumortherapie stehen den ÄrztInnen und PatientInnen auch
noch Therapien wie die Chemotherapie und die Bestrahlung als alleinige oder
supportive Behandlungsmöglichkeiten im Kampf gegen bösartige Erkrankungen zur
Verfügung.
2.1 Chemotherapie
Die Chemotherapie ist eine Form der medikamentösen Therapie von malignen
Tumoren. Der Begriff „Chemotherapie“ entstand bereits 1908 und war ursprünglich
ein Überbegriff für die Behandlung von Infektionskrankheiten mit chemischen
Substanzen. Heutzutage verwendet der Großteil der ExpertInnen diesen Begriff im
Zusammenhang mit der Behandlung von Malignomen mit Zytostatika (Margulies,
Kroner et al. 2011, S. 137-138).
„Zytostatika sind Substanzen, die das Zellwachstum beeinflussen. Insbesondere
können sie die Zellteilung verhindern, verzögern, und/oder Zellen in Apoptose
(programmierter Zelltod) führen. Zytostatika wirken nur auf aktive, sich teilende
Zellen. Die Rationale für den Einsatz von zytostatischen Substanzen in der
onkologischen
Therapie
beruht
darauf,
dass
Tumorzellen
eine
höhere
Zellteilungsrate haben als normale Zellen.“ (Zeimet, Frank et al. 2007, S.1)
Allgemein
lassen
sich
folgende
Anwendungsbereiche
der
Chemotherapie
unterscheiden:
kurative Chemotherapie: um eine Heilung zu erzielen
adjuvante Chemotherapie: Nach einer Operation, um die Bildung von Metastasen
oder einen Rückfall der Tumorerkrankung zu verhindern.
neoadjuvante Chemotherapie: Vor einer Operation, um das Ausmaß derselben zu
verringern und das Resultat zu verbessern.
palliative Chemotherapie: um im fortgeschrittenen Stadium Schmerzen und
Beschwerden zu lindern
(Petru, Petru et al. 2010, S. 13)
6
2.2 Strahlentherapie
Aufgabe der Strahlentherapie – oder Radioonkologie ist es, maligne Tumoren mithilfe
ionisierender Strahlen zu bekämpfen. Dies kann allein durch eine Radiotherapie oder
in Kombination mit anderen Therapien durchgeführt werden. Die ersten Erfolge mit
dieser Art von Behandlung konnten in Schweden bereits 1899 bei zwei
HautkrebspatientInnen erzielt werden. Doch erst der Einsatz von Hochvoltgeräten
und
die
Entwicklung
der
exakten
Dosismessung
machten
eine
exakte
Strahlenbehandlung mit geringeren Nebenwirkungen möglich (Margulies, Kroner et
al. 2011, S. 114).
Eine Strahlentherapie kann mit folgenden Methoden erfolgen:
Teletherapie: Dabei handelt es sich um die häufigste und wichtigste Form und
bedeutet, dass die Tumorregion von außen (perkutan) bestrahlt wird und die
Strahlungsquelle üblicherweise 80-120 cm von der Körperoberfläche entfernt ist.
Brachytherapie: Dabei werden Radionuklide direkt an Organen oder Geweben
appliziert. Diese Art der Strahlentherapie wird daher auch als Kurzdistanztherapie
bezeichnet (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 115).
Wie bei der Chemotherapie gibt es auch bei der Radiotherapie unterschiedliche
Anwendungsbereiche:
Kurative
Radiotherapie
nicht-operierter
Tumoren:
„Eine
Reihe
von
Tumorerkrankungen ist auch ohne Operation durch eine Strahlentherapie zu einem
hohen
Prozentsatz
heilbar.
Es
handelt
sich
um
Tumoren
mit
lokaler
Wachstumstendenz und einer geringen Neigung zur Fernmetastasierung. Im
Einzelfall ist jedoch die Vorhersage einer Heilung unsicher. Es gelten vielmehr
statistische Wahrscheinlichkeiten […].“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 126)
Adjuvante Radiotherapie: Dabei wird im Anschluss an eine radikale Operation eine
zusätzliche Bestrahlung eines Tumorgebietes durchgeführt um mikroskopische
Tumorreste zu vernichten. Dadurch kann die Häufigkeit von Lokalrezidiven gesenkt
und die Heilungsrate gegenüber einer alleinigen Operation um das Vielfache erhöht
werden (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 126).
7
Palliative Radiotherapie: Palliative Bestrahlung kann zur wesentlichen Verbesserung
der Lebensqualität beitragen. Im Vergleich zur kurativen Strahlentherapie ist die
Dauer der Behandlung kürzer und die Gesamtstrahlendosis geringer und somit kaum
mit Nebenwirkungen verbunden (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 126).
Kombinierte Radio-Chemotherapie: Je nach Indikation und nach sorgfältigem
Abwiegen der Vor- und Nachteile für den Patienten/die Patientin kann die
Kombination sequentiell oder gleichzeitig zur Anwendung kommen (Margulies,
Kroner et al. 2011, S. 127).
2.3 Antikörpertherapie
„Monoklonale
Antikörper
sind
in
Zellkulturen
biotechnisch
hergestellte
Immunglobuline, die nur mit einem einzigen, definierten Antigen reagieren. Viele
Krebszellen zeigen auf ihrer Oberfläche charakteristische Proteine, die als Antigene
zu betrachten sind. Diese Antigene sind allerdings meist nicht tumorspezifisch […].
Eine Antikörpertherapie kommt vor allem dann in Frage, wenn die Tumorzellen das
Antigen in viel höherer Konzentration als die normalen Zellen aufweisen.“ (Margulies,
Kroner et al. 2011, S. 147). „Antikörper können mit radioaktiven Substanzen oder mit
Toxinen gekoppelt werden.“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 148)
3 Entstehung maligner Tumoren
3.1 Einteilung
Tumor: Unter einem Tumor versteht sich jegliche Schwellung eines Gewebes ohne
die Beschreibung einer Ursache.
Neoplasie: Darunter versteht man eine Gewebeneubildung, sprich ein vermehrtes
Zellwachstum durch gestörte Wachstumskontrolle und -regulation.
Dignität: Dies beschreibt das biologische Verhalten eines Tumors – sprich, ob eine
Gutartigkeit oder eine Bösartigkeit des Tumors vorliegt. Gutartige (benigne) Tumoren
sind meist lokal begrenzt, wachsen nicht invasiv und metastasieren nicht. Allerdings
können sie durch stetige Größenzunahme benachbarte Strukturen verdrängen und
dadurch schädigen. Im Einzelfall kann ein benigner Tumor in einen malignen Tumor
übergehen (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 4).
8
3.2 Kriterien für Malignität

