Klaus Keil, Leiter der RISM Zentralredaktion, Sophienstraße 26, 60487 Frankfurt am Main e-mail: [email protected] Laon-Laon Forum and Conference-Workshop on Preservation of Music Heritage in Asia October 14 – 16, 2014 Balay Kalinaw, U.P. Diliman, Quezon City Philippinen Auf Einladung der University of the Philippines, College of Music und UP Center for Ethnomusicology habe ich an der oben genannten Tagung teilgenommen. Seit 2012 hat RISM Kontakt zum Dean des College of Music, Dr. Jose Buenconsejo. Konservatorium und das Center for Ethnomusicology befinden sich auf dem Campus der University of the Philippines außerhalb von Manila. Dort fand auch die Tagung statt. Abb. 1: Tagungsort: Ikeda-Hall (eigenes Foto) Das Internationale Quellenlexikon der Musik (RISM) erfasst in verschiedenen Serien weltweit alle bis ca. 1800 entstandenen Musikalien. In der Zentralredaktion werden diese Ergebnisse in einer zentralen Datenbank gespeichert und veröffentlicht. Gegenwärtig konzentriert sich die Arbeit auf die Serie A/II Musikhandschriften nach 1600. Dazu beschreiben in vielen Ländern selbständige nationale Arbeitsgruppen die Quellen in ihren Bibliotheken und Archiven. Seit 2010 steht die RISM Datenbank als Online Katalog kostenfrei im Internet zur Recherche bereit. Sie enthält inzwischen ca. 890.000 Einträge und ist damit die größte Datenbank mit Nachweisen von schriftlichen Musikquellen. Die Quellen werden in 1.060 Institutionen aufbewahrt, die sich in 38 Ländern befinden. Im Konservatorium in Manila liegt ein Nachlass mit gedruckten und handschriftlichen Altbeständen. Ich konnte vor allem die handschriftlichen Bestände ansehen, die aus Komponistennachlässen aus der Zeit zwischen 1870 und 1930 bestehen. Da die Bestände vorher in Privatbesitz und nicht professionell aufbewahrt waren, sind sie in einem sehr schlechten Zustand. Die besonderen klimatischen Verhältnisse, es ist sehr warm und feucht, fördern den schnellen Verfall der Quellen und machen folglich einen umso größeren Aufwand bei der Restaurierung notwendig. Tatsächlich wurde auch begonnen, die einzelnen Blätter der Handschriften zu behandeln und sie in Plastikfolie einzuschweißen. Der größte Teil des Bestandes ist allerdings noch im unrestaurierten Zustand. Während der Tagung konnte ich RISM ausführlich vorstellen und konnte den Teilnehmern unseren Flyer überreichen. Die Vorstellung bestand aus einer grundsätzlichen Projektdarstellung und einer Einführung in die Benutzung des RISM Online Katalogs. Die Teilnehmer zeigten sich beeindruckt von der Möglichkeit, nach Musikincipits (Notenanfängen) suchen zu können. Seit einiger Zeit enthält der Online Katalog auch Links zu Digitalisaten, die viele Bibliotheken als Online Ressource zur Verfügung stellen. Die Links ermöglichen den Nutzern, die Quelle unmittelbar am Bildschirm einzusehen. Auch dieser Service wurde sehr positiv aufgenommen. Da eine Arbeitsgruppe um Herrn Dr. Buenconsejo mit dem RISM bei der umfangreichen Katalogisierung der Bestände nach RISM Richtlinien zusammenarbeiten will, war die Besprechung dieser Richtlinien und die Umsetzung durch Erfassung in das von RISM zur Verfügung gestellte Programm Kallisto eine wichtige Aufgabe während des Besuchs. Dabei wird die Benutzung des Programms, das über das Internet unmittelbar in die Datenbank des RISM auf unserem Server in Berlin abspeichert, durch schlechte Internetverbindungen behindert. Aus diesem Grunde wurde ein kleiner Teil des Bestandes in eine Textdatei gespeichert. Wie weit wir dem Wunsch, dass diese Datei automatisch in unser System überspielt wird, entgegen kommen können, muss in nächster Zeit überprüft werden. Dazu wollen