Kleine Geschichte der Gliazellen Die Gliazellen wurden entdeckt, bevor Rudolf Virchow das eigentliche Neuroglia-Konzept formulierte. In seiner 1838 veröffentlichten Doktorarbeit beschrieb Robert Remak Nervenfasern des peripheren Nervensystems und die sie umgebende Scheide. Später wurden diese Scheiden Schwannzellen genannt. Robert Remak (1815 – 1865) A A: Aus der hinteren Wurzel des Nervus alicujus lumbalis (200-fache Vergrößerung). a, organische Faser; b, c, primitive Röhren. d, die primitive Faser scheint nicht umhüllt zu sein. B: Primitive Fasern aus dem Kaninchen Cerebellum (110fache Vergrößerung); man kann die zarte Schicht und die transparenten Fasern erkennen. Aus Remak, 1838 B Kleine Geschichte der Gliazellen Der deutsche Physiologie Theodor Schwann bestätigt 1939 in Berlin die Entdeckungen Remaks und gibt den Zellen seinen Namen: Schwannzellen Theodor Schwann (1810 – 1882) A Kleine Geschichte der Gliazellen Rudolf Virchow prägte den Namen Glia in einem 1856 veröffentlichten Kommentar, aber richtig popularisiert wurde der Begriff, nachdem er in seinem berühmten Werk Cellularpathologie eingeführt wurde. A Rudolf Virchow (1821 - 1902) A: Zahlreiche Bindegewebszellen und Zellkerne; E, Epithel; N, Nervenbahnen; V, Blutgefäße B: Neuroglia-Elemente der weißen Substanz aus dem menschlichen Kortex; a, ein freier Zellkern mit Nucleolus; b, Zellkerne mit z.T. zerstörten Zellkörpern, c, vollständige Zellen Aus Virchow (1858) B Kleine Geschichte der Gliazellen 1851 beschrieb Heinrich Müller in Würzburg die nach ihm benannten Müller-Zellen und veröffentlichte die ersten Bilder dieser Radialglia. MüllerZellen kommen nur in der Netzhaut vor. Heinrich Müller (1820 - 1864) A A: Querschnitt durch die Frosch-Retina vom Frsoch; a, Pigment-Zellen; b, Stäbchen; c, Zapfen; e, Verdickung der Radialglia; f, mit ihrem konischen Ende am Rand B: Isolierte Radialglia aus dem Frosch Aus Müller (1856) B B Kleine Geschichte der Gliazellen Die ersten Bilder von sternförmigen Gliazellen, später Astrozyten genannt, verdanken wir dem früh verstorbenen Otto Deiters. Diese wurden erst posthum 1865 publiziert. Einige Jahre später illustrierten Jacob Henle und Friedrich Merkel gliale Netzwerke in der grauen Substanz. Friedrich Merkel (1845 - 1919) Kleine Geschichte der Gliazellen Camillo Golgi war wahrscheinlich der Erste, der Oligodendrozyten als Zellen erkannte, obwohl man zu diesem Zeitpunkt noch keine verschiedenen Namen für die Gliazellen hatte. Golgi entdeckt die Bichromate-SilberMethode (“Golgi-Methode”), die die schönsten Darstellungen der Nervenzelle ergeben. A Camillo Golgi (1843 - 1926) B Kleine Geschichte der Gliazellen Michael Lenhossek prägte den Begriff Astrozyten für sternförmige Zellen. A A: Stützzellen (Astrozyten) aus dem Rückenmark eines ¾ jährigen Kindes, mit der Golgi’schen Methode dargestellt. Michael von Lenhossek (1863 - 1937) B Kleine Geschichte der Gliazellen Die eigentliche Unterscheidung in die drei Gliazelltypen des zentralen Nervensystems gelang einem Schüler von Santiago Ramón y Cajal, Pio del Rio Hortega 1919. In einer Serie von Publikationen konnte er die Mikrogliazellen und Oligodendrozyten von den Astrozyten unterscheiden, und seit dieser Zeit kennen wir diese drei Haupttypen von Gliazellen im zentralen Nervensystem. Pio del Rio Hortega (1882 - 1945) A B A: Astrozyten B: Oligodendrozyten C: Mikrogliazellen Aus del Rio Hortega , 1932 c Kleine Geschichte der Gliazellen Alois Alzheimer beschrieb sehr ausführlich die Rolle der Gliazellen bei Erkrankungen des Gehirns. Er stellte fest, dass sich aktivierte Gliazellen um die so genannten Plaques, die bei der nach ihm benannten Alzheimer‘schen Krankheit auftreten, zu finden sind. Alois Alzheimer (1864-1915) Beiträge zur Kenntnis der pathologischen Neuroglia und ihrer Beziehung zu den Abbauvorgängen im Nervengewebe, Alzheimer, A. In: Histologische und Histopathologische Arbeiten über die Grosshirnrinde (F. Nissl and A. Alzheimer, eds.) (1910) A B