unkontrollierte Zellproliferation

invasives und infiltratives Wachstum

Fähigkeit, in andere Organe zu metastasieren

gestörte Zelldifferenzierung
(Margulies, Kroner et al. 2011, S. 4)
3.3 Ursachen für die Entstehung maligner Tumoren
„Die Entstehung maligner Tumoren geschieht in einem Mehrschrittprozess, wobei
jeder Schritt hin zur malignen Zelle einer weiteren Veränderung des Erbgutes
(Mutation) entspricht. Dabei durchlaufen Zellen verschiedene prämaligne Stadien
und erwerben dabei weitere Mutationen, bis schließlich eine Zelle mit allen malignen
Eigenschaften entsteht. […] Die Schritte der Karzinomentstehung sind durch
mehrere, charakteristische Mutationen von wachstumsregulierenden Genen definiert.
Typischerweise überwiegt dabei die Zahl der inaktivierten Tumorsuppressorgene
deutlich die Zahl der aktivierten Onkogene […].“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S.
18) In der Regel dauert es Jahre bis Jahrzehnte von der ersten Mutation in einer
Zelle bis zur Entstehung eines malignen Tumors. Bei sehr aggressiven Karzinomen
kann sich dieser Prozess in wenigen Monaten abspielen (Margulies, Kroner et al.
2011, S. 18).
9
Abbildung 1: Mutation und die Entstehung maligner Tumoren (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 20)
Die Ursachen für diese Zellmutationen können vielfältig sein: sie können angeboren,
im Laufe des Lebens erworben oder ein spontaner Fehler in der Zellteilung sein.
Weiters können innere und äußere Einflüsse den auslösenden Faktor für eine
Mutation darstellen (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 19).
10
4 Risikofaktoren
Es gibt eine Reihe von exogenen und endogenen Risikofaktoren, welche
krebsauslösende
Erbgutveränderungen
begünstigen.
Viele
von
ihnen
sind
heutzutage bekannt und wissenschaftlich belegt.
4.1 Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
Alter: Obwohl der Krebs in jedem Alter auftreten kann, ist das Alter einer der
wichtigsten Risikofaktoren, da in der Regel viele Jahre zwischen der Exposition mit
dem Karzinogen und dem Ausbruch der Erkrankung liegen. Eine Ausnahme bilden
hier die ersten fünf Lebensjahre, in welchen das Krebsrisiko relativ hoch ist.
Geschlecht: Wie beim Alter, besteht auch beim Geschlecht eine unterschiedlich hohe
Inzidenzrate bezüglich Krebserkrankungen.
Genetik: Der genetisch bedingte Anteil unter den Risikofaktoren für eine
Krebsentstehung wird auf ca. 5-10% geschätzt. Diese vererbten Gendefekte
betreffen meist zellwachstumssteuernde Gene bzw. Tumorsuppressorgene oder
jene, die als DNA-Reparaturgene funktionieren (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 4547).
4.2 Beeinflussbare Risikofaktoren
Etwa 40 % aller krebsbedingten Todesfälle sind auf vermeidbare Risikofaktoren
zurückzuführen.
Rauchen: Das Inhalieren von Tabakrauch verursacht neben tödlichen Herz-KreislaufErkrankungen auch Krebskrankheiten unterschiedlichster Lokalisationen, wie zum
Beispiel der Mundhöhle, des Rachens, der Speiseröhre, der Niere, der Lunge oder
der Bauchspeicheldrüse. Laut einer Schätzung der WHO ist der Konsum von
Tabakrauch für etwa 17% aller Todesfälle verantwortlich (Margulies, Kroner et al.
2011, S. 48).
Entgegen weit verbreiteter Annahmen sind auch E-Zigaretten und Light-Zigaretten
keineswegs harmlos. In elektronischen Zigaretten ist zwar kein Teer, aber durchaus
krebserregende Stoffe und Nikotin enthalten und der Dampf kann die Atemwege
reizen, weshalb ExpertInnen von deren Konsum abraten. Light-Zigaretten haben
einen reduzierten Nikotingehalt, aber dieselbe Menge krebserregender Stoffe im
11
Vergleich zu „normalen“ Zigaretten. Außerdem kann der reduzierte Nikotingehalt
dazu führen, dass Raucher ihren Zigarettenkonsum erhöhen, um die Nikotinsucht zu
stillen (Majorczyk 2014, S. 21).
Ernährung: Die Ernährungsgewohnheiten haben einen wesentlichen Einfluss auf das
Risiko bzw. die Prävention für die Entstehung von Krebserkrankungen in bestimmten
Körperregionen/-organen. Laut der Untersuchung des World Cancer Research Fund
und dem daraus resultierenden Expertenbericht von 2007 gilt als erwiesen, dass es
einen Zusammenhang gibt zwischen einem geringen Obst- und Gemüseverzehr und
einem
deutlich
erhöhten
Krebserkrankungsrisiko.
Weiters
wurden
Wahrscheinlichkeiten für die krebsfördernde Wirkung von rotem Fleisch und die
krebsrisikosenkende Wirkung von Ballaststoffen, vor allem bezüglich Darmkrebs,
beschrieben (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 48-49).
Tabelle 1: Beispiele für risikoerhöhende Effekte von Ernährung auf einzelne Krebsarten (Margulies, Kroner et al.
2011, S. 49)
Tabelle 2: Beispiele für risikosenkende Effekte von Ernährung auf einzelne Krebsarten (Margulies, Kroner et al.
2011, S. 49)
12
Alkohol: Nicht nur der Alkoholkonsum an sich erhöht das Krebserkrankungsrisiko, er
verstärkt auch die krebserregende Wirkung von Nikotin. Die Todesfälle durch
alkoholinduzierte Krebserkrankungen werden mit 3% angegeben. Besonders
betroffen sind die Leber, der Darm, die Brust, die Mundhöhle (und Rachen), die