die Partner Testtitel zur Verfügung stellen. Ein großer Teil der Tagung war der Ethnologischen Musikforschung gewidmet, wobei Feldstudien mittels Ton- oder Ton-Bildaufnahmen vorgestellt und besprochen wurden. Diese Aufnahmen stellen für die Musikethnologie wichtige Quellen dar. Bisher beschäftigt sich RISM aber ausschließlich mit schriftlichen Musikquellen. Ob und inwieweit RISM dem Interesse der Teilnehmer, auch solche Quellen verzeichnet zu finden, entgegenkommen kann, erfordert noch eine ausführliche Diskussion. Immerhin wird RISM im nächsten Jahr in der Serie B einen ersten ethnomusikologischen Quellenband veröffentlichen: Tilmann Seebaß: Catalogue raisonné of the Balinese palm-leaf manuscripts with music notation. München 2015 (?). Ein für uns besonders interessantes Referat hielt der Musikforscher William Summers vom Dartmouth College, USA mit dem Thema: Rediscovering Tagalog Theater in Manila, 1848-1898, New Information and New Sources. Das Tagalog Theater war in der Altstadt von Manila angesiedelt und spielte in der genannten Zeit Werke von europäischen, vor allem spanischen Komponisten, die teilweise auch in die Philippinen ausgewandert waren. Die Informationen hat Summers im wesentlichen aus Zeitschriftenartikeln zusammengetragen. Auf meine Frage, ob er auch historische Noten gefunden hätte, verwies er auf den Brand der Altstadt 1945, bei dem neben dem Theater auch die Nationalbibliothek vollständig zerstört wurde. Obwohl er der Meinung war, dass keine Quellen mehr vorhanden seien, wusste Herr Buenconsejo doch von einigen Überresten zu berichten, die aber bisher noch nicht katalogisiert sind. Auch darum will man sich in Zukunft kümmern. Nebenbei konnte Herr Prof. Dr. Jarernchai Chonpairot für eine Zusammenarbeit in Thailand gewonnen werden. Im Allgemeinen ist in Manila die aufgrund des Wirtschaftsbooms sehr umfangreiche Bautätigkeit auffällig. Dabei stehen die modernen Hochhäuser, die oft noch nicht bezogen sind, und die riesigen Reklametafeln in eigenartigem Gegensatz zu den umliegenden Armenvierteln. Wie mir meine Gesprächspartner sagten, ist Manila die „größte Stadt auf engstem Raum“, will heißen extrem dicht besiedelt. Da der Straßenbau mit den Anschaffungen von PKWs nicht Schritt halten kann, kommt es zu so erheblichen Staus, wie man sie sich in Europa kaum vorstellen kann. Öffentliche Verkehrsmittel, die unabhängig von der Straße sind, gibt es kaum. Weder eine U- noch eine S-Bahn stehen zur Verfügung. Lediglich eine sehr veraltete Eisenbahn. Das Übliche sind kleine Busse. Abb. 2: Manilas Nahverkehr mit Kleinbussen, dahinter Marktstände (eigenes Foto) Abb. 3: Manila Innenstadt, Armenviertel (eigenes Foto) Abb. 4: Manila, Jachthafen, Neubauviertel im Hintergrund der Frachthafen (eigenes Foto) Am Abreisetag brachten die Gastgeber die ausländischen Gäste ins Nationalmuseum. Es will die Geschichte der Philippinen dokumentieren und tut das mit der Ausstellung einer rekonstruierten Hütte der Ureinwohner, sowie den Resten eines Bootes aus der Zeit vor der Kolonialisierung, aber auch eines gesunkenen und wieder gefundenen Handelsbootes aus der Zeit der Spanischen Abb. 5: Hütte im Nationalmuseum Manila (eigenes Foto) Besetzung. Weiterhin werden Flora und Fauna anhand von Abbildungen und Tierpräparaten gezeigt. Für den Bibliothekar ist eine kleine Dauerausstellung über die Schrift der indigenen Völker von besonderem Interesse. Sie wird Baybayin genannt. Abb. 6: Ausstellungsprospekt 1. Seite Ich bedanke mich bei den Gastgebern und bei der BID: Bibliothek und Information Deutschland (BI-International), die diesen interessanten Auslandsaufenthalt unterstützt hat. Klaus Keil