Speiseröhre und der Kehlkopf (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 50).
Übergewicht und mangelnde körperliche Bewegung: „Übergewicht erhöht das
Krebsrisiko für eine ganze Reihe von Tumoren wie Brustkrebs in der Menopause,
Dickdarm-, Pankreas-, Gallenblasen-, Endometrium- und Nierenzellkarzinom. Einen
schützenden Effekt hat dagegen körperliche Aktivität - besonders ausgeprägt im
Hinblick auf Dickdarmkrebs, aber auch auf postmenopausalen Brustkrebs und
Endometriumkarzinom.“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 50)
Strahlen: „[…] Von 2 Strahlenarten - den ionisierenden und den ultravioletten
Strahlen - ist eine krebsauslösende Wirkung mit Sicherheit nachgewiesen. Von
anderen elektromagnetischen Strahlen (Radiowellen, Mikrowellen, elektrische und
magnetische Felder in der Umgebung von Radiostationen und Funktelefonen) ist
eine krebsauslösende Wirkung nicht belegt.“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 50)
Belastungen durch Umweltschadstoffe: Wie groß der kausale Zusammenhang
zwischen Umweltschadstoffen in Wasser, Erde und Luft ist, kann man äußerst
schwer nachweisen da diese nur in geringen Mengen in den Elementen enthalten
sind und so eine karzinogene Wirkung nicht bewiesen werden kann (Margulies,
Kroner et al. 2011, S. 52).
13
Infektionen: Auch wenn schon seit langer Zeit bekannt ist, dass Viren, Parasiten und
Bakterien Krebs verursachen können, ist der krebsauslösende Mechanismus noch
weitgehend
ungeklärt.
Weltweit
werden
Schätzungen
zufolge
18%
aller
Krebskrankheiten durch Viren, Bakterien oder Parasiten verursacht (Margulies,
Kroner et al. 2011, S. 52).
Tabelle 3: Infektionskrankheiten als Risikofaktoren für maligne Tumoren (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 52)
14
Sexualität, hormonelle Faktoren und Fortpflanzung: Betroffen sind vor allem
hormonabhängige Gewebe, wie die Brustdrüse oder die Gebärmutter. Verschiedene
Faktoren können risikoerhöhend oder –senkend auf eine Krebsentstehung wirken,
wie in Tabelle 4 beschrieben. Zum Beispiel kann eine frühe erste Schwangerschaft
einen schützenden Effekt gegen Brustkrebs haben. Da aber in den Industrieländern
das Geburtenalter steigt bzw. die Geburtenrate sinkt, nehmen Forscher an, dass in
diesen Gebieten die Brustkrebsrate in den nächsten Jahren weiter steigen wird
(Margulies, Kroner et al. 2011, S. 53).
Tabelle 4: Sexuelle Risikofaktoren für die Entwicklung weiblicher Tumoren (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 53)
15
Belastungen bei der Arbeit: „Schadstoffexpositionen am Arbeitsplatz gehörten mit zu
den ersten identifizierten Krebsursachen. […] 5% der Krebstodesfälle werden durch
die berufsbedingte Einwirkung von Karzinogenen verursacht. Das am häufigsten
betroffene Zielorgan ist die Lunge. 7-12% aller Lungenkrebserkrankungen sind durch
Expositionen am Arbeitsplatz verursacht.“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 51)
Tabelle 5: Krebserzeugende Substanzen und Krebserkrankungen (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 51)
16
Medikamente: Einige Medikamente haben nicht nur eine heilenden Wirkung, sondern
können auch krebserregend sein. Dazu gehören in erster Linie Zytostatika und
Hormonersatzpräparate,
aber
auch
die
Langzeiteinnahme
von
bestimmten
Analgetika und Immunsuppressiva kann eine Krebsentstehung fördern, wie in
Tabelle 6 gezeigt. Wissenschafter vermuten, dass die Zahl der karzinogen wirkenden
Medikamente in Zukunft noch weiter ansteigen wird (Margulies, Kroner et al. 2011, S.
53).
Tabelle 6: Beispiele an Medikamenten mit erhöhtem Krebsrisiko (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 53)
17
5 Arten der Chemotherapie
5.1 Systemische Chemotherapie
„Ob ein Medikament sowohl intravenös als auch oral verabreicht werden kann, hängt
in erster Linie von seiner chemischen Struktur ab: Kleine Moleküle […] werden in der
Regel im Darm gut resorbiert und können deshalb oral verabreicht werden. Große
Moleküle dagegen werden zum Teil im Darm verdaut und dadurch unwirksam […]
oder nicht resorbiert. […] Bei einigen klassischen Zytostatika […] sind sowohl die
orale als auch die intravenöse Applikation möglich.“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S.
171). Die orale Gabe hat Vorteile, wie das Ersparen einer Venenpunktion und die
Unabhängigkeit von einer medizinischen Einrichtung. Doch auch die Nachteile dieser
Verabreichungsform sind nicht zu unterschätzen, wie zum Beispiel die Abhängigkeit
der Resorption von der Funktion des Magen-Darm-Traktes und die Compliance der
PatientInnen. Daher muss die Darreichungsart für jede/n Patienten/in individuell
ausgewählt werden (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 171).
5.2 Regionale Chemotherapie
Bei einer regionalen Chemotherapie wird der Wirkstoff direkt in das Blutgefäß
verabreicht,
welches
die
befallene
Region
versorgt
Wirkstoffkonzentration
zu
erreichen.
Indikationen
um
dafür
lokal
sind
eine
zum
hohe
Beispiel
Primärtumoren, lokalisierte Metastasen oder Tumoren, welche schlecht auf eine
systemische Therapie ansprechen (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 171).
5.3 Chemoembolisation
„Bei der Chemoembolisation wird gleichzeitig mit der lokalen Infusion eines
Zytostatikums das den Tumor versorgende Gefäß embolisiert und der Tumor so
seiner Gefäßversorgung beraubt.“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 172)
5.4 Intrakavitäre Chemotherapie
Bestimmte Indikationsstellungen verlangen eine Zytostatikaverabreichung direkt in
eine Körperhöhle.
Intrathekale Chemotherapie: Dabei werden Zytostatika direkt in den Liquorraum
appliziert um so die Blut-Liquor-Schranke zu umgehen (Margulies, Kroner et al. 2011,
S. 172).
18
Intraperitoneale Chemotherapie: Die Instillation von Zytostatika direkt in die
Bauchhöhle eignet sich nur bei sehr kleinen Tumorknötchen, da das Medikament nur
wenige Millimeter tief in das Tumorgewebe eindringt (Margulies, Kroner et al. 2011,
S. 173).
Intravesikale Chemotherapie: Dabei handelt es sich um das Einbringen des
Zytostatikums mittels Blasenkatheter in die Harnblase. Dies wird neben einer
Operation bei Frühformen des Blasenkarzinoms durchgeführt (Margulies, Kroner et
al. 2011, S. 173).
Intrapleurale/intraperikardiale Chemotherapie: „Die Instillation von Zytostatika in den
Pleura- oder Perikardraum wird praktisch nur zur symptomatischen Behandlung von
rezidivierenden malignen Ergüssen durchgeführt. Ziel ist nicht die Behandlung des
Tumors, sondern die Unterdrückung der Ergussbildung. Zytostatika werden deshalb
bei dieser Indikation im Allgemeinen nicht zur Zerstörung von Tumorzellen
eingesetzt, sondern zur Auslösung einer unspezifischen Entzündung, die ihrerseits
zur Verklebung der Perikard- bzw. Pleurablätter führt. Es werden deshalb neben
Zytostatika zahlreiche andere entzündungsauslösende Substanzen angewendet.“
(Margulies, Kroner et al. 2011, S. 173)
5.5 Transdermale Chemotherapie
Diese
Art
der
Chemotherapie
ist
limitiert
bei
oberflächlichen
malignen
Hautveränderungen angezeigt. Durch den lokalen Einsatz fallen systemische
Nebenwirkungen weg (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 173).
19
6 Komplementäre und alternative Therapien in der Onkologie
6.1 Begriffsdefinitionen
Konventionelle Medizin: „Auch Schulmedizin genannt. Sie bemüht sich, ihre
Konzepte durch eine naturwissenschaftlich-statistische Methodologie zu begründen.
Aus ihr ist die sog. >>evidence based medicine<< entstanden.“ (Margulies, Kroner et
al. 2011, S. 187)
Komplementärmedizin: „Therapien und Methoden, die die konventionelle Medizin
ergänzen sollen. In der Onkologie typischerweise mit supportiven Zielsetzungen wie
Besserung der Symptomkontrolle und Lebensqualität.“ (Margulies, Kroner et al.
2011, S. 187)
Alternativmedizin: „Therapien und Methoden, die anstelle der konventionellen
Medizin propagiert werden.
Betrachtet sich als Alternative zur konventionellen
Medizin. Ob eine Therapie nun als alternativ oder komplementär eingestuft wird,
hängt auch vom Verhalten von TherapeutIn und PatientIn ab.“ (Margulies, Kroner et
al. 2011, S. 187)
Integrative Medizin: „Integration von Komplementärmedizin und konventioneller
Medizin im Rahmen eines Gesamtkonzeptes. Integrative Medizin wird an den
meisten
amerikanischen
Krebszentren
(>>comprehensive
cancer
centers<<)
angeboten und wird zunehmend in Europa bekannt.“ (Margulies, Kroner et al. 2011,
S. 187)
6.2 Kategorien von Komplementär- und Alternativmedizin nach dem National
Center for Complementary and Alternative Medicine
„Das amerikanische NCCAM (National Center for Complementary and Alternative
Medicine) hat die Komplementär- und Alternativmedizin zur Vereinfachung in fünf
Kategorien
eingeteilt:
ganzheitliche
medizinische
Systeme,
Psyche-Körper-
Therapien, biologische Therapien, Körpertherapien und energetische Therapien.“
(Margulies, Kroner et al. 2011, S. 189)
20
Tabelle 7: Einteilung von Komplementär- und Alternativmedizin gemäß dem NCCAM (Margulies, Kroner et al.
2011, S. 189)
Tabelle 8: Meist angewandte Komplementärmedizin (KM), nach Land/Kontinent (Margulies, Kroner et al. 2011, S.
189)
6.3 Risiken von Komplementär- und Alternativmedizin
Bei KAM steht in den meisten Fällen keine wissenschaftliche Evidenz im Hintergrund.
Ein Risiko für PatientInnen besteht dann, wenn der Anbieter,
wie so oft, die
konventionelle medizinische Therapie als falsch und gefährlich bezeichnet und somit
bei Nichtwirksamkeit der KAM der Zeitpunkt für eine kurative oder palliative
Behandlung verabsäumt wird.
21
Weiters kann es bei Kombination aus einer konventionellen Therapie und einer
komplementären Therapie zu Wechselwirkungen kommen, was eine Rücksprache
mit dem/r behandelnden Arzt/Ärztin unumgänglich macht (Margulies, Kroner et al.
2011, S. 193).
Tabelle 9: Mögliche Wechselwirkungen und Nebenwirkungen von komplementären Substanzen (Margulies,
Kroner et al. 2011, S. 194)
„Charakteristisch v.a. für die Alternativmedizin ist die oft erhebliche Diskrepanz
zwischen dem Erfolgsanspruch und den Erfolgsbelegen. Paradoxerweise ist es
gerade die maßlos übertriebene Erfolgsmeldung, die in aussichtslosen Fällen bei
Betroffenen Hoffnung aufkeimen lässt. Dies empfinden viele PatientInnen als
vorübergehende Hilfe, auch wenn später die Verzweiflung umso größer sein kann.“
(Margulies, Kroner et al. 2011, S. 195)
22
7 Mammakarzinom bei Frauen
7.1 Brusterhaltende Operation
„Heutzutage gilt die brusterhaltende Therapie (BET) mit anschließender Bestrahlung
als Standard.“ (Majorczyk 2014, S. 171) Voraussetzung für die Durchführung der
BET sind örtliche Begrenzung des Tumors, ein im Verhältnis zum verbleibenden
Brustgewebe kleiner Tumor, die Begrenzung des Tumors auf einen Quadranten,
mehrere kleine Tumoren im selben Quadranten oder dass eine abgegrenzte
Brustkrebsvorstufe vorliegt (Friedrichs, Oellerich et al. 2014, S. 75). „Häufig wird vor
der BET eine Chemotherapie verabreicht, um den Tumor zu verkleinern. […] Die
Lymphknoten werden bei der Operation je nach Befall entnommen.“ (Majorczyk
2014, S. 171)
7.2 Mastektomie und Brustrekonstruktion
„Die vollständige Entfernung der Brust (Mastektomie) ist notwendig, wenn sich
Krebsherde in verschiedenen Bereichen der Brust befinden oder der Tumor sehr
groß ist. Je nach weiterer Therapie kann auf Wunsch der Patientin ein Wiederaufbau
gleichzeitig oder zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden. Sind die
Achsellymphknoten unauffällig, so wird die Wächterlymphknotenentfernung gewähltdas heißt, nur der nächstgelegene Lymphknoten wird entnommen und auf
Tumorzellen
hin
untersucht.
Ansonsten
erfolgt
die
Entfernung
aller
Achsellymphknoten.“ (Majorczyk 2014, S. 171)
7.3 Lymphknotenentfernung
Der/die Wächter- oder Sentinel-Lymphknoten wird/werden vor der Operation mithilfe
einer radioaktiven Flüssigkeit markiert, wodurch der/die Operateur/In diesen während
der Operation leichter lokalisieren kann. Anschließend wird der Lymphknoten vom
Pathologen untersucht. Befinden sich darin Krebszellen, wird eine ausgedehnte
axilläre Lymphadenektomie durchgeführt.
23
7.4 Nachsorge
Eine ärztliche Untersuchung findet in den ersten drei Jahren alle drei Monate, im
vierten und fünften Jahr alle sechs Monate und ab dem sechsten Jahr einmal jährlich
statt. Einmal jährlich werden eine Mammographie und eine gynäkologische
Untersuchung
empfohlen
(https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/
content/Rehabilitation_Brustkrebs_LN1.html#headline21, 15.7.2016).
7.5 Breast Care Nurse
„Zunehmend etabliert sich im Therapieprozess von Frauen mit Brustkrebs die
Einbeziehung einer Breast Care Nurse (auf die Information, Beratung und Anleitung
von Frauen mit Brustkrebs spezialisierte Pflegende) mit dem Ziel, Betroffene bei der
Entscheidungsfindung
sowie
bei
der
Bewältigung
der
Krankheit
und
der
Nebenwirkungen der Therapien zu unterstützen. Breast Care Nurses und/oder
Pflegende haben in der postoperativen Phase die Aufgabe, Patientinnen in der
Anpassung an das veränderte Körperbild und in der Bewältigung von Krankheit und
Therapie zu unterstützen.“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 574)
8 Stomapflege
Stoma oder Ostomie bezeichnet eine künstlich geschaffene Verbindung zwischen
einem Hohlorgan und der Körperoberfläche (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 588).
8.1 Stoma des Darms
8.1.1 Definition und Indikationen
„Ziel der Stomaanlage ist die Ausleitung des Darminhalts. […] Die Anlage eines
Stomas ist bei Tumorpatienten […] in den folgenden Situationen zwingend und
unvermeidbar: Entlastung des Darms bei akutem Verschluss, Ausleitung des Darms
bei intraabdominellen septischen Komplikationen, Inkontinenz […] (z.B. nach
Strahlentherapie bei Rektum- oder Analkarzinom), Verlust des natürlichen Ausgangs
nach resezierender Operation (Rektumamputation).
24
Die Stomaanlage kann bei bestimmten Erkrankungen und operativen Eingriffen im
Sinne einer vorübergehenden Ausschaltung erkrankter oder operativ behandelter
Darmabschnitte hilfreich sein […].“(Margulies, Kroner et al. 2011, S. 588)
8.1.2 Stomalokalisation und Stomaformen
„Da mitunter beachtliche Abstände zwischen Bauchraum und Hautniveau bei der
Anlage von Stomata überwunden werden müssen, eignen sich alle gut beweglichen
Darmabschnitte zur Stomaanlage: Ileum, Colon transversum, Colon descendens und
Sigma. Davon abhängig ist die Benennung: Ileostomie (im terminalen Ileum
platziertes Stoma), Kolostomie (im Dickdarm lokalisiertes Stoma).
Die Zusatzbezeichnung zur Form - endständig oder doppelläufig - beschreibt die
Anzahl
der
Öffnungen
eines
einzelnen
Stomas.
Sie
ist
abhängig
vom
Behandlungskonzept:
Endständige Stomata (eine Öffnung = ein Lumen) werden in der Regel angelegt,
wenn es sich um ein definitives Stoma handelt und eine Rückverlagerung nicht mehr
geplant oder möglich ist […].
Doppelläufige Stomata (zwei Lumen) werden in der Regel in Situationen angelegt, in
denen ein operativer Wiederanschluss vorübergehend ausgeschalteter Darmanteile
geplant ist oder in denen eine Entlastung ausgeschalteter Darmanteile nach 2
Richtungen (Stoma und Via naturalis) erforderlich ist.“ (Margulies, Kroner et al. 2011,
S. 588-589)
Die Form des sichtbaren Anteils des Stomas wird nach der Stuhlfestigkeit gewählt.
Wie in Abbildung 2 dargestellt, erfolgt die Anlage eines Kolostomas knapp über
Hautniveau (a), da der geförderte Stuhl weniger aggressiv und dickflüssiger ist. Ein
Ileostoma hingegen wird prominent angelegt (b), da Dünndarmstuhl dünnflüssig und
durch
seine
Reichhaltigkeit
an
Verdauungsenzymen
aggressiv
ist.
Diese
hervorstehende Anlage erleichtert die Versorgung und kann Hautreizungen
vorbeugen (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 589).
25
Abbildung 2: Anlage eines planen endständigen Kolostomas (a) und eines prominenten endständigen Ileostomas
(b) durch sämtliche Schichten der Bauchdecke (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 590)
8.1.3 Stomaplatzierung
„Für eine optimale Selbstversorgung ist die künftige Lage des Stomas von
entscheidender Bedeutung. Da intraoperativ am liegenden, überstreckten Patienten
die Hautfalten und Fettpolster nicht zuverlässig beurteilbar sind, muss die richtige
Stomaplatzierung vorher am stehenden, sitzenden und sich bewegenden Patienten
festgelegt werden. Damit sich der Patient später selbst versorgen kann, muss er
bestätigen, dass er die vom Chirurgen und Stomatherapeuten vorgeschlagene
Stomaplatzierung an seinem Bauch sehen kann.“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S.
589-590)
8.2 Harnableitendes Stoma
„Durch Änderung und Verbesserung der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten
sinkt die Notwendigkeit
zur Anlage von Urostomata seit Jahren. Indikationen
bestehen bei Verlust (z.B. Zystektomie wegen eines Blasenkarzinoms) oder
irreversibler Schädigungen (z.B. nach Strahlentherapie der Blase) der unteren
harnableitenden Wege (Blase, Harnröhre).“ (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 591)
26
8.3 Information von PatientInnen und Angehörigen
Es ist wichtig, PatientInnen und bei Bedarf pflegende Angehörige so schnell wie
möglich in die Stomaversorgung mit einzubeziehen. Neben der Handhabung des
Stomasystems ist es außerdem von Bedeutung, Informationen über Ernährung und
Medikamenteneinnahme bei einem liegenden Stoma zu geben. Weiters ist es für das
Funktionieren einer optimalen Versorgung zuhause
unabdingbar, dass die
Betroffenen über mögliche Komplikationen, deren Anzeichen und mögliche
prophylaktische Interventionen (Tabelle 10) Bescheid wissen.
Tabelle 10: Die 4 häufigsten Stomakomplikationen (Margulies, Kroner et al. 2011, S. 600)
27
9 Präventionsmaßnahmen
9.1 Nationales Krebsvorsorgeprogramm des BMG
Das nationale Krebsrahmenprogramm 2014 wurde vom Bundesministerium für
Gesundheit beauftragt und die Erstellung erfolgte durch den Onkologie-Beirat einem multiprofessionellen und interdisziplinären Expertengremium, welches den/die
Bundesminister/in für Gesundheit zum Thema Krebsprävention und -versorgung
berät.
Die Expertengruppe definierte - basierend auf einer IST-Stand-Analyse zur aktuellen
Situation der Onkologie in Österreich - Ziele, Maßnahmen und Messgrößen. Neben
den Themen Prävention, Diagnostik, Behandlung und Forschung wurden auch
Bereiche mit eingeschlossen, welche sonst eher weniger im Mittelpunkt stehen, wie
die Psychoonkologie, die Palliativ- und Hospizversorgung, die onkologische
Rehabilitation und die Epidemiologie, welche auf den Daten der Statistik Austria
aufbaute.
Für die Zielgruppen „Kinder und Jugendliche“ und „Ältere Menschen“ wurden eigene
Ziele definiert, da deren Versorgung eine besondere Herausforderung darstellt.
Für die einzelnen zu behandelnden Bereiche wurden nicht nur operative Ziele
definiert, welche der Verhaltensprävention zuzuschreiben sind, sondern es wurde
auch auf verhältnispräventionsassoziierte Ziele großer Wert gelegt. Dies verdeutlicht
die Notwendigkeit, nach dem „Health in all Policies“-Ansatz zu operieren und alle
dem Thema Gesundheit und Prävention verschriebenen Bereiche in deren
Umsetzung mit einzubeziehen.
Ausschlaggebend
für
die
Argumentation
gegenüber
Gesundheitspolitik
und
Entscheidungsträgern ist der Bereich der Epidemiologie, welcher nicht nur ISTStand-Analysen zulässt, sondern wichtige Aussagen über zukünftige Entwicklungen
tätigen und somit Bereiche beleuchten kann, welche künftig mehr Bedeutung
bekommen werden, wie zum Beispiel die Palliativ- und Hospizversorgung. Deswegen
sind die Genauigkeit und der Ausbau der Datensammlung auch ein besonders
wichtiger
Aspekt
des
nationalen
Krebsrahmenprogramms,
da
dadurch
die
Aufmerksamkeit konkret auf Bereiche gelenkt werden kann, welche ansonsten
vielleicht eher stiefmütterlich behandelt werden (http://www.bmgf.gv.at/cms/home/
attachments/2/7/0/CH1480/CMS1412233312313/krebsrahmenprogramm.pdf,
28.7.2016).
28
9.2 Krebsvorsorgeuntersuchungen
Die Vorsorgeuntersuchung hat zum einen das Ziel, gesundheitliche Risikofaktoren zu
vermeiden und zum anderen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen, wobei der
Schwerpunkt auf der Prävention, Früherkennung und Senkung der Mortalität von
Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen liegt.
Krebsvorsorge für Frauen:

Krebsabstrich: Einmal jährlich sollte ab dem 18. Lebensjahr ein Krebsabstrich
bei einem/einer Gynäkologen/in durchgeführt werden.

Tastuntersuchung der Brust durch den Arzt

Selbstuntersuchung der Brust

Mammografie: Hierdurch können nicht tastbare kleine Tumore festgestellt
werden. Seit 2014 erhalten Frauen zwischen 45 und 69 Jahren im Rahmen
des nationalen Brustkrebs-Früherkennungsprogramms alle zwei Jahre eine
Einladung. Frauen zwischen 40 und 44 Jahren und ab dem 71. Lebensjahr
können sich für eine Einladung registrieren und erhalten diese folglich auch
alle zwei Jahre automatisch zugesandt.

Okkulttest: der Test auf nicht sichtbare Blutbeimengungen im Stuhl sollte ab
dem 41. Lebensjahr einmal jährlich durchgeführt werden.

Koloskopie: Eine Darmspiegelung sollte ab dem 51. Lebensjahr alle 7-10
Jahre durchgeführt werden, um etwaige Veränderungen der Darmschleimhaut
zu erkennen und zu untersuchen.

Hautselbstuntersuchung: Diese sollte zwei Mal im Jahr, jeweils vor und nach
dem Sommer, durchgeführt werden. Ergänzend dazu sollte einmal jährlich
ein/e
Dermatologe/in
aufgesucht
werden
(https://www.krebshilfe.net/
information/ krebs-vorsorge/frauen/, 26.7.2016).
Krebsvorsorge für Männer:

Selbstuntersuchung der Hoden: Dies ist ab dem 21. Lebensjahr einmal im
Monat empfohlen.

Prostatauntersuchung durch den Arzt: Ab dem 46. Lebensjahr sollte die
Prostatakrebsfrüherkennungsuntersuchung regelmäßig durchgeführt werden.
29

Harnuntersuchung:
Die
Untersuchung
auf
Blut
im
Harn
sollte
zur
Blasenkrebsprävention regelmäßig ab dem 41. Lebensjahr gemacht werden.

Okkulttest: Der Test auf nicht sichtbare Blutbeimengungen im Stuhl sollte ab
dem 41. Lebensjahr einmal jährlich durchgeführt werden.

Koloskopie: Eine Darmspiegelung sollte ab dem 51. Lebensjahr alle 7-10
Jahre durchgeführt werden, um etwaige Veränderungen der Darmschleimhaut
zu erkennen und zu untersuchen.

Hautselbstuntersuchung: Diese sollte zwei Mal im Jahr, jeweils vor und nach
dem Sommer, durchgeführt werden. Ergänzend dazu sollte einmal jährlich ein
Dermatologe
aufgesucht
werden
(https://www.krebshilfe.net/information/
krebs-vorsorge/maenner/, 26.7.2016).
Impfung gegen HPV:
Seit Herbst 2014 können Eltern ihre Kinder kostenlos im Rahmen des
Schulimpfprogramms oder vergünstigt bei öffentlichen Impfstellen impfen lassen. Die
kostenlose HPV-Impfung erhalten Mädchen und Buben ab dem 10. bis zum 13.
Lebensjahr. Für Kinder ab dem 13. bis zum 16. Lebensjahr bieten die Bundesländer
„Nachholimpfungen“
(Catch-up-HPV-Impfungen)
stark
vergünstigt
an
(http://
www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/4/9/5/CH1100/CMS1409912120595/
hpv_broschuere.pdf, 26.7.2016).
30
10 Diskussion
Mithilfe der Literaturrecherche konnte die Forschungsfrage beantwortet werden,
diese
lautete
„Kann
einer
Krebsentstehung
vorgebeugt
werden
und
sind
Krebsvorsorgeuntersuchungen in der Regel sinnvoll?“.
Wie im Punkt 4 beschrieben, können wir selbst sehr wohl dazu beitragen, ob sich
unser persönliches Risiko für eine Krebsentstehung erhöht oder senkt. Auch wenn
eine Neuentstehung von Krebs ein meist multifaktoriell bedingtes Geschehen ist und
Ursachen, wie eine Zellmutation, nicht verhindert werden können, gibt es dennoch
einige
Faktoren,
welche
unserer
eigenen
Verantwortung
und
der
der
Gesundheitspolitik unterliegen, wie zum Beispiel das Rauchen, die körperliche
Betätigung, die Ernährung oder Umweltbelastungen. Denn auch, wenn präventive
Vorsorgeuntersuchungen durchaus Sinn machen, darf man die Verantwortlichkeit
nicht nur in deren Hände legen.
Die Vorsorgeuntersuchungen sorgen von Zeit zu Zeit für unterschiedliche Meinungen
und Verunsicherung in der Bevölkerung, meist dann, wenn eine jahrelang als
wichtige Prävention beworbene Untersuchung, wie die Vaginalsonographie, bei der
jährlichen gynäkologischen Kontrolle plötzlich nicht mehr von der Krankenkassa
bezahlt wird. Dann fragt man sich natürlich als Laie, woher nun plötzlich diese
Erkenntnis kommt oder ob es sich nicht doch vielleicht um einen ausschließlich
finanziellen Aspekt handelt.
Doch
haben
sich
Vorsorgeuntersuchungen
allgemein
und
Krebsvorsorgeuntersuchungen im Speziellen seit deren Einführung in Österreich im
Jahre
1974
durchaus
bewährt.
Denn
lag
davor
die
durchschnittliche
Lebenserwartung der Frauen bei zirka 75 Jahren und die der Männer bei etwa 67
Jahren, leben Frauen heute um durchschnittlich sieben und Männer um acht Jahre
länger. Auch in Bezug auf einzelne Erkrankungen konnten seither deutliche Erfolge
erzielt
werden.
Zum
Beispiel
konnte
seit
der
Einführung
der
PAP-
Abstrichuntersuchung die Sterblichkeitsrate bei Gebärmutterhalskrebs um die Hälfte
gesenkt werden.
Abschließend ist zu sagen, auch wenn in den Jahren Vorsorgeuntersuchungen
dazugekommen oder wieder aus dem Standardvorsorgeprogramm genommen
worden sind, liegt das nicht immer nur an engeren Budgetierungen, sondern auch an
31
den
Weiterentwicklungen
in
den
medizinischen
und
wissenschaftlichen
Erkenntnissen.
32
11 Literaturverzeichnis
Friedrichs K., Oellerich H., Wessels M. (2014) Brustkrebs – Der Leitfaden durch das
große Therapieangebot. 2. Auflage, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München.
Majorczyk S. (2014) Das Handbuch gegen Krebs – Neues Wissen. Neue Hoffnung.
Neue Therapien. Zabert Sandmann GmbH Verlag, München.
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
Petru E., Petru C., Klocker-Kaiser U, Klocker J. (2010) Chemotherapie - Eine
praxisorientierte Hilfe für PatientInnen, Angehörige und Betreuer. 3. Auflage, UniPress Verlag, Graz.
Zeimet
A.,
Frank
A.,
Wiesbauer
P.,
Schwarzl
S.
(2007)
Systemische
Malignomtherapie in der gynäkologischen Onkologie – Leitfaden für Ärzte und
Pflegepersonen. Springer Verlag Wien New York, Wien.
33
12 Internetquellen
https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/
Rehabilitation_Brustkrebs_LN1.html#headline21 (15.7.2016)
http://www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/4/9/5/CH1100/CMS1409912120595/
hpv_broschuere.pdf (26.7.2016)
https://www.krebshilfe.net/information/krebs-vorsorge/maenner/ (26.7.2016)
https://www.krebshilfe.net/information/krebs-vorsorge/frauen/ (26.7.2016)
http://www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/2/7/0/CH1480/CMS1412233312313/
krebsrahmenprogramm.pdf (28.7.2016)
34
13 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Mutation und die Entstehung maligner Tumoren
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
Abbildung 2: Anlage eines planen endständigen Kolostomas (a) und eines
prominenten endständigen Ileostomas (b) durch sämtliche Schichten der
Bauchdecke
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
35
14 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Beispiele für risikoerhöhende Effekte von Ernährung auf einzelne
Krebsarten
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
Tabelle 2: Beispiele für risikosenkende Effekte von Ernährung auf einzelne
Krebsarten
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
Tabelle 3: Infektionskrankheiten als Risikofaktoren für maligne Tumoren
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
Tabelle 4: Sexuelle Risikofaktoren für die Entwicklung weiblicher Tumoren
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
Tabelle 5: Krebserzeugende Substanzen und Krebserkrankungen
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
Tabelle 6: Beispiele an Medikamenten mit erhöhtem Krebsrisiko
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
36
Tabelle 7: Einteilung von Komplementär- und Alternativmedizin gemäß dem
NCCAM
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
Tabelle 8: Meist angewandte Komplementärmedizin (KM), nach Land/Kontinent
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
Tabelle
9:
Mögliche
Wechselwirkungen
und
Nebenwirkungen
von
komplementären Substanzen
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
Tabelle 10: Die 4 häufigsten Stomakomplikationen
Margulies A., Kroner Th., Gaisser A., Bachmann-Mettler I. (2011) Onkologische
Krankenpflege. 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
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